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McKinsey Deutschland<br />

April 2009<br />

<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong><br />

Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong><br />

Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

Vorwort<br />

Der <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> gewinnt für weite Teile <strong>de</strong>r Weltwirtschaft an strategischer<br />

Be<strong>de</strong>utung. Für Unternehmen und Endkun<strong>de</strong>n wird <strong>Energie</strong>effizienz zunehmend<br />

zum Entscheidungskriterium beim Kauf von Produkten o<strong>de</strong>r Dienstleistungen. Gleichzeitig<br />

verstärkt <strong>de</strong>r Kostenfaktor <strong>Energie</strong> die Notwendigkeit, nach effizienten Lösungen<br />

in <strong>de</strong>r Produktion zu suchen. Die Nachfrage nach innovativen und klimafreundlichen<br />

Techno logien zur Strom- und Wärmeerzeugung steigt. Hinter diesen Entwicklungen<br />

stehen keine modischen Trends, son<strong>de</strong>rn harte ökonomische und politische Faktoren:<br />

die lang fristig zunehmen<strong>de</strong> Knappheit traditioneller <strong>Energie</strong>träger und die Entscheidung,<br />

Treibhausgasemissionen und die damit verbun<strong>de</strong>nen negativen Klimaeffekte zu<br />

ver ringern. Infolge dieser Entwicklungen schafft <strong>de</strong>r <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> eine<br />

Vielzahl weltweiter Wachstumsmärkte. Deutsche Unternehmen verfügen über eine ausge<br />

zeichnete Ausgangsposition – sie besitzen beträchtliche Kompetenz und große Erfahrung<br />

in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Technologiebereichen; zu<strong>de</strong>m ist das Interesse an Themen<br />

rund um <strong>Energie</strong> und Klimaschutz in Deutschland seit vielen Jahren hoch.<br />

<strong>Energie</strong> als globaler <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> eröffnet Deutschland eine beson<strong>de</strong>re Wachstumschance.<br />

Damit knüpft die vorliegen<strong>de</strong> Studie an unsere letztjährige Ver öffent lichung<br />

„Deutschland 2020“ an, in <strong>de</strong>r wir gezeigt haben, dass Deutschland eine wirtschaftliche<br />

Dynamisierung benötigt, um wie<strong>de</strong>r eine europäische Spitzenposition zu erreichen<br />

und die sozialen und <strong>de</strong>mografischen Herausfor<strong>de</strong>rungen zu meistern. Wir haben in<br />

„Deutschland 2020“ skizziert, wie in <strong>de</strong>n einzelnen Wirtschaftssektoren mehr Dynamik<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n kann. Über zahlreiche Sektoren hinweg war dabei ein wichtiges Wachstumsfeld<br />

zu erkennen: <strong>Energie</strong>effizienz und Umwelttechnologie. Wegen <strong>de</strong>r hohen<br />

Be<strong>de</strong>utung dieses Themas hat McKinsey & Company die entsprechen<strong>de</strong>n An sätze<br />

in <strong>de</strong>n einzelnen Sektoren weiterentwickelt und zu einer integrierten Perspektive<br />

zusammengeführt.<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Studie analysiert <strong>de</strong>n <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> als übergreifen<strong>de</strong>s<br />

Thema <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wirtschaft: Es gilt, Wirtschaftswachstum und Klima schutzziele in<br />

Einklang zu bringen sowie die Abhängigkeit von teurer und knapper wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n fossilen<br />

<strong>Energie</strong>trägern zu verringern. Damit baut „<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong>“ auch auf <strong>de</strong>n<br />

Erkenntnissen unserer gemeinsamen Studie mit <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sverband <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Industrie (BDI) auf, in <strong>de</strong>r wir Kosten und Potenziale <strong>de</strong>r Vermeidung von Treibhausgasemissionen<br />

in Deutschland untersucht haben.<br />

Wir i<strong>de</strong>ntifizieren in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Studie zu<strong>de</strong>m Erfolgsfaktoren und entwickeln<br />

An sätze zur Realisierung <strong>de</strong>s Marktpotenzials einerseits und <strong>de</strong>r finanziell rentablen<br />

<strong>Energie</strong> sparmaßnahmen, die sich durch <strong>de</strong>n <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> er geben,<br />

an<strong>de</strong>rer seits. Durch gemeinsame Initiativen mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft<br />

wollen wir im weiteren Verlauf <strong>de</strong>s Jahres einen Beitrag dazu leisten, dass<br />

Wachs tums chancen ergriffen wer<strong>de</strong>n.<br />

3


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung 6<br />

2. <strong>Energie</strong> als strategischer <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> 8<br />

2.1 Nachhaltiger Umgang mit <strong>Energie</strong>ressourcen: Schlüssel zum Erfolg für<br />

Unternehmen und Volkswirtschaften 9<br />

2.2 <strong>Energie</strong> für 40% <strong>de</strong>r Weltwirtschaft von strate gischer Be<strong>de</strong>utung 12<br />

3. <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> als Chance für Deutschland –<br />

gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Krise 16<br />

3.1 Deutsche Wirtschaft mit guter Ausgangsposition im neuen Wettbewerbsumfeld 17<br />

3.2 Die Chance nutzen: Produktmärkte erschließen, <strong>Energie</strong>produktivität steigern,<br />

Lösungen ent wickeln und praktisch erproben 19<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Markt poten zial in<br />

Wachstumskernen im Jahr 2020 20<br />

4.1 Transport und Verkehr: 325 Mrd. EUR Markt potenzial aus effizienteren und<br />

emissionsärmeren Pkw-Technologien 23<br />

4.2 Gebäu<strong>de</strong>: 180 Mrd. EUR Marktpotenzial aus effizienteren Gebäu<strong>de</strong>-<br />

technologien 28<br />

4.3 Maschinen- und Anlagenbau: 120 Mrd. EUR Markt potenzial aus effizienteren<br />

Technologien 32<br />

4.4 Informationstechnologie und IT-Services: 30 Mrd. EUR Marktpotenzial aus<br />

innovativen IT-Systemen im <strong>Energie</strong>management 36<br />

4.5 <strong>Energie</strong>wirtschaft: 345 Mrd. EUR Marktpotenzial aus Technologien für<br />

Kernkraft, erneuerbare <strong>Energie</strong>n und CO2-Abscheidung 40<br />

5. <strong>Energie</strong>produktivität steigern: 53 Mrd. EUR Einsparpotenzial in<br />

<strong>de</strong>utschen Unternehmen und Haushalten im Jahr 2020 46<br />

5.1 Transport und Verkehr: 22 Mrd. EUR Einspar potenzial bei Fahrzeugen<br />

sowie in Verkehrs steuerung und Logistik 48<br />

5.2 Gebäu<strong>de</strong>: 21 Mrd. EUR Einsparpotenzial durch energetische Sanierung<br />

von Immobilien 50<br />

5.3 Industrielle Produktion: 10 Mrd. EUR Einspar potenzial durch integrierte<br />

Produktionssysteme 51<br />

6. Lösungen entwickeln: Erfolgs fak toren zur Realisierung <strong>de</strong>r Potenziale 54<br />

6.1 Erfolgsfaktoren für Unternehmen 55<br />

6.2 Effektive Rahmensetzung durch <strong>de</strong>n Staat 57<br />

7. Lösungen praktisch erproben: Pilot initiativen 62<br />

5


6<br />

<strong>Energie</strong> wird – gera<strong>de</strong> für Deutschland – zu einem strategischen<br />

Wettbewerbs faktor. Der Exportweltmeister kann<br />

zum <strong>Energie</strong> weltmeister wer<strong>de</strong>n. Die Weichenstellung<br />

dafür muss jetzt erfolgen<br />

1. Einleitung


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

1. Einleitung<br />

Die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft steht am Beginn einer neuen wirtschaftlichen Ära – und kann<br />

sie mitgestalten. Weltweit richten sich die Bestrebungen um <strong>de</strong>n effizienten Einsatz von<br />

Produktionsfaktoren zunehmend auf <strong>de</strong>n Faktor <strong>Energie</strong>. Während die Produktivität <strong>de</strong>s<br />

Kapitaleinsatzes und <strong>de</strong>r Arbeitsleistung bereits seit Jahrzehnten im Fokus steht, bietet<br />

die Produktivität beim Einsatz insbeson<strong>de</strong>re fossiler <strong>Energie</strong>träger in vielen Bereichen<br />

noch erhebliche Reserven. Zusätzlich gewinnt <strong>Energie</strong> aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>quellen<br />

an Be<strong>de</strong>utung. Diese längerfristigen Entwicklungen treffen zusammen mit <strong>de</strong>r aktuellen<br />

welt weiten Wirtschaftskrise. Das verstärkt die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Umorien tierung, vergrößert<br />

aber auch die damit verbun<strong>de</strong>nen Chancen, wenn sich etablierte Industrie- und<br />

Wett bewerbsstrukturen verän<strong>de</strong>rn. Für leistungsstarke Unternehmen ergeben sich<br />

daraus nicht nur Risiken, son<strong>de</strong>rn neue Handlungsmöglichkeiten (Kapitel 2).<br />

Gera<strong>de</strong> jetzt kann sich die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft auf <strong>de</strong>n <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong><br />

fokussieren und so erhebliches Potenzial erschließen. Der Exportweltmeister als <strong>Energie</strong><br />

weltmeister: <strong>Energie</strong>effizienz spielt für globale Märkte mit einem Umsatzvolumen von<br />

36.500 Mrd. EUR eine wesent liche Rolle – 2.380 Mrd. EUR davon allein in Deutschland.<br />

Deutsche Anbieter verfügen dank ihrer technologischen Basis und <strong>de</strong>r über Jahre gewachsenen<br />

Sensibilität für diese Themen über eine herausragen<strong>de</strong> Startposition. In <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Wirtschaft arbeiten mehr als 12,4 Mio. Menschen in Branchen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r<br />

<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> eine wichtige Rolle spielt. Die konsequente Ausrichtung auf<br />

dieses Thema ist somit eine große Chance, wenn nicht sogar ein volkswirtschaftlicher<br />

Imperativ für Deutschland (Kapitel 3 und 4).<br />

Produkte und Prozesse nach Kriterien <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz zu optimieren, erzeugt einen<br />

nachhaltigen Kostenvorteil für Unternehmen und Verbraucher. Unternehmen müssen<br />

sich ebenso wie Privathaushalte auf langfristig hohe <strong>Energie</strong>kosten einstellen; daran<br />

än<strong>de</strong>rn auch die gesunkenen Ölpreise seit Beginn <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise nichts. Wenn<br />

<strong>de</strong>utsche Unternehmen und Haushalte alle Potenziale für mehr <strong>Energie</strong>produktivität<br />

er schließen, die sich finanziell rechnen, können sie allein dadurch ihre Kosten im Jahr<br />

2020 um 53 Mrd. EUR p.a. senken. Das wäre ein substanzieller Beitrag zur Sicherung<br />

<strong>de</strong>r Wett bewerbsfähigkeit und damit auch von Arbeitsplätzen in Deutschland (Kapitel 5).<br />

Neue Märkte und niedrigere Kosten: Eine konsequente Ausrichtung auf <strong>de</strong>n <strong>Wettbewerbsfaktor</strong><br />

<strong>Energie</strong> hat gleich in doppelter Hinsicht Potenzial, Deutschland bei <strong>de</strong>r<br />

Bewältigung <strong>de</strong>r Krise zu unterstützen – wenn die erfor<strong>de</strong>rlichen Schritte unternommen<br />

wer<strong>de</strong>n, um konkrete Lösungen zur Erschließung <strong>de</strong>s Potenzials in Angriff zu nehmen<br />

(Kapitel 6 und 7).<br />

7


8<br />

<strong>Energie</strong> wird knapper und teurer – damit wird sie für<br />

Unter nehmen ebenso wie für ganze Volkswirtschaften zu<br />

einem immer wichtigeren Produktionsfaktor. Wohlstand<br />

und Wachstum hängen zunehmend davon ab, dass<br />

<strong>Energie</strong> effizient eingesetzt wird<br />

2. <strong>Energie</strong> als strategischer<br />

<strong>Wettbewerbsfaktor</strong>


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

2. <strong>Energie</strong> als strategischer <strong>Wettbewerbsfaktor</strong><br />

Wohlstand und Wachstum mo<strong>de</strong>rner Gesellschaften beruhen zu einem erheblichen Teil<br />

darauf, dass <strong>Energie</strong> in ausreichen<strong>de</strong>m Umfang überall dort zur Verfügung steht, wo<br />

sie gebraucht wird – in Form von Strom, Brenn- und Kraftstoffen o<strong>de</strong>r als Rohstoff für<br />

die Industrie, etwa in <strong>de</strong>r Petrochemie. Lange war es selbstverständlich, dass fossile<br />

<strong>Energie</strong>träger – Öl, Gas, Stein- und Braunkohle – <strong>de</strong>n größten Anteil an <strong>de</strong>r weltweiten<br />

<strong>Energie</strong>versorgung haben. Die Ölkrisen <strong>de</strong>r 70er Jahre haben dies jedoch erstmals in<br />

Frage gestellt. In <strong>de</strong>r Folge kam es zu einem Innovationsschub in <strong>de</strong>r Stromerzeugung<br />

(auch bei erneuerbaren <strong>Energie</strong>n) sowie zu einer <strong>de</strong>utlichen Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz<br />

in vielen Industrielän<strong>de</strong>rn. Dennoch beträgt <strong>de</strong>r Anteil fossiler Brennstoffe an<br />

<strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>versorgung <strong>de</strong>r westlichen Industrielän<strong>de</strong>r heute noch mehr als 80%.<br />

Seit <strong>de</strong>r ersten Ölkrise haben sich zwar Wirtschaftswachstum und <strong>Energie</strong>verbrauch<br />

in vielen Industrielän<strong>de</strong>rn entkoppelt, <strong>de</strong>nnoch ist <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>bedarf <strong>de</strong>r Welt stetig<br />

gewachsen – und wird in Zukunft noch weiter zunehmen, insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n großen<br />

Schwellen län<strong>de</strong>rn wie China und Indien. Überdies wer<strong>de</strong>n auf Grund <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Knappheit fossiler <strong>Energie</strong>träger <strong>de</strong>ren Preise langfristig weiter steigen, schließlich sind<br />

die großen Öl- und Gasvorkommen in weni gen Weltregionen konzentriert, die nicht alle<br />

als politisch stabil gelten. Zugleich erhöhen die von <strong>de</strong>r Politik vereinbarten Ziele und<br />

Maßnahmen zur Senkung von Treibhausgasemissionen <strong>de</strong>n Druck gegen die Nutzung<br />

fossiler <strong>Energie</strong>träger – <strong>de</strong>rzeit vor allem in <strong>de</strong>n westlichen Industrienationen.<br />

In vielen Industrien wird <strong>Energie</strong> damit zu einem wichtigen <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> im glo balen<br />

Streben nach Kostenvorteilen und Marktanteilen. Für Unternehmen, die zusammen<br />

rund 40% <strong>de</strong>s weltweiten Umsatzes erwirtschaften, spielt es eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle,<br />

welche Form von <strong>Energie</strong> in welcher Menge und zu welchen Kosten in Produktionsprozesse<br />

ein fließt bzw. bei <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>r Endprodukte verbraucht wird. Mehr<br />

und mehr Unter nehmen müssen <strong>de</strong>shalb <strong>Energie</strong> als eine zentrale Stellgröße bei ihren<br />

strategischen und operativen Entscheidungen berücksichtigen.<br />

2.1 Nachhaltiger Umgang mit <strong>Energie</strong>ressourcen:<br />

Schlüssel zum Erfolg für Unternehmen und Volkswirtschaften<br />

Der <strong>Energie</strong>bedarf <strong>de</strong>r Welt nimmt weiter zu – trotz <strong>de</strong>s in vielen Län<strong>de</strong>rn bereits heute<br />

erreichten hohen Niveaus <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>produktivität. Gegenwärtig verbrauchen Industrieunternehmen,<br />

Transportmittel und Haushalte weltweit ca. 12 Mrd. t Öläquivalent p.a. Bis<br />

2020 wird <strong>de</strong>r Verbrauch voraussichtlich auf mehr als 15 Mrd. t Öläquivalent p.a. ansteigen,<br />

was einem jährlichen Wachstum von 2% entspricht (Abb. 1). Der größte Teil dieses<br />

Wachstums resultiert aus <strong>de</strong>m Bevölkerungsanstieg und <strong>de</strong>r fortschreiten<strong>de</strong>n Industrialisierung<br />

in <strong>de</strong>n großen Schwellenlän<strong>de</strong>rn: Allein China, Indien und Russland sind für<br />

55% <strong>de</strong>s Anstiegs bis 2020 verantwortlich. Allerdings bleibt <strong>de</strong>r Pro-Kopf-Verbrauch<br />

von <strong>Energie</strong> in diesen Län<strong>de</strong>rn damit noch immer <strong>de</strong>utlich hinter <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Industrienationen<br />

zurück: Im Jahr 2020 wird ein Einwohner in <strong>de</strong>n USA 7,2 t Öläquivalent p.a.<br />

verbrauchen, in Europa wer<strong>de</strong>n es 3,5 t sein, in China 2,3 t und in Indien 0,6 t.<br />

9


10<br />

Abbildung 1<br />

Weltweiter <strong>Energie</strong>verbrauch<br />

Primärenergie in Mrd. Tonnen Öläquivalent p.a.<br />

12,1<br />

2008<br />

15,1<br />

IEA-<br />

Referenzszenario<br />

QUELLE: IEA World Energy Outlook 2008; EIA International Energy Outlook 2008; McKinsey Global Institute<br />

Zur Deckung <strong>de</strong>s weltweiten <strong>Energie</strong>bedarfs wer<strong>de</strong>n auch in <strong>de</strong>n nächsten Jahrzehnten<br />

fossile <strong>Energie</strong>träger einen großen Beitrag leisten – im Jahr 2020 kommen voraussichtlich<br />

noch immer ca. 80% <strong>de</strong>r weltweit eingesetzten <strong>Energie</strong> aus Öl, Gas o<strong>de</strong>r Kohle,<br />

auch im Jahr 2030 wird dieser Anteil kaum unter 70% liegen. 1 Allerdings steigt – vor<br />

allem in <strong>de</strong>n westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn – <strong>de</strong>r Druck auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft,<br />

Alternativen zum Verbrauch dieser „klassischen“ <strong>Energie</strong>träger zu entwickeln.<br />

Der nachhaltige Umgang mit <strong>Energie</strong>ressourcen gewinnt für Industrienationen aus drei<br />

Grün<strong>de</strong>n an Be<strong>de</strong>utung.<br />

• Steigen<strong>de</strong> Preise für fossile <strong>Energie</strong>träger: Seit Beginn <strong>de</strong>r 90er Jahre ist <strong>de</strong>r Ölpreis<br />

<strong>de</strong>utlich stärker gestiegen als das allgemeine Preisniveau. Während sich die Preise<br />

in Deutschland zwischen 1991 und 2009 allgemein nur um 1,1% p.a. erhöhten, verzeichnete<br />

<strong>de</strong>r weltweite Ölpreis einen jährlichen Anstieg von 6,3%. 2 In an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn<br />

verlief die Entwicklung ähnlich: Dem jährlichen Ölpreisanstieg stehen all gemeine<br />

Preisanstiege von 1,9% in <strong>de</strong>n USA, 1,6% in Großbritannien und 1,1% in Frankreich<br />

gegen über. Trotz <strong>de</strong>s <strong>de</strong>rzeitigen Preisrückgangs ist davon auszugehen, dass <strong>de</strong>r<br />

Öl preis langfristig kaum unter 60 USD/Barrel liegen wird. Die International Energy<br />

Agency (IEA) prognostiziert für 2020 einen Ölpreis von ca. 110 USD/Barrel. Denn<br />

sie erwartet als Folge <strong>de</strong>r aktuellen Wirtschaftskrise einen Anstieg <strong>de</strong>s Ölpreises, da<br />

Investitionen in die Erschließung von Ölfel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>rzeit zurückgehen und das Angebot<br />

nicht mit <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n Nachfrage in <strong>de</strong>n nächsten Jahren Schritt halten wird. 3 Ein<br />

steigen<strong>de</strong>r Ölpreis be<strong>de</strong>utet auch, dass die traditionell starken Preisschwankungen<br />

in Absolut beträgen gerechnet weiter zunehmen. Die Kosten für fossile <strong>Energie</strong>träger<br />

wer<strong>de</strong>n damit zu einer größeren und weniger berechenbaren Belastung für Unternehmen<br />

und Volkswirtschaften.<br />

1 Vgl. International Energy Agency, World Energy Outlook, 2008.<br />

2 Bei einem angenommenen Ölpreis von 60 USD/Barrel für 2009.<br />

3 Vgl. International Energy Agency, World Energy Outlook, 2008.<br />

Jährliche Wachstumsrate<br />

1,9% 2,0% 2,2%<br />

15,3<br />

EIA-<br />

Referenzszenario<br />

2020<br />

15,7<br />

MGI-<br />

Standardszenario


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

2. <strong>Energie</strong> als strategischer <strong>Wettbewerbsfaktor</strong><br />

• Ziele und Maßnahmen zur Senkung von Treibhausgasemissionen: In <strong>de</strong>n 90er Jahren<br />

haben die meisten Industrielän<strong>de</strong>r begonnen, Ziele und Maßnahmen zur Senkung<br />

von Treibhausgasemissionen zu entwickeln. Auf europäischer Ebene wur<strong>de</strong> im Jahr<br />

2007 eine verbindliche Selbstverpflichtung beschlossen, die Treibhausgas emissionen<br />

bis 2020 um 20% zu reduzieren (gegenüber 1990). Das Ziel soll auf 30% erhöht<br />

wer<strong>de</strong>n, sobald an<strong>de</strong>re Industrielän<strong>de</strong>r ähnliche Ziele vereinbaren. Nach <strong>de</strong>m<br />

Regierungs wechsel in <strong>de</strong>n USA wird auch dort ein Klimaschutzgesetz vorbereitet.<br />

Mit Blick auf die COP15-Verhandlungen in Kopenhagen im Dezember 2009 sind<br />

zahl reiche Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit bestrebt, eine internationale Verpflichtung zur Reduzierung<br />

<strong>de</strong>r Emissionen bis 2020 um 25 bis 30% gegenüber 1990 zu erreichen. Falls<br />

die welt weiten Emissionen – verglichen mit <strong>de</strong>m Basisjahr 1990 – um 35% gesenkt<br />

wer<strong>de</strong>n sollen, entspricht das im Jahr 2030 zusätzlichen globalen Investitionen in<br />

Klima schutzmaßnahmen von 810 Mrd. EUR p.a. 4<br />

• Geografische Konzentration fossiler <strong>Energie</strong>träger in wenigen und nicht immer politisch<br />

stabilen Regionen: Auf die lokalen Ölvorkommen in Europa und in <strong>de</strong>n USA<br />

entfällt bereits heute nur noch ein knappes Fünftel <strong>de</strong>r weltweiten Ölversorgung, bei<br />

Erd gas ist es etwa ein Drittel. Bis 2020 wer<strong>de</strong>n zwei Drittel <strong>de</strong>r globalen Erdölför<strong>de</strong>rung<br />

in <strong>de</strong>n Golfstaaten, in Afrika und in <strong>de</strong>n Staaten <strong>de</strong>r ehemaligen Sowjetunion<br />

statt fin<strong>de</strong>n – heute stammt nur etwas mehr als die Hälfte <strong>de</strong>r Erdölversorgung aus<br />

diesen Regionen. Erdgas wird im Jahr 2020 zu rund <strong>de</strong>r Hälfte in <strong>de</strong>n genannten<br />

Regionen geför<strong>de</strong>rt – heute sind es nur ca. 40%. Diese zunehmen<strong>de</strong> Abhängigkeit<br />

wird durchaus kritisch gesehen; sie verstärkt <strong>de</strong>n Wunsch <strong>de</strong>r Industrielän<strong>de</strong>r, ihre<br />

Ver sorgungs sicherheit von <strong>Energie</strong>importen unabhängiger zu machen.<br />

Für das Jahr 2020 wur<strong>de</strong>n Szenarien mit einem Ölpreis von 60 USD/Barrel<br />

und 110 USD/Barrel gerechnet<br />

Die <strong>Energie</strong>preise, in <strong>de</strong>r aktuellen Krise auf einen niedrigen Stand gefallen, wer<strong>de</strong>n<br />

allen Prognosen zufolge wie<strong>de</strong>r steigen. Nach jüngsten, krisenangepassten Analysen<br />

<strong>de</strong>r International Energy Agency (IEA), <strong>de</strong>r Energy Information Administration<br />

(EIA) und von Global Insight ist für das Jahr 2020 ein Ölpreis zwischen 60 und 180<br />

USD/Barrel zu erwarten – am wahrscheinlichsten sind ca. 110 USD/Barrel.<br />

Hauptgrün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n erneuten Anstieg sind das globale Wirtschaftswachstum<br />

nach <strong>de</strong>r Krise (vor allem in Indien und China) und ein Investitionsrückstau bei <strong>de</strong>r<br />

Ölinfrastruktur infolge <strong>de</strong>r Krise. In je<strong>de</strong>m Fall ist von Preisschwankungen und (teilweise<br />

spekulativ bedingten) Preissprüngen auszugehen. Sehr unwahrscheinlich<br />

scheint hingegen allein aus technischen Grün<strong>de</strong>n und wegen <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Ressourcenverknappung, dass <strong>de</strong>r Ölpreis längerfristig unter 60 USD/Barrel bleibt.<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n rechnen wir daher mit 60 USD/Barrel als Basisszenario, um die<br />

Potenziale aufzuzeigen, die selbst bei konservativen Ölpreisannahmen für <strong>de</strong>utsche<br />

Unternehmen und Haushalte möglich sind.<br />

4 Vgl. McKinsey & Company, Pathways to a Low-Carbon Economy – Version 2 of The Global Greenhouse Gas Abatement Cost<br />

Curve, 2009.<br />

11


12<br />

Abbildung 2<br />

2.2 <strong>Energie</strong> für 40% <strong>de</strong>r Weltwirtschaft von strategischer<br />

Be<strong>de</strong>utung<br />

Weltweit wur<strong>de</strong>n im Jahr 2008 Umsätze von 90.750 Mrd. EUR erwirtschaftet. Etwa<br />

40% hiervon – ca. 36.500 Mrd. EUR – entfielen auf Unternehmen bzw. Industrien, für<br />

die es eine strategisch entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle spielt, welche Form von <strong>Energie</strong> in welcher<br />

Menge und zu welchen Kosten in Produkten und Produktionsprozessen verbraucht wird<br />

(Abb. 2). Dieser Anteil wird bis 2020 voraussichtlich konstant bleiben.<br />

<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – relevante Sektoren<br />

Weltweite Umsätze 2008, in Mrd. EUR<br />

100% = 90.750<br />

60% 40%<br />

QUELLE: Global Insight; World Industry Monitor, Februar 2009; McKinsey<br />

100% = 36.500<br />

7.650<br />

7.440<br />

9.830<br />

1.710<br />

1.110<br />

8.760<br />

Transport und Verkehr<br />

Gebäu<strong>de</strong>technik und<br />

Bauwirtschaft<br />

<strong>Energie</strong>intensive Industrien<br />

Maschinen- und Anlagenbau<br />

IT und IT-Services<br />

<strong>Energie</strong>wirtschaft<br />

Der <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> spielt in vielen Wirtschaftssektoren eine strategische<br />

Rolle (Abb. 3).<br />

• Transport und Verkehr (7.650 Mrd. EUR): Hersteller von Transportmitteln (Autos,<br />

Züge, Flugzeuge, Schiffe) und <strong>de</strong>ren Zulieferer sowie Transportdienstleister (Bahnunternehmen,<br />

Fluglinien, Logistikdienstleister)<br />

• Gebäu<strong>de</strong>technik und Bauwirtschaft (7.440 Mrd. EUR): Unternehmen, die Materialien<br />

und Dienstleistungen für <strong>de</strong>n Neubau und die Renovierung von Gebäu<strong>de</strong>n zur Verfügung<br />

stellen (inklusive Haushaltselektronik)<br />

• <strong>Energie</strong>intensive Industrien (9.830 Mrd. EUR): Unternehmen in Branchen, in <strong>de</strong>nen<br />

<strong>Energie</strong>kosten mehr als 5% <strong>de</strong>s Produktionswerts 5 ausmachen (vor allem Stahl,<br />

Nichteisenmetalle, Chemie, Papier und Zellstoff)<br />

• Maschinen­ und Anlagenbau (1.710 Mrd. EUR): Hersteller, die Unternehmen an<strong>de</strong>rer<br />

Industriebranchen mit Anlagen und Maschinen beliefern (z.B. Hersteller von Antrieben<br />

o<strong>de</strong>r Automatisierungs- und Steuerungstechnik)<br />

5 Produktionswert entspricht Umsätzen zzgl. <strong>de</strong>s Werts selbsterstellter Halb- und Fertigprodukte und Anlagen.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

2. <strong>Energie</strong> als strategischer <strong>Wettbewerbsfaktor</strong><br />

• Informationstechnologie und IT­Services (1.110 Mrd. EUR): Unternehmen, die vernetzte<br />

IT-Lösungen entwickeln und anbieten, insbeson<strong>de</strong>re Softwareprogrammierung<br />

und damit verbun<strong>de</strong>ne Dienstleistungen wie Installation, Wartung und Beratung<br />

• <strong>Energie</strong>wirtschaft (8.760 Mrd. EUR): Unternehmen, die <strong>Energie</strong>träger för<strong>de</strong>rn (z.B.<br />

Kohleabbau, Öl- und Gasför<strong>de</strong>rung), verarbeiten und transportieren, sowie solche,<br />

die Strom erzeugen und transportieren, und jene Industriezweige, die dazugehörige<br />

Anlagen und Maschinen liefern (z.B. Turbinen, Pipelines, Kompressoren).<br />

<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – relevante Sektoren<br />

Weltweite Umsätze 2008, in Mrd. EUR<br />

Transport und Verkehr 7.650 4.040 Transportdienstleistungen und Logistik<br />

2.070 Automobilbau<br />

820 Bahn-, Schiff- und Flugzeugbau<br />

520 Post- und Kurierdienste<br />

200 Elektronische Fahrzeugkomponenten<br />

Gebäu<strong>de</strong>technik und<br />

Bauwirtschaft<br />

<strong>Energie</strong>intensive<br />

Industrien<br />

Maschinen- und<br />

Anlagenbau<br />

IT und IT-Services 1.110 1.110 Softwareprogrammierung und verbun<strong>de</strong>ne Dienstleistungen<br />

QUELLE: Global Insight; World Industry Monitor, Februar 2009; McKinsey<br />

7.440 5.600 Baudienstleistungen<br />

560 Büroelektronik<br />

500 TV, Radio und Telefone<br />

250 Heizungstechnik und Haushaltsgeräte<br />

530 Sonstige Gebäu<strong>de</strong>technik<br />

9.830 3.880 Metallindustrie<br />

2.870 Chemie<br />

1.570 Papier- und Zellstoff, Kunststoffe<br />

1.510 Sonstige<br />

1.710<br />

1.380 Maschinenbau<br />

330 Mess- und Kontrolltechnik, elektronische Komponenten<br />

<strong>Energie</strong>wirtschaft 8.760 5.390 Öl-, Kohle- und Gasför<strong>de</strong>rung, Raffinerien<br />

2.340 <strong>Energie</strong>versorgung<br />

1.030 Hersteller von Kraftwerkstechnologien<br />

Im Vergleich zu diesen Branchen spielt <strong>de</strong>r <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> für die übri gen<br />

60% <strong>de</strong>r Weltwirtschaft eine untergeordnete Rolle. So hat <strong>Energie</strong> beispielsweise für <strong>de</strong>n<br />

Einzelhan<strong>de</strong>l (6.700 Mrd. EUR), das Gesundheitswesen (3.300 Mrd. EUR), <strong>de</strong>n Bildungssektor<br />

(2.200 Mrd. EUR) und Versicherungen (1.100 Mrd. EUR) keinen signifikanten<br />

Anteil an <strong>de</strong>r Kosten basis. Auch <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>verbrauch <strong>de</strong>r Endprodukte hat oft nur eine<br />

nach rangige Be<strong>de</strong>utung. „Grüne“ Produkte in diesen Branchen – z.B. ökologisch investieren<strong>de</strong><br />

Ver sicherungen – sprechen zwar einzelne Kun<strong>de</strong>nsegmente an und können<br />

Repu tation und Marke eines Unternehmens stärken, entschei<strong>de</strong>n aber in <strong>de</strong>r Regel<br />

nicht über die generelle Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.<br />

In <strong>de</strong>n Branchen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle<br />

spielt, kann er in zwei verschie<strong>de</strong>nen Ausprägungen relevant wer<strong>de</strong>n: als <strong>Energie</strong>effizienz<br />

<strong>de</strong>s Produkts o<strong>de</strong>r als <strong>Energie</strong>effizienz <strong>de</strong>r Produktion.<br />

Für einige Branchen – z.B. Automobilbau o<strong>de</strong>r Bauwirtschaft – ist <strong>de</strong>r <strong>Wettbewerbsfaktor</strong><br />

<strong>Energie</strong> zunehmend wichtig für die Akzeptanz <strong>de</strong>s Produkts beim Kun<strong>de</strong>n: Der Kraftstoffverbrauch<br />

(und damit die Treibhausgasemissionen) eines Pkw o<strong>de</strong>r die Heizkosten<br />

eines Gebäu<strong>de</strong>s gehen direkt in die Kaufentscheidung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n ein. Für Unternehmen<br />

dieser Branchen ist daher die <strong>Energie</strong>effizienz <strong>de</strong>s Produkts wichtig zur Erhaltung<br />

<strong>de</strong>r Wettbewerbsfähigkeit. Dasselbe gilt für Hersteller von Maschinen und Anlagen<br />

für die <strong>Energie</strong>wirtschaft o<strong>de</strong>r für energieintensive Industrien: Der Wirkungsgrad einer<br />

13<br />

Abbildung 3


14<br />

Turbine ist ein Entscheidungsfaktor für die Erbauer und späteren Betreiber von Kraftwerken;<br />

bei Stahlwerken ist die Effizienz <strong>de</strong>s Hochofens von enormer Be<strong>de</strong>utung.<br />

Für energieintensive Branchen wie Stahl, Chemie und Papier o<strong>de</strong>r für die Stromerzeugung<br />

ist <strong>de</strong>r <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> dagegen in erster Linie ein Kostentreiber in <strong>de</strong>r<br />

eigenen Produktion. Entsprechend liegt <strong>de</strong>r Fokus <strong>de</strong>r Unternehmen in diesen Branchen<br />

auf <strong>de</strong>r konsequenten Optimierung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz im Produktions prozess. Darüber<br />

hinaus wird die geplante Versteigerung von CO2-Zertifikaten in Europa ab 2013 die<br />

Kostenkurven in vielen dieser Industrien <strong>de</strong>utlich verschieben; neben <strong>de</strong>r Steigerung <strong>de</strong>r<br />

<strong>Energie</strong>effizienz gewinnt damit auch die Senkung von Treibhausgasemissionen in <strong>de</strong>n<br />

Produktionsprozessen an Be<strong>de</strong>utung.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

2. <strong>Energie</strong> als strategischer <strong>Wettbewerbsfaktor</strong><br />

15


16<br />

<strong>Energie</strong>effizienz ist für Deutschland von doppeltem<br />

Vorteil: Sie kann neue Märkte für Unternehmen er schließen<br />

und in <strong>de</strong>r Industrie ebenso wie in <strong>de</strong>n Haus halten Kosten<br />

sparen – ohne Einbußen an Leistungsfähigkeit und<br />

Komfort<br />

3. <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> als<br />

Chance für Deutschland – gera<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>r Krise


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

3. <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> als Chance für Deutschland – gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Krise<br />

In Deutschland ist <strong>de</strong>r Anteil jener Branchen, für die <strong>de</strong>r <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> eine<br />

beson<strong>de</strong>rs wichtige Rolle spielt, größer als in allen an<strong>de</strong>ren westlichen Industrie nationen.<br />

Gut 44% <strong>de</strong>r Umsätze in Deutschland – 2.380 Mrd. EUR – wur<strong>de</strong>n im Jahr 2008 in diesen<br />

Branchen erwirtschaftet (Abb. 4). In <strong>de</strong>n industrialisierten Län<strong>de</strong>rn liegt <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong><br />

Anteil nur in Japan mit ca. 43% ähnlich hoch; im europäischen Durchschnitt<br />

und in <strong>de</strong>n USA ist er <strong>de</strong>utlich niedriger. Die relevanten Branchen tragen in Deutschland<br />

fast 32% zum Bruttosozialprodukt bei 6 – nahezu 12,4 Mio. Arbeits plätze hängen davon<br />

ab, dass Unternehmen <strong>de</strong>n <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> erfolgreich in ihren Strategien<br />

be rück sichtigen. Hinzu kommt, dass Deutschland, wie viele an<strong>de</strong>re Industrielän<strong>de</strong>r,<br />

stark von <strong>Energie</strong> importen abhängig ist. Im Jahr 2006 wur<strong>de</strong>n mehr als 60% <strong>de</strong>s<br />

Primär energie bedarfs durch Importe abge<strong>de</strong>ckt, vor allem in Form von Öl und Gas.<br />

<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Anteil <strong>de</strong>r Umsätze relevanter Sektoren an <strong>de</strong>r<br />

Gesamtwirtschaft<br />

2008, in Prozent<br />

44 43<br />

39<br />

Transport und Verkehr<br />

35<br />

Gebäu<strong>de</strong>technik und<br />

Bauwirtschaft<br />

<strong>Energie</strong>intensive<br />

Industrien<br />

Maschinen- und<br />

Anlagenbau<br />

IT und IT-Services<br />

<strong>Energie</strong>wirtschaft<br />

31<br />

30<br />

Deutsch- Japan Italien Frankreich Groß- USA<br />

landbritannien<br />

Umsätze relevanter<br />

Sektoren<br />

in Mrd. EUR p.a. 2.380 3.208 1.420 1.460 1.355 6.321<br />

Gesamtmarkt<br />

in Mrd. EUR p.a.<br />

QUELLE: Global Insight; World Industry Monitor, Februar 2009<br />

5.380 7.460 3.640 4.170 4.370 21.070<br />

3.1 Deutsche Wirtschaft mit guter Ausgangsposition<br />

im neuen Wettbewerbsumfeld<br />

Welt:<br />

Ø 40%<br />

Deutsche Unternehmen haben in vielen <strong>de</strong>r relevanten Branchen eine gute Start position,<br />

um im internationalen Wettbewerbsumfeld langfristig eine Führungsrolle zu übernehmen.<br />

In zentralen Branchen sind <strong>de</strong>utsche Anbieter bereits heute Marktführer: Im Maschinenbau<br />

erwirtschaftet Deutschland weltweit nach <strong>de</strong>n USA und China die drittgrößten<br />

Umsätze. Im Automobilbau liegt Deutschland mit 15% und in <strong>de</strong>r Metallverarbeitung mit<br />

12% an zweiter Stelle hinter Japan bzw. <strong>de</strong>n USA. 7<br />

6 Vgl. Global Insight; World Industry Monitor, Februar 2009.<br />

7 Vgl. ebenda.<br />

17<br />

Abbildung 4


18<br />

Deutschland hat im internationalen Vergleich schon heute eine hohe <strong>Energie</strong>produktivität:<br />

Die Wertschöpfung im Verhältnis zur eingesetzten <strong>Energie</strong> ist in Deutschland so hoch<br />

wie weltweit sonst nur in Japan, Italien und Großbritannien 8 – wobei die genannten<br />

Län<strong>de</strong>r ihre Position teilweise <strong>de</strong>m hohen Anteil <strong>de</strong>s Dienstleistungssektors an ihrer<br />

Volkswirtschaft verdanken. Mit 1 t Öläquivalent wer<strong>de</strong>n hierzulan<strong>de</strong> 5.500 EUR Bruttoinlandsprodukt<br />

erwirtschaftet; in Japan (wo <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Schwerindustrie <strong>de</strong>utlich<br />

geringer ist) sind es fast 9.000 EUR, in <strong>de</strong>n USA hingegen weniger als 4.500 EUR –<br />

und das trotz eines sehr viel höheren Dienstleistungsanteils. Betrachtet man nur <strong>de</strong>n<br />

<strong>Energie</strong> verbrauch und die Wertschöpfung von Industrieunternehmen, so ist Deutschland<br />

mit einer <strong>Energie</strong>produktivität von knapp 9.000 EUR/t Öläquivalent sogar Weltspitze.<br />

Dies ist ein Resultat aus <strong>de</strong>r Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz in Unternehmen<br />

und Haushalten seit <strong>de</strong>r ersten Ölkrise.<br />

<strong>Energie</strong>effizienz und <strong>Energie</strong>produktivität – <strong>Energie</strong>bedarf minimieren o<strong>de</strong>r<br />

Wirtschaftlichkeit maximieren<br />

<strong>Energie</strong>effizienz ist im technischen Sinne <strong>de</strong>r Wirkungsgrad eines Prozesses, d.h.<br />

<strong>de</strong>r Quotient aus nutzbarer <strong>Energie</strong> und eingesetzter <strong>Energie</strong>. Ein Beispiel ist die<br />

Beleuchtung eines Raumes mit einer elektrischen Lampe: Die <strong>Energie</strong>effizienz <strong>de</strong>r<br />

Beleuchtung steigt, wenn es gelingt, <strong>de</strong>n Raum mit weniger <strong>Energie</strong>einsatz genauso<br />

lange und genauso hell zu beleuchten.<br />

<strong>Energie</strong>produktivität betrachtet <strong>de</strong>n Produktionsfaktor <strong>Energie</strong> aus wirtschaftlicher<br />

Perspektive: Wie bei Arbeits­ o<strong>de</strong>r Kapitalproduktivität gilt es auch hier, pro<br />

eingesetzter Einheit <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Nutzen zu maximieren. Das Verhältnis<br />

von wirtschaftlichem Nutzen (z.B. in EUR) zu eingesetzter <strong>Energie</strong>menge (z.B. in<br />

Kilowattstun<strong>de</strong>n) wird als <strong>Energie</strong>produktivität bezeichnet.<br />

Die gezielte För<strong>de</strong>rung einzelner Technologien hat <strong>de</strong>utschen Unternehmen in einigen<br />

Branchen zu einem <strong>de</strong>utlichen Vorsprung im internationalen Wettbewerbsumfeld<br />

verholfen. Dies galt beispielsweise früher für die Nukleartechnologie und in jüngerer<br />

Vergangen heit für die Solartechnik mit <strong>de</strong>m „1.000-Dächer-Programm“ und <strong>de</strong>m<br />

Erneuerbare-<strong>Energie</strong>n-Gesetz (EEG).<br />

Deutsche Unternehmen können somit <strong>de</strong>n <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> zur Stärkung<br />

ihrer weltweiten Stellung nutzen, da sie auf Voraussetzungen aufbauen, die ihnen in<br />

mehrfacher Hinsicht einen Startvorteil gegenüber internationalen Wettbewerbern bieten.<br />

8 Vgl. The Economist, Country Review, 2009.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

3. <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> als Chance für Deutschland – gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Krise<br />

3.2 Die Chance nutzen: Produktmärkte erschließen,<br />

<strong>Energie</strong>produktivität steigern, Lösungen entwickeln<br />

und praktisch erproben<br />

Entscheidungsträger in Unternehmen und staatlichen Stellen können auf dreierlei Weise<br />

dazu beitragen, dass Deutschland die Chancen nutzt, die sich aus <strong>de</strong>m <strong>Wettbewerbsfaktor</strong><br />

<strong>Energie</strong> ergeben.<br />

• Produktmärkte erschließen: Innerhalb <strong>de</strong>r Branchen, für die <strong>de</strong>r <strong>Wettbewerbsfaktor</strong><br />

<strong>Energie</strong> in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren an strategischer Be<strong>de</strong>utung gewinnt, gibt es<br />

Teilmärkte, die zwar heute nur einen sehr kleinen Teil <strong>de</strong>s Gesamtmarkts ausmachen,<br />

aber überproportional wachsen: Wir nennen sie Wachstumskerne. Diese Wachstumskerne<br />

bieten – bei allen Unsicherheiten bezüglich <strong>de</strong>r möglichen Auswirkungen<br />

<strong>de</strong>r gegenwärtigen Krise auf künftige Marktentwicklungen – voraussichtlich ein<br />

Zuwachspotenzial von fast 13% p.a., sofern die Weltwirtschaft langfristig mit <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>rzeit von Wirtschaftsforschungsinstituten prognostizierten knapp 3% wächst. 9<br />

Eine länger anhalten<strong>de</strong> Abschwächung <strong>de</strong>r weltwirtschaftlichen Konjunktur wür<strong>de</strong><br />

zwar die absoluten Wachstumsraten dämpfen, <strong>de</strong>n relativen Vorsprung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>-<br />

Wachstums kerne aber nicht verringern. Damit erreichen die Wachstumskerne<br />

im Jahr 2020 ein weltweites Marktpotenzial von 2.140 Mrd. EUR. Um an diesem<br />

Wachstum teilzu haben, müssen <strong>de</strong>utsche Unternehmen sich frühzeitig in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Märkten positionieren.<br />

• <strong>Energie</strong>produktivität steigern: Die <strong>Energie</strong>produktivität <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wirtschaft<br />

kann weiter gesteigert wer<strong>de</strong>n, wenn Unternehmen und Haushalte konsequent die<br />

verfügbaren Technologien zur besseren Nutzung von <strong>Energie</strong>ressourcen einsetzen.<br />

Bis 2020 kann wirtschaftlich etwa ein Fünftel <strong>de</strong>s heutigen <strong>Energie</strong>verbrauchs in<br />

Deutschland eingespart wer<strong>de</strong>n – Unternehmen und Haushalte können so ihre <strong>Energie</strong>kosten<br />

um rund 53 Mrd. EUR p.a. senken. Die <strong>Energie</strong>produktivität in Deutschland<br />

wür<strong>de</strong> damit von heute 5.500 EUR/t Öläquivalent auf ca. 7.000 EUR/t steigen.<br />

• Lösungen entwickeln und praktisch erproben: Um das Potenzial aus <strong>de</strong>m <strong>Wettbewerbsfaktor</strong><br />

<strong>Energie</strong> in konkrete Geschäftsaktivitäten zu übersetzen, muss eine Reihe<br />

von Voraussetzungen erfüllt wer<strong>de</strong>n. Unternehmen sollten traditionelle Geschäftsmo<strong>de</strong>lle<br />

mit Blick auf diesen <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> anpassen und für ihre Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n ökonomischen<br />

Wert einer Kostenbetrachtung über <strong>de</strong>n gesamten Nutzenzyklus eines<br />

Produkts (Total Cost of Ownership) transparent machen und erschließen. Dies erfor<strong>de</strong>rt<br />

u.a., dass Entscheidungsträger in Unternehmen und staatlichen Stellen über bestehen<strong>de</strong><br />

Verantwortungsgrenzen hinaus konstruktiv kooperieren. Die Einführung von<br />

Elektroautos auf breiter Basis kann beispielsweise nur gelingen, wenn Unter nehmen<br />

<strong>de</strong>r Automobilbranche und <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>wirtschaft gemeinsam mit <strong>de</strong>n zuständigen<br />

politischen Institutionen Lösungen entwickeln, die an <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Region orientiert sind. Ergänzend sollte die Politik Rahmenbedingungen schaffen, die<br />

die notwendigen Verän<strong>de</strong>rungen unterstützen, z.B. durch die För<strong>de</strong>rung von Unternehmensgründungen<br />

o<strong>de</strong>r Infrastrukturinvestitionen. Um Erfolgsbeispiele in Deutschland<br />

zu schaffen, müssen alle Beteiligten bereit sein, traditionelle Strukturen in Frage<br />

zu stellen – und neue Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Zusammenarbeit in Projekten zu erproben.<br />

9 Vgl. Global Insight; World Industry Monitor, Februar 2009.<br />

19


20<br />

<strong>Energie</strong>effizienz kann zum Wachstumsmotor für die<br />

<strong>de</strong>utsche Wirtschaft wer<strong>de</strong>n – heute noch vergleichs weise<br />

kleine, aber überdurchschnittlich dynamische Wachs tumskerne<br />

eröffnen globale Marktchancen<br />

4. Produktmärkte erschließen:<br />

2.100 Mrd. EUR globales Markt ­<br />

poten zial in Wachstumskernen<br />

im Jahr 2020


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Marktpotenzial in Wachstumskernen im Jahr 2020<br />

Die Gesamtheit <strong>de</strong>r Märkte, für die <strong>Energie</strong> eine wesentliche Rolle spielt, wird mit durchschnittlich<br />

3,1% p.a. kaum stärker wachsen als das weltweite BIP, das nach seiner <strong>de</strong>rzeitigen<br />

Talfahrt bis 2020 laut Schätzungen um 2,9% p.a. ansteigen dürfte. 10 Aller dings<br />

gibt es innerhalb dieser Märkte einzelne Segmente mit überdurchschnittlichem Wachstum.<br />

Diese Wachstumskerne entstehen durch die rasch steigen<strong>de</strong> Nachfrage nach<br />

Technologien und Produkten, die innovative Lösungen für <strong>Energie</strong>verbrauch o<strong>de</strong>r -transformation<br />

bieten und damit gegenüber bisher üblichen Produkten und Verfahren einen<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Vorsprung beim <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> ermöglichen. Die Märkte<br />

dieser Wachstumskerne wer<strong>de</strong>n im Jahr 2020 einen Jahresumsatz von 2.140 Mrd. EUR<br />

erreicht haben.<br />

Schon heute wer<strong>de</strong>n 10% <strong>de</strong>r gesamten Wertschöpfung in <strong>de</strong>n Weltmärkten dieser<br />

Wachs tumskerne in Deutschland erwirtschaftet, während Deutschlands durchschnittlicher<br />

Anteil über alle Branchen nur 6% beträgt. Rund 260.000 Menschen sind hierzulan<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r zeit in <strong>de</strong>n Wachstumskern-Branchen beschäftigt. Kann Deutschland<br />

seinen Welt markt anteil halten und an <strong>de</strong>ren überdurchschnittlicher Entwicklung teilhaben,<br />

wird die Be schäftigung in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Bereichen bis 2020 auf gut<br />

1,1 Mio. Arbeits plätze ansteigen. Das be<strong>de</strong>utet: In Deutschland können in diesen<br />

Branchen rund 850.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Noch größere Be schäfti gungszuwächse<br />

sind möglich, wenn <strong>de</strong>utsche Unternehmen am Wachstum nicht nur proportional<br />

teilhaben, son<strong>de</strong>rn früh Spitzen positionen in <strong>de</strong>n Wachstums kernen an streben<br />

und ihre Marktanteile bis 2020 noch steigern – und genau dies sollte ihr strategischer<br />

Anspruch sein.<br />

Abgrenzung <strong>de</strong>r betrachteten Wachstumskerne: 50%-Kriterium zur Unterscheidung<br />

von inkrementellen und wirklich neuartigen Entwicklungen<br />

Im Zentrum dieses Kapitels stehen Technologien und Produkte, die eine <strong>de</strong>utlich<br />

größere Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz (bzw. Verringerung <strong>de</strong>s CO2­Ausstoßes)<br />

ermöglichen, als bei bloßer Fortschreibung <strong>de</strong>r historischen Entwicklung zu<br />

erreichen wäre. Auswahlkriterium ist, dass die Verbesserung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz<br />

(bzw. die Verringerung <strong>de</strong>s CO2­Ausstoßes) durch das Produkt min<strong>de</strong>stens um die<br />

Hälfte größer ist, als die historische Verbesserungsrate für <strong>de</strong>n relevanten Zeitraum<br />

erwarten ließe. Beispielsweise wären Automobile bei bloßer Fortschreibung <strong>de</strong>r historischen<br />

Verbesserungsrate im Jahr 2020 um ca. 11% energieeffizienter als heute.<br />

In unserer Studie wer<strong>de</strong>n jedoch nur Fahrzeuge betrachtet, die um min<strong>de</strong>stens die<br />

Hälfte über <strong>de</strong>m historischen Verbesserungswert liegen, die folglich um min<strong>de</strong>stens<br />

17% effizienter als <strong>de</strong>r heutige Standard sind (Abb. 5).<br />

10 Vgl. Global Insight, World Industry Monitor, Februar 2009.<br />

21


22<br />

Abbildung 5<br />

Betrachtete Wachstumskerne – Beispiel Pkw-Antriebstechnologien<br />

Pkw mit …<br />

… Standardverbrennungsmotor<br />

… optimiertem<br />

Verbrennungsmotor<br />

... Hybrid- o<strong>de</strong>r<br />

Elektromotor<br />

QUELLE: McKinsey<br />

<strong>Energie</strong>effizienzverbesserung<br />

über historischem<br />

Durchschnitt<br />

< 50%<br />

> 50%<br />

Verkaufte Pkw<br />

in Mio. p.a.<br />

2008<br />

2<br />

1<br />

Der Schwellenwert von 50% wur<strong>de</strong> gewählt, da er in vielen <strong>de</strong>r relevanten Industrien<br />

geeignet ist, inkrementell verbesserte Technologien von echten Neuentwicklungen<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n, die gezielt auf <strong>Energie</strong>effizienz ausgerichtet sind. Dies<br />

gilt insbeson<strong>de</strong>re bei Automobilen, Gebäu<strong>de</strong>technologien sowie bei industriellen<br />

Anlagen und Maschinen. In Bereichen, in <strong>de</strong>nen das Kriterium nicht zweckdienlich<br />

ist (z.B. bei IT­Lösungen im <strong>Energie</strong>management), wur<strong>de</strong>n die betrachteten<br />

Technologien und Produkte nach ihrer Relevanz für die <strong>Energie</strong>­ und Emissionseinsparung<br />

sowie nach Größe und Wachstumspotenzial <strong>de</strong>s Markts für die jeweiligen<br />

Anbieter ausgewählt.<br />

Wir betrachten im Folgen<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n in Kapitel 2.2 beschriebenen Sektoren<br />

einige beson <strong>de</strong>rs interessante Wachstumskerne: effizientere und emissionsärmere<br />

Pkw- Techno logien im Automobilbau (Transport und Verkehr), effizientere Gebäu<strong>de</strong>techno<br />

logien (Gebäu<strong>de</strong>technik und Bauwirtschaft), effizientere Technologien im Maschinen-<br />

und Anlagenbau (energieintensive Industrien/Maschinen- und Anlagenbau),<br />

Kern kraft, erneuerbare <strong>Energie</strong>n und CO2-Abscheidung (<strong>Energie</strong>wirtschaft) sowie<br />

innovative IT-Systeme im <strong>Energie</strong>management (IT und IT-Services). In Summe beläuft<br />

sich das Umsatzpotenzial in diesen Wachstumskernen für das Jahr 2020 auf rund<br />

1.000 Mrd. EUR – bei einer jährlichen Wachstumsrate von 13%. Ähnliches Potenzial<br />

von Wachstumskernen mit innovativen <strong>Energie</strong>lösungen ist darüber hinaus in weiteren<br />

Bereichen wie etwa <strong>de</strong>r sonstigen Transportmitteltechnik (z.B. Flugzeug-, Lkw- und<br />

Schiffbau), bei elektrischen Anlagen und Zubehör o<strong>de</strong>r in Teilen <strong>de</strong>r Chemie industrie<br />

zu erwarten. Bei Extrapolation <strong>de</strong>s Wachstumspotenzials <strong>de</strong>r <strong>de</strong>tailliert beschriebenen<br />

Wachstumskerne auf diese weiteren Branchen ergibt sich ein Marktpotenzial von<br />

2.140 Mrd. EUR für die Summe aller Wachstumskerne, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r <strong>Wettbewerbsfaktor</strong><br />

<strong>Energie</strong> eine zentrale Rolle spielt (Abb. 6).<br />

55<br />

2020<br />

13<br />

22<br />

42<br />

Jährliche<br />

Wachstumsrate<br />

-7%<br />

29%<br />

24%<br />

Betrachtete<br />

Wachstumskerne


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Marktpotenzial in Wachstumskernen im Jahr 2020<br />

Globales Marktpotenzial in Wachstumskernen<br />

in Mrd. EUR p.a.<br />

Summe ausgewählter<br />

und sonstiger<br />

Wachstumskerne<br />

500<br />

2008<br />

13% p.a.<br />

QUELLE: McKinsey<br />

2.140<br />

2020<br />

Entwicklung ausgewählter Wachstumskerne innerhalb <strong>de</strong>r Sektoren<br />

Transport und<br />

Verkehr: Pkw<br />

Gebäu<strong>de</strong>technik<br />

Maschinen- und<br />

Anlagenbau<br />

IT und IT-Services<br />

<strong>Energie</strong>wirtschaft<br />

5<br />

2008<br />

2020<br />

15<br />

30<br />

4.1 Transport und Verkehr: 325 Mrd. EUR Marktpotenzial<br />

aus effizienteren und emissionsärmeren<br />

Pkw­Technologien<br />

Die Präferenzen <strong>de</strong>r Pkw-Käufer verän<strong>de</strong>rn sich <strong>de</strong>rzeit grundlegend. Umweltbewusstsein<br />

und auf längere Sicht steigen<strong>de</strong> Benzinpreise führen dazu, dass Kun<strong>de</strong>n verstärkt<br />

sparsame Fahrzeuge nachfragen. Die immer strengeren Umweltschutzvorgaben <strong>de</strong>s<br />

Gesetzgebers forcieren <strong>de</strong>n Trend zu energieeffizienteren Fahrzeugen zusätzlich. So<br />

führt die EU bis 2020 schrittweise neue CO2-Grenzwerte für Neuwagen ein.<br />

Um das resultieren<strong>de</strong> Marktpotenzial für energieeffiziente Fahrzeuge zu erschließen,<br />

reagiert die gesamte Automobilindustrie mit ein schnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen. Drei<br />

Trends lassen sich bereits unterschei<strong>de</strong>n, die zu einer <strong>de</strong>utlichen Senkung <strong>de</strong>s Kraftstoff<br />

verbrauchs führen. Gleichzeitig entstehen hierdurch schnell wachsen<strong>de</strong>, teilweise<br />

völlig neue Teilmärkte.<br />

• Größere Marktanteile kleinerer Pkw: Die zunehmend umwelt- und kostenbewussten<br />

Kun<strong>de</strong>n weichen bei höheren Kraftstoffkosten immer häufiger auf Fahrzeuge einer<br />

kleineren Klasse o<strong>de</strong>r mit geringerer Motorisierung aus. 11 So war En<strong>de</strong> 2008 auf Grund<br />

hoher Kraftstoffpreise <strong>de</strong>r Kleinwagen Honda Civic das in <strong>de</strong>n USA meistverkaufte<br />

Fahrzeug – statt wie bis dahin die großen Pickups Ford F150 und Chevrolet Silverado.<br />

• Steigen<strong>de</strong> <strong>Energie</strong>effizienz von Verbrennungsmotoren: Die Weiterentwicklung von<br />

Otto- und Dieselmotoren kann künftig die Kraftstoffeffizienz um 20 bis 40% erhöhen.<br />

Bis 2020 dürfte <strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>r Fahrzeuge mit reinem Verbrennungsmotor<br />

über Technologien zur Effizienzsteigerung verfügen. Obwohl die Herstellungskosten<br />

49<br />

87<br />

79<br />

120<br />

180<br />

325<br />

345<br />

Jährliche<br />

Wachstumsrate<br />

11 Verschiebungen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llmix durch unterschiedlich starke Wachstumsraten in <strong>de</strong>n einzelnen Regionen (vor allem traditionelle<br />

Industrielän<strong>de</strong>r vs. BRIC-Län<strong>de</strong>r) haben wir diesem Trend nicht zugerechnet.<br />

29%<br />

6%<br />

8%<br />

16%<br />

13%<br />

23<br />

Abbildung 6


24<br />

durch <strong>de</strong>n Einsatz dieser Technologien um bis zu 17% steigen, ist nicht zu erwarten,<br />

dass <strong>de</strong>r Trend dadurch aufgehalten wird.<br />

• Einführung alternativer Antriebe: Elektromotoren gehören seit <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>r<br />

Automobilindustrie zu <strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r untersuchten und projektierten Antriebskonzepten.<br />

Jetzt kündigen zahlreiche Hersteller die Erprobung und Einführung von Hybri<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r von reinen Batteriefahrzeugen in großen Stückzahlen an. Erste Proto typen<br />

und Nischenmo<strong>de</strong>lle sind im Markt verfügbar. Elektroautos könnten zwar trotz <strong>de</strong>s<br />

höheren Anschaffungspreises – je nach Batterie- und Ölpreis – günstigere Gesamtkosten<br />

als Nicht-Elektroautos bieten, sind jedoch auf Grund <strong>de</strong>r aktuell verfügbaren<br />

Batterietechnik in ihrer Reichweite, abhängig vom Fahrverhalten, noch auf 50 bis<br />

150 km begrenzt. Elektrische Antriebe wer<strong>de</strong>n daher zunächst in Nischenmärkten<br />

erwartet, beispielsweise im Stadtverkehr, als Zweitwagen o<strong>de</strong>r für Lieferdienste.<br />

Aus diesen Trends ergeben sich einerseits neue Marktchancen, an<strong>de</strong>rerseits Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

für die etablierten Unternehmen <strong>de</strong>r Branche – <strong>de</strong>nn <strong>Energie</strong>effizienz<br />

schafft zwar neue Märkte, ersetzt aber auch bestehen<strong>de</strong> Märkte etablierter Technologien.<br />

Die genaue Größe dieser Effekte wird im Wesentlichen davon abhängen, wie<br />

sich <strong>de</strong>r Ölpreis verhält, wie sich die Batterietechnologien entwickeln und inwiefern<br />

die notwendige Infrastruktur für elektrisches Fahren zur Verfügung steht. Beispielsweise<br />

wür<strong>de</strong> bei einem Ölpreis von 60 USD/Barrel <strong>de</strong>r Pkw-Markt im Jahr 2020 in <strong>de</strong>n<br />

schnell wachsen<strong>de</strong>n Teilsegmenten 325 Mrd. EUR groß sein. Bei einem Ölpreis von<br />

110 USD/ Barrel wür<strong>de</strong> er sogar 500 Mrd. EUR umfassen. 12 Das entspricht im Jahr 2020<br />

etwa 23% <strong>de</strong>r Gesamtumsätze von Herstellern und Zulieferern (Abb. 7).<br />

Das Marktpotenzial effizienter Antriebstechnologien von 325 bis 500 Mrd. EUR umfasst<br />

drei Teilsegmente:<br />

Hybridfahrzeuge, die weiterhin als Hauptantrieb einen Verbrennungsmotor haben, aber<br />

durch ein Elektroaggregat unterstützt wer<strong>de</strong>n, erreichen im Jahr 2020 ölpreisabhängig<br />

voraussichtlich einen Weltmarktanteil von 16 bis 24% mit einem Umsatz volumen von<br />

270 bis 360 Mrd. EUR p.a. 13<br />

Fahrzeuge mit optimiertem Verbrennungsmotor schaffen einen Markt von 30 bis 35 Mrd.<br />

EUR für Komponenten zur Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz und zur Reduzierung <strong>de</strong>s Kraftstoffverbrauchs.<br />

14<br />

Elektroautos und Plug­in­Hybridfahrzeuge lassen für das Jahr 2020 einen Weltmarktanteil<br />

erwarten, <strong>de</strong>r – gemessen an <strong>de</strong>r Gesamtzahl <strong>de</strong>r Neufahrzeugverkäufe und je nach<br />

Szenario – zwischen 1 und 9% liegt. Der entsprechen<strong>de</strong> zu erwarten<strong>de</strong> Neufahrzeugumsatz<br />

erreicht zwischen 20 und 110 Mrd. EUR. Elektro- und Hybridantriebe wer<strong>de</strong>n<br />

somit <strong>de</strong>n Verbrennungsmotor keineswegs verdrängen, auch wenn sie eine zunehmend<br />

wichtige Rolle für die Automobilindustrie spielen.<br />

12 In diesem Kapitel geben wir neben <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>s im gesamten Bericht verwen<strong>de</strong>ten Szenarios mit einem<br />

Rohölpreis von 60 USD/Barrel und gemäßigter CO 2 -Regulierung auch die Ergebnisse eines Szenarios mit einem Ölpreis von<br />

110 USD/Barrel und strikter CO 2 -Regulierung an. Da die Entwicklungen im Automobilmarkt sehr sensibel auf höhere Ölpreise,<br />

insbeson<strong>de</strong>re über 100 USD/Barrel, reagieren, ergibt sich zwischen <strong>de</strong>n Szenarien teilweise eine sehr breite Spanne <strong>de</strong>r Ergebnisse.<br />

Gera<strong>de</strong> Elektroautos gewinnen bei einem Ölpreis über 100 USD/Barrel stark an Attraktivität.<br />

13 Bei Elektrofahrzeugen und Autos mit Hybridantrieb wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>s Marktpotenzials die gesamten Fahrzeuge<br />

eingerechnet, da hier umfangreiche technologische Weiterentwicklungen stattfin<strong>de</strong>n.<br />

14 Diese Komponenten sind <strong>de</strong>r eigentliche Wachstumskern im Sinne unserer Definition, da die Fahrzeuge ansonsten nur geringfügige<br />

technologische Weiterentwicklungen aufweisen. Der Gesamtmarkt für Neufahrzeuge mit optimiertem Verbrennungsmotor<br />

liegt im Jahr 2020 je nach Szenario zwischen ca. 280 und 330 Mrd. EUR.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Marktpotenzial in Wachstumskernen im Jahr 2020<br />

<strong>Energie</strong>effiziente Pkw – globales Marktpotenzial in Wachstumskernen<br />

in Mrd. EUR p.a.<br />

Summe Wachstumskerne<br />

bei energieeffizienten<br />

Pkw<br />

15<br />

2008<br />

29% p.a.<br />

QUELLE: McKinsey<br />

325<br />

2020<br />

Entwicklung in Wachstumskernen<br />

Hybridfahrzeuge 1<br />

Komponenten optimierter<br />

Verbrennungsmotoren<br />

Plug-in-Hybrid 2 - und<br />

Elektrofahrzeuge<br />

2008<br />

2020, Szenario 60 USD/Barrel<br />

2020, Szenario 110 USD/Barrel<br />

Welche Auswirkungen sind für die <strong>de</strong>utschen Automobilunternehmen zu erwarten? Sie<br />

gehören weltweit zu <strong>de</strong>n dominieren<strong>de</strong>n Akteuren <strong>de</strong>r Branche mit einem Weltmarktanteil<br />

von etwa 17%. Allein in Deutschland sind ca. 390.000 Arbeitnehmer bei <strong>de</strong>n Herstellern<br />

beschäftigt, ca. 360.000 bei <strong>de</strong>n Zulieferern. Um diese starke Position zu halten,<br />

müssen sich die <strong>de</strong>utschen Hersteller auf mehrere Entwicklungen einstellen (Abb. 8):<br />

• Der Trend zu kleineren Fahrzeugen (Downgrading) führt dazu, dass Umsätze und<br />

Gewinne nicht im gleichen Maß wachsen wie die Stückzahlen. Dieser Trend droht<br />

die Umsätze <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Automobilhersteller zu verringern, da sie traditionell eher<br />

größere Fahrzeugklassen bedienen. 15<br />

• Im Gegensatz dazu bietet <strong>de</strong>r Trend zur Optimierung <strong>de</strong>s Verbrennungsmotors <strong>de</strong>n in<br />

diesem Feld beson<strong>de</strong>rs starken <strong>de</strong>utschen Herstellern Chancen, die Einbußen aus <strong>de</strong>m<br />

Downgrading teilweise zu kompensieren, wenn sie die aktuelle Technologie führer schaft<br />

insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r Dieseltechnologie und <strong>de</strong>n Ottomotoren schritt weise ausbauen<br />

und vermarkten. Eine Herausfor<strong>de</strong>rung für die Hersteller wird aller dings darin bestehen,<br />

die Zahlungs bereitschaft <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n für energieeffizientere, aber teurere Fahrzeuge<br />

zu erhöhen.<br />

Die <strong>de</strong>utschen Automobilhersteller haben eine gute Chance, vom globalen Marktpotenzial<br />

in Höhe von 325 Mrd. EUR für energieeffizientere An triebe im Jahr 2020 rund<br />

75 Mrd. EUR für sich zu realisieren. Den größten Beitrag dazu, 65 Mrd. EUR, leisten<br />

dabei Hybrid- und Elektroantriebe. In Summe stellen die 75 Mrd. EUR rund 28% <strong>de</strong>s zu<br />

er warten<strong>de</strong>n Gesamtumsatzvolumens <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Automobilhersteller im Jahr 2020<br />

dar. 16<br />

15 Im Szenario mit einem Barrel-Preis von 60 USD sind keine Einbußen zu erwarten, da hier kein Downgrading in größerem Umfang<br />

stattfin<strong>de</strong>t.<br />

16 Wenn es <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Automobilherstellern gelingt, die Nachfrage nach Hybrid- und Elektroautos mit eigenen Angeboten zu<br />

bedienen und so ihren Marktanteil unverän<strong>de</strong>rt zu halten, so lassen sich Umsatzrückgänge mehr als ausgleichen – per Saldo<br />

ergeben sich in diesem Fall zusätzliche Umsatzchancen von 10 Mrd. EUR.<br />

13<br />

2<br />

35<br />

30<br />

< 1<br />

20<br />

1 Im wesentlichen "Mild Hybrids", in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Elektromotor <strong>de</strong>n Verbrennungsmotor lediglich unterstützt<br />

2 Vollhybri<strong>de</strong>, die rein elektrisch betrieben wer<strong>de</strong>n können<br />

3 Markt heute zu klein, um Wachstumsrate zu berechnen<br />

110<br />

270<br />

360<br />

Jährliche<br />

Wachstumsrate<br />

29%<br />

31%<br />

27%<br />

25%<br />

– 3<br />

– 3<br />

25<br />

Abbildung 7


26<br />

Abbildung 8<br />

Die Elektrifizierung <strong>de</strong>s Antriebsstrangs mit ihren hohen Investitionen muss mit einem<br />

innovativen Geschäftsmo<strong>de</strong>ll verzahnt wer<strong>de</strong>n, um Elektroautos profitabel am Markt zu<br />

etablieren. Wenn es die Hersteller schaffen, die Kostenvorteile dieses Fahrzeugtyps über<br />

<strong>de</strong>ssen gesamten Nutzungszyklus (Total Cost of Ownership) verstärkt in Zahlungsbereitschaft<br />

zu überführen, bietet die Elektrifizierung <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Herstellern zusätzliche<br />

Gewinnpotenziale.<br />

Automobilindustrie – Verschiebung <strong>de</strong>r Umsatzund<br />

Gewinnvolumina<br />

in Mrd. EUR p.a.<br />

2020 ohne Trend zur<br />

<strong>Energie</strong>effizienz<br />

Downgrading in<br />

gesättigten Märkten<br />

Optimierung <strong>de</strong>r<br />

Verbrennungsmotoren<br />

Plug-in-Hybrid-, Elektro- und<br />

Hybridfahrzeuge<br />

Rückgang von Pkw mit<br />

Verbrennungsmotor<br />

2020 mit Trend zur<br />

<strong>Energie</strong>effizienz<br />

QUELLE: McKinsey<br />

Automobilindustrie weltweit<br />

Umsatz Gewinn<br />

1.400<br />

0<br />

35<br />

290<br />

-280<br />

1.445<br />

100<br />

0<br />

-30<br />

+5<br />

75<br />

Anteil <strong>de</strong>utsche<br />

Automobilhersteller<br />

Umsatz Gewinn<br />

260 20<br />

Damit ergeben sich klare strategische Herausfor<strong>de</strong>rungen für die <strong>de</strong>utsche Automobilindustrie:<br />

• Insbeson<strong>de</strong>re für <strong>de</strong>utsche Premiumhersteller gilt es, das profitable Kleinwagensegment<br />

neu zu erfin<strong>de</strong>n. Ein bloßer Umstieg <strong>de</strong>r Autokäufer auf konventionelle<br />

Klein wagen wür<strong>de</strong> die Profitabilität von Automobilherstellern bedrohen, <strong>de</strong>nn die in<br />

diesem Seg ment erzielten Umsatzrenditen liegen im Durchschnitt nur bei 2 bis 3% an<br />

Stelle <strong>de</strong>r angestrebten 8 bis 10%. Vor allem bei Premiumherstellern liegen die Grün<strong>de</strong><br />

hierfür in <strong>de</strong>r Übertragung höherer Qualitätsprinzipien und erweiterter Funktionalitäten<br />

auf das Fahrzeug, <strong>de</strong>nen häufig keine ausreichen<strong>de</strong> Zahlungsbereitschaft<br />

gegen übersteht. Zu<strong>de</strong>m sind für sie die Stückzahlen in diesem Segment oft geringer.<br />

Premium hersteller sollten Kleinwagen daher genauer an die Kun<strong>de</strong>nbedürfnisse anpassen<br />

und Innovationen verstärkt auf Kostensenkungen ausrichten. Darüber hinaus<br />

wer<strong>de</strong>n Kooperationen für <strong>de</strong>utsche Unternehmen eine große Rolle spielen, <strong>de</strong>nn sie<br />

ermöglichen Skaleneffekte durch gemeinsame Plattformen und Industriebaukästen.<br />

• Automobilhersteller sollten <strong>Energie</strong>effizienz zur Produktdifferenzierung nutzen und<br />

dafür Zahlungsbereitschaft wecken. Zusätzliche Kosten für effizientere Technologien<br />

konnten bisher nur unvollständig an die Kun<strong>de</strong>n weitergegeben wer<strong>de</strong>n. Möglichkeiten<br />

zur Steigerung <strong>de</strong>r Zahlungsbereitschaft liegen in einer stärkeren Markendifferenzierung<br />

über <strong>Energie</strong>effizienz, in neuen Preismo<strong>de</strong>llen sowie im Angebot von<br />

<strong>Energie</strong>effizienz als Son<strong>de</strong>rausstattung.<br />

0<br />

10<br />

65<br />

-65<br />

270<br />

▪ Geringe Zahlungsbereitschaft<br />

für effiziente<br />

Technologien<br />

▪ Hohe Komplexität im<br />

Antriebsstrang<br />

0<br />

-8<br />

+4<br />

16<br />

SZENARIO 60 USD/BARREL<br />

Anteil <strong>de</strong>utsche Zulieferer<br />

Umsatz Gewinn<br />

-15<br />

165 10<br />

0<br />

10<br />

15<br />

175<br />

0<br />

+1<br />

+1<br />

12<br />

▪ Exportchancen durch<br />

neue Technologien<br />

▪ Verschiebung in <strong>de</strong>r<br />

Wertschöpfungskette


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Marktpotenzial in Wachstumskernen im Jahr 2020<br />

• Industrieübergreifend ist ein attraktives Geschäftsmo<strong>de</strong>ll für Elektromobilität zwingend<br />

erfor<strong>de</strong>rlich. Elektroautos haben die Chance, einen Massenmarkt zu erschließen –<br />

aber nur, wenn Autohersteller, Infrastrukturanbieter und die Politik koordiniert <strong>de</strong>n<br />

Markteintritt vorbereiten. Dabei wird es darauf ankommen, die Kun<strong>de</strong>nansprüche an<br />

Elektromobi lität, die zunächst hauptsächlich das Fahren im Stadtverkehr betreffen<br />

wer<strong>de</strong>n, zu befriedigen und Skaleneffekte zu erschließen, um Kosten <strong>de</strong>gression<br />

und eine rentable Infra struktur zu ermöglichen. Standards für Komponenten und<br />

Infrastruktur sowie eine industrie übergreifen<strong>de</strong> Koordination <strong>de</strong>s Markteintritts sind<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, um die nötigen Inves ti tionen in die Infrastruktur in Gang zu setzen. Das<br />

hat massive Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette – diese müssen erkannt<br />

und gemeinsam gemeistert wer<strong>de</strong>n. Ziel muss es sein, ein profitables, integriertes<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>ll für Elektroautos zu entwickeln, das sich für die Kun<strong>de</strong>n in vielerlei<br />

Hinsicht vom klassischen Autofahren unter schei<strong>de</strong>n wird.<br />

Für die <strong>de</strong>utschen Zulieferer ergibt sich im Vergleich zu <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Herstellern eine<br />

bessere Perspektive. Die Zulieferindustrie kann insgesamt mit unverän<strong>de</strong>rten Um sätzen<br />

und Gewinnmargen rechnen. Wenn batteriebetriebene Fahrzeuge am Markt Erfolg<br />

haben, bieten sich sogar Wachstumschancen. Zu<strong>de</strong>m können Zulieferer – an<strong>de</strong>rs als<br />

Hersteller – davon ausgehen, dass sie auch mit alternativen Antriebstechnologien die<br />

übliche Umsatzrendite erzielen wer<strong>de</strong>n: Zusätzliches Marktvolumen be<strong>de</strong>utet hier also<br />

auch zusätzlichen Gewinn. Für einzelne Zulieferer eröffnen sich überdurchschnittliche<br />

Chancen, sofern sie sich die neuen Technologien zu eigen machen. Innerhalb <strong>de</strong>r Zulieferindustrie<br />

bewirkt <strong>de</strong>r Technologiewechsel eine massive Verschiebung von Umsätzen<br />

und Gewinnen:<br />

• Zulieferer konventioneller Komponenten für Verbrennungsmotoren wer<strong>de</strong>n unter<br />

rückläufigem Absatz lei<strong>de</strong>n. Dies gilt umso mehr, je ausgeprägter die Spezialisierung<br />

auf konventionelle Komponenten (z.B. Fahrzeuggetriebe) ist. Zu<strong>de</strong>m ist mit weiterem<br />

Kostendruck im Segment für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zu rechnen.<br />

• Demgegenüber stehen die innovativen <strong>de</strong>utschen Lieferanten mit Kompetenzen<br />

im Elektroantriebsstrang: Sie haben gute Voraussetzungen, <strong>de</strong>n möglichen Wegfall<br />

an<strong>de</strong>rer Geschäftsbereiche zu kompensieren, in<strong>de</strong>m sie an <strong>de</strong>n neuen Märkten<br />

partizipieren – beispielsweise durch Konzentration auf Komponenten wie Batterien<br />

o<strong>de</strong>r durch Integrationsleistungen, die <strong>de</strong>n Herstellern die Entwicklung elektrischer<br />

Antriebsstränge erleichtern. Hierfür sind insbeson<strong>de</strong>re die großen <strong>de</strong>utschen Systemlieferanten<br />

gut aufgestellt.<br />

Die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r automobilen Wertschöpfung von mechanischen zu mechatronischen<br />

und elektrischen Komponenten wird zugleich auch zu einer Verschiebung von<br />

weltweit ca. 400.000 bis 500.000 Arbeitsplätzen führen. Das stellt die <strong>de</strong>utsche Industrie<br />

vor die Herausfor<strong>de</strong>rung, sich durch Ausbildung, Innovation und Investitionen einen<br />

wesent lichen Anteil an <strong>de</strong>n neu entstehen<strong>de</strong>n Umsätze zu sichern.<br />

Die Gesamtsicht <strong>de</strong>r Trends und ihrer Implikationen zeigt: Der neue Markt für energieeffiziente<br />

Produkte stellt Pkw-Hersteller ebenso wie Zulieferer vor große Aufgaben. In<br />

<strong>de</strong>r Kooperation zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Gruppen von Akteuren ist die Automobilindus trie<br />

gefor<strong>de</strong>rt, in Zukunft die weiter steigen<strong>de</strong> Komplexität <strong>de</strong>s breit gefächerten Antriebsportfolios<br />

zu beherrschen, z.B. durch die Ausweitung bestehen<strong>de</strong>r Kooperationen auf<br />

das gesamte Antriebsportfolio. Der Trend zu Elektromobilität erfor<strong>de</strong>rt darüber hinaus<br />

sowohl ein konzertiertes Vorgehen von Automobil- und <strong>Energie</strong>unternehmen als auch<br />

27


28<br />

geeignete regulatorische Rahmenbedingungen. Wenn dies gelingt, können energieeffiziente<br />

Fahrzeuge zu einer <strong>de</strong>utschen Erfolgsgeschichte wer<strong>de</strong>n.<br />

4.2 Gebäu<strong>de</strong>: 180 Mrd. EUR Marktpotenzial aus<br />

effizienteren Gebäu<strong>de</strong>technologien<br />

Der Gebäu<strong>de</strong>sektor ist nicht nur <strong>de</strong>r weltweit größte <strong>Energie</strong>verbraucher – private<br />

Wohn gebäu<strong>de</strong> allein machen ein Viertel <strong>de</strong>s weltweiten <strong>Energie</strong>verbrauchs aus 17 –, er<br />

bietet auch gegenüber <strong>de</strong>m Status quo großes wirtschaftliches Einsparpotenzial. Eine<br />

Viel zahl von Tech nologien und Produkten spielt dabei eine Rolle: reife Produkte wie<br />

Materialien zur Ge bäu<strong>de</strong> dämmung; Produkte, z.B. Haushaltsgeräte, <strong>de</strong>ren <strong>Energie</strong>effizienz<br />

in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren erheb lich verbessert wur<strong>de</strong>; und zunehmend neue<br />

Lösungen wie bei spiels weise energieeffiziente Beleuchtungstechnik und Heizungssysteme,<br />

<strong>de</strong>zentrale Kraft-Wärme-Kopplung o<strong>de</strong>r Smart­Home-Lösungen zur effizienten<br />

Verbrauchs steuerung.<br />

Der Weltmarkt für energieeffiziente Gebäu<strong>de</strong>technologien wird im Jahr 2020 voraussichtlich<br />

ca. 180 Mrd. EUR betragen. Ausgehend von 87 Mrd. EUR im Jahr 2008<br />

wächst dieser Teilmarkt um 6% p.a. und damit doppelt so schnell wie die gesamte<br />

Bauwirtschaft (Abb. 9).<br />

Da weltweit ca. 80% <strong>de</strong>r verbrauchten <strong>Energie</strong> im Gebäu<strong>de</strong>sektor zur Wärmegewinnung<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n, 18 liegen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hebel zur Effizienzsteigerung und damit auch<br />

wichtige Technologiemärkte im Heizungsbau, in <strong>de</strong>r Wärmeisolierung und in <strong>de</strong>r Wärme -<br />

verbrauchssteuerung – vor allem in Regionen mit entsprechen<strong>de</strong>n Witterungsverhältnissen.<br />

<strong>Energie</strong>effiziente Heizsysteme: Der Teilmarkt für innovative Heizungstechnologien wird,<br />

ausgehend von 7 Mrd. EUR im Jahr 2008, um durchschnittlich 9% p.a. bis 2020 auf<br />

rund 20 Mrd. EUR anwachsen. In diesen Teilmarkt fallen Festbrennstoff-Heizungen für<br />

erneuerbare <strong>Energie</strong>träger (z.B. Holzpellets) ebenso wie an<strong>de</strong>re Heiztechnologien, die<br />

erneuerbare und <strong>de</strong>zentrale <strong>Energie</strong> nutzen (z.B. solarthermische Heizungen und geothermische<br />

Wärmepumpen).<br />

Dezentrale Kraft­Wärme­Kopplung: Eng verbun<strong>de</strong>n mit effizienten Heizungstechnolo<br />

gien ist <strong>de</strong>r Teilmarkt für <strong>de</strong>zentrale Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Sie ermöglicht<br />

es Haus halten und öffentlichen sowie gewerblichen Gebäu<strong>de</strong>betreibern, aus ungenutzter<br />

Wärmeenergie ihrer Heizung Strom zu produzieren und so die <strong>Energie</strong>effizienz<br />

<strong>de</strong>s Brenn stoffeinsatzes zu erhöhen. Obwohl die Entwicklung von KWK-Technologien<br />

bereits fortgeschritten ist, sind für die flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Entstehung eines Mikro-KWK-<br />

Markts noch Kostensenkungen erfor<strong>de</strong>rlich. Bei einer Kostenreduzierung von 5% p.a.<br />

könnten bis 2020 ca. 20% <strong>de</strong>r Nachfrage nach konventionellen Heizungen durch Mikro-<br />

KWKs ersetzt wer<strong>de</strong>n; dadurch ergäbe sich für 2020 ein weltweites jährliches Marktpotenzial<br />

von gut 10 Mrd. EUR.<br />

17 Vgl. McKinsey Global Institute, Curbing Global Energy Demand Growth: The Energy Productivity Opportunity, Mai 2007.<br />

18 Vgl. ebenda.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Marktpotenzial in Wachstumskernen im Jahr 2020<br />

Effiziente Gebäu<strong>de</strong>technologien – globales Marktpotenzial in Wachstumskernen<br />

in Mrd. EUR p.a.<br />

Summe Wachstumskerne<br />

bei effizienten<br />

Gebäu<strong>de</strong>technologien<br />

87<br />

2008<br />

6% p.a.<br />

QUELLE: McKinsey<br />

180<br />

2020<br />

1 Markt heute zu klein, um Wachstumsrate zu berechnen<br />

Entwicklung in Wachstumskernen<br />

Weiße Ware<br />

Gebäu<strong>de</strong>isolierung<br />

Beleuchtung<br />

Heizungstechnik<br />

Dezentrale KWK<br />

Smart Home<br />

< 1<br />

2008<br />

2020<br />

7<br />

< 1<br />

< 5<br />

Gebäu<strong>de</strong>isolierung: Wärmedämmmaterialien für Gebäu<strong>de</strong> wie Schaumstoffe, Fiberglas<br />

und Mineralwolle haben sich in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren nicht fundamental in ihrer<br />

Beschaffenheit geän<strong>de</strong>rt. Allerdings ist ein zunehmen<strong>de</strong>r Einsatz dieser Materialien bei<br />

Gebäu<strong>de</strong>sanierungen zu beobachten, bewirkt durch regulatorische Normen und ein gestiegenes<br />

Bewusstsein für <strong>Energie</strong>kosten. 19 Dieser Trend wird sich bis 2020 fortsetzen<br />

und – ausgehend von einer Marktgröße von 23 Mrd. EUR im Jahr 2008 – ein jährliches<br />

Wachstum von 5% auf 40 Mrd. EUR ermöglichen. Ein weiterer wichtiger Faktor bei <strong>de</strong>r<br />

ener getischen Gebäu<strong>de</strong>sanierung ist die Wärmeisolierung von Türen und Fenstern.<br />

Auch hier eröffnen sich mit steigen<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nbewusstsein zusätzliche Markt chancen<br />

für energieeffiziente Produkte. Allerdings ist <strong>de</strong>r relevante Markt stärker regional als<br />

international strukturiert. In Deutschland wür<strong>de</strong> eine Ausweitung von energetischen<br />

Sanierungen in Privathaushalten einen erheblichen Stimulus für diesen Markt be<strong>de</strong>uten.<br />

Wenn in Deutschland jährlich statt 1,3% <strong>de</strong>s bis dato unsanierten Altbaubestands 3%<br />

energetisch saniert wür<strong>de</strong>n, wäre ein zusätzliches Potenzial von 420 Mio. EUR p.a. im<br />

Fenstermarkt erreichbar, 20 was ca. 30% <strong>de</strong>s gesamten <strong>de</strong>utschen Markts entspräche.<br />

Elektrischer Strom hat mit weltweit <strong>de</strong>rzeit knapp 20% <strong>de</strong>s <strong>Energie</strong>verbrauchs im<br />

Haus halts sektor zwar einen im Vergleich zur Wärme kleinen Anteil, ist aber wegen <strong>de</strong>r<br />

zu neh men<strong>de</strong>n Durchdringungsraten von Strom verbrauchen<strong>de</strong>n Haushalts geräten<br />

beson<strong>de</strong>rs in Schwellenlän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Haupttreiber für das weitere Wachstum <strong>de</strong>s weltweiten<br />

<strong>Energie</strong> verbrauchs in Gebäu<strong>de</strong>n. Somit steigt <strong>de</strong>r Anteil von Strom am Haushaltsenergie<br />

verbrauch bis 2020 auf fast 30% – entsprechend wächst die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />

<strong>Energie</strong>effizienz von elektrisch betriebenen Geräten in Gebäu<strong>de</strong>n.<br />

Weiße Ware (z.B. Kühlschränke, Waschmaschinen): Konsumenten beziehen bei elektrischen<br />

Haushaltsgeräten zunehmend die <strong>Energie</strong>effizienz als Kriterium in ihre Kaufentscheidung<br />

ein. Dies gilt beson<strong>de</strong>rs für verbrauchsintensive und dauerhaft o<strong>de</strong>r häufig<br />

10<br />

16<br />

20<br />

23<br />

35<br />

40<br />

40<br />

75<br />

Jährliche<br />

Wachstumsrate<br />

19 Damit kann eine 50%ige Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz im Vergleich zur historischen Entwicklung durch eine größere Durchdringung<br />

bekannter Technologien erreicht wer<strong>de</strong>n, nicht aber durch eine Verbesserung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz <strong>de</strong>r Technologien selbst.<br />

20 Vgl. McKinsey & Company, Capturing the European Energy Productivity Opportunity, Juli 2008.<br />

5%<br />

5%<br />

7%<br />

9%<br />

– 1<br />

– 1<br />

29<br />

Abbildung 9


30<br />

betriebene Geräte wie Kühlschränke o<strong>de</strong>r Wasch- und Spülmaschinen. Eine Umfrage<br />

<strong>de</strong>r GfK im Jahr 2008 ergab, dass für 52% <strong>de</strong>r Befragten in <strong>de</strong>n fünf größten EU-Län<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>verbrauch von Waschmaschinen sowie Kühl- und Gefrierschränken ein<br />

rele vantes Kaufkriterium ist. 21 Auf <strong>de</strong>r ganzen Welt wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />

Klassi fikationssysteme entwickelt, die <strong>de</strong>n <strong>Energie</strong>verbrauch eines Elektrogeräts für<br />

Kon sumenten transparent und vergleichbar machen. Dazu zählen das „Energy Label“ in<br />

<strong>de</strong>r EU und in China, <strong>de</strong>r „Energy Star“ in Nordamerika und Australien sowie das „Selo<br />

Procel“ in Brasilien.<br />

Der Weltmarkt für Weiße Ware war 2008 rund 130 Mrd. EUR groß. In Europa entfielen<br />

davon bereits 31% auf beson<strong>de</strong>rs energieeffiziente Geräte <strong>de</strong>r Label-Klassen A+ und<br />

A++, <strong>de</strong>ren Anteil in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Vorjahren um fast 50% p.a. gestiegen war. 22 Geht man<br />

davon aus, dass sich <strong>de</strong>r Anteil dieser Effizienzklassen weltweit bis 2020 noch um 20%<br />

vergrößern wird, so lässt sich <strong>de</strong>r Weltmarkt für energieeffiziente Weiße Ware im Jahr<br />

2020 auf rund 75 Mrd. EUR veranschlagen. Regulatorische Maßnahmen können diesen<br />

Trend beschleunigen: In Italien beispielsweise stieg <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Effizienzklassen A+<br />

und A++ an allen Kühlschrankverkäufen von vorher ca. 10 auf nahezu 40%, nach<strong>de</strong>m<br />

die Regierung 2007 mit einer steuerlichen Absetzbarkeit von 20% einen Anreiz für die<br />

Anschaffung eines entsprechen<strong>de</strong>n Geräts gesetzt hatte. 23<br />

<strong>Energie</strong>effiziente Beleuchtungstechnik: Der Markt für energiesparen<strong>de</strong> Beleuchtung<br />

wird bis 2020 um 7% p.a. auf rund 35 Mrd. EUR wachsen, beeinflusst von drei Trends:<br />

Erstens sind energiesparen<strong>de</strong> Produkte, vor allem Kompaktleuchtstofflampen (Compact<br />

Fluorescent Lamps (CFL)), für <strong>de</strong>n Verbraucher wirtschaftlich gewor<strong>de</strong>n. Beispielsweise<br />

ist <strong>de</strong>r durchschnittliche Preis einer CFL seit <strong>de</strong>n frühen 90er Jahren von umgerechnet<br />

8 auf 3 EUR gesunken. CFL verbrauchen gegenüber herkömmlichen Glühbirnen nur<br />

ein Fünftel <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong> und haben eine 5- bis 15-fache Lebensdauer. Zweitens holen<br />

CFL hinsichtlich Farbwie<strong>de</strong>rgabe und Aufheizphase im Vergleich mit herkömmlichen<br />

Glühbirnen zunehmend auf, so dass die Vorbehalte <strong>de</strong>r Käufer auch in diesem Bereich<br />

schwin<strong>de</strong>n. Drittens zeigen Klimaschutzbe<strong>de</strong>nken von Verbrauchern und Regierungen<br />

Wirkung: Um <strong>de</strong>n CO2-Ausstoß zu senken, hat die EU-Kommission En<strong>de</strong> 2008<br />

entschie<strong>de</strong>n, dass herkömmliche Glühlampen aus <strong>de</strong>n Haushalten <strong>de</strong>r Mitgliedsstaaten<br />

verbannt wer<strong>de</strong>n sollen. Das Verkaufsverbot soll schrittweise in Kraft treten und bei<br />

voller Geltung ab September 2012 jährlich 23 Mio. t Treibhausgasemissionen vermei<strong>de</strong>n<br />

helfen. Ein weiterer Zukunftstrend im Beleuchtungsmarkt und <strong>de</strong>rzeitiger Entwicklungsschwerpunkt<br />

<strong>de</strong>r großen Hersteller sind Leuchtdio<strong>de</strong>n, die im Vergleich zu CFL noch<br />

einmal zwei Drittel weniger <strong>Energie</strong> verbrauchen.<br />

Smart­Home­Lösungen: Der Begriff bezeichnet Technologien, mit <strong>de</strong>nen die einzelnen<br />

<strong>Energie</strong>verbraucher eines Haushalts o<strong>de</strong>r Unternehmens (z.B. Heizung, Lüftung, Beleuchtung,<br />

Bürogeräte, Haushaltsgeräte) vernetzt und intelligent gesteuert wer<strong>de</strong>n können.<br />

<strong>Energie</strong> sparen lässt sich z.B. durch Absenkung <strong>de</strong>r Raumtemperatur in zeitweise<br />

nicht genutzten Räumen o<strong>de</strong>r bedarfsgerechtere Beleuchtung. Die Entwicklung steckt<br />

noch in <strong>de</strong>n Anfängen und wird <strong>de</strong>rzeit noch durch unausgereifte Lösungen und Kaufzurückhaltung<br />

potenzieller Kun<strong>de</strong>n gehemmt, <strong>de</strong>r Weltmarkt für Smart­Home-Produkte<br />

beträgt erst etwa 400 Mio. EUR. Bis 2020 kann <strong>de</strong>r Markt allerdings an Dyna mik gewin-<br />

21 Vgl. GfK Gesellschaft für Konsumforschung, International Consumer Electronics Conference, Juni 2008.<br />

22 Als Richtwert gilt, dass die neue <strong>Energie</strong>effizienzklasse A+ nur ca. drei Viertel <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong> eines vergleichbaren A-Geräts (gleiche<br />

Funktion, Volumen etc.) verbraucht, ein Gerät mit <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienzklasse A++ sogar nur die Hälfte.<br />

23 Vgl. GfK Gesellschaft für Konsumforschung, Energy Labeling in White Goods, Juni 2008.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Marktpotenzial in Wachstumskernen im Jahr 2020<br />

nen und dann ein Umsatzpotenzial von rund 2 Mrd. EUR bieten. Zu diesem Zeitpunkt<br />

wären in Industrielän<strong>de</strong>rn 10% aller Haushalte und 20% aller Unternehmen mit Smart­<br />

Home-Standardpaketen ausgestattet.<br />

Bei vielen <strong>de</strong>r genannten Technologien haben <strong>de</strong>utsche Unternehmen eine starke Ausgangsposition<br />

im Weltmarkt. Im Heiztechnikmarkt beispielsweise erreicht Deutschland<br />

durch Hersteller wie Bosch Thermotechnik, Vaillant, Viessmann o<strong>de</strong>r Stiebel Eltron einen<br />

Weltmarktanteil von 30%; bei Weißer Ware kommen die größten <strong>de</strong>utschen Hersteller<br />

BSH, Miele und Liebherr <strong>de</strong>rzeit auf gut 7%. Diese Anteile können nicht nur verteidigt,<br />

son<strong>de</strong>rn sogar ausgebaut wer<strong>de</strong>n, wenn die Unternehmen in <strong>de</strong>n Wachstumskernen<br />

wettbewerbsfähig bleiben o<strong>de</strong>r ihre Wettbewerbsfähigkeit noch steigern. Führen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>utsche Anbieter entwickeln zukunftsorientierte Lösungen – Bosch Thermotechnik<br />

bei spiels weise arbeitet an Heizsystemen, die regenerative <strong>Energie</strong>n und die beson<strong>de</strong>rs<br />

effiziente Brennwerttechnik kombinieren. Im Beleuchtungsmarkt ist Osram die weltweite<br />

Nummer 2; nach eigenen Angaben will das Unternehmen bis 2020 rund 80% seiner<br />

Umsätze mit energieeffizienter Beleuchtungstechnik erzielen.<br />

Um ihre führen<strong>de</strong> Position zu halten und auszubauen, müssen <strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />

nicht nur weiter in die Entwicklung effizienter Gebäu<strong>de</strong>technologien investieren, son<strong>de</strong>rn<br />

gleichzeitig vor allem geeignete Geschäftsmo<strong>de</strong>lle entwerfen und erproben.<br />

• Konsequente (Weiter­)Entwicklung <strong>de</strong>r relevanten Technologien: In einigen Bereichen<br />

sind die Entwicklungszyklen <strong>de</strong>r Produkte eher kurz (z.B. Haushaltselektronik,<br />

Be leuchtung); in an<strong>de</strong>ren dagegen verlangsamen lange Renovierungszyklen die<br />

Aus tauschraten (z.B. Isoliermaterialien, Heizungen). Wachsen<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>nansprüche<br />

an <strong>de</strong>n <strong>Energie</strong>verbrauch gebieten in bei<strong>de</strong>n Fällen, je<strong>de</strong>rzeit die jeweils effizientesten<br />

Technologien im Portfolio zu haben – im ersten Fall, um nicht beim nächsten<br />

Technologieschub von Wettbewerbern abgehängt zu wer<strong>de</strong>n; im zweiten Fall, um<br />

beim stetigen Bedarf an Neubauten und Renovierungen zum Zuge zu kommen und<br />

kontinuierlich Marktanteile zu halten o<strong>de</strong>r zu gewinnen. Bei einigen innovativen Technologien<br />

wie Mikro-KWK-Anlagen sind noch weitere Kostensenkungen erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

bevor sie in höheren Stückzahlen vermarktbar wer<strong>de</strong>n.<br />

• Entwicklung und Erprobung geeigneter Geschäftsmo<strong>de</strong>lle: In vielen Län<strong>de</strong>rn, darunter<br />

auch Deutschland, bietet die energetische Sanierung von Wohnimmobilien<br />

sowie gewerb lichen und öffentlichen Gebäu<strong>de</strong>n großes Potenzial. In gewerblichen<br />

und öffentlichen Gebäu<strong>de</strong>n wird dieses Potenzial heute bereits in erheblichem Umfang<br />

erschlossen, die entsprechen<strong>de</strong>n Geschäftsmo<strong>de</strong>lle funktionieren. Gera<strong>de</strong> im<br />

öffentlichen Sektor wird häufig Energy Contracting eingesetzt: ein Mo<strong>de</strong>ll, bei <strong>de</strong>m<br />

Anbieter die Ener gie effizienz maßnahmen komplett selbst durchführen und finanzieren,<br />

um dann ihre Kosten durch einen Anteil an <strong>de</strong>n eingesparten <strong>Energie</strong>kosten<br />

zu <strong>de</strong>cken. Bei Wohn immobilien wird dagegen trotz langfristiger Wirtschaftlichkeit<br />

für Immobilien eigentümer und -nutzer bei einer Renovierung nur ein Teil <strong>de</strong>r Häuser<br />

auch energe tisch saniert. Die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Herausfor<strong>de</strong>rung besteht <strong>de</strong>shalb darin,<br />

für Privathaushalte ebenfalls funktionieren<strong>de</strong> Geschäftsmo<strong>de</strong>lle zur energetischen<br />

Gebäu<strong>de</strong> sanierung zu entwickeln.<br />

31


32<br />

4.3 Maschinen­ und Anlagenbau: 120 Mrd. EUR Marktpotenzial<br />

aus effizienteren Technologien<br />

Unternehmen in energieintensiven Branchen arbeiten schon seit Jahrzehnten kontinuierlich<br />

daran, die <strong>Energie</strong>effizienz ihrer Produktionsprozesse zu optimieren. Mit Erfolg: In<br />

<strong>de</strong>r kohlebasierten Stahlproduktion gelang es, <strong>de</strong>n <strong>Energie</strong>verbrauch mit Hilfe besserer<br />

Isolierung und Vermeidung von Hitzeverlusten durch Abluft zu senken. In <strong>de</strong>r Chemieindustrie<br />

ermöglichten vor allem Verbesserungen in <strong>de</strong>r Anlagensteuerung <strong>Energie</strong>einsparungen,<br />

in<strong>de</strong>m <strong>Energie</strong> und Reaktionsstoffe genauer dosiert zugeführt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten. Zu<strong>de</strong>m gab es auch hier Verbesserungen bei <strong>de</strong>r Anlagenisolierung und <strong>de</strong>r<br />

Dampf erzeugung (d.h. eine bessere Anpassung <strong>de</strong>r erzeugten Dampfmenge an <strong>de</strong>n<br />

Bedarf und die Verwendung von Akkumulatoren), und es wird zunehmend versucht,<br />

mechanische Verfahren durch energiesparen<strong>de</strong> Techniken wie Ultraschall in Reinigungs-<br />

und Vermischungsprozessen zu ersetzen.<br />

Mit immer schärferen regulatorischen Vorgaben zur Senkung von Treibhausgas emissionen<br />

steigt allerdings für diese Branchen <strong>de</strong>r Druck, ihren <strong>Energie</strong>einsatz und ihre<br />

Emissio nen weiter drastisch zu senken. In vielen energieintensiven Branchen wird <strong>de</strong>shalb<br />

über grundlegen<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rungen von Produktionsprozessen nachgedacht, die<br />

über die bisherigen Verbesserungen hinaus noch größere Einsparungen ermög lichen.<br />

Dazu zählen beispielsweise die Strom- und Wärmeerzeugung aus Resteverbrennung<br />

(Reject­Power) in <strong>de</strong>r Papierindustrie o<strong>de</strong>r das Corex-Verfahren in <strong>de</strong>r Stahlproduktion.<br />

In <strong>de</strong>r Zement industrie wur<strong>de</strong> das Trockenverfahren entwickelt, bei <strong>de</strong>m entstehen<strong>de</strong><br />

Abwärme eingesetzt wird, um Materialien für die Weiterverarbeitung vorzuheizen; die<br />

<strong>Energie</strong> einsparung gegenüber <strong>de</strong>r herkömmlichen Technik beträgt bis zu 50%. Anbieter,<br />

die solche maßgeschnei<strong>de</strong>rten Lösungen für energieintensive Industrien entwickeln und<br />

liefern, schaffen sich damit Zugang zu einem Marktpotenzial von etwa 40 Mrd. EUR p.a.<br />

im Jahr 2020.<br />

Daneben entwickelt sich ein Markt für branchenunabhängige Lösungen zur Steigerung<br />

<strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz, da die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s <strong>Wettbewerbsfaktor</strong>s <strong>Energie</strong> auch in Branchen<br />

weiter zunimmt, die traditionell weniger Aufmerksamkeit auf diesen Teil ihrer Kostenbasis<br />

gelegt haben. In zahlreichen Fertigungsindustrien wie <strong>de</strong>m Automobilbau wird<br />

ver sucht, durch intelligentere Steuerung von Anlagen <strong>Energie</strong> zu sparen – etwa durch<br />

Ab schal tung bei Produktionsunterbrechungen und bessere Anpassung <strong>de</strong>r Leistung an<br />

<strong>de</strong>n Bedarf. Außer<strong>de</strong>m wird zunehmend auf Verfahren zur Wärmerückgewinnung, Co-<br />

Er zeugung von Wärme und Strom sowie die Verfeuerung von Produktionsabfällen zur<br />

Strom- und Wärmeerzeugung gesetzt. Neben <strong>de</strong>m <strong>Energie</strong>verbrauch sinkt damit auch<br />

die Abhängigkeit von zugekaufter <strong>Energie</strong>. Anbieter, die prinzipiell branchenunabhängige<br />

Lösungen zur Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz zur Verfügung stellen, können damit ein<br />

Markt potenzial von etwa 80 Mrd. EUR im Jahr 2020 erschließen.<br />

Vier Teilmärkte sind hierbei von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung und bieten großes Wachstumspotenzial<br />

(Abb. 10). Zusammen mit <strong>de</strong>n industriespezifischen Lösungen bil<strong>de</strong>n sie die<br />

Wachstumskerne im Maschinen- und Anlagenbau.<br />

Automatisierungs­ und Steuerungstechnik: Die konsequente Ausrichtung von Automa<br />

tisierungs- und Steuerungstechnik auf <strong>Energie</strong>management kann in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ns<br />

ten Fertigungsindustrien zu signifikant höherer <strong>Energie</strong>effizienz beitragen. Bisher<br />

stand die Optimierung <strong>de</strong>s <strong>Energie</strong>einsatzes in <strong>de</strong>r Regel nicht im Zentrum <strong>de</strong>r Auto-


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Marktpotenzial in Wachstumskernen im Jahr 2020<br />

Effiziente Technologien im Maschinen- und Anlagenbau – globales Marktpotenzial<br />

in Wachstumskernen<br />

in Mrd. EUR p.a.<br />

Summe Wachstumskerne<br />

effizienter Technologien<br />

im Maschinenund<br />

Anlagenbau<br />

49<br />

2008<br />

8% p.a.<br />

QUELLE: McKinsey<br />

120<br />

2020<br />

Entwicklung in Wachstumskernen<br />

Industriespezifische<br />

Lösungen<br />

Automatisierung<br />

und Steuerung<br />

Wärmerückgewinnung<br />

Effiziente IT<br />

Effiziente Antriebe<br />

2008<br />

2020<br />

1<br />

matisierungs- und Steuerungssysteme. Dies wird sich in Zukunft än<strong>de</strong>rn. Schon heute<br />

nutzen Unternehmen die IT-basierten Komponenten <strong>de</strong>r Automatisierung zu neh mend,<br />

um <strong>de</strong>n <strong>Energie</strong>einsatz zu optimieren. Die genannten Komponenten stellen heute einen<br />

Markt von ca. 17 Mrd. EUR dar. Trotz <strong>de</strong>s aktuellen Absatzrückgangs infolge <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise<br />

ist langfristig mit einem steigen<strong>de</strong>n Bedarf zu rechnen. Die durchschnitt liche<br />

jährliche Wachstumsrate wird voraussichtlich bei etwa 5% liegen und das Marktvolumen<br />

wird im Jahr 2020 ca. 30 Mrd. EUR erreichen. Schon heute sind Power­Management-<br />

Systeme für industrielle Anlagen verfügbar. Sie wer <strong>de</strong>n in Zukunft stetig an Be<strong>de</strong>utung<br />

gewinnen – insbeson<strong>de</strong>re wenn es gelingt, sie in eine integrierte IT-Landschaft einzubin<strong>de</strong>n.<br />

Darüber hinaus wird die Automatisierungs- und Regelungstechnik vor allem auf<br />

Grund von zwei Entwicklungen eine zunehmend wichtigere Rolle spielen:<br />

5<br />

• Präzisere und schnellere Steuerung sorgt für höhere <strong>Energie</strong>effizienz einer Anlage.<br />

Ein Beispiel hierfür ist die Kunst stoff spritzmaschine, die sekun<strong>de</strong>ngenau die Wärmeenergie<br />

dort einsetzt, wo sie gebraucht wird. Bei allen diesen Anwendungen verfügen<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>utsche Mittel ständler über eine hervorragen<strong>de</strong> Ausgangsbasis, <strong>de</strong>nn<br />

sie kennen die Anwendungen ihrer Kun<strong>de</strong>n im Detail und haben sich schon in <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit mit <strong>de</strong>r zuge hörigen Regelungstechnik hohe Marktanteile erarbeitet.<br />

• Der Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>npräferenzen erfor<strong>de</strong>rt angepasste, spezifisch zugeschnittene<br />

Produkte (z.B. kleinere Verpackungseinheiten für kleinere Haus halte). Wegen<br />

<strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Produktvielfalt muss die Automatisierungstechnik die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Produktionsprozesse exakter steuern können, um Material- und <strong>Energie</strong>verschwendung<br />

zu vermei<strong>de</strong>n. Damit einher geht auch eine Reduzie rung von<br />

Um rüst zeiten und Neuprodukt-Anlaufzeiten. Dies ist mit mechanisch gesteuerten<br />

Maschinen nur noch begrenzt optimierbar. Nachgefragt wer<strong>de</strong>n daher zunehmend<br />

Maschinen (z.B. Verpackungsmaschinen), die per Software schnell auf das zu produzieren<strong>de</strong><br />

Produkt umgestellt wer<strong>de</strong>n können und sehr hohe Präzision ermöglichen.<br />

Auf diesem Feld sind <strong>de</strong>utsche Unternehmen schon heute führend.<br />

10<br />

10<br />

17<br />

16<br />

15<br />

25<br />

30<br />

40<br />

Jährliche<br />

Wachstumsrate<br />

12%<br />

5%<br />

4%<br />

25%<br />

6%<br />

33<br />

Abbildung 10


34<br />

Industrielle Antriebe: Rund ein Viertel <strong>de</strong>s Gesamtenergieverbrauchs und zwei Drittel<br />

<strong>de</strong>s Stromverbrauchs <strong>de</strong>r industriellen Produktion wer<strong>de</strong>n durch Antriebe und An triebssysteme<br />

verursacht. Geringerer Verbrauch in diesem Bereich ist daher ein wichtiger<br />

Hebel zur Optimierung <strong>de</strong>s <strong>Energie</strong>einsatzes, gera<strong>de</strong> in nicht energieintensiven Branchen.<br />

Mögliche Ansätze sind zum einen mechanische Verbesserungen wie <strong>de</strong>r Einsatz<br />

reibungsärmerer Materialien, zum an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r Einsatz von Elektronik, etwa von Drehzahlreglern<br />

für Elektromotoren. Insgesamt lassen sich durch konsequente Nutzung und<br />

Opti mierung energieeffizienter Antriebe je nach Einsatzbereich unterschiedlich große<br />

Anteile <strong>de</strong>r heute benötigten <strong>Energie</strong> einsparen: Bei Pumpen und Ventilatoren ca. 35%,<br />

bei Kompressoren ca. 15%, bei sonstigen Anlagen im Schnitt ca. 25%. Der Weltmarkt<br />

für energieeffiziente Antriebe ist heute rund 5 Mrd. EUR groß – das entspricht etwa 85%<br />

<strong>de</strong>s gesamten Umsatzes aus neu verkauften Antrieben. Bei einem jährlichen Wachstum<br />

von etwa 6% und einer Erhöhung <strong>de</strong>r Durchdringung energieeffizienter Mo<strong>de</strong>lle auf<br />

nahezu 100% beträgt das Marktpotenzial im Jahr 2020 ca. 10 Mrd. EUR.<br />

Effizientere IT­Infrastruktur: Desktop-Computer in großen Firmennetzwerken können<br />

durch so genannte Thin Clients ersetzt wer<strong>de</strong>n. Dies steigert die <strong>Energie</strong>effizienz <strong>de</strong>s<br />

Arbeitsplatzes um bis zu 50%. Bei <strong>de</strong>r Thin­Client-Lösung befin<strong>de</strong>t sich nur noch die<br />

Hardware zur Bedienung <strong>de</strong>s Rechners am Arbeitsplatz; die Rechenleistung wird in<br />

zentralen Servern erbracht. Das ermöglicht eine bessere Auslastung <strong>de</strong>r Rechen leistung<br />

und Skaleneffekte beim <strong>Energie</strong>verbrauch. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n zentrale Server zunehmend<br />

energieeffizienter – durch eine Verbesserung <strong>de</strong>r Auslastung beispielsweise mit Hilfe von<br />

Virtualisierung, aber auch durch Maßnahmen wie eine flexiblere Kühlung. Die gegenüber<br />

konventionellen Lösungen <strong>de</strong>utlich verbesserte Total Cost of Ownership, kombiniert mit<br />

Vorteilen bei <strong>de</strong>r Datenverlässlichkeit und -aktualität, sorgt dafür, dass Thin Clients sich<br />

schnell verbreiten: Bis 2010 wer<strong>de</strong>n weltweit ca. 10 Mio. PCs auf diese Weise virtualisiert<br />

sein, im Jahr 2020 schon bis zu 80 Mio. Der Weltmarkt wird von <strong>de</strong>rzeit ca. 1 Mrd.<br />

EUR voraussichtlich auf 15 Mrd. EUR im Jahr 2020 wachsen.<br />

Wärmerückgewinnung: Während Wärmerückgewinnung bei großen Temperaturunterschie<strong>de</strong>n<br />

bereits in vielen energieintensiven Industrien (Chemie, Stahl, Zement, Papier<br />

etc.) erfolgreich angewen<strong>de</strong>t wird, ist die entsprechen<strong>de</strong> Technik für geringe Temperaturunterschie<strong>de</strong><br />

noch in <strong>de</strong>r Entwicklung. Hier geht es sowohl um Lösungen zur Wie<strong>de</strong>rverwendung<br />

von Dampf in vorgelagerten Prozessstufen, etwa mit Hilfe korrosionsfester<br />

Wärmetauscher, wie bereits in <strong>de</strong>r Stahlindustrie erprobt, als auch um die Nutzung von<br />

Abwärme zur Stromerzeugung. Wachstumschancen bieten sich zu<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Nachrüstung<br />

von Wärmerückgewinnungsanlagen (auch für höhere Temperaturbereiche) in<br />

Schwellenlän<strong>de</strong>rn, die in <strong>de</strong>r Vergangenheit weniger Wert auf <strong>Energie</strong>effizienz gelegt<br />

haben. Das Weltmarktpotenzial für Wärmerückgewinnungs anlagen im Jahr 2020 wird<br />

voraussichtlich bei ca. 25 Mrd. EUR liegen – das entspricht einem Wachstum von rund<br />

4% p.a.<br />

Deutsche Maschinen- und Anlagenbauer haben prinzipiell gute Voraussetzungen, um<br />

in diesen Zukunftsmärkten erfolgreich zu sein. Der Maschinen- und Anlagenbau zählt<br />

traditionell zu <strong>de</strong>n starken Bereichen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wirtschaft: Deutschland war im<br />

Jahr 2007 mit einem Umsatz von 190 Mrd. EUR nach <strong>de</strong>n USA und China <strong>de</strong>r drittgrößte<br />

Maschinenproduzent <strong>de</strong>r Welt. 24 Die Branche hat von 2003 bis 2008 eine bemerkens<br />

werte Boomphase erlebt und konnte ihre Produktion in dieser Zeit um mehr als<br />

24 Vgl. Verband <strong>de</strong>r Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer, Statistisches Handbuch für <strong>de</strong>n Maschinenbau, 2008.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Marktpotenzial in Wachstumskernen im Jahr 2020<br />

ein Drittel steigern. Allein im Jahr 2007 nahm die Fertigung um fast 10% im Vergleich<br />

zum Vorjahr zu. Der Erfolg stützt sich zum überwiegen<strong>de</strong>n Teil auf <strong>de</strong>n Export: 70% <strong>de</strong>s<br />

Gesamtumsatzes <strong>de</strong>r Branche wer<strong>de</strong>n im Ausland erzielt; <strong>de</strong>r Export war mit <strong>de</strong>utlich<br />

überdurchschnittlichen Zuwachsraten <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Wachstumsmotor. 25<br />

Wie zu erwarten, lei<strong>de</strong>t gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Export unter <strong>de</strong>r aktuellen Wirtschaftskrise. Der<br />

Auf trags eingang <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Maschinen- und Anlagenbauer ist um fast die Hälfte<br />

zurück gegangen. Mittelfristig wer<strong>de</strong>n sich die zyklischen Effekte wie<strong>de</strong>r ausgleichen,<br />

es bleibt aber eine weitere Bedrohung für die <strong>de</strong>utschen Maschinenbauer: Anbieter vor<br />

allem aus Schwellenlän<strong>de</strong>rn erobern mit günstigen, wenig komplexen Anlagen zunehmend<br />

Marktanteile. Im Maschinenbau hat China bereits Deutschland überholt und ist<br />

international nunmehr <strong>de</strong>r zweitgrößte Produzent. Beson<strong>de</strong>rs groß ist <strong>de</strong>r Marktanteil<br />

<strong>de</strong>r chinesischen Anbieter bei einfachen Standardmo<strong>de</strong>llen.<br />

Die Stärken <strong>de</strong>utscher Anbieter liegen hingegen beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r hohen Präzision und<br />

Qualität <strong>de</strong>r Maschinen. Unternehmen wie Siemens und Bosch haben starke Positionen<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Automatisierungs- und Steuerungstechnologie erreicht. In <strong>de</strong>r Automation<br />

von Stückfertigungen (etwa in <strong>de</strong>r Automobilindustrie) beispielsweise hält Siemens<br />

allein einen Marktanteil von mehr als 20%. Bei elektrischen Antrieben haben die zwei<br />

größten <strong>de</strong>utschen Anbieter einen Marktanteil von zusammen ebenfalls gut 20%. Im<br />

Teilsegment <strong>de</strong>r effizienten Antriebe liegt dieser Anteil noch höher. Auf industrielle Spezialmaschinen<br />

und -anlagen entfallen rund 30% <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Maschinenbaus – Unternehmen<br />

aus Deutschland sind hier mit einem Anteil von etwa 25% Weltmarktführer.<br />

Anbieter, die ihre Marktchancen in <strong>de</strong>n beschriebenen Wachstumskernen nutzen wollen,<br />

brauchen vor allem eine rigorose Kun<strong>de</strong>nperspektive: Was zählt aus Sicht <strong>de</strong>r Abnehmer?<br />

Gera<strong>de</strong> in Zeiten schwacher Wirtschaftsentwicklung ist es unabdingbar, <strong>de</strong>n<br />

öko nomischen Wert von <strong>Energie</strong>effizienzprodukten für private und industrielle Kun<strong>de</strong>n<br />

wei ter zu steigern – und viel stärker als bisher auch transparent zu machen. Dazu gibt<br />

es mehrere Ansätze.<br />

• Steigerung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nnutzens durch Design­to­Value: Dieser Ansatz passt bestehen<br />

<strong>de</strong> Produktkonzepte an die spezifischen technologischen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>n an, ohne die Skalierbarkeit <strong>de</strong>r Produkte zu gefähr<strong>de</strong>n. Der Anbieter konzentriert<br />

sich auf Komponenten, die für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n größten Mehrwert schaffen.<br />

Ein Bei spiel ist die Adaptierung von Verbrennungsanlagen zur energetischen Nutzung<br />

von Pro duktions abfällen in kleineren Papierfabriken: In gemeinsamer Entwicklungsarbeit<br />

haben Betreiber und Anbieter die bestehen<strong>de</strong> Technologie so angepasst, dass<br />

sie flexibel für verschie<strong>de</strong>nste Zusammensetzungen <strong>de</strong>s anfallen<strong>de</strong>n Brennmaterials<br />

nutz bar ist. Deutsche Anbieter sollten sich weiterhin auf technische Highend-Produk te<br />

und Lösungen für individuelle Kun<strong>de</strong>nbedürfnisse konzentrieren – branchenspezi fisch<br />

ebenso wie branchenübergreifend. Helfen wird ihnen dabei ein weltweit steigen <strong>de</strong>r<br />

Bedarf an komplexen Systemlösungen, die neben <strong>de</strong>r eigentlichen Maschine auch<br />

die Integration von Informationstechnologie und die Anpassung <strong>de</strong>r Schnitt stellen<br />

an <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rn. Hinzu kommt die heute schon starke Position <strong>de</strong>utscher<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r Mechatronik, durch die spezifische Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen durch<br />

Lösungen in <strong>de</strong>r (Embed<strong>de</strong>d) Software bedient wer<strong>de</strong>n können.<br />

25 Vgl. ebenda.<br />

35


36<br />

• Entwicklung innovativer Finanzierungs­ und Betreibermo<strong>de</strong>lle: Selbst wenn <strong>de</strong>r<br />

Einsatz von energieeffizienten Produkten sich in <strong>de</strong>r Regel über die Lebensdauer<br />

<strong>de</strong>s Produkts rechnet, sind die Anfangsinvestitionen oft ein Hemmnis für industrielle<br />

Käufer – erst recht angesichts beschränkt liqui <strong>de</strong>r Kreditmärkte. Innovative Finanzierungs-<br />

und Betreibermo<strong>de</strong>lle sind eine Mög lich keit, die Anfangsinvestitionen zu<br />

senken o<strong>de</strong>r ganz zu vermei<strong>de</strong>n. Zum Bei spiel kann ein Technologieanbieter das<br />

komplette <strong>Energie</strong> management einer Pro duk tions stätte übernehmen. Er garantiert<br />

<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n eine Min<strong>de</strong>st ersparnis, die die Inves tition früher rentabel macht. Hinzu<br />

kommt das Potenzial zusätzlicher Einsparungen für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n nach Ablauf <strong>de</strong>r Vertragslaufzeit.<br />

Selbst Betreibermo<strong>de</strong>lle, die noch weiter reichen und z.B. Betrieb und<br />

Wartung kom plexer Anlagen einschließen, sind in Einzelfällen sinnvoll und können die<br />

Markterschließung beschleunigen.<br />

• Vermittlung <strong>de</strong>s Wertsteigerungs­ und Kostensenkungspotenzials durch Value Selling:<br />

Häufig ist <strong>de</strong>m Endkun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mehrwert von Investitionen in energieeffiziente Produkte<br />

unter <strong>de</strong>m Aspekt von Total Cost of Ownership nicht hinreichend bewusst. Die<br />

<strong>Energie</strong>ersparnisse über <strong>de</strong>n Lebenszyklus wer<strong>de</strong>n daher nicht angemessen berücksichtigt.<br />

Der Value­Selling-Ansatz zielt darauf, <strong>de</strong>n kun<strong>de</strong>nspezifischen Wert eines<br />

Produkts zu er mitteln, einen angemessenen Preis zu setzen und schließlich <strong>de</strong>n Wert<br />

wirksam im Markt zu kommunizieren. Value Selling kann somit im ersten Schritt z.B.<br />

darin be stehen, das Ein spar potenzial einer Automatisierungslösung gemeinsam mit<br />

<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n in einer Vorabdiagnose zu überschlagen – anschließend lässt sich daraus<br />

ableiten, welcher Auf wand für eine energiesparen<strong>de</strong> Lösung gerechtfertigt ist.<br />

4.4 Informationstechnologie und IT­Services:<br />

30 Mrd. EUR Marktpotenzial aus innovativen<br />

IT­Systemen im <strong>Energie</strong>management<br />

Individualisierte IT-Lösungen und damit verbun<strong>de</strong>ne Dienstleistungen spielen in <strong>de</strong>r<br />

<strong>Energie</strong>effizienzsteigerung sektorenübergreifend eine Schlüsselrolle. Sie helfen, <strong>Energie</strong>kosten<br />

zu senken und zugleich die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dabei sind<br />

insbeson<strong>de</strong>re drei Anwendungen wichtig (Abb. 11).<br />

IT­basierte Verkehrssteuerungssysteme für regionale Verkehrsnetze o<strong>de</strong>r auch spezifisch<br />

für Logistikunternehmen. Diese erlauben es, die Routenplanung zu optimieren und<br />

<strong>Energie</strong>verschwendung im Transport zu vermei<strong>de</strong>n; ein Beispiel ist Telematik via Satellit<br />

(GPS) und per Funk (GSM) im Lkw-Flottenmanagement. Solche Systeme zur Erfassung<br />

und Auswertung von Verkehrsflüssen in Echtzeit haben bereits heute ein Marktvolumen<br />

von mehr als 1 Mrd. EUR. Dieses Potenzial könnte nach unseren Schätzungen bis 2020<br />

um rund 14% p.a. auf ca. 5 Mrd. EUR wachsen.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Marktpotenzial in Wachstumskernen im Jahr 2020<br />

Innovative IT-Systeme im <strong>Energie</strong>management – globales Marktpotenzial<br />

in Wachstumskernen<br />

in Mrd. EUR p.a.<br />

Summe Wachstumskerne<br />

innovativer IT-<br />

Systeme im <strong>Energie</strong>management<br />

5<br />

2008<br />

QUELLE: McKinsey<br />

16% p.a.<br />

30<br />

2020<br />

Entwicklung in Wachstumskernen<br />

IT im <strong>Energie</strong>management<br />

Smart Grid<br />

Verkehrssteuerungssysteme<br />

Smart­Grid­Lösungen zur Optimierung <strong>de</strong>r Stromnetzsteuerung, so dass unter schiedliche<br />

(und vor allem auch <strong>de</strong>zentrale) Erzeugungsquellen effektiv an das Netz an gebun<strong>de</strong>n<br />

und <strong>Energie</strong>verluste in <strong>de</strong>r Distribution vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können. Auf <strong>de</strong>r<br />

Nutzer seite schließen sich intelligente Lösungen <strong>de</strong>r Verbrauchsmessung, <strong>de</strong>s so genannten<br />

Smart Metering, an, die zunehmend mit <strong>de</strong>n operativen Prozessen <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Der IT-Anteil (spezielle Software und IT-Lösungen) an heutigen<br />

Smart­Grid-Investitionen beträgt bereits bis zu 1 Mrd. EUR p.a. Wenn die USA ihre<br />

<strong>de</strong>rzeit ge planten hohen Investitionen beibehalten und weitere Regionen nachziehen, könnte<br />

das jähr liche Investitions niveau für IT in Smart Grids bis 2020 mehr als 10 Mrd. EUR<br />

betragen; noch optimistischere Schätzungen gehen sogar von 15 Mrd. EUR aus.<br />

IT­Lösungen im <strong>Energie</strong>management von Firmen und öffentlichen Organisationen, um<br />

<strong>de</strong>n <strong>Energie</strong>verbrauch zentral zu steuern und zu optimieren. Sie betreffen sowohl die<br />

Ge bäu<strong>de</strong> infrastruktur als auch die energieeffiziente Steuerung von Produktionsprozessen.<br />

Die IT-Lösungen wer<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m ergänzt um spezifische Services, beispielsweise<br />

für das <strong>Energie</strong>-Reporting o<strong>de</strong>r für „grüne“ Beschaffung. Das Marktpotenzial für IT im<br />

<strong>Energie</strong>management wird im Jahr 2020 etwa 15 Mrd. EUR betragen.<br />

IT-Lösungen im <strong>Energie</strong>management ermöglichen eine Verbesserung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Sektoren, von <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>umwandlung bis zur Nutzung. Sie<br />

erfüllen dabei zwei wesentliche Funktionen: Erstens sorgen sie für eine umfassen<strong>de</strong><br />

Transparenz über <strong>de</strong>n aktuellen <strong>Energie</strong>verbrauch auf verschie<strong>de</strong>nen Aggregationsebenen<br />

eines Unternehmens. Sie vergleichen die Verbrauchsdaten mit Zielwerten und<br />

statistischen Vergleichswerten. Damit schafft IT die Voraussetzung dafür, <strong>Energie</strong> effektiv<br />

zu managen. Zweitens kommt IT-Lösungen die Aufgabe zu, Produktionsprozesse<br />

energie effizienter zu machen – dazu mangelt es heute allerdings noch an intelligenten<br />

Lösungen, die eine effektive Steuerung nach <strong>Energie</strong>effizienzkriterien bis hin zur teilweisen<br />

o<strong>de</strong>r vollstän digen Automatisierung ermöglichen.<br />

Zwei wichtige Anwendungsfel<strong>de</strong>r von IT im <strong>Energie</strong>management sind <strong>de</strong>r öffentliche<br />

Sektor und das fertigen<strong>de</strong> Gewerbe.<br />

2008<br />

2020<br />

1<br />

1<br />

3<br />

5<br />

10<br />

15<br />

Jährliche<br />

Wachstumsrate<br />

14%<br />

21%<br />

14%<br />

37<br />

Abbildung 11


38<br />

• Im öffentlichen Sektor entstehen weltweit – auch in Deutschland – etwa 5% aller<br />

Treibhaus gasemissionen. Die verschie<strong>de</strong>nen Ebenen <strong>de</strong>s öffentlichen Sektors haben<br />

dies er kannt und vor allem in Europa und <strong>de</strong>n USA Initiativen zur Emissionssenkung<br />

gestartet. 26 Für IT-Anbieter ergeben sich daraus zwei konkrete Marktchancen:<br />

– Die Steuerung von <strong>Energie</strong>flüssen (z.B. Strom und Heizung) in öffentlichen Einrichtungen<br />

wie Schulen, Krankenhäusern und Verwaltungsgebäu<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r bei öffentlicher<br />

Beleuchtung lässt sich nur durch <strong>de</strong>n Einsatz von IT übergreifend optimieren.<br />

So können Daten zentral zusammengeführt, übersichtlich dargestellt und gezielt<br />

verglichen wer<strong>de</strong>n. In einem zweiten Schritt können dann Kennzahlen festgelegt<br />

wer<strong>de</strong>n, um Reduzierungsziele abzuleiten und zu kontrollieren.<br />

– Der CO2-Fußabdruck von öffentlichen Einrichtungen lässt sich nur mit IT zuverlässig<br />

messen. Hier geht es darum, genaue und automatisch aktualisierbare Informationen<br />

zu gewinnen, wie viel Treibhausgas direkt o<strong>de</strong>r indirekt (d.h. durch Stromverbrauch)<br />

beispielsweise von <strong>de</strong>n öffentlichen Gebäu<strong>de</strong>n einer Stadt erzeugt wird.<br />

Darüber hinaus lässt sich etwa ermitteln, wie viele CO2-Emissionen im Einflussbereich<br />

einer Stadt entstehen, d.h. auch durch die dort angesie<strong>de</strong>lte Industrie, <strong>de</strong>n<br />

Transport und <strong>de</strong>n privaten Stromverbrauch. Mit verlässlichen Daten als Grundlage<br />

lässt sich anschließend zu<strong>de</strong>m überprüfen und kommunizieren, ob bestimmte<br />

Reduzierungsziele – beispielsweise die im Rahmen <strong>de</strong>s Klimaschutzprotokolls von<br />

Kyoto vereinbarten – erreicht wer<strong>de</strong>n. Wegen <strong>de</strong>r Komplexität und <strong>de</strong>r Dynamik<br />

<strong>de</strong>r Daten sind IT-Lösungen hier unerlässlich.<br />

• Im verarbeiten<strong>de</strong>n Gewerbe wird IT beim <strong>Energie</strong>management ebenfalls eine zentrale<br />

Rolle spielen. Dies gilt sowohl für kontinuierliche Produktionsprozesse wie in <strong>de</strong>r<br />

Chemie industrie als auch für Stückfertigungen, etwa in <strong>de</strong>r Automobilproduktion.<br />

Dazu wird bei spielsweise <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>einsatz je Produktionsschritt im Minutentakt<br />

erfasst und in ein Monitoring auf Ebene <strong>de</strong>r Fertigungslinie bzw. auf Werksebene<br />

aggregiert. So könnten bei Prozessstörungen in einer Produktionsstufe kurzfristig<br />

die nachgelagerten Maschinen herunter gefahren wer<strong>de</strong>n (Abb. 12). Die durch <strong>de</strong>n<br />

Einsatz von IT überhaupt erst mögliche <strong>Energie</strong> einsparung beträgt in Pilotprojekten<br />

bei <strong>de</strong>r Produktion von Unter haltungs elektronik ca. 20%. Wie im öffentlichen Sektor<br />

kann die IT auch im fertigen <strong>de</strong>n Gewerbe einer umfassen<strong>de</strong>n Kontrolle von CO2-<br />

Emissio nen dienen. So lässt sich bei spiels weise ein CO2-Fußabdruck je Produktklasse<br />

erstellen, was als künftige regulatorische Anfor<strong>de</strong>rung z.B. in <strong>de</strong>r EU in <strong>de</strong>r<br />

Diskussion ist.<br />

Wie allein schon <strong>de</strong>r Blick auf <strong>de</strong>n öffentlichen Sektor und das fertigen<strong>de</strong> Gewerbe als<br />

wesentliche Anwendungsbereiche zeigt, ist <strong>de</strong>r Markt für IT im <strong>Energie</strong>management<br />

einer <strong>de</strong>r zentralen Wachstumskerne für IT-Anbieter – bereits heute erreicht er weltweit<br />

eine Größe von etwa 3 Mrd. EUR. Rund 80% dieses Markts bestehen aus Beratungsleistungen<br />

und Implementierung von IT. Die verbleiben<strong>de</strong>n 20% sind Lizenz- und<br />

Wartungs umsätze. Bei Annahme einer Wachstumsrate von rund 14% p.a. liegt die<br />

Markt größe im Jahr 2020 bei ca. 15 Mrd. EUR.<br />

26 In Deutschland zählen dazu etwa die Beschlüsse <strong>de</strong>s Nationalen IT-Gipfels in Potsdam, das Klimaprogramm 2020 <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Bayern und Städteinitiativen, z.B. in Hamburg und München. Die Gel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Konjunkturprogramme <strong>de</strong>r USA und Deutschlands<br />

fließen ebenfalls zu einem großen Teil in Maßnahmen <strong>de</strong>s öffentlichen Sektors wie die energetische Sanierung öffentlicher<br />

Gebäu<strong>de</strong>.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Marktpotenzial in Wachstumskernen im Jahr 2020<br />

Einsparpotenziale durch IT im <strong>Energie</strong>management<br />

Monatlicher Elektrizitätsverbrauch vor<br />

Optimierung<br />

in MWh<br />

Laufzeiten 17,2<br />

Wartezeiten bei<br />

Unterbrechungen<br />

Shut-down-Zeiten<br />

QUELLE: McKinsey<br />

2,2<br />

5,2<br />

Einsparungen durch automatisches<br />

Herunterfahren in Wartezeiten<br />

6 Monate kumuliert, in EUR<br />

Wartezeiten Einsparungen<br />

Bis 1 Std.<br />

1 - 2 Std.<br />

2 - 3 Std.<br />

3 - 4 Std.<br />

Mehr als 4 Std.<br />

UNTERNEHMENSBEISPIEL<br />

170.000<br />

50.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

170.000<br />

440.000<br />

Um diese Marktpotenziale zu erschließen, sollten IT-Anbieter allerdings ihre be stehen<strong>de</strong>n<br />

Lösungen weiterentwickeln. Entschei<strong>de</strong>nd ist dabei die Verbindung mehrerer<br />

Funktions ebenen – für Produktionsprozesse be<strong>de</strong>utet dies die Schaffung einer integrierten<br />

Lösung von <strong>de</strong>r Erfassung <strong>de</strong>s Verbrauchs an einzelnen Maschinen (Shopfloor)<br />

über Systeme zum Management und zur Optimierung auf Ebene <strong>de</strong>r Produktionsanlagen<br />

bis hin zur Integration mit <strong>de</strong>n ERP-Lösungen (Enterprise Resource Planning)<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens. Einige Anbieter können <strong>de</strong>rzeit mit ihren Lösungen diese Ebenen<br />

schon teilweise verbin<strong>de</strong>n. Langfristiger Erfolg wird allerdings nur durch eine alle Ebenen<br />

übergreifen<strong>de</strong> Erfassung, Veranschaulichung und Steuerung <strong>de</strong>r Daten möglich<br />

sein.<br />

In Deutschland ansässige globale IT-Anbieter sind heute gut positioniert, um eine wichtige<br />

Rolle im Markt für IT im <strong>Energie</strong>management zu spielen. Mit einem Weltmarktanteil<br />

von knapp 50% im Bereich ERP-Software und hoher Kompetenz bei IT-Lösungen im<br />

Anlagen- und Maschinenbau (Embed<strong>de</strong>d Software) können sie eine Vorreiterrolle bei IT<br />

im <strong>Energie</strong>management übernehmen. Dabei ist für die einzelnen Unternehmen schnelles<br />

Han<strong>de</strong>ln gefragt: Bei <strong>de</strong>r Aufteilung <strong>de</strong>s Markts konkurrieren etablierte IT-Anbieter<br />

mit Inhouse-Lösungen von Industrieunternehmen, z.B. in <strong>de</strong>r Chemieindus trie und <strong>de</strong>r<br />

Automobilbranche, und gleichzeitig expandieren <strong>de</strong>rzeit internationale Elektrotechnikanbieter<br />

in <strong>de</strong>n Bereich IT im <strong>Energie</strong>management. Letztere bieten zum Teil schon heute<br />

partielle Lösungen an, z.B. für die Stahlindustrie, o<strong>de</strong>r umfassen<strong>de</strong>s ferngesteuertes<br />

<strong>Energie</strong>management (hosted via Internet) für kleine und mittelgroße Unternehmen.<br />

Kun<strong>de</strong>norientierte, gemeinsame Entwicklungen von Lösungen einschließlich innovativer<br />

Finanzierungsmo<strong>de</strong>lle wer<strong>de</strong>n es in Deutschland ansässigen globalen IT-Anbietern ermöglichen,<br />

eine Vorreiterrolle auch im Markt für IT im <strong>Energie</strong>management zu etablieren.<br />

Ihr Ziel sollte sein, skalierbare Softwarelösungen so an die jeweiligen Kun<strong>de</strong>nbedürfnisse<br />

anzupassen, dass sich die Investition für die Kun<strong>de</strong>n durch maximale <strong>Energie</strong>ersparnis<br />

möglichst schnell amortisiert.<br />

39<br />

Abbildung 12


40<br />

4.5 <strong>Energie</strong>wirtschaft: 345 Mrd. EUR Marktpotenzial<br />

aus Technologien für Kernkraft, erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong>n und CO 2 ­Abscheidung<br />

Weltweit wird <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>verbrauch von heute ca. 12 Mrd. t Öläquivalent p.a. auf mehr<br />

als 15 Mrd. t bis 2020 ansteigen – selbst bei einer Verbesserung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong> effizienz<br />

im Verbrauch. Alle Prognosen renommierter Institute gehen <strong>de</strong>rzeit davon aus, dass die<br />

<strong>Energie</strong>träger Öl, Gas und Kohle auch über das Jahr 2020 hinaus zu <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

globalen <strong>Energie</strong>quellen zählen wer<strong>de</strong>n. Deshalb wird ein erheblicher Teil <strong>de</strong>s Wachstums<br />

jenen Branchen zugutekommen, die auch heute schon fossile <strong>Energie</strong>träger<br />

för<strong>de</strong>rn. Insgesamt wächst <strong>de</strong>r Markt zu <strong>de</strong>ren Gewinnung mit fast 3% p.a. – von heute<br />

rund 2.600 Mrd. EUR auf etwa 3.600 Mrd. EUR im Jahr 2020. 27 Von diesem Wachstum<br />

profitieren auch die Maschinen- und Anlagenbauer, die Ausrüstung für diese Branchen<br />

liefern.<br />

Der Stromverbrauch wird aus heutiger Sicht in <strong>de</strong>n nächsten Jahren vorwiegend<br />

außer halb Europas zunehmen, während er in <strong>de</strong>n meisten europäischen Län<strong>de</strong>rn eher<br />

stagniert – je nach Umsetzungsgrad und -geschwindigkeit von <strong>Energie</strong>effizienzmaßnahmen.<br />

Mit <strong>de</strong>m weltweiten Wachstum <strong>de</strong>s Stromverbrauchs steigt die Nachfrage nach<br />

Kraftwerkstechnologie. Dabei spielt nach wie vor <strong>de</strong>r Bau herkömmlicher Kohle- und<br />

Gaskraftwerke eine wichtige Rolle – mehr als die Hälfte aller neuen Kraftwerkskapazitäten,<br />

die bis 2020 ans Netz gehen, wer<strong>de</strong>n Kohle- o<strong>de</strong>r Gaskraftwerke sein. Deutsche<br />

Anbieter wie Siemens und Babcock-Borsig Service, die in diesen Technologiefel<strong>de</strong>rn aktiv<br />

sind, setzen bereits heute auf dieses weltweite Wachstum und arbeiten kontinuierlich<br />

an <strong>de</strong>r Verbesserung ihrer Produkte (z.B. 700°C-Kraftwerke, <strong>de</strong>r nächsten Generation<br />

hocheffizienter Kohlekraftwerke).<br />

Neben <strong>de</strong>m fortgesetzten Wachstum <strong>de</strong>r traditionellen Branchen entstehen durch die<br />

weltweite Forcierung von Maßnahmen zur Senkung <strong>de</strong>r Treibhausgasemissionen neue<br />

Märkte, vor allem im Bereich <strong>de</strong>r Stromerzeugung. Die wichtigsten technologischen<br />

Trends in <strong>de</strong>r Stromerzeugung in Großkraftwerken sind die weltweite Renaissance <strong>de</strong>r<br />

Kernkraft, <strong>de</strong>r Ausbau erneuerbarer <strong>Energie</strong>n und – wenn auch vielleicht nur für eine<br />

Übergangsperio<strong>de</strong> – die Entwicklung von Technologien zur Abscheidung und Speicherung<br />

von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS). Alle diese Entwicklungen bergen bis<br />

2020 große Marktpotenziale (Abb. 13).<br />

Kernkraft: Weltweit setzt eine zunehmen<strong>de</strong> Zahl von Staaten (wie<strong>de</strong>r) auf die Nutzung<br />

<strong>de</strong>r Kernenergie und revidiert – wie etwa Schwe<strong>de</strong>n, Großbritannien und Italien –<br />

gegen läufige Entscheidungen aus <strong>de</strong>r Vergangenheit. Derzeit sind laut World Nuclear<br />

Association bis 2030 weltweit 108 Reaktoren mit einer Erzeugungskapazität von rund<br />

120 Gigawatt in <strong>de</strong>r Planung. Dies entspricht einem kumulativen Investitionsvolumen<br />

für Reaktor- und Kraftwerkstechnik von ca. 360 Mrd. EUR bis 2030. Schon heute<br />

sind 43 Kernkraftwerke im Bau, vor allem in China, Indien, Russland und Süd korea.<br />

Im Jahr 2020 wird <strong>de</strong>r Weltmarkt laut Prognosen bis zu 60 Mrd. EUR p.a. um fassen.<br />

Davon entfallen pro Kernkraftwerk etwa 45% auf die „heiße“ Nukleartechnik, d.h. die<br />

Dampf erzeugung im Reaktor, die restlichen 55% auf Turbinen, Generatoren und weitere<br />

Anlagen bestandteile.<br />

27 Vgl. Global Insight, World Industry Monitor, Februar 2009.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Marktpotenzial in Wachstumskernen im Jahr 2020<br />

Emissionsarme Technologien in <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>wirtschaft – globales Marktpotenzial<br />

in Wachstumskernen<br />

in Mrd. EUR p.a.<br />

Summe Wachstumskerne<br />

emissionsarmer<br />

Technologien in <strong>de</strong>r<br />

<strong>Energie</strong>wirtschaft Entwicklung in Wachstumskernen<br />

13% p.a.<br />

2008<br />

2020<br />

Jährliche<br />

Wachstumsrate<br />

345<br />

Windkraft<br />

32<br />

165<br />

15%<br />

Solar<br />

23<br />

75<br />

10%<br />

Kernkraft<br />

13<br />

60<br />

14%<br />

79<br />

Biomasse<br />

11<br />

35<br />

10%<br />

2008<br />

QUELLE: McKinsey<br />

2020<br />

1 Markt heute zu klein, um Wachstumsrate zu berechnen<br />

Carbon Capture<br />

and Storage<br />

0<br />

10<br />

Die Einschätzung <strong>de</strong>r Attraktivität <strong>de</strong>r Nukleartechnologie wan<strong>de</strong>lt sich trotz unverän<strong>de</strong>rter<br />

Entsorgungslage, <strong>de</strong>nn Kernenergie kann einen großen Beitrag zur Vermeidung<br />

von Treibhausgasen leisten, während gleichzeitig die För<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r für Uran als weniger<br />

unberechenbar angesehen wer<strong>de</strong>n als jene für Öl und Gas. Zu<strong>de</strong>m ist die Sicherheit von<br />

Kern kraftwerken durch die dritte Generation <strong>de</strong>r Druckwassertechnologie noch einmal<br />

wesentlich erhöht wor<strong>de</strong>n. Weltweit gibt es <strong>de</strong>rzeit nur wenige Unternehmen, die diese<br />

Technologie beherrschen o<strong>de</strong>r die Voraussetzungen dafür mitbringen. Die russische<br />

Rosatom verfügt über praktische Erfahrung aus laufen<strong>de</strong>n Bauprojekten in Russland.<br />

Der französische Anbieter Areva wird unter an<strong>de</strong>rem mit <strong>de</strong>m Kernkraftwerk Olkiluoto in<br />

Finnland ein wesentliches Referenzprojekt schaffen. Daneben sind die Hersteller Westinghouse,<br />

Doosan und Mitsubishi Heavy Industries in diesem Markt vertreten.<br />

Bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>rartiger Projekte <strong>de</strong>r dritten Generation wird die Verfügbarkeit <strong>de</strong>s<br />

technischen Know-hows und <strong>de</strong>r entsprechend ausgebil<strong>de</strong>ten Ingenieure <strong>de</strong>r kritische<br />

Engpass sein. In <strong>de</strong>utschen Unternehmen fehlen <strong>de</strong>rzeit die entsprechen<strong>de</strong> Erfahrung<br />

mit und das Fachwissen zu „heißer“ Reaktortechnologie. Zwar spielten bis in die 90er<br />

Jahre <strong>de</strong>utsche Unternehmen eine führen<strong>de</strong> Rolle bei <strong>de</strong>r weltweiten Planung und beim<br />

Bau von Kernkraftwerken; seit<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n jedoch nur noch bestehen<strong>de</strong> Projekte zu<br />

En<strong>de</strong> gebaut und keine neuen mehr begonnen. Dadurch sind in Deutschland eine Ingenieurs-<br />

und eine Technologiegeneration zu ausländischen Anbietern abgewan<strong>de</strong>rt.<br />

Wenn ein <strong>de</strong>utsches Unternehmen an diesem Markt <strong>de</strong>nnoch teilnehmen möchte,<br />

dann ist jetzt <strong>de</strong>r Einstiegszeitpunkt. Siemens hat eine Kooperation mit <strong>de</strong>r russischen<br />

Rosatom angekündigt, um bessere Handlungsoptionen zu haben als bei <strong>de</strong>r bisherigen<br />

Min<strong>de</strong>rheitsposition im Joint Venture mit Areva. Außer<strong>de</strong>m sind Ingenieure mit technischer<br />

Kompetenz nach wie vor in Deutschland aktiv – für die französische Areva. Wenn<br />

diese Experten wie<strong>de</strong>r eine Perspektive zum Kraftwerksbau durch <strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />

bekommen, könnte das Fachwissen in „heißer“ Kraftwerkstechnologie zumin<strong>de</strong>st<br />

teilweise erneut aufgebaut wer<strong>de</strong>n. Wenn <strong>de</strong>utsche Unternehmen wie<strong>de</strong>r komplett in<br />

<strong>de</strong>n Nukleartechnologie-Markt einsteigen wollen, könnten sie dabei von ihrem immer<br />

noch exzellenten Know-how für „kalte“ Kernkraftwerkskomponenten profitieren. Ob <strong>de</strong>r<br />

– 1<br />

41<br />

Abbildung 13


42<br />

Vorsprung an<strong>de</strong>rer Län<strong>de</strong>r im „heißen“ Teil <strong>de</strong>r Kernkrafttechnologie aber wie<strong>de</strong>r aufgeholt<br />

wer<strong>de</strong>n kann, ist zurzeit eine offene Frage.<br />

Erneuerbare <strong>Energie</strong>n: In <strong>de</strong>n meisten Plänen zur Verringerung <strong>de</strong>r Treibhausgasemissionen<br />

spielen erneuerbare <strong>Energie</strong>n zur Stromerzeugung eine wichtige Rolle. Selbst in<br />

ihrem konservativen Marktszenario mit <strong>de</strong>m höchsten Anteil fossiler Brennstoffe geht<br />

die IEA davon aus, dass bis 2020 gut 20% (rund 5.900 TWh 28 ) <strong>de</strong>r weltweiten Stromproduktion<br />

aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>n stammen wer<strong>de</strong>n – was ein jährliches Wachstum<br />

von 4% impliziert, ausgehend vom heutigen Stand. Bei weniger konservativen Annahmen<br />

könnte <strong>de</strong>r Anteil 2020 sogar bei fast 30% (rund 7.800 TWh) liegen. Während<br />

einige Technologien, z.B. Gezeitenkraftwerke, auf Grund <strong>de</strong>r speziellen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an die geografischen Gegebenheiten eher in Nischen Erfolg versprechen, ist davon auszugehen,<br />

dass drei Formen <strong>de</strong>r Stromerzeugung in <strong>de</strong>n nächsten Jahrzehnten <strong>de</strong>utlich<br />

wachsen: Solarenergie, Win<strong>de</strong>nergie (vor allem auch Offshore-Windparks) und Biomasseverbrennung.<br />

29<br />

Bei Solaranlagen haben <strong>de</strong>utsche Unternehmen – nicht zuletzt dank <strong>de</strong>r Subventionen<br />

<strong>de</strong>s „1.000-Dächer-Programms“ und <strong>de</strong>r Einspeisevergütungen gemäß <strong>de</strong>m Erneuerbare-<strong>Energie</strong>n-Gesetz<br />

(EEG) – in <strong>de</strong>n vergangenen zwei Jahrzehnten eine starke<br />

Marktposition erreicht. Sie sind in allen Teilen <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette vertreten, von<br />

<strong>de</strong>r Produktion <strong>de</strong>s Grundstoffs Silizium über Solarzellen und zusammengefügte Module<br />

bis hin zu kompletten, großflächigen Systemen. Bei Solarzellen kommt <strong>de</strong>r Weltmarktführer<br />

Q-Cells aus Deutschland: Im Jahr 2007 hat das Unternehmen Solarzellen mit<br />

einer Kapazität von rund 390 MW verkauft, das sind 9% <strong>de</strong>s Weltmarkts. Der ebenfalls<br />

<strong>de</strong>utsche Hersteller Solarworld liegt mit 4% Weltmarktanteil auf Platz 7. Bei Solarpanels,<br />

die an Endkun<strong>de</strong>n verkauft wer<strong>de</strong>n, ist neben Solarworld auch Solon unter <strong>de</strong>n zehn<br />

weltweit umsatzstärksten Unternehmen. Auch bei <strong>de</strong>r Produktion von CSP-Anlagen<br />

(Concentrated Solar Power) haben <strong>de</strong>utsche Unternehmen wie Flabeg (Parabolspiegel)<br />

o<strong>de</strong>r Schott Solar (Receiver) führen<strong>de</strong> Positionen.<br />

In <strong>de</strong>n Jahren bis 2020 wird die weltweite Kapazität von Solaranlagen von heute 7 GW<br />

auf voraussichtlich rund 200 GW anwachsen. Die jährlichen Umsätze in diesem Markt<br />

steigen damit von 23 Mrd. EUR im Jahr 2008 bis 2020 auf gut 75 Mrd. EUR – das<br />

entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 10%. Allerdings wird das Markt umfeld<br />

für <strong>de</strong>utsche Unternehmen zusehends schwieriger, <strong>de</strong>nn mehr und mehr asiatische<br />

Konkurrenten mit starker Technologiebasis (z.B. Moser Baer, Kaneka) o<strong>de</strong>r günstiger<br />

Kostenposition (z.B. Suntech Power) drängen in <strong>de</strong>n Markt. Um mit gleich bleiben<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r sogar steigen<strong>de</strong>n Marktanteilen am starken Wachstum teilzuhaben, müssen die<br />

<strong>de</strong>utschen Unternehmen zwei Herausfor<strong>de</strong>rungen meistern.<br />

• Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>r Kostenposition: Im Markt für siliziumbasierte Solarzellen<br />

wird in jüngster Zeit die Konkurrenz aus Asien zusehends stärker – ihr Anteil am<br />

Weltmarkt stieg von 7% im Jahr 2005 auf fast 40% im Jahr 2007. Die asiatischen<br />

Wettbewerber setzen vor allem auf ihren Vorteil bei <strong>de</strong>n reinen Produktionskosten<br />

für Zellen, die (ohne Berücksichtigung <strong>de</strong>r Siliziumkosten) bis zu einem Drittel unter<br />

<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r teuersten <strong>de</strong>utschen Hersteller liegen können. Diesen Kostennachteil<br />

konnten europäische Produzenten in <strong>de</strong>r Vergangenheit ausgleichen, weil sie ihre<br />

28 Vgl. International Energy Agency, World Energy Outlook, 2008.<br />

29 Wasserkraft ist in die folgen<strong>de</strong>n Berechnungen nicht einbezogen, <strong>de</strong>nn es han<strong>de</strong>lt sich dabei häufig um Großprojekte, die für<br />

<strong>de</strong>n betrachteten Zeitraum bis 2020 bereits ausgeschrieben und vergeben sind.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Marktpotenzial in Wachstumskernen im Jahr 2020<br />

Versorgung mit <strong>de</strong>m Grundstoff Silizium über Langfristverträge abgesichert hatten<br />

und damit kurzfristige Preisschwankungen umgingen. Doch dieser Vorteil schwin<strong>de</strong>t:<br />

Die Produktion von Silizium wird sich bis 2012 vervierfachen, <strong>de</strong>r Weltmarktpreis<br />

von heute 360 EUR/kg entsprechend fallen. Dadurch wer<strong>de</strong>n Solarzellen aus Asien<br />

wesentlich günstiger, und europäische Unternehmen müssen ihre Produktionskosten<br />

massiv senken, um weiterhin auf <strong>de</strong>m Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben.<br />

• Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Dünnschichttechnologie: Die Produktionskosten pro Watt<br />

für diese relativ junge Technologie liegen schon heute um min<strong>de</strong>stens 40% unter<br />

<strong>de</strong>nen von siliziumbasierten Solarzellen. Dünnschichttechnologie ist damit selbst bei<br />

Berücksichtigung ihres niedrigeren Wirkungsgrads in vielen Fällen eine günstigere<br />

Variante als klassische Siliziumzellen. Der Weltmarktanteil von Dünnschichttechnologie<br />

wird von heute 13% schon bis 2012 auf gut 30% anwachsen (das entspricht<br />

Wachstumsraten von fast 60% p.a.). Weltmarktführer ist First Solar aus <strong>de</strong>n USA,<br />

doch auch in Deutschland sind mit Sontor, Solibro und Ersol größere Unternehmen<br />

dieser Sparte angesie<strong>de</strong>lt. Wenn Deutschland weiterhin auf <strong>de</strong>m weltweiten Solarmarkt<br />

eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle spielen will, sollten die entsprechen<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

ihre Aktivitäten in diesem Bereich konsequent verstärken.<br />

An<strong>de</strong>rs als bei Solaranlagen ist heute bei <strong>de</strong>r Produktion von Windkraftanlagen kein<br />

<strong>de</strong>utsches Unternehmen unter <strong>de</strong>n weltweiten Top 3. Enercon als größter <strong>de</strong>utscher<br />

Hersteller liegt mit einem Weltmarktanteil von rund 15% im Jahr 2007 auf Platz 4,<br />

weiterhin fin<strong>de</strong>n sich Siemens und Nor<strong>de</strong>x in <strong>de</strong>n Top 10. Auf Zulieferseite sind unter<br />

an<strong>de</strong>rem mit Winergy, Bosch Rexroth und Voith große <strong>de</strong>utsche Anbieter im Markt<br />

vertreten. Generell wird <strong>de</strong>r Windkraft-Weltmarkt stark wachsen, von gut 30 Mrd. EUR<br />

im Jahr 2008 auf mehr als 165 Mrd. EUR im Jahr 2020. Fast 80 Mrd. EUR davon entfallen<br />

auf <strong>de</strong>n eigentlichen Anlagenbau, die übrigen rund 85 Mrd. EUR auf verbun<strong>de</strong>ne<br />

Dienstleister wie Bauunternehmen o<strong>de</strong>r Finanzierer. Dieses starke Wachstum ist darauf<br />

zurückzuführen, dass nicht nur in Deutschland, son<strong>de</strong>rn in Zukunft auch in <strong>de</strong>n USA<br />

und China große Märkte entstehen und zugleich mehr Offshore-Anlagen vor <strong>de</strong>n Küsten<br />

Europas errichtet wer<strong>de</strong>n. Die <strong>de</strong>utschen Akteure müssen sich dabei auf zwei Entwicklungen<br />

einstellen.<br />

• Kostendruck durch weltweite Konkurrenz: In China ist ein <strong>de</strong>utliches Bestreben <strong>de</strong>r<br />

Politik zu beobachten, die Windkraftindustrie zur Weltmarktführerschaft und zu einer<br />

chinesischen Vorzeigebranche auszubauen. Damit wächst für <strong>de</strong>utsche Anlagenbauer<br />

eine starke Konkurrenz heran, die zu wesentlich niedrigeren Kosten produziert.<br />

Erfolgsentschei<strong>de</strong>nd wird daher sein, dass die <strong>de</strong>utschen Firmen ihre Kosten senken<br />

o<strong>de</strong>r einen Qualitätsvorsprung behalten.<br />

• Bedarf an Geschäftsmo<strong>de</strong>llen für Offshore­Standorte: Nach Jahren <strong>de</strong>r Unsicherheit<br />

hinsichtlich Risiken und Wartungsschwierigkeiten wer<strong>de</strong>n jetzt die ersten Offshore-<br />

Windparks errichtet. Um die beson<strong>de</strong>ren Risiken dieser Anlagen zu beherrschen<br />

und ihre Einnahmemöglichkeiten zu nutzen, entwickeln <strong>de</strong>utsche Unternehmen neue<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>lle, um diese oft internationalen Großprojekte zu stemmen.<br />

Neben Sonnen- und Win<strong>de</strong>nergie ist die Verbrennung von Biomasse (z.B. Holzpellets)<br />

zur Stromgewinnung ein weiteres Wachstumsfeld <strong>de</strong>r erneuerbaren <strong>Energie</strong>n. Die<br />

weltweite jährliche Wachstumsrate bis 2020 beträgt bis zu 10%, was dann Um sätzen<br />

43


44<br />

von gut 35 Mrd. EUR entspricht. 30 Noch optimistischere Studien gehen von einer<br />

Vervier fachung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>rzeitigen Markts auf 45 Mrd. EUR aus. Weltweit hatte Biomasse 31<br />

im Jahr 2006 einen Anteil von etwa 10% an <strong>de</strong>n eingesetzten Primärenergieträgern. Sie<br />

wird in zweierlei Weise verwen<strong>de</strong>t: entwe<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>dizierten Anlagen, die Strom, Wärme<br />

o<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>s zusammen produzieren; o<strong>de</strong>r als Beimischung zu an<strong>de</strong>ren Verbrennungsanlagen<br />

wie z.B. Kohlekraftwerken (so genanntes Co­Firing).<br />

Derzeit ist <strong>de</strong>r Markt stark fragmentiert; <strong>de</strong>utsche Anbieter haben sich auf kleine Anlagen<br />

spezialisiert, da sie im Gegensatz zu Großanlagen durch das EEG geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. Diese regulatorischen Rahmenbedingungen haben in <strong>de</strong>r Vergangenheit <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Markt gestärkt. Dennoch sind <strong>de</strong>utsche Hersteller und Betreiber gefor<strong>de</strong>rt,<br />

sich vom EEG zu emanzipieren und Geschäftsmo<strong>de</strong>lle zu entwickeln, mit <strong>de</strong>nen sie<br />

sich auf <strong>de</strong>m Weltmarkt durchsetzen können. Dazu gehört unter an<strong>de</strong>rem eine genaue<br />

Analyse, welche Chancen in <strong>de</strong>r Rückwärtsintegration <strong>de</strong>r Supply Chain liegen. So gibt<br />

es momentan kaum Lieferanten auf <strong>de</strong>m Weltmarkt, die zuverlässig große Anlagen mit<br />

einem Biomasse-Bedarf von 500.000 bis 1 Mio. t/Jahr bedienen können. Um solche<br />

Mengen qualitativ hochwertiger Biomasse dauerhaft liefern und nutzen zu können, muss<br />

einerseits Biomasse-Nachschub auf internationalen Märkten über Verträge mit <strong>de</strong>n<br />

Landbesitzern sichergestellt sein. Daneben muss diese Biomasse von Großlieferanten<br />

aufbereitet wer<strong>de</strong>n, um ihre Brennbarkeit zu verbessern (Pelletherstellung, „Röstung“ zur<br />

Feuchtigkeitsreduktion). Wenn <strong>de</strong>utsche Unternehmen diese logistische Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

bewältigen, können sie größere An lagen wirtschaftlich betreiben.<br />

Carbon Capture and Storage (CCS): Neben <strong>de</strong>r intensiveren Nutzung von Kernkraft<br />

und <strong>de</strong>m Ausbau erneuerbarer <strong>Energie</strong>n wird es für eine emissionsarme Stromerzeugung<br />

entschei<strong>de</strong>nd sein, die Abscheidung von CO2 aus Kohle- und Gas kraftwerken<br />

und <strong>de</strong>ssen anschließen<strong>de</strong> Lagerung an sicheren Speicherstätten in großem Umfang zu<br />

realisieren. Weltweit könnte auf diese Weise bis 2030 <strong>de</strong>r CO2-Ausstoß um bis zu 3.600<br />

Mio. t p.a. reduziert wer<strong>de</strong>n – mehr als 8% <strong>de</strong>r voraussichtlichen weltweiten Emissionen<br />

für das genannte Jahr. 32 Zwar wird die Technologie auf Grund <strong>de</strong>s damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

geringeren Wirkungsgrads und <strong>de</strong>r hohen Unsicherheit bei <strong>de</strong>r Einlagerung oft nur als<br />

Übergangslösung bis zur breiten Verfügbarkeit tatsächlich CO2-freier Stromerzeugung<br />

gesehen. Dennoch wer<strong>de</strong>n mittelfristig beträchtliche Marktpotenziale prognostiziert.<br />

Schon bis 2020 entsteht durch die ersten CCS-Projekte ein jährliches Marktpotenzial<br />

von gut 10 Mrd. EUR; bis 2030 dürfte sich dieses dann mehr als verdoppeln.<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Technologien zur Realisierung von CCS sind <strong>de</strong>rzeit in <strong>de</strong>r Erprobung;<br />

mehrere Pilot- und Demonstrationsanlagen befin<strong>de</strong>n sich im Bau. In Deutschland planen<br />

die Konzerne Vattenfall und RWE z.B. in <strong>de</strong>n Anlagen Schwarze Pumpe, Jänschwal<strong>de</strong>,<br />

Nie<strong>de</strong>raußem und Gol<strong>de</strong>nbergwerk Projekte zum Abschei<strong>de</strong>n von CO2; in <strong>de</strong>r Altmark<br />

und Schleswig-Holstein entstehen voraussichtlich die ersten Speicherstätten. In diesen<br />

Pilotprojekten liegen die Kosten noch bei hohen 60 bis 90 EUR/t abgeschie<strong>de</strong>nem CO2.<br />

Wenn allerdings Erfahrungsgewinne und Skaleneffekte wirksam wer<strong>de</strong>n, sinken diese<br />

Kosten bis 2030 auf 30 bis 45 EUR/t. Dann könnte sich allein in Europa ein Markt für<br />

CCS entwickeln, <strong>de</strong>r 80 bis 120 Anlagen umfasst, angeschlossen an ein gemeinsames<br />

Transport- und Lagersystem.<br />

30 Einschließlich 10 Mrd. EUR jährliche Investitionen bis 2020 für Biokraftstoff-Anlagen.<br />

31 Enthält auch Müllverbrennung.<br />

32 Vgl. McKinsey & Company, Carbon Capture & Storage: Assessing the Economics, September 2008.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

4. Produktmärkte erschließen: 2.100 Mrd. EUR globales Marktpotenzial in Wachstumskernen im Jahr 2020<br />

Die genannten Pilotprojekte in Deutschland können diese Technologien erforschen und<br />

etablieren. Bisher haben auf <strong>de</strong>r Anbieterseite unter an<strong>de</strong>rem Siemens, Alstom und<br />

GE Energy begonnen, Abscheidungsanlagen in Kraftwerken zu projektieren. Wenn<br />

die zuvor genannten Pilotprojekte erfolgreich sind, könnte Deutschland zu einem <strong>de</strong>r<br />

Pionierlän<strong>de</strong>r für CCS wer<strong>de</strong>n. Allerdings setzt dies auch voraus, dass die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen für Transport und Speicherung von CO2 rasch geregelt wer<strong>de</strong>n<br />

und die Technologie in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit Akzeptanz fin<strong>de</strong>t. Dafür sind einige technische<br />

Fragen vor allem zur Sicherheit <strong>de</strong>r Speicherung und <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen Gewährleistungsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

noch zu beantworten. Gelingt dies, könnte Deutschland hier<br />

eine Vorreiterrolle spielen und <strong>de</strong>utschen Unternehmen damit einen Vorsprung im Weltmarkt<br />

verschaffen.<br />

45


46<br />

Durch konsequente Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz können<br />

Industrie ebenso wie öffentliche und private Haushalte<br />

ihre <strong>Energie</strong>kosten <strong>de</strong>utlich senken<br />

5. <strong>Energie</strong>produktivität steigern:<br />

53 Mrd. EUR Einspar potenzial<br />

in <strong>de</strong>utschen Unternehmen und<br />

Haushalten im Jahr 2020


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

5. <strong>Energie</strong>produktivität steigern: 53 Mrd. EUR Einsparpotenzial in <strong>de</strong>utschen Unternehmen und Haushalten im Jahr 2020<br />

In Deutschland wur<strong>de</strong>n 2007 insgesamt rund 2.400 TWh En<strong>de</strong>nergie verbraucht, das<br />

sind etwa 3% <strong>de</strong>s weltweiten Verbrauchs. Die dafür eingesetzte Primärenergie belief<br />

sich auf 3.900 TWh, wovon 34% aus Mineralöl, 26% aus Braun- und Steinkohle, 22%<br />

aus Erdgas, 11% aus Kernkraft und 7% aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>trägern stammten.<br />

Während 40% <strong>de</strong>r verbrauchten En<strong>de</strong>nergie auf Wärme und Strom in Gebäu<strong>de</strong>n entfielen,<br />

machten <strong>de</strong>r Kraftstoffverbrauch in Transport und Verkehr sowie <strong>de</strong>r Wärme- und<br />

Stromverbrauch in <strong>de</strong>r industriellen Produktion jeweils 30% davon aus. Dies entsprach<br />

Ener gie ausgaben von insgesamt ca. 180 Mrd. EUR – davon 85 Mrd. EUR in Gebäu<strong>de</strong>n,<br />

65 Mrd. EUR in Verkehr und Logistik und 30 Mrd. EUR in <strong>de</strong>r industriellen Pro duktion. 33<br />

Durch die Verbrennung fossiler <strong>Energie</strong>träger (direkt z.B. bei Kraftstoffen und bei <strong>de</strong>r<br />

Wärmegewinnung, indirekt bei <strong>de</strong>r Verwendung von Strom) entstan<strong>de</strong>n Treib haus gasemissionen<br />

von knapp 1.000 Mio. t CO2-Äquivalent (CO2e). 34<br />

<strong>Energie</strong>verbrauch und Treibhausgasemissionen in Deutschland wür<strong>de</strong>n bis 2020 im<br />

Wesent lichen stabil bleiben, sofern Geräte, Maschinen, Anlagen und Investitionsgüter<br />

am En<strong>de</strong> ihrer Lebensdauer durch Produkte ersetzt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren <strong>Energie</strong>effizienz auf<br />

<strong>de</strong>m heutigen Stand <strong>de</strong>r Technik ist. 35 Wenn Unternehmen und Haushalte jedoch die in<br />

Kapitel 4 beschriebenen Produkte und Lösungen konsequent nutzen und ihre Pro zesse<br />

entsprechend energieeffizient gestalten, können sie im Jahr 2020 diesen Verbrauch um<br />

21% reduzieren und jährlich 500 TWh 36 En<strong>de</strong>nergie einsparen (Abb. 14).<br />

Den größten Beitrag hierzu leistet mit 250 TWh bzw. 21 Mrd. EUR eine höhere <strong>Energie</strong>effizienz<br />

im Gebäu<strong>de</strong>sektor, gefolgt von Einsparungen in Transport und Verkehr (75 TWh<br />

bzw. 11 Mrd. EUR, zusätzlich 15 TWh bzw. 2 Mrd. EUR aus Verkehrs steuerungssystemen)<br />

sowie in <strong>de</strong>r industriellen Produktion (mit 160 TWh bzw. 7 Mrd. EUR). Hinzu<br />

kommen für <strong>de</strong>utsche Unternehmen Einsparpotenziale in ihren inter nationalen Logistikketten<br />

(rund 9 Mrd. EUR) und an ausländischen Stand orten (ca. 3 Mrd. EUR). Insgesamt<br />

können so im Jahr 2020 <strong>Energie</strong>kosten von 53 Mrd. EUR p.a. (inklusive Steuern)<br />

eingespart wer<strong>de</strong>n.<br />

Die <strong>Energie</strong>einsparungen wür<strong>de</strong>n die <strong>Energie</strong>produktivität in Deutschland von heute<br />

5.500 EUR/t Öläquivalent auf etwa 7.000 EUR/t Öläquivalent steigern. Deutschland<br />

wäre damit fast auf <strong>de</strong>m Niveau von Japan, trotz seines <strong>de</strong>utlich höheren Industrieanteils<br />

an <strong>de</strong>r Gesamtwirtschaft. Zugleich wür<strong>de</strong> die Abhängigkeit von <strong>Energie</strong>importen<br />

verringert und somit die Versorgungssicherheit erhöht. Überdies wür<strong>de</strong>n sich die<br />

jährlichen Treibhausgasemissionen bis 2020 um mehr als 200 Mio. t CO2e verringern. 37<br />

Die hier betrachteten Effizienzmaßnahmen berücksichtigen nur die ohnehin geplanten<br />

Investitionszyklen und sind für die Inves toren (in Unternehmen und Haushalten) bei<br />

Annahme üblicher Amortisationszeiten und Kapital kosten wirtschaftlich.<br />

33 Das unterschiedliche Verhältnis zwischen Einsparung in TWh und EUR in <strong>de</strong>n drei Sektoren resultiert aus jeweils abweichen<strong>de</strong>n<br />

<strong>Energie</strong>preisen.<br />

34 Vgl. Bun<strong>de</strong>sministerium für Wirtschaft und Technologie, <strong>Energie</strong>daten 2008, Februar 2009.<br />

35 Vgl. zu Methodik und Annahmen: McKinsey & Company, Kosten und Potenziale <strong>de</strong>r Vermeidung von Treibhausgas emis sionen<br />

in Deutschland im Auftrag von „BDI initiativ – Wirtschaft für Klimaschutz“, September 2007.<br />

36 Die hier genannten Einsparpotenziale gehen über die in <strong>de</strong>r Studie „Kosten und Potenziale <strong>de</strong>r Vermeidung von Treibhausgasemis<br />

si onen in Deutschland“ analysierten Potenzialen hinaus, da hier weitere, nicht technische Optimierungshebel betrachtet<br />

wur<strong>de</strong>n, wie z.B. Prozessverbesserungen in <strong>de</strong>r Produktion.<br />

37 Für eine <strong>de</strong>taillierte Darstellung <strong>de</strong>r CO 2 -Vermeidungspotenziale einzelner Maßnahmen, vgl. McKinsey & Company, Kosten und<br />

Potenziale <strong>de</strong>r Vermeidung von Treibhausgasemissionen in Deutschland im Auftrag von „BDI initiativ – Wirtschaft für Klimaschutz“,<br />

September 2007.<br />

47


48<br />

Abbildung 14<br />

Potenziale zur Senkung von <strong>Energie</strong>verbrauch und -kosten<br />

<strong>de</strong>utscher Unternehmen und Haushalte<br />

<strong>Energie</strong>verbrauch in Deutschland in TWh p.a.<br />

Verkehr<br />

Gebäu<strong>de</strong><br />

Industrielle<br />

Produktion<br />

2.400<br />

720<br />

1.000<br />

680<br />

2007<br />

90<br />

Verkehr<br />

1 Zur besseren Veranschaulichung <strong>de</strong>r Einsparpotenziale wur<strong>de</strong> das gleiche Nutzungsverhalten und die gleiche Wirtschaftsleistung wie 2007 zu Grun<strong>de</strong> gelegt<br />

QUELLE: McKinsey<br />

5.1 Transport und Verkehr: 22 Mrd. EUR Einsparpotenzial<br />

bei Fahrzeugen sowie in Verkehrssteuerung<br />

und Logistik<br />

Der <strong>Energie</strong>verbrauch in Verkehr und Logistik (Kraftfahrzeuge, Züge, Flugzeuge und<br />

Schiffe) entfällt in Deutschland zu zwei Dritteln auf privaten Verkehr, vor allem mit Pkw,<br />

und zu einem Drittel auf Gütertransport. Verbesserungen <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz von Pkw<br />

ermöglichen in diesem Segment bis 2020 Einsparung von rund 11 Mrd. EUR p.a.<br />

gegen über 2007. Weitere 9 Mrd. EUR können <strong>de</strong>utsche Unternehmen einsparen,<br />

in<strong>de</strong>m sie das Volumen und die Distanzen ihrer Gütertransporte optimieren. Intelligente<br />

Verkehrs steuerungssysteme zur Navi gation und Stauvermeidung (Smart Traffic Management)<br />

ermöglichen weitere Einsparungen von 2 Mrd. EUR im Personen- und Güterverkehr.<br />

Personenverkehr: Sofern sich in Deutschland die Entwicklung hin zu kleineren Fahrzeugen,<br />

sparsameren Verbrennungsmotoren und höheren Anteilen von Elektroautos<br />

und Hybridfahrzeugen fortsetzt, wird <strong>de</strong>r Pkw-Kraftstoffverbrauch bis zum Jahr 2020<br />

gegenüber heute um rund 17% o<strong>de</strong>r 7 Mio. t Öläquivalent sinken.<br />

250<br />

Gebäu<strong>de</strong><br />

Industrielle<br />

Produktion<br />

1.900<br />

2020 1<br />

<strong>Energie</strong>kosteneinsparungen<br />

in Mrd. EUR p.a.<br />

Zusätzliche Einsparung <strong>de</strong>utscher<br />

13 21 7 41<br />

Unternehmen im Ausland 9<br />

0 3 12<br />

Güterverkehr: Deutsche Unternehmen verbrauchen in ihren globalen Logistikketten<br />

täg lich mehr als 1 Mio. Barrel Erdöl, davon etwa 30% in Deutschland (ohne Seefracht).<br />

Zur Optimierung <strong>de</strong>r globalen Lieferketten und damit zur Senkung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong> kosten<br />

gibt es drei Ansätze mit jeweils mehreren Hebeln, die unterschiedlich schnell wirken.<br />

Einige wer<strong>de</strong>n wirksam, sobald neue Planungs ansätze mit verän<strong>de</strong>rtem Transportmittelmix<br />

sowie verän<strong>de</strong>rten Routen bzw. Geschwindigkeiten implementiert wer<strong>de</strong>n können.<br />

An<strong>de</strong>re, z.B. eine Neuorganisation <strong>de</strong>r kompletten Liefer kette, wirken erst mittelfristig<br />

und sind nur bei hohen Ölpreisen wirtschaftlich interessant.<br />

160<br />

630<br />

750<br />

520<br />

-21%<br />

Gesamteinsparpotenzial<br />

2020:<br />

53 Mrd. EUR


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

5. <strong>Energie</strong>produktivität steigern: 53 Mrd. EUR Einsparpotenzial in <strong>de</strong>utschen Unternehmen und Haushalten im Jahr 2020<br />

• Durch Neugestaltung von Produktion und Produkten können <strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />

gegenüber heute 4% ihrer <strong>Energie</strong>kosten im Transport einsparen. So bietet<br />

eine Produktion näher am Absatzmarkt oft strategische Vorteile. Insbeson<strong>de</strong>re kann<br />

in manchen Produkt seg menten die Fertigung in Europa kostengünstiger sein als in<br />

asiatischen Billiglohn län<strong>de</strong>rn, da niedrigere Transportkosten <strong>de</strong>n Lohnkostennachteil<br />

kompensieren. Dies gilt bei Ölpreisen ab ca. 130 USD/Barrel vor allem für Produkte<br />

mit einer Wertdichte von 5 bis 20 USD/kg. Hierzu zählen etwa Kühlschränke, Waschmaschinen<br />

und Möbel. Schneller als Produktionsverlagerungen greifen Maßnahmen<br />

wie die Steige rung <strong>de</strong>r Wertdichte eines Produkts: Dank geringeren Gewichts und<br />

folglich weniger Verpackungs- und Füllmaterial lassen sich pro Fahrt Waren mit höherem<br />

Gesamtwert transportieren. Ein wichtiger Hebel ist hierbei das Postponement,<br />

d.h. das möglichst lange Hinauszögern <strong>de</strong>r Anpassung <strong>de</strong>s Produkts an <strong>de</strong>n spezifischen<br />

Ziel markt o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n. Auf diese Weise lassen sich auf <strong>de</strong>n langen Transportstrecken<br />

platzsparen<strong>de</strong> Verpackungen nutzen, weil sich Zwischenprodukte einfacher<br />

und platzsparen<strong>de</strong>r stapeln lassen. Große Verkaufsverpackungen für Waren kommen<br />

erst nah am Bestimmungsort zum Einsatz.<br />

• Einsatz und Kombination verbesserter Transportmittel senken die <strong>Energie</strong> kosten um<br />

bis zu 11%. Technologisch ausgereifte Fahrzeuge/Schiffe mit mehr La<strong>de</strong> kapazität,<br />

optimiertem Antrieb und besserer Aerodynamik sparen pro trans portierter Tonne<br />

Fracht signifikant <strong>Energie</strong> ein. Hinzu kommt <strong>de</strong>r Modalmix: Für 1.000 t Waren benötigt<br />

ein Flugzeug pro Transportkilometer 330 l Kraftstoff, ein Zug hingegen nur rund<br />

8 l und ein Schiff sogar weniger als 3 l. Um die Gesamtenergiekosten einer Lieferkette<br />

zu reduzieren, können Unternehmen z.B. Schiffs- und Lufttransport kombinieren,<br />

wobei sie einzelne Abschnitte <strong>de</strong>s Transportwegs auf das jeweils effizienteste<br />

Transportmittel verlagern (z.B. im Rahmen von Rail­to­Air-Konzepten) o<strong>de</strong>r auch<br />

Schiffstransport für <strong>de</strong>n Sockelbedarf und Lufttransport für Nachfragespitzen nutzen.<br />

• Mit effizienten Transportprozessen lassen sich weitere 9% <strong>de</strong>r Transport energiekos<br />

ten einsparen. Eine optimierte Routen- und Auslastungs planung beispielsweise<br />

hilft, unnötige Wege und Leerfahrten zu vermei<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m können etwa Schiffe<br />

durch leicht gedrosselte Geschwindigkeit überproportional viel Kraftstoff sparen. So<br />

ermög licht in <strong>de</strong>r Con tainer schifffahrt eine Drosselung <strong>de</strong>r heute üblichen Geschwindigkeit<br />

um 10% eine Senkung <strong>de</strong>s <strong>Energie</strong>verbrauchs um bis zu 25%. Flankiert<br />

wer<strong>de</strong>n soll ten diese Verbesserungen von strukturellen Maßnahmen, die auf eine<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Ver kehrs infra struktur zielen. Die Öffnung <strong>de</strong>s europäischen Luftraums<br />

(Single European Sky) beispielsweise wür<strong>de</strong> Warteschleifen und Umwege so<br />

stark redu zieren, dass Flugzeuge 10 bis 12% weniger Kerosin verbrauchen. Solche<br />

Maß nahmen müssen zwar auf politischer Ebene entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, doch können<br />

Unter nehmen mit gemeinsamen Initiativen die Entscheidungsfindung anstoßen und<br />

voran treiben.<br />

Smart Traffic Management: Dieser Ansatz macht sich im Personen- wie auch im<br />

Güter verkehr bezahlt. Bis 2020 können damit 3 bis 5% <strong>de</strong>s <strong>Energie</strong>verbrauchs im<br />

<strong>de</strong>utschen Straßen verkehr eingespart wer<strong>de</strong>n. Smart Traffic Management nutzt zur<br />

Stauver hin<strong>de</strong>rung u.a. Verkehrsleitsysteme, die Autobahnspuren um- und freischalten,<br />

aber auch Navigations systeme, die Verkehrsteilnehmern helfen, Umwege und Staus zu<br />

vermei<strong>de</strong>n.<br />

49


50<br />

Abbildung 15<br />

5.2 Gebäu<strong>de</strong>: 21 Mrd. EUR Einsparpotenzial durch<br />

energetische Sanierung von Immobilien<br />

Der <strong>Energie</strong>verbrauch im Gebäu<strong>de</strong>sektor liegt in Deutschland <strong>de</strong>rzeit bei insgesamt<br />

rund 1.000 TWh p.a.; 85% davon sind Wärme und 15% Strom. Davon entfallen zwei<br />

Drittel auf Wohn häuser (620 TWh) und gut ein Drittel auf gewerblich und öffentlich<br />

genutzte Gebäu<strong>de</strong> (380 TWh). Eine konsequente Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz bei<br />

Neubauten und Renovie rungen könnte <strong>de</strong>n Verbrauch bis 2020 um etwa 25% o<strong>de</strong>r<br />

250 TWh senken; dies ent spräche Einsparungen von 21 Mrd. EUR p.a. Mehr als 70%<br />

dieses Einsparpotenzials (ca. 180 TWh o<strong>de</strong>r 15 Mrd. EUR) lassen sich in Privathaushalten<br />

realisieren (Abb. 15).<br />

Einsparpotenziale und eingesetzte Technologien im Gebäu<strong>de</strong>sektor<br />

Gewerblicher<br />

und öffentlicher<br />

Sektor<br />

Haushalte<br />

En<strong>de</strong>nergieverbrauch<br />

im Gebäu<strong>de</strong>sektor<br />

in TWh p.a.<br />

1.000<br />

380<br />

620<br />

2007<br />

750<br />

310<br />

440<br />

2020<br />

-25%<br />

<strong>Energie</strong>effizienzmaßnahmen<br />

in TWh p.a.<br />

Gewerblicher<br />

und öffentlicher<br />

Sektor<br />

Haushalte<br />

Wärme<br />

Strom 1<br />

1 Ein Teil <strong>de</strong>s Stromverbrauchs im Gebäu<strong>de</strong>sektor wird für Wärmeerzeugung verwen<strong>de</strong>t (z.B. elektrische Heizungen)<br />

QUELLE: Studie "Kosten und Potenziale <strong>de</strong>r Vermeidung von Treibhausgasemissionen in Deutschland" von McKinsey & Company, Inc.,<br />

im Auftrag von "BDI initiativ – Wirtschaft für Klimaschutz"<br />

Eingesetzte<br />

Technologien<br />

▪ Effiziente Weiße Ware<br />

▪ Effiziente Beleuchtung<br />

▪ Smart Home<br />

▪ Isolierung<br />

▪ Effiziente Heizung<br />

▪ Smart Home<br />

Zwar wer<strong>de</strong>n hierzulan<strong>de</strong> jährlich rund 700.000 Häuser und Wohnungen saniert – davon<br />

aber nur 300.000 mit energiesparen<strong>de</strong>n Technologien ausgestattet, obwohl sich diese<br />

Investition langfristig dank niedrigerer <strong>Energie</strong>kosten auszahlt. Bei Renovierungen versprechen<br />

Wärmedämmung und optimierte Heizungsanlagen die höchsten Einsparungen,<br />

während Kraft-Wärme-Kopplung und Wärmepumpen eher für Neubauten inte ressant<br />

sind. Die größten Hür<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Einbau solcher Technologien sind die Komplexität<br />

<strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen Maßnahmen sowie die fehlen<strong>de</strong> Kenntnis über Einsparpotenziale.<br />

Laut einer aktuellen Studie wissen beispielsweise drei von vier Befragten nicht, wie<br />

viel <strong>Energie</strong> sie im Haus halt verbrauchen. 38 Um diese Hür<strong>de</strong>n zu überwin<strong>de</strong>n, können<br />

zwei Wege beschritten wer<strong>de</strong>n.<br />

• För<strong>de</strong>rangebote optimieren: Nach<strong>de</strong>m die Mittel zur Gebäu<strong>de</strong>sanierung bei <strong>de</strong>r<br />

Kreditanstalt für Wie<strong>de</strong>raufbau (KfW) im Rahmen <strong>de</strong>s Konjunkturpakets I für die Jahre<br />

2009 bis 2011 um 3 Mrd. EUR auf ge stockt wur<strong>de</strong>n, gilt es nun, <strong>de</strong>ren effektive Ver-<br />

250<br />

15<br />

55<br />

20<br />

Strom 1<br />

160 Wärme<br />

38 Vgl. IBM Global Business Services mit <strong>de</strong>m Zentrum für Evaluation und Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Universität Bonn, Preis, Verbrauch und<br />

Umwelt versus Komfort – <strong>de</strong>r mündige <strong>Energie</strong>verbraucher, 2007.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

5. <strong>Energie</strong>produktivität steigern: 53 Mrd. EUR Einsparpotenzial in <strong>de</strong>utschen Unternehmen und Haushalten im Jahr 2020<br />

wendung durch vereinfachte Vergabe sicher zu stellen. Um <strong>de</strong>n Prozess für <strong>de</strong>n Antragsteller<br />

zu vereinfachen, sollten die För<strong>de</strong>rungsvoraussetzungen weniger komplex<br />

gestaltet wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m sind Kredit- und Zuschuss angebote besser auf jene<br />

Hauseigentümer zuzuschnei<strong>de</strong>n, die eine energetische Sanierung bislang scheuen.<br />

Überdies empfiehlt sich ein Vertriebsmechanismus, <strong>de</strong>r Geschäftsbanken stärkere<br />

Anreize bietet, Kun<strong>de</strong>n aktiv auf KfW-Angebote hinzuweisen.<br />

• Beratung intensivieren: Zur Aufklärung über Einsparpotenziale reichen allgemeine<br />

Infor mations kampagnen nicht aus. Vielmehr kommt es darauf an, <strong>de</strong>n einzelnen Hausbe<br />

sitzern ihre spezifischen Einsparpotenziale transparent zu machen. Dies geschieht<br />

bisher nicht in ausreichen<strong>de</strong>r Weise – auch nicht durch <strong>de</strong>n <strong>Energie</strong>ausweis, <strong>de</strong>r we<strong>de</strong>r<br />

flächen <strong>de</strong>ckend durch gesetzt wird noch bei potenziellen Mietern o<strong>de</strong>r Käufern allgemein<br />

bekannt ist. <strong>Energie</strong> kostenabrechnungen könnten neben <strong>de</strong>m eigenen Verbrauch<br />

auch <strong>de</strong>n von Häusern o<strong>de</strong>r Wohnungen mit vergleichbarer Größe und Personenzahl<br />

aus weisen. Er gänzt um Hinweise zu Informations- und Sanierungsmöglichkeiten wäre<br />

eine solche <strong>Energie</strong> kostenabrechnung ein Schritt hin zu mehr Trans parenz. Außer<strong>de</strong>m<br />

gilt es, die <strong>Energie</strong>beratung und insbeson<strong>de</strong>re ent sprechen<strong>de</strong> Vor-Ort-Angebote zu för<strong>de</strong>rn,<br />

beispiels weise durch einen staat lichen Zu schuss zu <strong>de</strong>n Kosten für eine Beratung,<br />

sofern sie Min <strong>de</strong>st standards hinsichtlich Quali tät und Informations gehalt erfüllt.<br />

Im Gegensatz zum kleinteiligen Haushaltssektor sind energetische Sanierungen in gewerblichen<br />

und öffentlichen Gebäu<strong>de</strong>n in Deutschland bereits <strong>de</strong>utlich weiter verbreitet,<br />

weil hier profitable Betreibermo<strong>de</strong>lle wie das Energy Contracting existieren. Bis 2020<br />

können im gewerblichen und öffentlichen Sektor knapp 20% <strong>de</strong>s jähr lichen <strong>Energie</strong>bedarfs<br />

mit Maßnahmen eingespart wer<strong>de</strong>n, die sich wirtschaftlich rechnen.<br />

5.3 Industrielle Produktion: 10 Mrd. EUR Einsparpotenzial<br />

durch integrierte Produktionssysteme<br />

Über <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r in Kapitel 4 beschriebenen Produkte und Lösungen hinaus<br />

können <strong>de</strong>utsche Unternehmen auch und vor allem durch Einführung energieoptimierter<br />

Produktionssysteme <strong>Energie</strong>kosten sparen – allein an inländischen Standorten<br />

insgesamt 7 Mrd. EUR im Jahr 2020, was einem Viertel <strong>de</strong>r heutigen <strong>Energie</strong>kosten<br />

entspricht. Da diese Kosten im Schnitt etwa 2,5% <strong>de</strong>r Gesamtkosten ausmachen,<br />

be<strong>de</strong>utet dies eine Steigerung <strong>de</strong>r durchschnittlichen EBIT-Marge von 3,5 auf 4%. In<br />

energieintensiven Branchen wie Zement, Kalk und Aluminium kann sich die Marge je<br />

nach Ausgangsbasis sogar mehr als verdoppeln. Wer<strong>de</strong>n diese <strong>Energie</strong>sparmaßnahmen<br />

auch an ausländischen Standorten umgesetzt, resultieren daraus weitere Einsparungen<br />

von ca. 3 Mrd. EUR.<br />

Bereits heute optimieren viele Unternehmen ihre Produktion umfassend und systematisch<br />

mit so genannten Lean-Programmen. Durch Verschlankung und Vermeidung von<br />

Verschwendung (z.B. Über- o<strong>de</strong>r Ausschussproduktion) leisten diese Programme indirekt<br />

zwar auch einen Beitrag zur Senkung von <strong>Energie</strong>kosten, zielen aber in aller Regel<br />

nicht explizit auf <strong>Energie</strong>effizienz ab. Mit speziell auf <strong>de</strong>n <strong>Energie</strong> ver brauch ausgerichteten<br />

Maßnahmen lassen sich daher beträchtliche weitere <strong>Energie</strong>kosteneinsparungen<br />

erreichen: in Höhe von 20 bis 30% bei Stückfertigung und 25 bis 35% in Prozessindustrien<br />

(wo es in Kombination mit einem herkömmlichen Lean-Programm dann sogar bis<br />

zu 50% sind).<br />

51


52<br />

Um Einsparungen dieser Größenordnung zu realisieren, ist es erfor<strong>de</strong>rlich, <strong>Energie</strong>effizienz<br />

zentral im Produktionssystem zu verankern. Generell beschreibt ein Produktionssystem<br />

die Leitlinien, Prinzipien und Hebel <strong>de</strong>r Fertigung. Es legt z.B. Organisation und<br />

Abläufe <strong>de</strong>r Arbeit fest und bestimmt, wie einzelne Tätigkeiten ausgeführt wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

Ein auf <strong>Energie</strong> effizienz ausgerichtetes Produktionssystem berücksichtigt beispielsweise<br />

<strong>de</strong>n <strong>Energie</strong>verbrauch in <strong>de</strong>n Planungssystemen und stellt Prozesse und Technologien<br />

bereit, um <strong>Energie</strong>verschwendung zu ermitteln und zu vermei<strong>de</strong>n. Auf operativer<br />

Ebene verbin <strong>de</strong>t ein solches Produktionssystem prozessuale mit technologischen Verbesserungen.<br />

• Prozesse optimieren, <strong>Energie</strong>verschwendung minimieren: In Fertigungsprozessen<br />

wird häufig mehr <strong>Energie</strong> eingesetzt als nötig. Beispiele hierfür sind die Pro duktion<br />

überschüssiger <strong>Energie</strong> in Dampfkesseln, die unabhängig vom Bedarf Dampf produ<br />

zieren, o<strong>de</strong>r lange Wartezeiten von Geräten im Stand­by-Modus; häufig lässt sich<br />

diese Verschwendung durch relativ einfache Anpassungen vermei<strong>de</strong>n. Erhebliches<br />

Ein sparpotenzial bergen auch die Schnittstellen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Produktionsschritte.<br />

Die Abfolge von Wärme- und Kühlperio<strong>de</strong>n etwa sollte so festgelegt<br />

wer <strong>de</strong>n, dass möglichst wenig <strong>Energie</strong> verbraucht o<strong>de</strong>r so viel Wärme wie möglich<br />

in <strong>de</strong>n Prozess zurückgeführt wird. Dabei lässt sich die Abwärme <strong>de</strong>s eigentlichen<br />

Pro duktions prozesses beispielsweise zum Vorheizen <strong>de</strong>r eingesetzten Materialien<br />

o<strong>de</strong>r zur Stromerzeugung nutzen. Weitere Beispiele sind das in Kapitel 4 erwähnte<br />

Trockenverfahren bei <strong>de</strong>r Zementproduktion o<strong>de</strong>r das Corex-Verfahren in <strong>de</strong>r Stahlerzeugung.<br />

• <strong>Energie</strong>sparen<strong>de</strong> Technologien nutzen, Potenziale ausschöpfen: Auch für <strong>de</strong>n Nutzen<br />

energieeffizienter Technologien gibt es zahlreiche eindrucksvolle Beispiele. Da elektrische<br />

Antriebe etwa in Pumpen o<strong>de</strong>r Ventilatoren rund zwei Drittel <strong>de</strong>s industriell<br />

genutzten Stroms verbrauchen, lässt sich durch die Umstellung auf drehzahlgeregelte<br />

Antriebe, <strong>de</strong>ren Leistung auf <strong>de</strong>n jeweils aktuellen Bedarf beschränkt wird, viel<br />

<strong>Energie</strong> sparen. Ein Automobilhersteller beispielsweise erzielte auf diese Weise eine<br />

<strong>Energie</strong> ersparnis von 12% bei seinen Lackiermaschinen. Auch Laser mit scheibenförmigen<br />

Kristallen o<strong>de</strong>r Hybrid- und Servotechnologie für Schweißanlagen können<br />

<strong>de</strong>n <strong>Energie</strong>verbrauch beträchtlich reduzieren.<br />

Gera<strong>de</strong> Krisenzeiten wie die gegenwärtige sind ein guter Zeitpunkt, um Prozesse und<br />

Anlagen zu optimieren. Denn wenn die Produktion nicht ausgelastet ist, muss dazu<br />

dann auch keine laufen<strong>de</strong> Produktionslinie unter brochen wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m verbessert die<br />

Senkung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong> kosten unmittelbar die Profitabilität <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Bei <strong>de</strong>r Senkung von <strong>Energie</strong>verbrauch und -kosten geht es allerdings nicht nur um<br />

opera tive Maßnahmen. Vielmehr wird es darauf ankommen, auch Managementsysteme<br />

sowie Denken und Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Mitarbeiter konsequent auf <strong>de</strong>n <strong>Wettbewerbsfaktor</strong><br />

<strong>Energie</strong> auszurichten. Für das Topmanagement be<strong>de</strong>utet dies beispielsweise, konkrete<br />

Ziele zu <strong>Energie</strong>verbrauch bzw. -einsparung zu setzen und <strong>de</strong>ren Erreichen systematisch<br />

voranzutreiben. Mitarbeiter sollten durch Schulungen, Anreizsysteme und mehr<br />

Transparenz hinsichtlich <strong>de</strong>s <strong>Energie</strong>verbrauchs dazu befähigt und motiviert wer<strong>de</strong>n,<br />

bei allen Prozessen auf <strong>Energie</strong>effizienz zu achten. Denn nur wenn technologische und<br />

prozessuale Verbesserungen mit Einstellungs- und Verhaltensän<strong>de</strong>rungen einher gehen,<br />

sind nachhaltige <strong>Energie</strong>einsparungen möglich.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

5. <strong>Energie</strong>produktivität steigern: 53 Mrd. EUR Einsparpotenzial in <strong>de</strong>utschen Unternehmen und Haushalten im Jahr 2020<br />

53


54<br />

Damit <strong>de</strong>r <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> zum Standort ­<br />

vorteil für Deutschland wird, sollten Unternehmen und<br />

Staat gemeinsam die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen<br />

schaffen. Kooperation und unternehmerischer<br />

Weitblick sind gefragt<br />

6. Lösungen entwickeln: Erfolgs faktoren<br />

zur Realisierung <strong>de</strong>r Potenziale


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

6. Lösungen entwickeln: Erfolgsfaktoren zur Realisierung <strong>de</strong>r Potenziale<br />

Deutschland bringt gute Voraussetzungen mit, <strong>de</strong>n <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> als<br />

Chance für sich zu nutzen. Nun kommt es darauf an, die skizzierten globalen Ent wicklungen<br />

zu antizipieren und Vorteile daraus zu ziehen, so dass <strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />

ihre starke Ausgangsposition ausbauen können. Das verlangt Weitsicht und entschlossenes<br />

Han<strong>de</strong>ln, in erster Linie von <strong>de</strong>n Unternehmen selbst; zugleich bedarf es dazu<br />

allerdings auch <strong>de</strong>r unterstützen<strong>de</strong>n Rahmensetzung durch <strong>de</strong>n Staat.<br />

6.1 Erfolgsfaktoren für Unternehmen<br />

In allen Branchen, für die <strong>Energie</strong> ein wichtiger <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> ist, gibt es – wie in<br />

Kapitel 4 beschrieben – Wachstumskerne mit beson<strong>de</strong>rs innovativen Produktmärkten.<br />

Diese Märkte versprechen jährliche Wachstumsraten von durchschnittlich knapp 13%,<br />

vereinzelt sogar von über 20%. Unternehmen sollten diese Wachstumskerne gezielt und<br />

frühzeitig in ihren Strategien berücksichtigen.<br />

An dieser klaren Wachstumsorientierung und frühen Globalisierungsausrichtung mangelt<br />

es allerdings vor allem <strong>de</strong>utschen Unternehmensgrün<strong>de</strong>rn bislang oft: So strebte im<br />

Jahr 2006 die Hälfte aller Firmen grün<strong>de</strong>r in Deutschland für das Folgejahr ein Umsatzwachstum<br />

von maximal 10% an; nur je<strong>de</strong>r zehnte hatte sich ein Ziel von 50% o<strong>de</strong>r mehr<br />

gesetzt. 39 Auch gelingt es jüngeren Unternehmen in Deutschland seltener, internationale<br />

Spitzenpositionen zu erreichen: Während es z.B. in <strong>de</strong>n USA zwölf Unternehmen gibt,<br />

die nach 1960 gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n und heute mehr als 25 Mrd. EUR Umsatz erwirtschaften,<br />

fin<strong>de</strong>t sich in Deutschland kein einziges Unternehmen mit einem ähnlichen<br />

Wachstumserfolg.<br />

Obwohl <strong>de</strong>utsche Unternehmen bei zahlreichen <strong>Energie</strong>themen technologische Vorreiter<br />

sind, ist es ihnen bisher ungeachtet viel versprechen<strong>de</strong>r Anfänge zu selten gelungen,<br />

die mögliche globale Markt führerschaft zu erreichen. So sind zwar bei Windkraftanlagen<br />

<strong>de</strong>utsche Anlagen bauer und Zulieferer sehr stark positioniert (z.B. kamen sie<br />

bei <strong>de</strong>r Kernkomponente Getriebe 2007 auf über 50% Marktanteil), doch im Markt für<br />

Komplett anlagen ist das umsatzstärkste <strong>de</strong>utsche Unternehmen, Enercon, heute –<br />

trotz zahlreicher in Deutschland installierter Anlagen und hoher staatlicher För<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Branche – weltweit nur die Nr. 4. Ein weiteres Beispiel ist die Innovationskraft <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Auto her steller und Zulieferer. Deutsche Automobilunternehmen investieren<br />

mehr in Forschung und Entwicklung als <strong>de</strong>r Branchendurchschnitt: Von 2004 bis 2007<br />

machten die entsprechen<strong>de</strong>n Budgets bei ihnen ca. 5% vom Gesamtumsatz aus, im Vergleich<br />

zu 4% im weltweiten Durchschnitt. Allerdings waren die Innovationsanstrengungen<br />

<strong>de</strong>utscher Hersteller und Zulieferer bisher vorrangig auf die kontinuierliche Verbes serung<br />

<strong>de</strong>s traditionellen Verbrennungsmotors gerichtet. Bei <strong>de</strong>r Elektrifizierung hingegen haben<br />

sie <strong>de</strong>r zeit keinen Innovations vorsprung. Zwar gehörte <strong>de</strong>r Audi Duo im Jahr 1997 zu <strong>de</strong>n<br />

ersten Hybrid fahrzeugen, heute jedoch vermarkten vor allem japanische Hersteller und<br />

Zulieferer Hybrid- und Elektrofahrzeuge sowie die zugehörigen Komponenten. Auch wenn<br />

die Pro fi ta bilität dieser Produkte <strong>de</strong>rzeit noch fragwürdig ist, hat Japans Automobilindustrie<br />

damit zumin<strong>de</strong>st eine öffent lich keits wirksame Positionierung und einen Erfahrungsvorsprung<br />

in <strong>de</strong>r Produktion erreicht.<br />

Neben forciertem Unternehmertum ist die Entwicklung innovativer Geschäfts mo<strong>de</strong>lle ein<br />

weiterer Erfolgsfaktor von herausragen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung. In vielen Fällen wird es darum<br />

39 Vgl. Global Entrepreneurship Monitor, National Report Germany 2006, März 2007.<br />

55


56<br />

gehen, traditionelle Geschäftsmo<strong>de</strong>lle im Licht <strong>de</strong>s <strong>Wettbewerbsfaktor</strong>s <strong>Energie</strong> zu<br />

über<strong>de</strong>nken und dabei auch Branchengrenzen zu überschreiten. Technologie allein<br />

schafft noch keinen Markt. Vielmehr ist es entschei<strong>de</strong>nd, Produkte und Geschäftsmo<strong>de</strong>lle<br />

so zu gestalten, dass sie <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n echte Vorteile bringen, und das Bewusstsein<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n für diese Vorteile zu schärfen. Hür<strong>de</strong>n wie die Unkenntnis <strong>de</strong>s <strong>Energie</strong>verbrauchs<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Einsparpotenziale im eigenen Haushalt gilt es zu überwin<strong>de</strong>n, etwa<br />

in<strong>de</strong>m Anbieter das Augenmerk <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n vom Verkaufspreis auf die <strong>Energie</strong>kosten<br />

lenken, die er mittel- und langfristig einsparen kann. Einige Beispiele:<br />

Über die gesamte Lebenszeit eines Autos macht <strong>de</strong>r Kraftstoffverbrauch rund 30% <strong>de</strong>r<br />

Kosten aus – <strong>de</strong>nnoch wird dieser Aspekt bei <strong>de</strong>r Kaufentscheidung zwar zunehmend,<br />

aber längst nicht vollständig berücksichtigt. Insbeson<strong>de</strong>re bei Elektroautos könnten<br />

etwa Betreibermo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>n bloßen Verkauf eines Produkts er setzen und für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

die tatsächlichen Nutzungskosten transparent machen. Damit einher geht die Chance,<br />

Marketing und Verkauf stärker am Kun<strong>de</strong>nnutzen auszurichten. Elektroautos auf <strong>de</strong>m<br />

Stand <strong>de</strong>r aktuellen Technik und die damit verbun<strong>de</strong>nen Produk tionskosten haben für<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n sehr hohe Anschaffungskosten zur Folge. Dieser Nachteil könnte durch<br />

staatliche Subvention ausgeglichen o<strong>de</strong>r durch eine lokale Null-Emissions-Regulierung<br />

außer Kraft gesetzt wer<strong>de</strong>n – solche Mo<strong>de</strong>lle bergen im Zweifelsfall jedoch hohe volkswirtschaftliche<br />

Kosten. Wie wäre es aber, wenn für Ballungs räume ein Betreibermo<strong>de</strong>ll<br />

ent wickelt wür<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>m neben einem Grund betrag die darüber hinausgehen<strong>de</strong> Nutzung<br />

<strong>de</strong>r Fahrzeuge kilometerabhängig abgerechnet wür<strong>de</strong>? Die hohen Anschaffungspreise<br />

wür<strong>de</strong>n so auf einen längeren Zeitraum und eventuell auf mehrere Nutzer verteilt;<br />

durch die niedrigeren Betriebskosten ergäbe sich ein insgesamt attraktiver, an <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />

Nutzung orientierter Preis. Zusätzlich können regulatorische Vergünstigungen<br />

<strong>de</strong>n Nutzen von Elektroautos weiter steigern, wenn diese Fahrzeuge beispielsweise in<br />

<strong>de</strong>r Rush Hour die Busspuren benutzen dürften.<br />

Die energetische Sanierung von Gebäu<strong>de</strong>n ist mit hohen Anfangsinvestitionen ver bun<strong>de</strong>n,<br />

die sich oft erst über mehr als zehn Jahre rechnen. Für kommerziell genutzte Großgebäu<strong>de</strong><br />

gibt es funktionieren<strong>de</strong> Geschäftsmo<strong>de</strong>lle, für Privathaushalte und kleinere<br />

Einheiten fehlen diese noch. Wie wäre es, wenn auch in Privathaushalten ein Dienstleister<br />

mit längerem Anlagehorizont die Finanzierung <strong>de</strong>r Anfangsinvestition übernähme,<br />

<strong>de</strong>r seine Rückzahlung aus <strong>de</strong>n Einsparungen im <strong>Energie</strong>verbrauch erhält? Insgesamt<br />

resultiert aus einer <strong>de</strong>rart finanzierten energetischen Sanierung für bei<strong>de</strong> Vertragspartner<br />

ein Gewinn.<br />

Auch in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentralen <strong>Energie</strong>versorgung könnten innovative Betreibermo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>n<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Technologien zum Marktdurchbruch verhelfen, beispielsweise <strong>de</strong>r Solar-<br />

und Windkraft o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kraft-Wärme-Kopplung. Solche Betreibermo<strong>de</strong>lle wür<strong>de</strong>n darin<br />

bestehen, bei Installation und Betrieb die Kosten und Einnahmen so zu verteilen, dass<br />

sich für alle ein Mehrwert ergibt – und zwar unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Kompe ten zen<br />

und Finanzierungsmöglichkeiten <strong>de</strong>r Beteiligten.<br />

• Beispiel <strong>de</strong>zentrale Solar­ und Windkraftanlagen: Hier verfügen z.B. Verwalter großer<br />

Büro- o<strong>de</strong>r Wohngebäu<strong>de</strong> über Installationsmöglichkeiten auf Grundflächen, die sich<br />

in direkter Nähe zu Stromabnehmern befin<strong>de</strong>n und ohnehin bereits erschlossen und<br />

versiegelt sind. Allerdings liegen Anschaffung und Betrieb von Erzeugungstech nolo<br />

gien außerhalb ihrer Geschäftskompetenzen, und die Investitionskosten wirken<br />

ab schreckend. Daher können spezialisierte Betreiber von Solar- und Windanlagen<br />

ent sprechen<strong>de</strong> Dach- o<strong>de</strong>r Brachflächen anmieten, sich durch <strong>de</strong>n dort generier-


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

6. Lösungen entwickeln: Erfolgsfaktoren zur Realisierung <strong>de</strong>r Potenziale<br />

ten Strom refinanzieren und dabei Skaleneffekte in Technologieeinkauf, -installation<br />

und -wartung nutzen. Bei diesen Betreibern kann es sich um <strong>Energie</strong>versorger,<br />

Anlagenhersteller o<strong>de</strong>r unabhängige Firmen han<strong>de</strong>ln. Die Bereitschaft von Immobilienbesitzern<br />

o<strong>de</strong>r -verwaltern, ungenutzte Außenflächen für an<strong>de</strong>re Verwendungen<br />

zu vermieten, hat sich schon bei Mobilfunkmasten und Werbeflächen (Billboards)<br />

gezeigt. Solche Betreibermo<strong>de</strong>lle könnten in Zukunft auch im Ausland und außerhalb<br />

von Einspeisevergütungen erfolg reich sein, sobald Kostenverbesserungen einen wirtschaftlichen<br />

Betrieb <strong>de</strong>r Anlagen für Solar- bzw. Windstrom an geeigneten Standorten<br />

ermöglichen.<br />

• Beispiel Mini­KWK: Auch hier ist es wegen hoher Anschaffungskosten und Finanzierungs<br />

eng pässen unwahrscheinlich, dass Hausbesitzer aus eigenem Antrieb<br />

inves tieren. Profitieren könnten allerdings Gasanbieter, da KWK-Anlagen im Gegensatz<br />

zu konventionellen Heizungen zwar auch Strom produzieren, gleichzeitig jedoch<br />

zumeist auf Gasheiztechnik basieren. Wie wäre es also, wenn Gasversorger auf<br />

eigene Kosten KWK-Anlagen installieren, <strong>de</strong>m Privatkun<strong>de</strong>n als Anreiz <strong>de</strong>n Nutzen<br />

<strong>de</strong>s erzeugten Stroms überlassen und sich durch <strong>de</strong>n Mehrabsatz von Gas refinanzieren<br />

wür<strong>de</strong>n? Je günstiger die Technologie und je höher die Einspeisevergütungen<br />

für <strong>de</strong>zentralen KWK-Strom, umso wirtschaftlicher wird dieses Mo<strong>de</strong>ll.<br />

6.2 Effektive Rahmensetzung durch <strong>de</strong>n Staat<br />

Warum bedarf eine Entwicklung, die durch ökonomische Knappheit und ökologische<br />

Prioritätensetzung geför<strong>de</strong>rt wird, überhaupt staatlichen Han<strong>de</strong>lns? In erster Linie wer<strong>de</strong>n<br />

Strategien benötigt, die in schnell wachsen<strong>de</strong>n Geschäftsfel<strong>de</strong>rn die zu erwarten<strong>de</strong>n<br />

ökonomischen Trends vorwegnehmen und beschleunigen. Auf diese Weise lässt<br />

sich die Entwicklung dieser Geschäftsfel<strong>de</strong>r gestalten; <strong>de</strong>utsche Unternehmen können<br />

hier eine führen<strong>de</strong> Position erreichen. Solche Strategien eröffnen naturgemäß allerdings<br />

nicht nur größere Chancen, son<strong>de</strong>rn bringen auch höhere Risiken mit sich. Um gesamtwirtschaftlich<br />

sinnvolle Entwicklungen zu för<strong>de</strong>rn, kann politisches Han<strong>de</strong>ln diese Risiken<br />

min<strong>de</strong>rn, ohne unternehmerische Freiheit zu begrenzen.<br />

Die Lösung liegt nicht in einem nationalen industriepolitischen Alleingang. Nur selten<br />

hat die aktive För<strong>de</strong>rung nationaler Champions mit steuerlichen Anreizen, direkten<br />

Zuschüssen o<strong>de</strong>r Hemmnissen für ausländische Konkurrenten das erwünschte Ziel erreicht.<br />

Die Aufgabe <strong>de</strong>s Staats in <strong>de</strong>r Wirtschaftspolitik ist es vielmehr, günstige und stabile<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen, in <strong>de</strong>nen Unternehmen entstehen und wachsen<br />

können. In zwei Fel<strong>de</strong>rn hat die Politik eine konkrete Chance, zentral die Weichen dafür<br />

zu stellen, dass <strong>de</strong>utsche Unternehmen vom <strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> langfristig profitieren:<br />

in <strong>de</strong>r Regulierung von Industrien, soweit Marktversagen o<strong>de</strong>r gesell schaftlich<br />

negative Ergebnisse zu erwarten sind, und in <strong>de</strong>r Erneuerung bestehen<strong>de</strong>r Marktstrukturen<br />

(insbeson<strong>de</strong>re durch die Gründung von Unternehmen). Hinzu kommen im originär<br />

staatlichen Bereich die För<strong>de</strong>rung von Wissenschaft und Technik an staatlichen Hochschulen<br />

und Forschungsinstituten sowie die staatliche Nachfrage insbeson<strong>de</strong>re nach<br />

Infrastrukturleistungen.<br />

Regulierung: Deutschland war einerseits sehr aktiv in <strong>de</strong>r Deregulierung o<strong>de</strong>r, besser<br />

gesagt, in <strong>de</strong>r Re-Regu lie rung <strong>de</strong>s <strong>Energie</strong>markts und an<strong>de</strong>rerseits in <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung<br />

alternativer <strong>Energie</strong>n, vor allem durch das Erneuerbare-<strong>Energie</strong>n-Gesetz (EEG). Trotz einiger<br />

Unvollkommen heiten ist dieses Gesetz ein Beispiel für effektive Regulierung, da es<br />

57


58<br />

Abbildung 16<br />

nicht nur <strong>de</strong>n primären Zweck einer Steigerung <strong>de</strong>s Anteils alternativer <strong>Energie</strong>n erfüllt,<br />

son<strong>de</strong>rn diese Steigerung auch langfristig effizient und mit einem positiven gesamtwirtschaftlichen<br />

Effekt zu erreichen sucht – selbst wenn in Einzelfällen die angenommenen<br />

Kosten <strong>de</strong>gressionen aggres siver hätten ausfallen können, um frühzeitig die Voraussetzungen<br />

für eine globale Kostenführerschaft <strong>de</strong>utscher Anbieter zu schaffen. Künftige<br />

intelligente Regu lie rung sollte, aufbauend auf <strong>de</strong>n positiven Elementen <strong>de</strong>s EEG, bei <strong>de</strong>r<br />

Ausgestaltung noch stärker eine Effizienzverbesserung <strong>de</strong>r geför<strong>de</strong>rten Technologien<br />

bewirken. Von ent schei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung ist es hierbei, einer seits für die Betroffenen<br />

Planungssicherheit über einen hinreichend langen Investitions zeitraum zu schaffen und<br />

an<strong>de</strong>rerseits dauerhafte Leistungsverbesserungen zur Voraussetzung für eine fortgesetzte<br />

För<strong>de</strong>rung zu machen. Da sich die tatsächliche Kosten <strong>de</strong>gression in <strong>de</strong>r Produktion<br />

neuer Technologien nicht präzise abschätzen lässt, ist eine kontinuierliche, flexible<br />

Anpassung <strong>de</strong>r Regulierung und För<strong>de</strong>rung über <strong>de</strong>n gesamten Zeitraum auf Basis<br />

nachvollziehbarer und ein<strong>de</strong>utiger Kenngrößen unbedingt erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Ein an<strong>de</strong>res Beispiel für smarte Regulierung sind För<strong>de</strong>rprogramme wie das „Top-Runner“-<br />

Programm in Japan. Hersteller von Fahrzeugen, Haushalts- und Büro geräten sind dort<br />

seit 1999 verpflichtet, ihre Produkte innerhalb einer Frist min<strong>de</strong>s tens genauso effizient<br />

zu gestalten wie <strong>de</strong>r jeweilige Effizienz-Branchenprimus. Pro dukte, die diesen Anspruch<br />

nicht erreichen, müssen nach einer Übergangsfrist vom Markt genommen wer<strong>de</strong>n. Dadurch<br />

ist es für Unternehmen attraktiv, auf <strong>Energie</strong>effizienz zu setzen – und Ent wicklungsausgaben<br />

stellen keinen Wettbewerbsnachteil mehr dar, weil die Kon kur renz diese<br />

Aus gaben ebenfalls tätigen muss. Die jeweiligen Effizienzverbesser ungen, die mit diesem<br />

Gesetz erzielt wur<strong>de</strong>n, übertrafen die Erwartungen bei Weitem (Abb. 16). Zum Beispiel<br />

wur<strong>de</strong> bei Kühlschränken eine Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz von mehr als 55% erreicht.<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz von Produkten durch das "Top-Runner"-Programm<br />

in Japan<br />

in Prozent1 Computer<br />

Vi<strong>de</strong>orekor<strong>de</strong>r<br />

Kühlschränke<br />

Beleuchtungen<br />

Gefriergeräte<br />

TV-Receiver<br />

Diesel-Lkw<br />

QUELLE: Energy Conservation Center, Japan<br />

Erwartet<br />

Erreicht<br />

7<br />

17<br />

16<br />

23<br />

22<br />

26<br />

31<br />

30<br />

36<br />

1 Einsparungen erzielt über verschie<strong>de</strong>ne Zeiträume; früheste Maßnahme 1995<br />

+19%<br />

+25%<br />

+77%<br />

+112%<br />

+30%<br />

+63%<br />

+214%<br />

Neben solchen För<strong>de</strong>rprogrammen können auch Informationskampagnen sehr erfolgreich<br />

sein. Das „Energy-Star“-Kennzeichen wird seit 1992 von <strong>de</strong>r amerikanischen<br />

Umwelt schutz behör<strong>de</strong> für beson<strong>de</strong>rs energieeffiziente Produkte verwen<strong>de</strong>t, seit 2001<br />

steuert auch die EU ein solches Programm in ihren Mitgliedsstaaten. Um die Kennzeichnung<br />

z.B. für ein Elektrogerät zu erhalten, muss ein Hersteller nachweisen, dass <strong>de</strong>r<br />

55<br />

59<br />

74<br />

83<br />

99<br />

Verbesserung über<br />

<strong>de</strong>r Erwartung


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

6. Lösungen entwickeln: Erfolgsfaktoren zur Realisierung <strong>de</strong>r Potenziale<br />

Verbrauch im Leerlauf unterhalb eines bestimmten Grenzwerts liegt. Seit 1992 wur<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n USA insgesamt 2,5 Mrd. Produkte mit <strong>de</strong>m „Energy-Star“-Gütesiegel verkauft,<br />

Verbraucher sparten damit im Jahr 2007 rund 16 Mrd. USD an <strong>Energie</strong>kosten ein. Dank<br />

<strong>de</strong>r Kennzeichnungskampagne und <strong>de</strong>s gesteigerten Verbraucherinteresses ist es für<br />

Unter nehmen nun rentabel, in die Entwicklung energieeffizienter Produkte zu investieren.<br />

Auch Kalifornien ist seit 30 Jahren ein Erfolgsbeispiel dafür, wie staatliche Maßnahmen<br />

zur Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>effizienz beitragen können. Diese reichen von <strong>de</strong>r Erforschung<br />

energieeffizienter Technologien und Dienstleistungen bis zur Einführung von<br />

Effizienzstandards für Fabriken und verbindlichen <strong>Energie</strong>effizienzzielen für alle öffentlichen<br />

Gebäu<strong>de</strong>. Außer<strong>de</strong>m erhalten Unternehmen eine Prämie, wenn sie energieeffiziente<br />

Gebäu<strong>de</strong> errichten o<strong>de</strong>r renovieren. Dieses Maßnahmenpaket hat dazu beigetragen,<br />

dass <strong>de</strong>r kalifornische Pro-Kopf-Stromverbrauch seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre nicht mehr<br />

gestiegen ist, während er im US-Durchschnitt um 40% zulegte (Abb. 17).<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Stromverbrauchs pro Kopf in Kalifornien<br />

Jährlicher<br />

Stromverbrauch<br />

pro Person<br />

in MWh<br />

14<br />

13<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

50<br />

8,6<br />

17%<br />

7,1<br />

1976<br />

1986<br />

QUELLE: Energy Information Administration (EIA); Bun<strong>de</strong>sministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

För<strong>de</strong>rung von Unternehmensgründungen: Junge Unternehmen sind oft beson<strong>de</strong>rs gut<br />

darin, Innovationen in wirtschaftlichen Erfolg umzuwan<strong>de</strong>ln. Neugründungen sind <strong>de</strong>shalb<br />

ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Schritt, um in Deutschland neue Arbeitsplätze zu schaffen. Um<br />

die Gründungsrate in Deutschland (3% <strong>de</strong>s Unternehmensbestands) auf ein ähnliches<br />

Niveau zu bringen wie bei <strong>de</strong>n Spitzenreitern Großbritannien (9%) und USA (8%), kann<br />

<strong>de</strong>r Staat – wie schon in unserer Publikation „Deutschland 2020“ aus <strong>de</strong>m Jahr 2008<br />

beschrieben – verschie<strong>de</strong>ne Hebel anwen<strong>de</strong>n.<br />

Zunächst ist es wichtig, über Business Angels, d.h. erfahrene Unternehmer, Kapital<br />

für schnell wachsen<strong>de</strong> Technologieunternehmen bereitzustellen. Business Angels, die<br />

zugleich eine Rolle als Coach o<strong>de</strong>r Mentor übernehmen, häufig verbun<strong>de</strong>n mit einer<br />

Tätigkeit im Aufsichtsrat, sind gera<strong>de</strong> für kleine Unternehmen beson<strong>de</strong>rs relevant, da<br />

sie meist in einem früheren Stadium in Unternehmen investieren als klassische Venture­<br />

Capital-Gesellschaften. Um die Zahl <strong>de</strong>r Business Angels in Deutschland zu steigern,<br />

kann <strong>de</strong>r Staat diese begünstigen, etwa in<strong>de</strong>m Investitionen in junge Unternehmen<br />

teilweise o<strong>de</strong>r komplett steuerlich absetzbar sind.<br />

USA<br />

Kalifornien<br />

1996<br />

12,1<br />

42%<br />

7,1<br />

2006<br />

Deutschland:<br />

6,4<br />

59<br />

Abbildung 17


60<br />

Die Kommerzialisierung von Spitzentechnologie und die Clusterför<strong>de</strong>rung sind weitere<br />

Erfolgsfaktoren. Der Austausch zwischen Universitäten und Unternehmern gehört<br />

ebenso dazu wie die Unterstützung durch Anwälte und Finanzierer. Ein wichtiger Schritt<br />

zur För<strong>de</strong>rung von Ausgründungen ist eine bessere unternehmerische Ausbildung von<br />

Forschern und Erfin<strong>de</strong>rn. Ein praxisnahes, gründungsorientiertes Studium hilft, technologischen<br />

Fortschritt in Wachstum und Arbeitsplätze zu übersetzen. Daneben sollte sich<br />

die Finanzierung in Deutschland auf wenige Cluster fokussieren, um dort eine kritische<br />

Masse an Spitzenforschern, Studieren<strong>de</strong>n und Wagniskapitalgebern für Ausgründungen<br />

zu erreichen. Möglichst große, miteinan<strong>de</strong>r vernetzte Cluster schaffen eine Basis für<br />

wirtschaftlichen Erfolg. Beispiele für die erfolgreiche Ansiedlung von Hightech-Clustern<br />

in <strong>de</strong>r Umwelttechnologie sind die Zentren für nachhaltiges Wassermanagement in<br />

Singapur, für Cleantech in San Diego und für die Solarindustrie in Sachsen-Anhalt.<br />

Innovationsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Ausschreibungen sind ein weiterer, direkter Einflusshebel <strong>de</strong>s<br />

Staates. Wenn Ausschreibungen einen langen Leistungskatalog einfor<strong>de</strong>rn, haben<br />

neue, innovative Unternehmen Schwierigkeiten, diese standardisierten Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

zu erfüllen. Dagegen unterstützt eine Ausschreibung, die ein Problem darlegt und zu<br />

<strong>de</strong>ssen kreativer Lösung auffor<strong>de</strong>rt, gera<strong>de</strong> die Stärken junger und innovativer Unternehmen.<br />

An dieser Stelle kann <strong>de</strong>r Staat mit einer neuen Ausschreibungspolitik unmittelbar<br />

Einfluss nehmen auf die Erfolgschancen von Unternehmen, die ungewöhnliche<br />

Lösungen anbieten.<br />

För<strong>de</strong>rung von wissenschaftlicher und technischer F&E: Hier besteht das grund sätz liche<br />

Problem, dass die Auswahl einzelner zu för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Zukunftstechnologien nur schwer<br />

möglich ist. Auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Forschung, die für <strong>Energie</strong>produktivität und Emissionsbe<br />

grenzung relevant ist, gibt es zwar einige unumstrittene übergeordnete Themen, z.B.<br />

die <strong>Energie</strong>speicherung. Die Wahrscheinlichkeit ist insgesamt jedoch äußerst gering,<br />

dass <strong>de</strong>r Staat bei <strong>de</strong>r Prioritätensetzung in <strong>de</strong>r Forschung über eine höhere Einsicht<br />

und Voraussicht verfügt als die betroffenen Forscher und Unternehmen. Dies setzt <strong>de</strong>r<br />

ge zielten För<strong>de</strong>rung von Einzelprojekten enge Grenzen. Aus diesem Grund sehen wir für<br />

eine staat liche För<strong>de</strong>rung von F&E vor allem zwei Ansatzpunkte:<br />

• Die generelle Steigerung <strong>de</strong>r Forschungseffektivität und -effizienz, bei <strong>de</strong>r vor allem die<br />

Universitäten gefragt sind. Wenn diese größere Autonomie erhalten und selbst über<br />

Struktur und Personalangebot in Forschung und Lehre entschei<strong>de</strong>n, können sie in<br />

einen Wettbewerb um die besten Professoren und Studieren<strong>de</strong>n ein treten.<br />

• Die generelle För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s gesamten Themenschwerpunkts <strong>Energie</strong> in einem Verfahren<br />

analog zur Auswahl <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rforschungsbereiche, aber unter stärkerer Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>r Privatwirtschaft, z.B. in Form <strong>de</strong>s Wissenschaftsrats, um die bislang<br />

ausschließlich wissenschaftliche Perspektive zu ergänzen.<br />

Ohne hinreichen<strong>de</strong>n gesellschaftlichen Konsens sind die erfor<strong>de</strong>rlichen staatlichen Maßnahmen<br />

nicht im politischen Entscheidungsprozess durchzusetzen. Aber auch weit greifen<strong>de</strong><br />

unternehmerische Strategien bauen letztlich auf Konsens o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st Toleranz auf.<br />

Wenn Deutschland <strong>Energie</strong>produktivität und Emissionsbegrenzung als Wachs tumsschub<br />

nutzen will, muss <strong>de</strong>r gesellschaftliche Diskurs zu diesem Thema auf ein höheres Niveau<br />

gehoben wer<strong>de</strong>n. Ziel- und Mittelkonflikte müssen im gesellschaft lichen und politischen<br />

Bewusstsein verankert sein, ebenso ist eine nüchterne Abschätzung technischer Implikationen<br />

(z.B. die Back­up-Anfor<strong>de</strong>rungen bei Windkraft) erfor <strong>de</strong>r lich, um nicht aus einem<br />

Wunsch<strong>de</strong>nken heraus wirtschaftlich problematische Entscheidungen zu treffen.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

6. Lösungen entwickeln: Erfolgsfaktoren zur Realisierung <strong>de</strong>r Potenziale<br />

61


62<br />

Gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Politik will McKinsey zeigen, wie konkrete Lösungen<br />

für <strong>Energie</strong>effizienz aussehen können. Die erste Initiative<br />

ist eine Lernfabrik für <strong>Energie</strong>produktivität<br />

7. Lösungen praktisch erproben:<br />

Pilot initiativen


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

7. Lösungen praktisch erproben: Pilotinitiativen<br />

Um die Potenziale <strong>de</strong>s <strong>Wettbewerbsfaktor</strong>s <strong>Energie</strong> zu erschließen, benötigen einzelne<br />

Unternehmen in vielen Fällen die Unterstützung an<strong>de</strong>rer Akteure und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Staates.<br />

Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n stark regulierungsgeprägten Märkten rund um das Thema <strong>Energie</strong> ist<br />

daher gemeinsames, koordiniertes Han<strong>de</strong>ln von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik<br />

unverzichtbar: Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen sowie innovatives<br />

unternehmerisches Han<strong>de</strong>ln müssen Hand in Hand gehen. Nur so können <strong>de</strong>utsche<br />

Unter nehmen auf <strong>de</strong>n globalen Wachstumsmärkten erfolgreich sein, die durch <strong>de</strong>n<br />

Wett bewerbsfaktor <strong>Energie</strong> entstehen.<br />

Gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik möchte McKinsey<br />

hierzu einen Beitrag leisten. Wir wer<strong>de</strong>n Initiativen starten, um konkrete, praxis gerechte<br />

Lösungen in einzelnen Wachstumsfel<strong>de</strong>rn zu entwickeln und publik zu machen. Dabei<br />

konzentrieren wir uns auf jene Aufgaben, für <strong>de</strong>ren Erfolg die Kooperation und Koordination<br />

unterschiedlicher Akteure entschei<strong>de</strong>nd ist.<br />

Im Mittelpunkt unserer ersten Initiative steht die industrielle Fertigung. Denn hier wird<br />

einerseits die Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>produktivität immer wichtiger, an<strong>de</strong>rerseits gibt es<br />

ein gewaltiges Einsparpotenzial von bis zu 35%. Viele Unternehmen schöpfen dieses<br />

Potenzial bislang nicht annähernd aus, weil sie ihre <strong>Energie</strong>verbräuche und Einsparmöglichkeiten<br />

sowie die Optimierungshebel, -instrumente und -maßnahmen nicht genügend<br />

kennen.<br />

Diese Transparenz – das Wissen über adäquate Metho<strong>de</strong>n und Technologien – soll die<br />

„Lernfabrik für <strong>Energie</strong>produktivität“ vermitteln.<br />

McKinsey baut diese Einrichtung gemeinsam mit <strong>de</strong>m Institut für Werk zeug maschinen<br />

und Betriebswissenschaften (iwb) an <strong>de</strong>r Technischen Universität Mün chen (TUM)<br />

auf. Der Betrieb soll im Herbst 2009 starten. Ziel <strong>de</strong>r Lernfabrik ist die Aus bildung <strong>de</strong>r<br />

Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s iwb, aber auch das Training von Ingenieuren und Managern. Dabei bringt<br />

McKinsey seine weltweite, branchenübergreifen<strong>de</strong> Erfah rung und Expertise ein, um<br />

Metho <strong>de</strong>n und Maßnahmen zur Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong> pro duk tivität in <strong>de</strong>r Produktion<br />

auf praxis nahe Weise zu vermitteln. Das iwb trägt seine Erkennt nisse aus mehreren<br />

Studien zur <strong>Energie</strong>produktivität bei. Hinzu kommt außer<strong>de</strong>m das Know-how <strong>de</strong>r<br />

Initiato ren in <strong>de</strong>r Produktionsoptimierung und seitens <strong>de</strong>s iwb Erfahrung und Expertise<br />

in <strong>de</strong>r Fertigungs- und Montagetechnik sowie in <strong>de</strong>r Fabrikplanung.<br />

Die Lernfabrik trägt ihr Konzept im Namen: Sie bietet ein wirklichkeitsnahes Lernumfeld,<br />

so dass das Thema <strong>Energie</strong>produktivität in <strong>de</strong>r Produktion anschaulich und erlebbar<br />

wird. Industrieübergreifend angelegt, berücksichtigt die Lernfabrik sämtliche <strong>Energie</strong>arten<br />

und Optimierungshebel. So können die Lernen<strong>de</strong>n einen Produktionsprozess<br />

verbessern und dabei mit theoretischen wie praktischen Ansätzen experimentieren.<br />

Zu<strong>de</strong>m lernen sie, verschie<strong>de</strong>ne Arten von <strong>Energie</strong>verschwendung zu i<strong>de</strong>ntifizieren<br />

sowie Systemopti mierung und neue Technologien für zusätzliche Einsparungen zu<br />

nutzen. Grundlage hier für ist ein erprobtes Metho<strong>de</strong>nset, das im Rahmen <strong>de</strong>s Trainings<br />

vermittelt wird. Ergänzt wird das Curriculum um Metho<strong>de</strong>n zur nachhaltigen Realisierung<br />

<strong>de</strong>r Potenziale, insbeson<strong>de</strong>re durch Verankerung <strong>de</strong>r <strong>Energie</strong>produktivität in <strong>de</strong>r<br />

Unternehmenssteuerung, Mitarbeiterführung und Ausbildung. Schließlich ermöglicht die<br />

Lernfabrik <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r TUM, im Rahmen eines Hochschulpraktikums bereits<br />

frühzeitig Praxis erfahrung zu sammeln – und neben technischen Kenntnissen auch<br />

Managementwissen zu erwerben.<br />

63


64<br />

McKinsey Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Politik Lösungen praktisch zu erproben. Die erste Initiative ist<br />

mit <strong>de</strong>r Lernfabrik gestartet, weitere befin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Konzeptionsphase und wer<strong>de</strong>n<br />

im Verlauf dieses Jahres folgen. Die Zielsetzung folgt <strong>de</strong>r eingangs dar ge stellten Maxime:<br />

zur Dynamisierung <strong>de</strong>s Wirtschaftswachstums in Deutschland bei zu tragen, neue<br />

Wachstumsmärkte zu erschließen und gleichzeitig <strong>de</strong>n <strong>Energie</strong> verbrauch und die Emissionen<br />

in Deutschland zu senken. Wir möchten mit dieser Studie und <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />

Initiativen hierzu einen Beitrag leisten.


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

7. Lösungen praktisch erproben: Pilotinitiativen<br />

65


66<br />

Ansprechpartner<br />

McKinsey & Company, Inc., Managing Partner Deutschland:<br />

Frank Mattern<br />

Leitung <strong>de</strong>r Studie:<br />

Dr. Anja Hartmann<br />

anja_hartmann@mckinsey.com<br />

Dr. Wolfgang Huhn<br />

wolfgang_huhn@mckinsey.com<br />

Für Medienanfragen:<br />

Kai Peter Rath<br />

kai_peter_rath@mckinsey.com<br />

Leiter <strong>de</strong>r Sektoren<br />

Transport und Verkehr:<br />

Dr. Christian Malorny (Automobil)<br />

christian_malorny@mckinsey.com<br />

Dr. Martin Stuchtey (Transport und Logistik)<br />

martin_stuchtey@mckinsey.com<br />

Gebäu<strong>de</strong>:<br />

Dr. Thomas Vahlenkamp<br />

thomas_vahlenkamp@mckinsey.com<br />

Industrielle Produktion:<br />

Dr. Detlef Kayser (Produktionsprozesse)<br />

<strong>de</strong>tlef_kayser@mckinsey.com<br />

Dr. Detlev Mohr (Maschinen- und Anlagenbau, Elektrotechnik)<br />

<strong>de</strong>tlev_mohr@mckinsey.com<br />

IT und IT­Services:<br />

Claudia Funke<br />

claudia_funke@mckinsey.com<br />

<strong>Energie</strong>wirtschaft:<br />

Dr. Thomas Vahlenkamp<br />

thomas_vahlenkamp@mckinsey.com


<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong> – Neue Chancen für die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

Impressum<br />

Inhaltliche Beiträge<br />

Susanne Baltes<br />

Sebastian Barth<br />

Dr. Philipp Beckmann<br />

Heiko Bette<br />

Björn Bierl<br />

Gunnar Froh<br />

Andreas Fruth<br />

Dr. Erwin Gabardi<br />

Markus Graebig<br />

Dr. Michael Graubner<br />

Kalle Greven<br />

Mingyu Guan<br />

Dr. David Herberg<br />

Editing und Produktion<br />

Jörg Hanebrink<br />

Susanne Kamm<br />

Manfried Krombholz<br />

Kontakt<br />

<strong>Wettbewerbsfaktor</strong> <strong>Energie</strong><br />

c/o McKinsey & Company, Inc.<br />

Taunustor 2<br />

60311 Frankfurt<br />

Simon Herrmann<br />

Frank Huber<br />

Florian Jaeger<br />

Prof. Dr. Jürgen Kluge<br />

Dr. Michael Lierow<br />

Dr. Tobias Meyer<br />

Dr. Nicolai Müller<br />

Søren Obling<br />

Dr. Felix Papier<br />

Thomas Präßler<br />

Dr. Harald Proff<br />

Prof. Dr. Wilhelm Rall<br />

Dr. Felix Reimann<br />

Andreas Lang<br />

Britta Muxfeldt-Heintz<br />

Anfragen bitte an energie@mckinsey.com<br />

Alle Rechte vorbehalten. Copyright 2009 by McKinsey & Company, Inc.<br />

Fotos 1 und 3 auf Seite 62: TUM, iwb<br />

Heinrich Rentmeister<br />

Nicole Röttmer<br />

Markus Schiemenz<br />

Dr. Bernd Schürmann<br />

Cathrin Sikor<br />

Wolfgang Silbermann<br />

Dr. Robert Urlichs<br />

Max von <strong>de</strong>r Planitz<br />

Dr. Michael Wagner<br />

Daniel Wehsarg<br />

Peter Weigang<br />

Dr. Dirk Woywood<br />

Dr. Jan Wüllenweber<br />

Jürgen Raspel<br />

Karen Richter<br />

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Je<strong>de</strong> Verwertung<br />

außerhalb <strong>de</strong>r engen Grenzen <strong>de</strong>s Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von<br />

McKinsey & Company, Inc., unzulässig und strafbar. Das gilt insbeson<strong>de</strong>re für Vervielfältigungen,<br />

Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung<br />

in elektronischen Systemen.<br />

67


McKinsey Deutschland<br />

April 2009<br />

Copyright © McKinsey & Company, Inc.

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