Der Hippokrates Report - BFG
Der Hippokrates Report - BFG
Der Hippokrates Report - BFG
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Hippokrates</strong> <strong>Report</strong> | Wochenbett und Nachsorge<br />
Hautpflege in der<br />
Hebammensprechstunde<br />
Die Haut als das größte und eines<br />
der wichtigsten sowie faszinierendsten<br />
menschlichen Organe ist ein wahres Multitalent.<br />
Gleichzeitig ist es auch das Lieblingsthema<br />
von Dr. Thomas Stiehm, Geschäftsführer<br />
Bübchen und Leiter der Abteilung<br />
Forschung und Entwicklung, Soest,<br />
der in seinem Seminar langjährige Erfahrungen<br />
mit den Hebammen teilte.<br />
Mit ihren Zellen, Nervenendkörperchen,<br />
Talg- und Schweißdrüsen steuert bzw. reguliert<br />
die Haut die Körpertemperatur,<br />
den Flüssigkeitshaushalt und die haptische<br />
Wahrnehmung. Dabei schützt uns<br />
die Haut auch vor unserer Umwelt,<br />
Schmutz, Mikroorganismen und nicht zuletzt<br />
vor dem Austrocknen. Im Laufe des<br />
Lebens verändert sich die Haut, sodass die<br />
Bedürfnisse der Babyhaut anders sind als<br />
die eines Erwachsenen oder eines alten<br />
Menschen. <strong>Der</strong> Aufbau und deren Grundfunktion<br />
sind jedoch in jedem Alter gleich.<br />
Säuglingshaut hat<br />
besondere Ansprüche<br />
Bereits am Aussehen der Babys lässt sich<br />
erkennen, dass deren Haut dünner ist,<br />
denn der rosige Teint entsteht durch die<br />
durchscheinenden Blutgefäße. Je dünner<br />
die Haut ist, desto höher ist der Wasserverlust<br />
und desto trockener ist die Haut.<br />
Sehr unreife Frühchen würden beispielsweise<br />
innerhalb eines Tages an einem<br />
perkutanen Wasserverlust sterben, wenn<br />
ihre Haut nicht durch geeignete Maßnahmen<br />
(wie das Einwickeln in Folie) vor<br />
einer zu starken Verdunstung geschützt<br />
würde.<br />
Die Relation der Hautoberfläche zum Körpergewicht<br />
ist zudem ausschlaggebend<br />
für deren Schutzwirkung. Beim Neugeborenen<br />
liegt diese 3-mal so hoch und beim<br />
Kleinkind 2-mal so hoch wie beim Erwachsenen<br />
(entspricht 1-mal). Dies wirkt<br />
sich auf die perkutane Resorption aus –<br />
also auf die Aufnahme von Stoffen in die<br />
Haut. Bei Säuglingen ist diese so hoch,<br />
dass schädliche Substanzen (z. B. Pestizide,<br />
Keime) leichter und in deutlich erhöhtem<br />
Ausmaß eindringen können. Dieses<br />
Wissen ist auch beim Einsatz von äußerlich<br />
angewendeten Medikamenten<br />
und Pflegeprodukten zu berücksichtigen.<br />
<strong>Der</strong> Säureschutzmantel eines Säuglings<br />
ist zudem noch nicht voll entwickelt, was<br />
die Anfälligkeit gegenüber externen<br />
Noxen abermals erhöht. <strong>Der</strong> physiologische<br />
pH-Wert von 5,5 muss sich zuerst<br />
einmal einstellen.<br />
So viel wie nötig, aber<br />
so wenig wie möglich<br />
Für die Pflege sollten möglichst milde,<br />
seifenfreie, pH-hautneutrale und rückfettende<br />
Reinigungsprodukte zum Einsatz<br />
kommen. Die anschließende bedarfsangepasste<br />
Pflege dient der Gesunderhaltung<br />
der Haut. Babys mit normaler Haut<br />
oder die zu trockener Haut neigen, profitieren<br />
von einer milden Creme oder Lotion<br />
in Form einer sogenannten W/O-<br />
Emulsion (Wasser-in-Öl). Sie entspricht<br />
dem Säureschutzmantel, fühlt sich warm,<br />
fettig und schwer auf der Haut an, ist zäh<br />
und zieht nicht so schnell ein. Eine O/W-<br />
Emulsion (Öl-in-Wasser) entspricht hingegen<br />
nicht dem Säureschutzmantel,<br />
fühlt sich leicht, kühl und wässrig auf der<br />
Haut an, zieht schnell und gut ein und eignet<br />
sich eher für fettige bis leicht trockene<br />
Erwachsenenhaut. Ist die Haut des Neugeborenen<br />
anlagebedingt sehr trocken<br />
oder neigt zu Atopien, sollte die Haut besonders<br />
konsequent und regelmäßig gepflegt<br />
werden. Die Pflegeprodukte sollten<br />
dann unbedingt ohne Farb- und Konservierungsmittel<br />
sowie Paraffine sein.<br />
Sonnenblumenöl ist laut Stiehm optimal<br />
für die empfindliche und im Aufbau befindliche<br />
Neugeborenenhaut, denn es<br />
enthält etwa 63 % Linolsäure. Linolsäure<br />
stabilisiert die Struktur der Zellmembranen<br />
der Haut, was die Barrierefunktion<br />
stärkt und den transepidermalen Wasserverlust<br />
reduziert. Ist zudem Kamille<br />
in Pflegeprodukten enthalten, wirkt dies<br />
durch die Wirkstoffe Azulen und Bisabolol<br />
entzündungshemmend und hautberuhigend.<br />
Unter den verschiedenen Sorten<br />
ist die echte Kamille am besten für die<br />
Babypflege geeignet, da sie so gut wie nie<br />
allergische Reaktionen auslöst.<br />
Schutz des Babypopos<br />
Durch das feucht-warme Klima im Windelbereich<br />
ist der Babypo ein optimaler<br />
Nährboden für Keime und neigt zum<br />
Wundsein. So soll die Pflege des Babypopos<br />
vor reizenden Stoffen schützen (z. B.<br />
mit Zinkoxid), die angegriffene Haut pflegen<br />
(mit ausgewählten Pflanzenölen) und<br />
einer Windeldermatitis vorbeugen (z. B.<br />
Panthenol, Pflanzenextrakten wie Calendula<br />
oder Heliotropin). Auch im Windelbereich<br />
ist eine W/O-Emulsion die beste<br />
Basis.<br />
Sonnenschutz<br />
Darüber hinaus bietet die Säuglingshaut<br />
kaum UV-Schutz. Die Melanin bildenden<br />
Zellen (Melanozyten) sind zwar vorhanden,<br />
können aber den braunen Schutzstoff<br />
noch nicht ausreichend produzieren.<br />
Auch die Dünne der Haut erhöht die Empfindlichkeit<br />
gegenüber UV-Strahlen. So<br />
sind die Meidung der Mittagssonne und<br />
der konsequente Einsatz von textilem<br />
Lichtschutz essenziell für den Schutz der<br />
empfindlichen Babyhaut. Eine UV-sichere<br />
Sonnenbrille und ein geeignetes Sonnenschutzprodukt<br />
(Lichtschutzfaktor > 30)<br />
runden die ganzheitliche Protektion ab.<br />
Einen besonders guten Schutz bietet eine<br />
Kombination aus mineralischen und organischen<br />
Lichtschutzfiltern. Dabei ziehen<br />
mineralische Mikropigmente, wie<br />
Titanoxid oder Zinkoxid, und die organischen<br />
Filter nicht in die Haut ein, sondern<br />
reflektieren das Sonnenlicht an der<br />
Hautoberfläche. Die Kombination beider<br />
Lichtschutzfilter hat eine synergetischen<br />
Effekt, druch den die Gesamtkonzentration<br />
der UV-Filter bei gleichem Lichtschutzfaktor<br />
gesenkt wird. Sonnenschutzprodukte<br />
für Babys sollten frei von<br />
Farb- und Konservierungsstoffen sowie<br />
Parfum sein. Zudem sollten darauf geachtet<br />
werden, so Stiehm, dass der organische<br />
UV-Filter Octocrylene nicht enthalten<br />
ist, denn dieser steht unter Verdacht,<br />
hormonell wirksam zu sein. ■<br />
13