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Der Hippokrates Report - BFG

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<strong>Hippokrates</strong> <strong>Report</strong> | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress<br />

einer erfahrenen Kursleiterin empfohlen,<br />

bzw. bei der Kindermassage-Kursleiterausbildung<br />

gehört sie dazu.<br />

Zertifizierte Kursleiterinnen bieten ihre<br />

Kurse in Hebammen- und Arztpraxen,<br />

Krankenhäusern, Familienzentren, Fabi‘s,<br />

Mutter-Kind-Häuser oder Kurzentren an.<br />

Auf kinderonkologischen Stationen und<br />

in einigen Kliniken werden z. B. Eltern mit<br />

Frühgeborenen bereits mit der Baby- und<br />

Kindermassage-Methode der DGBM e.V.<br />

begleitet.<br />

Vorteile für alle Beteiligten<br />

Die zärtliche Interaktion und Berührung<br />

wirkt vor allem entspannend, denn der<br />

Körper schüttet vermehrt das „Kuschelhormon“<br />

Oxytocin aus und senkt das<br />

Stresshormon Kortisol – beim Baby und<br />

auch beim massierenden Elternteil. Das<br />

wiederkehrende Ritual einer Massage<br />

kann das Baby auf Entspannung konditionieren,<br />

sodass die Massage auch in stressigen<br />

Situationen zur Regulation beitragen<br />

kann. Durch solche Erfolgserlebnisse<br />

erleben sich die Eltern als kompetent. Bei<br />

Koliken gibt es spezielle Techniken, welche<br />

die Krämpfe lösen. Ganz nebenher<br />

fördert und stimuliert die Mutter bzw.<br />

der Massierende dadurch auch die sensorische<br />

Integration des Kindes – auf verschiedenen<br />

Wahrnehmungsebenen (z. B.<br />

Tiefenwahrnehmung, Körperbild). Diese<br />

Momente schulen das Auge der Eltern für<br />

Veränderungen beim Kind und verstärken<br />

den Bindungsprozess. Die Babymassage<br />

bringt in unserer schnelllebigen Zeit<br />

mit vielen Stressquellen zudem eine Art<br />

Entschleunigung für die Eltern, denn:<br />

Babys leben in einer langsameren Zeit als<br />

Erwachsene. Durch die Babymassage können<br />

sich auch die Eltern an die andere<br />

Zeitwahrnehmung ihrer Babys angleichen.<br />

An dieser Stelle zitierte Laves das<br />

Erfolgserlebnis einer Mutter: „Er ist ausgeglichener,<br />

genießt es massiert zu werden<br />

und entspannt sich dabei. Er hat eine bessere<br />

Körperwahrnehmung bekommen. Die<br />

Beziehung hat sich durch die Massage vertieft.“<br />

Die Kursleiterin tritt als „Gastgeberin“ auf<br />

und „verwöhnt“ die Teilnehmer, indem<br />

sie eine angenehme Atmosphäre schafft,<br />

einen Tee oder eine kleine Erfrischung bereit<br />

stellt. Sie zeigt die Massagetechniken<br />

mit einer Puppe und fungiert so als<br />

Rollenmodell. Sie kommuniziert über<br />

das Konzept des aktiven Zuhörens. Das<br />

bedeutet, sie nimmt sich zurück, gibt<br />

keinen direkten medizinischen oder pädagogischen<br />

Rat. Sie gibt vielmehr positive<br />

Rückmeldungen und betont das was<br />

gelingt und gut funktioniert. Das bringt<br />

– laut Laves langjähriger Erfahrung – für<br />

die Hebamme große Entlastung, denn:<br />

Eltern finden durch aktives Zuhören ihre<br />

eigene Antwort, tauschen sich untereinander<br />

aus und stärken so ihre eigenen<br />

Kompetenzen. Natürlich bedeutet das im<br />

Umkehrschluss: Die Kursleiterin muss<br />

aushalten, wenn die Eltern ihren eigenen<br />

Weg gehen und anders handeln, als sie es<br />

vorschlagen würde.<br />

Für ein gutes Timing:<br />

Bewusstseinszustände<br />

richtig deuten<br />

Aber wann ist der beste Moment für die<br />

Kontaktaufnahme mit dem Baby und eine<br />

Massage? Das hängt alleine von seinem<br />

Schlaf- und Wachzustand ab, was an seinen<br />

Bewusstseinszuständen und Verhaltensweisen<br />

erkennbar ist. Manchmal ist<br />

das Baby einfach damit beschäftigt, andere<br />

Eindrücke wahrzunehmen und zu<br />

verarbeiten. Wer sich Zeit nimmt, den<br />

Säugling eine Zeit lang aufmerksam zu<br />

beobachten, der lernt bald, wann es für<br />

einen Kontakt bereit ist, wann es besser<br />

eine Auszeit oder Unterstützung benötigt,<br />

um zur Ruhe zu kommen. Dabei betont<br />

Laves, dass bei der Kommunikation<br />

mit dem Baby gilt: Weniger ist oft mehr!<br />

Hier können auch die Bewusstseinszustände<br />

nach Brazelton helfen:<br />

▶ Tiefschlaf, ruhiger Schlaf<br />

▶ REM-Schlaf, aktiver Schlaf, Traumphasenschlaf<br />

▶ Aufwachend/verträumt und einschlafend<br />

(Übergangszustand vom Schlafen<br />

zum Wachsein)<br />

▶ Ruhig-aufmerksam<br />

▶ Wach, erzählend<br />

▶ Quengelnd/unruhig, ein Bedürfnis an<br />

meldend (Übergangszustand vom<br />

Wach sein zum Weinen)<br />

▶ Weinend<br />

Eine Möglichkeit für die<br />

ganze Familie<br />

Auch Väter profitieren von der Babymassage,<br />

denn sie bauen einen positiven Kontakt<br />

zum Kind auf und lernen ihre fürsorgliche<br />

Seite kennen und diese auszuleben.<br />

Das stärkt die eigenen väterlichen<br />

Kompetenzen und entlastet die Mütter.<br />

Zahlreiche Väter sind positiv überrascht,<br />

dass man vieles mit dem Baby auch schon<br />

in diesem Alter machen kann. Gibt es<br />

schon Geschwisterkinder in der Familie,<br />

EXKURS – Kurskonzept zur Babymassage: Berührung mit Respekt ®<br />

Thordis Zwartyes, Referentin der DGBM e.V., Kursleiterin, IAIM Trainerin und<br />

Präventionsberaterin aus Bad Aibling, zeigte, wie sich die Idee von einem<br />

Babymassage-Kurs in die Tat umsetzen lässt und welche Planungselemente<br />

dabei eine besonders große Rolle spielen.<br />

Möchten Hebammen einen solchen Kurs ins Leben rufen, sollten sie zuerst die<br />

Rahmenbedingungen abstecken: z. B. die persönlichen Ziele definieren, das<br />

Kurskonzept erstellen, Raum, Multiplikatoren und Kooperationspartner organisieren.<br />

Sehr wichtig ist zudem ein Informationstermin für Eltern, um diese mit<br />

dem Konzept vertraut zu machen und davon zu überzeugen. Dabei sollte die<br />

Hebamme die Vorteile für Eltern und Kind aufzeigen, den Ablauf kurz beschreiben<br />

und sich selbst ins rechte Licht setzen (Qualifikation). Natürlich spielen auch<br />

Kurspreis und -dauer sowie die Gruppengröße und die Möglichkeiten des<br />

Raumes eine Rolle. Nicht fehlen darf eine kurze Beschreibung des Kursaufbaus<br />

jeder Stunde. Die Gestaltung eines Babymassagekurses hat immer auch einen<br />

großen psychosozialen Aspekt. Gestaltet die Hebamme den Kurs mit KARISMA<br />

(Kontakt–Achtsamkeit–Respekt–Intuition–Sensibilität–Massage–Aufmerksamkeit),<br />

kann sie viel bewegen.<br />

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