Der Hippokrates Report - BFG
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<strong>Hippokrates</strong> <strong>Report</strong> | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress<br />
schaft vor, steigert dies das Risiko für eine<br />
Präeklampsie. Langfristig betrachtet erhöht<br />
sich auch die Gefahr für das Ungeborene,<br />
später einmal eine kardiovaskuläre<br />
Erkrankung und/oder Diabetes mellitus<br />
zu entwickeln. Dies nennt man fetal<br />
programming. In einer Metaanalyse von<br />
2010 (Bujold E, Roberge S et al.: Obstetrics<br />
& Gynecology, 2010) wurden 27 Studien<br />
unter die Lupe genommen, welche die<br />
Auswirkungen einer frühzeitigen Aspirintherapie<br />
(ab der 16. SSW und früher)<br />
auf das Risiko einer Präeklampsie untersuchten.<br />
Insgesamt nahmen 11348<br />
Frauen mit Risikofaktoren teil. Die Ergebnisse<br />
waren positiv: Die Parameter Präeklampsie,<br />
schwere Präeklampsie, Gestationshypertonie,<br />
Frühgeburt sowie IUGR<br />
reduzierten sich deutlich hinsichtlich<br />
ihres Risikos versus der Gruppe ohne Aspirin.<br />
Lediglich auf die Plazentaablösung<br />
hatte Aspirin keinen Einfluss.<br />
Frühgeburtlichkeit: größtes<br />
Problem in der Geburtshilfe<br />
Frühgeburtlichkeit ist das häufigste und<br />
somit größte Problem in der Geburtshilfe<br />
mit einer weltweiten perinatalen Mortalität<br />
von 70 %. Neben lebensbedrohlichen<br />
Hirnblutungen, Sepsis u. a. stellen<br />
aber auch Zerebralparesen, kognitive und<br />
neuromotorische Defizite, Retinopathien<br />
u. a. die Medizin, aber vor allem die Familien<br />
vor große Herausforderungen. Wenngleich<br />
die Gesundheit von Mutter und<br />
Kind an oberster Stelle stehen, sollte<br />
trotzdem auf die hohen wirtschaftlichen<br />
Kosten hingewiesen werden. Jede Woche,<br />
die sich das Ungeborene länger im Mutterleib<br />
entwickeln darf, wirkt sich positiv<br />
auf die Gesundheit des Kindes, die psychische<br />
Entlastung der Eltern als auch auf<br />
die finanzielle Entlastung des Gesundheitssystems<br />
aus. Verschiedene Mechanismen<br />
wie eine Entzündung oder Überdehnung<br />
des Uterus, z. B. durch Mehrlinge<br />
oder zu viel Fruchtwasser, können eine<br />
Frühgeburt auslösen. So steht eine genaue<br />
Risikoanamnese (Blutungen, BMI < 19,8,<br />
vorausgegangene Frühgeburt(en), Konisation)<br />
der Schwangeren an oberster Stelle<br />
des Screenings um die 20. SSW. Ist das<br />
Risiko für eine Frühgeburt erhöht, sollte<br />
engmaschig eine breitgefächerte Diagnostik<br />
durchgeführt werden: vaginale<br />
pH-Messung, Mikrobiologie, Fibronektin<br />
und Zervixsonografie mit besonderem<br />
Augenmerk auf deren Länge. Verkürzt<br />
sich der Gebärmutterhals deutlich vor<br />
dem ausgerechneten Geburtstermin, drohen<br />
nicht nur lebensbedrohliche Infektionen,<br />
sondern auch eine Spontangeburt<br />
mit zahlreichen Risiken. Findet sich neben<br />
einer Zervixverkürzung zusätzlich ein<br />
sogenannter Sludge in der Zervix, steigt<br />
das Risiko einer Frühgeburt sogar um den<br />
Faktor 4–5.<br />
Zervixinsuffizienz:<br />
Individuelle Lösung finden<br />
Folgende 3 relativ vergleichbare Methoden<br />
können das Risiko einer Frühgeburt<br />
ergänzend zur Bettruhe deutlich reduzieren:<br />
Progesteron als Ölkapsel (2 × 100 mg/<br />
täglich) oder bioadhäsives Gel (90 mg/<br />
täglich) haben eine präventive Wirkung<br />
auf die Zervixreifung und reduzieren entzündungsfördernde<br />
Botenstoffe. In Studien<br />
senkte Progesteron die Frühgeburtlichkeit<br />
unter der 34. SSW um 40–45 %.<br />
Auch ein Zervix-Pessar reduziert das Risiko<br />
deutlich (etwa um 40 %) sowie eine<br />
Cerclage (als OP). Da keine Patentlösung<br />
für alle Schwangeren existiert, rät Bahlmann<br />
Gynäkologen, individuell in Abhängigkeit<br />
vom Gestationsalter zu entscheiden.<br />
■<br />
Ernährungsberatung<br />
für Schwangere<br />
Ute Höfer, freiberufliche Hebamme und<br />
Ernährungsberaterin aus Siegen wies in<br />
ihrem Seminar auf die Wichtigkeit einer<br />
individuellen Ernährungsberatung für<br />
jede Schwangere hin. Hebammen sollten<br />
die werdenden Mütter zu diesem Thema<br />
nach Möglichkeit schon in der Frühschwangerschaft<br />
erreichen, nicht erst im<br />
Geburtsvorbereitungskurs, denn: Neueste<br />
Erkenntnisse weisen auf eine direkte<br />
Auswirkung der Nährstoffversorgung von<br />
der frühen Schwangerschaft an bis zur<br />
Stillzeit auf die spätere gesundheitliche<br />
Kindesentwicklung hin. Einseitiges Essen<br />
und Nahrungsmangel können sogar das<br />
Risiko für Schwangerschaftskomplikationen,<br />
Frühgeburten oder Fehlentwicklungen<br />
erhöhen. Höfer rät allen Hebammen,<br />
eine Ernährungsberatung mit in ihr<br />
Portfolio aufzunehmen – als ganzheitliches<br />
Angebot für die werdende Mutter.<br />
Zur Unterstützung gab sie interessierten<br />
Hebammen einen Gesprächsleitfaden<br />
und Tipps an die Hand.<br />
Die Ernährungstypen<br />
Bei der Ernährungsberatung macht Höfer<br />
seit vielen Jahren hervorragende Erfahrungen,<br />
die Schwangere bzw. Stillende<br />
einem Konstitutionstypen zuzuordnen:<br />
Empfindungstyp<br />
▶ Feingliedrig, schlank, untergewichtig<br />
▶ Muskulatur zart, aber leistungsfähig<br />
▶ Liebt Wärme und Licht<br />
▶ Kälte und Hitze verträgt er nicht<br />
▶ Jahreszeit Herbst, Element Luft<br />
Bewegungstyp<br />
▶ Muskulär, kräftig, athletisch<br />
▶ Meist helle sonnenempfindliche Haut<br />
▶ Starker Knochenbau, lange Gliedmaßen<br />
▶ Liebt es heiß und trocken<br />
▶ Jahreszeit Sommer, Element Feuer<br />
Entspannungstyp<br />
▶ Ruhig, beständig, eher konservativ<br />
▶ Liebt Ruhe, Behaglichkeit<br />
▶ Wärme und Hitze sind ihm unangenehm,<br />
verträgt Kälte gut<br />
▶ Jahreszeit Winter, Element Erde<br />
So kann die Hebamme den Frauen individuelle<br />
Empfehlungen und Rezepte an<br />
die Hand geben, deren Umsetzung zu<br />
mehr Wohlbefinden und Linderung bestimmter<br />
Beschwerden führt.<br />
Für zwei Essen?<br />
Ja, aber nicht mehr!<br />
<strong>Der</strong> Energiebedarf in der Schwangerschaft<br />
erhöht sich nur geringfügig: ab<br />
dem 4. Monat um etwa 255 Kilokalorien<br />
(kcal). Nicht die Kalorien sind ausschlaggebend,<br />
sondern die Nährstoffdichte. So<br />
sollte die Schwangere besonders auf eine<br />
hohe Zufuhr von Vitamin- und Mineralstoffen,<br />
Omega-3-Fettsäuren etc. achten.<br />
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