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Der Hippokrates Report - BFG

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<strong>Hippokrates</strong> <strong>Report</strong> | 2. Soester Bübchen Hebammen Seminarkongress<br />

Ernährung und Präventionsstrategien<br />

im Säuglingsalter<br />

Die frühe Ernährung im Mutterleib und<br />

Säuglingsalter bietet nicht nur wichtige<br />

Voraussetzungen für die Entwicklung im<br />

1. Lebensjahr, sondern hat auch langfristige<br />

Effekte. In den ersten 1000 Lebenstagen<br />

entwickeln Kinder ihre (Aus-)<br />

Rüstung für das gesamte Leben. Diese metabolische<br />

Prägung hat nach neuesten Erkenntnissen<br />

sogar Auswirkung auf die<br />

Entwicklung von späterem Übergewicht<br />

und anderen Volkskrankheiten. Auch für<br />

Richard Horton (Redakteur der britischen<br />

Fachzeitschrift für Medizin Lancet) ist es<br />

das „goldene“ Intervall vom Anfang der<br />

Schwangerschaft bis zum Ende des 2. Lebensjahres,<br />

das Risiko und Chance zugleich<br />

für die Gesundheit eines Menschen<br />

in sich birgt. In diesem kritischen Zeitfenster<br />

spielt die Ernährung die wichtigste<br />

Rolle. Mit diesen Erkenntnissen startete<br />

Dr. Mike Possner vom Nestlé Nutrition Institut,<br />

Frankfurt am Main, seine Präsentation<br />

„Frühe Ernährung und langfristige<br />

gesundheitliche Auswirkungen“. Zu den<br />

Volkskrankheiten, die durch die frühe Ernährung<br />

beeinflusst werden, zählt auch<br />

Adipositas und damit assoziierte Erkrankungen.<br />

In Europa sind etwa 14 Millionen<br />

Kinder übergewichtig, davon etwa 3 Millionen<br />

adipös (Kurt B: Bundesgesundheitsblatt<br />

– Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz,<br />

2007). Übergewichtige und<br />

adipöse Kinder haben zudem ein erhöhtes<br />

Risiko, später auch adipöse Erwachsene<br />

zu werden (WHO, 2011). Auch die atopische<br />

<strong>Der</strong>matitis (Neurodermitis) wird<br />

maßgeblich durch die frühkindliche Ernährung<br />

determiniert. In Europa sind<br />

etwa 9,5–13 Millionen Kinder bis zur Einschulung<br />

von einer Neurodermitis betroffen<br />

(NetDoktor, Petra May) und in<br />

Deutschland leiden etwa 1,7 Millionen<br />

der 0–17 Jahre alten Kinder weiterhin an<br />

Neurodermitis (Schlaud et al.: Bundesgesundheitsblatt<br />

– Gesundheitsforschung –<br />

Gesundheitsschutz, 2007).<br />

Wodurch wird der Phänotypus<br />

eines Menschen<br />

bestimmt?<br />

<strong>Der</strong> Phänotypus bzw. das Erscheinungsbild<br />

eines Menschen, d. h. morphologische,<br />

physiologische und psychologische<br />

Eigenschaften, wird durch das Zusammenspiel<br />

von Genetik, Epigenetik und Umwelt<br />

bestimmt. Die Epigenetik erklärt dabei,<br />

wie die Genexpression – ohne eine Veränderung<br />

der zugrunde liegenden DNA-Sequenz<br />

(Genotyp) – geprägt werden kann.<br />

So können Nährstoffe und bioaktive Bestandteile<br />

in der Nahrung die Genexpression<br />

beeinflussen. Neben der genetischen<br />

Disposition, ungesunden Ernährungsgewohnheiten<br />

und mangelnder Bewegung<br />

spielen somit auch das Geburtsgewicht<br />

und die prä- und postnatale Ernährung<br />

eine bedeutende Rolle für die gesunde<br />

Entwicklung eines Kindes (metabolische<br />

Prägung). Dabei birgt eine Adipositas der<br />

Mutter an sich schon die Gefahr eines<br />

hohen Geburtsgewichtes des Neugeborenen<br />

und Geburtskomplikationen wie Sectio<br />

und Frühgeburt (Cedergren M: Obstetrics<br />

& Gynecology, 2004).<br />

Empfehlungen für<br />

die Schwangerschaft<br />

Das Institute of Medicine (IOM) veröffentlichte<br />

2009 in der National Academy Press<br />

eine Empfehlung mit Unter- und Obergrenzen<br />

für die Gewichtszunahme während<br />

der Schwangerschaft. <strong>Der</strong> Body-<br />

Mass-Index (BMI) vor der Schwangerschaft<br />

wurde dafür zugrunde gelegt.<br />

Gemäß aktueller Empfehlung von Fachgesellschaften<br />

benötigen normalgewichtige<br />

Frauen lediglich 200–300 Kilokalorien<br />

(kcal) pro Tag mehr Energie ab dem<br />

4. Schwangerschaftsmonat. In der Praxis<br />

bedeutet dies jedoch nur: 150 g Joghurt +<br />

1–2 Esslöffel (EL) Haferflocken + 1 EL Sonnenblumenkerne<br />

+ 1 Orange oder 1 Portion<br />

gedünstetes Gemüse + 2 Kartoffeln<br />

+ 2 EL Pflanzenöl. Die Realität sieht anders<br />

aus, denn viele werdende Mütter<br />

essen tatsächlich für 2 Personen! Ordentlich<br />

zulegen sollten Schwangere aber nur<br />

bei den Vitalstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen,<br />

sekundären Pflanzenstoffen<br />

und Co. Possner fasste die wichtigsten<br />

Ziele und Empfehlungen für die Betreuung<br />

einer Schwangeren und während der<br />

frühen Ernährung wie folgt zusammen:<br />

▶ Mütterliches Normalgewicht!<br />

▶ Obligatorisches Diabetes-Screening!<br />

▶ Optimale Diabetes-Behandlung!<br />

▶ Nicht „für zwei“ essen!<br />

▶ Stillen fördern, Formula optimieren!<br />

▶ Forschung intensivieren!<br />

Präkonzeptioneller<br />

BMI (kg/m 2 )<br />

Empfohlene Gewichtszunahme<br />

während der Schwangerschaft (kg)<br />

Untergrenze Obergrenze<br />

16 %<br />

14 %<br />

Inzidenz von AE mit 1 Jahr (n = 945)<br />

* p < 0,05 für pHF-M und eHF-C vs. SMN<br />

15 %<br />

Untergewicht<br />

(< 18,5)<br />

Normalgewicht<br />

(18,5–24,9)<br />

Übergewicht<br />

(25,0–29,9)<br />

Adipositas<br />

(> 30)<br />

12,5 18<br />

11,5 16<br />

7,0 11,5<br />

5,0 9,0<br />

12 %<br />

10 %<br />

8 %<br />

6 %<br />

4 %<br />

2 %<br />

0 %<br />

*<br />

9 %<br />

pHF-M<br />

Beba HA<br />

n = 241<br />

*<br />

7 %<br />

eHF-C<br />

n = 210<br />

13 %<br />

eHF-M<br />

n = 238<br />

SMN<br />

intaktes<br />

Kuhmilchprotein<br />

n = 256<br />

Empfehlung für die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft<br />

(Institute of Medicine). © National Academy Press, 2009<br />

Ergebnisse der GINI-Studie. © Berg A, Koletzko S et al.: Journal of<br />

Allergy and Clinical Immunology, 2003<br />

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