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Neophyten und Brombeeren:<br />
Kontrolle statt Bekämpfung<br />
Dr. Christoph Aly, Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe<br />
Der Umgang mit "Dominanzbeständen"<br />
von Neophyten, also neu eingewanderten<br />
Pflanzenarten, und von Brombeeren<br />
auf Wiesen ist für viele örtliche Naturschutzgruppen,<br />
die Landschaftspflege betreiben,<br />
ein wichtiges Thema. Ich rate dabei vor allen<br />
Dingen zur Besonnenheit. Es wird selten und nur<br />
mit allergrößter Mühe gelingen, Goldrute,<br />
Japanknöterich, Indisches Springkraut oder<br />
Robinie vollständig aus einem bestimmten<br />
Areal zu verdrängen. Das Ziel in der Landschaftspflege<br />
sollte es eher sein, anderen, vor<br />
allem den seltenen Pflanzengesellschaften das<br />
Überleben am Standort zu ermöglichen, und<br />
die Neophyten im Hintergrund zu halten. In<br />
vielen Fällen genügt dazu die "ganz normale"<br />
Pflege: Goldrute gerät allein durch zweimaliges<br />
Mähen in den Hintergrund. Der Staudenknöterich<br />
lässt sich am einfachsten durch Beschattung<br />
klein halten.<br />
Genügt die "ganz normale" Pflege nicht, ist mit<br />
jahrelangem Nachpflege-Aufwand zu rechnen,<br />
und es ist gut zu überlegen, für welches Ziel<br />
sich der Einsatz lohnt. Beispielsweise wird bei<br />
der Robinie das Absägen zahlreiche "schlafende<br />
Augen" am Wurzelgeflecht wecken. Robinien<br />
sollten daher nur mitsamt dem Wurzelstock<br />
entfernt und nur dann abgesägt werden, wenn<br />
alle Wurzelschößlinge mindestens zweimal im<br />
Jahr notfalls über viele Jahre hinweg, entfernt<br />
werden können. Vielleicht zeigen ja hier in<br />
einigen Jahren die Versuche der Universität<br />
Hohenheim zum Effekt des Ringelns neue Kontrollmöglichkeiten<br />
auf.<br />
Das Indische Springkraut kann nur dann durch<br />
Abmähen einigermaßen in Schach gehalten<br />
werden, wenn dies (a) zu Beginn der Blüte<br />
geschieht, (b) mehrfach bis in den Herbst hinein<br />
wiederholt wird und (c) keine Samen durch<br />
bachaufwärts gelegene Bestände eingespült<br />
werden.<br />
Im Fall der Gartenbrombeere (kein Neophyt,<br />
bildet aber ebenfalls Dominanzbestände) gibt<br />
es Flächen, auf denen die Pflanzen sich seit<br />
zehn Jahren in einem im Sommer 14-tägig<br />
gemähten Freizeit-Rasen halten konnten. Herausgraben<br />
der Wurzelstöcke wäre im Fall eines<br />
Freizeit-Rasens sicher das Richtige, aber ist das<br />
auch im Fall einer zwei mal jährlich gemähten<br />
Wiese notwendig? Ausbreiten wird sich die<br />
Gartenbrombeere auf einer Wiese genau so<br />
wenig wie die Goldrute, die Robinie oder der<br />
Riesenbärenklau (dessen Entfernung übrigens<br />
meist mit den Verbrennungen begründet wird,<br />
die man sich durch Berühren in der Sonne<br />
zuziehen kann.) Die Abwendung dieser Gefahr<br />
ist sinnvoll und richtig. Aber ist sie Aufgabe<br />
der naturschutzorientierten Landschaftspflege?<br />
Nicht eher der Imker, denen wir die Ausbreitung<br />
dieser Pflanze zu verdanken haben?<br />
Dr. Alys Fazit: Die naturschutzorientierte Pflege<br />
sollte sich generell nicht so stark von der<br />
Frage leiten lassen: "Was muss entfernt werden?",<br />
sondern von der Frage: "Was kann<br />
gefördert werden?". Statt Neophyten-Bekämpfung<br />
lieber Neophyten-Kontrolle durch Pflege<br />
der gewünschten Pflanzengesellschaften!<br />
.<br />
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