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30 Jahre - Gour-med

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Kulinaria der Welt<br />

our-<strong>med</strong><br />

Ebbe in Saint-Vaast-la-Hougue<br />

Dort gedenkt Saint Vaast seiner Verluste.<br />

Die Fischerei ist noch immer ein Beruf,<br />

der das Leben kosten kann. Tafeln erinnern<br />

an Patrick, der 1999 im Alter von 27<br />

<strong>Jahre</strong>n von Bord der „Liberté“ ins Meer<br />

verschwand. Maurice ging 2001 mit der<br />

„Silence II“ unter. Jede Plakette erzählt<br />

die Geschichte eines jungen Menschen,<br />

der nicht vom Meer zurückkam. Nur eine<br />

Kinderzeichnung „für die toten Seeleute“<br />

zeigt einen glücklichen Matrosen im Sonnenschein.<br />

Unterdessen ist das gute Wetter nach<br />

Saint Vaast zurückgekehrt. Möwen schreien,<br />

das Dorf blickt auf die einlaufende<br />

Flut, die friedlicher aussieht, als es die<br />

Geschichten der Kapelle vermuten lassen.<br />

Tatihou ist aus dem Dunst aufgetaucht<br />

und wird wieder zur Insel. Unter lautem<br />

Getöse flitzt ein gezeitenunabhängiges<br />

Fortbewegungsmittel – halb Boot, halb<br />

Rennbagger – hinüber. Von 1723 bis 1860<br />

wurden Pestkranke auf Tatihou interniert,<br />

die nach 40 Tagen beerdigt waren oder<br />

entlassen wurden.<br />

Seit 1992 ist die Insel Touristen zugänglich.<br />

Sie ist schnell besichtigt: ein Befestigungsturm,<br />

ein Museum für Schiffswracks,<br />

ein Gästehaus für Schulen, wo früher das<br />

Pestlazarett war, ein botanischer Garten,<br />

liebevoll gepflegt von Gärtner Henri,<br />

Schafe und 200 Vogelarten, die gehörigen<br />

Lärm machen. Das alles passt auf 400 mal<br />

700 Meter und ist die richtige Einstimmung<br />

für jenen Teil der Normandie, der<br />

vor der Küste liegt.<br />

Vom Cap de la Hague, dem nördlichsten<br />

Punkt der Normandie, sieht man in<br />

zehn Kilometer Entfernung die englische<br />

Insel Auderly. Ganz in der Nähe liegen<br />

die höchsten Klippen der Normandie.<br />

Überhaupt ist die Halbinsel La Hague<br />

mit lieblichen Weiden, Wiesen und den<br />

19 Dörfern hinter der dramatischen Küste<br />

von so weltentrückter Schönheit, dass<br />

man nur wünscht, es gäbe keine atomare<br />

Wiederaufbereitungsanlage gleichen<br />

Namens. Doch sie ist nicht zu übersehen,<br />

Kitesurfer<br />

und überdies der wichtigste Arbeitgeber<br />

in einer Gegend, in der die Menschen<br />

früher entweder fischten oder arbeitslos<br />

waren.<br />

Von hier aus geht es nurmehr nach Süden.<br />

Und inselwärts. Denn nicht nur<br />

Großbritannien besitzt Kanalinseln. Das<br />

17 Kilometer vor der Küste gelegene<br />

Chausey-Archipel zählt bei Ebbe 365 Inseln<br />

– eine für jeden Tag des <strong>Jahre</strong>s. Bei<br />

Flut sind es immerhin noch 52, für jede<br />

Woche eine. Die 14 Meter Gezeitenunterschied,<br />

die in wenigen Stunden mehr als<br />

<strong>30</strong>0 Inseln verschwinden und erscheinen<br />

lassen, sind Rekord in Europa. In Granville<br />

legt die Fähre nach Grande Île ab.<br />

40<br />

G l www.gour-<strong>med</strong>.de l 7/8-2013

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