30 Jahre - Gour-med
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MEDIZIN<br />
Unterschätzte Nebenwirkungen<br />
DGVS warnt vor Leberschäden durch<br />
Medikamente<br />
Neben ihren beabsichtigten Wirkungen<br />
haben Arzneimittel oft auch<br />
unerwünschte Effekte auf den menschlichen<br />
Körper. Etwa jede zehnte Nebenwirkung<br />
betrifft die Leber. Vor allem<br />
Fiebersenker und Antibiotika beeinträchtigen<br />
das Organ. Angesichts einer<br />
aktuellen Studie im Fachmagazin<br />
„Gastroenterology“ warnt die Deutsche<br />
Gesellschaft für Verdauungs- und<br />
Stoffwechselkrankheiten (DGVS) vor<br />
Leberschäden durch Medikamente.<br />
Diese kommen wahrscheinlich häufiger<br />
vor als gedacht und bleiben oftmals als<br />
solche unerkannt, so die Fachgesellschaft.<br />
„Leberschäden als Nebenwirkung von<br />
Medikamenten sind ein allgemein unterschätztes<br />
Problem“, erläutert DGVS-<br />
Sprecher Professor Dr. <strong>med</strong>. Peter R.<br />
Galle, Direktor der I. Medizinischen Klinik<br />
und Poliklinik an der Universitäts<strong>med</strong>izin<br />
Mainz und Vorstandsmitglied der<br />
DGVS. „Für Deutschland gibt es hierzu<br />
bislang zwar keine Zahlen, aber die Ergebnisse<br />
der isländischen Studie lassen<br />
vermuten, dass das Problem auch bei<br />
uns größer ist, als bislang angenommen“,<br />
so der Experte.<br />
Forscher der Universität Island in Reykjavik<br />
hatten in ihrer Studie über zwei <strong>Jahre</strong><br />
sämtliche Fälle von arzneimittelinduzierten<br />
Leberschäden analysiert. Dabei zeigte<br />
sich, dass im Durchschnitt 19 von 100<br />
000 Einwohnern pro Jahr einen Leberschaden<br />
durch Medikamente erlitten. Die<br />
einzige bis dahin vorhandene landesweite<br />
Studie – sie stammt aus Frankreich –<br />
war von 14 Fällen pro 100 000 Einwohner<br />
ausgegangen. Andere Untersuchungen<br />
aus Schweden und Großbritannien kamen<br />
zu einer Quote von zwei Fällen pro<br />
100 000 Einwohner.<br />
Zu den Medikamenten, die häufig die Leber<br />
beeinträchtigen, gehörten neben Paracetamol<br />
und nichtsteroidalen Antirheumatika<br />
(NSAR) vor allem Antibiotika. So<br />
war die Kombination aus Amoxicillin und<br />
Clavulansäure für 22 Prozent der Schäden<br />
verantwortlich. „Das Problem ist, dass die<br />
Symptome oft unspezifisch und die Diagnose<br />
schwierig ist“, erläutert DGVS-Experte<br />
Galle. Neben Appetitlosigkeit und<br />
Erbrechen, Fieber, Gelenk-, Muskel- und<br />
Bauchschmerzen können auch Juckreiz,<br />
Veränderungen der Hautfarbe, sowie<br />
Stuhl- und Urinverfärbungen Anzeichen<br />
einer Leberbeeinträchtigung sein. „Es ist<br />
wichtig, bei diesen Symptomen auch an<br />
eine mögliche Leberschädigung zu denken<br />
und im Zweifelsfall die Leberwerte<br />
zu kontrollieren“, so der Experte. Selten,<br />
dafür besonderes gefährlich, ist ein akutes<br />
Leberversagen: für viele der Patienten<br />
verläuft dieses – trotz Behandlung – tödlich.<br />
Um unerwünschten Schäden vorzubeugen,<br />
rät die DGVS dringend dazu,<br />
Einnahme-Empfehlungen der Hersteller<br />
zu beachten. „Leberschäden treten<br />
häufig durch Überdosierungen oder<br />
Überschreitungen der vorgeschriebenen<br />
Therapiedauer auf“, erklärt Galle. Bestätigt<br />
sich der Verdacht einer leberschädigenden<br />
Wirkung, sollte das betreffende<br />
Medikament möglichst rasch abgesetzt<br />
werden. „Dies sollte jedoch niemals auf<br />
eigene Faust, sondern stets in Absprache<br />
mit dem Arzt erfolgen“, warnt Professor<br />
Galle. Auch pflanzliche, nicht verschreibungspflichtige<br />
Naturheilmittel, könnten<br />
auf die Leber toxisch wirken. „Leider sind<br />
die Wirkungen oft unvorhersehbar. Manche<br />
Menschen reagieren empfindlicher<br />
als andere.“<br />
Literatur:<br />
Incidence, presentation, and outcomes in<br />
patients with drug-induced liver injury in<br />
the general population of iceland. Gastroenterology.<br />
2013 Jun;144(7):1419-1425.<br />
Björnsson ES, Bergmann OM, Björnsson<br />
HK, Kvaran RB, Olafsson S.<br />
DGVS Pressestelle<br />
Postfach <strong>30</strong> 11 20<br />
70451 Stuttgart<br />
Berliner Büro<br />
im Langenbeck Virchow-Haus:<br />
Luisenstraße 59<br />
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Fax: +49 (0) 711 8931-167<br />
lorenz-meyer@<strong>med</strong>izinkommunikation.<br />
org<br />
www.dgvs.de<br />
60<br />
our-<strong>med</strong> G l www.gour-<strong>med</strong>.de l 7/8-2013