PDF-Ausgabe - Bergischer Bote

Bergisch Gladbach
„Das gibt mir den Kick!“
Mountainbike-Talent aus dem Bergischen fährt zum WorldCup
Bergisch Gladbach Stefanie
Dohrn hat bei den Deutschen Meisterschaften
im Cross Country Mountainbiken
U23 den vierten Platz
belegt. Ein steiler Karriereanstieg
für die Bergisch Gladbacherin, denn
erst vor knapp fünf Jahren infizierte
sie das Mountainbike-Fieber. Bei
ihren ersten Rennen im Jahr 2009
landete sie sofort auf dem ersten
Platz. Das bekam sie damals überhaupt
nicht richtig mit. Durch ihren
bisher größten Erfolg bei den DM
in Bad Salzdetfurth bei Salzgitter
qualifizierte sich die 21-Jährige erstmals
für den WorldCup 2014. „Ein
Talent wie Stefanie gibt es in der
Region selten“, schwärmt ihr Förderer
Helmut Plinke, Vorsitzender des
Brooklyn Bergisch Racing Team/MTB
RheinBerg.
BB: In so kurzer Zeit von der Anfängerin
zur Elitefahrerin. Wie haben
Sie das gemacht, Frau Dohrn?
Stefanie Dohrn: Richtig Feuer fürs
Mountainbiken fing ich damals bei
einer Tour im Urlaub auf Korsika.
Zu Hause lieh ich mir daraufhin ein
altes Mountainbike und ging bei
einem Kurzdistanzrennen in der Eifel
an den Start, das ich direkt gewann.
Ich merkte: Da ist was drin. Ich bin
früher viel geritten und brachte
dadurch ganz gute körperliche Voraussetzung
mit. Weil ich bei null anfing,
waren meine Leistungssprünge
am Anfang besonders groß.
BB: Sie studieren Chemieingenieurwesen
in Dortmund. Wie viel
Zeit kostet sie ihr Sport?
Dohrn: Ich betreibe schon Leistungssport,
sitze dreimal pro Woche
im Sattel. Von März bis Oktober
nehme ich außerdem an jedem Wochenende
an Wettkämpfen teil, oft
in Bayern und Baden-Württemberg.
Ich trainiere auf den Waldwegen bei
Odenthal-Altenberg und entlang der
Wupper.
BB: ... im ständigen Konflikt mit
Spaziergängern und Wanderern.
Dohrn: Nein. Ich würde nie auf
die Idee kommen mit 40 km/h an
Wanderern vorbeizupreschen. Wir
Mountainbiker sind keine Rowdys
und hatten deshalb noch nie Ärger
im Verein.
BB: In der Cross Country Disziplin
legt man eine etwa vier Kilometer
lange Rundstrecke mehrmals
zurück. Was fasziniert Sie
daran?
Dohrn: Es ist wesentlich abwechslungsreicher
als Straßenrennen.
30-Prozent-Steigungen
gibt es auf der Straße zum Beispiel
nicht. Ein guter Straßenradfahrer
wird auch nie zu einem richtigen
Top-Mountainbiker – umgekehrt ist
das eher möglich. Man braucht eine
Stefanie Dohrn
wird von der
Bergisch Gladbacher
Bike
Fabrik gesponsort
und
ausgestattet.
„Eine Rennsaison
kostet
ungefähr so
viel wie ein
neuer Kleinwagen“,
sagt
ihr sportlicher
Leiter André
Weißhaar.
Hartes Techniktraining mit weiten
Sprüngen absolviert Stefanie Dohrn
im Bikepark in Winterberg.
starke Lunge und Kraft im Oberkörper,
denn es gibt viele Sprünge auf
der Strecke. Ich muss die Geschwindigkeit
und das Rad auf engen Wegen
beherrschen. Wenn ich bergauf
Vollgas gebe, ist mein Puls auf 180.
Dann geht es mit völlig übersäuerten
Muskeln bei 50 km/h in die Abfahrt
– das gibt mir den Kick. Und es
ist auch eine Frage des Mutes.
BB: Braucht man dafür ein besonderes
Mountainbike?
Dohrn: Mein Bike wiegt weniger
als zehn Kilo und hat 29-Zoll-Räder.
Ein normales Mountainbike hat 26
Zoll. Dadurch sind die Auflagefläche
und der Grip größer, Hindernisse
wirken im Vergleich wiederum
kleiner. Einen Sprung aus fünf Meter
Höhe hält jedoch auch mein Rad
nicht aus.
BB: 2012 fuhren Sie erstmals in
der Bundesliga. Welchen Stellenwert
hat unsere deutsche Liga?
Dohrn: Sie gehört zu den drei
besten der Welt. Es starten immer
viele durchtrainierte Konkurrentinnen
aus Schweden, Polen oder
Tschechien. Und ich denke mir bei
jeder: Boah, krasse Beine! Die Berufsfahrerinnen
sind extrem stark,
richtige Athletinnen. In Deutschland
gibt es nur eine Handvoll, denn die
Preisgelder sind wesentlich niedriger
als bei Straßenrennen. Ganz
vorne sehe ich die Schweizer, aber
Deutschland gehört zu den besten
fünf Nationen. Wir stellen zum Beispiel
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