13.01.2014 Aufrufe

Dr. Helmuth Figdor - SFBB

Dr. Helmuth Figdor - SFBB

Dr. Helmuth Figdor - SFBB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

10<br />

sagt: “Ich verstehe, dass sich die scheiden haben lassen, es gab ja nur den Krieg,<br />

aber warum um alles in der Welt ist er ausgezogen, er hätte zu mir ins Kinderzimmer<br />

ziehen können, ich hab so ein großes“ (allgemeines Gelächter). Aber das ist klar,<br />

wenn ich die Erfahrung der Sexualität noch nicht gemacht habe, wenn ich nicht weiß,<br />

was erotische Anziehung und Abstoßung bedeuten, wenn ich nicht weiß, dass es<br />

nicht möglich ist, mit einem Menschen, mit dem ich in einer erotischen begehrlichen<br />

Beziehung gelebt habe und diese Beziehung zu Ende geht, dass man mit diesem<br />

Menschen nicht mehr zusammenleben kann, dass das nicht geht, das sind alles Erlebnisse,<br />

emotionale Erlebnisse, die die Kinder nicht kennen. Liebe ist mal gerade<br />

das, was sie selber auch als Liebe kennen. Dann sagen noch die meisten Eltern diese<br />

fatale Erklärung, warum sie sich trennen, weil wir uns so viel gestritten haben. Erst<br />

einmal stimmt’s nicht. Also in jeder Beziehung streitet man sich. Wenn schon was<br />

dran stimmt, dann dass wir, wenn wir uns gestritten haben, nicht mehr versöhnen<br />

konnten. Und versöhnen kann man sich dann nicht, wenn man sich nicht mehr liebt.<br />

Also Streit ist natürlich kein Grund für eine Trennung. Und vor allem aber streiten alle<br />

psychisch gesunden Kinder mit ihren Eltern und wenn Streit dazu führt, dass man<br />

irgendwann einmal sich trennt, dann ist natürlich Streit eine fatale, eine ganz, ganz<br />

fatale Erklärung. So, jetzt habe ich glücklicherweise den Faden verloren (allgemeines<br />

Gelächter).<br />

Ah ja, ich weiß schon. Ich war bei dieser Nora, ja genau. Insofern versteht sie überhaupt<br />

nicht, warum der Vater weg ist. Also d.h., wenn Kinder eine solche Erfahrung<br />

machen, dann müssen wir auch akzeptieren, dass sie dem einen oder dem anderen<br />

Elternteil wirklich furchtbar böse sind. Sie sind ihnen wirklich furchtbar böse. Die haben<br />

ihnen etwas angetan, die haben ihnen eine Erfahrung, eine schmerzliche Kränkung<br />

angetan. Ein von einem Elternteil verlassenes Kind ist ein gekränktes und verletztes<br />

Kind. Ich habe oft die Beobachtung gemacht, dass es gerade, und das ist ein<br />

bissel eine tragische Geschichte, dass es gerade die psychisch besonders gesunden<br />

Kinder sind, die dann auch wirklich aggressiv reagieren. Ein Kind, das mitkriegt, wie<br />

die Eltern sich trennen und streiten und dass sich grämt, dass der Vater weg ist und<br />

unglücklich ist und traurig und ängstlich ist, und dann geht es schön zum Papa alle<br />

14 Tage und ist doch wunderbar und angepasst und macht, was der Papa will, und<br />

kommt zurück und ist bei der Mama angepasst und macht alles, was sie will. Das<br />

sind nicht unbedingt die psychisch gesündesten Kinder. Aber das sind die, die wir im<br />

psychosozialen Bereich und in der Familiengerichtsbarkeit im Zusammenhang mit<br />

Trennung und Scheidung als die Unproblematischen erleben. Diejenigen, die keine<br />

Probleme machen, haben, denen es gut geht oder wie auch immer, und dort wo die<br />

Funken sprühen, das sind die Problematischen. Aber ich würde meinen, in den allermeisten<br />

Trennungs- und Scheidungsfällen haben die Kinder wirklich Grund, auf

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!