Dr. Helmuth Figdor - SFBB
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Situation, die einer Borderline-Symptomatik ausgesprochen ähnlich ist. Allerdings<br />
wirklich nur auf diesen innerfamiliären Beziehungskomplex bezogen. Also, die sind<br />
natürlich nicht verrückt, die sind ganz, ganz normal. Die ganzen Abwehrmechanismen<br />
von Abwehrmechanismen von Projektion, von Spaltung, paranoide Tendenzen,<br />
sich selbst nur reinzuwaschen und gut zu sehen und alles Böse nur im anderen zu<br />
sehen, diese extremen infantil Abwehrmechanismen – das sind typische Borderline-<br />
Mechanismen und die haben wir bei diesen Eltern viel, die sonst völlig normal sind.<br />
Man kann diese Quasi-Borderline-Krankheit auch als eine ganz, ganz massive Regression<br />
betrachten. Eine Regression des Ich’s und des Überichs der ganzen Gefühle<br />
von Verantwortung. Da zählen nur meine eigenen egoistischen Wünsche, meine<br />
Gefühle, mein Hass, meine Wut, meine Verletzungen des eigenen narzisstischen<br />
Gleichgewichts. Und alles andere spielt keine Rolle mehr. Wenn das Ich sich noch<br />
ein bisschen einschaltet, dann in der Form, dass die eigenen Bedürfnisse und die<br />
eigenen Tendenzen dann rationalisiert werden mit dem Kindeswohl. Sozusagen was<br />
mich – das haben Sie heute auch schon gesagt – was für mich gut ist, dann behaupte<br />
ich, das ist auch das, was für die Kinder gut ist.<br />
Dieser Kinderbeistand ist natürlich auch ganz gut geeignet, um der Frage der Umgangsverweigerung<br />
auf den Grund zu kommen. Ich lese Ihnen den Brief eines 12-<br />
jährigen umgangsverweigernden Mädchens vor, den der Kinderbeistand dann bei<br />
der Gerichtsverhandlung erzählt hat. Lassen wir heute mal die Kinder zu Wort kommen.<br />
Ist auch nicht so schlecht. Gerade wenn es darum geht, warum verweigern die,<br />
was ist denn eigentlich los. Ich glaube, dass der Kinderbeistand eine der wenigen<br />
Möglichkeiten ist, wirklich drauf zu kommen, was los ist. Ist ein günstiger Raum? Das<br />
könnte man jetzt methodisch diskutieren oder erläutern. Ich halte es für günstiger, ich<br />
halte eine Psychotherapie bei weitem nicht so gut geeignet, auf alle diese Dinge, die<br />
mit der Trennung zusammenhängen, darauf zu kommen gemeinsam mit dem Kind<br />
wie dieses ganz spezifisches Setting des Kinderbeistandes. Also ein 12-jähriges<br />
Mädchen:<br />
„Sehr geehrte Richterin, liebe Mama und lieber Papa, immer wenn ich an die ganzen<br />
Konflikte zwischen meinen Eltern erinnert werde und sehe, wie sehr meine Mutter<br />
darunter leidet, geht es mir ganz, ganz furchtbar und das ist oft der Fall, weil immer<br />
wieder etwas vorfällt, was wir Kinder mitbekommen. Wie Ihr zwei Euch am Telefon<br />
anschreit. Wie Du, Papa, immer etwas gegen die Mama suchst und wegen jeder<br />
Kleinigkeit zu Gericht läufst. Das hört nie auf. Das ist fast nicht auszuhalten und dann<br />
werde ich sehr traurig. Das ist auch der Hauptgrund, warum ich nicht zu Papa gehe,<br />
weil ich befürchte, dass der Lukas und ich weiterhin regelmäßig zu Dir Papa haben,<br />
dass Du nie aufhörst, gegen die Mama etwas zu suchen oder zu unternehmen. Ich