merker-1988-Heft-1 - HTL Ottakring
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tiker den ,,verantwortungsvollen<br />
Umgang mit Energie" auf ihren Lippen),<br />
sondern bei einem privatwirtschaftlichen<br />
-<br />
Unternehmen kaum<br />
erstaunlich lediglich handfeste<br />
wirtschaftliche<br />
-<br />
Interessen. Laut<br />
Auskunft der TVA entsprechen die<br />
Einsparungen in Freemans Amtszeit<br />
etwa einem 1000 Mw-Atomkraftwerk,<br />
kosteten jedoch<br />
- abgesehen<br />
von den seit Harrisburg und Tschernobyl<br />
offenkundigen Risken der<br />
Atomenergie nicht einmal 20 Prozent<br />
der Kosten eines solchen AKWs.<br />
-<br />
(Übrigens: Seit 1978 ist in den USA<br />
kein einziges AKW bestellt worden<br />
viele der schon in Bau befindlichen<br />
-<br />
AKWs werden nicht mehr fertiggestellt.)<br />
Dieser Erfolg fiel allerdings nicht<br />
vom Himmel: Bis September 1985<br />
wurden 935.53'l Häuser eingehend<br />
untersucht und 444.808 davon (!) mit<br />
Mitteln der TVA saniert. 36.003<br />
Wärmepumpen, 65 88 Sonnenkollektorsysteme<br />
sowie 97 .238 Energiekontrollsysteme<br />
(Lastspitzenabbau) installiert.<br />
Ein Energie-Bildungsprogramm<br />
erreichte 1 12.000 Studenten.<br />
Rund l5.000,,Energiesparhäuser"<br />
wurden bisher errichtet jedes von<br />
-<br />
ihnen wird die Winterspitzenlast der<br />
TVA um 1,6 kW senken. Das hört<br />
sich wenig spektakulär an; bei den<br />
15.000 Häusern handelt es sich jedoch<br />
schon rm 24 MW. Darüber<br />
hinaus [au[en Demonstrationsprojekte<br />
für Windenergie, Photozellen,<br />
Biogas und viele andere ,,Alternativtechnologien".<br />
Ubrigens: Was bringt wohl mehr<br />
Arbeitsplätze: der Bau eines einzigen<br />
AKWs oder die Sanierung von<br />
400.000 Häusern?<br />
Die TVA hat sicher Pionierarbeit<br />
geleistet. Sie setzte eine Kettenreaktion<br />
in Gang, die heute bereits mehr<br />
als zwei Drittel aller amerikanischen<br />
Stromproduzenten erfaßt hat. Warum<br />
nicht auch Osterreich?<br />
nahmen<br />
Die Verbundgesellsch.aft:,,Das TVA-<br />
Modell ist nicht auf Osterreich übertragbar."<br />
Dipl.-lng. Karl Hönigmann von<br />
der Verbundgesellschaft hat sich intensiv<br />
mit dem TVA-Konzept befaßt<br />
und in einer Studie den Verbrauchsrückgang<br />
der TVA analysiert. Im<br />
Zeitraw 1979 bis 1985 ist vor allem<br />
der Stromverbrauch der Großindustrie<br />
stark zurückgegangen, und zwar<br />
um 35 Prozent. Dies kam durch die<br />
Abwanderung von stromintensiven<br />
Industrien (Aluminium, Chemie,<br />
Urananreicherung) sowie die weltwirtschaftliche<br />
Rezession zustande.<br />
Der Haushaltsstrombedarf stieg jedoch<br />
in sechs Jahren um insgesamt<br />
4,5 Prozent. Das spricht allerdings<br />
nicht gegen die Wirksamkeit des<br />
TVA-Konzeptes ohne Sparmaß-<br />
-<br />
wäre der Strombedarf wohl<br />
wesentlich stärker gestiegen (zum<br />
Vergleich: Zunahme des Haushaltsstromverbrauchs<br />
in Osterreich von<br />
1979 bis 1985:22 Prozent!).<br />
Hönigmann führt weiter an, daß<br />
Einsparungen von einem höheren I<br />
Verbrauchsniveau aus leichter I<br />
durchzuführen seien. So hätten vor<br />
I<br />
Beginn der TVA-Kampagne 40 Pro- j<br />
zent der Haushalte eine elektrische I<br />
Heizgng und Kühlung besessen,<br />
während in Osterreich nur neun Prozent<br />
der Haushalte mit Strom beheizt<br />
werden. Der durchschnittliche<br />
Stromverbrauch pro Haushalt läge<br />
im TVA-Versorgungsgebiet jetzt<br />
immer noch etwa beim Dreieinhalbfachen<br />
des österreichischen Durchschnittsverbrauchs<br />
(1979 hingegen<br />
fast beim Fünffachen). Da in Osterreich<br />
mit Energie schon immer sorgsamer<br />
umgegangen worden sei (2. B.<br />
von Haus aus bessere Wärmeisolation<br />
der Gebäude), sei es schwerer,<br />
jetzt noch weitere Einsparungen zu<br />
erzielen.<br />
V<br />
n dieser Argumentation ist<br />
sicher viel Wahres dran. Sie<br />
geht allerdings nicht auf die<br />
grundlegend verschiedenen<br />
Auffassungen ein, die TVA<br />
und die österreichische<br />
Verbundgesellschaft offenbar von ihrer<br />
Aufgabe haben: Wollen die einen<br />
die Nachfrage verringern, so setzen<br />
die anderen auf eine Erhöhung des<br />
Bedarfs. Da auch in Österreich<br />
-<br />
durch die Vernunft der Strombezieher<br />
jährliche Wachstum schon<br />
lange -das<br />
hinter dem prognostizierten<br />
zurückbleibt, muß,,überschüssige"<br />
Energie mit Diskontmethoden an<br />
den Mann gebracht werden (man<br />
erinnere sich an die erst jüngst von<br />
der E-Wirtschaft durchgeführte<br />
Werbekampagne für Elektroheizungen).<br />
Steigt der Verbrauch dann i<br />
folge der Werbung wirklich stärßp-,<br />
an, ist die ,,Berechtigung" für neue<br />
Wachstumsziffern und neue Kraftwerksprojekte<br />
gegeben.<br />
Bei dieser Gelegenheit flällt einem<br />
unwillkürlich ein, daß ein neues<br />
Kraftwerk eine Menge gutbezahlter<br />
neuer Posten bringt, für die ein Parteibuch<br />
- vorsichtig ausgedrückt -<br />
sicher nicht von Nachteil ist. (Die<br />
Durchschnittsgehälter in der E-Wirtschaft<br />
werden ja auch vom Rechnungshof<br />
immer wieder kritisiert.)<br />
Wenn einem dann noch einftillt, daß<br />
die Stromproduktion in Österreich<br />
im Gegensatz zur USA verstaatlicht<br />
ist und die politischen Parteien somit<br />
letztlich das Unternehmenskonzept<br />
(mit)bestimmen dann wird einem<br />
klar, warum das<br />
- TVA-Modell auf<br />
Österreich wohl derzeit wirklich<br />
nicht übertragbar ist.<br />
Von Dipl.-Ing. Dan Jakubowicz<br />
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