merker-1988-Heft-1 - HTL Ottakring
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In tiefer Trauer<br />
Zuviele<br />
haben<br />
nur ihre<br />
Pf I icht<br />
getan,<br />
zuweni-<br />
T l.ll:Hlä.x' l,::J,.ä}];.fä:<br />
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I<br />
ge tun es<br />
I<br />
heute.<br />
.5 bewältieuns bekannt.<br />
xaÄ sin*..en Versäumf<br />
nissen in den letzten Jahrzehnt.,<br />
konnten selbst die geballten<br />
verbalen Versuche der Bewältigung,<br />
aus berufenem Munde, nichts daran<br />
ändern.<br />
Die Trauerfeiern finden im Jahre<br />
<strong>1988</strong>, insbesondere im März, statt.<br />
Die Nachrufe waren und werden<br />
noch aus dem Munde der gescheiterten<br />
Redner zu hören sein.<br />
Die trauernde Gemeinde<br />
Herr und Frau Österreicher,<br />
insbesondere deren Kinder<br />
Die gonze broune Suppe<br />
brochte ouch eine Art Noturreligion,<br />
nömlich einen etwqs eigenortigen<br />
Körperkult mit sich:<br />
Bewegung in der freien Notur,<br />
möglichst unbekleidet, dos bedeutete<br />
einen neuen Menschen,<br />
frei von ollen qlten Hüllen, den<br />
neuen deulschen Menschen<br />
eben, dos leuchtende Bild der<br />
germonischen Rqsse. lnteressontwöre<br />
es gewesen, einen Hitler,<br />
Himmler oder Göring ols<br />
Freikörperkulturisten zu sehen.<br />
V<br />
ää:$qW<br />
Klingt ja richtig provokant, diese<br />
Anzeige, oder?<br />
Betrachte ich diese Vergangenheitsbewältigungsbemühungen<br />
von<br />
meiner Warte aus, so treten nämlich<br />
ziemliche Schwierigkeiten auf. Wie<br />
,ii ich die letzten 50 Jahre bewälti-<br />
§, *"nn ich selbst erst 25 Jahre alt<br />
bin?<br />
Normalerweise sollte der 12.<br />
März nur'ein Gedenktag sein. Aber<br />
auf Grund der Gedächtnislücken<br />
damals bereits Lebender wurde dieser<br />
Tag zum Vergangenheitsbewältigungstag<br />
aulgebauscht. In dem ,,Gedenkjahr"<br />
werden alle möglichen<br />
Versuche unternommen, den Mantel<br />
des Schweigens, der über diesen Geschehnissen<br />
liegt, abzuheben. Reichlich<br />
spät, finde ich. Mindestens 40<br />
Jahre zu spät.<br />
In dieser Zeit kam es zu einer subiektiven<br />
und voll beabsichtigten Veränderung<br />
der Vergangenheit, die sich<br />
unter anderem darin äußert, daß zum<br />
Beispiel auf einmal auch die Staaten<br />
Europas mitschuld sind an der<br />
Heimholung Österreichs ins Dritte<br />
Reich, da sie gegen den Anschluß<br />
rricht protestierten. Doch wer berei-<br />
tete den Weg für den Nationalsozialismus?<br />
Anscheinend niemand. Denn<br />
es gab ja offensichtlich keine Mitglieder<br />
der NDSAP in Osterreich. Und<br />
überhaupt war ja Adolf Hitler der<br />
alleinig Schuldige. Er allein brachte<br />
es zuwege, daß Osterreichs Widerstand<br />
im Ausland oder im KZlandete.<br />
Bewunderswert, wozu Einzelkämpfer<br />
fähig sind, wenn sie, total<br />
alleingelassen, ohne irgend eine Mithilfe<br />
und ohne irgendwelche Sympathisanten<br />
handelnl!!<br />
Dieses und vieles mehr führte dazu,<br />
daß man uns heute die Vergangenheit<br />
vorwerfen kann. Wobei man<br />
anmerken muß, daß viele der Beteiligten<br />
immer noch unter Erinnerungslücken<br />
leiden.<br />
Und gerade diese honorigen Bürger<br />
finden sich heutzutage in entscheidender<br />
Position von Politik und<br />
Wissenschaft. Sozusagen als Vorbilder<br />
der Jugend.<br />
<strong>merker</strong> 21