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merker-1988-Heft-1 - HTL Ottakring

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ZumKotzen<br />

Ausschreibung bei Postenvergabe nur Feigenblatt?<br />

ach der Pensionierung<br />

der Direktorin<br />

an der Bundesakademie<br />

für Sozialarbeit<br />

in Wien erfolgte<br />

im August 1986<br />

ordnungsgemäß eine Ausschreibung<br />

dieses Postens. Es<br />

bewarben sich drei Kandidavon<br />

denen zwei. nämlich<br />

lf ^, arro.*le-rrotessoren Johann<br />

Reiter und Otto Saipt, eine<br />

mehr als zehnjährige Lehrpraxis<br />

als vollbeschäftigte Lehrer<br />

an der Akademie für Sozialarbeit<br />

nachweisen können,<br />

pragmatisiert sind, Reiter zusätzlich<br />

noch ein diplomierter<br />

Sozialarbeiter. Alles Bedingungen,<br />

die in der Ausschreibung<br />

gefordert wurden. Der<br />

dritte Kandidat, Dimiter Martin<br />

Hoffmann, konnte, unbeschadet<br />

seiner sonstigen Qualifikationen,<br />

diese Bedingungen<br />

nicht annähernd erftillen.<br />

Nachdem zumindest<br />

nach außen hin nichts ge-<br />

-<br />

schah. wandte sich schließlich<br />

nach einem Jahr, im Juli 1987,<br />

die Lehrerschaft an das zulndiee<br />

fulinisterium um Aus-<br />

Vnr,, woraul lnr Descnleden<br />

wurde, daß die Bestellung aufgrund<br />

der einschlägigen Gesetze<br />

erfolgen werde.<br />

Inzwischen sickerte aber<br />

seitens der zuständigen Gewerkschaft<br />

durch, daß der dritte<br />

Bewerber, der wenig Kontakt<br />

mit dem Schulwesen hatte<br />

und der vor seiner etwaigen<br />

Ernennung überhaupt erst in<br />

den öffentlichen Dienst aufgenommen<br />

werden müßte, den<br />

beiden anderen Kandidaten<br />

vorgezogen und an erster Stelle<br />

gereiht wurde, unter Hinweis<br />

auf seine umfangreiche Publikationstätigkeit.<br />

Der Unmut der Lehrerschaft<br />

der Sozialakademie<br />

wird vielleicht verständlich,<br />

wenn man weiß, daß Publikationen<br />

im Ausschreibungstext<br />

nicht vorgesehen waren und lung ein, daß Dimiter Martin<br />

der Präsident des Wiener Hoffmann zum Direktor ernannt<br />

werden soll. Informell<br />

Stadtschulrates, Hans Matzenauer,<br />

in einem Schreiben an die wurde dies mit der wissenschaftlichen<br />

und publizisti-<br />

,,Presse" (31. Dezember 1986)<br />

ausdrücklich betonte, daß schen Tätigkeit dieses Bewerbers<br />

begründet.<br />

Schulleiter aufgrund der Beurteilung<br />

ihrer Dienstleistungen, Wurde damit ein innovativer<br />

Außenseiter den im Dienst<br />

der Dauer der Dienstzeit, der<br />

Leistungen, die über das normale<br />

Maß der Tätigkeit hin-<br />

Wohle der Schule vorgezogen?<br />

ergrauten Professoren zum<br />

ausgehen: dem Verhalten im Läßt sich die klare Verletzung<br />

der Ausschreibungsricht-<br />

Umgang mit Menschen sowie<br />

aufgrund der sozialen Situation<br />

ausgewählt werden sollen, seren Kandidaten rechtfertilinien<br />

durch die Wahl des bes-<br />

um dann fortzufahren, daß ein gen?<br />

Punktesystem abzulehnen sei, Stellt man weiter bohrende<br />

bei dem die Gefahr bestünde, Fragen, dann bröckelt die Fassade<br />

eines zwar behäbigen,<br />

,,daß durch die Überbetonung<br />

von außerschulischen Leistungen<br />

(Mitarbeit in Vereinen und fahrens immer mehr ab und<br />

aber gesetzeskonformen Ver-<br />

Organisationen, publizistische nimmt die grotesken Zige eines<br />

im Parteifilz erstarrten Sy-<br />

Tätigkeitlder Typus des motivierten<br />

pädagogisch<br />

orientierten<br />

und in<br />

der Schulpraxis<br />

erfolgreich<br />

tätigen Lehrers<br />

eher vernachlässigt<br />

wird."<br />

Nachdem<br />

weiterhin kein<br />

Direktor bestellt<br />

wurde,<br />

wandte sich die<br />

Lehrerschaft<br />

erneut im September<br />

1987 an<br />

das Ministerium<br />

und an<br />

Bürgermeister<br />

Helmut Zilk,<br />

der sich in der<br />

Öffentlichkeit ,,Wir höfien do einen vorzüglichen Bewerber<br />

-<br />

vehement gegen eine politische stems an.<br />

Besetzung von Lehrerposten<br />

Da wird hinter vorgehalteausgesprochen<br />

hat. Bürger- ner Hand kolportiert, daß ja<br />

meister Zilkterlte mit, daß das schon vor der Ausschreibung<br />

Verfahren abgeschlossen sei; feststand, wer schließlich Kanvom<br />

Zentralausschuß beim didat sein würde; da wird dar-<br />

Bundesministerium für Unter- über gesprochen, daß einflußricht,<br />

Kunst und Sport langte reiche Parteiengrößen sich einschließlich<br />

ein Schreiben am setzten und man zwar gerne<br />

15. Jänner <strong>1988</strong> mit der Mittei- anders entschieden hätte, aber<br />

halt nicht konnte. Da wird von<br />

Kollegialorganen erzählt, wo<br />

die Vertreter der einen Couleur<br />

sich nicht wirklich frir die<br />

Kandidaten interessierten, weil<br />

die Schule ja von Vertretern<br />

der anderen Couleur zu besetzen<br />

sei. Oder, der historisch<br />

notwendig gewesene Solidaritätsgedanke<br />

artet in der Skurrilität<br />

eines Versorgungsdenkens<br />

aus, wo jemand die unkündbare<br />

Stelle gegen eine andere ausgetauscht<br />

bekomme, weil er<br />

sich aufseiner alten Stelle nicht<br />

mit seinem Vorgesetzten vertrug.<br />

Was auf geduldigem Papier<br />

wie eine wohlüberlegte Entscheidung<br />

aussieht, hinterläßt<br />

den üblen Nachgeschmack einer<br />

ungebrochenen Macht der<br />

Apparatschiks.<br />

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hier ist seine Personolokre!"<br />

Glasnost ä la Zilk? Mit den<br />

Schulen als Spielwiesen? I<br />

Dieser Beitrag ist eine Gemeinschaftsorbeit<br />

des Lehrerkollegiums<br />

der Bundesakademie für<br />

Sozialarbeit in Wien und wurde<br />

am 10, März <strong>1988</strong> in der Zeitschrift<br />

,,Die Furche" veröffentlicht.<br />

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