merker-1988-Heft-1 - HTL Ottakring
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In Osterreich gab es Proteste gegen<br />
einen Universitätsprofessor mit NS-<br />
Vergangenheit. Ein Toter. An der<br />
Wiener Uni veranstalteten Aktionisten<br />
wie otto Mühl läkale Happenings.<br />
Diese Unruhen brachten in der<br />
Folge das Universitätsorganisationsgesetz<br />
und später die heute geltenden<br />
Schulgesetze (vorher waren Schüler<br />
völlig rechtlos).<br />
1968 war kein friedliches Jahr, es<br />
war gekennzeichnet durch Gewalt<br />
und Terror. Im April 1968 wurde<br />
Martin Luther King, der Anführer<br />
der Bürgerrechtsbewegung, in den<br />
USA ermordet. Im Juni fiel Robert<br />
Kennedy einem Attentat zum Opfer.<br />
Im August 1968 scheiterte das politische<br />
Experiment des Alexander<br />
Dubcek in der CSSR. Die Hoffnungen<br />
des Prager Frühlings wurden von<br />
sowjetischen Panzern niedergewalzt.<br />
Damals wurde ein deutliches Zeichen<br />
gesetzt, daß innerhalb des Warschauer<br />
Paktes keinerlei abweichleri<br />
sche Ideen Platz haben. Es sollte 12<br />
Jahre dauern, ehe wieder jemand<br />
aufzumucken wagte; Polen im August<br />
1980.<br />
ber auch bei der anderen<br />
Großmacht eskalierte die<br />
Gewalt. 1968 erreichte der<br />
Vietnamkrieg seinen Höhepunkt.<br />
Die Bilder des<br />
Massakers von My Lai.<br />
bei dem alle 500 Bewohner dieses<br />
nordvietnamesischen Dorfes umgebracht<br />
wurden, erschütterten die<br />
Welt. Die gesamte Friedensbewegung<br />
der 80er Jahre hat ihre Wurzeln<br />
Der Troum<br />
1B <strong>merker</strong><br />
in den weltweiten Protesten gegen<br />
den Vietnamkrieg.<br />
,,Love and Peace" und,,Make Love<br />
not War" waren die neuen Parolen,<br />
denen sich nicht nur die Jugend<br />
Amerikas verbunden fühlte.<br />
Prominente Künstler und Popstars<br />
wurden schon 1968 zuTrägern politischer<br />
Ideen. Die ,,Bed-ins" von John<br />
Lennon und Yoko Ono waren<br />
ebenso Teil dieser neuen Bewegung<br />
wie das legendäre Dreitage-Festival<br />
von Woodstock. Bob Geldof hat mit<br />
seiner Live-Aid Kampagne gegen<br />
den Hunger in der Dritten Welt also<br />
nur eine neue Facette politischen Engagements<br />
von Musikern ins Spiel<br />
gebracht.<br />
Damals wie heute ist die Musik der<br />
Soundtrack zu den Veränderungen<br />
und Bindeglied einer Generation.<br />
Damals aber kamen Proteste und<br />
Kritik meist aus ehrlicher Überzeugung,<br />
während heute viele Popstars<br />
bei ihrer ,,Gesellschaftkritik" eher auf<br />
die Plattenverkaufszahlen schielen.<br />
Wenn die Beatles von ,,Revolution"<br />
sangen, Mick Jagger sein ,,I can get<br />
no satisfaction" röhrte oder langhaarige<br />
Hippies im Kultmusical ,,Hair"<br />
über die Bühne tobten, dann beschrieben<br />
sie das Lebensgefühl eines<br />
Jahrzehnts und machten damit auch<br />
handfeste Politik.<br />
Es war in manchen Dingen ein<br />
glückliches Jahr: 1968 hatte ein Schüler<br />
einige Lücken im Wortschatz, die<br />
heute fast unvorstellbar sind: Wörter<br />
wie Schulstreß, Umweltverschmutzung,<br />
Energiesparen, Technikfeind-<br />
Erstm<br />
schte<br />
vieler Schüler: Ein mögliches Ergebnis der R.evolution<br />
ols noch<br />
Gewolt<br />
dem<br />
wied<br />
Krieg beherrer<br />
die Stroßen<br />
lichkeit, Arbeitsplatzprobleme, No<br />
future existierten noch gar nicht. Und<br />
schon gar nicht Angst vor der Zukunft,<br />
im Gegenteil, man war zutiefst<br />
überzeugt, daß alles besser werden<br />
würde.<br />
Ein 4Ojähriger, der sich heute den<br />
Hals nach einem Minirock verrenkt,<br />
muß nicht unbedingt ein Lüstling<br />
sein, er erinnert sich vielleicht nur<br />
ffilT'ä#nr#x;lf;?'H)<br />
modischen wie auch einer sexuellen<br />
Revolution. Jetzt ist er wieder da, der<br />
Mini. Und in einer österreichischen<br />
Zeitung war vor kurzem zu lesen:<br />
,,Wien. Die mit dem Frühling kürzer<br />
werdenden Röcke erhöhen nach Ansicht<br />
österreichischer Kriminalpsychologen<br />
die Gefohr von Sexualdelikten.<br />
In manchen Situationen stelle<br />
der Minirock einen zusdtzlichen Anreiz<br />
dar und könne selbst Mönner animieren,<br />
die ursprünglich gor keine böse<br />
Absicht gehabt hdtten. Die Minirockträgerin<br />
solle vor allem nicht prov<br />
o zieren. D ie sp tit er en V e r br e chens opfer<br />
zögen oft ohne Begleitung von Diskorhek<br />
zu Diskothek und stiegen sogar<br />
zu fremden Mrinnern ins Auto . . ."<br />
Wer also trägt die Schuld und vor<br />
allem die Verantwortung für männliches<br />
Fehlverhalten? Die Minirockträgerin.