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In Osterreich gab es Proteste gegen einen Universitätsprofessor mit NS- Vergangenheit. Ein Toter. An der Wiener Uni veranstalteten Aktionisten wie otto Mühl läkale Happenings. Diese Unruhen brachten in der Folge das Universitätsorganisationsgesetz und später die heute geltenden Schulgesetze (vorher waren Schüler völlig rechtlos). 1968 war kein friedliches Jahr, es war gekennzeichnet durch Gewalt und Terror. Im April 1968 wurde Martin Luther King, der Anführer der Bürgerrechtsbewegung, in den USA ermordet. Im Juni fiel Robert Kennedy einem Attentat zum Opfer. Im August 1968 scheiterte das politische Experiment des Alexander Dubcek in der CSSR. Die Hoffnungen des Prager Frühlings wurden von sowjetischen Panzern niedergewalzt. Damals wurde ein deutliches Zeichen gesetzt, daß innerhalb des Warschauer Paktes keinerlei abweichleri sche Ideen Platz haben. Es sollte 12 Jahre dauern, ehe wieder jemand aufzumucken wagte; Polen im August 1980. ber auch bei der anderen Großmacht eskalierte die Gewalt. 1968 erreichte der Vietnamkrieg seinen Höhepunkt. Die Bilder des Massakers von My Lai. bei dem alle 500 Bewohner dieses nordvietnamesischen Dorfes umgebracht wurden, erschütterten die Welt. Die gesamte Friedensbewegung der 80er Jahre hat ihre Wurzeln Der Troum 1B merker in den weltweiten Protesten gegen den Vietnamkrieg. ,,Love and Peace" und,,Make Love not War" waren die neuen Parolen, denen sich nicht nur die Jugend Amerikas verbunden fühlte. Prominente Künstler und Popstars wurden schon 1968 zuTrägern politischer Ideen. Die ,,Bed-ins" von John Lennon und Yoko Ono waren ebenso Teil dieser neuen Bewegung wie das legendäre Dreitage-Festival von Woodstock. Bob Geldof hat mit seiner Live-Aid Kampagne gegen den Hunger in der Dritten Welt also nur eine neue Facette politischen Engagements von Musikern ins Spiel gebracht. Damals wie heute ist die Musik der Soundtrack zu den Veränderungen und Bindeglied einer Generation. Damals aber kamen Proteste und Kritik meist aus ehrlicher Überzeugung, während heute viele Popstars bei ihrer ,,Gesellschaftkritik" eher auf die Plattenverkaufszahlen schielen. Wenn die Beatles von ,,Revolution" sangen, Mick Jagger sein ,,I can get no satisfaction" röhrte oder langhaarige Hippies im Kultmusical ,,Hair" über die Bühne tobten, dann beschrieben sie das Lebensgefühl eines Jahrzehnts und machten damit auch handfeste Politik. Es war in manchen Dingen ein glückliches Jahr: 1968 hatte ein Schüler einige Lücken im Wortschatz, die heute fast unvorstellbar sind: Wörter wie Schulstreß, Umweltverschmutzung, Energiesparen, Technikfeind- Erstm schte vieler Schüler: Ein mögliches Ergebnis der R.evolution ols noch Gewolt dem wied Krieg beherrer die Stroßen lichkeit, Arbeitsplatzprobleme, No future existierten noch gar nicht. Und schon gar nicht Angst vor der Zukunft, im Gegenteil, man war zutiefst überzeugt, daß alles besser werden würde. Ein 4Ojähriger, der sich heute den Hals nach einem Minirock verrenkt, muß nicht unbedingt ein Lüstling sein, er erinnert sich vielleicht nur ffilT'ä#nr#x;lf;?'H) modischen wie auch einer sexuellen Revolution. Jetzt ist er wieder da, der Mini. Und in einer österreichischen Zeitung war vor kurzem zu lesen: ,,Wien. Die mit dem Frühling kürzer werdenden Röcke erhöhen nach Ansicht österreichischer Kriminalpsychologen die Gefohr von Sexualdelikten. In manchen Situationen stelle der Minirock einen zusdtzlichen Anreiz dar und könne selbst Mönner animieren, die ursprünglich gor keine böse Absicht gehabt hdtten. Die Minirockträgerin solle vor allem nicht prov o zieren. D ie sp tit er en V e r br e chens opfer zögen oft ohne Begleitung von Diskorhek zu Diskothek und stiegen sogar zu fremden Mrinnern ins Auto . . ." Wer also trägt die Schuld und vor allem die Verantwortung für männliches Fehlverhalten? Die Minirockträgerin.
Anno 1968 schienen die Männer noch gefestigter ob solcher Versuchungen. Im Sittendezernat in München wurden damals 169 Fälle von Notzucht untersucht. und in einem einzigen dieser Fälle redete sich der Täter darauf hinaus, die Frau, die er zu vergewaltigen vcrsuchte, habe einen kessen, kurzen Rock getragen. Auch dic Berliner ,,Sitte" stellte keinen Anstieg der Verbrechensstatistik f est. ine Mini-Trägerin aus dem Jahr 1968 erinnert sich: .,Fur mich war der Mini mit fünfzehn, sechzehn Jahren ein Stück Rebellion. Weg mit allen Normen und Rocklängen-Diktaten. Je kürzer, desto provozierender. Ob dicke oder dünne Beine Hauptsache shocking. - Und der Mini, den die Engländerin Mary Quant l965,,erfand", schockte nicht nur die Männer. Auch )pte Emma. die e. einfach empö- J. ,rnu. \\re rercnaearg orc i\rrochcn mit ihren Beinen umgingen. Ihre cigenen hielt sie sorgf,ältig unter Stolf versteckt. Wahrscheinlich. um sie lür ihren Mann aufzusparen. mit dem sie im abgedunkelten Schlafzimmer schlief und der heimtich großcn Gefallen an den unbedeckten m Beinen junger Mädchen fand." Die Pille, seit 1967 auf dem Markt, machte sie mögiich, die freie Liebe, ohne Angst vor unerwünschtem Kindersegen. Ein Gedanke, der heute, in Zeiten von AIDS, schon wieder vielen den kalten Schauer über den Rücken jagt und von einer neuen Moral reden läßt. Die Freigabe der tt Pille war aber auch ein wichtiger Schritt in Richtung Unabhängigkeit und Selbstbestimmu ng der Frauen. Die Frauenbewegung hat seit den 60er Jahren die gesellschaftliche und politische Landschaft in wesentlichen Punkten mitgeprägt. Auch die Jeans waren Teil einer Weltans chauung. Wer denkt heute noch an Revolution und Auflehnung, wenn er Jeans trägt? Die ehemalige Protestkleidung ist zu einem modischen Accessoire geworden. Dennoch wurde das Outfit der Jugend in den letzten 20 Jahren immer mehr zum Ausdruck gesellschaftlichen Unbehagens. Auch wenn die ,,glory days" längst vorüber sind und das Stones-Zitat ,,You can't always get what you want" für manche 68er zur Realität geworden ist, so wundern sie sich doch, wie angepaßt und brav die Jugend in den späten 80er Jahren großteils wieder geworden ist. Von Maria Scheitel Der Mini: Ein 5tück der Rebellion und Provokotion Herausgeber: Ma-q. Herbert Zach Redaktion: Mag. Herbert Zach, Thomas Sandri (1 JNB), Peter Györgyfalvay (2 JN), Erwin Kett- ^ner (2 J N ). Christian Koczera I I .]fuf ). Atfred Kovacs (2 JN). Hubert Steinhardt (3 HEC), Peter Vlasak (3 JE), Heinz Waldbauer (4 JMB), Thomas Zausner = TOM (5 HMB) Mitarbeiter dieser Ausgabe: Peter Fürst (1 JE), Gerhard Grandits (1 JNB), Dipl.-Ing. Dan Jakubowicz, Dr. Peter Kopacek, Hans Kreuter (1 JNA), Martina Praglowski (3 HEB), Dr. Werner Reiss, Mag. Maria Scheitei Fotos: Franz Walch, Renato Langersek, Fotozentrum am Schwarzenbergplatz, Archiv Layout und Montage: Peter Györgyfalvay, Thomas Sandri, Mag. Herbert Zach Satz: Fischer Filmsatz, 1070 Wien, Zieglergasse 1 Druck: Berger Ferdinand und Söhne GesmbH, 3580 Horn, Wiener Straße 2l-23 Medieninhaber: Verein zur Förderung der HTL Wien I Anschrift: l0l5 Wien. Schellinggasse 13, Tel.513 16 11, Klappe 12DW Bankverbindung: Creditanstalt-Bankverein, Kto.-Nr. 0966-4507 2/ 0t merker 19
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