Intensivtagebuch: verlorene Zeit realer machen - CLINOTEL ...

CLINOTEL-Magazin | Januar 2013 27
Traditionshaus für Suchtbehandlung: Fachklinik Kamillushaus
in Essen-Heidhausen. Foto © Matthias Duschner
Zukunft für die Suchttherapie: Katholische Kliniken
Ruhrhalbinsel übernehmen Fachklinik Kamillushaus
ESSEN
»Wir freuen uns, das Kamillushaus und die hervorragende Arbeit für suchtkranke Menschen in Essen fortführen zu können«,
sagte Geschäftsführer Martin Blasig im Kreise der versammelten Belegschaft der Fachklinik Kamillushaus. Denn Ende 2012
wurde amtlich, wofür sich die Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel und das Traditionshaus Fachklinik Kamillushaus seit
Längerem gemeinsam engagiert hatten: die Übernahme der Therapieeinrichtung durch die Kliniken und damit der Fortbestand
eines wichtigen Therapieangebots und vieler Arbeitsplätze in Essen.
Wenn ein suchtkranker Mensch Hilfe sucht, ist ein kompetentes,
schnelles und wohnortnahes Therapieangebot gefragt. In Essen-Heidhausen
steht die Fachklinik Kamillushaus für eben diese Qualitäten. Als
Anlaufstelle für Alkohol-, Medikamenten- und Suchtmittelabhängige
genießt die Einrichtung einen hervorragenden Ruf. Doch trotz steigender
Zahlen Suchtkranker und einer aus Essen nicht wegzudenkenden
guten Arbeit ging es angesichts wirtschaftlicher Zwänge um die Zukunftssicherung
des Hauses. Mit der Unterschrift unter die Verträge ist
die Betriebsübernahme rückwirkend zum 01.07.2012 nun offiziell. Die
Erleichterung darüber, dass ihr Haus mit allen Arbeitsplätzen und Therapieangeboten
erhalten bleibt, war den Kamillushaus-Mitarbeitern bei
der Betriebsversammlung im November deutlich anzumerken. Die Verbindung
mit den Kliniken Ruhrhalbinsel hat schon eine erfolgreiche
Vorgeschichte, denn seit 2010 betreut die Personalabteilung das Personal
im Kamillushaus mit. So wächst jetzt zusammen, was inhaltlich und
auch räumlich sehr gut zusammen passt: Vom Dachgeschoss aus hat
man das jeweils andere Haus sogar in Sichtweite.
Erweiterung des Angebots
Im Kamillushaus stehen 115 Therapieplätze in den Bereichen stationäre
Entgiftung, qualifizierte Motivation und Rehabilitation für Suchtkranke
zur Verfügung. Die Behandlung beinhaltet stationäre, teilstationäre
oder ambulante Angebote. Die 30 stationären Krankenhausbetten werden
in den Bettenbedarfsplan der Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel
überführt, deren Bettenzahl sich damit auf 473 erhöht. Zusätzlich erweitern
65 Reha-Betten und 20 Tagesklinik-Plätze zukünftig das Angebot.
Das Kamillushaus passt in vielerlei Hinsicht gut zu den Katholischen
Kliniken Ruhrhalbinsel: Die neuen Leistungsangebote im Bereich
Sucht ergänzen das bisherige psychiatrische Spektrum am Standort
Hattingen. Mit dem Kamillushaus können nun auch im
Versorgungsgebiet Nordrhein Planbetten vorgehalten werden. Martin
Blasig sieht die Verantwortung: »Die steigende Zahl suchtkranker Menschen
und die dringend benötigten Therapiemöglichkeiten sind Aufgabe
und Herausforderung für uns, die Versorgung in Essen langfristig zu
sichern.« Der große Bereich der ambulanten Reha Sucht im Kamillushaus
ist außerdem eine sinnvolle Ergänzung zu den Aktivitäten der Kliniken
Ruhrhalbinsel im Bereich Reha an den Standorten Kupferdreh
und Theaterpassage. Gemeinsamkeiten finden die beiden katholischen
Einrichtungen in ihrem Werteverständnis. »Wir fühlen uns gleichermaßen
dem christlichen Menschenbild und dem Leben verbunden«, so
Martin Blasig.
Synergien nutzen, Tradition bewahren
Von der engen Verzahnung unter dem Dach der Katholischen Kliniken
Ruhrhalbinsel profitiert auch das Kamillushaus. So hat es nun bei der
komplexen Umstellung auf das neue Entgeltsystem Psychiatrie einen
starken Partner an seiner Seite. Synergien ergeben sich außerdem im
Verwaltungsbereich, etwa im Controlling, in der Personalabteilung, IT
oder Buchhaltung. Bei allem Wandel, den das Kamillushaus erlebt, bleiben
wichtige Konstanten bestehen, das ist allen Beteiligten ein großes
Anliegen. Ganz im Sinne der Kamillianer, die vor 112 Jahren mit der
»Heilanstalt für Trunksüchtige catholischer Confession« in Essen-
Heidhausen die erste Therapieeinrichtung für Suchtkranke in Deutschland
ins Leben riefen, sollen Gesicht und Name der Einrichtung bewahrt
werden. »Wir sind sehr froh, die Werte und Tradition unseres
Hauses weiterleben und fortsetzen zu können«, sagt Pater Dietmar Weber,
Prokurator der deutschen Ordensprovinz der Kamillianer und Seelsorger
im Kamillushaus. Er ist wie die Einrichtung selbst im Stadtteil
und in der Gemeinde fest verwurzelt. Jetzt gilt es, sich kennenzulernen
und gemeinsam an der Zukunft zu arbeiten im Interesse der Patienten.