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bioaktuell 8/13 im Archiv - Bioaktuell.ch

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■ PRODUKTION<br />

Pilzproduktion <strong>im</strong> Freiland brau<strong>ch</strong>t<br />

viel Holz und starke Nerven<br />

Die Speisepilze aus biologis<strong>ch</strong>er Freilandproduktion werden Heidi Burkhalter und Gill Allenba<strong>ch</strong> von<br />

der Pilzfarm Stockental praktis<strong>ch</strong> aus der Hand gerissen. Die kleine Pilotanlage in Niederstocken BE,<br />

die Burkhalter betreibt, kann die Na<strong>ch</strong>frage bei weitem ni<strong>ch</strong>t decken. Do<strong>ch</strong> die Ausdehnung der<br />

Produktion ist eine grosse Herausforderung. Die Te<strong>ch</strong>nik ist dabei ni<strong>ch</strong>t das grösste Problem.<br />

Pilzzu<strong>ch</strong>t <strong>im</strong> Freiland wird zwar <strong>im</strong><br />

Hobbyberei<strong>ch</strong> teils erfolgrei<strong>ch</strong> betrieben,<br />

aber <strong>im</strong> gewerbli<strong>ch</strong>en Massstab<br />

hat man europaweit no<strong>ch</strong> praktis<strong>ch</strong> keine<br />

Erfahrung. Eine Herausforderung<br />

für die ehemalige Gastrofa<strong>ch</strong>frau Heidi<br />

Burkhalter und den ehemaligen Metzger<br />

und Ko<strong>ch</strong> Gill Allenba<strong>ch</strong>. «In den Pilzen<br />

steckt grosses Potenzial», sind Allenba<strong>ch</strong><br />

und Burkhalter überzeugt. «Sie liegen<br />

voll <strong>im</strong> gegenwärtigen Trend hin zu gesunder,<br />

fleis<strong>ch</strong>armer Ernährung.» Mit<br />

der herkömmli<strong>ch</strong>en Produktionsweise<br />

von Speisepilzen in Hallen oder Tunneln<br />

können sie si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t anfreunden.<br />

Eine naturnahe, ökologis<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>haltige<br />

Produktion ist es, was den beiden vors<strong>ch</strong>webt.<br />

«Es ist uns wi<strong>ch</strong>tig, mit der Produktionsform<br />

au<strong>ch</strong> Emotionen wecken<br />

zu können. Die Produktionsstätte soll ein<br />

Ort mit einer natürli<strong>ch</strong>en Atmosphäre<br />

sein, an dem man si<strong>ch</strong> wohl fühlt. Ni<strong>ch</strong>t<br />

zuletzt au<strong>ch</strong> aus Rücksi<strong>ch</strong>t auf die Leute,<br />

die dort arbeiten müssen.»<br />

300 Ster Holz<br />

sind pro Hektare nötig<br />

Allenba<strong>ch</strong> hat deshalb fünf Hektaren<br />

Land in Niederstocken BE gepa<strong>ch</strong>tet.<br />

Wie die s<strong>ch</strong>weizweit erste Freilandpilz-<br />

anlage dereinst aussehen soll, kann man<br />

derzeit anhand einer kleinen Pilotanlage<br />

von rund 10 Aren erkennen. Diese haben<br />

er und Burkhalter <strong>im</strong> Winter 2011 angelegt.<br />

In Beeten zu je drei Reihen stehen<br />

etwa halbmetrige Rundholzstücke auf<br />

einer aufges<strong>ch</strong>ütteten Erds<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t, abgedeckt<br />

von einem S<strong>ch</strong>attiernetz. Dieses<br />

dient zum S<strong>ch</strong>utz vor Sonneneinstrahlung<br />

und vor Hagel. Künftig will Allenba<strong>ch</strong><br />

das S<strong>ch</strong>attiernetz über Metallbögen<br />

legen, an denen er au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>läu<strong>ch</strong>e für eine<br />

Vernebelungsanlage installieren kann.<br />

Dies würde helfen, das Pilzwa<strong>ch</strong>stum in<br />

trockenen Perioden etwas zu unterstützen.<br />

Geplant sind zudem S<strong>ch</strong>attenbäume,<br />

die ein etwas waldähnli<strong>ch</strong>eres Mikrokl<strong>im</strong>a<br />

s<strong>ch</strong>affen, aber trotzdem am Boden<br />

genügend Raum für die Pilze lassen.<br />

Rund 30 Ster Holz, vorwiegend Bu<strong>ch</strong>e,<br />

aber teils au<strong>ch</strong> Ei<strong>ch</strong>e stehen da. Na<strong>ch</strong><br />

zwei Jahren sind sie s<strong>ch</strong>on voll dur<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>sen<br />

mit dem Myzel der jeweiligen<br />

Pilzart: Austernseitlinge, Kräuterseitlinge,<br />

Shiitake und Stocks<strong>ch</strong>wämme. Im<br />

Frühling haben Burkhalter und Allenba<strong>ch</strong><br />

bereits eine halbe Tonne geernet.<br />

Weil der Sommer so trocken war, lässt die<br />

zweite Ernte nun etwas auf si<strong>ch</strong> warten.<br />

Die ersten vereinzelten Austernseitlinge<br />

wa<strong>ch</strong>sen jedo<strong>ch</strong> bereits wie handgrosse<br />

Teller seitli<strong>ch</strong> aus den Baumstämmen.<br />

«Das ist das Problem bei der Freilandproduktion»,<br />

erklärt Burkhalter. «Die<br />

Ernte konzentriert si<strong>ch</strong> auf zwei Perioden<br />

jährli<strong>ch</strong> und ist ni<strong>ch</strong>t kontinuierli<strong>ch</strong> wie<br />

<strong>im</strong> gedeckten Anbau.» Für diesen Winter<br />

planen Allenba<strong>ch</strong> und Burkhalter, die<br />

Anlage auf eine Hektare auszudehnen.<br />

Dana<strong>ch</strong> soll jährli<strong>ch</strong> etwa eine weitere<br />

Hektare dazukommen. Bis 2018 sollen so<br />

alle fünf Hektaren für die Pilzproduktion<br />

genutzt werden.<br />

Am besten aus einem<br />

s<strong>ch</strong>attigen feu<strong>ch</strong>ten Wald<br />

«Das Be<strong>im</strong>pfen des Holzes ist jeweils nur<br />

<strong>im</strong> Winter mögli<strong>ch</strong>», erklärt Burkhalter.<br />

«Nur dann ist genügend fris<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>nittenes<br />

Holz erhältli<strong>ch</strong>.» Burkhalter hat<br />

vor 30 Jahren die ersten Erfahrungen mit<br />

Pilzzu<strong>ch</strong>t gesammelt und diese dann vorerst<br />

<strong>im</strong> Hobbyrahmen angewandt. Später<br />

hat sie Kurse in Deuts<strong>ch</strong>land und an der<br />

Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule in Wädenswil besu<strong>ch</strong>t.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Verlust ihrer letzten Anstellung<br />

<strong>im</strong> Gastgewerbe hat sie das Hobby<br />

zum Beruf gema<strong>ch</strong>t. In ihrem Labor in<br />

Burgdorf BE bringt sie die Pilzsporen auf<br />

einer Nährlösung in Glass<strong>ch</strong>alen zum<br />

Gill Allenba<strong>ch</strong> und Heidi Burkhalter setzen bei der Freilandpilzproduktion auf Bio.<br />

Für das Be<strong>im</strong>pfen haben die beiden eine<br />

spezielle Mas<strong>ch</strong>ine entwickelt.<br />

18 <strong>bioaktuell</strong> 8/<strong>13</strong>

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