Freiraum im Freiraum. Mikroklimatische Ansätze fur die ... - TU Wien
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<strong>Freiraum</strong> <strong>im</strong> <strong>Freiraum</strong><br />
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Unter kl<strong>im</strong>atischen Aspekten wird wiederum <strong>die</strong> Ganzheitlichkeit des Gestaltungsansatzes<br />
deutlich: der enge Bezug zwischen Innenraum und dem durch<br />
<strong>die</strong> Gebäude umschlossenen Gartenraum. Ein ausgefeiltes Gestaltungskonzept,<br />
von J<strong>im</strong>énez Alcalá „patio-pórtico-Qubba“ bzw. „patio-pórtico-torre“<br />
genannt, leitete <strong>die</strong> kühle und feuchte Luft des Gartenhofs durch <strong>die</strong> angrenzenden<br />
Innenräume. Ausschlaggebend für den Grad der Kühlung waren<br />
dabei verschiedene Faktoren: erstens <strong>die</strong> Dicke der Gebäudemauern sowie<br />
<strong>die</strong> Anzahl, Verteilung und Größe der Maueröffnungen. Eine besondere Rolle<br />
spielt dabei <strong>die</strong> turmartige Gestalt des Hauptraumes mit Maueröffnungen in<br />
dessen höchstem Bereich (Qubba); zweitens <strong>die</strong> Ausformung des verschatteten<br />
Übergangsbereiches von innen nach außen (pórtico); und drittens <strong>die</strong> Ausgestaltung<br />
des Gartenhofes selbst, vor allem hinsichtlich Vegetation, Wasser<br />
und Beschattung (patio) (J<strong>im</strong>énez Alcalá 1999). Der mikrokl<strong>im</strong>atische Effekt<br />
wurde durch <strong>die</strong> Integration von dreid<strong>im</strong>ensionalen und fließenden Wasserelementen<br />
sowohl <strong>im</strong> Garten als auch <strong>im</strong> Innenraum verstärkt. Das Beispiel<br />
der Großen Moschee in Córdoba zeigt, dass <strong>die</strong>ses Konzept auch auf größere<br />
D<strong>im</strong>ensionen übertragen wurde (Abb. 35).<br />
Abbildung 35. Konzept von patio-pórtico-Qubba in der Großen Moschee von Córdoba<br />
Quelle: J<strong>im</strong>énez Alcalá (1999)<br />
Der raumbildende Aspekt zur Isolierung von Gärten und <strong>die</strong> damit verbundenen<br />
mikrokl<strong>im</strong>atischen Vorteile finden sich auch innerhalb der großräumigeren<br />
und nicht direkt von Architektur beeinflussten Palastgärten wieder.<br />
Eine Besonderheit stellt dabei <strong>die</strong> bis heute erhaltene Wassertreppe in den<br />
Gärten der Alhambra (Generalife) in Granada dar, wo durch <strong>die</strong> ausgefeilte<br />
Gestaltung Verdunstungskühle in <strong>die</strong> dritte D<strong>im</strong>ension gebracht und durch<br />
<strong>die</strong> sie umgebende raumbildende Vegetation verstärkt wird. Hinzu kommen<br />
‚assoziativ-mikrokl<strong>im</strong>atische’ Aspekte wie das gurgelnde Geräusch des Wasserlaufs,<br />
das bewegte Spiel von Licht und Schatten, <strong>die</strong> pflanzlichen Aromen<br />
und das Rauschen der Blätter <strong>im</strong> Wind (Abb. 36). Quellen aus dem 16. und<br />
17. Jahrhundert beschreiben <strong>die</strong>sen Gartenteil als einen „vergnüglichen“ und<br />
„erfrischenden“ Ort (z. B. Navagero 1983).