Freiraum im Freiraum. Mikroklimatische Ansätze fur die ... - TU Wien
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314 Katrin Hagen<br />
zu finden (ebd.: 64). Eine nachhaltige Entwicklung fordert <strong>die</strong> Bereitschaft zu<br />
einer bewussten Selbstbegrenzung der Bürger/innen und stellt somit auch<br />
eine Frage von Moral und eine Frage der „kollektiven Identität“ dar (Feindt<br />
1997: 44).<br />
Der Großteil der Bevölkerung lebt in Städten, weshalb <strong>die</strong>se entscheidende<br />
Bedeutung für das Gelingen einer nachhaltigen Entwicklung haben. Der<br />
gesamte Komplex der Nachhaltigkeits-Debatte hat sich daher gerade auch<br />
auf <strong>die</strong> Diskussion um <strong>die</strong> Stadt verlagert: „In den Städten entscheidet sich<br />
<strong>die</strong> Zukunft der Menschheit“ (Birzer/Feindt/Spindler 1997: 11). Besonders hier<br />
wird deutlich, dass eine nachhaltige Entwicklung nur dann erreicht werden<br />
kann, wenn auch „<strong>die</strong> Bürger selbst <strong>die</strong> Nachhaltigkeit als ihr eigenes Anliegen<br />
erleben“ (ebd.: 12), und so der Schritt zu einem Verantwortungsbewusstsein<br />
kommenden Generationen gegenüber erleichtert wird. Soziale Aspekte wie<br />
Lebensqualität und Wohlbefinden erhalten hier eine besondere Bedeutung.<br />
Lebensqualität umschreibt das aktuelle physische, soziale und ökonomische<br />
subjektive Wohlbefinden (Maderthaner 1995: 176). Neben der körperlichen<br />
und seelischen Gesundheit spielen laut Argyle (1987) vor allem<br />
Sozialkontakte, Freizeit und Arbeit eine entscheidende Rolle, bevor weitere<br />
Faktoren wie soziale Klasse, Geschlecht, Alter und Nationalität zum Tragen<br />
kommen (nach Maderthaner 1995: 177). Gesundheit und Wohlbefinden bedingen<br />
sich dabei gegenseitig. Die physische Nähe und <strong>die</strong> Häufigkeit der<br />
Sozialkontakte sind ebenso wichtig wie eine gewisse soziodemographische<br />
Übereinst<strong>im</strong>mung und eine Ähnlichkeit in Einstellung und Meinung. Gerade<br />
<strong>die</strong> beiden letztgenannten Kriterien liegen auf dem schmalen Grat zwischen<br />
Kommunikation (als Grundbedürfnis und Grundvoraussetzung menschlicher<br />
Existenz) und somit Integration einerseits und der von Siebel angesprochenen<br />
Gefahr von Segregation und Ausgrenzung. Ziel einer nachhaltigen Entwicklung<br />
muss also, neben der Schaffung eines gesunden Umfeldes, <strong>die</strong> Förderung<br />
der Kommunikation über <strong>die</strong> sozialen und ethnischen Grenzen hinaus<br />
sein, um das Zusammengehörigkeitsgefühl insgesamt zu steigern. Hierin besteht<br />
eine wichtige Aufgabe der Stadtplanung (Maderthaner 1995) und insbesondere<br />
der <strong>Freiraum</strong>planung. Denn in den städtischen Freiräumen begegnen<br />
sich <strong>die</strong> verschiedenen Phänomene: <strong>die</strong> Nachhaltigkeit als ökologische<br />
Verantwortung und als soziale Schnittstelle, <strong>die</strong> Lebensqualität in Bezug auf<br />
<strong>die</strong> physische und psychische Gesundheit und das Wohlbefinden. Der Nutzungsdruck<br />
auf <strong>die</strong> öffentlichen Freiräume in der Stadt n<strong>im</strong>mt allgemein zu.