GS Motorrad Magazin 03/2012 (Heft 3)
Spezialthema in dieser Ausgabe, die neue R 1200 GS mit ihrem wasser- / ölgekühltem Motor.
Spezialthema in dieser Ausgabe, die neue R 1200 GS mit ihrem wasser- / ölgekühltem Motor.
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I PALETTI<br />
In der zweiten Auflage ist die BMW F 650 <strong>GS</strong> zur F 700 <strong>GS</strong><br />
hochgestuft worden – und dabei zu einem richtigen<br />
Knaller geworden<br />
Ausgeprägtes Understatement war eines<br />
der Kennzeichen der 2007 präsentierten<br />
BMW F 650 <strong>GS</strong>. Denn in ihrem<br />
Gitterrohrrahmen war derselbe, 798 Kubikzentimeter<br />
große Zweizylinder-Paralleltwin<br />
montiert wie im Schwestermodell F 800 <strong>GS</strong>.<br />
Mit 72 statt 85 PS war er nur ein wenig leistungsschwächer.<br />
Auch jetzt, nach der ersten<br />
größeren Modellüberarbeitung, setzen die<br />
BMW-Marketingleute die Understatement-<br />
Strategie fort, indem sie in der Typbezeichnung<br />
F 700 <strong>GS</strong> weiterhin rund 100 Kubikzentimeter<br />
Hubraum „unterschlagen“. Einen<br />
sachlichen Nachteil bedeutet das nicht. Zugleich<br />
weist die neue „Siebenhunderter“ gegenüber<br />
der „Sechshundertfünfziger“ handfeste<br />
Vorteile auf: Doppel-Scheibenbremse im<br />
Vorderrad, neueste ABS-Generation (das ABS<br />
ist jetzt Serie), kleines nominelles Leistungsplus<br />
(jetzt 75 PS und 77 Nm), Traktionsregelung<br />
und elektronische Einstellung des Federbeins<br />
(beides optional) und eine deutlich<br />
gefälligere Linienführung. Modellpflege, wie<br />
man sie sich als Kunde wünscht.<br />
Die vielen kleinen Stellschräubchen, an<br />
denen BMW anlässlich des Upgrades zur<br />
F 700 <strong>GS</strong> gedreht hat, wirken sich allerdings<br />
primär auf der Straße aus. Obwohl<br />
die Messwerte des Testfahrzeugs nicht<br />
ganz die Homologationsangaben erreichen<br />
(70 statt 75 PS, 4,6 statt 4,3 Sekunden<br />
für den Standard-Sprint, 188 statt 192<br />
km/h Spitze), gefällt der Antrieb von vorne<br />
bis hinten: Viel Kraft untenrum, eine<br />
ausgeprägte Drehfreude mit stürmischem<br />
Kraftzuwachs oberhalb 5000 Touren, die<br />
etwas kürzere Gesamtübersetzung, dazu<br />
die weiterhin vorbildliche Kraftstoffausnutzung<br />
– ein zeitgemäßer Motor und ein<br />
gelungener Antriebsstrang. Gleichmäßig<br />
mit etwa 5.000 Umdrehungen dahinfah-<br />
F 700 <strong>GS</strong> | SPEZIAL<br />
update der f 650 <strong>GS</strong><br />
Dabei war die F 650 <strong>GS</strong>, die damals die<br />
einzylindrige Klein-<strong>GS</strong> gleicher Modellbezeichnung<br />
ablöste, trotz ihrer zurückhaltenden<br />
Art für BMW ein großer Erfolg: Insgesamt<br />
wurden von 2008 bis Mitte <strong>2012</strong><br />
weltweit 33.380 Stück an Kunden ausgeliefert<br />
(F 800 <strong>GS</strong>: 47.279 Stück); Deutschland<br />
war der größte Markt. Im internen<br />
BMW-<strong>GS</strong>-Ranking lag die F 650 <strong>GS</strong> damit<br />
auf dem vierten Platz hinter der R 1200 <strong>GS</strong>,<br />
der R 1200 <strong>GS</strong> Adventure und der F 800<br />
<strong>GS</strong> . Als F 700 <strong>GS</strong> könnte sie vielleicht sogar<br />
einen Platz gutmachen, denn mit den<br />
bereits kurz angerissenen Änderungen ist<br />
sie erheblich „runder“ geworden. Die etwas<br />
stumpfe, im Zweipersonenbetrieb bei<br />
härterer Beanspruchung zu Fading neigende<br />
Frontbremse ist nun ein feiner Stopper,<br />
das neue Bosch-ABS – angeblich 700<br />
Gramm leicht – stellt dazu die perfekte Ergänzung<br />
dar. Einen vernünftigen Grund,<br />
es abzuschalten – geht ganz leicht auf<br />
Knopfdruck – gibt es eigentlich nicht,<br />
denn wer offroad Anbremsdrifts praktizieren<br />
oder extreme Steilpassagen absolvieren<br />
will, wird zumeist auf einer F 800<br />
<strong>GS</strong> unterwegs sein, die 50 Millimeter<br />
mehr Federweg und ein deutliches Plus<br />
an Bodenfreiheit bietet.<br />
Dennoch: Die Siebenhunderter ist ein<br />
durchaus würdiges Mitglied der <strong>GS</strong>-Familie,<br />
wenn auch bei ihr die Straßen-Fähigkeiten<br />
stärker ausgeprägt sind als ihre<br />
Offroad-Kompetenz. Doch zum Enduro-<br />
Wandern beispielsweise ist sie – grobstollige<br />
Reifen (z.B. Metzeler Karoo oder Karoo<br />
T) und einen stabilen Motor-Unterschutz<br />
mal vorausgesetzt – prima geeignet; ihr<br />
Motor lässt sich auch zu niedrigsten Drehzahlen<br />
herab und neigt kaum zum Absterben<br />
und die 170 bzw. 180 Millimeter Federweg<br />
sind so wenig auch nicht; die<br />
legendäre R 80 G/S, Urmutter aller Reiseenduros,<br />
wies nahezu dieselben Werte<br />
auf. Ja, die F 700 <strong>GS</strong> macht auch in leichtem<br />
Gelände eine gute Figur.<br />
DEZEMBER <strong>2012</strong><br />
<strong>GS</strong> | MOTORRAD MAGAZIN<br />
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