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Handreichung zum Workshop - Pädagogische Hochschule Steiermark

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R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

1<br />

Rudolf Kretschmann<br />

<strong>Handreichung</strong> <strong>zum</strong> <strong>Workshop</strong><br />

Präventive und lernbegleitende Diagnosen im<br />

Anfangsunterricht Deutsch<br />

SYMPOSIUM<br />

BEOBACHTEN – ERKENNEN – VER-<br />

STEHEN – BEGLEITEN<br />

Pädagnostik als grundlegende Kompetenz<br />

von Pädagoginnen und Pädagogen<br />

Graz, <strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

Mi 28.01.2009, 9.00 – 17.30 Uhr<br />

Kontakt:<br />

rkretsch@uni-bremen.de<br />

www.kretschmann-online.de


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

2<br />

Bremer Arbeitskreis: Förderdiagnostik, Förderkonzepte und Fördermaterialien<br />

Förderdiagnostik<br />

- Kretschmann, Rudolf/ Dobrindt, Yvonne/ Behring, Karin (1998) Prozessdiagnose der Schriftsprachkompetenz<br />

in den Schuljahren 1 und 2, Persen, Postfach 260, 21637 Horneburg<br />

- Behring, Karin/ Kretschmann, Rudolf/ Dobrindt, Yvonne (1999) Prozessdiagnose mathematischer<br />

Kompetenzen in den Schuljahren 1 und 2, 3 Bände, Persen, Postfach 260, 21637 Horneburg<br />

- Kretschmann, Rudolf/ Arnold, Karl-Heinz (1999) "Leitfaden für Förder- und Entwicklungspläne", in:<br />

Zeitschrift für Heilpädagogik., 9, 410-420<br />

- Arnold, K.-H. & Kretschmann, R. (2005) „Förderpläne, Konflikte und<br />

professionelle Kooperation.“ Zeitschrift für Heilpädagogik (56)2 -13 .<br />

- Kretschmann, Rudolf (2003) "Erfordernisse und Elemente einer Diagnostik-Ausbildung für Lehrerinnen<br />

und Lehrer", in: Journal für LehrerInnenbildung, 2, 9-19<br />

- Kretschmann, R. (2005)„Pädagnostik“- zur Förderung der Diagnosekompetenz von Lehrerinnen<br />

und Lehrern.; in: Horst Bartnitzky, Angelika Speck-Hamdan (Hrsg.): <strong>Pädagogische</strong> Leistungskultur:<br />

Leistungen der Kinder wahrnehmen – würdigen – fördern; Beiträge zur Reform der Grundschule<br />

Band 118, Arbeitskreis Grundschule, 180 – 215<br />

- Kretschmann, R. (2006 „Pädagnostik“ – Optimierung pädagogischer Angebote durch differenzierte<br />

Lernstandsdiagnosen, unter besonderer Berücksichtigung mathematischer Kompetenzen (2006)<br />

in Grüßing, M. u. Peter-Koop, A.: Die Entwicklung mathematischen Denkens in kindergarten und<br />

Grundschule: Beobachten – Fördern –Dokumentieren; Offenburg, Mildenberger-Verlag, S. 29-54<br />

- Kretschmann, R. (2006) Diagnostik bei Lernbehinderungen, in U. Petermann u. F. Petermann<br />

(Hrsg.): Diagnostik sonderpädagogischen Förderbedarfs, Hogrefe, Göttingen, S. 139-162<br />

Fördermaterialien<br />

- Kretschmann, Rudolf, Rose, Maria-Anna: Was tun bei Motivationsproblemen? Förderangebote bei<br />

Kindern mit Lernblockaden und Versagensängsten. Persen, Postfach 260, 21637 Horneburg<br />

- Balhorn, Heiko, Brügelmann, Hans/ Kretschmann, Rudolf/ Scheerer-Neumann, Gerheid, (1987)<br />

Regenbogen-Lesekiste. 25 Bücher und div. Übungsmaterialien für Leseanfänger, Hamburg: Verlag<br />

<strong>Pädagogische</strong>r Medien, Unnastr. 19, 20253 Hamburg<br />

- Rose, Maria-Anna, Kretschmann, Rudolf, Meinders, Ute: Eva und Billi kommen in die Schule.<br />

Materialien zur Vorbereitung und Gestaltung des Schulanfangs für Kindergarten und Schule,<br />

Beltz, Weinheim, 2004<br />

Förderkonzepte<br />

- Kretschmann, Rudolf (2003) "Prävention und pädagogische Intervention bei Beeinträchtigungen<br />

des Lernens", in: Grundfragen der Sonderpädagogik, Leonhardt, A., Wember, F.B., eds, Weinheim,<br />

Basel, Berlin: Beltz, 465-503<br />

- Kretschmann, Rudolf (2003) "Manchmal ist Rechnenlernen schwer - eine entwicklungsökologische<br />

und systemische Problemsicht", in: Rechenschwäche - Lernwege, Schwierigkeiten und Hilfen<br />

bei Dyskalkulie, , Frtz, A.,Ricken,G., Schmidt,S., eds., Weinheim, Basel, Berlin: Beltz, 179-200<br />

- Kretschmann, Rudolf/ Dobrindt, Yvonne (2003) "Handlungssteuernde Prozesse und ihre Bedeutung<br />

für das Rechnenlernen", in: Rechenschwäche - Lernwege, Schwierigkeiten und Hilfen bei<br />

Dyskalkulie, Fritz, A., Ricken,G., Schmidt,S., eds., Weinheim, Basel, Berlin, Beltz, 400-414<br />

- Kretschmann, Rudolf (1998) "Erlebnisbezogene Lese- und Schreibförderung", in: Z. f. Heilpäd.,<br />

306-321<br />

- Kretschmann, Rudolf/ Dobrindt, Yvonne/ Behring, Karin (1997) "Das Lernen lehren. Anleitung <strong>zum</strong><br />

Lernen im Lebensraum Schule", in: Z.f.Heilpäd., 134-151<br />

- Kretschmann, Rudolf/ Elspaß, Dagmar (1992) "Lese- und Schreibförderung bei Kindern mit<br />

Versagensängsten", in: Sonderpädagogik, 1, 4-19<br />

- Kretschmann, Rudolf u.a.: Analphabetismus bei Jugendlichen, Stuttgart, Kohlhammer, 1990<br />

- Kretschmann, Rudolf (2000) "Mut machen. Differenzierte Methoden für lernschwache Schüler", in:<br />

Friedrich-Jahresheft Üben & Wiederholen; Sinn schaffen - Können entwickeln, 18, 74-78<br />

Weitere Informationen und Downloads finden Sie unter<br />

http://www.kretschmann-online.de


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

3<br />

Diagnosekonzepte: Man kann unterschieden zwischen<br />

- sozialnormierter Diagnostik, bei der die Leistungen bzw. Merkmalsausprägungen<br />

eines Individuums mit denen der anderen Mitglieder einer Kohorte<br />

verglichen werden;<br />

- entwicklungsbezogener Diagnostik, bei der v.a. auf dem Gebiet der psychischen<br />

und organischen Entwicklung ermittelt werden kann, welche Entwicklungsschritte<br />

eine Person vollzogen hat und welche nicht;<br />

- bezogen auf schulische Lerninhalte einer curriculumbezogenen Diagnostik,<br />

mittels derer man analog zu entwicklungsbezogenen Diagnostik feststellen<br />

kann, welche Lernschritte ein Schüler, eine Schülerin bewältigt hat und welche<br />

nicht, sowie<br />

- einer prozessorientierte Diagnostik, mittels derer in Erfahrung zu bringen<br />

ist, wie ein Individuum in einer gegebenen Situation oder bei der Bewältigung<br />

einer Anforderung operiert.<br />

Diagnostische Zugänge in <strong>Pädagogische</strong>n Handlungsfeldern<br />

- die Beobachtung von Lernenden im pädagogischen Feld<br />

- das Einholen und das Sichten von Arbeitsproben, z.B. in Form von Klassenarbeiten<br />

- die Befragung, die Metakommunikation über Lernprozesse oder schulisches<br />

Handeln „....... sage mir doch, wie du die Aufgabe gelöst hast“<br />

- das Gespräch über Gefühle, mit denen Lernende das schulische Lernen begleitet<br />

„Wie fühlst du dich, wenn ........“<br />

- das Portfolio – die Sammlung von Arbeitsergebnissen von Lernenden über einen<br />

längeren Zeitraum als eine materialisierte Entwicklungsdokumentation.<br />

- Curriculumvalide Aufgabensammlungen, anhand derer man einschätzen<br />

kann, welche Teilschritte eines Lehrgangs von einem Schüler bewältigt werden<br />

und welche nicht<br />

- Beobachtungshilfen zur Einschätzung von Risiken und Schutzfaktoren im<br />

schulischen und außerschulischen Umfeld<br />

- Verhaltens- und Merkmalslisten<br />

- Normative Tests<br />

Normative Tests werden benötigt,<br />

- um eine Positionsbestimmung vorzunehmen. Normative Tests können erhellen,<br />

wo eine Schulklasse im überregionalen vergleich steht, bzw. wie die Leistung eines<br />

Kindes im vergleich zu seiner Bezugsgruppe einzuschätzen ist.<br />

- Um die relative Position eines Kindes im Vergleich zu seiner Bezugsgruppe zu<br />

bestimmen und<br />

- Um einen besonderen – sonderpädagogischen - Förderbedarf nachzuweisen und<br />

zu legitimieren.<br />

Curriculumbezogene Tests werden benötigt<br />

- Um festzustellen, welche Lernschritte ein Kind vollzogen hat und welche nicht<br />

und<br />

- auf dieser Basis einen Förderplan zu entwickeln.


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

4<br />

Ausgewählte Diagnoseverfahren für <strong>Pädagogische</strong> Förderung und Prävention<br />

Tabelle 1: Ausgewählte Lese- und Rechtschreibtests<br />

Test Testart Anwendungsbereich<br />

Würzburger Leise Leseprobe<br />

WLLP<br />

P. Küspert, W. Schneider<br />

Hamburger Schreibprobe<br />

HSP<br />

P. May<br />

Hamburger Lesebprobe<br />

HLP<br />

P. May<br />

Diagnostischer Rechtschreibtest<br />

für 2. Klassen<br />

DRT 2<br />

R. Müller<br />

Salzburger Lese-<br />

Screening für die Klassenstufen<br />

1–4<br />

SLS 1-4<br />

H. Meyringer &<br />

H. Wimmer<br />

Lesetest 1. bis 4.<br />

Grundschulklasse<br />

Rechtschreibtest<br />

1. bis 9. Klasse<br />

Einzeloder<br />

Gruppentest?<br />

Bearbeitungsdauer<br />

Parallelformen?<br />

Einzeltest 5 Minuten Pseudoparallelfo<br />

rmen A und B<br />

Gruppen- und<br />

Einzeltest<br />

Letzte Bemerkungen<br />

Normierung<br />

1998 Besonders geeignet als Sichtungsverfahren.<br />

30 Minuten - 2002 Liefert neben Rangplatzinformationen<br />

Hinweise auf Rechtschreibstrategien<br />

Lesetest 1. bi 4. Kl. Einzeltest 30 Minuten 2002 Liefert Rangplatzinformationen, und<br />

qualitative Hinweise zur Lesetechnik<br />

Rechtschreibtest<br />

Ende der 2.,<br />

Anfang der 3.<br />

Klasse<br />

Lesetest Ende der 1.<br />

bis Ende der<br />

4. Klassenstufe,<br />

aber<br />

auch ältere<br />

Schüler m.<br />

Verdacht auf<br />

Leseschwäche<br />

Gruppen- und<br />

Einzeltest<br />

Gruppentest<br />

25 – 45 Minuten<br />

15 Minuten<br />

(reine Bearbeitugsdauer<br />

3 Minuten)<br />

Parallelformen A<br />

und B<br />

Parallelformen A<br />

und B<br />

2003 Analog <strong>zum</strong> DRT2 wurden Verfahren<br />

für die Schuljahre 1, 3 und 4-5 entwickelt.<br />

Liefert neben Rangplatzinformationen<br />

Hinweise auf Fehlerschwerpunkte<br />

2003


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

5<br />

Tabelle 2: Ausgewählte Rechentests<br />

Test Testart Anwendungsbereich<br />

Diagnostischer Rechentest<br />

für 3. Klassen<br />

DRE 3<br />

K. Samstag, A. Sander<br />

& R. Schmidt<br />

Mathematiktest für 2.<br />

Klassen MT 2<br />

G. Feller & K. Hugow<br />

Deutscher Mathematiktest<br />

für erste Klassen<br />

DEMAT 1 +<br />

K. Krajewski, P.<br />

Küspert & W. Schneider<br />

Mathematiktest<br />

Ende 1.,<br />

Anfang 2.<br />

Grundschulklasse<br />

Rechentest Ende 3.,<br />

Anfang 4.<br />

Klasse<br />

Ende 2.,<br />

Anfang 3.<br />

Klasse<br />

Einzel- und<br />

Gruppentest<br />

Einzel- und<br />

Gruppentest<br />

Einzeltest:<br />

20 – 35 Minuten<br />

Gruppentest:<br />

40 Minuten<br />

max. 90<br />

Minuten<br />

Mathematiktest<br />

Vorbereitung<br />

10 Minuten<br />

Durchführung<br />

15 – 30<br />

Minuten<br />

Einzeloder<br />

Gruppentest?<br />

Einzel- und<br />

Gruppentest<br />

Bearbeitungsdauer<br />

Parallelformen?<br />

Parallelformen<br />

A und<br />

B<br />

Parallelformen<br />

A und<br />

B<br />

-<br />

Letzte Bemerkungen<br />

Normierung<br />

2002 Analog <strong>zum</strong> Demat1+ wurden Verfahren<br />

für die Schuljahre 2 und 3<br />

entwickelt.<br />

1992


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

6<br />

Tabelle 3: Curriculumbezogene Diagnoseverfahren für Mathematik und Deutsch<br />

Test Testart Anwendungsb<br />

ereich<br />

Heilpädagogischer Kommentar<br />

<strong>zum</strong> Zahlenbuch – 1<br />

E. Moser Opitz, M.<br />

Schassmann<br />

2002<br />

Prozessdiagnose der<br />

Schriftsprachkompetenz in<br />

den Schuljahren 1 und 2<br />

R. Kretschmann, Y.<br />

Dobrindt, K. Behring<br />

2002<br />

Prozessdiagnose mathematischer<br />

Kompetenzen<br />

in den Schuljahren<br />

1 und 2<br />

K. Behring, R. Kretschmann,<br />

Y. Dobrindt<br />

Curriculumbezogenes<br />

Diagnoseverfahren zur<br />

Überprüfung mathematischer<br />

Anforderungen<br />

im 1. Schuljahr<br />

Curriculumbezogenes<br />

Diagnoseverfahren zur<br />

Überprüfung der<br />

Schriftsprachkompetenz<br />

in den Schuljahren<br />

1 und 2<br />

Curriculumbezogenes<br />

Diagnoseverfahren zur<br />

Überprüfung mathematischer<br />

Anforderungen<br />

(Arithmetik) in<br />

den Schuljahren 1 u.2<br />

1. Schuljahr<br />

oder ältere<br />

Schülerinnen<br />

und Schüler mit<br />

Schwierigkeiten<br />

im Bereich<br />

Mathematik<br />

1. u. 2. Schuljahr<br />

oder ältere<br />

Schülerinnen<br />

und Schüler mit<br />

Schwierigkeiten<br />

im Bereich<br />

„Deutsch“<br />

1. u. 2. Schuljahr<br />

oder ältere<br />

Schülerinnen<br />

und Schüler mit<br />

Schwierigkeiten<br />

im Bereich<br />

Mathematik<br />

Einzeltest<br />

Einzeltest<br />

Variabel, da je<br />

nach Bedarf nur<br />

Teilmengen der<br />

Prüfaufgaben<br />

vorgenommen<br />

werden.<br />

Variabel, da je<br />

nach Bedarf nur<br />

Teilmengen der<br />

Prüfaufgaben<br />

vorgenommen<br />

werden.<br />

Variabel, da je<br />

nach Bedarf nur<br />

Teilmengen der<br />

Prüfaufgaben<br />

vorgenommen<br />

werden.<br />

Einzeloder<br />

Gruppentest?<br />

Einzeltest<br />

Bearbeitungsdauer<br />

Parallelformen?<br />

nein<br />

nein<br />

nein<br />

Letzte Normierung<br />

Es liegen keine<br />

Normierungen<br />

vor, da es sich um<br />

eine Curriculumbezogene<br />

Diagnostik<br />

handelt.<br />

Es liegen keine<br />

Normierungen<br />

vor, da es sich um<br />

eine Curriculumbezogene<br />

Diagnostik<br />

handelt.<br />

Es liegen keine<br />

Normierungen<br />

vor, da es sich um<br />

eine Curriculumbezogene<br />

Diagnostik<br />

handelt.<br />

Bemerkungen<br />

Das Zahlenbuch wird fortlaufend für<br />

weitere Schuljahre weiterentwickelt und<br />

ergänzt. Es liegen mittlerweile Ausgaben<br />

für die Schuljahre 2,3,4 und 5+6 vor.<br />

Diagnosekompendium, das neben den<br />

Prüfaufgaben zur Schriftsprache auch<br />

Checklisten und Beobachtungshilfen zur<br />

Diagnose der Allgemeinenwicklung, der<br />

Lernmotivation und des Arbeitsverhaltens<br />

enthält, sowie kurz gefasste Förderhinweise.<br />

Diagnosekompendium, das neben den<br />

mathematischen Prüfaufgaben auch<br />

Checklisten und Beobachtungshilfen zur<br />

Diagnose der Allgemeinenwicklung, der<br />

Lernmotivation und des Arbeitsverhaltens<br />

enthält, sowie kurz gefasste Förderhinweise.


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

7<br />

Muster für einen Steckbrief - AST 3 Allgemeiner Schuleignungstest für 3. Klassen<br />

Fippinger, F., Weinheim: Beltz, 1971, überarbeitet 1990<br />

1. Testart<br />

Schulleistungsbatterie, die hinsichtlich der Schulleistung in den Fächern Deutsch und Rechnen differenzieren<br />

soll<br />

2. Konzept<br />

Der AST 3 liefert Lehrern Anhaltspunkte zur Notengebung in Deutsch und Rechnen im 2. Halbjahr<br />

der 3. Klasse. Außerdem liefert er als Ergänzung <strong>zum</strong> DRT 3 und SVL 3 Hinweise zur Diagnose einer<br />

Lese-Rechtschreib-Schwäche.<br />

3. Einsatz/Durchführung<br />

- Alter: 2. Halbjahr der 3. Klasse Grundschule, sowohl als Einzel- als auch als Gruppentest durchführbar<br />

Parallelformen (A und B)<br />

Dauer ca. 90 Minuten,<br />

Erforderliches Material: Testmappe, einmal verwendbare Testhefte für die Gesamttestbatterie, Stoppuhr,<br />

Bleistifte<br />

4. Normen<br />

Für den Gesamttestwert und für die Untertests liegen mittlere Prozentrangplätze, Prozentrangbänder,<br />

Standardwerte und Notenvorschläge getrennt für Form A und B vor; Eichstichprobe N = 2072 (Formen<br />

A und B). Normierungen: T-Normen und Prozentränge.<br />

5. Testaufbau<br />

Fünf Untertests in der Reihenfolge der Durchführung.<br />

1. 'Leseverständnis'; nach Vorlesen einer Geschichte werden Sinnfragen gestellt; es soll aus jeweils<br />

vier Antwortalternativen die richtige bestimmt werden (14 Fragen zu zwei Geschichten)<br />

2. 'Wortschatz'; zu einem Wort soll aus vier Antwortalternativen ein passendes gesucht werden (19<br />

Aufgaben)<br />

3. 'Zahlenrechnen'; Subtraktion sowie einfache Multiplikationen und Divisionen im Bereich von 1-<br />

964; aus drei Alternativen soll die richtige bestimmt werden (32 Aufgaben)<br />

4. 'Textaufgaben': Addition, Subtraktion, einfache Multiplikationen und Divisionen im Bereich von 1-<br />

1000, auch schriftliche Aufgabenlösung möglich; aus drei Ergebnisalternativen soll die richtig bestimmt<br />

werden (15 Aufgaben)<br />

5. 'Rechtschreiben'; einem Satz sollen aus drei Antwortalternativen Wörter zugeordnet werden, die<br />

richtig geschrieben sind (20 Aufgaben)<br />

6. Gütekriterien<br />

Objektivität: ist für Durchführung, Auswertung und Interpretation gesichert.<br />

Reliabilität: Testhalbierung Form A B r = .95 -.96 (N = 1102; 974).<br />

Validität: Lehrplan- und Inhaltsgültigkeit vorhanden; Korrelationen des Gesamttestwerts mit Schulnoten<br />

r = .61 - -73 (A) und .59 - .73 (B).<br />

7. Bewertungen<br />

Der AST 3 ist ein brauchbares Messinstrument zur quantitativen Leistungsprüfung der 3. Klassen sowohl<br />

für Leseverständnis als auch für Rechtschreibung. Als Grundlage eines gezielten Lese- und<br />

Rechtschreibtrainings ist der Test nicht geeignet.<br />

Zusatzauftrag: Bitte vergewissern Sie sich anhand des Katalogs der Testzentrale,<br />

a) ob es sich bei dem Exemplar, das Sie vor sich haben, um die aktuellste Version handelt und<br />

b) ob es im Angebot der Testzentrale für diesen Bereich noch weitere Tests gibt.<br />

Bitte notieren Sie, welche Begriffe und Inhalte für Sie neu sind, damit wir später darauf eingehen können.


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

8


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

9<br />

Etappen des Schriftspracherwerbs (nach FRITH)<br />

Etappe I: Kritzelbriefe und "so tun als ob" man liest: das Kind setzt sich<br />

mit einem Bilderbuch in Leseposition und rezitiert einen Text.<br />

Etappe II: Logographisches Lesen und Schreiben, vereinzelte Aneignung<br />

von Phonem-Graphem-Beziehungen; Wörter werden anhand charakteristischer<br />

Details wiedererkannt, ohne dass das Kind die einzelnen Grapheme<br />

lautlich benennen könnte, das gleiche gilt für das Schreiben einzelner<br />

Wörter. Einzelne Buchstaben werden erkannt und geschrieben oder einfach<br />

"abgemalt", ohne benannt zu werden.<br />

Etappe III: Anfänge phonetischen Lesens und Schreibens, wobei beim<br />

Schreiben zunächst nur "besonders betonte und gut hörbare Lautwerte"<br />

(EICHLER, 1976, S.250) wiedergegeben werden. Kennzeichnend sind sog.<br />

"Skelettschreibungen" (MS für "Maus", UM für "Blume").<br />

Lesen: Anfänge konstruierenden Lesens (Wortebene), wobei oft nur Wortteile<br />

(Anfänge) erkannt werden.<br />

Etappe IV: Konsequenter Ausbau der phonetischen Schreibweise und<br />

des phonetischen Lesens. In dieser Etappe schreiben Kinder "wie man<br />

spricht", z.B. "flanse". Die Kinder lesen konstruierend: lautes Lesen klingt gedehnt<br />

und verfremdet, weil die Kinder noch stark damit beschäftigt sind, die<br />

erlesenen Phoneme zu größeren Einheiten zu vereinigen. Falsche Betonungen<br />

(Nagel statt Nagel) hindern Kinder mitunter daran, die Wortbedeutung zu<br />

erkennen (vgl. KRETSCHMANN, 1987).<br />

Etappe V: Anfänge orthographischen Lesens und Schreibens: das Kind<br />

versucht sich an Groß- und Kleinschreibung, verdoppelt, setzt Dehnungs-h;<br />

aber noch recht willkürlich. Zu dem nach wie vor dominierenden konstruierende<br />

Lesen tritt hinzu das Lesen geläufiger Wörter nach Gedächtniseintrag.<br />

Etappe VI: Orthographisches Schreiben und Lesen nach Gedächtniseintrag.<br />

Beim Schreiben werden zunehmend von den phonetischen Regeln abweichende<br />

Rechtschreibregeln verwandt (man spricht "Hunt", aber schreibt<br />

"Hund"). Zunehmend mehr Wörter werden nach Gedächtniseintrag erlesen.<br />

Konstruierende Lesen tritt in den Hintergrund und erfolgt nur noch bei seltenen<br />

bzw. bis dahin unbekannten Wörtern.<br />

Etappe VII: Verfeinerung grammatikalischer Strukturen und Ausbildung stilistischer<br />

Fertigkeiten. Gebrauchsorientierter Zugriff auf die Schrift. Lesen von<br />

Zeitschriften und Büchern, Anfertigung von Geschichten, Aufzeichnungen und<br />

Mitteilungen.


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

10<br />

Übung: Zuordnung von Schreibproben zu Etappen des Schriftspracherwerbs -1<br />

Die o.a. Abbildung zeigt Schreibproben von Kindern verschiedenen Alters.<br />

1. Finden Sie bitte heraus, auf welcher Etappe des Schriftspracherwerbs<br />

die Kinder sich befinden.<br />

2. Versuchen Sie einzuschätzen, in welche Schulklasse die Kinder gehen<br />

3. Bitte überlegen Sie, welche pädagogischen Angebote bzw. Förderangebote<br />

bei den Kindern angezeigt wären.<br />

Verwenden Sie dazu bitte die Tabelle auf der folgenden Seite!<br />

Nachfrage: Ist es Ihnen bei allen Schreibproben leicht gefallen, sie einer<br />

Entwicklungsetappe zuzuordnen?


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

11<br />

Übung: Zuordnung von Schreibproben zu Etappen des Schriftspracherwerbs - 1<br />

Nr.<br />

Aus welchen Etappen finden sich<br />

Elemente?<br />

Welche Etappe dominiert?<br />

Entwicklung synchon-asynchron?<br />

Welche Kompetenzen sind<br />

Vorhanden, welche sind altersadäquat?<br />

Was ist nicht alteradäquat entwickelt?<br />

Was sollte zuerst gefördert werden?


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

12<br />

Übung: Zuordnung von Schreibproben zu Etappen des Schriftspracherwerbs - 2<br />

Nr.<br />

Aus welchen Etappen finden sich<br />

Elemente?<br />

Welche Etappe dominiert?<br />

Entwicklung synchon-asynchron?<br />

Welche Kompetenzen sind<br />

Vorhanden, welche sind altersadäquat?<br />

Was ist nicht alteradäquat entwickelt?<br />

Was sollte zuerst gefördert werden?


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

13<br />

Lese- und Schreibentwicklungstabellen (Kretschmann u. Scheerer-Neumann, 2002/2005 - Entwurf)<br />

Tabelle I: Beherrschung der Zeichen und der phonologische Operationen<br />

Phonem–<br />

Graphem–<br />

Kompetenz<br />

Phonemische<br />

Analyse<br />

Phonemische.<br />

Synthese<br />

Schrift<br />

1) Präliterale Stufe<br />

Kindergartenzeit,<br />

4. - 6- Lebensjahr<br />

Evtl. einzelne Buchstaben<br />

werden erkannt<br />

und benannt<br />

Gliederung gesprochener<br />

Sprache in<br />

Silben, Erkennen v.<br />

Reimen und akustisch<br />

prägnanten Anlauten<br />

Kritzeleien, Blockbuchstaben<br />

2) Frühe phonemische<br />

Stufe<br />

Typisch für 1. Schulhalbjahr<br />

Die gebräuchlichsten<br />

Buchstaben werden<br />

erkannt und benannt<br />

Erkennen prägnanter<br />

Phoneme in gesprochenen<br />

Wörtern<br />

Synthese bei einfach<br />

strukturierten Silben,<br />

Blockbuchstaben z. T.<br />

mit Spiegelungen<br />

(Raum-Lage-<br />

Unsicherheit)<br />

3) Entfaltete phonemische<br />

Stufe<br />

Typisch für Ende 1.<br />

Schuljahr<br />

Allmähliche Vervollständigung<br />

des Graphembestands<br />

Vollständige<br />

phonemische Durchgliederung<br />

von KVK-<br />

Wörtern<br />

Sinnerfassendes u.<br />

zunehmend flüssigeres<br />

Erlesen von KVK-<br />

Wörtern<br />

Druckbuchstaben,<br />

groß/ klein zunehmende<br />

Raum-Lage-<br />

Sicherheit<br />

4) Voll entfaltete phonemische<br />

Stufe<br />

Typisch für Mitte 2.<br />

Schuljahr<br />

Vollständige Beherrschung<br />

des Phonem-<br />

Graphem-Bestands,<br />

auch Mehrfachgrapheme<br />

Vollständige phonemische<br />

Durchgliederung<br />

v. Wörtern, auch<br />

mit Konsonantenclustern<br />

Synthese auch komplexerer<br />

Silben und<br />

Wörter<br />

Druckbuchstaben<br />

gemischt; je nach<br />

Lehrgang Anfänge<br />

von Schreibschrift<br />

5) Voll entfaltete phonemische<br />

Stufe, Hinzutreten<br />

des orthographischen<br />

und morphematischen<br />

Prinzips<br />

Typisch für Ende 2. u.<br />

beginnendes 3. Schuljahr<br />

Vollständige Beherrschung<br />

des Phonem-<br />

Graphem-Bestands,<br />

auch Mehrfachgrapheme<br />

und seltene<br />

Grapheme<br />

Vollständige und<br />

zunehmend automatisierte<br />

phonemische<br />

Durchgliederung v.<br />

Wörtern, auch mit<br />

Konsonantenclustern<br />

Synthese auch komplexerer<br />

Silben und<br />

Wörter<br />

Überwiegender<br />

Gebrauch von<br />

Schreibschrift<br />

6) Entfaltete phonemische<br />

und orthographische<br />

Strategie<br />

Typisch für 3. Schuljahr<br />

und später<br />

Wie 5 Wie 5<br />

Vollständige und<br />

zunehmend automatisierte<br />

phonemische<br />

Durchgliederung jeglicher<br />

Wörter<br />

Zunehmend automatisierte<br />

Synthese jeglicher<br />

Silben und Wörter<br />

Automatisierte<br />

Schreibschrift, Zügiges<br />

Schreibtempo,<br />

Flüssige Schrift<br />

Gebrauch von PC<br />

möglich<br />

7) Automatisiertes<br />

Lernen und Schreiben<br />

Typisch für 4. Schuljahr<br />

und später<br />

Wie 6<br />

Wie 6<br />

Wie 6


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

14<br />

Tabelle II: Lesetechnik, Leseverständnis und Schriftgebrauch<br />

1) Präliterale Stufe<br />

Kindergartenzeit,<br />

4. - 6- Lebensjahr<br />

2) Frühe phonemische<br />

Stufe<br />

Typisch für 1. Schulhalbjahr<br />

Orthographie Skelettschreibung u. phonemisches<br />

Spontanschreiben<br />

Korrektes Schreiben von ca.<br />

10 Lehrgangswörtern<br />

Schreiben,<br />

gestaltender,<br />

Aufzeichnungsund<br />

Mitteilungsaspekt<br />

Lesen,<br />

lesetechnischer<br />

Aspekt<br />

Worterkennen,<br />

Recodieren,<br />

Decodieren<br />

Lesen,<br />

sinnbezogener<br />

Aspekt<br />

Spontanschreiben von<br />

Kritzelbotschaften<br />

Namen,<br />

subjektiv bedeutsame<br />

Wörter in z.T. sehr rudimentärer<br />

Form (1-2 Buchstaben<br />

oder Pseudobuchstaben)<br />

Logographisches Erkennen<br />

des eigenen Namens, sehr<br />

weniger anderer Wörter,<br />

Embleme, ohne Wortdurchgliederung<br />

Spontanschreiben subjektiv<br />

bedeutsamer Wörter<br />

HAT = Hund, erste Sätze<br />

bzw. Satzfragmente<br />

DUBSOH = Du bis doof<br />

Spontanschreiben v. Wörtern<br />

aus dem Lehrgang<br />

FU, LONI, LINO<br />

Konstruierendes, langsames<br />

(und z.T. noch erfolgloses)<br />

Recodieren und Decodieren<br />

kurzer lautgetreuer Wörter,<br />

Logographisches Erlesen<br />

bekannter und subjektiv<br />

bedeutsamer Wörter (eigener<br />

Vorname, Oma, Opa)<br />

Erkennen von Wortbedeutungen<br />

3) Entfaltete phonemische<br />

Stufe<br />

Typisch für Ende 1.<br />

Schuljahr<br />

Ausgeprägtes phonemisches<br />

Spontanschreiben,<br />

einzelne orthographische<br />

Elemente (Mehrfachgrapheme,<br />

Doppelungen)<br />

Rückgang des Spontanschreibens,<br />

Wörter, Sätze aus dem<br />

Lehrgang<br />

FU, LONI, LINO<br />

Nachgestalten, Ausgestalten<br />

von Lehrgangsinhalten<br />

(Briefe an LINO und LONI)<br />

Sätze, kurze Satzfolgen zu<br />

Bildern, Erlebnissen, Fragen<br />

Konstruierendes langsames<br />

Recodieren und Decodieren<br />

kurzer unbekannter Wörter<br />

mit KVK-Struktur,<br />

Flüssiges Erlesen bekannter<br />

Wörter nach Gedächtniseintrag<br />

(anders als beim logographischen<br />

Lesen können<br />

die einzelnen Grapheme<br />

benannt werden)<br />

Sinnentnehmendes Erkennen<br />

und Erlesen bekannter<br />

und geübter, bzw. unbekannter<br />

Wörter mit lesetechnischer<br />

Einfachstruktur<br />

4) Voll entfaltete phonemische<br />

Stufe<br />

Typisch für Mitte 2.<br />

Schuljahr<br />

Ausgeprägtes phonemisches<br />

Spontanschreiben,<br />

einzelne orthographische<br />

Elemente (Mehrfachgrapheme,<br />

Doppelungen)<br />

Von "Und dann... "-<br />

Geschichten zu Texten mit<br />

Handlungsstrukturen<br />

Konstruierendes langsames<br />

Erlesen auch von Wörtern<br />

mit Konsonantenclustern,<br />

Erlesen einfacher Texte<br />

(kurze Satzlängen, kurze<br />

Wortlängen, wenige<br />

Konsonanten),<br />

Flüssiges Erlesen einer<br />

wachsenden Zahl von<br />

Wörtern nach Gedächtniseintrag<br />

Sinnentnehmendes Lesen<br />

entwicklungsadäquater<br />

Texte<br />

Erlesen von Sichtwörtern<br />

5) Voll entfaltete phonemische<br />

Stufe, Hinzutreten<br />

des orthographischen<br />

und morphematischen<br />

Prinzips<br />

Typisch für Ende 2. u.<br />

beginnendes 3. Schuljahr<br />

Phonemisches Spontanschreiben,<br />

gelegentlich<br />

ergänzt und korrigiert durch<br />

orthographische und morphemische<br />

Strategien<br />

Von "Und dann... "-<br />

Geschichten zu Texten mit<br />

Handlungsstrukturen und<br />

innerer Kohärenz<br />

Übergang vom konstruierenden<br />

Lesen <strong>zum</strong> Lesen<br />

nach Gedächtniseintrag.<br />

Simultanes Erkennen von<br />

Silben Morphemen und<br />

gebräuchlichen Wörtern.<br />

Decodieren einfacher Texte<br />

Erlesen fremder, altersadäquater<br />

Texte, automatisiertes,<br />

sinnentnehmendes<br />

Lesen von Ganzschriften<br />

6) Entfaltete phonemische<br />

und orthographische<br />

Strategie<br />

Typisch für 3. Schuljahr<br />

und später<br />

Zunehmend sicherer<br />

Gebrauch der phonemischen,<br />

orthographischen und<br />

morphemischen und grammatikalische<br />

Strategien<br />

Texte mit Handlungsstrukturen<br />

und innerer Kohärenz<br />

Decodieren nach Gedächtniseintrag<br />

wird zur dominierenden<br />

Lesestrategie. Erlesen<br />

von Texten.<br />

Überwachen des Leseprozesses,<br />

d.h. Überprüften des<br />

Gelesenen auf grammatikalische<br />

und inhaltliche Kohärenz<br />

und Plausibilität, ggf.,<br />

Korrekturen<br />

Gewohnheitsmäßiges Lesen<br />

von Geschichten und Ganzschriften<br />

<strong>zum</strong> eigenen<br />

Vergnügen<br />

7) Automatisiertes<br />

Lernen und Schreiben<br />

Typisch für 4. Schuljahr<br />

und später<br />

Wie 6<br />

Texte mit Handlungsstrukturen<br />

und innerer Kohärenz<br />

und logischem Aufbau<br />

Spannungs- und Überraschungsmomente<br />

Wie 6<br />

Wie 6


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

15<br />

Tabelle III: "Gute Fehler", "schlechte Fehler" beim Schreiben und Rechtschreiben<br />

"Gute" = entwicklungsadäquate<br />

Fehler"<br />

beim Schreiben<br />

"Schlechte<br />

Fehler", Anzeichen<br />

von Fehlentwicklungen<br />

und Stagnation<br />

beim Schreiben<br />

1) Präliterale Stufe<br />

Kindergartenzeit,<br />

4. - 6- Lebensjahr<br />

2) Frühe phonemische<br />

Stufe<br />

Typisch für 1. Schulhalbjahr<br />

Spiegeln, Auslassen,<br />

Vertauschen von Buchstaben,<br />

willkürlicher<br />

Wechsel zwischen Großund<br />

Kleinbuchstaben<br />

Schreiben "wie man<br />

spricht"<br />

3) Entfaltete phonemische<br />

Stufe<br />

Typisch für Ende 1.<br />

Schuljahr<br />

Gelegentliches Spiegeln,<br />

Auslassen, Vertauschen<br />

von Buchstaben,<br />

Schreiben "wie man<br />

spricht"<br />

Häufiges Spiegeln, Auslassen,<br />

Vertauschen von<br />

Buchstaben (Skelettschreibungen)<br />

bei geübten<br />

Wörtern, willkürliche<br />

Anordnung von Buchstaben<br />

auch bei geübten<br />

Wörtern, willkürlicher<br />

Wechsel zwischen Großund<br />

Kleinbuchstaben<br />

Unregelmäßiges Schriftbild<br />

4) Voll entfaltete phonemische<br />

Stufe<br />

Typisch für Mitte 2.<br />

Schuljahr<br />

Gelegentliches, Auslassen,<br />

Vertauschen von<br />

Buchstaben<br />

Schreiben "wie man<br />

spricht"<br />

Häufiges Spiegeln, Auslassen,<br />

Vertauschen von<br />

Buchstaben (Skelettschreibungen),<br />

willkürliche<br />

Anordnung von<br />

Buchstaben auch bei<br />

geübten Wörtern, willkürlicher<br />

Wechsel zwischen<br />

Groß- und Kleinbuchstaben,<br />

Unfähigkeit, geübte<br />

Wörter mit Einfachstruktur<br />

zu schreiben.<br />

Unregelmäßiges Schriftbild<br />

5) Voll entfaltete phonemische<br />

Stufe, Hinzutreten<br />

des orthographischen<br />

und morphematischen<br />

Prinzips<br />

Typisch für Ende 2. u.<br />

beginnendes 3. Schuljahr<br />

Gelegentliches, inadäquates<br />

Beibehalten des<br />

phonemischen Prinzips<br />

(Schreiben "wie man<br />

spricht")<br />

Übergeneralisierung<br />

beim Gebrauch orthographischer<br />

Strategien<br />

(Dehnung, Doppelung),<br />

"Grammatikfehler", u.a.<br />

auch bei Groß- und<br />

Kleinschreibung<br />

Unfähigkeit, Sätze zu<br />

schreiben bzw. einfache<br />

Sätze richtig zu schreiben<br />

Unfähigkeit, kohärente,<br />

einfache Geschichten zu<br />

schreiben<br />

6) Entfaltete phonemische<br />

und orthographische<br />

Strategie<br />

Typisch für 3. Schuljahr<br />

und später<br />

Unfähigkeit, Sätze zu<br />

schreiben bzw. einfache<br />

Sätze richtig zu schreiben<br />

Unfähigkeit, kohärente,<br />

einfache Geschichten zu<br />

schreiben<br />

Willkürliche Vermischung<br />

von phonemischen<br />

und orthographischen<br />

Prinzipien<br />

7) Automatisiertes<br />

Lernen und Schreiben<br />

Typisch für 4. Schuljahr<br />

und später<br />

Wie 6)


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

16<br />

Tabelle IV: "Gute Fehler", "schlechte Fehler" beim Lesen<br />

"Gute" = entwicklungsadäquate<br />

Fehler" beim<br />

Lesen<br />

"Schlechte Fehler",<br />

Anzeichen<br />

von Fehlentwicklungen<br />

und Stagnation<br />

beim Lesen<br />

1) Präliterale Stufe<br />

Kindergartenzeit,<br />

4. - 6- Lebensjahr<br />

2) Frühe phonemische<br />

Stufe<br />

Typisch für 1. Schulhalbjahr<br />

Unfähigkeit, ungeübte<br />

Wörter zu erlesen<br />

Unfähigkeit, geübte Wörter<br />

außerhalb des üblichen<br />

Kontexts zu recodieren und<br />

zu decodieren.<br />

3) Entfaltete phonemische<br />

Stufe<br />

Typisch für Ende 1.<br />

Schuljahr<br />

Verlesungen, Selbstkorrekturen<br />

bei ungeübten Wörtern<br />

v.a. bei langen Wörtern und<br />

Konsonantenhäufungen<br />

Schwierigkeiten b. d. Sinnentnahme<br />

bei langen Wörtern<br />

und Sätzen<br />

Unfähigkeit, ungeübte<br />

Wörter mit Einfachstruktur<br />

konstruierend zu recodieren,<br />

bzw. zu decodieren.<br />

Vorwiegend logographisches<br />

Lesen (Wörter werden<br />

decodiert, die Grapheme<br />

können nicht benannt werden.)<br />

Ratelesen, Auswendiglernen<br />

der Fibeltexte<br />

4) Voll entfaltete phonemische<br />

Stufe<br />

Typisch für Mitte 2.<br />

Schuljahr<br />

Gelegentliche Verlesungen,<br />

Selbstkorrekturen bei ungeübten<br />

Wörtern, v.a. bei<br />

langen Wörtern und Konsonantenhäufungen<br />

Schwierigkeiten b. d. Sinnentnahme<br />

bei langen Wörtern<br />

und Sätzen<br />

Unfähigkeit, ungeübte<br />

Wörter mit Einfachstruktur<br />

konstruierend zu recodieren,<br />

bzw. zu decodieren.<br />

Vorwiegend logographisches<br />

Lesen (Wörter werden<br />

decodiert, die Grapheme<br />

können nicht bzw. nicht<br />

vollständig benannt werden.)<br />

Ratelesen, Auswendiglernen<br />

der Fibeltexte<br />

Stockendes und fehlerhaftes<br />

Vorlesen geübter Texte<br />

ohne Sinnentnahme.<br />

5) Voll entfaltete phonemische<br />

Stufe, Hinzutreten<br />

des orthographischen<br />

und morphematischen<br />

Prinzips<br />

Typisch für Ende 2. u.<br />

beginnendes 3. Schuljahr<br />

Unfähigkeit, ungeübte<br />

Wörter mit Einfachstruktur<br />

konstruierend zu recodieren,<br />

bzw. zu decodieren.<br />

Vorwiegend logographisches<br />

Lesen (Wörter werden<br />

decodiert, die Grapheme<br />

können nicht benannt werden.)<br />

Ratelesen, Auswendiglernen<br />

der Fibeltexte<br />

Kein Übergang <strong>zum</strong> Lesen<br />

nach Gedächtniseintrag.<br />

6) Entfaltete phonemische<br />

und orthographische<br />

Strategie<br />

Typisch für 3. Schuljahr<br />

und später<br />

7) Automatisiertes<br />

Lernen und Schreiben<br />

Typisch für 4. Schuljahr<br />

und später


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

17


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

18


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

19<br />

Vorschläge zur vertieften Sichtung der<br />

Prozessdiagnose der Schriftsprachkompetenz in<br />

den Schuljahren 1 - 2<br />

Aufgaben <strong>zum</strong> Lesen und Schreiben<br />

• S.76 ff: Phonologische Operationen - Analyse und<br />

Synthese<br />

• S. 81ff: Technisches Lesen. Bitte beachten Sie neben<br />

den Aufgaben die Hinweise <strong>zum</strong> Protokollieren der erbrachten<br />

Leistungen u.a. auf den Seiten 87 und 88<br />

• S. 92 ff: Sinnerfassendes Lesen. Bitte beachten Sie<br />

neben den Aufgaben die Protokolliermöglichkeit "Aufgabenbezogenes<br />

Lösungsverhalten. U.a. auf S. 92 unten<br />

oder S.104 unten.<br />

• S. 108: Technisches Schreiben. Auch hier sind die<br />

Protokollierhinweise z.B. auf den Seiten 109 oder 111<br />

von besonderem Interesse<br />

• Besonders wichtig! S. 42ff und davor: Prüfaufgaben<br />

zur Ermittlung der emotionalen Einstellung <strong>zum</strong> Lesenund<br />

Schreibenlernen. Zurückbleiben führt häufig zu<br />

Ängsten und Lernblockaden. Mit den Aufgaben und<br />

Fragen soll die emotionale Befindlichkeit eines Kindes<br />

in Erfahrung gebracht werden.<br />

Checklisten zur Beurteilung lernrelevanter Verhaltensweisen<br />

und Kompetenzen<br />

• S. 9 ff: Entwicklungsaufgaben am Schulanfang - Erfassungsbogen<br />

zur Allgemeinentwicklung<br />

• S. 18ff und davor: Protokollbogen <strong>zum</strong> Lernhandeln<br />

und zur Motivation


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

20<br />

Phonologische Bewusstheit<br />

Es ist das Charakteristikum einer jeglichen Lautschrift, dass man nicht nur Zeichen<br />

erlernen muss, sondern, dass man<br />

− beim Schreiben den Strom der Sprache in Sätze, Wörter, v.a. aber in Laute, in<br />

sog. Phoneme aufteilen muss, bzw.<br />

− beim Lesen die einzelnen P H O N E M E wieder zu einem ganzen Wortklang zusammenfügen<br />

muss.<br />

Die phonologische Bewusstheit ist die Fähigkeit, solche und ähnliche Leistungen zu<br />

erbringen.<br />

Erfolgreiche Leser und Schreiber bilden Phonologische Bewusstheit schon im Vorschulalter<br />

an und entwickeln diese Kompetenz im Laufe der Schulzeit stetig weiter.<br />

Erfolglose Leser und Schreiber verfügen am Ende ihrer Vorschulzeit nur über<br />

eine eingeschränkte phonologische Kompetenz. Die Bewältigung der schulischen<br />

Anforderungen fällt ihnen daher ungleich schwerer.<br />

JENSEN u.a. definieren Phonologische Bewußtheit wie folgt:<br />

Phonologische Bewußtheit im weiteren Sinne bezieht sich auf größere Einheiten<br />

der gesprochenen Sprache, wie etwa Reime oder Silben. Dagegen verlangen<br />

Aufgaben der phonologischen Bewußtheit im engeren Sinne den bewußten<br />

Umgang mit den kleinsten Einheiten der gesprochenen Sprache, den Phonemen<br />

(Lauten). Die phonologische Bewußtheit im weiteren Sinne tritt in der<br />

Regel in der Kindergartenzeit spontan auf- die meisten Kinder haben Freude<br />

an Reimspielen, können beim Auswendiglernen kleiner Gedichte die Reimeinheiten<br />

als Stütze benutzen und haben beim Singen und Klatschen Spaß daran,<br />

Wörter in Silben zu zerlegen.<br />

Dahingegen tritt die phonologische Bewußtheit im engeren Sinne in der Regel<br />

im Vorschulalter nicht spontan auf und entwickelt sich üblicherweise erst im<br />

Zusammenhang mit der schulischen Anleitung beim Schriftspracherwerb. So<br />

ist zusammenfassend zu sagen, dass bereits Kindergartenkinder zu bewußtem<br />

Nachdenken über die formale Struktur der gesprochenen Sprache fähig<br />

sind. Allerdings bleiben diese Analysen der kleinen Kinder auf größere und<br />

leichter isolierbare Segmente beschränkt. Aufbauend auf dieser phonologischen<br />

Bewußtheit für gröbere sprachliche Einheiten entwickelt sich die Fertigkeit<br />

<strong>zum</strong> Erkennen der einzelnen Phoneme in der Regel durch gezielte Anleitungen<br />

im Rahmen des Schriftspracherwerbs in der Schule.


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

21<br />

Materialien zur Diagnose und Förderung phonologischer Operationen<br />

S. Martschinke, E.-M. Kirschhock & A. Frank<br />

Prozessdiagnose der Schriftsprachkompetenz in den Schuljahren<br />

1 und 2<br />

R. Kretschmann, K. Behring, Y. Dobrindt<br />

Diagnosematerialien Anwendungsbereich Einzel- oder<br />

Gruppentest?<br />

Bearbeitungs-dauer<br />

BISC – Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten<br />

Vorschulkinder zu Beginn oder Einzeltest Ca. 20 – 25<br />

Mitte des letzten Vorschuljahres<br />

Minuten<br />

von H. Jansen, G. Mannhaupt, H. Marx & H. Skowronek<br />

MÜSC – Münsteraner Screening zur Früherkennung von Anfang des 1. Schuljahres Gruppentest Ca. 2 x 20<br />

Lese-Rechtschreibschwierigkeiten, Von G. Mannhaupt<br />

Minuten<br />

Der Rundgang durch Hörhausen<br />

Anfang 1. Klasse und ½ Jahr da-<br />

Erscheinungsjahr<br />

2002<br />

2006<br />

Einzeltest 2001<br />

nach<br />

Schuljahre 1 und 2 und danach Einzeltest 2000<br />

M. Forster & S. Martschinke<br />

Kieler Leseaufbau<br />

Von L. Dummer-Smoch & R. Hacketal<br />

Fördermaterialien Anwendungsbereich Erscheinungsjahr<br />

Förderung der Phonologischen Bewusstheit zur Vorbeugung<br />

von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten von Christiane<br />

Kinder im Vorschulalter und Schulalter; Schulvorbereitung, Anbahnung<br />

und Verfestigung phonologischer Operationen<br />

2003, 3.<br />

Aufl.<br />

Christiansen 1<br />

Hören, lauschen, lernen<br />

Kinder im Vorschulalter und Schulalter; Schulvorbereitung, Anbahnung<br />

2005<br />

Von P. Küspert & W. Schneider<br />

und Verfestigung phonologischer Operationen<br />

Schuleingangsphase: Sprachförderung;<br />

Materialien zur Vorbereitung und Gestaltung des Schulanfangs 2004<br />

Rose, Maria-Anna, Kretschmann, Rudolf, Meinders, Ute: für Kindergarten und Schule<br />

Leichter lesen und schreiben lernen mit der Hexe Susi Schulkinder, Anbahnung und Verfestigung phonologischer Ope-<br />

2001<br />

rationen<br />

Schulkinder, Fördermaterial „zweite Chance" 1986<br />

1 Bestelladresse: Druckerei Joost, Eckernförder Str. 239, 24119 Kronshagen. Preis: 5 €


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

22<br />

Methodischer Vierschritt: Vormachen - mitmachen - nachmachen - Rückmeldung<br />

geben<br />

... zur Ausbildung der Phonem-Graphem-Beziehung<br />

Material: Buchstabenkarten, Holzbuchstaben, Sandpapierbuchstaben etc.<br />

Vormachen:<br />

- Dieser Buchstabe heißt "r"<br />

- Dieser Buchstabe heißt "o"<br />

- "r" - "o" (dabei deutet die Lehrerin auf die Buchstaben)<br />

Mitmachen: Jetzt sprechen wir zusammen<br />

- Dieser Buchstabe heißt "r"<br />

- Dieser Buchstabe heißt "o"<br />

- "r" - "o" (dabei deutet die Lehrerin auf die Buchstaben)<br />

Nachmachen: jetzt du alleine<br />

- Dieser Buchstabe heißt "r"<br />

- Dieser Buchstabe heißt "o"<br />

- "r" - "o" (dabei deutet die Lehrerin auf die Buchstaben)<br />

Rückmeldung: L: Das hast du richtig gemacht<br />

... zur Ausbildung der Phonologischen Analyse<br />

Material: Wortkarte, Vorderseite das Übungswort, Rückseite Abbildung<br />

Vormachen: L: Das Wort "Hase" lautiert man (die Lehrerin deutet dabei<br />

mit dem Finger auf die Grapheme)<br />

Mitmachen: Zusammen: Das Wort "Hase" lautiert man<br />

<br />

Nachmachen: S: "Hase" gibt <br />

Rückmeldung: L: Das hast du richtig gemacht<br />

... zur Ausbildung der Phonologischen Synthese<br />

Material: Wortkarte, Vorderseite das Übungswort, Rückseite Abbildung<br />

Vormachen: L: gibt zusammen "Rose"<br />

Mitmachen: Zusammen: gibt zusammen "Rose"<br />

Nachmachen: S: gibt zusammen "Rose"<br />

Rückmeldung: L: Das hast du richtig gemacht


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

23<br />

Kollegiale Beratung – Leitfaden zur Problembearbeitung<br />

1. Organisatorisches: Wer leitet? Wer berichtet? Wer protokolliert?<br />

Es empfiehlt sich, dass<br />

- ein Mitglied die Aussagen in Stichworten mitschreibt, damit keine<br />

Informationen verloren gehen;<br />

- die Gruppe einen Zeitwächter bestimmt.<br />

2. Bericht:<br />

“Ich berichte über ............“<br />

“Ich wünsche mir am Ende eine Antwort auf folgende Frage .......“ .<br />

Der Bericht soll nicht unterbrochen werden, Nachfragen sind anschließend<br />

möglich. Die Leitung strukturiert den Ablauf. Sie führt<br />

ggf. Gesprächsbeiträge auf das Thema zurück.<br />

3. Ggf. kurze (!) Nachfragen aus der Runde. Nur Informationsfragen<br />

sind zugelassen. Keine Vorschläge, keine Inquisition", keine<br />

Unterstellungen ("Ja, haben Sie eigentlich nicht daran gedacht,<br />

...?!")<br />

4. Blitzlicht: „Der Bericht löst bei mir ...... Vorstellungen aus“; Der<br />

Bericht löst bei mir .......... Gefühle aus“; Achtung: Keine Kommentare,<br />

keine Bewertungen! In ungeübten Gruppen können hier<br />

massive Bewertungen vorkommen, die Leitung hat daher entweder<br />

sofort intervenieren oder Blitzlicht weglassen!<br />

5. Handlungsvorschläge aus der Runde: „Ich in dieser Situation<br />

würde...“ Hier können Gruppenmitglieder Handlungsvorschläge<br />

einbringen. Wichtig ist, dass die Handlungsvorschläge realistisch<br />

sind, d.h. ggf. von dem Berichterstatter, der Berichterstatterin leistbar.<br />

6. Abschluss: Zum Abschluss hat der Berichterstatter, die Berichterstatterin<br />

als erste(r) die Möglichkeit auszuführen, welche Handlungsvorschläge<br />

er oder sie weiter verfolgen will. „Ich kann mir<br />

vorstellen, ich will versuchen ....“, „Mir hilft weiter, dass....“.


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

24<br />

Individueller Lernplan für ______________________Klasse ____ Datum ______<br />

Besondere Stärken, besondere Interessen _________________________________________<br />

Besondere pädagogische Bedarfe _______________________________________________<br />

Zeitraum, für den der Entwicklungsplan gelten soll ________________________________<br />

Zeitpunkt erneuter Überprüfung: ______________________________________________<br />

Aktueller Leistungsstand,<br />

Besonderheiten<br />

Unterrichtsfach:<br />

Motivation,<br />

Lernhandeln,<br />

Sozialverhalten im<br />

jeweiligen Unterrichtsfach<br />

Operationale Entwicklungsziele<br />

Methoden,<br />

Materialien,<br />

Ressourcen<br />

Art und Inhalt besonderer<br />

pädagogischer<br />

Angebote<br />

Veränderungen,<br />

die im schulischen<br />

Umfeld<br />

herbeigeführt werden<br />

sollen.<br />

Veränderungen,<br />

die im außerschulischen<br />

Umfeld<br />

herbeigeführt werden<br />

sollen.<br />

Zuständigkeiten


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

25<br />

Individueller Lernplan für Jens Köster vom 15.11.05<br />

Klasse: 2a, Grundschule Nelkenstraße<br />

Unterrichtsfach / Förderbereich Deutsch<br />

Besondere Stärken, besondere Interessen: J. interessiert sich für Tiere, er hat zu Hause Haustiere<br />

(Hamster, Meerschweinchen).<br />

Besondere pädagogische Bedarfe: Jens hat Mühe, komplexere Wörter flüssig und sinnerfassend<br />

zu lesen<br />

Zeitraum, für den der Entwicklungsplan gelten soll: vom 1.12. 05 bis 30.4.06<br />

Zeitpunkt erneuter Überprüfung: Nach den Osterferien 2006<br />

Aktueller Leistungs-<br />

bzw.<br />

Entwicklungsstand,<br />

Besonderheiten<br />

Motivation,<br />

Lernhandeln,<br />

Sozialverhalten im<br />

jeweiligen Unterrichtsfach<br />

Operationale Entwicklungsziele<br />

Jens liest konstruierend. Er hat die phonlogische Synthese erlernt, benötigt jedoch<br />

sehr lange, bis er ein Wort erlesen kann. Bei längeren Wörtern oder Wortfolgen<br />

gelingt es ihm mitunter nicht, das Wort oder den Satz zu erlesen, weshalb<br />

sein sinnerfassendes Lesen beeinträchtigt ist.<br />

Schreiben: vorwiegend phonemisch mit einigen orthographischen Elementen,<br />

sehr langsam. Bewältigt nur einen kleinen Teil der Anforderungen.<br />

Jens bemerkt, dass seine Lernentwicklung langsamer verläuft als die seiner<br />

Mitschüler. Er ist deshalb oft verunsichert und unglücklich und blockt nach erfolglosen<br />

lese- und Schreibversuchen ab: „kann ich sowieso nicht“<br />

Jens soll darin unterstützt werden, den Lesevorgang zu automatisieren. Es soll<br />

mit ihm in dem Förderzeitraum eine Wörterkartei mit vorläufig 50 Wörtern aufgebaut<br />

und benutzt werden. Die Wörter dieser Kartei sollen so lange geübt werden,<br />

bis Jens sie flüssig lesen und schreiben kann.<br />

Methoden,<br />

Materialien,<br />

Ressourcen<br />

Art und Inhalt besonderer<br />

pädagogischer<br />

Angebote<br />

Anknüpfend an sein Hauptinteressengebiet (Tiere) sollen Bilder, Bücher und<br />

Materialien bereitgestellt werden. Auf der Basis seiner Kommentare zu den Bildern<br />

fertigt die Förderlehrerin Texte an. Diese werden nach dem Prinzip „Lesen<br />

mit sukzessivem Ausblenden von Hilfen“ geübt. Es werden Wörter isoliert, auf<br />

Karteikarten übertragen und geübt. Ergänzend können auch Übungen aus dem<br />

Kieler Leseaufbau eingesetzt werden.<br />

Jens soll an einer Fördergruppe teilnehmen, die jeweils Mittwoch Nachmittag<br />

dreistündig an der Schule von dem Sonderschullehrer Q. Berndt angeboten wird.<br />

Es soll bei den Übungen v.a. darauf geachtet werden, Jens’ Erfolgszuversicht zu<br />

stärken, insbesondere durch personbezogene Texte und Angebote, Ermöglichen<br />

von Situationskontrolle, ermutigende Texte etc. (vgl. KRETSCHMANN u. ROSE,<br />

was tun bei Motivationsproblemen?)<br />

Jens ist in der Klasse gut integriert. Es bestehet ein gutes Beziehungsverhältnis<br />

zu den Lehrkräften. Er sollte jedoch im Deutschunterricht Angebote erhalten, die<br />

sich in Menge und Schwierigkeiten von denen erfolgreicherer Schüler unterscheiden<br />

(leichter sind).<br />

Die Mutter wird gebeten, vier mal wöchentlich für 10 Minuten mit Jens zu üben.<br />

Sie erhält dazu eine Anleitung durch die Klassenlehrerin. An den vereinbarten<br />

Tagen gibt die Klassenlehrerin fünf zu übende Wörter aus der Übungskartei mit.<br />

Veränderungen,<br />

die im schulischen<br />

Umfeld<br />

herbeigeführt werden<br />

sollen.<br />

Veränderungen,<br />

die im außerschulischen<br />

Umfeld<br />

herbeigeführt werden<br />

sollen.<br />

Zuständigkeiten Frau K. Schäfer, Klassenlehrerin und Lehrerin für das Fach Deutsch, Herr Q.<br />

Berndt, Sonderschullehrer, Förderzentrum Stichnathstraße


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

26<br />

Kooperative Gestaltung eines Diagnose- und Förderprozesses<br />

Förderkind ___________________________________________________<br />

Dominierende<br />

Schwierigkeiten<br />

Aus Grundschulsicht<br />

Aus Sonderschulsicht<br />

Stärken des Kindes<br />

Weitere diagnostische<br />

Informationen,<br />

die eingeholt werden<br />

sollten<br />

Vorgehen dabei<br />

Zu ergreifende<br />

Fördermaßnahmen<br />

(Prioritäten!!)<br />

Maßnahmen <strong>zum</strong><br />

Abbau von Risiken<br />

bzw. zur Einführung<br />

förderlicher<br />

Bedingungen im<br />

Umfeld des Kindes<br />

(Prioritäten!!)<br />

Zuständigkeiten,<br />

Aufgabenverteilung<br />

im Förderprozess


R. Kretschmann, Präventive und lernbegleitende Diagnosen im Anfangsunterricht Deutsch, Graz, 2009<br />

27<br />

Zielvereinbarung und Förderkontrakt (Beispiel)<br />

Name des Kindes, das gefördert werden soll: Severin<br />

An der Förderung beteiligte Lehrkräfte<br />

Frau Rautenberg SOL<br />

Frau Reeder, Grundschullehrerin,<br />

Vorrangige Förderziele: Verbesserung der Schriftsprachkompetenz, Steigerung von Erfolgszuversicht<br />

in Bezug auf das Lesen und Schreiben<br />

Vorläufige Dauer der Förderung: bis <strong>zum</strong> Ende des ersten Quartals<br />

Aufgaben, die von der Sonderschullehrerin, Frau Rautenberg, übernommen werden sollen<br />

Förderung von Severin in einer Kleingruppe zusammen mit drei weiteren förderbedürftigen<br />

Kindern während vier Unterrichtsstunden in der Woche<br />

Assistenz und Beobachtung der förderbedürftigen Kinder (u.a. auch Severin) im Klassenunterricht<br />

während zweier Unterrichtsstunden pro Woche<br />

Anbahnung und Automatisierung phonologischer Kompetenz, Analyse und Synthese durch<br />

erlebnisbezogene Lese- und Schreibangebote (evtl. anknüpfend an das Hobby "Karate")<br />

Entlastende und ermutigende Hilfestellungen beim Lesen und beim Erstellen von Texten<br />

Bereitstellung von Differenzierungsmaterial für den von der Grundschullehrerin betreuten<br />

Klassenunterricht.<br />

Aufgaben, die von der Grundschullehrerin, Frau Reeder übernommen werden sollen<br />

Severin erhält im Klassenunterricht Differenzierungsangebote, die seinem Kompetenzniveau<br />

entsprechen.<br />

Lernerfolgskontrollen erfolgen ausschließlich in der Zweiersituation<br />

Severin darf, wenn er das möchte, 1 mal in der Woche von seinem Hobby berichten.<br />

Weitere Vereinbarungen:<br />

GL und SOL treffen sich immer Do nach der 5. Stunde, um sich über die Erfahrungen mit den<br />

Förderkindern auszutauschen und die erforderlichen Schritte für die kommende Woche zu<br />

planen.<br />

Bremen, den 30.9.2005, P. Reeder, K. Rautenberg

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