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35. Sitzung - Bremische Bürgerschaft

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2372<br />

<strong>Bremische</strong> Bürgerschaft (Landtag) – 18. Wahlperiode – <strong>35.</strong> <strong>Sitzung</strong> am 20.02.13<br />

(A)<br />

(B)<br />

Ich rufe das erste Thema auf.<br />

Hat Bremen zu viel Geld? Jobcenter in Bremen<br />

und Bremerhaven geben 9,4 Millionen Euro<br />

zurück<br />

Die Beratung ist eröffnet.<br />

Als erster Redner hat das Wort der Abgeordnete<br />

Rupp.<br />

Abg. Rupp (DIE LINKE)*): Herr Präsident, meine<br />

sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen<br />

und Kollegen! Wenn man Zeitung liest, gibt es oft<br />

Momente, in denen sich einem Fragen stellen, die<br />

man nicht einfach so beantworten kann. Eine dieser<br />

Fragen tragen wir heute in dieses Parlament in der<br />

Hoffnung, dass wir sie beantworten.<br />

Es war der Presse zu entnehmen, dass Bremen<br />

und Bremerhaven neun Millionen Euro für Eingliederungsmaßnahmen<br />

an den Bund zurückgeben. In<br />

dem Zusammenhang stellen sich wahrscheinlich<br />

viele Menschen, vor allem diejenigen, die bisher<br />

von solchen Dingen noch nicht betroffen waren,<br />

die Frage, was das eigentlich für Geld ist und was<br />

eigentlich Eingliederungsmaßnahmen sind.<br />

Bremen bekommt für die Unterstützung von Menschen<br />

ohne Arbeit, sage ich einmal sehr verkürzt,<br />

vom Bund jährlich circa 60 Millionen Euro, davon 45<br />

Millionen Euro für die Stadt Bremen und 15 Millionen<br />

Euro für Bremerhaven. In den letzten fünf Jahren sind<br />

in diesem Bereich nicht nur die neun Millionen Euro<br />

in diesem Jahr, sondern insgesamt circa 18 Millionen<br />

Euro wieder an den Bund zurückgeflossen.<br />

Es stellt sich die Frage: Warum ist das so? Haben<br />

wir zu wenig denkbare Empfängerinnen und Empfänger<br />

solcher Maßnahmen zur Wiedereingliederung?<br />

Mit diesem Geld werden beispielsweise Unternehmen<br />

subventioniert, die beschäftigungslose Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer einstellen, die über 50<br />

Jahre alt sind. Davon haben wir ungefähr 10 000 in<br />

Bremen. Es gibt auch die Möglichkeit, Weiterbildung<br />

zu bezahlen. Man kann eine berufliche Ausbildung<br />

anstreben, man kann Leute auf eine berufliche Ausbildung<br />

vorbereiten. Nach unserer Schätzung gibt<br />

es 22 000 Menschen in Bremen, die dafür infrage<br />

kämen.<br />

Man kann Menschen, die zu wenig Geld verdienen<br />

und auf Aufstockung, auf zusätzliche Hilfen aus dem<br />

SGB-II-Paket angewiesen sind, eine Ausbildung<br />

finanzieren. Davon gibt es circa 18 000. Man kann<br />

Alleinerziehenden, die Kinderbetreuung brauchen,<br />

um eine Arbeit aufzunehmen, eine Kinderbetreuung<br />

finanzieren. Davon gibt es 9 000. Man stellt also fest,<br />

wenn man sich die Zahlen anschaut, dass es genug<br />

denkbare Empfängerinnen und Empfänger gibt, um<br />

auch die restlichen neun Millionen Euro, die wir jetzt<br />

–––––––<br />

*) Vom Redner nicht überprüft.<br />

an den Bund zurückgegeben haben, in irgendeiner<br />

Weise sinnvoll anzulegen.<br />

Sind die Empfängerinnen und Empfänger möglicherweise<br />

gar nicht in der Lage, diese Hilfen anzunehmen,<br />

weil sie mittlerweile einer Form von<br />

Hilfe bedürfen, die dort gar nicht hineinpasst? Es<br />

gibt eine Untersuchung, die besagt, dass circa die<br />

Hälfte derjenigen, die auf Leistungen nach dem SGB<br />

II angewiesen und arbeitslos sind, Menschen mit<br />

vergleichsweise niedrigen Hemmnissen sind – also<br />

Hemmnissen, die man durch einfache Maßnahmen<br />

aus dem Weg räumen kann –, die sich noch nicht in<br />

irgendeiner Weise so weit psychisch verändert haben,<br />

dass sie deutlich mehr Hilfe brauchen. Von den<br />

fast 38 000 Arbeitslosen in Bremen ist ungefähr die<br />

Hälfte ohne Weiteres vermittelbar. Das heißt, unserer<br />

Meinung nach gibt es deutlich genug Menschen, die<br />

dieses Geld bitter nötig hätten, und schon deswegen<br />

ist es schwierig und eigentlich nicht hinnehmbar,<br />

dass wir dieses Geld zurückgeben.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Ist das alles so kompliziert, dass man die Pläne gar<br />

nicht einhalten kann? Wenn man 60 Millionen Euro<br />

einplant, und es kommt eine Differenz von einer oder<br />

eineinhalb Millionen Euro dabei heraus, dann würde<br />

ich sagen, dass man es so genau nicht planen kann.<br />

Wenn aber ungefähr 15 Prozent der Mittel nicht<br />

ausgegeben werden, dann ist es meines Erachtens<br />

ein Problem, dem man sich langfristig stellen muss.<br />

Es ist ja auch nicht erst seit gestern vorhanden. Wir<br />

haben in den letzten Jahren, wie gesagt, mehrfach<br />

Mittel in Höhe von dreieinhalb Millionen Euro zurückgegeben.<br />

Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte<br />

man darauf aufmerksam werden können, dass es ein<br />

Problem ist und man gegensteuern muss.<br />

Unserer Meinung nach sind die Mittel gegenseitig<br />

deckungsfähig. Man finanziert mit den Mitteln Weiterbildung,<br />

Integration, freie Förderung, Beschäftigungsmaßnahmen,<br />

eine ganze Reihe verschiedener<br />

Programme, aber man kann das Geld umsteuern. Wir<br />

wussten schon früh im letzten Jahr, dass das Geld<br />

wahrscheinlich nicht ausgegeben werden kann.<br />

Unserer Meinung nach sind die Umsteuerungsmaßnahmen<br />

viel zu spät eingeleitet worden. Man hätte<br />

es dringend machen müssen, weil wir, wie gesagt,<br />

die neun Millionen Euro dringend brauchen.<br />

Ist vielleicht das Jobcenter gar nicht in der Lage,<br />

so viel Geld zu verwalten, oder sind die Prozesse<br />

so schwierig? Es gibt darüber keine Untersuchungen,<br />

aber wir als Landesverband und ich selbst<br />

als Unternehmer haben konkrete Erfahrungen mit<br />

solchen Programmen gemacht. Oft ist es so, dass es<br />

zu lange dauert, oft will man etwas, und dann wird<br />

einem gesagt, nehmen Sie lieber jemand anderen.<br />

Innerhalb des Arbeitsamtes gibt es Prozesse, die<br />

meines Erachtens deutlich verbessert müssen, um<br />

(C)<br />

(D)

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