35. Sitzung - Bremische Bürgerschaft
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<strong>Bremische</strong> Bürgerschaft (Landtag) – 18. Wahlperiode – <strong>35.</strong> <strong>Sitzung</strong> am 20.02.13<br />
(A)<br />
(B)<br />
stärker auf die Finger schauen können, inwieweit es<br />
seine Gelder frühzeitig verplant, und wie wir dem<br />
Bund klarmachen, dass die Übertragbarkeit von<br />
Mitteln, die in sinnvolle Maßnahmen und eben nicht<br />
in Qualifikationsschleifen gesteckt werden, sondern<br />
wie in Förderzentren neue Ansätze genutzt werden<br />
können, ein guter Weg zu sein scheint. – Ich bedanke<br />
mich für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen und<br />
bei der SPD)<br />
Präsident Weber: Als nächster Redner hat das<br />
Wort der Abgeordnete Reinken.<br />
Abg. Reinken (SPD): Herr Präsident, meine sehr<br />
verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen! Eines ist doch völlig klar: Jeder im<br />
Rahmen der Arbeitsmarktmittel, die dem Jobcenter<br />
zur Verfügung gestellt werden, zurückgegebene<br />
Euro ist ein Euro zu viel, darüber müssen wir nicht<br />
diskutieren.<br />
(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/<br />
Die Grünen)<br />
Alle Redner, auch Sie, Herr Rupp, haben bisher<br />
richtig gesagt, dass jeder Euro, der nicht ausgegeben<br />
wird, bei der Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit<br />
fehlt. Insofern ist das ein Thema. Herr Rupp, Sie<br />
haben gesagt, es gibt Fragen, die nicht beantwortet<br />
werden konnten, und dass Sie deswegen die Aktuelle<br />
Stunde beantragt haben. Man muss es jetzt<br />
diskutieren.<br />
Ich frage mich, ob das ein wirklich neues Thema<br />
ist. Ich sage das deswegen, weil wir bereits im<br />
Dezember in einer Anfrage der SPD-Fraktion die<br />
Frage gestellt haben, warum und wieso die Mittelausgabe<br />
beim Jobcenter im vergangenen Jahr<br />
so schleppend lief. Damals war ja ersichtlich, dass<br />
der Ausschöpfungsgrad bei 87 Prozent lag und 6,2<br />
Millionen Euro – das war damals die Antwort des<br />
Senators – zurückgegeben werden müssen. Daher ist<br />
es kein wirklich neues Thema, sondern ein Thema,<br />
das sich im Laufe des Jahres abgezeichnet hat. Man<br />
kann also höchstens die Frage stellen: Ist im Laufe<br />
des Jahres genug getan worden, um die Entwicklung<br />
zu vermeiden? Im Januar aber festzustellen, dass das<br />
vergangene Jahr schlecht war, ist aus meiner Sicht<br />
ein bisschen zu spät.<br />
(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/<br />
Die Grünen)<br />
Die zweite Bemerkung dazu! Ich finde, dass eine<br />
Debatte, wie Sie sie angefangen haben, dass Bremen<br />
60 oder 70 Millionen Euro oder wie viel auch immer<br />
bekommt, auch ein bisschen verkürzt ist. Wir als<br />
Haushaltsgesetzgeber bekommen doch nicht von<br />
der gnädigen Bundesregierung einen Haushalt zugewiesen,<br />
den wir dann verteilen können, sondern<br />
es ist Geld, das die Bundesagentur den Jobcentern<br />
zur Verfügung stellt, bei dem der Haushaltsgesetzgeber<br />
Parlament nur sehr begrenzte Möglichkeiten<br />
hat, darauf einzuwirken.<br />
Sie erwecken hier aber den Eindruck, weil es natürlich<br />
ein öffentliches Thema ist, Bremen verschleudert<br />
Geld – so lautet ja auch der Titel der Aktuellen<br />
Stunde, Bremen gibt Geld zurück –, als ob dieser<br />
Haushaltsgesetzgeber Parlament, weder Sie noch<br />
ich, die Möglichkeit hat, die Ausgaben des Jobcenters<br />
wirklich bis in das Letzte zu steuern, aber wir<br />
bewegen uns hier, wie alle anderen im Übrigen, auf<br />
der Basis der Vorgaben, die diese Bundesregierung<br />
mit ihrer Mehrheit gemacht hat.<br />
(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/<br />
Die Grünen)<br />
Herr Willmann hat zu Recht darauf hingewiesen,<br />
dass das, was wir jetzt erleben und leider erleben<br />
mussten, eine Folge politischer Entscheidungen ist,<br />
die wir in diesem Parlament deutlich diskutiert und<br />
kritisiert haben. Wir hatten bereits im November<br />
2011, wenn ich mich richtig entsinne, eine Diskussion<br />
über die Instrumentenreform, die von dieser Seite<br />
des Parlaments gerechtfertigt worden ist.<br />
Wenn wir uns heute die Verwendung der Mittel in<br />
den Jobcentern anschauen, und zwar bundesweit,<br />
dann stellen wir fest, dass von diesen Folgen der<br />
Instrumentenreform, nämlich der Neuschaffung<br />
eines Instrumentenwirrwarrs – und das war auch<br />
damals schon unsere Kritik – und der Neuschaffung<br />
bürokratischer Hürden und verwaltungstechnischer<br />
Defizite, die von der Bundesregierung zu verantworten<br />
sind, fast alle Jobcenter in der Bundesrepublik<br />
betroffen sind, und zwar völlig unabhängig davon,<br />
ob es sich um rot, grün, schwarz, rot-rot, rot-grün<br />
oder rot-schwarz geführte Rathäuser oder Bundesländer<br />
handelt.<br />
Bremen liegt in dieser Frage gegenwärtig, das<br />
ist keine Entschuldigung, Herr Rupp, deutlich im<br />
Mittelfeld. Wir liegen, glaube ich auf Platz 98 bei<br />
der Verwendung der Mittel von 306 untersuchten<br />
Jobcentern. Das ist noch etwas besser als die Hälfte,<br />
aber immerhin – das will ich deutlich sagen – schlecht<br />
genug, das ist doch gar keine Frage! Hier aber den<br />
Eindruck zu erwecken, das sei ein Bremer Problem,<br />
und hier habe die Bremer Politik versagt, das finde<br />
ich unfair, fahrlässig und auch falsch adressiert.<br />
(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/<br />
Die Grünen)<br />
Trotzdem müssen wir uns natürlich bemühen, die<br />
Mittel auszugeben, die wir bekommen. Herr Willmann<br />
hat dazu ja zu Recht etwas gesagt, auch mit<br />
dem Hinweis auf Köpfe. Die Politik macht es ja gern,<br />
(C)<br />
(D)