35. Sitzung - Bremische Bürgerschaft
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2422<br />
<strong>Bremische</strong> Bürgerschaft (Landtag) – 18. Wahlperiode – <strong>35.</strong> <strong>Sitzung</strong> am 20.02.13<br />
(A)<br />
(B)<br />
ge der Sozialassistenzen und der Pflegehelferinnen.<br />
Was die Sozialassistenzen angeht, bin ich geneigt,<br />
meiner Vorrednerin Frau Böschen in einem Punkt<br />
recht zu geben. Es ist natürlich eine Möglichkeit<br />
für Frauen, die in der allgemeinbildenden Schule<br />
Schwierigkeiten haben, dann tatsächlich in eine höher<br />
qualifizierte Ausbildung zu kommen. Es hat aber<br />
auch einen Grund, weshalb ich ihr jetzt zustimme,<br />
und zwar den, dass die Erfahrungen bislang gezeigt<br />
haben, dass diese Frauen nicht in die Pflegeassistenz<br />
gehen, sondern zum überwiegenden Teil tatsächlich<br />
in die Erzieherinnenausbildung. Ich habe damals<br />
mit Schulleitern gesprochen, als es darum ging, ob<br />
diese Ausbildung umgestellt wird oder nicht. Damals<br />
habe ich mich dem Votum der Schulleitungen<br />
angeschlossen und gesagt, das ist eine Möglichkeit,<br />
sogar eine relativ gute, da machen wir mit.<br />
Jetzt kommt das Aber: Kurze Zeit nachdem wir<br />
gesagt hatten, wir machen das, gab es diesen ominösen<br />
Koalitionsausschuss, der zur Refinanzierung von<br />
Lehrerstellen bestimmte Maßnahmen im Bildungsbereich<br />
beschlossen hat. Unter anderem wurde dort<br />
beschlossen, die zusätzliche Klasse in der Erzieherinnenausbildung<br />
wieder zu streichen. Ich habe in der<br />
Bildungsdeputation nachgefragt, weil ich gesagt habe,<br />
dass das eigentlich unseren Beschluss konterkariert,<br />
Frauen, die den Zugang über allgemeinbildende<br />
Schulen nicht haben, ihn aber vielleicht über die<br />
vorgelagerte, zweijährige Ausbildung erreichen, in<br />
eine höherwertige Ausbildung zu bekommen. Frau<br />
Senatorin Jürgens-Pieper, die damals noch im Amt<br />
war, hat mir recht gegeben. Ich denke, daher müssen<br />
wir sehr genau darauf schauen, wie es dieses<br />
Jahr aussieht, ob die Frauen tatsächlich wieder in<br />
eine bessere Ausbildung kommen, nämlich die zur<br />
Erzieherin.<br />
Abg. Frau Hoch (Bündnis 90/Die Grünen)*): Herr<br />
Präsident, meine Damen und Herren! Ich habe vorhin<br />
bei der Vorstellung des Berichts deutlich gemacht,<br />
wie viele Themenbereiche und welche Vielfalt die<br />
ZGF bearbeitet hat. Hier zeigt sich deutlich die<br />
Querschnittsaufgabe der Frauenpolitik und die damit<br />
verbundene Arbeit in allen Politikbereichen. Über<br />
das Hilfesystem von Frauen und Kindern, die von<br />
Gewalt betroffen sind, haben wir das letzte Mal hier<br />
in der Bürgerschaft debattiert, und die Umsetzung<br />
des Landesgleichstellungsgesetzes werden wir in<br />
der nächsten Bürgerschaftssitzung behandeln. Daher<br />
bespreche ich bei meinen Ausführungen jetzt diese<br />
beiden Themenfelder nicht.<br />
Ich möchte auf die Situation von Frauen auf dem<br />
Arbeitsmarkt eingehen und noch einmal deutlich<br />
machen, wie wichtig Beratung und Programme sind,<br />
die sich gezielt an Frauen wenden. Wie hoch die Zahl<br />
der arbeitslosen und alleinerziehenden Frauen in<br />
Bremen ist, habe ich vorhin genannt. Es handelt sich<br />
immer noch um eine strukturelle Benachteiligung,<br />
die Frauen vom Arbeitsmarkt fernhält oder sie nur<br />
teilweise daran teilhaben lässt. Ich denke, ich kann<br />
hier für viele reden, gleichberechtigte Teilhabe am<br />
Arbeitsmarkt muss das Ziel sein, und das übergeordnete<br />
Ziel muss die eigene Existenzsicherung von<br />
Frauen sein.<br />
(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)<br />
Es gibt immer noch Frauen, die aus dem Beruf<br />
aussteigen, eine Teilzeitarbeit annehmen und, Frau<br />
Motschmann, ich würde auch sagen – jetzt hört sie<br />
mir gar nicht zu –,<br />
(Zurufe von der CDU: Doch!)<br />
(C)<br />
(D)<br />
Ein Letztes möchte ich allerdings noch zu der<br />
generalistisch ausgerichteten Ausbildung für Pflegehelferinnen<br />
sagen. Ich kann, ehrlich gesagt, nicht<br />
nachvollziehen, dass es aus einem ganz bestimmten<br />
Grund einen Feldversuch am Schulzentrum Walle<br />
gibt. Sie beziehen sich auf Frauen, die überhaupt<br />
keine Chance haben. Sowohl der amtierende Schulleiter<br />
als auch der bisherige Schulleiter, Herr Zachau,<br />
wollen überhaupt nicht, dass dieser Feldversuch<br />
ausgeweitet und es dann eine generelle Berufsausbildung<br />
auf einem niedrigeren Niveau wird.<br />
Ich denke, das muss man ernst nehmen. Ich war<br />
damals froh, dass in der Gesundheitsdeputation die<br />
Vorlage von der Tagesordnung genommen wurde,<br />
und bedauere es sehr, dass sie diese Woche sowohl<br />
in der Gesundheits- als auch in der Sozialdeputation<br />
beschlossen worden ist. – Danke!<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
deshalb Nachteile in Kauf nehmen, Nachteile in der<br />
Rente und Nachteile darin, dass sie ihre Karriere,<br />
die sie vielleicht geplant hatten, nicht in dem Tempo<br />
erreichen können und dafür den Vorteil von Kindern<br />
genießen. Die Pflegezeit, die dazu beitragen sollte,<br />
ist in dem Bereich aber ja auch gescheitert.<br />
Die ZGF hat sich aktiv seit dem Jahr 2003 initiierend<br />
an dem Verbundprojekt Beruf und Familie im<br />
Land Bremen beteiligt. Sie war ein wichtiger Baustein<br />
dafür, dass es überhaupt von der Stelle gekommen<br />
ist, jetzt heißt es Impulsgeber Zukunft. An diesem<br />
Verbundprojekt fand ich nicht nur die einzelnen<br />
Teile wichtig, die in den Firmen entwickelt und<br />
umgesetzt worden sind, sondern darüber hinaus,<br />
dass auch noch einmal deutlich gemacht hat, dass<br />
die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht eine<br />
originäre Frauensache, sondern eine gesellschaftliche<br />
Aufgabe ist. Schauen wir in die nordischen Länder,<br />
dort ist es selbstverständlich!<br />
Präsident Weber: Als nächste Rednerin hat das<br />
Wort die Abgeordnete Frau Hoch.<br />
(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)<br />
–––––––<br />
*) Von der Rednerin nicht überprüft.