Das Mädchen mit dem Teufelsgesicht

Kapitel 4
Die nächsten Wochen waren für Anna die reine Hölle. Immer,
wenn Albert besoffen nach Hause kam, begann er zu randalieren.
Die Kinder stoben auseinander, wenn sie ihn erblickten, nur Max
stellte sich schützend vor seine Mutter. Er bearbeitete den
Küchentisch mit seinen Fäusten, riss die Türen, vom einzigen
Schrank, den sie besaßen, aus den Angeln, und fing an, mit dem
Geschirr um sich zu schmeißen. Dann packte er Anna bei den
Haaren, schleifte sie ins Schlafzimmer, warf sie aufs Bett und
versuchte in sie einzudringen, aber er brachte in seinem Zustand
keinen hoch und schlief nach wenigen Minuten ein. So ging das
einige Monate weiter, jeden Tag dasselbe Spiel.
Die Taufe der kleinen Sophie war ein Ereignis besonderer Art
und lockte die Gaffer in Scharen. Die Kunde vom winzigen Monster
war längst ins Dorf gedrungen, nicht zuletzt deshalb, weil Albert
sein Maul nicht halten konnte und allen sein Leid klagte. Albert,
schon am frühen Morgen beduselt, lag weggetreten im
Schlafzimmer und schrie man solle ihn gefälligst in Frieden lassen,
er werde sich gewiss in der Gemeinde nicht zum Affen machen.
So machte sich schließlich Anna, nur von Max begleitet, allein
auf den Weg zur Kirche.
Als sie dort ankamen, sahen sie eine unübersehbare
Menschenmenge vor dem Gotteshaus versammelt, die alle nicht
wussten, ob sie einen Blick auf das Unfassbare riskieren sollten.
Selbst das größte Dorffest hätte kaum mehr Leute angezogen, die in
gebührendem Abstand ihre Augen verdrehten.
Wie wenn sie von einer ansteckenden Krankheit heimgesucht
werden könnten, rutschten die Kirchenbesucher in ihren Bänken
nach außen, aber gleichwohl starrend, als Anna mit der kleinen
Sophie auf dem Arm, den Mittelgang entlang schritt. Jene, die
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