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Das Mädchen mit dem Teufelsgesicht

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Kapitel 5<br />

Die Kleine, jetzt <strong>mit</strong>tlerweile fast zwei Jahre alt, durfte beim<br />

Essen nicht <strong>mit</strong> den anderen an einem Tisch sitzen, da Albert ihren<br />

Anblick noch immer nicht ertragen konnte. Aber auch die übrigen<br />

Buben, außer Max der Älteste, schauten immer vorwurfsvoll zu<br />

Anna, da ihnen der Anblick der kleinen Sophie, offenbar den Appetit<br />

verdarb.<br />

Man hat ihr etwas abseits ein kleines Tischchen hingestellt, und<br />

davor ein Tuch gehängt, da<strong>mit</strong> sie die Kleine nicht sehen brauchten.<br />

Außer wenn‘s unvermeidlich war, hatte sich ihr Albert noch nie mehr<br />

als auf fünf Meter genähert. Sie musste immer sitzen bleiben, bis<br />

die anderen den Raum verließen, was sie auch brav tat. Sophie hatte<br />

schnell gelernt, dass man sich <strong>mit</strong> einem vorwitzigen Maul nur<br />

Scherereien einhandelte, und war eifrig darauf bedacht, nur ja nicht<br />

aufzufallen, was ohnehin kein leichtes Unterfangen darstellte.<br />

<strong>Das</strong> Aussehen der kleinen Sophie hat sich kaum merklich<br />

verändert. Ihr Gesicht war schlicht eine Zumutung. Frankenstein<br />

hätte seine helle Freude daran gehabt.<br />

Eines Abends, Albert stolperte in seinem Rausch wieder einmal<br />

über einen Regenkübel, packte er den, der danebenstand und<br />

überschüttete Sophie <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> kalten Wasser. Die kleine Sophie<br />

brüllte, wie am Spieß. Er ging zum Bettchen rülpste, sein Magen<br />

wurde eins <strong>mit</strong> der Speiseröhre und er kotzte in einem Schwall<br />

seinen ganzen Mageninhalt über die Kleine, die nun noch lauter<br />

schrie. Anna kam angerannt und warf <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> nächsten Kübel nach<br />

Albert, der sich angewidert abwandte.<br />

Als die Kunde von der hässlichen Tochter nach Obersaxen und<br />

die umliegenden Dörfer drang, standen die Leute Schlange vor <strong>dem</strong><br />

Haus der Meiers, nur um einen Blick auf das schier Unfassbare zu<br />

erhaschen. Es wurden richtiggehende Pilgerreisen zu ihrem<br />

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