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Wortprotokoll - Deutscher Bundestag

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schungseinrichtungen hat gezeigt, dass der Anteil befristeter Arbeitsverträge mit<br />

der Erweiterung der gesetzlichen Möglichkeiten zur Befristung, also dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz<br />

und dem Teilzeit- und Befristungsgesetz rasant zugenommen<br />

hat. Befristungsauswüchse führen beispielsweise in Gesundheitszentren<br />

zu einem Befristungsgrad von 80 Prozent. Gleichzeitig ist festzustellen, dass die<br />

Vertragslaufzeiten teilweise immer kürzer werden. In verschiedenen Forschungseinrichtungen<br />

haben ca. 40 Prozent der befristeten Arbeitsverträge eine Laufzeit<br />

von maximal einem halben Jahr. Befristungen zur Überbrückung, also für Doktoranden,<br />

Auszubildende und für Studentische Hilfskräfte, sind hiervon ausgenommen.<br />

Die mittleren Vertragslaufzeiten in einigen Einrichtungen liegen etwa<br />

bei einem Jahr. Arbeitsverträge bei Drittmittelprojekten werden teilweise nur für<br />

eine Laufzeit von einem halben Jahr bis zu einem Jahr abgeschlossen, beziehungsweise<br />

verlängert, obwohl die Projekte für drei Jahre oder länger bewilligt<br />

wurden. Die Befristungsmöglichkeiten nach dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz<br />

haben zum Beispiel auch zur Folge, dass wissenschaftlich Beschäftigte fast bis zu<br />

20 Jahren mit mehreren aufeinanderfolgenden Arbeitsverträgen beschäftigt sind.<br />

Folglich stehen für diesen Personenkreis danach die Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

mit einem Lebensalter von über 50 Jahren mehr als schlecht. Es ist außerdem<br />

festzustellen, dass sich immer mehr junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

gezwungen sehen, auf Grund fehlender Perspektiven in die Industrie<br />

oder gar ins Ausland zu wechseln. Verantwortlich hierfür sind immer kürzer<br />

werdende Laufzeiten der Arbeitsverträge. Sie bieten keine Karriereplanung, keine<br />

langfristige Lebensplanung und sind nicht familienfreundlich.<br />

Die Politik kann nicht auf der einen Seite den demographischen Wandel in<br />

Deutschland beklagen, auf der anderen Seite aber ein Befristungsrecht schaffen,<br />

auf Grund dessen sich junge Wissenschaftlerinnen wegen der beruflichen Unsicherheit<br />

immer mehr gegen Kinder entscheiden. Auch im Bereich der wissenschaftsunterstützenden<br />

Beschäftigtengruppen sowie in Administration, in Infrastruktur<br />

stellen die Befristungen ein massives Problem dar. In diesen Bereichen<br />

werden grundsätzlich keine Stellen mehr unbefristet ausgeschrieben, auch dann<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung<br />

Öffentliche Anhörung zum Thema „Wissenschaftszeitvertragsgesetz und Perspektiven für<br />

den wissenschaftlichen Nachwuchs“<br />

105. Sitzung, 12. Juni 2013

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