Junge Spätaussiedler/-innen im Spannungsfeld zwischen ... - IDA
Junge Spätaussiedler/-innen im Spannungsfeld zwischen ... - IDA
Junge Spätaussiedler/-innen im Spannungsfeld zwischen ... - IDA
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Einleitung 8<br />
vor. Sie sind als Resultat von Macht- und Verteilungskämpfen in einem hegemonialen<br />
und hierarchisierten Feld zu verstehen, wobei jeweils Elemente von Marginalisierung,<br />
Ausbeutung und Benachteiligung auf der einen Seite sowie Bereicherung und Privilegierung<br />
auf der anderen Seite enthalten sein können (vgl. Leiprecht & Lutz 2005, 222).<br />
Die jeweiligen Kategorien werden dabei als Rechtfertigung und Legit<strong>im</strong>ierung dieser<br />
Ungleichheitsprozesse herangezogen.<br />
Die Verschränkungen und Kreuzungen verschiedener Differenzlinien ergeben ein komplexes<br />
Geflecht, das durch Einbezug von subjektiven Bewertungen und Bedeutungen<br />
dieser Differenzlinien weiter ausdifferenzierbar ist. Subjekte sind gewissermaßen am<br />
Schnittpunkt dieser Differenzlinien positioniert, wobei die Kategorien nicht nur soziale<br />
Platzanweiser sind, sondern auch Identitäten und Orientierungen in Selbst- und<br />
Fremdzuschreibungen generieren. Aus diesem Grund kommt der Betrachtung des Zusammenspiels<br />
und der Verknüpfungen verschiedener Differenzlinien eine entscheidende<br />
Bedeutung zu.<br />
Auch in den Sozial- und Erziehungswissenschaften ist das Bewusstsein um die Notwendigkeit<br />
der Erweiterung des Blickwinkels auf die Vielfalt der Differenzlinien in den letzten<br />
Jahren gestiegen (vgl. ebd., 219). Dabei geht es vornehmlich darum, dass nicht<br />
nur mehrere Differenzlinien nebeneinander, sondern besonders auch deren Verschränkungen,<br />
Schnittpunkte und Kreuzungen (intersections) in einer ‚Intersektionalitätsanalyse’<br />
(Crenshaw 1994 und Smith 1998, zit. in Leiprecht & Lutz 2005, 220) in den Blick<br />
geraten. Be<strong>im</strong> Blick auf die Intersektionalitäten werden Positionierungen und Positionen<br />
von Individuen als ambivalent, vielfach und gleichzeitig verstanden, die sich <strong>im</strong> Feld<br />
von Macht- und Unterdrückungsverhältnissen dynamisch verändern. So können Individuen<br />
in diesem komplexen Geflecht sowohl als Objekte wie auch als Subjekte, als Akteur<strong>innen</strong><br />
und Akteure sowie als ‚Opfer’ definiert sein, je nach situativen, strukturellen<br />
oder subjektiven Machtkonstellationen.<br />
Aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Differenzlinien ergibt sich, dass soziale<br />
Gruppen nie homogen sein können, da die anhand einer Differenzlinie konstruierte<br />
Gruppenzugehörigkeit zwar die Individuen verbindet, gleichzeitig aber jedes Individuum<br />
auf weiteren Differenzlinien, die wechselseitig zusammenspielen, unterschiedlich<br />
positioniert ist. Leiprecht und Lutz fordern deshalb, dass „die Theoriebildung einer Differenzlinie<br />
keine Exklusivität dieser Differenzlinie behaupten [darf]. Vielmehr müssen<br />
Anschlussstellen und Verbindungsstücke für jeweils andere Differenzlinien formuliert<br />
werden und muss die Frage des Verhältnisses <strong>zwischen</strong> Differenzlinien als eine Frage<br />
offengelassen werden, die nur empirisch geklärt werden kann […]“ (Leiprecht & Lutz<br />
2005, 223).<br />
In der vorliegenden Arbeit konzentriere ich mich sehr stark auf eine Differenzlinie, weise<br />
aber ausdrücklich auf diese Einseitigkeit hin und sehe Ergänzungsbedarf aus anderen<br />
Perspektiven, da noch eine Vielzahl weiterer gesellschaftlich und subjektiv relevanter<br />
Differenzlinien existiert. Gleichzeitig sehe ich die Konzentration auf einen Ausschnitt