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Junge Spätaussiedler/-innen im Spannungsfeld zwischen ... - IDA

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2. Theoretische Grundlagen der Auseinandersetzung mit Rassismus 34<br />

wurde und auch heute noch oft hinter Ausdrücken wie ‚Ausländer-’ oder ‚Fremdenfeindlichkeit’<br />

versteckt wird.<br />

2.1.1 Kritik am Begriff ‚Ausländerfeindlichkeit’<br />

Der Begriff ‚Ausländerfeindlichkeit’ wurde in den 1980er Jahren in Westdeutschland<br />

geprägt und ist vor allem <strong>im</strong> Zusammenhang mit der Problematisierung der ‚zu hohen’<br />

Anzahl von Ausländer(inne)n in Deutschland zu sehen. Meine Kritik an diesem Begriff<br />

richtet sich gegen die Ungenauigkeit seines Objektes sowie dagegen, dass ihm bereits<br />

die Konstruktion einer Gruppe <strong>im</strong>manent ist, ohne dass dies thematisiert oder gar<br />

problematisiert wird.<br />

Alle Menschen sind fast überall auf der Welt Ausländer/<strong>innen</strong>. Der Begriff ‚Ausländerfeindlichkeit’<br />

bezieht sich allerdings nicht auf eine – wie auch <strong>im</strong>mer geartete – Feindlichkeit<br />

gegen alle Welt, auch nicht auf eine Feindlichkeit gegen all diejenigen, die nach<br />

deutschem Recht Ausländer/<strong>innen</strong> sind. Vielmehr zielt er allein auf diejenigen Ausländer/<strong>innen</strong>,<br />

die in Deutschland leben, also auf die inländischen Ausländer/<strong>innen</strong>. In diesem<br />

Zusammenhang beschreibt der Begriff ‚Ausländer/in’ einen juristischen Status von<br />

Migrant(inn)en in Deutschland. Das als ‚Ausländerfeindlichkeit’ bezeichnete Phänomen<br />

orientiert sich jedoch nicht am juristischen Status von Personen, denn auch Menschen<br />

mit deutscher Staatsbürgerschaft sind davon betroffen. Als Merkmal für ‚Ausländer/in’<br />

wird <strong>im</strong> Alltagswissen nicht der Pass einer Person, sondern deren Aussehen (z.B. Hautund<br />

Haarfarbe, Haarstruktur, Kleidung etc.) und Verhalten (z.B. Sprache, Akzent) herangezogen.<br />

So sind beispielsweise auch deutsche Staatsbürger/<strong>innen</strong> mit dunkler<br />

Hautfarbe, mit ‚ausländischem’ Akzent, mit schwarzen Haaren oder mit Kopftuch ‚ausländerfeindlicher’<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung ausgesetzt. Insofern kann für die Erklärung des Phänomens,<br />

das mit dem Begriff ‚Ausländerfeindlichkeit’ beschrieben wird, die Kategorie<br />

‚Ausländer/in’ als völlig unzureichend angesehen werden. 39<br />

Mit dem Begriff ‚Ausländerfeindlichkeit’ wird zudem verschleiert, dass nicht alle Ausländer/<strong>innen</strong><br />

gleichermaßen von dieser ‚Ausländerfeindlichkeit’ betroffen sind: Manche<br />

Nationalitäten erleben sie in einem sehr viel stärkeren Maße als andere. So werden <strong>im</strong><br />

Allgemeinen in Deutschland beispielsweise Schwed(inn)en oder Kanadier/<strong>innen</strong> sehr<br />

viel weniger diskr<strong>im</strong>iniert als Türk(inn)en oder Ghanaer/<strong>innen</strong>. Diese unterschiedliche<br />

Bewertung von Nationalitäten lässt sich mit dem Konzept ‚Ausländer/in’ nicht erklären,<br />

da die Bewertungsgrundlage keine ausländerrechtliche ist. Auch die EU-Mitgliedschaft<br />

hat keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die Bewertung von Nationalitäten: So-<br />

39 Würde ich <strong>im</strong> Titel dieser Arbeit das Wort ‚Rassismus’ durch ‚Ausländerfeindlichkeit’ ersetzen, so müsste<br />

die gesamte Arbeit gar nicht erst geschrieben werden, denn Aussiedler/<strong>innen</strong> sind ja keine Ausländer/<strong>innen</strong>,<br />

sondern haben die deutsche Staatsangehörigkeit, können also per Definition nicht von Ausländerfeindlichkeit<br />

betroffen sein. Daran wird die mangelnde Reichweite des Begriffes ‚Ausländerfeindlichkeit’<br />

augenfällig.

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