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22 GRUNDLAGEN DER SUPRALEITUNG<br />

3.4.1 Der R-Test<br />

Um die Anwendbarkeit des IEMs (IEM) zur Beschreibung des supraleitenden Zustands eines beliebigen Materials<br />

zu überprüfen, kann der so genannte „Q-Test“ genutzt werden [SDE + , SD02, FDS + 02]:<br />

Q = 3,6 × 10 30 ¯hω pl µ 0 H c2 (0)V<br />

( )<br />

γ N Tc<br />

2 1,4<br />

, (3.23)<br />

1 + λph<br />

dabei ist V das Volumen der Einheitszelle in m 3 und γ N der SOMMERFELD-Parameter in mJ/molK 2 . Im IEM<br />

beträgt Q ≈ 1. Eine stärkere Abweichung von diesem Wert weist auf ein komplexeres Verhalten hin, das durch<br />

das IEM nicht approximiert werden kann. Um eine größere Unabhängigkeit von Bandstrukturrechnungen zu<br />

gewährleisten, kann dieser Test zusätzlich erweitert werden, so dass nur noch experimentell zugängliche<br />

Größen eingehen [WFM + 04]:<br />

R = 6,77 × 10 −12 γ Nλ 2 L (0)T 2 c<br />

µ 0 H c2 (0)V , (3.24)<br />

Im IEM kann R mit Hilfe der Gleichungen 3.18 und 3.21 als<br />

R =<br />

1 + 0,35hγ streu /[k B ∆(0)]<br />

(<br />

1 + λph<br />

) 0,2 {<br />

1 + 0,13hγstreu / [ k B T c<br />

(<br />

1 + λph<br />

)]} (3.25)<br />

geschrieben werden. Während die intrinsische Streurate γ streu meist nicht genau bekannt ist, kann sie durch<br />

das Gleichsetzen von Gleichung 3.24 mit Gleichung 3.25 bestimmt werden. Gibt es keine Lösung oder erscheint<br />

die Lösung unrealistisch, dann ist die Anwendbarkeit des IEM fragwürdig. Ein weiterer wesentlicher<br />

Vorteil dieses „R-Tests“ gegenüber dem „Q-Test“ (Gleichung 3.23) ist die nur sehr schwache Abhängigkeit von<br />

der Elektron-Phonon-Kopplungsstärke, die experimentell nicht immer mit ausreichender Genauigkeit bestimmt<br />

werden kann.<br />

3.5 Korrekturen im Zweibandmodell<br />

Besonderheiten des Elektronensystems, wie ein anisotropes Verhalten oder eine Aufteilung der Elektronen in<br />

mehrere Untergruppen mit unterschiedlichen dynamischen Eigenschaften nehmen direkt Einfluss auf messbare<br />

Größen. Die Berücksichtigung solcher Einflüsse kann durch eine geschickte Wahl der Messmethode<br />

geschehen, da verschiedene Messgrößen unterschiedlich beeinflusst werden. Mit Hilfe von Bandstrukturrechnungen<br />

lässt sich ein Eindruck über die Art der zu erwartenden Anisotropie- oder Mehrbandeffekte gewinnen.<br />

Bekannt sind beispielsweise Einflüsse auf den elektrischen Widerstand, sowie den HALL-Effekt. Ebenso ist der<br />

Einfluss von Mehrbandeffekten auf supraleitende Eigenschaften seit einiger Zeit bekannt (siehe beispielsweise<br />

[MP73]). Ein besonders prominenter Vertreter eines Zweibandsupraleiters ist MgB 2 , das aufgrund sehr schwacher<br />

Kopplung zwischen den beiden Elektronenbändern und stark unterschiedlichen Intrabandkopplungsparametern<br />

ein ausgeprägt charakteristisches Zweibandverhalten im supraleitenden Zustand zeigt. Auch die<br />

Seltenerd-Übergangsmetall-Borkarbide sind Mehrbandsupraleiter, allerdings sind die messbaren Auswirkungen<br />

dieser Mehrbandeigenschaften aufgrund der gleichzeitig vorhandenen Anisotropie des Elektronensystems<br />

und der relativ starken Kopplung zwischen den einzelnen Bändern stark verschmiert und viele physikalische<br />

Größen können daher ebenso in einem effektiven IEM beschrieben werden. Erst ein Vergleich verschiedener<br />

physikalischer Messgrößen zeigt die Notwendigkeit eines Mehrbandmodells zur konsistenten Beschreibung.<br />

Eine ähnliche Situation liegt vor, wenn die Bänder zwar stark entkoppelt sind, eines der beiden Bänder aber<br />

die Zustandsdichte an der FERMI-Kante dominiert und daher Messergebnisse ebenfalls innerhalb eines effektiven<br />

IEMs beschrieben werden können (relevant für MgCNi 3 ). Dennoch können stark unterschiedliche<br />

FERMI-Geschwindigkeiten der Bänder auch in so einem Fall für bestimmte physikalische Größen einen Mehrbandansatz<br />

notwendig machen. Im Folgenden werden die bekannten Zusammenhänge für den Zweibandfall 4<br />

zusammengefasst und einige neue analytische Formeln zu Beschreibung der supraleitenden Eigenschaften<br />

angegeben.<br />

4 Mathematisch sind die anisotropen ELIASHBERG-Gleichungen den Zweiband-ELIASHBERG-Gleichungen zwar äquivalent, letztere<br />

bieten aber den physikalisch einfacheren Zugang.

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