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Risiken rechtzeitig absichern - und Handelskammer Nord Westfalen

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Titel Absicherung<br />

IHK-Beratung<br />

Businessplan<br />

inklusive Vorsorge<br />

Existenzgründer können <strong>und</strong> müssen vorsorgen. Für ihr<br />

Geschäft, für ihre Familie, für sich. Damit nicht erst im<br />

möglichen Krisenfall Alarm geschlagen werden muss,<br />

berät die IHK Unternehmensgründer. Und hilft auch<br />

tatkräftig, wenn's mal brenzlig wird.<br />

Ohne „Businessplan“ geht<br />

heute keine Existenzgründung<br />

mehr durch. Nur: Krankenversicherung,<br />

Pflegeversicherung,<br />

Unfall- <strong>und</strong> Rentenversicherung<br />

oder gar Arbeitslosenversicherung<br />

tauchen in den Plänen<br />

der Neugründer <strong>und</strong> Übernehmer<br />

von Geschäften oft nur<br />

am Rande auf, hat IHK-Geschäftsführer<br />

Wieland Pieper<br />

festgestellt. Die Haltung vieler<br />

Gründer zur notwendigen sozialen<br />

Absicherung ist in ihren Arnold Isken<br />

Plänen deutlich abzulesen: Das<br />

ist etwas für später, wenn das Geschäft mal<br />

richtig läuft. Erst einmal wird in der Gründungsphase<br />

nur das Nötigste getan.<br />

Zu oft wird aus dem „Später“ ein „Nie“. Das<br />

ist die Erfahrung der IHK-Berater Arnold<br />

Isken <strong>und</strong> Michael Meese, die beide in der<br />

betriebswirtschaftlichen Abteilung der IHK<br />

<strong>Nord</strong> <strong>Westfalen</strong> bei Wieland Pieper arbeiten.<br />

Die Folgen dieser unternehmerischen<br />

Entscheidung gegen eine ausreichende soziale<br />

Absicherung bei Unfall, Unglück oder<br />

Krankheit müssen nach ihren jahrelangen<br />

Erfahrungen dann nicht nur der Unternehmer,<br />

sondern auch dessen Familie <strong>und</strong> die<br />

Beschäftigten tragen.<br />

Anlaufstelle in der Krise<br />

Isken bietet Unternehmern Hilfe zur Selbsthilfe,<br />

wenn ein Nachfolger fürs Unternehmen<br />

fehlt oder wenn die Geschäftsidee zu<br />

scheitern droht – ein nicht gesetzlich vorgeschriebener<br />

Service der IHK. 520 Beratungstermine<br />

hatte er im vorigen Jahr in<br />

Fotos: IHK<br />

seinem Kalender stehen. Je<br />

zur Hälfte Nachfolgeberatung<br />

<strong>und</strong> Finanz- <strong>und</strong> Insolvenzunterstützung.<br />

Bei r<strong>und</strong> 50 Prozent der<br />

„Krisenfälle“ kann, so Isken,<br />

eine Insolvenz vermieden<br />

werden. Die soziale Absicherung<br />

wird schnell zum zentralen<br />

Thema, wenn es im<br />

Unternehmen wirtschaftliche<br />

Schwierigkeiten gibt oder<br />

der Chef schwer krank wird.<br />

„Die Hälfte der Unternehmer, die hier sitzt“,<br />

berichtet Isken, „hat keine Krankenkasse“.<br />

Wenn nämlich die monatlichen Beiträge<br />

nicht mehr gezahlt werden, dann erfolge<br />

die Leistungsfreistellung von<br />

der Versicherung, sprich: der<br />

Krankenschutz erlischt. Frau<br />

<strong>und</strong> Kinder seien dann oft auch<br />

nicht mehr versichert. „Erst<br />

wenn das Gewerbe abgemeldet<br />

<strong>und</strong> Hartz IV beantragt worden<br />

ist, gibt es wieder Zugang zum<br />

gesetzlichen Krankenversicherungssystem.“<br />

Deshalb steht für<br />

Isken fest: „Wir brauchen eine<br />

Gr<strong>und</strong>versorgung für Unternehmer.<br />

Es kann nicht sein,<br />

dass Familien ohne Krankenversicherung<br />

sind.“<br />

Michael Meese<br />

„Von vornherein auf die saubere Trennung<br />

der Vermögensteile achten“, ist der bewährte<br />

Tipp von Iskens Kollege Michael<br />

Meese, der bei der IHK <strong>Nord</strong> <strong>Westfalen</strong> die<br />

Existenzgründer begleitet. Wie bei einer<br />

Eheschließung solle man sich schon bei der<br />

Gründung gut informieren <strong>und</strong> den Gedanken<br />

an eine mögliche Scheidung nicht<br />

wegschieben.<br />

Durch Wissen wird die Angst vor einem<br />

möglichen Scheitern beherrschbar, die die<br />

Hälfte der befragten Menschen in Deutschland<br />

davon abhält, sich selbstständig zu<br />

machen. Das hat das Nürnberger Institut<br />

für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung<br />

(IAB) in einem internationalen Vergleich<br />

festgestellt. „Die Deutschen sind pessimistischer,<br />

was die Chancen einer Existenzgründung<br />

angeht, <strong>und</strong> ängstlicher hinsichtlich<br />

der Folgen eines möglichen Scheiterns.“<br />

Gerade Gründer müssen sich deshalb sichern.<br />

Absicherung keine Pflicht<br />

„Bei zahlreichen deutschen Existenzgründungen<br />

sind zu viele Kreditmittel im Spiel –<br />

auch durch die Existenzgründerförderung“,<br />

weiß Isken. Sein Gegenbeispiel: Bei Neugründungen<br />

nach einer Insolvenz werde oft<br />

mit minimalen Mitteln ein Unternehmen<br />

wieder aufgebaut: „Das funktioniert, weil<br />

man viel vorsichtiger ist bei<br />

der Aufnahme von Krediten.“<br />

In Zahlen klingt es nüchtern.<br />

„Wir haben hier bei der IHK<br />

im vorigen Jahr 17 000 Zugänge<br />

im Gewerberegister<br />

gehabt. Und 11 000 Abmeldungen.<br />

Das ist in jedem<br />

Jahr eine Kleinstadt.“ Und<br />

nicht hinter jeder Zahl verbirgt<br />

sich nur eine einfache<br />

Gewerbeabmeldung. Als<br />

Isken 1984 mit dem Sonderprojekt<br />

Krisenberatung bei<br />

der IHK startete, da bezogen nach einer Firmenpleite<br />

64 Prozent der Unternehmer<br />

anschließend Sozialhilfe. Auch wenn es<br />

heute Hartz IV heißt, die Zahl ist „sogar<br />

noch höher“. Denn durch das Sicherungs-<br />

16 wirtschaftsspiegel 1 · 2009

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