Ausgabe 4 | 2013 (PDF 7.5 MB) - LCH
Ausgabe 4 | 2013 (PDF 7.5 MB) - LCH
Ausgabe 4 | 2013 (PDF 7.5 MB) - LCH
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
BILDUNG SCHWEIZ 4 I <strong>2013</strong> ......................................................<br />
Weshalb grosse Schiffe nicht sinken müssen<br />
AKTUELL<br />
9<br />
Entdecken und experimentieren – naturwissenschaftliche und technische Themen sind im Aufwind. Dies war<br />
auch am 4. SWiSE-Innovationstag in St. Gallen spürbar. Die 360 teilnehmenden Lehrpersonen bekundeten<br />
grosses Interesse.<br />
Naturwissenschaften und Technik sind<br />
eine trockene Materie – dieses Vorurteil<br />
löst sich langsam auf. Bestrebungen, die<br />
Attraktivität dieser Fachbereiche zu<br />
steigern, und der grosse Andrang am<br />
4. SWiSEInnovationstag zeigen, dass<br />
sich die Sichtweise verändert.<br />
Susan Edthofer<br />
SWiSE bedeutet Swiss Science Education<br />
und steht für eine Organisation, die<br />
sich für Naturwissenschaftliche Bildung<br />
in der Schweiz engagiert. Verschiedene<br />
Bildungsinstitutionen, Bildungsdirektionen<br />
und das Technorama haben sich<br />
zum Ziel gesetzt, Interesse und Verständnis<br />
für Naturwissenschaften zu<br />
fördern. Dass sich mehr als 360 Lehrpersonen<br />
für den naturwissenschaftlichtechnischen<br />
Unterricht in Kindergarten<br />
und Volksschule interessieren, ist ein<br />
deutliches Zeichen für die Anziehungskraft<br />
dieser Thematik. Gastgeberin der<br />
diesjährigen Tagung war die Pädagogische<br />
Hochschule St.Gallen.<br />
Mit Kinderaugen staunen<br />
Kinder sind neugierig und begegnen naturwissenschaftlichen<br />
Phänomenen ohne<br />
Vorurteile. Fragen beantworten sie noch<br />
völlig unbefangen, wie das folgende Beispiel<br />
zeigt. Auf die Frage, warum ein<br />
grosses Schiff nicht sinke, bemerkte ein<br />
kleiner Junge ganz selbstverständlich:<br />
«Weil ein Kapitän das Schiff steuert.»<br />
Wenn man früh mit Experimentieren<br />
anfängt, kann man diese kindliche Neugierde<br />
auffangen. Durch Ausprobieren<br />
wird der Forschergeist geweckt. Der Ansatz,<br />
Naturwissenschaften und Technik<br />
handlungsorientiert zu vermitteln, war<br />
auch bei den Tagungsangeboten spürbar.<br />
Zur Auswahl standen Themen wie<br />
«Experimentieren mit Alltagsgegenständen»,<br />
«Die Welt erforschen beginnt vor<br />
der Haustüre» oder «Chemie spielerisch<br />
erlernen». Nach der Devise «selber mit<br />
Kinderaugen staunen» tauchten die<br />
Lehrpersonen ein. Neben dem lustvollen<br />
Ausprobieren erhielten sie eine Fülle an<br />
praktischen Inputs für den Schulalltag.<br />
Foto: Iris Halbeisen<br />
Forschen bedeutet ausprobieren, beobachten und entdecken, was passiert.<br />
Entdeckendes Lernen braucht Zeit<br />
Tagungsleiter Patrick Kunz von der<br />
PHSG hält fest: «Wer den Unterricht attraktiv<br />
gestalten und mit Experimenten<br />
arbeiten möchte, kämpft mit den knappen<br />
Zeitressourcen.» Seiner Meinung<br />
nach müsste man den Mut haben, die<br />
Stofffülle zu reduzieren. Mit Nachdruck<br />
fügt er an: «Der Anreiz dieser Fächer<br />
steigt, wenn der Unterricht vermehrt<br />
so angelegt ist, dass Schülerinnen und<br />
Schüler selbst Informationen zu naturwissenschaftlichen<br />
Fragestellungen<br />
beschaffen, häufiger selber praktisch<br />
arbeiten und dazu angehalten werden,<br />
eigene Versuche zu konzipieren.»<br />
Experimente mit Unterhaltungswert<br />
Mit einer faszinierenden Reise in die<br />
Vergangenheit veranschaulichte Peter<br />
Heering von der Universität Flensburg<br />
(D), welchen Stellenwert Experimente<br />
im 18. Jahrhundert besassen. Damals<br />
stellte das Experimentieren Teil des<br />
gesellschaftlichen Lebens dar. Unbeschwert<br />
wurden beispielsweise Versuche<br />
mit Elektrizität durchgeführt. Auf<br />
alten Bildern sieht man, dass auch<br />
Frauen rege an diesen Versuchen beteiligt<br />
waren. Es wurde nicht im «Glashaus»<br />
experimentiert. Erst im 19. Jahrhundert<br />
verschwanden die Experimente<br />
aus dem Gesellschaftsleben und verloren<br />
ihre Unterhaltungsrelevanz. In<br />
seinem Referat «Experimente von vorgestern<br />
für die Bildung von morgen»<br />
plädierte Peter Heering dafür, auch mal<br />
den historischen Kontext anzuschauen.<br />
Damit heute Naturwissenschaften und<br />
Technik an den Schulen wieder vermehrt<br />
an Bedeutung gewinnen, braucht<br />
es entdeckendes Lernen und einen «narrativen<br />
Zugang», bei welchem Informationen<br />
in Geschichten verpackt werden.<br />
Denn so wird das Interesse der Kinder<br />
und Jugendlichen geweckt.<br />
Weiter im Netz<br />
www.swise.ch/innovationstag.cfm