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Biberach 5/2007 • Seite 20<br />

Onl<strong>in</strong>e-Durchsuchung von Computern<br />

Positionspapier der <strong>CDU</strong>/CSU - Bundestagsfraktion<br />

Auch Deutschland ist, wie die jüngsten Anschläge <strong>in</strong> Afghanistan oder die<br />

Anfang September verh<strong>in</strong>derten Pläne e<strong>in</strong>er deutschen Zelle der Islamischen<br />

Jihad Union zu Anschlägen <strong>in</strong> der Bundesrepublik Deutschland zeigen, durch<br />

den islamistischen Terrorismus bedroht. In der Bundesrepublik konnten <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren <strong>in</strong> sieben Fällen Anschläge verh<strong>in</strong>dert werden bzw. ist ihre<br />

Ausführung gescheitert. Wie schnell sich e<strong>in</strong>e abstrakte Gefährdung konkretisieren<br />

kann, haben zuletzt die durch die erfolgreiche Arbeit unserer Sicherheitsbehörden<br />

vereitelten Anschlagspläne e<strong>in</strong>er deutschen IJU-Zelle offenbart.<br />

Das Handeln dieser Zelle war darauf angelegt, e<strong>in</strong> Höchstmaß an Personenund<br />

Sachschäden zu erzielen. Die beschaffte Menge an Wasserstoffperoxid<br />

hätte ausgereicht, um Sprengsätze zu konstruieren, die e<strong>in</strong>e weitaus größere<br />

Sprengwirkung entfaltet hätten, als die bei den Anschlägen <strong>in</strong> Madrid und<br />

London e<strong>in</strong>gesetzten Sprengsätze. Es ist auf Grund von Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden<br />

zu befürchten, dass künftig Anschläge im Ausland, vor<br />

allem <strong>in</strong> Pakistan, geplant und <strong>in</strong> Deutschland von <strong>in</strong> Pakistan ausgebildeten<br />

oder <strong>in</strong> Deutschland angeworbenen Personen ausgeführt werden. Bestandteil<br />

der Ausbildung <strong>in</strong> Pakistan ist e<strong>in</strong> konspiratives Informationsverhalten. Es ist<br />

festzustellen, dass Verdächtige sich zunehmend e<strong>in</strong>er Observation entziehen<br />

und <strong>in</strong> ihrer Kommunikation auf traditionelle Mittel wie Festnetz oder Mobiltelefon<br />

weitgehend verzichten. Entscheidendes Medium ist <strong>in</strong>zwischen das Internet.<br />

Dabei werden verdeckt Botschaften ausgetauscht und Kommunikation<br />

professionell verschleiert. Bei der Abwehr dieses <strong>in</strong>ternationalen Terrorismus<br />

ist deshalb die Aufklärung der anschlagvorbereitenden Informationen, die<br />

von den Terroristen und ihren Unterstützern über das Internet ausgetauscht<br />

werden, von entscheidender Bedeutung.<br />

Das Bundeskrim<strong>in</strong>alamt benötigt daher rasch e<strong>in</strong>e Rechtsgrundlage zur<br />

Durchführung von Onl<strong>in</strong>e-Durchsuchungen zur Bekämpfung des <strong>in</strong>ternationalen<br />

Terrorismus. Nur so kann es angemessen damit Schritt halten, dass die<br />

Täter <strong>in</strong> diesem Bereich zunehmend modernste Informationstechnologien<br />

nutzen, um ihre Aktivitäten zu planen und auszuführen. Diese ermöglichen<br />

es, Informationen schnell und effektiv zu verarbeiten und etwa zur Planung<br />

von terroristischen Anschlägen zur Verfügung zu stellen, ohne dass es sich<br />

dabei um Kommunikation im eigentlichen S<strong>in</strong>n handelt.<br />

Auch bei ihrer Kommunikation schirmen sich Terroristen aufgrund besonderer<br />

Möglichkeiten der modernen Technologien immer wirkungsvoller gegen sicherheitsbehördliche<br />

Überwachung ab. Gerade auf dem Feld der Terrorismusbekämpfung<br />

ist es aber unabd<strong>in</strong>gbar, dass das BKA über ausreichende Erkenntnisquellen<br />

verfügt. Nur so kann es die ihm zukünftig obliegende Aufgabe<br />

der Gefahrenabwehr erfolgreich wahrnehmen. Es muss daher der technologischen<br />

Entwicklung der Gegenseite Rechnung tragen. E<strong>in</strong> H<strong>in</strong>terherh<strong>in</strong>ken<br />

wäre nicht h<strong>in</strong>nehmbar, der Verzicht auf die Onl<strong>in</strong>e-Durchsuchung würde bedeuten,<br />

den Terroristen Schutzräume zu gewähren.<br />

Angesichts der aktuellen Bedrohungslage durch den <strong>in</strong>ternationalen Terrorismus<br />

muss das Bundeskrim<strong>in</strong>alamt diese Befugnis im Rahmen se<strong>in</strong>er<br />

Präventivbefugnisse so schnell wie möglich erhalten. Die Festnahmen am 4.<br />

September 2007 und die dadurch vereitelten Anschläge haben erneut deutlich<br />

gemacht, dass wir ke<strong>in</strong>e Zeit zu verlieren haben.<br />

Im Koalitionsvertrag wurde vere<strong>in</strong>bart, dem Bundeskrim<strong>in</strong>alamt zur Abwehr<br />

von Gefahren des <strong>in</strong>ternationalen Terrorismus Präventivbefugnisse zu geben.<br />

Dieser Auftrag an die Politik ist noch nicht erledigt. Zwar wurde die hierfür notwendige<br />

Gesetzgebungskompetenz des Bundes im Rahmen der Föderalismusreform<br />

mit Wirkung zum 1. September 2006 geschaffen. Und <strong>in</strong> Umset-<br />

Aus dem Bundestag<br />

zung dieser Kompetenz hat das Bundesm<strong>in</strong>isterium des Innern auch<br />

e<strong>in</strong>en Gesetzentwurf zur Änderung des BKAG erarbeitet. Hiernach erhält<br />

das BKA erstmals für die Terrorismusbekämpfung weitgehend die Befugnisse,<br />

die bereits den Länderpolizeien für die Gefahrenabwehr standardmäßig<br />

zur Verfügung stehen. Dazu gehören u.a. auch die präventive Telekommunikationsüberwachung,<br />

Wohnraumüberwachung und Rasterfahndung.<br />

Die Onl<strong>in</strong>e-Durchsuchung ist e<strong>in</strong> unverzichtbarer Bestandteil<br />

dieses Pakets. Die jetzt dr<strong>in</strong>gend erforderliche Verabschiedung des BKA-<br />

Gesetzes wird es nur mit der gesetzlichen Befugnis zu Onl<strong>in</strong>e-Durchsuchungen<br />

geben.<br />

In e<strong>in</strong>em gesonderten Schritt wird die Onl<strong>in</strong>e-Durchsuchung auch für<br />

die Strafverfolgung und den Verfassungsschutz verfügbar zu machen<br />

se<strong>in</strong>. Die Länder werden für Gefahrenabwehrzwecke ihre Polizeigesetze<br />

anpassen. Dem Bundeskrim<strong>in</strong>alamt soll im Rahmen der Onl<strong>in</strong>e-Durchsuchung<br />

gestattet werden, unter bestimmten, sehr eng umrissenen Voraussetzungen<br />

durch den E<strong>in</strong>satz technischer Mittel, das heißt durch entsprechende<br />

Programme, Daten aus <strong>in</strong>formationstechnischen Systemen<br />

zu erheben, um terroristische Gefahren abzuwehren und entsprechende<br />

Straftaten zu verhüten.<br />

Die Maßnahme hat „ultima ratio-Charakter“: E<strong>in</strong>e Onl<strong>in</strong>e-Durchsuchung<br />

soll das letzte Mittel se<strong>in</strong>, wenn das Bundeskrim<strong>in</strong>alamt zur Abwehr<br />

e<strong>in</strong>er terroristischen Gefahr<br />

• e<strong>in</strong>en bestimmten Rechner durchsuchen muss, e<strong>in</strong>e „offene“ Durchsuchung<br />

zwar grundsätzlich die gleichen Ergebnisse erzielen könnte,<br />

e<strong>in</strong>e solche „offene“ Durchsuchung aber zwangsläufig die Zielperson<br />

von der Maßnahme <strong>in</strong> Kenntnis setzen und damit die Suche nach H<strong>in</strong>termännern<br />

oder Mittätern vereiteln würde,<br />

• die Zielperson überwachen und deren Rechner über e<strong>in</strong>en bestimmten<br />

Zeitraum wiederholt durchsuchen muss, ohne dass die Zielperson<br />

Kenntnis von den vorherigen Durchsuchungen erhält,<br />

• auf verschlüsselte Kommunikation zugreifen will und dies nur durch<br />

Erlangung des Passworts oder durch Zugriff auf die Dateien <strong>in</strong> unverschlüsseltem<br />

Zustand möglich ist und<br />

• mit anderen Mitteln der Informationsgew<strong>in</strong>nung (Telekommunikationsüberwachung,<br />

E<strong>in</strong>satz von V-Leuten) aufgrund des extrem konspirativen<br />

Vorgehens der Verdächtigen oder Zielpersonen ke<strong>in</strong>en Erfolg<br />

haben wird, gleichwohl aber H<strong>in</strong>weise auf vorhandene Daten vorliegen.<br />

Hier kann die Onl<strong>in</strong>e-Durchsuchung die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit<br />

se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en terroristischen Anschlag zu verh<strong>in</strong>dern!<br />

Selbstverständlich s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e solche Befugnis verfahrensrechtliche<br />

Vorkehrungen zu treffen. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts<br />

zum Schutz des Kernbereichs der persönlichen Lebensgestaltung<br />

ist zu berücksichtigen. Kernbereichsrelevante Inhalte s<strong>in</strong>d wirksam zu<br />

schützen. Sämtliche Regelungen zum Schutz von Berufsgeheimnisträgern,<br />

die für sonstige verdeckte Maßnahmen gelten, gelten auch hier.<br />

Die Maßnahme kann nur auf Antrag des Präsidenten des Bundeskrim<strong>in</strong>alamtes<br />

durch e<strong>in</strong> Gericht angeordnet werden. Sie darf sich nur gegen<br />

e<strong>in</strong>en bestimmten Personenkreis richten und auch nur dann, wenn die<br />

Abwehr der terroristischen Gefahr auf andere Weise aussichtslos oder<br />

wesentlich erschwert wäre. In der Anordnung ist das <strong>in</strong>formationstechnische<br />

System e<strong>in</strong>deutig zu bezeichnen, auch ist die Anordnung grundsätzlich<br />

auf drei Monate zu befristen. Der Betroffene ist nach Abschluss der<br />

Maßnahmen grundsätzlich zu benachrichtigen. ■<br />

Öfter mal <strong>in</strong>formieren:<br />

www.cdu-kreis-biberach.de

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