Füllhorn - Soest
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<strong>Füllhorn</strong> - Ausgabe 2/2013<br />
Das Goldene Buch der Stadt <strong>Soest</strong><br />
In den letzten Tagen sah ich im Rathaus bei<br />
unserem Seniorenbeauftragten, Herrn Andreas<br />
Müller, die Prägestempel, mit denen der<br />
<br />
Stadt verziert werden soll. Ein neues Buch<br />
muss her, weil das alte in Kürze voll ist.<br />
Das neue Buch, in gediegener Buchbinderarbeit<br />
ausgeführt, wird die Tradition der Gästebücher<br />
weiterführen und in angemessener<br />
Weise die Grüße prominenter Gäste an die<br />
Stadt bewahren. Dazu wird es im Ratsbüro in<br />
Bereitschaft gehalten.<br />
Gehen wir davon aus, dass Bürgermeister<br />
und Rat Bergengruen ehrten, weil sie seinen<br />
<br />
während der Nazizeit verschlüsselte Kritik<br />
am System veröffentlicht hatte. Wer von den<br />
Überlebenden konnte das schon von sich sagen.<br />
Manfred Hausmann schrieb der Stadt ein<br />
kunstsinniges Sonett über <strong>Soest</strong> ins Goldene<br />
Buch. Ich vermute, der Dichter war auf solche<br />
Fälle vorbereitet und hatte immer ein<br />
passendes Gedicht im Gepäck. Auch er konnte<br />
Sonette nicht aus dem Stegreif schreiben.<br />
In der Folge wurde dieses Buch fast eine<br />
Chronik der Stadt, fast!<br />
Die Bürgermeister fanden die handelnden<br />
Personen unterschiedlicher Ereignisse der<br />
Ehre wert, sich einzutragen.<br />
Was hat es mit diesem Buch auf sich?<br />
Hamburg, Köln und Frankfurt haben seit Kai-<br />
<br />
prominente Gäste eintragen.<br />
In <strong>Soest</strong> wurde erstmals 1936 ein solches<br />
Buch beschafft: Zwischen kalbslederbeschichteten<br />
Holzdeckeln die Seiten aus<br />
schwerem Karton, mit markigen Sprüchen in<br />
deutscher Schrift gefüllt.<br />
Ob zum Beispiel der Kreditausschuss des<br />
Deutschen Städtebundes im Mai 1953 in<br />
<strong>Soest</strong> eine Sitzung abhielt oder eine Delegation<br />
von Bundes- und Landesministerialen,<br />
die den Bau eines Vorfluters gefördert hatten,<br />
zu dessen Besichtigung kamen, sie durf-<br />
<br />
Auch siegreiche Sportler und Austauschschüler<br />
der <strong>Soest</strong>er Gymnasien finden sich.<br />
So wurde das Buch voller und schließlich war<br />
es am 23. Juni 1962, nach nur 13 Jahren<br />
voll: Die internationalen Degenfechter, die<br />
<br />
kämpften, durften sich als letzte in diesem<br />
Band eintragen.<br />
Das war eine andere Welt, die da von 1936<br />
bis 1944 zu uns spricht.<br />
Zwar wurde das teure Buch von 1946 bis<br />
1949 weiter benutzt, aber noch bevor es voll<br />
war, durch ein neues ersetzt, das bescheidener<br />
entworfen war und besser in die arme<br />
Zeit passte.<br />
Gleich im ersten Jahr trugen sich zum Beispiel<br />
am 25 August 1949 Werner Bergengruen<br />
und am 28. September Manfred<br />
Hausmann ein, wohl auf Lesereise unterwegs<br />
bei den <strong>Soest</strong>er Buchhandlungen.<br />
1962 wurde ein neues, das dritte in der Reihe<br />
der enommen.<br />
Das zweite kam zu dem ersten ins<br />
Archiv. Dort habe ich beide bei den Recher-<br />
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