Füllhorn - Soest
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<strong>Füllhorn</strong> - Ausgabe 2/2013<br />
In den Hamburger Deichtorhallen wurde<br />
kürzlich Anselm Reyle aus New York gezeigt.<br />
Die riesige Halle teilte ein spiegelnder Vorhang,<br />
davor stand ein silberner Heuhaufen,<br />
als bräuchte es noch ein Symbol für das Talent<br />
des Künstlers zum Versilbern von allem<br />
und jedem. Es war ein Bekenntnis zu Kitsch<br />
und Kopie.<br />
Kitsch wird in der Regel als ein Stilbegriff aus<br />
der Kunstästhetik verwandt. Kitsch ist sicher<br />
a-<br />
<br />
sthetische,<br />
soziale und oft auch moralische<br />
Geringschätzung ausdrückt und das zur Unterscheidung,<br />
zur Abgrenzung und Durchsetzung<br />
des eigenen Kunstanspruchs im Kunstbetrieb<br />
benutzt wird. Die Sprache der Ästhetik<br />
ist in einer fundamentalen Ablehnung des<br />
e-<br />
<br />
<br />
t-<br />
<br />
<br />
Man kann der Auf<br />
on-<br />
nsumartikeln<br />
überschwemmt. Die modernen<br />
Lebensbedingungen entfernen die Menschen<br />
s-<br />
erung<br />
der globalisierten Konsumgesellschaft.<br />
Spätestens in den 1970er Jahren werden je-<br />
<br />
inalität, Authentizität und künstlerischer<br />
<br />
in Frage gestellt. Damit veränderte sich auch<br />
das Verhältnis zum Kitsch.<br />
Künstler machen sich zunehmend Kitsch zueigen,<br />
sie zitieren ihn und greifen ihn auf.<br />
l-<br />
ltagskultur<br />
setzen sich Formen des Spieles<br />
mit Kitschelementen durch. Es scheint, als<br />
ob <br />
geschlossen hat. Die Grenzmarkierungen<br />
rden<br />
verwischt und unterlaufen.<br />
Kitsch, Nippes und Plüsch als Massenwaren<br />
aben<br />
und sind tolerierbar geworden. Viele<br />
<br />
und kleine Refugien. In der Zwischenzeit gibt<br />
<br />
ebensstilen.<br />
Man muss sich nicht für eigene<br />
Kitschobjekte schämen und sich nicht mehr<br />
fürchten, in seiner Geschmacksunsicherheit<br />
entlarvt zu werden.<br />
In den 1980erJharen etablierte sich im Anschl<br />
- -<br />
amerikanische<br />
Künstler Jeff Koons (geb.<br />
1955) gehört ( <br />
ein ironisches, mal ein kritisches Spiel mit<br />
den kitschigen Entäußerungen ihrer Zeit.<br />
Jeff Koons war der erste Künstler, der Kitsch<br />
nicht nur als Zitat benutzte, sondern völlig<br />
<br />
huldigt. Er verwendet Zeugnisse der<br />
Konsumkultur, Kitschfiguren, wie sie in<br />
Kaufhäusern und Souvenirshops angeboten<br />
werden, als Ausgangspunkt und verfremdet<br />
sie. Erheblich vergrößert und mit zusätzlichem<br />
Schmuck versehen, wirken sie nahezu<br />
monströs. Es ist auch ein Versuch, sich von<br />
vorangehender Kunst abzusetzen und sich<br />
vom Avantgardismuszwang zu befreien.<br />
Selbstkritik, kritische Auseinandersetzung,<br />
das Hinterfragen der Funktion der massenhaft<br />
produzierten Bedeutungsträger und des<br />
Konsumismus ist dabei allerdings nicht gefragt.<br />
In einem Gespräch mit Hanno Rautenberg<br />
(Die Zeit, 22.9.2011) äußerte Daniel Richter,<br />
<br />
<br />
ist unwichtig, was ein Bild zeigt, entscheidend<br />
ist, wie es gemalt ist.<br />
Diese Art Retromalerei ist immer eine Sehnsucht<br />
nach gestern. Und wenn ich eines nicht<br />
schätze, dann ist es die schöne alte Zeit. Ich<br />
hasse Nostalgie. Ich hoffe immer noch auf<br />
Wahrhaftigkeit. Ich betrachte die Welt und<br />
lasse mich als Filter zum <br />
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