Revue 2013 mit Rechenschaftsablage 2012 (PDF, 1.85 MB ) - Sanu
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Weniger ist wieder mehr<br />
Modelle einer Postwachstumsökonomie zielen denn auch darauf ab, heutige Konsumansprüche <strong>mit</strong><br />
nachhaltiger Befriedigung der zugrundeliegenden Bedürfnisse zu ersetzen, auf die Balance zwischen<br />
Selbst- und Fremdversorgung, auf regionale Märkte und verkürzte Wertschöpfungsketten,<br />
auf stoffliche Nullsummenspiele, auf individuelle handelbare Emissionskontingente und auf institutionelle<br />
Innovationen wie Boden- und Geldreform, um systemimmanente Wachstumszwänge zu<br />
mildern. Wohin sich diese Diskussion der Ökonomen auch entwickelt – allein <strong>mit</strong> Effizienzstrategien<br />
(ergiebigere Nutzung von Energie und Materie) können viele unerwünschte Entwicklungen nicht aufgehalten<br />
werden. Es braucht zusätzlich Strategien der Konsistenz (naturverträgliche Technologien)<br />
und der Suffizienz (Verringerung der Nachfrage nach Gütern). Gemeinwesen und Unternehmen sind<br />
dadurch vor ganz neue Aufgaben gestellt.<br />
Das Gemeinwesen wird sich <strong>mit</strong> institutionellen Innovationen wie oben beschrieben und Lenkungsmassnahmen<br />
auseinandersetzen müssen. In Washington sank der Verbrauch von Plastiktüten in<br />
einem Monat von 22.5 Millionen auf drei Millionen, nachdem auf jede Tüte eine Abgabe von fünf<br />
Cents erhoben worden war. 2 Unternehmen werden die Konsumenten in überentwickelten Märkten<br />
vermehrt in Richtung Nachhaltigkeit und Suffizienz lenken. Um den Druck von Staat und Zivilgesellschaft<br />
zu parieren, um Marktanteile zu gewinnen oder um neue wachsende Marktsegmente zu erschliessen,<br />
etwa das der LAVOS (Lifestyle of Voluntary Simplicity). So verkündete Walmart 2011 eine<br />
Senkung des Salz-, Zucker- und Fettgehalts in vielen Produkten – <strong>mit</strong> dem Nebeneffekt, dass auch<br />
die Preise um insgesamt eine Milliarde US-Dollar sanken. Und ausgerechnet der US-Getränkeriese<br />
Coca-Cola forderte im Januar <strong>2013</strong> die Weltbevölkerung dazu auf, massvoll <strong>mit</strong> Zucker und Kalorien<br />
umzugehen. Das französische Cafeteria-Unternehmen Sodexo führte in seinen 2000 Unternehmens-,<br />
Verwaltungs- und Spitalkantinen den fleischlosen Montag ein. Patagonia, ein in der Schweiz aktiver<br />
Outdoorbekleider, sagt: «Wir entwickeln und verkaufen Produkte, die möglichst haltbar und<br />
zweckmässig sind. Aber wir rufen unsere Kunden auch dazu auf, nur das zu kaufen, was sie wirklich<br />
brauchen.» Patagonia geht zusätzlich Partnerschaften <strong>mit</strong> eBay und anderen Organisationen ein, um<br />
gebrauchte Kleider weiterzugeben. 3 «Sharing» wird zur neuen «Economy»: «Der gemeinsame Konsum,<br />
also das Teilen und Tauschen von Autos, Häusern, Gärten oder Büros, wird immer beliebter. Zum<br />
einen, weil es günstiger und einfacher ist, Dinge, die man selten braucht, zu nutzen statt zu besitzen.<br />
Zum anderen aber auch, weil Sharing gesellig ist, bestehende Beziehungen stärkt und neue Kontaktmöglichkeiten<br />
eröffnet. Dank Internet und Sozialen Netzwerken finden Menschen zusammen,<br />
die etwas teilen wollen.» 4 Die Bedeutung von kollaborativen Konsum-, Lebens- und Arbeitsformen<br />
nimmt zu, weil das Viel-Haben immer häufiger in Widerspruch zum Gut-Leben tritt.<br />
2) Assadourian, Erik: «The path of<br />
degrowth in overdeveloped<br />
countries», in: State of the World<br />
<strong>2012</strong>, World Watch Institute,<br />
Washington.<br />
3) www.patagonia.com/eu/deCH/<br />
environmentalism<br />
4) Frick, Karin: Sharing: Die Zukunft<br />
des Teilens, eine Studie der<br />
Gottlieb Duttweiler Institute,<br />
<strong>2013</strong>, Rüschlikon/Zürich.<br />
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