Verkehrsanalyse Quartier Reuterplatz - Reuter Quartier
Verkehrsanalyse Quartier Reuterplatz - Reuter Quartier
Verkehrsanalyse Quartier Reuterplatz - Reuter Quartier
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<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Berlin-Neukölln<br />
Schlussbericht<br />
Oktober 2010<br />
Im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil<br />
Teilprogramm Soziale Stadt QF3
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
INHALT<br />
1. Einführung 4<br />
2. Ausgangsbedingungen 4<br />
2.1 Entwicklung des Straßennetzes 4<br />
2.2 Oberflächenbefestigungen 5<br />
2.3 Fußgängerverkehr 8<br />
2.4 Radverkehr 11<br />
2.5 Kfz-Verkehr 13<br />
2.6 Straßenverkehrsunfälle 19<br />
2.7 Ansprüche aus den Randnutzungen 19<br />
2.8 Stadtgrün und Aufenthaltsbereiche 21<br />
3. Stand der Planung 24<br />
3.1 Verkehrswirksame Planungen außerhalb des <strong>Quartier</strong>s 24<br />
3.2 Stadterneuerung und Soziale Stadt 24<br />
4. Problemwahrnehmung im <strong>Quartier</strong> 25<br />
4.1 Bürgergespräch „Straßenverkehr im <strong>Reuter</strong>kiez“ 9/2008 25<br />
4.2 Kiez-Elterntreffen 26<br />
4.3 AG Wohnumfeld 27<br />
4.4 <strong>Quartier</strong>sversammlung 27<br />
5. Zusammenfassung: Die wesentlichen Probleme 29<br />
6. Planungsgrundsätze 30<br />
7. Maßnahmebereiche 32<br />
7.1 Friedelstraße – Pflügerstraße – <strong>Reuter</strong>straße 32<br />
7.2 Hobrechtbrücke/ Maybachufer/Friedelstraße 35<br />
7.3 Südlicher <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> 37<br />
7.4 <strong>Quartier</strong>seingänge 37<br />
7.5 Weserstraße 38<br />
7.6 Pannierstraße 41<br />
7.7 Campus Rütli 41<br />
7.8 Weichselplatz/ Lohmühlenbrücke 41<br />
7.9 Gehwegabsenkungen 44<br />
7.10 Hermannplatz 44<br />
8. Die Massnahmevorschläge in Kürze 44<br />
9. Anhang: Protokolle zur Bürgerbeteiligung 45<br />
2 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Untersuchungsgebiet<br />
3 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
1. EINFÜHRUNG<br />
Das <strong>Reuter</strong>quartier zwischen Kottbusser Damm und Weichselstraße, Maybachufer<br />
und Sonnenallee ist ein verdichtetes Altbauquartier mit überwiegender<br />
Wohnnutzung. Im <strong>Quartier</strong>smanagementprozess wurden wiederholt Forderungen<br />
nach Reduzierung der verkehrsbedingten Belastungen in den <strong>Quartier</strong>sstraßen<br />
erhoben, um die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern und<br />
das Gebiet zu stabilisieren. Unter dieser Zielsetzung wurde im Rahmen des<br />
Förderprogramms „Soziale Stadt“ eine ganze Reihe von verkehrsberuhigenden<br />
und sicherheitsrelevanten Maßnahmen in den vergangenen Jahren bereits<br />
durchgeführt (u.a. Umbau des Maybachufers, Mittelinseln in der <strong>Reuter</strong>straße,<br />
Verkehrsberuhigung eines Teils der Hobrechtstraße, Absenkung von Bordsteinkanten,<br />
Baumpflanzungen, Aufstellung von Fahrradbügeln…).<br />
In einer öffentlichen Versammlung zum Thema Verkehr im Oktober 2008 und<br />
in anderen Zusammenhängen, u.a. in der Arbeitsgruppe Wohnumfeld des<br />
<strong>Quartier</strong>sbeirats, wurde eine Vielzahl von weiteren Wünschen und Verbesserungsvorschlägen<br />
formuliert. Vor diesem Hintergrund wurde die Beauftragung<br />
einer „<strong>Verkehrsanalyse</strong> mit Bewohnerbeteiligung“ beschlossen. Ziel der Untersuchung<br />
ist es, die Verkehrsbelastungen im Gebiet zusammenhängend zu<br />
untersuchen und zu bewerten und auf dieser Grundlage ein schlüssiges<br />
Gesamtkonzept für konkret umsetzbare Verbesserungen zu entwickeln.<br />
Gemeinsam mit den Bewohnern sollten Probleme und Gefahren identifiziert<br />
und Lösungsvorschläge besprochen werden. Der Fokus richtet sich dabei<br />
auftragsgemäß auf kleinteilige lokale Maßnahmen im Gebietsinneren, während<br />
die angrenzenden Hauptverkehrsstraßen nur am Rande behandelt<br />
werden.<br />
Nach der Erarbeitung eines Zwischenberichts, der zunächst die Ergebnisse<br />
der <strong>Verkehrsanalyse</strong> darstellte, wurden mögliche Maßnahmebereiche in einer<br />
<strong>Quartier</strong>sversammlung zu Diskussion gestellt. Unter Berücksichtigung der Diskussionsbeiträge<br />
wurden die Problemdarstellung und die Maßnahmevorschläge<br />
in dem vorliegenden Schlussbericht überarbeitet, ergänzt und präzisiert.<br />
Die Untersuchung wurde durch die Abteilung Stadtplanung des Bezirksamtes<br />
Neukölln gesteuert und durch das <strong>Quartier</strong>smanagement begleitet.<br />
Verkehr als Handlungsfeld im Förderprogramm<br />
„Soziale Stadt“<br />
Ziele und Aufgabenstellung der <strong>Verkehrsanalyse</strong><br />
Zwischenbericht<br />
Steuerungsgruppe<br />
2. AUSGANGSBEDINGUNGEN<br />
2.1 Entwicklung des Straßennetzes<br />
Das Straßennetz des <strong>Quartier</strong>s geht überwiegend auf eine kurze Entwicklungsphase<br />
vor dem Ersten Weltkrieg zurück. Der Hobrecht-Plan von 1861<br />
sah zwar bereits eine großzügige Straßenerschließung mit mehreren<br />
Schmuckplätzen vor, die jedoch bis auf einen Abschnitt der Hobrechtstraße<br />
nicht realisiert wurde. Der Rixdorfer Bebauungsplan von 1875 zeigte dann im<br />
Wesentlichen bereits das heutige Straßennetz, mit dem „Platz Y“, dem heutigen<br />
<strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> im Zentrum. Charakteristisches Merkmal war weiterhin die<br />
mehrfach abknickende Friedelstraße, die einem älteren Feldweg folgend die<br />
Grenze zwischen den etwas höher gelegenen Ackerflächen im Westen und<br />
den Cöllnischen Wiesen im Osten markierte. Die östliche Pflügerstraße nahm<br />
teilweise den Verlauf des alten Wiesengrabens auf, der den Niederungsbereich<br />
zum Landwehrkanal hin entwässerte.<br />
Dieses Straßennetz bestand jedoch zunächst nur auf dem Papier. Erste<br />
Siedlungsansätze blieben bis zur Wende zum 20. Jahrhundert auf die alte<br />
Ausfallstraße des Kottbusser Damms und das Dreieck, das dieser mit dem<br />
1850 fertig gestellten Landwehrkanal und der Bürknerstraße bildet, begrenzt.<br />
Innerhalb von wenigen Jahren wurde das <strong>Quartier</strong> dann mit den heute noch<br />
vorhandenen fünfgeschossigen Mietshäusern bebaut. 1910 war von Westen<br />
Bebauungsplan von 1875<br />
Siedlungsentwicklung<br />
4 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
her etwa die Nansenstraße, von Süden her die Weserstraße erreicht. Bei<br />
Ausbruch des ersten Weltkrieges war im Wesentlichen nur noch der Bereich<br />
mit schlechtem Baugrund im Nordosten des <strong>Quartier</strong>s ausgespart, der auch<br />
heute noch überwiegend durch Kleingärten, Sportplätze und andere Freiraumnutzungen<br />
geprägt ist. Dies dürfte auch der Grund dafür gewesen sein,<br />
dass der nördliche Abschnitt der Rütlistraße nicht realisiert wurde (heute Teil<br />
des Sportplatzes) und die Ossastraße Sackgasse blieb.<br />
Die heutige Aufteilung, Befestigung und Gestaltung der Straßen des <strong>Quartier</strong>s<br />
geht überwiegend noch auf die Jahre zwischen 1890 und 1910 zurück. Charakteristisch<br />
sind relativ breite Fahrbahnen, die in solider Ausführung mit Granit-<br />
Reihensteinen gepflastert sind, sowie ausreichend, aber nicht üppig breite<br />
Gehwege, die ursprünglich das in Rixdorf übliche vollflächige Mosaikpflaster<br />
aus hellgrauem Kalksandstein erhielten; in vielen Fällen wurden jedoch später<br />
„Gehbahnen“ aus diagonal verlegten Gehwegplatten eingefügt. Die relativ<br />
seltenen Gehwegüberfahrten erhielten ein Großsteinpflaster, das sich zur<br />
Fahrbahn hin schürzenartig aufweitet. Fast durchweg wurden Straßenbäume<br />
angepflanzt, mit i.d.R. sehr beengten, von größeren Kalksandsteinen eingefassten<br />
Baumscheiben.<br />
Fast seit Beginn der Bebauung bis in die 1960er Jahre durchquerten zwei<br />
Straßenbahnlinien das <strong>Quartier</strong> in Nord-Süd-Richtung: von der Ohlauer Straße<br />
her kommend über den Straßenzug Friedel-/ Pflüger-/ <strong>Reuter</strong>straße zur<br />
Sonnenallee und von der Glogauer Straße über die Pannierstraße ebenfalls<br />
zur Sonnenallee. Die frühere Führung der Straßenbahngleise ist in der erstgenannten<br />
Verbindung noch deutlich an einem abgesetzten mittleren Pflasterstreifen<br />
ablesbar.<br />
Der Wiederaufbau nach punktuellen Kriegszerstörungen hatte kaum Auswirkungen<br />
auf die öffentlichen Straßenräume im <strong>Quartier</strong>. Nach und nach erhielten<br />
einige Straßen eine Asphaltdecke, in der Weserstraße wurden um 1980<br />
Radwege angelegt, zehn Jahre später auch in der Pannierstraße, die anstelle<br />
der Pflasterdecke mit eingepflasterter Straßenbahn eine Asphaltfahrbahn<br />
erhielt. Weitere Baumaßnahmen wurden in den letzten zehn Jahren im Rahmen<br />
der Stadterneuerung und des Programms Soziale Stadt durchgeführt (s.<br />
Kap. 3.3.2).<br />
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Identität des <strong>Quartier</strong>s um den<br />
<strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> nicht zuletzt auch durch die Gestalt seiner öffentlichen Räume<br />
bestimmt wird. Prägend sind insbesondere der Straßenbaumbestand, die<br />
historische Gasbeleuchtung, die mit großen Granitsteinen gepflasterten Fahrbahnen<br />
sowie das kleinteilige Mosaikpflaster der Gehwege. Die Bewahrung<br />
dieser identitätsstiftenden Merkmale ist abzuwägen gegen heutige Anforderungen<br />
und Erwartungen, insbesondere an die Ebenflächigkeit und gute<br />
Begeh- und Befahrbarkeit der Oberflächen (auch mit dem Fahrrad) und an die<br />
Wohnruhe.<br />
Entwicklung des Straßennetzes<br />
Straßenbahn<br />
Asphaltierungen und Radwegebau<br />
Folgerungen für die Straßengestaltung<br />
2.2 Oberflächenbefestigungen<br />
Die Fahrbahnen im <strong>Quartier</strong> sind überwiegend mit Granit-Großsteinpflaster<br />
befestigt, das i.d.R. noch auf die Erstanlage der Straßen zurückgeht. Die<br />
Pflasterung prägt in ihrer handwerklich soliden Ausführung die historische<br />
Identität des <strong>Quartier</strong>s. Andererseits gibt sie auch Anlass zu Beschwerden.<br />
Sie führt zu einer deutlichen Erhöhung der Verkehrslärmbelastung in Straßen<br />
mit höherem Verkehrsaufkommen und einem (relativ) hohen Geschwindigkeitsniveau,<br />
insbesondere im Straßenzug <strong>Reuter</strong>straße – Pflügerstraße –<br />
Friedelstraße und in der Weichselstraße. Außerdem schränkt sie die Nutzungsqualität<br />
für den Radverkehr ein, besonders dort, wo Fahrbahnunebenheiten<br />
aufgrund von Instandhaltungsdefiziten hinzukommen; dies ist insbesondere<br />
in der Weserstraße (dort sind allerdings Radwege vorhanden, s.u.)<br />
und in Abschnitten der Friedelstraße und der <strong>Reuter</strong>straße der Fall.<br />
ne<br />
Viele Pflasterstraßen<br />
5 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Charakteristische Wohnstraße mit<br />
breiter Pflasterfahrbahn und Straßenbäumen<br />
Traditionelle handwerkliche Befestigung<br />
von Fahrbahn und Gehwegen in<br />
Granit und Bernburger Mosaik,<br />
Beleuchtung durch Gasleuchten<br />
Erneuerungen und Ergänzungen<br />
In unterschiedlicher Qualität<br />
6 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
7 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Einige Straßen im <strong>Quartier</strong> weisen Asphaltfahrbahnen auf, darunter die –<br />
auch durch Linienbusse – stärker befahrene Pannierstraße und der Straßenzug<br />
Bürknerstraße – Maybachufer, der Teil einer Fahrrad-Hauptroute ist.<br />
Vereinzelt gibt es Oberflächenmängel, die die Nutzbarkeit aber noch nicht<br />
signifikant einschränken (z.B. Nordabschnitt der Hobrechtstraße, Ostabschnitt<br />
der Sanderstraße, punktuell in der Pannierstraße).<br />
Die Radwege in der Pannierstraße und in der Weserstraße sind mit Betonsteinen<br />
befestigt. In der Weserstraße sind punktuell Schadstellen vorhanden,<br />
die eine komfortable Nutzbarkeit deutlich einschränken.<br />
Die Gehwege weisen teils noch die ursprüngliche flächenhafte Befestigung<br />
mit Bernburger Mosaikpflaster auf, teilweise wurden Gehbahnen aus Gehwegplatten<br />
eingefügt. Das ältere Mosaikpflaster hat sich im Laufe der Jahre<br />
oft abgesenkt, so dass entlang der Bebauung unschöne und manchmal den<br />
Gehkomfort beeinträchtigende Fehlstellen entstanden sind, punktuell nach<br />
Starkregen auch Pfützen stehen bleiben. Solche Schadstellen verteilen sich<br />
ohne besondere Schwerpunktbildungen relativ gleichmäßig über das <strong>Quartier</strong>.<br />
Einige weniger genutzte Gehwege entlang von größeren Freiflächen weisen<br />
eine wassergebundene Befestigung auf.<br />
Einige Asphaltfahrbahnen<br />
Radwege<br />
Traditionell befestigte Gehwege<br />
2.3 Fußgängerverkehr<br />
In den letzten Jahren wurden bereits an vielen Stellen im <strong>Quartier</strong> die Hochborde<br />
an Kreuzungen und Einmündungen abgesenkt. Wie die Karte „Oberflächen“<br />
zeigt, fehlen jedoch einigen Stellen solche Absenkungen, insbesondere<br />
gegenüber von Straßeneinmündungen, so dass mobilitätsbehinderte Fußgänger<br />
dort zu Umwegen gezwungen sind.<br />
Besonders in den westlichen und südlichen Randbereichen wurde bei den<br />
Begehungen festgestellt, dass die Querungsstellen über die Fahrbahnen an<br />
vielen Straßenkreuzungen und –einmündungen zugeparkt waren, meist kurzzeitig,<br />
manchmal aber auch über längere Zeiträume. Dadurch ergaben sich<br />
für querende Fußgänger, besonders für Kinder, Behinderungen der Sichtverhältnisse,<br />
für Mobilitätsbehinderte und Eltern mit Kinderwagen war an mehreren<br />
Stellen praktisch kein Durchkommen.<br />
Auf dem Weg zur Schule oder zwischen Schule und Hort müssen viele Kinder<br />
die Weserstraße überqueren. Bei relativ geringem Verkehrsaufkommen ist die<br />
Situation hier aufgrund des straßenbegleitenden Parkens unübersichtlich,<br />
Gehwegvorstreckungen oder Mittelinseln als Querungshilfen sind nicht vorhanden<br />
(Einmündung Rütlistraße) oder nur als Provisorium eingerichtet (Einmündung<br />
Nansenstraße). Auch im nördlichen Abschnitt der <strong>Reuter</strong>straße<br />
(Einmündung Lenaustraße/ <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>) in der Pflügerstraße (Einmündung<br />
Rütlistraße) und am Maybachufer (vor der Lohmühlenbrücke) fehlen Querungshilfen<br />
für die Fußgänger.<br />
Der fünfarmige Knoten Friedelstraße/ Bürknerstraße/ Maybachufer/ Hobrechtbrücke,<br />
der starke Fußgängerströme in alle Richtungen und überdies erheblichen<br />
Kfz- und Radverkehr aufweist, ist die Situation für Fußgänger, insbesondere<br />
für Kinder und alte Menschen, sehr unübersichtlich; hier sind längere<br />
Wartezeiten, abgebrochene Querungsversuche und häufige Ausweichmanöver<br />
zu beobachten. Die komplexe Verkehrssituation erzwingt jedoch langsames<br />
Fahren, so dass kein Häufungspunkt für Fußgängerunfälle vorliegt (s.<br />
Kap. 2.6), sondern ein erheblicher Qualitätsmangel.<br />
In den teilweise sehr unebenen Pflasterstraßen weichen viele Radfahrer auf<br />
die Gehwege aus. Besonders auffällig ist dies im Straßenzug <strong>Reuter</strong>-/ Pflüger-/<br />
Friedelstraße sowie in der Weichselstraße, die auch eine übergeordnete<br />
Radverkehrsfunktion haben. Bei relativ geringen Fußgänger- und Radfahrerzahlen<br />
sind die dadurch entstehenden Konflikte noch überschaubar, für beide<br />
Verkehrsarten ist die Situation jedoch unbefriedigend.<br />
Fehlende Bordabsenkungen<br />
Zugeparkte Übergänge<br />
Fehlende Querungshilfen<br />
Unübersichtliche Situation an der<br />
Hobrechtbrücke<br />
Radfahrer auf Gehwegen<br />
8 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Zugeparkte Fußgängerübergänge<br />
(Hobrechtstraße)<br />
Behinderungen durch abgestellte<br />
Fahrräder und Motorräder<br />
(Bürknerstraße, Weserstraße)<br />
…und durch Radfahrer auf dem Gehweg<br />
(Friedelstraße)<br />
9 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Gehwegschäden<br />
(Friedelstraße)<br />
Fehlende Bordabsenkungen<br />
(Weserstraße/ Hobrechtstraße)<br />
Zugestellter Gehwegbereich<br />
(Pflügerstraße)<br />
10 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern wurden auch am Maybachufer<br />
beobachtet, wo trotz guter Fahrbedingungen auf der Fahrbahn viele<br />
Radfahrer den attraktiven, jedoch nicht besonders breiten Promenadenbereich<br />
am Ufer nutzen.<br />
Besonders im westlichen Teil des <strong>Quartier</strong>s nehmen Läden und Gaststätten<br />
Teile des Gehwegs für Außengastronomie bzw. Auslagen in Anspruch, vor<br />
allem an Straßenecken und –einmündungen. Solche Sondernutzungen tragen<br />
zur urbanen Identität des <strong>Quartier</strong>s bei; mit Ausnahme von einigen Abschnitten<br />
am Kottbusser Damm führen sie (noch) nicht unmittelbar zu ernsthaften<br />
Behinderungen des Fußgängerverkehrs. Punktuell kann es jedoch zu Konflikten<br />
kommen, wo auf dem Gehweg Rad gefahren wird oder solche Sondernutzungsbereiche<br />
mit anderen Hindernissen zusammentreffen. Dazu gehören<br />
entlang der Hauswände oder an Bäumen und Lichtmasten abgestellte Fahrräder,<br />
in einigen Fällen auch die in Bewohnerinitiative errichteten Einfriedungen<br />
von Baumscheiben.<br />
Hindernisse im Gehwegbereich<br />
2.4 Radverkehr<br />
Radverkehrszählungen liegen für den Kottbusser Damm und die Sonnenallee<br />
vor (2006: 2.500 bzw. 1.300 Radfahrer in 24 Stunden). Ergänzende eigene<br />
Zählungen wurden in der Bürknerstraße, im Nordabschnitt der Friedelstraße,<br />
in der <strong>Reuter</strong>straße, der Weser- und der Weichselstraße sowie im Ostabschnitt<br />
des Maybachufers durchgeführt (jeweils Mi., 16.30 – 17.30 Uhr).<br />
Die Verbindung Bürknerstraße – Maybachufer ist als Teilabschnitt des Berliner<br />
Fahrradrouten-Hauptnetzes (Tangetialroute TR4) fahrradfreundlich ausgebaut<br />
und wird intensiv genutzt. in der Bürknerstraße wurden knapp 300, im<br />
Ostabschnitt des Maybachufers 270 Radfahrer in der o.g. nachmittäglichen<br />
Spitzenstunde gezählt. Auch der Westabschnitt des Maybachufers ist außerhalb<br />
der Marktzeiten eine beliebte Radverkehrsverbindung. Als zweite Ost-<br />
West-Verbindung hat die Weserstraße beidseitige Radwege, die Ende der<br />
70er Jahre angelegt wurden, um eine Umgehung für die Sonnenallee zu<br />
schaffen, die ohne Radverkehrsanlagen und bei starkem Kfz-Verkehr für Radfahrer<br />
wenig attraktiv ist. Die Radwege entsprechen aufgrund ihrer geringen<br />
Breite, des fehlenden Sicherheitsabstandes zur Fahrbahn und punktueller<br />
Schadstellen nicht mehr den heutigen Standards. Sie haben wegen der Einbahnregelung<br />
im westlichen Straßenabschnitt und des – teilweise sehr unebenen<br />
– Großsteinpflasters dennoch eine wichtige Verkehrsbedeutung und<br />
werden entsprechend auch genutzt (220 Radfahrer in der o.g. Nachmittagsstunde<br />
am <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>), u.a. für den Schülerverkehr zum Campus Rütli und<br />
für den Einkaufsverkehr zum Hermannplatz. Die Pflügerstraße ist zwischen<br />
Kottbusser Damm und Pannierstraße ebenfalls gepflastert und daher als Ost-<br />
West-Verbindung nur wenig genutzt; die Sperrung für den Kfz-Verkehr an der<br />
Nansenstraße weist keinen Durchlass für den Radverkehr auf.<br />
Als Nord-Süd-Verbindung hat die Pannierstraße ausreichend breite und gut<br />
befahrbare Radwege, die gut angenommen werden. An einigen Einmündungen<br />
sind die Sichtbeziehungen zum fließenden Verkehr nicht optimal, südlich<br />
der Sonnenallee fehlt eine fahrradfreundliche Verbindung zur Donaustraße<br />
(potenzielle Fahrradstraße) und zur Karl-Marx-Straße. Die zweite „Wunschlinie“<br />
in Nord-Süd-Richtung, von der Ohlauer Straße zur <strong>Reuter</strong>straße und weiter in<br />
Richtung Donaustraße - im Fahrradroutenkonzept des Senats als „Nebenroute“<br />
dargestellt - weist im Abschnitt zwischen Hobrechtbrücke und Weserstraße<br />
ein sehr unebenes Großsteinpflaster auf, das von vielen Radfahrern gemieden<br />
wird, die stattdessen auf die Gehwege ausweichen. Im Nordabschnitt<br />
der Friedelstraße wurden in der o.g. Nachmittagsstunde 150, in der <strong>Reuter</strong>straße<br />
am <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> 80 Radfahrer gezählt, von denen jeweils etwa die<br />
Hälfte die Gehwege benutzten, nicht selten in der „falschen Richtung“. Als<br />
dritte durchgehende Nord-Süd-Verbindung weist die Weichselstraße mit einer<br />
ebenfalls unebenen Pflasterdecke nur einen sehr geringen Radfahrkomfort<br />
auf, so dass auch hier häufig auf die Gehwege ausgewichen wird.<br />
Radverkehrszählungen<br />
Ost-West-Verbindungen<br />
Nord-Süd-Verbindungen<br />
11 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Radweg Weserstraße:<br />
Schmal, schadhaft, zugestellt<br />
Unebene Pflasterfahrbahn,<br />
geringer Radfahrkomfort<br />
(Nansenstraße)<br />
Ausweichen auf die Gehwege<br />
12 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Ähnliches gilt für die übrigen Straßen des <strong>Quartier</strong>s, die vor allem der internen<br />
Erschließung dienen und überwiegend Pflasterdecken haben, die teilweise<br />
recht uneben sind. Auch hier wird häufig auf den Gehwegen gefahren.<br />
Bei der Umgestaltung des Maybachufers sowie eines Teilabschnitts der<br />
Hobrechtstraße und auch an verschiedenen weiteren Orten im <strong>Quartier</strong> wurden<br />
im Rahmen des Programms Soziale Stadt bzw. durch das Tiefbauamt<br />
Neukölln Fahrradbügel im öffentlichen Straßenraum aufgestellt, die gut angenommen<br />
werden. Das Angebot reicht jedoch noch nicht aus, um Behinderungen<br />
des Fußgängerverkehrs durch auf den Gehwegen abgestellte Fahrräder<br />
zu verhindern (s. Kap. 2.3) (u.a. Bürknerstraße, Spremberger Straße)<br />
<strong>Quartier</strong>serschließung<br />
Abstellmöglichkeiten<br />
2.5 Kfz-Verkehr<br />
Mit weniger als 200 Pkw je 1000 Einwohner liegt der Kraftfahrzeugbesitz im<br />
<strong>Quartier</strong> weit unter dem Berliner Durchschnitt (317), der seinerseits deutlich<br />
niedriger ist als der Bundesdurchschnitt.<br />
Aktuelle Verkehrszählungen liegen lediglich für die Straßen des übergeordneten<br />
Netzes vor. Von diesen sind der Kottbusser Damm mit 24.000 und die<br />
Sonnenallee mit 24.600 Kfz/24h sehr stark belastet. Innerhalb des <strong>Quartier</strong>s<br />
weist die Pannierstraße mit 3.900 Kfz/24h eine erheblich geringere Belastung<br />
auf, allerdings mit einem relativ hohen Anteil an Schwerverkehr (18%, u.a.<br />
über 400 Linienbusse) (Straßenverkehrszählung 2005).<br />
Durchgangsverkehr in nennenswertem Umfang ist darüber hinaus in der<br />
Verbindung <strong>Reuter</strong>straße - Pflügerstraße – Friedelstraße - Hobrechtbrücke zu<br />
beobachten. Eigene Zählungen ergaben für die <strong>Reuter</strong>straße in Höhe des<br />
<strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>es ein Verkehrsaufkommen von 360 Kfz in der nachmittäglichen<br />
Spitzenstunde (Mi. 16.30 – 17.30 Uhr). Im nördlichen Abschnitt der Friedelstraße<br />
wurden im gleichen Zeitraum 410 Kfz gezählt; der Lkw-Anteil lag jeweils<br />
unter 5%. (Zwischen Durchgangs- und quartiersbezogenem Quell- und<br />
Zielverkehr wurde bei diesen Zählungen nicht unterschieden.)<br />
Weiterhin bietet sich die Verbindung Bürknerstraße – Hobrechtbrücke/ Maybachufer<br />
für durchgehende Verkehrsbeziehungen an. In der Bürknerstraße<br />
lag die Verkehrsbelastung in der o.g. Spitzenstunde bei 280 Kfz, die jeweils<br />
etwa zur Hälfte in Richtung Kreuzberg und in Richtung Maybachufer (Ost)<br />
fuhren bzw. dorther kamen. Am östlichen Ende des Maybachufers wurden im<br />
gleichen Zeitraum 430 Kfz gezählt; darunter 18 Linienbusse der BVG.<br />
Dem Augenschein nach hat der fünfarmige Knoten Friedelstraße/<br />
Bürknerstraße/ Maybachufer/ Hobrechtbrücke, der überdies starken Fahrradund<br />
Fußgängerverkehr in allen Richtungen aufweist, in der Spitzenstunde<br />
seine Kapazitätsgrenze annähernd erreicht. Die komplexe Verkehrssituation<br />
mit vielen Abbiegebeziehungen erzwingt langsames Fahren, so dass trotz<br />
zeitweise „chaotisch“ wirkender Verhältnisse gravierende Sicherheitsmängel<br />
nicht erkennbar sind; insbesondere liegt kein Häufungspunkt für Fußgängeroder<br />
Radfahrerunfälle vor (s. Kap. 2.6).<br />
Sowohl in der Weserstraße als auch in der Weichselstraße, die sich von der<br />
Netzgeometrie für einen Durchgangsverkehr anbieten, war das Verkehrsaufkommen<br />
mit 130 Kfz (am <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>) bzw. 140 Kfz (am Weichselplatz) in der<br />
o.g. Nachmittagsstunde nur gering. Gründe dafür sind u.a. die Einbahnstraßenregelung<br />
in der westlichen Weserstraße und die Aufpflasterung der Einmündungen<br />
in die Weichselstraße am Weichselplatz, wo überdies die Durchfahrt<br />
für Lkw gesperrt ist.<br />
Durchgehender Verkehr in der Pflügerstraße und in der Nansenstraße wurde<br />
durch punktuelle Straßensperrungen unterbunden, in der Hobrechtstraße<br />
Pkw-Besitz im <strong>Quartier</strong> weit unterdurchschnittlich<br />
Kfz-Verkehrsbelastung im übergeordneten<br />
Netz<br />
<strong>Reuter</strong>straße, Friedelstraße<br />
Bürknerstraße, Maybachufer<br />
Knoten an der Hobrechtbrücke<br />
Weserstraße, Weichselstraße<br />
Übrige <strong>Quartier</strong>sstraßen<br />
13 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
durch den Umbau eines Teilabschnitts zum verkehrsberuhigten Bereich erschwert.<br />
Rechtsabbiege-Gebote an den Nebenstraßeneinmündungen in den<br />
Kottbusser Damm und in die Sonnenallee tragen dazu bei, die betreffenden<br />
Straßen für gebietsfremden Durchfahrtsverkehr unattraktiv zu machen.<br />
Die Lärmkarten des Berliner Umweltatlas zeigen für den Kottbusser Damm<br />
Werte zwischen 70 und 72 dB(A) tagsüber und zwischen 63 und 65 db(A)<br />
nachts. In der Sonnenallee liegen die Werte bei rund 73 dB(A) tagsüber und<br />
zwischen 64 und 67 dB(A) nachts, in der Pannierstraße bei etwa 69 dB(A)<br />
tags und 63 dB(A) nachts. Die Lärmbelastung an diesen Straßen liegt damit<br />
erheblich über den Orientierungswerten der DIN 18005 für Mischgebiete (60/<br />
50 db(A). Dies ist auch für einige der stärker belasteten Pflasterstraßen im<br />
<strong>Quartier</strong> zu vermuten, für die keine Angaben vorliegen, insbesondere für die<br />
Verbindung Friedel-/ Pflüger-/ <strong>Reuter</strong>straße.<br />
Das <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> ist größtenteils als Tempo-30-Zone ausgewiesen.<br />
Ausnahme ist die auch von Linienbussen befahrene Pannierstraße, in der –<br />
abweichend von ihrer Fortsetzung als Glogauer Straße in Kreuzberg – Tempo<br />
50 gilt. Der Abschnitt der Pflügerstraße zwischen <strong>Reuter</strong>straße und Nansenstraße<br />
ist mit Tempo 10 ausgeschildert. Im Abschnitt der Hobrechtstraße<br />
zwischen Sander- und Pflügerstraße, der zum verkehrsberuhigten Bereich<br />
umgebaut wurde, gilt Schrittgeschwindigkeit.<br />
Ein gegenüber der zulässigen Geschwindigkeit deutlich überhöhtes Tempo<br />
wurde bei mehrfachen Begehungen im <strong>Quartier</strong> nur selten beobachtet. Aufgrund<br />
der „Rechts-vor-Links“ Regelung sind Geschwindigkeiten deutlich über<br />
30 km/h trotz überwiegend großzügiger Fahrbahnbreiten realistischerweise<br />
auch nur auf längeren Straßenabschnitten ohne Einmündungen von rechts zu<br />
erwarten, die im Gebiet selten sind (z.B. Schinkestraße, Bürknerstraße, Nordabschnitt<br />
Friedelstraße). Punktuelle Messungen des Bezirks in der <strong>Reuter</strong>straße<br />
haben bestätigt, dass die weitaus überwiegende Zahl der Autofahrer<br />
Tempo 30 allenfalls geringfügig überschreitet.<br />
Allerdings kann in bestimmten Situationen, z.B. an unübersichtlichen Querungsstellen<br />
auch 30-40 km/h eine unangemessen hohe Geschwindigkeit<br />
darstellen. Weiterhin können auch vereinzelte erhebliche Tempoüberschreitungen<br />
das subjektive Sicherheitsgefühl und die Sicherheit von Querungen<br />
insbesondere für Kinder und mobilitätseingeschränkte Menschen stark beeinträchtigen.<br />
Dies gibt offenbar den Anlass zu wiederholten Klagen von Bürgern,<br />
dass im Gebiet zu schnell gefahren wird. Unangepasste Geschwindigkeiten<br />
werden insbesondere für den Straßenzug <strong>Reuter</strong>-/ Pflüger-/ Friedelstraße<br />
berichtet, der aufgrund der früheren Straßenbahnführung überbreite<br />
Fahrbahnen aufweist.<br />
Der geringe Kfz-Besitz im <strong>Quartier</strong> spiegelt sich auch in der Belegung der<br />
Stellplätze wider. Obwohl es nur bei wenigen Neubauvorhaben der Nachkriegszeit<br />
sowie in einigen Sonderfällen (Discounter und Gewerbe am Maybachufer)<br />
in nennenswertem Umfang Stellplätze auf den Grundstücken gibt,<br />
hat eine im Rahmen der <strong>Verkehrsanalyse</strong> durchgeführte Erhebung der Stellplatzbelegung<br />
in den öffentlichen Straßenräumen keine gravierenden Engpässe<br />
ergeben. Fast überall im <strong>Quartier</strong> gab es im Erhebungszeitraum (Do.,<br />
18-20 Uhr) noch einige freie Stellplätze (im <strong>Quartier</strong> insgesamt 280 freie<br />
Stellplätze). In einigen kurzen Straßenabschnitten am südlichen Rand des<br />
<strong>Quartier</strong>s deutete die Vollbelegung der Stellplätze jedoch auf eine Knappheitssituation<br />
hin (i.d.R. waren jedoch im fußläufigen Umfeld noch freie Stellplätze<br />
vorhanden).<br />
Lärmbelastung durch Straßenverkehr<br />
Geschwindigkeitsbegrenzung<br />
Übererhöhte Geschwindigkeiten<br />
Nicht angepasste Geschwindigkeiten<br />
Überwiegend entspannte Stellplatzsituation,<br />
punktuelle Defizite<br />
Trotz der nicht übermäßig angespannten Stellplatzsituation werden an vielen<br />
Stellen die Straßenecken in Verlängerung der Gehwege kurzzeitig zugeparkt,<br />
so dass sich Probleme für querende Fußgänger ergeben (s. Kap. 2.3).<br />
Falschparker<br />
14 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
15 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
16 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
17 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
18 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
2.6 Straßenverkehrsunfälle<br />
Die Polizeistatistik der Verkehrsunfälle mit Fußgänger- oder Radfahrerbeteiligung<br />
wurde für die Jahre 2005-2008 (drei Jahre) ausgewertet. Da für eine<br />
Häufung von reinen Kfz-Unfällen im <strong>Quartier</strong> keine Anhaltspunkte vorlagen,<br />
wurde diesbezüglich auf weitere Ermittlungen verzichtet. Im Ergebnis ist<br />
festzustellen, dass<br />
• Unfälle mit Fußgänger- oder Radfahrerbeteiligung sich vor allem auf die<br />
das <strong>Quartier</strong> begrenzenden Straßen, vor allem auf den Kottbusser Damm<br />
(91 Fußgänger- und 33 Radfahrerunfälle zwischen Kottbusser Brücke und<br />
Hermannplatz), in geringerem Maße auch auf die Sonnenallee konzentrieren,<br />
wogegen<br />
• innerhalb des <strong>Quartier</strong>s nur sehr wenige Unfälle zu verzeichnen sind: Von<br />
Einzelfällen abgesehen, gibt es geringe Häufungspunkte an den ampelgeregelten<br />
Knoten Weserstraße/ Pannierstraße (sechs Radfahrerunfälle und<br />
ein Fußgängerunfall) und Pflügerstraße/ Pannierstraße (zwei Radfahrerund<br />
sechs Fußgängerunfälle).<br />
Auswertung der Unfallstatistik<br />
Geringe Unfallbelastung innerhalb des<br />
<strong>Quartier</strong>s<br />
2.7 Ansprüche aus den Randnutzungen<br />
Unterschiedliche Grundstücksnutzungen stellen jeweils spezifische Anforderungen<br />
an den Straßenraum. Das Plangebiet ist zunächst und vor allem<br />
Wohngebiet, mit den aus dieser Funktion resultierenden Ansprüchen und Anforderungen<br />
an Wohnruhe, Fußgänger- und Radverkehr, Aufenthalt, Kinderspiel,<br />
Parkplätze im Straßenraum usw. Die Kartierung der Erdgeschossnutzungen<br />
zeigt aber auch eine vielfältige Mischung des Wohnens mit anderen<br />
städtischen Funktionen, von denen Anforderungen an die Straßenräume<br />
und den Verkehr ausgehen:<br />
• Am Kottbusser Damm und entlang der Sonnenallee werden die Erdgeschosse<br />
fast durchgehend durch Einzelhandels-, Dienstleistungs- und<br />
Gastronomiebetriebe eingenommen. Diese Nutzungen strahlen jeweils ein<br />
Stück weit in die einmündenden <strong>Quartier</strong>sstraßen aus. Darüber hinaus gibt<br />
es über das gesamte <strong>Quartier</strong> verteilt eine Vielzahl von weiteren Läden,<br />
Dienstleistungen und Gaststätten. Teilweise greifen sie mit Warenauslagen<br />
und Schankflächen auf die Gehwege über. Die Nutzung ist i.d.R. quartiersbezogen,<br />
die Kunden kommen meist zu Fuß, manchmal mit dem Rad,<br />
eher selten mit dem Pkw.<br />
• Am Maybachufer (Ecke Liberdastraße) haben zwei Lebensmittel-<br />
Discounter ihren Sitz, die in nennenswertem Umfang auch Kfz-Kundenverkehr<br />
anziehen und mit Lkw beliefert werden.<br />
• Eine Sonderstellung im Einzelhandel nimmt auch der zweimal wöchentlich<br />
(mit Sonderveranstaltungen auch häufiger) stattfindende Markt am Maybachufer<br />
ein, der einen überregionalen Bekanntheitsgrad hat und auch<br />
Kunden anzieht, die mit dem Auto kommen und in den umliegenden Straßen<br />
nach Parkplätzen suchen. Aufbau und Abbau erzeugen einen nicht<br />
unerheblichen Lieferverkehr mit größeren Fahrzeugen, der sich jedoch auf<br />
wenige Stunden beschränkt; die Parkierungsordnung wirkt einem dauerhaften<br />
Abstellen von solchen Fahrzeugen und Anhängern entgegen.<br />
• Im westlichen und südlichen Teil des <strong>Quartier</strong>s gibt es – oft in früheren<br />
Ladenlokalen – viele kleinere soziale und kulturelle Einrichtungen wie Kultur-<br />
und Bildungsvereine, Beratungs- und Selbsthilfeangebote, Kinderläden<br />
und Senioreneinrichtungen. Im nordöstlichen Teil des <strong>Quartier</strong>s liegen<br />
auch einige größere Infrastrukturstandorte auf eigenen Grundstücken; mit<br />
Ausnahme der Schulen des „Campus Rütli“ kommen aber auch hier die<br />
Nutzer überwiegend aus einem fußläufig gut erreichbaren Einzugsgebiet.<br />
• Verstreut im Plangebiet haben einzelne Handwerks- und kleine Gewerbebetriebe<br />
ihren Sitz, die einen stärkeren Liefer- oder Kundenverkehr, teilweise<br />
auch mit größeren Fahrzeugen, auf sich ziehen (Sanitärhandwerk,<br />
Dominanz der Wohnnutzung<br />
Läden und Dienstleistungen<br />
Discounter und Markt am Maybachufer<br />
Soziale und kulturelle Einrichtungen<br />
Handwerk und Gewerbe<br />
19 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
20 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Elektrohandwerk, Kfz-Werkstätten...). Teilweise muss aus „zweiter Reihe“<br />
be- oder entladen werden, was die Breite der Fahrbahnen i.d.R. auch<br />
problemlos zulässt. Größere Gewerbebetriebe sind mit zwei Ausnahmen<br />
am östlichen Maybachufer nicht vorhanden.<br />
Insgesamt weist das <strong>Quartier</strong> damit eine kleinteilige und durchmischte Struktur<br />
auf, in der sich viele, wenn nicht die meisten Alltagswege (außer den<br />
Wegen zur Arbeitsstelle) gut ohne Auto erledigen lassen. Aufgrund dieser<br />
Mischung und der hohen Dichte weisen die meisten Straßen relativ hohe<br />
Fußgängerfrequenzen auf. Ausgenommen davon sind einige Straßenabschnitte<br />
im Nordosten des <strong>Quartier</strong>s, insbesondere die östlichen Abschnitte<br />
der Pflügerstraße und des Maybachufers, die meist wenig belebt sind und zu<br />
den Tagesrandzeiten ein geringeres „Sicherheitsgefühl“ vermitteln.<br />
Belebte Straßenräume durch<br />
Nutzungsmischung und hohe Dichte<br />
2.8 Stadtgrün und Aufenthaltsbereiche<br />
Die den öffentlichen Stadtraum prägenden Grünstrukturen sind in der Karte<br />
„Grün- und Freiflächen, Straßenbäume“ dargestellt. Für die vorliegende Analyse<br />
sind daraus folgende Aussagen festzuhalten:<br />
• Die Straßen des <strong>Quartier</strong>s weisen fast durchweg einen beidseitig straßenbegleitenden<br />
Baumbestand in einer Mischung aus Altbäumen und Nachpflanzungen<br />
auf. Ausgenommen davon sind lediglich die Schinkestraße,<br />
die Bürknerstraße und der Westabschnitt der Sanderstraße, wo sich die<br />
Baumpflanzungen auf die besser belichtete Nordseite beschränken.<br />
• Die straßenbegleitenden Baumreihen sind trotz vieler Nachpflanzungen in<br />
Teilbereichen noch lückenhaft, insbesondere in der Manitiusstraße (Südseite)<br />
und im östlichen Abschnitt der Pflügerstraße (Nordseite).<br />
• Die Baumscheiben der Straßenbäume sind teilweise sehr klein. Die in<br />
Anwohnerinitiative gestalteten Baumscheiben haben teilweise eine Aufwertung<br />
des Straßenbildes bewirkt, es zeigen sich jedoch sehr deutlich<br />
auch Probleme durch Einengung der nutzbaren Gehwegbreite, uneinheitliche<br />
und wenig straßenbildverträgliche Ausführung und langfristige Instandhaltungs-<br />
und Pflegedefizite.<br />
• Der <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> bildet die identitätsstiftende grüne Mitte des <strong>Quartier</strong>s und<br />
wird nach seiner Umgestaltung gut angenommen. Für den östlichen Teil<br />
des <strong>Quartier</strong>s übernimmt der Weichselplatz eine ähnliche Funktion. Auch<br />
das Maybachufer wurde bereits umgestaltet und wird durch Fußgänger<br />
und Radfahrer, auch als überörtliche Grünverbindung, intensiv genutzt.<br />
• Kleinere platzartige Aufweitungen am Knotenpunkt Nansen-/ <strong>Reuter</strong>-/<br />
Weserstraße, an der Hobrechtbrücke und an der Einmündung der Liberdastraße<br />
in das Maybachufer weisen in ihrer heutigen Gestaltung nur geringe<br />
Aufenthaltsqualitäten auf, stellen jedoch grundsätzlich ein Potenzial dar.<br />
• Außerhalb der öffentlichen Straßenräume sind im Rahmen der Stadterneuerung<br />
Freiflächenangebote im westlichen Teil des <strong>Quartier</strong>s entstanden.<br />
Ein Abschnitt der Hobrechtstraße wurde zum verkehrsberuhigten Bereich<br />
umgestaltet und übernimmt damit auch Aufenthaltsfunktionen in Ergänzung<br />
der angrenzenden Spielplätze. Im östlichen Teil des <strong>Quartier</strong>s<br />
gibt es mit einer Kleingartenanlage, einem Sportplatzareal, einer Skateranlage<br />
und mehreren Spielplätzen ein größeres Freiflächenangebot, im öffentlichen<br />
Raum übernimmt die für den durchgehenden Verkehr gesperrte<br />
Rütlistraße Freiflächenfunktionen für den „Campus Rütli“.<br />
Qualitäten und Defizite<br />
21 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
22 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Baumscheiben – unverändert<br />
Baumscheiben – eingefriedet und<br />
angeeignet<br />
23 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
3. STAND DER PLANUNG<br />
3.1 Verkehrswirksame Planungen außerhalb des <strong>Quartier</strong>s<br />
Die gegenwärtigen Planungen für einen Umbau der Karl-Marx-Straße gehen<br />
von einer Reduzierung auf einen durchlaufenden Fahrstreifen je Fahrtrichtung<br />
zugunsten von Radfahrstreifen und erweiterten Seitenräumen aus. Inwieweit<br />
sich die Kapazität der Straße dadurch verringert und Verlagerungseffekte<br />
ausgelöst werden, hängt wesentlich vom zukünftigen Ausbau der Knoten und<br />
der Steuerung der Lichtsignalanlagen im Bereich des Rathauses ab. In Verbindung<br />
mit der geplanten, jedoch zzt. noch umstrittenen Verlängerung des<br />
Autobahn-Stadtrings (A 100) mit einem neuen Anschluss an der Sonnenallee<br />
wäre mit Verkehrsverlagerungen auf diesen Straßenzug zu rechnen. Nach<br />
den im Rahmen der Lärmminderungsplanung durchgeführten Prognosen<br />
(2008) wird die Belastung in der Sonnenallee noch leicht zunehmen, entlang<br />
der Pannierstraße und der <strong>Reuter</strong>straße dagegen deutlich (um 13% bzw.<br />
27%) abnehmen. Die aktuelle Verkehrsprognose Berlin-Brandenburg 2025<br />
geht von einer deutlichen Reduzierung des Kfz-Verkehrsaufkommens auch in<br />
der Sonnenallee und auf dem Kottbusser Damm aus.<br />
Planungsüberlegungen für den Hermannplatz, die Verkehrsströme (mit Ausnahme<br />
des Busverkehrs) auf der westlichen Platzseite zu konzentrieren und<br />
damit Flächen für Platzgestaltung und Aufenthalt zu gewinnen, werden sich<br />
auf den Verkehr im <strong>Quartier</strong> um den <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> allenfalls geringfügig auswirken,<br />
wenn – wie bisher vorgesehen – mit zwei Fahrstreifen je Richtung und<br />
zusätzlichen Fahrstreifen für Linksabbieger annähernd die heutige Kapazität<br />
weiterhin zur Verfügung steht. Für den Fußverkehr zwischen Platzfläche und<br />
<strong>Quartier</strong> würden leichte Verbesserungen ermöglicht (bessere Anbindung des<br />
Kottbusser Damms und der Weserstraße).<br />
Umbau der Karl-Marx-Straße,<br />
Verlängerung der A 100<br />
Umgestaltung des Hermannplatzes<br />
3.2 Stadterneuerung und Soziale Stadt<br />
Im Rahmen der Stadterneuerung (Sanierungsgebiet Kottbusser Damm Ost<br />
zwischen Hobrechtstraße und Kottbusser Damm, förmlich festgesetzt im<br />
Oktober 1995, aufgehoben im Februar 2007) wurde 2002 der Abschnitt der<br />
Hobrechtstraße zwischen Pflüger- und Sanderstraße als verkehrsberuhigter<br />
Bereich ausgewiesen und 2007 entsprechend umgebaut, mit erweiterten<br />
Seitenräumen an beiden Enden, einer Verschwenkung der Fahrbahn und<br />
zusätzlichen Pflanzflächen. In drei Blöcken wurden bzw. werden Grün- bzw.<br />
Spielplatzflächen mit gleichzeitiger Funktion als straßenunabhängige Blockdurchwegung<br />
vorgesehen.<br />
Im Rahmen des Programms Soziale Stadt wurde ein fußgänger- und behindertenfreundlicher<br />
Umbau der Kreuzungen <strong>Reuter</strong>straße/ Weserstraße, <strong>Reuter</strong>straße/<br />
Pflügerstraße und Pflügerstraße/ Friedelstraße, die Pflanzung von<br />
Straßenbäumen sowie verschiedene Bordabsenkungen (Mantius-/ Liberdastraße,<br />
Nansen-/ Framstraße und Nansen-/ Pflügerstraße) umgesetzt.<br />
Maßnahmen im Rahmen der Stadterneuerung<br />
Maßnahmen im Rahmen des Programms<br />
Soziale Stadt<br />
Die komplexe Umgestaltung des Maybachufers in den Jahren 2003-2006<br />
wurde aus Mitteln des Bezirksamts Neukölln, des Jobcenters und der Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung (Fahrradroute) kofinanziert. Mit Mitteln des<br />
Tiefbauamtes wurden an verschiedenen Orten im <strong>Quartier</strong> Fahrradbügel<br />
aufgestellt.<br />
Eine in den Sanierungszielen für das Sanierungsgebiet Kottbusser Damm Ost<br />
ursprünglich vorgesehene Fußgängerbrücke über den Landwehrkanal in<br />
Verlängerung der Hobrechtstraße wurde nicht realisiert.<br />
Weitere Planungsüberlegungen<br />
24 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Das Untersuchungsgebiet Neukölln - Maybachufer/ Elbestraße umfasst das<br />
<strong>Quartier</strong>smanagementgebiet <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> östlich der <strong>Reuter</strong>straße zusammen<br />
mit angrenzenden Gebieten östlich der Weichselstraße und südlich der Sonnenallee.<br />
Die Durchführung vorbereitender Untersuchungen wurde im März<br />
2009 beschlossen. Im Ergebnis der Untersuchung (PFE, März 2010) wird die<br />
Ausweisung des Teilbereichs östlich der Pannierstraße und südlich des Schifffahrtskanals<br />
als Sanierungsgebiet empfohlen; für das Gebiet sollte kurzfristig<br />
eine Verkehrskonzeption erarbeitet werden. Im Handlungsfeld Verkehr werden<br />
u.a. die folgenden Maßnahmen vorgeschlagen (Realisierungshorizont:<br />
k=kurzfristig, m=mittelfristig, l=langfristig):<br />
• Einführung von Tempo 30 (nachts) in der Pannierstraße (m),<br />
• Fahrradfreundlicher Ausbau der Weserstraße (m), der <strong>Reuter</strong>straße (m),<br />
und der Liberdastraße (l),<br />
• Änderung der Parkordnung in verschiedenen Straßen zur Verkehrsberuhigung<br />
und Vermeidung von Durchgangsverkehr (Verschmälerung der<br />
Fahrbahn) und zur Schaffung zusätzlicher Parkmöglichkeiten, u.a. im mittleren<br />
Abschnitt der <strong>Reuter</strong>straße (k), in der Weichselstraße (k) und in der<br />
östlichen Pflügerstraße (m),<br />
• Anlage von Querungshilfen in der Weserstraße (k), der <strong>Reuter</strong>straße (m)<br />
und der Pannierstraße (m),<br />
• Ausweisung der Randstraßen des Weichselplatzes (k) und des <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>es<br />
(ohne <strong>Reuter</strong>straße) als verkehrsberuhigter Bereich oder Begegnungszone<br />
(l).<br />
Vorbereitende Untersuchungen<br />
Weichselstraße/ Elbestraße<br />
Überschneidung<br />
Vorbereitende Untersuchung/ QM-Gebiet<br />
Weiterhin wird für fast alle Straßen im Untersuchungsgebiet, die noch eine<br />
Pflasterdecke haben, eine Sanierung empfohlen, u.a. für die Weserstraße, die<br />
Weichselstraße (m), die Nansenstraße (m), die Jansastraße (m), die Teilestraße<br />
(m), die <strong>Reuter</strong>straße (l), die Framstraße (l), die Liberdastraße (l), die<br />
nördliche Pannierstraße und die Pflügerstraße östlich der Nansenstraße.<br />
4. PROBLEMWAHRNEHMUNG IM QUARTIER<br />
4.1 Bürgergespräch „Straßenverkehr im <strong>Reuter</strong>kiez“ 9/2008<br />
In einem „BürgerInnen-ExpertInnen-Gespräch ‚Straßenverkehr im <strong>Reuter</strong>kiez’<br />
am 17. September 2008 wurden auf Einladung der AG Wohnumfeld des<br />
<strong>Quartier</strong>sbeirats die in der vorliegenden <strong>Verkehrsanalyse</strong> zu bearbeitenden<br />
Themen in einem größeren Kreis von etwa 50 Teilnehmern diskutiert; ein<br />
Protokoll dazu liegt vor:<br />
(http://www.reuter-quartier.de/uploads/media/Prot_Verkehr_01.pdf)<br />
In dem Gespräch wurden folgende Problem- und Handlungsfelder angesprochen:<br />
• Durchgangsverkehr durch das <strong>Quartier</strong>; nächtliche Lärmbelästigung durch<br />
Verkehr, Parkplatzsuche etc.; mögliche Verlagerung von Durchgangsverkehr<br />
in das <strong>Quartier</strong> durch Umbau Hermannplatz und Umbau Karl-Marx-<br />
Straße.<br />
• Durchsetzung von Tempo 30, wiederkehrende Hinweise auf Tempo 30,<br />
Tempo 30 auch in der Pannierstraße (wie in der Glogauer Straße);<br />
• flächendeckende Verkehrsberuhigung (Schwellen, Einbauten, Unterbrechung<br />
von Durchgangsstraßen);<br />
• flächendeckende Tempo-10-Zone bzw. Tempo 10 in Nebenstraßen;<br />
• Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Straßenraum.<br />
• Ausweisung von Fahrradstraßen (insbes. <strong>Reuter</strong>straße), Ausweisung von<br />
gemeinsamen Geh- und Radwegen im Seitenraum; fehlende Radverbindung<br />
im Zuge der Hobrechtstraße;<br />
• Stärkere Überwachung des Radfahrens auf den Gehwegen; Konfliktschwerpunkt<br />
Fahrradfahrer / Fußgänger am Maybachufer.<br />
• Gefahrenpunkt Bürknerstraße/ Friedelstraße/ Hobrechtbrücke; möglicher<br />
Fußgängerüberweg Bürknerstraße/ Maybachufer;<br />
Verkehrsbelastung verringern<br />
Geschwindigkeiten reduzieren,<br />
Aufenthaltsmöglichkeiten schaffen<br />
Bedingungen für Radverkehr verbessern,<br />
Konflikte mit Fußgängern vermeiden<br />
Gefahrenpunkte entschärfen<br />
25 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
• Fußgängerüberweg an der Kreuzung <strong>Reuter</strong>- / Weserstraße;<br />
• Gefahrenpunkt Weichselstraße zwischen Skater- und Spielplatz (Abkürzung<br />
nach Treptow), ggf. Ausweisung als verkehrsberuhigter Bereich;<br />
• Gefahrenpunkt Franz-Schubert-Schule.<br />
Weiterhin wurden folgende Schlüsselthemen für die künftige Arbeit identifiziert:<br />
• Einbindung in das übergeordnete Verkehrsnetz,<br />
• Hohes Kfz-Verkehrsaufkommen,<br />
• Beeinträchtigung des Wohlbefindens durch Verkehrslärm,<br />
• Messbarkeit von Belastungen,<br />
• Hauptverursacher von Belastungen,<br />
• Interpretation und Akzeptanz der Verkehrsregeln, Sanktionsmöglichkeiten,<br />
• Einsatz von Instrumenten der Verkehrsberuhigung (z.B. Bodenschwellen),<br />
• Räumliche und zeitliche Problemschwerpunkte (z.B. Umfeld von Schulen<br />
und Spielplätzen, Markttage),<br />
• Sicherheit, sichere Querungen, Zebrastreifen,<br />
• Barrierefreiheit,<br />
• Förderung des Radverkehrs, Fahrradwege / Fahrradstraßen,<br />
• Nutzungskonflikte durch verschiedene Bedürfnisse / Verhaltensmuster<br />
unterschiedlicher Bewohnergruppen,<br />
• Subjektive Problemwahrnehmung (durch die Verwaltung und die Betroffenen),<br />
• Hierarchie in der Nutzungsmöglichkeit des öffentlichen Raums (Auto ><br />
Fahrrad > Fußgänger?),<br />
• Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft im öffentlichen Freiraum und im<br />
Verkehrsgeschehen.<br />
Schwerpunkte der künftigen Arbeit<br />
4.2 Kiez-Elterntreffen<br />
Das Thema Schulwegsicherheit wurde kurzfristig auf die Tagesordnung des<br />
15. Kiez-Elterntreffens am 7.6.2010 gesetzt (nachdem es auf den vorangegangenen<br />
14 Sitzungen – nach den Protokollen zu urteilen - keine Rolle gespielt<br />
hatte). Auf dem Treffen wurden folgende Problembereiche benannt<br />
(Protokoll im Anhang):<br />
Der fünfarmige Knoten an der Hobrechtbrücke wird als sehr unübersichtlich<br />
wahrgenommen, mit relativ hohem Verkehrsaufkommen aus allen Richtungen,<br />
darunter viele Radfahrer, einer aufgeweiteten Fahrbahn und unklaren<br />
Wegeführungen für die Fußgänger. Kinder seien hier regelmäßig überfordert<br />
und könnten den Bereich nicht eigenständig überqueren. Erwachsene müssten<br />
„ihre Kinder gut festhalten oder auf den Arm nehmen“, längere Wartezeiten<br />
in Kauf nehmen oder „sich einfach durchdrängeln“. Als Problem werden der<br />
starke Abkürzungsverkehr über die Hobrechtbrücke, relativ große Überquerungsweiten<br />
und parkende Fahrzeuge im Kreuzungsbereich angeführt. Nur<br />
weil wegen der unübersichtlichen Situation meist langsam gefahren werde,<br />
komme es nicht zu mehr Unfällen.<br />
Am <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> überqueren viele Kinder die Fahrbahnen, auf den Wegen zur<br />
Grundschule, zwischen Grundschule und Hort sowie zum Spielplatz. Der<br />
Einbau von Verkehrsinseln hat die Situation bereits wesentlich verbessert.<br />
Dennoch muss die Überquerung über die Weserstraße zu Schulbeginn und<br />
Schulschluss durch einen Erzieher bzw. Schülerlotsen abgesichert werden.<br />
Der Verkehr sei zwar nicht stark, die Situation jedoch unübersichtlich. Ein<br />
Fußgängerüberweg oder eine Mittelinsel in der Weserstraße (Westseite)<br />
könne hier nützlich sein.<br />
Die zweifach abknickende Straßenführung der Nord-Süd-Verbindung in Richtung<br />
Kreuzberg werde wie eine Vorfahrtsstraße genutzt. Trotz der neuen<br />
Mittelinseln sei die Situation für Kinder unübersichtlich, da nicht nur auf den<br />
Verkehr in Geradeausrichtung, sondern vor allem auch auf die Abbieger im<br />
Zuge der o.g. Verbindung geachtet werden müsse.<br />
Knoten Friedelstraße/ Bürknerstraße/<br />
Maybachufer/ Hobrechtbrücke<br />
Knoten <strong>Reuter</strong>straße / Weserstraße/<br />
Nansenstraße<br />
Friedel-/ Pflüger-/ <strong>Reuter</strong>straße<br />
26 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
In der Weserstraße östlich des <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>es gibt es viele Einrichtungen, die<br />
von Kindern bzw. Jugendlichen frequentiert werden, und einen entsprechend<br />
starken Überquerungsbedarf. Besonders in dem asphaltierten Abschnitt vor<br />
der Grundschule werde häufig zu schnell gefahren. Gefordert werden geschwindigkeitsreduzierende<br />
Maßnahmen wie Schwellen o.ä., möglichst in<br />
Verbindung mit deutlichen Hinweisschildern.<br />
Die Überquerung der Lohmühlenbrücke im Zuge des Kanaluferweges sei<br />
wegen des starken abbiegenden Kfz-Verkehrs, darunter viele Busse, unübersichtlich<br />
und gefährlich (ein in „Eigenregie“ aufgemalter Zebrastreifen weist<br />
darauf hin). Die Verkehrssituation am Weichselplatz (zwischen Spielplatz und<br />
Skaterbahn) wird dagegen als relativ unproblematisch wahrgenommen, da<br />
dort nur wenig und relativ langsam gefahren werde.<br />
Die Ampelschaltungen am Nordende des Hermannplatzes werden als unbefriedigend<br />
empfunden. Wartezeiten auf der Mittelinsel oder das „Hinüberziehen“<br />
durch ein für die zweite Fahrbahnhälfte bereits gezeigtes Grünsignal<br />
verleite zum Überqueren bei „Rot“. Häufig werde auch neben den Ampeln<br />
„abgekürzt“.<br />
Allgemein wurden die schlechten Radfahrbedingungen im <strong>Quartier</strong> beklagt,<br />
die dazu führen, dass viel auf den Gehwegen gefahren werde, was wiederum<br />
für Kinder bzw. Eltern mit Kindern an der Hand problematisch sei.<br />
Weserstraße<br />
Weichselplatz/ Lohmühlenbrücke<br />
Hermannplatz/ Kottbusser Damm/<br />
Einmündung Weserstraße<br />
Radverkehr<br />
4.3 AG Wohnumfeld<br />
Die AG Wohnumfeld des <strong>Quartier</strong>sbeirats hat sich auf ihrer Sitzung am<br />
23.6.2010 mit den Ergebnissen der Bestandsaufnahme und den daraus<br />
abgeleiteten Handlungsfeldern befasst. Ergänzend zu den vorgestellten<br />
Maßnahmebereichen wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die<br />
folgenden Problemfelder benannt (Protokoll im Anhang):<br />
Am Knoten <strong>Reuter</strong>straße/ Weserstraße/ Nansenstraße wird wegen der großen<br />
Zahl querender Fußgänger (darunter viele Kinder) ein Zebrastreifen über<br />
die <strong>Reuter</strong>straße für notwendig gehalten. Daneben wird weiterhin auch ein<br />
erhöhter Querungsbedarf über die Weserstraße gesehen.<br />
Es muss etwas gegen unangepasste Geschwindigkeiten insbesondere in der<br />
<strong>Reuter</strong>straße und in der Friedelstraße getan werden; die Einschätzung des<br />
Gutachters, dass es sich dabei eher um Einzelfälle handelt, wird nicht geteilt.<br />
Im verkehrsberuhigten Abschnitt der Hobrechtstraße wird die vorgeschriebene<br />
Schrittgeschwindigkeit häufig missachtet. Nach Auffassung der AG-<br />
Mitglieder ist es unverständlich, warum Schwellen als geschwindigkeitsdämpfende<br />
Maßnahmen in Neukölln nicht diskutierbar seien.<br />
In der Pannierstraße sollte wie in der weiterführenden Glogauer Straße Tempo<br />
30 gelten.<br />
Fußgängerüberweg(e) am Knoten<br />
<strong>Reuter</strong>straße/ Weserstraße/ Nansenstraße<br />
Geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen<br />
in der <strong>Reuter</strong>straße und in der<br />
Friedelstraße<br />
Schwellen nicht von Vornherein ausschließen<br />
Tempo 30 in der Pannierstraße<br />
4.4 <strong>Quartier</strong>sversammlung<br />
Zur Vorstellung der Problemeinschätzung und der Zwischenergebnisse der<br />
<strong>Verkehrsanalyse</strong> wurde zum 22.9.2010 zu einer öffentlichen Veranstaltung<br />
eingeladen. Anwesend waren etwa 55 Bürgerinnen und Bürger, Eigentümer,<br />
Vertreter der BVV und der Kiezzeitung „reuter“. Als Gesprächsparter standen<br />
neben den Gutachtern der Stadtrat für Bauwesen, der Leiter des Tiefbauamtes<br />
sowie weitere Verwaltungsvertreter und eine Vertreterin des <strong>Quartier</strong>smanagement<br />
zur Verfügung. Die an die Präsentation anschließende moderierte<br />
Diskussion konzentrierte sich auf die folgenden Themen (Protokoll im Anhang):<br />
27 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
• Straßenzug <strong>Reuter</strong>straße – Pflügerstraße – Friedelstraße: Viel Durchgangsverkehr,<br />
Lärmbelastung, zu hohe Geschwindigkeit, zu seltene Geschwindigkeitskontrollen,<br />
fahrradunfreundliches Pflaster, Querungsprobleme,<br />
insbesondere für Kinder. Maßnahmevorschläge dazu: Zebrastreifen,<br />
Anordnung von Querparken im südlichen Abschnitt, Dialog-Displays, Hinweise<br />
auf Tempo 30, Sperrung für LKW-Verkehr, Tempo 10 angeordnet<br />
werden?<br />
• Knoten Hobrechtbrücke/ Maybachufer/ Friedelstraße: unsicher und unübersichtlich,<br />
besonders für Kinder; Hinweis auf Tempo 30 wiederholen,<br />
Mittelinseln oder „Begegnungszone“ prüfen.<br />
• <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> Süd: unsichere Querungssituation, überhöhte Geschwindigkeit,<br />
unattraktive Gestaltung; Vorschläge: Zebrastreifen, Querparken auf<br />
beiden Seiten.<br />
• Weserstraße: schmaler und schadhafter Radweg, unebene Fahrbahn;<br />
Maßnahme Bezirksamt: Asphaltierung im westlichen Teilabschnitt (bei den<br />
Diskussionsteilnehmern umstritten).<br />
• Weichselstraße: Schleichverkehr nach Treptow, zu hohe Geschwindigkeiten,<br />
Lärm, kein sicherer Übergang zwischen Spielplätzen am Weichselplatz;<br />
Vorschläge: Durchfahrtsverbot oder verkehrsberuhigte Zone am<br />
Weichselplatz.<br />
• Pannierstraße: Verkehrslärm; Vorschlag: Tempo 30 (mindestens nachts).<br />
Schwerpunktthemen der Diskussion:<br />
<strong>Reuter</strong>-/ Pflüger-/ Friedelstraße<br />
Weserstraße<br />
Weichselstraße<br />
Pannierstraße<br />
Zuordnung von Prioritäten durch<br />
Teilnehmer der <strong>Quartier</strong>sversammlung<br />
(grün: hohe, rot: geringere Priorität)<br />
28 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Alle Besucher erhielten die Gelegenheit den Maßnahmebereichen Punkte für<br />
Priorität (grüner Punkt) und Nachrangigkeit (roter Punkt) zu vergeben. Eindeutig<br />
ergaben sich die Schwerpunkte südlicher <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>, <strong>Reuter</strong>straße und Friedelstraße<br />
beiderseits der Pflügerstraße und nördliche Weichselstraße. Die<br />
Situation an der Hobrechtbrücke wurde unterschiedlich bewertet. Die Maßnahmebereiche<br />
„<strong>Quartier</strong>seingänge“ (mit Ausnahme der südlichen <strong>Reuter</strong>straße)<br />
und „Weserstraße“ (außer <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>) wurden als weniger wichtig eingestuft.<br />
Weiterhin wurden im Anschluss an die <strong>Quartier</strong>sversammlung vier schriftliche<br />
Stellungnahmen abgegeben. Darin wurden folgende Anregungen vorgebracht:<br />
• Rückbau der durch die frühere Straßenbahn bedingten Eckausrundungen<br />
Friedelstraße /Pflügerstraße und Pflügerstraße/ <strong>Reuter</strong>straße, Asphaltierung<br />
zur Lärmreduzierung, weniger Halteverbote in diesem Bereich und<br />
ggf. Fahrbahnverengung.<br />
• Verkehrsberuhigter Bereich Weichselstraße am Weichselplatz.<br />
• Prüfung, ob das Straßenausbaubeitragsgesetz in <strong>Quartier</strong>smanagement-<br />
Gebieten anwendbar ist. (Anmerkung des Gutachters: Das Gesetz sieht<br />
diesbezüglich keine Ausnahme vor.)<br />
• Wiederholung von Tempo-30-Schildern, insbesondere an der Hobrechtbrücke,<br />
Verzicht auf weitere Behinderungen des Kfz-Verkehrs, insbesondere<br />
auf Rückbau des dortigen Knotens (wg. Feuerwehr) sowie auf<br />
Schwellen (wg. Lärmentwicklung).<br />
Schriftliche Stellungnahmen<br />
5. ZUSAMMENFASSUNG: DIE WESENTLICHEN PROBLEME<br />
Aus den Ergebnissen der Analyse der Bestandssituation und den Ergebnissen<br />
der Betroffenenbeteiligung lassen sich zusammenfassend die folgenden<br />
Problemschwerpunkte festhalten, die im Rahmen eines Verkehrskonzeptes<br />
zu bearbeiten sind:<br />
• Lärmbelastung an Großsteinpflasterstraßen bei höheren Geschwindigkeiten<br />
(besonders: <strong>Reuter</strong>-/ Pflüger-/ Friedelstraße mit relativ starkem Verkehrsaufkommen;<br />
auch Weichselstraße, Friedelstraße; außerdem wegen<br />
des hohen Verkehrsaufkommens bei Tempo 50 auch in der Pannierstraße).<br />
• Sicherheitsmängel wegen zu hoher Geschwindigkeiten, insbesondere im<br />
Straßenzug <strong>Reuter</strong>-/ Pflüger-/ Friedelstraße.<br />
• Querungsprobleme für Fußgänger insbesondere im Bereich der Knoten<br />
<strong>Reuter</strong>- / Weser-/ Nansenstraße und Bürkner-/ Friedelstraße/ Maybachufer,<br />
außerdem am Weichselplatz und an den Zugängen zum Campus Rütli,<br />
• zugeparkte Querungsstellen an Straßenecken und gegenüber von Einmündungen,<br />
• fehlende Gehwegabsenkungen, besonders gegenüber von Einmündungen;<br />
• Hindernisse im Gehweg (abgestellte Fahrräder, Baumscheibeneinfassungen,<br />
Poller in Gehwegmitte, Auslagen/ Gastronomie),<br />
• Radfahrer auf dem Gehweg in Straßen mit Großsteinpflaster.<br />
• Großsteinpflaster, teilweise mit erheblichen Unebenheiten, behindert den<br />
Radverkehr; besonders betroffen ist die Wunschverbindung <strong>Reuter</strong>/ Pflüger-<br />
/ Friedelstraße, außerdem die Weichselstraße und die Hobrechtstraße,<br />
• Zu schmaler, tlw. schadhafter Radweg in der Weserstraße, jedoch Bedeutung<br />
als Umfahrung der Sonnenallee,<br />
• Fehlende Fahrradabstellmöglichkeiten auf den Grundstücken, Ausweichen<br />
auf die Gehwege (dort Behinderung der Fußgänger, Diebstahlgefahr).<br />
Lärmbelastung der Anwohner<br />
Sicherheitsmängel<br />
Fußgänger:<br />
Querungsprobleme,<br />
Hindernisse und Barrieren<br />
Radfahrer:<br />
unebenes Pflaster,<br />
schadhafter Radweg in der Weserstraße<br />
29 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
• Unbefriedigende Gestaltung des öffentlichen Raums im südlichen Teil des<br />
<strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>es (befestigter Bereich südlich des Knotens <strong>Reuter</strong>straße/<br />
Weserstraße/ Nansenstraße, einschl. Absperrung Nansenstraße),<br />
• Schäbiges Erscheinungsbild von Pollern, Baken, Absperrelementen und<br />
Mittelinseln,<br />
• Gestaltungs- und Pflegemängel bei Baumscheibengestaltungen in privater<br />
Verantwortung (Betonformsteine, Winteraspekt).<br />
• Stellplatzdefizit in den Blöcken entlang der Sonnenallee.<br />
Öffentlicher Raum:<br />
Südlicher <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Punktuelle Stellplatzdefizite<br />
6. PLANUNGSGRUNDSÄTZE<br />
Aus den Ergebnissen der Bestandsanalyse und unter Berücksichtigung der<br />
Anregungen aus der Bürgerbeteiligung lassen sich in Abwägung verkehrlichfunktionaler<br />
und städtebaulicher Gesichtspunkte die folgenden Grundsätze für<br />
die Formulierung des Planungskonzeptes ableiten:<br />
1. Durchgangsverkehr durch das <strong>Quartier</strong> soll soweit wie möglich reduziert<br />
werden; dies gilt insbesondere für den Straßenzug Friedel-/ Pflüger-/<br />
<strong>Reuter</strong>straße und für die Weichselstraße. Im Quell- und Zielverkehr<br />
ist die Notwendigkeit von Umweg- und Parksuchfahrten zu minimieren.<br />
2. Unvermeidbare verkehrliche Belastungen sollen möglichst gleichgewichtig<br />
auf die <strong>Quartier</strong>sstraßen verteilt und nicht auf wenige Verbindungen<br />
gebündelt oder verlagert werden.<br />
3. Den Anforderungen des gebietsbezogenen Wirtschaftsverkehrs,<br />
insbesondere der gewerblichen Anlieger, ist bei allen Maßnahmen im<br />
öffentlichen Straßenraum angemessen Rechnung zu tragen.<br />
4. Die Bedürfnisse der Fußgänger und Radfahrer sind ihrem hohen<br />
Anteil am Verkehrsaufkommen im <strong>Quartier</strong> entsprechend zu berücksichtigen.<br />
5. Die objektive und subjektive Verkehrssicherheit ist u.a. durch Begrenzung<br />
des Geschwindigkeitsniveaus und Schaffung sicherer Querungsmöglichkeiten<br />
zu verbessern.<br />
6. Chancen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen<br />
Raum sollen gezielt genutzt werden.<br />
7. Bei allen Maßnahmen im öffentlichen Straßenraum sollen die traditionellen<br />
Gestaltqualitäten der Straßen mit ihren für Neukölln typischen<br />
Pflastermaterialien, Bordsteinen, Baumpflanzungen, Leuchtentypen<br />
usw. berücksichtigt werden.<br />
8. Das Planungskonzept soll an die im Gebiet bereits vorhandenen Ansätze<br />
der Straßengestaltung und Verkehrsberuhigung anknüpfen und in<br />
einem überschaubaren Zeitraum im Rahmen der voraussichtlich verfügbaren<br />
Ressourcen realisierbar sein.<br />
30 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
31 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
7. MASSNAHMEBEREICHE<br />
Auf der Grundlage der <strong>Verkehrsanalyse</strong> und der im Rahmen der Bürgerbeteiligung<br />
vorgebrachten Problemschwerpunkte werden die folgenden Maßnahmebereiche<br />
vorgeschlagen, in denen – vorzugsweise durch relativ kleine bzw.<br />
schrittweise realisierbare Maßnahmen - ein wesentlicher Beitrag zur Lösung<br />
der identifizierten Probleme geleistet werden kann (s. Abb. vorige Seite):<br />
7.1 Friedelstraße – Pflügerstraße – <strong>Reuter</strong>straße<br />
Die Querverbindung durch das <strong>Quartier</strong> über den zweifach abknickenden Straßenzug<br />
Friedelstraße – Pflügerstraße – <strong>Reuter</strong>straße wird wegen unangepasster<br />
Geschwindigkeiten, starker Lärmbelastung, schlechten Radfahrkomforts<br />
und – trotz in den letzten Jahren durchgeführter Verbesserungen –<br />
fehlender bzw. unzureichender Querungshilfen von vielen Betroffenen als<br />
Hauptproblembereich im <strong>Quartier</strong> gesehen. Auch wenn die Verkehrs- und<br />
Unfallanalyse diese Problematik nur teilweise bestätigt, wird dennoch aufgrund<br />
der überdimensionierten Fahrbahnbreite, der vergleichsweise hohen<br />
Verkehrsbelastung und der schadhaften Pflasterdecke Handlungsbedarf gesehen.<br />
Unter den Voraussetzungen, dass die quartiersübergreifende Verbindungsfunktion<br />
des Straßenzuges nicht völlig aufgegeben werden kann, und<br />
dass aus Kostengründen die Gesamtbreite der Fahrbahn beizubehalten ist,<br />
so dass die Entwässerung nicht angepasst werden muss, werden dazu folgende<br />
Varianten diskutiert:<br />
Langsamer, leiser, fahrradfreundlicher<br />
Variante 1: Ein guter Fahrkomfort für Radfahrer und eine nachhaltige Lärmminderung<br />
ist nur durch Asphaltierung der gesamten Fahrbahn zu erreichen.<br />
Durch Herstellung einer Asphaltdecke würde auch die Lärmbelastung<br />
deutlich zurückgehen. Bei Längsparken auf beiden Straßenseiten<br />
könnten zu beiden Seiten Angebotsstreifen für den Radverkehr eingeordnet<br />
werden, dies erscheint bei Tempo 30 jedoch nicht zwingend. Da<br />
mit einer Zunahme des Geschwindigkeitsniveaus und damit auch der<br />
Überquerungsprobleme zu rechnen ist, wären diesbezüglich ergänzende<br />
Maßnahmen einzuplanen. Die Parkstreifen sollten eine Pflasterdecke<br />
behalten, um dieses charakteristische und identitätsprägende Merkmal<br />
des <strong>Quartier</strong>s wenigstens ansatzweise zu bewahren. Ein solcher weitgehender<br />
und kostenintensiver Straßenumbau würde jedoch den Ansatz<br />
der vorliegenden Untersuchung sprengen, der auftragsgemäß auf kleinteilige<br />
und wenig kostenintensive Maßnahmen abstellt.<br />
Variante 2: Aus Kosten- wie aus gestalterischen Gründen bietet es sich an,<br />
lediglich in dem gesondert gepflasterten 4,0 m breiten, früher durch die<br />
Straßenbahn genutzten mittleren Fahrbahnbereich das Pflaster herauszunehmen<br />
und durch eine Asphaltdecke zu ersetzen, die je 5,0 m breiten<br />
Randbereiche dagegen unverändert zu lassen. Abgesehen von Fragen<br />
der technischen Machbarkeit stellt dies jedoch keine optimale Lösung<br />
dar: auch wenn die Verkehrsteilnehmer soweit wie möglich den asphaltierten<br />
Bereich nutzen würden, muss davon ausgegangen werden, dass<br />
bei Gegenverkehr regelmäßig auf die gepflasterten Randbereiche ausgewichen<br />
würde; der damit verbundene Wechsel des Geräuschpegels<br />
wird erfahrungsgemäß als besonders unangenehm wahrgenommen, so<br />
dass die erreichte Lärmminderung weitgehend zunichte gemacht würde.<br />
Außerdem wäre zu befürchten, dass Radfahrer häufig von der relativ<br />
schmalen Asphaltbahn auf die Seitenstreifen abgedrängt würden, wodurch<br />
sich auch ihr Komfortgewinn relativieren würde.<br />
Variante 3: Im Abschnitt der <strong>Reuter</strong>straße südlich der Weserstraße liegt die<br />
Fahrbahnbreite bei 15 m. Bei beidseitig angeordnetem Querparken würde<br />
eine knapp 6 m breite Fahrgasse für den Kfz-Verkehr verbleiben, die für<br />
das regelmäßige Verkehrsbedürfnis ausreicht und zugleich gegenüber<br />
der gegenwärtigen Situation mit einer überbreiten Fläche für den Kfz-<br />
32 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Verkehr entschleunigend wirken würde. Im Detail wären ausreichende<br />
Sichtmöglichkeiten an der Überquerungsstelle Weserstraße sicherzustellen,<br />
die Einmündung in die Sonnenallee wäre umzugestalten. Alternativ<br />
könnten hier auch Angebotsstreifen für den Radverkehr eingeordnet<br />
werden; in einer Tempo-30-Straße wäre dies jedoch unüblich und auch<br />
wegen der fehlenden Netzeinbindung nur bedingt sinnvoll.<br />
In allen übrigen Straßenabschnitten liegt die Fahrbahnbreite dagegen bei<br />
etwa 14 m. Dort würde bei beidseitiger Anordnung von Quer- oder<br />
Schrägparken eine nur knapp 5 m breite Fahrgasse verbleiben. Gemäß<br />
RASt 06 würde dies für eine Begegnung Pkw-Pkw ausreichen, nicht jedoch<br />
für eine Begegnung Pkw-Lkw, wie sie in dieser Straße zu erwarten<br />
ist. Auch die Bedingungen für den Radverkehr würden sich deutlich verschlechtern,<br />
so dass diese Lösung hier nicht empfohlen wird.<br />
Möglich wäre dagegen eine versetzte Anordnung der Stellplätze, d.h. etwa<br />
in Höhe der Lenaustraße und in Höhe der Sanderstraße würde die<br />
Straßenseite der quer angeordneten Stellplätze und der in Längsrichtung<br />
angeordneten Stellplätze vertauscht. Dies ist eine relativ einfach und kostengünstig<br />
umzusetzende Maßnahme, die zu erhöhter Aufmerksamkeit<br />
zwingt und dem Straßenzug ein wenig von seinem Durchgangscharakter<br />
nimmt, ohne den notwendigen Verkehr unverhältnismäßig zu behindern.<br />
Die damit zu erzielende Geschwindigkeitsreduzierung ist allerdings begrenzt,<br />
die Problematik der schlechten Fahrrad-Befahrbarkeit würde nicht<br />
gelöst.<br />
Variante 4: Anstelle eines Versatzes der Stellplatzanordnung oder ergänzend<br />
dazu können in Höhe der Lenaustraße und der Sanderstraße zusätzliche<br />
Mittelinseln angelegt werden, die sowohl als Überquerungshilfen dienen<br />
als auch bei geeigneter Ausbildung (enge Umfahrungsradien) zur Geschwindigkeitsreduzierung<br />
beitragen. Zur Verbesserung der Sichtverhältnisse<br />
sollten die Mittelinseln mindestens einseitig mit einer Gehwegvorstreckung<br />
kombiniert werden (dadurch kann jedoch eine kostenintensive<br />
Verlegung von Entwässerungsschächten notwendig werden). Da solche<br />
Mittelinseln in den letzten Jahren bereits an mehreren Stellen angelegt<br />
wurden und Akzeptanz finden, würde sich diese Lösung nahtlos in das<br />
bisher verfolgte Verkehrsberuhigungskonzept einfügen. Die Problematik<br />
der schlechten Fahrrad-Befahrbarkeit würde auch in dieser Variante nicht<br />
gelöst.<br />
In der Abwägung der Argumente für die einzelnen Varianten wird zur kurz- bis<br />
mittelfristigen Umsetzung das folgende Maßnahmepaket empfohlen:<br />
• Bau einer Mittelinsel am nördlichen Eingang in die Friedelstraße (s.<br />
Abschn. 7.2), in Verbindung mit einer Wiederholung des Verkehrszeichens<br />
„Tempo-30“ sowie einer entsprechenden Tempo-30-Markierung auf der<br />
Fahrbahn.<br />
• Bau einer Mittelinsel in der Friedelstraße in Höhe der Sanderstraße (Südseite)<br />
in Verbindung mit einseitigen Gehwegvorstreckungen und einem<br />
Wechsel des Parkregiemes (Querparken nördlich der Sanderstraße wie bisher<br />
auf der östlichen, südlich davon jetzt auf der westlichen Fahrbahnseite.<br />
• Bau einer Mittelinsel in der <strong>Reuter</strong>straße in Höhe der Lenaustraße (Südseite)<br />
in Verbindung mit einem Wechsel des Parkregiemes (Querparken<br />
nördlich der Lenaustraße wie bisher auf der östlichen, südlich davon bis<br />
zum <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> jetzt auf der westlichen Fahrbahnseite.<br />
• Anordnung eines Zebrastreifens über die <strong>Reuter</strong>straße in Höhe der Weserstraße<br />
(Südseite, Mittelinsel ist vorhanden).<br />
• Anordnung von beidseitigem Schrägparken im breiten südlichen Abschnitt<br />
der <strong>Reuter</strong>straße.<br />
• Ein Umbau der Einmündung der <strong>Reuter</strong>straße in die Sonnenallee (Einengung<br />
durch beidseitige Gehwegvorstreckungen, Wiederholung der<br />
Tempo-30-Markierung) sollte mit Priorität in ein Programm zur Umgestaltung<br />
der <strong>Quartier</strong>seingänge (s. Abschnitt 7.4) einbezogen werden.<br />
Maßnahmevorschlag:<br />
Mittelinseln, Parkregime, Zebrastreifen<br />
Erneuter Hinweis auf Tempo 30 durch<br />
Markierungen auf der Fahrbahn am nördlichen<br />
und südlichen Gebietseingang<br />
(Friedelstraße/Maybachufer und <strong>Reuter</strong>straße/<br />
Sonnenallee)<br />
33 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Oben: Friedelstraße/ Sanderstraße: Eine<br />
Mittelinsel in Verbindung mit einem<br />
Wechsel des Querparkens auf die andere<br />
Straßenseite könnten hier zur Geschwindigkeitsdämpfung<br />
beitragen und das<br />
Überqueren der Straße erleichtern.<br />
(Legende s. S. 36)<br />
Links: Friedelstraße: bereits realisierte<br />
Mittelinsel an der Kreuzung mit der<br />
Pflügerstraße.<br />
Unten: <strong>Reuter</strong>straße/ Sonnenallee - der<br />
Beginn der Tempo-30-Zone sollte durch<br />
Umbau der überbreiten Einmündung<br />
deutlich markiert werden; hier ist Platz für<br />
beidseitiges Schrägparken.<br />
34 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Durch die Geschwindigkeitsdämpfung wird auch eine Reduzierung der Lärmbelastung<br />
bewirkt. Die Bedingungen für den Radverkehr verbessern sich jedoch<br />
nur wenig. Der Maßnahmevorschlag sollte deshalb durch eine Asphaltierung<br />
der Liberdastraße zur Schaffung einer fahrradfreundlichen Umfahrungsmöglichkeit<br />
wenigstens des nördlichen Teilabschnitts ergänzt werden.<br />
Diese kurz- bis mittelfristigen Maßnahmen können bei vergleichsweise geringem<br />
Aufwand so ausgeführt werden, dass sie einem langfristigen Umbau gemäß<br />
Variante 1, wenn er politisch beschlossen und finanziert würde, nicht<br />
entgegegenstehen.<br />
7.2 Hobrechtbrücke/ Maybachufer/Friedelstraße<br />
Der fünfarmige Knoten Maybachufer/ Bürknerstraße/ Friedelstraße/ Hobrechtbrücke<br />
wird von vielen Bewohnern als besonders unsicher wahrgenommen.<br />
Eine Häufung von Straßenverkehrsunfällen ist zwar nicht nachweisbar, jedoch<br />
wurde in einer längeren Beobachtungsphase festgestellt, dass Fußgänger<br />
und teilweise auch Radfahrer während der Hauptverkehrszeit Schwierigkeiten<br />
haben, den aufgeweiteten Knotenpunkt zu überqueren. Zur Verbesserung der<br />
Situation werden im Wesentlichen zwei Lösungsmöglichkeiten gesehen:<br />
Variante A – Fußgängerüberweg am Maybachufer und Mittelinseln in den<br />
wichtigen Knotenzufahrten: (s. dazu die Planskizzen auf S. 36)<br />
Durch Mittelinseln in den Einmündungen der Friedelstraße, der Bürknerstraße<br />
und der Hobrechtbrücke könnten die Bedingungen für den Fußgängerverkehr<br />
wesentlich verbessert werden. Im Zusammenhang damit<br />
sollte im Zuge des stark genutzten Uferweges am Maybachufer ein Fußgängerüberweg<br />
(Zebrastreifen) über die Einmündung der Hobrechtbrücke<br />
hergestellt werden. Wenn die Einhaltung der Kriterien nachgewiesen<br />
wird, erscheint eine Finanzierung aus dem Querungshilfen-Programm<br />
der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung denkbar. Ein entsprechender<br />
Antrag sollte durch den Bezirk gestellt werden.<br />
In einem zweiten, ggf. späteren Schritt könnte die Knotengeometrie<br />
durch Vorziehen der Seitenräume so verändert werden, dass kürzere<br />
Querungswege und zusätzliche Aufenthaltsflächen vor den Gaststätten<br />
entstehen und das Parken im Kreuzungsbereich unterbunden wird; bei<br />
Vorliegen der Voraussetzungen könnten dann auch weitere Fußgängerüberwege<br />
(Priorität: Hobrechtbrücke – Friedelstraße [Westseite]) angeordnet<br />
werden.<br />
Die Variante erfordert nur minimale Eingriffe in den erst vor wenigen Jahren<br />
neu hergestellten Ausbauzustand des Maybachufers.<br />
Variante B – Umbau des Knotens zu einer „Begegnungszone“:<br />
Der Knotenbereich bietet sich aufgrund seiner Geometrie, seiner annähernd<br />
gleich starken Nutzung durch Kraftfahrer, Radfahrer und Fußgänger<br />
sowie seiner Randnutzungen (Geschäfte, Gaststätten) für die Umgestaltung<br />
zu einer „Begegnungszone“ an. Diese in der Schweiz verbreitete<br />
und in den letzten Jahren verstärkt auch in Deutschland diskutierte<br />
Form der Verkehrsorganisation, die Prinzipien des „Shared-Space-Ansatzes“<br />
in für berlintypische Verhältnisse geeigneter Form weiterentwickelt,<br />
verbindet eine Geschwindigkeitsbeschränkung (meist Tempo 20) mit einem<br />
gleichberechtigtem Nebeneinander aller Verkehrsarten und Fußgängervortritt<br />
auf der Fahrbahn (wie im verkehrsberuhigten Bereich, jedoch<br />
ohne Kinderspiel).<br />
Zur Verdeutlichung der veränderten Verkehrsregelung ist ein andersartiger<br />
und erheblich weiter gehender Umbau des Knotens erforderlich, als<br />
in Variante A. Eine Umsetzungschance könnte sich ergeben, wenn im<br />
Rahmen der neuen Fußverkehrsstrategie des Senats Pilotprojekte für<br />
Begegnungszonen ausgeschrieben werden.<br />
Verbesserung der Übersichtlichkeit<br />
Maßnahmevorschlag:<br />
Zebrastreifen, Mittelinseln, Fahrbahnmarkierung<br />
Tempo-30<br />
Alternative:<br />
Gestaltung als Begegnungszone<br />
35 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
36 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
7.3 Südlicher <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Die Südspitze des <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>es, die nicht Teil der öffentlichen Grünfläche ist,<br />
bietet zurzeit ein wenig einladendes Erscheinungsbild. Die relativ kleine Platzfläche<br />
wird für Recycling-Container sowie für 11 Stellplätze genutzt, bietet<br />
jedoch aufgrund ihrer zentralen Lage im <strong>Quartier</strong> Potenziale für eine Umgestaltung<br />
mit höherer Aufenthaltsqualität. Eine bessere Verknüpfung mit der<br />
nördlichen Grünfläche sowie mit der westlichen Straßenseite ist anzustreben.<br />
Es gibt einen lebhaften querenden Fußgängerverkehr, dem in geeigneter<br />
Form Rechnung zu tragen ist. Da die breite <strong>Reuter</strong>straße von manchen Kraftfahrern<br />
als „bevorrechtigt“ gegenüber der Weserstraße wahrgenommen wird,<br />
können Radfahrer sich nicht auf die Einhaltung der „Rechts-vor-Links-<br />
Regelung verlassen und wirken entsprechend verunsichert.<br />
Verbesserung der Aufenthaltsqualität<br />
und der Querungsmöglichkeiten<br />
Es wird vorgeschlagen, zur Querung der <strong>Reuter</strong>straße südlich des Knotens<br />
einen Zebrastreifen anzulegen. Wenn die Einhaltung der Kriterien nachgewiesen<br />
wird, erscheint eine Finanzierung aus dem Querungshilfen-Programm der<br />
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung denkbar. Ein entsprechender Antrag<br />
sollte durch den Bezirk gestellt werden. Zur Querung der Weserstraße sollten<br />
Gehwegvorstreckungen vorgesehen werden. Zur Gestaltung der Platzfläche<br />
einschließlich der angrenzenden Straßen sollten weitere Ideen gesammelt<br />
und auf dieser Grundlage ein Gestaltungsgutachten beauftragt werden. Die<br />
entfallenden Stellplätze können durch ein verändertes Parkregime (Schrägparken<br />
auf beiden Straßenseiten) im Südabschnitt der <strong>Reuter</strong>straße (s.<br />
Abschn. 7.1) ersetzt werden.<br />
Maßnahmevorschlag:<br />
Zebrastreifen, Gehwegvorstreckungen,<br />
Umgestaltung als Aufenthaltsbereich<br />
7.4 <strong>Quartier</strong>seingänge<br />
An den Eingängen in das <strong>Quartier</strong> vom Kottbusser Damm und von der Sonnenallee<br />
aus sollte der Übergang von den mit Tempo 50 befahrbaren Hauptverkehrsstraßen<br />
in die Tempo-30-Zone auch an der Straßengestaltung deutlich<br />
ablesbar gemacht werden. Dies kann an Einmündungen ohne Lichtsignalregelung<br />
durch eine Gestaltung des Einmündungsbereichs als Gehwegüberfahrt<br />
erfolgen, etwa in der Form, wie bereits im Rixdorfer Abschnitt der Sonnenallee<br />
realisiert (Beispiel: Thiemannstraße, Braunschweiger Straße); an<br />
lichtsignalgeregelten Knoten ist eine Einengung in Verbindung mit einem<br />
Materialwechsel, jedoch ohne Hochpflasterung vorzuziehen. Damit können<br />
auch die Bedingungen für den starken Fußgängerverkehr entlang der beiden<br />
Hauptverkehrsstraßen über die eng aufeinander folgenden Einmündungen<br />
hinweg verbessert werden.<br />
Maßnahmevorschlag:<br />
Programm zur Umgestaltung der<br />
Quertierseingänge<br />
Da es in den jeweils angrenzenden Straßenabschnitten Parkraumdefizite gibt,<br />
ist jeweils eine Verknüpfung mit einer Änderung des Parkregimes (Quer- oder<br />
Schräg-Anordnung statt Längsparken) zu prüfen. Dadurch würde auch eine<br />
37 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Einmündung der Thiemannstraße in<br />
die Sonnenallee als Beispiel für die<br />
Umgestaltung von <strong>Quartier</strong>seingängen<br />
Verengung der teilweise sehr großzügigen Fahrbahnen erreicht und der beruhigte<br />
Charakter der <strong>Quartier</strong>sstraßen schon im Einmündungsbereich weiter<br />
verdeutlicht. Dies gilt insbesondere für den Südabschnitt der <strong>Reuter</strong>straße,<br />
der bei einer Fahrbahnbreite von 15 m beidseitiges Schrägparken erlaubt.<br />
Die Realisierung eines solchen Programms kann auf der Grundlage eines<br />
Gesamtkonzeptes nach Maßgabe der verfügbaren Mittel schrittweise über<br />
einen längeren Zeitraum erfolgen. Als Pilotprojekte werden die Einmündungen<br />
der Friedelstraße und der <strong>Reuter</strong>straße in die Sonnenallee vorgeschlagen.<br />
Für die Einmündungen in den Kottbusser Damm ist eine Kooperation mit<br />
dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg erforderlich.<br />
Querparken statt Längsparken prüfen<br />
7.5 Weserstraße<br />
Die Weserstraße ist eine wichtige<br />
Achse für den quartiersbezogenen<br />
Radverkehr und die Umfahrung der<br />
Sonnenallee. Die Straße sollte deshalb<br />
auf gesamter Länge zwischen<br />
Hermannplatz und S-Bahnhof Sonnenallee<br />
fahrradfreundlicher gestaltet<br />
werden. Da es sich um eine Tempo-<br />
30-Straße handelt, ist als Regellösung<br />
die Führung des Radverkehrs auf der<br />
Fahrbahn zu prüfen. Dies würde den<br />
Ersatz des unebenen Pflasters durch<br />
eine Asphaltdecke voraussetzen, der<br />
auch aus Gründen der Lärmminderung<br />
wünschenswert ist. Um bei einer<br />
Fahrbahnbreite von nur 8,2-8,4 m und<br />
beidseitigem Längsparken in einem<br />
Gebiet mit Stellplatzdefiziten einen durch Warten auf Gegenverkehr, Halten in<br />
zweiter Reihe, aufschlagende Türen usw. einigermaßen unbehinderten Radverkehr<br />
zu gewährleisten, wären jedoch zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen:<br />
Variante 1: Asphaltierung in Verbindung mit einer Ausweitung der Einbahnregelung<br />
auf die östlichen Straßenabschnitte (ausgenommen Radfahrer).<br />
Die vorhandenen Radwege bleiben als „sonstige Radwege“ für weniger<br />
sichere Radfahrer erhalten. Der (ohnehin geringe) Kfz-Durchgangsverkehr<br />
könnte so weiter reduziert werden, allerdings erkauft durch Zusatzbelastungen<br />
in anderen Straßen durch erzwungene Umwegfahrten<br />
(z.B. zur Anfahrt des Campus Rütli). Außerdem führt die Ausweisung von<br />
Einbahnstraßen regelmäßig zu einer Erhöhung des Geschwindigkeits-<br />
Variante 1: Asphaltierung und Einbahnverkehr<br />
38 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
niveaus, da mit Gegenverkehr nicht zu rechnen ist, so dass ergänzend<br />
geschwindigkeitsdämpfende Maßnahmen erforderlich würden.<br />
Variante 2: Asphaltierung der Fahrbahn in Verbindung mit einer Teil-Freigabe<br />
der vorhandenen (unzureichenden) Radwege zum Parken, so dass sich<br />
die freie Fahrbahnbreite um etwa 1,0 – 1,5 m auf etwa 5,5 m vergrößert.<br />
Die dafür erforderlichen Flächen sind vor den Baumreihen vorhanden.<br />
Die Einbahnregelung sollte bei dieser Variante aufgehoben werden, da<br />
sonst die Gefahr einer deutlichen Erhöhung des Geschwindigkeitsniveaus<br />
besteht, so dass sich der Nutzungskomfort für weniger erfahrene<br />
Radfahrer durch den Fortfall der Radwege eher verringert.<br />
Variante 3: Asphaltierung gemäß Variante 1 (Anlieger-Kfz-Verkehr nur in<br />
einer Richtung) oder Variante 2 (Anlieger-Kfz-Verkehr in beide Richtungen)<br />
in Verbindung mit einer Ausweisung als Fahrradstraße. Damit würde<br />
gebietsfremder Durchgangsverkehr theoretisch ausgeschlossen, bei<br />
begrenzten Überwachungsmöglichkeiten zumindest reduziert. Eine Fahrradstraße<br />
erscheint dann gerechtfertigt, wenn der Straßenzug als Teil einer<br />
Fahrradroute, mindestens einer Nebenroute festgelegt wird; dies ist<br />
gegenwärtig weder im stadtweiten noch im bezirklichen Fahrradroutenkonzept<br />
der Fall, erscheint jedoch als Umgehung der Sonnenallee diskutierbar,<br />
wenn sich Radverkehrsanlagen dort auch langfristig als nicht realisierbar<br />
erweisen sollten.<br />
Variante 2: Asphaltierung und Fahrbahnverbreiterung<br />
Variante 3: Asphaltierung und Ausweisung<br />
als Fahrradstraße<br />
Ob die für eine Grundsanierung der Weserstraße auf fast gesamter Länge<br />
erforderlichen erheblichen Mittel in absehbarer Zeit verfügbar gemacht werden<br />
können, z.B. bei Ausweisung des Untersuchungsgebietes östlich der<br />
Pannierstraße als Sanierungsgebiet, kann im Rahmen der vorliegenden<br />
Untersuchung nicht geklärt werden. Da dies jedoch angesichts der diskutierten<br />
Kürzungen bei den Städtebauförderungsmitteln als eher unwahrscheinlich<br />
angesehen werden muss, wird hier eine „kombinierten“ Variante zur weiteren<br />
Prüfung vorgeschlagen:<br />
Maßnahmevorschlag: Im Abschnitt westlich der <strong>Reuter</strong>straße bis zum Kottbusser<br />
Damm Ersatz des schadhaften Kopfsteinpflasters durch eine Asphaltdecke;<br />
Beibehaltung der Einbahnstraßenregelung, jedoch unter Zulassung<br />
von Radverkehr in beiden Richtungen. Beibehaltung der Radwege<br />
als nicht benutzungspflichtige „sonstige Radwege“.<br />
(Im Abschnitt zwischen <strong>Reuter</strong>straße und Pannierstraße ist bereits eine<br />
Asphaltdecke vorhanden, die wahlweise von Radfahrern in beiden Richtungen<br />
genutzt werden kann).<br />
Im Abschnitt östlich der Pannierstraße Beibehaltung der Pflasterdecke<br />
und Sanierung der vorhandenen Radwege. Dies entspricht nicht der berlinüblichen<br />
Herangehensweise (keine gesonderten Radverkehrsanlagen in<br />
Tempo-30-Zonen). Die Standards der AV Geh- und Radwege (Mindestbreite<br />
1,6 m + 0,75 m Abstandsstreifen) werden nicht erreicht, da lediglich<br />
eine von Einbauten, Leuchten und Baumstandorten weitgehend freie<br />
Breite von 1,6-1,8 m (einschl. Randeinfassung und Sicherheitsabstand;<br />
an Baumstandorten gibt es teilweise geringfügige Einengungen) vorhanden<br />
ist. Eine Verbreiterung ist aufgrund der Baumstandorte nur punktuell<br />
möglich. Trotz dieser funktionalen und räumlichen Einschränkungen erscheint<br />
es in Abwägung aller Gesichtspunkte sinnvoll und gerechtfertigt,<br />
die vorhandenen Radwege beizubehalten. Bei einer Sanierung, die abschnittsweise<br />
gemäß Erforderlichkeit erfolgen kann, sollte der zurzeit<br />
vorhandene Eindruck eines beliebig befahrbaren Park- und Ladestreifens<br />
vermieden und ein (wenngleich schmaler) Sicherheitsstreifen in dem üblichen<br />
Mosaikpflaster eingeordnet werden. In den Einmündungsbereichen<br />
sind ausreichende Sichtverhältnisse zu gewährleisten. Mit der Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung müsste geklärt werden, ob trotz<br />
Nicht-Einhaltung der Standards Mittel aus dem Radwege-Sanierungsprogramm<br />
des Senats eingesetzt werden können.<br />
Maßnahmevorschlag: Asphaltierung<br />
im Westabschnitt, Radwegsanierung<br />
im Ostabschnitt<br />
39 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Weserstraße – westlicher Abschnitt<br />
Maßnahmevorschlag: Asphaltierung der<br />
Fahrbahn, Einbahnregelung wie bisher,<br />
Beibehaltung der vorhandenen Radwege<br />
als Angebot.<br />
Weserstraße – östlicher Abschnitt<br />
Maßnahmevorschlag: Ausbesserung der<br />
vorhandenen Radwege.<br />
Pannierstraße - Maßnahmevorschlag:<br />
Tempo 30 nachts.<br />
40 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
7.6 Pannierstraße<br />
Mit etwa 69 dB(A) tags und 63 dB(A) nachts werden in der Pannierstraße<br />
Werte erreicht, die Maßnahmen zur Lärmminderung notwendig machen. Als<br />
einfach umsetzbare Maßnahme kommt die Anordnung von Tempo 30 in<br />
Frage, die eine Reduzierung um etwa 2-3 dB(A) bringen würde. Eine geringfügige<br />
Reduzierung wurde bereits durch die Erneuerung der vorher schadhaften<br />
Fahrbahndecke erreicht. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass in der Straße<br />
drei Buslinien verkehren, darunter auch die Metrobuslinie M29, die bis Mitternacht<br />
im 10-Minuten-Takt verkehrt. Tempo 30 tagsüber dürfte daher kaum<br />
durchsetzbar sein und wird auch durch die für die Straße zuständige VLB<br />
abgelehnt, zumal andere Argumente (Unfallhäufungen, besonders sensible<br />
Randnutzungen) nicht zutreffen. Jedoch sollte ein Vorstoß bei der Senatsverwaltung<br />
unternommen werden, die Pannierstraße in die Liste der Straßen<br />
aufzunehmen, auf denen nachts aus Lärmschutzgründen Tempo 30 anzuordnen<br />
ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die betroffenen Buslinien in den<br />
nördlich anschließenden Linienabschnitten (u.a. Glogauer Straße) bereits<br />
heute auch Tempo-30-Straßen nutzen.<br />
Maßnahmevorschlag:<br />
Tempo 30 nachts<br />
7.7 Eingangsbereiche Campus Rütli<br />
Die Rütlistraße wird zukünftig in gesamter Länge in den geplanten Campus<br />
einbezogen und ist damit nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung.<br />
Im Zusammenhang mit dem weiteren Ausbau des Standortes sollte die Gelegenheit<br />
genutzt werden, den nördlichen Eingangsbereich an der Pflügerstraße<br />
gestalterisch aufzuwerten, wie bereits im Campus-Wettbewerb vorgeschlagen<br />
(s. nebenstehende Abbildung) und zwischen dem Campus und dem<br />
gegenüberliegenden Sportplatz eine Überquerungshilfe (Vorschlag: vorgezogene<br />
Seitenräume und Plateau-Aufpflasterung in auf die Seitenräume abgestimmtem<br />
Material zur Geschwindigkeitsdämpfung). Am Südeingang zum<br />
Campus sollte die Überquerung der Weserstraße durch Aussetzen des Parkstreifens,<br />
Vorziehen des Seitenraums und Absenkung des Bordes erleichtert<br />
werden. Falls ein Fußgängerzugang von der Ossastraße geöffnet wird, sollten<br />
auch am Knoten Ossastraße/ Weichselstraße Überquerungshilfen (vorgezogene<br />
Seitenräume) angelegt werden.<br />
7.8 Weichselplatz/ Lohmühlenbrücke<br />
Für den Nordabschnitt der Weichselstraße wird vorgeschlagen, Tempo 10<br />
anzuordnen und zur Verdeutlichung den Bereich zwischen den beiden Spielplätzen<br />
in der gleichen Form wie die beiden Einmündungsbereiche umzubauen<br />
(Begründung: spielende Kinder, Hin- und Herlaufen zwischen den Spielplätzen<br />
auf beiden Straßenseiten). Damit würde die Straße insgesamt für den<br />
Durchgangsverkehr in Richtung Lohmühlenbrücke wenige attraktiv. Alternativ<br />
kommt ein Umbau zu einem verkehrsberuhigten Bereich („Spielstraße“) in<br />
Frage, dagegen spricht jedoch der damit verbundene Umbauaufwand, zumal<br />
ein Spielen auf der Straße angesichts des vorhandenen Spiel- und Freiflächenangebots<br />
hier nicht unbedingt ermöglicht werden muss und Stellplätze<br />
für die Anwohner weiterhin benötigt werden.<br />
Am Südkopf der Lohmühlenbrücke sollte die Möglichkeit geprüft werden, im<br />
Zuge des stark frequentierten Kanaluferweges einen Fußgängerüberweg<br />
(„Zebrastreifen“) anzulegen. Nach grober Abschätzung des Fußgänger- und<br />
Fahrzeugaufkommens werden die im Einführungserlass zur R-FGÜ 2001 vom<br />
März 2008 spezifizierten Einsatzgrenzen für die Anlage von Fußgängerüberwegen<br />
hier erreicht und die Sichtverhältnisse sind trotz der Lage kurz hinter<br />
einer Kurve ausreichend. Wenn bei genauerer Prüfung die Einhaltung der<br />
Kriterien nachgewiesen wird, erscheint eine Finanzierung aus dem Querungshilfen-Programm<br />
der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung denkbar.<br />
Ein entsprechender Antrag sollte durch den Bezirk gestellt werden.<br />
Eingangsplatz<br />
Maßnahmevorschlag: Querungshilfen<br />
an den Zugängen zum Campus<br />
Maßnahmevorschlag:<br />
Tempo 10, Aufpflasterung zwischen<br />
den Spielplätzen, Zebrastreifen an der<br />
Lohmühlenbrücke<br />
41 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
42 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Weserstraße – Campus Rütli<br />
Maßnahmevorschlag: Sicherer Zugang<br />
vom südlichen Gehweg durch Bau einer<br />
Gehwegvorstreckung.<br />
Weichselstraße - Weichselplatz<br />
Maßnahmevorschlag: Tempo 10 und<br />
zusätzlicher Aufpflasterungsbereich zur<br />
Verbesserung des Übergangs zwischen<br />
den beiden Spielplätzen und zur Reduzierung<br />
des Durchgangsverkehrs.<br />
Maybachufer – Lohmühlenbrücke<br />
Maßnahmevorschlag: Zebrastreifen im<br />
Zuge des Uferwegs.<br />
43 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
7.9 Gehwegabsenkungen<br />
Die in den vergangenen Jahren bereits begonnene Absenkung der Borde an<br />
Überquerungsstellen, insbesondere an Straßenkreuzungen sollte zum Abschluss<br />
gebracht werden. Noch fehlende Absenkungen sind im Bestandsplan<br />
(S. 7) gekennzeichnet. Durch ordnungsbehördliche Maßnahmen (Anordnung<br />
und Durchsetzung von Parkverboten) ist sicherzustellen, dass die Gehwegabsenkungen<br />
für mobilitätsbehinderte Menschen zugänglich bleiben. In einigen<br />
Fällen wird eine Unterstützung durch bauliche Maßnahmen (z.B. vorgezogene<br />
Seitenräume) zur Verhinderung des Parkens unumgänglich sein,<br />
insbesondere gegenüber von T-Einmündungen und in Bereichen mit besonders<br />
hohem Parkraumdruck.<br />
Programm weiterführen<br />
7.10 Hermannplatz<br />
Bei der geplanten Neuordnung des Verkehrs im Bereich Hermannplatz sollte<br />
eine Verbesserung der Verbindungen des <strong>Reuter</strong>quartiers für Fußgänger und<br />
Radfahrer mit der Platzfläche, den Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel<br />
und den dortigen Einzelhandels- und Dienstleistungsnutzungen in die Planungsüberlegungen<br />
einbezogen werden (Schaltung der Lichtsignalanlagen,<br />
Lage der Fußgängerfurten). Dies ist jedoch nicht Gegenstand der vorliegenden<br />
Untersuchung.<br />
Verbesserung der Fußgängeranbindung<br />
des Platzes an das <strong>Reuter</strong>quertier<br />
8. DIE MASSNAHMEVORSCHLÄGE IN KÜRZE<br />
1. <strong>Reuter</strong>-/ Pflüger-/ Friedelstraße<br />
• Mittelinseln am Eingang in die Friedelstraße, in Höhe der Sanderstraße<br />
und der Lenaustraße, ggf. in Verbindung mit Gehwegvorstreckungen<br />
• Tempo-30-Markierung auf der Fahrbahn am nördlichen und südlichen<br />
Gebietseingang<br />
• Wechsel der Straßenseite für Querparken / Längsparken an der Sanderstraße<br />
und an der Lenaustraße<br />
• Fußgängerüberweg (Zebrastreifen) an der <strong>Reuter</strong>straße<br />
• Beidseitiges Schrägparken zwischen <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> und Sonnenallee<br />
• Umbau der Einmündung in die Sonnenallee.<br />
2. Hobrechtbrücke/ Maybachufer/ Friedelstraße<br />
• Fußgängerüberweg im Zuge des Maybachufers<br />
• Mittelinseln in den Einmündungen Hobrechtbrücke (s.o.), Bürknerstraße<br />
und Friedelstraße, ggf. in Verbindung mit Gehwegvorstreckungen<br />
• Alternativ: Prüfung auf Umbau als „Begegnungszone“<br />
3. Südlicher <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
• Fußgängerüberweg (Zebrastreifen) über die <strong>Reuter</strong>straße (s.o.)<br />
• Gehwegvorstreckungen an der Weserstraße<br />
• Konzept für eine Umgestaltung mit Aufenthaltsqualität<br />
4. <strong>Quartier</strong>seingänge<br />
• Programm für eine schrittweise Umgestaltung (Einengung, Materialwechsel)<br />
5. Weserstraße<br />
• Asphaltierung im Westabschnitt, Radwegsanierung im Ostabschnitt<br />
6. Pannierstraße<br />
• Tempo 30 nachts<br />
7. Campus Rütli<br />
• Sichere Querungsmöglichkeiten am nördlichen und südlichen Campuszugang<br />
8. Weichselplatz/ Lohmühlenbrücke<br />
• Tempo 10, Aufpflasterung zwischen den Spielplätzen<br />
• Fußgängerüberweg (Zebrastreifen) an der Lohmühlenbrücke<br />
9. Gehwegabsenkungen<br />
• Programm zur Herstellung noch fehlender Gehwegabsenkungen<br />
44 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
9. ANHANG: PROTOKOLLE ZUR BÜRGERBETEILIGUNG<br />
Protokoll des 15. Kiez-Elterntreffens<br />
(TOP 1: Schulwegsicherung)<br />
am 7.6.2010 (18.15 -18.45 Uhr) im Elternzentrum der Gemeinschaftsschule<br />
Campus Rütli<br />
(Protokoll: C. Spath)<br />
Anwesend waren 9 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kiez-Elterntreffens.<br />
Hr. Spath gab eine kurze Einführung in die Aufgabenstellung der <strong>Verkehrsanalyse</strong><br />
für das <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> und den Stand der Bearbeitung (insbes.<br />
Ergebnisse der Verkehrsstärken- und Unfallanalyse). Er bat dann um Einschätzungen<br />
zu verkehrlich bedingten Problemen, denen besonders Kinder,<br />
aber auch Eltern, die mit Kindern unterwegs sind, bei ihren Wegen im <strong>Quartier</strong><br />
ausgesetzt sind. In der Diskussion wurden dazu folgende Problembereiche<br />
angesprochen:<br />
Kreuzung Friedelstraße/ Bürknerstraße/ Maybachufer/ Hobrechtbrücke: Die<br />
Situation wird als sehr unübersichtlich wahrgenommen, mit Verkehrsströmen<br />
aus fünf verschiedenen Richtungen, darunter auch viele Radfahrer, einer<br />
aufgeweiteten Fahrbahn und unklaren Wegeführungen für die Fußgänger.<br />
Kinder seien hier regelmäßig überfordert und könnten den Bereich nicht<br />
eigenständig überqueren. Erwachsene müssten „ihre Kinder gut festhalten<br />
oder auf den Arm nehmen“, längere Wartezeiten in Kauf nehmen oder „sich<br />
einfach durchdrängeln“. Als Problem werden der starke Abkürzungsverkehr<br />
über die Hobrechtbrücke, relativ große Überquerungsweiten und parkende<br />
Fahrzeuge im Kreuzungsbereich angeführt. Nur weil wegen der unübersichtlichen<br />
Situation meist langsam gefahren werde, komme es nicht zu mehr<br />
Unfällen.<br />
Kreuzung <strong>Reuter</strong>straße / Weserstraße (/Nansenstraße): Hier überqueren viele<br />
Kinder die Fahrbahn, auf den Wegen zur Grundschule, zwischen Grundschule<br />
und Hort sowie zum Spielplatz. Der Einbau von Verkehrsinseln hat die<br />
Situation bereits wesentlich verbessert. Dennoch muss die Überquerung über<br />
die Weserstraße zu Schulbeginn und Schulschluss durch einen Erzieher bzw.<br />
Schülerlotsen abgesichert werden. Der Verkehr sei zwar nicht sehr stark, die<br />
Situation jedoch unübersichtlich, in der Weserstraße werde auch zu schnell<br />
gefahren. Ein Fußgängerüberweg oder eine Mittelinsel in der Weserstraße<br />
(Westseite) könnte hier nützlich sein.<br />
Friedel-/ Pflüger-/ <strong>Reuter</strong>straße: Die zweifach abknickende Straßenführung<br />
werde wie eine abknickende Vorfahrtsstraße genutzt. Trotz der neuen Mittelinseln<br />
sei die Situation für Kinder unübersichtlich, da nicht nur auf den Verkehr<br />
in Geradeausrichtung, sondern vor allem auch auf die Abbieger im Zuge<br />
der o.g. Verbindung geachtet werden müsse.<br />
Weserstraße: Fast auf gesamter Länge (westlich des <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>es) gibt es<br />
viele Einrichtungen, die von Kindern bzw. Jugendlichen frequentiert werden,<br />
und einen entsprechend starken Überquerungsbedarf. Besonders in dem<br />
asphaltierten Teilstück vor der Grundschule werde häufig zu schnell gefahren.<br />
Gefordert werden geschwindigkeitsbremsende Maßnahmen wie Schwellen<br />
o.ä., mindestens jedoch deutliche Hinweisschilder.<br />
Weichselplatz/ Lohmühlenbrücke: Die Überquerung der Lohmühlenbrücke im<br />
Zuge des Uferweges ist wegen des relativ starken abbiegenden Kfz-Verkehrs<br />
unübersichtlich und gefährlich (ein in „Eigenregie“ aufgemalter Zebrastreifen<br />
weist darauf hin!). Die Verkehrssituation am Weichselplatz (zwischen Spiel-<br />
45 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
platz und Skaterbahn) wird dagegen als relativ unproblematisch wahrgenommen,<br />
da dort nur wenig und relativ langsam gefahren werden.<br />
Hermannplatz/ Kottbusser Damm/ Einmündung Weserstraße: Die Ampelschaltungen<br />
an diesem Knotenpunkt werden als unbefriedigend empfunden.<br />
Wartezeiten auf der Mittelinsel oder das „Hinüberziehen“ durch ein auf der<br />
zweiten Fahrbahnhälfte bereits gezeigtes Grünsignal verleite zum Überqueren<br />
bei „Rot“. Häufig werde auch neben den Ampeln „abgekürzt.<br />
Allgemein wurden die schlechten Radfahrbedingungen im <strong>Quartier</strong> beklagt,<br />
die dazu führen, dass viel auf den Gehwegen gefahren werden, was wiederum<br />
für Kinder bzw. Eltern mit Kindern an der Hand problematisch sei.<br />
Herr Spath bedankte sich für die Beiträge und das Elterntreffen wurde mit der<br />
regulären Tagesordnung fortgesetzt.<br />
Protokoll der AG Wohnumfeld<br />
(TOP „<strong>Verkehrsanalyse</strong>“)<br />
am 23.6.2010 (19.00 - 20.00 Uhr) im Restaurant „Blaue Tische“,<br />
Friedelstraße<br />
(Protokoll: C. Spath)<br />
Anwesend waren 8 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AG Wohnumfeld<br />
sowie Frau Schlittgen (BA Neukölln) und Frau Weber (<strong>Quartier</strong>smanagement).<br />
Hr. Spath gab eine kurze Einführung in den Stand der Bearbeitung (insbes.<br />
Ergebnisse der Verkehrsstärken- und Unfallanalyse) und stellte mögliche<br />
Handlungsfelder, die sich daraus ableiten lassen, (aber noch keine konkreten<br />
Maßnahmen) zur Diskussion:<br />
• Verdeutlichung des Beginns der Tempo-30-Zone an den Gebietseingängen<br />
an der Sonnenallee und am Kottbusser Damm (z.B. Einengung, Aufpflasterung).<br />
• Konzeptentwicklung für den Knoten Weserstraße/ Nansenstraße/ <strong>Reuter</strong>straße<br />
(Querungsmöglichkeiten, Aufenthalt, gestalterische Aufwertung).<br />
• Konzeptentwicklung für den Knoten Maybachufer/ Bürknerstraße/ Friedelstraße<br />
(bessere Übersichtlichkeit, Verbesserung der Überquerungsmöglichkeiten).<br />
• Konzeptentwicklung <strong>Reuter</strong>-/ Pflüger-/ Friedelstraße (Reduzierung des<br />
Durchgangsverkehrs und der Spitzengeschwindigkeiten, bessere Nutzbarkeit<br />
für Radfahrer, weniger Lärm).<br />
• Verbindung zwischen den beiden Spielplätzen am Weichselplatz (z.B.<br />
Tempo 10 und Aufpflasterung).<br />
• Gestaltung attraktiver Eingangsbereiche zum Campus Rütli, in Verbindung<br />
mit der Schaffung übersichtlicher und sicherer Querungsmöglichkeiten<br />
über die Pflügerstraße und die Weserstraße.<br />
• Radwegsanierung Weserstraße (obwohl nicht „standardgerecht“).<br />
• Überprüfung des Parkregimes (quer/schräg statt längs) in Straßen mit<br />
„überbreiten“ Fahrbahnen, als Beitrag zur Reduzierung des Geschwindigkeitsniveaus<br />
und als Ausgleich für ggf. im Zusammenhang mit anderen<br />
Maßnahmen entfallende Parkplätze.<br />
46 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
• Gebietsübergreifende Konzepte am Lohmühlenplatz (u.a. Querung im<br />
Zuge des Uferwegs) und am Hermannplatz (Fußgängerüberwege, Einmündung<br />
Weserstraße).<br />
Nicht in allen diesen Handlungsfeldern werden kurzfristig Maßnahmen durchgeführt<br />
werden können; im Rahmen der weiteren Bearbeitung sind deshalb<br />
realistische Prioritäten zu setzen.<br />
In der Diskussion wurden diese Maßnahmebereiche insgesamt bestätigt und<br />
dazu folgende ergänzende Hinweise und Wünsche vorgetragen:<br />
• Am Knoten Weserstraße/ Nansenstraße/ <strong>Reuter</strong>straße wird wegen der<br />
großen Zahl querender Fußgänger (darunter viele Kinder) ein Zebrastreifen<br />
über die <strong>Reuter</strong>straße für notwendig gehalten; eine Unterschriftensammlung<br />
dazu hat stattgefunden. (Es ist zu prüfen, ob die Einsatz<br />
kriterien des Senats für Fußgängerüberwege hier erfüllt sind). Daneben<br />
wird weiterhin auch ein erhöhter Querungsbedarf über die Weserstraße<br />
gesehen.<br />
• Es muss etwas gegen unangepasste Geschwindigkeiten insbesondere in<br />
der <strong>Reuter</strong>straße und in der Friedelstraße getan werden; die Einschätzung<br />
des Gutachters, dass es sich dabei eher um Einzelfälle handelt, wird nicht<br />
geteilt.<br />
• Im verkehrsberuhigten Abschnitt der Hobrechtstraße wird die vorgeschriebene<br />
Schrittgeschwindigkeit häufig missachtet.<br />
• In der Pannierstraße sollte wie in der weiterführenden Glogauer Straße<br />
Tempo 30 gelten.<br />
• Es ist unverständlich, warum Schwellen als geschwindigkeitsdämpfende<br />
Maßnahmen in Neukölln offenbar nicht diskutierbar sind.<br />
Fr. Schlittgen berichtet, dass der Termin für eine Informationsveranstaltung<br />
zum Thema Verkehr im <strong>Quartier</strong> am 22.9. beim Bezirksstadtrat vorgemerkt<br />
ist.<br />
Hr. Roos bittet darum, den Termin noch für Anregungen aus dem Teilnehmerkreis<br />
offen zu halten, also nicht ein bereits abgestimmtes fertiges Konzept<br />
zu „verkünden“, und plädiert dafür, zu einem späteren Zeitpunkt noch eine<br />
zweite Veranstaltung durchzuführen. Er kann Adressenlisten von Bürgerinnen<br />
und Bürgern zur Verfügung stellen, die zu unterschiedlichen früheren Anlässen<br />
Interesse an Wohnumfeld- und Verkehrsthemen geäußert haben, und<br />
schlägt vor, diese gezielt auf die Informationsveranstaltung anzusprechen<br />
bzw. anzuschreiben. Auch mit der Gruppe der Eigentümer sollte Kontakt<br />
aufgenommen werden.<br />
Es wird vereinbart, dass die Adressenlisten zunächst an das <strong>Quartier</strong>smanagement<br />
übergeben werden, und dort geprüft wird, ob eine Nutzung für den<br />
genannten Zweck sinnvoll ist und in Frage kommt.<br />
Weiterhin wird vorgeschlagen, zur Ankündigung der Veranstaltung einfache<br />
Anschlagszettel (DIN A2 oder DIN A3) im Gebiet zu verteilen, wie bereits zu<br />
früheren Anlässen durch das <strong>Quartier</strong>smanagement erfolgt.<br />
Herr Spath bedankte sich für die Beiträge und die AG wurde mit der regulären<br />
Tagesordnung fortgesetzt.<br />
47 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Protokoll der Veranstaltung „<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Reuter</strong>quartier“<br />
am 22.9.2010 (18.30 - 20.30 Uhr)<br />
in der Mensa der Gemeinschaftsschule, Rütlistraße 45<br />
(Protokoll: L. Weber)<br />
Teilnehmer:<br />
Thomas Blesing, Stadtrat Bauwesen, Bezirksamt Neukölln<br />
Wieland Voskamp, Leiter Tiefbauamt, Bezirksamt Neukölln<br />
Helga Schlittgen, Stapl a4, Bezirksamt Neukölln<br />
Cedric Stoof, QM 7, Bezirksamt Neukölln<br />
PHK Jurich, Abschnitt 54<br />
Herr Spath, Herr Nagel, Büro Spath + Nagel<br />
Luzia Weber, <strong>Quartier</strong>smanagement <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Mitglieder AG WUM, Eigentümer, Vertreter der BVV, Bewohner und Interessierte,<br />
Kiezzeitung „reuter“; insgesamt ca. 50 BesucherInnen<br />
Eröffnung und Begrüßung,<br />
Erläuterung des Veranstaltungsablaufs durch Herrn Nagel<br />
Hinweis darauf, dass am Ende die Gelegenheit bestehen wird, den einzelnen<br />
Maßnahmebereichen durch Vergabe von Punkten Prioritäten zu geben (grün:<br />
unterstütze ich – rot: finde ich nicht so wichtig). Jedem Anwesenden stehen<br />
jeweils 2 Punkte jeder Farbe zur Verfügung. Außerdem wird es Gelegenheit<br />
geben, mit anwesenden Fachleuten am Plan zu sprechen, bzw. mit anderen<br />
Anwohnern ins Gespräch zu kommen und sich zu vernetzen. Für zusätzliche<br />
Anmerkungen und Ideen werden am Ende der Veranstaltung Fragebögen<br />
verteilt, die bis zum 15.10.10 im <strong>Quartier</strong>sbüro abgegeben werden sollen. Die<br />
Ergebnisse der Veranstaltung sollen in die Analyse einfließen und werden<br />
dann noch einmal öffentlich präsentiert, z.B. im Rahmen einer kleinen Ausstellung<br />
im <strong>Quartier</strong>sbüro.<br />
Einführende Worte durch AG WUM<br />
Begrüßung der Anwesenden und kurze Erläuterung der Vorgeschichte durch<br />
ein Mitglied der AG WUM, Herrn Roos. Hier insbesondere Hinweis auf die<br />
Veranstaltung von vor zwei Jahren und die Bedeutung des Themas Verkehrsberuhigung<br />
in der AG WUM.<br />
Präsentation der <strong>Verkehrsanalyse</strong> durch Herrn Spath<br />
• Es handelt sich um eine Erarbeitung von Grundlagen, nicht um eine fertige<br />
Planung. Am Ende werden auf der Grundlage der Ergebnisse der Analyse<br />
Maßnahmenbereiche identifiziert, die besonderen Handlungsbedarf erkennen<br />
ließen.<br />
• Lebendige Straßen, die durch vielfältige Aktivitäten gekennzeichnet sind;<br />
historische, schön gestaltete Straßen der Wende zum 20.Jhdt.; gute handwerkliche<br />
Qualität (Pflasterung).<br />
• Großsteinpflaster ist prägend; Asphaltoberflächen eher weniger vertreten;<br />
Problemstellen durch schadhaftes Pflaster; schadhafte und nicht standardgerechte<br />
Radwege und Gehwege.<br />
• Fahrradfahrer benutzen in großer Anzahl die Gehwege und gefährden<br />
dadurch Fußgänger (Ursachen: Großsteinpflaster, fehlende oder schadhafte<br />
Radwege).<br />
• Gehwegabsenkungen sind an vielen Stellen bereits erfolgt – jedoch noch<br />
nicht überall wo es sinnvoll wäre.<br />
• Straßenecken werden zugeparkt; Radwege werden zugeparkt; Parkplätze<br />
scheinen ausreichend vorhanden zu sein (Zählung), es ist allenfalls ein<br />
Engpass in den Randbereichen zur Sonnenallee und an Markttagen festzustellen.<br />
48 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
• Die Unfallstatistik der letzten drei Jahre zeigt, dass Unfälle nur in sehr<br />
geringem Maß passiert sind (erfasst wurde jeder Unfall bei dem die Polizei<br />
geholt wurde – nicht nur Personenschäden).<br />
• Die Kfz-Dichte auf den Straßen im Gebietsinneren ist am höchsten auf der<br />
Pannierstraße, dicht gefolgt von der Straßenfolge <strong>Reuter</strong>-/Pflüger-/ Friedelstraße<br />
zur Hobrechtbrücke sowie vom östlichen Abschnitt des Maybachufers;<br />
auf den übrigen Straßen ist das Verkehrsaufkommen nur gering.<br />
• Es wurden in den vergangenen Jahren bereits einige Maßnahmen durchgeführt:<br />
Verkehrsberuhigung Maybachufer, Mittelinseln, Querungshilfen,<br />
Fahrradständer, <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>.<br />
Aus den Ergebnissen der Analyse wurden folgende Maßnahmebereiche<br />
identifiziert, für die jeweils bestimmte Handlungsmöglichkeiten, teilweise in<br />
Alternativen, erläutert wurden:<br />
1. <strong>Reuter</strong>/Pflüger/Friedelstraße<br />
2. Kreuzung Hobrechtbrücke<br />
3. Südlicher <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
4. Eingänge in das Gebiet<br />
5. Weserstraße<br />
6. Eingänge zum Campus Rütli – CR²<br />
7. Weichselstraße<br />
8. Pannierstraße<br />
Die Analyse soll so, wie sie bei der Veranstaltung präsentiert wurde, noch<br />
nicht veröffentlicht werden, sondern zunächst um die Ergebnisse aus der<br />
Veranstaltung ergänzt und weiter ausgearbeitet werden, um anschließend im<br />
Internet und/oder bei einer kleinen Ausstellung im <strong>Quartier</strong>sbüro oder an<br />
einem anderen Ort im <strong>Quartier</strong> öffentlich vorgestellt zu werden.<br />
Daran anschließend Verständnisfragen und eine moderierte Formusdiskussion<br />
mit folgenden Inhalten:<br />
Maßnahmebereich 1<br />
Es stellt sich schnell heraus, dass der Maßnahmebereich 1 die meisten<br />
Veranstaltungsbesucher besonders interessiert, dazu werden in mehreren<br />
Runden folgende Statements gesammelt:<br />
• Ruhestörender Lärm (öfter genannt)<br />
• man kann nachts nicht bei offenem Fenster schlafen<br />
• Ist es möglich eine Lärmmessung / Lärmgutachten durchzuführen?<br />
• die Polizei kontrolliert die Einhaltung der Geschwindigkeit zu selten<br />
• trotz Mittelinseln schwer zu queren – insbesondere für Kinder<br />
• es wird gerast – nicht nur vereinzelt<br />
• Hinweise auf Tempo 30 fehlen (insbesondere an der Hobrechtbrücke)<br />
• Zebrastreifen vor allem am <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> zum Schutz der Kinder wäre notwendig<br />
• kann bei der Gebietseinfahrt von der Sonnenallee her nicht Querparken<br />
angeordnet werden, um die Straße zu verschmälern?<br />
• diese Straßen werden als überörtliche Verbindungsstraßen nach Kreuzberg<br />
und zum Columbiadamm genutzt<br />
• die Schilder an den Übergängen werden regelmäßig umgefahren (von<br />
Passanten abgenommen?) sie sollten beleuchtet werden<br />
• man kann dort nicht Fahrrad fahren, weil der Belag so schlecht ist<br />
• kann man mit einem Display, das auf die Geschwindigkeit der Autofahrer<br />
reagiert, auf die Geschwindigkeit einwirken?<br />
• ist es möglich diese Straßen für LKW-Verkehr zu sperren?<br />
• neu Zugezogene sind vielfach Eltern mit Kindern, die Ruhe brauchen<br />
• die <strong>Reuter</strong>straße ist am Gebietseingang zu breit<br />
• Querparken kann gefährlich für Radfahrer sein, weil der PKW-Fahrer beim<br />
Rückwärtsausparken diese nicht herankommen sieht<br />
49 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
• Kann Tempo 10 angeordnet werden?<br />
Dazu wurden folgende Informationen gegeben, bzw. Stellungnahmen abgegeben:<br />
• Lärmmessungen wurden im Rahmen der <strong>Verkehrsanalyse</strong> nicht durchgeführt,<br />
es wurden jedoch vorhandene Erkenntnisse dazu eingearbeitet. In<br />
der Regel werden Lärmimmissionen, z.B. für Lärmkarten, gerechnet und<br />
nicht gemessen. Es ist aufgrund der Oberfläche in der <strong>Reuter</strong>- /Pflüger-/<br />
Friedelstraße davon auszugehen, dass es dort lauter ist, als z.B. in der<br />
Pannierstraße; auch dort werden die Grenzwerte bereits überschritten.<br />
• Es ist bekannt und erforscht, dass Großsteinpflaster durch die Abrollgeräusche<br />
von KFZ mehr Lärm als Asphalt verursacht. Man kann jedoch<br />
davon ausgehen, dass bei einer Asphaltierung bisheriger Pflasterstraßen<br />
schneller gefahren würde.<br />
• Besonders unangenehm wird die plötzliche Änderung des Lärmpgels bei<br />
einem Wechsel zwischen zwei Straßenbelägen, z.B. zwischen Asphalt<br />
und Großsteinpflaster empfunden. Dies ist einer der Gründe, warum man<br />
vorsichtig mit Lösungen sein sollte, wie z.B. Asphaltstreifen nur seitlich<br />
oder in der Mitte der Fahrbahn. Solche Lösungen erfordern auch einen<br />
hohen technischen und finanziellen Aufwand.<br />
• Eine Asphaltierung des gesamten Straßenzuges wäre sehr kostenaufwendig,<br />
müsste deshalb in die Investitionsplanung des Bezirks eingestellt<br />
werden und würde einen langen politischen und verwaltungstechnischen<br />
Vorlauf benötigen. Kleinteiligere und „billigere“ Lösungen können aus dem<br />
laufenden Haushalt finanziert werden und wären damit auch kurzfristig<br />
umsetzbar.<br />
• Aufwertende Maßnahmen im Straßenbereich müssen gem. Straßenausbaubeitragsgesetz<br />
des Landes Berlin durch die Anlieger finanziell mitgetragen<br />
werden. Dazu ist ein umfangreiches Verfahren notwendig.<br />
• Querparken auf beiden Seiten der Friedelstraße wird die Fahrbahn vielleicht<br />
zu sehr verengen. Das soll noch konkret nachgeprüft und gemessen<br />
werden.<br />
• Der Streckenverlauf <strong>Reuter</strong>-/ Pflüger- /Friedelstraße ist Teil einer „Havariestrecke“.<br />
Das heißt, diese Strecke muss im Falle einer Sperrung des<br />
Kottbusser Damms als Ausweichstrecke nutzbar sein. Daraus folgt u.a.,<br />
dass der Bezirk eine für diese Funktion ausreichende Mindestbreite freihalten<br />
muss.<br />
• Die Einhaltung der Geschwindigkeit wird sporadisch auf der <strong>Reuter</strong>straße<br />
kontrolliert (Anmerkung: eine Folge von Abstimmungen zwischen AG<br />
WUM und Tiefbauamt). Dabei werden Geschwindigkeitsübertretungen<br />
festgestellt, offensichtlich aber nicht in dem Maß, dass eine häufigere Kontrolle<br />
durch die Polizei in Erwägung gezogen wird.<br />
• Die Anordnung von Tempo 10 muss durch die Straßenverkehrsbehörde in<br />
Abstimmung mit der Polizei erfolgen. Für Tempo 10 benötigt man besondere<br />
Gründe (Beispiel Richardplatz), die hier nicht gegeben sein dürften.<br />
• Das LKW-Fahrverbot ist ein „stumpfes Schwert“. Es kann zwar angeordnet<br />
werden, ist aber in der Praxis kaum zu kontrollieren. LKW müssen ja<br />
dennoch in das Gebiet fahren dürfen z.B. um an Gewerbebetriebe und an<br />
Private zu liefern, Müll abzuholen und vieles mehr. Bei einer Kontrolle ist<br />
es einem LKW-Fahrer nicht nachzuweisen, warum er tatsächlich im Gebiet<br />
unterwegs ist, weshalb die Polizei solche Kontrollen erst gar nicht durchführt.<br />
LKW-Fahrer sind Profis und wissen das auch.<br />
• Dialog-Displays („Bitte langsam fahren“ etc.) gibt es in Neukölln bisher nur<br />
zwei. Diese werden nur zur Sicherung des Schulweges vor Schulen eingesetzt<br />
(hier herrschte Uneinigkeit, ob das in ganz Berlin so ist). Ein drittes<br />
Display soll in Kürze in Betrieb genommen werden. Herr Blesing verwies<br />
darauf, dass durch die Pflege und Wartung der Displays Kosten für den<br />
Bezirk entstehen. Die Displays können also nicht an jeder Stelle, an der zu<br />
schnell gefahren wird aufgestellt werden.<br />
50 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Zum Maßnahmebereich 2<br />
• Es ist nicht erkennbar, dass man sich nach Überfahren der Hobrechtbrücke<br />
weiterhin in einer Tempo 30 Zone befindet; ein Hinweis darauf fehlt an<br />
dieser Stelle<br />
• sehr unsichere Situation durch die vielen einmündenden Straßen, schlecht<br />
zu queren insbesondere für Kinder und unsichere Verkehrsteilnehmer.<br />
Dazu wurden folgende Informationen gegeben, bzw. Stellungnahmen abgegeben:<br />
• Tempo 30 wird nicht durch die Brücke oder Bezirksgrenze aufgehoben<br />
• die Unsicherheit der Verkehrsteilnehmer an dieser Stelle führt eher zu<br />
defensivem Fahren<br />
• der Ort ist kein Unfallschwerpunkt<br />
• Beschilderung soll Aufmerksamkeit wecken – zuviel Beschilderung kann<br />
kontraproduktiv sein<br />
• Der Baustadtrat sagt zu, an dieser Stelle zu prüfen, ob und wo eine Ergänzung<br />
der Beschilderung erfolgen könnte; entweder als Schild, oder<br />
auch als Tempo-30-Hinweis auf der Fahrbahn<br />
• Ergänzend sind auch Umbaumaßnahmen im Straßenraum denkbar, z.B.<br />
Mittelinseln in der Friedelstraße und an der Zufahrt der Hobrechtbrücke<br />
oder sogar ein Pilotprojekt „Begegnungszone“; dies soll in der weiteren<br />
Bearbeitung der <strong>Verkehrsanalyse</strong> noch geprüft werden.<br />
Zum Maßnahmebereich 3 – <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
• Unsichere Querungssituation insbesondere für Kinder, die zur Einrichtung<br />
„Kiosk“ oder zum <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong> wollen. Grundstufe der GEMS ist dort in der<br />
Nähe (Weserstraße) ebenfalls angesiedelt<br />
• die <strong>Reuter</strong>straße ist im Eingangsbereich von der Sonnenallee überdimensioniert,<br />
was zu überhöhten Geschwindigkeiten verleitet<br />
• Der Platz wirkt in seiner Gestaltung vernachlässigt, das Potenzial als<br />
Aufenthaltsfläche wird nicht genutzt.<br />
Dazu wurden folgende Informationen gegeben, bzw. Stellungnahmen abgegeben:<br />
• Den Bereich der Kreuzung <strong>Reuter</strong>straße / Weserstraße wird sich die<br />
Verwaltung noch einmal genau ansehen. Es muss geprüft werden, wie eine<br />
attraktivere Gestaltung der „Dreiecksfläche“ aussehen könnte.<br />
• Der Baustadtrat sagt zu, zu prüfen, ob eine Reduzierung des Straßenquerschnitts<br />
an der <strong>Reuter</strong>straße /Eingangsbereich Sonnenallee durch<br />
Querparken möglich ist.<br />
• Die Sicherheit für querende Kinder genießt hohe Aufmerksamkeit beim<br />
Baustadtrat. Die Kosten für einen Zebrastreifen belaufen sich auf ca.<br />
40.000 bis 50.000 €. Es gibt dafür ein gesondertes Landesprogramm des<br />
Senats. Herr Blesing sagt zu, die Prüfung und Beantragung eines Fußgängerüberweges<br />
(Zebrastreifens) bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
zu unterstützen.<br />
Zum Maßnahmebereich 5 – Weserstraße<br />
• Der Radweg in der Weserstraße ist in schlechtem Zustand und zu schmal;<br />
die Fahrbahn ist zu uneben zum Radfahren<br />
Dazu wurden folgende Informationen gegeben, bzw. Stellungnahmen abgegeben:<br />
• Aus dem Konjunkturprogramm II (Teilprogramm „Lärmschutz“) konnte ein<br />
Betrag für die Verbesserung der Situation in der Weserstraße zwischen<br />
Kottbusser Damm und Friedelstraße (<strong>Reuter</strong>straße?) eingesetzt werden.<br />
Die Straße wird in Kürze asphaltiert. Radfahrer können sich dann mindestens<br />
in Einbahnrichtung den Straßenraum mit den Kraftfahrzeugen teilen;<br />
51 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
ob Radfahren auf der Fahrbahn auch in Gegenrichtung zugelassen werden<br />
kann, muss noch geprüft werden. Die Einbahnstraßenregelung bleibt<br />
erhalten.<br />
• Die Priorität der Weserstraße für eine solche Maßnahme wird durch mehrere<br />
Teilnehmer in Frage gestellt, man hätte eher mit der Friedelstraße<br />
beginnen sollen. Seitens der Verwaltung wird diesbezüglich auf den besonders<br />
schlechten Fahrbahnzustand, auf die Bedeutung der Weserstraße<br />
für den Radverkehr, auf den begrenzten Etat und auf die Zweckbindung<br />
für Lärmschutzmaßnahmen verwiesen.<br />
Zum Maßnahmebereich 7 - Weichselstraße<br />
• Schleichverkehr nach Treptow<br />
• es wird zu schnell gefahren<br />
• Lärmentwicklung durch KFZ – es ist zu laut<br />
• Kann die Straße am Nordende gesperrt werden?<br />
• Sicherer Übergang zwischen den Spielplätzen wäre wichtig.<br />
Dazu wurden folgende Informationen gegeben, bzw. Stellungnahmen abgegeben:<br />
• Straßenschließungen sollten kein Mittel der Verkehrsberuhigung sein. Sie<br />
führen nur dazu, dass Verkehr auf die Nachbarstraßen verdrängt wird. Die<br />
Verlagerung von Lärm und Abgasen in Nebenstraßen löst die Probleme<br />
aber nicht.<br />
• Herr Blesing hat den Skaterplatz selbst eingeweiht. Die Plätze sind sehr<br />
gut genutzt, was sehr erfreulich ist. Er will eine Prüfung der konkreten<br />
Situation veranlassen, ob diese die Einrichtung eines Verkehrsberuhigten<br />
Bereichs zwischen Lohmühlenbrücke und Pflügerstraße zulässt.<br />
• der Verkehrsberuhigte Bereich (Spielstraße) bedeutet: Schritttempo<br />
(6-7kmh) für alle Verkehrsteilnehmer; bauliche Veränderungen; Parken<br />
nur an gekennzeichneten Stellen, keine Vorfahrt bei der Ausfahrt aus dem<br />
Bereich, alle Verkehrsteilnehmer nutzen die Flächen gleichberechtigt.<br />
Maßnahmebereich 8 - Pannierstraße<br />
• es ist zu laut!<br />
• auf der Kreuzberger Seite ist Tempo 30 angeordnet, auf der Neuköllner<br />
Seite darf 50 gefahren werden. Reduzierung auf Tempo 30 prüfen!<br />
• Reduzierung auf Tempo 30 wenigstens nachts möglich?<br />
Dazu wurden folgende Informationen gegeben, bzw. Stellungnahmen abgegeben:<br />
• Die Pannierstraße ist keine Bezirksstraße. Zuständig ist dort die Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung, Verkehrslenkung Berlin<br />
• die BVV, Tiefbauausschuss (?) hat sich bereits mit dem Thema befasst<br />
und hat sich vor ca. einem halben Jahr mit der Verkehrslenkung Berlin<br />
(VLB) deshalb auseinandergesetzt. Die VLB hat Tempo 30 dort eindeutig<br />
abgelehnt. Auch der Hinweis auf die Kreuzberger Seite hat nicht zum Erfolg<br />
geführt. Dies sei eine Ausnahme gewesen, die heute keinesfalls wiederholbar<br />
sei. Außerdem würden durch die zwei Ampeln Geschwindigkeitsübertretungen<br />
in großem Maß verhindert.<br />
• Auf der Pannierstraße fahren einige Buslinien der BVG, u. a. auch eine<br />
Metrolinie mit kurzem Takt. Änderungen müssen hier mit der BVG abgestimmt<br />
werden, da deren Fahrzeiten sich verlängern würden und deshalb<br />
ggf. sogar zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt werden müssten. Die BVG<br />
wird die Temporeduzierung deshalb sicher ablehnen.<br />
• Die Frage nach Tempo 30 nachts blieb offen; grundsätzlich ist eine solche<br />
Anordnung aus Lärmschutzgründen möglich, die Senatsverwaltung für<br />
Stadtentwicklung hat dafür Kriterien aufgestellt, deren Einhaltung zu prüfen<br />
wäre..<br />
52 Spath + Nagel 10/2010
<strong>Verkehrsanalyse</strong> <strong>Quartier</strong> <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong><br />
Sonstiges<br />
• Radfahrer fahren ohne Licht und auf den Gehwegen. Sie gefährden Fußgänger<br />
und verstoßen gegen geltendes Gesetz. Das müsste viel mehr geahndet<br />
werden.<br />
• Die Querung (abgesenkter Bordstein) an der Liberdastraße Richtung<br />
Manitiusstraße wird durch PKW nicht beachtet<br />
• An Markttagen werden im gesamten Umfeld sämtliche Straßenecken etc.<br />
wild zugeparkt. Der Suchverkehr belastet den gesamten Bereich. Das<br />
Queren wird für Menschen mit Kinderwägen, Rollatoren etc. sehr schwierig<br />
• Viel schlimmer ist die Situation am Kottbusser Damm. Der wurde gar nicht<br />
thematisiert<br />
• Parkplätze findet man eigentlich ausreichend im Gebiet.<br />
Dazu wurden folgende Informationen gegeben, bzw. Stellungnahmen abgegeben:<br />
• Das Ordnungsamt ist an Markttagen wegen der Falschparker bereits sehr<br />
stark vor Ort präsent.<br />
• Der Kottbusser Damm gehört zum Bezirk Kreuzberg und entzieht sich<br />
damit dem Einfluss der Neuköllner Politik und Verwaltung. Die Analyse<br />
war auch auf das Gebietsinnere fokussiert.<br />
Herr Blesing sieht es als Aufgabe der Politik und der Verwaltung an, den<br />
BürgerInnen zu verdeutlichen, was finanziell und technisch für den Bezirk<br />
machbar ist und wo die Zuständigkeiten liegen.<br />
Alle Besucher erhalten die Gelegenheit den vorgestellten Maßnahmebereichen<br />
Punkte für Priorität (grüner Punkt) und Nachrangigkeit (roter Punkt) zu<br />
vergeben. Das Ergebnis wurde fotografisch dokumentiert. Eindeutig ergaben<br />
sich die Schwerpunkte südlicher <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>, <strong>Reuter</strong>straße und Friedelstraße<br />
beiderseits der Pflügerstraße und nördliche Weichselstraße. Die Situation an<br />
der Hobrechtbrücke wurde unterschiedlich bewertet. Die Maßnahmebereiche<br />
„<strong>Quartier</strong>seingänge“ (mit Ausnahme der südlichen <strong>Reuter</strong>straße) und „Weserstraße“<br />
(außer <strong><strong>Reuter</strong>platz</strong>, jedoch einschließlich Eingangssituation Campus<br />
Rütli) wurden offenbar als weniger wichtig eingestuft.<br />
Die Veranstaltung wird begleitet durch einen Infotisch, an dem man sich über<br />
die Arbeit des <strong>Quartier</strong>smanagements, die Möglichkeiten der Beteiligung etc.<br />
informieren kann. Wer möchte kann sich in eine Teilnehmerliste eintragen,<br />
bzw. unterschreiben, dass er zukünftig zu Veranstaltungen eingeladen werden<br />
möchte.<br />
53 Spath + Nagel 10/2010