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Titelthema<br />
www.linux-magazin.de Attachmate 05/2011<br />
30<br />
her würden Novell und Attachmate gut<br />
zusammenpassen, nur Suse scheint da<br />
irgendwie fehl am Platz“, so Gillen. „Attachmate<br />
hat immer wieder ausgereifte<br />
Enterprise-Technologie eingekauft, da<br />
würden Zenworks oder Groupwise gut<br />
passen.“<br />
Ihn wundert nicht, dass bei Suse und<br />
Novell mindestens nach außen gute<br />
Stimmung herrscht. Gillen ist überzeugt<br />
davon, dass weder Suse noch Novell die<br />
wahren Absichten von Attachmate erfahren<br />
haben. „Nur ein sehr, sehr kleiner innerer<br />
Zirkel in der Führungsetage in den<br />
USA ist eingeweiht. Die anderen Vertreter<br />
kennen und geben nur die offizielle Firmenposition<br />
wieder.“ Viel interessanter<br />
für ihn ist die Frage nach dem CPTN-<br />
Deal. „Auch wenn Novells Patente sicherlich<br />
nicht so nah am Kernel sind wie<br />
beispielsweise die von Red Hat, ergibt<br />
sich da doch einiges an Potenzial.“<br />
Unklarheiten um Patente<br />
Das von Microsoft eingefädelte Patentgeschäft<br />
verdient tatsächlich besonderes<br />
Augenmerk, meint auch Karsten Gerloff,<br />
Präsident der Free Software Foundation<br />
Europe (Abbildung 5), und verweist auf<br />
eine Recherche beim amerikanischen Patentbüro<br />
[15]. Deren Datenbank kennt<br />
474 US-Patente (Abbildung 6) in Händen<br />
von (Assigned to) Novell, <strong>In</strong>c. <strong>In</strong><br />
38 davon taucht der Begriff <strong>Linux</strong> auf,<br />
darunter auch in Dokumenten mit vage<br />
gehaltenen Titeln wie „Managing digital<br />
identity information“ (Patent 7 680 819).<br />
Mono (aus dem Ximian-Erbe) findet sich<br />
<strong>In</strong> einem Brief an das Bundeskartellamt<br />
[18] vom 22. Dezember 2010 nennt Gerloff<br />
das Konsortium eine „Patentverwaltungsgesellschaft“,<br />
deren Mitglied Microsoft<br />
wiederholt wegen wettbewerbswidrigen<br />
Verhaltens verurteilt wurde: „Microsoft<br />
behauptet seit Jahren, über 200 <strong>Linux</strong>-<br />
Kernel-relevante Patente zu besitzen. Den<br />
Beweis dafür hat die Firma nie erbracht.<br />
Dennoch nutzt Redmond diese Drohung,<br />
um Wettbewerber unter Druck zu setzen<br />
und gleichsam eine Steuer von Firmen zu<br />
erheben, die den <strong>Linux</strong>-Kernel nutzen.“<br />
Als Beispiele dienen der FSFE Linspire,<br />
LG, Tom Tom, Amazon und zuletzt der<br />
Mobiltelefonhersteller HTC.<br />
Weder die Struktur noch die Ziele von<br />
CPTN seien klar. Es sei nicht auszuschlieimmerhin<br />
noch in sieben Patenten. Analysten<br />
zufolge sind 43 Prozent der 880<br />
Patente im CPTN-Deal bestehende US-<br />
Patente [16], also etwa 380. Viel bleibt<br />
da nicht übrig. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass für <strong>Linux</strong>, Unix oder generell Open<br />
Source relevante Dokumente dabei sind,<br />
scheint entsprechend hoch.<br />
<strong>In</strong> den der Börsenaufsicht SEC übermittelten<br />
Dokumenten bleibt Novell einigermaßen<br />
vage, welche Patente betroffen sind<br />
[6]. „Enterprise-Level-Software fürs Systemmanagement“,<br />
„Filemanagement“,<br />
„Collaboration Software“, „Identity und<br />
Security Management“, so ist auf Seite<br />
60 zu lesen.<br />
Nur Novell-Produkte?<br />
Das klingt doch eher beruhigend und<br />
nach den klassischen Novell-Geschäftsbereichen.<br />
Manche Analysten vermuten,<br />
dass im Wesentlichen Platespin,<br />
E-Directory, Zenworks und Groupwise<br />
betroffen sind. Oder fällt auch das oben<br />
beschriebene Patent 7 680 819 in diese<br />
Kategorie?<br />
<strong>In</strong>teressant ist auch, dass gerade diese<br />
Patente eigentlich auch Attachmates<br />
Portfolio gut zu Gesicht stünden. Immerhin<br />
halten die Seattler (unter insgesamt<br />
gerade mal 15 Patenten) mit Nummer<br />
7 571 180 auch selbst ein Patent über das<br />
„Verwenden von LDAP-Verzeichnissen<br />
für Anwendungs-Zugiffskontrolle und<br />
Personalisierung“ [17].<br />
Die FSFE meldet andere Bedenken an: Mit<br />
Oracle sitze im Käuferkonsortium CPTN<br />
ein weiteres Schwergewicht fürs Identity<br />
Management, das mit Hilfe dieses<br />
Deals durchaus eine marktbeherrschende<br />
Stellung einnehmen könnte. Gerloff geht<br />
noch weiter und zweifelt ebenfalls die<br />
Aussage an, in dem Deal wären keine<br />
Unix-Patente. Nach Recherche des <strong>Linux</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong>s kommt in 104 von 470 Novell-<br />
Patenten der Begriff „Unix“ vor.<br />
Brief ans Kartellamt<br />
Abbildung 5: Karsten Gerloff, Präsident der FSFE,<br />
warnt vor Microsoft, Oracle und Apple, den wahren<br />
Käufern von Novells Patenten. Das Konsortium ist<br />
für ihn nur ein vorgeschobener Patent-Troll.<br />
Abbildung 6: 474 US-Patente hält Novell laut Auskunft der amerikanischen Patentbehörde. Die für den Deal<br />
fehlenden weiteren 400 seien Anträge und internationale Patente.