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Linux-Magazin In Zockerhänden (Vorschau)

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Das deutsche Außenministerium migriert von <strong>Linux</strong> auf Windows<br />

Rolle rückwärts<br />

Auswärtiges Amt 05/2011<br />

Titelthema<br />

Nach sieben erfolgreichen <strong>Linux</strong>-Jahren übernimmt ein neuer IT-Leiter das Auswärtige Amt, und prompt<br />

vollführt Westerwelles Behörde eine 180-Grad-Wende, dass es knirscht. Markus Feilner<br />

www.linux-magazin.de<br />

43<br />

Im Februar schockiert eine Meldung die<br />

<strong>Linux</strong>-Welt: Das Auswärtige Amt (AA,<br />

[1]) steigt aus. Mit einem kurzen Schreiben<br />

informiert der IT-Leiter seine Mitarbeiter<br />

darüber, dass der Schritt schon seit<br />

Sommer 2010 beschlossene Sache sei. So<br />

verabschiedet sich ein Aushängeschild<br />

der freien Softwarewelt von <strong>Linux</strong> und<br />

kehrt zu proprietärer Software für den<br />

Desktop zurück.<br />

Sieben Jahre SINA<br />

Dabei blickt das Amt auf eine beachtliche<br />

Erfolgsgeschichte zurück: Den Anfang<br />

machte 2003 eine sichere, flexible<br />

und verlässliche <strong>In</strong>frastruktur für 200<br />

Standorte und tausende Arbeitsplätze<br />

basierend auf der SINA-Box (Abbildung<br />

1) von Secunet. IPsec-VPNs und<br />

schnelle, schlanke SSH- und Webmin-<br />

Administration ersetzten die allzu trägen<br />

RDP-Verbindungen der Windows-Server<br />

[2]. 2006 kamen die ersten angepassten<br />

Debian-Desktops, teilweise sogar<br />

virtualisiert und mit gehärtetem SINA-<br />

<strong>Linux</strong>-Hypervisor darunter, optional auch<br />

als Dual-Boot mit Windows [3].<br />

2008 folgte der Rest: Virtualbox stellte<br />

ab da Windows-Umgebungen bereit, in<br />

denen die letzten, zickigen Fachanwendungen<br />

arbeiteten [4]. Auch im Backend<br />

kam viel Open-Source-Software zum Einsatz,<br />

neben einem alles verwaltenden,<br />

Abbildung 1: Extra von Secunet für den Bund entwickelt: Die SINA-Box.<br />

bis in den letzten Winkel der Welt replizierenden<br />

Open-LDAP-Verzeichnisdienst<br />

werkelten Cyrus-Mailserver und zahlreiche<br />

Webplattformen. Browserbasiert sollten<br />

alle neuen Lösungen sein, so hatte es<br />

die IT-Leitung des Auswärtigen Amts um<br />

Torsten Werner und Rolf Schuster als Ziel<br />

für die weitere Struktur vorgegeben.<br />

Lob von McKinsey<br />

Viel Geld habe man gespart, so der Tenor,<br />

und die Offiziellen wurden nicht müde,<br />

die Einsparungen auf Konferenzen und<br />

in Vorträgen bis ins letzte Detail vorzurechnen.<br />

Auch McKinsey bestätigte<br />

das in mehreren Studien, noch im Jahr<br />

2010 lobte das<br />

Beratungsunter neh<br />

men den <strong>Linux</strong>-<br />

Weg in den höchsten<br />

Tönen. Trotzdem<br />

änderte das<br />

Amt wenig später<br />

seine IT-Strategie.<br />

Die wichtigste<br />

Rolle spielte dabei<br />

offenbar die IT-Leitung. Mit der üblichen<br />

Rotation – Diplomaten im Dienst des<br />

Bundes wechseln alle paar Jahre ihren<br />

Job – kam Michael Groß (Abbildung 2)<br />

auf den leitenden Posten. Der Dr. der<br />

Ästhetik und Diplom-Betriebswirt wurde<br />

„Beauftragter des Auswärtigen Amts für<br />

<strong>In</strong>formationstechnik und Leiter der IT-<br />

Gruppe im Auswärtigen Amt“, im Behördenjargon<br />

kurz: 1-B-IT.<br />

Kritiker meinen, er habe wenig Kenntnis<br />

von der IT, laut Lebenslauf war er 2001<br />

bis 2009 beispielsweise Referatsleiter im<br />

Bundeskanzleramt, vorher mehrere Jahre<br />

am Goethe-<strong>In</strong>stitut, am Schluss als Beauftragter<br />

für den Haushalt.<br />

Blameware<br />

<strong>In</strong> offenbar mißgünstigen Kreisen heißt<br />

es, Groß habe im Wesentlichen seine<br />

Karriere im Blick, Details der IT, langfristige<br />

Strategien oder die Ideologien hinter<br />

Open Source und <strong>Linux</strong> seien ihm weitgehend<br />

egal.<br />

Immer wieder fällt das Wort Blameware:<br />

Man brauche einen Hersteller als exter-<br />

© sergeyp, 123RF.com

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