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gwf Wasser/Abwasser Wasser aus Talsperren (Vorschau)

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12/2011<br />

Jahrgang 152<br />

<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong><br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

ISSN 0016-3651<br />

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Standpunkt<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>aus</strong> <strong>Talsperren</strong> –<br />

Garant für eine sichere <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Symposium anlässlich 40 Jahre Arbeitsgemeinschaft<br />

Trinkwassertalsperren e.V. (ATT)<br />

Am 23. November 2010 kamen in Siegen<br />

beim <strong>Wasser</strong>verband Siegen-Wittgenstein<br />

über 120 Fachleute <strong>aus</strong> <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen,<br />

Forschungs einrichtungen<br />

und Umwelt- und Gesundheitsbehörden<br />

zu einem Erfahrungs<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch<br />

zu sammen. Im Mittelpunkt des Symposiums<br />

standen neben den Fragen zur neuen Trinkwasserverordnung<br />

und zur Oberflächengewässerverordnung<br />

solche zum Einsatz<br />

neuer Techniken, zum Umgang mit Viren und<br />

Spurenstoffen sowie zum sicheren Betrieb und<br />

geeigneter Organisation.<br />

Zur Zeit wirken in der ATT 33 Versorgungsunternehmen<br />

unterschiedlicher gesellschaftsrechtlicher<br />

Struktur und sechs Forschungsund<br />

Hochschulinstitute zusammen. Sie verfolgen<br />

das Ziel, die Erkenntnisse bei Gewinnung,<br />

Aufbereitung und Fortleitung von Trinkwasser<br />

<strong>aus</strong> <strong>Talsperren</strong> voran zu treiben und<br />

praxistaugliche Empfehlungen für den Betrieb<br />

weiter zu entwickeln.<br />

Etwa zehn Prozent der deutschen Bevölkerung<br />

werden heute mit Trinkwasser <strong>aus</strong> <strong>Talsperren</strong><br />

versorgt – ein <strong>Wasser</strong> von hervorragender<br />

Qualität. Der Anteil von Trinkwassertalsperren<br />

in den Mittelgebirgsregionen ist<br />

besonders hoch. Die Mitglieder in der ATT<br />

stellen heute mehr als 450 Mio. m³/Jahr <strong>aus</strong><br />

über 70 <strong>Talsperren</strong> als Trinkwasser bereit.<br />

Insbesondere durch die Zusammenführung<br />

der Kenntnisse und Erfahrungen im Rahmen<br />

der Wiedervereinigung der Bunde s-<br />

republik <strong>aus</strong> Ost und West hat sich der Fokus<br />

der ATT deutlich erweitert. Standen zu Zeiten<br />

der Gründung der ATT Fragen des Nährstoffrückhaltes<br />

im Vordergrund, so sind es<br />

heute Fragen des Spurenstoffrückhaltes oder<br />

des Umgangs mit bakteriologischen Belastungen.<br />

Dabei verfolgen die <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

stets den integralen Ansatz des<br />

Multi-Barrieren-Systems, der bereits im Einzugsgebiet<br />

mit dem Ressourcenschutz<br />

beginnt. Über einen gezielten und sicheren<br />

Betrieb der Stauanlagen kann wesentlich auf<br />

eine gute Rohwasserqualität eingewirkt werden.<br />

Diese ist erforderlich, um einen zuverlässigen<br />

Betrieb der <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

zu gewährleisten. Dabei spielen<br />

heute auch Wirtschaftlichkeit und Betrieb<br />

unter besonderen Betriebsbedingungen eine<br />

große Rolle. Daher beteiligt sich die ATT intensiv<br />

an der Fortschreibung des Regelwerks und<br />

engagiert sich im Benchmarking.<br />

Die Anforderungen an die Unternehmen<br />

im rechtlichen Bereich ergeben sich immer<br />

stärker aufgrund von Entscheidungen auf<br />

europäischer Ebene. Daneben werden Klimawandel<br />

und demografische Entwicklung neue<br />

Antworten erfordern. Mit den <strong>Talsperren</strong> verfügen<br />

die Unternehmen über anpassungsfähige<br />

wasserwirtschaftliche Anlagen, die<br />

durch geänderte Betriebsregeln an veränderte<br />

Anforderungen angepasst werden können<br />

und damit zukunftsfähig sind.<br />

Mit der jetzigen Ausgabe sowie einer folgenden<br />

werden die Vorträge des Symposiums<br />

über aktuelle Erkenntnisse <strong>aus</strong> dem Betrieb<br />

und über Ergebnisse von Forschungsarbeiten<br />

zu Gewinnung, Aufbereitung und Fortleitung<br />

von Trinkwasser <strong>aus</strong> <strong>Talsperren</strong> vorgestellt.<br />

Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer<br />

Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft<br />

Trinkwassertalsperren e.V. (ATT)<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1111


INhalt<br />

Den ersten Teil der Referate, die<br />

beim Symposium „40 Jahre<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

Trinkwassertalsperren“ Ende 2010<br />

in Siegen gehalten wurden, lesen<br />

Sie ab Seite 1166<br />

ATT Symposium<br />

Grußwort<br />

1166 J. Alth<strong>aus</strong><br />

40 Jahre Arbeitsgemeinschaft<br />

Trinkwasser<br />

1168 D. Müller<br />

40 Jahre Arbeitsgemeinschaft<br />

Trinkwassertalsperren – <strong>Wasser</strong>verband<br />

Siegen-Wittgenstein<br />

1174 K. Pütz<br />

Zusammenwachsen West und Ost<br />

in der ATT<br />

1178 W. Such<br />

Gründung der ATT und ihre<br />

Entwicklung<br />

1196 St. Panglisch u. a.<br />

Modernisierung/Neubau der SEBES<br />

Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />

Esch/Sauer – Praxis-Bericht von<br />

Pilotuntersuchungen mit Keramikmembranen<br />

Refurbishment/New Construction of the SEBES<br />

Drinking Water Treatment Plant Esch/Sauer<br />

1202 E. Jüngel<br />

Der Weg zum <strong>Talsperren</strong>­<br />

Benchmarking<br />

The Way to the Dam-Benchmarking<br />

1206 H.-J. Brauch<br />

Organische Spurenstoffe in<br />

Gewässern – Vorkommen und<br />

Bewertung<br />

Organic Trace Pollutants in Aquatic Systems<br />

Fachaufsätze<br />

1188 W. Scharf<br />

Integrale <strong>Talsperren</strong>bewirtschaftung<br />

– ein ganzheitlicher Ansatz<br />

The Holistic Reservoir Watershed-Scale<br />

Approach<br />

Dezember 2011<br />

1112 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Inhalt<br />

Effiziente und dennoch sichere <strong>Abwasser</strong>behandlung – gerade hinsichtlich<br />

mikrobieller Verunreinigungen – steht im Fokus der aktuellen Ausgabe. <br />

Ab Seite 1116<br />

Nachrichten <strong>aus</strong> der Branche zu Trinkwasserqualität<br />

und Umweltbelastungen, Trinkwasserpreisen und<br />

Klimawandel ab Seite 1132<br />

Fokus<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

1116 Innovativ und klimaschonend – Der Bremer<br />

Umweltdienstleister hanse<strong>Wasser</strong> hat mit<br />

kliEN ein zukunftsweisendes Energiekonzept<br />

entwickelt<br />

1118 Systemtechnik – <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

mit System „Made in Germany“ für Litauens<br />

Lebenmittelindustrie<br />

1121 Biogaserzeugung <strong>aus</strong> Bleichereikonzentrat<br />

1122 <strong>Abwasser</strong> kontrolliert reinigen mit UV-Licht<br />

1123 UV-Desinfektions-Technologie für<br />

ukrainische Kläranlage<br />

1124 Membranspezialist <strong>aus</strong> Gelsenkirchen an<br />

Antarktisstation beteiligt<br />

1126 Kostengünstige Wartung und Spülung<br />

von Schmutzwasserkanälen<br />

1128 Dichtheitsprüfungen in Sonderprofilen<br />

mit LAMPE Kanaldichtkissen – den „größten<br />

Absperrblasen der Welt“<br />

1130 Pilotprojekt HAMBURG WATER Cycle in der<br />

Jenfelder Au dreifach gefördert<br />

Netzwerk Wissen<br />

Aktuelles <strong>aus</strong> Bildung und Wissenschaft,<br />

Forschung und Entwicklung<br />

1144 iro-Leiter Prof. Thomas Wegener im<br />

Interview<br />

1146 Am Puls der Zeit: Rohrleitungen in neuen<br />

Energieversorgungskonzepten<br />

1149 Das Institut für Rohrleitungsbau arbeitet<br />

und forscht praxisnah<br />

1150 Zwickendes Zwerchfell und blubbernde<br />

Bäuche bei deftigen „Ollnburger<br />

Gröönkohlabend“<br />

1152 Praxisnah studiert man in der „Übermorgenstadt“<br />

1155 Mit dem Kanu unterwegs auf Oldenburgs<br />

<strong>Wasser</strong>straßen<br />

1158 Prüf- und Forschungsarbeit auf dem Gebiet<br />

der Hochdruckwasserstrahltechnik<br />

1160 Forschungsschwerpunkt „<strong>Abwasser</strong>wärmerückgewinnung“<br />

1161 Hoch aufgelöste Messdaten in der<br />

Schmutzfrachtmodellierung von Kanalsystemen<br />

1131 Phosphor-Rückgewinnung <strong>aus</strong><br />

Schlammkonzentrat<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1113


INhalt<br />

In der Rubrik „Netzwerk Wissen“ wird das Institut für Rohrleitungsbau (iro) in<br />

Oldenburg porträtiert. Im Interview der Leiter des Instituts, Prof. Dipl.-Ing.<br />

Thomas Wegener, dazu Wissenswertes rund ums Studium sowie eine <strong>Vorschau</strong><br />

auf das nächste Rohrleitungsforum im Februar 2012 mit Vorfreude auf den<br />

bereits legendären „Ollnburger Gröönkohlabend“. Ab Seite 1143<br />

Nachrichten<br />

Branche<br />

1132 Mehr Sicherheit für die Trinkwasserqualität<br />

in Gebäuden<br />

1133 Umweltbelastungen mit Fischen ermitteln<br />

– Neue Richtlinie VDI 4230 Blatt 4 zur<br />

Bioindikation<br />

1134 Landeswasserversorgung investiert in die<br />

Zukunft – Trinkwasserpreis steigt – Kostentransparenz<br />

schafft Vertrauen<br />

1135 Wie kommt der Bodensee mit dem Klimawandel<br />

zurecht? – Mit dem Forschungsprojekt<br />

KLIMBO wollen Wissenschaftler in<br />

die Zukunft blicken<br />

1136 Auslobung zum Muelheim Water<br />

Award 2012 startet im Januar<br />

1136 50 Jahre kreative Ingenieurleistungen<br />

1137 Aus ITT wird Xylem<br />

1138 Ideen treffen Entscheider – Nachbericht<br />

zum Kongress der <strong>Wasser</strong>- und Energiewirtschaft<br />

en 3 in Berlin<br />

Vereine, Verbände, Organisationen<br />

1142 DVGW zur möglichen Anrufung des Vermittlungs<strong>aus</strong>schusses<br />

zum CO 2 -Speicherungsgesetz<br />

– Strenges Monitoring etwaiger Risiken<br />

unterirdischer CO 2 -Lagerung erforderlich<br />

Recht und Regelwerk<br />

1163 Ankündigung eines neuen Projektkreises<br />

und „Call for experts“<br />

1163 DVGW-Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

1164 Ankündigung zur Fortschreibung des<br />

DVGW-Regelwerks<br />

1165 DWA-Vorhabensbeschreibung<br />

Praxis<br />

1212 Glasfaserliner <strong>aus</strong> dem H<strong>aus</strong>e Insituform –<br />

DIBt-Zulassung Z-42.3-475 am 30. September<br />

2011 erteilt<br />

1214 Mit Torpedo in die Tiefe – Verlegung einer<br />

Stahlleitung DN 300 mit ZM-Auskleidung<br />

im Raketenverfahren<br />

Produkte und Verfahren<br />

1216 Neue Aktivkohle-Serie von Siemens –<br />

AquaCarb-CX auf Basis von Kokosnussschalen<br />

ergänzt Angebot zur Behandlung<br />

von Oberflächenwasser<br />

1216 Geführtes Radar revolutioniert die<br />

Trennschichtmessung<br />

1217 Mit NOVAIR und NOVAQUA besserer<br />

Wirkungsgrad<br />

1218 Pumpen mit „Allmind“ intelligent<br />

über wachen und regeln<br />

Dezember 2011<br />

1114 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Inhalt<br />

Im Test: Kanalsanierung mit Glasfaserliner.<br />

Ab Seite 1212<br />

Zur Sache<br />

1219 Gutachter im <strong>gwf</strong>-Peer-Review-<br />

Verfahren 2011<br />

Information<br />

1221 Impressum<br />

1222 Termine<br />

Recht und Steuern<br />

Recht und Steuern im Gas- und<br />

<strong>Wasser</strong>fach, Ausgabe 11–12, 2011<br />

Dieses Heft enthält folgende Beilage:<br />

– HTI Hezel KG, Herrenberg<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> im Janaur 2012<br />

u. a. mit diesen Fachbeiträgen :<br />

CO 2 -Fußabdruck für die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Stabilisierung und Enthärtung mit<br />

Auf bereitungsstoffen auf Kalksteinbasis –<br />

Begriffe und Reaktionen<br />

Druckstoßsicherung der Zubringerleitung „Laichinger<br />

Alb“ der Landeswasserversorgung mittels<br />

Druckbehälter und Wirbelkammerdioden<br />

Erscheinungstermin: 23.01.2012


Fokus<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Innovativ und klimaschonend<br />

Der Bremer Umweltdienstleister hanse<strong>Wasser</strong> hat mit kliEN ein zukunftsweisendes<br />

Energiekonzept entwickelt<br />

Die <strong>Abwasser</strong>reinigung ist ein zwingend notwendiger Bestandteil einer jeden Stadt, gleichzeitig aber auch<br />

immer sehr energieintensiv. Deshalb sind energieeffizientes Arbeiten und der Einsatz von regenerativen<br />

Energien für den Bremer Umweltdienstleister nicht nur wichtige Themen, sondern eine ökologische sowie<br />

ökonomische Verpflichtung – und sogar ein zukunftsweisendes Geschäftsmodell.<br />

Beste Referenz und innovatives Vorbild:<br />

die hanse<strong>Wasser</strong> Kläranlage in Seeh<strong>aus</strong>en.<br />

Die Klimaziele von hanse<strong>Wasser</strong><br />

sind klar definiert: Bereits 2013<br />

soll der im Jahresmittel erzeugte<br />

Strom (24 Millionen kwh) für die<br />

Kläranlage in Seeh<strong>aus</strong>en zu 100 Prozent<br />

<strong>aus</strong> umweltfreundlicher Eigenproduktion<br />

kommen. Dies wird u. a.<br />

erreicht durch den Betrieb der<br />

neuen 2-Megawatt-Windenergieanlage,<br />

den Neubau der Blockheizkraftwerkanlage,<br />

die komplette Verstromung<br />

des Klärgases und die<br />

energetische Optimierung des Kläranlagenbetriebes.<br />

Bis 2015 ist die<br />

CO 2 -Neutralität des gesamten<br />

Unternehmens geplant. Ob in den<br />

Kläranlagen Seeh<strong>aus</strong>en und Farge,<br />

bei dem Energieverbrauch der<br />

Gebäude und Standorte oder auch<br />

im Fuhrpark: alle Unternehmensbereiche<br />

sollen dann klimaneutral<br />

sein. Hinter diesen Zielen steht das<br />

Klimaschutz- und Energieeffizienzprojekt<br />

kliEN, das sich in drei Teilprojekte<br />

gliedert:<br />

""<br />

kliEN Business: wirtschaftlich<br />

noch energieeffizienter werden<br />

""<br />

kliEN Innovation: innovativ<br />

klimaschonend wachsen<br />

""<br />

kliEN Responsibility: nachhaltig<br />

Verantwortung übernehmen<br />

„Wir wollen als Unternehmen in der<br />

<strong>Abwasser</strong>branche eine Vorbildfunktion<br />

einnehmen und Klimaschutz<br />

aktiv in allen Bereichen leben. Nur<br />

dann sind wir wirklich glaubwürdig.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> sind energieeffizientes<br />

Arbeiten und der Einsatz<br />

von regenerativen Energien für hanse<strong>Wasser</strong><br />

nicht nur ökologisch sinnvoll,<br />

sondern ermöglichen uns auch<br />

ökonomische Vorteile“, verdeutlicht<br />

hanse<strong>Wasser</strong> Geschäftsführer Jörg<br />

Broll-Bickhardt den ganzheitlichen<br />

Ansatz des Projekts kliEN.<br />

kliEN Innovation<br />

Von den nachhaltigen Erfahrungen<br />

des Klima- und Energieeffizienzprojekts<br />

sollen auch die Kunden von<br />

hanse<strong>Wasser</strong> profitieren. Dafür<br />

steht kliEN Innovation mit innovativen<br />

und umweltfreundlichen Produkten,<br />

die die Energiekosten von<br />

Kommunen und Industrie langfristig<br />

senken und die CO 2 -Emissionen<br />

mindern. Wie aber sieht die Dienstleistung<br />

von hanse<strong>Wasser</strong> in der<br />

Praxis <strong>aus</strong>?<br />

Im ersten Schritt erfolgt eine<br />

Erfassung der Rahmendaten der<br />

Kläranlage, also eine detaillierte<br />

INFO<br />

Auszeichnung zum „Klimaschutzbetrieb CO 2 -20“<br />

2011: Joachim Lohse, Umweltsenator Bremen,<br />

gratuliert den hanse<strong>Wasser</strong> Geschäftsführern<br />

Uwe Dahl (li) und Jörg Broll-Bickhardt (re).<br />

Die hanse<strong>Wasser</strong> Bremen GmbH betreibt mit rund 400 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern das 2300 Kilometer lange Bremer Kanalnetz.<br />

Zwei Kläranlagen in Seeh<strong>aus</strong>en und Farge reinigen jährlich rund<br />

55 Millionen Kubikmeter <strong>Abwasser</strong> <strong>aus</strong> Bremen, den benachbarten<br />

Gemeinden sowie für industrielle Kunden. Von der initiative umwelt<br />

unternehmen erhielt hanse<strong>Wasser</strong> die Auszeichnung „Klimaschutzbetrieb<br />

CO 2 -20“. Durch den Betrieb eigener Windenergieanlagen<br />

senkte hanse<strong>Wasser</strong> seinen CO 2 -Ausstoß am Standort Seeh<strong>aus</strong>en in<br />

den vergangenen fünf Jahren um über 20 Prozent.<br />

Dezember 2011<br />

1116 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Fokus<br />

Datensammlung als solide Arbeitsgrundlage<br />

mittels eines schriftlichen<br />

Fragebogens zur Effizienzanalyse,<br />

komplementiert durch fachkundige<br />

Begehungen und<br />

Messungen. Dokumentiert werden:<br />

""<br />

Anlagen-Effizienz<br />

""<br />

Energieverbrauch<br />

""<br />

Personal-Effizienz<br />

Eine Analyse und Bewertung der<br />

Daten folgt im zweiten Schritt. Über<br />

die detaillierten Analysen und<br />

Bewertungen der Ergebnisse<br />

erstellt hanse<strong>Wasser</strong> einen Bericht,<br />

der mit dem Führungspersonal der<br />

jeweiligen Anlage diskutiert wird.<br />

Im Anschluss daran bespricht hanse<strong>Wasser</strong><br />

gemeinsam mit den<br />

Betreibern mögliche Maßnahmen<br />

von der Umsetzung bis zur Betriebsführung<br />

der Kläranlage. Dabei empfiehlt<br />

hanse<strong>Wasser</strong> kein kliEN Innovation<br />

Produkt, was das Unternehmen<br />

nicht schon selbst erfolgreich<br />

umgesetzt hat. „Die beste Referenz<br />

für ein innovatives Vorbild betreiben<br />

wir mit unserer eigenen Kläranlage“,<br />

erklärt Jörg Broll-Bickhardt.<br />

„Die Auszeichnung zum „Klimaschutzbetrieb<br />

CO 2 -20“ 2011 ist für<br />

uns eine wichtige Bestätigung und<br />

zeigt, dass wir auf dem richtigen<br />

Weg sind.“<br />

Kontakt:<br />

hanse<strong>Wasser</strong> Bremen GmbH,<br />

Schiffbauerweg 2,<br />

D-28237 Bremen,<br />

E-Mail: kontakt@hanse<strong>Wasser</strong>.de,<br />

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Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1117


Fokus<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Systemtechnik<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung mit System „Made in Germany“<br />

für Litauens Lebensmittelindustrie<br />

von Günter Müller-Czygan<br />

<strong>Abwasser</strong>technische Lösungen „Made in Germany“ genießen weltweit einen guten Ruf, besonders wenn es um<br />

die technologische Ausstattung und die Qualität des behandelten <strong>Abwasser</strong>s bzw. Prozesswassers geht. Gerade<br />

in der Industrie ist die Nachfrage nach Prozesswasserbehandlungsanlagen international deutlich gestiegen.<br />

Das heißt aber auch, dass im internationalen Geschäft neue Anbieter auf den Markt drängen, die versuchen,<br />

allein über den Preis einen Auftrag zu gewinnen – wohlwissend, dass deutsche Unternehmen diesen Preiswettbewerb<br />

in der Regel verlieren. Denn zahlreiche Vergabeentscheidungen werden alleine unter dem Aspekt des<br />

Kaufpreises vollzogen. Vorteile deutscher Anbieter in punkto Nachhaltigkeit, Effizienz und Betriebssicherheit<br />

fallen vielerorts nicht ins Gewicht. Wenn deutsche Unternehmen in diesem Wettbewerb bestehen wollen,<br />

müssen sie neue Wege gehen. Dieser Beitrag zeigt anhand eines realisierten Projektes, wie HST Hydro-Systemtechnik<br />

(HST) diese Aufgabe mit innovativer Verfahrenstechnik, optimiertem Projektmanagement und der<br />

Fügekompetenz der Systemtechnik sowie einem zuverlässigen Partner vor Ort umgesetzt hat.<br />

Das Projektteam<br />

vor Ort<br />

bei der<br />

B<strong>aus</strong>tellenbesichtigung.<br />

In der Nähe von Litauens zweitgrößter<br />

Stadt Kaunas (etwa<br />

350 000 Einwohner) entstand eine<br />

der modernsten <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />

in der Lebensmittelindustrie<br />

des baltischen Landes für<br />

das litauische Unternehmen UAB<br />

Samsonas. Neben einem Schlachtbetrieb<br />

und rund 20 Lebensmittelmärkten<br />

gehört zu dem Unternehmen<br />

auch ein fleischverarbeitender<br />

Betrieb. Die Entscheidung<br />

für die von HST entwickelte Lösung<br />

zum Bau einer schlüsselfertigen,<br />

modernen Kläranlage bestehend<br />

<strong>aus</strong> einer Flotation zur Fettabscheidung<br />

und nachfolgender SBR-Stufe<br />

zur biologischen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

fiel trotz der höheren Anschaffungskosten.<br />

Der Grund für den Bau<br />

der neuen Kläranlage sind Verordnungen<br />

<strong>aus</strong> Brüssel, die von dem<br />

Unternehmen UAB Samsonas<br />

ebenso wie von vielen anderen<br />

Unternehmen in dem EU-Land<br />

Litauen erfüllt werden müssen.<br />

Dazu zählte auch die Vorgabe, bis<br />

Ende 2010 das im Betrieb anfallende<br />

Prozesswasser gemäß EU-<br />

Richtlinie zu behandeln.<br />

Zusammen mit dem litauischen<br />

Partner UAB ENEKA begann HST im<br />

Frühjahr 2010 mit der Errichtung der<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung am Produktionsstandort<br />

Sylvianas. Der Bauherr<br />

hatte die Lösung sowohl in technischer<br />

als auch in finanzieller Hinsicht<br />

intensiv geprüft. Trotz der damals<br />

anhaltenden Wirtschaftskrise und<br />

hartem Preiswettbewerb mit lokalen<br />

Anbietern waren die technischen<br />

und auch finanziellen Vorteile<br />

eindeutig auf Seiten des HST-Angebots.<br />

Maßgebend war neben der<br />

innovativen technischen Lösung,<br />

dass HST dem litauischen Kunden<br />

einen Lieferantenkredit über 85 %<br />

der Errichtungskosten anbieten<br />

konnte und damit eine günstige<br />

Finanzierung ermöglichte. Nur so<br />

war es dem litauischen Betrieb letztendlich<br />

möglich, deutsche Technologie<br />

einzusetzen. Außerdem be -<br />

legte eine Expertise der Universität<br />

Kaunas, dass die notwendigen Reinigungswerte<br />

nur mit der Lösung<br />

von HST sicher einzuhalten sind.<br />

Aus der Analyse zahlreicher<br />

Angebote und unter Beachtung<br />

der Kenntnisse über die Vergabepraxis<br />

in verschiedenen Ländern,<br />

wie z. B. Kroatien, Rumänien oder in<br />

anderen baltischen Staaten, konnten<br />

die Ingenieure von HST die<br />

wesentlichen Faktoren für Preisunterschiede<br />

im industriellen <strong>Abwasser</strong>sektor<br />

kleinerer und mittelgroßer<br />

Betriebe erfassen und bewerten.<br />

Im Wesentlichen sind es<br />

Lohn- und Fertigungsstrukturen,<br />

die Anbietern <strong>aus</strong> Ländern mit<br />

Dezember 2011<br />

1118 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Fokus<br />

einem niedrigeren Lohnniveau<br />

eine höhere Auftragschance<br />

er möglichen. Aber auch einfachere,<br />

teilweise kompakte bzw.<br />

modulartig aufgebaute Technologien<br />

auf einem geringeren Qualitätsniveau<br />

werden am Markt<br />

an geboten mit dem Versprechen,<br />

die lokalen Umweltbestimmungen<br />

vollumfänglich einzuhalten. Dem<br />

<strong>Abwasser</strong>laien auf der Käuferseite<br />

erschließt sich in dem begrenzten<br />

Zeitraum der Beschaffung in keiner<br />

Weise, ob sich der niedrigere Einkaufspreis<br />

am Ende tatsächlich<br />

rechnet. Um nun in diesen Märkten<br />

bestehen zu können, erforderte es<br />

einer angepassten und zum Teil<br />

andersartigen Herangehensweise<br />

in der Planung und Projektabwicklung.<br />

Mit dieser Marktsituation sah<br />

sich HST auch im Zuge des Angebotsverfahrens<br />

bei UAB Samsonas<br />

konfrontiert.<br />

HST-Systemlösung – Platz<br />

sparend, kostenoptimiert<br />

und deutlich verkürzte<br />

Bauzeit<br />

In der Entwicklung der <strong>Abwasser</strong>lösung<br />

für den litauischen Lebensmittelbetrieb<br />

konnten diese<br />

Erkenntnisse von HST vollumfänglich<br />

angewendet und erfolgreich<br />

umgesetzt werden. Dabei war ein<br />

wesentliches Ziel, sowohl die Vorteile<br />

kompakter bzw. modulartig<br />

aufgebauter Technologien als auch<br />

die Effizienz- und Qualitätsvorteile<br />

deutscher Lösungen optimal zu<br />

kombinieren. Ergebnis aller Überlegungen<br />

waren letztendlich zwei<br />

wesentliche B<strong>aus</strong>teine. Zum einen<br />

erfolgte eine bereits für kommunale<br />

Lösungen erarbeitete effiziente und<br />

Preis reduzierende Splittung der<br />

Leistungsanteile in HST-seitige und<br />

lokale Arbeitsleistung. Auf der<br />

anderen Seite wurden noch einmal<br />

sämtliche Leistungsteile auf maximale<br />

Standardisierungsmöglichkeiten<br />

überprüft. Ziel beider B<strong>aus</strong>teine<br />

war und ist es, den hohen Leistungsaufwand<br />

an Engineering und<br />

Lohnfertigung eines Standardabwasserprojektes<br />

auf das wirklich<br />

erforderliche Maß zu reduzieren. Bei<br />

der Splittung von Leistungsanteilen<br />

wurde darauf geachtet, dass ein<br />

hohes Maß an Ausführungsleistung<br />

an lokale Partner ohne Einbußen an<br />

die gewünschte Qualität vergeben<br />

werden konnte. Die vorgesehene<br />

Standardisierung bezog sich nicht<br />

nur auf die Vereinheitlichung technischer<br />

Komponenten, sondern<br />

auch auf organisatorische Vorgänge,<br />

um die relativ hohen Lohnkosten<br />

weiter zu reduzieren. Mit<br />

UAB ENEKA konnte ein litauisches<br />

Unternehmen vor Ort gefunden<br />

werden, das die gewünschten<br />

Anforderungen an einen lokalen<br />

Partner optimal erfüllte.<br />

Die maschinentechnische<br />

Ausrüstung und<br />

die Verfahrenstechnik<br />

Die gesamte maschinentechnische<br />

Ausrüstung außerhalb der Behandlungsbecken<br />

konnte in Containern<br />

untergebracht werden. Dies er -<br />

laubte die Vorfertigung und Funktionsprüfung<br />

der Komponenten in<br />

der deutschen Fertigung von HST<br />

und verkürzte den Aufbau und die<br />

Inbetriebnahme vor Ort auf ein<br />

Minimum.<br />

Das maschinentechnische Herzstück<br />

der Anlage stellt eine Druckentspannungsflotation<br />

<strong>aus</strong> glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff (GFK)<br />

dar. Die festgesetzten Standardmaße<br />

der Flotation erlaubten es,<br />

dass eine Form für die Behälterherstellung<br />

erneut verwendet werden<br />

konnte. In der Flotation werden die<br />

für einen fleischverarbeitenden<br />

Betrieb üblichen hohen Fettanteile<br />

nach vorheriger Grobstoffentfernung<br />

dem <strong>Abwasser</strong> entnommen.<br />

Anschließend erfolgt die weitere<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung in der SBR-<br />

Stufe. Das SBR-Verfahren eignet sich<br />

Die neue<br />

Kläranlage<br />

in Litauen<br />

kurz vor der<br />

Inbetriebnahme.<br />

<br />

Der<br />

trichterförmige<br />

Schlammzyklon<br />

<strong>aus</strong><br />

Edelstahl.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1119


Fokus<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

ideal für <strong>Abwasser</strong>situationen, wie<br />

sie in le bensmittelverarbeitenden<br />

Betrieben in der Regel anfallen.<br />

Dank dem Misch- und Ausgleichsbehälter<br />

werden die stark mengenund<br />

frachtbezogenen Schwankungen<br />

im <strong>Abwasser</strong>zulauf vollständig<br />

kompensiert und garantieren damit<br />

für den biologischen Prozess ideale<br />

und konstante Betriebsbedingungen.<br />

HST hatte bereits für den osteuropäischen<br />

Markt Standardmodule<br />

für SBR-Lösungen entwickelt,<br />

so dass auch die Planungszeit des<br />

SBR-Anlagenteils erheblich reduziert<br />

wurde.<br />

Dank der grundsätzlichen Entscheidung<br />

des Bauherrn, alle HST<br />

SBR-Anlagen mit innovativer Automationstechnik<br />

<strong>aus</strong> der eigenen<br />

Entwicklung <strong>aus</strong>zurüsten, kann nun<br />

jederzeit der ideale Betriebspunkt<br />

erreicht werden, und der notwendige<br />

Luftbedarf wird auf das<br />

tatsächlich erforderliche Maß<br />

beschränkt. Auch im bautechnischen<br />

Bereich zeichnet sich die HST-<br />

Lösung durch einen hohen Innovationsgrad<br />

<strong>aus</strong>. Üblicherweise werden<br />

SBR-Reaktoren und Misch- und<br />

Ausgleichsbecken zeitintensiv als<br />

Betonbecken errichtet. Der Einsatz<br />

von Edelstahlbehältern in Form verschraubbarer<br />

modulartiger Einzelelemente<br />

ermöglichte es, dass<br />

die notwendigen Prozessbehälter<br />

innerhalb weniger Tage errichtet<br />

werden konnten. Als Bauvorleistung<br />

war lediglich ein Fundament<br />

nötig.<br />

Das Modell des<br />

HST-Schlammzyklons.<br />

Ein Novum für Litauen und die<br />

baltischen Staaten stellt der für die<br />

Schlammspeicherung entwickelte<br />

HST Schlammzyklon <strong>aus</strong> Edelstahl<br />

dar. Wird der anfallende Überschussschlamm<br />

der biologischen<br />

Behandlungsstufe üblicherweise in<br />

normalen Becken zwischengelagert,<br />

führt die besondere Trichterform<br />

des Schlammzyklons in Kombination<br />

mit einer gezielten<br />

Schlammeinleitung bereits innerhalb<br />

von 3–5 Tagen zu einer deutlichen<br />

Abtrennung von Trübwasser.<br />

Durch die Trichterform wird darüber<br />

hin<strong>aus</strong> zudem eine Eindickung<br />

ermöglicht, die um 3–4 % höher<br />

<strong>aus</strong>fällt als in üblichen Schlammstapelbehältern.<br />

Dadurch erfolgen<br />

eine Reduzierung an notwendigem<br />

Speichervolumen und eine höhere<br />

Verringerung des <strong>Wasser</strong>anteils im<br />

anfallenden Schlamm. Weniger<br />

<strong>Wasser</strong> im Schlamm bedeutet eine<br />

erhebliche Volumen- und damit<br />

eine deutliche Kostenreduzierung<br />

für die Schlammentsorgung. Die<br />

Fertigstellung und Inbetriebnahme<br />

der <strong>Abwasser</strong>behandlung mit einer<br />

Leistung von 100 m³ am Tag erfolgte<br />

Ende 2010.<br />

Fazit<br />

Das Beispiel in Litauen hat gezeigt,<br />

dass trotz hartem Preiswettbewerb<br />

Lösungen „Made in Germany“ durch<br />

innovative Ideen im internationalen<br />

Markt gute Chancen haben. Mit<br />

Hilfe einer Standardisierungsmatrix<br />

verschiedener Einzeltechnologien,<br />

wie z. B. chemisch-physikalische Be -<br />

handlung mit Flotation, biologische<br />

Reinigung mit SBR-Technik, Desinfektion<br />

mit UV, und mit standardisierten<br />

Abfolgen im Projektmanagement<br />

wird zeitnah eine passende<br />

Lösung für internationale<br />

Kunden entwickelt. Die Splittung<br />

des Gesamtprojektes in drei wesentliche<br />

Leistungsbereiche fördert die<br />

lokale Akzeptanz und führt zu einer<br />

steigenden Wettbewerbsfähigkeit:<br />

Leistungsbereich eins enthält die<br />

Kernkompetenz von HST mit allen<br />

wesentlichen Engineering-Leistungen<br />

und den Kernprodukten der<br />

angebotenen Lösung. Leistungsbereich<br />

zwei umfasst alle Leistungen,<br />

die entweder lokal erbracht oder in<br />

eigener Regie erstellt werden können,<br />

je nach Leistungsfähigkeit des<br />

lokalen Partners. Leistungsbereich<br />

drei definiert alle Leistungen, die<br />

zwingend lokal zu erbringen sind.<br />

Im Schnitt können so etwa 70 % der<br />

Leistungen durch lokale Firmen<br />

erbracht werden, die nach den festgelegten<br />

Qualitätsvorgaben, ebenfalls<br />

„Made in Germany“, arbeiten.<br />

Das stärkt die Akzeptanz beim<br />

Kunden und beim lokalen Partner.<br />

Engineeringleistungen<br />

made by<br />

HST in<br />

Deutschland.<br />

Kontakt:<br />

HST Hydro-Systemtechnik GmbH,<br />

Dipl.-Ing. Günter Müller-Czygan,<br />

Sophienweg 3, D-59872 Meschede,<br />

E-Mail: g.mueller@systemtechnik.net,<br />

www.systemtechnik.net<br />

Dezember 2011<br />

1120 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Fokus<br />

Biogaserzeugung <strong>aus</strong> Bleichereikonzentrat<br />

Die Schweighofer Gruppe, ein<br />

österreichisches Familienunternehmen<br />

mit dem Kernbereich Holzindustrie,<br />

beauftragte Aquantis mit<br />

dem Bau einer <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

mit Biogaserzeugung am<br />

Standort der Schweighofer Fiber<br />

GmbH in Hallein. Aquantis ist ein<br />

Tochterunternehmen von Veolia<br />

Water Solutions & Technologies. Die<br />

neue Anlage wird künftig täglich<br />

rund 5700 m³ <strong>Wasser</strong> mit einer organischen<br />

Fracht von 62 Tonnen CSB<br />

reinigen und dabei auf umweltverträgliche<br />

Weise Biogas mit einer<br />

Feuerungsleistung von etwa 4 MWh<br />

produzieren.<br />

Das in der Produktion entstehende<br />

<strong>Abwasser</strong> wird zurzeit in<br />

einer werkseigenen anaeroben/<br />

aeroben Behandlungsanlage gereinigt<br />

und anschließend in die Salzach<br />

als Vorfluter eingeleitet. Durch<br />

die Umstellung der Produktion wird<br />

zukünftig zusätzlich ein Bleichereikonzentrat<br />

entstehen, das einen<br />

Zuwachs an organischen Inhaltsstoffen<br />

bewirkt. Für eine energetische<br />

Nutzung zur Herstellung von<br />

Biogas und zur Entlastung der<br />

bisherigen Anaerob-Anlage wird<br />

die Erweiterung der vorhandenen<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage notwendig.<br />

Die Kernkomponenten der<br />

neuen Anlage sind leistungsfähige<br />

BIOBED ® EGSB Reaktoren. Im Interesse<br />

einer hohen Betriebssicherheit<br />

wurden die BIOBED ® Reaktoren mit<br />

einer moderaten Raumbelastung<br />

<strong>aus</strong>gelegt. Darüber hin<strong>aus</strong> weisen<br />

sie keine Einbauten innerhalb des<br />

aktiven Reaktionsvolumens auf, so<br />

dass die Menge an anaerober Biomasse<br />

maximiert und damit die<br />

Luftbild des Standortes Hallein. © Schweighofer Fiber – Heli-Sky<br />

Schlammbelastung minimiert werden<br />

kann. Das entstehende Biogas<br />

wird dem vorhandenen Biomassenheizkraftwerk<br />

zugeführt und trägt<br />

mit seiner Leistung wesentlich zur<br />

Reduzierung der Betriebskosten<br />

und zur Verminderung des Carbon<br />

Footprints bei. Die Schweighofer<br />

Gruppe entlastet somit nicht nur<br />

erheblich ihre Energiebilanz, sondern<br />

erzielt eine nachhaltige Verbesserung<br />

ihrer umweltrelevanten<br />

Bilanz insgesamt.<br />

Der Neubau ist Teil eines umfassenden<br />

Investitionsprogramms zur<br />

strategischen Neu<strong>aus</strong>richtung dieses<br />

Standorts, der sich auf die<br />

Herstellung von hochwertigem<br />

Zellstoff und Bioenergie konzentriert.<br />

Die Schweighofer Fiber GmbH<br />

erzeugt derzeit mit rund 200 Be -<br />

schäftigten jährlich etwa 160 000<br />

Tonnen Zellstoff, überwiegend für<br />

die europäische Papierindustrie.<br />

Gleichzeitig ist das Unternehmen<br />

einer der bedeutendsten Lieferanten<br />

von erneuerbarer Energie im<br />

Bundesland Salzburg und einer der<br />

wichtigsten Holzabnehmer in<br />

Österreich.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.vws-aquantis.de<br />

Kontakt:<br />

Aquantis GmbH,<br />

Dr. Martin Brockmann,<br />

Lise-Meitner-Straße 4a,<br />

D-40878 Ratingen,<br />

Tel. (02102) 99754-0,<br />

Fax (02102) 99754-89,<br />

E-Mail: aquantis@veoliawater.com,<br />

www.vws-aquantis.com<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1121


Fokus<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

<strong>Abwasser</strong> kontrolliert reinigen mit UV-Licht<br />

Viele Industrieabwässer enthalten organische Verunreinigungen, die in kommunalen Kläranlagen nicht abgebaut<br />

werden können. Forscher am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in<br />

Stuttgart haben in Zusammenarbeit mit europäischen Partnern ein automatisiertes Reinigungssystem entwickelt,<br />

das die organischen Schadstoffe mittels UV-Licht abbaut und bereits während der Behandlung den<br />

Reinigungserfolg kontrolliert.<br />

Ob Steak oder Käse, Karosserieblech<br />

oder Kolben, Farben<br />

oder Papier: Für den Herstellungsprozess<br />

von Lebensmitteln, Metallteilen<br />

und Chemikalien sowie die<br />

Reinigung von Produktionsanlagen<br />

wird <strong>Wasser</strong> benötigt. Ein Teil dieses<br />

Prozesswassers wird dabei mit organischen<br />

Verbindungen verunreinigt,<br />

die in den kommunalen Kläranlagen<br />

nicht oder nur schwer abgebaut<br />

werden. In diesen Fällen müssen die<br />

Abwässer bereits vor der Einleitung<br />

in das Kanalnetz behandelt werden.<br />

Derzeitige Verfahren stoßen an ihre<br />

Grenzen: Denn gelöste Verunreinigungen<br />

können nicht durch Filtration<br />

entfernt werden. Membranverfahren<br />

konzentrieren die Schadstoffe,<br />

bauen sie aber nicht ab und<br />

thermische Verfahren verbrauchen<br />

generell viel Energie.<br />

Eine Lösung, mit der organische<br />

Schadstoffe oxidativ – ohne den<br />

Einsatz von Chemikalien – <strong>aus</strong> dem<br />

<strong>Wasser</strong> entfernt werden, haben Forscher<br />

am Fraunhofer-Institut für<br />

Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik<br />

IGB in dem von der Europäischen<br />

Union geförderten Projekt<br />

„Light4CleanWater“ entwickelt. In<br />

Vollautomatisierter Prototyp zur Reinigung von<br />

Industrieabwasser mit UV-Licht. © Fraunhofer IGB<br />

Zusammenarbeit mit ihren Partnern<br />

haben sie eine Demonstrationsanlage<br />

gebaut, welche die oxidative<br />

Behandlung mittels UV-Licht mit<br />

einer Echtzeit-Messung des gesamten<br />

organisch gebundenen Kohlenstoffs<br />

(total organic carbon, TOC) als<br />

Maß für den Reinigungserfolg und<br />

einer vollautomatischen Steuerung<br />

kombiniert.<br />

Im Reaktionstank der Anlage<br />

strahlt wahlweise eine Mitteldruckoder<br />

ein Vakuum-UV-Lampe energiereiches<br />

UV-Licht in das <strong>Abwasser</strong>.<br />

Treffen für das Auge unsichtbare,<br />

sehr energiereiche Strahlen von nur<br />

172 Nanometer Wellenlänge auf<br />

<strong>Wasser</strong>moleküle, werden <strong>aus</strong> diesen<br />

hochreaktive Hydroxylradikale<br />

abgespalten. In einer Kettenreaktion<br />

lösen diese die Bildung weiterer<br />

Radikale <strong>aus</strong>. „Treffen diese<br />

Radikale auf organische Schadstoffe,<br />

werden sie in kleinere, biologisch<br />

abbaubare Verbindungen<br />

wie kurzkettige organische Säuren<br />

zerlegt“, erläutert Verfahrensingenieurin<br />

Christiane Chaumette die Wirkung<br />

der UV-Strahlung.<br />

Um sicherzustellen, dass nur sauberes<br />

<strong>Wasser</strong> die Anlage verlässt,<br />

wird während der UV-Behandlung<br />

kontinuierlich eine Probe <strong>aus</strong> dem<br />

Reaktionstank gezogen und auf den<br />

Gehalt an organischem Kohlenstoff<br />

(TOC) analysiert. Ist der zuvor eingestellte<br />

Grenzwert erreicht, wird das<br />

gereinigte <strong>Abwasser</strong> automatisch<br />

her<strong>aus</strong>- und weiteres verunreinigtes<br />

<strong>Wasser</strong> in den Reaktionstank hineingepumpt.<br />

„100 Liter <strong>Abwasser</strong> pro<br />

Stunde kann der Laborprototyp auf<br />

diese Weise behandeln. Im Praxistest<br />

wurde der Farbstoff Methylenblau<br />

innerhalb nur weniger Minuten<br />

vollständig entfernt. Und selbst bei<br />

hoch belastetem <strong>Abwasser</strong> <strong>aus</strong> der<br />

Papierherstellung konnten wir den<br />

TOC auf den erforderlichen Grenzwert<br />

reduzieren“, so Chaumette.<br />

Der Prototyp steht nun Industriebetrieben<br />

zur Verfügung, um den<br />

Abbau organischer Verunreinigungen<br />

in realem <strong>Abwasser</strong> zu untersuchen.<br />

Denn kein <strong>Abwasser</strong> gleicht<br />

dem anderen. „Kriterien für den<br />

Erfolg der <strong>Abwasser</strong>reinigung sind<br />

neben der Art der Verunreinigungen<br />

auch deren Konzentration und<br />

das anfallende Volumen“, weiß die<br />

Verfahrensingenieurin. Letzteres ist<br />

wichtig, um den Energieverbrauch<br />

abzuschätzen. „Die Daten liefern<br />

uns die Grundlage für ein kostengünstiges<br />

industrielles System, welches<br />

im Betrieb Abwässer effektiv<br />

und ohne den Einsatz chemischer<br />

Hilfsstoffe behandelt“, ergänzt<br />

Abteilungsleiter Siegfried Egner im<br />

Hinblick auf geplante Arbeiten.<br />

Das Projekt „Light4CleanWater“<br />

wurde im 7. Forschungsrahmenprogramm<br />

von der EU gefördert. Projektpartner<br />

waren SICO Technology<br />

GmbH (Österreich), HECKMANN<br />

POLSKA Produkcja Metalowa i Maszyn<br />

Sp. z o.o. (Polen), UVASOL Limited<br />

(Großbritannien), E.R.S. – Steuerungstechnik<br />

– GmbH & Co. KG und<br />

LFE Laboratorium für industrielle<br />

Forschung GmbH & Co Entwicklungs<br />

KG (Deutschland), BAMO<br />

Mesures SAS (Frankreich), ADINSA<br />

Aditivos industriales y servicios para<br />

el agua S.L und VILA Electroquimica,<br />

S.A. (Spanien). Als Forschungspartner<br />

war neben dem Fraunhofer IGB<br />

die spanische ITAV Technologias<br />

avanzadas inspiralia SL beteiligt.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.igb.fraunhofer.de<br />

Dezember 2011<br />

1122 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Fokus<br />

UV-Desinfektions-Technologie für ukrainische Kläranlage<br />

Berson hat zwei seiner InLine+ UV<br />

Desinfektions-Systeme an die<br />

Kläranlage der Stadt Tschernihiw<br />

(Einwohnerzahl 350 000), im Nord-<br />

Osten von Kiew, der Hauptstadt der<br />

Ukraine geliefert. Die Berson UV<br />

Systeme desinfizieren Abwässer vor<br />

der Einleitung in den Desna.<br />

„Desinfektion ist notwendig, um<br />

zu verhindern, dass Abwässer mit<br />

hoher mikrobieller Belastung durch<br />

pathogene Viren, Parasiten und<br />

Bakterien in den Desna fließen und<br />

somit nicht nur die Standards für<br />

ukrainische Badegewässer zu erreichen,<br />

sondern auch um die Hauptwasserversorgung für<br />

viele Gemeinden flussabwärts einschließlich der Stadt<br />

Kiew sicherzustellen“, erklärt der Direktor der <strong>Wasser</strong>werke<br />

Tschernihiws, Sergey Shkin. “Che mische Desinfektion<br />

mit Chlor war keine Option, da wir unangenehme<br />

Nebenprodukte wie Trihalome thane (THMs) und halogenierte<br />

Essigsäuren (HAAs) vermeiden wollten.“ Die<br />

entstehen, wenn Chlor mit organischen Stoffen des<br />

<strong>Abwasser</strong>s reagiert. Da Chlor ein gefährliches Gas ist,<br />

sind zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen erforderlich,<br />

um die Regeln für Transport und Lagerung sowie für die<br />

Sicherheit der Arbeiter zu erfüllen. „Chlorung würde<br />

einerseits zusätzliche Kosten erzeugen. Andererseits<br />

sind viele gefährliche Bakterien und Parasiten, wie Cryptosporidium<br />

und Giardia, resistent gegen Chlor. Deshalb<br />

haben wir uns für die UV-Technologie entschieden“, fügt<br />

Shkin hinzu.<br />

Für die <strong>Wasser</strong>werke von Tschernihiw wurden zwei<br />

Berson InLine 16000 Systeme gewählt, die parallel zueinander<br />

betrieben werden. Jede UV-Kammer ist mit zwölf<br />

Mitteldruck Multiwave® UV Lampen <strong>aus</strong>ge stattet, die<br />

automatisch abgewischt werden; Pro Kammer können<br />

Ab wässer mit einer Durchflussrate von 2000 m 3 /Std.<br />

(4000 m 3 /Std. Total) behandelt werden. In den geschlossenen<br />

Behandlungskammern kann der Druckverlust<br />

durch das InLine-Design gering gehalten werden, sie<br />

sind sehr kompakt und brauchen wenig Platz. So können<br />

diese Systeme auch in sehr kleinen Gebäuden installiert<br />

werden. Das <strong>Abwasser</strong> wird dem System allein durch die<br />

Schwerkraft zugeführt.<br />

„Wir waren sehr von der kompakten Bauweise der<br />

Berson Systeme beeindruckt“ fährt Sergey Shkin fort,<br />

„auch von der geschlossenen Bauweise, da dies ein<br />

wich tiger zusätzlicher Sicherheitsaspekt ist. Zudem hat<br />

uns die Anwendung in etlichen Referenzanlagen in der<br />

Ukraine – im Trinkwasser- und <strong>Abwasser</strong>bereich – die<br />

Entscheidung für die Berson UV Einheiten leicht<br />

gemacht.<br />

Kontakt:<br />

Berson UV-techniek,<br />

Xander Lamers,<br />

Postfach 90, NL-5670 AB Nuenen (Niederlande),<br />

Tel. +31 40 290 7777, Fax +31 40 283 5755,<br />

E-Mail: sales@bersonuv.com, www.bersonuv.com<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1123


Fokus<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Membranspezialist <strong>aus</strong> Gelsenkirchen<br />

an Antarktisstation beteiligt<br />

Die A3 Water Solutions GmbH,<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigungsspezialist<br />

<strong>aus</strong> Gelsenkirchen und Tochterunternehmen<br />

der EnviTec Biogas AG,<br />

liefert die <strong>Abwasser</strong>reinigungs- und<br />

Trinkwasseraufbereitungsanlage für<br />

eine neue Forschungsstation in der<br />

Antarktis.<br />

An der Ostküste der Antarktis<br />

soll die in Duisburg testweise aufgebaute<br />

Forschungsstation des indischen<br />

National Centre of Antarctic<br />

and Ocean Research (NCAOR) bald<br />

installiert werden. Sie wird <strong>aus</strong> 134<br />

Containern bestehen, rund 1000<br />

Tonnen wiegen, drei Geschosse<br />

hoch sein und aufgeständert auf<br />

Stahlpfeilern auf einer Grundfläche<br />

von etwa 1500 Quadratmetern stehen.<br />

Der Aufbau ist für den antarktischen<br />

Sommer geplant und soll im<br />

April 2012 abgeschlossen sein.<br />

Bild der zukünftigen Forschungsstation Bharati in<br />

der Antarktis. © bof/ims<br />

Baufeld in der Antarktis. © KAEFER<br />

Probeaufbau eines Stationssegments in Duisburg. © KAEFER<br />

Dann geht die komplette Station in<br />

Betrieb. Bis zu 25 Wissenschaftler<br />

werden dann dort leben und ar -<br />

beiten.<br />

Zuständig für den Bau der Station<br />

ist das Bremer Unternehmen<br />

KAEFER. Als Partner für die H<strong>aus</strong>technik<br />

wurde die Firma YIT verpflichtet.<br />

A3 Water Solutions GmbH<br />

fungiert als Unterauftragnehmer für<br />

die Gewerke „<strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage“<br />

und „Trinkwassergewinnungsanlage“.<br />

Zur Anwendung kommt bei der<br />

Kläranlage von A3 Water Solutions<br />

das so genannte Membranbelebungsverfahren<br />

(MBR). Anders als<br />

bei der konventionellen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

wird das <strong>Abwasser</strong> dabei<br />

nicht über ein Sedimentationsbecken<br />

(Absetzbecken) von der<br />

aktiven Biomasse getrennt, sondern<br />

mit Hilfe von Membranfiltern, die<br />

durch ihre feinen Poren sogar Bakterien<br />

<strong>aus</strong> Flüssigkeiten filtern können.<br />

Die Ablaufqualität <strong>aus</strong> dieser<br />

Art der <strong>Abwasser</strong>reinigung ist extrem<br />

hochwertig, so dass das <strong>Wasser</strong><br />

<strong>aus</strong> diesen Anlagen der EU-Badegewässerrichtlinie<br />

entspricht und<br />

dadurch auch in die sensitiven<br />

Gewässer der Antarktis direkt eingeleitet<br />

werden kann. Ein Teil des aufbereiteten<br />

<strong>Abwasser</strong>s wird innerhalb<br />

der Station auch als Toilettenspülwasser<br />

wieder verwendet.<br />

Weiterer Vorteil der A3-Kläranlagen<br />

ist die Platz sparende und kompakte<br />

Bauweise, weshalb die Anlagentechnik<br />

auch beispielsweise auf<br />

Schiffen zum Einsatz kommt.<br />

Bei den MBR-Anlagen verbaut<br />

A3 Water Solutions MaxFlow Membranmodule<br />

der Firma MMF MaxFlow<br />

Membran Filtration GmbH. Die<br />

Membranfiltermodule sind seit Jahren<br />

in der kommunalen und industriellen<br />

<strong>Abwasser</strong>aufbereitung im<br />

Blick in die <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage.<br />

© A3 Water Solutions<br />

Dezember 2011<br />

1124 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Fokus<br />

Einsatz. Sie zeichnen sich durch ihre<br />

robuste und Platz sparende Bauform<br />

und den sehr geringen Spülluftbedarf<br />

<strong>aus</strong>. Dadurch ist ihr Einsatz<br />

sehr effizient und energiesparend.<br />

Durch die Verwendung von<br />

Membranplatten sind die Module<br />

äußerst verzopfungsresistent.<br />

Auch die Trinkwassergewinnung<br />

basiert auf Membrantechnik. Beim<br />

Umkehrosmoseverfahren wird das<br />

aufzubereitende <strong>Wasser</strong> über eine<br />

Membran geleitet, die <strong>aus</strong>schließlich<br />

<strong>Wasser</strong>moleküle passieren lässt.<br />

Dadurch entsteht ein sehr reines<br />

<strong>Wasser</strong>, das sogar komplett salzfrei<br />

ist. Um dem <strong>Wasser</strong> nach dieser<br />

sehr weitgehenden Reinigung diejenigen<br />

Salze zuzuführen, die der<br />

menschliche Körper benötigt, wird<br />

das <strong>Wasser</strong> anschließend über einen<br />

Calcidfilter aufgehärtet.<br />

Kontakt:<br />

A3 Water Solutions GmbH,<br />

Steffen Richter, Vertriebsleiter,<br />

Magdeburger Straße 16a,<br />

D-45881 Gelsenkirchen,<br />

Tel. (0209) 98 099 821,<br />

E-Mail: steffen-richter@a3-gmbh.com,<br />

www.a3-gmbh.com<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage. © A3 Water Solutions<br />

www.gelsenwasser.de<br />

Klar vorOrt<br />

Mit maßgeschneiderten<br />

<strong>Abwasser</strong>lösungen für Kommunen<br />

Fair. Mittelständisch. Kommunal:<br />

Als erfahrener <strong>Abwasser</strong>dienstleister stellen<br />

wir Ihrer Kommune unser Know-how<br />

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loesung@gelsenwasser.de.<br />

Foto: Kläranlage, Emmerich am Rhein<br />

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Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1125


Fokus<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Kostengünstige Wartung und Spülung<br />

von Schmutzwasserkanälen<br />

<strong>Wasser</strong> ist ein kostbares Gut und der schonende Umgang mit ihm ein Muss. Doch viele Kommunen lernen<br />

gerade auch die Kehrseite des <strong>Wasser</strong>sparens ihrer Bürger kennen. Denn durch das geringere <strong>Wasser</strong>aufkommen<br />

werden Ablagerungen und Verstopfungen in Schmutzwasserkanälen immer häufiger zu einem teuren<br />

Problem. So entwickelte REHAU als Spezialist für nachhaltiges <strong>Wasser</strong>management einen Kanalschacht mit<br />

einem selbstständigen Schwallspülsystem. Ziel der Entwicklung war dabei, dass der neue Spülschacht rein<br />

mechanisch arbeitet und dammbruchartige Spülwellen mit einer hohen Sohlschubspannung in Kanälen<br />

erzeugt.<br />

Sinkender <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />

In der Politik und der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

herrschte lange Zeit die<br />

Ansicht eines stetig anwachsenden<br />

<strong>Wasser</strong>verbrauchs vor. Während<br />

1983 der Pro-Kopf-Verbrauch noch<br />

bei etwa 150 Litern lag, wurde für<br />

das Jahr 2000 bereits eine Zunahme<br />

um gut die Hälfte auf 220 Litern<br />

angenommen. Tatsächlich sinkt der<br />

<strong>Wasser</strong>verbrauch der Bundesbürger<br />

jedoch deutlich. So lag er 2007 nur<br />

noch bei 127 Liter pro Kopf.<br />

Bild 1. Stetig sinkender <strong>Wasser</strong>verbrauch pro<br />

Bundesbürger.<br />

Bild 2. Darstellung des Demographischen Wandels<br />

am Beispiel Ostdeutschland: Entwicklung der<br />

Bevölkerungszahl von 2005–2020.<br />

Ein Grund für den Rückgang des<br />

<strong>Wasser</strong>verbrauchs ist sicher darin zu<br />

sehen, dass mit der kostbaren Ressource<br />

heute in vielen Bereichen<br />

des alltäglichen Lebens schonender<br />

umgegangen wird. Jedoch führte<br />

dies in den letzten Jahren zu einer<br />

drastischen Reduzierung des Trockenwetterabflusses<br />

in <strong>Abwasser</strong>kanälen.<br />

Die geringeren <strong>Wasser</strong>spiegelhöhen<br />

und Abflussgeschwindigkeiten<br />

und damit auch<br />

die verminderten Sohlschubspannungen<br />

verursachen, dass sich teilweise<br />

Ablagerungen an der Fließsohle<br />

der Kanäle bilden. Besonders<br />

Kanäle mit geringem Gefälle sind<br />

hiervon betroffen, was zu einer<br />

Verringerung der hydraulischen<br />

Leistungsfähigkeit führt (Bild 1).<br />

Die Auswirkung sind häufigere<br />

und längere Entlastungsereignisse<br />

in die angeschlossenen Vorfluter,<br />

die dann starkem hydraulischen<br />

Stress und hohen Schmutzwasserfrachten<br />

<strong>aus</strong>gesetzt werden. Der<br />

Schmutz- und Spülstoß am Anfang<br />

eines Regenereignisses befördert<br />

darüber hin<strong>aus</strong> hohe Schadstofffrachten.<br />

Falls in Mischwasserkanalisation<br />

abgeleitet wird, stellt dies<br />

die angeschlossenen Kläranlagen<br />

vor große Her<strong>aus</strong>forderungen. Die<br />

Geruchsbelästigung sowie die biogene<br />

Schwefelsäurekorrosion bei<br />

Betonrohren und Betonschächten<br />

sind weitere unangenehme Auswirkungen<br />

der Ablagerungen.<br />

Zu der geschilderten Problematik<br />

kommt verschärfend die Bevölkerungsabwanderung<br />

<strong>aus</strong> vielen<br />

strukturschwachen Regionen hinzu.<br />

Hierdurch sinkt der <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />

noch weiter. Dies führte<br />

dazu, dass beispielsweise in Ostdeutschland<br />

<strong>aus</strong> heutiger Sicht<br />

überdimensionale <strong>Wasser</strong>werke,<br />

Rohrleitungsnetze und Entsorgungsanlagen<br />

gebaut wurden. Und<br />

dieser Effekt wird sich noch verstärken.<br />

Denn das ifo-Institut errechnete<br />

2003, dass zwischen 2005 und<br />

2020 die Bevölkerungszahl dort um<br />

insgesamt 7 Prozent abnehmen<br />

wird. Ein Aspekt mit dem nicht nur<br />

Ostdeutschland zu kämpfen hat<br />

(Bild 2).<br />

Trennkanalisation<br />

und die Kehrseite der<br />

Ökologie-Medaille<br />

Die vermehrte Neuverlegung von<br />

Kanalrohren in Trennkanalisation,<br />

bei der Schmutz- und Regenwasser<br />

getrennt voneinander abgeleitet<br />

werden, ist unbestritten der richtige<br />

Weg, um Kläranlagen und Kanäle<br />

nicht durch Regenwasser zu überlasten.<br />

Dies führt jedoch auf der<br />

anderen Seite dazu, dass der <strong>Wasser</strong>durchfluss<br />

in den Kanälen nochmals<br />

verringert wurde und zukünftig<br />

weiter reduziert wird. Allein im<br />

Zeitraum von 2001 bis 2004 wurden<br />

70 von 100 Metern in Trennkanalisation<br />

neu verlegt (Bild 3).<br />

Die Ablagerungen und Verstopfungen<br />

sind für immer mehr Kommunen<br />

ein großes und auch teures<br />

Problem, welches aufgrund der<br />

geschilderten Problematik stetig an<br />

Aktualität gewinnt. Um dem entgegen<br />

zu wirken, werden manuelle<br />

Reinigungen per Spülwagen eingesetzt.<br />

Dabei wird aber oftmals<br />

teures Frischwasser zur Reinigung<br />

Dezember 2011<br />

1126 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Fokus<br />

verwendet. Auch ein Rückbau überdimensionierter<br />

Rohre scheidet oft<br />

<strong>aus</strong> Wirtschaftlichkeitsgründen <strong>aus</strong><br />

– sofern nicht gerade eine Sanierung<br />

ansteht – da die Rohre meist<br />

zu tief im Untergrund verlegt sind.<br />

Um diese Her<strong>aus</strong>forderungen zu<br />

bewältigen, ist es notwendig, die<br />

von Ablagerungen betroffenen<br />

Kanäle regelmäßig und vor allem<br />

kostengünstig zu reinigen. Um<br />

Frischwasser und Energie einzusparen,<br />

sollten deshalb Reinigungsstrategien<br />

entwickelt werden, die<br />

bereits vorhandenes <strong>Wasser</strong> und<br />

dessen Energie nutzen, um den<br />

Kanal von Ablagerungen zu befreien.<br />

Lösung: Kanalschacht mit<br />

integriertem Kanalspüler<br />

Als Spezialist für nachhaltiges <strong>Wasser</strong>management<br />

hat sich REHAU<br />

dieser Sache angenommen und<br />

sein Programm mit dem neuen<br />

AWASCHACHT WATERFLUSH um<br />

eine effiziente und wirtschaftliche<br />

Lösung zur Schwallspülung von<br />

Kanälen erweitert (Bild 4).<br />

Mit dem neuen Spülschacht <strong>aus</strong><br />

Polypropylen werden selbst ge -<br />

ringste Zuflüsse an Regen-, Brauchund<br />

Dachwasser gesammelt und<br />

dann in einen wirkungsvollen<br />

Spülschwall umgesetzt. Ablagerungen<br />

werden so kontinuierlich zu<br />

den Kläranlagen transportiert und<br />

die Ursachen von Geruchsbelästigung<br />

und Abflusshindernissen in<br />

Trennkanalsystemen wirkungsvoll<br />

bekämpft. Der Spülschacht arbeitet<br />

dabei selbsttätig ohne Fremdenergie.<br />

Der Kanalschacht mit seiner wartungsarmen<br />

Spülvorrichtung kann<br />

durch seine Variabilität entweder<br />

direkt bei der Neuplanung des Kanalnetzes<br />

integriert werden oder auch<br />

nachträglich mit einer seitlichen<br />

Anbindung an den Haupt kanal.<br />

Die Funktionsweise von AWA-<br />

SCHACHT WATERFLUSH ist denkbar<br />

einfach: Beispielweise fließt über<br />

einen Straßenablauf Regenwasser<br />

in den Spülschacht, das sich im<br />

Schacht oberhalb des Fließgerinnes<br />

sammelt. Der <strong>Wasser</strong>pegel steigt<br />

kontinuierlich an und damit auch<br />

ein beweglicher Überlauf im Spülmodul.<br />

Erreicht der <strong>Wasser</strong>spiegel<br />

schließlich den Deckel der Spülvorrichtung,<br />

startet der Kanalspüler<br />

selbstständig. Innerhalb weniger<br />

Sekunden entleeren sich dammbruchartig<br />

bis zu 630 Liter <strong>Wasser</strong>,<br />

die je nach Situation mit bis zu 31<br />

Litern pro Sekunde mehrere 100<br />

Meter spülen.<br />

Die regelmäßige und vor allem<br />

kostenneutrale Reinigung des<br />

Kanals wird nur mit der Kraft des<br />

angestauten <strong>Wasser</strong>s – ohne zusätzliche<br />

Energie – durchgeführt. So<br />

werden dank dem neuen Spülschachtsystem<br />

teure, manuelle Reinigungen<br />

der Schmutzwasserkanäle<br />

überflüssig. Zudem sind<br />

damit massive Kosteneinsparungen<br />

bei der Wartung des Kanalsystems<br />

möglich. Als besondere Serviceleistung<br />

unterstützt REHAU Bauherren<br />

kostenfrei bei der Planung und Auslegung<br />

der Projekte.<br />

Bild 3. Neuverlegung von Kanalrohren in<br />

Trennkanalisation von 1980–2004.<br />

Bild 4. WATERFLUSH.<br />

Durchgängige<br />

Kanalnetzlösung <strong>aus</strong> PP<br />

Das Schachtsystem von REHAU bildet<br />

zusammen mit den Hochlastkanalrohrsystemen<br />

AWADUKT PP<br />

SN10/16 RAUSISTO eine durchgängige<br />

Kanalnetzlösung <strong>aus</strong> Polypropylen,<br />

mit denen Sanierungen und<br />

Sonderabschreibungen für vorzeitig<br />

zu erneuernde <strong>Abwasser</strong>haltungen<br />

vermieden werden können.<br />

Entscheidende Kriterien für die<br />

Zukunftssicherheit der Rohr-,<br />

Schacht- und Formteilfamilie sind<br />

der vollwandige Aufbau <strong>aus</strong> füllstofffreiem<br />

Polypropylen, das<br />

durchgängige SL-Sicherheitsdichtsystem<br />

sowie die Widerstandsfähigkeit<br />

gegen hohe statische und<br />

dynamische Belastungen.<br />

Die REHAU Kanalnetzlösung<br />

wurde durch das IKT – Institut für<br />

Unterirdische Infrastruktur gGmbH in<br />

einer Langzeitprüfung erfolgreich auf<br />

Fremdwasserdichtheit getestet und<br />

als erste auf dem Markt mit dem Prüfsiegel<br />

„IKT Geprüft – Fremdwasserdicht“<br />

<strong>aus</strong>gezeichnet. Zudem liegt für<br />

die Kanalnetzlösung ein bisher einzigartiges<br />

Gutachten vor: Die Landesgewerbeanstalt<br />

Nürnberg (LGA)<br />

attestiert dem System nach umfangreichen<br />

Prüfungen eine Nutzungsdauer<br />

von mindestens 100 Jahren.<br />

Quellen:<br />

Statistisches Bundesamt Fachserie 19<br />

Reihe 2.1 „Umwelt“ – Öffentliche <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong>beseitigung,<br />

6. September 2006, S. 7.<br />

Statistisches Bundesamt, 2006.<br />

Statistisches Bundesamt, Berechnung des<br />

ifo Instituts, 2003.<br />

Autor/Kontakt:<br />

Heiko Leihbecher,<br />

Produktmarketing <strong>Abwasser</strong>technik<br />

REHAU AG + Co,<br />

Ytterbium 4,<br />

D-91058 Erlangen,<br />

Tel. (09131) 92-50,<br />

Fax (09131) 771430,<br />

E-Mail: erlangen@rehau.com,<br />

www.rehau.com<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1127


Fokus<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Dichtheitsprüfungen in Sonderprofilen<br />

mit LAMPE Kanaldichtkissen –<br />

den „größten Absperrblasen der Welt“<br />

Dichtheitsprüfungen<br />

in<br />

Sonderprofilen<br />

mit LAMPE<br />

Kanaldichtkissen.<br />

<strong>Wasser</strong> fließt unter dem fast drucklosen, nicht<br />

verbauten Kanaldichtkissen ab, ohne dass sich<br />

dieses bewegt.<br />

Dichtheitsprüfungen und Rohrabsperrungen<br />

in runden Rohren<br />

sind in der heutigen Zeit für<br />

viele Fachfirmen ein tägliches<br />

Geschäft. Bedauerlicherweise stoßen<br />

noch immer viele Auftragnehmer,<br />

Auftraggeber und Planer bei<br />

Dichtheitsprüfungen und Rohrabsperrungen<br />

in Sonderprofilen an<br />

ihre Grenzen. „Das muss nicht sein,<br />

mit dem richtigen Know-how und<br />

der richtigen Ausrüstung sind auch<br />

Arbeiten in Sonderprofilen sehr einfach<br />

zu erledigen.“ So der O-Ton von<br />

Nico Helmker, Mitarbeiter der Firma<br />

LAMPE, welche seit über 25 Jahren<br />

Kanaldichtkissen für Rohrabsperrungen<br />

und Dichtheitsprüfungen<br />

für alle Kanalprofile herstellt und<br />

weltweit vertreibt. Egal ob ge -<br />

normte und nicht-genormte Eiprofile,<br />

Maulprofile, Drachenprofile,<br />

Rechteckprofile oder achteckige<br />

Profile, mit den LAMPE Kanaldichtkissen<br />

stellt kein Profil mehr ein Problem<br />

dar. „Selbst Dichtheitsprüfungen<br />

in Großprofilen mit Trockenwetterrinne<br />

sind für unsere Kunden<br />

mit LAMPE Kanaldichtkissen eine<br />

Kleinigkeit“, so Helmker weiter.<br />

„Durch die besondere Bauart der<br />

nicht dehnbaren LAMPE-Kanaldicht<br />

kissen legt sich das Material<br />

beim Aufblasen immer rund um<br />

den Kanal an, das Profil spielt dabei<br />

keine Rolle, für eine 100 %ige<br />

Abdichtung sorgt dabei die fest<br />

aufgebrachte Schaumstoff-Spezialdichtung.“<br />

Weitere Vorteile, wie der nicht<br />

notwendige zusätzliche Verbau,<br />

sprechen für sich:<br />

Dass LAMPE Kanaldichtkissen in<br />

allen Profilen eingesetzt werden<br />

können, ist nur einer von vielen Vorteilen<br />

dieser besonderen „Absperrblasen“.<br />

Ein weiterer, wichtiger Vorteil<br />

ist es, dass LAMPE Kanaldichtkissen<br />

ohne zusätzlichen Verbau<br />

eingesetzt werden können. „Ein Vorteil,<br />

der sich <strong>aus</strong> der besonderen<br />

Konstruktion und Arbeitsweise der<br />

Geräte ergibt“, erklärt Nico Helmker.<br />

Im Gegensatz zu herkömmlichen<br />

Absperrblasen dehnen sich die<br />

LAMPE Kanaldichtkissen beim Aufblasen<br />

nicht <strong>aus</strong>, sondern legen sich<br />

schon bei sehr wenig Druck einmal<br />

komplett um die Rohrwandung an.<br />

„Aus diesem Grund ziehen sich<br />

LAMPE Kanaldichtkissen bei Druckverlust<br />

auch nicht zusammen, sondern<br />

liegen immer noch mit der vollen<br />

Fläche an der Rohrwandung an.<br />

Eine dehnbare Absperrblase dagegen<br />

zieht sich bereits bei geringem<br />

Druckverlust wieder zusammen<br />

und verliert damit ihren formschlüssigen<br />

Reibschluss zur Rohrwandung,<br />

was eine axiale Bewegung<br />

des Gerätes zur Folge hat. Aus<br />

diesem Grund ist ein zusätzlicher<br />

Verbau von herkömmlichen, dehnbaren<br />

Absperrblasen auch unumgänglich,<br />

da sonst eine große<br />

Gefahr von diesen Geräten <strong>aus</strong>gehen<br />

kann“, so Helmker weiter.<br />

LAMPE Kanaldichtkissen unterliegen<br />

nur einer physikalischen<br />

Grenze: Der maximale Sperrdruck<br />

(Gegendruck hinter dem Kissen)<br />

darf maximal halb so groß sein wie<br />

der Arbeitsdruck im Kissen (bei den<br />

gängigen 1 bar Geräten also 5 m<br />

<strong>Wasser</strong>säule = 0,5 bar Gegendruck).<br />

Bevor sich die Geräte bewegen<br />

würden, würde ein physikalischer<br />

Druck<strong>aus</strong>gleich (Innendruck =<br />

Sperr druck/Gegendruck) zu einer<br />

Undichtigkeit an der Kanalsohle<br />

führen, wodurch erst langsam <strong>Wasser</strong><br />

unter dem Kissen abläuft, bevor<br />

sich das Kissen in irgendeiner Weise<br />

bewegen würde. „Deswegen ist ein<br />

zusätzlicher Verbau von LAMPE<br />

Kanaldichtkissen nicht notwendig<br />

und unnötige Zeitverschwendung.<br />

Wenn die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen<br />

wie Einsatzortkontrolle,<br />

Kontrolle der Gerätebeschaffenheit<br />

und Einsatzkontrolle der<br />

Geräte laut gültiger Betriebsanleitung<br />

eingehalten werden, sind<br />

LAMPE Kanaldichtkissen, auch ohne<br />

Dezember 2011<br />

1128 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Fokus<br />

zusätzlichen Verbau, absolut sicher.<br />

Gegenteilige Meinungen beruhen<br />

dort auf einer großen Unwissenheit<br />

und Ignoranz gegenüber einer im<br />

H<strong>aus</strong>e LAMPE seit über 25 Jahren<br />

vorhandenen Erfahrung im Um -<br />

gang mit solchen Geräten.“ So das<br />

Statement <strong>aus</strong> dem H<strong>aus</strong>e LAMPE.<br />

Neben den weiteren, erwiesenen<br />

Vorteilen wie der Reparierbarkeit,<br />

der geringen Gewichte und der<br />

Schachtgängigkeit aller Geräte bis<br />

2200 mm machen besonders die<br />

großen Einsatzreichweiten ohne<br />

Dehnung, basierend auf einem speziellen<br />

Faltungsprinzip, sowie die<br />

nahezu endlose Lebensdauer (verarbeitet<br />

wird ein spezielles gewebeverstärktes<br />

Material, welches die<br />

positive Eigenschaft besitzt, nicht<br />

zu verspröden), die original LAMPE<br />

Kanaldichtkissen zu der ökonomischen<br />

Alternative im Bereich der<br />

pneumatischen Rohrabsperrung.<br />

Traditionen und Innovationen<br />

seit 65 Jahren!<br />

Bereits seit nunmehr 1946 etabliert<br />

sich die Firma LAMPE unter anderem<br />

im Bereich der pneumatischen<br />

Prüf- und Absperrtechnik. In den<br />

65 Jahren ihres Bestehens konnte<br />

sich das Unternehmen immer wieder<br />

durch neue Innovationen einen<br />

Namen machen. Neben den be -<br />

währten Kanaldichtkissen mit Doppelkonus,<br />

welche schon Anfang der<br />

80er-Jahre von der Firma entwickelt<br />

und patentiert wurden, ist man<br />

besonders stolz auf die jüngsten<br />

Innovationen und Entwicklungen<br />

im Bereich der Absperr- und Prüftechniken.<br />

Hierzu gehören unter<br />

anderem Dichtkissen mit Rohrbypass,<br />

welche den automa tischen<br />

Abtransport von <strong>Wasser</strong> durch eine<br />

B<strong>aus</strong>telle ohne Hilfe von Pumpen<br />

ermöglichen, die 2 bar Geräte-Serie<br />

für Sperrdrücke bis 10 m <strong>Wasser</strong>säule,<br />

sowie die neue Economy-<br />

Serie, als preisgünstige und ökonomische<br />

Alternative für Rohrabsperrungen<br />

in kleineren Durchmessern<br />

bis 600 mm mit allen Vorteilen und<br />

Qualitäten der LAMPE Kanaldichtkissen.<br />

Als jüngsten großen Clou gelang<br />

es dem Unternehmen, die ersten<br />

nicht-dehnbaren Kanaldichtkissen<br />

für Dichtheitsprüfungen bis<br />

3200 mm und ein Absperrgerät bis<br />

3600 mm zu entwickeln, welche<br />

sich zu diesem Zeitpunkt schon auf<br />

diversen B<strong>aus</strong>tellen bewährt haben.<br />

„Solche Entwicklungen wären ohne<br />

die lange Erfahrung unserer Firma<br />

in der Entwicklung und Herstellung<br />

von pneumatischen Absperrgeräten<br />

und unserem hohen Verantwortungsbewusstsein<br />

gegenüber der<br />

Sicherheit der Anwender undenkbar<br />

gewesen“, äußert sich Nico<br />

Helmker abschließend.<br />

Aber auch in Zukunft wird die<br />

Firma LAMPE ihr Lieferprogramm<br />

im Bereich Absperr- und Kanalsanierungstechniken<br />

weiter <strong>aus</strong>bauen,<br />

so entsteht unter anderem<br />

Neu: LAMPE Kanaldichtkissen der Economy-Serie<br />

bis 600 mm: unschlagbar im Preis-Leistungsverhältnis!<br />

Das größte Kanaldichtkissen aller Zeiten: 3600 mm!<br />

zur Zeit in Stadtoldendorf ein<br />

großer Mietpark an LAMPE Kanaldichtkissen<br />

für Rohrabsperrungen<br />

und Dichtheitsprüfungen bis<br />

2200 mm, um den immer größer<br />

werdenden Kurzzeitbedarf an<br />

pneumatischen Rohrabsperrungen<br />

abdecken zu können.<br />

Kontakt:<br />

LAMPE GmbH, Warteweg 46, D-37627 Stadtoldendorf,<br />

Tel. (05532) 2033, Fax (05532) 4499,<br />

E-Mail info@lampegmbh.de, www.lampegmbh.de<br />

Solare Klärschlammtrocknung<br />

mit dem WendeWolf ®<br />

Verdunstetes <strong>Wasser</strong> muss<br />

nicht entsorgt werden<br />

Kosteneinsparung bei der<br />

Entsorgung bis über 70%<br />

Weltweit seit über 15 Jahren<br />

erfolgreich im Einsatz<br />

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Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1129


Fokus<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Pilotprojekt HAMBURG WATER Cycle<br />

in der Jenfelder Au dreifach gefördert<br />

Das von der Stadt Hamburg geplante Neubauprojekt „Jenfelder Au“ wird für die Umsetzung des HAMBURG<br />

WATER Cycles, einem innovativen Konzept zur <strong>Abwasser</strong>entsorgung, von nun an gleich dreifach gefördert.<br />

Neben Mitteln <strong>aus</strong> dem EU-Life+ Programm erhält das Projekt Fördergelder des Bundesministeriums für<br />

Bildung und Forschung (BMBF) sowie des Bundeministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Damit<br />

steht dem Bau des HAMBURG WATER Cycles in der Jenfelder Au nichts mehr im Wege.<br />

Baufeld Jenfelder Au.<br />

Der HAMBURG WATER Cycle<br />

wurde von HAMBURG WASSER,<br />

dem Trinkwasserver- und <strong>Abwasser</strong>entsorger<br />

der Hansestadt, entwickelt.<br />

Dahinter verbirgt sich ein<br />

Entwässerungskonzept, das eine<br />

getrennte Ableitung von Toilettenabwasser<br />

(Schwarzwasser) und sonstigem<br />

häuslichen <strong>Abwasser</strong> (Grauwasser)<br />

vorsieht. Das Grauwasser soll<br />

energiesparend dezentral behandelt<br />

werden. Das Schwarzwasser wird mit<br />

Vakuumtechnik konzentriert erfasst<br />

und in einer Biogasanlage gemeinsam<br />

mit weiteren organischen Abfällen<br />

behandelt. Das dabei produzierte<br />

Biogas wird in einem Block-<br />

Heizkraftwerk in Elektrizität und<br />

Wärme transformiert. Aus den Reststoffen<br />

der Biogasanlage (Gärresten)<br />

können hochwertige Produkte zur<br />

Bodenverbesserung und Düngung<br />

hergestellt werden.<br />

Wissenschaftlich begleitet wird<br />

das Bauvorhaben von dem BMBFgeförderten<br />

Verbundprojekt „Demonstrationsvorhaben<br />

Stadtquartier Jenfelder<br />

Au – Die Kopplung von regenerativer<br />

Energiegewinnung mit<br />

innovativer Stadtentwässerung (kurz<br />

KREIS)“. Insgesamt sind an dem Verbundprojekt<br />

sechs wissenschaftliche<br />

Einrichtungen und vier Praxispartner<br />

beteiligt, die in den nächsten drei<br />

Jahren das innovative Energie- und<br />

Entwässerungskonzept HAMBURG<br />

WATER Cycle in der Jenfelder Au<br />

umsetzen. Die Förderung <strong>aus</strong> dem<br />

europäischen Life+ Programm<br />

bezieht sich auf Planung, Bau und<br />

Inbetriebnahme der neuartigen Infrastruktur<br />

für das Quartier. Die einjährige<br />

Förderung des BMWi unterstützt<br />

HAMBURG WASSER bei der<br />

Weiterentwicklung des Konzeptes zur<br />

energetischen Optimierung.<br />

Kontakt:<br />

HAMBURG WASSER,<br />

Ole Braukmann,<br />

Billhorner Deich 2, D-20539 Hamburg,<br />

Tel. (040) 78 88-88 222,<br />

E-Mail: ole.braukmann@hamburgwasser.de,<br />

www.hamburgwatercycle.de<br />

Über den<br />

HAMBURG WATER Cycle<br />

Funktionskreislauf HWC.<br />

HWC Grafik.<br />

Mit dem Konzept des HAM-<br />

BURG WATER Cycle (HWC)<br />

verfolgt HAMBURG WASSER<br />

einen ganzheitlichen Ansatz<br />

zur <strong>Abwasser</strong>entsorgung und<br />

Energieversorgung im urbanen<br />

Raum. Dabei werden die Infrastrukturbereiche<br />

<strong>Wasser</strong> und<br />

Energie als ineinander greifende<br />

und sich ergänzende<br />

Aufgabenfelder betrachtet. Das<br />

schont die Ressource Trinkwasser<br />

und hilft gleichzeitig,<br />

das anfallende <strong>Abwasser</strong> zur<br />

Energiegewinnung zu nutzen.<br />

www.hamburgwatercycle.de<br />

Dezember 2011<br />

1130 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Fokus<br />

Phosphor-Rückgewinnung <strong>aus</strong> Schlammkonzentrat<br />

Phosphor ist ein lebenswichtiges<br />

Element, endlich und nicht er -<br />

setzbar. Die weltweit wirtschaftlich<br />

erschließbaren Reserven reichen<br />

noch etwa 100 Jahre. Wissenschaftler<br />

des KIT haben ein Ver fahren zur<br />

Rückgewinnung von Phosphor entwickelt,<br />

das derzeit auf der Kläranlage<br />

Neuburg an der Donau eingesetzt<br />

wird. In Zusammenarbeit mit<br />

der Firma MSE <strong>aus</strong> Karlsbad-Ittersbach<br />

will das KIT nun eine mobile<br />

Anlage zur Schlamm entwässerung<br />

so um dieses Ver fahren ergänzen,<br />

dass <strong>aus</strong> dem entstehenden Schlammkonzentrat<br />

Phosphor zurückgewonnen<br />

werden kann.<br />

Derzeit laufen mit der MSE (Mobile<br />

Schlammentwässerungs GmbH),<br />

einer Tochter der EnBW Kraftwerke<br />

AG, Versuche zur Charakterisierung<br />

der verschiedenen Abwässer, die sich<br />

unter Zentrifugalkraft von den Feststoffen<br />

abgetrennt haben. Dies sei<br />

„ein wichtiger Schritt vor den Kurzund<br />

Langzeitexperimenten, die<br />

anschließend folgen werden“, erklärt<br />

Fortschritt: KIT-Wissenschaftler ergänzen mobile<br />

Anlagen zur Schlammentwässerung mit ihrem<br />

Verfahren zur Phosphor-Rückgewinnung. © Foto: MSE<br />

Dr. Rainer Schuhmann, der Leiter des<br />

Kompetenzzentrums für Materialfeuchte<br />

(CMM) am KIT.<br />

Mit dem Einsatz der neuen<br />

Technik „könnten auch Kläranlagen<br />

ihren Verpflichtungen nachkommen,<br />

deren Schlammrückstand<br />

mobil entwässert wird“, so der Projektleiter<br />

der MSE, Dr. Rudolf Turek.<br />

Und diese Anforderungen werden<br />

drängender: Der Bund diskutiert<br />

derzeit eine prozentuale Rückgewinnungsverpflichtung<br />

auf der<br />

Grundlage eines Arbeitsentwurfs<br />

des Bundesumweltministeriums<br />

vom April 2011. Darin verlangt dieses<br />

von Wissenschaftlern wie auch<br />

von der Industrie und Kläranlagenbe<br />

trieben, nach Möglichkeiten<br />

der Rückgewinnung zu suchen.<br />

Der Phosphor wird in einem am<br />

KIT entwickelten Verfahren zurückgewonnen.<br />

Die Wissenschaftler des<br />

Fachbereiches Umwelttechnologie<br />

des CMM gewinnen mittels Kristallisation<br />

in der <strong>Abwasser</strong>phase gelöstes<br />

Phosphat zurück. Dieses einfache<br />

und effektive Prinzip, so<br />

erklärt Rainer Schuhmann, „liefert<br />

ein hochwertiges Düngemittel, das<br />

neben Phosphor noch weitere<br />

Pflanzennährstoffe enthält und hervorragend<br />

pflanzenverfügbar ist“.<br />

Kontakt:<br />

Karlsruher Institut für Technologie,<br />

Kaiserstraße 12, D-76131 Karlsruhe,<br />

Tel. (0721) 608-0, Fax (0721) 608-44290,<br />

E-Mail: info@kit.edu, www.kit.edu<br />

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Nachrichten<br />

Branche<br />

Mehr Sicherheit für die Trinkwasserqualität<br />

in Gebäuden<br />

© Rainer Sturm/Pixelio<br />

Mehrere Neuerungen in der<br />

Trinkwasserverordnung<br />

(TrinkwV) stärken die Qualitätsstandards<br />

für Trinkwasser. Im Fokus stehen<br />

die Trinkwasser-Installationen<br />

in Gebäuden. Diese dürfen die Qualität<br />

des Trinkwassers nicht beeinträchtigen.<br />

So müssen seit November<br />

die Trinkwasser-Installationssysteme<br />

auch in gewerblich genutzten<br />

Gebäuden wie Mietshäusern auf<br />

Legionellen untersucht werden. Bisher<br />

bestand diese Pflicht nur für<br />

öffentliche Gebäude. Verbindlich<br />

sind nun auch technische Regeln<br />

für den Bau und Betrieb von neuen<br />

Trinkwasserversorgungsanlagen.<br />

Dadurch soll vermieden werden,<br />

dass für Trinkwasser-Installationen<br />

ungeeignete Ma terialien verwendet<br />

werden, <strong>aus</strong> denen sich Stoffe in das<br />

Trinkwasser lösen könnten. Als erstes<br />

Land in der Europäischen Union<br />

(EU) führt Deutschland zudem<br />

einen Grenzwert für Uran im Trinkwasser<br />

ein.<br />

Trinkwasser-Installationen in<br />

ge werblich genutzten Gebäuden,<br />

also entsprechend Trinkwasserverordnung<br />

auch in Mietshäusern,<br />

müssen seit November 2011 auf<br />

Legionellen untersucht werden. Das<br />

legt die 1. Verordnung zur Änderung<br />

der Trinkwasserverordnung<br />

vom 03. Mai 2011 fest. Bisher galt<br />

diese Regelung nur für Gebäude, in<br />

denen <strong>Wasser</strong> an die Öffentlichkeit<br />

abgegeben wird. Die Verordnung<br />

führt zudem für Legionellen erstmals<br />

einen so genannten „technischen<br />

Maßnahmenwert“ ein. Er<br />

liegt bei 100 „koloniebildenden Einheiten“<br />

in 100 Milliliter <strong>Wasser</strong>. Wird<br />

dieser Wert erreicht oder überschritten,<br />

kann das Gesundheitsamt den<br />

Anlagenbetreiber dazu verpflichten,<br />

die Ursache der Belastung zu<br />

ermitteln und zu beheben. Legionellen<br />

können schwere, teils tödliche<br />

Lungenentzündungen sowie<br />

das grippeähnliche Pontiac-Fieber<br />

hervorrufen. Sie sind nicht von<br />

Mensch zu Mensch ansteckend,<br />

sondern gelangen durch das Einatmen<br />

von Aerosolen in den Körper.<br />

Gefährliche Legionellenmengen<br />

können im warmen <strong>Wasser</strong> entstehen,<br />

wenn zum Beispiel durch Baufehler<br />

in den Anlagen die erforderlichen<br />

Temperaturen (Kaltwasser<br />

< 25 und Warmwasser > 55 °C) nicht<br />

eingehalten werden.<br />

Um die Qualität des Trinkwassers<br />

in Deutschland noch besser vor Verunreinigungen<br />

zu schützen, regelt<br />

die Trinkwasserverordnung nun<br />

den Einsatz von Installationsbauteilen<br />

strenger: Installationsbetreiber<br />

werden auf die Einhaltung der allgemein<br />

anerkannten Regeln der<br />

Technik verpflichtet. Sie dürfen ab<br />

sofort nur Leitungen und Armaturen<br />

einsetzen, die allenfalls ein Minimum<br />

an Stoffen abgeben und nachweislich<br />

entsprechend geprüft wurden.<br />

Ein solcher Nachweis geht <strong>aus</strong><br />

Prüfzeichen hervor. Der Hintergrund<br />

für die Neuregelung: Aus fehlerhaft<br />

<strong>aus</strong>gewählten Installationsmaterialien<br />

können sich Chemikalien<br />

lösen und ins Trinkwasser<br />

gelangen. Das kann seine Qualität<br />

beeinträchtigen und auch das<br />

Wachstum von Bakterien nach sich<br />

ziehen, etwa Legionellen. Hinzu<br />

kommt ferner ein besserer Schutz<br />

vor Verunreinigung mit <strong>Wasser</strong>, das<br />

keine Trinkwasserqualität hat, wie<br />

Regenwasser oder <strong>Wasser</strong> <strong>aus</strong> der<br />

Heizungsanlage. Betreiber müssen<br />

durch Einbau einer so genannten<br />

„Sicherungseinrichtung“ nun dafür<br />

sorgen, dass kein <strong>Wasser</strong> minderer<br />

Qualität durch Rückfließen in das<br />

Trinkwassernetz gelangen kann.<br />

Eine weitere Änderung der<br />

TrinkwV betrifft das Schwermetall<br />

Uran. Seit dem 01. November führt<br />

Deutschland als einziges Land in<br />

der EU einen Uran-Grenzwert für<br />

Trinkwasser ein. Er legt eine Obergrenze<br />

von 10 Mikrogramm pro<br />

Liter <strong>Wasser</strong> fest. Relevant ist diese<br />

Änderung aber nur für wenige,<br />

meist kleine Trinkwassergewinnungsgebiete,<br />

in denen Uran lokal<br />

in höheren Konzentrationen vorkommen<br />

kann. Das Metall ist relativ<br />

giftig und unterliegt jetzt in<br />

Deutschland einem Trinkwasser-<br />

Grenzwert, der im weltweiten Vergleich<br />

sehr niedrig ist. Dieser<br />

schützt auch empfindliche Personen<br />

zuverlässig vor dem nierentoxischen<br />

Potenzial des Urans.<br />

Weitere Informationen und Links:<br />

Die geänderte Trinkwasserverordnung:<br />

http://www.gesetze-im-internet.de/<br />

trinkwv_2001/BJNR095910001.html<br />

UBA-Broschüre „Rund ums Trinkwasser“:<br />

http://www.umweltbundesamt.de/<br />

uba-info-medien/4083.html<br />

UBA-Hintergrundpapier „Legionellen im<br />

Trinkwasser“:<br />

http://www.umweltbundesamt.de/<br />

uba-info-medien/3983.html<br />

Dezember 2011<br />

1132 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

Nachrichten<br />

Umweltbelastungen mit<br />

Fischen ermitteln<br />

Neue Richtlinie VDI 4230 Blatt 4 zur Bioindikation<br />

Die Kontrolle von Schadstoffen mit Hilfe von Fischen liefert<br />

wichtige Belege für den Zustand unserer Umwelt. Besonders<br />

für die Überwachung in Gewässern eignen sie sich gut<br />

als Indikatororganismen. Gegenüber vielen anderen Bioindikatoren<br />

haben sie den Vorteil, dass sie als Bestandteil der<br />

menschlichen Nahrungskette einen direkten Transfer des Risikos<br />

auf den Menschen ermöglichen. Der neue Richtlinienentwurf<br />

VDI 4230 Blatt 4 der Kommission Reinhaltung der Luft im<br />

VDI und DIN (KRdL) beschreibt die Probenahme von Brachsen<br />

als Akkumulationsindi katoren.<br />

Eine zuverlässige Indikation des Gewässerzustands durch<br />

Organismen kann nur dann erreicht werden, wenn qualitativ<br />

hochwertige Proben vorliegen. Damit kommt der Probenahme<br />

eine zentrale Bedeutung zu. Das Ziel des Richtlinienentwurfs<br />

ist die Definition von Standards für den Erhalt<br />

reproduzier barer und repräsentativer Umweltproben, um<br />

über Zeit und Raum vergleichbare Ergebnisse über den stofflichen<br />

Umweltzustand zu erhalten.<br />

Die Richtlinie beschreibt die Probenahme der Fischart<br />

Abramis brama (Brachsen) von der Planung bis zur Durchführung<br />

im Labor. Im Anhang finden sich zudem hilfreiche Beispiele<br />

für Probedatenformulare sowie Hinweise zur Altersbestimmung<br />

von Fischen.<br />

Die Richtlinie VDI 4230 Blatt 4 (Entwurf) „Biologische Verfahren<br />

zur Erfassung von Umweltbelastungen (Bioindikation);<br />

Passives Biomonitoring mit Fischen als Akkumula tionsindikatoren;<br />

Probenahme“ ist seit Oktober 2011 zum Preis von<br />

€ 62,20 in deutscher Fassung beim Beuth Verlag in Berlin<br />

erhältlich. Unter Tel. (030) 2601-2260 ist der Verlag erreichbar.<br />

Die Einspruchsfrist endet am 31. Januar 2012. Onlinebestellungen<br />

sind unter www.vdi.de/richtlinien oder www.beuth.<br />

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VDI 4230 Blatt 4 beschreibt die Probenahme von Brachsen<br />

als Akkumulationsindikatoren.<br />

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Nachrichten<br />

Branche<br />

Landeswasserversorgung investiert in die Zukunft<br />

Trinkwasserpreis steigt – Kostentransparenz schafft Vertrauen<br />

Nach vielen Jahren der Preisstabilität<br />

werden sich die Kosten<br />

für das Trinkwasser der Landeswasserversorgung<br />

(LW) in den nächsten<br />

vier Jahren jährlich um durchschnittlich<br />

2,1 Cent je 1000 Liter<br />

erhöhen, von momentan 41,4 Cent<br />

je Kubikmeter auf 49,7 Cent je<br />

Das Versorgungsgebiet im Überblick.<br />

Kubikmeter im Jahr 2015. Für rund<br />

drei Millionen Bürgerinnen und Bürger<br />

im Land ergibt sich dar<strong>aus</strong> eine<br />

jährliche Preis steigerung von 1,1<br />

Prozent bei einem mittleren Trinkwasserpreis<br />

in Baden-Württemberg<br />

von 1,87 Euro je Kubikmeter. Ein<br />

Vier-Personen-H<strong>aus</strong>halt zahlt somit<br />

im Durchschnitt jährlich 3,80 Euro<br />

mehr, eine Einzelperson 96 Cent –<br />

der Preis für eine Butterbrezel.<br />

Betroffen sind die 106 LW-Verbandsmitglieder,<br />

also rund 250 Städte<br />

und Gemeinden in Baden-Württemberg<br />

und Bayern, wie Aalen, Ellwangen,<br />

Esslingen, Fellbach, Geislingen,<br />

Göppingen, Kirchheim unter Teck,<br />

Ludwigsburg, Schorndorf, Schwäbisch<br />

Gmünd, Stuttgart, Ulm und<br />

Waiblingen.<br />

Die Preissteigerung hat verschiedene<br />

Ursachen. Besonders stark<br />

machen sich die jährlich wiederkehrenden<br />

Energiepreiserhöhungen<br />

zum Betrieb der elektrischen Förderpumpen<br />

in Verbindung mit den<br />

steuerlichen Belastungen zur Finanzierung<br />

der Energiewende, dem so<br />

genannten Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetz, bemerkbar. Daneben steigen<br />

der Aufwand zum Erhalt der<br />

zum großen Teil mehr als vierzig<br />

Jahre alten Anlagen und der finanzielle<br />

Aufwand für die notwend igen<br />

Anlagenerweiterungen. Hinzu<br />

kommt, dass die <strong>Wasser</strong>abgabe weiterhin<br />

rückläufig ist und dies zum<br />

Anstieg des spezifischen <strong>Wasser</strong>preises<br />

beiträgt. Bei den Personalkosten<br />

schlagen bei gleichbleibender<br />

Personalzahl lediglich die tariflichen<br />

Preissteigerungen zu Buch.<br />

Derzeit erneuert die Landeswasserversorgung<br />

für rund 4,8 Millionen<br />

Euro die Brunnenreihe der Fassung<br />

1 im Donauried bei Niederstotzingen.<br />

Diese Anlage ist seit<br />

nunmehr 95 Jahren ununterbrochen<br />

und ohne größeren Investitionsbedarf<br />

in Betrieb, sie gehört zu<br />

den wichtigsten <strong>Wasser</strong>gewinnungsanlagen<br />

der LW und muss<br />

daher langfristig erhalten werden.<br />

Um das Grundwasser <strong>aus</strong> dem Do -<br />

nau ried auch im Fall von Verunreinigungen<br />

als Trinkwasser abgeben zu<br />

können, wird im <strong>Wasser</strong>werk Langenau<br />

momentan eine Grundwasserfilteranlage<br />

gebaut. Sie kostet rund<br />

9,05 Millionen Euro. Mit ihr kann die<br />

LW dem Grundwasser auch Spurenstoffe<br />

in geringsten Konzentrationen,<br />

wie beispielsweise Pflanzenschutzmittelrückstände<br />

<strong>aus</strong> der<br />

Landwirtschaft oder Ölrückstände<br />

und Chemikalien <strong>aus</strong> Unfällen und<br />

<strong>aus</strong> der täglichen Nutzung, sicher<br />

entnehmen. Die Filteranlage trägt<br />

also dazu bei, dass die Trinkwasserqualität<br />

auch in kritischen Betriebssituationen<br />

immer zuverlässig ge -<br />

währleistet ist.<br />

Im Rahmen eines so genannten<br />

Energiemanagements wurde der<br />

Energieverbrauch des Unternehmens<br />

zur Schonung der Ressourcen<br />

und zur Reduzierung der Kosten<br />

unter die Lupe genommen und hinsichtlich<br />

der Verbrauchswerte minimiert.<br />

Im Mittelpunkt des Interesses<br />

standen dabei die großen Pumpen,<br />

die das Trinkwasser <strong>aus</strong> dem<br />

Do nauried über 100 Kilometer über<br />

die Schwäbische Alb hinweg in den<br />

Mittleren Neckarraum fördern. Sie<br />

benötigen den größten Teil der<br />

Energie. Zudem werden die An -<br />

lagen zur Energierückgewinnung<br />

fortlaufend weiter <strong>aus</strong>gebaut. Dazu<br />

gehören Turbinen, die <strong>aus</strong> der überschüssigen<br />

Energie des Trinkwassers<br />

im Leitungsnetz Strom gewinnen.<br />

Das Ziel aller Maßnahmen ist, die<br />

LW-Anlagen in einem guten Zu -<br />

stand zu erhalten und den Betrieb<br />

in bewährter Weise unter wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten auf<br />

hohem Niveau weiter zu führen. Wie<br />

in den vergangenen 95 Betriebsjahren<br />

steht die Versorgungssicherheit<br />

im Mittelpunkt aller Entscheidungen.<br />

Trotz der beschlossenen Preiserhöhungen<br />

wird die Landeswasserversorgung<br />

auch zukünftig zu<br />

den preisgünstigsten Fernwasserversorgungsunternehmen<br />

bundesweit<br />

gehören.<br />

Kontakt:<br />

Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />

Schützenstraße 4,<br />

D-70182 Stuttgart,<br />

Tel. (0711) 2175-0,<br />

Fax (0711) 2175-1202,<br />

E-Mail: lw@lw-online.de,<br />

www.lw-online.de<br />

Dezember 2011<br />

1134 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

Nachrichten<br />

Wie kommt der Bodensee mit dem<br />

Klimawandel zurecht?<br />

Mit dem Forschungsprojekt KLIMBO wollen Wissenschaftler in die Zukunft blicken<br />

Der Klimawandel findet nicht<br />

irgendwann in ferner Zukunft<br />

statt, er ist bereits voll im Gange.<br />

Umso wichtiger ist es, sich schon<br />

jetzt Gedanken darüber zu machen,<br />

welche Einflüsse die Klimaveränderung<br />

auf den wichtigen Trinkwasserspeicher<br />

Bodensee haben wird<br />

und Szenarien zu entwickeln, wie<br />

man damit am besten umgehen<br />

und die Gewässerqualität im See<br />

erhalten kann. Das ist das Fazit der<br />

Tagung „Klimawandel am Bodensee“,<br />

die am Institut für Seenforschung<br />

der LUBW Landesanstalt<br />

für Umweltschutz, Messungen und<br />

Naturschutz Baden-Württemberg<br />

(ISF) in Langenargen durchgeführt<br />

wurde. Sie war zugleich die Auftaktveranstaltung<br />

zum gleichnamigen<br />

Forschungsprojekt, kurz KLIMBO<br />

genannt, das als so genanntes Interreg-IV-Projekt<br />

von der EU und der<br />

Schweiz gefördert wird.<br />

Zu Beginn der Tagung machte<br />

der Leiter der Abteilung „<strong>Wasser</strong>“<br />

bei der baden-württembergischen<br />

LUBW, Burkhard Schneider, klar,<br />

dass nach wie vor die Konzentrationen<br />

des wichtigsten Treibh<strong>aus</strong>gases<br />

CO 2 weiter zunehmen. Der heutige<br />

weltweite CO 2 -Ausstoß übertreffe<br />

© EPei Wikipedia<br />

sogar noch die schlimmsten Szenarien.<br />

Umso wichtiger sei es, sich<br />

rechtzeitig gegen die Folgen zu<br />

wappnen. Das Projekt KLIMBO<br />

werde hierzu einen wichtigen Beitrag<br />

leisten. Schneider stellte das<br />

neue Forschungsprojekt dabei in<br />

eine langjährige Klimaforschungstradition<br />

am See.<br />

Für Prof. Hans Mehlhorn vom<br />

Zweckverband Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

ist KLIMBO die logische<br />

Erweiterung des in den vergangenen<br />

Jahren entwickelten Informationssystems<br />

BodenseeOnline. Das<br />

Projekt ermöglicht eine modellhafte<br />

Nachbildung der Vorgänge im See<br />

und, darauf aufbauend, Vorhersagen<br />

zum hydrodynamischen Verhalten<br />

des Sees, seiner <strong>Wasser</strong>qualität<br />

sowie Aussagen zu biologischen<br />

Vorgängen im See. In dieser Tradition<br />

soll KLIMBO in Zukunft<br />

Entscheidungsgrundlagen und<br />

mög liche Handlungsoptionen für<br />

den vorsorgenden Gewässerschutz<br />

aufzeigen.<br />

Kontakt:<br />

LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen<br />

und Naturschutz Baden-Württemberg,<br />

Griesbachstraße 1, D-76185 Karlsruhe,<br />

Tel. (0721) 5600-1300,<br />

Fax (0721) 5600-1324,<br />

E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de,<br />

www.lubw.baden-wuerttemberg.de<br />

INFO<br />

Das Programm des neuen Forschungsprojekts, an dem baden-württembergische und schweizer Institutionen beteiligt sind, wurde<br />

auf der Tagung in Langenargen der Öffentlichkeit vorgestellt. Es umfasst Simulationen zukünftiger Wetterverhältnisse und entsprechender<br />

Einflüsse auf den See, etwa auf die Schichtung, die Erneuerung des Tiefenwassers und damit verbunden die Entwicklung<br />

der Sauerstoffkonzentration am Seegrund. Diese ist auch für die zukünftige Trinkwasserversorgung der Region von<br />

großer Bedeutung. Aber es soll nicht nur modelliert, sondern auch gemessen werden. So hat bereits eine mehrjährige Messkampagne<br />

zur Analyse langfristiger <strong>Wasser</strong><strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chprozesse beispielsweise zwischen Flachwasserzone und Freiwasser bereich<br />

begonnen.<br />

Auch einem wichtigen angewandten Aspekt widmet sich KLIMBO: So soll die potenzielle Nutzung des Wärme- und Kälteinhalts<br />

des Sees zum Heizen und Kühlen von Gebäuden mit Hilfe von Wärmepumpen erkundet werden. In der Schweiz wird diese<br />

Energiequelle bereits genutzt. Auch am Bodensee gebe es bereits entsprechende Anfragen, wurde auf der Tagung berichtet. Vor<br />

einer Genehmigung müssen aber zunächst wichtige Fragen zur umwelt-verträglichen Nutzung dieser Energiequelle geklärt werden,<br />

so etwa die Auswirkungen der Rückführung von erwärmtem – oder gekühltem – <strong>Wasser</strong> auf die Schichtung im See sowie<br />

mög licher Folgen der zusätzlichen Erwärmung im Sommer und der Auskühlung im Winter.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1135


Nachrichten<br />

Branche<br />

Auslobung zum Muelheim Water Award 2012<br />

startet im Januar<br />

Der Muelheim Water Award geht<br />

in die vierte Runde: Die Ausschreibung<br />

für das Jahr 2012 steht<br />

kurz bevor. Die Bewerbungsfrist<br />

läuft vom 01. Januar bis 29. Februar<br />

2012, 12.00 Uhr MEZ. Das Auslobungsthema<br />

lautet wieder: „Fortschritte<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und der <strong>Abwasser</strong>entsorgung“.<br />

Der Muelheim Water Award ist<br />

mit einem Preisgeld in Höhe von<br />

insgesamt 20 000,00 Euro dotiert. Er<br />

richtet sich an nationale und internationale<br />

Bewerber <strong>aus</strong> ganz<br />

Europa.<br />

Die Durchführung und Organisation<br />

des Preises erfolgt im Auftrag<br />

der Träger RWE Aqua GmbH und<br />

RWW Rheinisch-Westfälische <strong>Wasser</strong>werksgesellschaft<br />

mbH durch<br />

die IWW Rheinisch-Westfälisches<br />

Institut für <strong>Wasser</strong>forschung ge -<br />

meinnützige GmbH.<br />

Die Verleihung des Muelheim<br />

Water Award 2012 erfolgt im Rahmen<br />

der 5. Water Contamination<br />

Emergencies Conference, die vom<br />

19. bis 21. November 2012 in Mülheim<br />

an der Ruhr stattfinden wird.<br />

Mit dem Muelheim Water Award<br />

werden her<strong>aus</strong>ragende Projekte zur<br />

praxisorientierten Forschung und/<br />

oder Implementierung innovativer<br />

Konzepte <strong>aus</strong>gezeichnet. Sie sollen<br />

zur Verbesserung der wasserwirtschaftlichen<br />

Situation in Europa beitragen.<br />

Eingeschlossen sind auch<br />

Ingenieur-, Management- oder Planungsleistungen.<br />

Er wird alle zwei<br />

Jahre vergeben.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.muelheim-water-award.com<br />

Im Jahr 2010 sprach sich die<br />

international besetzte Jury für die<br />

Prämierung des Projekts von Prof.<br />

Dr. Thomas Egli und seines interdisziplinären<br />

Teams des Schweizer<br />

<strong>Wasser</strong>forschungsinstituts Eawag<br />

und der <strong>Wasser</strong>versorgung Zürich<br />

<strong>aus</strong>. „Entwicklung neuer, auf Durchflusszytometrie<br />

basierender Methoden<br />

für die mikrobiologische Analyse<br />

von Trinkwasser und ihre<br />

Anwendung in der Praxis “ lautete<br />

der Titel des Gewinnerprojektes.<br />

Egli und sein Team überzeugten die<br />

Jury mit einer neuen praxistauglichen<br />

Methode zur Bewertung<br />

von Trinkwässern <strong>aus</strong> hygienischer<br />

Sicht.<br />

Kontakt:<br />

Koordinationsbüro des<br />

Muelheim Water Award,<br />

c/o IWW Rheinisch-Westfälisches Institut<br />

für <strong>Wasser</strong>forschung gGmbH,<br />

Moritzstraße 26,<br />

D-45476 Mülheim an der Ruhr,<br />

Tel. (0208) 40303-0,<br />

Fax (0208) 40303-80,<br />

E-Mail: info@muelheim-water-award.com,<br />

www.muelheim-water-award.com<br />

www.wassertermine.de<br />

50 Jahre kreative Ingenieurleistungen<br />

Die Franz Fischer Ingenieurbüro<br />

GmbH feiert in diesem Jahr ihr<br />

50-jähriges Bestehen. Unter dem<br />

Motto Kreative Ingenieurleistungen<br />

für eine intakte Umwelt erbringt sie<br />

Planungs- und Beratungsleistungen<br />

in den Bereichen <strong>Wasser</strong>, <strong>Abwasser</strong>,<br />

Straßen, Gewässer und Energie.<br />

Qualität und Zuverlässigkeit bilden<br />

die Basis für langjährige Kundenbeziehungen<br />

mit vorwiegend<br />

öffent lichen Auftraggebern. Das<br />

fortgeschrittene Qualitätsmanagement<br />

ist seit 15 Jahren zertifiziert –<br />

die gesteckten Ziele und deren<br />

Erfüllung sind im Internet einsehbar.<br />

Zu den langjährigen Standorten<br />

Dortmund, Erftstadt, Koblenz<br />

und Solingen ist im vergangenen<br />

Jahr der Standort Düsseldorf neu<br />

hinzugekommen.<br />

Neben den klassischen Ingenieurleistungen<br />

bildet die technischwirtschaftliche<br />

und organisatorische<br />

Beratung einen wesentlichen<br />

Schwerpunkt. Das Tätigkeitsfeld in<br />

diesem Bereich erstreckt sich von<br />

der Vermögensbewertung für Ka -<br />

nal, Straße und Versorgung über<br />

Beitrags- und Gebührenkalkulationen<br />

bis hin zu Kanalsanierungsstrategien,<br />

Pavement-Management-<br />

Systemen und Organisationskonzepten<br />

zur Dichtheitsprüfung. Die<br />

hierfür erforderlichen EDV-Dienstleistungen<br />

werden durch die<br />

Dezember 2011<br />

1136 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

Nachrichten<br />

Schwesterfirma Teamplan EDV<br />

GmbH erbracht.<br />

Auch die Weiterbildung wird<br />

groß geschrieben, sowohl im eigenen<br />

Unternehmen, als auch darüber<br />

hin<strong>aus</strong>. So haben schon vier Mitarbeiter<br />

als Referenten beim Lehrgang<br />

zum Zertifizierten Berater<br />

Grundstücks entwässerung mitgewirkt.<br />

Und bereits zum 14. Mal veranstaltet<br />

die Franz Fischer Ingenieurbüro<br />

GmbH das Fachgespräch<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft, diesmal zum<br />

Thema „Kanalnetzmanagement“.<br />

Die Veranstaltung findet am<br />

26. Januar in Köln statt.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.fischer-teamplan.de<br />

Vorstand und Geschäftsführer: Olaf Krahn, Dr. Wolfgang Kampfmann,<br />

Ralf Ostermann, Axel Pohle, Ralf Puderbach, Bernd Schumacher, Peter<br />

Möseler, Erwin Wagner, Michael Hippe (v.l.n.r.).<br />

Aus ITT wird Xylem<br />

Xylem Water Solutions Deutschland<br />

GmbH ist der neue Name<br />

der ITT Water & Wastewater<br />

Deutschland GmbH (vormals ITT<br />

Flygt Pumpen GmbH). Mit dieser<br />

Umfirmierung macht die Vertriebsorganisation<br />

für die Marken<br />

Flygt, Wedeco, Leopold, Sanitaire<br />

und Godwin seit November einen<br />

neuen Entwicklungsschritt.<br />

Hintergrund der neuen Namensgebung<br />

ist die Ausgliederung der<br />

<strong>Wasser</strong>technikunternehmen <strong>aus</strong><br />

der ITT Corporation. Xylem bedient<br />

den globalen Markt für <strong>Wasser</strong>technik<br />

und -dienstleistungen über ein<br />

Vertriebsnetz <strong>aus</strong> direkter Vertriebsstruktur<br />

und indirekten Partnern.<br />

Die Produkte und Leistungen<br />

betreffen den gesamten <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />

und sind entscheidend für<br />

Gewinnung, Verteilung und Nutzung<br />

sowie Behandlung und Kontrolle<br />

von <strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong>.<br />

„Dies ist ein wesentlicher Schritt<br />

hin zu einem Unternehmen, das<br />

durch seine Fokussierung <strong>aus</strong>schließlich<br />

im Bereich <strong>Wasser</strong> und<br />

<strong>Abwasser</strong> neue Akzente setzen<br />

wird. Diese einzigartige Ausrichtung<br />

ermöglicht es uns, in Verbindung<br />

mit unserer jahrzehntelangen<br />

Erfahrung der Innovationsführer<br />

mit dem Anspruch höchster Qualität<br />

für unsere Kunden zu sein“, sagt<br />

Kl<strong>aus</strong> Katzfuß-Krakau, Geschäftsführer<br />

der deutschen Vertriebsorganisation<br />

mit Sitz in Langenhagen.<br />

Dafür bietet Xylem Water Solutions<br />

wie gewohnt eine breite und in sich<br />

verzahnte Produkt- und Servicepalette<br />

mit marktführenden Technologien<br />

und hoher Anwendungskompetenz.<br />

Das Portfolio besteht<br />

<strong>aus</strong> <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong>- und Entwässerungspumpen,<br />

Rührwerkstechnik,<br />

der Ausrüstung für die primäre<br />

und sekundäre biologische Reinigung<br />

sowie Produkten für die Filtration,<br />

UV-Desinfektion und Ozon-<br />

Oxidation. Damit unterstützt Xylem<br />

Water Solutions ihre Kunden <strong>aus</strong><br />

der Kommune, dem Bau und Bergbau,<br />

der Landwirtschaft und der<br />

Industrie bei der Bewältigung ihrer<br />

wasser- und umwelttechnischen<br />

sowie infrastrukturellen Her<strong>aus</strong>forderungen.<br />

Der Name Xylem (sprich: ’zīləm)<br />

kommt <strong>aus</strong> dem Griechischen und<br />

bezeichnet ein komplexes Leitgewebe<br />

der höheren Pflanzen. Es<br />

dient vornehmlich dem <strong>Wasser</strong>transport<br />

– von den Wurzeln bis in<br />

die Blätter. Technisch gesehen ist<br />

genau das unsere Kernkompetenz.<br />

Das Unternehmen verbindet damit<br />

den Anspruch, integrierte und<br />

höchst effiziente Lösungen zu<br />

schaffen, die für die Kunden eine<br />

intelligente <strong>Wasser</strong>nutzung ermöglichen.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.flygt.de<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />

Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />

Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />

Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />

www.aquadosil.de<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1137


Nachrichten<br />

Branche<br />

Ideen treffen Entscheider<br />

Nachbericht zum Kongress der <strong>Wasser</strong>- und Energiewirtschaft en 3 in Berlin<br />

andel’s Hotel, Berlin.<br />

Wenn sich die Spitzenkräfte <strong>aus</strong><br />

<strong>Wasser</strong>- und Energiewirtschaft<br />

zum Branchengipfel treffen,<br />

haben sie dafür eine feste Adresse:<br />

das andel’s Hotel in Berlin, wohin<br />

das Netzwerk e.qua am 21./22.<br />

November zur bereits zweiten Ausgabe<br />

des Fachkongresses en 3<br />

(energy. environment. engineering.)<br />

eingeladen hatte. Mit über 250<br />

Besuchern, 40 Ausstellern in der<br />

integrierten Messe und einem innovativen<br />

Programm dokumentierte<br />

die Veranstaltung eindrucksvoll, wie<br />

ein Event doppelt wachsen kann –<br />

in Größe und Qualität.<br />

Das Vorabendprogramm<br />

Bereits zur Messeeröffnung im Rahmen<br />

der Vorabendveranstaltung<br />

konnte Ralf Strothteicher, Mitglied<br />

im Aufsichtsgremium des Netzwerks<br />

e.qua, das auch dieses Jahr<br />

als Schirmherr der en 3 fungierte,<br />

zahlreiche Gäste begrüßen. Belohnt<br />

wurde deren rechtzeitiges Erscheinen<br />

durch eine kurzweilige Innovationshow:<br />

„10 Minutes“ – sechs<br />

Referenten à zehn Minuten Redezeit,<br />

die zusammen eine Stunde<br />

Information über hochaktuelle<br />

technische Ansätze boten.<br />

Moderiert von Sabine Thümler,<br />

Pressesprecherin der Berliner<br />

Stadtreinigung, diesjähriger Sponsor<br />

der en 3 , wandte sich das unterhaltsame<br />

Format zunächst scheinbar<br />

Altbekanntem zu: Mario Spiewack<br />

vom Zentrum für Produkt-,<br />

Verfahrens- und Prozessinnovationen<br />

(ZPVP) referierte über die<br />

Renaissance der Stromgewinnung<br />

mittels <strong>Wasser</strong>rädern in Fließgewässern.<br />

Ihm schloss sich Saskia<br />

Wohlgemuth von der EURAWAS-<br />

SER Aufbereitungs- und Entsorgungs<br />

GmbH an, die den FlocFormer,<br />

eine neuartige Methode zur<br />

Klärschlammkonditionierung vorstellte.<br />

Dr. Lutz Schulze, Referatsleiter<br />

des acqua è vita <strong>Wasser</strong>forum<br />

e. V., verlieh der Forderung nach<br />

sauberem Trinkwasser inhaltlich<br />

Nachdruck, bevor Taco Holthuizen,<br />

Mitglied des Ingenieur-Pools eZeit,<br />

den „Dämmungswahn“ bei der<br />

energetischen Betrachtung von<br />

Gebäuden hinterfragte und stattdessen<br />

Systemlösungen für eine<br />

Vollversorgung mit Gratisenergie<br />

vorstellte, darunter den innovativen<br />

Wärmespeicher eTank. Mit dem<br />

Programm kliEN – Klimaschutz und<br />

Energieeffizienz brachte Volker<br />

Broekmans von hanse<strong>Wasser</strong> den<br />

Besuchern eine Neuheit des Bremer<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgers näher.<br />

Und als Schlussredner der Innovationsshow<br />

zeichnete Mark Biesalski,<br />

Leiter der Uhrig Kanaltechnik,<br />

seine Vision von der Nutzung<br />

industrieller Abwärme über das<br />

Nahwärmenetz Kanal.<br />

Dass das andel’s Hotel beim<br />

Nachliefern der im Anschluss an die<br />

Innovationsshow heiß begehrten<br />

Berliner Currywurst oft länger als<br />

die programmatischen „10 Minutes“<br />

benötigte, mag als Flexibilitätstest<br />

für die Besucher gewertet werden.<br />

T<strong>aus</strong>chgeschäfte zwischen jenen<br />

Gästen, die Currywurst ohne Brot<br />

ergattert hatten, und solchen, die<br />

Brot ohne Currywurst auf ihren Tellern<br />

vorfanden, kamen der allgemeinen<br />

Kommunikation jedenfalls<br />

zu Gute.<br />

Am Ende dürfte niemand mit<br />

knurrendem Magen das Highlight<br />

des Vorabendprogramms aufgesucht<br />

haben: ein mitreißender Vortrag<br />

von Management-Coach Jörg<br />

Löhr, der im Rahmen des Themas<br />

„Erfolg und Motivation in Zeiten der<br />

Veränderung“ beispielsweise erläuterte,<br />

warum man manch „quakenden<br />

Frosch“ in die Luft werfen<br />

müsse, um her<strong>aus</strong>zufinden, wie viel<br />

„Adler-Potenzial“ in den eigenen<br />

Mitarbeitern stecke. Nicht zuletzt<br />

die rhetorische Brillanz des Redners<br />

sorgte dafür, dass die Zuhörer noch<br />

lange – und bestgelaunt – seine<br />

Thesen beim abendlichen Zusammenkommen<br />

im sky.café hoch über<br />

den Dächern der Hauptstadt diskutierten.<br />

Der Kongresstag<br />

Am zweiten Veranstaltungstag<br />

schlossen sich pünktlich um 9 Uhr<br />

die Türen des gut gefüllten Kongresssaals<br />

hinter den Besuchern der<br />

en 3 , wo sie – nach einem Kaffee<br />

während des morgendlichen Messerundgangs<br />

– von Gunda Röstel<br />

herzlich zur Fachtagung begrüßt<br />

wurden. Die ehemalige Spitzenpolitikerin<br />

von Bündnis 90/Die Grünen,<br />

heute kaufmännische Geschäftsführerin<br />

der Stadtentwässerung<br />

Dresden, führte in diesem Jahr als<br />

bestens aufgelegte Moderatorin<br />

durch die Veranstaltung.<br />

Dezember 2011<br />

1138 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

Nachrichten<br />

Mit Dr. Christiane Markard, Leiterin<br />

des Fachbereichs „Gesundheitlicher<br />

Umweltschutz, Schutz der<br />

Ökosysteme“ im Umweltbundesamt,<br />

die für ihren kurzfristig verhinderten<br />

Kollegen Jochen Flasbarth,<br />

Präsident des Umweltbundesamtes,<br />

eingesprungen war, und Berlins<br />

scheidendem Wirtschaftssenator<br />

Harald Wolf wünschten gleich zwei<br />

Grußredner der en 3 gutes Gelingen.<br />

Besonders Harald Wolf lobte die<br />

differenzierende Diktion der Veranstaltung<br />

und ihr zu Berlin passendes<br />

Leitthema „energy. environment.<br />

engineering.“ sowie die Arbeit des<br />

Netzwerks e.qua, das immer wieder<br />

durch sein gen<strong>aus</strong>o frisches wie<br />

fachlich fundiertes Auftreten auffällt.<br />

Den Auftakt der Fachbeiträge<br />

<strong>aus</strong> <strong>Wasser</strong>- und Energiewirtschaft<br />

machte Dr. Michael Beckereit, der<br />

über die energetischen Maßnahmen<br />

des <strong>Wasser</strong>versorgers HAM-<br />

BURG WASSER berichtete und als<br />

dessen Geschäftsführer betonte,<br />

dass Wirtschaftlichkeit immer ein<br />

wichtiges Umsetzungskriterium für<br />

sein Unternehmen sein müsse.<br />

Vertiefend auf das Thema Energie<br />

eingehend stellte er auch die ebenfalls<br />

von ihm geführte HAMBURG<br />

ENERGIE vor.<br />

Über zukunftsfähige Konzepte<br />

und Technologien für eine energieeffiziente<br />

und ressourcenschonende<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft referierte<br />

MinDirig Wilfried Kr<strong>aus</strong>, Leiter der<br />

Abteilungen „Nachhaltigkeit, Klima,<br />

Energie“ sowie „Zukunftsvorsorge –<br />

Forschung für Grundlagen und<br />

Nachhaltigkeit“ im Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung<br />

(BMBF). In seinem Vortrag formulierte<br />

er nicht nur die Erwartungen<br />

der Politik an die <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

sondern warb auch für das neu für<br />

die Branche aufgelegte Förderprogramm<br />

„Nachhaltiges <strong>Wasser</strong>management“<br />

(NaWaM).<br />

Die an den Beitrag von Wilfried<br />

Kr<strong>aus</strong> anschließende Kaffee-P<strong>aus</strong>e<br />

bot den Teilnehmern Gelegenheit<br />

zum gedanklichen Aust<strong>aus</strong>ch, vor<br />

allem aber, die Stände der Aussteller<br />

Auch heuer war die Ausstellung wieder gut besucht.<br />

in der Messehalle zu besuchen. Das<br />

bereits 2010 bewährte Konzept,<br />

Ausstellung und Catering räumlich<br />

miteinander zu verbinden, war auch<br />

in diesem Jahr sichtbar förderlich<br />

für die Besucherfrequenz auf den<br />

Präsentationflächen.<br />

Teil 2 des Kongressprogramms<br />

wurde durch ein interessantes Referat<br />

über energetische Potenziale für<br />

den wasserwirtschaftlichen Betrieb<br />

der Hauptstadt eingeläutet, das der<br />

technische Vorstand der Berliner<br />

<strong>Wasser</strong>betriebe, Dr. Georg Grunwald,<br />

eloquent vortrug. Darin<br />

machte er deutlich, dass Energieautarkie<br />

nicht alleine das Kriterium<br />

für die energetische Bewertung<br />

der Anlagen des Unternehmens<br />

sein dürfe.<br />

In Vertretung für den Vorstandsvorsitzenden<br />

der EMSCHERGENOS-<br />

SENSCHAFT, Dr. Jochen Stemplewski,<br />

berichtete dessen Abteilungsleiter<br />

Strategisches Flussgebietsmanagement,<br />

Ekkehard Pfeiffer,<br />

über innerbetriebliche Projekte des<br />

Zweckverbands und dessen energetische<br />

Innovationen für die<br />

<strong>Wasser</strong> wirtschaft.<br />

Dass man nicht nur energetisch<br />

Gutes tun, sondern auch darüber<br />

reden sollte, bekannte – ungeachtet<br />

aller hanseatischen Zurückhaltung<br />

– der Geschäftsführer der Bremer<br />

hanse<strong>Wasser</strong>, Jörg Broll-Bickhardt.<br />

In seinem Vortrag gewährte er Einblicke<br />

<strong>aus</strong> erster Hand zu Unternehmensprojekten<br />

wie das bereits in<br />

der Innovationsshow vorgestellte<br />

Programm kliEN, mit denen der private<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorger sein ambitioniertes<br />

Ziel „hanse<strong>Wasser</strong> – 2015<br />

klimaneutral“ verfolgt.<br />

Praktischen Verfahrens- und Produktbezug<br />

zu den in den Kongressbeiträgen<br />

vorgestellten Konzepten<br />

erhielten die Besucher während der<br />

<strong>aus</strong>giebigen Mittagsp<strong>aus</strong>e an den<br />

Ständen in der Messehalle. Hier<br />

sorgten drei loungeähnliche „Themeninseln“<br />

für eine übersichtliche<br />

Strukturierung der Aussteller und<br />

boten zugleich ein atmosphärisches<br />

Umfeld, um bei spannenden<br />

Gesprächen das kulinarische Angebot<br />

genießen zu können.<br />

Nach der Mittagsp<strong>aus</strong>e wurde<br />

der Kongress zunächst mit einer<br />

Preisverleihung im Rahmen des von<br />

e.qua bundesweit durchgeführten<br />

Ideenwettbewerbs „Leuchtturmprojekte“<br />

fortgesetzt. Als erster Preisträger<br />

der Kampagne durfte sich die<br />

<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1139


Nachrichten<br />

Branche<br />

Gemeinde Wildau <strong>aus</strong> dem brandenburgischen<br />

Landkreis Dahme-<br />

Spreewald über eine kostenlose<br />

Machbarkeitsstudie freuen, mit der<br />

das Netzwerk die Ideenskizze „Energiegebiet<br />

Wildau“ prämierte. Kommunen<br />

sind auch weiterhin aufgerufen,<br />

an dem von Modera torin<br />

Gunda Röstel noch einmal kurz vorgestellten<br />

Wettbewerb im Bereich<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung teilzunehmen.<br />

Hatte sich der Kongress bis<br />

hierher vor allem mit dem Schwerpunkt<br />

<strong>Abwasser</strong> beschäftigt, kam<br />

jetzt auch die Fachrichtung <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

zu Wort. Hermann<br />

Löhner, Leiter <strong>Wasser</strong>anlagen- und<br />

Beschaffung der EnBW Regional<br />

AG, und Dr. Michael Plath von der<br />

DVGW-Forschungsstelle an der TU<br />

Hamburg Harburg zeigten anhand<br />

nachvollziehbarer Praxisbeispiele<br />

auf, wie unerwartet hoch die energetischen<br />

Potenziale auch in dieser<br />

Sparte der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

sind.<br />

Über die wirtschaftlichen Sorgen<br />

wasserwirtschaftlicher Unternehmen<br />

in vielen Regionen Deutschlands<br />

informierte der hochinteressante<br />

Vortrag von Jens-Erik Wegner,<br />

Geschäftsführer der LWG – L<strong>aus</strong>itzer<br />

<strong>Wasser</strong> GmbH & Co. KG. Anhand der<br />

von seinem Unternehmen ergriffenen<br />

Maßnahmen zur Stärkung der<br />

LWG in einer strukturschwachen<br />

Region wie der L<strong>aus</strong>itz konnte er<br />

aber auch nachdrücklich belegen,<br />

auf welche Weise sich Her<strong>aus</strong>forderungen<br />

heute als Chance nutzen<br />

lassen.<br />

Über die Entwicklung der Energiewirtschaft<br />

<strong>aus</strong> der Perspektive<br />

eines Energieversorgungsunternehmens<br />

(EVU) sprach der Generalbevollmächtigte<br />

Technik, Dr. Hans-<br />

Josef Zimmer, des Baden-Württembergischen<br />

Energiekonzerns EnBW.<br />

Vor dem Hintergrund der geplanten<br />

Energiewende erläuterte er den<br />

Fachbesuchern Aussichten zur Versorgungssicherheit<br />

– nicht nur für<br />

die <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />

Aussteller<br />

Firma<br />

Produkthighlight<br />

Firma<br />

Produkthighlight<br />

Firma<br />

Produkthighlight<br />

Netzwerk e.qua<br />

OTT System GmbH & Co.<br />

Gelsenwasser AG/<br />

Stadtentwässerung<br />

Dresden<br />

Uhrig Kanaltechnik GmbH<br />

Brandenburger Liner<br />

GmbH & Co. KG<br />

Herborner Pumpenfabrik<br />

Frank & Krah Wickelrohr GmbH<br />

UNITECHNICS KG<br />

Umwelttechnische Systeme<br />

HOBAS Rohre GmbH<br />

HUBER SE<br />

VTA Deutschland GmbH<br />

NIVUS GmbH<br />

GFM Beratende<br />

Ingenieure GmbH<br />

PEWO Energietechnik GmbH<br />

Schneider Electric GmbH<br />

hanse<strong>Wasser</strong> Bremen GmbH<br />

Kompendium<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

MAGNUM Flächenbelüfter<br />

Pilotprojekt<br />

"Wärme <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong>"<br />

Therm-Liner<br />

Brandenburger Heatliner ®<br />

Permanent-Magnet-Motor IE3<br />

PKS ® -THERMPIPE-Rohrsystem<br />

<strong>Wasser</strong>verschlusssystem FRK-3<br />

HOBAS NC Line ®<br />

Wärmet<strong>aus</strong>cher, HOBAS GFK<br />

Vortriebsrohre, HOBAS GFK<br />

Industrierohrsysteme<br />

ThermWin ® Verfahren,<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmet<strong>aus</strong>cher RoWin<br />

VTA- Nanofloc-Mikroturbinen<br />

und Desintegrationsanlagen<br />

Die nächste Generation der<br />

Durchflussmessungen<br />

Pilotprojekt<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

Straubing<br />

Halbschalen-Absorber<br />

Doppelmantelwärmeübertrager<br />

Automatisierungstechnik und<br />

Energieverteilung<br />

KLIEN Klimaschutz und<br />

Energie-Effizienz, Energie-<br />

Effizienz-Analysen für<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigungs-<br />

Anlagen<br />

KASAG Langnau<br />

GWU-Umwelttechnik GmbH/<br />

Flow-Tec<br />

EURAWASSER Aufbereitungsund<br />

Entsorgungs GmbH<br />

ABB Automation<br />

Products GmbH<br />

Bierhals <strong>Wasser</strong> Consult/<br />

VTAA<br />

KUBRA GmbH Industrieund<br />

Kunststofftechnik<br />

acqua è vita<br />

<strong>Wasser</strong>forum e.V.<br />

eco.s<br />

ENREGIS GmbH<br />

KMG<br />

REHAU AG + Co<br />

Druckrohrwärmet<strong>aus</strong>cher<br />

KASAG PRESSUREPIPE ® ,<br />

Reinigbarer Wärmet<strong>aus</strong>cher<br />

KASAG CLEAN ®<br />

Flow-Dar: Mobiles berührungsloses<br />

Durchfulssmessgerät<br />

Innovative Klärschlammkonditionierung<br />

mit dem<br />

FlocFormer<br />

AC500 Ihre SPS für Pumpen<br />

PSE Softstarter<br />

Energieanalysen zur Steigerung<br />

der Energieeffizienz in <strong>Wasser</strong>und<br />

<strong>Abwasser</strong>anlagen<br />

Schacht für <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

in Entwicklung<br />

Zertifizierung von Anlagen<br />

der Trinkwasserinstallation<br />

zur Erhöhung der Sicherheit<br />

der Trinkwasserversorgung<br />

Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

und Planungsleistungen für<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzungsprojekte<br />

Symbiose <strong>aus</strong> Energie<br />

und <strong>Wasser</strong><br />

innovative Erdwärmeerschließungskonzepte<br />

SPR Wickelrohrverfahren:<br />

für grabenlose Sanierung<br />

der <strong>Abwasser</strong>kanäle<br />

Nordipipe:<br />

Liner für grabenlose<br />

Sanierung der Druckrohre<br />

Nachhaltiges<br />

<strong>Wasser</strong>management<br />

ZPVP Zentrum für Produkt-,<br />

Verfahrens- und<br />

Prozessinnovationen GmbH<br />

Viessmann<br />

Deutschland GmbH<br />

HTI Bär- & Ollenroth<br />

Handel KG<br />

DWA Deutsche Vereinigung<br />

für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />

und Abfall e.V.<br />

Hei-Tech<br />

Umweltcluster<br />

Bayern<br />

Blue Synergy GmbH<br />

eZeit Ingenieure GmbH<br />

Phoenix Contact<br />

Deutschland GmbH<br />

Dutch Solar Systems B.V.<br />

Berliner<br />

<strong>Wasser</strong>betriebe<br />

Jaske & Wolf<br />

Mobile<br />

Flusswasserkraftanlage<br />

RIVER RIDER<br />

Wärmepumpen für Grundwasser<br />

und <strong>Abwasser</strong>wärmetechnik<br />

Effiziente und wassersparende<br />

Bewässerung<br />

DWA- Regelwerk,<br />

Fachpublikationen<br />

Wärmet<strong>aus</strong>cher für<br />

Duschwasser Recoh-vert,<br />

Recoh-tray, Recoh-multivert<br />

Arbeitskreis<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

Energy Converter High-Flex<br />

eTank Solarspeicher<br />

Steuerungstechnik<br />

Duschwasserwärmet<strong>aus</strong>cher<br />

<strong>Wasser</strong>- und Stromversorgung<br />

in einer Mediensäule für<br />

Wochenmärkte u.Ä.<br />

Automatisch Selbstreinigender<br />

Wärmet<strong>aus</strong>cher DUPUR ®<br />

Dezember 2011<br />

1140 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

Nachrichten<br />

Nach einer zweiten Kaffee-P<strong>aus</strong>e – noch einmal<br />

Gelegenheit für einen Besuch der Messe und den fachlichen<br />

Aust<strong>aus</strong>ch unter Kollegen – steuerte die en 3 auf<br />

den Schlussteil der Tagung zu.<br />

Darin zeigte die Vorstandsvorsitzende der Berliner<br />

Stadtreinigung BSR, Vera Gäde-Butzlaff, eindrucksvoll<br />

auf, welchen Beitrag ein städ tisches Entsorgungsunternehmen<br />

zur Energieversorgung der Hauptstadt leisten<br />

kann und mit welchen Maßnahmen die BSR ihr Klimaschutzabkommen<br />

mit der Stadt Berlin erfüllt.<br />

Das „Kongress-Finale“ gebührte einem „Altbekannten“,<br />

der aufgrund großer Resonanz im Vorjahr erneut<br />

als Schlussredner der Veranstaltung eingeladen worden<br />

war: Prof. Dr. Dr. Radermacher, Mitglied des Club of<br />

Rome, fesselte die Zuhörer erneut mit einem gen<strong>aus</strong>o<br />

nachdenklichen wie spannend vorgetragenen Plädoyer<br />

für den Klimaschutz und schärfte – nach zahlreichen<br />

branchenspezifischen Vorträgen – noch einmal das<br />

Bewusstsein für das „große Ganze“, um einer weiteren<br />

Erderwärmung mit den letzten verbleibenden Mitteln<br />

entgegenzu treten.<br />

Wer wollte, konnte den späten Nachmittag zu einem<br />

letzten Come Together in der Messe nutzen, auf der sich<br />

in diesem Jahr ein besonders breites Spektrum an Fach<strong>aus</strong>stellern<br />

mit zahlreichen Verfahrens- und Produkt-<br />

Highlights präsentiert hat (siehe Tabelle).<br />

Schlussbemerkung des Schirmherrn<br />

„Das Netzwerk e.qua bedankt sich herzlich bei allen Ausstellern,<br />

den verehrten Besuchern, jedem Referenten und<br />

unserem Sponsor BSR für einen interessanten Branchengipfel<br />

und einen gelungenen Kongress en 3 .<br />

Ein besonderer Dank gilt unserer tollen Moderatorin,<br />

Gunda Röstel, die ganz im Sinne von e.qua mit viel Charme<br />

und einer ordentlichen Portion Humor durch den Kongresstag<br />

geführt hat. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen zur<br />

dritten Ausgabe der Veranstaltung 2012 in Berlin und wünschen<br />

schöne Feiertage und einen angenehmen Jahreswechsel.“<br />

<br />

<br />

Andreas Koschorreck<br />

Geschäftsführer e.qua<br />

<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

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Datum, Unterschrift<br />

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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail)<br />

oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt<br />

die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>gwf</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene<br />

Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag<br />

oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben<br />

werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Nachrichten<br />

Vereine, Verbände und Organsisationen<br />

DVGW zur möglichen Anrufung des Vermittlungs<strong>aus</strong>schusses<br />

zum CO 2 -Speicherungsgesetz<br />

Strenges Monitoring etwaiger Risiken unterirdischer CO 2 -Lagerung erforderlich<br />

Anlässlich der in Kürze zu erwartenden<br />

Entscheidung der Bundesregierung,<br />

den Vermittlungs<strong>aus</strong>schuss<br />

zu einem Kompromiss über<br />

das CO 2 -Speicherungsgesetz anzurufen,<br />

hat der DVGW Deutscher Verein<br />

des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches bei<br />

der potenziellen Anwendung der<br />

CO 2 -Speicher-Technologie zur Vorsicht<br />

gemahnt und ein strenges<br />

Monitoring etwaiger Risiken gefordert.<br />

Der DVGW begrüßt, dass es<br />

sich bei dem vom Bundestag<br />

beschlossenen und vom Bundesrat<br />

zuletzt abgelehnten Gesetz zur<br />

Abscheidung, zum Transport und<br />

zur unterirdischen Speicherung von<br />

Kohlendioxid lediglich um ein<br />

Demonstrationsgesetz handelte.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> erkennt der<br />

DVGW auch schwer kalkulierbare<br />

Risiken bei der CO 2 -Speicher-Technologie,<br />

weil sich viele Aspekte der<br />

Anwendung noch im Forschungsstadium<br />

befinden. Insbesondere bei<br />

der unterirdischen CO 2 -Lagerung<br />

gebe es noch viele offene Fragen,<br />

die in künftigen Forschungs- und<br />

Demonstrationsprojekten beantwortet<br />

werden müssten. Die Grundsätze<br />

eines vorsorgenden Gewässerschutzes<br />

müssten hierbei umfassend<br />

berücksichtigt werden.<br />

So sei etwa die Frage, welche<br />

hydrochemischen oder geohydraulischen<br />

Auswirkungen die Speicherung<br />

von Kohlendioxid im Untergrund<br />

auf die Ressource Grundwasser<br />

haben könne, bislang nicht<br />

hinreichend beantwortet worden.<br />

Insbesondere Fragen der Dichtigkeit<br />

der vorgesehenen Speicher, der<br />

Verdrängung von Tiefensalzwässern<br />

in obere Grundwasserleiter und der<br />

noch unklaren Zusammensetzung<br />

des zur Verpressung zugelassenen<br />

Kohlendioxids seien noch offen. In<br />

diesem Zusammenhang sei ein<br />

strenges und umfassendes Monitoring<br />

bereits weit vor Beginn einer<br />

Verpressungsmaßnahme und über<br />

längere Zeiträume erforderlich. Die<br />

Forschungsergebnisse müssten<br />

unter angemessener Beteiligung<br />

der <strong>Wasser</strong>wirtschaft transparent<br />

dargestellt und offen kommuniziert<br />

werden, fordert der DVGW.<br />

Das kontrovers diskutierte CCS-<br />

Gesetz (Carbon Dioxide Capture<br />

and Storage) war im Sommer<br />

zunächst vom Bundestag beschlossen<br />

worden. Der Bundesrat stimmte<br />

in seiner Plenarsitzung am 23. September<br />

2011 jedoch mehrheitlich<br />

gegen den Entwurf. Deutschland<br />

hätte bis Juni diesen Jahres eine<br />

entsprechende EU-Richtlinie zum<br />

CCS umsetzen müssen. Die Bundesregierung<br />

müsste nun CO 2 -Speicher<br />

für das gesamte Bundesgebiet <strong>aus</strong>schließen<br />

oder den Vermittlungs<strong>aus</strong>schuss<br />

von Bund und Ländern<br />

anrufen, um einen Kompromiss herbeizuführen.<br />

Die Umsetzung der<br />

EU-Richtlinie zum CCS in deutsches<br />

Recht sollte eine Perspektive für<br />

eine klimaverträgliche Energieversorgung<br />

und eine CO 2 -emissionsarme<br />

Industrieproduktion aufzeigen.<br />

Davon losgelöst, begrüßt der<br />

DVGW, dass die Erstellung der technischen<br />

Regeln für den CO 2 -Transport<br />

in Pipelines analog § 49 Energiewirtschaftsgesetz<br />

geregelt ist<br />

und damit auf dem bewährten Instrument<br />

der technischen Selbstverwaltung<br />

des Gasfaches im DVGW<br />

gründet. Der DVGW wird daher entsprechende<br />

technische Regeln für<br />

die Errichtung und den Betrieb von<br />

Anlagen zum Transport von Kohlendioxid<br />

unter Beteiligung aller interessierten<br />

Kreise erstellen. Inter national<br />

(ISO) und europäisch (CEN)<br />

ist die normative Behandlung von<br />

Transport und Speicherung von<br />

Kohlendioxid ebenfalls auf den Weg<br />

gebracht. Die deutsche Spiegelung<br />

des ISO-Themenspektrums wird<br />

offiziell im DVGW-geführten Normen<strong>aus</strong>schuss<br />

Gastechnik (NAGas<br />

im DIN e.V.) erfolgen.<br />

Auf europäischer Ebene (CEN)<br />

wird das entsprechende Normungskomitee<br />

für Gasinfrastruktur (CEN/TC<br />

234) vom NAGas im DIN und somit<br />

ebenfalls vom DVGW geführt. Über<br />

die Normungsschiene DIN-CEN-ISO<br />

ist somit der nationale Regelsetzer<br />

DVGW direkt eingebunden.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.dvgw.de<br />

Dezember 2011<br />

1142 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

NETZWERK WISSEN<br />

Aktuelles <strong>aus</strong> Bildung und Wissenschaft,<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Studienort Oldenburg im Porträt<br />

Zum 26. Oldenburger Rohrleitungsforum im Februar 2012:<br />

""<br />

iro-Leiter Prof. Thomas Wegener im Interview<br />

""<br />

Am Puls der Zeit: Rohrleitungen in neuen Energieversorgungskonzepten<br />

""<br />

Das Institut für Rohrleitungsbau arbeitet und forscht praxisnah<br />

""<br />

Zwickendes Zwerchfell und blubbernde Bäuche beim „Ollnburger Gröönkohlabend“<br />

Zur Jade Hochschule und Oldenburg:<br />

""<br />

Praxisnah studiert man in der Übermorgenstadt<br />

""<br />

Mit dem Kanu unterwegs auf Oldenburgs <strong>Wasser</strong>straßen<br />

Forschungs-Vorhaben und -Ergebnisse<br />

""<br />

Prüf- und Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Hochdruckwasserstrahltechnik<br />

""<br />

Forschungsschwerpunkt „<strong>Abwasser</strong>wärmerückgewinnung“<br />

""<br />

Hoch aufgelöste Messdaten in der Schmutzfrachtmodellierung von Kanalsystemen


NETZWERK WISSEN Einleitung<br />

Vortrag von Prof. Thomas Wegener<br />

beim 25. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Wir haben für jeden etwas Interessantes<br />

im Angebot!<br />

iro-Leiter Prof. Thomas Wegener lüftet das Erfolgsgeheimnis<br />

des Oldenburger Rohrleitungsforums<br />

Am 9. und 10. Februar 2012 trifft sich die Fachwelt <strong>aus</strong> der Baubranche im niedersächsischen Oldenburg zum<br />

26. Oldenburger Rohrleitungsforum. Der Leiter des Instituts für Rohrleitungsbau (iro), welches das Forum organisiert,<br />

Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, erklärt im Interview mit <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> |<strong>Abwasser</strong>, warum man an diesen<br />

zwei Tagen nicht um Oldenburg herumkommt, und stellt die Frage, welche Rolle Rohrleitungen in der<br />

Energieversorgung der Zukunft einnehmen können.<br />

<strong>gwf</strong>: Im Februar nächsten Jahres startet<br />

wieder ein neues Oldenburger<br />

Rohrleitungsforum. Das erste fand im<br />

Jahr 1987 statt, also jährt sich das<br />

Großereignis zum 26. Mal. Herr Prof.<br />

Wegener, entwickelt sich da Routine<br />

oder sind Sie schon aufgeregt?<br />

Prof. Thomas Wegener: Jetzt noch<br />

nicht, es sind ja noch einige Wochen<br />

bis zum Forum, aber ich gebe zu: In<br />

den Tagen und Stunden, bevor es<br />

dann losgeht, da kommt schon ein<br />

wenig Lampenfieber.<br />

<strong>gwf</strong>: Was erhoffen Sie sich von der<br />

Veranstaltung?<br />

Prof. Thomas Wegener: Was ich<br />

mir – auch für alle iro-Mitarbeiter<br />

und Helfer – wünsche, ist eine gut<br />

besuchte Veranstaltung. Mit möglichst<br />

vielen Tagungsteilnehmern<br />

<strong>aus</strong> Deutschland und dem angrenzenden<br />

Ausland sind alle Mühen<br />

der Vorbereitung entlohnt.<br />

<strong>gwf</strong>: Wo setzen Sie dieses Mal<br />

Schwerpunkte?<br />

Prof. Thomas Wegener: Der<br />

Schwer punkt der Veranstaltung ist<br />

im Titel zu erkennen: „Rohrleitungen<br />

– in neuen Energieversorgungs konzepten“.<br />

Rohrleitungen – streng nach<br />

Medien getrennt – sind langlebige<br />

Wirtschaftsgüter. Vor dem Hintergrund<br />

der rasant fortschreitenden<br />

Diskussion und der sich dar<strong>aus</strong> ergebenden<br />

Entwicklung um die Energieversorgung<br />

der nächsten Jahrzehnte<br />

muss schon gefragt werden,<br />

welche Rolle Rohrleitungen haben<br />

Dezember 2011<br />

1144 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

können. Oder um es mit einem Beispiel<br />

auf den Punkt zu bringen:<br />

schon heute muss man sich in einem<br />

Neubaugebiet fragen, ob sich der<br />

flächende ckende Ausbau des Gasverteilnetzes<br />

noch ökonomisch darstellen<br />

lässt. Darüber und über die<br />

dar<strong>aus</strong> entstehenden Folgen lässt<br />

sich trefflich diskutieren.<br />

<strong>gwf</strong>: Die Veranstaltung entwickelte<br />

sich 1985 <strong>aus</strong> einer Ringvorlesung<br />

und richtete sich zunächst nur an Studenten.<br />

Mittlerweile hat das Forum<br />

eine Größe erreicht, die den nationalen<br />

Rahmen bei Weitem sprengt. Auch<br />

internationale Gäste und Aus steller<br />

sind dabei. Was denken Sie, worin<br />

liegt das Geheimnis des Erfolgs?<br />

Prof. Thomas Wegener: Es gibt eine<br />

Reihe von Faktoren, die auf die Entwicklung<br />

günstig einwirken konnten.<br />

Dazu zählt der frühe Zeitpunkt der<br />

Veranstaltung im Wirtschaftsjahr.<br />

Dazu zählt die Umgebung der Hochschule,<br />

das besondere Flair, mit den<br />

vielen, vielen helfen den Studenten<br />

und Studentinnen, welches sich hier<br />

entwickeln kann – man ist eben nicht<br />

in einer mehr oder minder <strong>aus</strong>wechselbaren<br />

Messehalle. Aber auch die<br />

Ge schichte ist wichtig. Das Oldenburger<br />

Rohrleitungsforum wurde groß in<br />

den Zeiten nach dem Mauerfall, als<br />

sich viele Ingenieure und Techniker<br />

<strong>aus</strong> den Neuen Ländern orientieren<br />

wollten und mussten, als die Baubranche<br />

boomte. Dieses Treffen der<br />

Branche hat sich damals etabliert und<br />

ist es bis heute ge blieben.<br />

Zur Person<br />

Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener ist seit 2001 Geschäftsführer der iro<br />

GmbH Oldenburg und seit 2003 Mitglied des Vorstands des iro e.V.<br />

Außerdem lehrt er seit dem 1. September 1999 an der Hochschule in<br />

Oldenburg, der jetzigen Jade Hochschule. Er ist dort Professor für<br />

„Baubetriebslehre“.<br />

Vor seiner Hochschullaufbahn war Prof. Wegener in verschiedenen<br />

Funktionen (Bauleitung, Oberbauleitung, Abteilungsleitung und<br />

Niederlassungsleitung) im Rohrleitungs- und Anlagenbau in Deutschland<br />

und einem guten halben Dutzend Ländern in Europa unterwegs.<br />

„Dort habe ich viel gelernt über die Materie, aber auch über Land und<br />

Leute sowie zum unterschiedlichen Verständnis zur Berufsauffassung“,<br />

erklärt Prof. Wegener in der Rückschau.<br />

<strong>gwf</strong>: Welchen Nutzen können Ingenieure<br />

denn <strong>aus</strong> der Veranstaltung<br />

ziehen?<br />

Prof. Thomas Wegener: Wir versuchen<br />

bei dieser Veranstaltung die<br />

gesamte Bandbreite der Thematik<br />

Rohrleitungen abzudecken. Das<br />

gelingt eigentlich nicht, auch wenn<br />

wir über 120 Referenten und Moderatoren<br />

im Einsatz haben, die in fünf<br />

parallel laufenden Vortragsreihen<br />

ihre Themen zu besonderen Überschriften<br />

vortragen. Was uns<br />

gelingt, ist, dass wir für jeden, der<br />

am Thema Rohrleitungen interessiert<br />

ist, irgendetwas Interessantes<br />

im Angebot haben. Ob <strong>Wasser</strong> oder<br />

<strong>Abwasser</strong>, ob Gas oder Fernwärme,<br />

ob es Verfahrenstechnik oder Materialentwicklung<br />

oder Rechtsfragen<br />

oder Managementprobleme anbelangt:<br />

Es ist für alle Teilnehmer etwas<br />

dabei, was ihnen dann am Arbeitsplatz<br />

später von Nutzen sein kann.<br />

<strong>gwf</strong>: … und die Aussteller?<br />

Prof. Thomas Wegener: Die wissen,<br />

dass hier im Februar die Rohrleitungswelt<br />

zusammenströmt. Man<br />

weiß, dass man sich auf dem Forum<br />

in Oldenburg an diesen zwei Tagen<br />

nicht <strong>aus</strong> dem Wege gehen kann,<br />

man weiß auch, dass man hier in<br />

Oldenburg mit seinem Produkt, seiner<br />

Dienstleistung vertreten sein<br />

muss, um in der Folgesaison zu<br />

punkten. Letztlich erspart man sich<br />

viele, viele Kilometer der Akquisition.<br />

<strong>gwf</strong>: Bei der Organisation des Forums<br />

sind auch Studenten der Jade Hochschule<br />

eingebunden. Welche Chancen<br />

bietet die Veranstaltung den<br />

Studenten?<br />

Prof. Thomas Wegener: Das liegt<br />

auf der Hand: „Kontakte schaden<br />

nur dem, der sie nicht hat“, pflegte<br />

mein langjähriger Chef Günter<br />

Bruns von der Firma Ludwig Freytag<br />

oft zu sagen. Hier kann der Einstieg<br />

in die Berufswelt gesucht und auch<br />

gefunden werden. Abgesehen<br />

davon, dass man sich durch die Mithilfe<br />

bei Auf- und Abbau des Forums<br />

noch einige Euro zum Studentenbudget<br />

dazuverdienen kann.<br />

<strong>gwf</strong>: Ihr persönliches Forumshighlight<br />

im nächsten Jahr: Guss-Rohrsysteme<br />

oder doch eher Grünkohlabend?<br />

Prof. Thomas Wegener: Ach wissen<br />

Sie, es gibt so viele sinnvolle und<br />

tolle Rohrsysteme für die unterschiedlichsten<br />

Einsatzzwecke, da<br />

will ich mich gar nicht beschränken.<br />

Vom Grünkohlabend hoffe ich, dass<br />

er auch diesmal für unsere Gäste ein<br />

weiteres Highlight wird und somit<br />

den Besuch hier in Oldenburg<br />

abrundet.<br />

<strong>gwf</strong>: Herr Professor Wegener, vielen<br />

Dank für das Interview.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1145


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Am Puls der Zeit: Rohrleitungen in neuen<br />

Energieversorgungskonzepten<br />

Das iro lädt zum 26. Oldenburger Rohrleitungsforum im Februar 2012<br />

Beim Institut für Rohrleitungsbau (iro) läuft der Countdown für das 26. Oldenburger Rohrleitungsforum.<br />

Dieses findet am 9. und 10. Februar 2012 in der niedersächsischen Universitätsstadt statt. Eins steht schon im<br />

Vorfeld fest: Es wird wie jedes Jahr eine Veranstaltung der Superlative für die Branche.<br />

25. Oldenburger Rohrleitungsforum: Gedrängel auf dem Freigelände …<br />

Das Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Die jetzige Traditionsveranstaltung startete ganz klein. Das Forum entwickelte sich <strong>aus</strong><br />

der Ringvorlesung zum Thema Rohrleitungen, die seit 1985 wöchentlich stattfand –<br />

zunächst für Studierende und ab 1986 dann auch für Ingenieure <strong>aus</strong> der Praxis. Aus der<br />

freien Wirtschaft kam der Vorschlag, die Vorlesungsreihe im Winter abzuhalten, wenn es<br />

witterungsbedingt weniger Arbeit in der Baubranche gibt. Außerdem wäre eine mehrtägige<br />

Blockveranstaltung attraktiver, besonders für diejenigen, die von außerhalb anreisen<br />

würden.<br />

Im Januar 1987 wurde das 1. Oldenburger Rohrleitungsforum ins Leben gerufen. In<br />

einem Hörsaal der Fachhochschule Oldenburg referierten insgesamt 12 Experten zwei<br />

Tage lang zum Thema „Kunststoffrohre im Bauwesen“. Knapp 100 Teilnehmer besuchten<br />

die Veranstaltung und 10 Fachfirmen stellten <strong>aus</strong>. Im nächsten Jahr sollte sich die<br />

Teilnehmerzahl sogar schon verdoppeln.<br />

Ab diesem Zeitpunkt war der Erfolgszug des Forums nicht mehr zu stoppen. 1993 gab<br />

es bereits 700 Teilnehmer und 83 Aussteller, sodass nun auch das zweite Obergeschoss<br />

der Fachhochschule mitgenutzt wurde. Im Jahr darauf musste zum ersten Mal einigen<br />

Teilnehmern und Ausstellern abgesagt werden, da die Räumlichkeiten der Fachhochschule<br />

mittlerweile nicht mehr <strong>aus</strong>reichten.<br />

Zum zehnten Jubiläum des Oldenburger Rohrleitungsforums 1996 machte die starke<br />

internationale Beteiligung zum Thema „Horizontal Drilling“ deutlich, dass das Interesse<br />

an dem Oldenburger Rohrleitungsforum bereits über die Grenzen Deutschlands hin<strong>aus</strong>geht.<br />

Und die Nachfrage steigt weiterhin an. Viele Teilnehmer schätzen das praxisnahe<br />

Konzept des Forums und die Kooperation zwischen freier Wirtschaft und der Fachhochschule.<br />

Das diesmalige Forum steht<br />

unter dem Leitthema „Rohrleitungen<br />

– in neuen Energieversorgungskonzepten“.<br />

Mit der Wahl dieses<br />

Schwerpunktes liegen die Veranstalter<br />

am Puls der Zeit. Denn die<br />

viel zitierte Energiewende – weg<br />

von Kohlenwasserstoffwirtschaft und<br />

Atomstrom hin zu neuen Systemen<br />

auf der Basis regenerativer Energieträger<br />

– ist unbestrittener Megatrend<br />

des angehenden 21. Jahrhunderts<br />

und wird es in den kommenden<br />

Jahrzehnten bleiben.<br />

Die Frage, welche Rolle spielt das<br />

Rohr im Rahmen der neuen Versorgungskonzepte,<br />

soll beim Forum<br />

2012 <strong>aus</strong>führlich erörtert werden.<br />

Denn die klassische Aufgabenteilung<br />

– Rohrleitungen für die Fernwärme,<br />

die Gasversorgung, die<br />

Trink- und Löschwasserbereitstellung<br />

und für den Regen- und<br />

Schmutzwassertransport – scheint<br />

ins Wanken zu geraten.<br />

Energiespeicher Gasleitung<br />

Schmutzwasser ist nicht nur<br />

Schmutzwasser, sondern ein Wärmeenergieträger,<br />

der sich mitunter<br />

sinnvoll nutzen lässt. Gasversorgungsleitungen,<br />

deren Ende in der<br />

Verteilung in den nächsten Dekaden<br />

vorhergesagt wird, werden als<br />

Energiespeicher für die regenerativen<br />

Energien erkannt, um diese in<br />

den Zeiten des Stromüberschusses<br />

zu nutzen.<br />

Und so sind auch die Vortragsblöcke<br />

entsprechend gewählt: „Erdgasnetze<br />

und modifizierte Nutzung“,<br />

„Energiequelle <strong>Abwasser</strong>wärme<br />

oder Klimaschutz“ oder<br />

„Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit<br />

– Innovative Konzepte im Energie-<br />

Dezember 2011<br />

1146 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

und <strong>Abwasser</strong>sektor“ stehen im<br />

Fokus des Interesses beim 26.<br />

Ol denburger Rohrleitungsforum.<br />

Daneben stehen aber auch Themenklassiker<br />

wie HDD, GFK-Rohrsysteme<br />

oder Pipelinebau wieder<br />

auf dem Programm.<br />

Gleich in der Eröffnungsrunde<br />

des Kongresses informiert Dietmar<br />

Schütz, der Präsident des Bundesverbandes<br />

Erneuerbarer Energien<br />

e. V. (BEE), die Besucher, wohin der<br />

Zug in punkto Versorgungskonzepte<br />

absehbar fährt. Darauf folgt<br />

ein Highlight mit Oldenburger<br />

Lokalbezug: die Präsentation des<br />

Pilotprojektes „<strong>Abwasser</strong>wärme in<br />

Oldenburg“, das der Oldenburgisch-<br />

Ostfriesische <strong>Wasser</strong>verband (OOWV)<br />

gemeinsam mit dem iro quasi vor<br />

dessen „H<strong>aus</strong>tür“ realisiert.<br />

Ein Thema der Zukunft sind<br />

„Smart grids“ oder Intelligente<br />

Netze: In Oldenburg wird die Möglichkeit<br />

einer Konvergenz von Netzinfrastrukturen<br />

vor dem Hintergrund<br />

moderner Informations- und<br />

Regelungstechnik beleuchtet. So -<br />

weit ein kleiner Ausschnitt des viel<br />

umfangreicheren Programms.<br />

3000 Besucher 2011<br />

Das Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

ist seit vielen Jahren eine Veranstaltung<br />

der Superlative für die<br />

Fachbranche und ein Muss im Terminkalender<br />

von Ingenieuren und<br />

Unternehmen im Rohrleitungsbau.<br />

… vor dem Tagungsbüro …<br />

Auf der Jubiläumsveranstaltung<br />

2011 tummelten sich geschätzte<br />

3000 Besucher, davon gut 900 angemeldete<br />

Teilnehmer, 112 Referenten,<br />

31 Moderatoren und 70 Ehrengäste.<br />

Dazu kamen die Aussteller. Auf<br />

einer Fläche im Gebäude der Jade<br />

Hochschule von etwa 2360 m 2<br />

waren 292 Stände, noch mal<br />

27 Stände standen im Außenbereich<br />

des Hochschulgebäudes auf<br />

einer Freifläche von 960 m 2 . Insgesamt<br />

präsentierten sich auf dem<br />

25. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

330 Firmen an 319 Messeständen,<br />

die von etwa 900 Personen betreut<br />

wurden.<br />

Um eine solche Riesenveranstaltung<br />

auf die Beine zu stellen, ist<br />

straffes Organisationsmanagement<br />

gefragt und trotzdem kann vieles<br />

erst kurz vor der Veranstaltung in<br />

Angriff genommen werden. „Auch<br />

wenn es gut vorbereitet wurde,<br />

muss es dann in sehr kurzer Zeit<br />

fertig gestellt sein“, erklärt Ina Kleist,<br />

die für die Gesamtorganisation des<br />

Forums zuständig ist. Die iro-Mitarbeiterin<br />

betreut die Referenten und<br />

Moderatoren, bearbeitet die Vorträge<br />

und verwaltet die Teilnehmeranmeldungen.<br />

Sie ist Ansprechpartnerin<br />

für alle Fragen zum Forum.<br />

Allein für den Endspurt beschäftigt<br />

das iro 70 Studierende der Jade<br />

Hochschule, um den Um- und Rückbau<br />

der Hochschule zu realisieren.<br />

Rückschau – Stimmen vom<br />

25. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Dr.-Ing. Werner Brinker,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

EWE Aktiengesellschaft, Oldenburg,<br />

Forumsbeitrag zum<br />

Pressegespräch 2011<br />

„Unsere zukünftige Aufgabe wird es sein, die Mittel-<br />

und Niederspannungssysteme zu optimieren.<br />

Die Volatilität der Einspeisung von Strom <strong>aus</strong> Wind<br />

und Photovoltaik-Anlagen zwingt uns, nach neuen<br />

Stromsenken in der Anwendung des Stroms <strong>aus</strong><br />

regenerativen Energien zu suchen. Als Stromsenken<br />

bieten sich auf den ersten Blick Kühlhäuser<br />

der Ernährungswirtschaft und des Lebensmittelhandels<br />

an. In ähnlicher Weise könnte man Strom<br />

nicht nur in Form von Kälte, sondern auch in Form<br />

von Wärme speichern. Zum Beispiel in einem separaten<br />

Wärmekreislauf von öffentlichen Schwimmbädern<br />

und Hallenbädern oder auch durch eine<br />

große Anzahl von elektrisch betriebenen Wärmepumpen<br />

für Ein- und Mehrfamilienhäuser.“<br />

Christian Günner,<br />

Bereichsleiter Grundlagen und<br />

Systementwicklung HAMBURG WASSER,<br />

Forumsbeitrag zum Pressegespräch 2011<br />

„Ganz wichtig ist das Begreifen von „<strong>Abwasser</strong>“<br />

als eine Ressource mit dem Potenzial einer<br />

Teilstrombehandlung vor Ort und der Mehrfachnutzung.<br />

Der Paradigmenwechsel, wonach <strong>Abwasser</strong><br />

nicht als Belastung anzusehen ist, die weggeschafft<br />

werden muss, sondern Regen- und Schmutzwasser<br />

als ökonomisch nutzbare Ressource betrachtet werden<br />

soll, ist weiter voranzutreiben. Dar<strong>aus</strong> folgen<br />

u. a. die Integration der Versorgungssektoren und<br />

neue Geschäftsmodelle. Die Grenzen zwischen den<br />

Infrastruktursparten verwischen dabei immer mehr.<br />

Die Integration von <strong>Wasser</strong>versorgung und <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

zeigt sich z. B. dort, wo <strong>Abwasser</strong> zur<br />

Wiederverwendung aufbereitet wird, bei der Nutzung<br />

von <strong>Abwasser</strong>-Wärme oder bei der Einspeisung<br />

von Bioerdgas <strong>aus</strong> Klärschlamm in das städtische<br />

Gasnetz. Der Weg dahin geht über die Durchführung<br />

von großtechnischen „Pilot“-Projekten.“<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1147


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Weite Informationen<br />

Online-Anmeldung:<br />

http://www.iro-online.de/index.php?id=158-<br />

Programm:<br />

http://www.iro-online.de/index.php?id=107-<br />

P+R:<br />

http://www.iro-online.de/index.php?id=115-<br />

„Wir versuchen innerhalb der studentischen<br />

Hilfskräfte ein paar –<br />

wenn auch sehr flache – Hierarchien<br />

zu gestalten. Schließlich gibt es ja<br />

immer ein paar Studenten, die auch<br />

im letzten Jahr schon dabei waren.<br />

Das rettet uns“, schätzt Kleist. Allein<br />

in der Zeit der Veranstaltung fallen<br />

etwa 2000 Hilfskraftstunden an.<br />

Kapazitäten am Anschlag<br />

„Zum 26. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

erwarten wir ähnliche Zahlen<br />

wie in den Vorjahren. Wir sind mit<br />

unserer Kapazität auf allen Ebenen<br />

am Anschlag“, fasst Kleist zusammen.<br />

Das heißt im Klartext: Es gibt keinen<br />

Platz! In der Hochschule ist während<br />

des Forums kein Durchkommen.<br />

Auch draußen auf dem Freigelände<br />

drängen sich die Besucher. Donnerstagmittag<br />

ist jeder Teilnehmer froh,<br />

wenn er in der Mensa – nachdem er<br />

die Schlange der Essens<strong>aus</strong>gabe<br />

überstanden hat – noch einen freien<br />

Stuhl ergattern kann.<br />

Die Organisatorin rät Besuchern<br />

dringend davon ab, mit dem Auto<br />

zum Veranstaltungsort zu kommen.<br />

Denn die wenigen Parkplätze, die es<br />

gibt, sind für Referenten und Moderatoren<br />

des Forums reserviert. Allen<br />

anderen Tagungsteilnehmern empfiehlt<br />

sie „P+R“.<br />

Auch 2012 wird wieder mit etwa<br />

3000 Teilnehmern gerechnet. Allerdings<br />

ist die Anmeldephase noch<br />

nicht abgeschlossen. „Wie immer<br />

um diese Zeit, gleich nachdem das<br />

Programmheft r<strong>aus</strong>kommt, melden<br />

sich viele Teilnehmer an. Dann ist<br />

die Situation eher schleppend. Kurz<br />

vor Weihnachten kommt noch mal<br />

ein Schwung und Anfang Januar<br />

gibt es auch noch einmal eine große<br />

Anmeldewelle. Am Ende ist das<br />

H<strong>aus</strong> voll“, resümiert Kleist.<br />

Gerne würde sich auch die eine<br />

oder andere Firma noch mit einem<br />

Ausstellungsstand präsentieren,<br />

doch es ist kein Quadratmeter Fläche<br />

mehr zu vergeben. Kleist dazu:<br />

„Selbst einigen potenziellen Ausstellern,<br />

die sich in diesem Jahr<br />

innerhalb der Anmeldefrist als Aussteller<br />

angemeldet haben, haben<br />

wir absagen müssen. Auch die Warteliste<br />

ist lang.“ Für 2012 konnten<br />

332 Firmen einen der begehrten<br />

Standplätze ergattern, darunter<br />

auch Unternehmen <strong>aus</strong> der Schweiz,<br />

Österreich, Dänemark, Italien und<br />

den Niederlanden.<br />

Kontakt<br />

Institut für Rohrleitungsbau<br />

an der Fachhochschule Oldenburg e.V.<br />

Ofener Straße 18<br />

26121 Oldenburg<br />

Tel. (0441) 36 10 39-0<br />

Fax (0441) 36 10 39-10<br />

E-Mail: ina.kleist@iro-online.de<br />

Internet: www.iro-online.de<br />

… und bei den Vorträgen.<br />

Dezember 2011<br />

1148 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

Das Institut für Rohrleitungsbau<br />

arbeitet und forscht praxisnah<br />

Gleich zwei Jubiläen feierte das Institut für Rohrleitungsbau im<br />

Jahr 2011: das 25. Oldenburger Rohrleitungsforum und das 10-jährige<br />

Bestehen der iro GmbH.<br />

Das „Institut für Rohrleitungsbau<br />

an der Fachhochschule Oldenburg<br />

e.V.“, kurz „iro“, wurde 1988 als<br />

An-Institut zur damaligen Fachhochschule<br />

Oldenburg gegründet.<br />

Träger des iro ist ein gemeinnütziger<br />

Verein, dem aktuell über 250<br />

Mitglieder <strong>aus</strong> Forschung, Industrie,<br />

Behörden und Fachverbänden<br />

angehören.<br />

Das iro arbeitet an der Schnittstelle<br />

zwischen der Lehre an der<br />

Fachhochschule auf der einen Seite<br />

und der Praxis in der freien Wirtschaft<br />

auf der anderen Seite. Eine wichtige<br />

Aufgabe besteht darin, Studierende<br />

an Themen der unterirdischen Infrastruktur<br />

heranzuführen. So absolvieren<br />

am Institut jährlich zehn Studierende<br />

ihr Praktikum, schrei ben ihre<br />

Bachelor- oder Masterarbeit. Studierende<br />

können das Wissen, das sie<br />

sich in der Hochschule angeeignet<br />

haben, im iro als wissenschaftliche<br />

Hilfskräfte bei der Mitarbeit an diversen<br />

Projekten vertiefen. Fast durchgehend<br />

arbeiten zwischen fünf und<br />

zehn Studenten im iro.<br />

Arbeit am iro ist<br />

ein Sprungbrett in den Job<br />

Für sie ist das ein Sprungbrett in<br />

den späteren Job. Da viele an Projekten<br />

mitarbeiten, die von Unternehmen<br />

getragen werden, ergibt es<br />

sich oft, dass nach Abschluss des<br />

Projekts und des Studiums ein entsprechendes<br />

Angebot <strong>aus</strong> der Wirtschaft<br />

kommt. „Man hat sich ja<br />

bereits schon kennen gelernt, ein<br />

unschätzbarer Vorteil im Wettbewerb<br />

der Unternehmen um fähige<br />

Köpfe“, erläutert iro-Leiter und Professor<br />

für Baubetriebslehre an der<br />

Jade Hochschule Prof. Dipl.-Ing.<br />

Thomas Wegener den Vorteil einer<br />

solch engen Kooperation.<br />

Ingenieure auf dem gesamten<br />

Rohrleitungssektor weiterzubilden<br />

sowie praxisnah zu forschen und zu<br />

entwickeln, sind weitere Aufgabenschwerpunkte.<br />

Neben unterschiedlichen<br />

Projekten organisiert das iro<br />

regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen:<br />

darunter das bekannte<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum,<br />

das in diesem Jahr sein 25-jähriges<br />

Jubiläum feierte, den iro-Workshop<br />

„Qualitätssicherung bei Gashochdruckleitungen“<br />

oder der iro-Treffpunkt<br />

Gasverteilleitungen. Darüber<br />

hin<strong>aus</strong> bietet das iro unterschiedliche<br />

Seminare zur produktbezogenen<br />

Weiterbildung an, bei denen<br />

Firmen und Verbände die Möglichkeit<br />

haben, sich in einem Fachseminar<br />

zu präsentieren.<br />

Als das iro 1988 gegründet<br />

wurde, war noch nicht abzusehen,<br />

welche Erfolgsgeschichte das Institut<br />

schreiben sollte, wie hoch der<br />

Bedarf war, sich nicht nur mit den zu<br />

transportierenden Medien zu<br />

beschäftigen, sondern sich auch<br />

intensiv um „das Mittel zum Zweck“<br />

zu kümmern: die Rohrleitung. Im<br />

Laufe der Zeit erledigten die iro-<br />

Ingenieure erste Auftragsarbeiten.<br />

Aus formalen und steuerrechtlichen<br />

Gründen wurde es deshalb notwendig,<br />

Projekte mit „Gewinnerzielungsabsicht“<br />

<strong>aus</strong> dem Verein <strong>aus</strong>zugliedern.<br />

Das war die Geburtsstunde<br />

der iro GmbH Oldenburg.<br />

iro GmbH Oldenburg feiert<br />

10-Jähriges<br />

Die Gesellschaft ist eine 100-prozentige<br />

Tochterfirma des Instituts<br />

für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule<br />

Oldenburg e.V. Sie<br />

wurde 2001 gegründet. In den zehn<br />

Jahren, die sie jetzt besteht, hat sie<br />

sich zu einem wichtigen Bestandteil<br />

Bürogebäude des Instituts für Rohrleitungsbau<br />

in Oldenburg.<br />

der Firmenstruktur entwickelt. Derzeit<br />

beschäftigt die iro GmbH<br />

Oldenburg sechs Ingenieure unter<br />

Leitung von Prof. Wegener.<br />

Ihr Aufgabenschwerpunkt liegt<br />

im Bereich der Auftragsforschung.<br />

Die Leistungen reichen von der Beratung<br />

bei Fragen zum Rohrleitungsbau<br />

über die Durchführung von<br />

Materialprüfungen und die Erstellung<br />

von Gutachten bis hin zu Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen.<br />

Außerdem werden in der gesellschaftseigenen<br />

Forschungshalle Versuche<br />

und Tests durchgeführt, die im<br />

Wesentlichen Unternehmen bei der<br />

Produktentwicklung unterstützen.<br />

Über mangelnde Aufträge kann das<br />

iro dabei nicht klagen. Im Gegenteil:<br />

„Es ist sogar so, dass in der Regel<br />

mehr Aufgaben an uns heran getragen<br />

werden, als wir mit den wenigen<br />

Mitarbeitern zu bearbeiten in der<br />

Lage sind. Aber wir tun halt, was wir<br />

können“, sagt Prof. Wegener.<br />

Für die nächste Zeit ist vorgesehen,<br />

die Versuchseinrichtungen zu<br />

vervollständigen und insbesondere<br />

Studierende in den Versuchsbetrieb<br />

einzubinden. Die Anfertigungen praxisorientierter<br />

Ingenieurarbeiten sind<br />

ein wesentliches Ziel des Instituts, das<br />

die iro GmbH Oldenburg unterstützt.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1149<br />

Weitere<br />

Informationen<br />

www.iro-online.de


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Zwickendes Zwerchfell und blubbernde Bäuche<br />

beim deftigen „Ollnburger Gröönkohlabend“<br />

Was dem Berliner sein Bär, ist dem Oldenburger der Grünkohl. Nicht umsonst schmückt sich die Stadt mit<br />

dem Titel „Kohltourhauptstadt“. Klar, dass beim geselligen Teil des Rohrleitungsforums die Speisen<strong>aus</strong>wahl<br />

feststeht. Grünkohl und Pinkel kommen am ersten Kongressabend auf den Tisch. Der „Ollnburger Gröönkohlabend“<br />

hat eine so lange Tradition wie das Forum selbst.<br />

Gen<strong>aus</strong>o wie das Rohrleitungsforum<br />

über die Jahre immer größer<br />

wurde, wuchs auch der Stapel<br />

mit Anmeldungen für den Grünkohlabend.<br />

Das beeinflusste natürlich<br />

die Wahl der Lokalität. So zog<br />

man vom Hengelbräu, der ersten<br />

Oldenburger Gasth<strong>aus</strong>brauerei, in<br />

der das Essen in den ersten Jahren<br />

stattfand, übers Gesellschaftsh<strong>aus</strong><br />

„Wöbken“ in Hundsmühlen (immerhin<br />

Platz für 420 Gäste) in die oberen<br />

Festsäle der Weser-Ems-Halle.<br />

Doch selbst die hier vorhandenen<br />

680 Plätze reichten nicht mehr <strong>aus</strong>.<br />

2011 schnabulierten über 900 Gäste<br />

ihren Grünkohl erstmalig in der<br />

Kongresshalle der Weser-Ems-Halle.<br />

Endlich mussten keine Absagen<br />

mehr verschickt werden.<br />

Gut so. Denn je mehr Gäste,<br />

desto höher der Erlös <strong>aus</strong> dem Losverkauf<br />

der alljährlichen Tombola.<br />

Mit der Endsumme unterstützen die<br />

Veranstalter soziale Projekte mit<br />

Lokalkolorit, etwa die jährliche<br />

Weihnachtsaktion der Nordwest-<br />

Zeitung, der Oldenburger Regionalzeitung,<br />

die Kindern in Not hilft,<br />

oder kleinere Hilfsorganisationen in<br />

der Region, die auf Spenden angewiesen<br />

sind.<br />

2011 wurden beim Grünkohlabend<br />

Lose für rund 4600 Euro verkauft.<br />

Die Summe wurde dem Kinderhospiz<br />

Löwenherz e.V. in Syke<br />

bei Bremen übergeben als Beitrag<br />

zum Bau eines Jugendhospizes für<br />

schwerstkranke Jugendliche und<br />

junge Erwachsene. Da ist grün nicht<br />

nur die Farbe des Grünkohls, sondern<br />

auch die Farbe der Hoffnung.<br />

Wackeltenöre reizen<br />

zum Lachen<br />

Wenn zu fortgeschrittener Zeit am<br />

Abend die Bäuche noch nicht blubbern,<br />

fängt spätestens mit den<br />

Grünkohlbräuche in Oldenburg<br />

© Oldenburg Tourismus und Marketing GmbH<br />

© Oldenburg Tourismus und Marketing GmbH<br />

Grünkohl ist <strong>aus</strong> der niedersächsischen Küche nicht wegzudenken und<br />

in der Hochburg der Kohlpflanze, in Oldenburg, läuft ohne Grünkohl mit<br />

Pinkel (geräucherte Grützwurst) auf dem Tisch im Winter gar nichts.<br />

Wenn der erste Frost klirrt, beginnt die Ernte. Der Genuss hält von<br />

November bis März an. Zahlreichen Bräuchen frönen die Oldenburger<br />

während der Saison in den Herbst- und Wintermonaten: Vereine und<br />

Firmen gehen auf Kohlfahrt und küren ihren Kohlkönig, häufig kombiniert<br />

mit der regionaltypischen Sportart Boßeln (Gummikugelweitwurf).<br />

Die Stadt Oldenburg lädt einmal im Jahr hochrangige Persönlichkeiten<br />

<strong>aus</strong> Politik, Wirtschaft und Kultur ein, um anlässlich des „Defftig<br />

Ollnborger Gröönkohl-Ätens“ im politischen Berlin für sich zu werben<br />

und einen Politiker als „Oldenburger Kohlkönig“ zu küren. Die Liste der<br />

Amtsträger umfasst alle wichtigen Namen der deutschen Politik. Auch<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff<br />

trugen den Titel bereits. Amtierender Grünkohlkönig ist Bundeswirtschaftsminister<br />

Philipp Rösler. Der Veranstalter hofft, dass sich der<br />

König während der „Amtszeit“ für die Interessen der Stadt einsetzt.<br />

Jeder König hat die Pflicht, die Stadt Oldenburg mindestens einmal während<br />

der Regentschaft zu besuchen.<br />

Bei soviel Kult um den Kohl verwundert es auch nicht, dass Oldenburg<br />

als einzige Stadt ein Grünkohl-Studium anbietet. Das Vorlesungsverzeichnis<br />

2011/2012 verteilt die Grünkohl-Akademie. Bei den teilnehmenden<br />

Forschungsinstituten erhält man so schmackhafte Dinge wie<br />

Grünkohl-Marmelade, Oldenburger Pinkel-Mostrich oder das allseits<br />

beliebte Kohlkönig-Brot.<br />

Weitere Informationen: www.kohltourhauptstadt.de<br />

Dezember 2011<br />

1150 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

Showeinlagen das Zwerchfell an zu<br />

zwicken. So strapazierten zum Beispiel<br />

in diesem Jahr die Wackeltenöre<br />

weniger mit ihrem Gesang als<br />

mit Grimassen, großen Gesten und<br />

vollem Körpereinsatz in maximaler<br />

Schräglage – fallen sie nun um, oder<br />

hält die Fußhalterung? – die Lachmuskeln<br />

der Gäste. Muskeleinsatz<br />

der ganz anderen Art zeigte das<br />

Künstlerpaar „Nos Ipsi“. An der Vertikalstange<br />

waren Bauchmuskeln<br />

und Bizeps gefragt, um nicht auf<br />

den Boden der Tatsachen zurückgeholt<br />

zu werden.<br />

Ein großes Hallo gibt es jedes Mal<br />

bei der Kür des neuen Kohlkönigs.<br />

Mit den Insignien seiner Macht,<br />

Urkunde und dem Orden „das goldene<br />

Schwein“, schreitet er zu seiner<br />

ersten Amtshandlung: der Ziehung<br />

der 16 Losgewinner. Auf die warten<br />

hochkarätige Preise. So durfte sich<br />

der diesjährige Gewinner des ersten<br />

Preises über eine Brunchfahrt an<br />

Bord eines imposanten Windjammers<br />

während der Kieler Woche<br />

sowie zwei Übernachtungen im<br />

Steigenberger Conti-Hansa freuen.<br />

Sind alle Gewinner gezogen,<br />

endet der offizielle Teil der Veranstaltung,<br />

was nicht heißt, dass Musik<br />

und Genuss schon vorbei wären.<br />

Denn erst nach Mitternacht zieht es<br />

die Gäste in ihre Hotels zurück.<br />

Über 900 Gäste kamen zum Grünkohlabend in die Weser-Ems-Halle.<br />

Übrigens warnt der Veranstalter<br />

vor „gestörten Verdauungsabläufen“,<br />

dem latenten Restrisiko bei<br />

übermäßigem Grünkohlverzehr.<br />

Dieses könne aber in Grenzen<br />

gehalten werden „durch verantwortungsvollen<br />

Umgang mit den<br />

fleischlichen Beilagen der Oldenburger<br />

Identitätspflanze und durch<br />

prophylaktische Einnahme des<br />

einen oder anderen klaren Schnapses“.<br />

Gegen Lachmuskelkater allerdings<br />

fehlt ein solch wirksames<br />

Gegenmittel.<br />

Losverkauf für den guten Zweck.<br />

Spendenaktion beim nächsten Grünkohlabend<br />

Das Künstlerpaar „Nos Ipsi“ an<br />

der Vertikalstange.<br />

Der Erlös des Losverkaufs kommt 2012 der Deutschen Knochenmarkspende (DKMS) zu<br />

Gute. In Zusammenarbeit mit dem Oldenburger Pius Hospital wird ein „Oldenburger<br />

Typisierungstag“ <strong>aus</strong>gerichtet. Die DKMS typisiert per Blutentnahme oder Wangenabstrich<br />

freiwillige Stammzellspender. Stammzellen benötigen Menschen (meist Kinder<br />

und junge Erwachsene), die z. B. an Leukämie oder aplastischer Anämie erkrankt sind,<br />

damit sie eine Überlebenschance haben. Alle typisierten Menschen gehen in eine internationale<br />

Datenbank ein und werden dort bis zu ihrem 60. Lebensjahr gespeichert.<br />

Diese Typisierung finanziert sich nicht <strong>aus</strong> öffentlichen Mitteln. Jede „Bestimmung der<br />

Gewebemerkmale“ kostet die DKMS 50 Euro. Diese Summe umfasst größtenteils die<br />

Laborkostenrechnung, alle anderen Aktionen und Personalkosten übernehmen die<br />

Krankenkassen.<br />

Mit dem Erlös <strong>aus</strong> der Spendenaktion des Grünkohlabends sollen diese Kosten, die<br />

durch die Untersuchung bereitwilliger Spender entstehen, gedeckt werden. Dabei bleiben<br />

die Veranstalter ihrem Motto treu, regionale Hilfsprojekte zu unterstützen. Denn alle<br />

Gelder werden für Typisierungen vor Ort, also im Pius Hospital, Oldenburg (Sprechstunde<br />

jeden Dienstag von 10°° bis 16°° Uhr), verwendet.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1151


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Praxisnah studiert man in der „Übermorgenstadt“<br />

Seit 2009 schmückt sich Oldenburg in Niedersachsen mit der Jade Hochschule und<br />

dem Titel „Stadt der Wissenschaft“<br />

An der Jade Hochschule im niedersächsischen Oldenburg werden Ingenieure <strong>aus</strong>gebildet, die optimal auf ihr<br />

späteres Berufsleben vorbereitet sind. Schon während ihres Studiums sammeln die Studenten Praxiserfahrungen<br />

und knüpfen Kontakte zur Industrie. Wer später eine Karriere in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft starten möchte,<br />

studiert an der Jade Hochschule im Fachbereich Bauwesen und Geoinformation am Standort Oldenburg.<br />

Fortbewegungsmittel Nr. 1 in Oldenburg: das Fahrrad.<br />

© Oldenburg Tourismus und Marketing GmbH/Thorsten Ritzmann<br />

Deutschlandstipendium: Jade Hochschule sahnt ab<br />

Die Jade Hochschule hat erstmalig zum Wintersemester 2011/2012 Deutschlandstipendien<br />

an insgesamt 26 Studierende der Hochschule vergeben. Dabei sind die Weichen für<br />

eine neue Stipendienkultur gestellt: Private Geldgeber und öffentliche Hand übernehmen<br />

jeweils die Hälfte der Fördermittel von monatlich 300 Euro für jedes Stipendium.<br />

Als eine von wenigen Hochschulen konnte die Hochschule den vollen Förderrahmen<br />

des Bundes <strong>aus</strong>schöpfen. „Dies spricht für eine enge und gute Kooperation mit der regionalen<br />

Wirtschaft und eine hohe Akzeptanz der Jade Hochschule von Seiten der ansässigen<br />

Unternehmen“, äußerte sich eine Sprecherin der Hochschule gegenüber <strong>gwf</strong>-<br />

<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>.<br />

Neben der finanziellen Unterstützung und der Belohnung für gute Studienleistung<br />

erhalten die Stipendiaten darüber hin<strong>aus</strong> Kontakt zu Unternehmen und potenziellen<br />

Arbeitgebern. Das Stipendium ist unabhängig vom Einkommen der Eltern, wird nicht<br />

auf das BAföG angerechnet und ist rückzahlungsfrei. Förderer erhalten durch das Programm<br />

Kontakt zu den Spitzenkräften von morgen und können schon heute einen Beitrag<br />

gegen den Fachkräftemangel leisten.<br />

Das Deutschlandstipendium bietet Förderern, Studierenden und der Hochschule die<br />

Möglichkeit, engen Kontakt zu pflegen. Das Netzwerk wird so gestärkt und Teilnehmer<br />

und Förderer leisten einen Beitrag für die Zukunft der Region.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.jade-hs.de/studierende/foerderungen/stipendien/deutschlandstipendium/<br />

Studentenstädte erkennt man<br />

gemeinhin am Fahrradaufkommen.<br />

Wenn es danach geht, hat sich<br />

das im westlichen Niedersachsen<br />

gelegene Oldenburg den Titel Universitätsstadt<br />

redlich verdient. Auf<br />

rund 162 000 Einwohner kommen<br />

geschätzte 250 000 Fahrräder. Dies<br />

ist nicht nur umweltbewussten Bürgern<br />

zu verdanken, sondern auch<br />

den über 10 000 Studenten der Carl<br />

von Ossietzky Universität.<br />

Natürlich sind auch die insgesamt<br />

2000 Studenten der Jade<br />

Hochschule am Standort Oldenburg<br />

auf zwei Rädern unterwegs.<br />

Immerhin schreibt sich die Hochschule<br />

<strong>aus</strong>drücklich das Prädikat<br />

„umweltfreundlich“ auf ihre Flügel.<br />

Das passt gut ins Bild einer jungen<br />

Hochschule, denn die Jade Hochschule<br />

mit den drei Standorten in<br />

Wilhelmshaven, Oldenburg und Elsfleth<br />

ist in ihrer jetzigen Form<br />

gerade mal zwei Jahre alt (vorher<br />

Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven).<br />

Gegründet wurde sie in 2009 –<br />

einem ganz besonderen Jahr für die<br />

Stadt. Für dieses Jahr verlieh der<br />

Stifterverband der Deutschen Wissenschaft<br />

Oldenburg den Titel<br />

„Stadt der Wissenschaft“. Die Gründung<br />

einer modernen Hochschule,<br />

die sich versteht als „forschende,<br />

familien- und umweltfreundliche<br />

Hochschule, die auch in der Lehre<br />

neue Wege beschreiten möchte“,<br />

trägt das Konzept „Übermorgenstadt“<br />

der Stadtväter.<br />

Hinter diesem Begriff versteckt<br />

sich weniger eine technikverliebte<br />

Zukunftsvision mit fliegenden<br />

Robotern oder Magnetschwebe-<br />

Dezember 2011<br />

1152 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

bahnen, die die Stadt durchqueren<br />

sollen, als vielmehr handfeste Ideen,<br />

in welche Richtung sich die Stadt<br />

bis 2014 entwickelt haben soll,<br />

damit sie sich als Wissenschaftsund<br />

Wirtschaftsstandort gegen<br />

andere Städte behaupten kann. Die<br />

Neuauflage der Hochschule war da<br />

ein wichtiger Punkt.<br />

An der Jade Hochschule sind in<br />

insgesamt 30 Bachelor- und 8 Masterstudiengängen<br />

6700 Studenten<br />

eingeschrieben. 190 Professoren<br />

unterrichten nicht nur, sondern<br />

betreuen die Studenten persönlich<br />

und helfen, Kontakte zu potenziellen<br />

Arbeitgebern zu vermitteln. Die<br />

Jade Hochschule verteilt sich auf<br />

drei Studienorte:<br />

""<br />

Wilhelmshaven mit den drei<br />

Fachbereichen Ingenieurwissenschaften,<br />

Wirtschaft sowie<br />

Management, Information,<br />

Technologie<br />

""<br />

Elsfleth mit dem Fachbereich<br />

Seefahrt<br />

""<br />

Oldenburg mit den zwei Fachbereichen<br />

Architektur sowie<br />

Bauwesen und Geoinformation<br />

Wer später in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

Schwerpunkt Trinkwasserversorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong>entsorgung,<br />

Fuß fassen möchte, studiert an der<br />

Jade Hochschule Bauingenieurwesen.<br />

In Teilbereichen werden Grundlagen<br />

auch den Wirtschaftsingenieuren<br />

der Bauwirtschaft vermittelt.<br />

1000 Studenten<br />

im Fachbereich Bauwesen<br />

Mit derzeitig rund 1000 Studierenden<br />

gehört der Fachbereich Bauwesen<br />

am Standort Oldenburg zu den<br />

größten Baufachbereichen in<br />

Deutschland. In diesen Fachbereich<br />

fallen der Studiengang Bauingenieurwesen<br />

(Schwerpunkte: Baumanagement,<br />

Europäisches Baumanagement,<br />

Konstruktiver Ingenieurbau,<br />

Verkehrswesen, <strong>Wasser</strong>bau<br />

und Umwelttechnik, Bauingenieurwesen-Technische<br />

und kulturelle<br />

Integration) sowie die Studiengänge<br />

Wirtschaftsingenieurwesen-<br />

Bauwirtschaft, Management und<br />

Engineering im Bauwesen, Facility<br />

Management und Immobilienwirtschaft.<br />

Obwohl die Jade Hochschule<br />

selber noch jung ist, hat die Ausbildung<br />

von Bauingenieuren in Oldenburg<br />

eine lange Tradition. Bereits im<br />

Herbst 1877 wurde in der Nähe<br />

Oldenburgs eine Winter-B<strong>aus</strong>chule<br />

für Bauhandwerker gegründet, die<br />

Dr. Elmar Schreiber,<br />

Präsident der Jade Hochschule<br />

„Um optimale Leistungen erbringen zu<br />

können, muss vor allem die Atmosphäre<br />

zwischen allen Akteuren – sowohl nach innen<br />

als auch nach außen – stimmen. Deshalb<br />

arbeiten wir dafür, dass wir eine Hochschule<br />

sind, in der der Mensch im Mittelpunkt steht“.<br />

1938 zur „Staatsb<strong>aus</strong>chule, Fachschule<br />

für Hoch- und Tiefbau in<br />

Oldenburg“ wurde, 1968 zur „Staatlichen<br />

Ingenieurakademie“ und<br />

durch Zusammenschluss mit der<br />

Seefahrtschule in Elsfleth im Jahr<br />

1971 schließlich zur „Fachhochschule<br />

Oldenburg“.<br />

Derzeit wird in Oldenburg für<br />

angehende Bauingenieure ein sehr<br />

großes Portfolio an Veranstaltungen<br />

vorgehalten. Das liegt daran, dass<br />

im Fachbereich Bauwesen und Geoinformation<br />

fast 50 Lehrende tätig<br />

sind. Neben dem Pflichtprogramm<br />

Das Hauptgebäude der Jade Hochschule in Oldenburg mit dem<br />

Fachbereich Bauwesen. © Jade Hochschule<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1153


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener,<br />

Professor für Baubetriebslehre,<br />

Geschäftsführer der iro GmbH<br />

„Unsere Absolventen sollen von der Wirtschaft<br />

nach ihrem Studium nach kurzer Einarbeitungszeit<br />

eingesetzt werden können. Das ist durch<strong>aus</strong><br />

nicht selbstverständlich. Da ist der enge<br />

Schulterschluss, der Kontakt zwischen<br />

Wissenschaft und Wirtschaft erforderlich.“<br />

wird so auch eine Reihe von Spezialitäten<br />

vorgehalten. Studenten können<br />

sich zum Beispiel in zahlreichen<br />

Veranstaltungen umfangreiches<br />

Wissen im Bereich Siedlungswasserwirtschaft<br />

aneignen.<br />

Durch die enge Verzahnung der<br />

Hochschule mit dem Institut für<br />

Rohrleitungsbau (iro) wird zudem<br />

im Bereich Rohrleitungen ein starker<br />

Akzent gesetzt. „Die Studierenden<br />

können sich in der Vertiefung<br />

des Studiums sehr, sehr breit aufstellen<br />

und zielgerichtet studieren.<br />

So gibt es einiges zum Thema Rohrleitungen<br />

und Rohrleitungsbau. Das<br />

findet man meines Erachtens sonst<br />

nirgendwo“, meint Prof. Dipl.-Ing.<br />

Thomas Wegener, der an der Jade<br />

Hochschule die Professur für Baubetriebslehre<br />

innehat und gleichzeitig<br />

seit 2001 das Amt des Geschäftsführers<br />

bei der iro GmbH Oldenburg<br />

bekleidet.<br />

Gute Noten beim aktuellen<br />

CHE-Hochschulranking<br />

Beim aktuellen Hochschulranking<br />

des Centrums für Hochschulentwicklung<br />

(CHE) erhält die Jade<br />

Hochschule gute Bewertungen. Am<br />

Standort Oldenburg sind speziell<br />

die Wirtschaftsingenieure überdurchschnittlich<br />

zufrieden mit den<br />

Studienbedingungen. Für Praxisbezug,<br />

Betreuung durch Lehrende<br />

und Unterstützung fürs Auslandsstudium<br />

verteilen die befragten<br />

Studenten Bestnoten.<br />

Damit schneidet die Hochschule<br />

in den Augen der Studenten genau<br />

in den Bereichen sehr gut ab, auf<br />

Campus in Oldenburg.<br />

© Jade Hochschule<br />

die sie besonderen Wert legt: starker<br />

Praxisbezug, internationale Ausrichtung<br />

und eine hohe Qualität in<br />

der Lehre. Der Präsident der Jade<br />

Hochschule Dr. Elmar Schreiber<br />

bringt dieses Selbstverständnis auf<br />

den Punkt: „Die Jade Hochschule<br />

steht für eine hohe Qualität in der<br />

Lehre und ein gutes Betreuungsverhältnis<br />

zwischen Lehrenden und<br />

Lernenden. Sie orientiert sich in der<br />

Forschung an den Bedürfnissen der<br />

Menschen und Märkte und gehört<br />

seit Jahren zu den forschungsstärksten<br />

Fachhochschulen des<br />

Landes.“<br />

„Change Management“: neues Modell für Studierende<br />

Der richtige Umgang mit Veränderungen in einem Unternehmen wird für die Führungsebene immer wichtiger.<br />

Deshalb hat die Jade Hochschule diesen Themenkomplex jetzt in das Curriculum für angehende<br />

Manager im Bauwesen aufgenommen. „Unsere Absolventen werden später in Führungspositionen tätig<br />

sein und müssen sich früh genug auf diese wichtige Kommunikations-Aufgabe vorbereiten“, sagt Prof. Dr.<br />

Kirsten Plog, die seit 1996 das Lehrgebiet Personal- und Verhandlungsführung an der Hochschule vertritt.<br />

„Veränderungen sind heute an der Tagesordnung, aber weder Firmen<br />

noch Menschen können sich daran gewöhnen“, weiß Plog. Zwei Jahre<br />

hat die Kommunikationswissenschaftlerin zu diesem Themenbereich<br />

geforscht und nun auch ein Handbuch dazu veröffentlicht. Auf über 200<br />

Seiten wird ein Hundert-Punkte-Programm für erfolgreiche Veränderungen<br />

<strong>aus</strong>führlich erklärt und zur spezifischen Nutzung aufbereitet. „Wie<br />

sag ich’s dann den Betroffenen und Beteiligten? Wie können wir alle an<br />

einem Strang ziehen, wer muss mit ins Boot, wer kann rudern? Das sind<br />

nur einige Fragen, die das „Begleitbuch für Veränderungen“ beantwortet<br />

und in den Seminaren mit den Studierenden bearbeitet werden.<br />

Zahlreiche Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter unterliegen<br />

Einflussfaktoren wie zum Beispiel Wettbewerbsdruck, Globalisierung<br />

oder Wirtschaftslage und erfahren einen hohen Handlungsdruck.<br />

Prof. Dr. Kirsten Plog (rechts<br />

im Bild) in einem Seminar<br />

zum Change Management.<br />

© Jade Hochschule<br />

Jedes Unternehmen braucht aber ein individuelles Change Management,<br />

das sich dem Unternehmen anpasst.<br />

Weitere Informationen: www.jade-hs.de<br />

Dezember 2011<br />

1154 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

Dass die Jade Hochschule zu den<br />

forschungsstärksten Hochschulen<br />

des Landes zählt, liegt an drei An-<br />

Instituten und 15 In-Instituten, die<br />

zahlreiche Forschungsprojekte realisieren<br />

(zwei aktuelle Forschungsprojekte<br />

des iro unter der Rubrik<br />

Netzwerk Wissen Aktuell). Speziell<br />

für den Standort Oldenburg im<br />

Fachbereich Bauwesen sind als An-<br />

Institute das Institut für Materialprüfung<br />

(IfM) und das Institut für<br />

Rohrleitungsbau (iro) zu nennen<br />

sowie das In-Institut für Mess- und<br />

Auswertetechnik (IMA).<br />

Praxisnähe wird<br />

großgeschrieben<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt, den<br />

sich die Jade Hochschule auf die<br />

Fahnen schreibt, ist Praxisnähe. Wer<br />

in Oldenburg studiert, ist ganz nah<br />

dran am Job. Dafür steht zum einen<br />

das Themenspektrum, das sich am<br />

aktuellen Arbeitsmarkt orientiert.<br />

Zum anderen kommen alle Dozenten<br />

<strong>aus</strong> der Praxis und halten den<br />

Kontakt zur Wirtschaft. Prof. Wegener<br />

erklärt die Zielsetzung: „Unsere<br />

Absolventen sollen von der Wirtschaft<br />

nach ihrem Studium nach<br />

kurzer Einarbeitungszeit eingesetzt<br />

werden können. Das ist durch<strong>aus</strong><br />

nicht selbstverständlich. Da ist der<br />

enge Schulterschluss, der Kontakt<br />

zwischen Wissenschaft und Wirtschaft<br />

erforderlich.“<br />

Im Bereich Trinkwasserversorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

arbeitet die Hochschule eng zusammen<br />

mit dem großen regionalen<br />

Flächenversorger und -entsorger,<br />

dem Oldenburgisch-Ostfriesischen<br />

<strong>Wasser</strong>verband (OOWV), zu dem<br />

traditionell gute Verbindungen<br />

bestehen. Die örtliche EWE AG ist<br />

ebenfalls bei einigen Veranstaltungen<br />

im Boot. Teilweise bestehen<br />

auch Kooperationen mit Institutionen<br />

der nächsten Großstadt wie<br />

zum Beispiel der hanse<strong>Wasser</strong> Bremen<br />

GmbH, dem größten privaten<br />

Dienstleister rund um <strong>Wasser</strong> und<br />

<strong>Abwasser</strong> in Norddeutschland.<br />

Die Jade Hochschule punktet bei<br />

angehenden Bauingenieuren also<br />

mit Studieninhalten, Praxisbezug<br />

und Kontakten zur Wirtschaft. Wer<br />

zudem kurze Wege, kleine Mieten<br />

und familiäre Atmosphäre im Hochschulbetrieb<br />

zu schätzen weiß, der<br />

ist in Oldenburg genau richtig.<br />

Kontakt<br />

Jade Hochschule<br />

University of Applied Sciences<br />

Ofener Straße 16/19<br />

26121 Oldenburg<br />

Tel. (0441) 7708-0<br />

Fax (0441) 7708-1000<br />

Internet: www.jade-hs.de<br />

E-Mail: presse@jade-hs.de<br />

Mit dem Kanu unterwegs auf<br />

Oldenburgs <strong>Wasser</strong>straßen<br />

<strong>Wasser</strong>ratten nähern sich der Stadt über Hunte und Küstenkanal<br />

bis zum Oldenburger Hafen<br />

Oldenburg ist eine Stadt des <strong>Wasser</strong>s und der <strong>Wasser</strong>straßen: Über 100 Kilometer Gräben, Bäche, Teiche, Seen<br />

sowie die Flüsse Hunte und Haaren und der Küstenkanal prägen das Stadtbild und das Umland. Idyllisch liegt<br />

der Alte Stadthafen im Herzen Oldenburgs. Hektischer geht’s im Industrieteil des Oldenburger Hafens zu. Hier<br />

ist ein großer Umschlagplatz der Binnen- und Seeschifffahrt.<br />

<strong>Wasser</strong>begeisterte<br />

Besucher<br />

sollten sich Oldenburg von<br />

Flussseite her nähern, genauer<br />

gesagt im Kanu über die Hunte. So<br />

erlebt man die Stadt <strong>aus</strong> ganz anderer<br />

Perspektive. Der knapp 190 Kilometer<br />

lange Nebenfluss der Weser<br />

schlängelt sich südwestlich von<br />

Oldenburg durch die Marschlandschaft.<br />

Hier starten wir unsere Kanutour.<br />

In der saftigen, grünen „Buschhagenniederung“<br />

kreuzen gleich<br />

mehrere Wege für Fuß-, Rad- und<br />

<strong>Wasser</strong>wanderer. Vom Kanu <strong>aus</strong> lassen<br />

wir den Blick über das Gebiet<br />

<br />

Citypaddeln auf Oldenburgs <strong>Wasser</strong>straßen: erste Testfahrt mit Bürgermeister,<br />

Gästeführern, Geschäftsführung OTM und Kooperationspartner Yeti Sport & Reisen<br />

am 13. Juli 2010. © Pressebüro Stadt Oldenburg/OTM.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1155


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Die Cäcilienbrücke kann um 3,50 m angehoben<br />

werden, damit Binnenschiffe passieren können.<br />

© Oldenburg Tourismus und Marketing GmbH/Verena Brandt<br />

zwischen Osternburger Kanal und<br />

Hunte schweifen: Röhrichte, Flutrasen,<br />

Seggen- und Binsenrieder und<br />

feuchte Grünlandbrachen mit<br />

Sumpfdotterblumenwiesen soweit<br />

das Auge reicht. Früher wurden<br />

große Bereiche der Buschhagenniederung<br />

als Rieselwiesen genutzt.<br />

Heute zeugen von dieser Bewässerungstechnik<br />

nur noch die zahlreichen<br />

Gräben und Siele.<br />

1927 wurde die Hunte<br />

begradigt und angehoben<br />

Doch so sah die Buschhagenniederung<br />

nicht immer <strong>aus</strong>. Bevor der<br />

Mensch eingriff, fand sich hier eine<br />

feuchte Auenlandschaft mit Erlenbruchwald.<br />

1927 veränderte sich<br />

das Gebiet drastisch: Um den Küstenkanal<br />

mit <strong>Wasser</strong> zu speisen,<br />

wurde die Hunte in diesem Jahr<br />

begradigt, erneut verlegt und auf<br />

ein Niveau von fünf Metern über<br />

Normalnull angehoben. Dies führte<br />

dazu, dass die Buschhagenniederung<br />

eingedeicht werden musste.<br />

Paddelt man weiter Richtung<br />

Oldenburg, trifft man bald auf den<br />

Küstenkanal. Die 70 Kilometer lange<br />

Bundeswasserstraße verbindet über<br />

die Untere Hunte Weser und Ems.<br />

Hunte und Küstenkanal verlaufen in<br />

diesem Streckenabschnitt parallel,<br />

sodass wir hier schwere Binnenfrachtschiffe<br />

vorbeiziehen sehen.<br />

Kurz darauf, noch oberhalb der<br />

Schleuse, teilt sich die Hunte.<br />

Die Alte Hunte wird durch einen<br />

Düker von Süden nach Norden<br />

geleitet und verläuft dann nördlich<br />

des Küstenkanals. Unterhalb der<br />

Stadtautobahn wurden umfangreiche<br />

wasserbauliche Maßnahmen<br />

2006 abgeschlossen. Im Zuge einer<br />

Neugestaltung des Flussbades<br />

OLANTIS erhielt die Alte Hunte, die<br />

hier auch Mühlenhunte genannt<br />

wird, in diesem Bereich ein neues,<br />

naturnah gestaltetes Bett. Die Mühlenhunte<br />

fließt anschließend am<br />

Schlossgarten und an der Huntestraße<br />

entlang und speist unterhalb<br />

des Stautors den Alten Hafen.<br />

Am Stautor mündet, von Westen<br />

kommend, ein weiterer Fluss, der<br />

das Stadtbild Oldenburg prägt, in<br />

die Hunte: die Haaren. Dass die<br />

Oldenburger wasserverliebt und für<br />

jeden Spaß zu haben sind, beweist<br />

die Waschzuber-Regatta auf der<br />

Haaren, die bis 2009 alljährlich stattfand.<br />

An den Flussufern am Heiligengeistwall<br />

versammelten sich die<br />

Zuschauer, um die Bottich-Paddler<br />

anzufeuern und zu sehen, wer als<br />

erster durchs Ziel treibt.<br />

Geschichte zum Anfassen bei<br />

Schleuse und Kraftwerk<br />

Unsere Kanutour geht indes parallel<br />

zum Küstenkanal auf der Neuen<br />

Hunte weiter. Hier treffen wir bald<br />

auf zwei geschichtsträchtige Bauwerke:<br />

Schleuse und Kraftwerk. Die<br />

Schleuse Oldenburg stellt die Verbindung<br />

der Hunte in den Küstenkanal<br />

und in das westdeutsche<br />

Kanalnetz her. Seit fast 75 Jahren<br />

steht dieses Bauwerk der Schifffahrt<br />

zur Verfügung. Sechs Jahre von<br />

1922 bis 1928 wurde die Schleuse<br />

gebaut. Ihre Kammer misst 105 m<br />

Länge und 12 m Breite. Der überwundene<br />

Höhenunterschied ist<br />

abhängig vom <strong>Wasser</strong>stand in der<br />

Hunte, deren Unterlauf als Küstengewässer<br />

abhängig ist von den<br />

Gezeiten. Bei Tideniedrigwasser<br />

beträgt der Unterschied etwa<br />

5,40 m. Gespeist wird die Schleuse<br />

mit <strong>Wasser</strong> <strong>aus</strong> dem Küstenkanal.<br />

Für eine Schleusung werden zwischen<br />

3700 m³ (bei Tidenhochwasser)<br />

und 7000 m³ <strong>Wasser</strong> (bei Tidenniedrigwasser)<br />

benötigt.<br />

Jährlich passieren etwa 5000<br />

Binnenschiffe die Schleuse, die<br />

dabei zwei Millionen Gütertonnen<br />

Ladung befördern. Auch etliche<br />

Freizeitschiffer nutzen den Kanal<br />

und die Schleuse.<br />

Direkt neben der Schleuse befindet<br />

sich eine St<strong>aus</strong>tufe in der Hunte.<br />

Die St<strong>aus</strong>tufe entstand mit dem Bau<br />

des Küstenkanals, um die <strong>Wasser</strong>stände<br />

der Hunte, des Küstenkanals<br />

und der Mühlenhunte zu regulieren.<br />

Hier wurde 1927 das <strong>Wasser</strong>kraftwerk<br />

an der Hunte in Betrieb<br />

Im Industrieteil des Oldenburger Hafens werden jährlich 1,2 Millionen<br />

Tonnen landwirtschaftliche und b<strong>aus</strong>toffliche Güter umgeschlagen.<br />

© Oldenburg Tourismus und Marketing GmbH/Verena Brandt<br />

Dezember 2011<br />

1156 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

genommen. Es reguliert auch heute<br />

noch die <strong>Wasser</strong>stände von Hunte,<br />

Mühlenhunte und Küstenkanal.<br />

Gleichzeitig nutzt es den Höhenunterschied<br />

von gut fünf Metern an<br />

dieser Stelle, um Strom zu erzeugen.<br />

Das Laufwasserkraftwerk ist<br />

mit Kaplan-Turbinen mit einer<br />

Gesamtleistung von 700 kW <strong>aus</strong>gerüstet.<br />

Da der <strong>Wasser</strong>stand der<br />

Hunte abhängig ist von Ebbe und<br />

Flut, ist auch die Fallhöhe im Unterwasser<br />

tideabhängig und schwankt<br />

zwischen 1,80 m und 6,20 m.<br />

Obwohl die Stromerzeugung hier<br />

nicht im Vordergrund steht, erzeugt<br />

das <strong>Wasser</strong>kraftwerk Jahr für Jahr<br />

rund zwei Millionen Kilowattstunden<br />

Strom. Wer will, begibt sich auf<br />

eine Zeitreise ins <strong>Wasser</strong>kraftwerk:<br />

Die Turbinen stammen noch <strong>aus</strong> der<br />

Zeit von etwa 1930.<br />

Eine umweltfreundliche Neuerung<br />

ist die 2006 fertig gestellte<br />

Fischtreppe. Sie ermöglicht Wanderfischen,<br />

den Höhenunterschied der<br />

künstlich erzeugten <strong>Wasser</strong>stände<br />

zu überbrücken. Über 36 Einzelbecken<br />

meistern Lachse, Meerforellen<br />

und Flussneunaugen den Aufstieg<br />

in Richtung Huntemündung oder<br />

Flussoberlauf problemlos.<br />

Achtung Berufsschifffahrt<br />

am Zusammenfluss mit<br />

dem Kanal<br />

Nicht ganz so problemlos überwinden<br />

die Kanuten den Höhenunterschied.<br />

Wir müssen jetzt r<strong>aus</strong> <strong>aus</strong><br />

dem <strong>Wasser</strong> und unser Kanu schultern.<br />

Am Kraftwerk ist umtragen<br />

angesagt! Danach heißt es aufpassen.<br />

Denn ab dem Zusammenfluss<br />

mit dem Küstenkanal bis zur Mündung<br />

in die Weser ist die Hunte Bundeswasserstraße<br />

und das heißt, ab<br />

hier treffen wir auf Berufsschifffahrt<br />

und motorisierte Freizeitschifffahrt.<br />

Bis wir unser Ziel, den Oldenburger<br />

Stadthafen, erreichen, passieren<br />

wir noch einige imposante Brückenbauwerke:<br />

Zunächst die Hochstraße Oldenburg:<br />

Die Autobahnbrücke (A 28)<br />

der stadtnahen Südumgehung<br />

Oldenburgs ist mit 1450 m das<br />

längste Brückenbauwerk Niedersachsens<br />

und überzieht die Hunte,<br />

den Küstenkanal und den Osternburger<br />

Kanal.<br />

Danach die Cäcilienbrücke: Sie<br />

ist die einzige verbliebene Hebebrücke<br />

über die Hunte bzw. den Küstenkanal<br />

mit einer Spannweite von<br />

40,80 m und verbindet die Innenstadt<br />

mit dem Stadtteil Osternburg.<br />

An beiden Ufern stehen je zwei<br />

geklinkerte Türme, dazwischen<br />

spannt sich die Fahrbahn <strong>aus</strong> Stahl,<br />

die zwei asphaltierte Spuren für<br />

Autos und Fahrräder und eine durch<br />

eine Wand abgegrenzte Fußgängerspur<br />

auf jeder Seite besitzt. Die<br />

Hebevorrichtung zieht die Fahrbahn<br />

mit einer MAN-Maschinenanlage<br />

und Stahlseilen um 3,50 m nach<br />

oben, um die Durchfahrt für Schiffe<br />

zu ermöglichen.<br />

Kurz vor dem Hafen die Amalienbrücke:<br />

Im Gegensatz zur Cäcilienbrücke<br />

ist die aktuelle Amalienbrücke<br />

eine durchgängige Brücke. Eine<br />

lange Auffahrt führt die Fahrbahn<br />

bis in etwa 8 m Höhe über den<br />

Kanal und ermöglicht damit auch<br />

Binnenschiffen eine Durchfahrt. Die<br />

Fahrbahn umfasst zwei Fahrstreifen<br />

und auf jeder Seite je einen breiten<br />

Fuß- und Radweg.<br />

Im Hafen werden<br />

1,2 Millionen Tonnen Güter<br />

umgeschlagen<br />

Nachdem diese Brücke unterquert<br />

ist, haben wir unser Ziel erreicht:<br />

den Oldenburger Hafen. Der hat<br />

mehr zu bieten, als man auf den<br />

ersten Blick vermutet. Östlich liegt<br />

der Wirtschaftshafen für die Binnenund<br />

Seeschifffahrt vor uns. Hier werden<br />

hauptsächlich Getreide, Futterund<br />

Düngemittel umgeschlagen,<br />

gefolgt von Sand und Kies, insgesamt<br />

jährlich 1,2 Millionen Tonnen.<br />

Damit gehört der Oldenburger<br />

Hafen zu den umschlagsstärksten<br />

Binnenhäfen Niedersachsens. Die<br />

Umschlagsarbeit erledigen 7 Kräne,<br />

4 Verladebrücken, 1 Umschlagstutzen<br />

für Ölprodukte sowie insgesamt<br />

11 Mobilkräne.<br />

Sie fertigten im Jahr 2009 insgesamt<br />

1041 Binnen- und 104 Seeschiffe<br />

ab. Gleichzeitig ist der Oldenburger<br />

Hafen Durchgangsstation<br />

für Binnenschiffe, die zwischen dem<br />

Rhein-Ruhr-Revier und dem Weser-<br />

Ems-Revier unterwegs sind.<br />

Wir wollen es aber gemütlicher<br />

haben und wenden unser Kanu in<br />

den westlichen Teil des Hafens. Hier<br />

steht eher die Freizeitnutzung im<br />

Vordergrund. Deshalb treffen wir an<br />

dieser Stelle vor allem Motor-,<br />

Segel- und Ausflugsboote. Nach<br />

dieser kräftezehrenden Tour ist<br />

Erholung für die Muskeln und noch<br />

eine kleine Stärkung für den Magen<br />

angesagt. Beides bekommt man im<br />

Schwan am Oldenburger Stadthafen.<br />

Hier kann man im Biergarten<br />

direkt an der Kaimauer stilecht sein<br />

Pangasiusfilet oder Tagliatelle mit<br />

Lachs genießen und den Blick verträumt<br />

über die kleinen Segelboote<br />

streifen lassen.<br />

Idyllisch zeigt<br />

sich der Westteil<br />

des Hafens:<br />

Blick vom Stau<br />

auf die Hafenpromenade.<br />

© Oldenburg<br />

Tourismus und<br />

Marketing GmbH/<br />

Verena Brandt<br />

Weitere<br />

Informationen:<br />

www.oldenburg.de<br />

www.oldenburgtourist.de<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1157


NETZWERK WISSEN Aktuell<br />

Prüf- und Forschungsarbeit auf dem Gebiet der<br />

Hochdruckwasserstrahltechnik<br />

Seit Gründung des iro ist der Themenkomplex Reinigung von <strong>Abwasser</strong>leitungen und -kanälen mit Hochdruckwasserstrahltechnologie<br />

ein Schwerpunkt in der Arbeit des Instituts sowie der iro GmbH Oldenburg.<br />

Viele Projekte wurden in der Vergangenheit zu diesem Thema praktisch durchgeführt und auch in der Theorie<br />

umfangreich erfasst, was sich in dem Buch „Reinigung von <strong>Abwasser</strong>kanälen mit Hochdruckspülung“<br />

(iro-Schriftenreihe Band 11) widerspiegelt. Das Buch ist 2007 in der nunmehr dritten Auflage erschienen.<br />

Bild 1. 2009 wurde eine Forschungshalle errichtet, um der immer größeren Nachfrage<br />

nach Prüfungen nach DIN 19523 gerecht zu werden.<br />

Insbesondere die Untersuchung<br />

von Rohren hinsichtlich ihrer<br />

Widerstandskraft gegenüber den<br />

Einwirkungen der Hochdruckwasserstrahlen<br />

beschäftigt das iro seit<br />

jeher intensiv. Über viele Jahre Vorreiter<br />

in der Forschung und Ausführung<br />

von Prüfungen auf diesem<br />

Gebiet hat das iro seinerzeit einen<br />

speziellen Spülstand entworfen und<br />

umfangreiche Messtechnik angeschafft.<br />

Unter den Stichworten<br />

„Hamburger Spülversuch, Schweizer<br />

Norm und DIN V 19517“ wurden<br />

über die Jahre regelmäßig Untersuchungen<br />

und später Prüfungen<br />

durchgeführt, deren Anzahl sich<br />

nicht mehr fassen lässt. Nach dem<br />

Rückzug der DIN V 19517 war das<br />

iro maßgeblich an der Entwicklung<br />

und Ausgestaltung der heute gültigen<br />

DIN 19523 „Anforderungen und<br />

Prüfverfahren zur Ermittlung der<br />

Hochdruckstrahlbeständigkeit und<br />

-spülfestigkeit von Rohrleitungsteilen<br />

für <strong>Abwasser</strong>leitungen und<br />

-kanäle“ beteiligt und führt heute<br />

entsprechende Prüfungen <strong>aus</strong>.<br />

In DIN 19523 werden zwei Arten<br />

der Prüfung unterschieden. Die<br />

„Werkstoffprüfung“ prüft mit einer<br />

definierten Belastung durch eine<br />

einstrahlige Düse die Widerstandsfähigkeit<br />

des Rohrmaterials gegenüber<br />

der HD-<strong>Wasser</strong>strahlbelastung.<br />

Hierbei wird ein kurzes Rohrstück<br />

als Prüfmuster in den bereits<br />

erwähnten Spülstand eingebaut<br />

und die Prüfung in drei Prüfzyklen<br />

durchgeführt. Die Praxisprüfung<br />

erfordert hingegen den Aufbau<br />

einer mindestens 15 m langen<br />

Versuchsstrecke, die drei Rohrverbindungen<br />

und vier nachträglich<br />

montierte Anschlüsse aufweist. Mit<br />

einer genormten Reinigungsdüse<br />

wird die Prüfstrecke in 60 Zyklen<br />

befahren. Sämtliche Prüfungen werden<br />

<strong>aus</strong>schließlich mit DKD geprüfter<br />

Messtechnik und somit in entsprechend<br />

hoher Genauigkeit <strong>aus</strong>geführt.<br />

Bild 2. Versuche zum Ausblasrisiko verschiedener Reinigungsdüsen in<br />

Projektphase 2.<br />

Dezember 2011<br />

1158 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Aktuell NETZWERK WISSEN<br />

Fragen …<br />

… zum Projekt „Ausblasen<br />

von Geruchverschlüssen<br />

infolge Hochdruckreinigung“<br />

beantwortet Herr<br />

Dipl.-Ing. Matthias Heyer<br />

unter E-Mail: heyer@iro-online.de<br />

… zum Thema Prüfungen<br />

nach DIN 19523 beantwortet<br />

Herr Dipl.-Ing. Bernd<br />

Niedringh<strong>aus</strong> unter<br />

E-Mail: niedringh<strong>aus</strong>@iro-online.de<br />

Um der immer größeren Nachfrage<br />

nach Prüfungen nach DIN<br />

19523 gerecht zu werden, wurde im<br />

Jahr 2009 eine Forschungshalle<br />

errichtet (Bild 1). Die Halle ist in<br />

ihrer Dimensionierung insbesondere<br />

auch auf diese Prüfungen <strong>aus</strong>gelegt<br />

und bietet somit einen<br />

geeigneten Raum für die Durchführungen<br />

der Prüfung. In 2010 wurde<br />

die Forschungshalle um eine Lagerhalle<br />

erweitert, die unter anderem<br />

auch die ordnungsgemäße Lagerung<br />

von Prüfmustern ermöglicht.<br />

Aktuell wird am iro mit dem Forschungsprojekt<br />

„Ausblasen von<br />

Geruchverschlüssen infolge Hochdruckreinigung“<br />

im Bereich der HD-<br />

Reinigung geforscht (Bild 2 und 3).<br />

Dieses Projekt – ursprünglich im<br />

Jahr 2001 durch die Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe<br />

ins Leben gerufen – befindet<br />

sich derzeit in der nunmehr dritten<br />

Projektphase und ist durch die<br />

hanse<strong>Wasser</strong> Bremen GmbH, den<br />

Oldenburgisch-Ostfriesischen <strong>Wasser</strong>verband,<br />

die Stadtentwässerung<br />

Frankfurt sowie die Beteiligung von<br />

Herstellern von Reinigungsdüsen<br />

im Jahr 2008 erweitert worden.<br />

Nachdem zunächst der Hintergrund<br />

von Ausblasereignissen – also das<br />

Ausblasen oder Leersaugen von<br />

Geruchverschlüssen in den angeschlossenen<br />

häuslichen Entwässerungsgegenständen<br />

durch Reinigungsmaßnahmen<br />

im Hauptkanal<br />

– untersucht wurde, ist die aktuelle<br />

und auch finale Zielsetzung des Projekts<br />

die Ermittlung einer Reinigungsdüse<br />

oder Düsenkonfiguration,<br />

um eine effiziente Reinigung<br />

des öffentlichen Kanals mit einem<br />

geringen Ausblasrisiko zu kombinieren.<br />

Eine neue Versuchsreihe ist für<br />

die kommenden Wochen vorgesehen.<br />

Mit einem Ergebnis und somit<br />

Abschluss dieses Projekts ist im<br />

Frühjahr 2012 zu rechnen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. (FH) Matthias Heyer<br />

iro Institut für Rohrleitungsbau<br />

an der Fachhochschule Oldenburg e.V.<br />

Ofener Straße 18<br />

26121 Oldenburg<br />

E-Mail: heyer@iro-.online.de<br />

Internet: www.iro-online.de<br />

Bild 3. Ergebnisse der zweiten Projektphase:<br />

Maximal auftretende Über- und Unterdrücke an<br />

Anschlussleitungen infolge einer HD-Reinigung.<br />

Weitere Informationen<br />

Artikel „Hochdruckreinigung von<br />

<strong>Abwasser</strong> kanälen: Die neue Norm DIN 19523“<br />

(Februar 2008, bi-Umweltbau)<br />

Artikel zu den Ergebnissen des<br />

Forschungsprojekts „Ausblasen von<br />

Geruchverschlüssen infolge Hochdruckreinigung“<br />

in der Projektphase 2<br />

(bi-Umweltbau-Ausgabe 01-2011)<br />

jeweils als Download unter: http://www.iro-online.de/?id=32-<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1159


NETZWERK WISSEN Aktuell<br />

Forschungsschwerpunkt<br />

„<strong>Abwasser</strong>wärmerückgewinnung“<br />

Die relativ jungen Technologien um die „Wärmerückgewinnung <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong>“ bieten dem Institut für Rohrleitungsbau<br />

(iro) ein breites Forschungsspektrum. Angefangen mit der Entwicklung eines Wärmet<strong>aus</strong>chers für<br />

kleine Kanäle reichen die Aktivitäten mittlerweile von der Durchführung praxisorientierter Effizienztests über<br />

Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bis hin zu der Entwicklung ganzheitlicher Konzepte für den Einsatz von<br />

Wärmet<strong>aus</strong>chern in <strong>Abwasser</strong>kanälen.<br />

Ein aktuelles Forschungsprojekt<br />

des iro, das in Kooperation mit<br />

dem Leed-Partner Jade Hochschule<br />

in Oldenburg durchgeführt wird,<br />

behandelt die Entwicklung von<br />

neuen Methoden, Konzepten und<br />

Werkzeugen für eine nachhaltige<br />

Energieplanung in Kommunen. Das<br />

Projekt wurde von Akteuren <strong>aus</strong><br />

den unterschiedlichsten Bereichen<br />

ins Leben gerufen: Vertretern der<br />

„Grünen Industrie“, Regionalplanern<br />

und Akteuren der regionalen und<br />

gemeindlichen Entwicklung. Das<br />

Projekt wird seitens der EU im Programm<br />

Interreg IVB gefördert und<br />

hat eine Laufzeit von September<br />

2009 bis August 2012.<br />

Am Beispiel der Kleinstadt Osterholz-Scharmbeck<br />

bei Bremen wird<br />

hier unter anderem der Einsatz<br />

eines <strong>Abwasser</strong>wärmet<strong>aus</strong>cherprototyps<br />

in der Praxis geprüft, der in<br />

Kombination mit einem Sanierungsverfahren<br />

in nicht begehbare<br />

Kanäle eingebracht werden kann.<br />

Bild 1. Versuchsaufbau der Wärmet<strong>aus</strong>cher-<br />

Prüfstrecke in der iro-Forschungshalle.<br />

Bild 2. Grafische Darstellung der Erstprüfung zur Erfassung von<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmenutzungspotenzialen in Osterholz-Scharmbeck.<br />

Um die Anforderungen für einen<br />

sinnvollen Einsatz zu definieren und<br />

ggf. die Wirksamkeit des neuen Wärmet<strong>aus</strong>chers<br />

optimieren zu können,<br />

werden in der Forschungshalle des<br />

iro verschiedene Prüfstrecken entwickelt<br />

und installiert. Differenzierte<br />

Überströmungsversuche geben<br />

Aufschluss darüber, wie der Prototyp<br />

in Abhängigkeit von dem vorher<br />

am Beispielstandort Osterholz-<br />

Scharmbeck erfassten Kanalbetriebsbedingungen<br />

reagiert (siehe<br />

Bild 1).<br />

Die Analyse der Ergebnisse wird<br />

als Muster der Entscheidungsfindung<br />

für eine Pilotanwendung dienen.<br />

Für eine systemspezifische<br />

Standortsuche wird eine Verschneidung<br />

der Leitungsinformationen<br />

mit denen <strong>aus</strong> der Bestandsdatenbank<br />

öffentlicher Liegenschaften<br />

durchgeführt. Dieses schafft eine<br />

Identifizierung von möglichen Einsatzorten<br />

und dient als Basis für<br />

eine langfristige Umsetzung des<br />

Nutzungspotenzials (siehe Bild 2).<br />

In einem nächsten Schritt wird<br />

ein regelbasiertes Entscheidungsunterstützungsmodell<br />

entwickelt,<br />

welches als Grundlage für den<br />

abgestimmten Einsatz unterschiedlicher<br />

<strong>Abwasser</strong>wärmet<strong>aus</strong>cher-<br />

Technologien dient.<br />

Auf Basis des Regelwerkes kann<br />

so ein Diskurs zwischen den Akteuren<br />

(Investor, Eigentümer, Betreiber<br />

des Kanalnetzes und der Klärwerke<br />

sowie der Kommune) stattfinden,<br />

um ein nachhaltig tragfähiges Konzept<br />

für die Nutzung von Wärme<br />

<strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong> zu erarbeiten.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. Mike Böge<br />

iro Institut für Rohrleitungsbau<br />

an der Fachhochschule Oldenburg e.V.<br />

Ofener Straße 18, 26121 Oldenburg<br />

E-Mail: boege@iro-online.de<br />

Internet: www.iro-online.de<br />

Dezember 2011<br />

1160 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Aktuell NETZWERK WISSEN<br />

Hoch aufgelöste Messdaten in der<br />

Schmutzfrachtmodellierung von Kanalsystemen<br />

Kurzfassung der Dissertation<br />

Von DI Dr. techn. Valentin Gamerith<br />

Technische Universität Graz, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Landschaftswasserbau<br />

Begutachter: Univ.-Prof. DDipl.-Ing. Dr. techn. Dr.h.c. Harald Kainz, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Wolfgang Rauch<br />

Einleitung<br />

Die Modellierung von Kanalsystemen<br />

ist seit mehreren Jahrzehnten<br />

Gegenstand der Forschung und findet<br />

seit längerem auch Anwendung<br />

in der Praxis. Neuentwicklungen in<br />

der Messtechnologie erlauben mittlerweile<br />

die zeitlich hoch aufgelöste<br />

Erfassung von Abfluss und Schmutzstoffkonzentrationen<br />

direkt im<br />

Kanalsystem. Die großen Datenmengen<br />

stellen dabei eine Her<strong>aus</strong>forderung<br />

sowohl an das Datenmanagement<br />

als auch an die sinnvolle<br />

Anwendung der Daten in der<br />

Modellierung dar.<br />

Diese Arbeit behandelt die<br />

Anwendbarkeit hoch aufgelöster<br />

Langzeitmessreihen in der Schmutzfrachtmodellierung<br />

von Kanalnetzen.<br />

Dabei wurde eine Vorgehensweise<br />

entwickelt, die den Weg von<br />

Daten zu validierten Modellergebnissen<br />

erleichtern soll. Dazu wurden<br />

Methoden zur Datenanalyse, Datenvalidierung<br />

und Sensorkalibrierung<br />

entwickelt und umgesetzt. Methoden<br />

zur globalen Sensitivitätsanalyse<br />

wurden in das bestehende<br />

Optimierungsframework BlueM.<br />

OPT integriert, welches auch einen<br />

Optimierungsalgorithmus basierend<br />

auf evolutionären Strategien<br />

zur Modelloptimierung beinhaltet.<br />

Die entwickelten Methoden wurden<br />

in der Fallstudie Graz West R05<br />

angewendet, wo seit mehreren<br />

Jahren kontinuierlich hoch aufgelöste<br />

Messreihen zu Abfluss und<br />

Schmutzstoffkonzentrationen aufgezeichnet<br />

werden.<br />

Fallstudie Graz West R05:<br />

Messungen, Daten und<br />

Modell<br />

Im Einzugsgebiet Graz West R05 in<br />

Graz (Österreich) werden seit 2002<br />

durchgehend hoch aufgelöste<br />

Daten zu Niederschlag, Hydraulik<br />

und Schmutzstoffkonzentrationen<br />

aufgezeichnet. Das Einzugsgebiet<br />

mit einer Gesamtfläche von 460 ha<br />

wird im Mischsystem entwässert.<br />

Schmutzstoffkonzentrationen (ab-<br />

filtrierbare Stoffe, chemischer Sauerstoffbedarf<br />

und andere) werden<br />

direkt an einem Mischwasserüberlauf<br />

am Auslass des Einzugsgebiets<br />

in-situ von einem UV-VIS Spektrometer<br />

mit einer zeitlichen Auflösung<br />

von 1 bzw. 3 Minuten (Regenund<br />

Trockenwetterabfluss) gemessen.<br />

Alle verfügbaren Daten wurden<br />

visuell auf Fehler und Lücken analysiert.<br />

Die Periode 2009 wurde im<br />

Detail betrachtet. Auf Basis der<br />

Beobachtungen wurden in der Software<br />

R Scripts zur (halb)automatisierten<br />

Datenvalidierung entwickelt,<br />

welche über mehrere Tests die<br />

Daten in gültig, nicht gültig oder<br />

zweifelhaft klassifizieren.<br />

Anschließend wurde ein Modell<br />

des Einzugsgebiets in der Software<br />

SMUSI 5 erstellt. SMUSI ist ein<br />

k onzeptionelles deterministisches<br />

Niederschlags-Abfluss-Transportund<br />

Schmutzfrachtmodell. Das Einzugsgebiet<br />

wurde dabei zu 57 Teileinzugsgebieten<br />

und 56 Haupthaltungen<br />

aggregiert. Für das<br />

Schmutzfrachtmodell kamen drei<br />

Modellansätze zur Anwendung: ein<br />

Ansatz mit konstanter Regenwasserkonzentration<br />

und zwei Oberflächen<br />

Akkumulations- und<br />

Abtragsmodellansätze.<br />

UV-VIS Sondenkalibrierung<br />

Für die Kalibrierung der UV-VIS<br />

Sonde standen 36 Samples von 6<br />

Regenereignissen zur Verfügung.<br />

Zwei Methoden – die Anwendung<br />

einer linearen Regression und eine<br />

Kopplung an einen Optimierungsalgorithmus<br />

– wurden verglichen. Mit<br />

der vorhandenen, vom Hersteller<br />

zur Verfügung gestellten „globalen<br />

Kalibrierung“ wurden systematische<br />

Fehler von bis zu 50 % ermittelt.<br />

Durch die lokale Kalibrierung<br />

auf Basis der linearen Regression<br />

konnten die Fehler auf eine Größenordnung<br />

von 25 bis 30 % reduziert<br />

werden. Die Kopplung an den Optimierungsalgorithmus<br />

brachte keine<br />

signifikant besseren Resultate als<br />

die Regressionsmethode. Besondere<br />

Vorsicht wird bei der lokalen<br />

Sondenkalibrierung empfohlen,<br />

wenn nur wenige Samples zur Verfügung<br />

stehen, da mögliche Änderungen<br />

in der <strong>Abwasser</strong>matrix<br />

dabei nicht berücksichtigt werden:<br />

Wenn in der Kalibrierung nur Samples<br />

von einem Ereignis herangezogen<br />

wurden, führte dies zu Fehlern<br />

von bis zu 100 % für die Validierungsereignisse.<br />

Globale Sensitivitätsanalyse<br />

und Multikriterielle<br />

Optimierung<br />

Zwei Methoden der globalen Sensitivitätsanalyse<br />

– die Screening<br />

Methode nach Morris und die<br />

Methode der Standardisierten Re -<br />

gres sionskoeffizienten (SRCs) – wurden<br />

in das BlueM.OPT Framework<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1161


NETZWERK WISSEN Aktuell<br />

implementiert und anschließend<br />

verglichen. Ziel dabei war die Identifikation<br />

und Reihung der maßgebenden<br />

Modellparameter. Im Allgemeinen<br />

führten beide Methoden zu<br />

gleichen Ergebnissen, sofern ein<br />

annähernd lineares Verhaltens für<br />

die SRCs vor<strong>aus</strong>gesetzt werden<br />

kann. In diesem Fall kann mit Hilfe<br />

der SRCs die Varianz in der Zielgröße<br />

auf Grund der Variation der einzelnen<br />

Parameter bestimmt werden.<br />

Das Morris Screening wiederum<br />

erlaubt die Identifikation von Parameterinteraktion<br />

oder Nichtlinearitäten<br />

bei geringerem Rechenaufwand.<br />

Weiters wurde gezeigt, wie<br />

sich Sensitivitäten der Parameter<br />

mit der Wahl des Niederschlagsereignisses<br />

und der gewählten Zielgröße<br />

ändern. Dies erlaubt eine<br />

sinnvolle Wahl von Niederschlagsereignissen<br />

und Zielgrößen für die<br />

anschließende Modellkalibrierung.<br />

Die Modellkalibrierung erfolgte<br />

über die Kopplung des Modells an<br />

einen evolutionären Algorithmus,<br />

der die gleichzeitige Optimierung<br />

mehrerer Zielfunktionen (multikriterielle<br />

Optimierung) erlaubt. Ein<br />

Vergleich der Optimierung wurde<br />

mit einem und mit mehreren<br />

Regen ereignissen sowohl für das<br />

hy draulische Modell als auch für die<br />

drei Schmutzfrachtansätze durchgeführt.<br />

Im Allgemeinen führte die<br />

gleichzeitige Optimierung auf mehrere<br />

Ereignisse zu den besten Resultaten<br />

für die Validierungsereignisse.<br />

Ein Vergleich der Schmutzfrachtmodelle<br />

zeigte, dass das einfachere<br />

Oberflächen-Akkumulations- und<br />

Abtragsmodell zu den besten und<br />

stabilsten Resultaten führte.<br />

Zusammenfassung<br />

Durch die entwickelten Methoden<br />

für die Datenanalyse und Datenvalidierung<br />

konnten die vorhandenen<br />

hoch aufgelösten Messdaten sinnvoll<br />

geprüft und deren Qualität für<br />

die weitere Verwendung in der<br />

Modellierung abgesichert werden.<br />

Eine Auswertung der Messergebnisse<br />

der installierten UV-VIS Spektrometersonde<br />

zeigte die Notwendigkeit<br />

einer lokalen Sondenkalibrierung<br />

und diskutiert deren<br />

Grenzen. Zwei Methoden zur globalen<br />

Sensitivitätsanalyse wurden<br />

implementiert, verglichen und ihre<br />

Anwendbarkeit diskutiert. Im Allgemeinen<br />

wurden dabei dieselben<br />

Modellparameter als einflussreich<br />

identifiziert. Ein erster Ansatz zur<br />

Bewertung der Sensitivität von<br />

Modellparametern bei Berücksichtigung<br />

von Kombinationen von<br />

Regenereignissen und/oder Zielfunktionen<br />

wurde entwickelt. Ein<br />

Vergleich der automatisierten<br />

Modellkalibrierung bei Optimierung<br />

auf eine Zielfunktion und<br />

zweier Ansätze der multikriteriellen<br />

Optimierung zeigte, dass mit multikriterieller<br />

Optimierung eine höhere<br />

Qualität der Ergebnisse in der<br />

Modellvalidierung erreicht werden<br />

kann. Dabei führten beide Ansätze<br />

der multikriteriellen Optimierung<br />

zu gleich guten Ergebnissen. Drei<br />

Schmutzfrachtmodelle wurden verglichen<br />

und deren Anwendbarkeit<br />

für die Fallstudie diskutiert.<br />

Zusammenfassend liefert die<br />

vorgeschlagene Methodik wertvolle<br />

neue Einsichten und zufrieden stellende<br />

Ergebnisse für die Fallstudie<br />

und kann auch einfach auf andere<br />

Fallbeispiele übertragen und angewendet<br />

werden. Auch die praxisbezogene<br />

Anwendung der vorgestellten<br />

Methoden kann nur empfohlen<br />

werden. Nichtsdestotrotz wird<br />

angeraten, die Methoden mit<br />

Bedacht anzuwenden und die<br />

Ergebnisse kritisch zu hinterfragen.<br />

Gerade die Anwendung von komplexen<br />

Methoden verleitet zu übermäßigem<br />

Vertrauen in die Ergebnisse,<br />

auch wenn sie dem Ingenieursverständnis<br />

widersprechen.<br />

Ausgewählte Veröffentlichungen<br />

Gamerith, V.: High resolution online data in<br />

sewer water quality modelling.<br />

Schriftenreihe zur <strong>Wasser</strong>wirtschaft ,<br />

Technische Universität Graz, Band 64<br />

(2011). Verlag der Technischen Universität<br />

Graz, Graz, Österreich.<br />

Gamerith, V., Gruber, G. and Muschalla, D.:<br />

Single and Multievent Optimization<br />

in Combined Sewer Flow and Water<br />

Quality Model Calibration. Journal of<br />

Environmental Engineering 137<br />

(2011) 7, S. 551–558.<br />

Gamerith, V., Muschalla, D., Veit, J. and<br />

Gruber, G.: Online Monitoring of<br />

Combined Sewer Systems: Experiences<br />

and Application in Modeling. –<br />

in: Cognitive Modeling of Urban<br />

Water Systems, Monograph 19<br />

(2011), S. 167–183.<br />

Gamerith, V., Muschalla, D., Gruber, G. und<br />

Kainz, H.: Schmutzfrachtmodellierung<br />

auf Basis zeitlich hochaufgelöster<br />

Messdaten. – in: Schriftenreihe<br />

zur <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Technische<br />

Universität Graz, Band 62: Aqua<br />

Urbanica 2011 – Niederschlags und<br />

Mischwasserbewirtschaftung im<br />

urbanen Bereich. (2011), S. K1–K25.<br />

Gamerith, V., Neumann, M. B. and Muschalla,<br />

D.: Applied Global Sensitivity Analysis<br />

in Sewer Flow and Water Quality<br />

Modelling. 12th International Conference<br />

on Urban Drainage Proceedings<br />

(2011).<br />

Gamerith, V., Steger, B., Hochedlinger, M. and<br />

Gruber, G.: Assessment of UV/VISspectrometry<br />

performance in combined<br />

sewer monitoring under wet<br />

weather conditions. 12th International<br />

Conference on Urban Drainage<br />

Proceedings (2011).<br />

Gamerith, V., Muschalla, D., Könemann, P.<br />

and Gruber, G.: Pollution load modelling<br />

in sewer systems: an approach<br />

of combining long term online sensor<br />

data with multi-objective autocalibration<br />

schemes. Water Science<br />

& Technology 59 (2009) 1, S. 73–79.<br />

Dezember 2011<br />

1162 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Recht und Regelwerk<br />

Ankündigung eines neuen Projektkreises<br />

und „Call for experts“<br />

Auf Beschluss des Technischen Komitees 3.6 entsteht zurzeit ein neuer Projektkreis<br />

W-PK-3-6-9 „Dicht-, Hilfs- und Betriebsstoffe“<br />

Die Hauptaufgabe des PK wird<br />

sein, hygienische Aspekte der<br />

genannten Stoffe zu klären und<br />

festzulegen.<br />

Im Fokus der Arbeiten werden<br />

zunächst die Regelwerke DVGW<br />

W 521 „Gewindeschneidstoffe für<br />

die Trinkwasserinstallation – Anforderungen<br />

und Prüfung“ (1995),<br />

DVGW VP 402 „Dichtmittel für<br />

metallene Gewindeverbindungen<br />

der Gas- und <strong>Wasser</strong>installation“<br />

(1999) sowie DIN 30660 „Dichtmittel<br />

für die Gas- und <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

sowie für <strong>Wasser</strong>heizungsanlagen“<br />

(1999) stehen. Sie werden<br />

auf Aktualität hin überprüft und<br />

überarbeitet. Im Hinblick auf Dichtheitsprüfungen<br />

von Trinkwasserinstallationen<br />

mit Luft wird das<br />

Gremium sich mit der DIN EN<br />

14291:2004 „Schaumbildende<br />

Lösungen zur Lecksuche an Gasinstallationen“<br />

befassen und deren<br />

Anwendbarkeit im Trinkwasserbereich<br />

prüfen und diskutieren.<br />

Der DVGW möchte Experten <strong>aus</strong><br />

dem beschriebenen Fachgebiet<br />

sowie Hersteller dazu aufrufen, sich<br />

an der Arbeit in diesem Projektkreis<br />

zu beteiligen. Interessenten sind<br />

herzlich eingeladen.<br />

Rückmeldungen an<br />

Frau Stoppel,<br />

E-Mail: stoppel@dvgw.de<br />

Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

W 1001-B1: Sicherheit in der Trinkwasserversorgung – Risikomanagement<br />

im Normalbetrieb – Beiblatt 1: Umsetzung für <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen, 11/2011<br />

Mit dem Hinweis W 1001 „Sicherheit<br />

in der Trinkwasserversorgung<br />

– Risikomanagement im Normalbetrieb“<br />

vom August 2008 hat<br />

der DVGW Neuland betreten. Bis<br />

dahin hatte man sich weitestgehend<br />

darauf beschränkt, technisch verantwortliches<br />

Handeln möglichst handfest<br />

zu beschreiben – genau diese<br />

und jene Anforderungen muss das<br />

Bauteil, das Bauwerk, die Bauweise,<br />

das Baupersonal etc. erfüllen. Selbstverständlich<br />

sind diese vertrauten<br />

technischen Regeln nach wie vor die<br />

Grundlage, um Risiken zu beherrschen<br />

– die meisten Anforderungen<br />

dienen ganz oder teilweise der<br />

Abwehr oder Vermeidung bestimmter<br />

Risiken (z. B. in Bezug auf<br />

Beeinträch tigungen der Trinkwasserqualität,<br />

sonstige Schäden oder<br />

Störungen, Arbeitsunfälle).<br />

In diesem Sinne enthält W 1001<br />

im Abschnitt 5.4.2 folgende Feststellung:<br />

„Fragen nach der grundsätzlichen<br />

Eignung von technischen<br />

Verfahren oder Festlegungen zur<br />

Beherrschung identifizierter Risiken<br />

werden größtenteils im DVGW-<br />

Regelwerk behandelt. Dort werden<br />

die Vorgehensweise und Ausführung<br />

von technischen Verfahren,<br />

Abläufen und Prozessen in der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung beschrieben und<br />

Maßnahmen zur Minimierung von<br />

Risiken empfohlen. Ferner sind<br />

Angaben zu Sollzuständen, Messverfahren<br />

und -häufigkeiten enthalten.<br />

Technische Maßnahmen, die in<br />

Technischen Regeln des DVGW<br />

erörtert werden, sind somit als prinzipiell<br />

geprüft (basisvalidiert) anzusehen.<br />

In diesen Fällen ist es <strong>aus</strong>reichend,<br />

wenn der <strong>Wasser</strong>versorger<br />

die Maßnahmen zur Risikobeherrschung<br />

gemäß den Technischen<br />

Regeln für das Versorgungssystem<br />

fachgerecht umsetzt und deren<br />

Wirksamkeit überwacht.“<br />

Wer also gemäß den jeweils<br />

aktuellen technischen Regeln des<br />

DVGW konsequent<br />

""<br />

Anforderungen (Formulierungen<br />

mit „muss“ etc.) einhält,<br />

""<br />

Empfehlungen (Formulierungen<br />

mit „sollte“ etc.) einhält,<br />

""<br />

Hinweise (Formulierungen mit<br />

„darf“, „kann“ etc.) beachtet,<br />

""<br />

zertifizierte Bauteile und<br />

Dienstleister einsetzt und<br />

""<br />

die Umsetzung der obigen<br />

Punkte durch Kontrollen<br />

sicherstellt,<br />

fährt auf sicherer Spur, sollte aber<br />

zusätzlich in Bezug auf folgende<br />

Aspekte aufmerksam bleiben:<br />

1. Es gibt immer Risiken, die man in<br />

der bisherigen Regelsetzung noch<br />

nicht bedacht hat oder die aufgrund<br />

ihrer Seltenheit bzw.<br />

besonderen Art keine Berücksichtigung<br />

gefunden haben. Regelsetzung<br />

bedeutet auch immer einen<br />

mehr oder weniger aufwendigen<br />

Prozess vom erstmaligen Erkennen<br />

eines be stimmten Risikos<br />

über die Diskussion und Bewertung<br />

in der Fachwelt bis hin zur<br />

<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1163


Recht und Regelwerk<br />

Entwicklung allgemein anerkannter<br />

Gegenmaßnahmen und deren<br />

Fest legung z. B. in neuen Arbeitsblättern.<br />

Insofern ist es empfehlenswert,<br />

zusätzlich zur Umsetzung<br />

des Regelwerkes die Entwicklung<br />

über<br />

DVGW-Rundschreiben und Fachpresse<br />

im Hinblick auf die eigenen<br />

Verhältnisse zu verfolgen.<br />

2. Eingriffe Dritter (Baumaßnahmen<br />

u. a.) sind immer möglich.<br />

Man nehme z. B. ein Gewerbegebiet,<br />

das über eine Anschlussleitung<br />

querfeldein versorgt wird.<br />

Nun wird auf dem betreffenden<br />

Feld ein Parkplatz mit Asphaltdecke<br />

(mit der Folge höherer<br />

Bodenerwärmung im Sommer)<br />

oder eine Umgehungstraße (mit<br />

dem Risiko von der Fahrspur<br />

abkommender Gefahrguttransporter)<br />

errichtet. Die gewissenhafte<br />

Einhaltung der technischen<br />

Regeln zum Zeitpunkt des<br />

Leitungsb<strong>aus</strong> und eine routinemäßige<br />

Betriebsüberwachung<br />

greifen für solche Veränderungen<br />

zu kurz.<br />

3. Nicht zuletzt eilt der technische<br />

Fortschritt der technischen<br />

Regelsetzung vor<strong>aus</strong> – die Industrie<br />

aber braucht Anwender, die<br />

bereit sind, Neues <strong>aus</strong>zuprobieren.<br />

In solchen Fällen sind mögliche<br />

Risiken durch den Anwender<br />

gesondert zu ermitteln und zu<br />

bewerten, ggf. sind notwendige<br />

Maßnahmen abzuleiten.<br />

Es bleibt also eine Lücke zwischen<br />

„konventioneller“ Regelsetzung<br />

H2.0<br />

News, Forum, Lexikon –<br />

das neue Portal rund ums <strong>Wasser</strong>:<br />

wasserwelt.com<br />

<strong>Wasser</strong>welt_M2_<strong>gwf</strong>_41x36_1012.indd 1 11.11.11 10:43<br />

und diversen „Restrisiken“. Und<br />

außerdem ist da noch die ganz<br />

banale Kluft zwischen Theorie und<br />

Praxis der Regeleinhaltung, z. B.<br />

infolge von Gewohnheit. Hier setzt<br />

W 1001 an. Allerdings deckt W 1001<br />

die gesamte Versorgungskette vom<br />

Trinkwasserschutz im Einzugsgebiet<br />

bis zur Zapfstelle ab und bleibt<br />

im Hinblick auf konkrete Handlungsansätze<br />

sehr vage. Für <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen<br />

wird deshalb<br />

das vorliegende Beiblatt nun konkreter<br />

und anschaulicher.<br />

Der Ausgangspunkt für das Risikomanagement<br />

nach W 1001 ist<br />

eine Beschreibung des Versorgungssystems<br />

– denn nur was ich<br />

kenne und verständlich beschreiben<br />

kann, kann ich auch sinnfällig in<br />

Bezug auf mögliche Gefährdungen<br />

und Schadens<strong>aus</strong>maße analysieren<br />

und bewerten. So zeigt das Beiblatt<br />

beispielhafte Inhalte zur Beschreibung<br />

eines <strong>Wasser</strong>verteilungssystems<br />

auf. Sodann enthält es eine<br />

beispielhafte Auflistung möglicher<br />

Gefährdungen und ein Beispiel für<br />

ein mögliches Vorgehen zur Umsetzung<br />

des Risikomanagements für<br />

<strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen anhand<br />

folgender Schritte:<br />

""<br />

Gefährdungsanalyse –<br />

Gefährdungspotenzial,<br />

vorhandene Regelwerksbezüge,<br />

mögliche Auswirkungen,<br />

bestehende Maßnahmen<br />

""<br />

Risikoabschätzung –<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit,<br />

Schadens <strong>aus</strong>maß, Risikoklasse<br />

""<br />

Risikobeherrschung –<br />

Handlungsbedarf (zusätzliche<br />

Maßnahmen, Überwachung)<br />

Letztlich sollte die Umsetzung in<br />

einen ständigen Prozess münden,<br />

mit dem man auf der Höhe der Zeit<br />

bleibt.<br />

Preis:<br />

€ 15,97 für Mitglieder,<br />

€ 21,29 für Nichtmitglieder.<br />

Bezugsquelle:<br />

wvgw Wirtschafts- und<br />

Verlagsgesellschaft Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 9191-40, Fax (0228) 9191-499,<br />

www.wvgw.de<br />

Ankündigung zur Fortschreibung<br />

des DVGW-Regelwerks<br />

Ankündigung zur Erarbeitung von Regel werken gemäß GW 100<br />

""<br />

GW 337-B1: Beiblatt 1 zu<br />

DVGW-Prüfgrundlage GW 337 –<br />

Rohre, Formstücke und<br />

Zubehörteile <strong>aus</strong> duktilem<br />

Gusseisen für die Gas- und<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung: Anforderungen<br />

und Prüfungen<br />

""<br />

W 573 VP: Steinfänger in der<br />

Trinkwasser-Installation – Anforderungen<br />

und Prüfungen<br />

""<br />

W 576 VP: Thermostatmischer in<br />

der Trinkwasser Installation –<br />

Anforderungen und Prüfungen<br />

Dezember 2011<br />

1164 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Recht und Regelwerk<br />

Ankündigung zur Überarbeitung von Regelwerken gemäß GW 100<br />

""<br />

W 521: Gewindeschneidstoffe<br />

für die Trinkwasserinstallation;<br />

Anforderungen und Prüfungen<br />

""<br />

VP 402: Dichtmittel für metallene<br />

Gewindeverbindungen der<br />

Gas- und <strong>Wasser</strong>installation<br />

Bei Interesse und Rückfragen:<br />

Deutscher Verein des Gas- und<br />

<strong>Wasser</strong>faches e.V.,<br />

Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />

Josef-Wirmer-Straße 1–3,<br />

D-53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 91 88-5,<br />

Fax (0228) 91 88-990,<br />

E-Mail: info(at)dvgw.de,<br />

www.dvgw.de<br />

Vorhabensbeschreibung<br />

Überarbeitung des Merkblattes DWA-M 149-2 „Zustandserfassung und -beurteilung<br />

von Entwässerungssystemen außerhalb von Gebäuden; Teil 2: Kodiersystem<br />

für die optische Inspektion“<br />

Das Merkblatt DWA-M 149-2 soll<br />

– zur Abstimmung auf die<br />

DIN EN 13508 Teil 2 + A1 „Untersuchung<br />

und Beurteilung von Entwässerungssystemen<br />

außerhalb von<br />

Gebäuden – Teil 2: Kodiersystem für<br />

die optische Inspektion; Deutsche<br />

Fassung EN 13508-2:2003+A1:2011“<br />

– durch die Arbeitsgruppe ES-8.1<br />

„Zustandserfassung und -bewertung<br />

von <strong>Abwasser</strong>leitungen und<br />

-kanälen außerhalb von Gebäuden“<br />

überarbeitet werden. Im Sinne eines<br />

durchgängigen Arbeitsablaufes bei<br />

der Zustandserfassung und -bewertung<br />

wird das Merkblatt auf die<br />

europäischen Normen zur Zustandserfassung<br />

abgestimmt und ist überwiegend<br />

als nationale Ergänzung zur<br />

DIN EN 13508-2 zu verstehen.<br />

Das Merkblatt wird von der<br />

Arbeitsgruppe ES 8.1 „Zustandserfassung<br />

und -bewertung von<br />

<strong>Abwasser</strong>leitungen und -kanälen<br />

außerhalb von Gebäuden“ (Sprecher:<br />

Dr.-Ing. Martin Keding) im<br />

Fach<strong>aus</strong>schuss ES-8 „Zustandserfassung<br />

und Sanierung“ (Obmann: Dr.-<br />

Ing. Chrisitan Falk) überarbeitet.<br />

Überarbeitung des Merkblattes DWA-M 143-9 „Sanierung von Entwässerungssystemen<br />

außerhalb von Gebäuden; Teil 9: Renovierung von <strong>Abwasser</strong>leitungen und -kanälen<br />

durch Wickelrohrverfahren“<br />

Anlass zur Überarbeitung des<br />

Merkblattes DWA-M 143-9<br />

„Sanierung von Entwässerungssystemen<br />

außerhalb von Gebäuden;<br />

Teil 9: Renovierung von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

und -kanälen durch<br />

Wickelrohrverfahren“ bilden neue<br />

Entwicklungen, die sich gegenüber<br />

dem Stand der Technik bei der<br />

Erstellung des derzeit gültigen<br />

Merkblattes ergeben haben. Insbesondere<br />

sind dies Entwicklungen,<br />

die sich unter Verwendung von<br />

selbstfahrenden Wickelmaschinen<br />

im Rohr sowie der dabei zur Anwendung<br />

kommenden Werkstoffe und<br />

Profile, ergeben haben. Es liegen<br />

seit Veröffentlichung des Merkblattes<br />

zusätzliche, umfangreiche Erfahrungen<br />

in Deutschland sowie weltweit<br />

vor, welche sich in der Überarbeitung<br />

niederschlagen sollen.<br />

Ferner soll die Möglichkeit einer<br />

Sanierung unter Aufrechterhaltung<br />

Wissensdurst<br />

stillt man auf<br />

wasserwelt.com<br />

News, Forum, Lexikon – das<br />

neue Portal rund ums <strong>Wasser</strong>.<br />

<strong>Wasser</strong>welt_M3_<strong>gwf</strong>_41x36_1012.indd 1 11.11.11 10:43<br />

der Vorflut unter verfahrenstechnischen<br />

und Sicherheitsaspekten<br />

erörtert und ggf. aufgenommen<br />

werden.<br />

Die Überarbeitung des Merkblattes<br />

wird neben der Berücksichtigung<br />

neuer Entwicklungen sowie<br />

dem veränderten Stand der Europäischen<br />

Normung auch die neue<br />

Gliederung der Merkblätter der<br />

Merkblattreihe DWA-M 143 „Sanierung<br />

von Entwässerungssystemen<br />

außerhalb von Gebäuden“ berücksichtigen.<br />

Diese beinhaltet neben<br />

der einheitlichen Gliederung der<br />

Merkblätter auch die Integration<br />

weitergehender Angaben zur Qualitätssicherung.<br />

Das Merkblatt wird durch die<br />

Arbeitsgruppe ES-8.5 „Auskleidung<br />

von <strong>Abwasser</strong>leitungen und -kanälen<br />

mit örtlich hergestellten Rohren“<br />

im FA ES-8 „Zustandserfassung<br />

und Sanierung“ (Obmann: Dr.-Ing.<br />

Christian Falk) überarbeitet.<br />

Der Bearbeitungszeitraum ist<br />

von Anfang 2012 bis Ende 2013<br />

geplant.<br />

Hinweise für die Bearbeitung:<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Dipl.-Ing. Christian Berger,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-126, Fax (02242) 872-184,<br />

E-Mail: berger@dwa.de<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1165


FachberichtE ATT Symposium<br />

40 Jahre Arbeitsgemeinschaft<br />

Trinkwassertalsperren<br />

Grußwort zum ATT Symposium<br />

Jürgen Alth<strong>aus</strong><br />

Herzlich willkommen im H<strong>aus</strong>e Patmos im Siegerland. Als erster stellvertretender Landrat des Kreises Siegen-<br />

Wittgenstein darf ich Sie ganz herzlich im Namen von Kreistag und Kreisverwaltung des Kreises Siegen-Wittgenstein<br />

begrüßen; ich tue dies auch im Namen von unserem Landrat, Paul Breuer, der ja Verbandsvorsteher<br />

unseres <strong>Wasser</strong>verbandes Siegen-Wittgenstein ist.<br />

Jürgen Alth<strong>aus</strong>.<br />

„40 Jahre Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren“<br />

ist sicherlich ein<br />

guter Anlass zur Veranstaltung<br />

eines Expertensymposiums. Ich<br />

freue mich sehr, dass Sie den Kreis<br />

Siegen-Wittgenstein als Tagungsort<br />

für diese Veranstaltung <strong>aus</strong>gewählt<br />

haben. Bei so viel versammeltem<br />

Fachwissen werde ich mich davor<br />

hüten, in die Tiefen der Trinkwasserversorgung<br />

<strong>aus</strong> <strong>Talsperren</strong> vorzustoßen.<br />

Da ist Ihre Kompetenz deutlich<br />

größer als meine. Stattdessen<br />

möchte ich Ihnen unseren Kreis<br />

Siegen-Wittgenstein und unsere<br />

Region Südwestfalen vorstellen und<br />

ein wenig schmackhaft machen.<br />

Wald, <strong>Wasser</strong>, Eisen und Stahl<br />

prägen unsere Ge schichte, aber auch die Gegenwart.<br />

Wir sind eine der ältesten Industrieregionen Europas.<br />

Die ersten Spuren des Bergb<strong>aus</strong> stammen <strong>aus</strong> der Zeit<br />

der Kelten. In Wilnsdorf-Obersdorf gibt es einen Ofen<br />

<strong>aus</strong> der Zeit um 500 vor Christus. Mit der Zeit hat sich<br />

der Bergbau verändert. Ab etwa dem 10. Jahrhundert<br />

wurde mit dem Stollenbau begonnen, der Schachtbau<br />

folgte erst im 15. Jahrhundert.<br />

Das in den Bergwerken geförderte Eisenerz wurde<br />

oft im selben Ort zu Stahl und Eisen verarbeitet. <strong>Wasser</strong><br />

war für uns hier in Siegen-Wittgenstein immer sehr<br />

wichtig, sowohl zur Versorgung der Menschen als auch<br />

für gewerbliche und industrielle Zwecke. Ob früher zum<br />

Betrieb der Hammerwerke oder zur Eisenverhüttung,<br />

<strong>Wasser</strong> wurde stets gebraucht. Ein alter Siegerländer<br />

Wahlspruch lautet: „Ha m`r <strong>Wasser</strong>, da drenke m`r Wing.<br />

Ha m`r kei <strong>Wasser</strong>, drenke m`r <strong>Wasser</strong>“.<br />

Im klassischen hochdeutsch heißt das: „Haben wir<br />

<strong>Wasser</strong>, trinken wir Wein. Haben wir kein <strong>Wasser</strong>, trinken<br />

wir <strong>Wasser</strong>.“ Sie zucken sicherlich zusammen, denn diese<br />

Aussage löst zunächst Verwunderung <strong>aus</strong>, aber es ist<br />

tatsächlich so, dass wenn genügend <strong>Wasser</strong> vorhanden<br />

war, die Mühlen und Hammerwerke laufen konnten,<br />

sodass Geld verdient wurde und die Menschen ihr Auskommen<br />

hatten. Bei fehlendem <strong>Wasser</strong> war das Gegenteil<br />

der Fall.<br />

Dieser Spruch zeigt auch, wie abhängig unsere Region<br />

vom jeweiligen Niederschlagsgeschehen war. Obwohl<br />

man das Siegerland mit über 1000 mm Niederschlag/<br />

Jahr wahrlich nicht als niederschlagsarm bezeichnen<br />

kann, haben die Jahreszeiten mit den stark unterschiedlichen<br />

Niederschlägen, die Morphologie mit relativ schnellen<br />

Abflüssen und die Geologie mit dem sehr geringen<br />

Speicherungsvermögen von <strong>Wasser</strong> im Untergrund<br />

immer wieder zu Zeiten mit <strong>Wasser</strong>mangel geführt.<br />

Aufgrund dieser Rahmenbedingung entstanden im<br />

Siegerland und auch in Wittgenstein unzählige, kleinere<br />

Gewinnungsanlagen für die Versorgung mit Trink- und<br />

Brauchwasser. Aber gerade viele dieser dezentralen<br />

Anlagen hatten oftmals gerade dann, wenn <strong>Wasser</strong> zu<br />

verknappen drohte, auch ihre Probleme. Daher blieb für<br />

eine sichere Versorgung des Kreisgebietes nur die Möglichkeit<br />

der Oberflächenwasserspeicherung.<br />

Diese Aufgabe wurde in die Hände des 1953 gegründeten<br />

<strong>Wasser</strong>verbandes Siegen-Wittgenstein (damals<br />

noch <strong>Wasser</strong>verband Siegerland) gelegt. Unser <strong>Wasser</strong>verband<br />

betreibt die Obernautalsperre mit einem Volumen<br />

von 14,8 Mio. m³ und die Breitenbachtalsperre mit<br />

7,8 Mio. m³; <strong>Talsperren</strong>, die für unsere Heimat existenzund<br />

lebenswichtig sind. Seine Mitglieder sind in Siegen-<br />

Wittgenstein Kommunen und der Kreis. Aber über den<br />

<strong>Wasser</strong>verband wird Ihnen unser Geschäftsführer, Herr<br />

Müller, Weiteres und Genaueres berichten. Bis heute ist<br />

Siegen-Wittgenstein eine der führenden Industrieregionen<br />

Deutschlands – vor allem im Maschinenbau und<br />

der Metallverarbeitung.<br />

Bei uns arbeiten heutzutage mehr Menschen im produzierenden<br />

Gewerbe als zum Beispiel im Ruhrgebiet.<br />

Dezember 2011<br />

1166 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Viele dieser mittelständischen Unternehmen sind Weltmarktführer<br />

in ihren Branchen. Zugleich sind wir aber<br />

auch der waldreichste Kreis Deutschlands, mit einem<br />

Waldanteil von über 70 Prozent. Neben dem Staatswald<br />

gibt es bei uns viel genossenschaftlichen Waldbesitz,<br />

aber auch große private Waldbesitzer. Der bedeutendste<br />

ist sicher das Fürstenh<strong>aus</strong> zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg<br />

in Bad Berleburg.<br />

In der Vergangenheit wurde der Rohstoff Holz bei<br />

uns zwar auch schon genutzt, die Wertschöpfung fand<br />

aber überwiegend außerhalb des Kreisgebietes statt.<br />

Jetzt ist es unser Ziel, eine höhere Wertschöpfung <strong>aus</strong><br />

unserem Holzreichtum in der Region zu generieren, vor<br />

allem im Bereich der CO 2 -neutralen Energieerzeugung.<br />

So hat RWE erst vor wenigen Monaten als Pilotanlage<br />

für Nordrhein-Westfalen ein Biomasseheizkraftwerk<br />

hier bei uns im Kreisgebiet in Betrieb genommen.<br />

Angeschlossen ist eine Pelletfabrik. Beide Anlagen<br />

stehen im Industriepark Wittgenstein. Wir sehen die<br />

Chance, dort mittelfristig weitere Bioenergieunternehmen<br />

anzusiedeln. Die Forstverantwortlichen sorgen für<br />

eine gesunde, nachhaltige Waldwirtschaft. Ohne diese<br />

funktionierende Partnerschaft wäre sicher die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

in unseren zu mehr als 90 % bewaldeten <strong>Talsperren</strong>einzugsgebieten<br />

erheblich beeinträchtigt.<br />

Mit diesem intakten, natürlichen Einzugsgebiet wird<br />

in den <strong>Wasser</strong>schutzgebieten die Vor<strong>aus</strong>setzung für<br />

gutes Rohwasser geschaffen. Getreu dem Motto „Was<br />

nicht rein kommt, muss man auch nicht mit aufwändiger<br />

Technik bzw. teurem Geld wieder her<strong>aus</strong> holen.“<br />

Eine Bewaldung des Einzugsgebietes ist sicher einer<br />

urbanen Nutzung vorzuziehen. Jegliche anthropogene<br />

Belastung kann kritisch sein.<br />

Wir setzen hier auf Nachhaltigkeit, sowohl in der<br />

<strong>Wasser</strong>- als auch der Forstwirtschaft.<br />

Unsere waldreiche Mittelgebirgslandschaft ist auch<br />

touristisch ein Pfund, mit dem wir wuchern können. So<br />

haben wir mit dem Rothaarsteig einen Premium-Fernwanderweg,<br />

der jedes Jahr über eine Million Wanderer<br />

in die Region bringt. Der Tourismus nimmt bei uns stetig<br />

an Bedeutung zu. Dabei setzen wir nicht auf einen<br />

Massentourismus.<br />

„Wandern und aktiv Natur erleben“ ist unsere touristische<br />

Kernkompetenz. Zurzeit macht Siegen-Wittgenstein<br />

mit einem einzigartigen Naturprojekt von sich<br />

reden: der Wiederansiedlung von frei lebenden Wisenten.<br />

Wisente sind die europäischen Verwandten des<br />

amerikanischen Bisons. Sie sind die größten Landsäugetiere<br />

in Europa. Anfang des letzten Jahrhunderts waren<br />

Wisente bis auf ganz wenige Tiere in einigen Zoos fast<br />

<strong>aus</strong>gestorben.<br />

Inzwischen gibt es in Ostpolen und Weißrussland<br />

wieder frei lebende Herden. Wir siedeln hier bei uns in<br />

Siegen-Wittgenstein erstmals wieder in Mittel- und<br />

Westeuropa frei lebende Wisente an. Die Tiere sind<br />

bereits hier und leben derzeit in einem Eingewöhnungsgehege.<br />

Mittelfristig wird die Herde dann freigesetzt<br />

und kann in einem etwa 4000 ha großen Projektgebiet<br />

frei leben.<br />

Dieses Projekt wird vom Bundesumweltministerium<br />

und vom Land NRW unterstützt und findet auch international<br />

große Beachtung. Mit einem Erlebnisschaugehege,<br />

ohne Gitter oder sonstige Barrieren, werden<br />

Besucher ab dem kommenden Jahr die Möglichkeit<br />

haben, Wisente in ihrer natürlichen Umgebung zu<br />

beobachten. Es handelt sich dabei dann nicht um die<br />

frei lebende Herde. Diese Tiere sind so scheu, dass sie<br />

wohl kaum jemals ein Wanderer zu Gesicht bekommen<br />

wird.<br />

Deshalb bauen wir das Erlebnisschaugehege, quasi<br />

als Guckloch in die Wisent-Wildnis, um die beeindruckenden<br />

Tiere auch für Besucher erlebbar zu machen.<br />

Ich könnte noch vieles über unsere Region berichten:<br />

zum Beispiel, dass der Barockmaler Peter Paul<br />

Rubens in Siegen geboren wurde und einige seiner<br />

Gemälde im Oberen Schloss in Siegen zu sehen sind,<br />

oder dass Siegen-Wittgenstein mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen über ein eigenes symphonisches Orchester<br />

verfügt, dass vor drei Jahren mit dem Apollo-Theater<br />

in Siegen erstmals in Deutschland überhaupt wieder ein<br />

neues Theater eröffnet worden ist oder dass wir mit<br />

KulturPur jedes Jahr über Pfingsten ein hochkarätiges<br />

internationales Kulturfestival in einer Zeltstadt mitten<br />

im Wald auf einem Berg veranstalten – und das nun<br />

schon seit 20 Jahren.<br />

Aber, ich will zum Schluss kommen und einfach nur<br />

sagen: Vielleicht haben Sie mal Lust, auch nach dieser<br />

Tagung mal wieder zu uns zu kommen. Es lohnt sich,<br />

sowohl für Wander- und Naturfreunde als auch für<br />

Kulturinteressierte oder Städtetouristen.<br />

An dieser Stelle möchte ich mich bei der Arbeitsgemeinschaft<br />

Trinkwassertalsperren bedanken für den<br />

großen Nutzen, den unser <strong>Wasser</strong>verband <strong>aus</strong> der partnerschaftlichen<br />

Zusammenarbeit in den beständigen<br />

Arbeitskreisen und dem Fach<strong>aus</strong>schuss gezogen hat,<br />

sodass sicherlich die ATT viel dazu beigetragen hat, dass<br />

wir heute da stehen, wo wir jetzt sind. Und wir können<br />

sagen, dass wir auch in Zukunft unseren Bürgern qualitativ<br />

hochwertiges Trinkwasser in <strong>aus</strong>reichender<br />

Menge zur Verfügung stellen können.<br />

Autor<br />

Jürgen Alth<strong>aus</strong><br />

1. Stellvertretender Landrat<br />

Kreis Siegen-Wittgenstein |<br />

Koblenzer Straße 73 |<br />

D-57072 Siegen<br />

Eingereicht: 14.07.2011<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1167


FachberichtE ATT Symposium<br />

40 Jahre Arbeitsgemeinschaft<br />

Trinkwassertalsperren<br />

<strong>Wasser</strong>verband Siegen-Wittgenstein beim ATT Symposium<br />

am Dienstag, dem 23. November 2010 in Siegen<br />

Dirk Müller<br />

Vor 40 Jahren, am 23. November 1970, wurde die Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren von Vertretern<br />

<strong>aus</strong> acht <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen in Siegburg gegründet. Der <strong>Wasser</strong>verband Siegen-Wittgenstein war<br />

eines dieser Gründungsunternehmen. Das <strong>Wasser</strong> <strong>aus</strong> unseren Trinkwassertalsperren hat einen erheblichen<br />

Stellenwert in unserer Region.<br />

Entwicklung des <strong>Wasser</strong>verbandes<br />

Siegen-Wittgenstein<br />

Am 09. September 1953 wurde der <strong>Wasser</strong>verband Siegen-Wittgenstein<br />

(WVS) – damals <strong>Wasser</strong>verband Siegerland<br />

– gegründet. Er erstreckte sich auf den Raum<br />

Bild 1. Versorgungsgebiet mit Kreisgrenzen. Lahn, Eder und Sieg bilden<br />

das Flusssystem rund um das Rothaargebirge.<br />

Hilchenbach – Kreuztal – Freudenberg. Mitglieder<br />

waren seinerzeit 51 Städte und Gemeinden sowie der<br />

Landkreis Siegen. Die erste Aufgabe des Verbandes<br />

war der Bau der Breitenbachtalsperre mit dem dazugehörenden<br />

Transportleitungsnetz. Am 05. September<br />

1956 lieferte die Aufbereitungsanlage der Breitenbachtalsperre<br />

bereits das erste Trinkwasser.<br />

Der steigende <strong>Wasser</strong>bedarf sowie die Trockenjahre<br />

1957 und 1959 machten deutlich, dass eine sichere<br />

Trinkwasserversorgung nur großräumig möglich ist.<br />

1961 traten die Städte Siegen, Weidenau und die<br />

Gemeinde Eiserfeld dem <strong>Wasser</strong>verband bei. Damit war<br />

die wirtschaftliche Grundlage für Planung und Bau der<br />

Obernautalsperre gegeben, die in der Zeit von 1967 bis<br />

1971 realisiert wurde. Bis zum Ende der 60er Jahre<br />

wurden auch die übrigen Kommunen des damaligen<br />

Kreises Siegen Verbandsmitglieder.<br />

1972/73 schlossen sich die Städte Bad Berleburg,<br />

Bad Laasphe und der <strong>Wasser</strong>beschaffungsverband<br />

Erndtebrück dem <strong>Wasser</strong>verband an und damit der<br />

größte Teil des damaligen Kreises Wittgenstein. Mit der<br />

Gebietsreform von 1975 wurde das Versorgungsgebiet<br />

des <strong>Wasser</strong>verbandes deckungsgleich mit dem Kreisgebiet<br />

des Kreises Siegen-Wittgenstein (Bild 1). Der Name<br />

des Verbandes wurde ab 2001 geändert in <strong>Wasser</strong>verband<br />

Siegen-Wittgenstein.<br />

Aufgaben des Verbandes<br />

Satzungsgemäß hat der Verband die Aufgaben, seinen<br />

Mitgliedern Trink- und Brauchwasser zu beschaffen<br />

und bereitzustellen, Gewinnungsanlagen für Oberflächen-<br />

und Grundwasser zu bauen, zu erwerben und<br />

zu betreiben, Niedrigwasser durch Zuschusswasser <strong>aus</strong><br />

den <strong>Talsperren</strong> zu erhöhen und den Grundwasserstrom<br />

anzureichern sowie zum Hochwasserschutz regelnd<br />

beizutragen.<br />

Dezember 2011<br />

1168 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Staatliche Aufsicht<br />

Der Verband unterliegt der Rechtsaufsicht durch die<br />

Aufsichtsbehörde. Aufsichtsbehörde und zugleich obere<br />

Aufsichtsbehörde ist die Bezirksregierung Arnsberg.<br />

Oberste Aufsichtsbehörde ist das Ministerium für Klimaschutz,<br />

Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz.<br />

Trinkwassergewinnung<br />

Jährlich wird im Siegerland und in Wittgenstein eine<br />

Trinkwassermenge von etwa 16 Mio. m 3 benötigt. Um<br />

diese Quantität bereitstellen zu können, stehen dem<br />

<strong>Wasser</strong>verband Siegen-Wittgenstein die Obernautalsperre,<br />

die Breitenbachtalsperre, das Grundwasserwerk<br />

Siegtal sowie weitere Grundwassergewinnungsanlagen<br />

zur Verfügung. Rund 85 % der benötigten Trinkwassermenge<br />

liefern die beiden <strong>Talsperren</strong>. In der Anlage<br />

Dreis-Tiefenbach (Obernautalsperre) werden jährlich<br />

zudem bis zu 2 Mio. m 3 <strong>Wasser</strong> <strong>aus</strong> dem Grundwasserwerk<br />

Siegtal aufbereitet (Bild 2).<br />

Neben diesen drei Hauptgewinnungsanlagen<br />

betreibt der <strong>Wasser</strong>verband weitere Gewinnungsanlagen<br />

in Bad Berleburg, Bad Laasphe, Siegen, Burbach,<br />

Erndtebrück und Wilnsdorf.<br />

Von der Quelle bis zum <strong>Wasser</strong>hahn<br />

Bis das saubere Trinkwasser <strong>aus</strong> dem <strong>Wasser</strong>hahn<br />

kommt, muss es mitunter einen weiten Weg mit vielen<br />

Stationen durchlaufen. Zur Verteilung des <strong>Wasser</strong>s<br />

betreibt der <strong>Wasser</strong>verband Siegen-Wittgenstein ein<br />

Transportleitungsnetz von rund 308 km Länge. 27 Hochbehälter<br />

mit einem Gesamtinhalt von 52 218 m 3 dienen<br />

als Speicher. Da wir in einer Mittelgebirgsregion leben,<br />

sind für die Beförderung des <strong>Wasser</strong>s zusätzlich<br />

27 Pumpwerke erforderlich (Bild 3).<br />

Bild 2. <strong>Talsperren</strong> des <strong>Wasser</strong>verbandes Siegen-Wittgenstein:<br />

Ober nautalsperre, AB Dreis-Tiefenbach, Breitenbachtalsperre<br />

mit AB, Veranstaltungsort/Nähe Hauptring im Langenbachtal<br />

TL 40/5.<br />

27 Druckerhöhungsstationen/PW<br />

Aufbereitungsanlage<br />

Breitenbach<br />

Obernau- und<br />

Breitenbachtalsperre<br />

Verwaltungsgebäude<br />

und<br />

Betriebshof<br />

70 Mitarbeiter<br />

16,0 Mio m 3<br />

161 Trinkwasserübergabestellen<br />

27 Verbandshochbehälter<br />

Die Obernautalsperre – größte<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnungsanlage des Verbandes<br />

Die Obernautalsperre ist der größere der beiden<br />

St<strong>aus</strong>een des <strong>Wasser</strong>verbandes Siegen-Wittgenstein<br />

und hat ein Fassungsvermögen von 14,9 Mio. m 3 . Das<br />

Dammbauwerk des Obern<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ees wurde von 1967<br />

bis 1972 nach Planungen von W. Ihssen und G. Salveter<br />

gebaut (Bild 4).<br />

Für den Bau der Talsperre mussten die Ortschaften<br />

Obernau und Nauholz ganz sowie Brauersdorf teilweise<br />

<strong>aus</strong>gesiedelt werden. Von dieser Maßnahme waren insgesamt<br />

365 Menschen betroffen. Die meisten von ihnen<br />

haben in der näheren Umgebung neue Häuser gebaut.<br />

Am wasserseitigen Dammfuß wurde ein 60 m hoher<br />

Entnahmeturm errichtet, der über einen 130 m langen<br />

Bedienungssteg von der linken Talflanke als auch durch<br />

den Grundablasskanal vom luftseitigen Dammfuß vom<br />

Schieberh<strong>aus</strong> zugänglich ist. Im Grundablasskanal verlaufen<br />

die Grundablassleitungen (2 x DN 700 mm) und<br />

die Entnahmeleitung (DN 800 mm). Die Inbetriebnahme<br />

Aufbereitungsanlage<br />

Dreis- Tiefenbach<br />

Bild 3. Betriebspunkte.<br />

Grundwasserwerk<br />

Siegtal<br />

Bild 4. Obernautalsperre.<br />

11 kleinere<br />

Gewinnungen/<br />

Aufbereitungen<br />

308 km<br />

Transportleitungsnetz<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1169


FachberichtE ATT Symposium<br />

Bild 5. Breitenbachtalsperre.<br />

Obernautalsperre<br />

Bewaldung<br />

Wiesenfläche<br />

Bebauung<br />

Breitenbachtalsperre<br />

Bild 6. Bewaldung, Wiesenfläche und Bebauung an Obernautalsperre<br />

und Breitenbachtalsperre.<br />

der Talsperre, die <strong>aus</strong> einem Steinschüttdamm mit<br />

Asphaltbeton-Außenhautdichtung besteht, erfolgte<br />

1972.<br />

In den Jahren 1982 bis 1984 wurden Beileitungsstollen<br />

angelegt, um das Einzugsgebiet der Talsperre von<br />

11,3 km² um 10,2 km² auf insgesamt 21,5 km² zu vergrößern.<br />

Die Beileitungen bestehen <strong>aus</strong> dem Siegstollen<br />

(2940 m, DN 2000 mm) und dem Sindernbachstollen<br />

(780 m, DN 1800 mm). Die Bau<strong>aus</strong>führung erfolgte mittels<br />

hydraulischen Rohrvortriebs anstelle der ursprünglich<br />

vorgesehenen bergmännischen Stollenbauweise.<br />

Erholungssuchende finden rund um die Obernautalsperre<br />

vielseitige Möglichkeiten. Auf einem rund 10 km<br />

langen und gut <strong>aus</strong>gebauten Rundweg können Wanderer,<br />

Spaziergänger, Inliner oder Radfahrer hier Natur<br />

pur genießen. Für wissensdurstige Wanderer sind<br />

Schautafeln zum Thema <strong>Wasser</strong>, Geschichte der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

sowie mit weiteren Details zur Talsperre<br />

aufgestellt (Bild 4).<br />

Die Breitenbachtalsperre –<br />

<strong>Wasser</strong>lieferant seit 1956<br />

1953, im Jahre der Gründung des <strong>Wasser</strong>verbandes,<br />

wurde mit dem Bau der Breitenbachtalsperre begonnen<br />

(Bild 5). Im 1. Bau abschnitt 1956 wurde ein Stauinhalt<br />

von 2,6 Mio. m 3 geschaffen. Im Entnahmebauwerk am<br />

wasserseitigen Dammfuß gab es nur eine Entnahmemöglichkeit,<br />

etwa 7,0 m über Grund. Dieses Bauwerk ist<br />

durch den Grundablasskanal mit dem auf der Luftseite<br />

des Dammes gelegenen Pumpwerk verbunden. Zwei<br />

Leitungen (DN 500 mm) liefern das Rohwasser für die<br />

Trinkwasseraufbereitungsanlage in das Pumpwerk und<br />

dienen außerdem als Grundablass. Zur Erhöhung der<br />

Leistungsfähigkeit der Talsperre wurden in den Jahren<br />

1963–1967 drei Beileitungsstollen <strong>aus</strong> dem Bereich der<br />

Oberen Ferndorf gebaut. Hierdurch wurde das Einzugsgebiet<br />

von 4,1 km² auf 11,6 km² vergrößert.<br />

Im zweiten Bauabschnitt 1980 wurde die Talsperre<br />

mit Vergrößerung des Stauinhaltes um 5,5 Mio. m³ auf<br />

8,1 Mio. m³ aufgestockt. Der Entnahmeturm ist mit vier<br />

höhenmäßig gestaffelten Rohwasserentnahmen <strong>aus</strong>gerüstet.<br />

Die Gründung und andere Arbeiten bei der<br />

Errichtung des Entnahmeturms mussten unter <strong>Wasser</strong><br />

<strong>aus</strong>geführt werden. Auf vier Großbohrpfählen (DN 1500<br />

mm) wurde ein auf einem schwimmenden Hubgerüst<br />

hergestellter Gründungskörper (250 t) abgesenkt und<br />

aufgelagert. Anschließend wurden zehn Schachtringe<br />

(DN 3000 mm, 50 t) mit einem Autokran von Land <strong>aus</strong><br />

versetzt. Nach dem Aufbau wurde der Turm in Achsrichtung<br />

vorgespannt und die Fugen zwischen den einzelnen<br />

Schachtringen verpresst. Die Verbindungslei tungen<br />

zwischen Entnahmeturm und altem Einlaufbauwerk<br />

wurden durch Taucher auf vorgefertigten Fundamenten<br />

verlegt.<br />

An dem rund 6 km langen Rundweg sind für wissensdurstige<br />

Wanderer Schautafeln zum Thema <strong>Wasser</strong>,<br />

Geschichte der <strong>Wasser</strong>versorgung sowie weitere Details<br />

zur Talsperre aufgestellt. Zusätzlich wurde 2011 als weiterer<br />

Wander-Höhepunkt der Kalorienpfad Hilchenbach<br />

„Fitnesswandern rund um die Breitenbachtalsperre“<br />

eröffnet.<br />

Die Aufbereitung des Trinkwassers<br />

Trinkwasser ist eines der am besten kontrollierten<br />

Lebensmittel. Der <strong>Wasser</strong>verband Siegen-Wittgenstein<br />

sorgt dafür, dass es heute und in Zukunft in hervorragender<br />

Qualität <strong>aus</strong>reichend zur Verfügung steht.<br />

Bereits das Rohwasser in unseren <strong>Talsperren</strong> besitzt<br />

eine hohe Qualität. Die Einzugsgebiete liegen in einem<br />

geschützten, überwiegend bewaldeten Gebiet. Pflanzenschutzmittel<br />

oder andere vom Menschen in die<br />

Umwelt gebrachte organische Spurenstoffe sind im <strong>Talsperren</strong>wasser<br />

nicht nachweisbar. Der Nitratgehalt liegt<br />

auf natürlich niedrigem Niveau. An unser Trinkwasser<br />

werden hohe Qualitätsanforderungen und hygienische<br />

Bedingungen gestellt. Deshalb ist jeder unserer Talsper-<br />

Dezember 2011<br />

1170 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

ren eine Aufbereitungsanlage nachgeschaltet, die in<br />

zwei Filterstufen Trübstoffe, Algen und Mikroorganismen<br />

sowie Eisen und Mangan eliminieren, natürliche,<br />

gelöste organische Verbindungen vermindern<br />

und überschüssige Kohlensäure entfernen. Damit es bei<br />

den teilweise langen Transportwegen nicht zu einer<br />

Verkeimung kommen kann, ist eine Desinfektion des<br />

aufbereiteten <strong>Talsperren</strong>wassers gesetzlich vorgeschrieben.<br />

Diese geschieht mithilfe von Chlordioxid, das aber<br />

nur in der nötigen Menge unterhalb der gültigen Grenzwerte<br />

zugesetzt wird. Hier ist das Minimierungsgebot<br />

gemäß Trinkwasserverordnung maßgeblich (Bilder 7<br />

und 8).<br />

Unsere kleineren Gewinnungsanlagen übernehmen<br />

die Versorgung in der Peripherie des Verbandsgebietes.<br />

Das „Reinigungsprinzip“ ähnelt dem der <strong>Talsperren</strong>,<br />

wobei hier meistens Chlorbleichlauge zur Desinfektion<br />

eingesetzt wird. Um die bestmögliche Trinkwasserqualität<br />

gemäß der Trinkwasserverordnung, die das zentrale<br />

Gesetzwerk zur Regelung der <strong>Wasser</strong>bereitstellung,<br />

Aufbereitung, Verteilung und Einhaltung der Qualitätsanforderungen<br />

darstellt, sicherzustellen, entnimmt<br />

und untersucht das Gesundheitsamt mit Hilfe unabhängiger<br />

bestellter Fachlabore regelmäßig <strong>Wasser</strong>proben –<br />

in den <strong>Wasser</strong>werken, Hochbehältern und auch beim<br />

Endverbraucher. Unser Ziel ist es, Ihnen beim Trinkwasser<br />

ein Höchstmaß an Versorgungssicherheit und<br />

Produktgüte zu gewährleisten.<br />

Die Aufbereitungsanlagen<br />

unserer <strong>Talsperren</strong><br />

Um die hohen Qualitätsanforderungen und hygienischen<br />

Anforderungen, die an unser Trinkwasser<br />

gestellt werden, erfüllen zu können, ist jeder unserer<br />

<strong>Talsperren</strong> eine Aufbereitungsanlage nachgeschaltet.<br />

Dabei handelt es sich um zweistufige Schnellfiltersysteme,<br />

die nach dem Stand der Technik arbeiten. In der<br />

ersten Filterstufe, die mit Quarzkies bzw. Hydroanthrazitkörnern<br />

(thermisch behandelte Spezialkohle)<br />

bestückt ist, werden zunächst Trübstoffe, Algen und<br />

Mikroorganismen sowie Eisen und Mangan eliminiert<br />

und natürliche, gelöste organische Verbindungen (z. B.<br />

Huminstoffe) vermindert.<br />

Während an der Breitenbachtalsperre geschlossene<br />

Schnellfilter eingesetzt werden, sind an der Aufbereitungsanlage<br />

Dreis-Tiefenbach, die das <strong>Wasser</strong> der Obernau<br />

aufbereitet, offene Filterbecken gewählt worden.<br />

Das <strong>Wasser</strong> in unserer Region ist aufgrund der hier herrschenden<br />

geologischen Rahmenbedingungen sehr<br />

weich und wird im zweiten Filtrationsschritt „aufgehärtet“.<br />

Das bedeutet, dass überschüssige Kohlensäure<br />

entfernt wird, damit es in den <strong>Wasser</strong>leitungen und<br />

H<strong>aus</strong>anschlüssen mit Armaturen und angeschlossenen<br />

H<strong>aus</strong>haltsgeräten nicht zu einer unerwünschten Korrosion<br />

kommt. Natürliches Kalkgestein (Jurakalkkorn)<br />

übernimmt diese Aufgabe und überführt das <strong>Wasser</strong> in<br />

Nährstoffe<br />

Mikroorganismen<br />

das sogenannte Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht. Nur<br />

bei diesem Gleichgewicht wird wirkungsvoll sowohl die<br />

Korrosion als auch eine Ausfällung (Bildung von Ablagerungen/Inkrustationen<br />

im Rohrnetz) vermieden.<br />

Mehr Lebensqualität für unsere Region<br />

Unser Ziel ist es, der Bevölkerung im Kreisgebiet Siegen-<br />

Wittgenstein nicht nur Trinkwasser zur Verfügung zu<br />

stellen, welches den gesetzlichen Vorgaben entspricht,<br />

sondern darüber hin<strong>aus</strong> ein Höchstmaß an Güte und<br />

Reinheit aufweisen kann. Deshalb untersuchen wir –<br />

zusätzlich zu den zahlreichen, regelmäßigen und unangekündigten<br />

Kontrollen des Gesundheitsamtes – in<br />

unserem verbandseigenen Labor jährlich etwa 3000 bis<br />

3500 Proben.<br />

Metalle<br />

Schadstoffe<br />

Bild 7. <strong>Wasser</strong>inhaltstoffe, die in die <strong>Talsperren</strong> gelangen: geringe<br />

Mengen Nährstoffe (Phosphat, Nitrat, Sulfat), wenige Algen und<br />

Bakterien, hauptsächlich geogene Metalle wie Eisen und Mangan,<br />

aber keine industriellen oder sonstigen Schadstoffe (Antibiotika<br />

etc.), da das Einzugsgebiet sehr gut geschützt ist.<br />

Kieselalgen<br />

Kieselalgen<br />

Dinoflagellaten<br />

Bild 8. Die Algenbelastung ist im Vergleich zu anderen <strong>Talsperren</strong><br />

recht gering. Indiz für eine gute bis sehr gute <strong>Wasser</strong>qualität ist das<br />

vornehmliche Vorkommen von Kieselalgen (Kaltwasseralgen),<br />

Asterionella (Schwebesternchen), Tabellaria Synedra (Stabkieselalge)<br />

und Cyclotella (zylindrisch) mit sogenannten Blüten (Massenvermehrung)<br />

im Frühjahr und im Herbst. Grünalgen, die größere<br />

Nährstoffmengen benötigen, kommen kaum vor, ebenso wenig<br />

Cyanobakterien/Blaualgen, die Giftstoffe, Geruchs- oder<br />

Geschmacksstoffe freisetzen.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1171


FachberichtE ATT Symposium<br />

Ringversuche<br />

""<br />

chemisch<br />

""<br />

mikrobiologisch<br />

""<br />

limnologisch<br />

→ Unabhängiger<br />

Qualitätsnachweis<br />

Bild 9. Der WVS beteiligt sich zur Eigenüberwachung seit vielen Jahren<br />

an Trinkwasserringversuchen. Pro Jahr finden drei chemische und vier<br />

mikrobiologische Ringversuche statt. Im Bereich der Limnologie ist der<br />

neue ATT Ringversuch Phytoplankton maßgeblich.<br />

Zu den überprüften Qualitätsparametern zählen insbesondere<br />

mikrobiologische und chemisch-physikalische<br />

Kenngrößen (inklusive <strong>aus</strong>gewählter Schwermetalle)<br />

sowie die Betrachtung limnologischer Kriterien.<br />

Das heißt: Unser <strong>Talsperren</strong>wasser wird als Ökosystem<br />

insbesondere mit dem darin vorkommenden Plankton<br />

im Kontext zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung gesehen. Die<br />

Gewährleistung einer guten Rohwasserqualität in den<br />

St<strong>aus</strong>een ist uns deshalb ebenso wichtig wie die Kontrolle<br />

des „Produktes“ <strong>Wasser</strong> und die Bewertung des<br />

Aufbereitungsprozesses.<br />

Der WVS beteiligt sich zur Eigenüberwachung seit<br />

vielen Jahren an Trinkwasserringversuchen. In Deutschland<br />

gibt es vier Ringversuchs-Ausrichter. Das Niedersächsische<br />

Landesgesundheitsamt (NLGA - Außenstelle<br />

Aurich) ist davon das einzige, welches mikrobiologische<br />

Trinkwasserringversuche anbietet. Darüber hin<strong>aus</strong> stellt<br />

es physikalisch-chemische Ringversuchsproben zur<br />

Verfügung, die Parameter mit hygienischer Relevanz<br />

abdecken. Etwa 400 bis 500 Labore <strong>aus</strong> Deutschland<br />

und dem benachbarten Ausland nehmen regelmäßig<br />

daran teil (Bild 9).<br />

Das NLGA kooperiert mit dem LANUV NRW auf dem<br />

Gebiet der Ringversuche über eine „Lenkungsgruppe<br />

Trinkwasserringversuche NRW/Niedersachsen“ eng<br />

zusammen. Damit soll vermieden werden, dass es zu<br />

unnötigen Überschneidungen angebotener Parameter<br />

kommt und um die Vorbereitung, Versendung und<br />

Ergebnis<strong>aus</strong>wertung der Testproben auf eine entsprechend<br />

fachlich-wissenschaftliche Basis zu stellen. Die<br />

Zertifikate bescheinigen die erfolgreiche qualitätsorientierte<br />

Arbeit unseres Betriebslabors.<br />

Qualitätssicherung<br />

An dieser Stelle möchten wir alle Mitglieder ermuntern,<br />

die Arbeitskreise aktiv zu besetzen. Ein wesentlicher<br />

Bestandteil der erfolgreichen ATT-Geschichte basiert<br />

auf der engagierten Mitarbeit in den jeweiligen Gremien.<br />

Diese Stärke der ATT gilt es zu wahren. Daher sind<br />

hier alle Mitgliedsunternehmen gefordert! Ohne unsere<br />

<strong>Talsperren</strong> wäre die <strong>Wasser</strong>versorgung in der Region<br />

nicht zu erfüllen – daher wird die ATT sicherlich auch<br />

künftig beim <strong>Wasser</strong>verband Siegen-Wittgenstein eine<br />

wichtige Rolle spielen. Denn für die Zukunft gilt es,<br />

einige interessante Projekte umzusetzen:<br />

""<br />

Konsequente Weiterentwicklung des<br />

Multibarrierensystems<br />

""<br />

Energetische Nutzung –<br />

<strong>Wasser</strong>kraft an der Obernautalsperre<br />

""<br />

Erneuerung der Oberflächendichtung<br />

Obernautalsperre<br />

""<br />

Weitere Abschnitte der Betonsanierung an<br />

beiden <strong>Talsperren</strong><br />

""<br />

Mittelfristige Auswechslung des Grundablasses<br />

an der Breitenbachtalsperre<br />

""<br />

Einrichtung zusätzliche(r) Entnahmehöhe(n)<br />

an der Breitenbachtalsperre<br />

""<br />

Vertiefte Überprüfung beider <strong>Talsperren</strong> in 2012<br />

Autor<br />

Eingereicht: 14.07.2011<br />

Dipl.-Ing. Dirk Müller<br />

E-Mail: d.mueller@wvsw.de |<br />

<strong>Wasser</strong>verband Siegen-Wittgenstein |<br />

Einheitsstraße 23 |<br />

D-57076 Siegen<br />

Dezember 2011<br />

1172 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


FachberichtE ATT Symposium<br />

Zusammenwachsen West und Ost<br />

in der ATT<br />

Kl<strong>aus</strong> Pütz<br />

Mitteldeutschland, das betrifft im Wesentlichen die heutigen<br />

Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen,<br />

hat eine lange Tradition im <strong>Talsperren</strong>bau.<br />

Beginnend im 15. Jahrhundert entstanden bis in das<br />

18. Jahrhundert im Harz und im Erzgebirge zahlreiche<br />

sogenannte Kunstteiche, die dem Bergbau das für den<br />

Antrieb der Fördereinrichtungen und der sogenannten<br />

Pochwerke sowie für die Erzwäsche benötigte <strong>Wasser</strong><br />

lieferten. Es handelt sich dabei in technischer Hinsicht<br />

um kleinere <strong>Talsperren</strong>.<br />

Mit der rasanten Entwicklung der Industrie Ende des<br />

19. Jahrhunderts begann in Mitteleuropa, also auch in<br />

Deutschland, die Geschichte des modernen <strong>Talsperren</strong>baues.<br />

Dabei stand zunächst die <strong>Wasser</strong>mengenbewirtschaftung<br />

im Vordergrund. Diese verfolgte das Ziel,<br />

einen Ausgleich der räumlich und zeitlich ungleich<br />

verteilten <strong>Wasser</strong>dargebote zu schaffen. Bedingt durch<br />

regionale Besonderheiten einer Reihe deutscher Mittelgebirge<br />

(insbesondere geologische und hydrologische<br />

Verhältnisse) sind die Hauptnutzungsziele der meisten<br />

<strong>Talsperren</strong> die öffentliche Trinkwasserversorgung und<br />

der Hochwasserschutz. Die erste moderne Talsperre in<br />

Deutschland war die Trinkwassertalsperre Eschbach der<br />

Stadt Remscheid, die im Jahr 1891 in Betrieb genommen<br />

wurde. Im Jahr 1894 folgte die Inbetriebnahme<br />

der ersten Trinkwassertalsperre Mitteldeutschlands, der<br />

sächsischen Talsperre Einsiedel (Bild 1) für die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

der Stadt Chemnitz.<br />

Bild 1. Trinkwassertalsperre Einsiedel (1894), Trinkwasser für Chemnitz.<br />

In den Jahren bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges<br />

kamen im Erzgebirge, im Vogtland, im Thüringer<br />

Wald und im (Ost-)Harz weitere Trinkwassertalsperren<br />

dazu. Eine davon ist die Talsperre Klingenberg für die<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Dresden (Bild 2).<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg mit Beginn der fünfziger<br />

Jahre setzte ein Anstieg des Trinkwasserbedarfs<br />

ein. Zu seiner Deckung wurden in der inzwischen<br />

gegründeten DDR etliche <strong>Talsperren</strong> errichtet, darunter<br />

15 Trinkwassertalsperren, sodass hier die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

über zahlreiche <strong>Talsperren</strong> verfügte, davon insgesamt<br />

mehr als 30 Trinkwassertalsperren. Diese <strong>Talsperren</strong><br />

befanden sich im Eigentum des Staates und<br />

wurden von den <strong>Wasser</strong>wirtschaftsdirektionen betrieben.<br />

Das Rohwasser der Trinkwassertalsperren wurde<br />

den VEB <strong>Wasser</strong>versorgung und <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

geliefert. Diese bereiteten es in ihren <strong>Wasser</strong>werken zu<br />

Trinkwasser auf und belieferten die Bevölkerung in den<br />

Städten und Gemeinden (Bild 3).<br />

Von der Seite der Wissenschaft und Forschung<br />

befassten sich insbesondere die Technische Universität<br />

Dresden und das Institut für <strong>Wasser</strong>wirtschaft in Ostberlin<br />

mit dem Thema <strong>Talsperren</strong>. Fanden in der DDR<br />

Tagungen zu Fragen der <strong>Wasser</strong>gütebewirtschaftung<br />

von Trinkwassertalsperren statt, so war in der Regel Prof.<br />

Bernhardt vom Wahnbachtalsperrenverband unter den<br />

Teilnehmern, meist auch als Referent. Da er <strong>aus</strong> Dresden<br />

stammte, hatte er natürlich einen besonderen Bezug zu<br />

uns.<br />

Nach der politischen Wende in der DDR nahm er<br />

sofort Verbindung mit uns auf. Im Januar 1990 rief er<br />

mich an und sagte in seiner Art, sodass man keine<br />

Chance hatte, zu widersprechen: „Pütz, Sie kommen zur<br />

Festveranstaltung 20 Jahre ATT nach Siegburg und halten<br />

dort einen Vortrag über die Trinkwassertalsperren in<br />

der DDR. Sie bringen auch noch einige Fachleute mit.“<br />

Ich hatte u. a. Herrn Glasebach sowie zwei weitere<br />

Kollegen <strong>aus</strong> Dresden, Herrn Beuschold <strong>aus</strong> dem Ostharz,<br />

Herrn Reiß <strong>aus</strong> Chemnitz, Herrn Dr. von Tümpling<br />

<strong>aus</strong> Erfurt und Herrn Dr. Klapper <strong>aus</strong> Magdeburg angesprochen,<br />

die ebenfalls sehr gern nach Siegburg fuhren.<br />

Jürgen Benndorf war von Prof. Bernhardt ebenso eingeladen<br />

worden. Wir vier Dresdener fuhren mit einem<br />

Dacia, ein rumänischer Renault, Herr Glasebach, der<br />

spätere Geschäftsführer der 1991 gebildeten Landestal-<br />

Dezember 2011<br />

1174 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

sperrenverwaltung des Freistaates Sachsen, chauffierte.<br />

Da wir noch nicht über DM verfügten, hatten wir zwei<br />

gefüllte 20-Literkanister Benzin und dazu natürlich<br />

unser Gepäck im Kofferraum. Wir kamen uns fast wie ein<br />

Selbstmordkommando vor. Mein Vortrag über die ostdeutschen<br />

Trinkwassertalsperren kam gut an, ebenso<br />

der Vortrag von Jürgen Benndorf zur Steuerung der<br />

Planktonsukzession durch Biomanipulation. Eine kleine<br />

Begebenheit am Rande während meines Vortrages<br />

möchte ich erwähnen. Die Fernbedienung für den DIA-<br />

Projektor versagte plötzlich ihren Dienst. Darauf ertönte<br />

eine Stimme <strong>aus</strong> dem Auditorium: „Herr Pütz, Sie sehen,<br />

auch im Westen kann die Technik plötzlich versagen.“<br />

Allgemeine Heiterkeit war das Ergebnis. Nach Abschluss<br />

der Vorträge wurden wir Ostdeutsche gebeten, die<br />

nächste Fach<strong>aus</strong>schuss-Sitzung der ATT bei uns zu organisieren.<br />

Am Abend fand eine Festveranstaltung statt. Dort<br />

ergaben sich zahlreiche Gespräche zwischen den westund<br />

ostdeutschen Fachkollegen. Ich stellte fest, dass<br />

dieses auf Augenhöhe geschah. Es war wohltuend, zu<br />

erleben, dass es auf der Ebene der Fachleute keine Vorurteile<br />

gab. Beim anschließenden Abendessen saß ich<br />

mit dem ehemaligen langjährigen Direktor des Wahnbachtalsperrenverbandes,<br />

Herrn Hötter am Tisch. Wir<br />

unterhielten uns bestens.<br />

Die erste gemeinsame Fach<strong>aus</strong>schuss-Sitzung fand<br />

am 25./26. Oktober 1990, kurz nach der deutschen Wiedervereinigung<br />

an der Trinkwassertalsperre Eibenstock<br />

in Sachsen statt, also vor ziemlich genau 20 Jahren. Hier<br />

war schon zu erkennen, dass es unter den Fachleuten<br />

der <strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>aus</strong> Ost und West keine Vorbehalte<br />

gab. Alle waren sich darüber im Klaren, dass wir schließlich<br />

mehrere Jahrzehnte zwangsläufig verschiedene<br />

Wege gehen mussten, die sich auch in unterschiedlichen<br />

Strukturen der <strong>Wasser</strong>wirtschaft zeigten, dass<br />

jedoch die Naturgesetze, von denen das Verhalten des<br />

<strong>Wasser</strong>s bestimmt wird, unabhängig von politischen<br />

Systemen wirken. Es waren die „alten Hasen“ der ATT, ich<br />

möchte hier nur nennen Prof. Bernhardt, Herrn Such und<br />

Herrn Dr. Clasen vom Wahnbachtalsperrenverband,<br />

Herrn Dr. Strack <strong>aus</strong> Wuppertal, damals Vorsitzender der<br />

ATT, Herrn Katz von der Perlenbachtalsperre, Herrn<br />

Porten vom <strong>Wasser</strong>verband Oleftal, Herrn Rapp von der<br />

Kleinen Kinzig im Schwarzwald, Herrn Dr. Renner vom<br />

Wupperverband, Herrn Fischer <strong>aus</strong> Opladen, Herrn<br />

Klingebiel <strong>aus</strong> dem Siegerland, Herrn Dr. Oskam vom<br />

Biesbosch/Niederlande, Herrn Hansen <strong>aus</strong> Luxemburg,<br />

Herrn Gronwald <strong>aus</strong> Remscheid, Herrn Döhmen <strong>aus</strong><br />

Gevelsberg und Herrn Zach <strong>aus</strong> Düren, die uns vom<br />

Moment der Begrüßung an die Gewissheit gaben, wir<br />

sind anerkannt.<br />

Die ostdeutschen Betreiber von Trinkwassertalsperren<br />

und von <strong>Wasser</strong>werken, die Rohwasser <strong>aus</strong> <strong>Talsperren</strong><br />

zu Trinkwasser aufbereiten, sowie das Institut<br />

für Hydrobiologie der Technischen Universität Dresden<br />

Bild 2. Trinkwassertalsperre Klingenberg (1914), Trinkwasser<br />

für Dresden.<br />

Talsperre<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaftsdirektion<br />

<strong>Wasser</strong>werk<br />

VEB <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Bild 3. Prinzip der Trinkwasserversorgung <strong>aus</strong> <strong>Talsperren</strong> in der DDR.<br />

Bild 4. Talsperre Eibenstock – Ort der ersten gemeinsamen<br />

Fach<strong>aus</strong>schuss-Sitzung 25./26. Oktober 1990.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1175


FachberichtE ATT Symposium<br />

wurden dann 1991/92 weitgehend Mitglieder der<br />

Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT).<br />

Von da an waren wir, die <strong>aus</strong> den sogenannten<br />

Neuen Bundesländern Hinzugekommenen, fest integriert<br />

und zahlreiche Fachkolleginnen und -kollegen wirken<br />

seitdem aktiv, mit hohem Engagement im Fach<strong>aus</strong>schuss<br />

sowie in den Arbeitskreisen und Projektgruppen<br />

der ATT mit. Ich kann heute feststellen, es war und ist ein<br />

gegenseitiges Geben und Nehmen. Ausdruck der<br />

Gemeinsamkeiten sind u. a. gemeinsame Arbeiten an<br />

einem umfangreichen Regelwerk, an zahlreichen Technischen<br />

Informationen der ATT sowie an einer Reihe von<br />

Publikationen.<br />

Sicher gibt es umfangreiche weitere Ergebnisse der<br />

Arbeitskreise der ATT bzw. einzelner Mitglieder, u. a.<br />

auch die Bearbeitung einer Reihe von Forschungsthemen.<br />

Insbesondere im Fach<strong>aus</strong>schuss spiegelt sich das<br />

gemeinsame Anliegen der ATT-Mitglieder – Erfahrungs<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch<br />

und Erkenntnisgewinn – wider. Blicken wir<br />

zurück auf 40 Jahre ATT, das heißt für die Fachleute <strong>aus</strong><br />

Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt auf 20 Jahre<br />

gemeinsamer Arbeit für die Sicherung der Trinkwasserversorgung<br />

<strong>aus</strong> <strong>Talsperren</strong>, so können wir feststellen,<br />

die Wiedervereinigung Deutschlands vor nunmehr<br />

diesen 20 Jahren war für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft ein Segen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. Kl<strong>aus</strong> Pütz<br />

p-k-puetz@web.de |<br />

Ringstraße 35 |<br />

D-01454 Wachau<br />

Eingereicht: 14.07.2011<br />

Zeitschrift KA – <strong>Abwasser</strong> · Abfall<br />

In der Ausgabe 12/2011 lesen Sie u.a. folgende Beiträge:<br />

Liebscher/Gillar/Bosseler<br />

Hillenbrand u. a.<br />

Stahl<br />

Irmer u. a.<br />

Hansinger u. a.<br />

Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten – Untersuchung von Materialien und Systemen<br />

zur Abdichtung und Beschichtung – Teil 4: Planungshinweise und Empfehlungen<br />

zur Qualitätssicherung<br />

demografischer Wandel: Auswirkungen und Lösungsansätze für die<br />

abwasserinfrastruktur<br />

Betriebsstabilität bei der Deammonifikation am Beispiel der Kläranlage Balingen<br />

(Baden-Württemberg)<br />

die neue Oberflächengewässerverordnung (OGewV) – Strategien und<br />

normative Anforderungen<br />

planung der Trinkwasserversorgung für ein Dorf im ecuadorianischen Regenwald<br />

Dezember 2011<br />

1176 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Fachmedien<br />

jetzt als Buch<br />

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<strong>Abwasser</strong>reinigung: Umweltrechtliche<br />

und verfahrenstechnische Betrachtung<br />

Praxishilfen zur Anwendung wasserrechtlicher<br />

Vorschriften und zur verfahrenstechnischen<br />

Optimierung einer Kaskadendenitrifikation<br />

In diesem Buch für <strong>Abwasser</strong>profis werden wichtige wasser -<br />

recht liche Vorschriften durch deren konkrete Anwendung<br />

an einer exemplarischen Anlage verdeutlicht.<br />

Die Optimierung einer Belebungsstufe und die Ableitung von<br />

Optimierungsmaßnahmen für eine Kläranlage mit einer Ausbaugröße<br />

von rund 20.000 Einwohnerwerten sind anschaulich aufbereitet.<br />

Dieses Fachbuch gibt Experten wie auch Einsteigern<br />

wichtige Handlungsanweisungen für die Behandlung von <strong>Abwasser</strong><br />

an die Hand.<br />

A. Hamann<br />

1. Auflage 2011, ca. 150 Seiten, Broschur<br />

Erhältlich als Buch oder als Buch mit Bonusmaterial<br />

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wird mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

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die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />

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FachberichtE ATT Symposium<br />

Gründung der ATT und<br />

ihre Entwicklung<br />

Wolfram Such<br />

Liebe Freunde und Gäste der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V.,<br />

meine sehr geehrten Damen und Herren!<br />

Bild 1.<br />

Aufnahme<br />

vom Wahnbachst<strong>aus</strong>ee<br />

im Bereich des<br />

Absperrbauwerkes<br />

im<br />

Frühjahr 1969<br />

während der<br />

Massenentwicklung<br />

der<br />

Blaualge<br />

Oscillatoria<br />

rubescens als<br />

Zeichen<br />

starker<br />

Eutrophierung.<br />

1. Einleitung<br />

Zusammen mit Herrn Kl<strong>aus</strong> Pütz freue ich mich, heute<br />

<strong>aus</strong> Anlass des 40-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft<br />

Trinkwassertalsperren e. V. zu Ihnen über<br />

die Gründung und weitere Entwicklung dieser<br />

Fachverei nigung der <strong>Wasser</strong>wirtschaft sprechen zu<br />

können!<br />

Herr Pütz und ich haben seit der Wiedervereinigung<br />

Deutschlands vor nunmehr 20 Jahren in den Gremien<br />

der ATT zusammengearbeitet.<br />

Wir nutzen die uns gebotene Möglichkeit, den früheren<br />

Gefährten für das gemeinsame erfolgreiche<br />

Wirken zu danken und den heute tätigen Kolleginnen<br />

und Kollegen für ihren Einsatz im Sinne der Aufgaben<br />

und Ziele der ATT die besten Wünsche für die Zukunft<br />

zu übermitteln!<br />

Einen Höhepunkt in der Entwicklung der ATT bildete<br />

der Eintritt der Unternehmen, die <strong>Talsperren</strong> betreiben<br />

und <strong>aus</strong> diesen gewonnenes <strong>Wasser</strong> zu Trinkwasser aufbereiten,<br />

in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen <strong>aus</strong><br />

Anlass der Wiedervereinigung beider Teile Deutschlands.<br />

Hierüber wird Kl<strong>aus</strong> Pütz im Anschluss an meine<br />

Ausführungen besonders berichten.<br />

Nun aber zunächst zur Gründung der ATT:<br />

Unter dem Eindruck der vom DVGW-Fach<strong>aus</strong>schuss<br />

„Eutrophierung und <strong>Talsperren</strong>“ im Jahr 1969 im Limnologischen<br />

Institut Falkau der Universität Freiburg veranstalteten<br />

Aussprachetagung kamen die technischen<br />

Geschäftsführer des <strong>Wasser</strong>werkes des Landkreises<br />

Aachen GmbH, Bauassessor Ebeling, und der Harzwasserwerke<br />

in Hildesheim, Dr. Maeckelburg, mit dem Leiter<br />

des technischen Betriebes beim Wahnbachtalsperrenverband<br />

in Siegburg, Dr. Heinz Bernhardt, gemeinsam zu<br />

der Überzeugung, dass eine engere Zusammenarbeit<br />

zwischen den Betreibern von Trinkwassertalsperren und<br />

Beziehern von <strong>Talsperren</strong>wasser zur Trinkwasseraufbereitung<br />

die Lösung ihrer brennenden Probleme erleichtern<br />

und beschleunigen könnte.<br />

Sie fanden Parallelen, zum Beispiel bei den schwerwiegenden<br />

Fragen der Eutrophierung der von ihnen<br />

betriebenen <strong>Talsperren</strong> (Bilder 1 und 2).<br />

Ähnliche alarmierende Qualitätsänderungen wurden<br />

u. a. in der Sösetalsperre im Westharz beobachtet.<br />

Große Schwierigkeiten traten infolge der hohen<br />

Manganbelastung in der Dreilägerbachtalsperre in der<br />

Eifel und bei anderen Trinkwassertalsperren auf.<br />

In weiteren Sitzungen, u. a. in Siegburg, bei denen<br />

der Geschäftsführer des Wahnbachtalsperrenverbandes,<br />

Direktor Franz-Gerd Hötter, hinzukam, wurden Aufgaben<br />

und Ziele einer angestrebten Arbeitsgemeinschaft formuliert<br />

und mit weiteren Betreibern von Trinkwassertalsperren<br />

in der Eifel und dem Bergischen Land in Nordrhein-Westfalen<br />

erörtert. Zum gemeinsamen Arbeitskonzept<br />

und dem Entwurf einer Satzung lieferte die bereits<br />

zur Sicherung der <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>aus</strong> uferfiltriertem<br />

und angereichertem Flusswasser gegründete Arbeitsgemeinschaft<br />

der Rheinwasserwerke e. V. Anregungen.<br />

Dezember 2011<br />

1178 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Gründungsversammlung<br />

Die Einladung zur Gründungsversammlung am 23. No -<br />

vember 1970, also heute exakt vor 40 Jahren, erging an<br />

die acht Gründungsunternehmen gemäß Bild 3.<br />

Mit der Beschlussfassung über die Satzung wurde<br />

die Gründung des gemeinnützigen Vereins „Arbeitsgemeinschaft<br />

Trinkwassertalsperren“ in Siegburg vollzogen.<br />

Die seinerzeit verabschiedete Ursprungsfassung der<br />

ATT-Satzung wurde zwar inzwischen mindestens achtmal<br />

geändert und an die jeweiligen Gegebenheiten<br />

sowie Erfordernisse angepasst. Am Ziel und der Zweckbestimmung,<br />

die prägnant in Präambel und § 2 der geltenden<br />

Satzung gemäß Bild 4 (1) und (2) festgelegt<br />

sind, hat sich allerdings seither nichts geändert.<br />

Bild 2.<br />

Aufnahme in<br />

einer Bucht<br />

des Wahnbachst<strong>aus</strong>ees<br />

im Frühjahr<br />

1969 während<br />

der Massenentwicklung<br />

der Blaualge<br />

Oscillatoria<br />

rubescens.<br />

Wahl Vorstand und wissenschaftlicher Leiter<br />

Auf der Gründungsversammlung wurden jeweils einstimmig<br />

gewählt:<br />

""<br />

zum geschäftsführenden, ehrenamtlich tätigen Vorsitzenden<br />

Direktor Bauassessor Mathias Ebeling,<br />

Geschäftsführer der <strong>Wasser</strong>werke des Landkreises<br />

Aachen GmbH,<br />

""<br />

zu seinem Vertreter im Vorstand Direktor Dr.-Ing.<br />

Martin Schmidt, Harzwasserwerke Hildesheim.<br />

""<br />

Zum wissenschaftlichen Leiter, der den gemäß<br />

Satzung zu bildenden Fach<strong>aus</strong>schuss, das Arbeitsgremium<br />

der Vereinigung, einzuberufen und zu<br />

leiten hat, die Mitgliederversammlung, das Lenkungsorgan<br />

des Vereins, sowie den Vorstand berät<br />

und informiert sowie im Einvernehmen mit dem<br />

Vorstand die ATT in technisch-wissenschaftlichen<br />

Belangen nach außen vertritt, wurde Dr. phil. Heinz<br />

Bild 3. Gründungsunternehmen der ATT.<br />

Bild 4 (1).<br />

Auszug <strong>aus</strong> der Satzung.<br />

Bild 4 (2).<br />

Auszug <strong>aus</strong> der Satzung.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1179


FachberichtE ATT Symposium<br />

Bild 5. Erstbesetzung des<br />

ATT-Fach<strong>aus</strong>schusses.<br />

Bernhardt, Leiter des technischen Betriebes beim<br />

Wahnbachtalsperrenverband, gewählt.<br />

Rahmenarbeitsprogramm<br />

Verabschiedet wurde auf der Gründungssitzung das<br />

Rahmenarbeitsprogramm der ATT. Es enthält als Vorgaben<br />

für die künftige Arbeit umfassende und längerzeitige<br />

Mess-, Untersuchungs- und Auswertungsprogramme<br />

in den <strong>Talsperren</strong> und Aufbereitungsanlagen<br />

der Mitglieder. Dazu kommen Vorschläge für Forschungs-<br />

und Entwicklungsprogramme zur Gewinnung,<br />

Aufbereitung, Speicherung und Verteilung von Trinkwasser<br />

<strong>aus</strong> <strong>Talsperren</strong>.<br />

Die im seinerzeit beschlossenen Rahmenarbeitsprogramm<br />

bereits verankerten zukunftsorientierten Grundsätze<br />

ziehen sich mit wechselnden Schwerpunkten entsprechend<br />

den jeweiligen Prioritäten wie ein roter<br />

Faden bis heute durch die Arbeit im Fach<strong>aus</strong>schuss der<br />

ATT. Seine Eckpfeiler sind ständiger, intensiver Erfahrungs<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch<br />

und gegenseitige Abstimmung über<br />

das jeweilige Vorgehen unter den Mitgliedern und auch<br />

in anderen technisch-wissenschaftlichen Fachgremien.<br />

Anschließend wurden die Vertreter der Gründungsmitglieder<br />

gewählt, von denen im Fach<strong>aus</strong>schuss und in<br />

Arbeitskreisen unter dem wissenschaftlichen Leiter<br />

die ersten, <strong>aus</strong> dem Rahmenprogramm entwickelten<br />

Jahresarbeitsprogramme umgesetzt wurden (Bild 5).<br />

Forschungsprojekt<br />

„Vorsperrenuntersuchungen“<br />

Als erstes gemeinsames Forschungsprojekt der ATT<br />

wurde ein umfangreiches Untersuchungsprogramm in<br />

vier Vorsperren und kleinen <strong>Talsperren</strong> der Mitglieder<br />

mit unterschiedlichen <strong>Abwasser</strong>- und Nährstoffbelastungen,<br />

besonders Phosphorverbindungen, <strong>aus</strong> den<br />

Einzugsgebieten beschlossen. Ausgewählt wurden<br />

Obersee (Rur), Perlenbachtalsperre, Genkel- und Wahnbachvorsperre.<br />

Ziel der an den Diplom-Biologen Wilhelmus vom<br />

Lehrstuhl für Physiologische Ökologie am Zoologischen<br />

Institut der Universität Köln übertragenen Doktorarbeit<br />

war die Erforschung der in den vier <strong>aus</strong>gewählten<br />

Staubecken ablaufenden physikalisch-chemisch-biologischen<br />

Prozesse, insbesondere zur biologischen<br />

Phosphoreliminierung.<br />

Damit sollten zugleich die von den Professoren<br />

Uhlmann und Benndorf an der Technischen Hochschule<br />

Dresden unter Mitwirkung von Kl<strong>aus</strong> Pütz in der damaligen<br />

DDR aufgrund von Laboruntersuchungen entwickelten<br />

Modellvorstellungen und Berechnungsverfahren<br />

zur Ermittlung der optimalen Größe von Vorsperren<br />

überprüft werden.<br />

Die endgültige Beantwortung einer solchen zentralen<br />

Frage, nämlich der Wirksamkeit der Vorsperren von<br />

Trinkwassertalsperren, konnte bis zur Abgabe der Dissertation<br />

im Jahr 1976 natürlich nicht gelingen. Sie hat<br />

danach den ATT-Fach<strong>aus</strong>schuss mehrmals und intensiv<br />

weiter beschäftigt. Erst etliche Jahre später konnte diese<br />

Frage mit Fertigstellung des gemeinsam von ATT und<br />

ATV-DVWK unter Leitung von Kl<strong>aus</strong> Pütz erarbeiteten<br />

Merkblattes W 605 „Bedeutung von Vorsperren für die<br />

<strong>Wasser</strong>gütebewirtschaftung von <strong>Talsperren</strong>“ im Zusammenhang<br />

mit der Her<strong>aus</strong>gabe der neuen DIN 19700<br />

weitgehend beantwortet werden.<br />

Vereinbarung zwischen ATT und<br />

RWTH Aachen<br />

Im Mai 1973 wurde zwischen der ATT und dem Rektor<br />

der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule<br />

Aachen für den Lehrstuhl und das Institut für Siedlungswasserwirtschaft<br />

eine Vereinbarung über wissenschaftliche<br />

Zusammenarbeit geschlossen. Gegenstand<br />

dieser Vereinbarung war zugleich der Aufbau und<br />

Betrieb eines gemeinsamen Untersuchungs- und Forschungslaboratoriums<br />

im ehemaligen Revierforstgebäude<br />

in Roetgen an der Dreilägerbachtalsperre in<br />

der Eifel.<br />

Die seinerzeit vereinbarte, für beide Partner damals<br />

bedeutsame Zusammenarbeit diente einmal zur Unterstützung<br />

der Forschung und Entwicklung auf den<br />

Gebieten der <strong>Wasser</strong>güte, <strong>Wasser</strong>aufbereitung und<br />

<strong>Wasser</strong>analytik, besonders der organischen Spurenstoffe,<br />

wie Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel.<br />

Sie stand im Zusammenhang mit<br />

der Bewirtschaftung von <strong>Talsperren</strong> sowie den Untersuchungen<br />

nach den Arbeitsprogrammen des Fach<strong>aus</strong>schusses<br />

und der ATT-Mitgliedsunternehmen. Sie<br />

verfügten zu dieser Zeit noch nicht alle über entsprechend<br />

<strong>aus</strong>gestattete und leistungsfähige eigene<br />

Laboreinrichtungen.<br />

Dezember 2011<br />

1180 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Weiterhin waren die gemeinsam aufgebauten<br />

<strong>Wasser</strong>laboratorien Roetgen auf eine damals durch<strong>aus</strong><br />

noch nicht übliche interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

von Chemikern, Biologen und Umweltingenieuren zur<br />

praxisnahen Ausbildung in der Siedlungswasserwirtschaft<br />

<strong>aus</strong>gerichtet. Die Einrichtung war auch im Zusammenhang<br />

mit den Lehraufträgen von Prof. Dr. Bernhardt<br />

über „Ausgewählte Kapitel der <strong>Wasser</strong>gütewirtschaft“<br />

und des Leiters der Laboratorien, Prof. Dr. Reichert, über<br />

„Chemie der <strong>Wasser</strong>gewinnung und des Gewässerschutzes“<br />

zu sehen.<br />

Mitgliederentwicklung<br />

Das Diagramm (Bild 6) zeigt die Entwicklung der Zahl<br />

der ATT-Mitglieder seit der Gründung. Sie ist bis zur<br />

Mitte der 1990er Jahre etwa auf das Fünffache gewachsen.<br />

Von der ursprünglichen regionalen Konzentration<br />

auf die Eifel und das Bergische Land in dem einen Bundesland<br />

Nordrhein-Westfalen, mit Ausnahme der Harzwasserwerke<br />

in Niedersachsen, hat die ATT sich nunmehr<br />

auf weitere sieben Bundesländer, Baden-Württemberg,<br />

Bayern, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen, mit Standorten von<br />

Trinkwassertalsperren <strong>aus</strong>gedehnt. In Bild 7 sind die<br />

nach dem Stand von 1994 in den nunmehr neun<br />

Bundesländern tätigen 34 Mitgliedsunternehmen der<br />

ATT mit Angabe der von ihnen betriebenen insgesamt<br />

63 Trinkwassertalsperren (T) und <strong>aus</strong> diesen zur Trinkwasserversorgung<br />

abgegebenen <strong>Wasser</strong>mengen (insgesamt<br />

rund 550 Mio. m³), aufgeteilt und im Verhältnis<br />

zur Gesamtförderung <strong>aus</strong> Trinkwassertalsperren im<br />

jeweiligen Bundesland (zwischen mehr als 90 bis 100 %),<br />

dargestellt.<br />

Damit haben sich die Aktivitäten der ATT <strong>aus</strong> dem<br />

Westen immer mehr in Richtung Osten der Bundesrepublik<br />

Deutschland <strong>aus</strong>geweitet.<br />

Parallel zu dieser Entwicklung wurden von ATT-Mitgliedsunternehmen<br />

im Zuge der Intensivierung der<br />

Überwachung der Roh- und Trinkwassergüte weitere<br />

eigene leistungsfähige und einheitlich nach hohem<br />

Standard <strong>aus</strong>gerüstete Labore geschaffen. So kam es<br />

nach nahezu 25-jähriger Zusammenarbeit – zugleich<br />

begünstigt durch Entwicklungen auf dem öffentlichen<br />

und privaten Angebotssektor für Laborserviceleis tungen<br />

– zu einer wirtschaftlichen Trennung der ATT von den<br />

<strong>Wasser</strong>laboratorien Roetgen zum Ende des Jahres 1997.<br />

Ich möchte nunmehr auf die weitere Arbeit des ATT-<br />

Fach<strong>aus</strong>schusses und seine Ergebnisse eingehen.<br />

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr.<br />

Heinz Bernhardt entfaltete der Fach<strong>aus</strong>schuss eine<br />

außerordentlich fruchtbare und innovative Tätigkeit mit<br />

und zur gegenseitigen Unterstützung seiner Mitglieder.<br />

Innerhalb des bereits bei der Gründung bestimmten<br />

Rahmens wurden seither die jeweils von der Mitgliederversammlung<br />

beschlossenen Arbeitsprogramme im<br />

Fach<strong>aus</strong>schuss auf jährlich zwei bis drei Sitzungen<br />

Bild 6. Entwicklung der Zahl der ATT-Mitglieder.<br />

Bild 7. Mitgliedsunternehmen der Arbeitsgemeinschaft<br />

Trinkwasser talsperren e. V. in den Bundesländern<br />

(MU = insgesamt 34 in neun Bundesländern, Stand: 1994),<br />

von ihnen betriebene Trinkwasser talsperren (T = insgesamt 63)<br />

und <strong>aus</strong> diesen im Jahr 1994 zur Trink wasserversorgung<br />

abgegebene <strong>Wasser</strong>mengen (insgesamt rund 550 Mio. m³),<br />

aufgeteilt und ins Verhältnis zur Gesamtförderung <strong>aus</strong><br />

Trinkwassertalsperren im jeweiligen Bundesland<br />

(zwischen > 90 % bis 100 %) gesetzt.<br />

behandelt und bei Bedarf in bestehenden bzw. speziell<br />

gebildeten Arbeitskreisen und Projektkreisen weiter<br />

bearbeitet.<br />

Auf diese Weise ist es jeweils gelungen, die für die<br />

Mitglieder der ATT relevanten Fragen des Schutzes und<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1181


FachberichtE ATT Symposium<br />

der Sicherung, Untersuchung, Gewinnung, Aufbereitung,<br />

Speicherung und Verteilung von <strong>Wasser</strong> <strong>aus</strong> Trinkwassertalsperren<br />

einschließlich des Baues, Betriebes,<br />

der Sanierung und Unterhaltung der dazu dienenden<br />

Anlagen soweit möglich einer Lösung zuzuführen.<br />

Zunächst stand die Erforschung der Ursachen und<br />

Folgen der Eutrophierung von Seen und Staugewässern,<br />

dar<strong>aus</strong> abgeleitet die Entwicklung und Umsetzung<br />

von Strategien zu ihrer wirksamen Bekämpfung, im Mittelpunkt<br />

der gemeinsamen Arbeit.<br />

Bild 8 (1). ATT Technische Informationen.<br />

Bild 8 (2). ATT Technische Informationen.<br />

Dazu das Beispiel Wahnbachtalsperre<br />

Auf eigenen Untersuchungen und Forschungsprojekten<br />

des Wahnbachtalsperrenverbandes aufbauend und<br />

unterstützt durch Anregungen und ergänzende Untersuchungen<br />

der ATT sowie ihrer Mitglieder konnten am<br />

Ende der 1970er Jahre die weitere Eutrophierung der<br />

Wahnbachtalsperre durch die Errichtung und Inbetriebnahme<br />

einer zentralen Phosphor-Eliminierungsanlage<br />

am Vorbecken, flankiert von Maßnahmen im <strong>Wasser</strong>schutzgebiet,<br />

gestoppt und deren Oligotrophierung<br />

eingeleitet werden.<br />

Aufgrund der Anregungen und Vorgaben von Mitgliederversammlung,<br />

Beirat und Vorstand war und ist<br />

der Fach<strong>aus</strong>schuss der ATT im Einzelnen befasst<br />

""<br />

mit Berichten, Stellungnahmen, Durchführung von<br />

Untersuchungen über aktuelle und gemeinsam interessierende<br />

Fragen zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung<br />

<strong>aus</strong> <strong>Talsperren</strong>, die federführend von<br />

ihm selbst oder nach Vorbereitung bzw. mit Unterstützung<br />

von Arbeitskreisen oder Projektgruppen<br />

behandelt werden.<br />

Der Fach<strong>aus</strong>schuss der ATT<br />

""<br />

erarbeitet Technische Informationen, die als Erfahrungsberichte,<br />

Anleitungen, Merkblätter und Hinweise<br />

zur Umsetzung durch die ATT-Mitglieder sowie<br />

zur Unterrichtung der Behörden, der übrigen Fachwelt<br />

und der interessierten Öffentlichkeit dienen. Sie<br />

sind in den Bildern 8 (1), 8 (2) und 8 (3) zusammenfassend<br />

wiedergegeben.<br />

Bild 8 (3). ATT Technische Informationen.<br />

Bild 9 (1).<br />

Untersuchungen, Forschungsund<br />

Entwicklungsvorhaben der<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

Trinkwassertalsperren e.V.<br />

(Auswahl) (1).<br />

Dezember 2011<br />

1182 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Der Fach<strong>aus</strong>schuss<br />

""<br />

initiiert eigene, unterstützt, fördert und begleitet im<br />

Auftrag der ATT durch Dritte <strong>aus</strong>geführte Untersuchungen,<br />

Forschungs- und Entwicklungsvor haben<br />

(Beispiele siehe Bilder 9 (1), 9 (2) und 10).<br />

Die ATT gibt eine Schriftenreihe her<strong>aus</strong>, deren bisher<br />

erschienene sieben Ausgaben in den Bildern 11 (1) und<br />

11 (2) mit ihren Titeln vorgestellt sind.<br />

Den Anfang der Buchreihe bildete die Veröffentlichung<br />

„Trinkwasser <strong>aus</strong> <strong>Talsperren</strong>“ mit den Beiträgen<br />

der Vortragsveranstaltung anlässlich des 20-jährigen<br />

Bestehens der ATT im Jahr 1990 in Siegburg. Auf dieser<br />

Tagung konnten nach der Wiedervereinigung beider<br />

Teile Deutschlands erstmalig auch die der ATT beigetretenen<br />

Betreiber von Trinkwassertalsperren in den östlichen<br />

Bundesländern über ihre Erfahrungen und<br />

Erkenntnisse berichten.<br />

Mit Band 1 der ATT-Schriftenreihe beginnend wurden<br />

die auf den weiteren veranstalteten Tagungen der<br />

ATT gehaltenen Vorträge veröffentlicht (Auswahl siehe<br />

Bild 11 (3) und 11 (4)), soweit sie nicht in mehreren<br />

Sonder<strong>aus</strong>gaben der Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<br />

<strong>Abwasser</strong> unter dem Titel „Special <strong>Talsperren</strong>“ publiziert<br />

worden sind.<br />

In den folgenden Bänden wurden auch die Vorträge<br />

auf anderen, von der ATT allein oder zusammen mit<br />

anderen technisch-wissenschaftlichen Vereinigungen<br />

veranstalteten Symposien und Seminaren sowie<br />

Berichte über einzelne abgeschlossene Forschungsprojekte<br />

der ATT veröffentlicht (Bände 4 und 6).<br />

Persönlichkeiten im Vorstand und<br />

als wissenschaftliche Leiter der ATT<br />

Im letzten Teil des Rückblickes auf 40 Jahre ATT möchte<br />

ich die Erinnerung wachrufen an einige Kollegen, die<br />

sich im Vorstand und als wissenschaftliche Leiter für die<br />

Belange der ATT eingesetzt haben (Bild 12).<br />

Zum Nachfolger des 1976 <strong>aus</strong> dem Vorstand <strong>aus</strong>geschiedenen<br />

Vorsitzenden Direktor Mathias Ebeling<br />

wurde Josef Fischer <strong>aus</strong> dem gleichen Mitgliedsunternehmen<br />

gewählt und der bisherige stellvertretende<br />

Bild 9 (2).<br />

Untersuchungen, Forschungsund<br />

Entwicklungs vorhaben<br />

der ATT (Auswahl) (2).<br />

Bild 10.<br />

Forschungsprojekt Parasiten<br />

in Trinkwassertalsperren<br />

(Auswahl) (3).<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1183


FachberichtE ATT Symposium<br />

Bild 11 (1). ATT-Schriftenreihe.<br />

Bild 11 (2). ATT-Schriftenreihe.<br />

Bild 11 (3).<br />

Veröffentlichungen der ATT<br />

(Auswahl).<br />

Vorsitzende Gerhard Katz in seinem Amt erneut bestätigt.<br />

Im Jahr 1978 wechselte mit der Wahl von Dr.-Ing. Berthold<br />

Strack zum Vorsitzenden die Geschäftsführung der<br />

ATT vom <strong>Wasser</strong>werk des Landkreises Aachen zu den<br />

Stadtwerken Wuppertal AG. Dipl.-Ing. Gerhard Katz,<br />

Werkleiter des <strong>Wasser</strong>versorgungszweckverbandes Perlenbach,<br />

Monschau-Imgenbroich, wurde erneut zum<br />

stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Dieses Team hat<br />

15 Jahre lang die Geschäfte der ATT erfolgreich geführt,<br />

bis mit der Neuwahl des Vorsitzenden 1993 die Geschäftsführung<br />

an den Wahnbachtalsperrenverband überging.<br />

Herr Gerhard Katz hat weiterhin und damit über 22 Jahre<br />

als stellvertretender Vorstand der ATT gewirkt.<br />

Dezember 2011<br />

1184 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Bild 11 (4).<br />

ATT-Schriftenreihe (Auswahl).<br />

Bild 11 (5).<br />

ATT-Schriftenreihe (Auswahl).<br />

Bild 12. Vorstände, wissenschaftliche Leiter und Geschäftsführung der ATT.<br />

Prof. Dr. Heinz Bernhardt hat als wissenschaftlicher<br />

Leiter von seiner Wahl bei Gründung im Jahr 1970<br />

mehr als 25 Jahre bis zu seinem unerwarteten, allzu<br />

frühen Tod am 12. Januar 1996 noch vor Vollendung<br />

des 67. Lebensjahres wie kein anderer die technischwissenschaftliche<br />

Entwicklung der ATT entscheidend<br />

geprägt. Ohne seine Ideen und sein unermüdliches,<br />

aufopferungsvolles Wirken ist die ATT nicht vorstell -<br />

bar.<br />

Im Juni 1995 wurde ihm auf Beschluss des Senats<br />

und der Fakultät für Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften<br />

der Technischen Universität in seiner Heimatstadt<br />

Dresden, für deren freiheitlich demokratische Erneuerung<br />

nach der politischen Wende er sich ebenfalls enga-<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1185


FachberichtE ATT Symposium<br />

Bild 13. Ehrenpromotion Prof. Dr. Heinz Bernhardt.<br />

Bild 14.<br />

BMBF-Statusseminar<br />

in memoriam Prof. Dr.<br />

Heinz Bernhardt.<br />

Bild 15.<br />

Dipl.-Biologe Dr. Jürgen Clasen (1939 – 2005)<br />

– Nachfolger von Prof. Dr. H. Bernhardt<br />

als wissenschaftlicher Leiter der ATT von<br />

1996-2004, für die ATT tätig seit ihrer Gründung<br />

im Jahr 1970, gestorben am 08. Februar 2005<br />

giert hat, mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde<br />

eine besondere Anerkennung seiner wissenschaftlichen<br />

Leistungen auf dem Gebiet der <strong>Wasser</strong>forschung und<br />

des Gewässerschutzes zuteil (Bild 13).<br />

Das gemeinsam von der ATT und der Deutschen<br />

Gesellschaft für Limnologie in Dresden veranstaltete<br />

BMBF-Statusseminar zum Abschluss des von ihm ganz<br />

wesentlich initiierten Forschungsverbundvorhabens<br />

„Stehende Gewässer“ in den neuen Bundesländern fand<br />

am 1./2. Oktober 1996 in memoriam Prof. Dr. Dr. h. c.<br />

Heinz Bernhardt statt (Bild 14).<br />

Zum Nachfolger von Professor Dr. Heinz Bernhardt als<br />

wissenschaftlicher Leiter der ATT wurde sein engster<br />

langjähriger Mitarbeiter beim Wahnbachtalsperrenverband,<br />

der Biologe Dr. Jürgen Clasen, gewählt, der die ATT<br />

seit ihrer Gründung auf technisch-wissenschaftlichem<br />

Gebiet maßgeblich mit gestaltet hat. Dr. Clasen hat sich<br />

bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2004 für die<br />

Belange der ATT ebenso erfolgreich wie sein Vorgänger<br />

eingesetzt (Bild 15).<br />

Für uns immer noch unfassbar, ist Dr. Clasen bereits<br />

ein knappes halbes Jahr nach Übertragung der wissenschaftlichen<br />

Leitung der ATT an seinen Nachfolger,<br />

Herrn Dipl.-Biologe Hartmut Willmitzer, Thüringer Fernwasserversorgung,<br />

Erfurt, am 8. Februar 2005 an den<br />

Folgen eines Herzinfarktes gestorben.<br />

Mit dem Ausscheiden des Geschäftsführers beim<br />

Wahnbachtalsperrenverband <strong>aus</strong> dem aktiven Dienst im<br />

Jahr 2001 wurden zu seinem Nachfolger als Vorsitzender<br />

der ATT der bisherige 1. Stellvertreter, Dr.-Ing. Lothar<br />

Scheuer, stellvertretender Vorstand des ATT-Mitgliedsunternehmens<br />

Aggerverband in Gummersbach, zu dessen<br />

Stellvertretern Dipl.-Ing. Jens Peters, Hauptgeschäftsführer<br />

des ATT-Mitgliedsunternehmens Thüringer <strong>Talsperren</strong>verwaltung,<br />

Tambach-Dietharz/Thüringer Fernwasserversorgung,<br />

Erfurt, und Assessor jur. Renke Droste,<br />

Geschäftsführer des ATT-Mitgliedes Harzwasserwerke<br />

GmbH, Hildesheim, gewählt. Gleichzeitig wurde erstmalig<br />

bei der ATT eine Geschäftsführung bestellt, die bis zu<br />

ihrer Übertragung auf den DVGW ab 2007 vom bisherigen<br />

Vorsitzenden <strong>aus</strong>geübt worden ist (Bild 12).<br />

Ich möchte meine Ausführungen beenden mit dem<br />

Aufruf an uns alle, den genannten und ungenannten<br />

Kollegen, die für unsere Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren<br />

gewirkt haben, ein ehrendes Andenken zu<br />

bewahren.<br />

Ich danke Ihnen!<br />

Autor<br />

Bauassessor Dipl.-Ing. Wolfram Such<br />

E-Mail: wolfram.such@t-online.de |<br />

Thüringer Allee 57 |<br />

D-53757 Sankt Augustin<br />

Eingereicht: 14.07.2011<br />

Dezember 2011<br />

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FachberichtE ATT Symposium<br />

Integrale <strong>Talsperren</strong>bewirtschaftung –<br />

ein ganzheitlicher Ansatz<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Talsperren</strong>, Einzugsgebiet, integrale Bewirtschaftung,<br />

<strong>Wasser</strong>gütewirtschaft, Landwirtschaft<br />

Wilfried Scharf<br />

Der ganzheitliche Ansatz einer „Integralen <strong>Talsperren</strong>bewirtschaftung“<br />

betrachtet Einzugsgebiet und<br />

Ge wässersystem als eine räumlich-funktionale Einheit,<br />

in der <strong>Wasser</strong>- und Stoffh<strong>aus</strong>halt eng miteinander<br />

verwoben sind. Entsprechend sind <strong>Wasser</strong>mengen-<br />

und -gütewirtschaft nicht als getrennte Aufgaben<br />

anzugehen. Ziel der integralen <strong>Talsperren</strong> -<br />

bewirtschaftung ist die effiziente Sicherung eines<br />

quantitativ und qualitativ hochwertigen <strong>Wasser</strong>dargebots.<br />

Der Weg hierhin führt über eine Optimierung<br />

der Bewirtschaftung der Systemkomponenten (Wald,<br />

Grünland, Acker, Gewässer) und deren Zusammenspiel.<br />

In der Hierarchie der Bewirtschaftungsinstrumente<br />

ist eine angepasste Eintragsbewirtschaftung<br />

aufgrund von Sättigungseffekten prioritär und unabdingbar.<br />

Flankierend hierzu bietet die Gestaltung der<br />

Ökosystemstruktur sowohl der terrestrischen wie<br />

auch der aquatischen Systemkomponenten die Möglichkeit<br />

der Optimierung der Aufnahmekapazität des<br />

Gesamtsystems für unvermeidbare stoffliche Restbelastungen<br />

(integrierter Ansatz). Basierend auf einer<br />

vergleichenden Betrachtung des <strong>Wasser</strong>- und Stoffh<strong>aus</strong>halts<br />

der Systemkomponenten wird eine Vereinheitlichung<br />

und Rückführung der Vielfalt der dort<br />

ablaufenden Prozesse auf grundlegende Mechanismen<br />

angestrebt. Dabei erweist sich die Verlängerung<br />

der Aufenthaltszeit des <strong>Wasser</strong>s und damit der<br />

vom <strong>Wasser</strong> transportierten Stoffströme im System<br />

als eine Schlüsselkomponente der strategischen<br />

Ausrichtung des integrierten Ansatzes.<br />

Da die notwendigen Verwaltungsstrukturen für eine<br />

erfolgreiche Umsetzung eines ganzheitlichen An -<br />

satzes der Gewässerbewirtschaftung nur ansatzweise<br />

entwickelt sind, kommt den auf freiwilliger Basis<br />

beruhenden gemeinsamen Bemühungen von <strong>Wasser</strong>-,<br />

Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft eine Schlüsselposition<br />

für die Gestaltung dieses Prozesses zu.<br />

The Holistic Reservoir Watershed-Scale Approach<br />

The holistic watershed-scale approach („Integrale<br />

<strong>Talsperren</strong>bewirtschaftung”) considers the transport<br />

and fate of water, sediments, chemicals, nutrients<br />

and bacteria in the terrestrial and aquatic compartments<br />

to be tidily interlinked. Therefore, the reservoirs<br />

water quality and water quantity can not be<br />

managed disparately. If the reservoirs management is<br />

to be efficient not only the multiple environmental<br />

compartments (grassland, agricultural land, forest;<br />

streams, reservoir) but also their interplay has to be<br />

managed appropriately. Due to saturation effects<br />

input management is of major importance for reducing<br />

the input of sediments, nutrients and chemicals<br />

into the aquatic environment. In order to improve the<br />

nutrient management at the source e.g. farmer cooperations<br />

(“Landwirtschaftliche Kooperationen”) have<br />

been built. Additionally however, the ecosystem<br />

structure of each compartment needs a proper management<br />

in order to increase the natural retention<br />

capacity not only of the landscape but also of the<br />

aquatic ecosystems (ecotechnological approach).<br />

Accordingly, the processes that remove transform<br />

and store water and substances have to be considered.<br />

The particularities for each environmental compartment<br />

as well as its proper management are discussed.<br />

In general, increasing water retention reveals<br />

of major importance for increasing sediment, nutrient<br />

and chemical retention capacity in the environmental<br />

compartments.<br />

1. Einleitung<br />

Als Rohwasserquellen unterliegen Oberflächengewässer,<br />

zu denen unsere Trinkwasser-<strong>Talsperren</strong> zählen,<br />

anderen Rahmenbedingungen und Gesetzmäßigkeiten<br />

als Grundwasserspeicher. Nicht nur die gegenüber<br />

Grundwasserspeichern meist deutlich geringere Aufenthaltszeit<br />

des <strong>Wasser</strong>s im System Einzugsgebiet –<br />

Talsperre, sondern auch die unmittelbare Prägung des<br />

Abflussgeschehens und der stofflichen Belastungen<br />

resultierend <strong>aus</strong> der Flächennutzung (Struktur) und<br />

Dezember 2011<br />

1188 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Bewirtschaftung des Einzugsgebiets zwingen einer<br />

adäquaten <strong>Talsperren</strong>bewirtschaftung ihre eigenen<br />

Gesetzmäßigkeiten auf. Die effiziente Sicherung einer<br />

qualitativ und quantitativ guten Rohwassermenge in<br />

der Talsperre verlangt nach einem ganzheitlichen<br />

Ansatz, der über den <strong>Talsperren</strong>rand hin<strong>aus</strong>geht. Diesen<br />

Gedanken verfolgen die Mitglieder der ATT bereits seit<br />

Jahren, indem sie die Bewirtschaftung ihrer <strong>Talsperren</strong><br />

am Konzept des Multi-Barrieren-Prinzips orientieren [1].<br />

Die Einbindung der im Einzugsgebiet agierenden<br />

Akteure ist zwingend, um diesen Prozess erfolgreich<br />

umzusetzen. Beispielhaft hierfür sind die zahlreichen<br />

auf freiwilliger Basis beruhenden Kooperationen von<br />

<strong>Wasser</strong>- und Landwirtschaft.<br />

Grundlegendes Ziel einer ganzheitlichen <strong>Talsperren</strong>bewirtschaftung<br />

ist die Minimierung der Stoffeinträge<br />

in die aquatischen Systemkomponenten und die Erhöhung<br />

der Aufnahmekapazität dieser für unvermeidbare<br />

stoffliche Restbelastungen <strong>aus</strong> dem Einzugsgebiet.<br />

Damit wird die Schließung der Stoffkreisläufe im Einzugsgebiet<br />

zum strategischen Ziel einer integralen <strong>Talsperren</strong>bewirtschaftung.<br />

Nachfolgende Betrachtungen<br />

widmen sich zunächst einer Analyse des <strong>Wasser</strong>- und<br />

Stoffh<strong>aus</strong>halts der terrestrischen Systemkomponenten<br />

(Wald, Grünland, Acker). Basierend auf den sich <strong>aus</strong> den<br />

Einzelfallanalysen ableitenden Erkenntnissen rücken<br />

somit zunächst Überlegungen zu einer optimierten<br />

Bewirtschaftung der terrestrischen Systemkomponenten<br />

und der Gestaltung des Zusammenspiels dieser<br />

unter wasserwirtschaftlichen Gesichtspunkten in den<br />

Blickpunkt. Nachfolgend findet die Analyse der Struktur<br />

und Funktionsfähigkeit der aquatischen Systemkomponenten<br />

(Fließgewässer, <strong>Talsperren</strong>system) Eingang in<br />

die Betrachtungen. Hier steht die Diskussion um die<br />

Gestaltung gewässerinterner Retentionsmechanismen<br />

im Vordergrund. Bei all diesen Betrachtungen erfolgt<br />

der Versuch, über die Rückführung der Vielfalt der den<br />

Stoffrückhalt der Systemkomponenten steuernden<br />

Prozesse auf grundlegende Mechanismen eine Vereinheitlichung<br />

der Gesetzmäßigkeiten (Theoriebildung)<br />

anzustreben. Damit sollen die Grundlagen für eine<br />

strategische Ausrichtung des integrierten Bewirtschaftungsansatzes<br />

gelegt werden.<br />

2. Das Einzugsgebiet<br />

Bevor das mit dem Niederschlag ins Einzugsgebiet<br />

eingetragene <strong>Wasser</strong> die <strong>Talsperren</strong>zuläufe erreicht,<br />

durchläuft und wechselwirkt es mit den terrestrischen<br />

Systemkomponenten. Bei diesem Prozess erfährt das<br />

<strong>Wasser</strong> sowohl eine Veränderung in seiner stofflichen<br />

Zusammensetzung als auch in den abflusswirksamen<br />

Anteilen. Entsprechend sind <strong>Wasser</strong>- und Stoffh<strong>aus</strong>halt<br />

und damit auch <strong>Wasser</strong>mengen- und -gütewirtschaft<br />

im Einzugsgebiet einer Talsperre eng miteinander<br />

verwoben. Bewirtschaftungsziel des Einzugsgebiets ist<br />

die weitestgehende Minimierung der Stoff<strong>aus</strong>träge <strong>aus</strong><br />

dem terrestrischen System, d. h. die Schließung von<br />

Stoffkreisläufen. Soll die Höhe des Stoff<strong>aus</strong>trags <strong>aus</strong><br />

einem Einzugsgebiet in die Gewässersysteme reduziert<br />

werden, so gebührt grundsätzlich dem Instrument der<br />

Eintragsbewirtschaftung Priorität. Die Verringerung des<br />

Eintragssignals in ein gegebenes System wird sich mit<br />

einer gewissen zeitlichen Verzögerung im Austragssignal<br />

wieder finden. Diese Reaktionszeit ist in oberflächenwassergeprägten<br />

<strong>Talsperren</strong>systemen in der<br />

Regel deutlich kürzer als in Grundwassersystemen.<br />

Damit werden die Erfolge von Maßnahmen zeitnah<br />

erlebbar. Flankierend zur Eintragsbewirtschaftung eröffnet<br />

sich die Möglichkeit, durch eine gezielte Bewirtschaftung<br />

der Ökosystemstruktur – beispielsweise den<br />

Einsatz von Untersaaten im Maisanbau – dessen Funktionsfähigkeit<br />

zu verbessern, indem ein erhöhter<br />

system(integrierter) Stoffrückhalt das Austragssignal<br />

verringert. Naturgemäß bestehen zwischen den einzelnen<br />

terrestrischen Ökosystemtypen, beispielsweise<br />

Wald und Acker, deutliche Funktionsunterschiede mit<br />

Blick auf den <strong>Wasser</strong>- und Stoffh<strong>aus</strong>halt, die es bei der<br />

Gestaltung der Flächennutzung im Gesamtsystem zu<br />

berücksichtigen und zur Gestaltung der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

zu nutzen gilt – eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe, die nur im Zusammenspiel mit den im System<br />

tätigen Akteuren gelöst werden kann.<br />

Beginnen wir die Betrachtungen mit einer Analyse<br />

des <strong>Wasser</strong>h<strong>aus</strong>halts. Bekannterweise ist der <strong>Wasser</strong>h<strong>aus</strong>halt<br />

eines naturnahen Waldsystems <strong>aus</strong>gegli chener<br />

Abfluss<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Bild 1. Gleiche Niederschlagshöhen (Eingangssignale) führen<br />

in Abhängigkeit von der Einzugsgebiets- und Fließgewässerstruktur<br />

zu unterschiedlichen Abflüssen (Ausgangssignale).<br />

Zeit<br />

Wald<br />

Grünland<br />

Acker<br />

Siedlung<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1189


FachberichtE ATT Symposium<br />

dt / Jahr<br />

DIN [mg/l]<br />

70000<br />

60000<br />

50000<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

0<br />

Response: DIP [µg/L]<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

Phosphor-Konzentrationen<br />

GervershB GrDhünn Lingese<br />

1999 2003 2006<br />

Jahr<br />

1992<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

Jahr<br />

Wald<br />

Grünland<br />

Acker<br />

Siedlung<br />

Bild 2. Die Höhe der Stoff<strong>aus</strong>träge von Fließgewässern (DIP gelöster<br />

Phosphor) reflektiert die Flächennutzungen im Einzugsgebiet dieser.<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Bild 3. Reduzierte Eintragsraten mineralischer Stickstoffdünger.<br />

A: Umsatz einer Genossenschaft im bergischen Land (gelb: Kalkammonsalpeter,<br />

rot: Mineralischer Stickstoff) – führen aufgrund der<br />

geringen Aufenthaltszeiten des <strong>Wasser</strong>s im Einzugsgebiet bergischer<br />

<strong>Talsperren</strong> zu einer unmittelbaren Reaktion bei den anorganischen<br />

Stickstoff-Konzentrationen (DIN) in den <strong>Talsperren</strong>zuläufen (B).<br />

Für die Bereitstellung von Bild A bedankt sich der Autor bei<br />

Herrn Spitz, Landwirtschaftskammer Rheinland.<br />

als jener von Produktivsystemen (Grünland, Acker) oder<br />

gar urbanen Systemen. So ist der <strong>Wasser</strong>abfluss als<br />

Reaktion auf ein gegebenes Niederschlagsereignis in<br />

einem waldreichen Einzugsgebiet niedriger und der<br />

Hochwasserscheitel ist aufgrund erhöhter Aufenthaltszeiten<br />

entsprechend gedämpft (Bild 1). Zudem ist der<br />

Gesamtabfluss verringert [2].<br />

Somit wird ein Eingangssignal vergleichbarer Intensität<br />

von den betreffenden Systemkomponenten des<br />

Einzugsgebiets in unterschiedlicher Weise verarbeitet,<br />

sodass sich die Ausgangssignale bei gleichem Eintrag<br />

unterscheiden. Die Optimierung und gezielte Nutzung<br />

der unterschiedlichen Signalverarbeitung in den Systemkomponenten<br />

fällt bei der <strong>Wasser</strong>mengenbewirtschaftung<br />

unter den Begriff „(system)“integrierter Hochwasserschutz.<br />

Jedoch hat jeder Systemrückhalt und<br />

damit auch der integrierte Hochwasserschutz seine<br />

natürlichen Grenzen. Lang andauernde intensive Niederschläge<br />

führen zu Sättigungseffekten und einer<br />

nachfolgend deutlichen Abnahme des Systemrückhalts<br />

[2]. Allerdings schmälert diese Erkenntnis den sich hier<strong>aus</strong><br />

ergebenden Nutzen nicht, da auch technische<br />

Schutzmaßnahmen ihre Bemessungsgrenzen haben<br />

und damit eine nur endliche Sicherheit bieten.<br />

Nicht nur wegen der abflussdämpfenden Wirkung,<br />

sondern auch wegen der im Vergleich zu anderen<br />

Flächennutzungen geringeren Höhe der Nähr-,<br />

Schadstoff- und Keim<strong>aus</strong>träge sind waldreiche Einzugsgebiete<br />

die von <strong>Wasser</strong>wirtschaftlern bevorzugten<br />

Flächennutzungssysteme im Einzugsgebiet von Ge -<br />

wässern (Bild 2). Während wir mit Blick auf den <strong>Wasser</strong>h<strong>aus</strong>halt<br />

die <strong>aus</strong>gleichende Wirkung des Waldes bis zur<br />

Erreichung der Sättigung aufgrund des Vergleichs mit<br />

anderen Landnutzungssystemen bei vergleichbarer<br />

Niederschlagsbeaufschlagung unzweifelhaft auf Unterschiede<br />

in der systeminternen Verarbeitung des Niederschlags-<br />

und damit Eingangssignals rückführen können,<br />

ist die Rückführung der geringen Stoff- und Keim<strong>aus</strong>träge<br />

<strong>aus</strong> Waldflächen nicht so offensichtlich den besseren<br />

systeminternen Verarbeitungsmechanismen<br />

zuzuordnen. Da waldreiche Einzugsgebiete deutlich<br />

geringer mit Nähr- und Schadstoffen beaufschlagt<br />

werden als andere Landnutzungssysteme, ist „a priori“<br />

zu erwarten, dass sich diese Unterschiede selbstverständlich<br />

auch in unterschiedlichen Austragsraten<br />

spiegeln.<br />

Da sich im Gegensatz zur Niederschlagsintensität die<br />

Höhe der Stoffeinträge in das System bewirtschaften<br />

lässt, eröffnet die angepasste Eintragsbewirtschaftung<br />

der terrestrischen Systemkomponenten (Input-Management)<br />

ein unverzichtbares Grundinstrument zur Reduktion<br />

diffuser Stoffeinträge in die Gewässer. Wie die<br />

Erfahrungen der letzten Jahre in <strong>Talsperren</strong>einzugsgebieten<br />

des Bergischen Landes überzeugend zeigen,<br />

führen beispielsweise Verringerungen landwirtschaftlicher<br />

Stickstoff-Eintragsmengen aufgrund der geringen<br />

Dezember 2011<br />

1190 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Bild 4. Jahresdynamik der anorganischen Stickstoff-Konzentra tionen (DIN)<br />

im Zulauf zur Großen Dhünn Talsperre während der Jahre 2000–2007.<br />

Aufenthaltszeit des <strong>Wasser</strong>s im Einzugsgebiet zu einer<br />

zeitnahen Abnahme der N-Konzentrationen in einigen<br />

<strong>Talsperren</strong>zuläufen (Bild 3). Zudem verbessern die<br />

Landwirte aufgrund verringerter Betriebskosten ihre<br />

Bilanzen. Unzweifelhaft ist dieser Erfolg nur unter Einbeziehung<br />

der Akteure – hier der Landwirte über die<br />

„Landwirtschaftlichen Kooperationen“ – schlussendlich<br />

für beide Seiten erfolgreich.<br />

Da parallel zur Reduzierung der Eintragsmengen<br />

auch Bemühungen zu einer Verbesserung der Methodik<br />

(Schleppschuh) und des Zeitpunkts der Ausbringung<br />

(Lagerkapazität) sowie der Systemstruktur (Uferrandstreifen,<br />

Auszäunungen, Viehtränken, Maisuntersaaten,<br />

etc.) in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft („Landwirtschaftliche<br />

Kooperationen“) erfolgten, ist <strong>aus</strong> der<br />

beobachteten Stickstoff-Konzentrationsabnahme in<br />

den Fließgewässern leider nicht abzuleiten, ob und<br />

inwieweit diese Maßnahmen zum Erfolg beigetragen<br />

haben.<br />

Wie eine Betrachtung des Stoffh<strong>aus</strong>halts und der<br />

Stoffbilanzen landwirtschaftlicher Flächen zeigt, unterliegt<br />

das Nährstoffeingangssignal einer unübersehbaren<br />

Veränderung im System [3]. So ist beispielsweise<br />

der Stickstoff-Flächen<strong>aus</strong>trag auf Grünland mit etwa<br />

20 kg N/ha gegenüber einem Eintragssignal von<br />

200 kg N/ha nicht nur deutlich verringert (Bild 6), auch<br />

das N:P Verhältnis von etwa 500–1000 : 1 im Gewässer<br />

gegenüber etwa 5 : 1 in Gülle hat sich deutlich verändert.<br />

Diese Veränderungen im Eintrags-/Austragsverhältnis<br />

sind unzweifelhaft das Ergebnis systeminterner<br />

Umsetzungsprozesse im terrestrischen System und bilden<br />

dessen Funktionsfähigkeit ab, die wiederum an die<br />

Struktur gebunden ist. Die Analyse der saisonalen Dynamik<br />

der Stickstoffkonzentrationen und Tages frachten in<br />

den <strong>Talsperren</strong>zuläufen mit Minima in den Sommermonaten<br />

(Bild 4) – bei hohen Temperaturen und langen<br />

Aufenthaltszeiten im terrestrischen System – weist<br />

unzweifelhaft biogen gesteuerte Umsetzungs- und<br />

Rückhaltprozesse als Ursache saisonal verringerter<br />

Stickstoff-Austräge <strong>aus</strong> dem terrestrischen System <strong>aus</strong>.<br />

Erhöhte Stickstoff-Aufnahmen der Vegetation in Verbindung<br />

mit erhöhten Denitrifikationsraten, welche den<br />

Stickstoff – meist als Klima wirksames Treibh<strong>aus</strong>gas<br />

N 2 O – in die Atmosphäre überführen sind hier die<br />

grundlegenden Prozesse, welche zwanglos die N-Jahresdynamik<br />

im Gewässer erklären können. Diese Jahresdynamik<br />

verdeutlicht aber auch, dass die Wirkung einer<br />

Herbstdüngung bei kurzen <strong>Wasser</strong>aufenthaltszeiten<br />

während der winterlichen Vegetationsp<strong>aus</strong>e sehr<br />

begrenzt ist und die Investition in Lagerkapazität ein<br />

wichtiger Beitrag sowohl zur Belastungsreduktion der<br />

Gewässer als auch zur Düngungseffizienz darstellt.<br />

Im Gegensatz zum Stickstoff wird der Phosphorh<strong>aus</strong>halt<br />

terrestrischer Systeme vornehmlich durch physikalisch-chemische<br />

Adsorptionsprozesse des Bodens<br />

geprägt. Vom Phosphor ist bekannt, dass dieser insbesondere<br />

an Tonmineralen und Eisenoxiden der bergischen<br />

Lehmböden adsorbiert und somit im Gegensatz<br />

zum leicht beweglichen anorganischen Stickstoff ganzjährig<br />

im System Boden zurückgehalten wird. Allerdings,<br />

wie Untersuchungen zeigen, ist die Aufnahmekapazität<br />

der Böden für den P-Rückhalt nicht unbegrenzt<br />

(Sättigungseffekte!). Allein <strong>aus</strong> diesem Grund ist eine<br />

Eintragsbewirtschaftung, welche die Höhe der Gülle<strong>aus</strong>bringung<br />

nur am Stickstoff orientiert, langfristig<br />

problematisch, da sie zu einer unerwünschten Anreicherung<br />

des Phosphors im Boden führt [4].<br />

Im Gegensatz zu landwirtschaftlichen Produktivsystemen<br />

sind naturnahe Waldflächen ungedüngt.<br />

Dennoch zeigen Untersuchungen, dass auch hier<br />

deutliche Unterschiede der Signalverarbeitung in<br />

Abhängigkeit von der struktur- und betriebsbedingten<br />

Waldbewirtschaftung bestehen, die es unter wasserwirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten zu gestalten und zu<br />

nutzen gilt. Hinweise für eine optimierte Bewirtschaftung<br />

von Wald im Einzugsgebiet von <strong>Talsperren</strong> finden<br />

sich in dem von Mitgliedern der ATT erarbeiteten Merkblatt<br />

M 605 [5]. So zeigen Untersuchungen zum Konzentrationsverlauf<br />

des Stickstoffs im Sickerwasser unter<br />

einem Buchenwald und einem Fichtenforst auf benachbarten<br />

Standorten im Solling [2], dass die Stickstoff-<br />

Konzentrationen im Sickerwasser eines Fichtenforsts bei<br />

vergleichbaren Eintragsbelastungen gegenüber naturnahen<br />

Buchenwäldern deutlich erhöht sind (Bild 5).<br />

Die erhöhten jährlichen N-Eintragsraten im Fichtenforst<br />

aufgrund der erhöhten atmosphärischen Stickstoff-Auswaschungen<br />

des Fichtenforsts in Verbindung<br />

mit verminderten Aufnahmeraten durch die Fichtenwurzeln<br />

erklären diese Unterschiede. Somit koppelt hier<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1191


FachberichtE ATT Symposium<br />

Bild 5. Konzentrationsverläufe von Nitrat-Stickstoff im Sickerwasser<br />

auf einem Buchen- und Fichtenbestand auf vergleichbaren benachbarten<br />

Standorten im Solling (verändert nach [2]).<br />

<strong>Wasser</strong>s. Ob diese ihre Funktion als Senken für <strong>aus</strong>getragene<br />

Nähr-, Schadstoffe und Keime wahrnehmen<br />

können, ist eine Frage der Gewässerstruktur. Eine laterale<br />

und vertikale Anbindung der Gewässer in und an<br />

das Einzugsgebiet über Uferrandstreifen und eine<br />

intakte Gewässersohle wirken nicht nur dämpfend auf<br />

das Abflussgeschehen (Bild 1) – auch der Stoffrückhalt<br />

im Gewässersystem verbessert sich.<br />

Die vertikale Anbindung und damit der Aust<strong>aus</strong>ch<br />

zwischen <strong>Wasser</strong>körper und Gewässersohle trägt zur<br />

Dämpfung von Konzentrationsspitzen des gelösten<br />

Phosphors aufgrund der Gleichgewichtsadsorption mit<br />

den Feinsedimenten bei – solange diese nicht mit Phosphor<br />

gesättigt sind. Zwar findet adsorptiv gebundener<br />

Phosphor – wenn auch zeitlich verzögert – letztendlich<br />

den Weg zur Talsperre, steht beim Eintrag in diese aber<br />

nicht unmittelbar dem Algenwachstum zur Verfügung<br />

und unterliegt bereits beim Eintritt des <strong>Wasser</strong>s in die<br />

Vorsperren einer schnellen Sedimentation.<br />

Die Ausgestaltung entsprechend dimensionierter<br />

Uferrandstreifen verringert die Stoffeinträge in Abhängigkeit<br />

von der Struktur und Breite (=Aufenthaltszeit)<br />

(Bild 7). Dabei lässt sich der Wirkungsgrad für den<br />

Stoffrückhalt mathematisch grundsätzlich wie folgt<br />

beschreiben:<br />

C Ausgang = C Eingang · exp (–k · Breite).<br />

Bild 6. Einfluss steigender Stickstoffeinträge auf die Höhe der<br />

Stickstoff<strong>aus</strong>waschungen bei Ackerland, Dauergrünland und Wald<br />

(verändert nach [3]).<br />

die Ökosystemstruktur (Forst via Wald) unmittelbar auf<br />

die Eintragsrate (Input-Management) wie auch den<br />

Systemrückhalt des Systems (Aufnahmekapazität) für<br />

Stickstoff zurück [2]. Vergleiche mit anderen Landnutzungsformen<br />

zeigen allerdings, dass das Wald-Forst-<br />

System, insbesondere mit Blick auf den Stickstoff, schon<br />

bei geringen Eintragsraten den Sättigungsbereich<br />

erreicht [3] und der N-Austrag – wenn auch auf einem<br />

deutlich niedrigeren Niveau als in der Landwirtschaft –<br />

ungehindert in die Gewässer durchbricht. Nach diesen<br />

Untersuchungen zeigt Wald den geringsten und Grünland<br />

den höchsten Rückhalt und damit die höchste<br />

Aufnahmekapazität für Stickstoffeinträge (Bild 6).<br />

3. Die <strong>Talsperren</strong>zuläufe<br />

Als Fließgewässer sind die <strong>Talsperren</strong>zuläufe das<br />

System element mit der geringsten Aufenthaltszeit des<br />

Die optimale Gestaltung der Struktur des Uferrandstreifens<br />

orientiert sich dabei an dem in Bild 7 (A) dargestellten<br />

Aufbau [6]. Hiernach sichert vom Gewässer <strong>aus</strong><br />

kommend zunächst ein standortgerechter Baumbestand,<br />

vielfach die Erle, die Uferböschung (Zone 1) und<br />

damit die gewässerinterne Erosion, eine verbuschte<br />

Zone 2 übernimmt den Rückhalt abgetragener Bodenpartikel,<br />

also der Produkte der Flächenerosion, während<br />

ein ungedüngter Grünlandstreifen (Zone 3) als Infil trationszone<br />

gelöste Nährstoffe (vgl. Bild 6) zurückhält.<br />

Die bisherigen Ausführungen zum System Einzugsgebiet/Fließgewässer<br />

machen deutlich, dass einerseits<br />

unterschiedliche Systemkomponenten (z. B. Wald/<br />

Acker) und andererseits vergleichbare Komponenten<br />

(z. B. Forst/Wald) vergleichbare Eingangssignale an <strong>Wasser</strong>,<br />

Nähr- und Schadstoffen in Abhängigkeit von den<br />

Systemstrukturen unterschiedlich verarbeiten: Die Ökosystemstruktur<br />

bestimmt die Funktionsfähigkeit. Da der<br />

systeminterne Rückhalt einer Sättigungsfunktion folgt,<br />

ist und bleibt eine angepasste Eintragsbewirtschaftung<br />

unverzichtbares Grundinstrument einer integralen <strong>Talsperren</strong>bewirtschaftung:<br />

Ein noch so gut <strong>aus</strong>gestalteter<br />

Uferrandstreifen vermag Bewirtschaftungsfehler des<br />

Einzugsgebiets nicht zu kompensieren! Dennoch vermag<br />

das Wissen um die Abhängigkeit des Stoffrückhalts<br />

von der Systemstruktur die Grundlagen für ein optimiertes<br />

Zusammenspiel unterschiedlicher Flächennutzungen<br />

und somit die strategische Ausrichtung der<br />

Dezember 2011<br />

1192 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Gestaltung des Einzugsgebiets bereitzustellen. So sind<br />

dem „Konzept der differenzierten Flächen nutzung“ folgend<br />

mit zunehmender Gewässernähe extensiven Nutzungsformen<br />

Vorrang einzuräumen. Einem Übergangsstreifen<br />

Grünland – „Wald“ zur Abgrenzung einer im<br />

Einzugsgebiet erfolgenden Ackernutzung zum Gewässer<br />

hin, ist Vorrang einzuräumen gegenüber der Ausweisung<br />

eines alleinigen „Wald“übergangs streifens vergleichbarer<br />

Ausdehnung (Bild 6 und 7).<br />

4. Das <strong>Talsperren</strong>system<br />

<strong>Talsperren</strong>systeme bestehen <strong>aus</strong> einer oder mehreren<br />

Vorsperren und dem <strong>Wasser</strong>körper der Talsperre. Im<br />

Stoffh<strong>aus</strong>halt unserer Landschaft wirken <strong>Talsperren</strong>systeme<br />

als Stoffsenken. Sedimentation, speziell mit<br />

Blick auf den eutrophierungswirksamen Phosphor und<br />

partikulär gebundene Schadstoffe, ist hier der zentrale<br />

Prozess, welcher die Aufnahmekapazität des <strong>Wasser</strong>körpers<br />

für unvermeidbare stoffliche Restbelastungen<br />

darstellt. Dabei müssen gelöste Nährstoffe zunächst im<br />

<strong>Talsperren</strong>system partikularisiert werden, bevor sie<br />

sedimentieren können. Dies geschieht meist durch<br />

biogene Prozesse, welche bereits in den Vorsperren<br />

beginnen.<br />

Bedingt durch die Abnahme der Schleppkraft des<br />

<strong>Wasser</strong>s sedimentieren in den Vorsperren zunächst die<br />

von der fließenden Welle mitgeführten, bereits in partikulärer<br />

Form vorliegenden, also an Feinsedimente und<br />

Schwebstoffe gebunden Nähr- und Schadstoffe. Darüber<br />

hin<strong>aus</strong> setzt aber bereits in den Vorsperren zusätzlich<br />

die Partikularisierung gelöster Stoffe durch biogene<br />

Prozesse und deren nachfolgende Sedimentation ein.<br />

Diese Prozesse können durch Auslegung und Betrieb<br />

der Vorsperren gefördert werden [8]. Dabei kommt der<br />

Aufenthaltszeit des <strong>Wasser</strong>s für den Nährstoff- und<br />

Keimrückhalt eine Schlüsselposition zu. Zudem bietet<br />

sich in Vorsperren der gezielte Rückhalt von Schwimmstoffen,<br />

wie z. B. Öl als Folgewirkung von Unfällen im<br />

Einzugsgebiet, an.<br />

Wie uns die OECD Modelle der 70er-Jahre zeigen [9],<br />

ist die sich im See einstellende Phosphor-Konzentration<br />

proportional zur Phosphor-Zulaufkonzentration, aber<br />

umgekehrt proportional zur <strong>Wasser</strong>aufenthaltszeit. Entsprechend<br />

zeichnen sich tiefe <strong>Talsperren</strong> mit langen<br />

Aufenthaltszeiten aufgrund der erhöhten Phosphor-<br />

Sedimentation durch eine erhöhte Aufnahmekapazität<br />

für Phosphoreinträge <strong>aus</strong> (Bild 8).<br />

Da sich die Aufenthaltszeit in einer Talsperre nach<br />

deren Errichtung nicht mehr beeinflussen lässt, bleibt<br />

die Eintragsminderung des Phosphors über die Zuläufe<br />

das Hauptinstrument der Gewässergütebewirtschaftung<br />

von <strong>Talsperren</strong> („bottom-up“ Ansatz). Aber, wie<br />

sich <strong>aus</strong> der Strenge der Beziehung zwischen Algenentwicklung<br />

und Phosphoreintragssignal (Bild 8) ersehen<br />

lässt, finden sich selbst bei vergleichbaren Phosphor-<br />

Zulaufkonzentrationen und Aufenthaltszeiten nicht<br />

C Austrag<br />

= C Eintrag<br />

· exp(–k · L)<br />

Bild 7. Bei optimaler Struktur eines Uferrandstreifens (A) ist der<br />

Stoffrückhalt abhängig von der Breite (L) des Uferrandstreifens (B)<br />

und damit der <strong>Wasser</strong>-/Stoffaufenthaltszeit in diesem (verändert nach<br />

[6, 7]).<br />

Bild 8. Die Algenentwicklung (Chl Chlorophyllkonzentration) in<br />

einer Talsperre ist proportional zur Phosphoreintragsrate (Pi) und<br />

umgekehrt porportional zur Aufenthaltszeit (ζw) des <strong>Wasser</strong>s. Allerdings<br />

finden sich auch bei vergleichbaren Phosphoreintragsraten<br />

erhebliche Schwankungsbreiten beim Antwortsignal (Pfeil), die es in<br />

der <strong>Talsperren</strong>bewirtschaftung zu nutzen gilt (verändert nach [9]).<br />

A<br />

B<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1193


FachberichtE ATT Symposium<br />

ohne Daphnia<br />

mit Daphnia<br />

Gesamt-Phosphor (Frühjahr)<br />

15 25 35 45 55<br />

Gesamt-P [µg/l]<br />

Relative Häufigkeit<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

ohne Daphnia<br />

mit Daphnia<br />

Sommerliche Sichttiefen<br />

Variables<br />

0,2<br />

ohne Daphnia<br />

mit Daphnia<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Sichttiefen [m]<br />

Gesamt-P (Sommer)<br />

10 20 30 40<br />

Gesamt-P [µg/l]<br />

Bild 9. Seit dem Auftreten der Großfiltrierer (Daphnia hyalina) klart<br />

die Wupper-Talsperre in den Sommermonaten auf und das sommerliche<br />

epilimnische Phosphorangebot für die Algenentwicklung ist<br />

bei gleicher frühjährlicher Phosphor-Startkonzentration gegenüber<br />

früheren Jahren gesunken.<br />

Bild 10. Die Nahrungsnetzbewirtschaftung zielt auf die Förderung<br />

von Großfiltrierern (Rechteck: z. B. Daphnia hyalina), um die<br />

kleinen nicht sedimentierenden Schwebstoffe (Kreis) <strong>aus</strong> dem<br />

<strong>Wasser</strong> zu entfernen (verändert nach [13]), vgl. Bild 11.<br />

übersehbare Schwankungen bei den sich in der Talsperre<br />

einstellenden Phosphor- und letztlich auch Chlorophyll-Konzentrationen:<br />

Bei gleichem Eingangssignal<br />

ist das Antwortsignal – also die Reaktion der Talsperre<br />

auf ein gegebenes Phosphorangebot – unterschiedlich.<br />

Verantwortlich hierfür sind u. a. Nahrungsketteneffekte,<br />

deren Bewirtschaftung über das „top-down“ Instrument<br />

der Nahrungsnetzbewirtschaftung erfolgt [10]. Die<br />

Reaktion der Talsperre auf eine erfolgreiche Nahrungsnetzbewirtschaftung<br />

zeigt sich durch erhöhte Sichttiefen<br />

und verringerte Chlorophyll- und Phosphor-<br />

Konzentrationen [11] (Bild 9). Allerdings ist auch dieses<br />

Instrument in seiner Wirkung auf niedrige bis mittlere<br />

Phosphorbelastungen beschränkt und ersetzt keinesfalls<br />

eine <strong>aus</strong>reichende Absenkung der Phosphor belastung<br />

[12].<br />

Grundlegendes Instrument einer Nahrungsnetzbewirtschaftung<br />

ist eine angepasste fischereiliche Bewirtschaftung<br />

von <strong>Talsperren</strong>, welche zunächst darauf zielt,<br />

den Bestand an Zooplankton (Daphnia) fressenden<br />

Kleinfischen zu begrenzen, um die Entwicklung möglichst<br />

großer Daphnien zu ermöglichen (Bild 10). Dies<br />

geschieht meist über eine Förderung der Raubfischbestände<br />

durch entsprechende Besatzmaßnahmen mit<br />

dem Ziel, den Fraßdruck der das Zooplankton fressenden<br />

Kleinfische soweit zu verringern, dass sich Großfiltrierer<br />

in der Talsperre entwickeln können [10]. Die<br />

Erfolgskontrolle der eingeleiteten Maßnahmen lässt<br />

sich dabei wirkungsvoll über den CommunitySizeIndex<br />

[13] begleiten.<br />

Das bevorzugte Nahrungsgrößenspektrum des filtrierenden<br />

Zooplanktons der Gattung Daphnia sind, wie<br />

bereits erwähnt, kleine und nahezu nicht sedimentierende<br />

Partikel (< 50 µm) (Bild 10 und 11). Da die Sedimentationsrate<br />

bei gegebener Partikel(Plankton)konzentration<br />

ebenso wie das Ausmaß der Lichtstreuung<br />

nicht nur von der Partikelkonzentration, sondern<br />

ebenso von der Partikelgrößenverteilung abhängig ist,<br />

führt die Entwicklung der Großfiltrierer sowohl zu einem<br />

Auf klaren des <strong>Wasser</strong>s der Talsperre als auch einer<br />

Abnahme der Phosphorverfügbarkeit für das Algenwachstum<br />

bei gleicher Phosphorbelastung aufgrund<br />

erhöhter Phosphorsedimentationsraten (Bild 9): Die<br />

Aufnahme kapazität der Talsperre für die Verarbeitung<br />

des <strong>aus</strong> unvermeidbaren stofflichen Restbelastungen<br />

stammenden Eintragssignals hat sich erhöht.<br />

Nicht genug des Guten. Insbesondere die Vorliebe<br />

der Großfiltrierer (Daphnia) für Algen der Größenklasse<br />

< 40 µm und damit für bewegliche und sich der Sedimentation<br />

entziehende Cryptomonaden, welche<br />

sowohl bei der Sandfiltration als auch Mikrosiebung im<br />

<strong>Wasser</strong>werk nur schwer zu entfernen sind, unterstreicht<br />

die Bedeutung einer Bewirtschaftung der Ökosystemstruktur<br />

des <strong>Wasser</strong>körpers der Talsperre über eine<br />

gezielte fischereiliche Bewirtschaftung [10] mit Blick auf<br />

die Sicherung und Unterstützung der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

(Bild 11).<br />

5. Der Unterlauf<br />

Unzweifelhaft stellt die Errichtung einer Talsperre eine<br />

tief greifende Veränderung des betroffenen Fließgewässersystems<br />

dar. Damit wird die weitestgehend ökologisch<br />

verträgliche Einbindung der Talsperre in das<br />

Dezember 2011<br />

1194 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Fließgewässersystem Ziel einer integralen <strong>Talsperren</strong>bewirtschaftung.<br />

Nicht nur die Durchgängigkeit des<br />

Fließgewässers wird durch die Errichtung einer Talsperre<br />

unterbrochen. Da jede Talsperre als Stoffsenke wirkt, ist<br />

auch der Transport von Nähr- und Feststoffen (Geschiebetrieb)<br />

unterbrochen. Darüber hin<strong>aus</strong> kommt es unterhalb<br />

tiefer Trinkwassertalsperren, bedingt durch die<br />

Abgabe kalten Tiefenwassers, zu einer Veränderung des<br />

Temperaturregimes, welche sich un<strong>aus</strong>weichlich auf die<br />

Struktur der meist wechselwarmen aquatischen Biozönose<br />

<strong>aus</strong>wirkt. In der Summe führen diese Veränderungen<br />

zu einer Rhithralisierung der unterhalb gelegenen<br />

Gewässerabschnitte – also zu einer Beeinträchtigung<br />

der gewässertypspezifischen Biozönose mit<br />

entsprechender Abwertung nach den Bewertungsregeln<br />

der WRRL. Dies gilt insbesondere für <strong>Talsperren</strong>,<br />

welche die Äschenregion mit ihrem Ablauf bedienen.<br />

Ein an das natürliche Abflussgeschehen angepasster<br />

wassermengenwirtschaftlich neutraler Betrieb, welcher<br />

die natürliche saisonale Abfluss- und Temperaturdynamik<br />

in ihren Grundzügen abbildet, bietet dabei<br />

eine Möglichkeit der Verringerung negativer Auswirkungen<br />

des <strong>Talsperren</strong>betriebs auf den Unterlauf [1].<br />

Literatur<br />

[1] Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e.V. (ATT): Integrale<br />

Bewirtschaftung von Trinkwassertalsperren gemäß DIN<br />

19700. ATT-Schriftenreihe Bd. 7, München: Oldenbourg<br />

Verlag, 2009.<br />

[2] Bredemeier, M.: Der Beitrag von Wald- und Forstwirtschaft<br />

zum Management des <strong>Wasser</strong>h<strong>aus</strong>halts. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

150 (2009) Nr. 11, S. 904–909.<br />

[3] Kolbe, H.: Einfluss der Landnutzung auf Kriterien des <strong>Wasser</strong>schutzes.<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 151 (2010) Nr. 5, S. 42–44.<br />

[4] Lehmann, J., Lan, Z., Hyland, C., Sato, S., Solomon, D. and Ketterings<br />

,Q. M.: Long-term dynamics of phosphorus forms and<br />

retention in manure-amended soils. Environmental Science<br />

and Technology 39 (2005), p. 6672–6680.<br />

[5] DVGW: Behandlung des Waldes in <strong>Wasser</strong>schutzgebieten für<br />

Trinkwassertalsperren. Merkblatt W 105 (2002).<br />

[6] Gunkel, G.: Renaturierung kleiner Fließgewässer. Stuttgart:<br />

G. Fischer, 1996.<br />

[7] Mander, Ü.: Efficiency of Riparian Buffer Zones, 2006. www.<br />

ruoko.fi/uploads/pdf/UloMander1.pdf.<br />

[8] DWA: Wirkung, Bemessung und Betrieb von Vorsperren zur<br />

Verminderung von Stoffeinträgen in <strong>Talsperren</strong>. Merkblatt<br />

M 605, 2005.<br />

[9] OECD: Eutrophication of Waters. Organization of Economic<br />

Cooperation and Developement, Paris, 1982.<br />

[10] Willmitzer, H., Werner, M. G. and Scharf, W.: Fischerei und<br />

fischereiliches Management von Trinkwassertalsperren.<br />

ATT Technische Information Nr. 11, München: Oldenbourg<br />

Verlag, 2000.<br />

[11] Scharf, W.: The use of nutrient reduction and food-web<br />

management to improve water quality in the deep stratifying<br />

Wupper Reservoir, Germany. Hydrobiologia 603 (2008),<br />

p. 105–115.<br />

Bild 11. Schematische Gegenüberstellung zweier großtechnischer<br />

Filtersysteme (a Schnellsandfilter, b Mikrosiebfilter) mit der Feinstruktur<br />

der Filterkämme des <strong>Wasser</strong>flohs Daphnia hyalina (c: rot). Während<br />

die Geißelalge Rhodomonas die technischen Filtersysteme passiert wird<br />

sie von <strong>Wasser</strong>flöhen erfolgreich <strong>aus</strong>gefiltert (verändert nach [14]).<br />

[12] Benndorf, J.: Food-web control without nutrient control:<br />

useful strategy in lake restoration? Schweizer Zeitschrift für<br />

Hydrologie 49 (1987), p. 237–248.<br />

[13] Willmitzer, H., Große, N., Mehling, A., Nienhüser, A., Scharf, W.<br />

und Stich, B. H.: Bewertung und Bedeutung der Biofiltration<br />

des Zooplanktons zur Verbesserung der <strong>Wasser</strong>qualität in<br />

<strong>Talsperren</strong>. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 151 (2010) Nr. 11, S. 1070–<br />

1075.<br />

[14] Röske, I. und Uhlmann, D.: Biologie der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>behandlung.<br />

Stuttgart: Ulmer, 2005.<br />

Autor<br />

Eingereicht: 14.07.2011<br />

Korrektur: 21.10.2011<br />

Dr. rer. nat. Wilfried Scharf<br />

E-Mail: scha@wupperverband.de |<br />

Wupperverband |<br />

Untere Lichtenplatzer Straße 100 |<br />

D-42289 Wuppertal<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1195


FachberichtE ATT Symposium<br />

Modernisierung/Neubau der<br />

SEBES Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />

Esch/Sauer<br />

Praxis-Bericht von Pilotuntersuchungen mit Keramikmembranen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, Trinkwasseraufbereitung, Trinkwassertalsperre, keramische Membranen,<br />

Verfahrenstechnik<br />

Stefan Panglisch, André Tatzel, Georges Kr<strong>aus</strong>, Isabelle Kolber, Christian Schroeder und Jean-Paul Lickes<br />

Pilotuntersuchungen zur Modernisierung einer <strong>Talsperren</strong>wasseraufbereitung<br />

haben gezeigt, dass mit<br />

keramischen Membranen sehr hohe Ausbeuten und<br />

Membranflüsse bei gleichzeitig nur geringem Chemikalienverbrauch<br />

erreichbar sind. Unter der Vor<strong>aus</strong>setzung<br />

einer etwa doppelten Lebenserwartung im<br />

Vergleich zu polymeren Membranen, könnten die<br />

erzielten Werte durch<strong>aus</strong> die höheren spezifischen<br />

Kosten der Keramikmembranen <strong>aus</strong>gleichen.<br />

Refurbishment/New Construction of the SEBES<br />

Drinking Water Treatment Plant Esch/Sauer<br />

Pilot investigations for the modernization of a reservoir<br />

water treatment have shown that with ceramic<br />

membranes extraordinary performance can be<br />

achieved. Very high recovery and flux could be<br />

attained with only small chemical consumption. Provided<br />

that ceramic membranes have double the lifetime<br />

compared to polymeric membranes these high<br />

performance characteristics could thoroughly balance<br />

the higher specific costs of ceramic membranes.<br />

1. Einleitung<br />

Das Syndicat des Eaux du Barrage d’Esch-sur-Sûre (<strong>Wasser</strong>verband<br />

der Talsperre Esch/Sauer: SEBES) ist als größter<br />

<strong>Wasser</strong>versorger in Luxemburg für die Lieferung der<br />

Bild 1. Mehrzwecktalsperre Esch/Sauer mit<br />

Trinkwasseraufbereitungsanlage.<br />

Hälfte des Trinkwasserbedarfs des Landes verantwortlich.<br />

Seit 1969 betreibt die SEBES in Esch-sur-Sûre<br />

ein <strong>Wasser</strong>werk zur <strong>Talsperren</strong>wasseraufbereitung der<br />

Sauer-Talsperre mit den Verfahrensstufen Ozonung,<br />

Flockung und Filtration, Aufhärtung und Desinfektion<br />

(Bild 1).<br />

Das <strong>Wasser</strong>werk hat augenblicklich eine Kapazität<br />

von maximal 70 000 m 3 /d. Nach 40 Betriebsjahren<br />

besteht der Bedarf, den Aufbereitungsprozess einerseits<br />

zu modernisieren und an zukünftige Anforderungen<br />

anzupassen sowie andererseits die Produktionskapazität<br />

auf mindestens 100 000 m 3 /d zu erhöhen. Für die<br />

Modernisierung der Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />

(TWA) lassen sich die zukünftigen Aufbereitungsziele<br />

wie in Tabelle 1 dargestellt zusammenfassen.<br />

Die umfangreiche Modernisierung der TWA erfordert<br />

detaillierte und konkrete Vorplanungen einschließlich<br />

technischer Langzeit-Pilotversuche mit verschiedenen<br />

Membranprozessen und Membranmaterialien.<br />

IWW Zentrum <strong>Wasser</strong> wurde von der SEBES mit der Planung,<br />

Durchführung und Bewertung der Pilotversuche<br />

be auf tragt. Hauptaufgabe war es, verschiedene<br />

Verfahrens varianten im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit<br />

sowie verfahrenstechnische Eignung im halbtechnischen<br />

Maßstab in der SEBES Trinkwasseranlage<br />

Dezember 2011<br />

1196 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Tabelle 1. Zusammenfassung der erweiterten<br />

Aufbereitungsziele.<br />

Aufbereitungsziele<br />

Sicherstellung der Partikelentfernung auch<br />

bei extremer Schwankung der Rohwasserqualität<br />

(z. B. starke Regenfälle, Entnahme von Flusswasser,<br />

Algenblüte) sowie<br />

bei Ausfall einzelner Aggregate oder<br />

Verfahrensstufen (Redundanz)<br />

Reduktion der Konzentration organischer<br />

<strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe in Bezug auf<br />

organische Spurenstoffe, bspw. POP (persistente<br />

organische Spurenstoffe), Pestizide<br />

bioverfügbare organische <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe<br />

THM-Vorläufersubstanzen<br />

Färbung, Geruch und Geschmack<br />

Elimination von Viren<br />

Entfernung von Ammonium<br />

Entmanganung<br />

Aufhärtung und Stabilisierung<br />

(Verbesserung der Korrosionschemie)<br />

Desinfektion<br />

Möglichkeit zur direkten Flusswasseraufbereitung<br />

(bei Revision der Talsperre)<br />

eingehend zu untersuchen. Die Ergebnisse <strong>aus</strong> den<br />

Pilotversuchen dienten als Datenbasis für die Bewertung<br />

der einzelnen Verfahren <strong>aus</strong> verfahrenstechnischer,<br />

wirtschaftlicher und ökologischer Sicht.<br />

2. Stand des Wissens<br />

Derzeit werden zur Trinkwasseraufbereitung weltweit<br />

keine Membrananlagen mit keramischen Membranen<br />

im groß-technischen Maßstab außerhalb Japans betrieben.<br />

Mit Stand Juli 2011 sind hier etwa 104 Anlagen mit<br />

einer Gesamtproduktionskapazität von etwa 500 000 m³<br />

pro Tag in Betrieb bzw. befinden sich im Bau (Bild 2). Die<br />

in Japan betriebenen Anlagen werden maßgeblich zur<br />

Aufbereitung von Flusswasser eingesetzt. Eine <strong>Talsperren</strong>wasseraufbereitung<br />

existiert nicht.<br />

Abgesehen von Beschreibungen von Kurzzeit- oder<br />

Laborversuchen [1–11], ist Literatur zu großtechnischen<br />

Langzeit-Pilotversuchen mit keramischen Membranen<br />

an europäischen <strong>Talsperren</strong> nur sehr selten zu finden.<br />

Aufgrund der besonderen Eigenschaften keramischer<br />

Membranen [9] sind solche Ergebnisse jedoch von<br />

besonderem Interesse und werden daher hier schwerpunktmäßig<br />

beschrieben.<br />

3. Versuchsdurchführung<br />

Die Pilotversuche starteten im Juni 2008 für einen Zeitraum<br />

von 11 Monaten. Verschiedene innovative und<br />

konventionelle Aufbereitungsprozesse in Kombination<br />

mit Membranverfahren wurden getestet, um die optimale<br />

Lösung hinsichtlich Leistungsfähigkeit und verfahrenstechnischer<br />

Eignung zu bestimmen. Die einzelnen<br />

Wadashima (10.500 m 3 /d)<br />

Anzahl der Anlagen<br />

Gesamtproduktionskapazität<br />

Aufbereitungslinien unterschieden sich durch verschiedene<br />

Vor- und Nachbehandlungen (Ozonung, Pulverkohle<br />

(PAK)) sowie Membranprozesse und Membranmaterialien<br />

(Bild 3). Die zu bewertenden unterschiedlichen<br />

Ultra- und Mikrofiltrationsstufen (UF/MF)<br />

umfassten Druck- und Saugbetrieb, das In/Out- und<br />

Out/In-Verfahren sowie verschiedene Membranmaterialien<br />

wie Keramik und die Polymerwerkstoffe Polyvinylidenfluorid<br />

(PVDF) und Polyethersulfon (PES). Die entsprechenden<br />

Anlagen wurden mit Membranen der<br />

Firmen Zenon, Pall, Inge und Metawater betrieben. Weiterhin<br />

wurde der Einsatz von Nanofiltrations- und<br />

Umkehrosmosemembranen (NF und RO) mit Produkten<br />

der Fa. Dow getestet.<br />

In der Tabelle 2 sind die untersuchten Aufbereitungsvarianten<br />

zusammengefasst und die betrachteten<br />

< 1.000 m 3 /d<br />

< 10.000 m 3 /d<br />

< 100.000 m 3 /d<br />

> 100.000 m 3 /d<br />

Trinkwasseraufbereitung<br />

Aufbereitung gereinigten<br />

<strong>Abwasser</strong>s zur Wiederverwendung<br />

Gesamt<br />

104<br />

505.200 m 3 /d<br />

Stand Juli 2011<br />

Bild 2. Standort und Kapazität von betriebenen und in Bau<br />

befindlichen Trinkwasseraufbereitungsanlagen mit keramischen<br />

Membranen in Japan (Stand Juli 2011; Abbildung mit Erlaubnis<br />

von Metawater).<br />

Biologische<br />

Filtration<br />

Sand<br />

Vorozonung<br />

Soda<br />

ggf. Pulverkohle<br />

pH pH pH<br />

Flockung Flockung Flockung<br />

MF<br />

Out/In<br />

PVDF<br />

Pall<br />

UF<br />

Out/In<br />

PVDF<br />

Zenon<br />

Biologische<br />

Filtration<br />

Blähton<br />

MF<br />

In/Out<br />

Keramik<br />

Metawater<br />

Rohwasser<br />

ggf. Pulverkohle<br />

pH<br />

Flockung<br />

MF<br />

In/Out<br />

Keramik<br />

Metawater<br />

Soda<br />

pH<br />

Flockung<br />

Ozon oder<br />

Ozon/H 2 O 2<br />

Biologische<br />

Filtration<br />

Aktivkohle<br />

UF<br />

In/Out<br />

PES<br />

Inge<br />

Biologische<br />

Filtration<br />

Aktivkohle<br />

Bild 3. Schematische Darstellung der Verfahrensvarianten.<br />

pH<br />

Antiscalant<br />

NF/RO<br />

pH<br />

Mehr-<br />

schicht-<br />

Filtration<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1197


FachberichtE ATT Symposium<br />

Tabelle 2. Übersicht Aufbereitungsverfahren und Fragestellungen.<br />

Aufbereitungsverfahren<br />

Fragestellungen<br />

Ultra- oder Mikrofiltration<br />

Druck- oder Saugbetrieb<br />

Membranmaterial: PES, PVDF, Keramik<br />

Out/In oder In/Out-Modus<br />

Umkehrosmose oder Nanofiltration Vorbehandlung mit Mehrschicht- oder<br />

Ultrafiltration<br />

Oxidation<br />

Vor oder nach einer Membranfiltration<br />

Ozon oder Peroxon-Prozess (Ozon +<br />

<strong>Wasser</strong>stoffperoxid)<br />

Sorption<br />

Pulverkohle oder granulierte Aktivkohle<br />

Biologische Filtration<br />

Blähton, Sand oder granulierte<br />

Aktivkohle<br />

Tabelle 3. Übersicht der zeitlichen Entwicklung der Rohwasserqualität über<br />

den Pilotierungszeitraum.<br />

Parameter 1.06.08–<br />

31.08.08<br />

1.09.08–<br />

30.11.08<br />

1.12.08–<br />

28.02.2009<br />

1.03.09–<br />

30.04.09<br />

Temperatur [C°] 7,1–9 9–14 8,4–3 3,1–5,1<br />

Trübung [NTU] 0,5–1,9 0,5–4 0,9–6,8 0,2–5,4<br />

SAK 436 [1/m] 0,29–0,47 0,26–0,63 0,31–0,59 0,27–0,43<br />

SAK 254 [1/m] 3,2–5,5 4,1–9,0 5,2–8,5 4,2–6,1<br />

TOC [mg/L] 1,4–3,7 1,7–4,2 1,9–4,0 1,6–4,0<br />

Ca 2+ [mg/L] 10–10,6 10,2–11,6 10,1–11,8 9,9–10,7<br />

Mg 2+ [mg/L] 4,4–4,8 4,5–5,1 4,5–5,2 4,4–4,9<br />

O 2 [mg/L] 6,9–11,2 3,3–10,9 9,7–12,8 11,1–12,9<br />

NO<br />

– 3 [mg/L] 19,8–23,0 12,7–21,5 15,6–22,1 19,2–22,2<br />

Al tot [µg/L] 7–73 4–67 15–375 20–268<br />

Fe tot [µg/L] 12–41 13–252 60–252 43–184<br />

Mn tot [µg/L] 7–81 13–165 14–50 21–49<br />

Coliforme [1/100mL] 6–41 14–1.046 5–1.733 4–435<br />

E. coli [1/100mL] 0 0–113 4–580 0–186<br />

KBE 22 °C [1/mL] 60–350 140–1.350 190–2.950 80–1.870<br />

KBE 36 °C [1/mL] 10–110 20–380 20–470 60–420<br />

1 . Generation<br />

L=1.000mm 0,4 m 2<br />

3. Generation<br />

L=1.500mm 25m 2<br />

Bild 4. Keramikmodule verschiedener Generationen.<br />

2 . Generation<br />

L=1.000mm 15m 2<br />

Fragestellungen beschrieben. Jeder Aufbereitungsprozess<br />

wurde hinsichtlich Produktionsleistung, Betriebssicherheit<br />

und -stabilität, Filtratqualität und Entfernungsleistung<br />

(z. B. Mikroorganismen, organische<br />

Inhaltsstoffe), Wartungsaufwand sowie Energie- und<br />

Chemikalienbedarf bewertet.<br />

4. Material und Methoden<br />

Als Rohwasser für alle Varianten diente wie für die TWA<br />

das <strong>Talsperren</strong>wasser der Sauer-Talsperre (Tabelle 3).<br />

Zur Versorgung der Pilotanlagen wurde der Zuleitung<br />

vom Rohwasserbecken zur großtechnischen TWA ein<br />

Teilstrom entnommen. Eine Druckerhöhungspumpe<br />

förderte das Rohwasser (rund 20 m 3 /h) über einen<br />

au tomatisch rückspülbaren Vorfilter (300 µm) bedarfsgerecht<br />

auf die verschiedenen Verfahrensvarianten.<br />

In die Pilotanlage der Firma Metawater wurden keramische<br />

Membranen der ersten Generation (Bild 4) eingesetzt,<br />

die in dieser Bauart nur noch in Versuchsanlagen<br />

verwendet werden. Für die Umsetzung einer<br />

großtechnischen Anlage werden dahingegen Module<br />

der 3. Generation verwendet. Aufgrund der Bauart der<br />

Membranen lassen sich jedoch die mit Membranen der<br />

1. Generation ermittelten Daten auch auf die größeren<br />

Module übertragen. Dies wurde in einem weiteren Pilotierungsprojekt,<br />

bei dem ein keramisches Modul der<br />

1. Generation parallel zu einem der 3. Generation betrieben<br />

wurde, bestätigt. Hierbei konnte gezeigt werden,<br />

dass die Leistungsfähigkeit des großtechnischen<br />

Moduls dem des kleineren Moduls mindestens gleichwertig<br />

ist.<br />

Die Membran besteht bei allen Generationen <strong>aus</strong><br />

Al 2 O 3 . Die aktive Membranschicht besitzt eine nominale<br />

Porengröße von 0,1 µm. Das Versuchsmodul wies bei<br />

einer Gesamtfläche von 0,4 m² eine Länge von 1 m auf.<br />

Der äußere Durchmesser betrug 30 mm, wobei das<br />

Modul 55 Feed-Kanäle enthielt. Der innere Durchmesser<br />

der Kanäle beträgt bei allen Generationen 2,5 mm. Der<br />

Betrieb der Membranmodule erfolgte im Dead-End In/<br />

Out Modus.<br />

Die Versuchsanlage war in einem Überseecontainer<br />

(Bild 5) untergebracht und bestand <strong>aus</strong> drei identisch<br />

aufgebauten Linien, jeweils mit zwei Membranelementen<br />

der 1. Generation <strong>aus</strong>gerüstet. Die Linien konnten<br />

unabhängig voneinander betrieben werden, bspw. hinsichtlich<br />

des Filtratflusses, der Reinigungsprozedur oder<br />

der vorhergehenden Flockung (Flockungsmittel Polyaluminiumchlorid<br />

(PACl)).<br />

Das Zulaufwasser für die drei Linien gelangte direkt<br />

von den Verteilungen in jeweils einen Feedtank. In diesem<br />

Behälter wurde der pH-Wert auf einen vorher definierten<br />

Wert zur Flockung eingestellt (Ziel pH-Wert für<br />

die Flockung etwa 6,5). Dazu befanden sich in den<br />

Feedtanks pH-Messsonden sowie regelbare Rührer zur<br />

besseren Einmischung der Säure. Das so behandelte<br />

<strong>Wasser</strong> wurde daraufhin mittels einer Kreiselpumpe zur<br />

Dezember 2011<br />

1198 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Membran gepumpt. Direkt vor dem Einlauf in die Druckerhöhungspumpe<br />

wurde das Flockungsmittel kontinuierlich<br />

zudosiert. Die Kreiselpumpe sorgte dabei für den<br />

notwendigen hohen Energieeintrag zur augenblicklichen<br />

Vermischung. Zwischen Kreiselpumpe und Membranmodul<br />

befand sich die Flockungsstrecke in Form<br />

einer Schlauchleitung. Der Durchmesser der Schlauchleitung<br />

wurde dabei so gewählt, dass sich je nach Flux<br />

die für die Ausbildung von Mikroflocken notwendigen<br />

G-Werte zwischen 200 und 500 1/s einstellten. Anschließend<br />

wurde das <strong>Wasser</strong> durch die keramische Membran<br />

filtriert.<br />

Aufgrund der hohen mechanischen Stabilität erlaubt<br />

die Membranfiltration mit Keramikmembranen die<br />

Durchführung effektiver Spülungen bei hohen Drücken<br />

(5 bar), sowohl mit <strong>Wasser</strong> als auch mit Luft. Dadurch<br />

werden sowohl Membranbeläge entfernt als auch das<br />

Verblocken der Membranporen vermindert (Bild 6). Der<br />

zeitliche Abstand der Spülungen richtet sich nach der<br />

Rohwasserqualität und dem eingestellten Flux. Bei den<br />

Pilotuntersuchungen konnte er bis auf 2 Stunden <strong>aus</strong>gedehnt<br />

werden.<br />

Etwa jedes 10. Mal wurde zur Unterstützung der<br />

Rückspülung zusätzlich Schwefelsäure in den Rückspülbehälter<br />

dosiert, bis sich ein pH-Wert von etwa 2 einstellte.<br />

Das angesäuerte Filtrat wurde dann mit geringem<br />

Rückspüldruck in die Membran eingebracht (so<br />

genannte CEB = Chemikalien-unterstützte Rückspülung).<br />

Dann folgte eine Einwirkzeit von 10 min. Im<br />

Anschluss wurde eine normale Rückspülung durchgeführt,<br />

um die Chemikalienlösung <strong>aus</strong>zuwaschen.<br />

Allerdings kann es bei der Durchführung von Pilot-<br />

Versuchen an der Leistungsgrenze, bei langen Betriebszeiten<br />

oder bei sehr ungünstiger Rohwasserqualität<br />

trotz regelmäßiger Durchführung einer CEB, zu einem<br />

signifikanten Absinken der Permeabilität kommen. In<br />

diesem Fall wird eine Intensivreinigung bzw. eine CIP<br />

(Cleaning in Place) notwendig. Dazu muss die Anlage<br />

für mehrere Stunden außer Betrieb genommen und<br />

eine hochkonzentrierte Chemikalienlösung zirkuliert<br />

werden. Zielsetzung der CIP ist eine 100%ige und nachhaltige<br />

Wiederherstellung der Permeabilität. Das heißt,<br />

die mit einer CIP gereinigte Membran sollte sich so verhalten<br />

wie eine neu eingesetzte.<br />

Kam es durch die hohe Beanspruchung durch die<br />

Pilotierung zu einem irreversiblen Einbruch der Permeabilität<br />

oder sollte die Ausgangspermeabilität für die<br />

Durchführung von vergleichbaren Versuchen wieder<br />

hergestellt werden, wurde mit der keramischen Membran<br />

eine CIP durchgeführt. Hierbei werden in einem<br />

Standardprozess 3000 ppm freies Chlor gefolgt von<br />

1%iger Zitronensäure verwendet. Durch diese Reinigungsprozedur<br />

konnte die Ausgangspermeabilität<br />

jederzeit nachhaltig wiederhergestellt werden.<br />

Filtrat<br />

Bild 5.<br />

Überseecontainer<br />

mit<br />

der Keramik-<br />

Membran-<br />

Pilotanlage<br />

(links) und<br />

Voroxidation<br />

(rechts).<br />

Filtration<br />

Feed<br />

Dead-End Filtration<br />

In-Out<br />

Filtrat<br />

Rückspülwasser<br />

Rückspülung<br />

Spülwasser<br />

Rückspülwasser<br />

Rückspüldruck: 5bar<br />

Dauer: 2 - 20 s<br />

Rückspülwasser<br />

Air Flush<br />

Druckluft<br />

Spülwasser<br />

Druck: 2 bar<br />

Dauer: 2 - 3 s<br />

Bild 6. Durchführung der Rückspülung mit der keramischen<br />

Membran.<br />

Rückspülwasser<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1199


FachberichtE ATT Symposium<br />

Filtrationszeit:<br />

120 95 87 76<br />

min<br />

Ausbeute: 99<br />

%<br />

CEB H 2SO 4/NaOH:<br />

2<br />

#/Tag<br />

CIP<br />

x<br />

PACl:<br />

2,4 1,3<br />

mg Al/L<br />

PAK:<br />

-<br />

mg/L<br />

Ozon:<br />

-<br />

mg/L<br />

Bild 7. Exemplarisches Pilotierungsergebnis mit den keramischen<br />

Membranen.<br />

Flux in L/m h<br />

5. Zusammenfassung<br />

der Untersuchungs ergebnisse<br />

Die Pilotversuche haben gezeigt, dass grundsätzlich mit<br />

allen getesteten Membrankonzepten und den jeweiligen<br />

Vorbehandlungen die Aufbereitungsziele erreicht<br />

werden können. Die Trübung konnte zuverlässig unabhängig<br />

von der Rohwasserqualität dauerhaft auf Werte<br />

< 0,1 NTU reduziert werden. Bakterien und Coliphagen<br />

(als Indikator für Viren) konnten ebenso von allen getesteten<br />

Membranen sicher zurückgehalten werden. Die<br />

Filtratqualität hinsichtlich organischer, anorganischer<br />

und mikrobiologischer Parameter unterschied sich je<br />

nach Membran, Anlagenkonzept und Vorbehandlung<br />

nur marginal. Etwas größere Abweichungen zwischen<br />

den einzelnen Membranprozessen waren jedoch im<br />

Energie- und Chemikalienverbrauch, Spülwasser- und<br />

Konzentratanfall, der Membranleistung sowie im<br />

Betriebsverhalten festzustellen.<br />

Der Einsatz von höheren Ozon-Konzentrationen<br />

(> 2 mg O 3 /L) in der Vorozonung hatte positive Auswirkungen<br />

auf das Filtrationsverhalten sowohl der keramischen<br />

als auch der polymeren druckgetriebenen Membran<br />

(PVDF). Der Vorteil eines günstigeren Filtrationsverhaltens<br />

bei höheren Ozonkonzentrationen kann sich<br />

aber auch negativ <strong>aus</strong>wirken, wenn oxidierte organische<br />

<strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe durch eine ggf. geringere<br />

Größe und eine höhere Polarität durch die kombinierte<br />

Flockung/Membran nicht zurückgehalten werden<br />

könnten. Bei hohen DOC-Konzentrationen im Zulauf<br />

kann die Konzentration der auf diese Weise entstehenden<br />

biologisch verwertbaren organischen Materie sehr<br />

hoch werden. Dies bedeutet für den nachfolgenden<br />

Biofilter notwendigerweise höhere Aufenthaltszeiten,<br />

um die Wiederverkeimungsneigung im Leitungsnetz<br />

unterhalb der Toleranzgrenze zu halten. Somit ist der<br />

Einsatz von hohen Ozonkonzentrationen <strong>aus</strong>schließlich<br />

zur Verbesserung der Filtrationsleistung der Membran<br />

bei höheren organischem Hintergrund des Rohwassers<br />

nicht zu empfehlen. Bei niedrigeren Ozon-Konzentrationen<br />

waren nur minimale oder keine direkten Auswirkungen<br />

auf das Betriebsverhalten je nach Rohwasserqualität<br />

zu verzeichnen. Versuche zum Einsatz von Pulveraktivkohle<br />

(PAK) hinsichtlich einer Verbesserung der<br />

Filtratqualität und des Betriebsverhaltens zeigten, dass<br />

eine solche Verbesserung nur bei höheren Dosierungen<br />

(> 15 mg PAK/L) erreicht wird.<br />

Insgesamt gesehen, hat sich die keramische Membran<br />

als sehr geeignet für die Zielsetzung gezeigt. Es<br />

wurden Ausbeuten und Verfügbarkeiten von jeweils<br />

rund 99 % erreicht. Ein kontinuierlicher stabiler Betrieb<br />

war für die eher ungünstige <strong>Wasser</strong>qualität im Spätsommer,<br />

Herbst und Winter mit einem Flux von 160 L/(m²h)<br />

möglich sowie bei der günstigen <strong>Wasser</strong>qualität im<br />

Frühjahr und Sommer mit 250 L/(m²h) (Bild 7).<br />

Weiterhin konnte bei günstigen <strong>Wasser</strong>qualitäten für<br />

einige Tage ein Flux von 400 L/(m²h) realisiert werden,<br />

ohne dass es zu starken Permeabilitätsabfällen kam. Der<br />

erreichbare Flux war mit den eingesetzten keramischen<br />

Membranen um etwa den Faktor 3 höher als der Flux<br />

der polymeren PES-Membran, die immerhin einen<br />

maximalen Flux von rund 120–140 L/(m²h) realisieren<br />

konnte. Aufgrund der hohen Widerstandsfähigkeit der<br />

Membranmodule war eine effektive Spülung mit hohem<br />

Druck möglich und es konnte im Regelbetrieb auf den<br />

Einsatz oxida tiver Chemikalien verzichtet werden. Für<br />

die regel mäßige CEB war lediglich Säure bei pH 2 notwendig.<br />

Dies musste aufgrund der langen Filtrationszeiten<br />

vergleichsweise selten durchgeführt werden. Auch<br />

konnte bei irreversiblen Permeabilitätseinbrüchen<br />

infolge von gezielt herbeigeführten zu hohen Belastungen<br />

der Membran die Permeabilität durch eine Standard-CIP<br />

mit Chlor und Zitronensäure nachhaltig wiederhergestellt<br />

werden. Im Regelbetrieb würde diese<br />

Standard-CIP aller Vor<strong>aus</strong>sicht nach maximal ein- bis<br />

zweimal pro Jahr notwendig sein, um irreversible Verblockungen<br />

der Membran zu entfernen.<br />

Ein wesentliches Ergebnis der Pilotuntersuchungen<br />

war zusammenfassend, dass mit keramischen Membranen<br />

vergleichsweise hohe Ausbeuten und Membranflüsse<br />

bei gleichzeitig nur geringem Chemikalienverbrauch<br />

erreichbar sind. Unter der Vor<strong>aus</strong>setzung einer<br />

etwa doppelten Lebenserwartung im Vergleich zu polymeren<br />

Membranen könnten die erzielten Werte durch<strong>aus</strong><br />

die höheren spezifischen Kosten der Keramikmembranen<br />

<strong>aus</strong>gleichen.<br />

Derzeit werden basierend auf den Ergebnissen der<br />

Pilotierung die betrieblichen Randbedingungen für<br />

einen wirtschaftlichen Einsatz der Membransysteme<br />

näher untersucht. Wesentliche Gesichtspunkte sind eine<br />

hohe Ausbeute von 99 %, (die bei Einsatz der keramischen<br />

Membran eine zweite Membranstufe zur Aufbereitung<br />

des schlammhaltigen Spülwassers entbehrlich<br />

macht), eine hohe Flexibilität in Bezug auf einen maximal<br />

erreichbaren Membranfluss, geringe Betriebs kosten<br />

für Energie- und Chemikalienbedarf sowie die garantierte<br />

Standzeit der eingesetzten Membranen.<br />

Dezember 2011<br />

1200 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Literatur<br />

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Conio, O.: Water treatment for drinking purpose: ceramic<br />

microfiltration application. Desalination Volume (141) Issue<br />

1, 1 December 2001, p. 75–79.<br />

[2] Hagen K., Meusel, Ch. and Gerstenberg, S.: Ceramic membrane<br />

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Membranes, Kiwa Water Research, Groningenhaven 7,<br />

Nieuwegein, The Netherlands, 24 September 2007.<br />

[3] Lee, S. and Cho, J.: Comparison of ceramic and polymeric<br />

membranes for natural organic matter (NOM) removal. Desalination,<br />

Volume (160), Issue 3, 30 January 2004, p. 223–232.<br />

[4] Lerch A., Panglisch, S., Buchta P., Tomita, Y., Yonekawa, H.,<br />

Hattori, K. and Gimbel, R.: Direct river water treatment using<br />

coagulation/ceramic membrane microfiltration. Desalination<br />

(2005), 179, p. 41–50.<br />

[5] Loi-Brügger, A., Panglisch, S., Buchta, P., Hattori, K., Yonekawa,<br />

H., Tomita, Y. und Gimbel, R.: Flusswasseraufbereitung durch<br />

Flockung und Mikrofiltration mit Keramikmembranen: In T.<br />

Melin, J. Pinnekamp, M. Dohmann, editors, Membrantechnik<br />

in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung und <strong>Abwasser</strong>behandlung: Perspektiven,<br />

Neuentwicklungen und Betriebserfahrungen im<br />

In- und Ausland/6. Aachener Tagung Siedlungswasserwirtschaft<br />

und Verfahrenstechnik, 2005.<br />

[6] Loi-Brügger A., Buchta P.S., Gimbel R., Hattori K., Yonekawa H.<br />

and Tomita Y.: One year pilot study on economical surface<br />

water treatment with new ceramic membranes. In: Dechema<br />

e. V. (Hrsg.), Industrial Water 2006. European Conference on<br />

Efficient Use of Water Resources in Industry, February<br />

6-8,2006, Frankfurt am Main/Germany. Tagungsband, Frankfurt<br />

am Main:, 2006a, p. 90–97.<br />

[7] Loi-Brügger A., Panglisch S., Buchta P., Hattori K., Tomita Y.H.<br />

and Gimbel R.: Ceramic membranes for direct river water<br />

treatment applying coagulation and microfiltration. Water<br />

Science & Technology: Water Supply 6 (4), 2006b, p. 89–98.<br />

[8] Meyn, T. and Leiknes, T.: Comparison of optional process configurations<br />

and operating conditions for ceramic membrane<br />

MF coupled with coagulation/flocculation pre-treatment for<br />

the removal of NOM in drinking water production. Journal of<br />

Water Supply: Research and Technology – AQUA 59 (2008)<br />

No 2–3, p. 81–91.<br />

[9] Panglisch, S.: Einsatz von keramischen Membranen in der<br />

Trinkwasseraufbereitung. In: T. Melin, J. Pinnekamp, M. Dohmann<br />

(Hrsg.), Membrantechnik in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung: Perspektiven, Neuentwicklungen<br />

und Betriebserfahrungen im In- und Ausland. 8. Aachener<br />

Tagung Siedlungswasserwirtschaft und Verfahrenstechnik<br />

(27-28. Oktober 2009), Aachen:, Die Deutsche Bibliothek<br />

– CIP-Einheitsaufnahme, 2009, ISBN 3-8107-0064-9,<br />

S. Ü3-1-Ü3-18.<br />

[10] Panglisch, S., Kr<strong>aus</strong>, G., Tatzel, A. and Lickes, J.-P.: Membrane<br />

performance in combined processes including ozonation or<br />

advanced oxidation, powdered activated carbon and coagulation<br />

– Investigations in pilot scale. Desalination Volume<br />

250, Issue 2, 15 January 2010, p. 819–823.<br />

[11] Schippers, E., Bakker, S.H., Brummel, D. and Heijman, S.G.J.:<br />

Particle removal from surface water with ceramic microfiltration.<br />

In s.n. (Ed.), Particle separation 2007 – from particle<br />

characterisation to separation processes (pp. 1–8). Toulouse:<br />

IWA, 2007.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 14.07.2011<br />

Korrektur: 11.11.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Dr.-Ing. Stefan Panglisch (Korrespondenz-Autor)<br />

E-Mail: s.panglisch@iww-online.de |<br />

André Tatzel<br />

E-Mail: a.tatzel@iww-online.de |<br />

IWW Zentrum <strong>Wasser</strong> |<br />

Moritzstraße 26 |<br />

D-45476 Mülheim an der Ruhr<br />

Georges Kr<strong>aus</strong><br />

E-Mail: georges.kr<strong>aus</strong>@sebes.lu |<br />

Dr. Isabelle Kolber<br />

E-Mail: isabelle.kolber@sebes.lu |<br />

Christian Schroeder<br />

E-Mail: christian.schroeder@sebes.lu |<br />

Syndicat des Eaux du Barrage d‘Esch-sur-Sûre - SEBES |<br />

Rue de Lultzh<strong>aus</strong>en |<br />

L-9650 Esch-sur-Sûre (Esch-Sauer) |<br />

Luxembourg<br />

Dr. Jean-Paul Lickes<br />

E-Mail: jean-paul.lickes@eau.etat.lu |<br />

Ministère de l‘Intérieur et de Aménagement du Territoire |<br />

Administration de la Gestion |<br />

1A, rue August Lumière |<br />

L-1950 Luxembourg |<br />

Luxembourg<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1201


FachberichtE ATT Symposium<br />

Der Weg zum <strong>Talsperren</strong>-Benchmarking<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, Benchmarking, <strong>Talsperren</strong>, Prozessmodelle, Kennzahlen<br />

Eberhard Jüngel<br />

Nachdem sich in der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft bei<br />

der <strong>Abwasser</strong>behandlung und der Trinkwasserversorgung<br />

Benchmarking als wichtiges Instrument der<br />

Selbstüberprüfung und Effizienzsteigerung der<br />

Unternehmen etabliert hat, ergriff eine Projektgruppe<br />

die Initiative, auch für den Betrieb von <strong>Talsperren</strong><br />

Benchmarkingmodelle zu entwickeln. Gemeinsam<br />

mit der Firma aquabench GmbH und dem IWW Zentrum<br />

<strong>Wasser</strong> wurde zuerst ein Prozessmodell zum<br />

Personaleinsatzbenchmarking erfolgreich erprobt.<br />

Erste positive Ergebnisse veranlasste die Projektgruppe<br />

dieses Prozessmodell zum Vollkostenbenchmarking<br />

weiter zu entwickeln. Der Weg dahin wird<br />

beschrieben.<br />

The Way to the Dam-Benchmarking<br />

After the benchmarking process was established<br />

within the German water economy both in wasterwater<br />

treatment and water supply as an important<br />

instrument for hard check and efficiency increase of<br />

companies, a task force took the initiative to develop<br />

a benchmarking version to run barrages. Together<br />

with the company aquabench GmbH and the IWW<br />

Water Centre in a first step a process pattern for<br />

deployment benchmarking was proved. The task<br />

force was motivated by successful results to advance<br />

the process pattern to benchmark absorbed cost. The<br />

outworking is described below.<br />

1. Einleitung<br />

Benchmarking ist in der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

eine weit verbreitete Initiative. Mit ihr werden Maßstäbe<br />

(Benchmark = Maßstab) ermittelt, an denen sich die<br />

betei ligten Unternehmen hinsichtlich ihrer eigenen<br />

Wirtschaftlichkeit und Effizienz messen bzw. vergleichen<br />

können. Am Benchmarking beteiligen sich Unternehmen,<br />

Aufga benträger und Einrichtungen, die gleiche<br />

oder ähnliche Aufgaben wahrnehmen, mit dem Ziel, die<br />

eigene Betriebsblindheit zu überwinden und Hinweise<br />

zu erhalten, wo hinsichtlich der Betriebsabläufe Handlungs-<br />

bzw. Verbesserungsbedarf besteht. Mit Hilfe des<br />

Benchmarking können innerbetriebliche Abläufe und<br />

Methoden optimiert und Einsparpotenziale erschlossen<br />

werden, was letztendlich zu einer Stärkung am Markt,<br />

zur Verbesserung und zum Nachweis der eigenen Wirtschaftlichkeit<br />

führt. Letzteres ist auch eine Frage, die<br />

immer wieder von den Aufsichtsgremien gestellt wird<br />

[1–5].<br />

2. Allgemeine Grundsätze des Benchmarking<br />

Die Teilnahme an einem Benchmarkingprojekt erfolgt<br />

auf freiwilliger Basis. Vor<strong>aus</strong> setzung für den Erfolg ist<br />

eine offene und ehrliche Bereitstellung der relevanten<br />

Da ten, wobei dies unter der Bedingung einer absoluten<br />

Vertraulichkeit erfolgen muss.<br />

Gewöhnlich sieht der Ablauf eines Benchmarkingprojektes<br />

vor, dass zuerst das ei gentliche Objekt, also<br />

die Abläufe, die Technologien usw., die einem Vergleich<br />

unter zogen werden sollen, klar definiert und beschrieben<br />

werden muss.<br />

Dazu gehört auch die Vorgabe von Kennzahlen, die<br />

dann einen Vergleich zulassen.<br />

Auf der Grundlage der sich dann anschließenden<br />

Datenermittlung erfolgt mittels der definierten Kennzahlen<br />

die Bestimmung des Maßstabs, des Benchmarks.<br />

In der abschließenden Analyse, die gemeinsam<br />

durch alle am Benchmarkingprojekt Beteiligten erfolgt,<br />

werden Ursachen und Gründe erörtert, warum bei den<br />

Teilneh mern möglicherweise Abweichungen (im Positiven<br />

wie im Negativen) vom ermittelten Maßstab festgestellt<br />

wurden. Diese Ursachenanalyse ist für jeden<br />

Einzelnen Ent scheidungsgrundlage, ob in den Betriebsabläufen<br />

und Organisationsstrukturen Ver änderungen<br />

eingeleitet werden müssen.<br />

Nach Umsetzung dieser ggf. erforderlichen Änderungen<br />

in den Betriebsabläufen kann dieser Benchmarkingprozess<br />

– beginnend bei der Datenerfassung –<br />

wiederholt werden, um den Erfolg der eingeleiteten<br />

Maßnahmen zu prüfen.<br />

3. Erste Schritte zum<br />

<strong>Talsperren</strong>-Benchmarking<br />

In der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft wurden bis zum Jahr<br />

2006 mehr als 50 Bench markingprojekte initiiert. Diese<br />

Projekte wurden <strong>aus</strong>schließlich bei <strong>Wasser</strong>ver- und<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgungsunternehmen für die dort zu<br />

sichernden Abläufe und Techno logien durchgeführt.<br />

Dezember 2011<br />

1202 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Der Arbeitskreis „Bau und Betrieb von Stauanlagen“<br />

der Arbeitsgemeinschaft Trink wassertalsperren e. V.<br />

(ATT) stellte sich die Aufgabe, nunmehr auch für den<br />

Talsper renbetrieb eine Benchmarkingmethode zu<br />

entwickeln [6].<br />

Im Mittelpunkt dieser Methode bzw. eines solchen<br />

Benchmarkingprojektes sollen das Absperrbauwerk<br />

und der St<strong>aus</strong>ee selbst stehen.<br />

Die Absperrbauwerke von <strong>Talsperren</strong> sind außerordentlich<br />

differenziert: Sie unter scheiden sich erheblich<br />

in der Höhe, in der Länge und insbesondere in der<br />

Bau weise.<br />

Auch die St<strong>aus</strong>een selbst sind sehr unterschiedlich<br />

hinsichtlich Fläche, Uferlänge und Stauvolumen. In -<br />

sofern bestanden anfänglich erhebliche Zweifel diese<br />

Objekte überhaupt „vergleichbar“ machen zu können,<br />

da jede Talsperre für sich ein Unikat ist.<br />

Zur Lösung dieses Problems bildeten sich innerhalb<br />

des ATT-Arbeitskreises zwei Projektgruppen. Eine<br />

Projektgruppe, in welcher der Ruhrverband, der<br />

<strong>Wasser</strong>ver band Eifel-Rur, der <strong>Talsperren</strong>betrieb Sachsen-Anhalt<br />

und die Landestalsperrenver waltung des<br />

Freistaates Sachsen mitwirken, konzentrierten sich auf<br />

das sogenannte aufgabenorientierte Prozessmodell.<br />

Eine zweite Projektgruppe, in welcher der Wupperverband<br />

und der Aggerverband mitwirken, konzentrierte<br />

sich auf das sogenannte bauwerksorientierte Prozessmodell.<br />

Im Weiteren wird über die Entwicklung des aufgabenorientierten<br />

Prozessmodells be richtet.<br />

4. Das aufgabenorientierte Prozessmodell<br />

4.1 Vergleichbarkeit der <strong>Talsperren</strong><br />

Wie im Punkt 3 bereits geschrieben, unterscheiden sich<br />

die <strong>Talsperren</strong> hinsichtlich ihrer Absperrbauwerke und<br />

der St<strong>aus</strong>een zum Teil erheblich. Dabei gibt es aber<br />

Merkmale, im Weiteren als „Randbedingungen“ bezeichnet,<br />

die beeinflusst, also ver ändert werden können und<br />

solche, die nicht beeinflusst werden können.<br />

Beeinflussbare Randbedingungen sind z. B. die technische<br />

Ausstattung und deren Automatisierungsgrad<br />

des Absperrbauwerkes, die Nebennutzungen und die<br />

Be triebspläne.<br />

Nicht beeinflussbare Randbedingungen sind z. B. die<br />

Morphologie der Sperrstelle und des Stauraumes, die<br />

Bauweise und die Geometrie des Absperrbauwerkes<br />

sowie dessen Alter, wor<strong>aus</strong> sich ein Instandsetzungsaufwand<br />

ableiten lässt. Außerdem können das Einzugsgebiet,<br />

die hydrologischen Merkmale und in der Regel<br />

auch die Hauptnutzungen nicht verändert werden.<br />

Diese Randbedingungen machen deutlich, wo<br />

tatsächlich Veränderungen möglich werden, um die<br />

eigene Wirtschaftlichkeit zu verbessern bzw. wo tatsächlich<br />

belast bare Kennzahlen bzw. ein belastbarer<br />

Kennzahlenvergleich zu einem sinnvollen Er gebnis<br />

führen können.<br />

4.2 Vergleichbarkeit der zu erledigenden Aufgaben<br />

Die am Benchmarkingprojekt beteiligten Unternehmen,<br />

Einrichtungen und Verbände hatten teilweise unterschiedliche<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen, die vorläufig nicht verändert<br />

wer den sollten, die aber erheblichen Einfluss auf<br />

die zu ermittelnden Kennzahlen haben können. Das<br />

waren z. B. die Rechtsformen (Verband, Staatsbetrieb,<br />

öffentlich-recht liche Anstalt), das Aufgabenprofil (<strong>aus</strong>schließlich<br />

<strong>Talsperren</strong>betrieb bis einschließlich Gewässerunterhaltung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung), Betriebsvorschriften<br />

auf der Grundlage der Länder-<strong>Wasser</strong>gesetze,<br />

Kostenstellenstrukturen und Tarifsysteme.<br />

Um trotz dieser recht unterschiedlichen Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />

bei der Erledigung der an stehenden Aufgaben<br />

vergleichbare Aufwendungen zu haben, wurde festgelegt,<br />

in einem ersten Schritt den Zeitaufwand des unmittelbar<br />

mit dem <strong>Talsperren</strong>betrieb befassten Personals,<br />

die Personaleinsatzzeiten zu erfassen und als Grundlage<br />

für das Benchmarking zu nehmen.<br />

Dazu ist anzumerken, dass der Aufwand, der beim<br />

<strong>Talsperren</strong>betrieb durch eigenes Personal anfällt, relativ<br />

hoch ist. Die Personalkosten betragen etwa 30 bis 40 %<br />

des gesamten monetären Aufwandes. Insofern besteht<br />

hier grundsätzlich ein erhebliches Einsparungspo tenzial.<br />

Dar<strong>aus</strong> abgeleitet wurde das Personaleinsatzbenchmarking<br />

für das aufgabenori entierte Prozessmodell<br />

entwickelt.<br />

4.3 Entwicklung des Prozessmodells zum<br />

Personaleinsatzbenchmar king<br />

Unter Berücksichtigung der im Punkt 4.2 getroffenen<br />

Festlegungen zur Erfassung der Personaleinsatzzeiten,<br />

also des Zeitaufwandes des Personals für die anfallenden<br />

Arbeiten, waren zuerst die Aufgaben zu definieren,<br />

die vollständig den <strong>Talsperren</strong>be trieb widerspiegeln.<br />

Gemeinsam mit zwei zwischenzeitlich vertraglich<br />

gebundenen Unternehmen zur feder führenden Begleitung<br />

dieses Projektes wurde dazu das Prozessmodell<br />

gemäß Bild 1 entwickelt.<br />

Die durch das Personal wahrzunehmenden Aufgaben<br />

wurden in 60 Teilaufgaben, die sich in 13 Hauptaufgaben<br />

zusammenfassen lassen, dargestellt. Die Hauptaufgaben<br />

wiederum lassen sich in fünf Aufgabenbereiche<br />

zusammenfassen.<br />

Dazu wurde weiter festgelegt, dass die Erfassung der<br />

Personaleinsatzzeit für jede Teilaufgabe mit einer<br />

Genauigkeit von rund 0,5 Stunden zu erfolgen hat.<br />

Gegebenenfalls kann die Einsatzzeit auch geschätzt<br />

werden. Um zu einem Vergleich zwischen den beteiligten<br />

Unternehmen zu kommen, musste diese Erfassung<br />

in genau einem Wirtschaftsjahr vorgenommen werden.<br />

Nach Abschluss der Erfassung erfolgte die Zu sam menfas<br />

sung der ermittelten Einsatzzeiten in Form von Tagewerken.<br />

Im Nachgang hat sich her<strong>aus</strong>gestellt, dass diese<br />

Genauigkeit vollkommen <strong>aus</strong>reichend ist, um belastbare<br />

Ergebnisse zu erzielen.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1203


FachberichtE ATT Symposium<br />

4.4 Datenerfassung und Kennzahlenbildung<br />

Für die Datenerfassung wurde das Wirtschaftsjahr 2005<br />

festgelegt. Neben den Per sonaleinsatzzeiten gemäß<br />

dem Prozessmodell (Bild 1) mussten auch umfangreiche<br />

Informationen zur Talsperre erfasst werden. Das<br />

waren insbesondere technische Parameter und hydrologische<br />

und geografische Informationen, aber auch<br />

Aussagen zum Ausstattungsgrad und zur Gesamtzahl<br />

der eingesetzten Beschäftigten. Auch der Anteil der zu<br />

erledigenden Aufgaben, die an Dritte vergeben werden,<br />

musste beson ders für eine spätere Ursachenanalyse<br />

erfasst werden.<br />

Mit der Erfassung der Personaleinsatzzeiten und der<br />

technischen Parameter waren nunmehr Grundlagen<br />

geschaffen, um belastbare Kennzahlen zu bilden. Die<br />

Kenn zahlen stellen das Verhältnis zwischen Einsatzzeit<br />

für eine bestimmte Teil- oder Hauptaufgabe (siehe Prozessmodell)<br />

zu einem technischen Parameter dar.<br />

Beispiel:<br />

Einsatzzeit für Funktionsprüfungen<br />

Anzahl der Armaturen<br />

Bild 1. Prozessmodell zum<br />

Personaleinsatzbenchmar king.<br />

Bild 2. Auswertung der Kennzahl hinsichtlich der Einsatzzeiten für<br />

Funktionsprüfungen je Armaturengruppe.<br />

Auf diese Art und Weise wurden 60 Kennzahlen gebildet<br />

und <strong>aus</strong>probiert. Davon ha ben sich im Ergebnis insbesondere<br />

der Ursachenanalyse etwa 15 Kennzahlen als<br />

„belastbar“ her<strong>aus</strong>gestellt.<br />

4.5 Auswertung und erste Ergebnisse<br />

Nach Abschluss der Erfassung der Personaleinsatzzeiten<br />

konnten zuerst bisherige Erfahrungen beim <strong>Talsperren</strong>betrieb<br />

bestätigt werden.<br />

Übereinstimmend zwischen den am Projekt Beteiligten<br />

wurde festgestellt, dass die Sicherung des <strong>Talsperren</strong>betriebes<br />

– das sind insbesondere die Gewährleistung<br />

der Betriebs- und Standsicherheit sowie die<br />

erforderlichen <strong>Wasser</strong>güte- und <strong>Wasser</strong> mengen steuerungen<br />

– 60 bis 70 % der Einsatzzeiten in Anspruch<br />

nimmt.<br />

Weitere rund 20 bis 25 % der Einsatzzeiten sind für<br />

die Instandhaltung und Instand setzung der Bauwerke<br />

in der technischen Ausrüstung erforderlich.<br />

Die verbleibenden Einsatzzeiten dienen administrativen<br />

und sonstigen Aufgaben.<br />

Bei der folgenden Auswertung der belastbaren<br />

Kennzahlen wurden teilweise sehr unterschiedliche<br />

Ergebnisse festgestellt.<br />

Als Beispiel dazu ist in Bild 2 die Kennzahl hinsichtlich<br />

der Einsatzzeiten für Funktionsprüfungen je Armaturengruppe<br />

dargestellt. Die hier ersichtlichen erheblichen<br />

Differenzen wurden unter Beisein aller am Projekt<br />

Beteiligten einer Ursachen analyse unterzogen. Dabei<br />

musste festgestellt werden, dass ein Großteil der Gründe<br />

für diese Abweichung in den oftmals nicht beeinflussbaren<br />

Randbedingungen (siehe Punkt 4.2) zu suchen<br />

sind.<br />

Im Rahmen der Analyse anderer Kennzahlen wurden<br />

jedoch auch abweichende Technologien, Abläufe und<br />

Strategien zwischen den <strong>Talsperren</strong>betreibern festgestellt,<br />

die letztendlich für jeden Einzelnen Ansätze für<br />

die Überprüfung der eigenen Effizienz darstellen und<br />

damit dem Ziel des Benchmarking Rechnung tragen.<br />

Die mit diesem Personaleinsatzbenchmarking, hier<br />

insbesondere mit der Ursachen analyse, erzielten Ergebnisse<br />

führten bei den beteiligten Unternehmen zu der<br />

Über zeugung, dass ein brauchbares Instrument zur<br />

Kontrolle der eigenen Wirtschaftlich keit gefunden und<br />

entwickelt wurde. Insofern waren die Beteiligten davon<br />

überzeugt, dass eine Weiterentwicklung dieses Prozessmodells<br />

sinnvoll ist.<br />

Anpassungen der Technologien, Abläufe und Strategien,<br />

die letztendlich zu einer größeren Wirtschaftlichkeit<br />

führen können, konnten bisher nur begrenzt abgeleitet<br />

und umgesetzt werden. Nachhaltigere Ergebnisse<br />

werden auf der Grundlage eines Vollkostenbenchmarking<br />

erwartet (siehe 5.).<br />

Die Methoden und Erfahrungen zum aufgabenorientierten<br />

und auch zum bauwerks orientierten<br />

Prozessmodell wurden in der Schriftenreihe der ATT-<br />

Dezember 2011<br />

1204 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

Technische Infor mationen Nr. 13 als „Leitfaden Benchmarking<br />

<strong>Talsperren</strong>betrieb“ zusammengefasst.<br />

Bild 3. Prozessmodell zum Vollkostenbenchmarking.<br />

5. Weitere Entwicklung des Prozessmodells<br />

zum Vollkosten benchmarking<br />

Zwischen den am Personaleinsatzbenchmarking<br />

be teiligten Unternehmen wurde vereinbart, dass das<br />

Prozessmodell für ein Vollkostenbenchmarking weiter<br />

zu entwi ckeln ist.<br />

Beim Vollkostenbenchmarking wird der monetäre<br />

Aufwand für Personal, Material einschließlich Fremdleistungen<br />

sowie für die Instandhaltung und Instandsetzung<br />

der baulichen Anlagen und der technischen<br />

Ausrüstung einschließlich Kapitaldienst er mittelt und<br />

bei der Kennzahlenbildung im Verhältnis zu einer<br />

bestimmten technischen oder naturräumlichen Gegebenheit<br />

der Talsperre betrachtet.<br />

Eine Entwicklung des Vollkostenbenchmarking zum<br />

Untenehmensbereichsbench marking wurde vorläufig<br />

zurückgestellt.<br />

Grundlage für das Vollkostenbenchmarking ist das<br />

Prozessmodell für das Personal einsatzbenchmarking<br />

(Bild 1).<br />

Dabei erfolgt nur noch eine Betrachtung auf der<br />

Ebene der Hauptaufgaben (Bild 3), d. h. der Aggregationsgrad<br />

der Kennzahlen wird vergrößert, womit allerdings<br />

der Er kenntnisgewinn automatisch verringert<br />

wird. Diese zusammengefasste Betrachtung dient vorrangig<br />

der Verbesserung des optimierten Betriebes<br />

jeder ein zelnen Tal sperre im Gegensatz zum Personaleinsatzbenchmarking,<br />

wo tatsächlich eine detaillierte<br />

Analyse bis in die Teilaufgaben hinein möglich ist.<br />

Die Ermittlung des monetären Aufwandes für die<br />

13 Hauptaufgaben muss der voll ständige Betrieb s-<br />

aufwand sein. Die Ermittlung des Aufwandes für die<br />

Instandhaltung der baulichen Anlagen und der technischen<br />

Ausrüstung, für den Kapitalaufwand und für<br />

außerordentliche Aufwendungen ergänzen den<br />

Betriebsauf wand zum Gesamtaufwand für jede<br />

Talsperre.<br />

Da die beteiligten Unternehmen – neben den im<br />

Punkt 3/Aufgabenorientiertes Pro zessmodell genannten<br />

Unternehmen beteiligen sich nunmehr auch die<br />

Harzwasser werke am Vollkostenbenchmarking – unterschiedliche<br />

Kostenstellenstrukturen ha ben, wurde<br />

vereinbart im Rahmen des Vollkostenbenchmarkingprojektes<br />

eine ge meinsame Kostenstellenstruktur<br />

außerhalb der jeweiligen kaufmännischen Systeme zu<br />

verwenden, die der der 13 Hauptaufgaben entspricht.<br />

Mit der Entwicklung des Prozessmodells – die Entwicklung<br />

ist zum Zeitpunkt der Er stellung dieses Aufsatzes<br />

(Ende 2010) noch nicht abgeschlossen – wurden<br />

vorläufig erste Kennziffern erstellt, die nach Vorliegen<br />

der erfassten Daten einer Belastung unterzogen werden.<br />

Danach erfolgt eine endgültige Festlegung der<br />

tatsächlich an wendbaren Kennziffern.<br />

Die Daten werden für das Wirtschaftsjahr 2010<br />

erfasst. Eine Auswertung und erste Ergebnisse werden<br />

im 1. Halbjahr 2012 erwartet.<br />

Literatur<br />

[1] DWA-Arbeitsblatt-AB WI-00.1, Benchmarking – Februar<br />

2001.<br />

[2] DWA-Arbeitsblatt-AB WI-001, Benchmarking in der deutschen<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft – Anforderungen, Rolle und Gestaltung<br />

– November 2003.<br />

[3] DWA-Themen-TH WI-001, Leitfaden Benchmarking für <strong>Wasser</strong>versorgungs-<br />

und <strong>Abwasser</strong>beseitigungsunternehmen –<br />

November 2005.<br />

[4] DWA-Merkblatt-M 1100, Benchmarking in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong>beseitigung – März 2008.<br />

[5] DWA-Themen-TH WI-00.1, Unternehmensbenchmarking als<br />

Bestandteil der Modernisierungsstrategie – Kennzahlen und<br />

Auswertungsgrundsätze – April 2008.<br />

[6] Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT),<br />

Technische Informationen Nr. 13 – Leitfaden Benchmarking<br />

<strong>Talsperren</strong>betrieb.<br />

Autor<br />

Eingereicht: 14.07.2011<br />

Korrektur: 01.11.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Dipl.-Ing. Eberhard Jüngel<br />

E-Mail: Eberhard.Juengel.@ltv.sachsen.de |<br />

Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen |<br />

Betrieb Zwickauer Mulde / Obere Weiße Elster |<br />

Muldenstraße |<br />

D-08309 Eibenstock<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1205


FachberichtE ATT Symposium<br />

Organische Spurenstoffe in Gewässern<br />

Vorkommen und Bewertung<br />

Spurenstoffe, <strong>Abwasser</strong>reinigung, Trinkwasseraufbereitung, <strong>Wasser</strong>versorgung, Bewertungskonzepte<br />

Heinz-Jürgen Brauch<br />

Organische Spurenstoffe werden aufgrund der erheblichen<br />

Fortschritte in der chemisch-analytischen Messtechnik<br />

in immer höherer Anzahl und immer geringeren<br />

Konzentrationen in <strong>Wasser</strong>- und Umweltproben<br />

gefunden. Ihr Vorkommen zeigt den weit verbreiteten<br />

Einsatz von chemischen Stoffen (Chemi kalien) in<br />

unterschiedlichsten Produkten an, bedeutet aber nicht<br />

unmittelbar eine Gefährdung für die Umwelt und<br />

die Trinkwasserversorgung. Um mögliche Risiken einschätzen<br />

zu können, bedarf es transparenter und<br />

nachvollziehbarer Bewertungskonzepte, denen die<br />

Verbraucher Vertrauen entgegen bringen können. Dies<br />

kann nur durch eine offene Kommunikation und ein<br />

gemeinsames Handeln zwischen allen Interessensgruppen<br />

erfolgreich umgesetzt werden.<br />

Organic Trace Pollutants in Aquatic Systems<br />

Due to the enormous progress in analytical techniques<br />

organic micropollutants are found in increasing<br />

numbers and ever lower concentrations in water<br />

as well as in the environment. Their occurrence in<br />

very low concentration levels gives an indication of<br />

the widespread use of chemicals in our society but it<br />

doesn’t necessarily mean a hazard for the environment<br />

or for drinking water supply. In order to assess<br />

possible risks, concepts are needed which will have<br />

the trust of consumers and the public. An open communication<br />

as well as common activities of all stakeholders<br />

must be key elements of such a strategy.<br />

1. Einführung<br />

Vorkommen, Verhalten, Verbleib und Bewertung von<br />

organischen Spurenstoffen in Gewässern und in der<br />

Umwelt sind derzeit nicht nur ein aktuelles wissenschaftliches<br />

Forschungsgebiet, sondern auch in der<br />

Öffentlichkeit und in den Medien wird eine intensive<br />

Diskussion über diese Thematik geführt, welche immer<br />

wieder zu negativen Schlagzeilen auch bezüglich der<br />

Sicherheit und gesundheitlichen Unbedenklichkeit von<br />

Trinkwasser beitragen kann. Da allein mit sachlichen<br />

und technisch-fundierten Aussagen und Fakten eine<br />

Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung bei den<br />

Verbrauchern nicht zu erwarten ist, sind u. a. von<br />

den <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen (WVU) entsprechende<br />

Informations- und Kommunikationsstrategien<br />

erforderlich.<br />

Vom wissenschaftlichen Standpunkt sind organische<br />

Spurenstoffe in der Regel anthropogene naturfremde<br />

Stoffe, die in geringen bis sehr geringen Konzentrationen<br />

in Gewässern (<strong>Abwasser</strong>, Oberflächenwasser und<br />

Grundwasser) vorkommen können [1–7]. Sie sind Indikatoren<br />

für den weit verbreiteten Einsatz von chemischen<br />

Stoffen (Chemikalien) in Industrieprodukten,<br />

Medikamenten, Lebensmitteln, Wasch- und Reinigungsmitteln,<br />

Kosmetika etc., die auch im H<strong>aus</strong>halt verwendet<br />

werden und deren Rückstände in die Umwelt und in die<br />

Gewässer gelangen können und dort verbleiben. Da<br />

heute mit modernsten und leistungsfähigsten Analysensystemen<br />

auch extrem niedrige Konzentrationen<br />

gemessen werden können, wird vielfach vermutet, dass<br />

schon der Nachweis einer Verbindung z. B. in einer <strong>Wasser</strong>probe,<br />

unabhängig von der festgestellten Konzentration,<br />

eine erhebliche Gefährdung für Mensch und<br />

Umwelt bedeutet und dass jede nachgewiesene chemische<br />

Verbindung selbst hochtoxisch ist. Dass dies nicht<br />

zutrifft, hat bereits im 16. Jahrhundert Paracelsus<br />

erkannt (Zitat):<br />

„Alle Ding’ sind Gift, und nichts ist ohne Gift.<br />

Allein die Dosis macht, dass ein Ding’ kein Gift ist.“<br />

Erforderlich sind für die aktuellen Diskussionen nicht<br />

nur Konzentrationsangaben, sondern transparente und<br />

nachvollziehbare Kriterien, wie ein solcher Stoff in der<br />

gemessenen Konzentration zu bewerten ist.<br />

Unabhängig davon sind generell ökonomisch und<br />

ökologisch sinnvolle Maßnahmen angezeigt, die zu<br />

einer Verminderung oder Vermeidung der Einträge von<br />

organischen Spurenstoffen in die Gewässer führen. Da<br />

inzwischen weltweit mehr als 50 Millionen Stoffe erfasst<br />

und registriert und in Europa derzeit mehr als 100 000<br />

Chemikalien im Vertrieb bzw. am Markt vorhanden sind,<br />

erübrigt sich die Frage, wie viele organische Spuren-<br />

Dezember 2011<br />

1206 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

stoffe wurden bislang nachgewiesen und wie viele<br />

werden zukünftig noch in unseren Gewässern zu finden<br />

sein? Es steht außer Frage, dass uns <strong>aus</strong> wissenschaftlicher<br />

und <strong>aus</strong> gesellschaftspolitischer Sicht die Thematik<br />

Spurenstoffe auch noch in Jahrzehnten beschäftigen<br />

wird. Dabei muss unsere hoch technisierte Gesellschaft<br />

entscheiden, welchen Nutzen der Einsatz von chemischen<br />

Stoffen z. B. für Gesundheit, Nahrungsmittelproduktion<br />

und Lebensqualität erbringt und wie hoch<br />

mögliche Gefährdungen und Schäden an Umwelt und<br />

Natur zu bewerten sind.<br />

2. Bewertungskonzepte für organische<br />

Spurenstoffe<br />

Bei der Zulassung von Chemikalien wird heute nach<br />

REACH (Registration, Evaluation and Assessment of<br />

Chemicals) eine umfangreiche Risikobewertung gefordert,<br />

bevor die entsprechenden Stoffe auf den Markt<br />

kommen [8]. Ausgenommen von den REACH-Vorgaben<br />

sind Pharmaka-Wirkstoffe und Pflanzenschutzmittel<br />

(PSM), für die eigene Zulassungskriterien EU-weit festgesetzt<br />

sind. Für die meisten der seit Jahrzehnten<br />

produzierten, auf dem Markt befindlichen und verwendeten<br />

Chemikalien (sogenannte Altstoffe) waren in der<br />

Vergangenheit keine so strengen Zulassungsanforderungen<br />

vorhanden, sodass hochtoxische Stoffe (wie z. B.<br />

prioritäre gefährliche Stoffe der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie)<br />

erst nach langwierigen Diskussionen verboten<br />

wurden. In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurden<br />

und werden auch heute noch z. T. toxische organische<br />

Spurenstoffe gefunden, obwohl sie schon seit Jahren<br />

nicht mehr hergestellt werden (z. B. verschiedene Pestizidwirkstoffe,<br />

chlorierte Kohlenwasserstoffe etc.).<br />

Eine umfassende Risikobewertung, die alle toxikologischen<br />

und gesundheitlichen Aspekte beinhaltet,<br />

liegt nur für wenige t<strong>aus</strong>end Chemikalien weltweit vor.<br />

Für die meisten Stoffe sind nur unzureichende toxikologische<br />

Daten vorhanden, sodass für diese Verbindungen<br />

eine Bewertung nach dem TTC-Konzept (threshold<br />

of toxicological concern) vorgenommen wird [9]. Das<br />

TTC-Konzept will für eine bestimmte chemische Verbindung,<br />

deren Struktur bekannt ist, eine unbedenkliche<br />

Exposition für den Menschen angeben. Bei einem<br />

Schwellenwert von < 1,5 µg pro Tag und Person liegt<br />

danach keine Gesundheitsgefährdung vor. Bei gentoxischen<br />

Substanzen wird ein Schwellenwert um den<br />

Faktor 10 niedriger angegeben. Das vom Umweltbundesamt<br />

entwickelte GOW-Konzept (Gesundheitliche<br />

Orientierungswerte) ist mit dem TTC-Konzept insofern<br />

vergleichbar, da dieselben toxikologischen Quellen und<br />

Literaturangaben verwendet werden [10–11]. Das GOW-<br />

Konzept berücksichtigt aber nur den Trinkwasserpfad,<br />

d. h. die Aufnahme eines Stoffes über das Trinkwasser<br />

wird mit GOW-Werten geregelt. Nach diesem Konzept<br />

liegt generell eine gesundheitliche Sicherheit vor, wenn<br />

ein Vorsorgewert von 0,1 µg/L ˆ= 0,2 µg pro Tag und<br />

Person dauerhaft unterschritten wird. Für gentoxische<br />

Verbindungen gilt ein um den Faktor 10 niedrigerer<br />

Wert. Da nach dem TTC-Konzept etwa 10 % der Exposition<br />

von Chemikalien über die Aufnahme von Trinkwasser<br />

erfolgt, sind die Zahlenwerte gemäß TTC- und<br />

GOW-Konzept in den meisten Fällen direkt vergleichbar.<br />

Grundsätzlich gilt, dass je größer und zuverlässiger die<br />

toxikologische Datenbasis ist, dann auch deutlich<br />

höhere TTC- bzw. GOW-Zahlenwerte festgelegt werden<br />

können.<br />

Für einen umfassenden vorsorgenden Gewässerschutz<br />

zur Sicherung der Rohwasserressourcen setzen<br />

sich die Verbände der <strong>Wasser</strong>versorgung (ARW –<br />

Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke, AWBR –<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein,<br />

ATT – Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren,<br />

AWWR – Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der<br />

Ruhr, DVGW – Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches)<br />

ein. Im Donau-, Maas- und Rhein-Memorandum<br />

(DMR) 2008 sowie im Oberflächenwasser-Memorandum<br />

von DVGW und ATT sind für organische Spurenstoffe<br />

spezifische Zielwerte bzw. Qualitätsanforderungen<br />

festgelegt, die beispielhaft in Tabelle 1 aufgeführt sind.<br />

Die Zielwerte wurden als zulässige Maximalwerte<br />

definiert, bei deren Überschreitung Handlungsbedarf<br />

bezüglich geeigneter Maßnahmen zur Verminderung<br />

der Stoffeinträge in die Gewässer besteht. Die Zielwerte<br />

sind <strong>aus</strong> Vorsorgegründen in der Regel niedriger als<br />

entsprechende Grenzwerte der Trinkwasserverordnung<br />

oder gesundheitliche Orientierungswerte (GOW), die<br />

meist nach humantoxikologischen Kriterien abgeleitet<br />

wurden. Grundsätzlich sind nach Ansicht der <strong>Wasser</strong>verbände<br />

die Einträge von organischen Spurenstoffen in<br />

die Gewässer bzw. Rohwasserressourcen soweit wie<br />

möglich zu minimieren.<br />

Ein verfahrenstechnisches Konzept zur Bewertung<br />

von organischen Spurenstoffen ist das sogenannte<br />

TZW-Konzept, welches physikalisch-chemische und biologische<br />

Stoffeigenschaften mit verfahrenstechnischen<br />

Aspekten der Trinkwasseraufbereitung kombiniert.<br />

Anhand der Ergebnisse von Laboruntersuchungen zum<br />

Verhalten organischer Spurenstoffe bei verschiedenen<br />

Tabelle 1. Zielwerte (Maximalwerte) für organische Spurenstoffe<br />

bzw. Stoffgruppen.<br />

Konzentrationen in µg/L DMR DVGW/ATT<br />

Pestizide und Metabolite 0,1 0,1<br />

Biozide 0,1 0,1<br />

Endokrin wirksame Substanzen 0,1 0,1<br />

Pharmakarückstände 0,1 0,1<br />

Perfluorierte/Polyfluorierte Verbindungen (PFC) und<br />

übrige Halogenverbindungen (HKW)<br />

0,1 0,1<br />

Mikrobiell schwer abbaubare Stoffe 1,0 1,0<br />

Synthetische Komplexbildner 5,0 5,0<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1207


FachberichtE ATT Symposium<br />

Vorratsbehälter<br />

Schlauchpumpe<br />

Pulsationsdämpfer<br />

Überströmventil<br />

Durchflussmesser<br />

Druckmesser<br />

Aktivkohlefilter<br />

Druckmesser<br />

Aufbereitungsverfahren (Bodenpassage, biologischer<br />

Abbau, Oxidation, Adsorption an Aktivkohle etc.) werden<br />

unter realitätsnahen Bedingungen spezifische<br />

Kenndaten wie z. B. Abbaubarkeit, Oxidierbarkeit und<br />

Adsorbierbarkeit ermittelt, die konkrete Angaben zum<br />

Verhalten bei der Trinkwasseraufbereitung erlauben.<br />

Insbesondere die Ergebnisse des Aktivkohle-Kleinfiltertests<br />

(Bild 1) ergeben vergleichende Informationen<br />

zum Durchbruchsverhalten der verschiedenen Spurenstoffe<br />

bei der Aktivkohlefiltration (Bild 2). Während die<br />

Stoffe Clofibrinsäure, Diclofenac, Bezafibrat und Carbamazepin<br />

gut bis sehr gut entfernt werden können, ist<br />

ein Rückhalt von Amidotrizoesäure mit Aktivkohle kaum<br />

möglich.<br />

Bild 1. Aufbau des Aktivkohle-Kleinfiltertests.<br />

c/c 0<br />

Konzentration in ng/L<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Clofibrinsäure<br />

Diclofenac<br />

Bezafibrat<br />

Carbamazepin<br />

Amidotrizoesäure<br />

Probennahme<br />

0 5000 10 000 15 000 20 000 25 000 30 000 35 000 40 000 45 000 50 000 55 000 60 000<br />

Bild 2. Durchbruchskurven von <strong>aus</strong>gewählten<br />

Arzneimittelwirk stoffen bzw-metaboliten (Clofibrinsäure).<br />

Rohwasser<br />

(Uferfiltrat)<br />

nach Ozonung<br />

BVT<br />

nach Aktivkohle<br />

N,N-Dimethylsulfamid<br />

NDMA<br />

Bild 3. Verhalten von DMS und NDMA bei der<br />

Trinkwasseraufbereitung.<br />

9 ng/L NDMA<br />

Ausgang WW<br />

n = 3<br />

3. Aktuelle organische Spurenstoffe<br />

Neben Pflanzenschutzmitteln (PSM) und Arzneimittelwirkstoffen,<br />

über deren „Relevanz“ für die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

schon seit Jahren diskutiert wird, sind weitere<br />

Spurenstoffe wie PSM-Metaboliten (N,N-Dimethylsulfamid<br />

(DMS), Desphenylchloridazon und andere),<br />

perfluorierte Verbindungen (PFC), Benzotriazole, künstliche<br />

Süßstoffe und viele andere mehr in den Mittelpunkt<br />

des Interesses gerückt. Während früher nur<br />

wenige PSM-Metaboliten (Desethyl-Verbindungen von<br />

Atrazin, Simazin und Terbutylazin sowie 2,6-Dichlorbenzamid)<br />

in Roh- und Trinkwässern gemessen wurden,<br />

haben zumindest in der Bundesrepublik Deutschland<br />

die Fallbeispiele DMS und Chloridazon-Metaboliten B<br />

und B1 die Diskussion wieder neu entfacht. Grundsätzlich<br />

werden die aktuellen PSM-Metaboliten vom<br />

Umweltbundesamt als nicht-relevant bewertet und sind<br />

dort in einer Liste mit gesundheitlichen Orientierungswerten<br />

(GOW) geführt (Tabelle 2).<br />

N,N-Dimethylsulfamid (DMS) wurde erstmals im Jahr<br />

2006 als unbekannter Metabolit des Fungizids Tolylfluanid<br />

identifiziert [13,14]. DMS weist eine hohe Mobilität<br />

im Boden und Grundwasser auf, ist sehr persistent<br />

und wird als toxikologisch unkritisch eingestuft. Vom<br />

Umweltbundesamt wurde ein GOW von 1,0 µg/L im<br />

Trinkwasser festgelegt. Bei der Ozonung in <strong>Wasser</strong>-<br />

Tabelle 2. Bewertung von PSM-Metaboliten.<br />

Bewertung<br />

Relevante PSM-Metaboliten weisen ein pestizides,<br />

ökotoxikologisches oder humantoxikologisches<br />

Restwirkungspotential auf.<br />

→ es gilt der PSM-Grenzwert<br />

Nicht relevante PSM-Metaboliten (nrM) sollten <strong>aus</strong><br />

„trinkwasserhygienischer“ Sicht ebenfalls begrenzt<br />

werden.<br />

→ UBA-Empfehlung: dauerhaft hinnehmbare<br />

gesundheitliche Orientierungswerte<br />

(GOW) von 1,0 µg/L bzw. 3,0 µg/L<br />

http://www.umweltdaten.de/wasser/themen/<br />

trinkwassertoxikologie/tabelle_gow_nrm.pdf [12]<br />

Dezember 2011<br />

1208 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

werken kann aber <strong>aus</strong> DMS das kanzerogene und gentoxische<br />

NDMA (N-Nitrosodimethylamin) entstehen, für<br />

welches ein GOW von 0,01 µg/L = 10 ng/L gilt (Bild 3).<br />

Der Wirkstoff Tolylfluanid wurde bereits im Frühjahr<br />

2007 von der Herstellerfirma zurückgezogen und ist<br />

inzwischen EU-weit nicht mehr zugelassen.<br />

Umfangreiche Untersuchungen zum Vorkommen<br />

von DMS in verschiedenen Gewässern ergaben zum Teil<br />

sehr hohe Gehalte, vor allem in Grundwasserproben<br />

(Bild 4).<br />

Die höchsten DMS-Konzentrationen wurden im<br />

Grundwasser, insbesondere im Abstrom von Sonderkulturen<br />

und Obstanbau gefunden. Auch in kleineren<br />

Fließgewässern wurden zum Teil erhöhte DMS-Konzentrationen<br />

> 1 µg/L gemessen. Inzwischen sind von<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen und Behörden systematische<br />

Untersuchungen zum Vorkommen von DMS<br />

in Oberflächen-, Grund- und Trinkwässern durchgeführt<br />

worden. Die dabei erhaltenen Ergebnisse bestätigen die<br />

vergleichsweise hohen DMS-Konzentrationen in der<br />

aquatischen Umwelt. Während im Grundwasserbereich<br />

derzeit noch keine Anzeichen für einen Rückgang der<br />

DMS-Gehalte zu erkennen ist, zeigen aktuelle DMS-<br />

Befunde in Oberflächengewässern inzwischen rückläufige<br />

Konzentrationen, die auf den freiwilligen<br />

Anwendungsverzicht zurückzuführen sind.<br />

Eine noch größere Vielfalt von Stoffen (mehr als<br />

900 Wirkstoffe ohne Metaboliten) werden unter dem<br />

Begriff „Arzneimittelrückstände“ diskutiert, wobei in der<br />

Regel eine Einteilung nach Indikationsklassen vorgenommen<br />

wird, die jedoch für chemisch-analytische<br />

Aspekte ohne Bedeutung ist (Bild 5).<br />

N,N-Dimethylsulfamid [ng/L]<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

MAX 18 000 ng/L<br />

n = 684 800 n = 354<br />

1800<br />

n = 255<br />

1600<br />

Grundwasser<br />

Median 150 ng/L<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

MAX 2500 ng/L<br />

Oberflächenwasser<br />

Median 67 ng/L<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

MAX 5500 ng/L<br />

Trinkwasser<br />

Median 60 ng/L<br />

Bild 4. Vorkommen von N,N-Dimethylsulfamid in Grund-, Oberflächen<br />

und Trinkwasser.<br />

Bild 5. Indikationsklassen von Arzneimitteln.<br />

Konzentration in ng/L<br />

Clofibrinsäure<br />

Bezafribat<br />

Gemfibrozil<br />

Fenofibrinsäure<br />

Diclofenac<br />

Ibuprofen<br />

Indometacin<br />

Naproxen<br />

Carbamazepin<br />

Azithromycin<br />

Clarithromycin<br />

Dehydrato-Erythromycin<br />

Roxithromycin<br />

Sulfamethoxazol<br />

Clindamycin<br />

Trimethoprim<br />

Ciprofloxacin<br />

Ofloxacin<br />

Atenolol<br />

Bisoprolol<br />

Metaprolol<br />

Sotalol<br />

1 10 100 1000 10 000<br />

KA-Zulauf<br />

KA-Ablauf<br />

Bild 6.<br />

Zu- und Ablaufkonzentrationen<br />

verschiedener<br />

Arzneimittelwirkstoffe<br />

in<br />

Kläranlagen.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1209


FachberichtE ATT Symposium<br />

Bild 7. Verwendung von künstlichen Süßstoffen.<br />

Bild 8. Verhalten von künstlichen Süßstoffen bei der<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung.<br />

Konzentrataion in ng/L<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

Acesulfam Saccharin Cyclamat Sucralose<br />

Scheurer M., Lange F.T., Brauch H.-J. (2009) Anal Bioanal Chem 394 (6): 1585–1594<br />

Bild 9. Konzentrationsbereiche von künstlichen Süßstoffen<br />

in Oberflächengewässern.<br />

Sehr viel <strong>aus</strong>sagekräftiger für Verhalten und Bewertung<br />

von Arzneimittelwirkstoffen in Gewässern sind<br />

Monitoring-Daten und Resultate von systematischen<br />

Untersuchungen. In Bild 6 sind die Zu- und Ablaufkonzentrationen<br />

(Mittelwerte) verschiedener Arzneimittelwirkstoffe<br />

in <strong>aus</strong>gewählten Kläranlagen vergleichend<br />

gegenübergestellt.<br />

Aus den Messdaten ist ersichtlich, dass ein Großteil<br />

der untersuchten Wirkstoffe nur zum Teil biologisch<br />

abgebaut und eliminiert werden kann, sodass noch<br />

einige bekannte Verbindungen wie Carbamazepin,<br />

Diclofenac, Atenolol, Metoprolol und Sotanol auch in<br />

höheren Konzentrationen in Vorflutern und Oberflächengewässern<br />

gefunden werden. Daneben werden<br />

auch vergleichsweise hohe Konzentrationen von iodierten<br />

Röntgenkontrastmitteln in den Fließgewässern<br />

gemessen, wobei die Zahlenwerte relativ gut mit den<br />

entsprechenden Anteilen an gereinigtem <strong>Abwasser</strong> korrelieren.<br />

In Rohwässern, die zur Trinkwassergewinnung<br />

genutzt werden, finden sich dagegen nur wenige polare<br />

und persistente Verbindungen wie Carbamazepin, Amidotrizoat<br />

und Sulfamethoxazol, die weder durch biologischen<br />

Abbau im Untergrund noch durch Sorptionsprozesse<br />

zurückgehalten werden. Grundsätzlich eignet<br />

sich die Adsorption an Aktivkohle gut zur Entfernung<br />

von Arzneimittelwirkstoffen, auch wenn die Laufzeiten<br />

der Aktivkohlefilter im Einzelfall unterschiedlich sein<br />

können. Allerdings gilt auch im Fall der Arzneimittelrückstände<br />

die Forderung eines vorsorgenden Gewässerschutzes:<br />

Die Einträge sind vor Ort, d. h. direkt an der<br />

Quelle, zu minimieren. Eine Aufbereitung im <strong>Wasser</strong>werk<br />

(als end-of-pipe-Lösung) kann nur dann akzeptabel<br />

sein, wenn längerfristig die entsprechenden<br />

gesundheitlichen Orientierungswerte (GOW) überschritten<br />

werden.<br />

Weitere aktuelle Spurenstoffe sind die künstlichen<br />

Süßstoffe (Bild 7).<br />

Von den vier in Abwässern vorkommenden Verbindungen<br />

werden Acesulfam und Sucralose in Kläranlagen<br />

biologisch kaum abgebaut und eliminiert,<br />

sodass vergleichbar hohe Ablaufkonzentrationen (wie<br />

im Zulauf) resultieren (Bild 8).<br />

In Oberflächengewässern tritt vor allem Acesulfam<br />

in höheren Konzentrationen (> 1 µg/L) auf (Bild 9).<br />

Aufgrund seiner hohen Persistenz, <strong>Wasser</strong>löslichkeit<br />

und Mobilität wird Acesulfam häufig in oberflächenwasserbeeinflussten<br />

Rohwässern gefunden. Da Acesulfam<br />

als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen und daher nicht<br />

toxisch ist, sollte ein GOW im Trinkwasser bei 10 µg/L<br />

liegen.<br />

4. Folgerungen<br />

Das Vorkommen von organischen Spurenstoffen in sehr<br />

niedrigen Konzentrationen in der aquatischen Umwelt<br />

ist eine Tatsache, die nicht mehr wegzudiskutieren ist.<br />

„Null“-Konzentrationen wird es bei zunehmend sensi-<br />

Dezember 2011<br />

1210 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


ATT Symposium<br />

Fachberichte<br />

tiveren Analysenmethoden nicht mehr geben. Erforderlich<br />

sind abgestimmte, transparente und nachvollziehbare<br />

Bewertungskonzepte und -methoden, denen der<br />

Verbraucher und die Öffentlichkeit Vertrauen entgegen<br />

bringen können. Dies kann nur durch gemeinsames<br />

Handeln von Politik und Behörden, Industrie, <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

und Verbrauchern erfolgreich umgesetzt<br />

werden.<br />

Literatur<br />

[1] Brauch, H.-J., Sacher, F. und Schmidt, C.: Anthropogene Spurenstoffe<br />

in Gewässern – Relevanz für die <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />

gwa 88 (2008) Nr. 1, S. 17–25.<br />

[2] Sacher, F., Ehmann, M., Gabriel, S., Graf, C. and Brauch H.-J.:<br />

Pharmaceutical residues in the river Rhine – results of a onedecade<br />

monitoring programme. J. Environ. Monit. (2008)<br />

No. 10, p. 664–670.<br />

[3] Scheurer, M., Brauch, H.-J. and Lange, F. T.: Analysis and occurrence<br />

of seven artificial sweeteners in German waste water<br />

and in soil aquifer treatment (SAT). Anal. Bioanal. Chem. 394<br />

(2009) No. 6, p. 1585–1594.<br />

[4] Scheurer, M., Sacher, F. and Brauch, H.-J.: Occurrence of the<br />

antidiabetic drug metformin in sewage and surface waters<br />

in Germany. J. Environ. Monit. (2009) No. 11, p. 1608–1613.<br />

[5] Lange, F. T., Wenz, M., Schmidt, C. K. and Brauch, H.-J.: Occurrence<br />

of perfluoroalkyl sulfonates and carboxylates in German<br />

drinking water sources compared to other countries.<br />

Water Science & Technology 56 (2007) No. 11, p. 151–158.<br />

[6] Schmidt, C. K. and Brauch, H.-J.: Occurrence, fate and relevance<br />

of aminopolycarboxylate chelating agents in the<br />

Rhine basin. The Handbook of Environmental Chemistry Vol.<br />

5L, Springer-Verlag, 2006, p. 211–234.<br />

[7] Lange, F. T. and Brauch, H.-J.: Analysis, Occurrence, and Fate of<br />

Aromatic Sulfonates in the Rhine and its Tributaries. In:<br />

Handbook of Environmental Chemistry, O. Hutzinger (ed.),<br />

Vol. 5 Water Pollution, Part L, Springer, 2006, p. 185–210.<br />

[8] Umweltbundesamt (2011): www.umweltbundesamt.de/<br />

chemikalien/index.htm<br />

[9] Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (2011):<br />

www.efsa.europa.eu<br />

[10] Umweltbundesamt (2011): www.umweltbundesamt.de/<br />

wasser/themen<br />

[11] Bayerisches Landesamt für Umwelt (2011): lfu.bayern.de/<br />

analytik_stoffe/psm_metaboliten/doc/uba-empfehlung.pdf<br />

[12] Umweltbundesamt: http://www.umweltdaten.de/wasser/<br />

themen/trinkwassertoxikologie/tabelle_gow_nrm.pdf<br />

[13] Schmidt, C. K. and Brauch, H.-J.: N,N-Dimethylsulfamide as<br />

precursor for N-nitroso dimethylamine (NDMA) formation<br />

upon ozonation and its fate during drinking water treatment.<br />

Environmental Science & Technology 42 (2008), p.<br />

6340–6346.<br />

[14] Schmidt, C. K. und Brauch, H.-J.: Zur Bedeutung von NDMA,<br />

anderen Nitrosaminen und N,N-Dimethylsulfamid (DMS) für<br />

die Trinkwasserversorgung. ARW-Jahresbericht 2007 (2008),<br />

S. 39–59.<br />

Autor<br />

Eingereicht: 14.07.2011<br />

Korrektur: 11.11.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Prof. Dr.-Ing. Heinz-Jürgen Brauch<br />

E-Mail: heinz-juergen.brauch@tzw.de |<br />

DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TWZ) |<br />

Karlsruher Straße 84 |<br />

D-76139 Karlsruhe<br />

Parallelheft <strong>gwf</strong>-Gas | Erdgas<br />

Rohrleitungsbau<br />

Sie lesen u. a. fol gende Bei träge:<br />

Hartmann/Kocks/Maier<br />

Drees/Vengels<br />

Gawantka<br />

Günther u. a.<br />

Hoffmann<br />

Umhüllungen <strong>aus</strong> Polyamid für nicht konventionelle Bauweisen<br />

nachumhüllungsmaterialien für hohe mechanische<br />

und thermische Beanspruchungen<br />

Zielnetzplanung am Beispiel eines regionalen Gashochdrucknetzes<br />

BCM-Biogastechnik vereinigt Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz<br />

durch Gesamtbetrachtung – Was muss sich ändern?<br />

konformitätsprüfung von Smart-Meter-Schnittstellen<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1211


Praxis<br />

Glasfaserliner <strong>aus</strong> dem H<strong>aus</strong>e Insituform<br />

DIBt-Zulassung Z-42.3-475 am 30. September 2011 erteilt<br />

Wie bei jedem langjährig<br />

erfolgreichen Unternehmen<br />

basieren auch bei Insituform die<br />

Entscheidungen auf soliden Marktund<br />

Wettbewerbsanalysen, internen<br />

Auswertungen, konstruktivem<br />

Kundenfeedback und natürlich den<br />

Anforderungen, die sich <strong>aus</strong> der<br />

Unternehmens<strong>aus</strong>richtung und<br />

-philosophie begründen.<br />

Die letzten prägenden Entwicklungen<br />

waren die Integration der<br />

Schacht- und Großprofilsanierungsverfahren<br />

sowie die Aufnahme des<br />

UV-härtenden Glasfaserliners von<br />

iMPREG in das Angebotsportfolio<br />

der IRT.<br />

Die Nachfrage nach Glasfaserlinern<br />

ist in den letzten Jahren enorm<br />

gestiegen. Dabei hat sich vielerorts<br />

eine „Aufgabenteilung“ zwischen<br />

Produktion und Installation entwickelt,<br />

indem sich einzelne Unternehmen<br />

auf ihre jeweiligen Kernkompetenzen<br />

konzentrieren. Das<br />

heißt, Produkte werden industriell<br />

Trier: Insituform-Glasfaserliner mittels Winde auf<br />

dem Weg durch den Kanal.<br />

Trier: Einziehen des Insituform-<br />

Glasfaserliners in den<br />

Startschacht.<br />

gefertigt und an verschiedene <strong>aus</strong>führende<br />

Unternehmen verkauft<br />

und durch diese eingebaut.<br />

Insituform, als Vorreiter der grabenlosen<br />

Sanierung mittels Synthesefaser-Schlauchlining,<br />

hat seit seiner<br />

Gründung 1989 einen anderen<br />

Weg beschritten. Der Insituform-<br />

Liner, in eigenen Produktionsstätten<br />

hergestellt und imprägniert,<br />

wird von eigenem Personal mit<br />

eigenem Equipment installiert.<br />

„Alles <strong>aus</strong> einer Hand“ bringt viele<br />

Vorteile, nicht nur für dem Dienstleister,<br />

sondern insbesondere dem<br />

Kunden – dem Auftraggeber:<br />

""<br />

Sicherheit,<br />

dass das angebotene und beauftragte<br />

Produkt/Verfahren tatsächlich<br />

zum Einsatz kommt.<br />

""<br />

Vertrauen,<br />

dass Produzent, Kalkulator und<br />

Einbaukolonne qualifiziert auf<br />

das Produkt geschult sind.<br />

""<br />

Zuverlässigkeit,<br />

da Produktion und Installation<br />

von vornherein optimal aufeinander<br />

abgestimmt sind und<br />

ein lückenloser Informationskreislauf<br />

zeitnahe Reaktionen<br />

ermöglicht.<br />

Trier: Einschieben der UV-Lichterkette<br />

vor dem Einbau des Packers.<br />

""<br />

Schnelligkeit,<br />

da zwischen Produktion und Installation<br />

nur geringe Abhängigkeit<br />

von externen Partnern und<br />

deren Prioritäten besteht.<br />

""<br />

Innovationen,<br />

die auf der Produktkenntnis in<br />

jeder Phase – von der Wareneingangskontrolle<br />

der Ausgangsmaterialien<br />

bis zur Kontrolle<br />

des fertigen Endproduktes<br />

– beruhen.<br />

Heidenau: Einziehen der<br />

Gleitfolie mittels Insituform-<br />

Einbaufahrzeug.<br />

Dezember 2011<br />

1212 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Praxis<br />

Erfahrungen <strong>aus</strong> t<strong>aus</strong>enden realisierten<br />

B<strong>aus</strong>tellen, die die Netzbetreiber<br />

überzeugt und Insituform<br />

so zum Marktführer der Branche<br />

gemacht haben. Der Mix <strong>aus</strong><br />

Bewährtem und dem Öffnen<br />

gegenüber neuen Ansprüchen<br />

erwies sich schon in der Vergangenheit<br />

als Erfolgsrezept.<br />

Daher war die Entscheidung,<br />

einen UV-härtenden Glasfaserliner<br />

– selbstverständlich mit DIBt-Zulassung<br />

– in die eigene Produktion aufzunehmen,<br />

nur logisch und folgerichtig.<br />

Die effiziente und partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit mit iMPREG<br />

endet mit dieser Entscheidung aber<br />

nicht, da für beide Unternehmen<br />

die Kooperation äußerst erfolgreich<br />

ist.<br />

Durch die Produkterweiterung<br />

in eigener Herstellung ist IRT nun<br />

außerdem in der Lage, gezielt Synergien<br />

zu nutzen, welche weiteren<br />

direkten Kundennutzen bringen:<br />

""<br />

Flexibilität,<br />

wenn kurzfristig nicht vorhersehbare<br />

Randbedingungen auf<br />

der B<strong>aus</strong>telle einen Produktwechsel<br />

notwendig machen.<br />

""<br />

Objektivität,<br />

da für jede projektbezogene<br />

Aufgabenstellung das technisch,<br />

wirtschaftlich und ökologisch<br />

optimale Produkt angeboten<br />

werden kann.<br />

""<br />

Wirtschaftlichkeit,<br />

wenn eine Maßnahme den kombinierten<br />

Einsatz verschiedener<br />

Materialien bzw. Aushärtemethoden<br />

erfordert.<br />

""<br />

Neutralität,<br />

da keinerlei Firmeninteresse<br />

besteht, ein bestimmtes Produkt<br />

zu favorisieren.<br />

Der Insituform-Glasfaserliner wurde<br />

hinsichtlich seiner Gebrauchstauglichkeit<br />

und aller relevanten Kenndaten<br />

umfassend geprüft und<br />

erhielt am 30.09.2011 die DIBt-<br />

Zulassung des Deutschen Instituts<br />

für Bautechnik.<br />

Die DIBt-Zulassung für den<br />

Insituform-Glasliner – genau wie die<br />

Heidenau: Der Zugkopf wird für<br />

den Einzugsvorgang vorbereitet.<br />

Zulassung für den Insituform-Synthesefaserliner<br />

und alle anderen<br />

Zertifikate – können von der Seite<br />

www.insituform.de/unternehmen/<br />

qualitaetssicherung heruntergeladen<br />

werden.<br />

Unabhängig davon steht ein<br />

Team von Spezialisten deutschlandweit<br />

für alle Fragen allgemeiner<br />

Natur, aber auch konkrete Sanierungsprojekte<br />

betreffend bereit.<br />

Den zuständigen Ansprechpartner<br />

findet man unter: www.insituform.<br />

de/niederlassungen<br />

Blick hinter die „Kulissen“<br />

Mitte September – mit der serienreifen<br />

Produktion des eigenen GF-<br />

Liners – öffnete IRT nach dem produktionsbedingten<br />

Umbau der<br />

Halle seine Tore zur ersten Werksbesichtigung.<br />

25 Ingenieure folgten<br />

der Einladung der Niederlassung<br />

Köln/Bonn nach Geschwenda in<br />

Thüringen. Als erste externe Besucher<br />

konnten sie die neue Imprägnieranlage<br />

für Glasfaserliner besichtigen,<br />

welche parallel zur Synthesefaserliner-Imprägnierung<br />

errichtet<br />

wurde.<br />

Analog zum Aufbau der Anlage<br />

erfolgte auch die Umstrukturierung<br />

des Lager- und Logistikbereichs.<br />

Zielsetzung: Die 23 000 m² Lagerfläche<br />

– für rund 30 000 m Trockenschläuche,<br />

etwa 200 000 kg ver-<br />

Heidenau: Materialschonendes<br />

Einziehen des Insituform-<br />

Glasfaserliners.<br />

schiedene Polyestertypen, rund 70 t<br />

Zuschlagstoffe für Polyester sowie<br />

verschiedenes Equipment für die<br />

B<strong>aus</strong>tellenbelieferung – den Bedürfnissen<br />

der Produkterweiterung<br />

anzupassen. Die Anpassung<br />

erstreckte sich auch auf alle an -<br />

deren Abläufe, wie z. B. Disposition<br />

oder Fakturierung.<br />

In den ersten Wochen der GFL-<br />

Produktion empfing das Werk nicht<br />

nur Kunden, sondern auch Kalkulatoren,<br />

Vertriebsmitarbeiter und<br />

Bauleiter der einzelnen IRT-Niederlassungen.<br />

Die Schulungen waren<br />

Teil der Produkteinführung. Denn<br />

nur wenn jeder Mitarbeiter mit dem<br />

neuen Produkt vertraut ist, kann<br />

langfristig eine gleich bleibend<br />

hohe Qualität gesichert werden.<br />

<br />

Heidenau: Der fertig installierte Insituform<br />

Glasfaserliner.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1213


Praxis<br />

Technische Daten<br />

Kurzzeit-E-Modul (DIN EN 1228)<br />

13 .000 N/mm 2<br />

Kurzzeit-E-Modul (DIN EN ISO 178)<br />

11 700 N/mm 2<br />

Abminderungsfaktor A1 1,43<br />

Langzeit-E-Modul (DIN EN 1228) 9090 N/mm 2<br />

Kurzzeit-Biegezugspannung (DIN EN ISO 178)<br />

185 N/mm 2<br />

Langzeit-Biegezugspannung 129 N/mm 2<br />

Standardharzsysteme nach DIN EN 13121,<br />

Gruppe 4<br />

„Feuertaufe“ in der Praxis<br />

bestanden<br />

Gestützt auf den reichen Erfahrungsschatz<br />

bei der Installation von<br />

Schlauchlinern im Allgemeinen und<br />

das über dreijährige Know-how<br />

beim Einbau von Glasfaser linern im<br />

Speziellen, verlief die Montage der<br />

ersten Insituform-Glasfaserliner<br />

erwartungsgemäß ohne Komplikationen.<br />

Vorbereitung und Durchführung<br />

der ersten Maßnahmen – wie<br />

beispielsweise in Trier DN 300, 4 mm<br />

oder Heidenau Eiprofil 800/1200,<br />

9 mm – wichen weder für die Bauleitung<br />

noch für die eingespielte<br />

Kolonne von der Routine ab.<br />

Größer war da natürlich die<br />

Anspannung im Werk selbst. Galt es<br />

doch nun, die Erkenntnisse <strong>aus</strong> den<br />

umfangreichen Testläufen umzusetzen,<br />

denn der Anspruch an die Qualität<br />

des Liners war bei Auftraggeber<br />

und -nehmer gleichermaßen hoch.<br />

Aber auch hier profitierte Insituform<br />

wieder von seiner harmonisch<br />

gewachsenen und schlanken Struktur,<br />

die eine enge Abstimmung zwischen<br />

Technik & Entwicklung, Produktion<br />

und der erfahrenen<br />

Kolonne der Testb<strong>aus</strong>tellen gewährleistete.<br />

Weiteres Plus: Alle am<br />

Kompetenzzentrum Geschwenda<br />

vorhandenen technischen Einrichtungen<br />

– von den modernen Laboratorien<br />

bis hin zum Testgelände –<br />

konnten und können zeitlich unbegrenzt<br />

genutzt werden.<br />

Kontakt:<br />

Insituform Rohrsanierungstechniken GmbH,<br />

Sulzbacher Straße 47,<br />

D-90552 Röthenbach/Pegnitz,<br />

Tel. (0911) 95773-0, Fax (0911) 95773-33,<br />

E-Mail: info@insituform.de,<br />

www.insituform.de<br />

Mit Torpedo in die Tiefe<br />

ARGE Pfaffinger/Streicher verlegt erstmals eine Stahlleitung DN 300 mit<br />

ZM-Auskleidung im Raketenpflugverfahren<br />

STREICHER Gruppe<br />

Der niederbayerische Gäuboden blühte, auf den Feldern begann die Aussaatzeit. Ausgerechnet in diesen für<br />

die Landwirtschaft sensiblen Zeitraum fiel die Verlegung einer Stahlleitung zur Optimierung der Trinkwasserversorgung<br />

im Raum Wallersdorf. Die Arbeiten, die Anfang April begannen, haben jedoch kaum Spuren in der<br />

Landschaft hinterlassen. Denn im Auftrag der <strong>Wasser</strong>versorgung Bayerischer Wald (WBW) wurde von den<br />

niederbayerischen Firmen Josef Pfaffinger Bauunternehmung GmbH und MAX STREICHER GmbH & Co. KG<br />

aA erstmals ein Verfahren durchgeführt, das die baulichen Eingriffe und somit Auswirkungen auf Flora,<br />

Fauna und Landwirtschaft auf ein Minimum reduziert.<br />

Lediglich eine schmale Schneise<br />

zieht sich durch die Mitte des<br />

Feldwegs am Rande eines Ackers<br />

bei Wallersdorf. Zuvor fuhr hier ein<br />

Mit ihrer 100-jährigen Geschichte vereint die<br />

STREICHER Gruppe Qualität und Fachkenntnis<br />

mit langjähriger Erfahrung in den Kompetenzfeldern<br />

Rohrleitungs- und Anlagenbau, Maschinenbau,<br />

Tief- und Ingenieurbau und Roh- und<br />

B<strong>aus</strong>toffe. Unter dem Dach der Muttergesellschaft<br />

MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA mit Hauptsitz<br />

in Deggendorf beschäftigt das Unternehmen<br />

im In- und Ausland über 3000 Mitarbeiter.<br />

nach außen hin gewöhnlicher Pflug<br />

entlang. Alles andere als gewöhnlich<br />

ist die Ausstattung der 18 Tonnen<br />

schweren Baumaschine. Am<br />

Ende des Pflugschwertes sitzt ein<br />

Aufweitkopf, der sogenannte Torpedo.<br />

Er hat einen Durchmesser<br />

von 419 mm und kann bis in<br />

eine Tiefe von 2,50 m eingesetzt<br />

werden. Dabei verdrängt und verdichtet<br />

der Torpedo das Erdreich.<br />

Die einzuziehenden, bis zu 800<br />

Meter langen Rohrstücke werden<br />

am Ende des Torpedos montiert<br />

und während dem Pflügen in den<br />

entstehenden Hohlraum eingezogen.<br />

Schnell und schonend<br />

Die Leitungsabschnitte der Pflugtrasse<br />

werden auf Rollenböcken<br />

vorbereitet, damit der Rohrmantel<br />

beim Einzug nicht beschädigt wird.<br />

Dies ist aber schon das Augenfälligste<br />

an dieser B<strong>aus</strong>telle. „Die Erdbewegung<br />

beschränkt sich auf die<br />

Einzieh- und Verbindungsgruben,<br />

wobei der Humusabtrag um 70 Prozent<br />

verringert wird“, merkt Bauleiter<br />

Andreas Freisinger von Pfaffinger<br />

an. Hinter dem Pflug schließt<br />

sich der Boden nahezu vollständig.<br />

Bautransporte entfallen in Teilen<br />

und die Belästigung durch Lärm<br />

oder Staubentwicklung reduziert<br />

Dezember 2011<br />

1214 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Praxis<br />

sich auf ein Minimum. Doch das<br />

Verfahren schont nicht nur Umwelt<br />

und Anwohner, sondern auch die<br />

Kassen. Laut dem planenden Ingenieur<br />

Dionys Stelzenberger verkürzt<br />

sich die Bauzeit dank Raketenpflugverfahren<br />

um ein Drittel gegenüber<br />

konventionellen Baumethoden.<br />

Bewährtes Verfahren an<br />

neuem Material<br />

Neu ist das Raketenpflugverfahren<br />

nicht. Es bewährt sich bereits seit<br />

dem Jahr 2000. Grundlage für seine<br />

Entwicklung bildete das Rohrpflugverfahren,<br />

das im Kabel- und Rohrleitungsbau<br />

eingesetzt wird. Die<br />

Erweiterung des Pflugs um die<br />

Raketenkonstruktion mit Verdrängerteil<br />

ermöglicht das Verlegen von<br />

Rohren auch mit größerem Durchmesser.<br />

Waren zu Beginn Hohlräume<br />

von 250 mm möglich, so<br />

schafft der Aufweitkopf heute Hohlräume<br />

von bis zu 500 mm Durchmesser.<br />

Die Leitung, die bei Wallersdorf<br />

verlegt wird, hat einen Außendurchmesser<br />

von 330 mm.<br />

Eine Neuheit ist dagegen, dass<br />

das Raketenpflugverfahren bei<br />

einer Stahlleitung angewandt wird.<br />

Gewöhnlich kommt das grabenlose<br />

Verfahren aufgrund der eingeschränkten<br />

Biegeradien von Stahl<br />

bislang nur bei PE- oder Gussrohren<br />

zum Einsatz.<br />

Das Pflugschwert mit dem<br />

Torpedo im Sohlbereich, der<br />

Hohlräume von bis zu 500 mm<br />

Durchmesser aufweiten kann.<br />

© STREICHER<br />

Erfolgreicher Erstversuch<br />

In den ersten zwei Stunden der<br />

Verlegearbeiten wurden 160 Meter<br />

Rohrleitung eingezogen. „Das Verfahren<br />

funktioniert besser als an -<br />

genommen“, sagt Bauleiter Markus<br />

Lallinger von STREICHER. Der Boden<br />

in der Region sei steinfrei und sehr<br />

bindig, weshalb sich die Stahlleitung<br />

besonders leicht einziehen ließ.<br />

„Beim Erstversuch waren maximale<br />

Zugkräfte von zehn Tonnen erforderlich.<br />

Die zulässige Zugkraft würde<br />

bei 100 Tonnen liegen, wobei der<br />

Biegeradius von 190 Metern nicht<br />

unterschritten werden darf. Bei Einziehlängen<br />

von 150 bis 760 Metern<br />

lagen die Zugkräfte nie über 60 Tonnen.<br />

Da gibt es also noch genügend<br />

Spielraum“, sagt Markus Lallinger.<br />

Premiere für neuen Pflug<br />

Um die Zugkräfte und den Biegeradius<br />

genau überprüfen zu können,<br />

wurde für die Verlegung der<br />

Stahlleitung der WBW im Auftrag<br />

der ARGE ein Spezialpflug eingesetzt.<br />

Ein Sensor im Inneren des<br />

Aufweitkopfes überwacht die Zugkräfte.<br />

Ein Tachymeter, der im Be -<br />

reich der Trasse aufgestellt wird,<br />

misst ständig Lage und Gefälle des<br />

Pflugs und übermittelt die Signale<br />

direkt an den Pflugführer. Gezogen<br />

wird der Pflug von einer 480 PS<br />

starken Zugmaschine, die bis zu<br />

200 Tonnen Zugkraft aufbringen<br />

kann. Sie fährt die Verlegestrecke in<br />

einer Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von 2 bis 4 m/min ab. Pflugund<br />

Zugmaschinenführer stehen<br />

über Funk per manent in Kontakt.<br />

Für eine sichere<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Auf diese Weise verlegte die ARGE<br />

insgesamt 9,3 Kilometer Stahlleitung<br />

DN 300, davon 8 km im Raketenpflugverfahren<br />

in nur 4,5 Monaten,<br />

durch die nun waldwasser®<br />

(EU-geschützte Marke der WBW)<br />

<strong>aus</strong> dem Grundwasserpumpwerk<br />

Moos bei Plattling bis nach Reißing<br />

fließt. Die Strecke gliederte sich in<br />

21 Pflugabschnitte von 150 bis<br />

760 m Länge. Bereits Mitte Juni<br />

Wenig Eingriff in die Natur: Der Humusabtrag<br />

reduziert sich auf die Einzieh- und einige<br />

Verbindungsgruben. Das Verfahren ist besonders<br />

schonend für die Umwelt und spart außerdem<br />

Kosten. © STREICHER<br />

waren die Pflugarbeiten abgeschlossen.<br />

Auch der Bau eines<br />

2000 m³ fassenden Hochbehälters<br />

bei Reißing sowie eines Pumpwerks<br />

bei Arndorf sind Bestandteil des<br />

Ausb<strong>aus</strong> des WBW-Netzes. Neben<br />

der Optimierung und Sicherung der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung in Ostbayern<br />

trägt die neue Stahlleitung auch zur<br />

Stabilisierung des <strong>Wasser</strong>drucks in<br />

der Region bei.<br />

Kontakt:<br />

Josef Pfaffinger Bauunternehmung GmbH,<br />

Wiener Straße 35, D-94032 Passau,<br />

Tel. (0851) 390-0, Fax (0851) 390-29,<br />

www.pfaffinger.com<br />

Pfaffinger Unternehmensgruppe<br />

Die Unternehmensgruppe Pfaffinger mit Hauptsitz<br />

in Passau blickt auf eine über 150-jährige Firmengeschichte.<br />

Inzwischen auf sechs in Deutschland<br />

ansässige Standorte gewachsen (Passau,<br />

Leipzig, Berlin, Leuna, Stuttgart und Essen), realisiert<br />

das Unternehmen mit mehr als 400 Mitarbeitern<br />

regionale wie auch überregionale Projekte.<br />

Pfaf finger sieht sich als Kompetenzzentrum in<br />

den Bereichen Hochbau, Ingenieur- und Rohrleitungsbau,<br />

in der Rohrnetz- und Sanierungstechnik<br />

sowie bei Tiefbaumaßnahmen.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1215


Produkte und Verfahren<br />

Neue Aktivkohle-Serie von Siemens<br />

AquaCarb-CX auf Basis von Kokosnussschalen ergänzt Angebot<br />

zur Behandlung von Oberflächenwasser<br />

Siemens Water Technologies erweitert mit der Reihe AquaCarb-CX sein Angebot an Aktivkohlen. Die neuen<br />

Produkte werden <strong>aus</strong> Kokosnussschalen gewonnen und stellen eine Alternative zu Filtern auf Basis von<br />

Steinkohle dar. Mit AquaCarb-CX lassen sich Geschmacks- und Geruchsstoffe, Desinfektionsnebenprodukte<br />

und deren Vorläufer sowie organische Kohlenstoffe (Total Organic Carbon, TOC) <strong>aus</strong> Oberflächenwasser<br />

entfernen. Auch zur Behandlung von Grundwasser ist die AquaCarb-CX-Serie geeignet. Sie ist ebenso wie die<br />

Siemens-Produktline Westates auf dem nordamerikanischen Markt erhältlich.<br />

Die Produkte der AquaCarb-CX-<br />

Serie verbinden zwei Eigenschaften:<br />

Sie weisen die <strong>aus</strong>gedehnte<br />

mikroporöse Struktur von<br />

Aktivkohle auf Basis von Kokosnussschalen<br />

auf, zeigen aber zugleich<br />

das bessere kinetische Verhalten<br />

von Aktivkohle <strong>aus</strong> Steinkohle. So<br />

Mit der AquaCarb-CX-Serie führt Siemens neue<br />

Aktivkohlen auf der Basis von Kokosnussschalen<br />

für die Aufbereitung von Oberflächen wasser ein.<br />

© Siemens AG<br />

lassen sich mit AquaCarb-CX flüchtige<br />

organische Verbindungen<br />

effektiv beseitigen. Darüber hin<strong>aus</strong><br />

ist die Aktivkohle in Anwendungen<br />

einsetzbar, für welche bislang<br />

bevorzugt Filter auf Steinkohlebasis<br />

verwendet wurden.<br />

Von Siemens durchgeführte<br />

Tests haben gezeigt, dass die Aktivkohlen<br />

der AquaCarb-CX-Serie nicht<br />

nur eine höhere Adsorptionsfähigkeit<br />

als Aktivkohle auf Steinkohlebasis<br />

besitzen, sondern bis zum Durchbruch<br />

des Filters zudem einen<br />

höheren Durchsatz bewältigen können.<br />

Für den Kunden ergeben sich<br />

dar<strong>aus</strong> Kosteneinsparungen beim<br />

Lebenszyklus der Anlage sowie für<br />

die Einhaltung der geforderten<br />

<strong>Wasser</strong>qualität.<br />

Siemens Water Technologies ist<br />

mit der Westates-Reihe für Aktivkohlen<br />

und zugehöriger Ausstattung<br />

ein führender Anbieter von<br />

Adsorptionstechnologien. Zusätzlich<br />

bietet das Unternehmen technische<br />

und anlagenspezifische<br />

Dienstleistungen wie Analysen,<br />

Aus- und Einbau, Reaktivierung und<br />

Recycling verbrauchter Kohlemedien.<br />

Auf diese Weise unterstützt es<br />

Kunden dabei, einen dauerhaft<br />

effizienten Betrieb ihrer Adsorbersysteme<br />

sicherzustellen und Ausfallzeiten<br />

zu minimieren.<br />

AquaCarb und Westates sind<br />

Marken von Siemens und/oder verbundenen<br />

Konzerngesellschaften<br />

in bestimmten Ländern.<br />

Mehr Details zu AquaCarb unter:<br />

http://www.water.siemens.com/en/<br />

products/activated_carbon/granular_<br />

activated_carbon_gac/Pages/<br />

aquacarb-1230cx-enhanced-coconut.aspx<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.siemens.com/water<br />

Geführtes Radar revolutioniert<br />

die Trennschichtmessung<br />

Das erste einheitliche Zweileiter-Konzept für Durchfluss und Füllstand erhöht die<br />

Sicherheit und senkt die Kosten<br />

Der Wunsch nach Einheitlichkeit<br />

und Durchgängigkeit in der<br />

Feldinstrumentierung seitens der<br />

Betreiber wird immer lauter. Die<br />

damit verbundene Reduktion von<br />

Komplexität und Kosten steht im<br />

Vordergrund.<br />

Endress+H<strong>aus</strong>er setzt diese Forderung<br />

in einem neuen, auf der<br />

Zweileiter-Technik basierenden Konzept<br />

für die Messparameter Durchfluss<br />

und Füllstand nach und nach<br />

um. Insgesamt sieben Messverfahren<br />

werden in diesem einheitlichen<br />

Gerätekonzept integriert und stehen<br />

für „Unified Instrumentation –<br />

Efficiency by Endress+ H<strong>aus</strong>er“.<br />

Geführtes Radar Levelflex<br />

FMP50…57<br />

Alle acht Gerätevarianten der neuen<br />

Gerätegeneration zur Füllstandmessung<br />

für Flüssigkeiten und Schütt-<br />

Dezember 2011<br />

1216 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Produkte und Verfahren<br />

güter erfüllen folgende Kundenanforderungen:<br />

""<br />

Entwicklung nach DIN/<br />

EN 61508: 2010 – SIL2/SIL3<br />

bei homogener Redundanz,<br />

wiederkehrende Prüfung ohne<br />

Füllstandsänderung möglich<br />

""<br />

Geräte- und Prozessdiagnose<br />

nach NE 107 verkürzt oder<br />

vermeidet Anlagenstillstände<br />

""<br />

Im Gehäuse integrierter<br />

Datenspeicher HistoROM<br />

ermöglicht Elektronikt<strong>aus</strong>ch<br />

ohne Neuabgleich<br />

Doppelt sichere<br />

Trennschichtmessung mit<br />

Levelflex FMP55<br />

Die neue Füllstandsonde Levelflex<br />

Typ FMP55 ist der weltweit erste<br />

Multiparameter-Transmitter zur<br />

Trennschichtmessung. Die Besonderheit<br />

dabei ist, dass der Levelflex<br />

FMP55 zwei Messverfahren kombiniert<br />

und zwar das geführte Radarverfahren<br />

mit dem kapazitiven Messprinzip.<br />

Damit vereint dieses Messgerät<br />

alle Vorteile der beiden<br />

bisherigen Trennschicht-Messsysteme.<br />

Das Ergebnis ist eine her<strong>aus</strong>ragende<br />

Zuverlässigkeit bei der<br />

Messwerterfassung von Trennschichten,<br />

die häufig in Chemischen<br />

bzw. Petrochemischen Prozessen<br />

vorkommen. Durch die Ausgabe<br />

von zwei normierten 4 … 20 mA<br />

Signalen erfüllt der Levelflex FMP55<br />

den Wunsch der Nutzer nach einer<br />

zuverlässigen Erfassung vom<br />

Gesamtfüllstand und der Trennschicht.<br />

Das Messgerät entscheidet<br />

ohne weitere Einstellungen des<br />

Betreibers selbst, welches Messverfahren<br />

– geführtes Radar bei klaren<br />

Trennschichten oder Kapazitiv beim<br />

Auftreten von Emulsionsschichten<br />

– zum Einsatz kommt. Selbst wechselnde<br />

obere Dk-Werte beeinflussen<br />

die Messsicherheit nicht.<br />

Mit dem Levelflex FMP55 entfallen<br />

Entscheidungen in einer frühen<br />

Planungsphase, welches Messverfahren<br />

– geführtes Radar oder Kapazitiv<br />

– besser geeignet ist: Levelflex<br />

FMP55: immer die richtige Wahl für<br />

alle Trennschichtmessaufgaben!<br />

Kontakt:<br />

Endress+H<strong>aus</strong>er Messtechnik<br />

GmbH+Co. KG,<br />

Colmarer Straße 6,<br />

D-79576 Weil am Rhein,<br />

www.de.endress.com<br />

Die neue Füllstandsonde<br />

Levelflex<br />

FMP55<br />

kombiniert<br />

zwei Messverfahren,<br />

nämlich das<br />

geführte<br />

Radarverfahren<br />

mit dem<br />

kapazitiven<br />

Messprinzip in<br />

einem Sensor.<br />

Mit NOVAIR und NOVAQUA besserer Wirkungsgrad<br />

Viele SBR-Anlagenhersteller integrierten in den letzten Jahren Tauchmotorbelüfter auf Basis der DAB<br />

Tauchmotorpumpen NOVA und NOVA SV in ihre Kleinkläranlagen. Ebenso setzten die Hersteller Tauchmotorpumpen<br />

von DAB Deutschland dort ein. Diese im Markt anerkannte Qualität der NOVA SV wurde jetzt mit der<br />

Markteinführung von NOVAIR 200 und NOVAIR 600 (Belüfter) und NOVAQUA 180 (Pumpe) weiter optimiert.<br />

NOVAIR ist der erste von DAB entwickelte Belüfter und seine Eigenschaften lassen aufhorchen. „Sowohl der<br />

Lufteintrag als auch die Wartungsfreundlichkeit und Energieeffizienz konnten bei Testreihen immer Spitzenplätze<br />

erreichen“, fasst Achim Zinner, Technischer Leiter DAB, die Vorteile der drei neuen Produkte zusammen.<br />

Der Wirkungsgrad von Kleinkläranlagen<br />

mit SBR-Technik<br />

(Sequential Batch Reactor) hängt<br />

nicht zuletzt von dem hohen Sauerstoffeintrag<br />

ab, den die Belüfter<br />

bewirken. Je mehr ultrafeine Luftblasen<br />

dem Belebungsbecken<br />

zugeführt werden, desto besser<br />

können die Mikroorganismen ihre<br />

Dienste zur Klärung verrichten.<br />

Das neue spezielle Design der<br />

Propeller und des Belüftergehäuses<br />

leisten hier ganze Arbeit. Mit dem<br />

ebenfalls neuen Oberteil mit lösbarer<br />

Kabelverbindung werden zudem<br />

die Wartungsarbeiten deutlich vereinfacht.<br />

Das Kabel ist zudem längswasserdicht<br />

und erhöht somit die<br />

elektrische Sicherheit.<br />

Auch die Motoren der NOVAIR<br />

und NOVAQUA wurden auf noch<br />

längere Laufzeiten hin optimiert.<br />

Die Edelstahlwelle besitzt jetzt eine<br />

Keramikummantelung, die für hohe<br />

Verschleißfestigkeit steht.<br />

Mit speziellen V-Ringen wird der<br />

Verzopfung wirksam entgegengewirkt.<br />

Ein hochwertiger Konden sator<br />

<br />

DAB Tauchmotorbelüfter NOVAIR<br />

mit neuem Propellerdesign.<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1217


Produkte und Verfahren<br />

DAB Tauchmotorbelüfter<br />

NOVAIR 600<br />

und NOVAIR<br />

200.<br />

gehört ebenfalls mit zum neuen DAB-<br />

Qualitätskonzept. Auch die Energieeffizienz<br />

konnte weiter gesteigert werden,<br />

lässt sich doch ein höherer Lufteintrag<br />

in kürzerer Zeit realisieren.<br />

„Mit den beiden neuen Tauchmotorbelüftern<br />

NOVAIR 200 und<br />

NOVAIR 600 und der dazugehörigen<br />

Tauchmotorpumpe NOVAQUA<br />

180 wird der gute Ruf der Serie<br />

NOVA SV konsequent fortgeschrieben.<br />

Diese neuen DAB-Produkte<br />

sind Komponenten, die die Effizienz<br />

der Kleinkläranlagen merkbar steigern<br />

und deren Herstellern deutliche<br />

Vorteile bieten“, ist sich Hans<br />

van Lieshout, Geschäftsführer DAB,<br />

sicher.<br />

Das Produkt-Trio kann auch bei<br />

der Teichbelüftung oder dem<br />

Mischen von feststofffreien Flüssigkeiten<br />

zum Einsatz kommen und<br />

dokumentiert mit einer Garantie<br />

von 30 Monaten seinen hohen<br />

Qualitätsanspruch.<br />

Kontakt:<br />

DAB<br />

Pumpen GmbH Deutschland,<br />

Tackweg 11, D-47918 Tönisvorst,<br />

Tel. (02151) 82136-0, Fax (02151) 82136-36,<br />

www.dwtgroup.com<br />

Pumpen mit „Allmind“ intelligent überwachen<br />

und regeln<br />

Die Allweiler AG, ein Unternehmen der Colfax Corp., hat mit „Allmind“ eine neue „Smart-Plattform“ für ihre<br />

Pumpen entwickelt. Alle Pumpen lassen sich damit intelligent überwachen und mit hohem Wirkungsgrad<br />

regeln. Die kontinuierliche Diagnose der Pumpe ergänzt die Fähigkeiten von „Allmind“. Das Ergebnis: eine<br />

drastische Reduzierung der Wartungs- und Energiekosten, erhöhte Sicherheit und eine optimale Regelung<br />

der Pumpe auf den gewünschten Betriebspunkt. Zur Regelung nutzt „Allmind“ übliche Frequenzumrichter.<br />

Diese benötigen keine Intelligenz, da die von Allweiler entwickelten „Allmind“-Algorithmen alle Regelungsinfor<br />

mationen bereitstellen.<br />

Das Mastermodul<br />

„AM 101“ ist<br />

das zentrale<br />

„Gehirn“ der<br />

neuen Pumpenüberwachung,<br />

-diagnose und<br />

-regelung der<br />

ALLWEILER AG.<br />

Sind mehrere<br />

Pumpen im<br />

Einsatz,<br />

kommen<br />

zusätzliche<br />

Satellitenmodule<br />

„AM 201“<br />

hinzu:<br />

Sie nehmen die<br />

Sensorsignale<br />

an jeder Pumpe<br />

auf und<br />

kommunizieren<br />

mit dem<br />

Mastermodul.<br />

llmind“ besteht <strong>aus</strong> Modu-<br />

die flexibel kombiniert<br />

„Alen,<br />

werden und damit auf die jeweiligen<br />

Prozesse individuell angepasst<br />

werden können. Das System bietet<br />

dabei erstmalig die Möglichkeit, mit<br />

einer Hardware-Plattform von der<br />

einfachen Zustandsüberwachung<br />

bis hin zu komplexen Überwachungs-<br />

und Regelungstätigkeiten<br />

an mehreren Pumpen alle Anforderungen<br />

zu realisieren. Dabei lassen<br />

sich Druck, Temperatur, Leckage,<br />

Vibration und Leistung überwachen<br />

sowie PID-Regler aktivieren. Somit<br />

kann jede Pumpe individuell mit<br />

einer Drehzahlregelung <strong>aus</strong>gerüstet<br />

werden. Der dafür notwendige Frequenzumrichter<br />

ist ebenfalls Teil<br />

der neuen Plattformstrategie. Je nach<br />

Konfiguration löst „Allmind“ pumpenindividuelle<br />

Reaktionen <strong>aus</strong>, z. B.<br />

ein drehzahlreduziertes Weiterfahren<br />

in einem sicheren Betriebspunkt.<br />

Mit „Allmind“ werden Wartung<br />

und Instandhaltung planbar, es gibt<br />

keine ungeplanten Produktions<strong>aus</strong>fälle<br />

und keine Folgeschäden.<br />

Das System speichert alle Sensorwerte<br />

und ermöglicht so vielfältige<br />

Auswertungen. Durch einen integrierten<br />

Assistenten erfordert es<br />

keine speziellen Kenntnisse bei der<br />

In betriebnahme. Kompakte Maße,<br />

die Schutzart IP 54 und individuelle<br />

Montagemöglichkeiten an der Wand<br />

oder auf DIN-Schiene ermöglichen<br />

es, „Allmind“ in jeder Industrieumgebung<br />

einzusetzen. Vorkonfigurierte<br />

Einstellungen auf den jeweiligen<br />

Prozess, die Möglichkeit zur<br />

individuellen Optimierung und eine<br />

einfache Nachrüstung vorhandener<br />

Anlagen sind ebenfalls möglich.<br />

„Allmind führt zu deutlich niedrigen<br />

Gesamtkosten (TCO), ist günstiger<br />

als ähnliche Systeme und<br />

rechnet sich daher schnell auch für<br />

kleinere Pumpen und Normpumpen“,<br />

fasst Stefan Kleinmann,<br />

Vice President Geschäftsbereich<br />

Industrie und Mitglied der<br />

Geschäftsleitung der Allweiler AG,<br />

zusammen. „Allmind“ lässt sich<br />

sowohl für Kreisel- als auch für<br />

Verdrängerpumpen einsetzen.<br />

Kontakt:<br />

Allweiler AG, Edwin Braun,<br />

Allweilerstraße 1,<br />

D-78315 Radolfzell,<br />

Tel. (07732) 86-343, Fax (07732) 86-99343,<br />

E-Mail: e.braun@allweiler.de,<br />

www.allweiler.de<br />

Dezember 2011<br />

1218 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Zur Sache<br />

Genau betrachtet<br />

Fachaufsätze für <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> werden vor Veröffentlichung<br />

im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Die Fachbeiträge in <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<br />

<strong>Abwasser</strong> sollen Themen <strong>aus</strong><br />

dem <strong>Wasser</strong>fach auf höchstem wissenschaftlichem<br />

Niveau behandeln.<br />

Deshalb werden eingereichte Manuskripte<br />

jeweils zwei Gutachtern<br />

(Referees) <strong>aus</strong> dem betreffenden<br />

Fachgebiet zur Prüfung vorgelegt.<br />

Die Redaktion bedankt sich an<br />

dieser Stelle ganz herzlich bei den<br />

Wissenschaftlern und Fachleuten,<br />

die sich ehrenamtlich dazu bereit<br />

erklären, Fachaufsätze zu begutachten.<br />

Denn ihre aktive Mitarbeit<br />

als Referees, aber auch ihre Mithilfe<br />

bei der Akquisition von interessanten<br />

Beiträgen und qualifizierten<br />

Fachautoren trägt wesentlich dazu<br />

bei, eine lebendige und spannende<br />

technisch-wissenschaftliche Fachzeitschrift<br />

zu gestalten.<br />

Wie jedes Jahr veröffentlichen<br />

wir auch in dieser Dezember<strong>aus</strong>gabe<br />

alle Referees namentlich in<br />

alphabetischer Reihenfolge – allerdings<br />

ohne jeglichen Bezug zu den<br />

Gutachten.<br />

© Niabot/Wikipedia<br />

Wissenschaftliche Beiträge zur<br />

Veröffentlichung in <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

senden Sie an:<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler,<br />

Schriftleitung <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>,<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

Rosenheimer Str. 145,<br />

D-81671 München,<br />

oder:<br />

Postfach 801360,<br />

D-81613 München,<br />

Tel. (089) 45051-318,<br />

Fax 45051-318-323,<br />

E-Mail: ziegler@oldenbourg.de<br />

Gutachter im <strong>gwf</strong>-Peer-Review-Verfahren 2011<br />

Dr. Jörg Bork, Universität Koblenz-Landau, Landau<br />

Dr. Martin Brockmann, Aquantis GmbH, Ratingen<br />

Dr. Norbert Burger, figawa, Köln<br />

Dr. Christoph Czekalla, Hamburg <strong>Wasser</strong>, Hamburg<br />

Prof. Dr. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr München, Neubiberg<br />

Prof. Dr. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung, Stuttgart<br />

Dr. Kl<strong>aus</strong> Hagen, KrügerWABAG GmbH, Bayreuth<br />

Dr. Hans Jürgen Hahn, Universität Koblenz-Landau, Landau<br />

Prof. Dr. Werner Hegemann, Andechs<br />

Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW, Mülheim an der Ruhr<br />

Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />

Prof. Dr. Rainer Helmig, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />

Prof. Dr. Winfried Hoch, EnBW Regional AG, Stuttgart<br />

Dr. Georg Houben, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover<br />

Prof. Dr. Martin Jekel, Technische Universität Berlin<br />

Prof. Dr. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1219


Zur Sache<br />

Dipl.-Ing. Rudolf Meyer, Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />

Dipl. -Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />

Dr. Thomas Nelle, AWS GmbH, Gelsenkirchen<br />

Dr. Franz Otillinger, Stadtwerke Augsburg <strong>Wasser</strong> GmbH, Augsburg<br />

Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />

Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Hermann Löhner, EnBW Regional AG, Stuttgart<br />

Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />

Prof. Dr. Johannes Pinnekamp, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH)<br />

Prof. Dr. Karl-Heinz Rosenwinkel, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />

Prof. Dr. Theo G. Schmitt, Technische Universität Kaiserslautern<br />

RA Jörg Schwede, Kanzlei Doehring, Hannover<br />

Prof. Dr. Friedhelm Sieker, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker, Hoppegarten<br />

Frank Stefanski, Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />

Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner Ingenieure GmbH, Lohmar<br />

Prof. Dr. Wolfgang Uhl, Technische Universität Dresden<br />

Prof. Dr. Knut Wichmann, DVGW-Forschungsstelle TUHH, Hamburg<br />

Prof. Dr. Thomas Wintgens, Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Life Sciences, Muttenz<br />

Dr. Rudi Winzenbacher, Zweckverband Landeswasserversorgung, Langenau<br />

<strong>gwf</strong><br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

INTERNATIONAL<br />

The leading specialist journal<br />

for water and wastewater<br />

S1 / 2011<br />

Volume 152<br />

ISSN 0016-3651<br />

B 5399<br />

Innovation from tomorrow’s world<br />

<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

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The leading Knowledge Platform in<br />

Water and Wastewater Business<br />

MIS Universell.<br />

<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong><br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

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9/2011<br />

Jahrgang 152<br />

ISSN 0016-3651<br />

B 5399<br />

Established in 1858, »<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong>« is regarded<br />

as the leading publication for water and wastewater<br />

technology and science – including water production,<br />

water supply, pollution control, water purification and<br />

sewage engineering.<br />

It‘s more than just content: The journal is a publication<br />

of several federations and trade associations. It comprises<br />

scientific papers and contributions re viewed by experts, offers<br />

industrial news and reports, covers practical infor mation, and<br />

publishes subject laws and rules.<br />

In other words: »<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong>« opens a direct way to<br />

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• Integrierter Außenflansch. Keine Nachbearbeitung der Außenabdichtung.<br />

• Gleichmäßige Harzverteilung in alle Hohlstellen/Ausbrüche – für alle Mauerwerke geeignet.<br />

• Besonders sicher in der Anwendung – ein Arbeitsgang, eine Kartuschenfüllung.<br />

Damit Wände dichter bleiben. Und Gebäude länger leben.<br />

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Mit dem Kopf durch die Wand.<br />

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Media consultant:<br />

Inge Matos Feliz<br />

matos.feliz@oiv.de<br />

Phone: +49 (0)89/45051-228<br />

Fax: +49 (0)89/45051-207<br />

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Dezember 2011<br />

1220 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Impressum<br />

Information<br />

Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />

<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />

Organschaften:<br />

Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />

Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />

des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />

der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />

(figawa),<br />

der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />

Abfall e. V.<br />

der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />

(ÖVGW),<br />

des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />

Österreich,<br />

der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />

der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />

Her<strong>aus</strong>geber:<br />

Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />

Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />

Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />

Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />

Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />

Prof. Dr. Winfried Hoch, EnBW Regional AG, Stuttgart<br />

Prof. Dr. Dipl.-Ing. Kl<strong>aus</strong> Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />

Thyssengas GmbH, Dortmund<br />

Dipl.-Ing. Jost Körte, RMG Messtechnik GmbH, Butzbach<br />

Prof. Dr. Matthias Kr<strong>aus</strong>e, Stadtwerke Halle, Halle<br />

Dipl.-Ing. Kl<strong>aus</strong> Küsel, Heinrich Scheven Anlagen- und Leitungsbau<br />

GmbH, Erkrath<br />

Prof. Dr.-Ing. Hans Mehlhorn, Zweckverband Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung,<br />

Stuttgart<br />

Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />

Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Hans Sailer, Wiener <strong>Wasser</strong>werke, Wien<br />

Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />

BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />

Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />

Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />

Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />

Redaktion:<br />

Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

Rosenheimer Straße 145, D-81671 München,<br />

Tel. (0 89) 4 50 51-3 18, Fax (0 89) 4 50 51-3 23,<br />

e-mail: ziegler@oiv.de<br />

Redaktionsbüro im Verlag:<br />

Sieglinde Balzereit, Tel. (0 89) 4 50 51-2 22,<br />

Fax (0 89) 4 50 51-3 23, e-mail: balzereit@oiv.de<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />

beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />

Prof Dr. med. Konrad Botzenhart, Hygiene Institut der Uni Tübingen,<br />

Tübingen<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />

München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />

Abfall technik, Neubiberg<br />

Dr. rer. nat. Kl<strong>aus</strong> Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />

Prof. Dr.-Ing. Werner Hegemann, Andechs<br />

Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />

Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />

Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />

Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />

Dipl.-Ing. Rudolf Meyer, Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />

Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, FIGAWA, Köln<br />

Dipl.-Ing. Wilhelm Rubbert, Bieske und Partner GmbH, Lohmar<br />

Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Friedhelm Sieker, Institut für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

Universität Hannover<br />

RA Jörg Schwede, Kanzlei Doering, Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Knut Wichmann, DVGW-Forschungsstelle TUHH,<br />

Hamburg<br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />

D-81671 München, Tel. (089) 450 51-0, Fax (089) 450 51-207,<br />

Internet: http://www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke, Hans-Joachim Jauch<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Helga Pelzer, Vulkan-Verlag GmbH, Essen,<br />

Tel. (0201) 82002-35 e-mail: h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Matos Feliz, im Verlag,<br />

Tel. (089) 45051-228, Fax (089) 45051-207,<br />

e-mail: matos.feliz@oiv.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />

Tel. (089) 450 51-226, Fax (089) 450 51-300,<br />

e-mail: krawczyk@oiv.de<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 61.<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />

(Doppel<strong>aus</strong>gabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />

„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />

Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />

Jahresabonnementpreis:<br />

Inland: € 360,– (€ 330,– + € 30,– Versandspesen)<br />

Ausland: € 365,– (€ 330,– + € 35,– Versandspesen)<br />

Einzelheft: € 37,– + Versandspesen<br />

ePaper als PDF € 330,–, Einzel<strong>aus</strong>gabe: € 37,–<br />

Heft und ePaper € 429,–<br />

(Versand Deutschland: € 30,–, Versand Ausland: € 35,–)<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Postfach 91 61<br />

D-97091 Würzburg<br />

Tel. +49 (0) 931 / 4170-1615, Fax +49 (0) 931 / 4170-492<br />

e-mail: leserservice@oldenbourg.de<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />

Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />

strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />

der Meinung der Redaktion.<br />

Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />

Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

© 1858 Oldenbourg Industrieverlag GmbH, München<br />

Printed in Germany<br />

Dezember 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1221


INFormation Termine<br />

2012<br />

""<br />

Zertifizierter Kanalsanierungs-Berater 2012 – Lehrgang 1/2012<br />

09.01.2012, Essen<br />

Technische Akademie Hannover e.V., Dr.-Ing. Igor Borovsky, Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 3943330,<br />

Fax (0511) 3943340, E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />

""<br />

42. Internationales <strong>Wasser</strong>bau-Symposium und <strong>Wasser</strong>wirtschaft (IWW) der RWTH Aachen –<br />

Hochwasser, eine Daueraufgabe<br />

12.–13.01.2012, Aachen<br />

Institut für <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Mies-van-der-Rohe-Straße 1, 52056 Aachen,<br />

Dipl.-Hydrol. Sabine Jenning, Tel. (0241) 80 25923, E-Mail: jenning@iww.rwth-aachen.de, www.iww.rwth-aachen.de<br />

""<br />

Gebäude- und Grundstücksentwässerung – Gesicherte Qualität durch RAL-Gütezeichen<br />

16.–17.01.2012, Fulda<br />

Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef,<br />

Sarah Heimann, Tel. (02242) 872-192, E-Mail: heimann@dwa.de<br />

""<br />

Hochwassermanagement durch Geodaten – GIS und GDI in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

25.–26.01.2012, Kassel<br />

DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Sarah Heimann, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />

53773 Hennef, Tel. (02242) 872-192, E-Mail: heimann@dwa.de<br />

""<br />

Weibliche Führungskräfte in der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

07.–08.02.2012, Leipzig<br />

EW Medien und Kongresse GmbH, Josef-Wirmer-Straße 1, 53123 Bonn, Tel. (0228) 2598-100, Fax (0228) 2598-120,<br />

E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />

""<br />

E-world energy & water<br />

07.–09.02.2012, Essen<br />

www.e-world-2012.com<br />

""<br />

26. Oldenburger Rohrleitungsforum – Rohrleitungen – in neuen Energieversorgungskonzepten<br />

09.–10.02.2012, Oldenburg<br />

Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg e.V., Ofener Straße 18, 26121 Oldenburg, Tel. (0441) 36 10 39-0,<br />

Fax (0441) 36 10 39-10, E-Mail: info@iro-online.de, www.iro-online.de<br />

""<br />

Dynamische Druckänderungen (Druckstöße) in <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen –<br />

Ursachen und Beherrschung<br />

28.–29.02.2012, Göttingen<br />

DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e.V., Katja Heythekker, Postfach 14 03 62, 53058 Bonn,<br />

Tel. (0228) 9188-602, Fax (0228) 9188-92-602, E-Mail: heythekker@dvgw.de<br />

""<br />

12. Göttinger <strong>Abwasser</strong>tage: Her<strong>aus</strong>forderung und zukunftsweisende Konzepte<br />

28.–29.02.2012, Göttingen<br />

Technische Akademie Hannover e.V., Dr.-Ing. Igor Borovsky, Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 3943330,<br />

Fax (0511) 3943340, E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />

""<br />

GeoTHERM – expo & congress<br />

01.–02.03.2012, Offenburg<br />

Messe Offenburg-Ortenau GmbH, Schutterwälder Straße 3, 77656 Offenburg, Tel. (0781) 9226-91,<br />

Fax (0781) 9226-77, E-Mail: info@messeoffenburg.de, www.messe-offenburg.de<br />

""<br />

Zertifizierter Kanalsanierungs-Berater 2012 – Lehrgang 2/2012<br />

12.03.2012, Hannover<br />

Technische Akademie Hannover e.V., Dr.-Ing. Igor Borovsky, Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 3943330,<br />

Fax (0511) 3943340, E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />

Dezember 2011<br />

1222 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


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Biologische <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

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<strong>Wasser</strong>verteilung und<br />

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Chemische <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

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Regenwasserbewirtschaftung<br />

Schmutz-/Regenwasserableitung<br />

<strong>Wasser</strong>gefährdende Stoffe<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />

Regenerative Energien<br />

Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />

Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />

Rockenh<strong>aus</strong>en<br />

Erfurt<br />

igr AG<br />

Luitpoldstraße 60 a<br />

67806 Rockenh<strong>aus</strong>en<br />

Tel.: +49 (0)6361 919-0<br />

Fax: +49 (0)6361 919-100<br />

Baden-Airpark<br />

Leipzig<br />

Berlin<br />

Lichtenstein<br />

Bitburg<br />

Zagreb<br />

E-Mail: info@igr.de<br />

Internet: www.igr.de<br />

Herzogenaurach<br />

Niederstetten<br />

• Beratung<br />

• Planung<br />

• Bauüberwachung<br />

• Betreuung<br />

• Projektmanagement<br />

Beratende Ingenieure für:<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Aufbereitung<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung<br />

Telefon 0511/284690<br />

Telefax 0511/813786<br />

30159 Hannover<br />

Kurt-Schumacher-Str. 32<br />

• Beratung<br />

• Gutachten<br />

• Planung<br />

• Bauleitung<br />

info@scheffel-planung.de<br />

www.scheffel-planung.de<br />

<strong>Wasser</strong> Abfall Energie Infrastruktur<br />

UNGER ingenieure l Julius-Reiber-Str. 19 l 64293 Darmstadt<br />

www.unger-ingenieure.de<br />

DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />

Zertifizierung_<strong>gwf</strong>_20101110_.qxd 10.11.2010 08:33 Seite 1<br />

Die STREICHER Gruppe steht für Innovation und Qualität. Mit knapp 3.000 Mitarbeitern werden<br />

anspruchsvolle Projekte auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene durchgeführt.<br />

Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />

DIN EN ISO 9001 GW 11 G 468-1 WHG § 19 I<br />

DIN EN ISO 14001 GW 301: G1: st, ge, pe G 493-1 AD 2000 HPO<br />

SCC** W1: st, ge, gfk, pe, az, ku G 493-2 DIN EN ISO 3834-2<br />

OHSAS 18001 GN2: B W 120 DIN 18800-7 Klasse E<br />

FW 601: FW 1: st, ku<br />

MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />

Schwaigerbreite 17 Tel.: +49(0)991 330-231 rlb@streicher.de<br />

94469 Deggendorf Fax: +49(0)991 330-266 www.streicher.de<br />

Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />

mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />

www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />

heruntergeladen werden.


Stellenanzeigen<br />

BGETEM_83x254_Layout 1 14.07.11 14:20 Seite 1<br />

Stadt Nürnberg<br />

www.nuernberg.de<br />

Energie Textil Elektro<br />

Medienerzeugnisse<br />

Die BG ETEM ist eine der größten gewerblichen Berufsgenoss<br />

enschaften in der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung beraten und<br />

betreuen wir ca. 3,6 Mio. Versicherte in rund 237.000 Mitgliedsbetrieben<br />

bei der Verhütung von Arbeitsunfällen und<br />

Berufskrankheiten.<br />

Unterstützen Sie Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz!<br />

Für den Außendienst unserer Präventionsabteilung suchen wir für die<br />

Fachkompetenz Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

DIPLOM-INGENIEURE/INNEN<br />

der Fachrichtungen Maschinenbau/Verfahrenstechnik, Elektrotechnik<br />

oder eines vergleichbaren Studienganges mit Hoch- oder Fachhochschulabschluss.<br />

Ihre Aufgabe ist die Beratung und Unterstützung unserer Mitgliedsunternehmen<br />

in allen Angelegenheiten der Arbeitssicherheit und<br />

des Gesundheitsschutzes. Bei Problemen und Fragen stehen Sie<br />

den Mitgliedsunternehmen partnerschaftlich zur Seite und erarbeiten<br />

gemeinsam Lösungen. Sie setzen sich für die Einhaltung der geforderten<br />

Sicherheitsstandards durch die von Ihnen betreuten Unternehmen<br />

ein. Darüber hin<strong>aus</strong> schulen Sie Unternehmer/innen und<br />

deren Mitarbeiter/innen auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes.<br />

Ihr Wohnort sollte in Ihrem zukünftigen Einsatzbereich in den Großräumen<br />

nördliches B erlin, B raunschweig /Hannover, Rheinland/Pfalz,<br />

oder Südbayern liegen.<br />

Sie haben Ihr Studium erfolgreich abgeschlossen und waren im Anschluss<br />

mindestens drei Jahre bevorzugt in einem Unternehmen der<br />

Versorgungswirtschaft tätig. Sie zeichnen sich durch Eigeninitiative und<br />

-verantwortung, gute Kommunikationsfähigkeit und Zuverlässigkeit<br />

<strong>aus</strong>. Sie können komplexe Zusammenhänge verständlich und überzeugend<br />

darstellen und zeigen in der Zusammenarbeit mit Anderen<br />

Teamgeist und die richtige Balance zwischen Kooperations- und Konfliktfähigkeit.<br />

Sicheres und souveränes Auftreten runden Ihr Profil ab.<br />

Mit einer umfassenden zweijährigen Ausbildung zur Aufsichtsperson<br />

bereiten wir Sie auf Ihre zukünftige Tätigkeit vor.<br />

Wir bieten Ihnen einen abwechslungsreichen Arbeitsbereich mit einer<br />

qualifikations- und leistungsgerechten Vergütung nach den für<br />

Bundesbeamte geltenden Bestimmungen.<br />

Wir verfolgen das Ziel der beruflichen Gleichstellung von Frauen<br />

und freuen uns daher besonders über deren Bewerbungen.<br />

Schwerbehinderte Bewerber/innen werden bei gleicher Eignung<br />

bevorzugt berücksichtigt.<br />

Fragen zu Ihrem künftigen Aufgabengebiet beantwortet Ihnen Dipl.-<br />

Ing. Thomas Gindler, Tel. 0211 9335-4257.<br />

Informationen über uns finden Sie im Internet unter www.bgetem.de.<br />

Sie sind interessiert? Dann senden Sie uns schriftlich oder elektronisch<br />

Ihre <strong>aus</strong>sagekräftige Bewerbung.<br />

BG ETEM<br />

Dieter Wirges (Personalabteilung)<br />

Auf’m Hennekamp 74<br />

40225 Düsseldorf<br />

0211/9335-4371<br />

Wirges.Dieter@bgetem.de<br />

Die Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg (SUN) übernimmt<br />

für die Stadt und ihr Umfeld mit über 500.000 Einwohnern die<br />

Aufgabe der <strong>Abwasser</strong>entsorgung sowie die Erhebung und Analyse der<br />

Umweltdaten. In dieser Funktion übernimmt sie einen wichtigen Beitrag<br />

zur Daseinsvorsorge und dem Erhalt der Balance zwischen wirtschaftlichem<br />

Wachstum, Umweltschutz und sozialen Belangen.<br />

Wir suchen für unseren Eigenbetrieb „Stadtentwässerung und Umweltanalytik<br />

Nürnberg“, Werkbereich Umweltanalytik, eine/einen<br />

Abteilungsleiterin/<br />

Abteilungsleiter<br />

Ihre Aufgaben<br />

Als Leiter/in der Abteilung Umweltanalytik verantworten Sie den Erfolg<br />

des Unternehmensbereiches Umweltanalytik mit den Sachthemen Immissionsschutz,<br />

Bodenschutz, Gewässerschutz und Gebäudeuntersuchungen.<br />

Insbesondere sind Sie für folgende Aufgaben zuständig:<br />

• Führen der Abteilung Umweltanalytik<br />

• Organisieren und Steuern der Umweltuntersuchungen<br />

• Bewerten und Präsentieren der Messergebnisse von Schadstoffbelastungen<br />

• Vernetzung im Umfeld, Investitions- und Organisationsentwicklung,<br />

sowie Controlling innerhalb der Abteilung<br />

• Begleiten der städtebaulichen Entwicklungen und Planungen unter<br />

dem Gesichtspunkt des Immissionsschutzes<br />

• Mitwirken an der Entwicklung von kommunalen Umweltzielen<br />

• Beraten des Umweltreferenten sowie kommunaler und staatlicher<br />

Dienststellen<br />

• Vertreten der Stadtentwässerung und Umweltanalytik nach außen<br />

• Durchführen der Öffentlichkeits- und Pressearbeit zu den bearbeiteten<br />

Umweltthemen und -zielen<br />

Wir erwarten<br />

eine kommunikationsstarke Persönlichkeit mit <strong>aus</strong>geprägter Fähigkeit<br />

für Führungsaufgaben und Leitungserfahrung. Vor<strong>aus</strong>gesetzt wird ein<br />

abgeschlossenes Hochschulstudium (Master oder Diplom) der Studienrichtung<br />

Chemie oder ein entsprechender Abschluss. Sie verfügen über<br />

Erfahrungen im Bereich der analytischen Chemie und Umwelttechnik,<br />

insbesondere im Immissionsschutzbereich, technisches Verständnis,<br />

schnelles und differenziertes Erfassen von komplexen technischen<br />

Sachverhalten, Entschlusskraft und Entscheidungsfreude, Fremdsprachenkenntnisse,<br />

Kostenbewusstsein, Teamfähigkeit und Flexibilität,<br />

hohes Organisationsund Verhandlungsgeschick sowie sicheres Auftreten.<br />

Wir bieten<br />

eine unbefristete Beschäftigung mit 35/39 Wochenarbeitsstunden nach<br />

dem TVöD und eine der Verantwortung angemessene Bezahlung. Bei<br />

Vorliegen der Vor<strong>aus</strong>setzungen ist eine Beschäftigung im Beamtenverhältnis<br />

möglich.<br />

Ihre Bewerbung<br />

senden Sie bitte mit <strong>aus</strong>sagefähigen Bewerbungsunterlagen bis<br />

31.12.2011 an die Stadt Nürnberg, Personalamt, z.H. Frau Herold,<br />

Fünferplatz 2, 90403 Nürnberg. Bitte verwenden Sie nur Kopien, weil<br />

eine Rücksendung der Unterlagen nicht erfolgen kann. Telefonisch<br />

erreichen Sie uns unter (0911) 231-8548. Für fachliche Informationen<br />

steht Ihnen Herr Hagspiel, Telefon (0911) 231-4520 gerne zur Verfügung.<br />

Die Stadt Nürnberg fördert aktiv die Gleichstellung aller Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter. Der Frauenförderplan ist Bestandteil unserer Personalarbeit.<br />

Schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerber werden<br />

bei ansonsten im Wesentlichen gleicher Eignung vorrangig berücksichtigt.<br />

Wir freuen uns, wenn sich Bewerberinnen und Bewerber aller Nationalitäten<br />

angesprochen fühlen.<br />

Nürnberg


Als gedrucktes<br />

Heft oder<br />

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Clever kombiniert und doppelt clever informiert<br />

3R + <strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

im Kombi-Angebot<br />

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· Als Heft das gedruckte,<br />

zeitlos- klassische Fachmagazin<br />

· Als ePaper das moderne, digitale<br />

Informationsmedium für Computer,<br />

Tablet oder Smartphone<br />

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3R erscheint in der Vulkan-Verlag GmbH, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen<br />

<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München<br />

Oldenbourg Industrieverlag · Vulkan-Verlag<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de · www.vulkan-verlag.de<br />

Vorteilsanforderung per Fax: +49 (0) 931 / 4170 - 492 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, ich möchte clever kombinieren und bestelle für ein Jahr die Fachmagazine 3R (12 Ausgaben) und<br />

<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> (12 Ausgaben) im attraktiven Kombi-Bezug<br />

□ als Heft für 541,- zzgl. Versand (Deutschland: € 57,-/Ausland: € 66,50) pro Jahr.<br />

□ als ePaper (PDF-Datei als Einzellizenz) für 541,- pro Jahr.<br />

Vorzugspreis für Schüler und Studenten (gegen Nachweis):<br />

□ als Heft für 270,50 zzgl. Versand (Deutschland: € 57,-/Ausland: € 66,50) pro Jahr.<br />

□ als ePaper (PDF-Datei als Einzellizenz) für 270,50 pro Jahr.<br />

Nur wenn ich nicht bis von 8 Wochen vor Bezugsjahresende kündige, verlängert sich der Bezug um<br />

ein Jahr. Die sichere, pünktliche und bequeme Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer Gutschrift<br />

von € 20,- auf die erste Jahresrechnung belohnt.<br />

Antwort<br />

Leserservice 3R<br />

Postfach 91 61<br />

97091 Würzburg<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise □ Bankabbuchung □ Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen in Textform (Brief, Fax, E-Mail) oder durch<br />

Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige<br />

Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice 3R, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten<br />

erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag oder vom<br />

Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante, fachspezifische Medien- und Informationsangebote<br />

informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />

Bankleitzahl<br />

✘<br />

Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAGWFW1211


Inserentenverzeichnis<br />

Firma<br />

Seite<br />

3S Consult GmbH, Garbsen 1121<br />

Aerzener Maschinenfabrik GmbH, Aerzen Titelseite, 1117<br />

Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 1137<br />

ecwatech 2012, Moskau, Rußland<br />

4. Umschlagseite<br />

Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 1129<br />

Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen 1125<br />

Geotherm, Messe Offenburg-Ortenau GmbH, Offenburg 1131<br />

Haase <strong>Abwasser</strong>technik GmbH & Co. KG, Troisdorf 1123<br />

HTI Hezel KG, Herrenberg<br />

Teilbeilage<br />

IST Anlagenbau GmbH, Kandern 1129<br />

IWRM Karlsruhe 2012, Karlsruher Messe- und Kongress GmbH, Karlsruhe<br />

Beilage<br />

KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 1136<br />

Siemens AG, Industry Sector, Nürnberg<br />

2. Umschlagseite<br />

Xylem Water Solutions Deutschland GmbH, 1164, 1165<br />

Einkaufsberater / Fachmarkt/Stellenmarkt 1123–1129<br />

Stellenmarkt<br />

BG ETEM, Energie Textil Elektro, Düsseldorf 1129<br />

Stadt Nürnberg, Nürnberg 1129<br />

<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong><br />

3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2012<br />

Ausgabe Januar 2012 Februar 2012 März 2012<br />

Erscheinungstermin:<br />

Anzeigenschluss:<br />

23.01.2011<br />

16.12.2011<br />

17.02.2012<br />

23.01.2012<br />

16.03.2012<br />

16.02.2012<br />

Themenschwerpunkt<br />

Vorbericht zum IRO „26. Oldenburger<br />

Rohrleitungsforum: Rohrleitungen in<br />

neuen Energieversorgungskonzepten“<br />

• Energie <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

• Trinkwasserspeichersysteme<br />

• Bau und Sanierung unterirdischer<br />

Infrastruktur<br />

• Strategien gegen Infiltration von<br />

Fremdwasser<br />

• Korrosionsschutz<br />

• Digitale Videoinspektion, Kanal-TV<br />

• Geoinformationssystems (GIS) in der<br />

Siedlungswasserwirtschaft<br />

Energie <strong>aus</strong> <strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong><br />

Nachhaltig Wärme und Strom<br />

erzeugen, energieeffizient einsetzen<br />

• Wärme <strong>aus</strong> dem Kanal<br />

• Abwärmekataster<br />

• Co-Vergärung und Biogaserzeugung<br />

• Klärschlammbehandlung<br />

• Stromproduzent Kläranlage<br />

• Klärgas für Brennstoffzellen<br />

• Rohstoffe <strong>aus</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

• Geothermie<br />

• Stromerzeugung im <strong>Wasser</strong>werk<br />

Vorbericht zur IFAT Entsorga, München<br />

Filtration, Membrantechnik<br />

Neue Verfahren und Materialien<br />

• Ultrafiltration<br />

• Nanofiltration<br />

• Umkehrosmose<br />

• Entfernung von Krankheitserregern<br />

und Spurenstoffen<br />

Fachmessen/<br />

Fachtagungen/<br />

Veranstaltung<br />

(mit erhöhter Auflage<br />

und zusätzlicher<br />

Verbreitung)<br />

19. Tagung Rohrleitungsbau –<br />

Berlin, 24.01.–25.01.2012<br />

Symposium <strong>Wasser</strong>versorgung 2012 –<br />

Wien (A), 25.01.–26.01.2012<br />

E-world energy & water –<br />

Intern. Fachmesse und Kongress –<br />

Essen, 07.02.–09.02.2012<br />

26. Oldenburger Rohrleitungsforum –<br />

Oldenburg, 09.02.–10.02.2012<br />

12. Göttinger <strong>Abwasser</strong>tage –<br />

Göttingen, 28.02.–29.02.2012<br />

GeoTHERM – expo & congress –<br />

Offenburg, 01.03.–02.03.2012<br />

AQUA Ukraine – Intern. <strong>Wasser</strong> Forum –<br />

Donezk (UA), März 2012<br />

SHK – Essen, 07.03.–10.03.2012<br />

45. Essener Tagung für <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>wirtschaft – Aachen, 14.03.–<br />

16.03.2012<br />

Water Sofia – Fachmesse für <strong>Wasser</strong>,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Infrastruktur der<br />

Leitungsnetze – Sofia (BG), März 2012<br />

WFC-11 th World Filtration congress –<br />

Graz (A), 16.04.–20.04.2012<br />

Analytica – München, 17.04.–20.04.2012<br />

IFH/Intherm – Nürnberg, 18.04.–21.04.2012<br />

Änderungen vorbehalten


ECWATECH 10TH ANNIVERSARY<br />

ECWATECH<br />

5-8 June 2012<br />

IEC «Crocus Expo», Moscow, Russia<br />

The Best Water Event<br />

in Russia, CIS and<br />

Eastern Europe<br />

ECWATECH-2012<br />

For more information visit<br />

www.ecwatech.com<br />

Approved<br />

Event

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