LinuxUser Programmieren (Vorschau)

Javascript
SCHWERPUNKT
nierte Funktionen (innere Funktionen)
stets auf Variablen der sie
umgebenden Funktion zugreifen,
die äußere Funktion aber natürlich
nicht auf die der inneren: Das
würde zu einem einzigen durchgängigen
Variablen-Gültigkeitsbereich
führen.
Die beiden Aufrufe von greeter1.
sayHello() und greeter2.sayHello()
zeigen, dass der Wert aus dem Parameter
who in toGreet gespeichert
bleibt, obwohl die Funktion Greeter
schon gelaufen ist.
Das liegt daran, dass an Variablen
gebundene Funktion in Javascript
sozusagen ihre Laufzeitumgebung
mit einpacken. Konkret
heißt das: Alle Variablen aus der
Umgebung von sayHello, auf die
die Funktion zugreift, verweilen
im Speicher, solange die Funktion
selbst an eine Variable gebunden
bleibt. Hierfür zeichnen greeter1
und greeter2 verantwortlich, die
sayHello() als Attribut enthalten.
Diese Technik nennt sich Closure
(Einschluss).
Das Prinzip des Closure ist an
sich einfach: Der Javascript-Interpreter
geht den Code vor dem
Ausführen einmal durch und notiert
sich, welche Stellen des Programms
auf welche Variablen zugreifen.
Bei der Frage, wie lange
Variablen im Speicher bleiben,
gilt die Regel: Alles, was noch gebraucht
wird, bleibt im Speicher.
Eltern und Kind
Nun bleibt nur noch das Schlüsselwort
new zu erläutern, das aus
der Funktionsdefinition Greeter
die zwei Objektinstanzen greeter1
und greeter2 macht, die verschiedene
Werte für toGreet beherbergen.
new Funktion() bewirkt zweierlei:
Es erzeugt ein Objekt und
es führt function() aus.
Dabei sind function() und das
Objekt identisch. Die Funktion
verändert sich also bei der Attributzuweisung
this.Attributname
selbst. Nach dem Ausführen der
Funktion bindet der Aufruf new
das Funktionsobjekt (das mit der
Funktion identische Objekt) an
die Variable greeter1 oder greeter2,
gerade so, als würde die Funktion
mit return this enden.
Objektinstanzen aus einer gemeinsamen
Definition entstehen
also in Javascript durch den Aufruf
new Funktion(Parameter). Innerhalb
der in Funktionsvariable gespeicherten
Funktion verhalten
sich Variablen wie private Datenfelder
oder – wenn ihr Inhalt eine
Funktion ist – wie private Methoden.
Dagegen erzeugt this.Attributname
öffentlich zugängliche
Attribute oder Methoden.
Schwieriges Erbe
Stellen Sie sich vor, Sie haben
eine Klasse mit fünf Methoden
definiert und möchten nun eine
neue Klasse bilden, die vier davon
übernimmt, die fünfte aber verändert:
Ein klarer Fall für Vererbung.
Wie das in Javascript geht,
demonstriert Listing 3. Darin erhält
die von Greeter() abgeleitete
Klasse den bairischen Gruß.
Der Code definiert die zwei
Funktionen Greeter und extended-
Greeter. In Greeter haben wir im
Vergleich zur früheren Version
toGreet in ein öffentliches Attribut
verwandelt. extendedGreeter()
definiert eine Methode bavarian-
Hello(). Sie greift dabei auf das in
Greeter definierte Attribut toGreet
zu. Das funktioniert, weil die erste
Zeile nach den Funktionsdefinitionen
Greeter und extendedGreeter
kombiniert. Diese Zeile bindet
eine Instanz von Greeter an das
prototype-Attribut der Definition
von extendedGreeter.
Alle Javascript-Objekte enthalten
ohne explizite Definition ein
prototype-Attribut mit fester Aufgabe:
Alle mit new extendedGreeter()
erzeugten Instanzen erben
die Attribute des an prototype gebundenen
Objekts.
Allerdings gilt dies nur für die
öffentlichen, mit this.Attributname
definierten Attribute. Darum gilt
es die Klasse Greeter zu verändern,
um diese zu erweitern. Abbildung
D zeigt einen Object-
Dump der Firebug-Konsole mit
der geerbten Methode sayHello()
sowie dem neu hinzugefügten
bava rianHello().
Kollateralschaden
Ein Vererben privater Attribute
funktioniert in Javascript nur
über Umwege – mit unterschiedlichen
Auswirkungen auf die Performance
([9],[10]). Dass keine
Kombination der beiden mächtigsten
Features – dem Erzeugen
von Objektinstanzen mit new und
einer Closure sowie dem Vererben
auf Basis des Prototype-Attributs
– möglich ist, hat der Sprache viel
Kritik eingebracht. Die Objektorientierung
in Javascript wirkt unausgegoren.
Sie ist, wie viele Webstandards,
vom Browser-Krieg
zwischen Netscape und Microsoft
gezeichnet. (agr) n
D Ein Dump des
Objekts greeter3 in
der Firebug-Konsole
(zweite, grüne Zeile
links) zeigt, dass das
Vererben aus dem Beispiel
funktioniert: Das
Objekt enthält das
Attribut toGreet sowie
die beiden Methoden
bavarianHello() und
sayHello().
INFO
[1] Programmiersprachen-Shootout: http:// shootout. alioth. debian. org/ u32/ which-p
rogramming-languages-are-fastest. php
[2] Javascript-Überblick: http:// www. w3schools. com/ js/ default. asp
[3] JQuery: http:// jquery. com
[4] Cascading Style Sheets (CSS):
http:// de. wikipedia. org/ wiki/ Cascading_Style_Sheets
[5] Selektoren: http:// api. jquery. com/ category/ selectors/
[6] Traversing: http:// api. jquery. com/ category/ traversing/
[7] Event Object: http:// api. jquery. com/ category/ events/ event-object/
[8] Firebug: https:// addons. mozilla. org/ de/ firefox/ addon/ firebug/
[9] Power Constructor: http:// www. crockford. com/ javascript/ inheritance. html
[10] Closure-basierte Vererbung: http:// www. ruzee. com/ blog/ 2008/ 12/ javascript-in
heritance-via-prototypes-and-closures
www.linux-user.de
11 | 12 29