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LinuxUser Programmieren (Vorschau)

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PRAXIS<br />

Gecamed<br />

Daten verwalten in einer medizinischen Praxis mit Gecamed<br />

Neues Rezept<br />

Als freie Software eignet sich das Programm Gecamed ideal zum<br />

Einsatz in Privatpraxen. Damit stößt es in einen hart umkämpften<br />

Bereich der Branchensoftware vor. Dr. Martin Schwarz<br />

© Mspurity, sxc.hu<br />

README<br />

Das Centre de Recherche<br />

Henri Tudor in<br />

Luxemburg hat die Praxissoftware<br />

Gecamed<br />

unter einer freien Lizenz<br />

entwickelt. Diese Offenheit<br />

erlaubt es, das Programm<br />

mit einigen<br />

Handgriffen für den Einsatz<br />

in deutschen Privatpraxen<br />

fit zu machen.<br />

Sein Entstehen verdankt das<br />

Programm Gecamed einem tragischen<br />

Ereignis: der Insolvenz eines<br />

großen Softwarehauses in<br />

Luxemburg. Im Anschluss saßen<br />

viele niedergelassene Ärzte hilflos<br />

vor ihrem Programm zum Verwalten<br />

der Praxis. Ein Teil der Nutzer<br />

wandte sich in seiner Not an das<br />

Centre de Recherche Henri Tudor,<br />

um gemeinsam mit diesem ein<br />

modernes, zukunftsorientiertes<br />

Programm zu entwickeln.<br />

Insbesondere wollten die Beteiligten<br />

die Probleme, die beim<br />

Wegfallen des Supports durch die<br />

insolvente Firma entstehen, mit<br />

einem neuen Ansatz vermeiden.<br />

So entschieden sie sich, ein Programm<br />

unter einer freien Lizenz<br />

zu entwickeln, dessen Support<br />

und Weiterentwicklung nicht<br />

mehr von einer einzigen Firma<br />

abhängt (siehe Kasten Hintergrund:<br />

Patientensoftware). Das<br />

resultierende Programm Gecamed<br />

[1] steht unter der GPL v3.<br />

Die Entwickler setzten also auf<br />

eine freie Lizenz, um die Nachhaltigkeit<br />

des Projektes zu garantieren.<br />

Das Akronym Gecamed leitet<br />

sich von „Gestion de Cabinets médicaux“<br />

ab, was übersetzt „Verwaltung<br />

von Arztpraxen“ bedeutet.<br />

Beim Centre de Recherche Henri<br />

Tudor handelt es sich um ein öffentlich-rechtliches<br />

Forschungsinstitut.<br />

Der Luxemburger Forscher<br />

und Industrielle Henri<br />

Owen Tudor baute unter anderem<br />

die erste nutzbare Batterie<br />

auf Blei-Säure-Basis nach dem<br />

von Gaston Planté entwickelten<br />

Prinzip. Das Institut vereint mehrere<br />

themenorientierte Abteilun-<br />

HINTERGRUND: PATIENTENSOFTWARE<br />

Etwa 80 Prozent aller Menschen in Deutschland sind Mitglied in der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung. In diesem Fall greifen beim Abrechnen<br />

von Leistungen die Regelwerke der jeweiligen lokalen Kassenärztlichen<br />

Vereinigung (KV). Zugrunde liegt der einheitliche Bewertungsmaßstab<br />

(EBM). Teilweise existieren aber bereits innerhalb eines Bundeslandes<br />

unterschiedliche Vorgaben, welche sich in einigen Fällen schon bis zu viermal<br />

im Jahr geändert haben. Vor etwa einem Jahr berichtete <strong>LinuxUser</strong><br />

schon im Rahmen des Reports „Doktor Tux“ über dieses Chaos [4].<br />

Die entsprechende Pflege einer Patientensoftware erweist sich daher als<br />

aufwendig und teuer. Das Abrechnen von Hand ist nicht mehr erlaubt, die<br />

Zulassung eines Programmes durch die KV auf Bundesebene zwingend<br />

erforderlich. Es gibt zwar einige kommerzielle Praxisverwaltungen unter<br />

Linux, jedoch nur wenige freie Programme. Zu diesen Programmen gehört<br />

neben Gecamed die Software GNUmed [5]. Rund 60 Prozent der kommerziellen<br />

Anwendungen stammen von einem einzelnen Anbieter, der<br />

CompuGroup [6]. Die Lösungen unterscheiden sich zum Teil sehr stark in<br />

Bezug auf die zugrunde liegende Datenbank sowie die Programmiersprache.<br />

Anwendungen auf SQL-Basis sind eher rar.<br />

Der Mehrheit der gesetzlich Versicherten stehen in Deutschland 20 Prozent<br />

Beamte und privat Versicherte gegenüber. Für diese greift die Gebührenordnung<br />

Ärzte (GOÄ), die seit 1988 ein einheitliches Regelwerk hat<br />

und für ganz Deutschland identische Beträge vorsieht. Eine spezielle Zulassung<br />

der Software für diesen Zweck ist nicht erforderlich. In diesem<br />

Umfeld lässt sich Gecamed ideal einsetzen.<br />

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