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gwf Wasser/Abwasser Wo sich Wasser wohl fühlt (Vorschau)

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<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong><br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

6/2011<br />

Jahrgang 152<br />

ISSN 0016-3651<br />

B 5399


Als gedrucktes<br />

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Nur wenn ich nicht bis von 8 <strong>Wo</strong>chen vor Bezugsjahresende kündige, verlängert <strong>sich</strong> der Bezug um<br />

ein Jahr. Die <strong>sich</strong>ere und pünktliche Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer Gutschrift von € 20,–<br />

auf die erste Jahresrechnung belohnt.<br />

Antwort<br />

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STANDPUNKT<br />

Aus dem Labor ans Licht der Öffentlichkeit<br />

Längst ist klar geworden, dass es nicht<br />

ausreicht, <strong>sich</strong> auf Erworbenem auszuruhen<br />

oder – schlimmer noch – <strong>Wo</strong>hlstand<br />

gedankenlos auf Kosten kommender<br />

Generationen zu genießen. So viel ist <strong>sich</strong>er:<br />

Die Bedeutung eines Standorts wird von seiner<br />

Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit<br />

ge prägt – von der Fähigkeit, mit Ressourcen<br />

effizient und mit der Umwelt schonend umzugehen,<br />

ohne dabei auf HighTech zu verzichten.<br />

Der Rohstoff dafür ist Wissen, erarbeitet in<br />

zahlreichen Forschungseinrichtungen und<br />

Entwicklungsabteilungen, Universitäten und<br />

Hochschulen. Dort beschäftigen <strong>sich</strong> die besten<br />

Köpfe eines Landes mit der Aufgabe,<br />

Methoden und Technologien zu erarbeiten,<br />

um aktuelle Probleme zu lösen und den künftigen<br />

Herausforderungen gewachsen zu sein.<br />

Gerade im <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>fach sind<br />

weltweit gewaltige Anstrengungen erforderlich,<br />

um flächendeckend für sauberes Trinkwasser<br />

und eine nachhaltige <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

zu sorgen. Dazu bedarf es weitergehender<br />

Grundlagenforschung sowie zahlreicher<br />

couragierter Forschungsprojekte, die<br />

bei der Entwicklung angepasster Technologien<br />

auf die jeweiligen geografischen und klimatischen<br />

Gegebenheiten achten, aber auch<br />

auf soziale und politische Einflussfaktoren eingehen.<br />

Um den derzeitigen Stand von Wissenschaft<br />

und Forschung aufzuzeigen und wegweisende<br />

Projekte vorzustellen, ist es unerlässlich,<br />

darüber zu berichten. Aufgabe der<br />

Fachmedien ist es, objektiv und sachlich zu<br />

informieren, den Wissenspool weiter zu füllen<br />

und gut aufbereitet zugänglich zu machen.<br />

Dabei ist es zweitrangig, ob dies in gedruckter<br />

oder elektronischer Form geschieht. Je nach<br />

Zweck und Zielgruppe lässt <strong>sich</strong> heutzutage<br />

das passende Werkzeug ganz flexibel für den<br />

jeweiligen Leser oder Nutzer finden: In Form<br />

von Zeitschrift oder Buch genauso wie auf<br />

DVD, online via Internet oder als App. Von entscheidender<br />

Bedeutung ist der Inhalt. Denn<br />

vor allem auf hieb- und stichfeste Informationen<br />

kommt es an. Gerade in unserer Zeit mit<br />

riesigen Datenmengen aus oft nicht nachvollziehbaren<br />

Quellen, in der manche Zeitgenossen<br />

„Copy-and-Paste“ für ein lässliches Kavaliersdelikt<br />

halten, ist absolute Seriosität bei<br />

wissenschaftlichen Veröffentlichungen oberstes<br />

Gebot.<br />

Deshalb wurde bei der technisch-wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | Ab -<br />

wasser vor nunmehr dreieinhalb Jahren ein<br />

Peer-Review-Verfahren eingeführt, bei dem<br />

eingereichte Beiträge ein anonymes Begutachtungsverfahren<br />

durchlaufen: Manuskripte<br />

werden in der Regel zwei Gutachtern (Referees)<br />

aus dem jeweils betreffenden Fachgebiet<br />

vorgelegt. Bei nicht einstimmigem Ergebnis<br />

wird ein dritter Gutachter hinzugezogen.<br />

Das Verfahren dient zur Sicherung eines<br />

hohen Standards der wissenschaftlichen<br />

Fachbeiträge unserer Zeitschrift – und zu -<br />

gleich als <strong>sich</strong>tbares Qualitäts-Instrument für<br />

Leserschaft und Autoren.<br />

Im Dienst der Wissenschaft richte ich also<br />

meinen Wunsch und meine Bitte an Wissenschaftler,<br />

Ingenieure und Studierende des<br />

<strong>Wasser</strong>fachs: Berichten Sie über Ihre spannenden<br />

Forschungsvorhaben und Projekte in<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong>. Denn die Fachöffentlichkeit<br />

hat hohes Interesse am neuesten<br />

Stand von Wissenschaft und Forschung. Holen<br />

Sie <strong>sich</strong> einfach unser Autorenmerkblatt<br />

unter: www.oldenbourg-industrieverlag.de/<br />

autorenhinweis/autorenhinweise_<strong>gwf</strong>-wa.pdf<br />

Ihre<br />

Christine Ziegler<br />

Hauptschriftleitung <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 539


INHALT<br />

Mit einem neu entwickelten<br />

Probenahme-<br />

und Analyseverfahren<br />

können<br />

Arzneimittelwirkstoffe,<br />

Röntgenkontrastmittel<br />

oder<br />

Moschusverbindungen<br />

effizient in der<br />

<strong>Abwasser</strong>kanalisation<br />

nachgewiesen<br />

und einem Eintragspfad<br />

zugeordnet<br />

werden.<br />

Ab Seite 622<br />

Auf einer Podiumsdiskussion anlässlich der „Grünen<br />

<strong>Wo</strong>che 2011“ in Berlin wurde über das Thema „Nahrungsmittelproduktion<br />

und Gewässerschutz“ intensiv diskutiert.<br />

Ab Seite 630<br />

Fachberichte<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

606 A. Richter und A. Gamisch<br />

Das Eingruppierungsrecht der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

The Legal Classification in Water Management<br />

Regenwasserbehandlung<br />

618 F. Sieker<br />

Plädoyer für die Aufhebung des<br />

ATV-Arbeitsblattes A 128<br />

The Technical Rule ATV A 128 Should be<br />

Cancelled<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

622 R. Murzen und C. Zehle<br />

Probenahme- und Analyseverfahren<br />

zur kostengünstigen Überwachung<br />

von Arzneimittelwirkstoffen im<br />

<strong>Abwasser</strong><br />

Sampling and Analytical Procedure for the<br />

Cost-effective Control of Pharmaceuticals in<br />

Wastewater<br />

Tagungsbericht<br />

630 N. Geiler<br />

Nahrungsmittelproduktion und<br />

Gewässerschutz – Podiumsdiskussion<br />

„Landwirtschaft am Fluss –<br />

Gewässerschutz in der kommenden<br />

Agrarreform“ am 25. Januar 2011<br />

in Berlin<br />

Food Production and Water Conservation –<br />

Presentation and Discussion “Farming the River<br />

– Water Conservation in the Oncoming<br />

Agriculture”<br />

634 A. Bäumer<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft im Wandel<br />

Water Management in the Light of Change<br />

Interview<br />

544 Dienstleistungskonzessionen im <strong>Wasser</strong>und<br />

<strong>Abwasser</strong>bereich – Pro und Kontra –<br />

Interview mit Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender<br />

der Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe<br />

Thema<br />

548 Notwasser – Schnelle Hilfe in Katastrophengebieten<br />

Juni 2011<br />

540 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INHALT<br />

Im Interview sprach der Vorstandsvorsitzende der Berliner<br />

<strong>Wasser</strong>betriebe, Jörg Simon, über Dienstleistungskonzessionen<br />

im <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>bereich.<br />

(Bild: <strong>Wasser</strong> Berlin) Ab Seite 544<br />

Welche Maßnahmen in Katastrophensituationen zur Notversorgung mit Trinkwasser<br />

(Bild: THW) ergriffen werden können, lesen Sie ab Seite 548<br />

Fokus<br />

Trinkwasserbehälter<br />

551 4. Kolloquium der S.I.T.W. 2011 zur Trinkwasserspeicherung<br />

552 Trinkwasserspeichersysteme aus PE 100<br />

Wickelrohr<br />

557 Sanierung von Trinkwasserspeichern –<br />

Behältersanierung mit einem dem Behälterneubau<br />

gleichwertigen Ergebnis<br />

560 Multifuktionaler Wärmespeicher aus<br />

Edelstahl<br />

562 Zwangsbelüftung von <strong>Wasser</strong>kammern zur<br />

Kondensat-Minimierung<br />

563 Füllstandmessung in einem Trinkwasserspeicher<br />

564 Neun Millionen Euro für ein Herzstück der<br />

Stuttgarter Trinkwasserversorgung – Einweihung<br />

des Hochbehälters Mühlbach<br />

566 Hochbehälter Ohlerkirchweg – eine der<br />

<strong>Wasser</strong>adern Möchengladbachs<br />

568 Instandsetzung eines Ludwigsburger Trinkwasser-Reservoirs<br />

570 <strong>Wo</strong>hnen und arbeiten im <strong>Wasser</strong>turm –<br />

Sanierung des denkmalgeschützten<br />

<strong>Wasser</strong>turms in Erding<br />

572 Wahrzeichen mit Tradition: Der Neue<br />

<strong>Wasser</strong>turm in Dessau-Roßlau<br />

574 Ferienhaus am Stiel – Plöner <strong>Wasser</strong>turm<br />

Nachrichten<br />

Branche<br />

578 „Private <strong>Abwasser</strong>leitungen gehören in die<br />

öffentliche Hand“<br />

578 Neue Runde im Prozessbenchmarking<br />

<strong>Wasser</strong>werke<br />

579 Mehr Verbraucherschutz durch Änderung<br />

der Trinkwasserverordnung<br />

580 Güte<strong>sich</strong>erung Kanalbau und Fremdüberwachung<br />

Kanalbau der Zertifizierung<br />

Bau e.V.<br />

580 IWW Zentrum <strong>Wasser</strong> gewinnt zwei neue<br />

Gesellschafter<br />

582 VDMA: Deutsche <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />

– Getragen von der Welle des Aufschwungs<br />

584 Phosphor-Recycling macht Fortschritte –<br />

Wegweisendes Umweltprojekt in Bayern<br />

585 Beim Hopfenbau Zeit, Energie und <strong>Wasser</strong><br />

sparen – DBU stiftet rund 318000 Euro<br />

586 Leitgedanke „Carbon Footprint“ – Carix®-<br />

Verfahren, Nanofiltration und Umkehrosmose<br />

im Vergleich<br />

588 Neue Lern-DVD „Wer Wie <strong>Wasser</strong> –<br />

Inter aktive Lernspiele für Kinder“<br />

588 Ratgeber „Virtuelles <strong>Wasser</strong> – Weniger<br />

<strong>Wasser</strong> im Einkaufskorb“<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 541


INHALT<br />

Im Fokus dieser<br />

Ausgabe stehen Bau<br />

und Sanierung von<br />

Trinkwasserbehältern<br />

sowie die Nutzung<br />

und Umnutzung<br />

historischer<br />

<strong>Wasser</strong>türme.<br />

Ab Seite 551<br />

Ein neues Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphor<br />

aus <strong>Abwasser</strong> wird in einer Pilotanlage Klärwerk Neuburg<br />

in Bayern getestet. Ab Seite 584<br />

589 Flint Bautenschutz GmbH und Partner<br />

spenden für Trinkwasser – Aktion der Trinkwasserbehälter-Sanierer<br />

für das THW<br />

590 Berkefeld-Technik auf der Biennale – Mobile<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage als Kunstobjekt<br />

in Venedig<br />

Veranstaltungen<br />

591 Internationale Geothermiekonferenz:<br />

Freiburg für drei Tage Zentrum der<br />

Geothermie branche<br />

592 acqua alta 2011 – 11. bis 13. Oktober 2001<br />

in Hamburg<br />

Forschung und Entwicklung<br />

593 Leopoldina richtet Empfehlungen an die<br />

G8-Staats- und Regierungschefs<br />

594 Zehn Jahre WHO-Kollaborationszentrum an<br />

der Uni Bonn<br />

595 Giftige Zwerge in der Umwelt? – Nanomaterialien<br />

können aquatische Ökosysteme<br />

gefährden<br />

596 <strong>Wasser</strong> für die Mongolei – Neu entwickelte<br />

Software und Messsysteme helfen beim<br />

Aufspüren von Schwachstellen<br />

597 Lanthan belastet Rhein mit Konzentra tionen<br />

bis zum 46-Fachen des natürlichen Wertes<br />

598 Vatikan: Forschergruppe warnt vor<br />

Gletscherschmelze<br />

Leute<br />

599 Höchste Auszeichnung des VDI für<br />

Professor Hans-Jörg Bullinger<br />

599 Gotthard Graß neuer Hauptgeschäftsführer<br />

der figawa e.V.<br />

Vereine, Verbände, Organisationen<br />

600 wat im neuen Gewand<br />

602 figawa und rbv erneuern Vereinbarung<br />

603 DVGW-Studienpreis <strong>Wasser</strong> verliehen<br />

603 DVGW entwickelt neues Kernkennzahlensystem<br />

für die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Recht und Regelwerk<br />

604 DVGW-Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

604 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />

605 DVGW-Regelwerk Plus: online überzeugend<br />

605 DWA-Vorhabensbeschreibung<br />

Praxis<br />

638 Wirtschaftliche <strong>Abwasser</strong> lösung für die Verbandsgemeinde<br />

Kirchberg/Hunsrück<br />

640 Umleitung eines Baches mit NS-Pumpen –<br />

Einzigartige Lösung für <strong>Wasser</strong>haltung<br />

Juni 2011<br />

542 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INHALT<br />

Neue Untersuchung:<br />

Können Nanomaterialien<br />

aquatische Ökosysteme<br />

gefährden?<br />

Seite 595<br />

Produkte und Verfahren<br />

642 Nachweis von Bakterien in<br />

Trink- und Brauchwasser mittels<br />

der ScanVIT-Technologie<br />

643 Ultraschall-<strong>Wasser</strong>zähler<br />

MULTICAL ® 21 misst nicht nur<br />

<strong>Wasser</strong>verbrauch<br />

644 Aerzen erweitert neue Drehkolbenverdichter-Baureihe<br />

645 UV-Desinfektionssystem<br />

ermöglicht Forschungszentrum<br />

Erfüllung strenger<br />

<strong>Abwasser</strong>vorschriften<br />

Information<br />

617, 633 Buchbesprechungen<br />

647 Impressum<br />

648 Termine<br />

Recht und Steuern<br />

Recht und Steuern im Gas- und<br />

<strong>Wasser</strong>fach, Ausgabe 5/6, 2011<br />

Dieses Heft enthält folgende Beilage:<br />

– Siemens AG, Nürnberg<br />

Mit Edelstahl<br />

perfekt<br />

ausgerüstet...<br />

... und dauerhaft <strong>sich</strong>er<br />

Schächte sind erforderlich, um in<br />

Bauwerke für die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

einsteigen zu können.<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> im Juli/August 2011<br />

u.a. mit diesen Fachbeiträgen:<br />

Pflanzenschutzmittelrückstände und Gewässerschutz – neue Lösungsansätze<br />

Wir liefern Bauteile aus Edelstahl,<br />

die Schächte dauerhaft <strong>sich</strong>er<br />

machen.<br />

Metazoen in der Trinkwasserversorgung – Abundanzen, Verteilungsmuster<br />

und deren Ursachen<br />

Der Einfluss moderner Haushaltsgeräte auf den Trinkwasserbedarf der<br />

Haushalte<br />

Erscheinungstermin: 16.8.2011<br />

Anzeigenschluss: 26.7.2011<br />

info@huber.de<br />

www.huber.de<br />

WASTE WATER Solutions<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 543


INTERVIEW<br />

Dienstleistungskonzessionen im <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>bereich – Pro und Kontra<br />

Ausschreiben oder nicht ausschreiben, das ist hier die Frage<br />

Die Europäische Kommission arbeitet an einer Gesetzesinitiative zur Vergabe von Dienstleistungskonzessionen,<br />

die auch die öffentliche Daseinsvorsorge im Bereich der <strong>Wasser</strong>wirtschaft berührt. Nach vier Monaten<br />

Konsultationen definierte die Kommission am 13. April im „Single Market Act“ 50 Vorschläge für ein grünes<br />

und integratives Wirtschaftswachstum in Europa. Interview mit Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner<br />

<strong>Wasser</strong>betriebe.<br />

<strong>gwf</strong>: Herr Simon, ein euro päischer<br />

Rechtsakt beschäftigt die deutsche<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft, der die Vergabe<br />

von Dienstleistungskonzessionen neu<br />

regeln soll. Zur wat + <strong>Wasser</strong> Berlin<br />

International 2011 haben Sie die Position<br />

der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

dargelegt. Was ist der Kern der<br />

Debatte?<br />

Jörg Simon: In der Tat ist es im<br />

„Europa der Regionen“ spannend,<br />

einen konsensfähigen Rahmen für<br />

die Vergabe von Dienstleistungskonzessionen<br />

zu definieren. Mit der<br />

Rechtsetzungsinitiative zu Dienstleistungskonzessionen<br />

hat die EU-<br />

Kommission selbst aktuell für weiteren<br />

Diskussionsstoff gesorgt. Die<br />

Europäische Gemeinschaft hat <strong>sich</strong><br />

in ihrer Gründungsphase mit Verträgen<br />

und Ab<strong>sich</strong>tserklärungen auf<br />

einen guten Gestaltungsrahmen<br />

verständigt, um den EU-Binnenmarkt<br />

kontinuierlich zu entwickeln<br />

und voran zu treiben. Aktuell sieht<br />

es eher so aus, als ob man mit der<br />

angestrebten Modernisierung des<br />

öffentlichen Wettbewerbs- und<br />

Vergaberechts gleichzeitig be -<br />

währte Grundsätze für Dienstleistungen<br />

der Daseinsvorsorge mit<br />

dem Bad ausschütten wollte.<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Jörg Simon, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe,<br />

Vorstandsvorsitzender. © Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe<br />

<strong>gwf</strong>: Was befeuert die Diskussion um<br />

die Vergabe von öffentlichen Aufträgen,<br />

die als wirtschaftlicher Faktor<br />

und nicht nur in bewegten Zeiten für<br />

Kontinuität sorgen? Weshalb treffen<br />

hier so unterschiedliche Positionen<br />

aufeinander?<br />

Jörg Simon: Die EU-Kommission hat<br />

in den letzten Jahren die europaweite<br />

Diskussion entfacht. Sie kritisiert<br />

das Eigenleben der Dienstleistungskonzessionen<br />

und möchte es<br />

in einem Euro-Gesetzeswerk or -<br />

dentlich verankern. Zwar findet <strong>sich</strong><br />

bereits im Gründungsvertrag der<br />

Europäischen Gemeinschaft ein<br />

Hinweis auf Konzessionen, die werden<br />

aber nicht weiter beschrieben.<br />

Auch in der Richtlinie über öffentliche<br />

Dienstleistungsaufträge aus<br />

dem Jahre 1992 findet <strong>sich</strong> keine<br />

Definition zu Dienstleistungskonzessionen.<br />

Aber, wie das im Leben<br />

so ist, es haben <strong>sich</strong> im Markt – und<br />

ungeachtet der in Rede stehenden<br />

Regelungslücken – lebensfähige<br />

weil alltagstüchtige private Unternehmensmodelle<br />

für Dienstleistungskonzessionen<br />

etabliert.<br />

Sollte nun ein Vergabeverfahren<br />

etabliert werden, das mit der Elle<br />

einer EU-Vergabekoordinations- oder<br />

Sektorenrichtlinie neu vermessen<br />

wäre, dann wirkte <strong>sich</strong> das auch auf<br />

bestehende Konzessionsverträge<br />

aus. Sie verstehen, dass Verun<strong>sich</strong>erung<br />

in der Diskussion besonders<br />

bei den Kommunen mitschwingt. In<br />

Deutschland wären damit auch<br />

unmittelbar die bestehenden Konzessionsverträge<br />

betroffen.<br />

<strong>gwf</strong>: Ist es nicht so, dass <strong>sich</strong><br />

EU-Regelwerke ändern, ähnlich wie<br />

<strong>sich</strong> der Stellenwert von Dienstleistungskonzessionen<br />

als Wirtschaftsfaktor<br />

gewandelt hat?<br />

Jörg Simon: Analysiert man das<br />

Thema Dienstleistungskonzessionen,<br />

offenbart <strong>sich</strong> sehr schnell<br />

das Konfliktpotential, das zwischen<br />

wettbewerbsrechtlichen Fragen<br />

und den Gestaltungspotenzialen<br />

vorhandener Regelungen liegt, die<br />

den EU-Binnenmarkt entwickeln.<br />

An den Dienstleistungskonzessionen<br />

wird das offen<strong>sich</strong>tlich. Sie<br />

unterliegen dem Vertrag über die<br />

Arbeitsweise der EU (AEUV) und<br />

sind – anders als Dienstleistungs-<br />

Juni 2011<br />

544 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INTERVIEW<br />

aufträge und Baukonzessionen –<br />

vom Anwendungsbereich des EU-<br />

Vergaberechts ausgenommen.<br />

<strong>gwf</strong>: Was sind aus Ihrer Sicht die<br />

grundsätzlichen Treiber der Debatte?<br />

Jörg Simon: Liberalisierung, Privatisierung<br />

und Modernisierung der<br />

<strong>Wasser</strong>märkte – seit Ende der 90er<br />

Jahre beschäftigen diese Themen<br />

zunehmend auch die deutsche <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />

Immerhin reden wir<br />

allein in Deutschland von rund 6200<br />

<strong>Wasser</strong>ver- und 6900 <strong>Abwasser</strong>entsorgungsunternehmen.<br />

Und es ist<br />

noch gar nicht mal so lange her, dass<br />

die Branche auch politisch Verantwortung<br />

für eine nachhaltige <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

in Deutschland übernommen<br />

hat. Benchmarking, Verbändeerklärung<br />

und das Branchenbild<br />

2011 spiegeln diesen Ansatz.<br />

<strong>gwf</strong>: Was passiert derweil in Europa?<br />

Jörg Simon: Mit den EU-Verträgen<br />

und mit der Modernisierung des<br />

öffentlichen Auftragswesens will<br />

die Kommission den europäischen<br />

Binnenmarkt vollenden. Die EU will<br />

mehr Wettbewerb, ergo soll neuen<br />

Leistungen Zugang zum gemeinsamen<br />

Binnenmarkt verschafft werden.<br />

Der ordnungspolitische Rahmen,<br />

in dem das passieren soll, wird<br />

in den Mitgliedstaaten diskutiert.<br />

<strong>gwf</strong>: <strong>Wo</strong>gegen regt <strong>sich</strong> bei der deutsche<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft Widerspruch?<br />

Jörg Simon: Leistungen der Daseinsvorsorge<br />

– die <strong>Wasser</strong>dienstleistungen<br />

eingeschlossen – werden im<br />

Europäischen Kontext wie Dienstleistungen<br />

von allgemeinem wirtschaftlichem<br />

Interesse behandelt.<br />

Das widerspricht unter anderem der<br />

Europäischen <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

aus dem Jahr 2000. Die betont,<br />

dass <strong>Wasser</strong> keine übliche Handelsware<br />

ist. Der Lissabon-Vertrag von<br />

2009 stärkt erneut das Subsidiaritätsprinzip<br />

und verleiht regionalen<br />

und lokalen Behörden deutliches<br />

Ge wicht für die Daseinsvorsorge.<br />

Auch das Votum des EU-Parlaments<br />

vom 18. Mai 2010 kann als ein klares<br />

Signal für die Entscheidungshoheit<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft in Deutschland<br />

Über 60 % der <strong>Wasser</strong>abgabe<br />

erfolgt durch privatrechtlich<br />

organisierte Unternehmen<br />

Überwiegend auf Basis von<br />

Konzessionsverträgen<br />

Konzessionäre häufig ganz oder<br />

teilweise in öffentlich- rechtlicher<br />

Hand (Stadtwerke)<br />

Viele Konzessionsvergaben als<br />

Inhouse- Geschäft, überwiegend<br />

Stadtwerke mit privaten<br />

Gesellschaftern<br />

Private Unternehmensformen sind<br />

in Deutschland etabliert<br />

der Kommunen und Regionen über<br />

die Organisation der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

angesehen werden.<br />

<strong>gwf</strong>: Also wäre doch klar, wer das<br />

Sagen in diesem Punkt hat, oder?<br />

Jörg Simon: Das jetzige EU-Recht<br />

und die EuGH-Urteile reichen nach<br />

unserer Einschätzung aus, um<br />

Dienstleistungskonzessionen zwischen<br />

den Partnern, Konzessionsgeber<br />

und Konzessionär, praktisch<br />

umzusetzen. Das Parlament benennt<br />

mit den Prämissen Ver einfachung,<br />

Straffung und Flexibilität deutlich<br />

seine Vorstellungen an ein künftiges<br />

Vergabeverfahren. Es sagt auch, dass<br />

die EU-Kommission den Nachweis<br />

für die Notwendigkeit einer der artigen<br />

Initiative vorlegen müsse.<br />

Unternehmensformen<br />

der öffentlichen <strong>Wasser</strong>wirtschaft in Deutschland<br />

Eigengesellschaften<br />

AG/GmbH<br />

15 %<br />

Regiebetriebe<br />

1 %<br />

ÖPP-Modelle<br />

AG/GmbH<br />

17 %<br />

Öffentliche<br />

Gesellschaften<br />

AG/GmbH<br />

10 %<br />

<strong>Wasser</strong>- und<br />

Bodenverbände<br />

5 %<br />

Sonstige<br />

privatrechtliche<br />

Gesellschaften<br />

19 %<br />

Unternehmensformen der öffentlichen <strong>Wasser</strong>wirtschaft in Deutschland.<br />

<strong>gwf</strong>: Das EU-Grünbuch vom 27.<br />

Januar 2011 regte Konsultationen<br />

innerhalb der Mitgliedstaaten an,<br />

um die im „Single-Market-Act“ vom<br />

27. Oktober 2010 vorgeschlagenen<br />

50 „policy proposals“ zu evaluieren.<br />

Was soll erreicht werden?<br />

Jörg Simon: Das Grünbuch der EU-<br />

Kommission ist, wenn Sie so wollen,<br />

eine Toolbox, wie Vorschriften, Instrumente<br />

und Methoden im öffentlichen<br />

Auftragswesen zu modernisieren<br />

sind. Ziel ist ein „flexibles und<br />

benutzerfreundliches Instrumentarium“,<br />

das Behörden und Lieferanten<br />

in Europa eine „transparente<br />

und wettbewerblich organisierte<br />

Auftragsvergabe so leicht wie möglich<br />

macht“, so der Anspruch der<br />

Kommission.<br />

<strong>gwf</strong>: Bis zum 18. April 2011 war Gelegenheit<br />

für Kommentare. Hat <strong>sich</strong> die<br />

deutsche <strong>Wasser</strong>wirtschaft mit den<br />

Vorgaben befasst?<br />

Jörg Simon: Ja, sehr intensiv. Am<br />

30. Juni 2011 wird auf einer Kon -<br />

ferenz die Reform des öffentlichen<br />

Auftragswesens erörtert, was dann in<br />

geeignete Legislativvorschläge münden<br />

soll. In diesem Zusammenhang<br />

möchte ich beispielhaft für die Branche<br />

das BDEW-Rechtsgutachten vom<br />

Juni 2010 nennen: „Zu den gemeinschaftsrechtlichen<br />

Vorgaben bei der<br />

Vergabe von Dienstleistungskonzessionen<br />

im Trinkwasserbereich.“ An<br />

den dort getroffenen Aussagen hat<br />

<strong>sich</strong> auch aktuell nichts geändert. Die<br />

deutsche <strong>Wasser</strong>wirtschaft hält eine<br />

Gesetzgebungsinitiative der EU für<br />

eine neue Ausschreibungspflicht<br />

von Dienstleistungskonzessionen im<br />

Trinkwasserbereich für nicht erforderlich.<br />

Deutschland steht mit seiner<br />

Meinung in Europa nicht alleine da.<br />

<strong>gwf</strong>: Was sagt die Politik zu diesem<br />

Thema?<br />

Jörg Simon: Es gibt Positionen,<br />

die als Unterstützung der Branche<br />

Zweckverbände<br />

17 %<br />

Eigenbetriebe<br />

9 %<br />

Anstalt<br />

öffentlichen Rechts<br />

7 %<br />

Quelle: BDEW, 2009<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 545


INTERVIEW<br />

Dienstleistungskonzessionen: Pro<br />

gewertet werden können. So hat<br />

<strong>sich</strong> der Deutsche Bundesrat am<br />

17. Februar 2011 gegen einen Regelungsvorschlag<br />

zu Dienstleistungskonzessionen<br />

ausgesprochen. Er<br />

sieht keine Notwendigkeit für einen<br />

Rechtsetzungsakt auf europäischer<br />

Ebene. Es seien keine zusätzlichen<br />

Wettbewerbsanreize er<strong>sich</strong>tlich,<br />

man fürchtet um die bisherigen<br />

Gestaltungsspielräume der Mitgliedstaaten.<br />

In der gleichen Sitzung<br />

lehnt der Bundesrat auch die Vorschläge<br />

im „Single-Market-Act“ ab.<br />

<strong>gwf</strong>: Vom Vorhaben der EU-Kommission<br />

sind ja quasi alle Bereiche der<br />

Daseinsvorsorge betroffen. In der Auflistung<br />

finden <strong>sich</strong> auch die Ausbildung<br />

von Medizinern und Juristen?<br />

Jörg Simon: Die EU-Kommission<br />

sieht in Dienstleistungen der<br />

Daseinsvorsorge ein hohes und<br />

wachstumsintensives Marktpotenzial.<br />

17 Prozent des europäischen<br />

Bruttoinlandsprodukts (BIP) sollen<br />

auf das öffentliche Auftragswesen<br />

entfallen. Legt man das EU-BIP 2010<br />

mit 12 Billionen € zugrunde, sprechen<br />

wir immerhin von rund zwei<br />

Billionen €. Aus Sicht des Marktes<br />

sind das natürlich beeindruckende<br />

Werte, die <strong>sich</strong> jedoch an der Bedeutung<br />

öffentlicher Aufgaben messen<br />

lassen müssen.<br />

§ Weiterer Ausbau des EU-Binnenmarktes durch weitere<br />

Umsetzung der Grundsätze<br />

§ EuGH-Urteile weisen in diese Richtung<br />

§ Gleichbehandlungsgrundsatz<br />

§ Transparenz<br />

§ Verhältnismäßigkeitsgrundsatz<br />

Gründe für einen erweiterten EU-Rechtsrahmen<br />

„Dienstleistungskonzessionen“.<br />

<strong>gwf</strong>: Was bedeutet das für Deutschland?<br />

Jörg Simon: In Deutschland hat <strong>sich</strong><br />

auf kommunaler Ebene eine pluralistische<br />

Kultur öffentlich-privater Partnerschaften<br />

etabliert. Die unternehmerischen<br />

Modelle für die Daseinsvorsorge<br />

von <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong><br />

stärkt die Gestaltungs- und Handlungsfreiheit<br />

der Kommunen. Der<br />

Erfolg drückt <strong>sich</strong> in privatrechtlich<br />

organisierten Unternehmensformen<br />

aus, die auf Konzes sionsverträgen<br />

beruhen und heute immerhin 60<br />

Prozent des gesamten Trinkwasseraufkommens<br />

in Deutschland liefern.<br />

Für die <strong>Abwasser</strong>seite gibt es keine<br />

offiziellen entsprechenden Zahlen.<br />

Tendenziell dürften diese niedriger<br />

liegen, da diese Leistung eher in<br />

öffentlich-recht licher Organisationsform<br />

erbracht wird.<br />

<strong>gwf</strong>: Was ist das Besondere einer<br />

Dienstleistungskonzession?<br />

Jörg Simon: Wir reden über ein<br />

Modell, bei dem staatliche und<br />

kommunale Einrichtungen Aufgaben<br />

der Daseinsvorsorge an private<br />

Unternehmen übertragen. Hier wird<br />

also keine einzelne, abgegrenzte<br />

Leistung oder Lieferung beauftragt.<br />

Vielmehr überträgt eine öffentliche<br />

Einrichtung im Rahmen ihres<br />

Gestaltungsspielraumes einem privaten<br />

Unternehmen die ausschließlichen<br />

Nutzungsrechte, verbunden<br />

mit dem Betriebsrisiko. Für die<br />

Gewährung des Nutzungsrechtes<br />

erhält der Konzessionsgeber vom<br />

Konzessionär in aller Regel eine<br />

Konzessionsabgabe.<br />

<strong>gwf</strong>: Private, am Markt operierende<br />

Unternehmen übernehmen Aufgaben<br />

der Daseinsvorsorge und erbringen<br />

Leistungen für die öffentliche Hand?<br />

Jörg Simon: Richtig. Die Dienstleistungskonzession<br />

ist ein Begriff der<br />

EU. Nicht zu verwechseln mit einer<br />

Konzession im Sinne einer Genehmigung<br />

für die Ausübung beispielsweise<br />

eines Gewerbes für Personenbeförderung.<br />

Trotz fehlender Definition<br />

und Rechtsrahmen hat <strong>sich</strong><br />

diese Form in gegenseitiger Übereinstimmung<br />

von öffentlichen und<br />

privaten Marktpartnern über die<br />

Zeit entwickeln können. Und nicht<br />

nur in Deutschland.<br />

<strong>gwf</strong>: <strong>Wo</strong> ist denn eine vergaberechtliche<br />

Abgrenzung zwischen einem<br />

öffentlichen Auftrag und einer Dienstleistungskonzession<br />

zu ziehen? In beiden<br />

Fällen handelt es <strong>sich</strong> doch um<br />

öffentliche Aufträge …<br />

Jörg Simon: Einen öffentlichen Auftrag<br />

erteilt der öffentliche Auftraggeber<br />

über eine vorher bestimmte Leistung<br />

oder Lieferung, für die er vorher<br />

ein Entgelt vereinbart hat. Hier sind<br />

die Rahmenbedingungen des EU-<br />

Vergabeverfahrens anzuwenden.<br />

Eine Dienstleistungskonzession<br />

hingegen überträgt eine umfassende<br />

öffentliche Aufgabe an ein<br />

privates Unternehmen. Also das<br />

ausschließliche Nutzungsrecht an<br />

der Erbringung einer Aufgabe für<br />

die Daseinsvorsorge.<br />

<strong>gwf</strong>: Wie wird ein Konzessionsnehmer<br />

denn bezahlt?<br />

Jörg Simon: In der Regel bezahlt der<br />

Konzessionsgeber den Konzessionär<br />

nicht unmittelbar. Bedingt durch<br />

sein ausschließliches Nutzungsrecht<br />

kann der Konzessionär seine Leistungen<br />

Dritten in Rechnung stellen.<br />

Andererseits übernimmt er mit dem<br />

Nutzungsrecht die Betriebsrisiken<br />

wie Nutzungsausfälle, Marktrisiken<br />

und ist für die Umsetzung von<br />

Umwelt- und Sicherheitsstandards<br />

verantwortlich.<br />

Werden dennoch, und im Einzelfall<br />

ist das auch möglich, Ausgleichszahlungen<br />

durch den Konzessionsgeber<br />

vereinbart, ist zu prüfen, ob<br />

die ein Entgelt darstellen und ein<br />

öffentlicher Auftrag vorliegt. In<br />

diesem Fall würde das Vergaberecht<br />

Anwendung finden.<br />

<strong>gwf</strong>: Welche Position bezieht die<br />

europäische Rechtsprechung?<br />

Jörg Simon: Der EuGH hat hierzu<br />

eine Reihe von Grundsatzurteilen<br />

gesprochen und <strong>sich</strong> dabei auf<br />

Grundsätze im Gemeinschaftsrecht<br />

bezogen: Gleichbehandlungs- und<br />

Verhältnismäßigkeitsgrundsatz,<br />

Transparenz und gegenseitige<br />

Anerkennung. Und der EuGH hat<br />

die Kommission quasi zum Handeln<br />

aufgefordert. Mit der EU-Richtlinie<br />

über die Koordinierung der Verfahren<br />

zur Vergabe öffentlicher Bau-,<br />

Juni 2011<br />

546 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INTERVIEW<br />

Liefer- und Dienstleistungsaufträge<br />

aus dem Jahr 2004 hat die Kommission<br />

wesentliche Anforderungen<br />

aus dem Gemeinschaftsrecht und<br />

der EuGH-Rechtsprechung an das<br />

Vergaberecht bereits aufgegriffen.<br />

<strong>gwf</strong>: Europa hat jetzt 20 Jahre Markterfahrung<br />

im Umgang mit Instrumenten<br />

der EU-Rahmenbedingungen<br />

hinter <strong>sich</strong>. In Öffentlich-Privaten<br />

Partnerschaften sind lebensfähige<br />

Unternehmensformen entstanden,<br />

die ohne Reglementierung durch das<br />

öffentliche Ausschreibungs- und Vergaberecht<br />

auskommen. <strong>Wo</strong>rauf<br />

begründet <strong>sich</strong> der fast schon körperlich<br />

zu spürende Handlungsbedarf<br />

der EU-Kommission?<br />

Jörg Simon: Die EU-Kommission<br />

entwickelte bereits 2005 im Grünbuch<br />

zu ÖPP weitergehende Ansätze<br />

zu Vergabebestimmungen, was die<br />

Bildung von Öffentlich-Privaten Partnerschaften<br />

und auch Konzessionen<br />

tangierte. Demnach sollten Konzessions-,<br />

Lizenz- oder sonstige ausschließliche<br />

Verträge zwischen<br />

Kommunen und Ver sorgern – die<br />

Dienstleistungskon zessionen – ausschreibungspflichtig<br />

sein.<br />

Weiterhin sollte bei neu<br />

gegründeten gemischtwirtschaftlichen<br />

Unternehmen die Auswahl<br />

des privaten Partners, der <strong>sich</strong><br />

be teiligt, ausschreibungspflichtig<br />

werden. Im Übrigen soll der öffentliche<br />

Auftraggeber, der <strong>sich</strong> selbst<br />

bei einem neu gegründeten<br />

gemischtwirtschaftlichen Unternehmen<br />

beteiligt, verpflichtet sein, die<br />

Auftragsvergabe an dieses Unternehmen<br />

auszuschreiben. Die Praxis<br />

hat in dieser Zeit gezeigt, dass <strong>sich</strong><br />

dieser Rechtsrahmen für Konzessionen<br />

nicht bewährt hat. Das EU-Parlament<br />

hat <strong>sich</strong> 2010 hierzu geäußert.<br />

<strong>gwf</strong>: Kommen wir wieder zurück nach<br />

Deutschland. Wird Ausschreibungspflicht<br />

von Dienstleistungskonzessionen<br />

im europäischen Recht verankert,<br />

wie sähen die Konsequenzen für die<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft aus?<br />

Jörg Simon: Anstelle eines Mehrwertes<br />

sehe ich erst einmal bei allen<br />

Fazit<br />

§ Die ordnungspolitische Diskussion bleibt uns in 2011 und 2012 erhalten<br />

§ Modell der <strong>Wasser</strong>wirtschaft in Deutschland ist erfolgreich<br />

§ Gestaltungsfreiheit in der jetzigen Form sollte erhalten bleiben,<br />

Handlungsfreiheit der Kommunen soll nicht beschränkt werden<br />

F<br />

Die <strong>Wasser</strong>wirtschaft spricht <strong>sich</strong> aus diesen<br />

Gründen gegen die geplante Ausschreibungspflicht<br />

von Dienstleistungskonzessionen aus.<br />

Beteiligten einen Mehraufwand, der<br />

mit dieser Verrechtlichung einhergeht.<br />

Für kommunale Unternehmen<br />

bedeutet Ausschreibungspflicht<br />

auch die Möglichkeit des Scheiterns,<br />

eine Konzession zu verlieren<br />

und im schlimmsten Fall das Ende<br />

der geschäftlichen Tätigkeit. Denn<br />

das Kommunalwirtschaftsrecht verwehrt<br />

ihnen eine andere wirtschaftliche<br />

Tätigkeit, der freie Markt bleibt<br />

einem kommunalen Unternehmen<br />

verschlossen. Insolvenz wäre die<br />

Folge und dieses Risiko geht zu Lasten<br />

der Öffentlichkeit.<br />

<strong>gwf</strong>: Die <strong>Wasser</strong>wirtschaft lehnt eine<br />

Ausschreibungspflicht ab?<br />

Jörg Simon: Ja, aus verschiedenen<br />

Gründen. Erstens sind die Konsequenzen<br />

einer Ausschreibungspflicht<br />

meines Erachtens ein<br />

er heblicher Stolperstein, der in der<br />

Auseinandersetzung mit der EU-<br />

Kommission unbedingt diskutiert<br />

werden muss. Zweitens ist die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

aus formalen Gründen<br />

ablehnend eingestellt, da Dienstleistungskonzessionen<br />

per se keine<br />

öffentlichen Aufträge sind, die ausgeschrieben<br />

werden müssten. Drittens<br />

steht eine Ausschreibungspflicht<br />

für Konzessionen der Frage<br />

des Eigentums an Verteilungsnetzen<br />

und <strong>Wasser</strong>werken entgegen,<br />

die <strong>sich</strong> in der Regel in kommunaler<br />

Hand befinden.<br />

<strong>gwf</strong>: Ist das eine typisch deutsche<br />

Sicht?<br />

Jörg Simon: Nein, gegenüber der<br />

EU-Kommission haben viele Mitgliedstaaten<br />

vorgetragen, dass Notwendigkeiten<br />

und Vorteile eines<br />

gesetzlichen Rahmens für eine<br />

Dienstleistungskonzessionsrichtlinie<br />

nicht erkennbar dargelegt seien.<br />

Ebenso bestünden unklare Regelungen<br />

und Rechtsun<strong>sich</strong>erheiten<br />

für Auftraggeber und Bieter. Nachlesen<br />

lässt <strong>sich</strong> das auch im „Rühle-<br />

Bericht zur angestrebten Reform<br />

des öffentlichen Vergabewesen“<br />

vom 10. Mai 2010 an das europäische<br />

Parlament: „Ein Vorschlag für<br />

einen Rechtsakt über DLK wäre<br />

dann gerechtfertigt…, wenn durch<br />

ihn Verzerrungen beim Funktionieren<br />

des Binnenmarktes abgestellt<br />

werden sollen … die bisher noch<br />

nicht festgestellt worden sind.“<br />

<strong>gwf</strong>: Wann werden wir einen konsensfähigen<br />

Entwurf aus Brüssel<br />

sehen?<br />

Jörg Simon: Ungeachtet des<br />

Votums des EU-Parlamentes und<br />

der von vielen EU-Mitgliedstaaten<br />

vorgetragenen Vorbehalte sieht die<br />

EU-Kommission weiter Handlungsbedarf<br />

und hat <strong>sich</strong> selbst ein ehrgeiziges<br />

Zeitfenster für 2011 für die<br />

Vorlage eines Richtlinienentwurfs<br />

gesetzt. Wie es aussieht, können wir<br />

bis Mitte des Jahres mit einem Entwurf<br />

rechnen. Was ebenfalls <strong>sich</strong>er<br />

ist, dass uns die Debatte in diesem<br />

und auch im kommenden Jahr noch<br />

begleiten wird.<br />

Herr Simon, wir danken Ihnen für das<br />

Gespräch.<br />

Quellennachweis:<br />

Folien entnommen aus dem Vortrag<br />

„Dienstleistungskonzessionen im <strong>Wasser</strong>und<br />

<strong>Abwasser</strong>bereich – Pro und Kontra –"<br />

vom 3. Mai 2011 anlässlich des Kongresses<br />

wat + WASSER BERLIN INTERNATIONAL<br />

2011.<br />

Gründe<br />

gegen einen<br />

erweiterten<br />

EU-Rechtsrahmen<br />

„Dienstleistungskonzessionen“.<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 547


THEMA<br />

Notwasser<br />

Bei Naturkatastrophen wie Erdbeben,<br />

Vulkanausbrüchen oder<br />

Tsunami wird in der Regel die Trinkwasserversorgung<br />

zerstört, weshalb<br />

schnell eine Notlage bei der Bereitstellung<br />

von sauberem und von<br />

Krankheitserregern freiem Trinkwasser<br />

entsteht. Die Möglichkeit,<br />

das <strong>Wasser</strong> abzukochen und auf<br />

diese Weise die krankmachenden<br />

Mikroben abzutöten, ist bei Katastrophen<br />

eingeschränkt.<br />

Erste Hilfe leisten Chlortabletten<br />

[1], die meistens aus Natriumdichlorisocyanurat<br />

bestehen und so bemessen<br />

sind, dass eine Tablette zur<br />

Desinfektion von zehn Liter <strong>Wasser</strong><br />

ausreicht. Um <strong>sich</strong>er zu stellen, dass<br />

das <strong>Wasser</strong> keine Giftstoffe enthält,<br />

prüft man vor der Desinfektion, ob<br />

Lebewesen wie Algen, Protozoen<br />

oder <strong>Wasser</strong>flöhe vorhanden sind.<br />

Mit Chlortabletten desinfiziertes<br />

<strong>Wasser</strong> hilft zum Überleben, aber<br />

gut schmecken tut es nicht und ist<br />

deshalb nur eine kurzfristige<br />

Lösung. Es gibt zahlreiche andere<br />

Möglichkeiten zur Aufbereitung<br />

von <strong>Wasser</strong>, wobei wir zwischen<br />

kleinen individuellen Maßnahmen<br />

In einer der sogenannten <strong>Wasser</strong>blasen können bis zu 1000 Liter<br />

Trinkwasser aufbewahrt werden. Quelle: THW<br />

für einzelne oder wenige Personen<br />

und größeren Vorrichtungen für<br />

Gruppen, Krankenstationen, Camps<br />

und ganze Dörfer unterscheiden<br />

wollen. Einige kleine Lösungen werden<br />

von der Freizeitindustrie bereitgestellt,<br />

so beispielsweise für Hochseeschiffer<br />

ein Osmose-Beutel [2],<br />

der aus einer semipermeablen, nur<br />

für <strong>Wasser</strong>moleküle durchlässigen<br />

Membran besteht, und im Inneren<br />

Nährsalze und Energiespender enthält.<br />

Gemäß dem osmotischen<br />

Gesetz werden selbst aus Meerwasser<br />

<strong>Wasser</strong>moleküle durch die Membran<br />

in den Innenraum das Beutels<br />

diffundieren, dort Nährsalze und<br />

Energiespender lösen und ein Energiegetränk<br />

erzeugen. Solche Os -<br />

mose-Beutel sind in Katastrophenfällen<br />

sehr hilfreich.<br />

Andere Beispiele für kleine<br />

Lösungen aus dem Freizeitbereich<br />

sind <strong>Wasser</strong>filterflaschen und Keramikfilter,<br />

die für Globetrotter und<br />

Rucksacktouristen angeboten werden.<br />

<strong>Wasser</strong>filterflaschen [3] bestehen<br />

aus einem flexiblen Kunststoff<br />

und besitzen einen Filter, der Aktivkohle<br />

und Hohlfasermembranen<br />

enthält. Das unreine <strong>Wasser</strong> gießt<br />

man durch eine Einfüllöffnung in<br />

die Flasche und verschließt sie.<br />

Indem man die Flasche von Hand<br />

zusammendrückt, wird gereinigtes<br />

<strong>Wasser</strong> durch den Filter gepresst.<br />

Bei den Keramikfiltern [4] wird<br />

mit Hilfe einer von Hand betriebenen<br />

Pumpvorrichtung unreines<br />

<strong>Wasser</strong> über einen Vorfilter angesaugt,<br />

durch den Keramikfilter ge -<br />

presst und dabei gereinigt. Solche<br />

Filter kann man über einen langen<br />

Zeitraum verwenden, wenn man sie<br />

gelegentlich mit einem Desinfektionsmittel<br />

behandelt.<br />

Nach dem gleichen Prinzip funktioniert<br />

das „Krisenfass“ [4b], das,<br />

ob<strong>wohl</strong> deutlich größer als <strong>Wasser</strong>filterflaschen,<br />

so gestaltet ist, dass<br />

es in Katastrophengebieten aus<br />

Hubschraubern abgeworfen werden<br />

kann. Das „Krisenfass“ enthält<br />

zentral einen Filter aus gesinterter<br />

Aktivkohle und Kapillarmembranen.<br />

Nachdem man bis zu 30 Liter<br />

Schmutzwasser eingefüllt hat, wird<br />

das Fass verschlossen. Mit der in das<br />

Fass eingebauten Handpumpe er -<br />

zeugt man im Inneren einen Überdruck,<br />

der das <strong>Wasser</strong> durch den Filter<br />

nach außen drückt, wo es <strong>sich</strong> als<br />

Trinkwasser aus einem Schlauch mit<br />

Zapfhahn entnehmen lässt.<br />

Im Vergleich mit den Hilfsbedürftigen<br />

bei Naturkatastrophen<br />

sind die meisten der etwa eine Milliarde<br />

Menschen, die in einer permanenten<br />

Katastrophe ohne Zugang<br />

zu sauberem <strong>Wasser</strong> leben, schlechter<br />

dran. So viele Menschen können<br />

nicht über Spendengelder dauerhaft<br />

mit Osmose-Beuteln, <strong>Wasser</strong>filterflaschen<br />

und Keramikfiltern<br />

versorgt werden. Dieser Mangel<br />

führte jedoch zu einer genialen<br />

Innovation, die unter dem Namen<br />

„SODIS“ (Solar Water Disinfection)<br />

[5] in sonnenreichen Gegenden zur<br />

Anwendung kommt und die desinfizierende<br />

Wirkung der im Sonnenlicht<br />

vorhandenen ultravioletten<br />

Strahlung nutzt. Unreines, mikro-<br />

Juni 2011<br />

548 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


THEMA<br />

biell verschmutztes <strong>Wasser</strong> wird in<br />

Flaschen gefüllt und diese in horizontaler<br />

Lage sechs Stunden lang in<br />

direktes Sonnenlicht gelegt. Durch<br />

diese Behandlung lassen <strong>sich</strong> Erreger<br />

von Durchfallerkrankungen und<br />

Cholera abtöten. Geeignet sind PET-<br />

Flaschen, die für UV-Licht besser<br />

durchlässig sind als Glasflaschen.<br />

Diese Technik wurde von Professor<br />

Aftim Acra in Beirut entdeckt und in<br />

der Schweiz von dem <strong>Wasser</strong>forschungsinstitut<br />

Eawag zur Anwendungsreife<br />

gebracht.<br />

Ein anderes interessantes „lowcost“<br />

Produkt wurde von der Hilfsorganisation<br />

„Potters for Peace“ [6]<br />

ins Leben gerufen. Hierbei handelt<br />

es <strong>sich</strong> um einen keramischen <strong>Wasser</strong>filter,<br />

der vor Ort unter Einbindung<br />

von lokalen Töpfern aus einem<br />

Brei von Ton und Sägespänen – oder<br />

einem anderen biologischen Material<br />

wie beispielsweise zerkleinerten<br />

Getreidespelzen – zu einem Topf<br />

gepresst und dann bei 860 Grad<br />

Celsius gebrannt wird. Beim Brennen<br />

zersetzt <strong>sich</strong> das organische<br />

Material und zurück bleibt ein feinporiger<br />

Tontopf, der nach einer<br />

Behandlung mit kolloidalem Silber<br />

zu einem funktionsfähigen Filter<br />

wird, in dem Krankheitserreger<br />

zurückgehalten und abgetötet werden.<br />

Vorteilhaft ist, dass man diese<br />

Art von <strong>Wasser</strong>filter weitgehend aus<br />

lokalen Grundstoffen mit relativ<br />

geringen Investitionskosten in in -<br />

dustriellem Maßstab lokal herstellen<br />

kann und somit die Wertschöpfung<br />

in der Region behält.<br />

Für Einzelpersonen und kleine<br />

Gruppen geeignet ist ein neues, mit<br />

dem Namen „Lifestraw“ [7] bezeichnetes<br />

tragbares <strong>Wasser</strong>reinigungssystem.<br />

Die Vorrichtung besteht aus<br />

einem Einfülltrichter mit Grobfilter,<br />

einem 1,5 Meter langen Schlauch<br />

und einem 30 Zentimeter langen<br />

Kunststoffgehäuse, in dem <strong>sich</strong> zur<br />

Ultrafiltration geeignete Kunststoffmembranen<br />

befinden. Den Einfülltrichter<br />

befestigt man in etwa zwei<br />

Meter Höhe an einer Wand.<br />

Schmutzwasser wird in den Trichter<br />

gefüllt, fließt durch den Schlauch<br />

nach unten in den Ultrafilter, wird<br />

dort von Viren, Bakterien und anderen<br />

Krankheitserregern befreit und<br />

verlässt den Filter als reines Trinkwasser.<br />

Die Ultrafiltration erfolgt<br />

hier ohne eine zusätzliche Pumpe<br />

allein durch den hydrostatischen<br />

Druck von 150 bis 200 Hektopascal.<br />

Membranverfahren sind die<br />

Grundlage von weiteren Vorrichtungen<br />

zur Aufbereitung von Notwasser.<br />

So enthält eine unter dem<br />

Namen „<strong>Wasser</strong>rucksack Paul“ [8]<br />

bekannte Vorrichtung eine Membranfläche,<br />

mit der etwa 1200 Liter<br />

<strong>Wasser</strong> pro Tag gefiltert werden<br />

können. Bei einem Gewicht von<br />

20 Kilogramm lässt <strong>sich</strong> der <strong>Wasser</strong>rucksack<br />

leicht an Orte des Bedarfs<br />

transportieren und kann dort das<br />

Überleben von etwa 200 Personen<br />

<strong>sich</strong>ern.<br />

Ein Problem bei der Membranfiltration<br />

ist die Nachverkeimung. Ob -<br />

<strong>wohl</strong> diese Filter bis zu 99,999999<br />

Prozent der Mikroorganismen zu -<br />

rückhalten, passieren doch einige<br />

wenige die Filtermembran und können<br />

<strong>sich</strong> nach dem Filter ansiedeln<br />

und vermehren, wobei organische<br />

Moleküle, die ebenfalls durch die<br />

Membran ins reine <strong>Wasser</strong> gelangen,<br />

als Nahrung dienen. Je nach<br />

Beschaffenheit des Schmutzwassers<br />

können auf der Reinseite der Filter<br />

innerhalb von wenigen Tagen Biofilme<br />

entstehen, aus denen bei <strong>Wasser</strong>fluss<br />

Keime abgeschwemmt werden.<br />

Zur Lösung dieses Problems<br />

kann man die Filtersysteme sporadisch,<br />

zum Beispiel einmal täglich<br />

mit Chlortabletten entkeimen, oder<br />

man desinfiziert kontinuierlich,<br />

indem man eine schwer lösliche<br />

und nur langsam Chlor frei setzende<br />

Substanz wie Trichlorisocyanursäure<br />

[9] in den Filter gibt. Auch die<br />

kontinuierliche Desinfektion mit<br />

einem so genannten N-Halamin-<br />

Polymer [10], das <strong>sich</strong> an andere<br />

Polymere wie Polystyrol koppeln<br />

lässt, wurde beschrieben. N-Halamin-Polymere<br />

werden in einer Kartusche<br />

verpackt angeboten und<br />

können in dieser Form mit dem Ausgang<br />

eines Membranfiltermoduls<br />

Trinkwasseraufbereitungsanlage in einem<br />

Katastrophengebiet. Quelle: THW<br />

verbunden werden. Eine andere<br />

Möglichkeit, die Nachverkeimung<br />

zu überwinden, beruht auf einer<br />

Lösung von <strong>Wasser</strong>stoffperoxid und<br />

Silberionen [11], die mit Hilfe einer<br />

Venturi-Vorrichtung in kleiner Konzentration<br />

dem <strong>Wasser</strong> zudosiert<br />

werden kann. Im Reinwassertank<br />

lässt <strong>sich</strong> die Keimvermehrung<br />

durch UV-Strahler unterbinden.<br />

Interessantes Know-how über<br />

Verfahren zur Herstellung von Notwasser<br />

erarbeitete das Militär. Nach<br />

dem Einheitsdosierplan der Bundeswehr<br />

[12] lässt <strong>sich</strong> verunreinigtes<br />

<strong>Wasser</strong> in drei Stufen reinigen.<br />

Dazu gibt man zu einem Kubikmeter<br />

Rohwasser im ersten Schritt<br />

240 Gramm Chlor in Form von Calciumhypochlorit<br />

oder Natriumdichlorisocyanurat<br />

und lässt das Chlor eine<br />

Stunde lang reagieren. Das so desinfizierte<br />

<strong>Wasser</strong> vermischt man mit<br />

800 Gramm Aktivkohle und erlaubt<br />

dieser eine Stunde zu wirken. Während<br />

dieser Zeit adsorbieren im<br />

<strong>Wasser</strong> vorhandene Schadstoffe<br />

sowie Chlor und chlorierte Produkte<br />

an die Aktivkohle. Dadurch wird<br />

auch der Geschmack des <strong>Wasser</strong>s<br />

verbessert. In der nachfolgenden<br />

dritten Stufe dosiert man 100<br />

Gramm dreiwertiges Eisen als Eisentrichlorid<br />

zu und wartet wieder eine<br />

Stunde, in deren Verlauf <strong>sich</strong> Flocken<br />

bilden und sedimentieren. Auf<br />

der Grundlage dieser chemischen<br />

Aufbereitung wurde das „Notwasserschrägschlauchverfahren“<br />

[13]<br />

<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 549


THEMA<br />

entwickelt: Ein zum Transport aufgerollter,<br />

beidseitig verschließbarer<br />

Folienschlauch enthält die zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

notwendigen Substanzen<br />

in Portionen verpackt. Am<br />

Ort des Bedarfs wird der Folienschlauch<br />

ausgerollt auf eine schräge<br />

Fläche gelegt, mit Rohwasser befüllt<br />

und dieses nach dem Einheitsdosierplan<br />

schrittweise behandelt.<br />

Nach erfolgter Reinigung kann man<br />

das <strong>Wasser</strong> über einen im Schrägschlauch<br />

vorhandenen Hahn mit<br />

vorgeschaltetem Filter entnehmen.<br />

Die bislang beschriebenen Verfahren<br />

kommen ohne elektrische<br />

Energie aus und arbeiten mit hydrostatischem<br />

Druck oder allenfalls mit<br />

einer Handpumpe. Es gibt auch Vorrichtungen,<br />

die so<strong>wohl</strong> mit einer<br />

manuellen Pumpe als auch, wenn es<br />

die Infrastruktur erlaubt, mit einer<br />

Elektropumpe betrieben werden<br />

können. Ein auf diesem dualen Prinzip<br />

beruhender und erfolgreich<br />

angewandter Feldfilter [14] mit<br />

einer Reinigungsleistung von bis zu<br />

500 Liter pro Stunde umfasst neben<br />

der Rohwasserpumpe eine Sicherheits-Chlorung<br />

und Keramikfilterkerzen.<br />

Andere Systeme zur Aufbereitung<br />

von Notwasser arbeiten mit<br />

einer regenerativen Energiequelle.<br />

Eine einfache solarbetriebene <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

ist unter dem<br />

Namen Blue Spring [15] bekannt.<br />

Das von einer Person tragbare System<br />

besteht neben dem Photovoltaikpaneel<br />

aus einem feinen Vorfilter<br />

und einem Umkehrosmosemodul.<br />

Damit können unter<br />

tro pischer Sonne in acht Stunden<br />

225 Liter Trinkwasser hergestellt<br />

werden. Aufwändiger gestaltet und<br />

erheblich größer und teurer ist die<br />

mit regenerativer Energie betriebene<br />

mobile <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage<br />

„mobile cube“ [16]. Mehrere<br />

Photovoltaikpaneele oder alternativ<br />

ein Windkraftrad erzeugen eine<br />

elektrische Leistung von etwa<br />

einem Kilowatt. Die gewonnene<br />

Energie wird in Batterien gespeichert<br />

und dient in erster Linie zur<br />

<strong>Wasser</strong>reinigung. Pro Tag lassen <strong>sich</strong><br />

bis zu 20 Kubikmeter Trinkwasser<br />

herstellen und damit 4000 Menschen<br />

versorgen. Die Anlage<br />

um fasst eine elektrische Energierückgewinnungspumpe,<br />

die das<br />

Schmutzwasser durch einen automatisch<br />

rückspülbaren Vorfilter und<br />

ein Umkehrosmose-System drückt.<br />

Das gereinigte <strong>Wasser</strong> fließt in einen<br />

Speichertank, wo es mit UV-Licht<br />

keimfrei gehalten wird. Da überschüssige,<br />

nicht für die <strong>Wasser</strong>reinigung<br />

benötigte Energie zum Beispiel<br />

für Beleuchtung und Television<br />

oder zum Aufladen von Mobiltelefonen<br />

bereit steht, bietet diese<br />

Anlage zusätzlichen Nutzen.<br />

Bei ähnlich großen Anlagen im<br />

Leistungsbereich von 20 bis 30<br />

Kubikmeter pro Tag dient ein<br />

Dieselgenerator als Energiequelle.<br />

Die aus mehreren Reinigungs komponenten<br />

bestehenden Anlagen<br />

sind meistens in einen Container<br />

eingebaut und auf einen mobilen<br />

Untersatz montiert. Eine relativ<br />

einfache Anlage [17] besteht aus<br />

einem Beutelfilter als Vorfilter,<br />

Vorchlorung, Umkehrosmose und<br />

Nachchlorung. Aufwändigere An -<br />

lagen [18] ergänzen diese Kom ponenten<br />

durch einen oder mehrere<br />

rückspülbare Vorfilter, einen Aktivkohlefilter<br />

und, vor der Umkehrosmose,<br />

eine Feinstfiltration wie<br />

Mikro- oder Ultrafiltration.<br />

Im Unterschied zu den oben<br />

beschriebenen kleinen und relativ<br />

preiswerten Vorrichtungen, die in<br />

großen Stückzahlen an die be -<br />

troffene Bevölkerung verteilt werden,<br />

geht man bei den teuren An -<br />

lagen so vor, dass man sie in die<br />

Obhut von Hilfsorganisationen<br />

stellt und sie mindestens am Anfang<br />

durch deren geschultes Personal<br />

betreibt.<br />

Literatur<br />

[1] http://www.chemicalbook.com<br />

http://www.membrane-engineering.de<br />

– Bezugsquelle für kleine<br />

Chlortabletten<br />

[2] http://www.htiwater.com –<br />

HydroPack forward osmosis<br />

[3] http://www.911water.com/Personal-<br />

Portable-Water-Filter-Bottle-p/<br />

pfwb.htm<br />

http://www.ecoflowater.com –<br />

Ecoflo 260z Flip Top Filter Water<br />

Bottle<br />

[4] http://www.katadyn.com –<br />

Katadyn Pocket Filter<br />

http://www.aquatechnology.net/<br />

portableceramicfilters.html<br />

http://www.lifesaversystems.com<br />

[4.b] http://www.carbonit.de – Krisenfaß<br />

[5] http://de.wikipedia.org/wiki/SODIS<br />

http://www.safewatersystems.com/<br />

solar_water_pasteurizers<br />

[6] http://www.pottersforpeace.org<br />

[7] http://www.vestergaard-frandsen.<br />

com/lifestraw<br />

Patentanmeldung WO 2008/110165<br />

A1<br />

[8] http://www.wasserrucksack.de<br />

[9] http://de.wikipedia.org/wiki/<br />

Trichlorisocyanursäure<br />

[10] http://www.halopure.com –<br />

Bacteriostatic Water Cartridge<br />

Patent US 6162452 A<br />

Patent US 006969769 B2<br />

[11] http://www.hungerbach.de<br />

Patent DE 3645266 C2<br />

[12] Hinterberger, J.: Experimentelle<br />

Untersuchungen zur Trinkwasseraufbereitung<br />

nach dem Einheitsdosierplan<br />

(EDP) unter besonderer<br />

Berück<strong>sich</strong>tigung biologisch<br />

belasteter Wässer. Vortrag 1995.<br />

[13] Offenlegungsschrift DE 10 2005 023<br />

678 A1<br />

[14] http://www.elga-berkefeld.de –<br />

Feldfilter FF 500<br />

[15] http://www.bluspr.com/emergency_solar_water_purifier.html<br />

[16] http://www.mobilecube.ch<br />

[17] http://www.karcher-futuretech.com<br />

– Waterclean WTC 1000 CMG<br />

[18] http://www.gruenbeck.de –<br />

Mobile Trinkwasseraufbereitung für<br />

Katastrophenregionen<br />

Autor:<br />

Dr. Bernd Wurster,<br />

Steinbeis-Transferzentrum Umwelttechnik,<br />

Macairestraße 11,<br />

D-78467 Konstanz,<br />

Tel. (0 75 31) 18 95 59,<br />

Fax (07531) 458083,<br />

E-Mail stz190@stw.de,<br />

(eine operative Einheit von www.stw.de)<br />

Juni 2011<br />

550 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserbehälter<br />

FOKUS<br />

4. Kolloquium der S.I.T.W. zur<br />

Trinkwasserspeicherung<br />

22. September 2011, Koblenz<br />

Welche Änderungen die ratifizierte<br />

Novellierung der Trinkwasserverordnung<br />

(TrinkwV 2001)<br />

für den Tagesbetrieb mit <strong>sich</strong> bringt,<br />

werden hochrangige Experten auf<br />

dem 4. Kolloquium der Trinkwasserspeicherung<br />

erläutern.<br />

Die jährliche Tagung findet in<br />

Kooperation mit DVGW und der<br />

Fachhochschule Koblenz, welche<br />

die Räumlichkeiten zur Verfügung<br />

stellt, statt.<br />

Mit bis zu 130 Teilnehmern hat<br />

<strong>sich</strong> die Veranstaltung zum beliebten<br />

Branchentreff entwickelt für<br />

<strong>Wasser</strong>meister und <strong>Wasser</strong>werksleiter,<br />

Planer von <strong>Wasser</strong>werken und<br />

Trinkwasseranlagen sowie Vertreter<br />

von Bauverwaltungen und Gesundheitsämtern<br />

in diesem Bereich.<br />

Das Besondere ist die Mischung<br />

aus hochkarätigen Vorträgen, dem<br />

durchgängigen Praxisbezug und<br />

viel Raum für den persönlichen<br />

Eckart Flint, 1. Vorsitzender der<br />

S.I.T.W. Foto: S.I.T.W.<br />

Erfahrungsaustausch. Impressionen<br />

einiger Teilnehmer der letzten Veranstaltung<br />

sind im separaten Kasten<br />

zu lesen.<br />

Impressionen der Teilnehmer vom 3. Kolloquium 2010<br />

Dipl.-Ing. Günter Geffert besuchte die Tagung im September 2010,<br />

um sein Fachwissen aufzufrischen sowie mit anderen Versorgern<br />

und Planern Erfahrungen auszutauschen. Der Anlagenplaner beim<br />

Versorger SWU Energie GmbH interessierte <strong>sich</strong> besonders für den<br />

Hygiene-Vortrag von Dr. Georg-Joachim Tuschewitzki: „Die Testmethoden<br />

waren sehr anschaulich erläutert.“ Diese erklärten einiges,<br />

beispielsweise wie die Zulassungen von Materialien zustande kommen,<br />

die in einem Trinkwasserbehälter eingesetzt werden.<br />

Für Dipl.-Ing. Martin Hoppe stand das Regelwerk im Fordergrund:<br />

„Prof. Dr.-Ing. Manfred Breitbach lieferte Informationen aus erster<br />

Hand, wie den Überarbeitungsstand des DWGW-Arbeitsblattes<br />

W 312“, so der Abteilungsleiter Betrieb Netze und Anlagen EG/TW<br />

Mönchengladbach bei der NEW Netz GmbH. Zudem schätzt er die<br />

kompakte Darstellung der unterschiedlichen Blickwinkel, den die<br />

Beteiligten eines Projektes haben. „Das ist gerade das Besondere an<br />

dieser Veranstaltung: Nicht nur Theorie zu vermittelt zu bekommen,<br />

sondern auch viele praktische Erfahrungen.“<br />

Verschiedene Blickwinkel<br />

aufgezeigt<br />

Prof. Dr.-Ing. Manfred Breitbach von<br />

der Fachhochschule Koblenz wird<br />

erneut die fachliche Leitung übernehmen<br />

und in gewohnt unterhaltsamer<br />

Weise auf häufige Anwendungsfragen<br />

bezüglich des DVGW-<br />

Regelwerks zu Sanierung und<br />

Instandhaltung von Behältern eingehen.<br />

Als weiteres Thema ist das Qualitätsmanagement<br />

für die Instandsetzung<br />

in der Trinkwasserspeicherung<br />

nach DVGW-Arbeitsblatt W 316-1<br />

aus Sicht der ausführenden Firmen<br />

geplant. Außerdem wird der Maßnahmenkatalog<br />

für das Arbeiten in<br />

Trinkwasser-Schutzzonen vorgestellt.<br />

Zum Schluss folgt der übliche<br />

Praxisblock, der ausreichend Gelegenheit<br />

für Fragen aus dem Publikum<br />

sowie Live-Demonstrationen<br />

geben wird, wofür der Veranstaltungsort<br />

– das Prüflabor der Fachhochschule<br />

– beste Voraussetzungen<br />

bietet.<br />

Reich bemessene Pausen zwischen<br />

den Vorträgen erlauben einen<br />

ungezwungenen Austausch aller<br />

Beteiligten über Theorie und Praxis.<br />

Infos/Anmeldung:<br />

E-Mail: verwaltung@sitw.de,<br />

Tel. (05231) 96 09 18,<br />

Fax (05231) 661 02,<br />

www.sitw.de<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />

Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />

Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />

Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />

www.aquadosil.de<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 551


FOKUS<br />

Trinkwasserbehälter<br />

Trinkwasserspeichersysteme aus PE 100 Wickelrohr<br />

Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel der Erde und durch nichts zu ersetzen. Es bildet die Grundlage<br />

allen Lebens auf der Erde. In Deutschland ist es zugleich das reinste und am meisten überwachte Lebensmittel.<br />

Trinkwasser wird ständig auf seine Qualität und Inhaltsstoffe überprüft. Der Verbrauch in Deutschland<br />

beträgt ~ 120 Liter pro Tag und Bundesbürger, welches einer Gesamtmenge von ungefähr 4 Milliarden Kubikmeter<br />

Jahresverbrauch entspricht. Da diese gewaltigen <strong>Wasser</strong>mengen nicht gleichmäßig über den Tag verteilt<br />

benötigt und aus den <strong>Wasser</strong>netzen entnommen werden, müssen die Verbrauchsspitzen und betrieblichen<br />

Stillstandzeiten bei der <strong>Wasser</strong>förderung durch zum Beispiel Trinkwasserspeicher abgedeckt werden.<br />

Normen und Richtlinien<br />

Die Qualität des Trinkwassers ist in<br />

der Trinkwasserverordnung gesetzlich<br />

geregelt. Wesentliche Grundlage<br />

der Trinkwasserverordnung ist<br />

ihr direkter Bezug zu den allgemein<br />

anerkannten Regeln der Technik<br />

wie z. B. den DVGW-Regelwerken<br />

und den DIN-Normen. Die harmonisierte<br />

europäische Norm DIN EN<br />

1508 „<strong>Wasser</strong>versorgung – Anforderungen<br />

an Systeme und Bestandteile<br />

der <strong>Wasser</strong>speicherung“ beinhaltet<br />

die normativen Grundlagen<br />

für das Speichern von Trinkwasser.<br />

Ergänzend hierzu spiegelt das<br />

DVGW-Arbeitsblatt W 300 „<strong>Wasser</strong>speicherung<br />

– Planung, Bau, Betrieb<br />

und Instandhaltung von <strong>Wasser</strong>behältern<br />

in der Trinkwasserversorgung“<br />

detaillierte Festlegungen<br />

des aktuellen Kenntnisstands in<br />

Deutschland wider. Beide Regelwerke<br />

wurden ursprünglich für<br />

Speichersysteme aus dem Werkstoff<br />

Beton erstellt, gelten sinngemäß<br />

aber auch für Speichersysteme aus<br />

anderen Werkstoffen. Sie beab<strong>sich</strong>tigen<br />

nicht bestehende Behälter zu<br />

verändern um der Norm gerecht zu<br />

werden, sondern verstehen <strong>sich</strong><br />

vielmehr als „Hilfsmittel“ bei der<br />

Herstellung neuer <strong>Wasser</strong>speicher.<br />

Bild 1. Transport.<br />

Der Werkstoff Polyethylen<br />

Da Polyethylen seit vielen Jahrzehnten<br />

erfolgreich in der Gas- und<br />

Trinkwasserversorgung in Form von<br />

Rohren, Formteilen und Schachtbauwerken<br />

eingesetzt wird und<br />

auch bei der Sanierung von Trinkwasserbehältern<br />

<strong>sich</strong> ständig steigender<br />

Nachfrage erfreut, war es<br />

nur eine Frage der Zeit, bis auch<br />

beim Neubau von Trinkwasserspeichern<br />

die Nachfrage nach diesem<br />

Werkstoff aufkam. Die Vorteile des<br />

Polyethylen gegenüber Beton liegen<br />

in dem sehr hohen Widerstand<br />

gegen Chemikalien und äußere<br />

Umwelteinflüsse, dem geringen<br />

spezifischen Gewicht und dem<br />

dadurch einfachen Handling auf der<br />

Baustelle, der Möglichkeit der Vorfertigung<br />

von Großteilen in der<br />

Werkstatt und der damit zusammenhängenden<br />

schnellen Endfertigung<br />

vor Ort sowie der einfachen<br />

Reinigung der sehr glatten Oberflächen.<br />

Weitere Vorteile gegenüber<br />

anderen Werkstoffen, welche für<br />

den Bau von Trinkwasserspeichern<br />

eingesetzt werden sind z. B. die<br />

vergleichsweise einfache Verarbeitung,<br />

Erweiterungs- oder Änderungsmöglichkeiten<br />

und die Möglichkeit<br />

des Recyclings sofern der<br />

Trinkwasserspeicher irgendwann<br />

nicht mehr benötigt werden sollte.<br />

Die für den Bau von Trinkwasserspeichern<br />

eingesetzten PE 100 Rohstoffe<br />

sind vom DVGW und KRV für<br />

den Transport und die Speicherung<br />

von Trinkwasser zugelassen und<br />

entsprechen den Anforderungen<br />

des DVGW-Arbeitsblattes W 270<br />

„Vermehrung von Mikroorganismen<br />

auf Werkstoffen für den Trinkwasserbereich<br />

– Prüfung und Bewertung“.<br />

Des Weiteren besitzen die für<br />

den Bau eingesetzten Profilwickelrohre<br />

der FRANK & Krah Wickelrohrtechnik<br />

GmbH eine Allgemeine<br />

bauauf<strong>sich</strong>tliche Zulassung des<br />

DIBt, womit die grundlegenden<br />

Voraussetzungen zur Herstellung<br />

von Trinkwasserspeichern aus PE 100<br />

Wickelrohren erfüllt sind.<br />

Definition<br />

Trinkwasserspeicher<br />

Das Arbeitsblatt DVGW W 300<br />

definiert Trinkwasserspeicher als<br />

geschlossene Speicher für Trinkwasser,<br />

die <strong>Wasser</strong>kammern, Bedie-<br />

Juni 2011<br />

552 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserbehälter<br />

FOKUS<br />

nungshaus und Betriebseinrichtungen<br />

umfasst, Zugangsmöglichkeiten<br />

bietet, Betriebsreserven vorhält,<br />

Druckstabilität gewährleistet und<br />

somit Verbrauchsschwankungen<br />

ausgleicht. Da die Regelwerke keine<br />

Einschränkungen bei der Gestaltung<br />

der Speicher machen, ergeben<br />

<strong>sich</strong> hierfür unzählig viele Möglichkeiten.<br />

Der Fantasie sind kaum<br />

Grenzen gesetzt. Nahezu alles ist<br />

möglich – das Ziel ist jedoch immer<br />

eine technisch einwandfreie, normgerechte<br />

Lösung, die wirtschaftlich<br />

sinnvoll ist. Bei Trinkwasserspeichersystemen,<br />

die aus PE 100 Wickelrohren<br />

hergestellt werden gilt zu<br />

beachten, dass der derzeit maximale<br />

Innendurchmesser 3500 mm<br />

beträgt. Die Speicherkapazität muss<br />

also durch entsprechende Rohrlängen<br />

realisiert werden, für die ausreichend<br />

Platz vorhanden sein muss.<br />

Ebenso muss der Transport der<br />

Rohre zur Baustelle berück<strong>sich</strong>tigt<br />

werden. Bei dem Bildmaterial handelt<br />

es <strong>sich</strong> um einen Trinkwasserspeicher<br />

mit einem Innendurchmesser<br />

von 3500 mm, welcher mit<br />

technischer Unterstützung der<br />

Frank GmbH vom Ingenieurbüro<br />

Kiendl & Moosbauer aus Deggendorf<br />

geplant wurde. Da die Zufahrtswege<br />

zu dem bestehenden Speicher,<br />

der auch weiterhin genutzt<br />

wird, sehr eng sind, musste die neue<br />

PE <strong>Wasser</strong>kammer in einzelnen Segmenten<br />

vor Ort gebracht werden.<br />

Dort wurde die Montage und der<br />

Anschluss an das bestehende<br />

Gebäude innerhalb nur einer <strong>Wo</strong>che<br />

realisiert (Bild 1 und 2). Nach der<br />

Inbetriebnahme des neuen PE 100<br />

Röhrenspeichers wird die zweite<br />

<strong>Wasser</strong>kammer mit HydroClick®<br />

Platten aus PE 100 saniert.<br />

Bild 2. Versetzen.<br />

Aufbau von<br />

Trinkwasserspeichern<br />

Üblicherweise bestehen Trinkwasserspeicher<br />

aus zwei getrennten<br />

<strong>Wasser</strong>kammern, um Inspektionen<br />

und Reinigungsintervalle durchführen<br />

zu können, ohne Einschränkungen<br />

bei der Trinkwasserversorgung<br />

hinnehmen zu müssen.<br />

In dem Planausschnitt (Bild 3) ist<br />

die linke (grün dar gestellte) <strong>Wasser</strong>kammer<br />

des Trinkwasserspeichers<br />

zu sehen, der aus PE 100 Wickelrohren<br />

neu hergestellt wurde. In der<br />

Mitte (rosa dargestellt) befindet <strong>sich</strong><br />

das Bedienhaus, in dem die Entsäuerungsanlage<br />

untergebracht ist.<br />

Rechts daneben (grau dargestellt)<br />

die zweite, gemauerte <strong>Wasser</strong>kammer,<br />

welche noch mit HydroClick®<br />

Platten aus PE 100 saniert wird. Die<br />

Rohrleitungen (Bild 4) der <strong>Wasser</strong>kammern<br />

werden durch das Bedienhaus<br />

geführt, damit die <strong>Wasser</strong>kammerwände<br />

jederzeit kontrolliert<br />

werden können. Das Bedienhaus<br />

sollte so ausgeführt werden, dass<br />

eine leichte Bedienung und Reinigung<br />

des Speichers möglich ist. Der<br />

Zugang zu den <strong>Wasser</strong>kammern<br />

muss <strong>sich</strong>er sein und einen einfachen<br />

Betrieb ermöglichen. Die Öff-<br />

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FOKUS<br />

Trinkwasserbehälter<br />

Bild 3. Lageplan Tinkwasserspeicher in Langdorf.<br />

Bild 4. Teilsegment der PE 100 <strong>Wasser</strong>kammer.<br />

nungen hierfür müssen den geltenden<br />

UVV entsprechen und so groß<br />

sein, dass Materialien und Ausrüstungsgegenstände<br />

für Reparatur<br />

und Wartung durch sie transportiert<br />

werden können. Ebenso sind Einrichtungen<br />

für Probenahmen im<br />

Bedienhaus für jede Zu- und Entnahmeleitung<br />

sinnvoll, damit die<br />

Bedienung ohne ein Betreten der<br />

<strong>Wasser</strong>kammern möglich ist. Die<br />

Be- und Entlüftungseinrichtungen<br />

für die <strong>Wasser</strong>kammern und das<br />

Bedienhaus sind technisch voneinander<br />

zu trennen. Die <strong>Wasser</strong>kammern<br />

sind mit einem Bypass zur Verbindung<br />

des Zulaufs mit dem Ablauf<br />

zu versehen. Der Überlauf muss so<br />

gestaltet sein, dass ein freies Ablaufen<br />

von überschüssigem <strong>Wasser</strong><br />

möglich ist. Daher ist der Überlauf<br />

entsprechend zu dimensionieren<br />

und darf nicht mit einer Absperreinrichtung<br />

versehen werden. Zur Kontrolle<br />

der <strong>Wasser</strong>kammern sollte die<br />

Oberfläche des gespeicherten <strong>Wasser</strong>s<br />

vollständig leicht einsehbar<br />

sein. Hierzu ist es sinnvoll entsprechende<br />

Schaugläser zwischen<br />

Bedienhaus und <strong>Wasser</strong>kammern<br />

einzusetzen und gegebenenfalls<br />

Beleuchtungsmöglichkeiten in den<br />

<strong>Wasser</strong>kammern vorzusehen. Hierbei<br />

sind die VDE-Vorschriften für<br />

„Feuchte und nasse Räume“ zu<br />

berück<strong>sich</strong>tigen. Ebenso sind Blitzschutzeinrichtungen<br />

in Erwägung<br />

zu ziehen.<br />

Die <strong>Wasser</strong>kammer ist ein in <strong>sich</strong><br />

abgeschlossener Teil des Trinkwasserspeichers<br />

mit separaten Zulauf-,<br />

Entnahme-, Überlauf- und Entleerungseinrichtungen,<br />

die unabhängig<br />

von anderen <strong>Wasser</strong>kammern<br />

betrieben werden kann. Der Zugang<br />

zur <strong>Wasser</strong>kammer sollte in der<br />

Regel nicht im befüllten Zustand<br />

möglich sein, so dass eine Verunreinigung<br />

des Trinkwassers durch das<br />

Öffnen des Zugangs ausgeschlossen<br />

werden kann. In der Regel wird<br />

der Zugang zur <strong>Wasser</strong>kammer<br />

durch das Bedienungshaus realisiert,<br />

in dem auch die Hauptarmaturen,<br />

Pumpen sowie die Kontrollund<br />

Überwachungseinrichtungen<br />

untergebracht sind.<br />

Die Größe eines Trinkwasserspeichers<br />

wird von den Summenlinien<br />

des Zu- und Ablauf zuzüglich einer<br />

Betriebsreserve bestimmt. Bei <strong>Wasser</strong>speichern<br />

mit einem Tageshöchstbedarf<br />

von weniger als eintausend<br />

Kubikmetern beträgt der<br />

Nutzinhalt des <strong>Wasser</strong>speichers<br />

gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 300<br />

fünfunddreißig Prozent des Tageshöchstbedarfs.<br />

Bei dem derzeit größtmöglichen<br />

Wickelrohrdurchmesser von<br />

DN 3500 mm beträgt das maximale<br />

Speichervolumen ungefähr<br />

9,2 Kubikmeter pro Meter. Bei zwei<br />

getrennten <strong>Wasser</strong>kammern mit<br />

jeweils 35 m Länge ergibt <strong>sich</strong> ein<br />

Speichervolumen von ~ 650 Kubikmetern<br />

Trinkwasser. Da <strong>sich</strong> <strong>Wasser</strong>tiefen<br />

bis 3,5 m zur Stabilisierung<br />

des <strong>Wasser</strong>drucks als sinnvoll erwiesen<br />

haben, stellen liegende PE 100<br />

Wickelrohre mit DN 3.500 eine sehr<br />

gute Alternative zu Werkstoffen wie<br />

z. B. Beton oder GFK dar.<br />

Hygienebestimmungen<br />

Beim Bau von <strong>Wasser</strong>kammern<br />

müssen die vom gespeicherten<br />

<strong>Wasser</strong> benetzten Oberflächen aus<br />

Materialien sein, die entsprechende<br />

Prüfungsanforderungen erfüllen.<br />

Besonders bei Zusatzstoffen, die bei<br />

Beton und Zementmörtel benötigt<br />

werden, muss geprüft werden, ob<br />

sie den Anforderungen an Trinkwasserspeicher<br />

entsprechen. Werden<br />

Kunststoffe verwendet, müssen<br />

diese den KTW-Empfehlungen entsprechen<br />

und deren Eignung in<br />

mikrobieller Hin<strong>sich</strong>t nach DVGW<br />

W 270 nachgewiesen sein.<br />

Um spätere Reinigungen zu<br />

erleichtern und das Bakterienwachstum<br />

zu vermeiden, müssen<br />

die Oberflächen der eingesetzten<br />

Materialien möglichst glatt und<br />

porenfrei sein. Bei PE 100 Rohren<br />

und Platten werden diese Forderungen<br />

erfüllt. Die mineralischen Werkstoffe<br />

Beton oder Zementmörtel<br />

müssen nachträglich hochwertig<br />

beschichtet oder ausgekleidet werden.<br />

Ebenso müssen korrosionsanfällige<br />

Metallteile entsprechend<br />

geschützt werden, um eine Kontamination<br />

des Trinkwassers zu vermeiden.<br />

Bei der Planung und dem Bau<br />

von <strong>Wasser</strong>kammern muss darauf<br />

geachtet werden, dass es in der<br />

<strong>Wasser</strong>kammer keine Zonen gibt,<br />

in denen das <strong>Wasser</strong> stagniert. Eine<br />

ständige Zirkulation des <strong>Wasser</strong>s<br />

vermeidet die Gefahr von Ablagerungen<br />

an den Wänden der <strong>Wasser</strong>-<br />

Juni 2011<br />

554 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserbehälter<br />

FOKUS<br />

TAGUNG 26.-27. Oktober 2011, Würzburg<br />

DWA-LANDESVERBANDS-<br />

TAGUNG BAYERN<br />

Bild 5. 3D-Skizze.<br />

kammer. Oft genügt schon eine durch das einfallende<br />

<strong>Wasser</strong> erzeugte Strömung, um eine aus reichende<br />

Durchmischung und Umwälzung zu bewirken. Hierbei<br />

zeigen runde Behälter im Vergleich zu eckigen Behältern<br />

strömungstechnische Vorteile, da die benetzte<br />

Oberfläche bei gleichem Speichervolumen geringer ist<br />

und gleichmäßiger umströmt wird (Bild 5).<br />

Be- und Entlüftungseinrichtungen<br />

Um Luftbewegungen, die durch wechselnde <strong>Wasser</strong>stände<br />

hervorgerufen werden, zu ermöglichen, sind<br />

Lüftungseinrichtungen in den <strong>Wasser</strong>kammern notwendig.<br />

Diese Be- und Entlüftungsvorrichtungen kommen<br />

auch aus hygienischen und geschmacklichen<br />

Gründen zum Tragen. Ihre Dimensionierung richtet <strong>sich</strong><br />

nach dem abfließenden Volumenstrom bzw. der Obergrenze<br />

für die Luftgeschwindigkeit in den Lüftungseinrichtungen.<br />

Eine Ausstattung mit Filtern oder Sieben<br />

wird empfohlen, da die Vermeidung der Trinkwasserverunreinigung<br />

höchste Priorität besitzt. Aus diesem Grund<br />

sollten Öffnungen der <strong>Wasser</strong>kammer auch nicht oberhalb<br />

der freien <strong>Wasser</strong>oberfläche liegen. Bei zwei realisierten<br />

Vorlagebehältern, die bei den Stadtwerken Bühl<br />

eingesetzt wurden, waren sehr leistungsfähige Be- und<br />

Entlüftungsventile notwendig, da das Speichervolumen<br />

von insgesamt 100 m 3 dort pro Tag bis zu 25 mal umgeschlagen<br />

wird. Die Auslegung und Planung der gesamten<br />

Anlage wurde von dem Ingenieurbüro Eppler aus<br />

Bühl gemacht.<br />

Statische Auslegung<br />

Um die statische Tragfähigkeit der Speicher zu gewährleisten,<br />

die Einbindung der Speicher in die Landschaft<br />

zu erleichtern sowie die Instandhaltungskosten gering<br />

zu halten, sollte die Erdüberdeckung einen Meter nicht<br />

überschreiten. Bei der statischen Auslegung von <strong>Wasser</strong>behältern<br />

sind ständige und variable Einwirkungen<br />

zu berück<strong>sich</strong> tigen. Ständige Einwirkungen sind zum<br />

Beispiel Erdlasten, Druck durch Grundwasser, das Eigengewicht<br />

des Bauwerks sowie das Gewicht der betriebs-<br />

<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft im Blickpunkt<br />

– Daseinsvorsorge in Zeiten stetiger<br />

Veränderungen<br />

In das fränkische Weinland führt die diesjährige Tagung<br />

des DWA-Landesverbandes Bayern. Am 26. und 27.<br />

Oktober 2011 treffen <strong>sich</strong> Fachleute aus der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

im Congress Centrum in Würzburg.<br />

Das diesjährige Tagungsmotto verdeutlicht die zunehmenden<br />

Anforderungen und die immer schneller<br />

erscheinenden Veränderungen auch in diesem Bereich.<br />

Die Daseinsvorsorge – hier vor Allem das Reagieren auf<br />

den Klimawandel – rückt immer stärker in den Blickpunkt.<br />

In zwei parallel stattfindenden Seminarreihen<br />

betrachten wir Schwerpunktthemen aus den Bereichen<br />

Gewässer und <strong>Abwasser</strong>, u.a. Fremdwasserproblematik,<br />

Kanalsanierungen oder Hochwasserrisikomanagement.<br />

Neben den Vortragsreihen wird ein <strong>Wo</strong>rkshop zum Thema<br />

Grundstücksentwässerungsanlagen mit dem Titel<br />

„2015 – <strong>Wo</strong> stehen wir? <strong>Wo</strong> wollen wir hin?“ angeboten.<br />

Begleitet wird die Tagung wiederum von einer Fachausstellung<br />

sowie zwei interessanten Fachexkursionen<br />

und einem attraktiven Rahmenprogramm.<br />

Weitere Informationen sowie Anmeldeunterlagen:<br />

DWA-Landesverband Bayern<br />

Friedenstraße 40 . 81671 München<br />

Tel: 089/233-62590 . Fax: 233-62595<br />

E-Mail: info@dwa-bayern.de<br />

Internet: www.dwa-bayern.de/<br />

Veranstaltungen/Tagung<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 555<br />

Fotos: Tourist-Information Würzburg


FOKUS<br />

Trinkwasserbehälter<br />

technischen Installationen. Zu den<br />

variablen Einwirkungen zählen zum<br />

Beispiel das Gewicht und der Druck<br />

des gespeicherten <strong>Wasser</strong>s, Schneelasten,<br />

Windlasten und Einwirkungen<br />

durch Wartungsarbeiten.<br />

Um die Einwirkungen durch<br />

anstehendes Grundwasser möglichst<br />

gering zu halten oder ganz zu<br />

vermeiden, sollten Drainagen in der<br />

Sohle und seitlich des Behälters eingebaut<br />

werden. Somit kann der<br />

<strong>Wasser</strong>behälter auf ausreichend<br />

tragfähigem Untergrund errichtet<br />

werden. Hierbei muss auch beachtet<br />

werden, dass der Untergrund<br />

nicht kontaminiert ist, so dass eine<br />

Verunreinigung des Trinkwassers<br />

durch Diffusion von giftigen Stoffen<br />

durch die Behälterwände ausgeschlossen<br />

werden kann. Gleiches<br />

gilt für das Auffüllmaterial.<br />

Inbetriebnahme<br />

Vor der Inbetriebnahme von Trinkwasserbehältern<br />

müssen eine<br />

Dichtheitsprüfung sowie eine Reinigung<br />

und Desinfektion des Speichers<br />

erfolgen. Die Dichtheitsprüfung<br />

gilt als bestanden, wenn kein<br />

<strong>sich</strong>tbarer <strong>Wasser</strong>austritt festgestellt<br />

wird und kein messbares<br />

Absinken des <strong>Wasser</strong>spiegels innerhalb<br />

einer Prüfzeit von 48 Stunden<br />

auftritt. Bei der Reinigung des Speichers<br />

ist die Verwendung von chemischen<br />

Reinigungsmitteln auf ein<br />

Mindestmaß zu beschränken. Sie<br />

dürfen die eingesetzten Werkstoffe<br />

des <strong>Wasser</strong>speichers nicht schädigen<br />

und sind vor ihrem Einsatz toxikologisch<br />

und trinkwasserhygienisch<br />

zu beurteilen. Da Polyethylen<br />

einen hervorragenden Widerstand<br />

gegen diese zur Reinigung eingesetzten<br />

Chemikalien aufweist, ist<br />

auch bei einer eventuellen Beschädigung<br />

der Innenoberfläche keine<br />

Einschränkung der Nutzbarkeit zu<br />

befürchten. Der Einsatz von Desinfektionsmitteln<br />

muss in Übereinstimmung<br />

mit den EU-Richtlinien<br />

sowie den nationalen und örtlichen<br />

Bestimmungen erfolgen. Empfehlungen<br />

hierzu werden in der DIN EN<br />

805 „Anforderungen an <strong>Wasser</strong>versorgungssysteme<br />

und deren Bauteile<br />

außerhalb von Gebäuden“<br />

gegeben. Des Weiteren beschreibt<br />

die Norm die zulässigen Desinfektionsverfahren<br />

von Rohrleitungen<br />

der <strong>Wasser</strong>versorgung, in deren<br />

Anlehnung auch die Trinkwasserspeicher<br />

desinfiziert werden können.<br />

Nach der Desinfektion muss<br />

die mikrobiologische Unbedenklichkeit<br />

nachgewiesen werden. Ist<br />

dies der Fall, sollten die desinfizierten<br />

Trinkwasserrohre oder Speicher<br />

so schnell wie möglich in Betrieb<br />

genommen werden, um eine<br />

erneute Verunreinigung auszuschließen.<br />

Fazit<br />

Polyethylen stellt beim Neubau von<br />

kleinen und mittelgroßen Trinkwasserspeichern<br />

eine sehr gute technische<br />

und wirtschaftliche Alternative<br />

zu den bisher eingesetzten Werkstoffen<br />

dar. Die Vorteile der Langlebigkeit,<br />

der sehr guten Chemikalienbeständigkeit,<br />

des geringen<br />

spezifischen Gewichts und die Möglichkeit<br />

der variablen Vorfertigung<br />

in der Werkstatt können in vielen<br />

Fällen zur Einsparung von Zeit und<br />

Geld führen. Nach dem erfolgreichen,<br />

jahrzehntelangen Einsatz des<br />

Rohstoffs bei Trinkwasserrohrleitungssystemen<br />

hält der DVGW<br />

zugelassene Rohstoff, durch die<br />

Möglichkeit Großrohre bis derzeit<br />

3,5 m im Durchmesser fertigen zu<br />

können, nun auch Einzug in neue<br />

Einsatzgebiete wie z. B. dem Neubau<br />

von Trinkwasserspeichern. So<br />

erschließen <strong>sich</strong> immer neue und<br />

durch die Innovation der Industrie<br />

bisher unbetrachtete Einsatzmöglichkeiten<br />

für den Werkstoff Polyethylen.<br />

Literatur<br />

Homepage des Umweltbundesamt,<br />

<strong>Wasser</strong>- und Gewässerschutz http://<br />

www.umweltbundesamt.de/wasserund-gewaesserschutz/index.htm<br />

DIN EN 1508 „<strong>Wasser</strong>versorgung – Anforderungen<br />

an Systeme und Bestandteile<br />

der <strong>Wasser</strong>speicherung“; Deutsche<br />

Fassung EN 1508:1998.<br />

DVGW Arbeitsblatt W 300: <strong>Wasser</strong>speicherung<br />

– Planung, Bau, Betrieb und<br />

Instandhaltung von <strong>Wasser</strong>behältern<br />

in der Trinkwasserversorgung,<br />

Juni 2005.<br />

Kunz, A.: Trinkwasser – unser höchstes Gut.<br />

Auskleidungen von Trinkwasserbehältern<br />

mit Polyethylen. <strong>gwf</strong>-<br />

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Produktmanager Versorgung,<br />

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Juni 2011<br />

556 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserbehälter<br />

FOKUS<br />

Sanierung von Trinkwasserspeichern –<br />

Sorgfalt und Erfahrung sind unabdingbar<br />

Behältersanierung mit einem dem Behälterneubau gleichwertigen Ergebnis<br />

TUTTAHS & MEYER Ingenieurgesellschaft – der Schlüssel dazu!<br />

Zur Abdeckung von <strong>Wasser</strong>verbrauchsspitzen<br />

und betriebsbedingten<br />

Stillstandszeiten bei der<br />

<strong>Wasser</strong>förderung und Aufbereitung<br />

übernehmen Trinkwasserspeicher<br />

eine wichtige Funktion. Sie <strong>sich</strong>ern<br />

die Trinkwasserversorgung der Be -<br />

völkerung sowie der Industrie und<br />

Landwirtschaft und erfüllen in<br />

Bezug auf den Brandschutz eine<br />

wichtige Aufgabe. Deshalb und zur<br />

Gewährleistung der einwandfreien<br />

Versorgung mit keimfreiem Trinkwasser,<br />

sind höchste Anforderungen<br />

an deren Bau, Betrieb sowie<br />

Instandsetzung zu stellen.<br />

Aufgabe des Betreibers ist es, die<br />

langfristige Funktionsfähigkeit für<br />

eine durchschnittliche Nutzungsdauer<br />

von mindestens 50 Jahren<br />

ohne negative Beeinflussung der<br />

Trinkwasserqualität <strong>sich</strong>erzustellen.<br />

Um diese Anforderungen einhalten<br />

zu können, sind Komponenten wie<br />

Bauzustand, Verfärbungen, Dichtigkeit<br />

aber auch die Be- und Entlüftungsanlage<br />

turnusmäßig zu überprüfen<br />

und im Behälterbuch zu<br />

dokumentieren. Denn nur durch<br />

zeitnahes Erkennen von Gefährdungsquellen<br />

ist eine fachgerechte<br />

Instandhaltung unter vertretbaren<br />

finanziellen Aufwendungen möglich.<br />

Bei anstehenden Sanierungsmaßnahmen<br />

sind besondere An -<br />

forderungen und Kriterien an<br />

die Oberflächenbeschaffenheit der<br />

Innenflächen zu beachten. Sanierungsziel<br />

bzw. der Sollzustand muss<br />

mindestens eine Rückführung des<br />

Behälters in den funktionsfähigen<br />

Zustand, besser aber eine zusätzliche<br />

Steigerung der Funktions<strong>sich</strong>erheit<br />

beinhalten. Dieser Sollzustand<br />

ist entsprechend den aktuellen<br />

Regelwerken zum Neubau von<br />

Trinkwasserbehältern um zusetzen.<br />

Für die von gespeichertem <strong>Wasser</strong><br />

benetzten Wand- und Sohlflächen<br />

müssen Materialien eingesetzt<br />

werden, die entsprechende Prüfanforderungen<br />

erfüllen. Das gespeicherte<br />

<strong>Wasser</strong> darf nicht negativ<br />

beeinflusst werden und muss den<br />

EU-Richtlinien oder EFTA-Vorschriften<br />

entsprechen. Beton- und Ze -<br />

mentmörtel erfüllen im Allgemeinen<br />

diese Auflagen. Besonderes<br />

Augenmerk ist jedoch auf den Einsatz<br />

von Zusatzmitteln zu lenken.<br />

Alle verwendeten Baustoffe und<br />

Bauhilfsstoffe (Fugenmaterial, Be -<br />

schichtungssysteme, Anstriche, In -<br />

jektionsharze usw.) müssen in mikrobieller<br />

Hin<strong>sich</strong>t geeignet sein.<br />

Die eingesetzten Materialien<br />

müssen einen möglichst geringen<br />

Anteil an wasserlöslichen<br />

und ausgasenden Stoffen besitzen,<br />

die sonst die <strong>Wasser</strong>qualität<br />

durch unerwünschte Abgabe<br />

negativ beeinflussen oder gar<br />

toxisch sind.<br />

Es darf keine Reaktion der eingesetzten<br />

Materialien mit den<br />

Einbauten der Speicher geben.<br />

Die eingesetzten Stoffe dürfen<br />

keinen Nährboden für Mikroorganismen<br />

bieten.<br />

Die Oberflächenbeschaffenheit<br />

muss eine hohe chemische<br />

Widerstandsfähigkeit gegenüber<br />

aggressiven Reinigungsmitteln<br />

aufweisen.<br />

Die Oberfläche sollte möglichst<br />

glatt sowie poren- und lunkerfrei<br />

sein, um gute Reinigungsergebnisse<br />

zu erzielen und Stagnation<br />

von <strong>Wasser</strong> in den Poren zu verhindern.<br />

Als wesentlicher erster Schritt<br />

muss der bauliche Zustand des<br />

Speicherbehälters untersucht und<br />

bewertet werden. Dazu muss neben<br />

Vorbereitung zur Sanierung eines<br />

Trinkwasserbehälters.<br />

<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 557


FOKUS<br />

Trinkwasserbehälter<br />

Trinkwasserbehälter vor (oben)<br />

bzw. nach (Mitte und unten) der<br />

Sanierung.<br />

Der Kuppelbau in Ochtrup stellte<br />

besondere Anforderungen an die<br />

Tragwerksplanung. <br />

der betontechnologischen Begutachtung<br />

der Oberflächenbeschaffenheit<br />

sowie der Stand<strong>sich</strong>erheit<br />

durch erfahrene Betontechnologen<br />

bzw. Statiker, die Dichtigkeit eingehend<br />

untersucht werden. Hinzu<br />

kommen noch die Zustandsbewertung<br />

der Wärmedämmung und<br />

eventuell vorhandener Altbeschichtungen.<br />

Ein besonderes Augenmerk<br />

muss vor allem bei Trinkwasserbehältern<br />

älterer Baujahre auf den<br />

Denkmalschutz gelegt werden. Dieser<br />

erstreckt <strong>sich</strong> nicht ausschließlich<br />

auf den Behälter sondern<br />

durchaus auch auf Betriebs- bzw.<br />

Nebengebäude. Für die Überprüfung<br />

der rohrtechnischen und<br />

maschinellen Installationen wie<br />

Rohrleitungswerkstoffe, Korrosionsfortschritt<br />

aber auch die gesamte<br />

Be- und Entlüftungsanlage kommen<br />

Ingenieure des Maschinenund<br />

Anlagenbaus zum Einsatz.<br />

Erst mit einer präzisen und<br />

umfassenden Ist-Zustands-Erfassung<br />

aus betontechnologischer,<br />

rohr- und anlagentechnischer sowie<br />

hygienischer Sicht, kann anhand<br />

dessen eine Schadensdiagnose er -<br />

stellt werden. Auf dieser Grundlage<br />

kann dann ein Sanierungskonzept<br />

mit einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

unterschiedlicher Sanierungsverfahren<br />

aufgestellt werden.<br />

Heute erfolgt die Sanierung<br />

eines Trinkwasserbehälters in der<br />

Regel unter Aufrechterhaltung des<br />

laufenden Betriebes. Dies stellt<br />

schon in der Planungsphase bei der<br />

umfassenden Berück<strong>sich</strong>tigung der<br />

Zwischenbauzustände und Provisorien<br />

eine Herausforderung dar.<br />

Denn nur bei einer im Vorfeld allumfassenden<br />

Planung ist ein reibungsloser<br />

Bauablauf unter Sicherstellung<br />

der einwandfreien Trinkwasserversorgung<br />

möglich.<br />

Um den gewünschten (Soll-)<br />

Zustand zu erreichen, ist die erwartete<br />

Leistung hinreichend und<br />

erschöpfend zu beschreiben und<br />

vertraglich zu vereinbaren. Des Weiteren<br />

ist zu empfehlen, die Herstellung<br />

von Musterflächen zu vereinbaren,<br />

um die tatsächliche Ausführungsqualität<br />

frühzeitig erkennen<br />

und gegebenenfalls optimierend<br />

eingreifen zu können. Ausgewählte<br />

erfahrene Fachfirmen sollten im<br />

Rahmen einer Erstprüfung (Eigenkontrolle)<br />

Eignungsnachweise er -<br />

bringen. Darüber hinaus ist die Eignung<br />

anhand von weiteren Kriterien<br />

nachzuweisen, wie z. B. über<br />

die Herstellung von Probekörpern<br />

unter Baustellenbedingungen, über<br />

ausreichende Nachbehandlungsdauern<br />

und über Verwendung von<br />

Ausgangsstoffen gemäß DIN 1045<br />

und DVGW W 347.<br />

Die Nachweise des <strong>Wasser</strong>zementwertes<br />

auf der Baustelle, des<br />

Luftporengehaltes des Frischmörtels<br />

sowie der Porosität dienen<br />

ebenfalls zur Qualitäts<strong>sich</strong>erung.<br />

Bei Anlagen der Trinkwasserversorgung<br />

sind vor der Wiederinbetriebnahme<br />

die stufenweise Bauabnahme<br />

und die Reinigung und Desinfektion<br />

anzuordnen. Dies erfolgt<br />

nicht nur in Abstimmung mit dem<br />

Juni 2011<br />

558 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserbehälter<br />

FOKUS<br />

Betreiber sondern als Prüfstelle<br />

auch mit dem Gesundheitsamt.<br />

Aufgrund der komplexen Zu -<br />

sammenhänge zwischen Schadenserkennung<br />

und -ursache, Aufstellen<br />

eines Sanierungskonzeptes, Suche<br />

nach dem geeigneten Sanierungsverfahrens,<br />

Erstellen der Ausschreibungsunterlagen,<br />

Auswahl geeigneter<br />

Fachfirmen für die In standsetzung,<br />

Bauüberwachung so wie<br />

letztendlich Desinfektion und Wiederinbetriebnahme<br />

sind sachkundige<br />

Fachleute erforderlich, die entsprechende<br />

Erfahrungen über Planung,<br />

Bau und Instandsetzung von<br />

Trinkwasserbehältern haben. Nur<br />

durch deren Einsatz kann <strong>sich</strong>ergestellt<br />

werden, dass das Bauwerk<br />

nach erfolgter Sanierung dem gleichen<br />

Anforderungsprofil gerecht<br />

wird wie ein Behälterneubau.<br />

Durch die langjährige Erfahrung<br />

im Bereich des Behälterneubaus<br />

sowie der Sanierung und Instandsetzung<br />

deckt die Firma das komplette<br />

Leistungsspektrum der Planung,<br />

Baubegleitung und Qualitäts<strong>sich</strong>erung<br />

ab und kann damit eine<br />

einwandfreie Ausführung der Sanierungs-/Instandsetzungsmaßnahmen<br />

garantieren.<br />

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Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 559


FOKUS<br />

Trinkwasserbehälter<br />

Multifunktionaler Wärmespeicher aus Edelstahl<br />

Bild 1. Zusammenbau des Segmentdaches vor Ort.<br />

(alle Fotos Hydro-Elektrik GmbH)<br />

D<br />

ie solarunterstützte Nahwärmeversorgung<br />

in Hamburg-Bramfeld<br />

(seit 1996 in Betrieb) war eines<br />

der ersten Pilotprojekte zur Langzeitwärmespeicherung<br />

in Deutschland.<br />

Das Herzstück der Anlage bil-<br />

Bild 2. Foamglasplatten zur Bodenisolierung.<br />

Bild 3. Fixierte Stützen für die Mantelfertigung.<br />

dete ein großvolumiger Warmwasserspeicher<br />

aus Beton mit einem<br />

Volumen von 4500 m³ in dem die<br />

Sommer-Solarwärme aus den Kollektoren<br />

der 128 Reihenhäuser für<br />

den Heizbetrieb im Winter zwischengespeichert<br />

werden sollte. Im<br />

Langzeitbetrieb zeigte <strong>sich</strong> allerdings,<br />

dass die in den Simulationsberechnungen<br />

vor Realisierung prognostizierten<br />

solaren Deckungsanteile<br />

am Gesamtwärmebedarf nicht<br />

erreicht wurden.<br />

Ursache hierfür waren u.a. geringere<br />

Nutzungsgrade der Solarsysteme<br />

(Kollektoren und Langzeitwärmespeicher).<br />

Insbesondere beim<br />

Speicher waren die Wärmeverluste<br />

bauartbedingt um den Faktor 4,5<br />

höher als erwartet [1].<br />

Aus diesem Grunde wurde im<br />

Rahmen einer Neukonzeption der<br />

Langzeit-Wärmespeicher aus Beton<br />

durch einen rundum isolierten<br />

Edelstahlbehälter ersetzt, wobei<br />

der Betonkörper des bisherigen<br />

Speichers als Bauwerkshülle für den<br />

Edelstahlbehälter herangezogen<br />

wurde. Der nun als multifunktionaler<br />

Wärmespeicher arbeitende Speicher<br />

ist seit Ende 2010 in Betrieb und<br />

kann eine Wärmeenergie bis zu rund<br />

16 x 10 8 kJ aufnehmen bzw. speichern.<br />

Als Teil des Nahwärmeverbundsystems<br />

soll der Speicher die<br />

Spitzenlast der Müllverbrennungsanlage<br />

Stapelfeld aufnehmen [2].<br />

Mit einem Durchmesser von<br />

23 m und einer Höhe von 9,9 m<br />

stellt dieser gigantische Behälter<br />

mit einem <strong>Wasser</strong>volumen von rund<br />

4100 m³ alle bisherigen von der<br />

Hydro-Elektrik GmbH erstellten<br />

Großbehälter buchstäblich in den<br />

Schatten.<br />

Der Umbau des Speichers stellte<br />

besondere Anforderungen und<br />

musste in einem engen Zeitrahmen<br />

unter erschwerten Bedingungen<br />

erfolgen. Nachdem der erdüberdeckte<br />

Behälter im Grundwasser<br />

steht, war während der ganzen Bauphase<br />

eine kontinuierliche Grundwasserhaltung<br />

erforderlich, um ein<br />

Aufschwimmen des Behälters zu<br />

vermeiden.<br />

Im ersten Bauabschnitt wurde<br />

nach Teilfreilegung des Behälters<br />

die Betondecke nebst Stützpfeilern<br />

rückgebaut und der konische Bo -<br />

den mit eisenhaltigem Füllmaterial<br />

aufgefüllt und mit einer horizontalen<br />

Betonbodenplatte abgeschlossen.<br />

Damit der Edelstahlbehälter in<br />

der Höhe untergebracht werden<br />

konn te, musste das runde Gebäude<br />

circa 4 m erhöht werden.<br />

Der Behälter stellte mit der Statik,<br />

der Fertigung und letztlich der<br />

Wärmeisolierung auch eine besondere<br />

Herausforderung an die Herstellerfirma<br />

dar. So musste die Fertigungseinrichtung<br />

erst an die neuen<br />

Anforderungen angepasst werden.<br />

Besondere Anforderungen stellte<br />

die Dachkonstruktion dar, welche in<br />

20 Großsegmente mit je circa 11 m<br />

Länge aufgeteilt wurde (Bild 1).<br />

Auch bei der Bodenkonstruktion<br />

wurde Neuland betreten. Um eine<br />

rundum hochwertige Behälterisolierung<br />

zu erreichen, musste der Edelstahlbehälter<br />

„schwimmend“ angeordnet<br />

werden, d. h. die Bodenplatte<br />

des Edelstahlbehälters liegt flächig<br />

auf einer durchgehenden 200 mm<br />

starken geschichteten Isolierung<br />

aus druckbeständigem Foamglas<br />

auf (Bild 2). Die Fertigung des Behältermantels<br />

erfolgte in der bewährten<br />

automatisierten Technik der<br />

HydroSystemTanks durch Abwicklung<br />

des Blechs direkt vom Coil und<br />

vollautomatischer patentierter Verschweißung<br />

(Bild 3). Allein für den<br />

Behältermantel waren rund 1000 m<br />

Schweißnaht erforderlich. Insgesamt<br />

waren bis zur Fertigstellung<br />

rund 44 000 kg Edelstahl des Werkstoffes<br />

Duplex W.-Nr. 1.4162 zu verbauen.<br />

Besonders erwähnenswert<br />

ist, dass es trotz dieser enormen<br />

Größe kaum zu Abweichungen im<br />

Terminplan gekommen ist und der<br />

Behälter termingerecht in Betrieb<br />

genommen werden konnte.<br />

Juni 2011<br />

560 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserbehälter<br />

FOKUS<br />

Die komplette Außenhaut des<br />

Behälters inkl. Behälterdach wurde<br />

nach der Fertigstellung mit einer<br />

200 mm starken Mineralwolleschicht<br />

isoliert (Bild 4).<br />

Nach Fertigstellung des Multifunktionsspeichers<br />

wurde das Bauzelt<br />

entfernt und das Betongebäude<br />

mit einer Holzdachkonstruktion<br />

dicht verschlossen. Das Holzdach<br />

wurde nochmals isoliert und als<br />

Gründach ausgebildet (Bild 5). Die<br />

Kosten für den Tankbau liegen bei<br />

rund 750 000 Euro, für die Wärmedämmung<br />

bei rund 200 000 Euro<br />

und für den Dachaufbau bei rund<br />

175 000 Euro. Beton- und Außenarbeiten<br />

sind nicht berück<strong>sich</strong>tigt.<br />

Holzdach mit Dachbegrünung<br />

Wärmespeicher<br />

Schotter mit Betondecke<br />

Kronsberg und Steinfurt-Borghorst,<br />

FKZ: 0329607Q.<br />

[2] Solarsiedlungen mit Langzeitwärmespeicher<br />

– Stand der Technik und<br />

Perspektiven, Dipl.-Ing. Mathias<br />

Schlosser, TU Braunschweig.<br />

Isolierung mit Foamglas<br />

Dachisolierung mit Mineralwolle<br />

Wanderhöhung<br />

neu<br />

Isolierung mit<br />

Mineralwolle<br />

alter Speicher<br />

Bild 4. Prinzipieller<br />

Aufbau<br />

des<br />

Multifunktionsspeichers.<br />

Literatur<br />

[1] Förderprogramm des BMU zu Forschung<br />

und Entwicklung im Bereich<br />

Niedertemperatur Solarthermie,<br />

Solarthermie2000plus: Wissenschaftliche<br />

Begleitung und Sonderuntersuchungen<br />

der solar unterstützten<br />

Nahwärmeversorgung<br />

Hamburg-Bramfeld, Hannover-<br />

Autor:<br />

Hydro-Elektrik GmbH,<br />

Manfred Brugger,<br />

Angelestraße 48/50,<br />

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E-Mail: mb@hydrogroup.de,<br />

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Bild 5. Außenan<strong>sich</strong>t des sanierten Wärmespeichers<br />

nach Fertigstellung.<br />

Trinkwasserbehälter<br />

In bewährter Wiedemanntechnik sanieren wir jedes Jahr nahezu<br />

100 Trinkwasserbehälter, seit 1947, Jahr für Jahr.<br />

Von der Zustandsanalyse, Beratung und Ausarbeitung des<br />

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Verfahrensentwicklung und -optimierung<br />

Lassen Sie <strong>sich</strong> beraten – rufen Sie an oder mailen Sie uns.<br />

REMONDIS Aqua GmbH & Co. KG, Brunnenstr. 138, 44536 Lünen,<br />

Deutschland, Telefon: 02306 106-692, Telefax: 02306 106-699<br />

www.remondis-aqua.de, info@remondis-aqua.de<br />

Juni 2011<br />

AZ GWF-<strong>Wasser</strong>-<strong>Abwasser</strong>_86x123_V1.indd 1<br />

07.10.2009 10:27:22 Uhr<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 561


FOKUS<br />

Trinkwasserbehälter<br />

Zwangsbelüftung von <strong>Wasser</strong>kammern<br />

zur Kondensat-Minimierung<br />

Erfahrungsbericht über den Neubau eines Trinkwasserspeichers mit zwei<br />

<strong>Wasser</strong>kammern und einem Volumen von insgesamt rund 500 Kubikmetern<br />

Dem Stand der Technik entsprechend<br />

hatte das beauftragte<br />

Planungsbüro eine Luftfilteranlage<br />

von HUBER, Typ L251 (Filterklasse<br />

H13 – wie für OP-Räume angewandt)<br />

vorgesehen. Zusätzlich verlegte<br />

man eine etwa 12 Meter lange<br />

Edelstahl-Luftleitung im Erdreich<br />

mit Kondensat-Abtauchung, um die<br />

Feuchtigkeit der Außenluft in der<br />

Verbindungsleitung vom Freien zur<br />

<strong>Wasser</strong>kammer zum Teil kondensieren<br />

zu können. Trotz guter Isolierung<br />

und ausreichender Überdeckung<br />

des Bau werkes musste der<br />

<strong>Wasser</strong>meister schon bald nach<br />

Inbetriebnahme des neuen HB feststellen,<br />

dass an der Decke in hohem<br />

Maße Kondensatbildung stattfand.<br />

Nun war schnell eine zuverlässige<br />

und kostengünstige Lösung zu<br />

finden. Die Huber SE machte den<br />

Luftfilter L251 mit Sicherheitsventil.<br />

Luftfilter L251 und Ventilator RRK 160 im Hochbehälter<br />

Utzenaich.<br />

Vorschlag, die Luftfilteranlage im<br />

ersten einfachen Schritt um einen<br />

Ventilator zu ergänzen, Abluftwege<br />

aus der <strong>Wasser</strong>kammer zu schaffen<br />

und somit eine Zwangsbelüftung<br />

der <strong>Wasser</strong>kammern herzustellen.<br />

Als zweiter Schritt wurde auch die<br />

Möglichkeit einer Umlufttrocknung<br />

mit Adsorptions-Luftentfeuchter<br />

und bedarfsgerechter Frischluftzufuhr<br />

(entsprechend der Atmung<br />

durch <strong>Wasser</strong>spiegelveränderung)<br />

erörtert, die in der Schieberkammer<br />

hätte installiert werden können.<br />

Man wollte jedoch zunächst versuchen,<br />

das Problem mit geringstem<br />

Investitions- und Betriebskostenaufwand<br />

zu lösen.<br />

Doch schon der erste Schritt<br />

brachte den gewünschten Erfolg:<br />

Zunächst wurde ein kostengünstiger<br />

150-mm-Axial-Rohreinschubventilator<br />

angeschafft, der zwar<br />

nicht für Dauerbetrieb geeignet<br />

war, dem aber vom Lieferanten dennoch<br />

ein bis zwei Jahre Lebensdauer<br />

bestätigt wurden. Dieser Ventilator<br />

wurde zwischen Luftfilter<br />

und <strong>Wasser</strong>kammer eingebaut und<br />

im Dauerbetrieb gefahren. Schon<br />

die geringe Druckerhöhung / Luftströmung,<br />

die mit dem Axialventilator<br />

geschafft wurde, reichte aus, um<br />

über die HUBER Luftfilteranlage<br />

L251 eine ausreichende Frisch-/<br />

Reinluftmenge zur Trockenlegung<br />

der <strong>Wasser</strong>kammern zu fördern.<br />

Als Ergebnis ließ <strong>sich</strong> bereits<br />

nach zwei <strong>Wo</strong>chen eine Verringerung<br />

des Kondensats in beiden <strong>Wasser</strong>kammern<br />

feststellen. Nach etwa<br />

zweieinhalb Jahren versagte der<br />

Axialventilator schließlich seinen<br />

Dienst und wurde vor Weihnachten<br />

2010 durch einen vor dem Luftfilter<br />

eingebauten und für Dauerbetrieb<br />

geeigneten Radialventilator ersetzt.<br />

Aufgrund des erfolgreichen Langzeitversuchs<br />

wurden auch andere<br />

alte und neue Hochbehälter des<br />

gleichen Verbandes mit Luftfilteranlagen<br />

und Ventilatoren ergänzt.<br />

Es zeigte <strong>sich</strong> überall das gleiche<br />

Bild. Die Decken und Gehwege der<br />

<strong>Wasser</strong>kammern wurden trocken.<br />

Nur bei ganz problematisch situierten<br />

und alten Bauwerken kam es an<br />

wenigen Tagen mit klimatisch<br />

ex trem ungünstigen Bedingungen<br />

noch zu einer geringfügigen Kondensatbildung,<br />

die <strong>sich</strong> aber mit<br />

Änderung des Wetters von selbst<br />

wieder auflöste. Man kann zwar mit<br />

zusätzlicher Lufttrocknung Kondensatfreiheit<br />

der <strong>Wasser</strong>kammerdecke<br />

an allen Tagen erreichen, jedoch<br />

steht das Mehr an Investitions- und<br />

Betriebskosten in keinem Verhältnis<br />

zu dem, was an Hygiene noch<br />

gewonnen werden könnte. HUBER<br />

kann Kunden und Planern eine<br />

erprobte Kombi nation an Luftfiltern<br />

samt dazu passenden Sicherheitsventilen<br />

für die Abluftleitung anbieten.<br />

Kondensatprobleme in <strong>Wasser</strong>kammern<br />

werden so minimiert und<br />

der hohe Hygienestandard, den ein<br />

Luftfilter der Klasse H13 ermöglicht,<br />

wird beibehalten.<br />

Kontakt:<br />

HUBER SE,<br />

Industriepark Erasbach A1,<br />

D-92334 Berching,<br />

Tel. (08462) 201-0,<br />

E-Mail.: info@huber.de<br />

www.huber.de<br />

Autor:<br />

Huber Edelstahl Vertriebs-GmbH,<br />

Gerhard Schellenberg,<br />

Praterweg 9,<br />

A-4820 Bad Ischl (Österreich),<br />

Tel. +43 (6132) 21 900,<br />

E-Mail: gerhard.schellenberg@huber.de,<br />

www.huber.de<br />

Juni 2011<br />

562 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserbehälter<br />

FOKUS<br />

Füllstandmessung in einem Trinkwasserspeicher<br />

In der kommunalen Trinkwasserversorgung<br />

dienen Hochbehälter<br />

als dezentrale <strong>Wasser</strong>speicher. Sie<br />

decken Spitzenlasten ab, überbrücken<br />

Störungen und stabilisieren<br />

den Druck im Rohrnetz. Das <strong>Wasser</strong><br />

wird dabei in zwei durch Ausgleichsrohre<br />

verbundenen Kammern<br />

gespeichert. Im Betrieb wird<br />

kontinuierlich <strong>Wasser</strong> entnommen<br />

und vom <strong>Wasser</strong>werk wieder aufgefüllt.<br />

Die Steuerung erfolgt traditionell<br />

über Schwimmer mit Schaltkontakten.<br />

Diese verursachen einen<br />

hohen Aufwand bei Wartung,<br />

Kammerreinigung und Ersatzteilbeschaffung.<br />

Deshalb besteht die Forderung<br />

nach einer wartungsfreien, redundanten<br />

Messtechnik und einer<br />

Automatisierung der Kammerreinigung.<br />

Zusätzlich sollten die Messdaten<br />

in die Zentrale übertragen<br />

werden und von einem Webserver<br />

abrufbar sein.<br />

Prozessdaten<br />

Medium:<br />

Behälter:<br />

Werkstoff:<br />

Höhe der Behälterkammern:<br />

Trinkwasser<br />

Hochbehälter<br />

Beton<br />

etwa 5 m<br />

dante Messungen – eine ist aktiv,<br />

auf die andere kann umgeschaltet<br />

werden – hat entscheidende wirtschaftliche<br />

Vorteile. So können<br />

beide Kammern zur regelmäßig<br />

erforderlichen Reinigung getrennt<br />

gefahren werden. Die Entleerung<br />

erfolgt automatisiert, die größte<br />

Menge des <strong>Wasser</strong>s kann ins Netz<br />

gegeben und nur ein kleiner Teil<br />

muss verworfen werden. Das bringt<br />

dem <strong>Wasser</strong>werk Vorteile durch<br />

<strong>Wasser</strong>ersparnis und geringeren<br />

Personal- und Zeitaufwand.<br />

Kontakt:<br />

VEGA Grieshaber KG,<br />

Am Hohenstein 113,<br />

D-77761 Schiltach,<br />

Tel. (07836) 50-0,<br />

Fax (07836) 50-201,<br />

E-Mail: info@de.vega.com,<br />

www.vega.com<br />

Trinkwasserspeicher<br />

im<br />

<strong>Wasser</strong>werk.<br />

Lösung<br />

Der Füllstand in den Kammern wird<br />

über zwei hydrostatische Druckmessumformer<br />

VEGABAR 52 mit<br />

keramischer Messzelle erfasst. Die<br />

Geräte mit Prozessanschluss G1½ A<br />

Anschluss werden direkt in den<br />

Grundablass der vorhandenen Standrohre<br />

geschraubt. Auswertgeräte<br />

VEGAMET 391 dienen zur Spannungsversorgung<br />

der Druckmessumformer,<br />

zur Messwertanzeige<br />

sowie zur Steuerung der Befüllung<br />

und Entnahme für die Kammern.<br />

Die Entscheidung für zwei redun-<br />

Nutzen<br />

Kein Serviceaufwand, da elektronische,<br />

wartungsfreie Messsysteme<br />

Hohe Verfügbarkeit dank redundanter<br />

Messung<br />

Geregelte Betriebsabläufe durch<br />

automatische Reinigungszyklen<br />

Wirtschaftlicher Umgang mit<br />

der Ressource <strong>Wasser</strong> dank<br />

verläss icher Messdaten<br />

Leichtere Einsatzplanung mit<br />

aktuellen Messdaten im Web<br />

Druckmessumformer<br />

VEGABAR 52.<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 563


FOKUS<br />

Trinkwasserbehälter<br />

Neun Millionen Euro für ein Herzstück der<br />

Stuttgarter Trinkwasserversorgung<br />

EnBW Regional AG weihte am 15. Mai 2011 den Hochbehälter Mühlbachhof ein<br />

Blick in eine<br />

Speicherkammer.<br />

Nach fast fünf Jahren sind der<br />

Neubau und mehrmonatige<br />

Testbetrieb des EnBW-Trinkwasserhochbehälters<br />

„Mühlbachhof“ beim<br />

Tennisclub TC Weissenhof auf dem<br />

Killesberg jetzt abgeschlossen.<br />

Durch die Erweiterung von zwei auf<br />

drei Kammern fasst der Behälter<br />

zukünftig 22 000 Kubikmeter <strong>Wasser</strong><br />

und versorgt rund 160 000 Stuttgarterinnen<br />

und Stuttgarter im Bereich<br />

der Innenstadt sowie in den Stadtteilen<br />

Killesberg, Feuerbach, Stuttgart-Nord<br />

und Bad Cannstatt mit<br />

Trinkwasser. Der Hochbehälter ist<br />

einer von acht so genannten<br />

Schwerpunktspeichern und nach<br />

dem Hochbehälter Hasenberg der<br />

zweitgrößte Behälter Stuttgarts.<br />

Damit ist er von zentraler Bedeutung<br />

für die <strong>Wasser</strong>versorgung der<br />

Stadt. Bei Bedarf kann der Hochbehälter<br />

Mühlbachhof sogar einen<br />

Großteil des gesamten Stadtgebietes<br />

mit Trinkwasser versorgen. Die<br />

EnBW Regional AG investierte neun<br />

Millionen Euro in den Bau des Behälters.<br />

„Mit der Modernisierung erhöhen<br />

wir nicht nur die Wirtschaftlichkeit<br />

der Anlage, sondern <strong>sich</strong>ern<br />

auch die hohe Trinkwasserqualität<br />

und eine zuverlässige <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

der Landeshauptstadt für<br />

Jahrzehnte“, sagt Steffen Ringwald,<br />

Leiter des EnBW-Regionalzentrums<br />

Außenan<strong>sich</strong>t des Trinkwasserbehälters Mühlbachhof.<br />

Stuttgart. „Der Hochbehälter Mühlbachhof<br />

ist Teil unserer langfristig<br />

angelegten Investitionsstrategie für<br />

die Stuttgarter Trinkwasserversorgung.<br />

Seit der Übernahme durch die<br />

EnBW Regional AG im Jahr 2003<br />

haben wir bis heute in die Stuttgarter<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung über 50 Millionen<br />

Euro investiert.“<br />

Moderner, größer, dichter<br />

1914 wurde der Hochbehälter<br />

Mühlbachhof mit einer Speicherkammer<br />

erstmals für die Stuttgarter<br />

Trinkwasserversorgung in Betrieb<br />

genommen. Er hatte nach dem Bau<br />

einer zweiten Kammer im Jahr 1926<br />

ein Fassungsvermögen von 18000<br />

Kubikmetern. Betontechnologische<br />

Untersuchungen ergaben, dass der<br />

Behälter nach rund 90 Jahren seine<br />

maximale Betriebsdauer erreicht<br />

hatte und ein Neubau notwendig<br />

wurde. Im Jahr 2006 startete die<br />

EnBW mit der Erneuerung des<br />

Behälters. Neben der zusätzlichen<br />

Kammer, die eine bessere Bewirtschaftung<br />

und den flexibleren Einsatz<br />

des Behälters ermöglicht,<br />

wurde auch der Rohrkeller komplett<br />

erneuert und modernste Prozessleittechnik<br />

installiert.<br />

Um die <strong>Wasser</strong>versorgung auch<br />

während der Bauzeit <strong>sich</strong>erzustellen<br />

und die Beeinträchtigungen für<br />

Anrainer so gering wie möglich zu<br />

halten, modernisierte die EnBW in<br />

mehreren Abschnitten. Mit dem so<br />

genannten „Zemdrain“- Schalungsverfahren<br />

kam eine moderne und<br />

Juni 2011<br />

564 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserbehälter<br />

FOKUS<br />

Beide Bilder<br />

links:<br />

An<strong>sich</strong>ten<br />

Rohrkeller<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

effiziente Bautechnik zum Einsatz.<br />

Dabei wird der Behälter schon während<br />

des Betonierens so dicht hergestellt,<br />

dass ein anschließendes<br />

Beschichten nicht mehr nötig ist<br />

und der Behälter dennoch extrem<br />

wasserundurchlässig ist. Die hohe<br />

Dichte des Betons sorgt so auch für<br />

eine längere Lebensdauer des Trinkwasserbehälters.<br />

1400 Tonnen Stahl<br />

und 10 000 Kubikmeter Beton sind<br />

größtenteils unterirdisch verbaut.<br />

Durch das höhere Speichervolumen<br />

ist der neue Behälter etwa 2,5 Meter<br />

höher als vorher.<br />

Eine besondere Herausforderung<br />

war die Tatsache, dass <strong>sich</strong> seit<br />

Jahrzehnten auf dem Behälter sechs<br />

Tennisplätze des Tennisclubs Weissenhof<br />

(TCW) befanden. Um den<br />

Trainings- und Spielbetrieb trotz<br />

Bauarbeiten zu gewährleisten, entstanden<br />

durch konstruktive Zusammenarbeit<br />

der Stadt, des Tennisclubs<br />

und der EnBW auf der an -<br />

deren Seite des Clubgeländes, im<br />

Bereich der ehemaligen Messeparkplätze,<br />

neue Flächen für den Tennisclub.<br />

„Wir danken dem TC Weissenhof<br />

sehr für die Offenheit und<br />

Kooperationsbereitschaft“, so Ringwald.<br />

„Auch dank der Unterstützung<br />

der weiteren Nachbarn wie der<br />

Mühlbachhof-Schule und dem Verein<br />

Aktion Vorschulerziehung Stuttgart/<br />

Kinderladen können wir daher<br />

heute sagen: Spiel, Satz und Sieg für<br />

ein wichtiges EnBW-Infrastrukturprojekt<br />

in der Stuttgarter <strong>Wasser</strong>versorgung.“<br />

Kontakt:<br />

EnBW Regional AG,<br />

Regionalzentrum Stuttgart,<br />

Hackstraße 31,<br />

D-70190 Stuttgart,<br />

www.enbw.com<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

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<br />

<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 565


FOKUS<br />

Trinkwasserbehälter<br />

Hochbehälter Ohlerkirchweg ‒ eine der <strong>Wasser</strong>adern<br />

Mönchengladbachs<br />

Imposanter<br />

Zugang zum<br />

Arbeitsplatz: in<br />

15 m Höhe<br />

befand <strong>sich</strong> der<br />

Einstieg in die<br />

Kammer.<br />

© Wiedemann<br />

Rund 259000 Menschen in und<br />

um Mönchengladbach waschen,<br />

kochen oder baden täglich mit dem<br />

Trinkwasser der Niederrheinische<br />

Versorgung und Verkehr Aktiengesellschaft<br />

(NVV). Für die frische und<br />

saubere Versorgung sorgen sechs<br />

<strong>Wasser</strong>werke und acht Hochbehäl-<br />

parallel stattfinden, sondern wurden<br />

in zwei Abschnitten geteilt. So<br />

war jeweils eine Kammer intakt, um<br />

die Anwohner mit Trinkwasser zu<br />

versorgen.<br />

Zunächst behandelten die Wiedmann<br />

Fachleute den Untergrund<br />

mit Höchstdruckwasserstrahlung<br />

ton-Fertigteilen bestehende Decke.<br />

Oben auf kam ein abnehmbares<br />

Zugangsgebäude, um bei zukünftigen<br />

Sanierungen relativ bequem<br />

einsteigen zu können.<br />

Weniger waghalsig gestaltete<br />

<strong>sich</strong> die neue Dämmung der Fassade.<br />

Da die Behälter oberirdisch<br />

stehen, sind sie im Sommer hohen<br />

Temperaturen ausgesetzt. Erwärmt<br />

<strong>sich</strong> das <strong>Wasser</strong>, steigt die Gefahr,<br />

dass es Mikroorganismen verunreinigen.<br />

Daher ergänzten die Verarbeiter<br />

die ursprüngliche Isolationsschicht<br />

aus Glasfasermatten durch<br />

ein 6 cm starkes, modernes Wärmedämmverbundsystem.<br />

Somit ist ge -<br />

währleistet, dass auch im Hochsommer<br />

die <strong>Wasser</strong>temperatur im un -<br />

kritischen Bereich bleibt.<br />

ter. Damit es so bleibt, müssen die<br />

Reservoire regelmäßig gewartet,<br />

gepflegt und instand gesetzt werden.<br />

Von Februar 2010 bis März<br />

2011 waren die beiden Kammern<br />

des Trinkwasserbehälters Ohlerkirchweg<br />

an der Reihe.<br />

Schadensbild<br />

Wechselwirkungen zwischen Trinkwasser,<br />

Auskleidung und Untergrund<br />

setzten dem 1970/71 errichteten<br />

Betonbau schwer zu: Fehlstellen<br />

in der Beschichtung, Korrosion<br />

der Bewehrung und Absandungen<br />

zeigte die Innenbeschichtung. Auf<br />

dem Dach waren die Trapezbleche<br />

schadhaft, die Fassadenisolierung<br />

aus Glasfasermatten war porös.<br />

Sanierungsarbeiten<br />

Die Bedingungen waren außergewöhnlich<br />

anspruchsvoll: 17 m<br />

Wandhöhe, 9,5 m Deckenradius.<br />

Zudem konnten die Arbeiten nicht<br />

vor. Nachdem sie die Schadstellen<br />

saniert hatten, erhielten die Wände<br />

der 4000 m³ fassenden Kammern<br />

eine Spritzmörtelbeschichtung mit<br />

Microsilica vergütetem Trockenmörtel.<br />

Auf die jeweils 290 m² großen<br />

Bodenflächen kam ein ebenfalls mit<br />

Microsilica vergüteter Estrich.<br />

Die große Herausforderung lag<br />

in der ungewöhnlichen Höhe der<br />

Wände. Die Einstiegsluke in 15 m<br />

Höhe erschwerte die Instandsetzungsarbeiten.<br />

Jeder einzelne<br />

Schritt musste fein verzahnt mit der<br />

Materiallogistik ablaufen, um Leerlauf<br />

zu vermeiden und den engen<br />

Zeitplan einzuhalten.<br />

Auch die neue Dacheindeckung<br />

erforderte höchste Präzision: Zu -<br />

nächst baute man die vorhandene<br />

Eindeckung zurück, montierte je -<br />

weils zwei tonnenschwere und 20 m<br />

lange Stahlbeton-Fertigteil-Binder<br />

in schwindelnder Höhe und installierte<br />

die neue, aus 32 Spannbe -<br />

Fazit<br />

Eine Rundum-Erneuerung verwandelte<br />

den in die Jahre gekommenen<br />

Hochbehälter in eine hochmoderne<br />

Anlage gemäß den anerkannten<br />

Regeln der Technik. Die eingesetzten<br />

Materialien entsprechen den Anforderungen<br />

der DVGW-Arbeitsblätter<br />

W 300 und W 347. Die Qua lität von<br />

Materialien und Verarbeitung wurde<br />

während der gesamten Maßnahme<br />

eigen- und fremdüberwacht.<br />

Beteiligte Partner:<br />

Auftraggeber: Niederrheinische Versorgung<br />

und Verkehr AG (NVV AG)<br />

Planung, Bauwerksuntersuchung, Überwachung:<br />

H2U aqua.plan.Ing-GmbH<br />

Ausführung: Fritz Wiedemann und Sohn<br />

GmbH, Wiesbaden<br />

Autoren/Kontakt:<br />

Dipl. Ing. Niels Kessler,<br />

Dipl. Ing. Judith Hein,<br />

Fritz Wiedemann und Sohn GmbH,<br />

Weidenbornstraße 7–9,<br />

D-65189 Wiesbaden,<br />

Tel. (0611) 79080,<br />

Fax (0611) 761185,<br />

E-Mail: niels.kessler@wiedemann-gmbh.com<br />

Juni 2011<br />

566 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Endliches unendlich<br />

nutzbar machen.


FOKUS<br />

Trinkwasserbehälter<br />

Instandsetzung eines Ludwigsburger<br />

Trinkwasser-Reservoirs<br />

Ein keltisches Fürstengrab gab dem Fürstenhügel bei<br />

Ludwigsburg seinen Namen. Heute steht dort ein<br />

<strong>Wasser</strong>turm aus Backstein.<br />

Die letzte Sanierungsmaßnahme lag bereits 33 Jahre<br />

zurück. Der Zustand des alten Betons ließ eine rein<br />

mineralische Instandsetzung nicht mehr zu.<br />

Bei archäologischen Ausgrabungen<br />

in Ludwigsburg bei Stuttgart<br />

entdeckte der Geologe und<br />

Naturforscher Oscar Friedrich von<br />

Fraas (1824 – 1897) ein reich ausgestattetes<br />

Fürstengrab aus keltischer<br />

Zeit. Diesem sensationellen Fund<br />

aus dem Jahr 1877 verdankt der Ort,<br />

auf dem <strong>sich</strong> der heutige Backstein-<br />

<strong>Wasser</strong>turm befindet, den schönen<br />

Namen Fürstenhügel.<br />

Mittlerweile befinden <strong>sich</strong> unter<br />

dem Erdreich des gleichnamigen<br />

Hügels keine Fürstengräber mehr,<br />

sondern eine andere Art von Schatz,<br />

der für die Versorgung der Bürger<br />

Ludwigsburgs von zentraler Bedeutung<br />

ist: Unter dem Turm lagern<br />

heute 10 000 Kubikmeter Trinkwasser<br />

in vier Trinkwasserhochbehältern<br />

aus Beton mit Anschüttung.<br />

Der <strong>Wasser</strong>turm selbst birgt eine<br />

weitere Trinkwasserkammer mit<br />

einem Fassungsvermögen von 2000<br />

Litern.<br />

Rund um den 1935 erbauten<br />

Turm wucherten seit Jahren wild<br />

wachsende Bäume, deren Wurzelwerk<br />

die abdichtende Bitumenschicht<br />

der <strong>Wasser</strong>behälter stark<br />

angegriffen hatte. Bereits 2009 wurden<br />

die Bäume deshalb gefällt und<br />

circa 4000 Kubikmeter Erdreich<br />

abgetragen. Nach Erneuerung der<br />

Bitumenschicht schüttete man<br />

erneut 90 Zentimeter Erde auf. Die<br />

Stadtwerke SWLB werden als Betreiber<br />

der Anlage künftig darauf achten,<br />

dass in diesem Bereich keine<br />

tief wurzelnden Pflanzen mehr<br />

wachsen können.<br />

Instandsetzung der<br />

Betonkammern<br />

Nach Abschluss der aufwändigen<br />

Abdichtungsmaßnahmen nahm<br />

man die Sanierung der Betonkammern<br />

in Angriff. Zwei der Behälter<br />

waren bereits 1927 in Betrieb<br />

genommen worden, zwei weitere<br />

wurden 1956 fertig gestellt. Die<br />

letzte Sanierungsmaßnahme lag<br />

bereits 33 Jahre zurück. Da der<br />

Zustand des alten Betons eine rein<br />

mineralische Instandsetzung nicht<br />

mehr zuließ, sollte eine Abdichtung<br />

mit Kunststoffdichtungsbahnen aus<br />

flexiblen Polyolefinen erfolgen.<br />

Die Sanierung betraf 6500 Quadratmeter<br />

Fläche und dauerte insgesamt<br />

zehn Monate. Ausführendes<br />

Unternehmen war die Firma Bauschutz<br />

GmbH aus dem nahe gelegenen<br />

Asperg. Zunächst wurden<br />

die beiden äußeren Behälter instand<br />

gesetzt, während die beiden anderen<br />

Kammern weiter in Betrieb<br />

waren. Die geleerten Kammern<br />

wurden durch Hochdruckstrahlen<br />

gereinigt, bevor die Betoninstandsetzung<br />

mit kunststoffmodifiziertem<br />

Betonersatz erfolgte.<br />

Die Bauschutz GmbH setzte bei<br />

dieser Instandsetzungsmaßnahme<br />

ausschließlich Produkte von Sika<br />

Deutschland ein: Als Betonersatz<br />

wurde der optimal haftende Reparaturmörtel<br />

Sika MonoTop-613 und<br />

anschließend SikaTop TW zur Egalisierung<br />

der Flächen eingesetzt.<br />

Durch seine Kunststoffmodifizierung<br />

ist der SikaTop-Mörtel nicht risseanfällig<br />

und daher speziell für die<br />

Anwendung in Trinkwasserbehältern<br />

geeignet. Als Oberflächenschutz<br />

folgte eine maschinell verarbeitete<br />

Beschichtung mit SikaTop Seal-207,<br />

einem besonders langlebigen Dünnschichtmörtel<br />

mit hoher Resistenz<br />

gegenüber hydrolytischer Korrosion.<br />

Beständige Abdichtung mit<br />

Kunststoffdichtungsbahnen<br />

Zur hygienischen Lagerung des<br />

Trinkwassers wurden die Kammern<br />

abschließend mit der strapazierfähigen<br />

Dichtungsbahn Sikaplan<br />

WT 4220 in einem hellblauen Farbton<br />

dauerhaft abgedichtet. Diese<br />

FPO-Dichtungsbahn schützt nicht<br />

nur den Beton vor Durchnässung,<br />

kalkaggressivem Angriff und Streu-<br />

Juni 2011<br />

568 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserbehälter<br />

FOKUS<br />

Als Betonersatz wurde der Reparaturmörtel Sika MonoTop-613 und<br />

anschließend SikaTop TW zur Egalisierung der Flächen eingesetzt, als<br />

Oberflächenschutz eine Beschichtung mit SikaTop Seal-207, einem besonders<br />

langlebigen Dünnschichtmörtel mit hoher Resistenz gegenüber hydrolytischer<br />

Korrosion.<br />

Hydro click<br />

Auskleidungssystem<br />

aus PE für Trink -<br />

wasserbehälter<br />

Auskleidungssysteme aus PE<br />

haben <strong>sich</strong> seit Jahrzehnten<br />

bewährt. Mit dem geprüften<br />

System Hydro click werden Trinkwasserbehälter<br />

dauerhaft dicht<br />

ausgekleidet:<br />

geprüft nach DVGW-Arbeitsblatt<br />

W 270 und KTW-Leitlinie,<br />

geeignet für den Trinkwasserkontakt,<br />

physiologisch unbedenklich,<br />

Zur hygienischen Lagerung des Trinkwassers wurden die Kammern mit<br />

der strapazierfähigen Dichtungsbahn Sikaplan WT 4220 abgedichtet.<br />

hohe Lebensdauer,<br />

strömen im <strong>Wasser</strong>, sie bleibt auch<br />

bei kleineren Rissen im Bauwerk<br />

funktionsstabil und wasserdicht<br />

und ist zudem reinigungs- und wartungsfreundlich.<br />

Bilder:<br />

Sika Deutschland GmbH<br />

Kontakt:<br />

Sika Deutschland GmbH,<br />

Kornwestheimer Straße 103-107,<br />

D-70439 Stuttgart,<br />

Tel. (0711) 8009-0,<br />

Fax (0711) 8009-576,<br />

E-Mail: info@de.sika.com,<br />

www.sika.de<br />

wartungsfreundliche, glatte<br />

Oberfl äche,<br />

kein mikrobakterieller Bewuchs,<br />

keine Inkrustationen,<br />

einfache und <strong>sich</strong>ere Verlegung.<br />

FRANK GmbH Telefon + 49 6105 4085-0


FOKUS<br />

Trinkwasserbehälter<br />

<strong>Wo</strong>hnen und arbeiten im <strong>Wasser</strong>turm<br />

Der Ingenieur Martin Neumaier erfüllte <strong>sich</strong> mit der Sanierung des denkmalgeschützten<br />

<strong>Wasser</strong>turms in Erding einen Kindheitstraum<br />

<strong>Wasser</strong>turm vorher.<br />

Der Anfang der zentralen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

in Erding wird<br />

in den Chroniken mit dem Jahr<br />

1860 vermerkt. Im Jahre 1890<br />

wurde das erste <strong>Wasser</strong>werk im<br />

Bereich des ehemaligen Schlachthofes<br />

(heute Metzgerei Schachtl)<br />

errichtet. Um die Versorgung mit<br />

ausreichendem Druck zu gewährleisten,<br />

wurde im Jahre 1913 dann<br />

das erste elektrisch-automatische<br />

<strong>Wasser</strong>werk erstellt. Die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

bestand aus einem von<br />

einer <strong>Wasser</strong>turbine betriebenen<br />

Pumpwerk, das direkt in das Rohrnetz<br />

förderte. Zum Ausgleich der<br />

schwankenden <strong>Wasser</strong>entnahme<br />

und als <strong>Wasser</strong>reserve wurde daraufhin<br />

im Jahre 1914 mit dem Bau<br />

des Erdinger <strong>Wasser</strong>turmes begonnen.<br />

Die Fertigstellung des Turmes<br />

mit einem Fassungsvermögen von<br />

216 m³ <strong>Wasser</strong> erfolgte am 20. Juni<br />

1915. Bis zur Inbetriebnahme des<br />

neuen fast 10 000 m³ fassenden<br />

Trinkwasserbehälter in Lupperg im<br />

Jahre 1982, diente der <strong>Wasser</strong>turm<br />

der Versorgung des Erdinger Stadtgebietes,<br />

einschließlich der zugehörigen<br />

Ortsteile und Teilen des<br />

Erdinger Fliegerhorstes.<br />

In den Jahren nach der Stilllegung<br />

erlebte der <strong>Wasser</strong>turm einen<br />

traurigen Verfall. Das Dach musste<br />

zweimal in dieser Zeit mit einem<br />

Schutznetz abgedeckt werden, um<br />

Unfälle durch herabfallende Dachziegel<br />

zu vermeiden. Leer stehend<br />

und mit undichtem Dach verfiel der<br />

<strong>Wasser</strong>turm in den darauf folgenden<br />

Jahren innen und außen mehr<br />

und mehr.<br />

Den Ingenieur Martin Neumaier,<br />

der schon als Kind von seinem Fenster<br />

aus direkten Blickkontakt mit<br />

dem <strong>Wasser</strong>turm hatte, betrübte<br />

der Zustand des verfallenden Bauwerkes<br />

und er bewarb <strong>sich</strong> darum,<br />

den <strong>Wasser</strong>turm zu kaufen. Mehrere<br />

Interessenten standen bereits auf<br />

der Warteliste, doch ange<strong>sich</strong>ts des<br />

desolaten Zustandes wollte von<br />

ihnen schließlich keiner das Risiko<br />

eingehen und Neumaier bekam<br />

den Zuschlag, den Turm für einen<br />

symbolischen Preis von 1 Euro pro<br />

Jahr zu mieten und dafür sämtlich<br />

Baukosten zu übernehmen.<br />

Unter Denkmalschutz<br />

Innerhalb der Erdinger Denkmälerlandschaft<br />

ist der <strong>Wasser</strong>turm das<br />

bislang einzige gelistete Industriedenkmal<br />

und bezeugt hin<strong>sich</strong>tlich<br />

der Stampfbetonkonstruktion mit<br />

Ziegelausfachungen beinahe exemplarisch<br />

die materialtechnische<br />

Innovation zu Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />

Der Bau ist ein typischer Vertreter<br />

der rechteckigen <strong>Wasser</strong>türme<br />

mit oben auskragendem Turmkopf<br />

im Bereich der <strong>Wasser</strong>behälter.<br />

Diese Auskragung liegt darin<br />

begründet, dass die Behälteraußenwand<br />

zur direkten Lastabtragung<br />

auf den Turmschaft gelagert ist und<br />

dass zwischen Behälterwand und<br />

Turmaußenwand noch ein Luftraum<br />

zur Isolierung erforderlich war. Ein<br />

weiteres typisches Merkmal für die<br />

seinerzeitige Bauweise der <strong>Wasser</strong>türme<br />

ist der zentrale Durchstieg<br />

durch die Eisenbeton-<strong>Wasser</strong>kammern<br />

mit einem lichten Durchmesser<br />

von 1 m und dem Einstieg in die<br />

eigentlichen <strong>Wasser</strong>kammern vom<br />

Dachraum aus.<br />

Bei der ganzen Planung des Umund<br />

Ausbaus wurde sehr darauf<br />

geachtet, das ursprüngliche Erscheinungsbild<br />

des <strong>Wasser</strong>turmes zu<br />

erhalten. Nur bei der An<strong>sich</strong>t nach<br />

Westen, die ohnehin nur von wenigen<br />

Punkten in der Stadt aus einsehbar<br />

ist, durften in den oberen Stockwerken<br />

große Fenster eingebaut<br />

werden. Die vorhandenen Treppen,<br />

die nur vom Erdgeschoß bis ins<br />

dritte Obergeschoß führten, wurden<br />

soweit wie möglich erhalten und<br />

mussten nur jeweils im unteren Teil<br />

abgebaut und von einer 1/4-Wendelung<br />

in eine 1/2-Wendelung abgeändert<br />

werden. Das Treppengeländer<br />

wurde ebenfalls an allen möglichen<br />

Stellen erhalten und das neue<br />

Geländer wurde in den Abmessungen<br />

und der Form dem vorhandenen<br />

angepasst.<br />

Vom dritten Obergeschoß bis ins<br />

Dachgeschoß gab es im ursprünglichen<br />

Zustand nur eine etwa elf<br />

Meter hohe Steigleiter mit zentralem<br />

Durchstieg durch die <strong>Wasser</strong>behälter.<br />

Ein Teil der Steigleiter und die<br />

Bodenöffnung dieses Durchstiegs<br />

wurden im ursprünglichen Zustand<br />

erhalten und mit einer begehbaren<br />

Glasplatte abgedeckt, so dass von<br />

beiden Etagen der Durchstieg<br />

erkenn- und erklärbar ist. Vom Erdgeschoß<br />

bis zum Dachgeschoß<br />

wurden die Durchbrüche für den<br />

Juni 2011<br />

570 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserbehälter<br />

FOKUS<br />

Aufzug erstellt und als erste Baumaßnahme<br />

der Aufzugschacht<br />

betoniert, der eine lichte Höhe<br />

von Unter- bis Überfahrt von über<br />

25 Meter aufweist.<br />

Der Aufzugschacht dient jetzt<br />

gleichzeitig als zusätzliche Aussteifung<br />

und Auflager für die erforderlichen<br />

Unterzüge der neuen Decken<br />

in den oberen Stockwerken. Um<br />

die oberen Stockwerke überhaupt<br />

begehbar zu machen, mussten<br />

außerdem vom dritten Obergeschoß<br />

bis ins Dachgeschoß ebenfalls<br />

Durchbrüche durchgeführt<br />

und Treppen errichtet werden, die<br />

bis dahin nicht vorhanden waren.<br />

Für die Nutzung im Bereich der<br />

<strong>Wasser</strong>behälter mussten die <strong>Wasser</strong>tanks,<br />

die aus 110 Tonnen Stahlbeton<br />

bestanden, mühsam abgestemmt<br />

und beseitigt werden,<br />

wobei der für den Turm so typische<br />

Durchstieg durch die <strong>Wasser</strong>behälter<br />

erhalten blieb. Ein Original<br />

Wandstück der Behälterwand mit<br />

einer Originalrohrleitung wurde in<br />

diesem Bereich ebenfalls belassen.<br />

Für den Einbau der neuen Decken<br />

im Bereich des ehemaligen <strong>Wasser</strong>behälters<br />

und der großen Fenster<br />

an der Westfassade mussten Stützen<br />

aus Stahlbeton und Unterzüge<br />

so eingezogen werden, dass die vertikale<br />

Lastableitung wieder auf<br />

die Grundmauern des Turmschaftes<br />

geführt wurden, um ein stabiles<br />

statisches System zu erhalten. Erst<br />

danach war es möglich, die Außenmauern<br />

für den Einbau von Fenstern<br />

in die Westseite zu öffnen und<br />

die Glaselemente, die in der Größe<br />

der ursprünglichen Nischeneinfassung<br />

entsprechend, einzubauen.<br />

Um den <strong>Wasser</strong>turm auch energetisch<br />

zu sanieren, wurde ein Vollwärmeschutz<br />

über die gesamten<br />

Außenmauern angebracht, wobei<br />

sämtliche Vorsprünge, Nischen,<br />

Rundungen und Lisenen wie in der<br />

ursprünglichen Form übernommen<br />

wurden. Dass Schönberger Unternehmen<br />

Kern, das über langjährige<br />

Erfahrungen beim Einbau von Wärmedämmverbundsystemen<br />

(WDVS)<br />

verfügt, wurde mit der Sanierung<br />

der Fassade beauftragt. Außen am<br />

<strong>Wasser</strong>turm wurde das Wärmedämmverbundsystem<br />

NeoWall von<br />

Hasit mit einem sechs Millimeter<br />

starken Rillenputz und Silikonharzfassadenfarbe<br />

angewandt. Im<br />

Innenbereich wurden Wände und<br />

Decken komplett mit Hasit Renovierputz<br />

250, einer Gewebespachtelung,<br />

Hasit LITHIN Phantasieputz<br />

730 und Hasit SILIKAT Innenanstrich<br />

760 überarbeitet. Die Putzarbeiten<br />

im Innenbereich wie im Außenbereich<br />

wurden vollständig in Handarbeit<br />

erledigt.<br />

In den Originalplänen war im<br />

zweiten Obergeschoß ein Balkon<br />

eingezeichnet, der aber erst während<br />

der Umnutzung realisiert<br />

wurde. Hier wurde eine filigrane<br />

Konstruktion aus Stahl mit einem<br />

Gitterrost gewählt, die bei Sonnenlicht<br />

oftmals ein interessantes Schattenbild<br />

an die Turmwand wirft.<br />

Das aus Eisenbeton errichtete<br />

Zeltdach wurde innenseitig, bis zu<br />

einem neuen Zwischenboden mit<br />

Zugtreppe, nur ausgebessert und<br />

neu gestrichen aber ansonsten wie<br />

die Laterne, die über eine neue Zugtreppe<br />

erreichbar ist, im Originalzustand<br />

erhalten. Außenseitig wurde<br />

auf das Zeltdach eine Dampfsperre<br />

und eine Wärmedämmung aufgebracht<br />

und das Dach mit Biberschwanzdachplatten<br />

gedeckt, so<br />

dass auch hier das ursprüngliche<br />

Erscheinungsbild erhalten blieb.<br />

Da der <strong>Wasser</strong>turm bis zur Sanierung<br />

eigentlich nicht erschlossen<br />

war (sogar eine <strong>Wasser</strong>leitung<br />

fehlte!), mussten zusätzlich die<br />

Sparten Strom, Gas, <strong>Wasser</strong> und<br />

<strong>Abwasser</strong> herangeführt werden.<br />

Der Vollständigkeit halber seien<br />

noch die Außenanlagen erwähnt.<br />

Vor dem Turm wurde ein Wendehammer<br />

mit vier Stellplätzen befestigt,<br />

hinter dem Turm noch einmal<br />

zwei Stellplätze mit einer Doppelgarage.<br />

Eine weitläufige Gartenanlage<br />

mit altem Baumbestand wurde<br />

gärtnerisch saniert und nutzbar<br />

gemacht.<br />

<strong>Wasser</strong>turm nachher.<br />

Kontakt:<br />

Ingenieurbüro Neumaier,<br />

Am <strong>Wasser</strong>turm 8,<br />

D-85435 Erding<br />

Tel. (08122) 93377,<br />

Fax (08122) 93378,<br />

E-Mail: mailto:martin.neumaier@erdingerwasserturm.de,<br />

mailto:erdingerwasserturm@t-online.de,<br />

www.erdinger-wasserturm.de<br />

Kern Bau GmbH,<br />

Regener Straße 1,<br />

D-94513 Schönberg,<br />

Tel. (08554) 9613-0,<br />

Fax (08554) 9613-66,<br />

E-Mail info@kern-bau.de<br />

HASIT Trockenmörtel GmbH,<br />

Landshuter Straße 30,<br />

D-85356 Freising,<br />

Tel. (08161) 602-470,<br />

Fax (08161) 602-536,<br />

E-Mail: Angelika.Lubig@hasit.de,<br />

www.hasit.de<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 571


FOKUS<br />

Trinkwasserbehälter<br />

Wahrzeichen mit Tradition: Der Neue <strong>Wasser</strong>turm<br />

in Dessau-Roßlau<br />

Verein engagiert <strong>sich</strong> für den Erhalt und Restaurierung des Denkmals<br />

Der Neue <strong>Wasser</strong>turm mit saniertem Dach und<br />

bereits abgenommenen Erkertürmen (2010).<br />

Der Neue <strong>Wasser</strong>turm nach seiner Erbauung.<br />

Schon 1615 gab es für die Stadt<br />

Dessau streckenweise eine <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

über bleierne und<br />

auch hölzerne Rohre, aber die meisten<br />

Dessauer mussten die öffentlichen<br />

Brunnen auf Straßen und Plätzen<br />

nutzen oder sie hatten einen<br />

eigenen Brunnen. Erst nach 1870<br />

wurde die Stadt durch ein umfassendes<br />

<strong>Wasser</strong>leitungsnetz versorgt.<br />

1875 wurde der Grundstein<br />

für den ersten Dessauer <strong>Wasser</strong>turm<br />

(Fassungsvermögen 600 m 3 ) gelegt,<br />

dessen <strong>Wasser</strong> aber stark eisenhaltig<br />

war.<br />

Nach neuen Bohrungen, die besseres<br />

<strong>Wasser</strong> liefern sollten, wurde<br />

1895 der Bau eines zweiten <strong>Wasser</strong>turmes<br />

beschlossen. Mit der Errichtung<br />

des Neuen <strong>Wasser</strong>turmes am<br />

Lutherplatz durch den Dessauer<br />

Stadtbaumeister und Architekten<br />

Paul Engel wurde im Juli 1896 be -<br />

gonnen. Die Fertigstellung erfolgte<br />

im Juni 1897. Dieser im Stil des<br />

Eklektizismus erbaute <strong>Wasser</strong>turm<br />

ist noch heute ein weithin <strong>sich</strong>tbares<br />

Wahrzeichen der Stadt.<br />

Im Gegensatz zu der in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft gelegenen<br />

Volksschule III, wegen ihrer Lage<br />

am Lutherplatz von den Dessauern<br />

auch „Lutherschule“ genannt, blieb<br />

der <strong>Wasser</strong>turm von den angloamerikanischen<br />

Luftangriffen vom<br />

7. März 1945 einigermaßen verschont,<br />

allerdings musste das Dach<br />

neu eingedeckt werden.<br />

Nachdem der <strong>Wasser</strong>turm für<br />

seinen ursprünglichen Zweck nicht<br />

mehr benötigt wurde, begann sein<br />

Verfall. Doch chronischer Mangel an<br />

finanziellen Mitteln, Material und<br />

Baukapazität verhinderte so<strong>wohl</strong><br />

die Realisierung jeglicher Erhaltungs-<br />

und Nutzungsmaßnahmen,<br />

glücklicherweise aber auch den<br />

Abriss des Bauwerkes. Beispielsweise<br />

waren im bestätigten Bebauungsplan<br />

Ende der 70-er Jahre<br />

so<strong>wohl</strong> der Alte <strong>Wasser</strong>turm an<br />

der Heidestraße, der dem sozialistischen<br />

<strong>Wo</strong>hnungsbau weichen<br />

soll te, als auch der Neue am Lutherplatz<br />

nicht mehr enthalten. Über die<br />

Fundamente des letzteren sollte<br />

eine 4-spurige Haupterschließungsstraße<br />

in Nord-Süd-Richtung führen.<br />

Der daraus resultierende Abriss<br />

des <strong>Wasser</strong>turmes löste schon zu<br />

dieser Zeit heftige Diskussionen um<br />

den Erhalt und die weitere Nutzung<br />

dieses Bauwerkes aus.<br />

Heute widmet <strong>sich</strong> der Verein zur<br />

„Förderung und Erhaltung des<br />

Neuen <strong>Wasser</strong>turmes e. V.“ dem<br />

Denkmal. Auf Initiative des Ge -<br />

schäftsführers der Stadtwerke Dessau,<br />

Hans Tobler, wurde der Verein<br />

am 26.10.2006 gegründet. Ziel ist<br />

es, den Neuen <strong>Wasser</strong>turm<br />

vor weiterem Zerfall zu<br />

schützen,<br />

äußerlich möglichst originalgetreu<br />

zu restaurieren und<br />

perspektivisch durch eine kostendeckende<br />

Nutzung dauerhaft<br />

zu erhalten.<br />

Unter dem Motto „10 Euro für<br />

einen Ziegel“ hat der Verein in<br />

Zusammenarbeit mit ansässigen<br />

Händlern im Jahr 2008 eine erste<br />

große Spendenaktion ins Leben<br />

gerufen. Fast 700 Spender beteiligten<br />

<strong>sich</strong> damals und erwarben dabei<br />

symbolisch fast 2500 Dachziegel.<br />

Nach diesem erfolgreichen Auftakt<br />

setzt <strong>sich</strong> die Aktion bis heute fort<br />

und leistete mit über 60 000 Euro<br />

einen wichtigen Beitrag zur bisherigen<br />

Sanierung des Neuen <strong>Wasser</strong>turms.<br />

Eine zusätzliche Spendenaktion<br />

widmet <strong>sich</strong> seit Ende 2010<br />

speziell dem Erhalt der Erkertürme.<br />

Ergänzend dazu bemüht <strong>sich</strong> der<br />

Verein stetig um weitere Förderer –<br />

und findet diese maßgebend auch<br />

Juni 2011<br />

572 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserbehälter<br />

FOKUS<br />

Blick in den<br />

Innenraum des<br />

Neuen <strong>Wasser</strong>turms.<br />

Der Neue <strong>Wasser</strong>turm vor der Dachsanierung (2007).<br />

Tabelle. Eckdaten.<br />

Ringfundament Sohlenbreite 3,00 m<br />

Höhe Gründungstiefe 3,20 m<br />

Turm<br />

63,50 m<br />

Kellerfußboden<br />

–2,70 m<br />

Auflager <strong>Wasser</strong>behälter (Kanzel) 26,00 m<br />

Traufe<br />

31,00 m<br />

Turmhelm mit Umgang<br />

45,00 m<br />

Turmdurchmesser innen außen<br />

Basis 17,00 m 22,00 m<br />

Schaft oben 16,50 m 18,00 m<br />

Kanzel (in der Mitte) 18,00 m 18,80 m<br />

Fassungsvermögen der <strong>Wasser</strong>behälter<br />

1100 m 3<br />

in Unternehmen aus der Region, die<br />

<strong>sich</strong> zum Teil über mehrere Jahre zu<br />

einem Engagement für das Denkmal<br />

verpflichtet haben.<br />

Unverzichtbar sind darüber hinaus<br />

auch finanzielle Mittel, die dem<br />

Verein bereits aus dem Förderprogramm<br />

zum Stadtumbau Ost, aber<br />

auch von Lotto Sachsen-Anhalt und<br />

der Deutschen Stiftung Denkmalschutz<br />

gewährt wurden. Finanziert<br />

wurden von den Spenden und Fördermitteln<br />

bislang vor allem die<br />

Dach-Restauration sowie die damit<br />

verbundenen Kosten für Sicherungsmaßnahmen,<br />

Baustelleneinrichtung<br />

und die Rüstung.<br />

„Dies zeigt, was Kräftebündelung<br />

möglich macht. Jeder Betrag<br />

ist wichtig und trägt dazu bei, dass<br />

wir gemeinsam etwas bewegen<br />

können“, resümiert der Vereinsvorsitzende<br />

Hans Tobler. „Die nächsten<br />

Ziele rücken damit wieder ein Stück<br />

näher“ ergänzt Wilhelm Kleinschmidt,<br />

zweiter Vereinsvorsitzender.<br />

„Die Sanierung und Wiederaufstellung<br />

der vier Erkertürme sowie<br />

der Spitze haben wir fest im Blick.<br />

Für ein attraktives Erscheinungsbild<br />

des Denkmals haben diese Merkmale<br />

einen hohen Stellenwert.“<br />

Weitere Informationen:<br />

www.dvv-dessau.de<br />

Trinkwasserbehälter im Baukastensystem<br />

Kolberger Str. 13<br />

D-24589 Nortorf<br />

Tel.: +49 (0) 4392 / 9177-0<br />

Fax: +49 (0) 4392 / 5864<br />

EUROTANK GmbH service@eurotank.info


FOKUS<br />

Trinkwasserbehälter<br />

<strong>Wasser</strong>turm<br />

mit noch<br />

unverkleidetem<br />

Behälter<br />

im Jahr 1913.<br />

© Archiv<br />

Jens U. Schmidt<br />

Ferienhaus am Stiel<br />

Der Blick von hoch oben auf den<br />

Plöner See mit seinen kleinen,<br />

bewaldeten Inseln ist überwältigend.<br />

Seit dem 17. Dezember 1913<br />

kann man ihn genießen, denn an<br />

diesem Tag nahm der neue <strong>Wasser</strong>turm<br />

in Plön seinen Dienst auf.<br />

Anfangs war der Turm als Aus<strong>sich</strong>tsturm<br />

allen Interessierten zugänglich.<br />

Sie mussten allerdings viele Stufen<br />

erklimmen, um dann auf den<br />

rund um den Turm führenden Balkon<br />

etwa 30 m über dem Gelände zu<br />

treten. Rechnet man den Berg dazu,<br />

auf dem der Turm steht, so befindet<br />

man <strong>sich</strong> 70 m über dem See.<br />

Heute ist der Aufstieg weniger<br />

beschwerlich, da ein Fahrstuhl die<br />

ersten knapp 20 m überwindet.<br />

Dafür kommen nur noch Privilegierte<br />

in den Turm, nämlich alle, die<br />

den Turm als Ferienhaus mieten.<br />

Dafür genießen sie die Sicht aus<br />

dem Küchenfenster im Morgenlicht<br />

beim Frühstück, bei unterschiedlichen<br />

Wetterstimmungen am Tag<br />

und beim Sonnenuntergang, wenn<br />

sie den Blick mal vom Fernseher im<br />

gemütlichen <strong>Wo</strong>hnzimmer abwenden<br />

und aus einem der vielen Fenster<br />

schauen. Auch der Blick auf die<br />

kleine Stadt am Seeufer und das<br />

abends hell angestrahlte Schloss<br />

lohnt <strong>sich</strong>.<br />

Der <strong>Wasser</strong>turm hoch über dem Großen Plöner See.<br />

© Jens U. Schmidt<br />

Bier statt <strong>Wasser</strong><br />

Bevor es eine zentrale <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

gab, schöpfte die Plöner<br />

Bevölkerung ihr <strong>Wasser</strong> aus Brunnen<br />

und offenen Gewässern. Allerdings<br />

war die Qualität des <strong>Wasser</strong>s<br />

schon seit langer Zeit äußerst<br />

bedenklich. Im sandigen Boden versickerten<br />

alle Abwässer schnell und<br />

verunreinigten das Grundwasser so<br />

stark, dass es nur abgekocht trinkbar<br />

war. Eine Notlösung war das<br />

Bierbrauen. Die Plöner führen ihren<br />

Jahrhunderte lang ungewöhnlich<br />

hohen Bierverbrauch auf die Un -<br />

genießbarkeit des Brunnenwassers<br />

zurück.<br />

Am 11. April 1912 beschlossen<br />

die städtischen Kollegien, ein <strong>Wasser</strong>werk<br />

zu bauen. Das Maschinenhaus<br />

und drei Rohrbrunnen errichtete<br />

die Arnstädter Firma Paul<br />

Gockenbach auf dem Uferstreifen<br />

am Großen Plöner See. Der dazugehörige<br />

<strong>Wasser</strong>turm entstand nach<br />

dem Entwurf des Bremer Ingenieurs<br />

Carl Franke oberhalb vom <strong>Wasser</strong>werk<br />

auf dem Hohenberg. Ein<br />

Modell des Turms stand im Schaufenster<br />

des Kaufmanns Sisum, um<br />

die Vorfreude auf den Bau zu<br />

wecken. Das Plöner <strong>Wo</strong>chenblatt<br />

vom 25. April 1912 schrieb: „Durch<br />

eine in der Farbe wechselnde Materialzusammenstellung<br />

und eine einfache<br />

charakteristische Gliederung<br />

des ganzen Turmes soll ein zeitgemäßes<br />

und unser Landschaftsbild<br />

prägendes Bauwerk geschaffen<br />

werden, das auf der Volksfestkoppel<br />

lange Zeit ein Wahrzeichen unserer<br />

Stadt sein wird und von dessen Aus<strong>sich</strong>tsgalerie<br />

man einen herrlichen<br />

Blick über unsere seenreiche<br />

Gegend wird genießen können.“<br />

Vom Jugendstil geprägt<br />

Eine ansprechende bauliche Lösung<br />

war notwendig, denn Plön erhielt<br />

Ende des 19. Jahrhunderts wegen<br />

seiner landschaftlich attraktiven<br />

Lage zunehmend Bedeutung als<br />

Erholungsort. Es gab zahlreiche<br />

Aus flugslokale, eine Badeanstalt<br />

und Aus<strong>sich</strong>tstürme. Der Kontrast<br />

zwischen dem Turmschaft aus Zie-<br />

Juni 2011<br />

574 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasserbehälter<br />

FOKUS<br />

Das gemütliche,<br />

runde<br />

<strong>Wo</strong>hnzimmer<br />

im <strong>Wasser</strong>behälter<br />

© Jens U. Schmidt<br />

Küche mit<br />

Fernblick<br />

© Jens U. Schmidt<br />

gelmauerwerk und dem schieferverblendeten<br />

Turmkopf ist einmalig.<br />

Insgesamt ist der Turm 42,45 m<br />

hoch. Im gut 11 m hohen Turmkopf<br />

finden wir den Intze–Behälter, er -<br />

kennbar am eingewölbten Boden.<br />

Er ist aus Stahlplatten genietet und<br />

heute noch im Turm erhalten. Früher<br />

führte eine Leiter durch einen<br />

Innenzylinder. Heute sind Teile des<br />

Bodens und der Wände entfernt, um<br />

einen Durchlass für die Wendeltreppe<br />

und die Fenster zu schaffen.<br />

Ein großes Ereignis, über das die<br />

Plöner <strong>Wo</strong>chenzeitung ausführlich<br />

berichtete, war die Funktionsprüfung<br />

in Anwesenheit des Bürgermeisters<br />

und der Baukommission<br />

am 1. November 1913. Zunächst<br />

verfolgten die Herren im Maschinenhaus,<br />

wie die Elektromotoren<br />

angelassen wurden und die Pumpen<br />

in Betrieb gingen. Dann bestiegen<br />

sie gemeinsam den <strong>Wasser</strong>turm<br />

und verfolgten den Anstieg des<br />

<strong>Wasser</strong>spiegels. Die zur vollständigen<br />

Füllung benötigten sechs<br />

Stunden harrten sie dort allerdings<br />

nicht aus. Der Behälter blieb fünf<br />

Tage gefüllt, um seine Dichtigkeit zu<br />

prüfen.<br />

Am 17. Dezember 1913 ging das<br />

<strong>Wasser</strong>werk dann mit einem Festakt<br />

in Betrieb. Die Feuerwehr nahm<br />

zwei Hydranten in Gebrauch und<br />

demonstrierte den <strong>Wasser</strong>druck.<br />

Die <strong>Wasser</strong>strahlen reichten bis zur<br />

Hälfte des Kirchturms, also 35 m<br />

hoch. Die Baukosten beliefen <strong>sich</strong><br />

auf 165 000 Mark.<br />

Bis 1974 war der <strong>Wasser</strong>turm in<br />

Betrieb, dann ersetzten ihn ein<br />

neuer Erdbehälter und moderne<br />

Pumpen. Die Schleswag, seit 1972<br />

verantwortlich für die <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />

stellte 1976 einen Abbruchantrag<br />

für den nicht mehr benötigten<br />

Turm. Dagegen aber wehrte <strong>sich</strong><br />

die Bevölkerung heftig und erhielt<br />

Unterstützung vom Landesdenkmalamt.<br />

Dr. Hans Utermöhl bescheinigte<br />

dem Bauwerk, dass es in die<br />

Reihe der eindrucksvollen technischen<br />

Kulturdenkmale einzureihen<br />

sei, die zum Stadtbild gehören und<br />

damit untrennbar verbunden sind.<br />

In seinem Gutachten bezeichnet er<br />

vor allem die elegante wie technisch<br />

saubere Holzkonstruktion der<br />

Turmhaube als kleines Kunstwerk.<br />

„Abschließend der Hauptgrund“,<br />

schreibt Utermöhl, „der m. E. gebieterisch<br />

die Erhaltung des Turmes in<br />

Bauzeichnung des Jugendstil-Baus von 1912.<br />

© Archiv Eisenack<br />

seiner jetzigen Gestalt fordert: Er<br />

wäre dann das erste bewusst vor<br />

seiner Zerstörung bewahrte technische<br />

Baudenkmal in Schleswig-<br />

Holstein überhaupt und damit eine<br />

<br />

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Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 575


FOKUS<br />

Trinkwasserbehälter<br />

Stadt Plön und<br />

Schloss vom<br />

<strong>Wasser</strong>turm<br />

aus gesehen.<br />

© Jens U. Schmidt<br />

Jens U. Schmidt<br />

Der Autor, Dr. Jens U. Schmidt,<br />

hat bereits mehrere Bücher über<br />

<strong>Wasser</strong>türme veröffentlicht<br />

(www.wassertuerme.com), darunter<br />

ein Buch „<strong>Wasser</strong>türme<br />

in Schleswig-Holstein“ (ISBN<br />

978-3-939656-71-5)<br />

Der Turm kann gemietet werden<br />

unter http://www.ferienwohnungen.de/ferienhaus/18489/<br />

neue Sehenswürdigkeit Plöns, worauf<br />

in ihren Prospekten hinzuweisen<br />

wäre.“<br />

Ein hohes Geschenk<br />

Dieser Appell hatte Wirkung, und so<br />

wurde der <strong>Wasser</strong>turm am 25. März<br />

1977 in das Denkmalbuch eingetragen.<br />

Damit durfte die Schleswag<br />

den Turm nicht abreißen und<br />

musste ihn sogar noch sanieren. Im<br />

Juli 1983 wollte sie den Turm endgültig<br />

loswerden und bot ihn als<br />

Geschenk demjenigen an, der zu -<br />

erst mit einem notariell vorbereiteten<br />

Vertrag in der Geschäftsstelle in<br />

Rendsburg erscheint. Der Journalist<br />

Eckard F. Eisenack hörte im Radio<br />

von dem Angebot, holte seine Frau<br />

von der Arbeit ab, fuhr an dem Bauwerk<br />

vorbei und fragte sie: „Willst<br />

Du den haben?“ Ihre ungläubige<br />

Antwort „Du bist <strong>wohl</strong> verrückt“ be -<br />

siegelte den Entschluss. Am nächsten<br />

Tag stand er um 11 Uhr mit dem<br />

Vertragsentwurf vor der Tür der<br />

Schleswag. Er war nur 15 Minuten<br />

schneller als die Mitglieder einer<br />

alternativen Kommune.<br />

Für den Umbau des Turms in<br />

eine <strong>Wo</strong>hnung „am Stiel mit Stil“,<br />

wie Eisenack sie nennt, bedurfte es<br />

der Phantasie des Plöner Architekten<br />

Bertram Steingräber. Da der<br />

Innendurchmesser des <strong>Wasser</strong>behälters<br />

nur knapp sieben Meter<br />

beträgt, der Durchmesser der<br />

Räume im Schaft sogar noch kleiner<br />

ist, liegen die Räume übereinander.<br />

57 Stufen verbinden die Eingangsetage<br />

mit Badezimmer und das<br />

Arbeitszimmer vier Etagen darüber.<br />

Dazwischen liegen das Schlafzimmer<br />

mit Duschbad, die Küche auf<br />

dem ehemaligen Tropfboden und<br />

das <strong>Wo</strong>hnzimmer im Behälterinneren.<br />

15 Jahre lang lebte Eisenack in<br />

seiner luftigen <strong>Wo</strong>hnung, dann zog<br />

es ihn nach Spanien, wo er heute<br />

den größten Teil des Jahres lebt.<br />

Seinen Turm vermietet er als Ferienwohnung.<br />

So können viele Menschen<br />

ausprobieren, wie es <strong>sich</strong> in<br />

einem <strong>Wasser</strong>turm lebt.<br />

Schließlich gibt es inzwischen<br />

zahlreiche dieser Bauwerke, die zu<br />

<strong>Wo</strong>hnungen umgebaut sind und<br />

viele, die auf so eine Nutzung hoffen.<br />

Dazu viele Menschen und Firmen,<br />

die einen Turm kaufen wollen.<br />

Über die umgenutzten Türme kann<br />

man meist nur lesen. Sicher ist der<br />

<strong>Wasser</strong>turm in Hamburg-Lokstedt<br />

eine der elegantesten Lösungen.<br />

Den einmaligen Blick auf die Stadtsilhouette<br />

Hamburgs mit Türmen<br />

und Hafenkränen genießen allerdings<br />

nur der ehemalige Zahnarzt<br />

und seine Frau, die den Turm einst<br />

umbauen ließen. Im Bad Segeberger<br />

<strong>Wasser</strong>turm finden wir eine<br />

<strong>Wo</strong>hnung, die den ganzen Turm<br />

einnimmt: über sieben Etagen, allerdings<br />

verbunden mit einem Fahrstuhl.<br />

Den Hamburg-Bergedorfer<br />

<strong>Wasser</strong>turm baute ein Hamburger<br />

Kaufmann zu einer <strong>Wo</strong>hnung um.<br />

Auf einen Fahrstuhl verzichtete er<br />

jedoch, so dass der Weg von der<br />

Küche im Erdgeschoss bis zum<br />

<strong>Wo</strong>hnzimmer im Turmkopf schon<br />

viel Puste erfordert.<br />

Kontakt:<br />

Archiv deutscher <strong>Wasser</strong>türme<br />

Dr. Jens U. Schmidt<br />

Abendrotweg 12<br />

12307 Berlin<br />

kontakt@wassertuerme.com<br />

www.wassertuerme.com<br />

Juni 2011<br />

576 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Empfohlen vom<br />

Fachmagazin<br />

Einsatz von Pulveraktivkohle<br />

zur weitergehenden Reinigung<br />

von kommunalem <strong>Abwasser</strong><br />

Verfahrenstechnische, betriebliche und ökonomische<br />

Aspekte bei der Entfernung von Spurenstoffen<br />

Dieses Fachbuch zur <strong>Abwasser</strong>behandlung berichtet ausführlich über<br />

Untersuchungen, wie mit Pulveraktivkohle organische Restverschmutzung<br />

im Ablauf kommunaler Kläranlagen verringert werden kann.<br />

Verschiedene Verfahrensvarianten der Pulveraktivkohleanwendung werden<br />

bezüglich ihrer Reinigungsleistung sowie betriebsrelevanter und ökonomischer<br />

Aspekte verglichen und Dimensionierungskriterien für die technische Umsetzung<br />

erarbeitet. Ingenieure der Siedlungswasserwirtschaft und Studenten erfahren im<br />

Hinblick auf die technische Umsetzung, welche Ausgabegröße einer adsorptiven<br />

Reinigungsstufe zu wählen ist, um einen ökonomisch und ökologisch sinnvollen<br />

Beitrag zur Verringerung des Frachteintrags von Mikroschadstoffen in Gewässer<br />

zu leisten.<br />

S. Metzger<br />

1. Aufl age 2010, 208 Seiten, Hardcover<br />

Oldenbourg-Industrieverlag<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

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Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 <strong>Wo</strong>chen zur An<strong>sich</strong>t<br />

___ Ex. Einsatz von Pulveraktivkohle zur weitergehenden Reinigung<br />

von kommunalem <strong>Abwasser</strong><br />

1. Aufl age 2010 – ISBN: 978-3-8356-3231-8 für € 59,- (zzgl. Versand)<br />

Die bequeme und <strong>sich</strong>ere Bezahlung per Bankabbuchung wird<br />

mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

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E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Telefax<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

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Kontonummer<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei <strong>Wo</strong>chen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder<br />

durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die<br />

Datum, Unterschrift<br />

PAEPRA2010<br />

rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

„Private <strong>Abwasser</strong>leitungen gehören<br />

in die öffentliche Hand“<br />

Prof. Günthert:<br />

„Das ganze<br />

Netz bis ans<br />

Haus gehört in<br />

die öffentliche<br />

Hand!“<br />

Nach An<strong>sich</strong>t von Professor <strong>Wo</strong>lfgang<br />

Günthert gehören auch<br />

die privaten <strong>Abwasser</strong>leitungen in<br />

die öffentliche Hand. In der April-<br />

Ausgabe des „infodienst Grundstück<br />

und <strong>Wasser</strong>“ bezeichnet es Günthert<br />

in einem Interview als seine<br />

Zukunftsvision, dass das gesamte<br />

Kanalnetz bis ans Haus in die Hoheit<br />

der Netzbetreiber kommt. Günthert:<br />

„Ich glaube, dann hätten wir<br />

viel, viel weniger Probleme.“<br />

Prof. Günthert spricht <strong>sich</strong> zwar<br />

für dichte private <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

aus, befürchtet aber massive<br />

Bürger-Widerstände wegen der er -<br />

heblichen Sanierungskosten. Grundstücksanlagen<br />

seien daher eine<br />

„Zeitbombe“, die es zu entschärfen<br />

gilt. Er verrät in dem Interview, was<br />

Landes- und Kommunalpolitiker tun<br />

müssen, damit es nicht zum Bürgeraufstand<br />

kommt.<br />

Prof. Dr.-Ing. <strong>Wo</strong>lfgang Günthert<br />

lehrt Siedlungswasserwirtschaft an<br />

der Universität der Bundeswehr<br />

München und ist langjähriger<br />

Vorsitzender des Landesverbandes<br />

Bayern der Deutschen Vereinigung<br />

für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />

Abfall e. V.<br />

Der „infodienst Grundstück und<br />

<strong>Wasser</strong>“ ist ein Branchendienst des<br />

Kommunalen Netzwerks Grundstücksentwässerung<br />

– KomNetGEW<br />

und erscheint monatlich.<br />

Den vollständigen <strong>Wo</strong>rtlaut des Interviews<br />

gibt es unter:<br />

www.ikt.de/interview/guenthert.pdf<br />

Neue Runde im Prozessbenchmarking <strong>Wasser</strong>werke<br />

Für September ist der Auftakt zu<br />

einer neuen Vergleichssrunde im<br />

Prozessbenchmarking <strong>Wasser</strong>werke<br />

geplant. Das vom IWW Zentrum<br />

<strong>Wasser</strong> (Mülheim) in Zusammenarbeit<br />

mit der aquabench GmbH<br />

(Köln) durchgeführte Projekt geht<br />

mittlerweile in sein viertes Erhebungsjahr.<br />

Grundlage für die Datenerhebung<br />

ist diesmal das Ge -<br />

schäftsjahr 2010.<br />

Aufbauend auf dem deutschlandweit<br />

anerkannten IWA-Kennzahlensystem<br />

werden im Prozessbenchmarking<br />

<strong>Wasser</strong>werke die<br />

technischen Aufgabengebiete <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

und -aufbereitung innerhalb einzelner<br />

<strong>Wasser</strong>werke analysiert und er -<br />

gänzt um die auf dem <strong>Wasser</strong>werksgelände<br />

befindlichen Reinwasserbehälter<br />

und Netzpumpen.<br />

Das zum Einsatz kommende<br />

Kennzahlensystem erlaubt eine de -<br />

taillierte Leistungsbewertung, be -<br />

zo gen auf die Kriterien Wirtschaftlichkeit,<br />

Qualität, Sicherheit und<br />

Nachhaltigkeit auf der Prozessebene.<br />

Unterschiedliche <strong>Wasser</strong>werke<br />

und Rahmenbedingungen<br />

werden im Projekt angemessen differenziert,<br />

indem naturräumliche<br />

Prägungen, Rohwasserarten und<br />

-qualitäten, der Aufbau und die<br />

Konzeption von Anlagen sowie die<br />

historische Entwicklung des Aufbereitungssystems<br />

in der Kennzahlenanalyse<br />

transparent gemacht<br />

und mit berück<strong>sich</strong>tigt werden.<br />

Neben einer Standortbestimmung<br />

der eingebrachten <strong>Wasser</strong>werke<br />

im Vergleich zu <strong>Wasser</strong>werken<br />

mit ähnlichen Aufgabenstellungen<br />

und dem Erkennen von<br />

Optimierungspotenzialen wird im<br />

Rahmen moderierter <strong>Wo</strong>rkshops ein<br />

Erfahrungsaustausch mit <strong>Wasser</strong>fachleuten<br />

durchgeführt. Dieses<br />

Netzwerkelement hat von Jahr zu<br />

Jahr mehr Gewicht bekommen und<br />

bietet den operativ Verantwortlichen<br />

eine Plattform zum detaillierten<br />

Austausch von Betriebserfahrungen.<br />

Die Teilnehmer erhalten als<br />

Er gebnis eine detaillierte technischbe<br />

triebswirtschaftliche Analyse ihrer<br />

<strong>Wasser</strong>werke, die neben dem fachlichen<br />

Austausch die Grundlage zur<br />

Optimierung der Prozesse und technischen<br />

Anlagen liefert. Die Prozessuntersuchungen<br />

sind zudem eine<br />

ideale Ergänzung zum Unternehmensbenchmarking<br />

(etwa bei Landesprojekten),<br />

bei denen der Blick<br />

auf das Gesamtunternehmen und<br />

nicht auf einzelne Prozesse in <strong>Wasser</strong>werken<br />

gerichtet ist.<br />

Die Projektlaufzeit beträgt neun<br />

Monate und endet mit der Versendung<br />

der individuellen Abschlussdokumentationen<br />

im Frühjahr 2012.<br />

Ansprechpartner:<br />

Dipl.-Volksw. Andreas Hein /<br />

Dipl.-Kfm. Peter Lévai,<br />

IWW Rheinisch-Westfälisches Institut<br />

für <strong>Wasser</strong> Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft<br />

mbH,<br />

Bereich Managementberatung,<br />

Moritzstraße 26,<br />

D-45476 Mülheim an der Ruhr,<br />

Tel. (0203) 40303-340 und -435,<br />

Fax (0203) 40303-82,<br />

E-Mail: a.hein@iww-online.de;<br />

p.levai@iww-online.de<br />

Juni 2011<br />

578 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

Mehr Verbraucherschutz durch<br />

Änderung der Trinkwasserverordnung<br />

Das Bundesministerium für<br />

Gesundheit hat im Mai 2011 die<br />

Erste Verordnung zur Änderung der<br />

Trinkwasserverordnung verkündet.<br />

Die Trinkwasserverordnung aus dem<br />

Jahr 2001 musste in einigen Punkten<br />

an neuere Entwicklungen angepasst<br />

werden. Die geänderte Trinkwasserverordnung<br />

tritt am 1. No vember<br />

2011 in Kraft.<br />

Neben Klarstellungen und der<br />

Berück<strong>sich</strong>tigung der neuesten wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse ging es<br />

auch um Anpassung an europarechtliche<br />

Vorgaben sowie um Entbürokratisierung.<br />

Die Wahrung des hohen<br />

Qualitätsstandards des Trinkwassers<br />

in Deutschland ist und bleibt oberstes<br />

Ziel.<br />

Erstmalig wird innerhalb der Europäischen<br />

Union in einem Mitgliedstaat<br />

ein Grenzwert für Uran im Trinkwasser<br />

festgelegt. Mit 0,010 Milligramm<br />

(= 10 Mikrogramm) pro Liter<br />

ist der Uran-Grenzwert in Deutschland<br />

der weltweit schärfste und bietet<br />

allen Bevölkerungsgruppen – Säuglinge<br />

eingeschlossen – gesundheitliche<br />

Sicherheit vor möglichen Schädigungen<br />

durch Uran im Trinkwasser.<br />

Für den Grenzwert ist die chemische<br />

Toxizität von Uran maßgebend. Mit<br />

der Verordnung wird auch der Grenzwert<br />

für das Schwermetall Cadmium<br />

von 0,005 auf 0,003 Milligramm (= 3<br />

Mikrogramm) pro Liter Trinkwasser<br />

gesenkt.<br />

Ab Dezember 2013 gilt der schon<br />

seit 2001 vorgesehene verschärfte<br />

Blei-Grenzwert von 0,010 Milligramm<br />

(= 10 Mikrogramm) pro Liter Trinkwasser.<br />

Die Verordnung verpflichtet zeitgleich<br />

die Anlageninhaber die Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher über<br />

das Vorhandensein von Blei als Werkstoff<br />

in der Trinkwasserverteilung zu<br />

informieren. Dies können Hausanschlussleitungen<br />

des <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmens<br />

aus Blei sein wie<br />

auch Trinkwasser-Installationen in<br />

Gebäuden, die insbesondere bei Altbauten<br />

Teile aus Blei enthalten können.<br />

Es gibt für den Parameter Legionellen<br />

umfassende neue Regelungen, die<br />

einen technischen Maßnahmenwert<br />

(100 Legionellen pro 100 Milliliter<br />

Trinkwasser) einführen und im<br />

Bedarfsfall eine Ortsbe<strong>sich</strong>tigung der<br />

betroffenen Trinkwasser-Installation<br />

und eine Gefährdungsanalyse vorschreiben.<br />

Damit wird den gesundheitlichen<br />

Gefahren, die mit Legionelleninfektionen<br />

verbunden sein können,<br />

Rechnung getragen.<br />

Für die Trinkwasser-Installation in<br />

Gebäuden fordern die neuen Vorschriften<br />

explizit den Einsatz von<br />

geeigneten Sicherungseinrichtungen<br />

beim Anschluss von Apparaten an die<br />

Trinkwasser-Installation (z. B. Zahnarztpraxen,<br />

Lebensmittelbetriebe)<br />

oder bei der Verbindung mit Nicht-<br />

Trinkwasser-Anlagen (z. B. <strong>Wasser</strong>-<br />

Nachspeisung von Heizungsanlagen).<br />

Bei Nichtbeachtung droht hier<br />

ein Bußgeld. Werden durch die Nichtbeachtung<br />

Krankheitserreger im<br />

Sinne des Infektionsschutzgesetzes<br />

verbreitet, kann dies sogar strafrechtlich<br />

verfolgt werden.<br />

Die geänderte Verordnung erhöht<br />

die Flexibilität der Gesundheitsämter<br />

bei der Überwachung des Trinkwassers<br />

aus Eigenversorgungsanlagen<br />

(sog. privaten „Hausbrunnen“). Dies<br />

gilt insbesondere für nicht gesundheitsrelevante<br />

Abweichungen von<br />

den Anforderungen. Für die Betreiber<br />

aller <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen wurden<br />

die Anzeigepflichten erheblich<br />

reduziert, was auch zu Entlastungen<br />

bei den zuständigen Gesundheitsämtern<br />

führen wird.<br />

Verordnung zur Änderung der Trinkwasserverordnung<br />

unter:<br />

www.bundesgesundheitsministerium.de<br />

Trinkwasserbehälter<br />

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Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 579


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

IWW Zentrum <strong>Wasser</strong><br />

gewinnt zwei neue Gesellschafter<br />

Die Gesellschafterversammlung<br />

der IWW Rheinisch-Westfälisches<br />

Institut für <strong>Wasser</strong>forschung<br />

gGmbH hat zwei neue Gesellschafter<br />

aufgenommen: Stadtwerke EVB<br />

Huntetal GmbH (Diepholz) und<br />

WAG <strong>Wasser</strong>gewinnungs- und -aufbereitungsgesellschaft<br />

Nordeifel<br />

mbH (Roetgen). Zuvor hatten die<br />

Auf<strong>sich</strong>tsräte der beiden Unternehmen<br />

der Beteiligung zugestimmt.<br />

In seinem Jubiläumsjahr konnte da -<br />

mit das IWW zum 25-jährigen Bestehen<br />

seinen Gesellschafterkreis auf<br />

20 Unternehmen erweitern.<br />

IWW Zentrum <strong>Wasser</strong> hat neben<br />

seinem Hauptstandort in Mülheim<br />

an der Ruhr zwei Regionalstandorte<br />

IWW-Nord (Diepholz, Niedersachsen)<br />

und IWW Rhein-Main (Biebesheim<br />

am Rhein, Hessen). IWW ist<br />

auch mit den ansässigen Hochschulen<br />

eng verbunden: An-Institut der<br />

Universität Duisburg-Essen und<br />

enge Koopera tionen mit der TU<br />

Dortmund und der TU Darmstadt.<br />

Mit beiden Unternehmen verbindet<br />

IWW eine langjährige Zu -<br />

sammenarbeit. Gemeinsam mit der<br />

WAG Nordeifel, der <strong>Wasser</strong>produktionstochter<br />

der STAWAG Aachen,<br />

und der enwor Herzogenrath, leistete<br />

IWW Pionierarbeit bei der<br />

Einführung der Membrantechnik<br />

in die Trinkwasseraufbereitung.<br />

Ge schäfts führer Walter Dautzenberg<br />

betont die fortdauernde technische<br />

Unterstützung nach dem<br />

Bau der größten Membrananlage in<br />

Deutsch land: „Mit unserem Beitritt<br />

möchten wir das Konzept eines<br />

unabhängigen Kompetenzzentrums<br />

der <strong>Wasser</strong>versorgung stärken. Wir<br />

haben bei der Entwicklung und<br />

fortlaufenden Optimierung unserer<br />

Aufbereitung sehr davon profitiert.“<br />

Gemeinsam mit den Stadtwerken<br />

Huntetal hatte IWW Zentrum<br />

<strong>Wasser</strong> bereits im Jahr 2004 die<br />

Laborgesellschaft IWW-Nord GmbH<br />

mit Sitz in Diepholz gegründet. Die<br />

langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

wollten die Stadtwerke<br />

jetzt auch mit ihrem weitergehenden<br />

Einstieg bei IWW vertiefen. Für<br />

den Geschäftsführer Waldemar<br />

Opalla bieten <strong>sich</strong> aus der Beteiligung<br />

neue Chancen für die Stadtwerke:<br />

„Wir sehen ein hohes Potenzial<br />

darin, die Kontakte und Synergien<br />

innerhalb des Kompetenznetzwerks<br />

von IWW zu nutzen“.<br />

IWW Zentrum <strong>Wasser</strong> hat in den<br />

letzten fünf Jahren einen deutlichen<br />

Entwicklungsschub erlebt – die<br />

Umsätze der Forschung- und Beratungsleistungen<br />

konnten mit jetzt<br />

7 Mio. EUR jährlich mehr als verdoppelt<br />

werden. Die Erweiterung der<br />

Kompetenzfelder Managementberatung<br />

und <strong>Wasser</strong>netze neben<br />

den klassischen Institutsthemen<br />

<strong>Wasser</strong>ressourcen, Technologie,<br />

Analytik und Hygiene haben zahlreiche<br />

neue Kunden im In- und Ausland<br />

ge bracht. Aus diesem Grund<br />

sind in den letzten Jahren mehrere<br />

neue Gesellschafter bei IWW eingetreten.<br />

Wie Dr. <strong>Wo</strong>lf Merkel, technischer<br />

Geschäftsführer des IWW ausführt:<br />

„Mit seinen Standorten in den<br />

drei Bundesländern NRW, Niedersachsen<br />

und Hessen ist die Nähe<br />

von IWW überzeugend – unsere<br />

regionalen Kenntnisse und schnellen<br />

Reaktionszeiten werden zunehmend<br />

geschätzt.“<br />

Landgericht Bonn verneint Gleichwertigkeit<br />

der Angebote<br />

Güte<strong>sich</strong>erung Kanalbau und Fremdüberwachung Kanalbau der Zertifizierung Bau e. V.<br />

Öffentliche Auftraggeber und<br />

Auftragnehmer haben mit der<br />

Güte<strong>sich</strong>erung Kanalbau differenzierte<br />

Anforderungen an die Qualifikation<br />

ausführender Unternehmen<br />

formuliert. Diese gemeinsam<br />

definierten Anforderungen haben<br />

Auftraggeber zur Grundlage ihrer<br />

Vergabe gemacht.<br />

Auftraggeber legen Wert auf<br />

Neutralität bei der Prüfung, ob<br />

Unternehmen diese Anforderungen<br />

erfüllen. Die Bewertung der Bietereignung<br />

stellt allerhöchste Ansprüche<br />

an die Unparteilichkeit der<br />

Organisation, die mit dieser Bewertung<br />

befasst ist. Daher sind so<strong>wohl</strong><br />

Auftraggeber als auch Auftragnehmer<br />

Mitglied in der Gütegemeinschaft<br />

Kanalbau. Es besteht damit<br />

ein grundlegender struktureller<br />

Unterschied zwischen der Güte<strong>sich</strong>erung<br />

RAL-GZ 961 und anderen<br />

Zertifizierungen in diesem Bereich.<br />

Die Gütegemeinschaft Kanalbau<br />

hat Auftraggeber schriftlich über<br />

diese Unterschiede der Güte<strong>sich</strong>erung<br />

Kanalbau zur „Fremdüberwachung<br />

im Kanalbau“ der Zertifizierung<br />

Bau e. V. informiert. Die Zertifizierung<br />

Bau e. V. hatte daraufhin<br />

versucht, weite Teile dieses Schreibens<br />

gerichtlich untersagen zu lassen.<br />

Das Landgericht Bonn hat in<br />

der Verhandlung am 30. März 2011<br />

klargestellt, dass diese Klage zum<br />

Juni 2011<br />

580 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

weit überwiegenden Teil unbegründet ist und die Gütegemeinschaft<br />

Kanalbau weiter darauf hinweisen darf,<br />

dass das Angebot der Zertifizierung Bau e. V. nicht<br />

gleichwertig der Güte<strong>sich</strong>erung RAL-GZ 961 ist.<br />

Nach An<strong>sich</strong>t des Gerichts konnte <strong>sich</strong> die Prüfung<br />

der Gleichwertigkeit von „Güte<strong>sich</strong>erung Kanalbau“ und<br />

„Fremdüberwachung im Kanalbau“ der Zertifizierung<br />

Bau e. V. darauf beschränken, ob die „Fremdüberwachung<br />

im Kanalbau“ in formaler Hin<strong>sich</strong>t den von RAL-<br />

GZ 961 vorgegebenen Strukturmerkmalen entspricht.<br />

Das Landgericht Bonn hat insoweit die Gleichwertigkeit<br />

der beiden Angebote verneint. Nach der Verhandlung ist<br />

die Gütegemeinschaft Kanalbau weiterhin nicht gehindert,<br />

wie folgt zu informieren: Das Angebot „Fremdüberwachung<br />

Kanalbau“ des Zertifizierung Bau e. V. ist nicht<br />

gleichwertig mit der Güte<strong>sich</strong>erung Kanalbau. Es erfüllt<br />

nicht die Anforderungen der Güte<strong>sich</strong>erung RAL-GZ 961.<br />

Dem ist so, weil das, was Auftraggeber wollen und<br />

mit Ihren Anforderungen an die Eignung und technische<br />

Leistungsfähigkeit voraussetzen, nicht erfüllt ist:<br />

Güte- und Prüfbestimmungen, beschlossen mit paritätischen<br />

Stimmen von Auftraggebern und Auftragnehmern,<br />

vom RAL anerkannter Güteausschuss. Dieser ist<br />

besetzt mit Vertretern der Auftraggeber und Auftragnehmer,<br />

vom Güteausschuss beauftragte Prüfingenieure.<br />

Dieses <strong>sich</strong>ert die einheitliche Qualität der Prüfungen,<br />

Vorlage aller Prüfberichte im Güteausschuss, mit<br />

transparenter und jederzeit nachvollziehbarer<br />

Beschlussfassung.<br />

Ebenfalls kann die Gütegemeinschaft Kanalbau weiter<br />

darauf hinweisen, dass es <strong>sich</strong> bei der von der Zertifizierung<br />

Bau e. V. angebotenen „Fremdüberwachung im<br />

Kanalbau“ um eine Prüfung und Überwachung von Lieferanten<br />

(Auftragnehmern) durch eine Organisation der<br />

Lieferanten (Auftragnehmer) handelt.<br />

In dem auf Vorschlag des Ge richts geschlossenen<br />

Vergleich hat <strong>sich</strong> der Güteschutz Kanalbau lediglich<br />

verpflichtet, die fehlende Gleichwertigkeit beider Systeme<br />

künftig nicht mit Hinweis auf DIN EN 1610, Nr. 15<br />

und Anhang C zu begründen. Das Gericht war der Auffassung,<br />

dass hierin keine zwingenden Anforderungen<br />

an Systeme zur Eignungsprüfung formuliert sind.<br />

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Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei <strong>Wo</strong>chen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail)<br />

oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt<br />

die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>gwf</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />

Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene<br />

Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag<br />

oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben<br />

werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

VDMA: Deutsche <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik –<br />

Getragen von der Welle des Aufschwungs<br />

Die Hersteller und Lieferanten<br />

von Anlagen und Systemen zur<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung, <strong>Abwasser</strong>- und<br />

Schlammbehandlung berichten<br />

von einem erfolgreich verlaufenden<br />

Geschäftsjahr 2010. Die Unternehmen<br />

konnten, im Vergleich zum Vorjahr,<br />

ihre Exporte von Apparaten<br />

zum Filtrieren und Reinigen von<br />

<strong>Wasser</strong> von 602 Mio. Euro um mehr<br />

als 10 Prozent auf rund 664 Mio.<br />

<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />

Deutsche Produktion Komponenten und Systeme zur<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung und <strong>Abwasser</strong>behandlung, 2009-2010 in<br />

Mio. Euro<br />

App. z Filtrieren od. Reinigen<br />

v <strong>Abwasser</strong> nicht chemisch<br />

App. z Filtrieren od. Reinigen<br />

v <strong>Abwasser</strong> auf chemischem<br />

Wege<br />

App. z Filtrieren od Reinigen v<br />

Trink- u Brauchwasser nicht<br />

chemisch<br />

App z Filtrieren od Reinigen v<br />

Trink- u Brauchwasser auf<br />

chemischem Wege<br />

Daten, Fakten zur <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />

<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />

78,00<br />

73,00<br />

89,00<br />

85,00<br />

Euro steigern. Weltweit stärkste<br />

Exportmärkte waren Russland mit<br />

57 Mio. Euro vor China mit 55 Mio.<br />

Euro. In den EU-27 Staaten stieg der<br />

Export von 250 Mio. Euro in 2009<br />

um 12 Prozent auf rund 280 Mio.<br />

Euro in 2010. Stärkste Märkte in dieser<br />

Region waren Frankreich mit 37<br />

Mio. Euro, gefolgt von Spanien mit<br />

31 Mio. Euro.<br />

308,00<br />

325,00<br />

366,00<br />

363,00<br />

0,00 50,00 100,00 150,00 200,00 250,00 300,00 350,00 400,00<br />

Umsätze Komponenten und Systeme zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung, 2005-2010 in Mio. Euro<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

950<br />

564<br />

1050<br />

604<br />

Daten, Fakten zur <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />

1200<br />

560<br />

1300<br />

660<br />

2010<br />

2009<br />

Quelle: VDMA, Stat. Bundesamt, nationale Stat. Ämter<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Gesam tum satz Auslandsumsatz<br />

1350<br />

602<br />

1450<br />

664<br />

Quelle: VDMA, Stat. Bundesamt, nationale Stat. Ämter<br />

Produktion stabil –<br />

Umsatz legt zu<br />

Mit einem Volumen von 837 Mio.<br />

Euro (Produkte die in der amtlichen<br />

Statistik unter der Gütergruppe<br />

282912 erfasst sind, ohne Armaturen,<br />

Pumpen, MSR-Technik) konnte<br />

die Produktion von Komponenten<br />

und Systemen zur <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung in<br />

2010 nahezu an das Vorjahresergebnis<br />

von 850 Mio. Euro anknüpfen.<br />

Der Branchenumsatz, getragen<br />

vom Anlagenbau, legte im selben<br />

Zeitraum um mehr als 7 Prozent auf<br />

1,450 Mrd. Euro zu.<br />

„Die Geschäftserwartungen in<br />

diesem Jahr werden von der Mehrheit<br />

der VDMA-Unternehmen der<br />

<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik positiv<br />

eingeschätzt. Aufgrund der weltweit<br />

verschärften Situation bei der<br />

<strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

werden <strong>sich</strong> den deutschen<br />

Unternehmen neue Absatzmärkte<br />

erschließen,“ so Richard Clemens,<br />

Geschäftsführer des VDMA-Fachverbands<br />

Verfahrenstechnische Maschinen<br />

und Apparate. „Die deutschen<br />

Exporte der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />

legten in den ersten beiden<br />

Monaten 2011 bereits um mehr als<br />

10 Prozent zu. Die Kapazitäten der<br />

Unternehmen seien im 1. Halbjahr<br />

2011 bereits zu 90 Prozent ausgelastet,“<br />

so Clemens weiter.<br />

Wichtige Abnehmerbranchen<br />

Entsprechend einer aktuellen Um -<br />

frage des VDMA-Fachverbands Verfahrenstechnische<br />

Maschinen und<br />

Apparate im Februar 2011 verteilten<br />

<strong>sich</strong> die Aufträge für die Hersteller<br />

und Lieferanten von <strong>Wasser</strong>aufbereitungs-,<br />

<strong>Abwasser</strong>- und Schlammbehandlungsanlagen<br />

seit 1. Januar<br />

2010 auf die folgenden fünf wichtigsten<br />

Abnehmerbranchen: Öffentliche<br />

und private Ver- und Entsorger mit<br />

Juni 2011<br />

582 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />

Die 10 wichtigsten Exportnationen der <strong>Wasser</strong>und<br />

<strong>Abwasser</strong>technik weltweit in Mio. Euro<br />

USA<br />

Deutschland<br />

704,30<br />

669,00<br />

663,50<br />

602,20<br />

China<br />

Italien<br />

171,10<br />

280,90<br />

274,10<br />

314,50<br />

Kanada<br />

Niederlande<br />

Vereinig. Königreich<br />

Frankreich<br />

Japan<br />

Spanien<br />

210,50<br />

185,20<br />

171,00<br />

154,20<br />

166,80<br />

137,60<br />

158,20<br />

189,60<br />

144,60<br />

106,90<br />

133,30<br />

131,00<br />

2010<br />

2009<br />

0,00 100,00 200,00 300,00 400,00 500,00 600,00 700,00 800,00<br />

Basis: Warennummer 842121<br />

Quelle: VDMA, Stat. Bundesamt<br />

Daten, Fakten zur <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />

30 Prozent, chemische, petrochemische<br />

und pharmazeutische Industrie mit 14 Prozent,<br />

die Nahrungs- und Genussmitteleinschließlich<br />

Getränkeindustrie mit 12<br />

Prozent, die Zellstoff- und Papierindustrie<br />

mit 7 Prozent sowie die metall be- und verarbeitende<br />

Industrie mit 6 Prozent.<br />

Optimierung der Prozesse<br />

verbessert Wirtschaftlichkeit<br />

Die Investitionen im öffentlichen Bereich<br />

konzentrierten <strong>sich</strong> im vergangenen Jahr<br />

auf die Erneuerung und Nachrüstung<br />

maschinentechnischer Komponenten auf<br />

Kläranlagen und Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung.<br />

Die Aufträge aus der Industrie<br />

resultierten weniger aus dem Bau neuer<br />

Produktionsstätten, sondern im Wesentlichen<br />

aus Investitionen in moderne Technologien<br />

zur Optimierung der Prozesswasserströme.<br />

„Mehr und mehr,“ so der Vorsitzende der<br />

VDMA-Fachabteilung <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik,<br />

Gottlieb Hupfer, „erwarten die<br />

Kunden heute energieeffiziente Anlagen<br />

mit geringem Betriebsmittelverbrauch. Die<br />

Möglichkeit der Wiederverwendung des<br />

aufbereiteten <strong>Wasser</strong>s senkt zudem die<br />

Kosten spürbar und verbessert somit das<br />

Betriebsergebnis,“ so Hupfer weiter.<br />

Kundenanfragen nahmen<br />

deutlich zu<br />

64 Prozent der Unternehmen konnten im<br />

2. Halbjahr 2010 eine Zu nahme der Kundenanfragen<br />

verzeichnen. 64 Prozent der<br />

Unternehmen rechnen im 1. Halbjahr 2011<br />

im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit<br />

zunehmenden und 32 Prozent mit unveränderten<br />

Auftragseingängen.<br />

Positive Geschäfts entwicklung<br />

hält an<br />

Im vergangenen Jahr konnten noch 14<br />

Prozent der befragten Unternehmen eine<br />

Steigerung bei den Umsätzen verzeichnen<br />

und 50 Prozent zumindest das Niveau vom<br />

Vorjahr halten. Beim Geschäftsergebnis<br />

legten 32 Prozent der Unternehmen zu<br />

und weitere 36 Prozent der Befragten hielten<br />

ihr Geschäftsergebnis auf dem Niveau<br />

des Vorjahres.<br />

55 Prozent der befragten Unternehmen<br />

rechnen im 1. Halbjahr 2011 im Vergleich<br />

zum 1. Halbjahr 2010 mit Umsatzsteigerungen.<br />

Die weitere Umsetzung europäischer<br />

Vorgaben aus der „EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie“<br />

und der im Januar 2011 in<br />

Kraft getretenen „EU-Industrieemissionsrichtlinie“<br />

in den nationalen Gesetzeswerken<br />

der EU-Mitgliedsstaaten werden den<br />

Aufschwung in der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik,<br />

so<strong>wohl</strong> im kommunalen als auch<br />

im industriellen Bereich, noch zusätzlich<br />

verstärken.<br />

Kontakt:<br />

VDMA, Verfahrenstechnische Maschinen<br />

und Apparate, Hans Birle, Lyoner Straße 18, D-60528<br />

Frankfurt (Main), E-Mail: hans.birle@vdma.org, www.<br />

vdma.org/verfahrenstechnik<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 583


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Phosphor-Recycling macht Fortschritte<br />

Wegweisendes Umweltprojekt in Bayern: technisch-wissenschaftliche Koordination an<br />

KIT-Pilotanlage geht in Betrieb<br />

Phosphor gehört zu den lebenswichtigen Elementen, ist endlich und nicht austauschbar. Die weltweit wirtschaftlich<br />

erschließbaren Reserven reichen noch circa 100 Jahre. Wissenschaftler am KIT haben nun ein Verfahren<br />

zur Rückgewinnung von Phosphor aus <strong>Abwasser</strong> weiterentwickelt, das die Stadt Neuburg in Bayern in<br />

einem Pilotprojekt im Klärwerk einsetzt. Im Mai 2011 ging die Anlage in Betrieb.<br />

In Händen des Kompetenzzentrums<br />

für Materialfeuchte (CMM)<br />

am KIT liegt die technisch-wissenschaftliche<br />

Koordination des Projekts,<br />

das im Frühjahr vergangenen<br />

Jahres startete. Nun geht es in seine<br />

dritte und entscheidende Phase.<br />

Die Labor- und Halbtechnikversuche<br />

waren erfolgreich: „Sie lassen<br />

für den Pilotzeitraum auf der Kläranlage<br />

ebenfalls einen erfolgreichen<br />

Betrieb erwarten“, sagt der Leiter<br />

des CMM, Dr. Rainer Schuhmann.<br />

Entscheidende Phase: Das am KIT weiterentwickelte Verfahren zur Phosphor-Rückgewinnnung<br />

wird jetzt in einem Pilotprojekt erprobt. © CMM<br />

KIT<br />

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft<br />

des öffentlichen Rechts nach den Gesetzen des Landes Baden-Württemberg.<br />

Es nimmt so<strong>wohl</strong> die Mission einer Universität als auch die<br />

Mission eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-<br />

Gemeinschaft wahr. Das KIT verfolgt seine Aufgaben im Wissensdreieck<br />

Forschung – Lehre – Innovation.<br />

Ziel des Projektes ist es, Phosphor<br />

teilweise aus <strong>Abwasser</strong> auszusondern<br />

und als wieder verwertbares<br />

Produkt einen Rohphosphat-Ersatzstoff<br />

zu generieren. Dazu haben die<br />

Forscher um Schuhmann das P-RoC-<br />

Verfahren (Phosphorus Recovery<br />

from waste and process water by<br />

Crystallisation) weiterentwickelt.<br />

Damit lässt <strong>sich</strong> in der <strong>Abwasser</strong>phase<br />

gelöstes Phosphat mittels<br />

Kristallisation an Calcium-Silicat-<br />

Hydrat-Phasen (CSH) als phosphathaltiges<br />

Produkt zurückgewinnen.<br />

Dieses einfache und effektive Prinzip,<br />

so erklärt Schuhmann, „liefert ein<br />

pflanzenverfügbares Produkt, das<br />

zum Beispiel ohne weitere Aufbereitung<br />

als Düngemittel einsetzbar ist.“<br />

Kooperationspartner im Projekt sind<br />

auch die Firma Cirkel GmbH & Co. KG<br />

aus Rheine und die Heidelberg-<br />

Cement AG.<br />

Läuft alles nach Plan, wird die<br />

Pilotphase in Neuburg in etwa in<br />

einem halben Jahr abgeschlossen<br />

sein. Danach erfolgt eine Evaluierung,<br />

die insbesondere auch Aufschluss<br />

geben soll über die Effizienz<br />

und die Wirtschaftlichkeit des<br />

P-RoC-Verfahrens. „Dann wird man<br />

wissen, ob 20, 30 oder noch mehr<br />

Prozent der jährlich anfallenden<br />

circa 30 Tonnen Phosphor aus dem<br />

Neuburger <strong>Abwasser</strong> zurückgewonnen<br />

werden können“, sagt Rainer<br />

Schuhmann. Eines sei jedoch schon<br />

jetzt <strong>sich</strong>er: „Die Qualität des recycelten<br />

Phosphors ist hervorragend,<br />

weil er vollständig pflanzenverfügbar<br />

ist und mehrere Pflanzennährstoffe<br />

zur Verfügung stellt.“<br />

Beurteilen wollen die Projektbeteiligten<br />

dann auch, ob <strong>sich</strong> mit<br />

der Phosphor-Rückgewinnung für<br />

Kommunen wie Neuburg eine lohnenswerte<br />

neue Einnahmequelle<br />

auftut. Immerhin stieg der Preis für<br />

die Tonne Phosphaterz an den Rohstoffbörsen<br />

von April 2007 bis<br />

August 2008 von 40 auf 430 US-<br />

Dollar pro Tonne. Aktuell liegt er bei<br />

120 US-Dollar pro Tonne.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.kit.edu<br />

Juni 2011<br />

584 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

Optimale Hopfenbewässerung:<br />

Den Durst des Durstlöschers löschen<br />

Beim Hopfenanbau Zeit, Energie und <strong>Wasser</strong> sparen – DBU stiftet rund 318000 Euro<br />

Die frühsommerlichen Temperaturen locken in diesen Tagen viele Menschen in die Biergärten, um eine kühle<br />

„Hopfenkaltschale“ zu genießen. Was viele nicht wissen: Deutschland ist der weltweit größte Hopfenproduzent.<br />

Auf rund 18500 Hektar wird die wichtige Grundzutat für Bier angebaut. „Um Ertrags- und Qualitätsschwankungen<br />

abzufedern, werden Bewässerungssysteme oft nach Gefühl betrieben. Das führt zu überhöhtem<br />

Grundwasserverbrauch. Zudem werden Nährstoffe aus dem Boden ausgespült, wo sie eigentlich benötigt werden<br />

– und gelangen ins Grundwasser, wo man sie nicht haben will“, erläuterte Prof. Dr. Sebastian Peisl von der<br />

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) in Freising das Problem. Deshalb fördert die Deutsche Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU) nun ein Projekt zur Verbesserung des Bewässerungsmanagements an der HSWT mit<br />

rund 318000 Euro.<br />

ur Bewässerungssteuerung<br />

„Zbei Hopfen gibt es bisher<br />

kaum wissenschaftliche Untersuchungen,<br />

ob<strong>wohl</strong> es zunehmend<br />

bewässerte Flächen gibt. Verläuft<br />

das Projekt erfolgreich, kann mit<br />

geringem Arbeitsaufwand die <strong>Wasser</strong>menge<br />

zu jedem Entwicklungszeitpunkt<br />

des Hopfens optimal<br />

dosiert werden. Das spart <strong>Wasser</strong>,<br />

Energie und Zeit – und entlastet die<br />

Umwelt deutlich“, erklärte DBU-<br />

Generalsekretär Dr.-Ing. E.h. Fritz<br />

Brickwedde. Da die zu erwartenden<br />

Verbesserungsvorschläge für alle<br />

Systeme gelten würden, könnten<br />

100 Prozent aller Anbaubetriebe<br />

erreicht werden.<br />

„Hopfen wächst bis zu sieben<br />

Meter hoch und bildet ein sehr spezielles<br />

Wurzelsystem. Das erfordert<br />

andere Bewässerungsverfahren als<br />

bei den meisten anderen landwirtschaftlichen<br />

und gartenbaulichen<br />

Kulturen“, erklärte Peisl die Herausforderung<br />

des Projektes. „Wir wollen<br />

den genauen <strong>Wasser</strong>bedarf der<br />

Pflanze und die optimale Tropfsystemanordnung<br />

ermitteln, um die<br />

Erträge zu <strong>sich</strong>ern und zeitgleich<br />

die Umwelt zu schonen.“ Aus den<br />

gewonnenen Erkenntnissen werde<br />

man ein Computerprogramm für<br />

eine Pilotanlage entwickeln und sie<br />

unter Praxisbedingungen testen.<br />

Die HSWT und die daran angegliederte<br />

Forschungsanstalt für Gartenbau<br />

Weihenstephan, die einen<br />

Forschungsschwerpunkt für Bewässerungstechnik<br />

und -steuerung hat<br />

bearbeitet das Projekt zusammen<br />

mit dem Institut für Pflanzenbau<br />

und Pflanzenzüchtung – Arbeitsbereich<br />

Hopfen – der Bayerischen Landesanstalt<br />

für Landwirtschaft (LfL)<br />

in Freising. Die LFL kooperiert wiederum<br />

mit der privaten „Gesellschaft<br />

für Hopfenforschung“ –<br />

deren Mitglieder Brauereien, Hopfenhändler<br />

und Hopfenpflanzer<br />

sind. So sei die Verbreitung der<br />

Forschungsergebnisse ge<strong>sich</strong>ert,<br />

be tonte Peisl. Nach Projektende soll<br />

das neue Verfahren vom Projektpartner<br />

ATEF Euringer & Friedl aus<br />

Oberhartheim möglichst zur kommerziellen<br />

Marktreife gebracht werden.<br />

Zudem würden die für die Praxis<br />

relevanten Ergebnisse in einem<br />

„Bewässerungsleitfaden“ zusammengefasst<br />

und allen Hopfenbetrieben<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Kontakt:<br />

DBU,<br />

An der Bornau 2,<br />

D-49090 Osnabrück,<br />

Tel. (0541) 9633521,<br />

Fax (0541) 9633198,<br />

E-Mail: presse@dbu.de, www.dbu.de<br />

Zur Bewässerungssteuerung bei Hopfen gibt es<br />

bisher kaum wissenschaftliche Untersuchungen,<br />

ob<strong>wohl</strong> es zunehmend bewässerte Flächen gibt.<br />

Das nun von der DBU geförderte Projekt soll aufzeigen,<br />

wie man beim Anbau <strong>Wasser</strong>, Energie und Zeit<br />

sparen und damit die Umwelt deutlich entlasten<br />

kann. © piclease/Stenner, Clemens<br />

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt:<br />

Prof. Dr. Sebastian Peisl,<br />

Tel. (08161) 713480,<br />

Fax (08161) 714417,<br />

E-Mail: sebastian.peisl@hswt.de<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 585


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Leitgedanke „Carbon Footprint“<br />

Bewertung der CO 2 -Emissionen in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung – Carix®-Verfahren, Nanofiltration<br />

und Umkehrosmose im Vergleich<br />

Bei der Auswahl der richtigen Verfahrenstechnologien<br />

und der<br />

Planung von <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

spielt die Bewertung der<br />

damit verbundenen Kohlendioxid<br />

(CO 2 )-Emissionen bei vielen Investitionsentscheidungen<br />

weltweit eine<br />

zunehmende Rolle. In öffentlichen<br />

Projekten beispielsweise in Großbritannien<br />

gehört eine Einschätzung<br />

der zu erwartenden Klimagas-Emissionen<br />

zum Standard jeder Ausschreibung.<br />

Auch in der Industrie<br />

haben <strong>sich</strong> zahlreiche global agierende<br />

Unternehmen – zum Beispiel<br />

in der Nahrungsmittelproduktion –<br />

eigene Ziele zur schrittweisen Verminderung<br />

ihrer Emissionen ge -<br />

setzt, über deren Erreichungsgrad<br />

kontinuierlich Bericht erstattet wird.<br />

Für andere Akteure steht neben<br />

dem nachhaltigen Umgang mit<br />

Bild 1. Die Carix ® -Anlage weist vor allem deshalb<br />

eine vorteilhafte CO 2 -Bilanz auf, weil hier im Rahmen<br />

des Verfahrens Kohlendioxid gebunden wird.<br />

Bild 2. Umkehrosmose, ein vielfach eingesetztes<br />

Verfahren zur <strong>Wasser</strong>entsalzung.<br />

natürlichen Ressourcen schon aus<br />

monetären Gründen die Verbesserung<br />

der Energie-Effizienz im Vordergrund.<br />

Auch dies wirkt <strong>sich</strong> positiv<br />

in der CO 2 -Bilanz aus. Krüger<br />

WABAG wie auch andere Gesellschaften<br />

aus der <strong>Wasser</strong>techniksparte<br />

von Veolia haben deshalb<br />

bereits 2009 damit begonnen, ihre<br />

Verfahren in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung systematisch<br />

nach den anfallenden<br />

Emissionen klimaschädlicher Gase<br />

über den gesamten Lebenszyklus<br />

hinweg zu bewerten.<br />

Neben CO 2 gehören vor allem<br />

Methan (CH 4 ) und Stickoxid (N 2 O)<br />

zu den wichtigsten Treibhausgas-<br />

Emissionen, die die Hauptursache<br />

der Klimaerwärmung darstellen.<br />

Fossile Energieträger als Hauptquelle<br />

anthropogener Treibhausgase<br />

stellen endliche Ressourcen<br />

dar, deren Preise entsprechend ihrer<br />

zunehmenden Knappheit kontinuierlich<br />

ansteigen. Deswegen wird<br />

eine zukunftsorientierte Strategie in<br />

jedem Unternehmen zur Verringerung<br />

der Energieabhängigkeit und<br />

damit zu Reduzierung der Umweltbeeinträchtigungen<br />

führen.<br />

Der Carbon Footprint (Kohlenstoff-Fußabdruck)<br />

ist die Gesamtheit<br />

an Treibhausgas-Emissionen,<br />

die direkt oder indirekt durch eine<br />

Person, ein Unternehmen, ein Produkt<br />

oder ein Ereignis verursacht<br />

werden. Dank der Gesamtbilanz für<br />

Kohlenstoff ist Krüger WABAG in der<br />

Lage, verschiedene Lösungen zur<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung zu ermitteln<br />

und mögliche Einsparmaßnahmen<br />

mit den damit verbundenen Kosten<br />

und Vorteilen aufzuzeigen, so auch<br />

bei Verfahren zur Teilentsalzung<br />

und Entfernung von Härtebildnern,<br />

Sulfat und Nitrat aus dem Trinkwasser.<br />

Untersucht wurden das<br />

CARIX®-Ionenaustausch-Verfahren,<br />

Nanofiltration und Umkehrosmose.<br />

Die Berechnung<br />

Die hier vorgenommene Untersuchung<br />

basiert auf den Werten einer<br />

in Betrieb befindlichen CARIX®-<br />

Anlage (Bild 1) mit den tatsächlich<br />

anfallenden Betriebskosten und Verbräuchen.<br />

Verglichen wird diese<br />

Anlage mit einer entsprechend analog<br />

ausgelegten Nanofiltration bzw.<br />

Umkehrosmose. Zentrale Maßzahl<br />

sind die CO 2 -Äquivalente (g CO 2 -e/<br />

m 3 Produktwasser), die während der<br />

gesamten Lebensdauer der CARIX ® -,<br />

Nanofiltration- und Umkehrosmoseanlagen<br />

entstehen (Bild 2). Dabei<br />

wurde in allen drei Fällen eine durchschnittliche<br />

Lebensdauer von 25<br />

Jahren zugrunde gelegt. Die Basisproduktionsmenge<br />

für jede Anlage<br />

beträgt 244 m 3 <strong>Wasser</strong> pro Stunde.<br />

Die Gesamtemissionen sind in<br />

drei Hauptkategorien unterteilt:<br />

Emissionen, die während des<br />

Betriebs der Anlage entstehen<br />

(Rohwasserbereitstellung,<br />

Stromverbrauch und Betriebsstoffe)<br />

Emissionen, die während des<br />

Anlagenbaus entstehen<br />

Emissionen, die dank des CO 2 -<br />

Verbrauchs vermieden<br />

werden<br />

Zur Berechnung der Emissionen<br />

beim Bau der Anlagen werden die<br />

Systeme in ihre Bestandteile zerlegt<br />

betrachtet. Die verschiedenen Rohmaterialen<br />

wie zum Beispiel Stahl,<br />

Aluminium und verschiedene<br />

Kunststoffarten werden quantifiziert<br />

und mit CO 2 -Emissionskoeffizienten<br />

multipliziert. Die dabei von Krüger<br />

WABAG bzw. Veolia Water Solutions<br />

& Technologies verwendeten Koeffizienten<br />

stammen aus mehreren<br />

international anerkannten Datenbanken.<br />

Die wichtigsten Faktoren<br />

für den Betrieb sind die eingesetzten<br />

Rohwassertypen, Energieverbrauch<br />

und Betriebsmittel.<br />

Juni 2011<br />

586 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

Untersuchungsergebnis<br />

Mit 149 g CO 2 -e /m 3 hat die CARIX®-<br />

Anlage den geringsten Carbon<br />

Footp rint, was auf den vergleichsweise<br />

niedrigen Stromverbrauch<br />

und die Reduzierung von Emissionen<br />

durch das im <strong>Abwasser</strong> gebundene<br />

CO 2 zurückzuführen ist. Der<br />

Carbon Footprint der Nanofiltration-<br />

und Umkehrosmoseanlagen<br />

ist im Vergleich zu CARIX ® um 61 %<br />

bzw. 78 % höher und daher mit größeren<br />

Auswirkungen auf Klima und<br />

Umwelt sowie deutlich höheren<br />

Betriebskosten verbunden (Bild 3).<br />

Die CARIX® (Carbon Dioxide<br />

Regenerated Ion Exchangers)-<br />

Anlage besteht aus Ionenaustauscherfiltern,<br />

in denen die eigent liche<br />

Teilentsalzung und Entfernung von<br />

Härtebildnern, Sulfat und Nitrat<br />

stattfindet. Als Reaktionsprodukt<br />

entsteht Kohlensäure, die in <strong>Wasser</strong><br />

und CO 2 zerfällt. Das entstandene<br />

CO 2 wird im nachgeschalteten Reinwasserriesler<br />

durch Luftstrippung<br />

wieder aus dem <strong>Wasser</strong> entfernt. Zur<br />

Regeneration der Ionenaustauscherfilter<br />

wird anstelle von Chemikalien<br />

CO 2 aus der Rückgewinnung sowie<br />

aus einem CO 2 -Tank verwendet.<br />

Dadurch lassen <strong>sich</strong> erhöhte Salzmengen<br />

im <strong>Abwasser</strong> vermeiden.<br />

Das im Prozess eingesetzte CO 2 wird<br />

aus einem Abgas gewonnen, das als<br />

Abfallprodukt aus der Düngemittelherstellung<br />

(Ammoniak-Synthese)<br />

anfällt, und ansonsten in die Atmosphäre<br />

übergehen würde. Im Eluatentgaser<br />

wird CO 2 zu etwa 95 % aus<br />

dem Regenerierstrom zurückgewonnen.<br />

Der restliche Teil wird chemisch<br />

im <strong>Abwasser</strong> gebunden und<br />

gelangt in den Vorfluter (Bild 4).<br />

Eine wichtige Erkenntnis aus der<br />

Untersuchung: Bei allen drei An -<br />

lagen stammt der größte Anteil an<br />

Emissionen aus dem Stromverbrauch<br />

während des Anlagenbetriebs.<br />

Die Kategorie Rohwasserbereitstellung<br />

im Betrieb erfasst<br />

Emissionen, die mit dem Energieverbrauch<br />

in Folge der Erzeugung<br />

des zusätzlichen Rohwassers verbunden<br />

ist. Die während des Anlagenbaus<br />

entstandenen Emissionen<br />

sowie Emissionen, die auf die Produktion<br />

der Betriebsstoffe zurückzuführen<br />

sind, stellen nur einen<br />

geringen Anteil an den Gesamtemissionen<br />

dar. Die „vermiedenen<br />

Emissionen“ stellen den Teil der Klimagase<br />

dar, die gebunden und<br />

deren Abgang in die Atmosphäre<br />

verhindert wird.<br />

Weitere Informationen:<br />

E-Mail: krueger-wabag@<br />

veoliawater.com<br />

www.krueger-wabag.de<br />

DIN EN ISO<br />

9001:2000<br />

Zert.-Nr. 0727<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 587<br />

Bild 3. Funktionsschema.<br />

Bild 4. CO 2 -<br />

Emissionen<br />

per m 3 im<br />

Vergleich.


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Neue Lern-DVD „Wer Wie <strong>Wasser</strong> – Interaktive<br />

Lernspiele für Kinder“<br />

Die Lern-DVD für Kinder von acht<br />

bis zwölf Jahren bietet auf neuartige<br />

Weise Lernspiele, interaktive<br />

Elemente und Experimente zum<br />

Thema <strong>Wasser</strong>. Vier phantasie- und<br />

humorvoll illustrierte Wimmelbilder<br />

zeigen zahlreiche lustige kleine Alltagsszenen,<br />

hinter denen <strong>sich</strong> viel<br />

Spannendes entdecken lässt. Dort,<br />

wo <strong>sich</strong> beim Darüberfahren mit der<br />

Maus etwas bewegt und lustige Animationen<br />

ausgelöst werden, öffnen<br />

<strong>sich</strong> beim Klicken weitere Spielebenen:<br />

interaktive Filme, Animationssequenzen,<br />

Rätsel-, Puzzle- und<br />

Memo-Spiele, Tonsequenzen und<br />

gesprochene Erläuterungen, Experimente,<br />

Spiel- und Bastelanleitungen.<br />

Inhaltlich deckt die DVD die ganze<br />

Breite des Themas <strong>Wasser</strong> ab: Der<br />

<strong>Wasser</strong>kreislauf oder Phänomene<br />

wie der Auftrieb werden anschaulich<br />

erklärt, die Kinder lernen <strong>Wasser</strong> als<br />

Lebensraum für Pflanzen und Tiere<br />

kennen und erfahren etwas über<br />

<strong>Wasser</strong> im Alltag und den schonenden<br />

Umgang mit <strong>Wasser</strong>. Auch um<br />

Spiel und Spaß mit <strong>Wasser</strong> und das<br />

Erfahren von <strong>Wasser</strong> mit allen Sinnen<br />

geht es auf der DVD.<br />

„Wer Wie <strong>Wasser</strong>“ bietet nicht nur<br />

ein spannendes Spielerlebnis am PC,<br />

die DVD motiviert die Kinder über<br />

Experimentier- und Bastelanleitungen<br />

auch dazu, das Erlernte selbst<br />

auszuprobieren und zu erfahren. Für<br />

die Kinder macht das Suchen und<br />

Entdecken der Inhalte über die Wimmelbilder<br />

den besonderen Reiz der<br />

DVD aus. Damit Erwachsene die<br />

Lernspiele und anderen Inhalte<br />

leichter ausprobieren können, gibt<br />

es auf www.werwiewasser.de neben<br />

detaillierten Informationen zur DVD<br />

auch ein Demo-Video sowie mit<br />

Legende versehene Abbildungen<br />

der Wimmelbilder.<br />

Bezug:<br />

Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.,<br />

www.vdg-online.de/shop,<br />

Preis: 14,80 € je Exemplar zzgl. Versandkosten<br />

Ratgeber „Virtuelles <strong>Wasser</strong> – Weniger <strong>Wasser</strong><br />

im Einkaufskorb“<br />

Das Thema virtuelles <strong>Wasser</strong> und<br />

die riesigen <strong>Wasser</strong>mengen, die<br />

bei der Produktion vieler Alltagsprodukte<br />

genutzt werden, stoßen in<br />

der Öffentlichkeit und den Medien<br />

nach wie vor auf großes Interesse,<br />

werfen jedoch beim Verbraucher<br />

häufig die Frage auf, wie er denn<br />

beim Einkauf auf wasserschonende<br />

Produkte achten kann. Hier einfache<br />

Antworten zu geben ist gar<br />

nicht so leicht, da die für die Produkte<br />

eingesetzte <strong>Wasser</strong>menge<br />

allein weniger entscheidend ist<br />

– anders als beispielsweise beim Klimaschutz,<br />

wo ein reduzierter Ausstoß<br />

von Kohlendioxid immer in<br />

gleicher Weise sinnvoll ist. Beim<br />

<strong>Wasser</strong> geht es dagegen vor allem<br />

darum, an den richtigen Hebeln<br />

anzusetzen und nicht nachhaltige<br />

<strong>Wasser</strong>nutzungen zu vermeiden.<br />

Der neue Ratgeber „„Virtuelles<br />

<strong>Wasser</strong> – Weniger <strong>Wasser</strong> im Einkaufskorb“<br />

erklärt, wobei es dabei<br />

vor allem ankommt und zeigt für<br />

wichtige Produktgruppen, wo es<br />

besonders sinnvoll und ohne Einbußen<br />

der Lebensqualität auch<br />

leicht möglich ist, das eigene Verhalten<br />

wasserbewusst zu ändern.<br />

Der Schwerpunkt liegt dabei auf<br />

den Lebensmitteln, aber auch<br />

Themen wie Ag ro-Sprit oder der<br />

besonders durstige Baumwollanbau<br />

werden behandelt. Das über<br />

die Beispiele deutlich gemachte<br />

Prinzip lässt <strong>sich</strong> auf viele andere<br />

Alltagsprodukte übertragen. Wie<br />

<strong>sich</strong> persönliche Verhaltensänderungen<br />

tatsächlich zahlenmäßig<br />

auswirken können, macht eine<br />

Über<strong>sich</strong>t am Ende der Broschüre<br />

deutlich, in der vorgerechnet wird,<br />

wie viel virtuelles <strong>Wasser</strong> <strong>sich</strong> bei<br />

einzelnen Produkten ohne Abstriche<br />

bei der Lebensqualität täglich<br />

einsparen lässt.<br />

Bezug:<br />

Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.,<br />

www.vdg-online.de/shop,<br />

Preis: 3,80 € je Exemplar zzgl. Versandkosten<br />

Juni 2011<br />

588 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

Flint Bautenschutz GmbH<br />

und Partner spenden<br />

für Trinkwasser<br />

THW freut <strong>sich</strong> über vorbildliche Aktion der<br />

Trinkwasserbehälter-Sanierer<br />

Wer auf eine Messe geht, will seine Leistungen darstellen,<br />

um ins Gespräch zu kommen. Dafür wird normalerweise<br />

viel Geld in Werbung investiert. Dass man mit dem<br />

Geld aber auch anderen helfen kann, beweist die Flint Bautenschutz<br />

GmbH aus Detmold. Das Unternehmen, das u. a.<br />

seit Jahrzehnten Trinkwasserbehälter saniert und technisch<br />

auf den neuesten Stand bringt, initiierte vor einigen Monaten<br />

die Spendenaktion „Trinkwasser heißt Leben“, bat<br />

Geschäftspartner um Unterstützung und konnte auf der<br />

<strong>Wasser</strong> Berlin 2011 die Summe 5090 Euro an die Fachgruppe<br />

Trinkwasserversorgung des Technischen Hilfswerks<br />

übergeben.<br />

Geschäftsführer Eckart Flint freut <strong>sich</strong> über die positive<br />

Resonanz auf seine Aktion. „Wenn man <strong>sich</strong> vergegenwärtigt,<br />

Das führende Fachorgan<br />

für <strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong><br />

Informieren Sie <strong>sich</strong> regelmäßig über alle technischen<br />

und wirtschaftlichen Belange der <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung.<br />

Jedes zweite Heft mit Sonderteil R+S -<br />

Recht und Steuern im Gas und <strong>Wasser</strong>fach.<br />

NEU<br />

Jetzt als Heft<br />

oder als ePaper<br />

erhältlich<br />

Gerd Friedsam (links) und Swen Rehmsmeier (rechts)<br />

vom THW freuen <strong>sich</strong> über den Scheck der Flint Bautenschutz<br />

GmbH und ihrer Partner, überreicht von<br />

Geschäftsführer Eckart Flint (Mitte).<br />

wie viele Menschen in Katastrophengebieten sterben, weil<br />

ihnen sauberes Trinkwasser fehlt, ist es für ein Unternehmen<br />

wie uns nahe liegend zu helfen.“ Der THW-Landesbeauftragte<br />

für NRW, Gerd Friedsam, und der ehrenamtliche Leiter<br />

des THW-Ortsverbandes Lemgo, Swen Rehmsmeier, loben<br />

die Aktion als vorbildlich. Friedsam: „Das THW ist immer zur<br />

Stelle, wenn Menschen in Not geraten. Dabei denkt kaum<br />

jemand über die Finanzierung nach. Wir sind auf solche<br />

Spenden dringend angewiesen und hoffen auf Nachahmer.“<br />

Weitere Informationen:<br />

Flint Bautenschutz GmbH, Sichterheidestraße 31/33, D-32758 Detmold,<br />

Tel. (05231) 9609-0, Fax (05231) 66102, E-Mail: info@flint.de, www.flint.de<br />

Wählen Sie einfach das Bezugsangebot,<br />

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Alle Bezugsangebote und Direktanforderung<br />

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Oldenbourg Industrieverlag<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Berkefeld-Technik auf der Biennale<br />

Mobile <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage als Kunstobjekt in Venedig<br />

Trinkwasser ist ein Thema, das die Menschen auf vielerlei Weise interessiert und berührt. Die Künstlerin Ayse<br />

Erkmen hat daher <strong>Wasser</strong> in den Mittelpunkt ihres Kunstprojekts gestellt, das im Rahmen des türkischen Beitrags<br />

zur diesjährigen Kunst-Biennale in Venedig gezeigt wird. Eine mobile <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage von<br />

Berkefeld bildet den Mittelpunkt ihrer Präsentation unter dem Titel „Plan B“. Durch die miteinander verbundenen<br />

Komponenten der Anlage wird in einem Ausstellungsraum <strong>Wasser</strong> aus dem Kanal aufbereitet.<br />

Von Juni bis November 2011<br />

fi ndet die 54. internationale<br />

Kunstausstellung in Venedig statt.<br />

Die renommierte türkische Künstlerin<br />

Ayse Erkmen wird dort eine <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage<br />

vom Typ<br />

BERU 4000/800 von Berkefeld für ihr<br />

Kunstobjekt einsetzen. Die nach<br />

einem von der Künstlerin definierten<br />

Schema eingefärbten Anlagenkomponenten<br />

sind für sechs<br />

Monate in einem 300 m² großen<br />

Raum in Betrieb. „Das ist ein sehr<br />

außergewöhnliches Projekt für uns.<br />

Wir freuen uns, dass wir mit unserer<br />

Technik diese faszinierende Idee<br />

von Ayse Erkmen unterstützen dürfen“,<br />

so Berkefeld Projektmanager<br />

Christoph von Helldorff. Die Anlage<br />

BERU 4000/800, die unter anderem<br />

bereits in den Hochwassergebieten<br />

in Sachsen eingesetzt wurde,<br />

besteht aus einer Vorfiltration mit<br />

rückspülbaren Scheibenfiltern, Ultrafiltration<br />

und Umkehrosmose und<br />

kann rund 4000 Liter Trinkwasser<br />

pro Stunde liefern.<br />

Bild 2. Ayse Erkmen zu Besuch in Celle für die<br />

Planung ihres Kunstprojekts in Venedig mit Projektmanager<br />

Christoph von Helldorff.<br />

Bild 1. So ist die Präsentation der Berkefeld Anlage in Venedig nach<br />

den Vorgaben der Künstlerin, Ayse Erkmen, geplant.<br />

www.wassertermine.de<br />

Ayse Erkmen wird mit der Anlage<br />

den Pavillon der Türkei gestalten.<br />

Nach der Filterung wird das Trinkwasser<br />

zurück in den Kanal gegeben.<br />

Mit dieser Installation unter<br />

dem Titel „Plan B“ will sie die komplexe<br />

Beziehung zwischen Stadt<br />

und <strong>Wasser</strong> inszenieren. Gleichzeitig<br />

soll so der <strong>Wasser</strong>kreislauf analog<br />

zum menschlichen Blutkreislauf<br />

dargestellt werden, wie die Künstlerin<br />

auf einer Pressekonferenz in<br />

Istanbul erklärte. Der Pavillon der<br />

Türkei auf der Biennale wird von der<br />

Istanbul Stiftung für Kunst und Kultur<br />

(IKSV) organisiert, gesponsert<br />

von FIAT, unter der Schirmherrschaft<br />

des Türkischen Außenministeriums<br />

und realisiert mit der Unterstützung<br />

des Promotions Fonds des<br />

Türkischen Ministerpräsidialamtes.<br />

Ayse Erkmen ist 1949 in Istanbul<br />

geboren und studierte an der staatlichen<br />

Kunstakademie Istanbul Bildhauerei.<br />

Dort machte sie 1977 den<br />

Abschluss im Fach Skulptur. 1993<br />

bekam sie ein Stipendium des Deutschen<br />

Akademischen Austauschdiensts<br />

in Berlin. Ihre Hauptaufmerksamkeit<br />

gilt heute Skulpturen,<br />

Objekten, Installationen und Interventionen.<br />

Berkefeld, ein Tochterunternehmen<br />

von Veolia Water Solutions &<br />

Technologies, entwickelt und produziert<br />

bereits seit Jahrzehnten<br />

mobile Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung,<br />

die von Hilfsorganisationen<br />

oder Militär weltweit eingesetzt<br />

werden. Mit den Anlagen werden<br />

beispielsweise Flüchtlinge oder<br />

Betroffene von Naturkatastrophen<br />

oder kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

mit Trinkwasser versorgt.<br />

Unter anderem nach dem Erdbeben<br />

in Haiti oder nach der Flutkatastrophe<br />

in Pakistan kamen Berkefeld-<br />

Anlagen zum Einsatz.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.berkefeld.de<br />

Juni 2011<br />

590 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen<br />

NACHRICHTEN<br />

Internationale Geothermiekonferenz: Freiburg für<br />

drei Tage Zentrum der Geothermiebranche<br />

Die Veranstalter ziehen ein positives Fazit: Über 250 Teilnehmer aus 17 Nationen verdeutlichen, dass die<br />

Potenziale der tiefen Geothermie auf großes Interesse stoßen. Schwerpunktthemen der IGC 2011 waren unter<br />

anderem EGS-Projekte, die Kostenreduktion bei Geothermie-Projekten und die Vorstellung des Erfahrungsberichts<br />

zur EEG–Novelle durch das Bundesumweltministerium.<br />

Mit Exkursionen zu Geothermieanlagen<br />

in der Schweiz und in<br />

Frankreich ist am 12. Mai 2011 die<br />

dreitägige 7. Internationale Geothermiekonferenz<br />

(IGC 2011) in Freiburg<br />

zu Ende gegangen. Über 250 Teilnehmer<br />

aus 17 Nationen hatten die<br />

Gelegenheit genutzt, um <strong>sich</strong> über<br />

aktuelle politische und technische<br />

Entwicklungen in der Geothermiebranche<br />

zu informieren und mit<br />

Fachleuten die Perspektive der tiefen<br />

Geothermie in der zukünftigen Energieversorgung<br />

zu diskutieren. Damit<br />

ist die Anzahl der Teilnehmer gegenüber<br />

der Konferenz im Jahr 2010 um<br />

mehr als 10 Prozent gestiegen.<br />

„Diese Entwicklung und auch die<br />

Zunahme internationaler Vertreter<br />

zeigt, dass die tiefe Geothermie im<br />

Allgemeinen und die Entwicklungen<br />

in Deutschland im Besonderen von<br />

wachsendem Interesse sind“, so Dr.<br />

Jochen Schneider, Geschäftsführer<br />

des Veranstalters Enerchange. Mehr<br />

und mehr etabliere <strong>sich</strong> die IGC als<br />

Plattform für den Austausch der<br />

internationalen Geothermie branche.<br />

Einer der Schwerpunkte des ersten<br />

Konferenztages war die Umsetzung<br />

von EGS-Projekten – von Projekten<br />

also, in denen die Erde in<br />

3000 bis etwa 5000 Metern Tiefe<br />

als Wärmetauscher genutzt wird.<br />

Hierzu werden mit Hilfe von <strong>Wasser</strong>druck<br />

Wegsamkeiten im Untergrund<br />

geschaffen, in denen <strong>sich</strong> das<br />

<strong>Wasser</strong> während der Zirkulation<br />

zwischen zwei Tiefenbohrungen er -<br />

hitzt. Diese Technologie wurde bislang<br />

nur im Rahmen von Demonstrationsprojekten<br />

erprobt, hat nach<br />

Meinung der vortragenden Experten<br />

aber große Potenziale für die<br />

zukünftige Energieerzeugung. „Im<br />

Hinblick auf die verstärkte Nutzung<br />

heimischer erneuerbarer Energieträger<br />

ist die Nutzung und Weiterentwicklung<br />

der EGS-Technologie<br />

ein Muss“, so Dr. Ernst Huenges vom<br />

Geoforschungszentrum in Potsdam<br />

in seinem Vortrag.<br />

Am Nachmittag des ersten Tages<br />

standen <strong>Wo</strong>rkshops zur Öffentlichkeitsarbeit,<br />

der Pumpentechnologie,<br />

Geothermieprojekten weltweit<br />

und der Anwendung GeotIS auf<br />

dem Programm.<br />

Der zweite Konferenztag widmete<br />

<strong>sich</strong> in verschiedenen Diskussionsforen<br />

den aktuellen technischen,<br />

finanziellen und politischen Herausforderungen<br />

der Geothermie. Einen<br />

Schwerpunkt bildete zum Beispiel<br />

das Forum „Kostenreduktion und<br />

Effizienzsteigerung“. Hier stellte<br />

unter anderem Guillaume Becquin<br />

von General Electric die Forschungen<br />

des Konzerns zu hocheffizienten<br />

Arbeitsmitteln und passenden Kreisprozessen<br />

in geothermischen Stromerzeugungsanlagen<br />

vor. Sein Fazit:<br />

„Eine Leistungssteigerung um 30 bis<br />

50 Prozent ist möglich“. Auch der<br />

Umgang mit seismischen Ereignissen,<br />

die durch Geothermieprojekte<br />

ausgelöst werden, war ein zentrales<br />

Thema des zweiten Konferenztags.<br />

„Wichtig hier ist ein Reak tionsplan,<br />

der auf Basis eines mikroseismischen<br />

Überwachungssystems klare Vorgaben<br />

macht, wie auf seismische Ereignisse<br />

in der Region des geothermischen<br />

Reservoirs reagiert wird“,<br />

erläuterte hierzu Dr. Stefan Baisch,<br />

Geschäftsführer des Unternehmens<br />

Q-con aus Bad Berg zabern im Forum<br />

„Seismizität“. Nicht zuletzt stellte<br />

Cornelia Viertl vom Bundesumweltministerium<br />

die neuen Pläne des<br />

BMU zur Vergütung von Geothermiestrom<br />

im Rahmen des EEG vor.<br />

Sie machte deutlich, dass das BMU<br />

die Potenziale der Geothermie für<br />

die Stromerzeugung anerkennt und<br />

deshalb eine Erhöhung der Grundvergütung<br />

sowie einen Bohrkostenzuschuss<br />

vorschlägt.<br />

Eine Vielzahl von Unternehmen<br />

aus dem In- und Ausland nutzte die<br />

Konferenz, um ihre Produkte und<br />

Dienstleistungen der Fachöffentlichkeit<br />

zu demonstrieren. Aussteller<br />

und Sponsor der Konferenz war<br />

zum Beispiel das französische Un -<br />

ternehmen Cryostar, das <strong>sich</strong> auf die<br />

Entwicklung hocheffizienter Wärmetauschersysteme<br />

spezialisiert hat<br />

und sie unter anderem in Geothermiekraftwerken<br />

einsetzt.<br />

Großen Anklang findet jedes<br />

Jahr auch das attraktive Rahmenprogramm<br />

der Konferenz. Neben<br />

der Opening Lounge am ersten<br />

Abend trafen <strong>sich</strong> die Teilnehmer<br />

am zweiten Tag im Rahmen des<br />

Business Dinners, um in entspannter<br />

Atmosphäre Networking zu<br />

betreiben.<br />

Veranstaltet wird die Internationale<br />

Geothermiekonferenz von der<br />

Agentur Enerchange. Die Freiburg<br />

Wirtschaft Touristik und Messe<br />

GmbH & Co. KG als Wirtschaftsförderungs-<br />

und Marketinggesellschaft<br />

der Stadt Freiburg ist Mitveranstalter<br />

der Konferenz. Schirmherr ist das<br />

Bundesumweltministerium, Unterstützer<br />

die European Association of<br />

Geoscientists & Engineers (EAGE). Als<br />

Kooperationspartner konnten unter<br />

anderem die Deutsche Energie-<br />

Agentur (dena), die International<br />

Geothermal Association (IGA), das<br />

Wirtschaftsforum Geothermie, die<br />

schweizerische Vereinigung für Geothermie<br />

und der GtV-Bundesverband<br />

Geothermie gewonnen werden.<br />

Weitere<br />

Informationen:<br />

www.geothermiekonferenz.de<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 591


NACHRICHTEN<br />

Veranstaltungen<br />

acqua alta 2011<br />

11. bis 13. Oktober 2011 in Hamburg, Congress Center Hamburg<br />

Flutmodell<br />

TU Hamburg-<br />

Harburg.<br />

Bild: Stephan<br />

Wallocha<br />

Der globale Klimawandel und die<br />

Folgen für den Hochwasserschutz<br />

an Küsten und im Binnenland<br />

ist das zentrale Thema der Fachmesse-<br />

und Kongressveranstaltung<br />

acqua alta. Im Fokus des umfassenden<br />

Kongressprogramms stehen die<br />

verschiedenen Anpassungsstrategien<br />

in Deutschland und anderen<br />

Ländern, neue Handlungsansätze<br />

und konkrete Maßnahmen. Mit rund<br />

70 Referenten aus 10 Nationen bietet<br />

die Fachmesse ein internationales<br />

Forum für intensiven Austausch<br />

zwischen Wissenschaftlern, Wirtschaftsexperten,<br />

Politikern so wie<br />

Vertretern von Kommunen.<br />

Anpassungsstrategien auf<br />

internationaler Ebene<br />

Extreme Wetterereignisse sind Konsequenzen<br />

des Klimawandels. Die<br />

Anpassungsversuche daran und der<br />

Umgang mit Hochwasser, Starkregen<br />

oder auch <strong>Wasser</strong>mangel<br />

über fachliche und regionale Grenzen<br />

hinweg wird während des dreitägigen<br />

Kongresses in Hamburg<br />

von Experten ausführlich dargestellt.<br />

Verschiedene Beiträge zeigen<br />

auf, welche Konzepte Metropolen<br />

wie Kopenhagen oder Rotterdam<br />

prüfen, um die Konsequenzen von<br />

Überflutungen für Stadt und Hafen<br />

abmildern zu können. Im Binnenland<br />

sind die Folgen des Klimawandels<br />

als Starkregen spürbar, daneben<br />

kann es auch in Nordeuropa<br />

Perioden der Trockenheit und <strong>Wasser</strong>knappheit<br />

geben. Konzepte für<br />

bessere Entwässerung sind daher<br />

künftig ebenso gefragt wie Ressourcenmanagement<br />

– nicht zuletzt<br />

auch für den industriellen Bedarf.<br />

Ansätze und Projekte in<br />

Deutschland<br />

Die Anpassungsstrategie für Deutschland<br />

und die Unterstützung des<br />

Bundes für entsprechende Maßnahmen<br />

in Regionen und Kommunen<br />

stehen ebenfalls auf dem Programm.<br />

Eines der geförderten Projekte<br />

ist beispielsweise Klimzug-<br />

Nord, das konkrete Ansätze für die<br />

Metropolregion Hamburg, in der<br />

rund 4,2 Millionen Einwohner leben,<br />

entwickeln soll. Schwerpunkte des<br />

Projekts liegen auf der künftigen<br />

Stadt- und Raumentwicklung, auch<br />

im Hinblick auf einen höheren<br />

Bedarf an Entwässerung und Re -<br />

genwassermanagement.<br />

Vorhersagen und<br />

Frühwarnung<br />

Voraussetzung für die Planung von<br />

Schutz- und Anpassungsmaßnahmen<br />

sind realistische Prognosen<br />

über regionale Auswirkungen des<br />

Klimawandels. Welche Schwierigkeiten<br />

Fachleute bei solchen Aussagen<br />

sehen, wird im Kongress<br />

ebenso dargestellt wie die Möglichkeit,<br />

<strong>sich</strong> durch den Vergleich von<br />

diversen vorliegenden Einzelergebnissen<br />

inzwischen ein besseres Bild<br />

machen zu können. Auch <strong>Wasser</strong>standvorhersagen<br />

bei Sturmfluten<br />

wie bei extrem niedrigen Abflussmengen<br />

sind sehr wichtig. Für die<br />

Schifffahrt sind sie geradezu ein<br />

wirtschaftlicher Faktor. Experten<br />

zeigen die Chancen und die Problematik<br />

verlässlicher Prognosen auf.<br />

Bauliche Schutzmaßnahmen<br />

Wesentliche Mittel zum Schutz vor<br />

Überflutung sind nach wie vor bauliche<br />

Maßnahmen. Ein Beispiel dafür<br />

sind die Konsequenzen, die Sachsen<br />

aus dem verheerenden Hochwasser<br />

von 2002 gezogen hat. Dazu gehört<br />

außer dem Neubau und Ausbau von<br />

Deichen in urbanen Gebieten auch<br />

der Bau von fünf großen Hochwasserrückhaltebecken<br />

im Erzgebirge.<br />

Ein Vortrag fasst die wesentlichen<br />

Erkenntnisse aus dem Prozess der<br />

zeitgleichen Planung, Genehmigung<br />

und Realisierung dieses Großprojektes<br />

zusammen. In weiteren<br />

Fachbeiträgen kommen innovative<br />

Verfahren zur Deichsanierung und<br />

Stabilisierung an Küsten und Flüssen<br />

zur Sprache, ebenso die Hochwasserschutz-Planung<br />

beim Bau<br />

des Tiefwasserhafens JadeWeser-<br />

Port bei Wilhelmshaven. Speziell um<br />

mobile Hochwasserschutzsysteme<br />

geht es bei einem Seminar, das der<br />

BWK – Bund der Ingenieure für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

Abfallwirtschaft und<br />

Kulturbau auf der acqua alta veranstaltet.<br />

Bauen am <strong>Wasser</strong><br />

Die architektonischen Gestaltungsstrategien<br />

in Uferbereichen sind<br />

ebenfalls ein Thema des Kongresses,<br />

außerdem geht es um den städteplanerischen<br />

Umgang mit Deichen<br />

und Überflutungsflächen in<br />

Siedlungen. Hier soll das Zusammenspiel<br />

von baulichen Schutzmaßnahmen,<br />

die der Sicherheit dienen,<br />

und der Gestaltung eines<br />

attraktiven Lebensraums für die<br />

Bewohner aufgezeigt werden. Wie<br />

man mit schwimmenden Bauten<br />

das <strong>Wo</strong>hnen in Überflutungsgebieten<br />

attraktiv macht, zeigen Beispiele<br />

aus Hamburg und den Niederlanden.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.acqua-alta.de<br />

Juni 2011<br />

592 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Forschung und Entwicklung<br />

NACHRICHTEN<br />

Leopoldina richtet Empfehlungen an die<br />

G8-Staats- und Regierungschefs<br />

Die Leopoldina hatte gemeinsam mit den nationalen Wissenschaftsakademien der G8-Staaten im Vorfeld des<br />

G8-Gipfeltreffens am 26. und 27. Mai in Deauville (Frankreich) der Staats- und Regierungschefs zwei Stellungnahmen<br />

erarbeitet. Die darin enthaltenen Empfehlungen wurden den beteiligten Regierungen übergeben.<br />

In einer Stellungnahme zum Thema<br />

„Bildung in einer globalisierten<br />

Welt“ fordern die Akademien die<br />

Regierungen auf, gezielt in eine<br />

Infrastruktur zur weltweiten Verbreitung<br />

des wissenschaftlichen<br />

Wissens zu investieren. Eine weitere<br />

Stellungnahme zum Thema „<strong>Wasser</strong><br />

und Gesundheit“ empfiehlt neben<br />

dem Zugang zu sauberem Trinkwasser<br />

dringend die sanitäre Versorgung<br />

der Weltbevölkerung weiterzuentwickeln,<br />

um die Menschen vor<br />

schweren Krankheiten und Epidemien<br />

zu schützen.<br />

Die Wissenschaftsakademien<br />

le gen dar, dass Fortschritt und<br />

globale Entwicklung auf wissenschaftlichen<br />

und technologischen<br />

Er kennt nissen beruhen. Sie empfehlen<br />

daher, gezielt in Bildung zu<br />

investieren, um eine Globalisierung<br />

im Bereich des Wissens zu erreichen.<br />

Das Ziel dabei müsse es sein, alle<br />

Menschen zu vollwertigen Partnern<br />

der Wissenschaft zu machen. Skepsis<br />

und unbegründete Ängste neuen<br />

Technologien gegenüber würden<br />

somit vermieden werden; Menschen<br />

könnten aber auch deren Risiken<br />

besser einschätzen lernen. Dieser<br />

Herausforderung müsse man in<br />

dreifacher Weise gezielt begegnen:<br />

verbesserte wissenschaftliche Bildung<br />

der breiten Öffentlichkeit, in<br />

Schulen sowie an Universitäten und<br />

außeruniversitären Einrichtungen.<br />

Die Wissenschaftsakademien<br />

empfehlen den Staats- und Regierungschefs,<br />

die Regierungen der<br />

Entwicklungsländer dabei zu unterstützen,<br />

eine funktionierende Infrastruktur<br />

für Bildung zu entwickeln<br />

und diese zu unterhalten. Gefördert<br />

werden sollten internationale<br />

Kooperationen, die neue Wege im<br />

Bereich des e-learnings schaffen,<br />

Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina –<br />

Nationale Akademie der Wissenschaften in Halle an der Saale.<br />

sowie eine Politik des freien<br />

Zugangs zu wissenschaftlicher Literatur<br />

und zu wissenschaftlichen<br />

Datenbanken. Wichtig sei es darüber<br />

hinaus, dass die neuesten<br />

Erkenntnisse aus der Hirnforschung<br />

und den Kognitionswissenschaften<br />

tatsächlich genutzt werden, um<br />

bessere Lehr- und Lernprogramme<br />

zu entwickeln. Ebenso müsse ein<br />

Netzwerk aus kooperierenden Forschungszentren<br />

für verschiedene<br />

innovative Bildungsthemen ge -<br />

schaffen werden. Bestehende er -<br />

folgreiche Programme, die Wissenschaftler<br />

und breite Öffentlichkeit,<br />

Journalisten und Entscheidungsträger<br />

aus verschiedenen Bereichen<br />

zusammenbringen, sollten weiter<br />

ausgebaut werden, so die Akademien<br />

in ihrer Stellungnahme zum<br />

Thema Bildung.<br />

Ausgehend von der Tatsache,<br />

dass in den vergangenen zehn Jahren<br />

durch hohe Investitionen für<br />

über eine Milliarde Menschen auf<br />

der Welt erstmals ein Zugang zu<br />

sauberem Trinkwasser geschaffen<br />

werden konnte, machen die Wissenschaftsakademien<br />

in ihrer Stellungnahme<br />

zum Thema „<strong>Wasser</strong> und<br />

Gesundheit“ darauf aufmerksam,<br />

dass im selben Zeitraum zu wenig<br />

für die sanitäre Versorgung dieser<br />

Menschen getan worden ist. Rund<br />

40 Prozent der Weltbevölkerung<br />

haben heute noch keinen Zugang<br />

zu einer angemessenen Sanitärversorgung.<br />

20 Prozent der Weltbevölkerung<br />

steht gar keine an ein<br />

<strong>Abwasser</strong>system angeschlossene<br />

Toilette zur Verfügung, so dass<br />

zusätzlich 300 Millionen Tonnen<br />

unbehandelter Exkremente jährlich<br />

wichtige Trinkwasserressourcen verunreinigen.<br />

Die Akademien weisen<br />

darauf hin, dass weltweit mehr Kinder<br />

unter fünf Jahren an Durchfal-<br />

<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 593


NACHRICHTEN<br />

Forschung und Entwicklung<br />

lerkrankungen (Diarrhoe) sterben<br />

als an AIDS, Malaria und Masern<br />

zusammen. Diese Erkrankungen<br />

gehen meistenteils auf unsauberes<br />

<strong>Wasser</strong>, eine schlechte sanitäre Versorgung<br />

und mangelhafte Hygiene<br />

zurück.<br />

Die Akademien fordern die Politiker<br />

auf, den Zugang zu Trinkwasser<br />

und die Sanitärversorgung gemäß<br />

den Milleniumszielen der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) als<br />

eine Einheit zu betrachten. Die<br />

G8-Staaten sollten <strong>sich</strong> dafür einsetzen,<br />

dass überall auf der Welt neben<br />

einer akzeptablen Qualität des Trinkwassers<br />

eine grundlegende Sanitärversorgung<br />

<strong>sich</strong>ergestellt wird.<br />

Dabei sollte neben einer Unterstützung<br />

in technischen Belangen auch<br />

die Ausbildung von Technikern vor<br />

Ort gehören, die Unterstützung von<br />

Forschern, die Mittel gegen Krankheitserreger<br />

im <strong>Wasser</strong> entwickeln,<br />

und ebenso Initiativen im Bereich<br />

des capacity building vor Ort, um<br />

das Bewusstsein für verbesserte<br />

Hygiene-Standards zu entwickeln.<br />

Bereits seit dem Gipfeltreffen der<br />

Staats- und Regierungschefs im Jahr<br />

2005 im schottischen Gleneagles<br />

erarbeiten die nationalen Akademien<br />

der G8-Staaten – Kanada,<br />

Frankreich, Deutschland, Italien,<br />

Japan, Russland, Großbritannien<br />

und die USA – jedes Jahr gemeinsame<br />

wissenschaftsbasierte Stellungnahmen<br />

zu globalen, gesellschaftsrelevanten<br />

Themen, die die<br />

Regierungen bei ihren Verhandlungen<br />

bei den jährlichen G8-Gipfeln<br />

unterstützen sollen. Die diesjährigen<br />

Erklärungen wurden bei einer<br />

Konferenz der Akademienvertreter<br />

am 24. und 25. März 2011 in Paris<br />

vorbereitet. Beteiligt waren neben<br />

den G8-Wissenschaftsakademien<br />

auch die Akademien Südafrikas,<br />

Brasiliens, Indiens, Mexikos und des<br />

Senegal. Deutschland wird in diesem<br />

Kreis der Wissenschaftsakademien<br />

stets durch die Nationalakademie<br />

Leopoldina vertreten.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.leopoldina.org/de/politik/<br />

empfehlungen-und-stellungnahmen/<br />

g8-statemen... - die Stellungnahmen<br />

Zehn Jahre WHO-Kollaborationszentrum<br />

an der Uni Bonn<br />

Das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn feierte am 4. Mai 2011, sein<br />

10-jähriges Bestehen als WHO-Kollaborationszentrum für <strong>Wasser</strong>management und Risikokommunikation zur<br />

Förderung der Gesundheit.<br />

Am 3. Mai 2001 ernannte die<br />

Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO das Institut für Hygiene und<br />

Öffentliche Gesundheit der Universität<br />

Bonn (IHPH) zum Kooperationszentrum.<br />

Es ist derzeit eines<br />

von 31 deutschen Zentren, die für<br />

die Weltgesundheitsorganisation<br />

tätig sind.<br />

Schwerpunkte der Arbeit am<br />

IHPH sind die Bereiche <strong>Wasser</strong>hygiene<br />

und Sanitation. Das Zentrum<br />

arbeitet in verschiedenen Arbeitsgruppen<br />

zum Protokoll über <strong>Wasser</strong><br />

und Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation<br />

und der Vereinten<br />

Nationen. Dieses Protokoll ist das<br />

erste international getroffene<br />

Abkommen, das <strong>sich</strong>eres Trinkwasser<br />

und eine angemessene Sanitärversorgung<br />

für jeden Menschen<br />

ermöglichen soll. Außerdem arbeitet<br />

das Institut an den WHO-Richtlinien<br />

für Trinkwasserqualität mit und<br />

unterstützt die Umsetzung des<br />

Water Safety Plan. Dieses Konzept<br />

sieht die Sicherstellung der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

von der Quelle bis zum<br />

Endverbraucher vor.<br />

Die Arbeit für die WHO umfasst<br />

auch Auslandseinsätze. Beispielsweise<br />

arbeiten Experten des IHPH in<br />

Zentralasien mit den WHO-Länderbüros<br />

zusammen. Das Kooperationszentrum<br />

hat <strong>sich</strong> zudem auf den<br />

Einsatz moderner Technik spezialisiert.<br />

Geographische Informationssysteme<br />

(GIS) werden zur Sicherung<br />

der Trinkwasserversorgung, bei der<br />

Aufklärung von wasserbedingten<br />

Krankheitsausbrüchen und auch bei<br />

der Verdeutlichung komplexer<br />

Sachverhalte eingesetzt.<br />

Der „Atlas on Water and Health“<br />

(www.waterandhealth.eu), den das<br />

Kollaborationszentrum entwickelt<br />

hat, bietet der Öffentlichkeit Informationen<br />

zu <strong>Wasser</strong> und Gesundheit<br />

in Form von Karten und Factsheets.<br />

Zusätzlich versendet das<br />

Institut den englischsprachigen<br />

Newsletter „Water & Risk“ (http://<br />

www.ihph.de/whoccnews.php).<br />

Kontakt:<br />

Dr. Andrea Rechenburg,<br />

Maria Leppin,<br />

Institut für Hygiene und Öffentliche<br />

Gesundheit der Universität Bonn,<br />

Tel. (0228) 287-19515,<br />

E-Mail: whocc@ukb.uni-bonn.de<br />

Juni 2011<br />

594 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Forschung und Entwicklung<br />

NACHRICHTEN<br />

Giftige Zwerge in der Umwelt?<br />

Nanomaterialien können aquatische Ökosysteme gefährden<br />

Die Zukunftserwartungen an die Nanotechnologie sind hoch. Sie bringt Materialien mit neuartigen Eigenschaften<br />

hervor, gilt als energiesparend und ressourcenschonend. Auf der anderen Seite stehen die Sorge um<br />

gesundheitliche Risiken für den Menschen und eine erhöhte Verbreitung der neuen nanopartikulären Produkte<br />

in der Umwelt. Da die meisten Produkte erst kurze Zeit im Umlauf sind, herrscht Unklarheit über die<br />

Langzeiteffekte. Um Risiken angemessen beurteilen zu können, müssen bestehende Richtlinien zur Prüfung<br />

von Chemikalien ergänzt und angepasst werden, so das Plädoyer der Forschergruppe „Aquatische Ökotoxikologie“<br />

um Prof. Jörg Oehlmann in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“. Im Rahmen eines von<br />

der OECD geförderten Projekts überprüft seine Gruppe, welche Auswirkungen Nanopartikel aus Silber und<br />

Titandioxid auf wirbellose Tiere in aquatischen Ökosystemen haben.<br />

Mit steigenden Produktionsmengen<br />

gelangen nanoskalige<br />

Substanzen zunehmend in<br />

Oberflächengewässer: nanoskaliges<br />

Titandioxid aus Fassadenfarbe wird<br />

mit dem Regen in die Gewässer<br />

geschwemmt; Nanosilber aus<br />

Sportbekleidung löst <strong>sich</strong> beim<br />

Waschen aus den Textilien, ebenso<br />

gelangen Nanomaterialien aus Kosmetika<br />

und anderen Körperpflegeprodukten<br />

in die Umwelt. Während<br />

freie Nanopartikel meist größere<br />

Verbände bilden und <strong>sich</strong> bevorzugt<br />

im Sediment eines Gewässers<br />

absetzen, können speziell beschichtete<br />

Nanomaterialien als freie Partikel<br />

durch Strömungen weit im<br />

Gewässer verteilt werden. Es be -<br />

steht die Gefahr, dass im <strong>Wasser</strong><br />

lebende Organismen Nanopartikel<br />

über die Kiemen, die Körperoberfläche<br />

und die Nahrung aufnehmen.<br />

Hilfreich für die Einschätzung des<br />

Umweltrisikos von Nanomaterialien<br />

ist die Untersuchung wirbelloser<br />

Tiere. So genannte Schlüsselarten<br />

geben Auskunft über die Struktur<br />

und Funktion dieser Systeme. Ein<br />

Beispiel sind Daphnien (<strong>Wasser</strong>flöhe),<br />

die zahlreichen Fischarten als<br />

Beute dienen. „Wir konnten zeigen,<br />

dass einige nanopartikuläre Substanzen<br />

bereits in sehr niedrigen<br />

Konzentrationen auf <strong>Wasser</strong>flöhe<br />

toxisch wirken“, fasst Carolin Völker<br />

die Ergebnisse ihrer Untersuchung<br />

zusammen. Die Tiere wurden den<br />

Substanzen über einen Zeitraum<br />

von 48 Stunden ausgesetzt, die<br />

Chemikalien wurden dabei in verschiedenen<br />

Konzentra tionen dargeboten.<br />

Das Ergebnis: Nanoskaliges<br />

Titandioxid reicherte <strong>sich</strong> im Darm<br />

an, und auch der für die Nahrungsaufnahme<br />

essenzielle Filterapparat<br />

der Versuchstiere verklebte. Die Wirkung<br />

von Silbernanopartikeln war<br />

noch drastischer: Sie führte schon<br />

nach 24 Stunden zum Tod.<br />

Ein weiterer Schlüsselorganismus,<br />

die Neuseeländische Zwergdeckelschnecke,<br />

produziert erheblich<br />

weniger Nachkommen, wenn<br />

sie vier <strong>Wo</strong>chen lang nanoskaligem<br />

Titandioxid oder Silber ausgesetzt<br />

ist. Bei <strong>Wasser</strong>flöhen führte eine<br />

dreiwöchige Behandlung mit nanoskaligem<br />

Titandioxid zu einem verminderten<br />

Wachstum und die<br />

Anzahl an Nachkommen fiel ebenfalls<br />

geringer aus.<br />

Um herauszufinden, ob nanopartikuläre<br />

Substanzen über die<br />

Nahrungskette weitergegeben werden,<br />

fütterten die Forscher ihre Versuchstiere<br />

mit Algen, die zuvor mit<br />

Titandioxidpartikeln behandelt worden<br />

waren. Im Elektronenmikroskop<br />

konnten sie sehen, dass die Partikel<br />

an den Algen haften blieben. Nach<br />

der Verfütterung reicherten <strong>sich</strong><br />

Titandioxidpartikel im Darm der<br />

Daphnien an. „Die Aufnahme über<br />

die Nahrung führte bei den Daphnien<br />

zu einer höheren Sterblichkeit,<br />

als wenn die Partikel über das <strong>Wasser</strong><br />

verabreicht wurden“, erläutert<br />

Völker. Der Nachwuchs, die im Versuch<br />

geborenen Jungtiere wurden<br />

ebenfalls auf ihre Fortpflanzungsleistung<br />

hin untersucht. Hier zeigte<br />

<strong>sich</strong>, dass nachkommende Generationen<br />

erheblich sensibler auf die<br />

Behandlung mit Silbernanopartikeln<br />

reagierten. „Das verdeutlicht, dass<br />

chronische Folgen nanopartikulärer<br />

Substanzen nicht in Kurzzeittests<br />

erfasst werden können“, folgert Jörg<br />

Oehlmann, „Für eine adäquate Risikobewertung<br />

von Nanomaterialien<br />

müssen daher unbedingt Versuche<br />

mit einem verlängerten Expositionszeitraum<br />

durchgeführt werden.“<br />

Informationen:<br />

Carolin Völker,<br />

Institut für Ökologie, Evolution und Diversität,<br />

Bio-Campus Siesmayerstraße,<br />

Tel. (069) 798- 24900,<br />

E-Mail: c.voelker@bio.uni-frankfurt.de<br />

„Forschung Frankfurt“ 1/2011 im Internet<br />

unter www.forschung-frankfurt.<br />

uni-frankfurt.de/2011/index.html<br />

Kostenlose Bestellung der Printausgabe per<br />

Mail an: ott@pvw.uni-frankfurt.de<br />

Bei den<br />

Versuchstieren<br />

(<strong>Wasser</strong>flöhe),<br />

die mit<br />

Titandioxid<br />

behandelten<br />

Algen gefüttert<br />

wurden, zeigen<br />

<strong>sich</strong> Ablagerungen<br />

im<br />

Darm.<br />

© C. Völker<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 595


NACHRICHTEN<br />

Forschung und Entwicklung<br />

<strong>Wasser</strong> für die Mongolei<br />

In vielen Ländern der Welt ist sauberes <strong>Wasser</strong> ein rares Gut. Die Versorgung der Bevölkerung stellt die Behörden<br />

oft vor Probleme. In der Mongolei zeigt ein interdisziplinäres Forscherteam, wie <strong>sich</strong> die knappen Ressourcen<br />

effektiv nutzen lassen. Eigens entwickelte Software und Messsysteme helfen beim Aufspüren von<br />

Schwachstellen.<br />

Die Brunnen der Jurten von Darkhan sind oft nicht keimfrei.<br />

© Fraunhofer AST<br />

Die Mongolei ist ein Land der<br />

Gegensätze: im Sommer brütend<br />

heiß, im Winter eisig kalt; im<br />

Norden feucht, im Süden staubtrocken.<br />

In der Hauptstadt Ulaanbaatar<br />

lebt eine Million der drei Millionen<br />

Einwohner dicht gedrängt, während<br />

der Rest des riesigen Landes überwiegend<br />

von Nomaden mit ihrem<br />

Vieh genutzt wird. Eine flächendeckende<br />

Versorgung mit sauberem<br />

Trinkwasser ist schwierig: Wer sollte<br />

auf einer Fläche von 1,5 Millionen<br />

Quadratkilometern frost<strong>sich</strong>ere <strong>Wasser</strong>leitungen<br />

verlegen? So nutzen<br />

die Menschen auf dem Land schon<br />

immer das <strong>Wasser</strong> aus den Flüssen<br />

oder aus Brunnen, die sie selbst graben.<br />

Doch diese traditionelle <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

stößt jetzt an ihre<br />

Grenzen: In den vergangenen Jahrzehnten<br />

wurden die Regenperioden<br />

während der Sommermonate, die<br />

die Grundwasserspeicher aufgefüllt<br />

haben, immer seltener. An ihre Stelle<br />

traten Unwetter mit sintflutartigen<br />

Regengüssen, die oberflächlich<br />

abfließen, weil sie keine Zeit haben,<br />

zu versickern. Gleichzeitig stieg der<br />

<strong>Wasser</strong>bedarf der schnell wachsenden<br />

Bevölkerung. „Die Trinkwasserversorgung<br />

wird immer schwieriger.<br />

Wenn man sie langfristig <strong>sich</strong>ern<br />

will, muss man sehr viele verschiedene<br />

Faktoren berück<strong>sich</strong>tigen und<br />

herausfinden, wie sie <strong>sich</strong> gegenseitig<br />

beeinflussen“, erklärt Dr. Buren<br />

Scharaw vom Fraunhofer-Anwendungszentrum<br />

Systemtechnik AST<br />

in Ilmenau. Der gebürtige Mongole<br />

arbeitet seit vier Jahren am Projekt<br />

MoMo – kurz für „Integriertes <strong>Wasser</strong>-Ressourcenmanagement<br />

in Zentralasien:<br />

Modellregion Mongolei“.<br />

Projektpartner sind die Universitäten<br />

Heidelberg und Kassel, die Bauhaus-Universität<br />

Weimar, das Helmholtz-Zentrum<br />

für Umweltforschung,<br />

das Leibniz-Institut für<br />

Gewässerökologie und Binnenfischerei<br />

sowie private Unternehmen.<br />

Die Modellregion, die die Forscher<br />

unter die Lupe genommen<br />

haben, sind das Einzugsgebiet des<br />

Flusses Kharaa und Darkhan, eine<br />

Stadt mit 100 000 Einwohnern.<br />

Seit Beginn des Projekts 2006 ist<br />

Scharaw mehrmals in seine frühere<br />

Heimat gereist: Er hat die <strong>Wasser</strong>qualität<br />

der öffentlichen und privaten<br />

Brunnen sowie des Verteilungsnetzes<br />

untersucht, den Energieverbrauch<br />

der Pumpen gemessen, die<br />

Effektivität des Klärwerks erforscht.<br />

Alle Daten wurden in am AST entwickelte<br />

Computermodelle einge -<br />

speist. „Mit unserer <strong>Wasser</strong>management-Lösung<br />

HydroDyn haben wir<br />

erstmals die Möglichkeit, so<strong>wohl</strong><br />

die Qualität als auch die Quantität<br />

der <strong>Wasser</strong>flüsse <strong>sich</strong>tbar zu ma -<br />

chen und eine künftige Entwicklung<br />

zu modellieren“, erläutert der<br />

Forscher. Der Status Quo ist verbesserungsfähig:<br />

Die <strong>Wasser</strong>pumpen<br />

benötigen viel Energie, die Leitungen<br />

sind marode, fast die Hälfte des<br />

Trinkwassers versickert auf dem<br />

Weg zum Verbraucher. Viele Jurten<br />

verfügen über eigene Brunnen, das<br />

<strong>Wasser</strong> ist jedoch häufig mit Keimen<br />

kontaminiert, die von Latrinen eingeschwemmt<br />

werden. Was also ist<br />

zu tun? „Nachdem wir Daten erfasst<br />

und Modelle erstellt haben, beginnen<br />

wir jetzt, ökonomisch und ökologisch<br />

sinnvolle Vorschläge zu erarbeiten“,<br />

sagt Scharaw. Sein Team hat<br />

hierfür eine Software entwickelt, die<br />

ermittelt, wie <strong>sich</strong> die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

energiesparend und nachhaltig<br />

<strong>sich</strong>ern lässt.<br />

Um die Verluste im Trinkwasserverteilungs-Netz<br />

zu minimieren, ha -<br />

ben die Fraunhofer-Forscher außerdem<br />

ein Messsystem entwickelt, mit<br />

dem <strong>sich</strong> Lecks orten lassen: Kleine<br />

Sensoren registrieren Druckabfall in<br />

den Leitungen, so lassen <strong>sich</strong> Löcher<br />

relativ genau lokalisieren. Ist die<br />

undichte Stelle ausgemacht, kann<br />

Juni 2011<br />

596 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Forschung und Entwicklung<br />

NACHRICHTEN<br />

der betroffene Leitungsabschnitt<br />

gezielt ausgebessert werden. Um<br />

die Schadstoffbelastung der Gewässer<br />

zu senken und die Effektivität<br />

des bisherigen Klärwerks zu steigern,<br />

bauen die MoMo-Forscher<br />

jetzt eine Versuchskläranlage, die<br />

Mikroorganismen in hoher Konzentration<br />

enthält: „Wir erwarten, dass<br />

diese Anlage auch in der kalten Jahreszeit,<br />

wenn die Aktivität der Mikroorganismen<br />

abnimmt, noch gute<br />

Ergebnisse liefert. Diese Resultate<br />

lassen <strong>sich</strong> dann auf eine künftige<br />

Anlage übertragen.“ In drei Jahren,<br />

wenn das MoMo-Projekt abgeschlossen<br />

ist, wollen die Experten<br />

der Verwaltung in Darkhan einen<br />

Maßnahmenkatalog vorlegen, der<br />

zeigt, wie <strong>sich</strong> die <strong>Wasser</strong>ver- und<br />

-entsorgung in Zukunft effizient<br />

und kostengünstig <strong>sich</strong>ern lässt.<br />

Einen seiner größten Erfolge sieht<br />

Scharaw darin, dass seine Ergebnisse<br />

die mongolischen Behörden<br />

bewogen haben, den Bergbau<br />

bereits in einigen Regionen des<br />

Kharaa-Einzugsgebiets zu stoppen:<br />

ein Gewinn, der weit über die Verbesserung<br />

des Trinkwassers von<br />

Darkhan hinausreicht.<br />

Kontakt:<br />

Dr. Buren Scharaw,<br />

Fraunhofer-Anwendungszentrum für<br />

Systemtechnik Ilmenau (IOSB),<br />

Am Vogelherd 50,<br />

D-98693 Ilmenau<br />

Tel. (03677) 461-121,<br />

Fax (03677) 461-100<br />

Lanthan belastet Rhein mit Konzentrationen bis<br />

zum 46-fachen des natürlichen Wertes<br />

Der Rhein ist von <strong>Wo</strong>rms flussabwärts<br />

über eine Länge von<br />

weit über 400 km mit dem Seltenen-<br />

Erden-Element Lanthan belastet. In<br />

Mainz liegt der gemessene Wert<br />

beim 46-fachen der natürlichen<br />

Konzentration, im Flussabschnitt<br />

Bonn-Leverkusen-Neuss bei mehr<br />

als dem 25-fachen. Dies ist das<br />

Ergebnis einer aktuellen Studie der<br />

Geochemiker Michael Bau und Serkan<br />

Kulaksiz von der Jacobs<br />

University (vergl. Umwelt-Fachzeitschrift<br />

Environment International<br />

DOI:10.1016/j.envint.2011.02.018).<br />

Damit ist der Rhein das erste Gewässer<br />

weltweit, in dem eine solche<br />

Kontamination beobachtet wurde.<br />

Die Lage der Einleitungsstelle<br />

bei <strong>Wo</strong>rms deutet darauf hin, dass<br />

das Lanthan aus der dortigen Produktion<br />

von chemischen Katalysatoren<br />

für Erdölraffinerien stammt,<br />

bei der das Seltenen-Erden-Element<br />

in das Industrieabwasser gerät. Eine<br />

grobe Abschätzung lässt vermuten,<br />

dass pro Jahr nahezu 1,5 Tonnen<br />

Lanthan verloren gehen und über<br />

den Rhein in den Ärmelkanal und<br />

letztlich in die Nordsee gelangen.<br />

Während die im Rheinwasser auftretenden<br />

Lanthanmengen als<br />

gesundheitlich unbedenklich gelten,<br />

liegen die extrem hohen Konzentrationen<br />

von bis zu 49 mg/kg<br />

Lanthan, die an der Einleitungsstelle<br />

gemessen wurden, oberhalb der<br />

Werte, für die bereits ökotoxikologische<br />

Effekte beobachtet wurden.<br />

Fragen zu der Studie beantwortet:<br />

Dr. Michael Bau,<br />

Professor of Geoscience,<br />

Jacobs University Bremen,<br />

Tel. (0421) 200-3564,<br />

E-Mail: m.bau@jacobs-university.de<br />

Lanthan bildet den Prototyp für die Lanthanoide, die<br />

Elemente 58–71. Wie diese ist es silbern und relativ<br />

weich. Wenn man es mit zu diesen zählt, dann ist es<br />

das reaktivste dieser Metalle und das mit dem größten<br />

Atomdurchmesser. Verwendet wird es meist als<br />

Legierungszusatz für Spezialanwendungen und in<br />

einigen Batterien. In der Natur kommt es stets<br />

gebunden vor.<br />

Quelle: http://jumk.de/mein-pse/lanthan.php<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 597


NACHRICHTEN<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Vatikan: Forschergruppe warnt vor<br />

Gletscherschmelze<br />

Eine Arbeitsgruppe von weltweit führenden Klimaforschern hat einen Bericht zum globalen Rückgang der<br />

Gletscher veröffentlicht. Darin betonen die Wissenschaftler die moralische Verpflichtung gegenüber der<br />

Gesellschaft zu einem angemessenen Umgang mit dem Klimawandel. Einer der Autoren ist der Klimaforscher<br />

Prof. Georg Kaser von der Universität Innsbruck.<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Georg Kaser,<br />

Universität<br />

Innsbruck.<br />

Der Bericht “Fate of Mountain<br />

Glaciers in the Anthropocene”<br />

listet zahlreiche Beispiele von <strong>sich</strong><br />

zurückziehenden Gletschern rund<br />

um die Erde auf und verdeutlicht<br />

den Zusammenhang mit dem vom<br />

Menschen verursachten Klimawandel<br />

und der Luftverschmutzung. Die<br />

Gefährdung von Lebensräumen,<br />

deren <strong>Wasser</strong>versorgung von Gletschern<br />

und Schnee abhängig sind,<br />

verlangt nach unmittelbaren Maßnahmen<br />

zur Entschärfung der<br />

Effekte des Klimawandels und zur<br />

Anpassung an den Wandel.<br />

Die Gruppe wird von Nobelpreisträger<br />

Paul Crutzen, dem früheren<br />

Leiter des Europäischen Wetterdienstes,<br />

Lennart Bengtsson und<br />

Veerabhadran Ramanathan vom<br />

Scripps Research Institute geleitet.<br />

Ebenfalls Mitglied ist Nobelpreisträger<br />

und ehemaliger CERN-Direktor<br />

Carlo Rubbia. Unter den insgesamt<br />

24 Autorinnen und Autoren sind<br />

weiters Georg Kaser, Österreich,<br />

Hans Joachim Schellnhuber,<br />

Deutsch land, Wilfried Haeberli und<br />

Thomas Stocker, Schweiz, Lonnie<br />

Thompson aus den USA.<br />

Sofortige Maßnahmen<br />

notwendig<br />

„Der verbreitete Rückgang von<br />

Schnee und Eis auf den Gebirgsgletschern<br />

ist eines der <strong>sich</strong>tbarsten<br />

Zeichen für den globalen Klimawandel.<br />

Der Verlust vieler kleiner<br />

Gletscher im Himalaya ist sehr<br />

bestürzend für mich, weil diese<br />

Region als <strong>Wasser</strong>turm Asiens dient<br />

und so<strong>wohl</strong> die Treibhausgase als<br />

auch die Luftverschmutzung zum<br />

Abschmelzen der Gletscher beitragen“,<br />

sagt Ramanathan, der seit<br />

2004 Mitglied der Päpstlichen Akademie<br />

der Wissenschaften ist.<br />

Ob<strong>wohl</strong> Wissenschaftler gewöhnlich<br />

davon Abstand nehmen, konkrete<br />

Maßnahmen vorzuschlagen,<br />

sagt Ramanathan, berechtigten die<br />

Umstände weit reichende Vorschläge<br />

der Arbeitsgruppe. Die<br />

Autoren empfehlen drei Maßnahmen:<br />

die sofortige Reduktion des<br />

weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes,<br />

die Reduktion der Luftverschmutzung<br />

um 50 Prozent und<br />

Vorbereitungen auf die Veränderungen<br />

durch den Klimawandel.<br />

Bericht soll Aufmerksamkeit<br />

erhöhen<br />

„Die Gletscher rund um den Erdball<br />

verändern <strong>sich</strong> rasant und die Auswirkungen<br />

davon werden nachteilige<br />

sein, besonders in den hoch<br />

gelegenen Gebirgsregionen von<br />

Südamerika und Asien“, sagt Georg<br />

Kaser vom Institut für Meteorologie<br />

und Geophysik der Universität Innsbruck.<br />

„Unser Verständnis von den<br />

Veränderungen in diesen Regionen<br />

ist aber nach wie vor begrenzt. Es<br />

sind ambitionierte, gemeinsame<br />

Bemühungen notwendig, um auf<br />

diese Probleme zu reagieren. Mit<br />

diesem Bericht trägt die Päpstliche<br />

Akademie dazu bei, die Aufmerksamkeit<br />

dafür zu erhöhen.“<br />

„Gletscher sind eines der <strong>sich</strong>tbarsten<br />

Zeichen für den globalen<br />

Klimawandel“, sagt Lonnie Thompson.<br />

„Wir appellieren an alle Staaten,<br />

unverzüglich effektive und gerechte<br />

Maßnahmen zu entwickeln und einzuführen,<br />

um die Ursachen und die<br />

Folgen des Klimawandels für die<br />

Gesellschaft und Ökosysteme zu<br />

reduzieren. Denn wir leben alle im<br />

gleichen Haus. Indem wir jetzt im<br />

Geist von Gemeinsamkeit und differenzierter<br />

Verantwortlichkeit handeln,<br />

akzeptieren wir unsere Verantwortung<br />

für einander und für einen<br />

Planeten, der mit dem Geschenk<br />

des Lebens gesegnet ist.<br />

Die Autoren des Berichts trafen<br />

<strong>sich</strong> von 2. bis 4. April 2011 auf<br />

Einladung von Kanzler Marcelo<br />

Sanchez Sorondo in der Päpstlichen<br />

Akademie. Der Bericht wurde<br />

Anfang Mai veröffentlicht und<br />

wurde dem Papst vorgelegt.<br />

Der Titel des Berichts bezieht<br />

<strong>sich</strong> auf einen Begriff, den Nobelpreisträger<br />

Paul Crutzen geprägt<br />

hat. Mit Anthropozän bezeichnet er<br />

ein neues Erdzeitalter, das einsetzte,<br />

als der Einfluss des Menschen auf<br />

den Planeten zu einem entscheidenden<br />

Faktor für Umwelt und Klimawandel<br />

wurde.<br />

Kontakt:<br />

Prof. Georg Kaser,<br />

Institut für Meteorologie und Geophysik,<br />

Universität Innsbruck,<br />

Tel. +43 512 507 5457,<br />

E-Mail: Georg.Kaser@uibk.ac.at<br />

Dr. Christian Flatz,<br />

Büro für Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Universität Innsbruck,<br />

Tel. +43 512 507 32022,<br />

E-Mail: presse@uibk.ac.at<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.vatican.va/roman_curia/pontifical_academies/acdscien/index.htm<br />

-<br />

Bericht “Fate of Mountain Glaciers in the<br />

Anthropocene”<br />

Juni 2011<br />

598 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Leute<br />

NACHRICHTEN<br />

Höchste Auszeichnung des VDI für<br />

Professor Hans-Jörg Bullinger<br />

Auf dem 25. Deutschen Ingenieurtag<br />

am 24. Mai wurde Prof.<br />

Dr.-Ing. Hans-Jörg Bullinger, Präsident<br />

der Fraunhofer-Gesellschaft,<br />

mit der Grashof-Denkmünze, der<br />

höchsten Auszeichnung des Vereins<br />

Deutscher Ingenieure geehrt. Der<br />

VDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Bruno O.<br />

Braun würdigte Bullingers langjährige,<br />

herausragende Arbeit und<br />

seine Verdienste für das Ingenieurwesen.<br />

Er habe als Wissenschaftler,<br />

Hochschullehrer und Ideenmanager<br />

stets einen ganzheitlichen<br />

Ansatz bei der Behandlung von Problemen<br />

gefunden, begründete der<br />

VDI die Ehrung. Kennzeichen der<br />

Forschung von Prof. Hans-Jörg<br />

Bullinger sei die konsequente Ausrichtung<br />

auf den »Menschen als<br />

Maß der Technik«. Bei allen Bestrebungen,<br />

die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen Wirtschaft zu steigern,<br />

erkannte er frühzeitig die<br />

Bedeutung der menschengerechten<br />

Arbeitsgestaltung und setzte<br />

seine Forschungsergebnisse in die<br />

Praxis um. Er leistete hiermit einen<br />

erheblichen Beitrag zur Verbesserung<br />

der Arbeitsqualität in Deutschland.<br />

Prof. Bullinger wirkte als Vordenker<br />

und Initiator künftiger gesellschaftlicher<br />

Entwicklungen auch<br />

konkret bei der Gestaltung wichtiger<br />

Entscheidungen der Gegenwart<br />

mit. So hat er die öffentliche Diskussion<br />

der vergangenen Jahre über<br />

die Entwicklung der Industriegesellschaft<br />

hin zur Dienstleistungsgesellschaft<br />

entscheidend mitgeprägt. Als<br />

Brückenbauer zwischen Wissenschaft<br />

und Wirtschaft hat Hans-Jörg<br />

Bullinger in seiner Zeit als Institutsleiter<br />

des Fraunhofer-Instituts für<br />

Arbeitswirtschaft und Organisation<br />

IAO eine der führenden Institutionen<br />

für technische und prozessuale<br />

Innovationen in Europa aufgebaut.<br />

Auch sein Wirken als Fraunhofer-<br />

Präsident seit 2002 steht unter dem<br />

Zeichen der Vernetzung von Forschung<br />

mit Industrie und Politik.<br />

Gleichzeitig sieht er die Verantwortung<br />

für den Standort Deutschland<br />

und stößt immer wieder Aktivitäten<br />

an, um die Innovationsfähigkeit zu<br />

stärken und das Innovationstempo<br />

zu steigern. „Die Auszeichnung mit<br />

der Grashof-Denkmünze ist eine<br />

große Ehre und freut mich ganz<br />

besonders, denn auch wenn ich<br />

mittlerweile mehr als Technologieund<br />

Innovationsmanager agiere,<br />

habe ich in der Ingenieurwissenschaft<br />

meine berufliche Heimat“,<br />

freut <strong>sich</strong> Prof. Bullinger.<br />

Die Grashof-Denkmünze wurde<br />

1894 gestiftet zur Erinnerung an<br />

Franz Grashof, Professor der theoretischen<br />

Maschinenlehre an der<br />

Technischen Hochschule Karlsruhe.<br />

Grashof war Mitbegründer und erster<br />

Direktor des VDI. Die aus Gold<br />

geprägte Münze wird auf Beschluss<br />

des VDI-Präsidiums an Ingenieure<br />

verliehen, die hervorragende wissenschaftliche<br />

oder berufliche Leistungen<br />

auf technischem Gebiet<br />

erbracht haben.<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Hans-Jörg<br />

Bullinger.<br />

© Bernhard Huber/<br />

Fraunhofer<br />

Gotthard Graß neuer Hauptgeschäftsführer<br />

der figawa e.V.<br />

Am 2. Mai 2011 hat Dipl.-Wirtschafts-Ing.<br />

Gotthard Graß (53)<br />

die Hauptgeschäftsführung der<br />

Bundesvereinigung der Firmen im<br />

Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e.V. – figawa,<br />

Köln, übernommen. Mit rund 1000<br />

Mitgliedsunternehmen ist die<br />

figawa der mitgliederstärkste technisch-wissenschaftliche<br />

Verband<br />

von Hersteller- und Dienstleistungsunternehmen<br />

für die Gas- und <strong>Wasser</strong>technik<br />

und Rohrleitungsbau.<br />

Graß war von 1991 bis 2008 für<br />

den ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik-<br />

und Elektronikindustrie<br />

tätig, zwischen 2002 und 2008 war<br />

er Hauptgeschäftsführer des Verbandes.<br />

In dieser Funktion hat er<br />

unter anderem die strategische<br />

Ausrichtung maßgeblich mitgestaltet<br />

und Kernprojekte wie die Entwicklung<br />

des europaweit effizientesten<br />

Systems zur Elektrogeräteentsorgung,<br />

die Neuausrichtung<br />

der Hannover-Messe oder die Entwicklung<br />

so genannter Technologie-Roadmaps<br />

maßgeblich erarbeitet.<br />

In die Arbeit für die figawa bringt<br />

er zudem breite Erfahrungen als<br />

Unternehmensberater mit Schwerpunkten<br />

in den Bereichen Strategie,<br />

Innovationsprozesse, Kommunikation<br />

und Marketing von unternehmensbezogenen<br />

Dienstleistungen<br />

ein.<br />

Gotthard Graß.<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 599


NACHRICHTEN<br />

Vereine, Verbände und Organisationen<br />

wat im neuen Gewand<br />

Alle relevanten Fachverbände der <strong>Wasser</strong>wirtschaft organisieren<br />

gemeinsamen Kongress wat + WASSER BERLIN INTERNATIONAL 2011<br />

Alle Jahre wieder trifft <strong>sich</strong> die<br />

deutsche <strong>Wasser</strong>wirtschaft auf<br />

der wat. Diesmal fand die Veranstaltung<br />

als „wat + WASSER BERLIN<br />

INTERNATIONAL 2011“ im Rahmen<br />

der europäischen Leitmesse für<br />

<strong>Wasser</strong>ver- und -entsorgung statt.<br />

Möglich wurde dies, indem <strong>sich</strong> alle<br />

relevanten Verbände unter Federführung<br />

des DVGW mit ihrem<br />

Know-how in einen gemeinsamen<br />

Kongress eingebracht haben.<br />

Zum Vorteil der Besucher. Denn<br />

entstanden ist eine einmalige Veranstaltung,<br />

wie es sie in dieser<br />

Breite und Aktualität in Deutschland<br />

bisher noch nicht gegeben hat.<br />

In der Zeit vom 2. bis 5. Mai berichteten<br />

über 120 hochkarätige Experten<br />

aus Forschung, Wirtschaft und<br />

Politik in 18 Themenblöcken über<br />

alles, was die <strong>Wasser</strong>wirtschaft zurzeit<br />

bewegt. Über 1500 Teilnehmer<br />

nahmen die Gelegenheit wahr, um<br />

eine Kombination aus Fachvorträgen<br />

und Diskussionen zu besuchen<br />

und Anregungen für ihr Tagesgeschäft<br />

mitzunehmen.<br />

Den Auftakt bildete am 2. Mai<br />

die offizielle Eröffnungsveranstaltung.<br />

In seinem Grußwort betonte<br />

Ministerialdirigent Dr. Fritz Holzwarth<br />

vom Bundesministerium für<br />

Umwelt, Naturschutz und Reaktor<strong>sich</strong>erheit,<br />

dass Kongress und Fachmesse<br />

eine wichtige Plattform sind,<br />

um leistungsfähige deutsche Technologien<br />

erfolgreich international<br />

einzusetzen. Daran, dass es hohen<br />

Bedarf gibt, ließ der Vertreter des<br />

BMU keinen Zweifel. Derzeit hätten<br />

rund 880 Millionen Menschen keinen<br />

direkten Zugang zu Trinkwasser.<br />

Ein weiterer Punkt, den er<br />

ansprach, war die Energieeffizienz.<br />

Hier sei Deutschland auf einem<br />

guten Weg, doch müsse man ange<strong>sich</strong>ts<br />

globaler Herausforderungen<br />

wie dem Klimawandel noch besser<br />

werden.<br />

Diskussionsrunde zu<br />

aktuellen <strong>Wasser</strong>themen<br />

Anschließend kamen Vertreter der<br />

Verbände in einer von FAZ-Wirtschaftsredakteur<br />

Andreas Mihm<br />

kurzweilig moderierten Diskussionsrunde<br />

zu <strong>Wo</strong>rt. Innerhalb eines<br />

breiten Themenspektrums wurde<br />

dargestellt, dass hin<strong>sich</strong>tlich der<br />

<strong>Wasser</strong>ver- und -entsorgung ein<br />

großer Konsens innerhalb der<br />

Bevölkerung bestehe. Deshalb sei<br />

die Situation auch nicht mit den<br />

kontroversen Diskussionen in der<br />

Energiewirtschaft zu vergleichen.<br />

Weiter wurde herausgestellt, dass<br />

die Regelsetzung des DVGW für<br />

einen hohen technischen Standard<br />

steht. Dies, wie auch die übrigen<br />

Aktivitäten der Branche, sei eine<br />

hervorragende Voraussetzung, um<br />

die gute internationale Position der<br />

deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft weiter<br />

auszubauen. Mit Blick auf neue Herausforderungen<br />

wie CO 2 -Einsparungen<br />

oder die vierte Reinigungsstufe<br />

ermahnten die Verbändevertreter,<br />

die Kosten im Auge zu behalten.<br />

Unabhängig von den zu erzielenden<br />

Resultaten müssten die Maßnahmen<br />

auch bezahlbar sein.<br />

Die weltweite <strong>Wasser</strong>situation<br />

beleuchtete Eric Heyman von DB-<br />

Research. In seinem Keynote-Vortrag<br />

bezeichnete er den Einsatz von<br />

<strong>Wasser</strong> in der Landwirtschaft, die<br />

zunehmende Urbanisierung und<br />

den Klimawandel als die wichtigsten<br />

Themen. <strong>Wasser</strong> gebe es zwar<br />

genug, um den jährlich um etwa<br />

drei Prozent steigenden Bedarf zu<br />

decken, doch seien die Vorkommen<br />

sehr unterschiedlich verteilt. Für<br />

den weiteren weltweiten Ausbau<br />

der <strong>Wasser</strong>ver- und -entsorgung<br />

komme es entscheidend darauf an,<br />

dass es kostendeckende Preise<br />

gebe. Subventionen würden dagegen<br />

Investoren abschrecken und<br />

die Verschwendung fördern. Den<br />

globalen jährlichen Investitionsbedarf<br />

in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft bezifferte<br />

er auf 400 bis 500 Milliarden<br />

Euro. Das ist der Umfang, in dem in<br />

den Ausbau der Infrastruktur investiert<br />

werden müsste. Tatsächlich<br />

lägen die Ausgaben aufgrund fehlender<br />

finanzieller Mittel aber deutlich<br />

darunter.<br />

Handlungsbedarf in<br />

Ost- und Zentralasien<br />

Peter Gammeltoft, Abteilungsleiter<br />

Direktion Umwelt in der Europäischen<br />

Kommission, unterstrich die<br />

zunehmende Bedeutung von <strong>Wasser</strong>.<br />

<strong>Wasser</strong> könne durch nichts<br />

anderes ersetzt werden. Dementsprechend<br />

sei es wichtig, Knowhow<br />

in unterentwickelte Länder zu<br />

liefern und Forschungsaktivitäten<br />

weiter mit Nachdruck voranzutreiben.<br />

Last but not least kam Anatolij<br />

A. Popov, Stellvertretender Minister<br />

für Regionalentwicklung der russischen<br />

Föderation, in der Eröffnungsveranstaltung<br />

zu <strong>Wo</strong>rt. Neben<br />

qualitativ hochwertigem Trinkwasser<br />

gebe es insbesondere in Ostund<br />

Zentralasien Regionen, in<br />

denen die Bevölkerung wenig für<br />

die <strong>Wasser</strong>versorgung bezahlen<br />

könne und die Anlagen vielfach veraltet<br />

seien. Eine Situation, die nach<br />

seinen <strong>Wo</strong>rten durch den Einsatz<br />

moderner effizienter Technologien<br />

und qualifiziertes Personal auf allen<br />

Ebenen verbessert werden solle.<br />

Den anschließenden Kongresspart<br />

mit seinen über 100 Referenten<br />

ausführlich wiederzugeben,<br />

ist im Rahmen dieses Berichtes<br />

nicht möglich. Alle Aspekte kann<br />

nur ein Tagungsband umfassend<br />

darstellen. Dennoch geben ausgesuchte<br />

Veranstaltungsblöcke – stellvertretend<br />

für den Gesamtkongress<br />

– die Vielfalt und die Qualität der<br />

Themen wieder. Ein Beispiel dafür<br />

sind die Vorträge zur Sicherheit in<br />

Juni 2011<br />

600 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Vereine, Verbände und Organisationen<br />

NACHRICHTEN<br />

der Trinkwasserversorgung. Um das<br />

Fazit gleich vorweg zu nehmen:<br />

Wenn <strong>sich</strong> alle an die technischen<br />

Regeln des DVGW hielten, gäbe es<br />

deutlich weniger Sanierungsbedarf,<br />

hieß es. Während die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

bis zum Hausanschluss in<br />

höchster Qualität erfolgt, können<br />

dagegen Probleme in der häuslichen<br />

Infrastruktur auftreten, beispielsweise<br />

durch eine Verkeimung<br />

des <strong>Wasser</strong>s. Die Ursachen dafür<br />

sind unterschiedlich. <strong>Wasser</strong>, das zu<br />

lange in der Leitung steht oder zu<br />

warm ist, ist besonders anfällig für<br />

die Bildung von Legionellen. Abhilfe<br />

können hier an den tatsächlichen<br />

Verbrauch angepasste Speichergrößen,<br />

regelmäßige Wartungsar beiten<br />

und die Einhaltung der Leitungstemperatur<br />

nach DVGW W 551<br />

schaffen. Für weiteren Handlungsbedarf<br />

sorgen eine über die Jahre<br />

veränderte <strong>Wo</strong>hnraumnutzung und<br />

Fehler bei der Installation. Laut<br />

einer Erhebung des <strong>Wasser</strong>hygiene-<br />

Experten Rainer Kryschi gehen<br />

37 Prozent von über 300 untersuchten<br />

Schäden auf eine falsche Planung<br />

zurück; in 33 Prozent waren<br />

die Installationsarbeiten schlecht<br />

durchgeführt.<br />

Armaturen <strong>sich</strong>ern hohe<br />

<strong>Wasser</strong>qualität<br />

Eine andere technische Komponente,<br />

die auf der Veranstaltung diskutiert<br />

wurde, waren Armaturen zur<br />

Sicherung der <strong>Wasser</strong>qualität im<br />

häuslichen Verteilbereich. Es wurde<br />

darauf hingewiesen, dass DIN 1717<br />

für den aktuellen Stand der Technik<br />

steht. Konkret verhindern die Armaturen,<br />

dass verunreinigtes <strong>Wasser</strong><br />

über Rückdrücke und Rücksaugen<br />

aus Geräten wie Spülmaschinen,<br />

Waschmaschinen oder Heizungsanlagen<br />

in den <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />

gelangt. Ob<strong>wohl</strong> hier intensiv informiert<br />

und mit dem Handwerk<br />

gesprochen wird, sind laut Aussage<br />

der Fachleute immer wieder gravierende<br />

Mängel bei der Installation<br />

anzutreffen. Ist das „Kind dann in<br />

den Brunnen gefallen“, bleibt oftmals<br />

nur die Desinfektion des<br />

betroffen Verteilsystems. Im Kongress<br />

war man <strong>sich</strong> weitestgehend<br />

einig, dass dies aber nur eine vorübergehende<br />

Maßnahme sein kann.<br />

Grundsätzlich gelte es, die Desinfektion<br />

nur zur Gefahrenabwehr einzusetzen<br />

und nur so viel zu desinfizieren,<br />

wie wirklich erforderlich ist.<br />

Ein weiterer Kongressblock widmete<br />

<strong>sich</strong> dem vorgelagerten<br />

Gewässerschutz. Mit Blick auf die<br />

vierte Reinigungsstufe und den Eintrag<br />

von Medikamentenrückständen<br />

in den <strong>Abwasser</strong>kreislauf be -<br />

stehe noch erheblicher Forschungsbedarf,<br />

war auf der Veranstaltung zu<br />

hören. Auch gebe es zahlreiche<br />

offene Fragen, wer Verursacher sei<br />

und damit die Kosten zu tragen<br />

habe. Zwar stünden einzelne Bereiche<br />

wie Pharmaindustrie, Apotheken<br />

oder <strong>Wasser</strong>entsorgungsunternehmen<br />

besonders im Fokus, doch<br />

spreche vieles dafür, dass es letztendlich<br />

auf eine gesamtgesellschaftliche<br />

Verantwortung hinauslaufe.<br />

Thematisiert wurde auch das<br />

Verhältnis von Pflanzen- zu Gewässerschutz.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

wies Frieder Haakh vom<br />

Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />

Stuttgart, darauf hin, dass<br />

die Belastungssituation durch Metaboliten<br />

im Trinkwasser unklar sei.<br />

Auch der rechtliche Rahmen, der<br />

einmal den Pflanzenschutz behandelt<br />

und zum anderen die Trinkwasserqualität<br />

regelt, helfe hier nicht<br />

weiter. Es handle <strong>sich</strong> um zwei<br />

unterschiedliche Rechtsbereiche,<br />

die nicht optimal aufeinander abgestimmt<br />

sind, machte der Experte<br />

deutlich. Dass das Thema weiter<br />

eng verfolgt werden muss, ergibt<br />

<strong>sich</strong> schon alleine aus der Menge<br />

der eingesetzten Pflanzenschutzmittel.<br />

So werden in Deutschland<br />

pro Jahr unter anderem 15 000 Tonnen<br />

Herbizide und 11 000 Fungizide<br />

eingesetzt. Um die aktuelle Situation<br />

zu verbessern, sollen rechtliche<br />

Lücken geschlossen, mehr Transparenz<br />

geschaffen und Probleme frühzeitig<br />

angegangen werden – beispielsweise<br />

durch den Aufbau einer<br />

Teilnehmer diskutieren lebhaft über die „Perspektiven<br />

der <strong>Wasser</strong>wirtschaft –Trends und Erwartungen<br />

für die nächsten zehn Jahre“.<br />

Rohwasser-Datenbank und die<br />

Ergänzung der Grundwasser-Verordnung.<br />

Sorgfalt bei „Eingriffen“<br />

in den Boden<br />

Darüber hinaus wurden „Eingriffe“<br />

in den Boden behandelt. Sie entstehen<br />

insbesondere bei der Geothermie,<br />

bei CCS und Bohrungen zur<br />

Förderung von Schiefergas. Michael<br />

Richter vom Aggerverband in Gummersbach<br />

betonte, dass Bohrungen<br />

über 100 Meter Tiefe nicht alleine<br />

nach dem Bergrecht geregelt sein<br />

dürfen. Zum übergeordneten<br />

Schutz des Trinkwassers sei auch die<br />

Berück<strong>sich</strong>tigung entsprechender<br />

wasserrechtlicher Vorschriften notwendig.<br />

Als Beispiel wurde die<br />

EUCCS-Richtlinie genannt. Sie sieht<br />

Erprobungen bis 2017 vor. Erst<br />

danach soll auf Basis der vorliegenden<br />

Erfahrungen entschieden werden,<br />

ob und wie es weitergeht.<br />

Das dritte Kongressbeispiel ist<br />

die Geothermie. Vor dem Hintergrund<br />

der zunehmenden Verbreitung<br />

ging es hier vor allem um die<br />

Qualität bei den Bohrungen und<br />

der anschließenden Installation der<br />

Erdsonden. Alleine für Baden-Württemberg<br />

wurden rund 22 000 Anlagen<br />

genannt. Bohren würden viele<br />

Firmen, hieß es, doch ob sie auch<br />

die notwendige Erfahrung für die<br />

jeweilige geologische Beschaffenheit<br />

haben, stehe auf einem anderen<br />

Blatt. Ein Qualitätskriterium<br />

ist derzeit das DVGW-Arbeitsblatt<br />

<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 601


NACHRICHTEN<br />

Vereine, Verbände und Organisationen<br />

W 120, das seit 20 Jahren den Standard<br />

für die Planung und den Bau in<br />

der <strong>Wasser</strong>gewinnung darstellt. Für<br />

noch mehr Qualität soll es künftig<br />

durch eine neue W 120, die aktuell<br />

im Umsetzungsprozess ist, abgelöst<br />

werden. Karl Heinz Stawiarski vom<br />

Bundesverband Wärmepumpen e.V.<br />

empfahl, bei der Planung die Bedingungen<br />

vor Ort genau zu berück<strong>sich</strong>tigen,<br />

nur hochwertige Komponenten<br />

einzusetzen und diese aufeinander<br />

abzustimmen sowie auf<br />

die exakte Ausführung der Bohrarbeiten<br />

und das anschließende Verpressen<br />

der Bohrlöcher zu achten.<br />

Zusätzlich sprach er <strong>sich</strong> für eine<br />

Anzeigepflicht für Sondenbohrungen<br />

aus. Ein Kollege brachte es auf<br />

den Punkt: „Wenn jemand im Grundwasser<br />

herumwühlt, muss das auch<br />

genehmigt sein.“ Leider sieht die<br />

Realität aber manchmal anders<br />

aus. Der teils erhebliche Zuwachs<br />

an Geothermie-Anlagen erschwere<br />

eine Abstimmung mit den zuständigen<br />

Stellen, wurde berichtet. Und<br />

wenn einmal eine Sonde fest<br />

zementiert im Erdreich ist, lassen<br />

<strong>sich</strong> Fehler bei der Bauausführung<br />

kaum nachweisen. Derzeit gibt es in<br />

Deutschland rund 400 000 Wärmepumpen,<br />

bis zum Jahr 2030 sollen<br />

es nach Aussage des Bundesverbandes<br />

Wärmepumpen über zwei<br />

Millionen sein.<br />

Der Kongress bot eine hohe<br />

fachliche Dichte an vier Tagen. Laut<br />

Aussage der Veranstalter ist es<br />

erklärtes Ziel des Kongresses „wat +<br />

WASSER BERLIN INTERNATIONAL<br />

2011“, einen hohen Nutz- und Informationswert<br />

zu schaffen. Fragt man<br />

die Kongressteilnehmer nach ihren<br />

Eindrücken, so bekommt man fast<br />

durchgehend zur Antwort: Ziel<br />

erreicht.<br />

Dr. Susanne Hinz/Sabine Wächter<br />

figawa und rbv erneuern Vereinbarung<br />

rbv-Geschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann,<br />

rbv-Präsident Dipl.-Ing. Klaus Küsel, der Präsident<br />

der figawa Prof. e.h. (RUS) Bernd H. Schwank<br />

und figawa-Hauptgeschäftsführer Dipl.-Wirtschafts-<br />

Ing. Gotthard Graß (v.l.n.r.) bei der Unterzeichnung<br />

der neuen Vereinbarung, welche die Zusammenarbeit<br />

der Verbände zukünftig regelt.<br />

Am 2. Mai haben die Bundesvereinigung<br />

der Firmen im Gasund<br />

<strong>Wasser</strong>fach e.V. (figawa) und<br />

der Rohrleitungsbauverband e.V.<br />

(rbv) ihre Zusammenarbeit vertraglich<br />

neu geregelt. Der Präsident der<br />

figawa, Prof. e.h. (RUS) Bernd<br />

H. Schwank und rbv-Präsident<br />

Dipl.-Ing. Klaus Küsel, unterzeichneten<br />

im Rahmen der WASSER BERLIN<br />

INTERNATIONAL 2011 eine neu ge -<br />

troffene Vereinbarung, welche die<br />

Zusammenarbeit der beiden namhaften<br />

Verbände zukünftig regelt.<br />

figawa und rbv arbeiten seit 1950<br />

eng zusammen. Der Rohrleitungsbauverband<br />

bildet die stärkste<br />

Gruppe innerhalb der figawa und<br />

repräsentiert die Fachgruppe Rohrleitungsbau,<br />

die <strong>sich</strong> satzungsgemäß<br />

mit den Medien Gas und<br />

<strong>Wasser</strong> beschäftigt. Details zur<br />

Verbands- und Geschäftsstellengemeinschaft<br />

wurden erstmals in einer<br />

Vereinbarung im Jahre 1962 festgeschrieben.<br />

In der in Berlin unterzeichneten<br />

Neufassung findet die<br />

Weiterentwicklung beider Vereine<br />

Berück<strong>sich</strong>tigung, insbesondere im<br />

Hinblick auf die Erweiterung des<br />

Themenspektrums beim rbv.<br />

Zu den wichtigsten gemeinsamen<br />

Grundsätzen zählt die Stärkung<br />

der einheitlichen Interessenvertretung<br />

der im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />

tätigen Unternehmen in<br />

technisch-wissenschaftlichen Be -<br />

langen, zum Beispiel bei der Regelsetzung,<br />

im Prüf- und Zertifizierwesen,<br />

bei Forschung und Entwicklung<br />

und beim Austausch praktischer<br />

Erfahrungen. Mit der neuen<br />

Vereinbarung wird eine zeitgemäße<br />

und konstruktive Fortsetzung der<br />

traditionellen Zusammenarbeit si -<br />

chergestellt.<br />

Juni 2011<br />

602 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Vereine, Verbände und Organisationen<br />

NACHRICHTEN<br />

DVGW-Studienpreis <strong>Wasser</strong> verliehen<br />

Im Rahmen der wat + WASSER BERLIN vom 2. bis 5. Mai 2011 hat der DVGW den<br />

Studienpreis <strong>Wasser</strong> an drei Nachwuchsingenieure/Innen verliehen<br />

Jutta Plückers zeigt in ihrer an der<br />

Technischen Universität Hamburg-Harburg<br />

erstellten Diplomarbeit<br />

auf, wie im Betrieb und in der<br />

Planung von <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

der Energieverbrauch<br />

systematisch minimiert werden<br />

kann. Sie hat für vorgegebene<br />

Randbedingungen am Beispiel<br />

eines Grundwasserwerkes eine<br />

energieoptimierte <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

geplant und mit der bestehenden<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung verglichen.<br />

Als besonderes Einsparpotenzial<br />

identifizierte sie die <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

und -förderung neben<br />

weiteren Bereichen, die noch ein<br />

großes Potenzial zur Senkung des<br />

Stromverbrauchs aufweisen. Viele<br />

ihrer Anregungen wurden von dem<br />

betrachteten WVU bereits erfolgreich<br />

umgesetzt.<br />

Schwerpunkt der Bachelor-<br />

Arbeit von Stefan Orlik ist die Darstellung<br />

des Kenntnisstands zur<br />

Charakterisierung von im Trinkwasser<br />

enthaltenen Partikeln, die zur<br />

Bildung von Ablagerungen führen<br />

können. Im praktischen Teil seiner<br />

Arbeit charakterisierte Stefan Orlik<br />

die mit dem Trinkwasser transportierten<br />

Partikel durch eigene Untersuchungen.<br />

Sie mündet in einem<br />

Vergleich der verschiedenen Untersuchungsmethoden<br />

und liefert An -<br />

satzpunkte für die Weiterführung<br />

von erforderlichen Untersuchungen.<br />

Die Master-Arbeit von Juliane<br />

Bräker ist Teilprojekt eines BMBF-<br />

Verbundvorhabens, das die Entwicklung<br />

eines Online-Analysesystems<br />

zum schnellen Nachweis<br />

von Mikroorganismen aus wässrigen<br />

Matrices zum Ziel hat. Da<br />

bestimmte Mikroorganismen meist<br />

nur in geringen Konzentrationen<br />

z. B. im Oberflächenwasser vorkommen,<br />

bedarf es eines Konzentrationsschrittes,<br />

der idealerweise eine<br />

reproduzierbar hohe Wiederfindungsrate<br />

der gesuchten Mikroorganismen<br />

ermöglicht. Juliane Bräker<br />

leistet mit ihrer Arbeit einen<br />

wichtigen Beitrag zu einer schnellen,<br />

gut funktionierenden Anreicherung<br />

und einer möglichst vollständigen<br />

Wiederfindung. Die beschriebenen<br />

Filtrationsverfahren können<br />

eine effektive Anreicherung der<br />

Zielorganismen ermöglichen.<br />

Der DVGW-Studienpreis wird<br />

jährlich zur Förderung des Nachwuchses<br />

im Energie- und <strong>Wasser</strong>fach<br />

für herausragende Diplom-,<br />

Master- oder Bachelor-Arbeiten verliehen.<br />

Der Studienpreis Gas und<br />

<strong>Wasser</strong> ist mit insgesamt 10000 Euro<br />

dotiert. Voraussetzung ist, dass die<br />

Arbeiten einen praktischen Bezug<br />

zu technisch-wissenschaftlichen<br />

Fragestellungen im Energie- und<br />

<strong>Wasser</strong>fach haben und mit „sehr<br />

gut“ bewertet worden sind.<br />

DVGW entwickelt neues Kernkennzahlensystem für<br />

die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Ausgehend von der Diskussion<br />

über angemessene <strong>Wasser</strong>preise<br />

und die Leistungsfähigkeit<br />

einer <strong>Wasser</strong>versorgung entwickelt<br />

der DVGW zurzeit ein Kernkennzahlensystem,<br />

um damit der Öffentlichkeit<br />

und der Politik ein einfaches<br />

und bundesweit nachvollziehbares<br />

Instrument an die Hand zu geben.<br />

Ziel ist es, mit diesem Kernkennzahlensystem<br />

zur Transparenz in der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung beizutragen. Zu<br />

den fünf Säulen, die die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

ausmachen – Qualität,<br />

Sicherheit, Kundenservice, Nachhaltigkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit – werden<br />

jeweils drei bis vier Kernkennzahlen<br />

erarbeitet. Die Qualität der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung wird zum Beispiel<br />

anhand der „Trinkwasserqualität“<br />

(In wieviel Prozent der Fälle werden<br />

die gesetzlichen Vorgaben<br />

erfüllt?) und „<strong>Wasser</strong>verluste“ (Wie<br />

hoch sind die tatsächlichen <strong>Wasser</strong>verluste<br />

im Leitungsnetz?) beschrieben.<br />

Damit können <strong>sich</strong> Öffentlichkeit<br />

und Politik anhand einfach<br />

nachvollziehbarer und aussagekräftiger<br />

Kriterien über die zentralen<br />

Leistungsmerkmale der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

informieren.<br />

Der DVGW plädiert damit für<br />

eine differenzierte Sicht auf die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und möchte die teilweise<br />

zu beobachtende Fokussierung<br />

auf vereinfachende <strong>Wasser</strong>preisvergleiche<br />

ausweiten. Neben<br />

einem angemessenen Preis zählen<br />

eben auch das hohe Qualitäts- und<br />

Sicherheitsniveau der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

in Deutschland und die Nachhaltigkeit<br />

im Umgang mit der wertvollen<br />

Ressource <strong>Wasser</strong>.<br />

Bei der Auswahl und Definition<br />

geeigneter Kennzahlen strebt der<br />

DVGW einen breiten Konsens an.<br />

BDEW und VKU sind eng in die<br />

Arbeiten eingebunden.<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 603


RECHT UND REGELWERK<br />

Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

W 575 Entwurf: Ermittlung von Widerstandsbeiwerten für Formund<br />

Verbindungsstücke in der Trinkwasser-Installation, 04/2011<br />

Prüfeinrichtung.<br />

1 <strong>Wasser</strong>eint ritt<br />

2 Regulierarmatur<br />

3 Temperaturmessgerät<br />

4 Durchflussmessgerät<br />

5 Druckmessarmatur<br />

Die DVGW-Prüfgrundlage W 575<br />

legt ein Verfahren zur Bestimmung<br />

von Widerstandsbeiwerten<br />

für Form- und Verbindungsstücke in<br />

Rohrleitungen der Trinkwasser-Installation<br />

mit dem Prüfmedium <strong>Wasser</strong><br />

fest.<br />

6 Messstrecke mit<br />

Form- oder Verbindungsstück<br />

7 <strong>Wasser</strong>austritt<br />

8 Differenzdruckmessgerät<br />

Die nach dieser Prüfgrundlage er -<br />

mittelten Widerstandsbeiwerte werden<br />

für die in der DIN 1988 Teil 300<br />

„Berechnung von Trinkwasser-Installationen“<br />

dargestellten Dimensionierungsverfahren<br />

verwendet.<br />

Die von den Herstellern der<br />

Form- und Verbindungsstücke an -<br />

gegebenen Widerstandsbeiwerte<br />

werden im Rahmen der Produktzertifizierung<br />

nach dieser Prüfgrundlage<br />

auf ihre Richtigkeit geprüft.<br />

Zur Bestimmung des Druckverlustes<br />

wird das Form- oder Verbindungsstück<br />

mit dem zugehörigen<br />

Systemrohr in die Prüfeinrichtung<br />

(s. Bild) eingebaut und je nach Art<br />

des Formstückes abgeprüft.<br />

Dieser Entwurf kann bis zum<br />

29.07.2011 kommentiert werden.<br />

Etwaige Einsprüche per E-Mail an<br />

meyer@dvgw.de<br />

Preis:<br />

€ 15,97 für Mitglieder;<br />

€ 21,29 für Nichtmitglieder.<br />

Bezugsquelle:<br />

Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />

Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Postfach 140151,<br />

D-53056 Bonn,<br />

Tel. (0228) 91 91-40,<br />

Fax (0228) 91 91-499,<br />

E-Mail: info@wvgw.de,<br />

www.wvgw.de<br />

Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />

GW 9: Beurteilung der Korrosionsbelastungen von erdüberdeckten Rohrleitungen und<br />

Behältern aus unlegierten und niedrig legierten Eisenwerkstoffen in Böden, 05/2011<br />

Dieses Arbeitsblatt wurde von<br />

einem Projektkreis im Technischen<br />

Komitee „Außenkorrosion“<br />

überarbeitet. Es dient als Grundlage<br />

für die Auswahl von Korrosionsschutzmaßnahmen,<br />

dem Feststellen<br />

des Ist-Zustandes und zur Aufklärung<br />

von Korrosionsschäden von<br />

Rohrleitungen und Behältern. Das<br />

Arbeitsblatt berück<strong>sich</strong>tigt die Verfahrensweise<br />

nach DIN EN 12501<br />

und beschreibt ergänzende Untersuchungsmethoden.<br />

Bei diesen Untersuchungsmethoden<br />

handelt es <strong>sich</strong> um neue<br />

Untersuchungsverfahren, welche<br />

trotz der bisherigen gesammelten<br />

Erkenntnisse weitere Praxiserfahrung<br />

benötigen. Die Praxiserfahrung<br />

wird bei der nächsten Überarbeitung<br />

des Arbeitsblattes Berück<strong>sich</strong>tigung<br />

finden.<br />

Eine Überarbeitung des Arbeitsblattes<br />

wurde notwendig, weil <strong>sich</strong><br />

die Korrosionsschutzsysteme bei<br />

Guss- und Stahlrohrleitungen sowie<br />

Stahlbehältern weiter entwickelt<br />

haben. In den letzten 15 Jahren wurden<br />

europäische Normen auf dem<br />

Gebiet Korrosionsschutz und Korrosionswahrscheinlichkeit<br />

in Böden<br />

erarbeitet. Europäische Produktnormen<br />

regeln den Korrosionsschutz<br />

von Rohren und Formstücken aus<br />

duktilem Gusseisen und Stahl.<br />

Dieses Arbeitsblatt ersetzt das<br />

DVGW-Arbeitsblatt GW 9:1986-03.<br />

Gegenüber DVGW-Arbeitsblatt<br />

GW 9:1986-03 wurden folgende<br />

Änderungen vorgenommen:<br />

Anpassung der Anforderungen<br />

an die nationale und europäische<br />

Normung<br />

Aufnahme neuerer Untersuchungsverfahren<br />

(Labor- und<br />

Feldmethoden)<br />

Preis:<br />

€ 24,80 für Mitglieder;<br />

€ 33,06 für Nichtmitglieder.<br />

Bezugsquelle:<br />

Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />

Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Postfach 140151,<br />

D-53056 Bonn,<br />

Tel. (0228) 91 91-40,<br />

Fax (0228) 91 91-499,<br />

E-Mail: info@wvgw.de,<br />

www.wvgw.de<br />

Juni 2011<br />

604 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


RECHT UND REGELWERK<br />

DVGW-Regelwerk Plus: online überzeugend<br />

Vorteile bei Suchfunktionen, Zusatzinformationen und Verfügbarkeit<br />

Mit der Online-Version seines<br />

Regelwerkes bietet der DVGW<br />

vielfältigen Zusatznutzen und un -<br />

eingeschränkte Verfügbarkeit via<br />

Internet: Mit dem DVGW-Regelwerk<br />

Plus erhält der Anwender nicht nur<br />

die DVGW-Regelwerke und die<br />

zugehörigen DIN-Normen tagesaktuell,<br />

sondern zusätzlich sinnvoll<br />

verknüpfte Daten wie DVGW-Rundschreiben,<br />

relevante Schulungstermine<br />

und Forschungsberichte,<br />

An sprechpartner und Fachinformationen<br />

von der Website. Komfortable<br />

Such- und Trefferfunktionen<br />

ge währleisten eine leichte Handhabung<br />

– und dies zeit- und ortsunabhängig.<br />

Demoversion unter:<br />

www.dvgw-regelwerk.de<br />

Weitere Informationen zu den<br />

Möglichkeiten des neuen Online-<br />

Regelwerkes gibt es bei der wvgw<br />

Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />

mbH, Bonn, Tel. (0228) 9191-40.<br />

Ebenso wie die Papier- und DVD-<br />

Version ist auch das DVGW-Regelwerk<br />

Plus in verschiedenen berufsspezifischen<br />

Modulen erhältlich<br />

und lässt <strong>sich</strong> daher ganz auf die<br />

speziellen Bedürfnisse des Nutzers<br />

einrichten. Zielgruppen sind alle<br />

Kunden des DVGW-Regelwerkes,<br />

Versorgungsunternehmen, Behörden,<br />

Installateure, Ingenieure, Planer,<br />

Architekten und Schornsteinfeger.<br />

Das DVGW-Regelwerk ist für<br />

alle Gas- und <strong>Wasser</strong>fachleute ein<br />

effizientes Arbeitsmittel, das jederzeit<br />

Arbeits- und Rechts<strong>sich</strong>erheit<br />

gewährleistet.<br />

Neben der Online-Version gibt<br />

es das DVGW-Regelwerk weiterhin<br />

als digitale Version auf DVD mit<br />

Volltextsuche und dreimonatigen<br />

Updates. Auch die Papier-Version ist<br />

weiterhin erhältlich.<br />

Regelwerkverzeichnis<br />

überarbeitet<br />

Auch das DVGW-Regelwerkverzeichnis<br />

auf den Internetseiten des<br />

DVGW wurde optimiert. Ab sofort<br />

kann <strong>sich</strong> der Benutzer Vorwort,<br />

Inhaltsverzeichnis und Geltungsbereich<br />

jeder einzelnen Regel anzeigen<br />

lassen, was die Auswahl erheblich<br />

erleichtert. Zusätzlich kann man<br />

<strong>sich</strong> in vielen Fällen Fachartikel, die<br />

zur Neuerscheinung der Regel veröffentlicht<br />

wurden, herunterladen.<br />

PDF-Einzeldownload<br />

jetzt neu<br />

Gelegentliche Nutzer, die nur einzelne<br />

Arbeitsblätter benötigen,<br />

können diese weiterhin über das<br />

DVGW-Regelwerkverzeichnis beziehen.<br />

Konnte bislang online nur eine<br />

Papierversion bestellt werden, so<br />

kann das gewünschte Regelwerk<br />

jetzt direkt über die wvgw Wirtschafts-<br />

und Verlagsgesellschaft Gas<br />

und <strong>Wasser</strong>, die das DVGW-Regelwerk<br />

vertreibt, bestellt, bezahlt und<br />

sofort als PDF-Datei herunter geladen<br />

werden.<br />

Vorhabensbeschreibung<br />

Erstellung eines Arbeitsblattes DWA-A 268 „Automatisierung der<br />

Stickstoffelimination beim Belebungsverfahren“<br />

In einem neu zu strukturierenden<br />

Arbeitsblatt DWA-A 268 „Automatisierung<br />

der Stickstoffelimination<br />

beim Belebungsverfahren“ sollen<br />

alle Aspekte zur „Automatisierung<br />

der Stickstoffelimination beim Belebungsverfahren“<br />

umfänglich zu -<br />

sam mengeführt werden. Dies ge -<br />

schieht durch Zusammenfassung<br />

und gemeinsame Überarbeitung<br />

der Merkblätter ATV-DVWK-Merkblätter<br />

M 265 „Regelung der Sauerstoffzufuhr<br />

beim Belebungsverfahren“<br />

(2000), ATV-DVWK-M 266 „Steuern<br />

und Regeln des Trockensubstanzgehaltes<br />

beim Belebungsverfahren“<br />

(1997) und des DWA-M 268<br />

„Steuerung und Regelung der Stickstoffelimination<br />

beim Belebungsverfahren“<br />

(2006).<br />

Im Rahmen der Bearbeitung ist<br />

neben der Integration von Teilen<br />

des ATV-DVWK-M 265 und des ATV-<br />

DVWK-M 266 auch die Ergänzung<br />

und Aktualisierung des DWA-M 268<br />

im Hinblick auf die einzusetzende<br />

Messtechnik und die Anwendung<br />

moderner Automatisierungskonzepte<br />

vorgesehen. Bezüglich der<br />

Verfahrenstechnik ist unter anderem<br />

die Prozesswasserbehandlung<br />

zu ergänzen.<br />

Das neue Arbeitsblatt wird im<br />

Fachausschuss KA-13 „Automatisierung<br />

von Kläranlagen“ unter der<br />

Leitung von Dr. Joachim Reichert<br />

(Berlin) erarbeitet. Mit der Fertigstellung<br />

ist 2012 zu rechnen.<br />

Anregungen zur Überarbeitung an:<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Dipl-Biol. Sabine Thaler,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17,<br />

D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-142,<br />

E-Mail: thaler@dwa.de<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 605


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Das Eingruppierungsrecht<br />

der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, Personalwirtschaft, Tarifrecht, Eingruppierung, Mitbestimmung<br />

Achim Richter und Annett Gamisch<br />

Das Spannungsverhältnis zwischen Technik,<br />

Betriebswirtschaft und Recht gilt es jeden Tag zu<br />

meistern. Fehler können fatale Folgen haben. Der<br />

Jurist wusste es schon immer: „Eines Abends noch<br />

sehr späte gingen <strong>Wasser</strong>maus und Kröte einen steilen<br />

Berg hinan…“ [1] Diese Geschichte endet im <strong>Wasser</strong><br />

tragisch. Fehler bei der Rechtsanwendung des<br />

Tarifrechts der <strong>Wasser</strong>wirtschaft beschränken <strong>sich</strong><br />

demgegenüber regelmäßig auf wirtschaftliche Schäden.<br />

Gleich<strong>wohl</strong> ist das Dichterwort lehrreich: „Also,<br />

sag ich, ist es gut, Mehr als eine Kunst zu wissen.“<br />

Dementsprechend zeigt und erläutert der Aufsatz die<br />

wesentlichen Bausteine der Eingruppierung, die für<br />

die Führungsarbeit von Bedeutung sind.<br />

The Legal Classification in Water Management<br />

The strain between technics, business management<br />

and law in the water business management has to be<br />

solved every day. Mistakes may end in dramatic consequences.<br />

Errors in the application of the collective<br />

bargaining law in the water business mostly result in<br />

economic disadvantages. This article deals with the<br />

essential constructions of trade and grade, which are<br />

important for the leadership in the water business<br />

management.<br />

1. Der richtige Tarifvertrag<br />

Arbeits- und Tarifrecht ist ein Kostenrisiko. Führungskräfte<br />

der <strong>Wasser</strong>wirtschaft müssen <strong>sich</strong> deshalb auch<br />

mit diesem Thema auseinandersetzen. Fehler in der<br />

Personal- und Führungsarbeit können immerhin sehr<br />

teuer werden, was auch Kunden betreffen kann.<br />

Zunächst gilt es, den arbeits- und tarifrechtlichen<br />

Rahmen zu klären: Das Tarifrecht des öffentlichen Dienstes<br />

differenziert <strong>sich</strong> zunehmend. Tarifgebundene<br />

Arbeitgeber können <strong>sich</strong> aber das Vergütungssystem<br />

nicht aussuchen. Die Rechtsprechung setzt Maßstäbe<br />

für die Anwendung der jeweiligen Tarifwerke: So gilt der<br />

(kostengünstigere) „Tarifvertrag für den öffentlichen<br />

Dienst“ in der Fassung der Vereinigung kommunaler<br />

Arbeitgeberverbände (TVöD-VKA) gem. § 1 Abs. 2 Buchstabe<br />

d) TVöD-VKA nicht für …<br />

„Arbeitnehmer, für die der TV-V oder der TV-WW/NW<br />

gilt,<br />

sowie für … Arbeitnehmer, die in rechtlich selbständigen,<br />

dem Betriebsverfassungsgesetz unterliegenden<br />

und dem fachlichen Geltungsbereich des TV-V oder des<br />

TV-WW/NW zuzuordnenden Betrieben mit in der Regel<br />

mehr als 20 zum Betriebsrat wahlberechtigten …<br />

Arbeitnehmern beschäftigt sind und Tätigkeiten auszuüben<br />

haben, welche dem fachlichen Geltungsbereich<br />

des TV-V oder des TV-WW/NW zuzuordnen sind, …“<br />

Dieser Ausschluss des TVöD-VKA erfasst auch<br />

Betriebe, deren Betriebszweck in der Entsorgung von<br />

Abwässern besteht [2]. Als (teure) Spartenregelung geht<br />

der „Tarifvertrag Versorgungsbetriebe“ (TV-V) dem<br />

TVöD-VKA regelmäßig vor [3, Abschnitt 1, Rdnr. 1 ff.; 4].<br />

Der fachliche Geltungsbereich des TV-V wird in § 1<br />

Abs. 1 wie folgt gefasst:<br />

„… Versorgungsbetriebe sind solche Unternehmen, die<br />

nach Satzung oder Gesellschaftsvertrag Energie- und/oder<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung einschließlich zugehöriger Dienstleistungen<br />

betreiben, …“<br />

Der TV-V soll eine Antwort auf die Wettbewerbssituation<br />

in der Versorgungswirtschaft geben. Es werden nur<br />

diejenigen Betriebe aus dem Geltungsbereich herausgenommen,<br />

deren Wettbewerbssituation eine andere<br />

ist [5]. Einen Sonderfall stellt der „Tarifvertrag für die<br />

Arbeitnehmer/Innen der <strong>Wasser</strong>wirtschaft in Nordrhein-<br />

Westfalen – TV-WW/NW“ dar. Dieser gilt gem. § 1 Abs. 1<br />

TV-WW/NW:<br />

„… für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer … in<br />

Betrieben, Unternehmen, Verwaltungen und Verbänden<br />

im Bereich der <strong>Wasser</strong>wirtschaft, die Mitglied des KAV NW<br />

sind, unabhängig von ihrer Rechtsform, wenn sie durch<br />

einen bezirklichen Überleitungstarifvertrag in den Geltungsbereich<br />

einbezogen wurden.“<br />

Die Versorgungswirtschaft hebt <strong>sich</strong> aus dem klassischen<br />

öffentlichen Dienst heraus: Zum einen durch<br />

Juni 2011<br />

606 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

innovative Tarifverträge, zum anderen durch ein höheres<br />

Vergütungsniveau als bei Bund, Ländern und Kommunen,<br />

was der Wettbewerbssituation geschuldet ist.<br />

Der TV-WW/NW war zunächst eine moderne Abwandlung<br />

des in die Jahre gekommenen Bundes-Angestelltentarifvertrages<br />

(BAT). Die vom TV-V später angeführte<br />

Reform des Tarifrechts im öffentlichen Dienst hatte diesen<br />

auf Nordrhein-Westfalen beschränkten Tarifvertrag<br />

„rechtstechnisch“ abgehängt. Nunmehr folgt er grundsätzlich<br />

dem TVöD. Der TV-V war der Pate für den TVöD-<br />

VKA und die anderen, neuen Tarifverträge des öffentlichen<br />

Dienstes. Das heißt aber nicht, dass dieser Tarifvertrag<br />

in allen Belangen, insbesondere dem Eingruppierungsrecht,<br />

besonders gelungen und anwenderfreundlich<br />

ist.<br />

2. Die Tarife im Vergleich<br />

2.1 Arbeitsrecht und Eingruppierung<br />

Die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern werden im<br />

sog. Mantel eines Tarifwerkes geregelt. Der TV-WW/NW<br />

folgt tarifgeschichtlich bedingt den Vorgaben des BAT.<br />

Sehr umfangreiche und detaillierte Regelungen rückten<br />

diesen Tarifvertrag in die Nähe einer Verwaltungsvorschrift,<br />

in der „alles und jedes“ geregelt ist. Demgegenüber<br />

verfolgt der TV-V eine andere Technik: Kurze tarifliche<br />

Vorschriften knüpfen an das allgemeine Arbeitsrecht<br />

an, das als bekannt vorausgesetzt wird. Damit<br />

gleicht der TV-V den Tarifverträgen der Privatwirtschaft.<br />

Zugleich stellt diese Regelungstechnik hohe Anforderungen<br />

an den Anwender, insbesondere (technische)<br />

Führungskräfte. Denn das deutsche Arbeitsrecht ist<br />

nicht kodifiziert. An die Stelle eines „Arbeitsgesetzbuches“<br />

treten viele arbeitsrechtliche Einzelgesetze. Diese<br />

Atomisierung macht die Personal- und Führungsarbeit<br />

– gegenüber dem alten BAT – sehr anspruchsvoll. Diese<br />

Aussage gilt entsprechend für den TV-WW/NW n. F., der<br />

weniger dem TV-V und mehr dem TVöD-VKA gleicht.<br />

Hin<strong>sich</strong>tlich der Vergütung gilt für alle modernen<br />

Tarifverträge des öffentlichen Dienstes ein dreistufig<br />

aufgebautes Entgeltsystem (Bild 1): Die vom Arbeitnehmer<br />

geschuldete Normalleistung wird über die Eingruppierung<br />

gem. § 5 TV-V bzw. §§ 13 ff. TV-WW/NW vergütet.<br />

Nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts<br />

gilt für die Normalleistung ein subjektiver<br />

Maßstab: „Der Arbeitnehmer muss tun, was er soll, und<br />

zwar so gut wie er kann“[6]. Als Anreiz muss gem. § 18<br />

TV-WW/NW bzw. kann gem. § 6 Abs. 5, 6 TV-V zusätzlich<br />

leistungsorientiertes Entgelt gezahlt werden.<br />

Der Arbeitgeber hat darüber hinaus das Recht,<br />

zusätzlich erfolgsorientiert zu bezahlen (vgl. § 6 Abs. 5<br />

TV-V). In jedem Fall ist das Mitbestimmungsrecht des<br />

Betriebs- bzw. Personalrats zu beachten (§ 99 Abs. 1<br />

BetrVG, siehe § 75 Abs. 1 BPersVG als Beispiel für das<br />

Personalvertretungsrecht der Länder).<br />

Dieser Beitrag beschränkt <strong>sich</strong> auf die Eingruppierung,<br />

mit der die geschuldete Tätigkeit widergespiegelt<br />

TV-WW/NW (§§13 ff.)<br />

muss muss kann<br />

TVöD-VKA (§§ 15 ff.) TV-V (§ 6)<br />

Bild 1. Dreistufiges Entgeltsystem.<br />

erfolgsabhängiges<br />

Entgelt<br />

Leistungsentgelt<br />

Tabellenentgelt<br />

und die sog. Normalleistung nach Maßgabe eines summarischen<br />

Bewertungsverfahrens [7] vergütet wird.<br />

So<strong>wohl</strong> § 5 TV-V als auch § 13 TV-WW/NW treffen für<br />

die Eingruppierung eine bindende und abschließende<br />

Regelung, die <strong>sich</strong> als summarische Arbeitsbewertung<br />

darstellt. Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden,<br />

dass eine analytische Stellenbewertung, wie sie bei<br />

Beamten vorgenommen wird, im Geltungsbereich des<br />

BAT nicht anwendbar ist [8]. Diese Aussage gilt auch für<br />

den TV-V und TV-WW/NW.<br />

Die auf diesem Wege ermittelte Entgeltgruppe<br />

beschränkt das Weisungs- bzw. Direktionsrecht des<br />

Arbeitgebers gem. § 106 Gewerbeordnung (GewO)<br />

i. V. m. § 3 Abs. 1 S. 2 TV-V: Vorgesetzte dürfen grundsätzlich<br />

nur, aber auch jede Tätigkeit anweisen, die von der<br />

Entgeltgruppe abgedeckt ist. Weitergehende Einschränkungen<br />

können <strong>sich</strong> aus dem jeweils maßgeblichen<br />

Berufs- und Sozialbild ergeben, Erweiterungen folgen<br />

bei Schwangeren aus dem Mutterschutzgesetz. Die<br />

Übertragung niederwertiger Tätigkeiten ist nur in sehr<br />

engen Grenzen möglich, höherwertige Tätigkeiten können<br />

gem. § 5 Abs. 3 TV-V bzw. § 15 TV-WW/NW unter<br />

bestimmten Voraussetzungen zeitweise übertragen<br />

werden [4, S. 196 ff.]. Bei allem gilt, dass für die Eingruppierung<br />

die Qualität und Quantität der Arbeitsleistung<br />

keine Rolle spielt. Diese Aussagen treffen so einheitlich<br />

für das Tarifrecht der <strong>Wasser</strong>wirtschaft zu.<br />

2.2 Entgelt und Eingruppierung<br />

Hin<strong>sich</strong>tlich der Struktur der Eingruppierungsvorschriften,<br />

abgebildet durch sog. Qualifikationsebenen,<br />

und der Vergütungshöhe bestehen aber Unterschiede<br />

(s. Tabelle 1).<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 607<br />

muss kann kann


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Tabelle 1. Qualifikationsebenen<br />

in den Eingruppierungsregeln<br />

Entgeltgruppen im…<br />

erfasste Qualifikationsebenen …TVöD-VKA … TV-V … TV-WW/NW<br />

Uni/M.A. 13–15 11–15 11–15<br />

FH/B.A. 9–12 9–11 9–11<br />

Fachwirte – 8–11 –<br />

Meister/Techniker 6–9 6–9 7–8<br />

Berufsausbildung und Zusatzkenntnisse<br />

– 7–8 6<br />

Berufsausbildung 5–8 5–6 5<br />

Un-/Angelernte 1–4 1–4 1–4<br />

Tabelle 3. Strukturunterschiede.<br />

Struktur § 5 TV-V § 13 TV-WW/NW<br />

Bewertungsverfahren summarisch summarisch<br />

Bewertungsgrundlage<br />

Tätigkeit<br />

(vergleichbar dem<br />

Arbeitsvorgang wie<br />

im BAT)<br />

Arbeitsergebnis<br />

(= Arbeitsvorgang wie<br />

im BAT)<br />

maßgeblicher Zeitanteil 50 %<br />

(Ausnahme: anderer<br />

Zeitanteil in der<br />

Anlage 1)<br />

Vorübergehende Übertragung<br />

höherwertiger Tätigkeiten<br />

möglich<br />

(§ 5 Abs. 3 TV-V)<br />

50 %<br />

(Ausnahme: anderer<br />

Zeitanteil in der<br />

Anlage 3)<br />

möglich<br />

(§ 15 TV-WW/NW)<br />

Diese Qualifikationsebenen führen zu folgenden<br />

Entgeltniveaus (s. Tabelle 2).<br />

Die Eingruppierung als ein wesentlicher Baustein der<br />

Bemessung des Arbeitsentgelts richtet <strong>sich</strong> nach § 5<br />

Abs. 1 TV-V bzw. §§ 13 ff. TV-WW/NW, die folgende<br />

Strukturen aufweisen (s. Tabelle 3).<br />

Auf diesem Wege wird geregelt, „wie“ die Eingruppierung<br />

erfolgt. Die Frage, „wo“ der Arbeitnehmer eingruppiert<br />

ist, folgt aus der jeweiligen Entgeltordnung,<br />

d. h. der Anlage 1 TV-V bzw. Anlage 3 TV-WW/NW).<br />

2.3 Tarifliche Grundlagen der Eingruppierung<br />

Beide Systeme folgen dem Grundsatz der Tarifautomatik<br />

und verwenden das sog. Baukastenprinzip.<br />

Der Grundsatz der Tarifautomatik besagt, dass der<br />

Mitarbeiter nicht eingruppiert „wird“, sondern eingruppiert<br />

„ist“. Es erfolgt also kein „Eingruppierungsakt“, vielmehr<br />

liegt eine „automatische“ Eingruppierung vor. Der<br />

Anspruch auf die tarifliche Mindesteingruppierung entsteht<br />

mit Übertragung der auszuübenden Tätigkeit an<br />

den Arbeitnehmer. Die Angabe der Entgeltgruppe im<br />

Arbeitsvertrag hat dementsprechend nur deklaratorischen<br />

(rechtserklärenden) Charakter. Man spricht in diesem<br />

Zusammenhang auch von einem „Akt der Rechtsanwendung“,<br />

mit dem die Äußerung einer Rechts an<strong>sich</strong>t<br />

durch den Arbeitgeber verbunden ist [10].<br />

Nach diesem Grundsatz gibt es keine falsche Eingruppierung;<br />

diese ist vielmehr stets korrekt. Es ist eine andere<br />

Frage, ob der Arbeitgeber das tarifgerechte Ergebnis<br />

Tabelle 2. Entgeltniveau des TVöD-VKA, TV-V und TV-WW/NW im Vergleich (Tabellenwerte TV-V gültig ab 01.01.2011; Tabellenwerte TVöD-VKA und<br />

EG Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4<br />

TVöD-VKA<br />

TV-V<br />

TV-WW/<br />

NW<br />

TVöD-VKA<br />

TV-V<br />

TV-WW/<br />

NW<br />

TVöD-VKA<br />

TV-V<br />

TV-WW/<br />

NW<br />

TVöD-VKA<br />

15 3 723,88 € 4 357,87 € 5 144,78 € 4 131,64 € 4 852,08 € 5 346,37 € 4 283,45 € 5 306,91 € 5 547,96 € 4 825,66 € 5 739,48 €<br />

14 3 372,53 € 4 067,34 € 4 713,44 € 3 741,23 € 4 480,54 € 4 898,04 € 3 958,12 € 4 880,83 € 5 082,64 € 4 283,45 € 5 268,19 €<br />

13 3 109,02 € 3 809,11 € 4 323,50 € 3 448,44 € 4 196,48 € 4 504,32 € 3 632,80 € 4 570,92 € 4 685,18 € 3 990,64 € 4 938,92 €<br />

12 2 786,96 € 3 550,86 € 4 050,83 € 3 090,59 € 3 893,04 € 4 201,53 € 3 524,35 € 4 235,20 € 4 352,24 € 3 903,90 € 4 525,73 €<br />

11 2 689,35 € 3 324,88 € 3 452,12 € 2 982,16 € 3 641,24 € 3 661,24 € 3 199,03 € 3 918,85 € 3 798,75 € 3 524,35 € 4 157,76 €<br />

10 2 591,75 € 3 098,94 € 3 199,68 € 2 873,70 € 3 395,91 € 3 378,68 € 3 090,59 € 3 686,43 € 3 499,23 € 3 307,48 € 3 880,11 €<br />

9 2 289,21 € 2 905,24 € 2 969,86 € 2 537,53 € 3 163,49 € 3 120,58 € 2 667,67 € 3 415,29 € 3 226,08 € 3 014,68 € 3 589,60 €<br />

8 2 142,81 € 2 711,59 € 2 762,65 € 2 374,87 € 2 879,42 € 2 890,76 € 2 483,32 € 3 021,46 € 2 984,94 € 2 580,92 € 3 157,05 €<br />

7 2 006,18 € 2 517,89 € 2 547,80 € 2 223,05 € 2 672,83 € 2 646,23 € 2 364,03 € 2 808,42 € 2 728,43 € 2 472,47 € 2 905,24 €<br />

6 1 967,13 € 2 356,47 € 2 485,84 € 2 179,67 € 2 498,51 € 2 524,72 € 2 288,12 € 2 627,63 € 2 677,21 € 2 391,14 € 2 718,02 €<br />

5 1 884,71 € 2 195,09 € 2 381,12 € 2 087,51 € 2 330,66 € 2 418,35 € 2 190,52 € 2 446,88 € 2 564,28 € 2 293,55 € 2 530,80 €<br />

4 1 791,45 € 2 065,94 € 2 280,92 € 1 984,48 € 2 195,09 € 2 316,55 € 2 114,61 € 2 304,84 € 2 456,18 € 2 190,52 € 2 382,31 €<br />

3 1 762,19 € 1 936,84 € 2 185,05 € 1 951,94 € 2 040,13 € 2 219,12 € 2 006,18 € 2 124,05 € 2 352,74 € 2 092,93 € 2 195,09 €<br />

2 1 625,54 € 1 807,70 € 2 093,26 € 1 800,13 € 1 917,47 € 2 125,90 € 1 854,35 € 2 014,31 € 2 253,78 € 1 908,58 € 2 085,33 €<br />

1 – 1 614,03 € 2 005,48 € 1 448,79 € 1 614,03 € 2 036,69 € 1 474,81 € 1 614,03 € 2 113,72 € 1 507,35 € 1 614,03 €<br />

TV-V<br />

Juni 2011<br />

608 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

erkannt hat. Demzufolge sind folgende Aspekte ohne<br />

jede Bedeutung für die Eingruppierung [4, S. 16 ff.]:<br />

Angabe der Entgeltgruppe im Arbeitsvertrag<br />

Ausgewiesene Stellen im Haushalts- oder Stellenplan<br />

Beschlüsse politischer Gremien<br />

Bewertungen von Stellenbewertungskommissionen<br />

Bewertungsergebnisse analytischer Bewertungsverfahren<br />

Einarbeitungszeit<br />

Eingruppierung vergleichbarer (früherer)<br />

Beschäftigter (Angestellte, Arbeiter, Beamte)<br />

Eingruppierungsrichtlinien einer Tarifvertragspartei<br />

Geschäftsverteilungspläne<br />

Qualität der geleisteten Arbeit<br />

Quantität der geleisteten Arbeit<br />

Schlüsselqualifikationen (z. B. Kontaktfähigkeit,<br />

Phantasie, Eigeninitiative, Verhandlungsgeschick)<br />

Stellenanzeigen und Ausschreibungstexte<br />

Stellenpläne<br />

Baukastenprinzip heißt in diesem Zusammenhang,<br />

dass die Tätigkeitsmerkmale grundsätzlich aufeinander<br />

aufbauen: je höher die Entgeltgruppe umso höher die<br />

Anforderungen.<br />

2.4 Personalwirtschaftliche Grundlage der<br />

Eingruppierung<br />

Grundlage der Eingruppierung aus personalwirtschaftlicher<br />

Sicht ist die Stellenbeschreibung. Als Stelle wird<br />

dabei die kleinste organisatorische Handlungs-, Dispositions-,<br />

Planungs-, Kontroll- und meist auch örtliche<br />

Einheit der Gesamtorganisation bezeichnet. Ihr<br />

sind ein oder mehrere Aufgaben zur Erfüllung übertragen.<br />

Die Stellenbeschreibung dokumentiert genau<br />

diese or ganisatorische Einheit (die Stelle) schriftlich im<br />

Hinblick auf<br />

Ziele<br />

Aufgaben<br />

hierarchische Eingliederung<br />

Kompetenzen<br />

Beziehungen zu anderen Stellen [11].<br />

Damit ist die Stellenbeschreibung eine ausschließlich<br />

stellenspezifische (= sachbezogene) und nicht<br />

mitarbeiterspezifische (= personenbezogene) Form<br />

der Dokumentation der Aufbau- und Ablauforganisation.<br />

Die Arbeit mit Stellenbeschreibungen ist in der<br />

Praxis umstritten. Kritiker bezeichnen sie als unnötig,<br />

behindernd, bürokratisch und kostenintensiv. Be -<br />

fürworter verweisen auf ihre zentrale Rolle als Organisations-<br />

und Führungsmittel und die Möglichkeit des<br />

selbständigen Arbeitens für den Stelleninhaber. Allen<br />

Diskussionen gemein ist ihre rein betriebswirtschaftlich<br />

bzw. arbeits- und organisationspsychologische Ausrichtung.<br />

Für Arbeitgeber der <strong>Wasser</strong>wirtschaft stellt <strong>sich</strong><br />

die Sinnfrage aufgrund der tarifvertraglichen Vorgaben<br />

zur Eingruppierung nicht [12].<br />

TV-WW/NW gültig ab 01.08.2011) [3, vor Kapitel A; 9].<br />

Stufe 4 Stufe 5 Stufe 6 Stufe 7 Stufe 8 Stufe 9 Stufe 10<br />

TV-WW/<br />

NW<br />

TVöD-VKA<br />

TV-V<br />

TV-WW/<br />

NW<br />

TVöD-VKA<br />

TV-V<br />

TV-WW/<br />

NW<br />

TV-WW/<br />

NW<br />

TV-WW/<br />

NW<br />

TV-WW/<br />

NW<br />

TV-WW/<br />

NW<br />

5 749,47 € 5 237,73 € 6 139,76 € 5 951,09 € 5 508,84 € 6 507,74 € 6 152,66 € 6 354,19 € 6 555,79 € 6 757,36 € 6 941,95 €<br />

5 267,25 € 4 782,28 € 5 636,19 € 5 451,88 € 5 053,38 € 5 971,92 € 5 636,47 € 5 821,15 € 6 005,72 € 6 190,33 € 6 273,20 €<br />

4 866,02 € 4 489,48 € 5 222,99 € 5 046,85 € 4 695,53 € 5 455,42 € 5 227,71 € 5 408,54 € 5 589,40 € 5 664,74 € –<br />

4 502,97 € 4 391,89 € 4 809,82 € 4 653,66 € 4 608,77 € 5 009,82 € 4 804,38 € 4 955,08 € 5 105,76 € 5 201,88 € –<br />

3 936,25 € 3 996,08 € 4 357,87 € 4 073,79 € 4 212,96 € 4 525,73 € 4 211,28 € 4 348,82 € 4 486,34 € 4 623,86 € 4 644,57 €<br />

3 619,78 € 3 719,55 € 4 015,69 € 3 740,34 € 3 817,15 € 4 112,51 € 3 860,89 € 3 981,51 € 4 102,03 € 4 216,97 € –<br />

3 331,54 € 3 285,79 € 3 654,16 € 3 437,05 € 3 502,67 € 3 751,01 € 3 542,55 € 3 648,05 € 3 753,55 € 3 836,42 € --<br />

3 075,37 € 2 689,35 € 3 292,63 € 3 165,79 € 2 757,67 € 3 389,48 € 3 256,23 € 3 346,63 € 3 437,05 € 3 497,34 € --<br />

2 815,09 € 2 553,81 € 2 969,83 € 2 901,74 € 2 629,72 € 3 034,38 € 2 988,39 € 3 075,06 € 3 152,29 € 3 155,20 € –-<br />

2 719,19 € 2 461,63 € 2 769,67 € 2 822,73 € 2 532,13 € 2 814,86 € 2 867,01 € 2 912,05 € 2 957,78 € 3 011,20 € –<br />

2 604,43 € 2 369,46 € 2 582,45 € 2 703,53 € 2 423,68 € 2 666,36 € 2 745,93 € 2 788,98 € 2 832,74 € – –<br />

2 494,60 € 2 266,43 € 2 433,95 € 2 589,45 € 2 310,89 € 2 556,62 € 2 630,02 € 2 671,21 € 2 713,09 € – –<br />

2 389,53 € 2 158,00 € 2 240,28 € 2 480,27 € 2 217,64 € 2 337,10 € 2 519,07 € 2 558,51 € 2 598,60 € – –<br />

2 288,95 € 2 027,85 € 2 130,53 € 2 375,79 € 2 152,57 € 2 156,33 € 2 412,93 € 2 450,69 € 2 489,00 € – –<br />

2 146,68 € 1 537,70 € 1 614,03 € 2 180,17 € 1 615,78 € 1 614,03 € 2 214,19 € 2 248,73 € 2 283,85 € – –<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 609


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

2.5 Tarifvertragliche Vorgaben<br />

Dabei gehen TV-V und TV-WW/NW eigene Wege. Im<br />

TV-V trifft § 5 Abs. 1 TV-V diese für die Stellenbeschreibung<br />

maßgeblichen Regelungen:<br />

„(1) Der Arbeitnehmer ist entsprechend seiner mindestens<br />

zur Hälfte regelmäßig auszuübenden Tätigkeit in einer<br />

Entgeltgruppe nach Anlage 1 eingruppiert. Soweit in<br />

Anlage 1 ausdrücklich ein von Satz 1 abweichendes Maß<br />

bestimmt ist, gilt dieses.“<br />

Während der TV-WW/NW noch stärker an den Regelungen<br />

des BAT von 1975 haftet und in § 13 TV-WW/NW<br />

regelt:<br />

„(1) Die Eingruppierung der Beschäftigten richtet <strong>sich</strong><br />

nach den Tätigkeitsmerkmalen der Entgeltordnung<br />

(Anlage 3). Die/Der Beschäftigte erhält Entgelt nach der<br />

Entgeltgruppe, in der sie/er eingruppiert ist.<br />

(2) Die/Der Beschäftigte ist entsprechend seiner mindestens<br />

zur Hälfte regelmäßig auszuübenden Tätigkeit in<br />

einer Entgeltgruppe nach Anlage 3 eingruppiert. Diese<br />

Tätigkeit muss bei natürlicher Betrachtung zu einem<br />

abgrenzbaren Arbeitsergebnis führen. Eine Aufspaltung<br />

des Arbeitsergebnisses in einzelne, getrennt zu betrachtende<br />

Arbeitsschritte findet nicht statt. Soweit in Anlage 3<br />

ausdrücklich ein von Satz 1 abweichendes Maß bestimmt<br />

ist, gilt dieses.“<br />

Mit der Formulierung<br />

„Diese Tätigkeit muss bei natürlicher Betrachtung zu<br />

einem abgrenzbaren Arbeitsergebnis führen. Eine Aufspaltung<br />

des Arbeitsergebnisses in einzelne getrennt zu<br />

betrachtende Arbeitsschritte findet nicht statt.“<br />

übernimmt der TV-WW/NW die Kerndefinition zum<br />

Arbeitsvorgang aus dem BAT, ohne den Begriff selbst zu<br />

verwenden.<br />

Beide Tarifvorschriften machen Stellenbeschreibungen<br />

aus tarifvertraglicher Sicht erforderlich. Denn<br />

ohne die über<strong>sich</strong>tliche Darstellung der Tätigkeiten<br />

(TV-V) bzw. Arbeitsvorgänge (TV-WW/NW) und den<br />

diesen zugeordneten Zeitanteilen kann keine Eingruppierung<br />

ermittelt werden. Tarifliche Heraushebungsmerkmale<br />

wie z.B. Verantwortung können nur in<br />

Anschauung der konkreten Über- und Unterstellungsverhältnisse<br />

sowie der Entscheidungsrechte bewertet<br />

werden.<br />

3. Die Eingruppierung nach TV-V<br />

im Überblick<br />

3.1 Grundsatz 1: Die regelmäßig auszuübende<br />

Tätigkeit/en<br />

Grundlage der Eingruppierung ist gem. § 5 Abs. 1 TV-V<br />

die vom Arbeitnehmer zu leistende Arbeit. Mit der Eingruppierung<br />

in eine bestimmte Entgeltgruppe wird<br />

nicht die Qualifikation des Mitarbeiters vergütet, sondern<br />

ausschließlich die Schwierigkeit der übertragenen<br />

Tätigkeiten.<br />

Dabei sind für die Eingruppierung nur die vom<br />

Arbeitgeber übertragenen Tätigkeiten heranzuziehen,<br />

die der Arbeitnehmer regelmäßig auszuüben hat.<br />

Regelmäßig bedeutet, dass es <strong>sich</strong> um Tätigkeiten<br />

handelt, die <strong>sich</strong> ihrem Inhalt und ihrem Arbeitsablauf<br />

nach wiederholt anfallen. Der Rhythmus der Wiederholung<br />

ist nicht maßgeblich. Auch Schwankungen und<br />

Ausnahmen vom Arbeitsablauf sind möglich. Entscheidend<br />

ist die Gleichförmigkeit über eine bestimmte Zeit<br />

und damit eine gewisse Stetigkeit und Dauer [13]. Eingruppierungsrelevant<br />

sind damit nur Tätigkeiten, die<br />

dem Arbeitnehmer nicht im Rahmen des § 5 Abs. 3 TV-V<br />

und damit nur vorübergehend übertragen wurden.<br />

3.2 Grundsatz 2: Zeitanteil/e<br />

Aus diesen Tätigkeiten ist die Tätigkeit maßgeblich für<br />

die Eingruppierung, die mindestens 50 % der Gesamtarbeitszeit<br />

beansprucht. Von diesem Grundsatz kennen<br />

die Eingruppierungsregeln des TV-V nur eine Ausnahme:<br />

Entgeltgruppe 6 Fallgruppe 6.2<br />

„… mindestens zu einem Fünftel selbstständige Leistungen…“<br />

Problematisch werden die Fälle, in denen keine<br />

Tätigkeit die erforderlichen 50 % erreicht. In diesen<br />

Fällen bestimmt § 5 Abs. 1 Satz 3 TV-V:<br />

„Erreicht keine der vom Arbeitnehmer auszuübenden<br />

Tätigkeiten das … geforderte Maß, werden höherwertige<br />

Tätigkeiten zu den jeweils nächstniedrigeren Tätigkeiten<br />

hinzugerechnet.“<br />

Die tariflichen Regeln sind in Bezug auf das Beispiel<br />

(Tabelle 4) wie folgt anzuwenden: Die Tätigkeit mit der<br />

tariflich höchsten Wertigkeit ist die Tätigkeit 1. (Entgeltgruppe<br />

8). Die Tätigkeit 1. allein erreicht aber nicht den<br />

erforderlichen Zeitanteil von 50 %. Es fehlen noch 30 %.<br />

Gem. § 5 Abs. 1 Satz 3 TV-V sind diese der Tätigkeit mit<br />

der nächst niedrigeren Wertigkeit hinzuzurechnen. Hinzurechnen<br />

bedeutet, dass mit der Erfüllung der Anforderungen<br />

der Entgeltgruppe 8 gleichzeitig die Anforderungen<br />

der nächst niedrigeren Entgeltgruppe 7 übererfüllt<br />

sind. Damit sind die 20 % der Entgeltgruppe 8 zu<br />

den 20 % der Tätigkeit 2. (Entgeltgruppe 7) zu addieren.<br />

Die 50 % werden damit aber immer noch nicht erreicht,<br />

so dass noch die nächst niedrigere Tätigkeit hinzugenommen<br />

werden muss. Die nächst niedrigere Tätigkeit<br />

ist die Tätigkeit 3. Sie ist der Entgeltgruppe 6 zugeord-<br />

Tabelle 4. Eingruppierung bei Mischtätigkeiten.<br />

Tätigkeiten Zeitanteil tarifliche Wertigkeit<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

20 %<br />

20 %<br />

20 %<br />

40 %<br />

Entgeltgruppe 8<br />

Entgeltgruppe 7<br />

Entgeltgruppe 6<br />

Entgeltgruppe 5<br />

Gesamtbewertung Entgeltgruppe 6<br />

Juni 2011<br />

610 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

net. Aus zeitlicher Sicht werden erst mit Addition der<br />

Zeitanteile der Tätigkeiten 1. bis 3. (60 %), die mindestens<br />

erforderlichen 50 % für die Eingruppierung<br />

erreicht.<br />

3.3 Die Tätigkeitsmerkmale im Überblick<br />

Im Wesentlichen setzen <strong>sich</strong> die Tätigkeitsmerkmale aus<br />

fachkompetenzbezogenen (in Bild 6 grün gekennzeichnet)<br />

und entscheidungskompetenzbezogenen (in<br />

Bild 6 rot gekennzeichnet) Merkmalen zusammen,<br />

wobei immer erst eine bestimmte Stufe von Fachkompetenz<br />

erreicht werden muss (vgl. Tabelle 1) bevor die<br />

unterschiedlichen Abstufungen von Entscheidungskompetenz<br />

(selbständige Leistungen, besonders verantwortungsvolle<br />

Tätigkeiten…) eingruppierungsrelevant<br />

werden.<br />

Je höher die Entgeltgruppe, je höher die Anforderungen<br />

an Fach- bzw. Entscheidungskompetenz:<br />

So verlangen die Entgeltgruppen 2 bis 4 lediglich<br />

Fachkompetenzen, die unterhalb einer Berufsausbildung<br />

liegen. Ab Entgeltgruppe 5 wird Fachkompetenz<br />

auf dem Niveau einer im Hinblick auf die übertragene<br />

Tätigkeit einschlägigen Berufsausbildung gefordert, ab<br />

Entgeltgruppe 9 FH-Niveau und ab Entgeltgruppe 11<br />

wissenschaftliches Hochschulniveau [14]. Damit spielen<br />

ab Entgeltgruppe 5 die für die Tätigkeit qualifizierenden<br />

Berufsbilder für die Feststellung der Fachkompetenz<br />

eine elementare Rolle.<br />

3.4 Berufsbilder<br />

Berufsbilder beschreiben die Elemente eines Berufes im<br />

Hinblick auf:<br />

Vorbildung<br />

Ausbildung<br />

Tätigkeiten<br />

Aufstiegschancen<br />

Weiterbildungsformen<br />

Verdienstmöglichkeiten [15].<br />

Offizielle Informationen zu den Berufsbildern werden<br />

von der Bundesagentur für Arbeit in Zusammenarbeit<br />

mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung entwickelt<br />

und unter www.berufenet.arbeitsagentur.de<br />

veröffentlicht.<br />

Allerdings ist einschränkend zu vermerken, dass die<br />

Berufsbeschreibungen zu den Studienabschlüssen im<br />

Informationsportal der Bundesagentur für Arbeit nur<br />

die neuen Bachelorabschlüsse näher beschreiben,<br />

während die Berufsbilder der Masterabsolventen nur<br />

kurz im Rahmen der Berufsbilder auf Bachelorniveau<br />

erwähnt werden.<br />

Eine detaillierte Abgrenzung ist also nur mit weiterführenden<br />

Informationen zu den jeweils in Frage kommenden<br />

Studienrichtungen möglich. Über konkrete<br />

Studieninhalte informieren die einzelnen (Fach-)Hochschulen<br />

und Universitäten selbst. Diese können über<br />

www.studienwahl.de oder über www.hochschulkompass.de<br />

ermittelt werden.<br />

Die Bedeutung der Berufsbilder liegt darin, dass nur<br />

mit ihrer Hilfe objektive Aussagen zum Vorliegen „entsprechender<br />

Tätigkeiten“ – als dem zweiten Anforderungsmerkmal<br />

ab der Entgeltgruppe 5 Fallgruppe 5.1 –<br />

möglich sind [16].<br />

3.5 Oberbegriffe<br />

Die zu erfüllenden Anforderungen werden in jeder Entgeltgruppe<br />

durch allgemeine Obermerkmale (einfachste<br />

Tätigkeiten, eingehende fachliche Einarbeitung,<br />

gründliche Fachkenntnisse, selbständige Leistungen,<br />

etc.) abstrakt beschrieben. Ab Entgeltgruppe 5 bis Entgeltgruppe<br />

9 stehen dabei jeweils zwei Möglichkeiten<br />

zur Verfügung.<br />

Beispiel:<br />

In die Entgeltgruppe 9 sind Arbeitnehmer eingruppiert,<br />

deren Tätigkeit entweder:<br />

Entgeltgruppe 9 Fallgruppe 9.1<br />

„Arbeitnehmer, deren Tätigkeiten <strong>sich</strong> dadurch aus der<br />

Entgeltgruppe 8.2 herausheben, dass sie besonders verantwortungsvoll<br />

sind“<br />

oder<br />

Entgeltgruppe 9 Fallgruppe 9.2<br />

„Arbeitnehmer mit abgeschlossener Fachhochschulausbildung<br />

und entsprechenden Tätigkeiten“<br />

erfordert.<br />

3.6 Beispielstätigkeiten<br />

Die Beispielstätigkeiten (siehe Beispiele in Bild 6) konkretisieren<br />

die bewusst abstrakt gehaltenen Oberbegriffe<br />

[3, Abschnitt 3, Rdnr. 1].<br />

Damit erfüllen sie zwei Funktionen: Zum einen sollen<br />

sie die abstrakten Oberbegriffe verdeutlichen und<br />

verständlich machen, in dem sie Maß und Richtung für<br />

die Auslegung des Oberbegriffs vorgeben [17]. Zum<br />

anderen erleichtern sie die Anwendung, da mit der<br />

Erfüllung einer Beispielstätigkeit automatisch die<br />

Anforderungen an den Oberbegriff der Entgeltgruppe<br />

erfüllt sind [18, 19]. Diese Beispiele können im TV-V<br />

durch landesbezirkliche Tarifverträge weiter ausgebaut<br />

werden. Der Landesbezirkliche Tarifvertrag NRW<br />

vom 6. Oktober 2003 zur Ergänzung der Anlage 1 (Entgeltgruppen)<br />

zum TV-V führt in den EG 1-9 TV-V weitere<br />

Tätigkeitsbeispiele auf [3, Abschnitt 3, Rdnr. 10.1<br />

ff.; 20].<br />

Damit haben Beispielstätigkeiten bei der Eingruppierung<br />

grundsätzlich Vorrang: Sie sind als Erstes zu<br />

prüfen.<br />

Auf die Oberbegriffe muss zum Einen zurückgegriffen,<br />

wenn die Beispiele ihrerseits unbestimmte Rechtsbegriffe<br />

enthalten, die nicht aus <strong>sich</strong> selbst heraus ausgelegt<br />

werden können, oder wenn dasselbe Tätigkeitsbeispiel<br />

in mehreren Entgeltgruppen auftaucht und so<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 611


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

EG FG 1 FG 2 FG 3 FG 4<br />

1 einfachste Tätigkeiten<br />

(Anwendung z. Zt. nur in NRW)<br />

2<br />

einfache Tätigkeiten<br />

Beispiele:<br />

2.1 Reinigen von Werkstätten<br />

und Labors<br />

2.2 einfache Bürotätigkeiten<br />

(Führen einfacher Listen,<br />

Mithilfe Postabfertigung,<br />

Registratur, Fotokopieren)<br />

2.3 Tätigkeiten als Bote<br />

3<br />

eingehende fachliche Einarbeitung<br />

Beispiele:<br />

3.1 Tätigkeiten als Messgehilfe<br />

3.2 Tätigkeiten als Zählerableser<br />

3.3 Tätigkeiten als Pförtner<br />

3.4 Tätigkeiten als Telefonist<br />

4<br />

gründliche Fachkenntnisse „sonstige AN“<br />

Beispiele:<br />

4.3.1 Verwaltung von Lagern und Magazinen<br />

4.3.2 Tätigkeiten als Fahrer von Kraftfahrzeugen<br />

4.3.3 Tätigkeiten als Schreibkraft<br />

4.3.4 Montagearbeiten in Netzen<br />

5 + abgeschlossene Ausbildung in einem<br />

anerkannten Ausbildungsberuf<br />

+ entsprechende Tätigkeiten<br />

gründliche und vielseitige<br />

Fachkenntnisse<br />

„sonstige AN“<br />

Beispiele:<br />

5.4.1 Bedienen und Überwachen von Kraftwerksmaschinen<br />

5.4.2 Tätigkeiten als Schaltwart<br />

5.4.3 Tätigkeiten als <strong>Wasser</strong>wart<br />

5.4 .4 Tätigkeiten als geprüfter Kesselwärter<br />

5.4.5 Fahrer von Kraftfahrzeugen mit mehr als 7,5 t zulässigem<br />

Gesamtgewicht<br />

5.4.6 Fahren und Bedienen von Spezialkraftfahrzeugen<br />

5.4.7 Montagearbeiten in Netzen<br />

5.4.8 Tätigkeiten als kaufmännischer Sachbearbeiter<br />

6 + AN der E 5.1<br />

+ besonders hochwertige oder<br />

besonders vielseitige Tätigkeiten<br />

+ gründliche und vielseitige<br />

Fachkenntnisse<br />

und<br />

+ selbständige Leistungen zu<br />

1/5<br />

„sonstige AN“<br />

Beispiele :<br />

6.4.1 Handwerks- und Industriemeister mit entsprechenden Tätigkeiten<br />

6.4.2 Staatlich geprüfte Techniker und entsprechende Tätigkeiten<br />

6.4.3 Technische Assistenten entsprechende Tätigkeiten<br />

7<br />

+ AN der E 6.1<br />

+ besondere Spezialkenntnisse<br />

+ gründliche und vielseitige<br />

Fachkenntnisse<br />

und<br />

+ selbständige Leistungen<br />

„sonstige AN“<br />

Beispiele:<br />

7.4.1 Handwerks- und Industriemeister mit fachlicher Auf<strong>sich</strong>t über<br />

Handwerker oder Facharbeiter<br />

7.4.2 Handwerks- und Industriemeister, die die Voraussetzungen der<br />

Ausbildereignungs- Verordnung erfüllen und in der Berufsausbildung<br />

entsprechend tätig sind<br />

7.4.3 Komplizierte Instandhaltungs-, Reparatur - und Überholungsarbeiten<br />

an Hochspannungs- und Hochleistungsschaltgeräten oder leittechnischen<br />

Anlagen von mind. 110 KV<br />

7.4.4 versorgungstechnische, vertragsrechtliche und<br />

energiewirtschaftliche Kundenberatung<br />

7.4.5 An- und Abfahren aller Kraftwerksanlagen und Eingreifen bei<br />

Störungen als Kraftwerker mit Kraftwerkerprüfung<br />

Juni 2011<br />

612 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

8<br />

Erhebliches Herausheben aus 7.1 durch<br />

Maß der Verantwortung<br />

+ gründliche, umfassende<br />

Fachk enntnisse<br />

und<br />

+ selbständige Leistungen<br />

9<br />

Herausheben aus E 8.2 durch<br />

besonders verantwortungsvolle Tätigkeit<br />

+ abgeschlossene FH-<br />

Ausbildung<br />

+ entspre chende Tätigkeiten<br />

10<br />

Herausheben aus E 9.1 oder E 9.2 durch<br />

besondere Schwierigkeit und Bedeutung<br />

„sonstige AN“<br />

Bild 6. Die Tätigkeitsmerkmale im Überblick.<br />

„sonstige AN“<br />

„sonstige AN“<br />

Beispiele:<br />

10.3.1 versorgungstechnische, vertragsrechtliche<br />

und energiewirtschaftliche Kundenberatung<br />

der Sonderabnehmer<br />

10.3.2 Kostenrechnungen, Kostenanalysen,<br />

Kalkulationen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />

10.3.3 Bearbeiten von schwierigen Aufgaben in<br />

der Finanz- /Anlagenbuchhaltung<br />

(Kontierungen, Wertberichtigungen und<br />

Abschreibungen) mit Jahresabschlussarbeiten<br />

(Bilanz, GuV)<br />

10.3.4<br />

10.3.5<br />

Alleinverantwortliche Überwachung von<br />

Energieerzeugungsanlagen<br />

Selbständiges Anfertigen, Ändern und<br />

Pflegen von DV-Programmen und DV-<br />

Programm bausteinen hohen<br />

Schwierigkeitsgrades<br />

Beispiele:<br />

8.4.1 Handwerks-und Industriemeister, die große Arbeitsstätten<br />

(Bereiche, Werkstätten, Abteilungen oder Betriebe) fachlich<br />

beauf<strong>sich</strong>tigen, in denen Handwerker oder Facharbeiter<br />

beschäftigt sind<br />

8.4.2<br />

8.4.3<br />

8.4.4<br />

8.4.5<br />

An- und Abfahren von Kraftwerksblöcken mit einer Leistung von<br />

mehr als 100 MW und Eingreifen bei Störungen als Kraftwerker mit<br />

Kraftwerkerprüfung<br />

Erstellen von Kostenangeboten und Bearbeiten von<br />

Versorgungsanfragen in mehreren Energiesparten<br />

Tätigkeiten als Bilanzbuchhalter<br />

Selbständiges Anfertigen, Ändern und Pflegen von DV-Programmen<br />

und DV-Programmbausteinen<br />

-<br />

Beispiele:<br />

9.4.1 Handwerks und Industriemeister, die ausdrücklich zu Leitern von<br />

großen Arbeitsstätten bestellt sind in denen Handwerker oder<br />

Facharbeiter beschäftigt sind<br />

9.4.2 Bau und Betrieb von Netzen einschließlich Personal- und<br />

Materialeinsatz<br />

9.4.3 Abschließende Bearbeitung und Zuordnung von aktivierungspflichtigen<br />

und nichtaktivierungspflichtigen Aufträgen und deren<br />

Weiterberechnung<br />

9.4.4 Abrechnung von schwierigen und speziellen Verträgen der<br />

Sonderabnehmer<br />

9.4.5 Selbständiges Anfertigen, Ändern und Pflegen von DV-Programmen<br />

und DV-Programmbausteinen mittleren Schwierigkeitsgrades<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 613


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

EG FG 1 FG 2 FG 3 FG 4<br />

Beispiele:<br />

11.4.1 Ermittlung von bereichsübergreifenden Vergleichszahlen, Soll-Ist-<br />

Vergleich und Abweichungsanalysen als Controller<br />

+ abgeschlossene wiss.<br />

Hochschulbildung<br />

+ entsprechende Tätigkeiten<br />

11<br />

11.4.2 Analysieren, Testen und Einführen von DV-Systemen und deren<br />

Wartung als DV-Organisator<br />

11.4.3 Analysieren, Planen, Implementieren und Kontrollieren von<br />

Beriebssystemen und Standardsoftware als Systemprogrammierer<br />

„sonstige AN“<br />

Erhebliches Herausheben aus<br />

E 10.1 durch Maß der<br />

Verantwortung<br />

Bauleitung von besonders schwierigen Neu- und Erweiterungsbauten-,<br />

Gas-, <strong>Wasser</strong>- oder Fernwärmenetzim Strom<br />

11.4.4<br />

Entwurf, Vortrassierung und Ausschreibung von Leitungs- und<br />

Tiefbauarbeiten im MS- und HS-Netz von besonderer Schwierigkeit<br />

11.4.5<br />

+ abgeschlossene wiss.<br />

Hochschulbildung<br />

+ einjährige einschlägige<br />

Berufsausübung<br />

+ entsprechende Tätigkeiten<br />

12<br />

„sonstige AN“<br />

„sonstige AN“<br />

Herausheben aus E 12.1 durch<br />

besondere Schwierigkeit und Bedeutung<br />

13<br />

„sonstige AN“<br />

Erhebliches Herausheben aus E 13.1<br />

durch Maß der Verantwortung<br />

14<br />

Bild 6. Die Tätigkeitsmerkmale im Überblick (Fortsetzung).<br />

15 Erhebliches Herausheben aus E 14.1 „sonstige AN“<br />

als Kriterium für eine bestimmte Entgeltgruppe ausscheidet<br />

[19], was im TV-V für die Beispiele 4.3.4 und<br />

5.4.7 (Montagearbeiten in Netzen…) zutrifft. Zum anderen<br />

soll durch die Beispielstätigkeiten nicht ausgeschlossen<br />

werden, dass nicht auch ein Oberbegriff einer<br />

höheren Entgeltgruppe erfüllt ist (Vorbemerkung Nr. 1<br />

Satz 3 TV-V).<br />

Zusammenfassend ist in der Praxis also zunächst zu<br />

prüfen, ob der Arbeitsinhalt einer Beispielstätigkeit entspricht<br />

und in einem zweiten Schritt, ob die Oberbegriffe<br />

einer darüber liegenden Entgeltgruppe erfüllt<br />

werden, was aufgrund der Strenge der Rechtsprechung<br />

zu den Oberbegriffen regelmäßig nicht der Fall sein<br />

wird.<br />

3.7 Heraushebungsmerkmale<br />

Die Eingruppierung im TV-V folgt dem o. g. Baukastenprinzip.<br />

An verschiedenen Stellen erfolgt darüber hinaus<br />

eine ausdrückliche Heraushebung durch sog. Heraushebungsmerkmale,<br />

die ein zusätzliches qualifizierendes<br />

Tätigkeitsmerkmal fordern [21].<br />

Beispiele: Heraushebungsmerkmale<br />

1. „Arbeitnehmer, deren Tätigkeiten <strong>sich</strong> durch das<br />

Maß ihrer Verantwortung erheblich aus der Entgeltgruppe<br />

7.1 herausheben“<br />

(Entgeltgruppe 8, Fallgruppe 8.1)<br />

2. „Arbeitnehmer deren Tätigkeiten <strong>sich</strong> dadurch aus<br />

der Entgeltgruppe 8.2 herausheben, dass sie besonders<br />

verantwortungsvoll sind“<br />

(Entgeltgruppe 9, Fallgruppe 9.1)<br />

3. „Arbeitnehmer, deren Tätigkeiten <strong>sich</strong> durch besondere<br />

Schwierigkeit und Bedeutung aus der Entgeltgruppe<br />

9.1 oder 9.2 herausheben“<br />

(Entgeltgruppe 10, Fallgruppe 10.1)<br />

Dementsprechend sind sie nur zu prüfen, wenn die<br />

zugrunde liegenden Tätigkeitsmerkmale erfüllt sind<br />

[22].<br />

3.8 (Keine) Entgeltgruppe 1 TV-V<br />

Mit der Entgeltgruppe 1 stellen die Tarifvertragsparteien<br />

die Rechtsgrundlage für eine sog. Leichtlohngruppe<br />

zur Verfügung, die Outsourcing (Fremdvergabe)<br />

verhindern und Insourcing (Wiederaufnehmen einer<br />

Leistung) ermöglichen soll [3, Abschnitt 3, Rdnr. 2].<br />

Allerdings sieht der TV-V, anders als der TVöD-VKA,<br />

keinen allgemein gültigen Katalog vor. Dieser muss vielmehr<br />

erst durch landesbezirkliche Tarifverträge vereinbart<br />

werden, was bislang nur im Landesbezirklichen<br />

Tarifvertrag NRW vom 06.10.2003 zur Ergänzung der<br />

Anlage 1 Entgeltgruppen zum TV-V erfolgt ist [3,<br />

Abschnitt 3, Rdnr. 10.1 ff.; 20].<br />

Ohne einen solchen ergänzenden landesbezirklichen<br />

Tarifvertrag darf in EG 1 TV-V nicht eingruppiert<br />

werden.<br />

Juni 2011<br />

614 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

4. Mitbestimmung<br />

Die korrekte Anwendung des Eingruppierungsrechts<br />

wird durch den Betriebs- bzw. Personalrat überwacht.<br />

Das gilt so<strong>wohl</strong> für die Rechtslage im Betriebsverfassungsgesetz<br />

[23] als auch für das Personalvertretungsrecht<br />

[24]. Das Mitbestimmungsrecht erstreckt <strong>sich</strong> auf<br />

die Eingruppierung, nicht aber auf die Stellenbeschreibung<br />

als Bewertungsgrundlage.<br />

Im Mitbestimmungsverfahren hat die Arbeitnehmervertretung<br />

ein Mitbeurteilungsrecht, ob der Arbeitgeber<br />

bzw. die Dienststellenleitung den „Akt der Rechtsanwendung“<br />

richtig vollzieht und die Tarifautomatik<br />

zutreffend anwendet. Deshalb ist die Mitbestimmung in<br />

den Fällen der Tarifautomatik gerade nicht ausgeschlossen,<br />

vielmehr wird die korrekte Anwendung im Rahmen<br />

der Mitbestimmung überwacht [25]. Weil das Betriebsverfassungs-<br />

bzw. Personalvertretungsrecht keine „Teileingruppierung“<br />

kennt, erstreckt <strong>sich</strong> das Mitbestimmungsrecht<br />

auf alle Aspekte, die im TV-V bzw. TV-WW/<br />

NW für die Bestimmung des Arbeitsentgelts ohne Leistungsbezug<br />

von Bedeutung sind. Das ist ein „Dreiklang“:<br />

Entgeltgruppe, Fallgruppe und Stufe.<br />

Eine Eingruppierung ist die Einordnung des einzelnen<br />

Arbeitnehmers in ein kollektives Entgeltschema<br />

[25, 26]. In der älteren Rechtsprechung wird in diesem<br />

Zusammenhang auf die „erstmalige“ Zuordnung der<br />

vertraglich vereinbarten Tätigkeit zu einem kollektiven<br />

Entgeltsystem abgestellt. Es wurde aber durch das<br />

Bundesverwaltungsgericht klargestellt, dass eine mitbestimmungspflichtige<br />

Eingruppierung auch vorliegt,<br />

wenn <strong>sich</strong> die Arbeitsaufgaben im Verlauf des Arbeitsverhältnisses<br />

wesentlich ändern, so dass eine neue Eingruppierung<br />

erforderlich wird [27]. Der Begriff der Eingruppierung<br />

umfasst aber auch die Bestimmung der<br />

Fallgruppe [28]. Das gilt unabhängig davon, ob das<br />

jeweilige Personalvertretungsgesetz eines Landes die<br />

Bestimmung der Fallgruppe ausdrücklich als Mitbestimmungstatbestand<br />

aufführt.<br />

Die Führungskraft muss so<strong>wohl</strong> die Entgeltgruppe<br />

als auch die Fallgruppe des Tarifbeschäftigten kennen,<br />

anderenfalls kann sie ihr Weisungs- bzw. Direktionsrecht<br />

gem. § 106 GewO i. V. m. § 3 Abs. 1 S. 2 TV-V nicht rechts<strong>sich</strong>er<br />

ausüben. Die Übertragung anderer Tätigkeiten<br />

kann zu einer mitbestimmungspflichtigen Fallgruppenänderung<br />

oder vorübergehenden Übertragung<br />

höherwertigen Tätigkeiten führen. Die rechtswidrige<br />

Übertragung niederwertiger Tätigkeiten stellt eine klassische<br />

Mobbinghandlung dar.<br />

Die notwendigen Informationen erhält die Führungskraft<br />

aus einer tarifkonformen Stellenbeschreibung,<br />

die in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft vorgehalten werden<br />

muss. Stellenbeschreibungen unterliegen grundsätzlich<br />

nicht der Mitbestimmung des Betriebs- bzw. Personalrats,<br />

denn sie befassen <strong>sich</strong> nicht mit dem „Beschäftigten“<br />

bzw. „Arbeitnehmer“, sondern nur mit der „Stelle“.<br />

Sie sind weder mitbestimmungspflichtige Personalfragebögen<br />

noch Auswahlrichtlinien oder Entgeltgrundsätze.<br />

Deshalb darf der Arbeitgeber Stellenbeschreibungen<br />

jederzeit ändern. In diesem Zusammenhang darf<br />

dieser – ohne Beteiligung der Arbeitnehmervertretung<br />

– manuelle Zeitaufschreibungen anordnen [29].<br />

Eine Mitbestimmung sieht nur § 70 Abs. 1 Nr. 10<br />

LPVG MV vor.<br />

Unabhängig von der Rechtslage ist es gleich<strong>wohl</strong><br />

ratsam, die Arbeitnehmervertretung frühzeitig einzubinden,<br />

um Widerstände zu verringern. So kann es<br />

Vorteile bringen, Stellenbeschreibungen und Stellenbewertungen<br />

(teilweise) durch eine Stellenbewertungskommission<br />

durchführen zu lassen. Gerade bei<br />

komplizierten technischen Berufen sind Einzelbewerter<br />

möglicherweise überfordert. Wenn es um die flächendeckende<br />

Beschreibung und Bewertung der Verwaltung<br />

oder um Muster- beziehungsweise Schlüsselstellen<br />

geht, kann die Bewertung durch eine Gruppe die<br />

allgemeine Akzeptanz erhöhen. Anschließende Mitbestimmungsverfahren<br />

im Hinblick auf die Ein- oder<br />

Umgruppierung können dann vereinfacht und be -<br />

schleunigt werden, was Zeit und Geld spart [30, 31]. Bei<br />

diesem Verfahren ist der Betriebs- bzw. Personalrat „von<br />

Anfang an mit im Boot“, trägt dann aber zugleich – für<br />

alle Beschäftigten <strong>sich</strong>tbar – auch die Mitverantwortung,<br />

was nicht jedes Gremium wünscht und schätzt. Es<br />

taucht dann auch die Frage auf, „wer das Boot steuert“.<br />

Letztendlich spiegelt <strong>sich</strong> an dieser Stelle die Unternehmenskultur<br />

wider: Ist sie mehr auf Mit- oder auf Gegeneinander<br />

ausgerichtet und gehen die Betriebspartner<br />

tatsächlich vertrauensvoll miteinander um? Die Arbeit<br />

mit einer Stellenbewertungskommission ersetzt kein<br />

Mitbestimmungsverfahren hin<strong>sich</strong>tlich der Ein- oder<br />

Umgruppierung.<br />

5. Fazit<br />

Das Eingruppierungsrecht der <strong>Wasser</strong>wirtschaft hat <strong>sich</strong><br />

über die Spartentarifverträge TV-V und TV-WW/NW vom<br />

Tarifrecht des öffentlichen Dienstes abgespalten. Diese<br />

speziellen Vorschriften verdrängen regelmäßig den<br />

TVöD-VKA, der nur in seltenen Fällen Anwendung findet.<br />

Dementsprechend sind Analogien unzulässig [3,<br />

Abschnitt 3, Rdnr. 1 ff.]. Die <strong>Wasser</strong>wirtschaft hat <strong>sich</strong><br />

vom Eingruppierungsrecht der Verwaltung vollständig<br />

emanzipiert. Ungeprüfte Analogien sind genauso verfehlt<br />

wie ein Ignorieren dieses Rechts. Erfolgreiche Führung<br />

setzt auch Kenntnisse des Eingruppierungsrechts<br />

voraus: „Also, sag ich, ist es gut, Mehr als eine Kunst zu<br />

wissen.“<br />

Literatur<br />

[1] Parodie einer Fabel von Dr. jur. Magnus Gottfried Lichtwer<br />

(1719-1783). fabuloes.blogspot.com/search/label/Lichtwer,<br />

31.05.2010.<br />

[2] Vgl. BAG 10.06.2009, 4 AZR 77/08, kostenloser Download<br />

unter www.bundesarbeitsgericht.de<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 615


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

[3] Herzberg, B. und Schlusen, R.: Tarifvertrag Versorgungsbetriebe,<br />

Köln 2010, Kapitel B (ISBN 978-3-472-04923-4).<br />

[4] Richter, A. und Gamisch, A.: Eingruppierung Tarifvertrag Versorgung,<br />

Regensburg/Berlin 2007 (ISBN 978-3-8029-1549-9).<br />

[5] Vgl. Hoffmann, M.: Der Tarifvertrag Versorgungsbetriebe (TV-<br />

V) vom 5. Oktober 2000, ZTR 2001, S. 54 ff. Richter/Gamisch<br />

in: Effertz/Richter/Gamisch, Taschenbuch für den öffentlichen<br />

Dienst – Eingruppierung, Regensburg 2010, Komm IV.<br />

[6] Vgl. BAG 11.12.2003, NJW 2004, S. 2545, 2546.<br />

[7] Zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden summarischer<br />

und analytischer Bewertungsverfahren siehe einführend<br />

Richter, A./Kaufmann, M.: Stellenbeschreibung – Mehr als<br />

ein Etikett. AuA 5/2005, S. 282 f.; vertiefend Scholz, C.: Personalmanagement,<br />

München 2000, S. 735 ff. (ISBN<br />

3800621827).<br />

[8] Vgl. BAG 15.02.1971, AP Nr. 38 zu §§ 22, 23 BAT 1975; BAG<br />

14.08.1985, AP Nr. 109 zu §§ 22, 23 BAT 1975.<br />

[9] Effertz, J.: TVöD Tarifabschluss 2010 Kommunen, S. 10 (ISBN<br />

978-3-8029-8024-4); Entgelttabelle 2010 zum TV-WW/NW<br />

(nicht veröffentlicht).<br />

[10] Vgl. BAG 27.07.1993, AP Nr. 110 zu § 99 BetrVG 1972; BAG<br />

30.05.1990, AP Nr. 31 zu § 75 BPersVG.<br />

[11] Vgl. Knebel, H. und Schneider, H.: Die Stellenbeschreibung,<br />

Frankfurt a. M. 2006, S. 251 (ISBN 3-8005-7329-6).<br />

[12] Vgl. Richter, A. und Gamisch, A.: Stellenbeschreibung für den<br />

öffentlichen und kirchlichen Dienst, 3. Auflage Regensburg<br />

2009, S. 119 ff. (ISBN 978-3-8029-7489-2); Richter, A./<br />

Gamisch, A.: Stellenbeschreibung im öffentlichen Dienst,<br />

RiA 2006, S. 245 - 252; Richter, A./Kaufmann, M.: Stellenbeschreibung<br />

- Mehr als ein Etikett. AuA 7/2004. S. 25 - 28;<br />

Richter, A./Kaufmann, M.: Die Stellenbeschreibung im<br />

öffentlichen Dienst, AuA 2005, S. 282 - 286.<br />

[13] Vgl. BAG 05.11.1992, AP Nr. 1 zu § 2 MTB II SR 2a.<br />

[14] Zur Eingruppierung der neuen Bachelor- und Masterabschlüsse<br />

siehe Richter, A./Gamisch, A.: Die neuen Hochschulabschlüsse<br />

Bachelor und Master im Eingruppierungsrecht<br />

des öffentlichen Dienstes, RiA 2009, S. 97 ff.<br />

[15] Vgl. Brockhaus: Enzyklopädie, Mannheim 2003 (elektronische<br />

Ressource). Stichwort: Berufsbild.<br />

[16] Vgl. z. B. BAG 28.09.1994, AP Nr. 192 zu §§ 22, 23 BAT 1975.<br />

[17] Vgl. BAG 18.11.2004, AP Nr. 88 zu § 1 TVG Tarifverträge: Einzelhandel.<br />

[18] Vorbemerkung Nr. 1 Satz 2 der Anlage 1 zu § 5 TV-V.<br />

[19] Vgl. BAG 08.03.2006, 10 AZR 538/05, kostenloser Download<br />

unter www.bundesarbeitsgericht.de<br />

[20] Hofmann, H.: Tarifrecht im öffentlichen Dienst Eingruppierung<br />

von A-Z TVöD - V-L, Köln 2010, A 270, S. 7 ff. (ISBN 978-<br />

3-472-06288-2).<br />

[21] Vgl. Krasemann, K.: Das Eingruppierungsrecht des BAT/BAT-<br />

O, Frankfurt a. M. 2005, 7. Kapitel, Rdnr. 115 (ISBN 3-7663-<br />

2811-5).<br />

[22] Vgl. BAG 12.05.2004, AP Nr. 301 zu §§ 22, 23 BAT 1975.<br />

[23] Vgl. Fitting, K.: Betriebsverfassungsgesetz, 25. Auflage 2010,<br />

§ 99 Rdnr. 79 ff. (ISBN 978-3-8006-3712-6).<br />

[24] Vgl. Lenders, D. und Richter, A.: Die Personalvertretung, Köln<br />

2010, S. 98 ff. (ISBN 978-3-472-07475-5).<br />

[25] Vgl. BVerwG 25.06.2008, 6 P 15.08 zum LPVG BW.<br />

[26] Vgl. BAG 17.03.2005, AP Nr. 90 zu § 1 TVG Tarifverträge Einzelhandel.<br />

[27] Vgl. BVerwG 08.12.1999, AP Nr. 74 zu § 75 BPersVG.<br />

[28] Vgl. BAG 27.07.1993, AP Nr. 110 zu § 99 BetrVG 1972.<br />

[29] Vgl. BAG 19.04.2007, AP Nr. 77 zu § 611 BGB Direktionsrecht.<br />

[30] Vgl. Nickels, S., Repkewitz, U., Richter, A. und Gamisch, A.: Personalrecht<br />

A-Z, Köln 2010, Stichwort Stellenbewertungskommission<br />

(ISBN 978-3-472-00966-5).<br />

[31] Richter, A. und Gamisch, A.: Die Stellenbewertungskommission<br />

als Instrument der Eingruppierung, RiA 2007, S. 241 ff.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 28.01.2011<br />

Korrektur: 03.05.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Achim Richter M.A. M.A.<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht, Studium der Rechtswissenschaft, Mediation,<br />

Personalentwicklung und Erwachsenenbildung; Trainerausbildung;<br />

langjährige Erfahrungen als Rechtsanwalt, Berater und Trainer im<br />

Arbeits- und Tarifrecht des öffentlichen Dienstes; Sozius der Kanzlei<br />

Brüggemann & Richter |<br />

E-Mail: richter@brueggemann-richter.de |<br />

Brüggemann & Richter |<br />

Rechtsanwälte |<br />

Waisenhausstraße 41 |<br />

D-41236 Mönchengladbach<br />

Annett Gamisch<br />

Diplom-Betriebswirtin (BA) für öffentliche Wirtschaft; langjährige<br />

Erfahrungen im Eingruppierungsrecht und in der Erstellung von Stellenbeschreibungen<br />

und -bewertungen für den öffentlichen Dienst;<br />

Geschäftsführerin des IPW – Institut für PersonalWirtschaft GmbH in<br />

Fulda, das den öffentlichen und kirchlichen Dienst schult und personalwirtschaftlich<br />

berät |<br />

E-Mail: a.gamisch@ipw-fulda.de |<br />

IPW – Institut für PersonalWirtschaft GmbH |<br />

An der Richthalle 6 |<br />

D-36037 Fulda<br />

Juni 2011<br />

616 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


BUCHBESPRECHUNG<br />

Buchbesprechung<br />

Handbuch des Deutschen <strong>Wasser</strong>rechts<br />

Neues Recht des Bundes und der Länder<br />

Herausgegeben von Heinrich Frhr. von Lersner,<br />

Konrad Berendes, Michael Reinhardt. Begründet<br />

von Alexander Wüsthoff und Walther Kumpf.<br />

Berlin, Bielefeld, München: Erich Schmidt Verlag<br />

2010. Loseblatt-Kommentar, 16064 S. in 8 Ordnern,<br />

Preis: 268,– €, ISBN 978-3-503-00011-1.<br />

In den über 50 Jahren seines Bestehens hat <strong>sich</strong> das<br />

Handbuch des Deutschen <strong>Wasser</strong>rechts einen<br />

führenden Platz als Standardwerk in der Fachwelt<br />

ge<strong>sich</strong>ert. Als ständiges Arbeitsmittel in der Praxis<br />

ist es ebenso anerkannt wie als Nachschlagewerk zu<br />

Spezialfragen. Das vielseitige Werk enthält Vorschriften<br />

und Verordnungen, die nicht leicht<br />

zugänglich sind.<br />

Die wichtigsten Vorteile, die dieses Werk bietet:<br />

Schneller Überblick über die komplexe Materie,<br />

die einzelnen Kommentierungen sind sehr<br />

ausführlich und gut verständlich<br />

Alle relevanten wasserrechtlichen Vorschriften<br />

des Bundes und der Länder stehen zur<br />

Ver fügung.<br />

Jedes Bundesland ist in diesem Werk mit einem<br />

Mitarbeiter vertreten, der <strong>sich</strong> speziell um die<br />

Vorschriften aus diesem Bundesland kümmert<br />

und <strong>sich</strong> hier besonders gut auskennt.<br />

Das Werk wird regelmäßig durch Nachlieferungen<br />

ergänzt und somit auf den neuesten<br />

Stand gebracht.<br />

Aktuelle Kommentierungen stehen zu folgenden<br />

Gesetzen zur Verfügung:<br />

<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />

<strong>Abwasser</strong>abgabengesetz<br />

Wasch- und Reinigungsmittelgesetz<br />

Bundeswasserstraßengesetz.<br />

Als „HDW“-Abonnent hat man einen kostenlosen<br />

Zugang zur Umweltrechtsdatenbank unter<br />

www.UMWELTdigital.de! Hier stehen zusätzlich<br />

laufend aktualisierte wasserrechtliche Normen zur<br />

Verfügung.<br />

Mit der aktuellen Ergänzungslieferung wird vom<br />

September 2010 der zweite Teil des Kurzkommentars<br />

von Konrad Berendes zum neuen WHG in<br />

das HDW aufgenommen (Kommentierung der<br />

§§ 40–106, Stichwortverzeichnis, Literaturverzeichnis).<br />

Damit liegt die Kommentierung vollständig<br />

vor. Der Kurzkommentar erscheint wortgleich<br />

auch als Buch in einem festen Einband.<br />

Bestellmöglichkeit online<br />

www.ESV.info/978 3 503 00011 1<br />

Zeitschrift KA – <strong>Abwasser</strong> · Abfall<br />

In der Ausgabe 6/2011 lesen Sie u. a. fol gende Bei träge:<br />

Dohmann/Schröder<br />

Thöle u. a.<br />

Thyen u. a.<br />

Hartwig/Rosenwinkel<br />

Veltmann u. a.<br />

Thamson/Tornow<br />

Remy u. a.<br />

Energie in der <strong>Abwasser</strong>entsorgung – Rückschau und Ausblick<br />

Energie- und CO 2 -Bilanz eines <strong>Wasser</strong>verbandes<br />

Energieinfrastruktur und Energiemangement auf dem Zentralklärwerk der<br />

Hansestadt Lübeck, sowie Bildung eines unternehmensweiten Bilanzkreises<br />

Möglichkeiten zur Verbesserung der Energiebilanz einer Kläranlage am Beispiel<br />

der Kläranlage Rheda-Wiedenbrück<br />

Reduzierung des Energieverbrauchs großtechnischer Membranbelebungsanlagen<br />

Optimierung von <strong>Abwasser</strong>anlagen<br />

Die Methodik der Ökobilanz zur ganzheitlichen Erfassung des Energieverbrauchs<br />

in der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 617


FACHBERICHTE Regenwasserbehandlung<br />

Plädoyer für die Aufhebung des<br />

ATV-Arbeitsblattes A 128<br />

– und für eine verfahrensoffene Behandlung des Problems der<br />

Mischsystemüberläufe<br />

Regenwasserbehandlung, Mischwasserbehandlung, ATV-Arbeitsblatt A 128,<br />

Regenüberlaufbecken, Alternativverfahren<br />

Friedhelm Sieker<br />

Das ATV-Arbeitsblatt A 128 [1] hat den Titel „Richtlinien<br />

für die Bemessung und Gestaltung von Regenentlastungsanlagen<br />

in Mischwasserkanälen“. Darunter<br />

wird im Wesentlichen die Bemessung und Gestaltung<br />

von Speicherräumen zur Reduzierung der<br />

Mischwasserüberläufe verstanden. Aufgrund der<br />

Dominanz dieses Arbeitsblattes in der Praxis konnten<br />

<strong>sich</strong> bisher andere Verfahren, die ebenfalls zur<br />

Behandlung des Problems beitragen können, nicht<br />

durchsetzen. Der vorliegende Beitrag sieht die mit<br />

dem Arbeitsblatt erreichten Ergebnisse als ungenügend<br />

an und fordert daher dazu auf, die Richtlinie<br />

aufzuheben und stattdessen die Behandlung des Problems<br />

der Mischwasserüberläufe für alle in Betracht<br />

kommenden Verfahren zu öffnen.<br />

The Technical Rule ATV A 128 Should be Cancelled<br />

The technical rule ATV A128 is setting the standard<br />

for combined sewer overflows (CSO) in Germany. As<br />

the rule is focussing on the design of storage tanks,<br />

other solutions for reducing the problems caused by<br />

CSO are usually not considered in practice. This<br />

paper is critically evaluating the effects of the application<br />

of the rule. In conclusion, a cancellation of the<br />

rule and a new standard open also for other technologies<br />

is suggested.<br />

1. Kritik des Arbeitsblattes<br />

Das Arbeitsblatt stammt aus dem Jahre 1992 und ist<br />

daher stark veraltet. Das neue <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />

gibt in (WHG, § 57 (1), Nr. 1 in Bezug auf das Einleiten<br />

von <strong>Abwasser</strong> in Gewässer vor, den „Stand der Technik“<br />

anzuwenden. Was „Stand der Technik“ bedeutet, wird in<br />

§ 3 Nr. 11 und in der Anlage 1 des WHG, definiert. Das<br />

Arbeitsblatt A 128 [1], das bisher in den einzelnen Bundesländern<br />

entweder direkt oder indirekt allein maßgebend<br />

ist für die Begrenzung der Mischsystemüberläufe,<br />

ist inzwischen nahezu 20 Jahre alt und kann daher allein<br />

vom Alter her <strong>sich</strong>erlich nicht in Anspruch nehmen, den<br />

„Entwicklungsstand fortschrittlicher Verfahren“ nach<br />

Definition des WHG darzustellen.<br />

Zur unübersehbaren Alterung des Arbeitsblattes<br />

kommt ein Umstand hinzu, der es als nicht länger verträglich<br />

mit dem WHG erscheinen lässt. Während es bei<br />

den Kläranlagenabläufen, über die ein Teil der Mischwasserabflüsse<br />

in die Gewässer gelangt, eine klare Trennung<br />

zwischen den Anforderungen an die notwendige<br />

Behandlung (betreffs zulässiger Restverschmutzung<br />

gemäß <strong>Abwasser</strong>verordnung) und den möglichen Verfahren,<br />

diese Anforderungen zu erreichen gibt, so dass<br />

verschiedene Verfahren zur Erreichung bestmöglicher<br />

Ablaufwerte zur Anwendung kommen können, sind im<br />

Arbeitsblatt A 128 diese beiden Aspekte miteinander<br />

verknüpft. Hier gibt es praktisch nur ein Verfahren, nämlich<br />

das der Bemessung und Anlage von Rückhalte volumina.<br />

Das Verfahren erhebt den Anspruch, mit dem<br />

Nachweis eines bestimmten Rückhaltevolumens die<br />

Anforderungen der zulässigen Belastung der Gewässer<br />

zu gewährleisten (A 128 (2): Ein wirkungsvoller Schutz<br />

der Gewässer und der Kläranlagen vor übermäßigen<br />

Belastungen ist zu erwarten, wenn die notwendige<br />

Regenwasserbehandlung nach Maßgabe dieser Richtlinien<br />

erfolgt). Ob <strong>sich</strong> durch andere Verfahren bzw. Verfahrenskombinationen<br />

bessere Ergebnisse bezüglich<br />

vergleichbarer Behandlungsmerkmale erzielen lassen,<br />

ist im Arbeitsblatt nicht enthalten, abgesehen von verbalen<br />

Hinweisen auf Abflussvermeidung und Abflussverminderung.<br />

Den Mangel, Ziele und Anforderungen<br />

für den Gewässerschutz explizit zu benennen und eine<br />

verfahrensoffene Behandlung des Problems der Mischsystemüberläufe<br />

zu ermöglichen, kann man als einen<br />

Juni 2011<br />

618 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbehandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

schwer wiegenden „Geburtsfehler“ des Arbeitsblattes<br />

bezeichnen.<br />

2. Auswirkungen des Arbeitsblattes<br />

In Deutschland gab es im Jahre 2007 nach [2] rund<br />

24 000 so genannte „Regenüberlaufbecken“, womit<br />

nach bisherigem Sprachgebrauch Becken in Mischwassersystemen<br />

gemeint sind, die bei Überlastung des Systems<br />

Mischwasser, also die Mischung aus Regen- und<br />

Schmutzwasser, in Gewässer einleiten. Die Bezeichnung<br />

„Regenüberlaufbecken“ beschönigt etwas die Tatsache,<br />

dass nicht nur ein Teil des im Allgemeinen relativ gering<br />

verschmutzten Regenwassers in Gewässer eingeleitet<br />

wird, sondern auch ein Teil des synchron abfließenden<br />

häuslichen und gewerblichen Schmutzwassers, was<br />

eventuell durch die Ausspülung von schmutzwasserbürtigen<br />

Ablagerungen „angereichert“ ist. Es wäre also<br />

zutreffender, in Zukunft von „Mischwasserüberlaufbecken“<br />

statt von „Regenüberlaufbecken“ zu sprechen.<br />

Man kann davon ausgehen, dass die in Deutschland<br />

bisher gebauten Becken dieser Art im Allgemeinen<br />

unter Anwendung des Arbeitsblattes A 128 oder dessen<br />

Vorläufer bemessen und geplant worden sind. Ob und<br />

inwieweit in der angegebenen Anzahl auch so genannte<br />

Stauraumkanäle enthalten sind, ist der Statistik nicht zu<br />

entnehmen. Da diese jedoch ebenfalls nach [1] bemessen<br />

werden, kann man sie, falls nicht enthalten, gedanklich<br />

der Zahl von 24 000 Becken hinzu addieren.<br />

Die 24 000 Becken haben nach [2] ein Speichervolumen<br />

von rund 15 Mio. m 3 Speicherraum. Da es <strong>sich</strong> bei<br />

den Mischwasserüberlaufbecken und Stauraumkanälen<br />

in aller Regel um unterirdische Bauwerke mit aufwändiger<br />

Ausstattung für die Selbstreinigung handelt, ist<br />

der finanzielle Aufwand für die Investition entsprechend<br />

hoch und mit mindestens 1000 Euro pro m 3 Speichervolumen<br />

<strong>sich</strong>erlich nicht zu hoch angesetzt, so dass <strong>sich</strong><br />

die auf das Arbeitsblatt zu beziehenden Investitionen ‒<br />

auf den heutigen Preisindex bezogen – auf mindestens<br />

15 Milliarden Euro belaufen. Hinzu kommen die erheblichen<br />

Finanzierungs-, Abschreibungs- und Betriebskosten,<br />

so dass es <strong>sich</strong>, auf Mischsysteme bezogen, um<br />

einen Kostenkomplex handelt, der in der Größenordnung<br />

derer von Kläranlagen und Kanalnetzen liegt.<br />

3. Die Zielgröße des Arbeitsblattes ist aus<br />

heutiger Sicht in Frage zu stellen<br />

Unter den verschiedenen Möglichkeiten, in Bezug auf<br />

die zulässige Belastung der Gewässer durch verbleibende<br />

Mischwasserüberläufe Zielgrößen und Anforderungen<br />

zu definieren, hat man <strong>sich</strong> bei der Abfassung<br />

des Arbeitsblattes für die CSB-Jahresfracht entschieden.<br />

Darauf bezogen wurde ein Bezugslastfall entwickelt, der<br />

unter Berück<strong>sich</strong>tigung örtlich unterschiedlicher Verhältnisse<br />

letztlich auf ein Speichervolumen führt, dessen<br />

Wirkung darin besteht, einen Teil der Mischwasserabflüsse<br />

an den Mischwasserüberlaufpunkten zurückzuhalten<br />

und anschließend über die Kläranlage zu<br />

leiten. Was dennoch in Bezug auf die CSB-Jahresfracht<br />

als Belastung des Gewässers verbleibt, ist einerseits die<br />

CSB-Fracht der Überlaufereignisse des Speichervolumens<br />

und andererseits die niederschlagsbedingte CSB-<br />

Ablauffracht der Kläranlage. Das notwendige Speichervolumen<br />

wird nun so berechnet, dass die Summe der<br />

auf beiden Wegen in das Gewässer gelangenden CSB-<br />

Fracht kleiner oder gleich der CSB-Fracht der Regenabflüsse<br />

des betroffenen Gebietes ist. Mit dieser „Zielsetzungsgleichung“<br />

([1], Abschnitt 7.1.6) wird indirekt die<br />

zulässige CSB-Einleitungsfracht der Mischsysteme mit<br />

angenommenen CSB-Einleitungsfrachten der Trennsysteme<br />

gleichgesetzt. Dahinter steckt der Grundgedanke,<br />

dass man in Bezug auf die Zielgröße „CSB-Jahresfracht“<br />

eine Gleichstellung von Misch- und Trennsystemen herbeiführen<br />

wollte. Die jährliche CSB-Entlastungsfracht<br />

eines Trennsystems wird im Bezugslastfall mit 600 kg je<br />

ha abflusswirksame Fläche angenommen. Für Trennsysteme<br />

galt seinerzeit, dass deren Regenabflüsse ohne<br />

Behandlung in die Gewässer eingeleitet werden dürfen.<br />

Dieser Grundgedanke mag unter den Verhältnissen<br />

der Jahre, in denen das Arbeitsblatt erarbeitet wurde,<br />

verständlich erscheinen. Aus heutiger Sicht ergibt <strong>sich</strong><br />

daraus ein Problem, das die Anwendung des Arbeitsblattes<br />

A 128 unter Berück<strong>sich</strong>tigung der heutigen<br />

Gesetzeslage insgesamt fragwürdig macht. Nach § 54<br />

(1) Nr. 2 fällt Niederschlagswasser, das aus dem Bereich<br />

von bebauten oder befestigten Flächen gesammelt<br />

abfließt, unter den Begriff „<strong>Abwasser</strong>“. Für die Einleitung<br />

von <strong>Abwasser</strong> in Gewässer werden jedoch nach WHG<br />

§ 57, (1) und (2) Bedingungen gestellt, die für das Erteilen<br />

einer Erlaubnis beachtet werden müssen. Dieses gilt<br />

also auch für die Einleitung von Niederschlagsabflüssen<br />

über Trennsysteme, d. h. von einer bedingungslosen<br />

Einleitung aus Trennsystemkanälen, wie sie dem<br />

Arbeitsblatt A 128 zugrunde liegt, kann nicht mehr ausgegangen<br />

werden. Mutmaßlich dürfte damit der Wert<br />

von 600 kg CSB je ha/a, der bisher als zulässig gesetzt<br />

wurde und dem Arbeitsblatt A 128 als zulässiger Wert<br />

für Mischwassereinleitungen zugrunde liegt, zukünftig<br />

nicht zu halten sein.<br />

4. Was wurde mit dem Arbeitsblatt<br />

bisher erreicht?<br />

Es kann nicht bestritten werden, dass durch die Herstellung<br />

und den Betrieb eines zusätzlichen Speicherraums<br />

von 15 Mio. m 3 in den Mischsystemen Deutschlands<br />

eine Verbesserung bezüglich der Mischsystem-Überlauf-Problematik<br />

eingetreten ist. Doch ist das Erreichte<br />

den bisherigen finanziellen Aufwand wert? Das als<br />

typisch anzusehende Berechnungsbeispiel im Arbeitsblatt<br />

A 128 (Abschnitt 11.2) weist aus, dass nach Ausführung<br />

des berechneten Speichervolumens von dessen<br />

Absetzwirkung abgesehen noch mehr als 40 % der<br />

Mischwasserabflüsse des Systems chemisch und bio-<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 619


FACHBERICHTE Regenwasserbehandlung<br />

logisch ungereinigt in das Gewässer eingeleitet werden.<br />

Wenn man unterstellt, dass auch ohne Speichervolumen,<br />

allein durch die Speicherwirkung des Kanalnetzes<br />

oberhalb eines „normalen“ Mischwasserüberlaufs, ein<br />

wesentlicher Teil der Mischwasserabflüsse zur Kläranlage<br />

gelangt, relativiert <strong>sich</strong> die erzielte Wirkung der<br />

Maßnahme „Mischwasserüberlaufbecken“ zusätzlich.<br />

Kann man mit dieser Wirkung zufrieden sein? Die Antwort<br />

kann aus heutiger Sicht nur lauten: Nein, das ist<br />

nicht zufrieden stellend! In den Niederlanden z. B. sehen<br />

die Regelungen nur einen Entlastungsanteil von maximal<br />

8 % im Jahr vor [3].<br />

Nach einer Veröffentlichung von Messergebnissen [4]<br />

laufen die nach den Vorgaben des Arbeitsblattes errichteten<br />

Becken etwa 45- bis 55-mal im Jahr über. Stellt<br />

man diese Zahlen den insgesamt rund 80 Regentagen<br />

im Jahr gegenüber, wie sie in Deutschland im Durchschnitt<br />

auftreten, und berück<strong>sich</strong>tigt ferner, dass nicht<br />

jeder Regentag dazu führt, dass Speichervolumen in<br />

Anspruch genommen werden muss, stellt <strong>sich</strong> die Frage,<br />

ob durch die Becken die Anzahl der Überlaufereignisse<br />

überhaupt signifikant verringert wird. Tatsächlich sind<br />

die flächenspezifischen Speichervolumina, die <strong>sich</strong> aus<br />

der Anwendung des Arbeitsblattes ergeben, viel zu<br />

gering, um selbst häufig auftretende Regenereignisse<br />

vollständig zurück zu halten. Im Durchschnitt liegt das<br />

flächenspezifische Volumen bei etwa 25 m 3 je ha abflusswirksame<br />

befestigte Fläche. Dieses entspricht einer<br />

Regenabflusshöhe von 2,5 mm. Rechnet man 1 mm für<br />

den permanenten Regenabfluss zur Kläranlage während<br />

des Einstauereignisses (entsprechend 1 l/s ha über rund<br />

3 h) hinzu und legt man ferner für die abflusswirksamen<br />

befestigten Flächen einen Abflussbeiwert von 0,7 zu -<br />

grunde, entspricht dieses einer Regenhöhe von etwa<br />

5 mm, d. h., bei allen zusammenhängenden Regenereignissen,<br />

deren Regensumme den Wert von 5 mm übersteigt,<br />

muss es zu einem Überlaufereignis kommen. Dass<br />

dieser Wert in Deutschland sehr häufig im Jahr erreicht<br />

oder überschritten wird, ist evident und bestätigt die<br />

Messungen an ausgeführten Objekten.<br />

Die Zahl der Überlaufereignisse ist ein herausragendes<br />

Merkmal zur Beurteilung der Wirksamkeit von Speicherräumen<br />

und eines alternativen Verfahrens, auf das<br />

im Folgenden noch eingegangen wird. Die Häufigkeit<br />

der Überlaufereignisse ist ein Maß für den Grad der<br />

Beeinträchtigungen der gewässerökologischen Zu -<br />

stände bzw. für die Dauer der Erholungsphasen. Hinzu<br />

kommt, dass <strong>sich</strong> die Überlaufhäufigkeit messtechnisch<br />

einfacher erfassen lässt, als z. B. die stofflichen Merkmale<br />

der Überlaufereignisse. Letztlich ist es ein Merkmal,<br />

das in der Öffentlichkeit als besonders prägnant<br />

aufgenommen wird bzw. vermittelt werden kann.<br />

5. Fazit der Beurteilung<br />

Zusammengefasst muss man bezüglich des bisher<br />

Erreichten feststellen: Die durch das Arbeitsblatt offen<strong>sich</strong>tlich<br />

als zulässig erachteten Entlastungsraten der<br />

chemisch und biologisch ungereinigten Mischwasserabflüsse<br />

von etwa 40 % und die damit zusammenhängenden<br />

Überlaufhäufigkeiten von 30–50 pro Jahr können<br />

nicht länger hingenommen werden. Diese „Großzügigkeit“<br />

hin<strong>sich</strong>tlich zulässiger Gewässerbelastungen<br />

steht in keinem Verhältnis zu den Anstrengungen, die<br />

z.B. bezüglich der Einhaltung der Restverschmutzung<br />

bei den Kläranlagen unternommen werden.<br />

Unter Bezug auf das WHG in dessen neuer Fassung<br />

kommt hinzu:<br />

Explizit enthält das Arbeitsblatt keine Zielgrößen<br />

und zahlenmäßigen Anforderungen, die einen Wirkungsvergleich<br />

und damit eine Anwendung verschiedener,<br />

nach dem Stand der Technik in Betracht<br />

kommender Verfahren (WHG, § 57 (1), Nr. 1) möglich<br />

machen.<br />

Die bisherige Bemessungsgrundlage des Verfahrens<br />

nach A 128, die davon ausgeht, dass Niederschlagsabflüsse<br />

aus Trennsystemkanälen unbehandelt in<br />

Gewässer eingeleitet werden können, ist unter<br />

Berück<strong>sich</strong>tigung des § 57 WHG nicht länger beizubehalten.<br />

Es bestehen daher zwingende Gründe, das Arbeitsblatt<br />

aufzuheben und nicht länger als ausreichende<br />

Erfüllung gewässerschutzlicher Zielsetzungen anzusehen.<br />

Die Aufhebung des Arbeitsblattes und ein <strong>sich</strong><br />

anschließender „richtlinienfreier“ Zeitraum sollte dazu<br />

genutzt werden, alle technisch möglichen Wege, mit<br />

denen die schädlichen Wirkungen von Mischwassereinleitungen<br />

zu vermindern sind, zu untersuchen und<br />

hin<strong>sich</strong>tlich ihrer speziellen Wirkung miteinander zu<br />

vergleichen. Auf die Notwendigkeit, die gesamte Themenstellung<br />

der Mischwasserbehandlung im DWA-<br />

Regelwerk zu überarbeiten, hat auch Prof. Schmitt, Leiter<br />

des Fachausschusses ES-2 Systembezogene Planung<br />

der DWA, auf Fachtagungen hingewiesen.<br />

6. Alternative Verfahren<br />

Einige der in Frage kommenden alternativen Verfahren<br />

sind schon heute bekannt und lediglich aufgrund der<br />

Dominanz des Arbeitsblattes A 128 bisher nicht als<br />

gleichberechtigte Verfahren anerkannt und eingesetzt<br />

worden. Dazu gehört zum Beispiel eine signifikante<br />

Erhöhung der Mischwasserzuflüsse zu den Kläranlagen<br />

über das nach A 128 angenommen Maß hinaus, wenn<br />

dieses seitens der Kläranlage möglich ist. Oder die Weiterentwicklung<br />

selbstreinigender Filter als zusätzliche<br />

Ausstattung der Mischwasserüberläufe.<br />

Die wichtigste Alternative zum bisher dominierenden<br />

Prinzip der „End-of-Pipe-Lösungen“ ist jedoch die<br />

Verminderung der Regenabflüsse innerhalb der Mischsysteme<br />

durch gezielte Abkoppelungsmaßnahmen, wo<br />

und wann immer <strong>sich</strong> die Gelegenheit dazu bietet. Zum<br />

letzteren liegt ein umfangreicher Arbeitsbericht der<br />

Juni 2011<br />

620 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbehandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

DWA [5] vor. Es ist auch damit zu rechnen, dass bei der<br />

entwässerungstechnischen Neuerschließung von Teilgebieten<br />

innerhalb bestehender Mischsysteme aufgrund<br />

der Vorgaben des WHG § 55 (2) das Prinzip der<br />

dezentralen Regenwasserbewirtschaftung verstärkt<br />

eingesetzt wird und dadurch die Niederschlagsabflüsse<br />

im Mischsystem sukzessive vermindert werden.<br />

Im Rahmen der Gremienarbeiten der DWA ist ein<br />

alternativer Weg, die Emissionen der Mischsysteme zu<br />

reduzieren, nämlich einen Teil der in Bestandsgebieten<br />

bisher an das Kanalnetz angeschlossenen Flächen<br />

„abzukoppeln“ und dezentral zu bewirtschaften, in<br />

zurückliegenden Jahren intensiv untersucht worden.<br />

Die Ergebnisse sind in [5] zusammengefasst und zeigen,<br />

dass die Emissionsfrachten im Vergleich zu den abgekoppelten<br />

Flächenanteilen deutlich überproportional<br />

reduziert werden. Man darf bei der Berechnung der<br />

Wirkung von Abkoppelungsmaßnahmen also nicht in<br />

den Fehler verfallen, beim Verfahren nach [1] nur die<br />

zugrunde liegenden Anschlussflächen zu reduzieren<br />

und ein entsprechend reduziertes Speichervolumen<br />

zugrunde zu legen. Der Weg über Abkoppelungsmaßnahmen<br />

ist also ein vollständig eigenständiger Weg und<br />

darf mit dem Verfahren nach [1] nicht verknüpft werden.<br />

Bei der Beurteilung der „Abkoppelungsmaßnahmen“<br />

als Mittel zur Reduzierung der Mischwasserentlastungen<br />

im Vergleich zu den Speichermaßnahmen nach [1]<br />

sind die positiven Nebenwirkungen auf die Hydraulik<br />

der Kanalnetze zu berück<strong>sich</strong>tigen. Die Verminderung<br />

der Spitzenabflüsse kann hydraulische Überlastungen<br />

auf vorgegebene Werte (DIN 752) vermindern und<br />

damit eine Vergrößerung der Abflussquerschnitte ersetzen.<br />

Bei notwendigen Sanierungen wird eine Verkleinerung<br />

der Abflussquerschnitte durch Inlining-Verfahren<br />

ermöglicht.<br />

Sollen Abkoppelungsmaßnahmen gezielt zur Verminderung<br />

von Mischwasserentlastungen eingesetzt<br />

werden, um bestimmte Anforderungen an zulässige<br />

Emissionen zu erfüllen, ist dazu der notwendige Umfang<br />

und der zeitliche Ablauf der Abkoppelungsmaßnahmen<br />

in einem „Abkoppelungsprogramm“ festzulegen, zu<br />

dem die Erarbeitung von Karten über das Abkoppelungspotenzial<br />

und die mögliche Bewirtschaftungsart<br />

gehört [5].<br />

Das Vorgehen und die Erfüllung des Abkoppelungsprogramms<br />

nach [5] ist ein über Jahre bis Jahrzehnte<br />

ablaufendes Verfahren, kann jedoch dementsprechend<br />

auch langfristig anzustrebende Ziele enthalten, die weit<br />

über die bisherige Zielsetzung des ATV-Arbeitsblattes<br />

A 128 hinausgehen. So erscheint es ohne weiteres möglich,<br />

als langfristiges Ziel für bestehende Mischsysteme<br />

Entlastungsraten nach niederländischem Vorbild anzustreben,<br />

also rund 10 % der Mischwasserabflüsse statt<br />

der bisher nach [1] üblichen rund 40 %. Bei den Überlaufzahlen<br />

erscheint eine Zielgröße von durchschnittlich<br />

5–10 Ereignissen möglich statt der bisherigen 45–55<br />

pro Jahr.<br />

Es wäre wünschenswert, wenn bei der dringend notwendigen<br />

Formulierung von bundesweit gültigen Zielen<br />

und Anforderungen an die Regen- und Mischwassereinleitungen<br />

in Gewässer, die nach § 23 WHG erforderlich<br />

sind, solche in die Zukunft reichenden Aspekte<br />

berück<strong>sich</strong>tigt würden.<br />

Literatur<br />

[1] Arbeitsblatt ATV-A 128: Richtlinien für die Bemessung und<br />

Gestaltung von Regenentlastungsanlagen in Mischwasserkanälen,<br />

1992.<br />

[2] Statistisches Bundesamt (2004): Fachserie 19 Reihe 2.1,<br />

Umwelt, Öffentliche <strong>Wasser</strong>versorgung und <strong>Abwasser</strong>beseitigung.<br />

[3] Sieker, F., Koopmann, C., Mertsch, V., Sieker, H., Sommer, H.,<br />

Voorhove, J. und van Wieringen, H.: Vergleich der deutschen<br />

und niederländischen Standards, der Technik und der Kosten<br />

bei der Niederschlagswasserableitung und -behandlung.<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> 140 (1999) Nr. 10, S. 684-692.<br />

[4] Brombach H.J. und Wöhrle C.: Gemessene Entlastungstätigkeit<br />

von Regenüberlaufbecken. Korrespondenz <strong>Abwasser</strong> 44<br />

(1997), Nr. 1.<br />

[5] DWA-Themen: Arbeitsbericht: Abkoppelungsmaßnahmen<br />

in der Stadtentwässerung, 2007.<br />

Eingereicht: 26.03.2011<br />

Korrektur: 29.04.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Autor<br />

Univ.-Prof. a.D. Dr.-Ing. Friedhelm Sieker<br />

E-Mail: F. Sieker@t-online.de |<br />

Heinrich-Beensen-Straße 1 |<br />

D-30926 Seelze<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 621


FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Probenahme- und Analyseverfahren<br />

zur kostengünstigen Überwachung von<br />

Arzneimittelwirkstoffen im <strong>Abwasser</strong><br />

Fachbeitrag zum vom BMWi geförderten Forschungsprojekt der<br />

GBA Gesellschaft für Bioanalytik Hamburg mbH<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung, Probenahme, Analyseverfahren, Arzneimittelwirkstoffe,<br />

Personal-Care-Produkte, Röntgenkontrastmittel<br />

Ralf Murzen und Constance Zehle<br />

Im Rahmen eines vom BMWi geförderten Forschungsprojektes<br />

wurden von der GBA Gesellschaft für Bioanalytik<br />

Hamburg mbH Probenahme- und Analyseverfahren<br />

entwickelt und erprobt, die es ermöglichen,<br />

in der <strong>Abwasser</strong>kanalisation Arzneimittelwirkstoffe,<br />

Röntgenkontrastmittel sowie Moschusverbindungen<br />

effizient nachzuweisen und durch die Abbildung des<br />

Abflussgeschehens einem Eintragspfad zuzuordnen.<br />

Vorteil des Verfahrens ist der deutlich geringere<br />

Aufwand für die Probenahme. So<strong>wohl</strong> die Anreicherungstechnik<br />

als auch die mittlerweile marktfähigen<br />

Analysemethoden stehen nun als kostengünstige<br />

Dienstleistung zum Beispiel für die behördliche Überwachung<br />

oder für Entwässerungsbetriebe zur Verfügung.<br />

Sampling and Analytical Procedure for the Costeffective<br />

Control of Pharmaceuticals in Wastewater<br />

Within a research project, government-funded by<br />

BMWi (Federal Ministry of Economics and Technology),<br />

the GBA (Gesellschaft für Bioanalytik Hamburg)<br />

developed and proved both methods of sampling<br />

and of analysis to demonstrate efficiently pharmaceuticals,<br />

x-ray contrast media and also musk<br />

compounds in wastewater systems and to show the<br />

way of their entries by mapping the effluent proceedings.<br />

Considerable less effort by sampling is an<br />

advantage of this method. The technology of enrichment<br />

as well as merchantable analysis methods are<br />

available as cost-effictive services for official monitoring<br />

by water authorities sewage plants.<br />

1. Einleitung<br />

Pharmakologisch wirksame Substanzen und Wirkstoffe<br />

aus Personal-Care-Produkten rücken aufgrund ihres<br />

Potenzials für die Gefährdung von Grund- und Oberflächengewässern<br />

sowie des Klärschlamms von kommunalen<br />

<strong>Abwasser</strong>anlagen immer mehr in das öffentliche<br />

Interesse. Ein Großteil der genannten Wirkstoffe<br />

gelangt über das <strong>Abwasser</strong> in die Umwelt. Der Eintrag<br />

dieser Substanzen über schadhafte Kanalsysteme, über<br />

Kläranlagenabläufe sowie über den Eintrag in Böden<br />

durch Klärschlammaufbringung ist somit von besonderer<br />

Bedeutung. Das Gesamtziel im Fokus: „Konzeption<br />

und Entwicklung von Analyseverfahren, die in der<br />

<strong>Abwasser</strong>kanalisation mittels Ausbildung von Biofilmen<br />

an spe ziellen Trägermaterialien eine anforderungsgerechte<br />

Analyse des Biofilms zum Nachweis von pharmakologisch<br />

wirksamen Substanzen in Arzneimitteln<br />

sowie von Personal-Care-Produkten ermöglichen sowie<br />

eine repräsentative Dokumentation des <strong>Abwasser</strong>geschehens<br />

und eine gezielte Ursachenforschung zum<br />

Eintrag dieser Stoffe gestatten.“ Das Untersuchungsspektrum:<br />

Die Auswahl von Leitparametern erfolgte<br />

aufgrund einer umfassenden Literaturstudie. Dabei<br />

wurden folgende Hauptkriterien zu Grunde gelegt: eine<br />

überdurchschnittlich hohe Verordnungs- bzw. Verbrauchsmenge<br />

in Deutschland; häufig bzw. hohe nachweisbare<br />

Konzentrationen in Gewässern und/oder ein<br />

nachteiliges Umweltverhalten (z. B. hohe Persistenz,<br />

Polarität, Lipophilie). Auswahl der Einzelsubstanzen:<br />

Arzneimittel gelangen mit den kommunalen Abwässern<br />

in die Kläranlagen und von dort aus in die Oberflächengewässer<br />

und in den Klärschlamm. Ein wichtiger Eintragspfad<br />

ins Grundwasser sind Leckagen in der Kanalisation.<br />

Arzneimittel folgender Gruppen wurden für<br />

die durchzuführenden Untersuchungen ausgewählt:<br />

Antirheumatika (Ibuprofen, Diclofenac), Lipidsenker<br />

(Clofibrinsäure, Bezafibrat), Antiepileptika (Carbamazepin),<br />

Betablocker (Metroprolol, Sotalol), Analketika<br />

(Phenazon, Propyphenazon), Antibiotika (Erythromycin,<br />

Sulfamethoxazol).<br />

Juni 2011<br />

622 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

Röntgenkontrastmittel (RKIM) gelangen vor allem<br />

über Krankenhausabwässer sowie mit dem Einsatz in<br />

Facharztpraxen über die Kanalisation in die Gewässer.<br />

Problematisch ist vor allem deren hohe biochemische<br />

Stabilität, die dazu führt, dass RKM nahezu ubiquitär in<br />

deutschen Gewässern auftreten. Hier wurde Iopamidol<br />

als Leitsubstanz ausgewählt.<br />

Personal-Care-Produkte z. B. (Moschusverbindungen):<br />

Insgesamt werden weltweit etwa 8000 t synthetische<br />

Moschusverbindungen pro Jahr produziert. Eingesetzt<br />

werden diese künstlichen Duftstoffe in Haushaltsreinigern,<br />

Kosmetika, Waschmitteln, Seifen, Shampoos,<br />

Parfüms, Räucherstäbchen u. s. w. Wegen seines hohen<br />

Preises wird Muscon, der Hauptbestandteil des natürlichen<br />

Moschusduftes, dabei häufig durch synthetische<br />

Moschusverbindungen ersetzt. Hierunter fallen die<br />

chemischen Verbindungsklassen „Nitromoschusverbindungen<br />

(NM)“ (alkylierte Nitrobenzole mit zwei oder<br />

drei Nitrogruppen) und „Polyzyklische Moschusverbindungen<br />

(PCM)“ (alkylierte Tetralin- oder Indansysteme).<br />

2. Auswahl und Konstruktion der<br />

Anreicherungskörper<br />

Die Ausbringung von Aufwuchskörpern zur Bildung von<br />

Biofilmen ist nicht neu. Zum Zeitpunkt der Antragstellung<br />

waren verschiedene Methoden bekannt. So wurde<br />

ein Anreicherungsbehälter zum Patent angemeldet.<br />

Dieser Behälter besteht aus einem gelochten Edelstahlzylinder,<br />

in dem verschiedene Füllkörper (z. B. Glasperlen<br />

oder verschiedene Granulate) eingebracht werden,<br />

an denen <strong>sich</strong> dann der Biofilm ausbilden soll. Andere<br />

Hersteller bieten mit Schaumstoff gefüllte Kunststoffzylinder<br />

an. Bei diesen Systemen soll <strong>sich</strong> an der Oberfläche<br />

der Schaumstofffüllung im Innern des Zylinders<br />

ein Biofilm ausbilden. Entscheidender Nachteil dieser<br />

Aufwuchskörper ist die mangelnde Praxistauglichkeit.<br />

Die <strong>Abwasser</strong>ströme kommunaler Kanalsysteme zeichnen<br />

<strong>sich</strong> unter anderem zum Teil durch hohe Fließgeschwindigkeiten<br />

und eine große Fracht an Festkörpern<br />

wie beispielsweise Toilettenpapier, Hygieneartikel und<br />

sonstige Feststoffe aus. Diese Umstände führen oftmals<br />

dazu, dass <strong>sich</strong> auf dem <strong>Abwasser</strong>strom aufschwimmende<br />

Feststoffe an den Aufwuchskörper ansammeln<br />

und ein Kontakt <strong>Abwasser</strong>-Anreicherungsfläche eingeschränkt<br />

bzw. unmöglich gemacht wird. In vielen Fällen<br />

ist zu beobachten, dass die Aufwuchskörper durch Verzopfungen<br />

so groß und schwer werden, dass sie vom<br />

Be festigungsseil abgerissen werden, was zu Aufstauungen<br />

im Kanal führen kann. Durch Verzopfungen wird die<br />

Kontaktfläche zwischen <strong>Abwasser</strong> und Anreicherungskörper<br />

mehr und mehr verringert, so dass schließlich<br />

kein Biofilm mehr ausgebildet werden kann.<br />

2.1 Anreicherungskörper der ersten Generation<br />

Um die vorstehend beschriebenen Mängel zu vermeiden,<br />

wurden Feldversuche mit verschiedenen<br />

Schwimm- und Tauchkörpern durchgeführt. Ziel dieser<br />

Vorversuche war es, die Praxistauglichkeit erstens<br />

bezüglich der Robustheit, also der Widerstandsfähigkeit<br />

gegenüber dem Einfluss des <strong>Abwasser</strong>stroms zu testen<br />

sowie zweitens die quantitative und qualitative Biofilmausbildung<br />

zu untersuchen.<br />

Mehrere Varianten verschiedener Testkörper wurden<br />

dem Praxistest unterzogen (Boje, Stromlinienkörper,<br />

„Aqua-Nudel“, Kunststoffnetz mit Füllkörper und Kunststoffscheiben),<br />

welche <strong>sich</strong> aus unterschiedlichsten<br />

Gründen als ungeeignet erwiesen.<br />

2.2 Anreicherungskörper der zweiten Generation<br />

Als Konsequenz aus den schlechten Erfahrungen mit<br />

den Aufwuchskörpern der ersten Generation wurden<br />

Oberflächen untersucht, die im <strong>Abwasser</strong>strom kein<br />

Hindernis für <strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffe bilden. Im ersten<br />

Ansatz wurden Bündel aus Kunststoffseilen in einen<br />

<strong>Abwasser</strong>kanal gehängt. Vorteil dabei war, dass die im<br />

<strong>Abwasser</strong>strom frei hängenden einzelnen Seile den sie<br />

umfließenden Feststoffen „ausweichen“ und <strong>sich</strong> so<br />

keine Verzopfungen bilden können. Allerdings war die<br />

Ausbeute an Biofilm nicht so hoch, dass man nach einer<br />

<strong>Wo</strong>che Expositionsdauer ausreichende Mengen Probenmaterial<br />

hätte „ernten“ können.<br />

Parallel zu den GBA-Versuchen mit den verschiedenen<br />

Aufwuchskörpern veröffentlichten GENUIT und<br />

BLOCK einen Erfahrungsbericht mit Kunststofffolienstreifen,<br />

die normalerweise als Trägermaterialien für<br />

Tropfkörperanlagen eingesetzt werden. Hierbei handelt<br />

es <strong>sich</strong> um das Produkt SESSIL® der Firma Norddeutsche<br />

Seekabelwerke GmbH, Nordenham. SESSIL® ist ein in<br />

Tropfkörpern abgehängtes streifenförmiges Trägermaterial<br />

mit aufgespritztem und verstärkendem Kunststofffaden.<br />

In der Anwendung als Trägermaterial in<br />

Tropfkörperanlagen hat <strong>sich</strong> dieses Material bereits hin<strong>sich</strong>tlich<br />

der Ausbildung von Biofilm bewährt.<br />

Basierend auf den Erfahrungen der Stadt Bielefeld<br />

wurden umgehend eigene Versuche mit dem Produkt<br />

SESSIL® begonnen. Von den etwa zwei Meter langen<br />

Folienstreifen wurden etwa zehn Stück zu einem Bündel<br />

verknotet und mit einem Seil oder einer Kette, welche<br />

am Kanaldeckel oder an Eisenstiegen im Schacht befestigt<br />

wurden, in den Kanal gehängt. Personal muss dabei<br />

nicht in den <strong>Abwasser</strong>kanal einsteigen. Die Folienstreifen<br />

schwimmen auf dem <strong>Wasser</strong> auf und stellen kein<br />

Hindernis für im <strong>Abwasser</strong> befindliche Feststoffe dar. Das<br />

Material ist robust und zeigte gegenüber den verschiedenen<br />

Einflüssen des <strong>Abwasser</strong>stroms ideale Eigenschaften.<br />

Bei keinem der insgesamt sechs an unterschiedlichen<br />

Stellen exponierten Folienstreifenbündel<br />

waren Verstopfungen oder sonstige Ansammlungen<br />

von Feststoffen zu beobachten. Eine Ausbildung von<br />

Biofilm ließ <strong>sich</strong> bereits nach wenigen Tagen feststellen.<br />

Für den Routineeinsatz ist es wichtig, eine so kurz<br />

wie mögliche Expositionszeit für die Bildung aus-<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 623


FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Bilder 1 bis 4.<br />

Bündel von Folienstreifen aus SESSIL ® verzopfen nicht,<br />

weil sie oben auf dem <strong>Abwasser</strong>strom schwimmen.<br />

So kann <strong>sich</strong> problemlos ausreichend Biofilm bilden.<br />

reichender Mengen an Biofilm zu kennen. Diese Mindestdauer<br />

ist die kürzeste Zeit, in der man das Abflussgeschehen<br />

an einer Entnahmestelle abbilden kann. Um<br />

die Geschwindigkeit zu dokumentieren, mit dem Biofilmwachstum<br />

auf den Anreicherungskörpern stattfindet,<br />

wurden zwei Folienstreifenbündel in zwei <strong>Abwasser</strong>sammler<br />

eingebracht. Anschließend wurde im<br />

Abstand von ein bis zwei Tagen jeweils vier Folienstreifen<br />

der Bündel abgeerntet und dann das Gewicht<br />

des Biofilms bestimmt. Nach einem Tag konnten 0,3 g<br />

bzw. 0,5 g Biofilm an den Sammlern bestimmt werden,<br />

am dritten Tag wurden 1,5 g bzw. 1,9 g Biofilmanreicherung<br />

festgestellt, am fünften Tag wurden 2,8 g bzw.<br />

3,2 g und am siebten Tag 5,5 g und 6,0 g „abgeerntet“<br />

( Bilder 1 bis 4).<br />

3. Probenahmeverfahren<br />

3.1 Probenaufarbeitung<br />

Für die Aufbereitung wurde eine aus dem Bereich der<br />

<strong>Abwasser</strong>-Analytik bekannte LC-MS/MS Methode im<br />

Rahmen von Laborversuchen an die hier vorhandene<br />

Biofilmmatrix angepasst. Die nach Abschluss der<br />

Methodenentwicklung ermittelten Verfahrenskenndaten<br />

lieferten im Hinblick auf die Reproduzierbarkeit und<br />

Präzision zufriedenstellende Ergebnisse.<br />

Moschusverbindungen werden aus Proben unter<br />

Verwendung von internen deuterierten Standards mit<br />

Lösemitteln extrahiert und einem zweistufigen cleanup<br />

unterzogen. Die Messung erfolgt mittels GC-MS (EI).<br />

3.2 Probenkampagnen<br />

3.2.1 Untersuchungen im Zulauf der Kläranlage<br />

Hannover-Herrenhausen<br />

Nach der Validierung der Analysenmethoden wurden<br />

zum Einstieg in die praktische Anwendung zunächst<br />

<strong>Abwasser</strong>- und Sielhautproben im Zulauf der Kläranlage<br />

Hannover-Herrenhausen entnommen. In dieser Kläranlage<br />

wird ein Großteil des in Hannover anfallenden<br />

<strong>Abwasser</strong>s aufbereitet. Die Folienstreifenbündel wurden<br />

hierzu hinter dem Sandfang im <strong>Abwasser</strong>strom<br />

sieben Tage exponiert. Parallel dazu wurden mit den vor<br />

Ort vorhandenen automatischen <strong>Abwasser</strong>probenehmern<br />

pro Tag jeweils zwölf 2-h-Mischproben entnommen.<br />

Aus einigen Aliquoten dieser zwölf Einzelproben<br />

wurde jeweils eine Tagesmischprobe hergestellt und<br />

der Analytik zugeführt. Die Untersuchungen der Ab -<br />

wassertagesmischproben hatten den Zweck, eine<br />

Bestandsaufnahme im Hinblick auf Art und Menge der<br />

im <strong>Abwasser</strong> befindlichen Arzneimittelwirkstoffe durchzuführen.<br />

Im zweiten Schritt wurde die im gleichen<br />

Zeitraum „gewachsene“ Sielhaut untersucht und die<br />

hier ermittelten Konzentrationen denen im <strong>Abwasser</strong><br />

gegenüber gestellt. Diese Untersuchungen sollten Informationen<br />

über gegebenenfalls vorhandene Unterschiede<br />

im Anreicherungsverhalten oder sonstige<br />

Besonderheiten liefern. Insgesamt wurden vier solcher<br />

Kampagnen durchgeführt.<br />

Juni 2011<br />

624 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

3.2.2 Untersuchungen im Stadtgebiet<br />

von Hannover<br />

Basierend auf den Ergebnissen der Vorversuche wurden<br />

in Absprache mit Vertretern der Stadtentwässerung<br />

Hannover an insgesamt acht Entnahmestellen Feldversuche<br />

durchgeführt. Bei der Auswahl der Entnahmepunkte<br />

wurden neben Einzugsgebieten ohne Besonderheiten<br />

auch drei Probenahmestellen ausgewählt, bei<br />

denen im Vergleich zu den übrigen Stellen Unterschiede<br />

in der <strong>Abwasser</strong>beschaffenheit bezüglich der Konzentration<br />

der Zielsubstanzen zu erwarten waren. Für die<br />

Durchführung der Probenahmekampagnen wurden die<br />

Anreicherungskörper über einen Zeitraum von sieben<br />

Tagen im Kanal exponiert. Im Rahmen der zweiten Kampagne<br />

wurde zum Zeitpunkt der „Ernte“ jeweils eine<br />

<strong>Wasser</strong>probe als Stichprobe entnommen und ergänzend<br />

analysiert.<br />

4. Analyse-Ergebnisse<br />

4.1 Arzneimittel und Röntgenkontrastmittel<br />

(<strong>Abwasser</strong>proben Zulauf KA Herrenhausen)<br />

Mittels automatischem Probenehmer wurden in vier<br />

Zeiträumen jeweils eine <strong>Wo</strong>che lang von 12 2 h MP<br />

24 h-Mischproben gewonnen und anschließend gemäß<br />

den genannten Methoden analytisch untersucht.<br />

Die Ergebnisse der <strong>Abwasser</strong>untersuchungen mit<br />

Ausnahme des Röntgenkontrastmittels Iopamidol zeigen,<br />

dass die Schwankungsbreite der Konzentrationen<br />

im <strong>Wo</strong>chenverlauf sehr gering ausgeprägt ist. Exemplarisch<br />

hierfür steht die Tabelle 1 mit dem Wirkstoff Carbamazepin.<br />

Als Gründe sind die weit verbreitete Anwendung<br />

der hier untersuchten Wirkstoffe sowie das große<br />

Einzugsgebiet der Kläranlage zu vermuten. Im Zuge<br />

aller vier Kampagnen war eine drastische Abnahme<br />

des Wirkstoffes Iopamidol an den <strong>Wo</strong>chenenden zu<br />

Tabelle 1. Carbamazepin in μg/L im Zulauf der KA Herrenhausen.<br />

23.09.–30.09.09 15.11.–22.11.09 22.11.–29.11.09 26.01.–02.02.10<br />

24 h MP – Mi/ Do 2,20 1,20 1,10 1,10<br />

24 h MP – Do/ Fr 2,20 0,80 0,90 1,00<br />

24 h MP – Fr/ Sa 2,10 1,20 0,90 1,10<br />

24 h MP – Sa/ So 2,00 1,20 1,00 0,94<br />

24 h MP – So/ Mo 2,00 1,10 1,10 0,94<br />

24 h MP – Mo/ Di 2,10 1,10 1,00 1,10<br />

24 h MP – Di/ Mi 1,80 1,20 1,10 0,97<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 625


FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Tabelle 2. Iopamidol in μg/L im Zulauf der KA Herrenhausen.<br />

23.09.–30.09.09 15.11.–22.11.09 22.11.–29.11.09 26.01.–02.02.10<br />

24 h MP – Mi/ Do 21,40 1,70 8,80 5,50<br />

24 h MP – Do/ Fr 18,70 < 0,10 7,80 4,60<br />

24 h MP – Fr/ Sa 20,30 1,90 1,80 4,60<br />

24 h MP – Sa/ So 2,60 0,70 3,10 2,10<br />

24 h MP – So/ Mo < 1,00 0,14 5,20 0,40<br />

24 h MP – Mo/ Di 13,00 1,38 0,82 5,40<br />

24 h MP – Di/ Mi 15,50 1,20 8,50 16,00<br />

µg/Kg bzw. µg/L<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Carbamazepine<br />

Diclofenac<br />

beobachten, was auf das reduzierte Emissionsgeschehen<br />

aus Arztpraxen und Krankenhäusern zurückzuführen<br />

ist (Tabelle 2). Das festgestellte stabile Konzentrationsniveau<br />

aller anderen Stoffe bot eine gute Voraussetzung<br />

zur Ermittlung des Anreicherungsverhaltens<br />

der einzelnen Wirkstoffe.<br />

4.2 Biofilmproben Zulauf KA Herrenhausen<br />

Parallel zu <strong>Abwasser</strong>mischproben wurden Biofilme<br />

jeweils eine <strong>Wo</strong>che lang im Ablauf des Sandfangs der<br />

Kläranlage Herrenhausen angereichert und anschließend<br />

analytisch untersucht. Die im Zulauf der Kläranlage<br />

Herrenhausen gefundenen Arzneimittelkonzentrationen<br />

sowie die Konzentrationen von Iopamidol<br />

(Röntgenkontrastmittel) sind nachfolgend (Bild 5) grafisch<br />

dargestellt.<br />

Für einige Arzneimittel, für die mehrere Positivbefunde<br />

im Biofilm respektive im <strong>Wasser</strong> vorlagen, sind die<br />

Verhältnisse der im Biofilm gefundenen Konzentrationen<br />

im Vergleich zu den Konzentrationen im <strong>Wasser</strong><br />

zusammengestellt (Anreicherungsfaktor). Es wird deutlich,<br />

dass für einige Substanzen (Diclofenac, Carbamazepin,<br />

Metoprolol) offen<strong>sich</strong>tlich eine stärkere Anreicherung<br />

stattfindet als für andere untersuchte Substanzen.<br />

Ibuprofen<br />

Iopamidol<br />

Metoprolol<br />

Sotalol<br />

Bezafibrat<br />

Clofibrinsäure<br />

Erythromycin<br />

Phenazon<br />

<strong>Wasser</strong><br />

Biofilm<br />

Bild 5. Mittelwerte der im Zulauf der KA Herrenhausen gefundenen<br />

Konzentrationen von Arznei- und Röntgenkontrastmitteln.<br />

Propyphenazon<br />

Sulfamethoxazol<br />

Beim Wirkstoff Carbamazepin ist so<strong>wohl</strong> eine Anreicherung<br />

als auch eine gute Proportionalität zu den im <strong>Wasser</strong><br />

gefundenen Konzentrationen festzustellen. Ähnliches<br />

gilt für die Wirkstoffe Diclofenac und Metoprolol,<br />

wobei bei Metoprolol der mit Abstand höchste Anreicherungseffekt<br />

auftritt. Generell kann festgestellt<br />

werden, dass alle Wirkstoffe mit Positivbefunden im<br />

<strong>Wasser</strong> auch im Biofilm quantifizierbar sind.<br />

4.3 Fettanreicherung<br />

Bei der Entnahme der Anreicherungskörper fiel auf, dass<br />

an den verschiedenen Probenahmestellen offen<strong>sich</strong>tlich<br />

eine unterschiedlich starke Fettanreicherung auf<br />

dem Trägermaterial stattgefunden hatte. Als Grund<br />

hierfür ist die <strong>Abwasser</strong>zusammensetzung anzusehen.<br />

So kam es beispielsweise im Übergabeschacht der MHH<br />

(Medizinische Hochschule Hannover) nur zu geringen<br />

Fettanreicherungen, während die Fettanreicherung am<br />

Trägermaterial im Schacht Eilenriede/Kleefeld sehr stark<br />

war. So wurden an den vier Stellen, an denen während<br />

der zweiten Probenahmekampagne (26.01.– 02.02.10)<br />

starke bis sehr starke Fettanreicherungen an den Anreicherungskörpern<br />

beobachtet wurden (Eilenriede/Kleefeld,<br />

Kreisel Karl-Wiechert-Allee, Im Othfelde/Daimlerstraße<br />

sowie Hebbelstraße/Stormstraße) deutlich<br />

erhöhte Konzentrationen von Carbamazepin, Ibuprofen,<br />

Metoprolol, Clofibrinsäure und Phenazon im Vergleich<br />

zu den übrigen fünf Probenahmestellen im Stadtgebiet<br />

gefunden. Aus den Ergebnissen der Biofilmuntersuchungen<br />

im Stadtgebiet lassen <strong>sich</strong> folgende Interpretationen<br />

und Schlussfolgerungen ableiten:<br />

Für alle Wirkstoffe kann ein ähnliches Anreicherungsverhalten<br />

wie im Zulauf der Kläranlage festgestellt<br />

werden.<br />

Für das Röntgenkontrastmittel Iopamidol konnte im<br />

Rahmen beider Kampagnen gezeigt werden, dass es<br />

punktuell im Stadtgebiet Hannover emittiert wird.<br />

So war dieses an der Stelle „Gewerbegebiet Vahrenheide“<br />

weder im <strong>Wasser</strong> noch im Biofilm nachweisbar.<br />

Im <strong>Abwasser</strong> der MHH wurden hingegen erhöhte<br />

Konzentrationen im <strong>Wasser</strong> und im Biofilm ermittelt.<br />

Aufgrund einer unterschiedlichen <strong>Abwasser</strong>zusammensetzung<br />

(z. B. hohe Fettgehalte) können die<br />

Juni 2011<br />

626 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

Anreicherungsfaktoren stark schwanken, demzufolge<br />

sind aufgrund der in den Biofilmen ermittelten<br />

Konzentrationen keine direkten Rückschlüsse auf<br />

<strong>Abwasser</strong>konzentrationen zulässig.<br />

Für den Wirkstoff Phenanzon war ein exorbitant<br />

hoher Anreicherungsfaktor zu beobachten, dessen<br />

Ursache nur im hohen Fettgehalt des <strong>Wasser</strong>s und<br />

des Biofilms vermutet werden kann. Hier besteht<br />

weiterer Untersuchungsbedarf.<br />

Ähnlich wie bei einigen Arzneimitteln wurde auch<br />

bei den beiden Moschusverbindungen HHCB und AHTN<br />

eine starke Neigung, <strong>sich</strong> in fetthaltigen Biofilmen anzureichern,<br />

festgestellt. Weiterhin zeigte <strong>sich</strong>, dass es im<br />

Vergleich zu den Arzneimitteln bei den Moschusverbindungen<br />

zu einer deutlich höheren Anreicherung im<br />

Biofilm kam (Bild 6).<br />

µg/Kg<br />

25 000<br />

20000<br />

15 000<br />

10 000<br />

5 000<br />

0<br />

Eitenriede / Kleefeld Schacht 703<br />

KA Herrenhausen nach Sandfang<br />

<strong>Wo</strong>hngebiet Stahlkamp, Pumpwerk<br />

Im Othfelde / Daimlerstr., Schacht 139<br />

Kreisel Karl-Wiechert-Allee Bauwerk 105<br />

Laatzen Stadtgrenze, Schacht 113<br />

Gewerbegebiet Vahrenheide Zulauf Pumpwerk<br />

5. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Im Rahmen des Projektes konnten für alle ausgewählten<br />

Arzneimittelwirkstoffe und Personal-Care-Produkte<br />

(Moschusverbindungen) so<strong>wohl</strong> für <strong>Abwasser</strong> als auch<br />

für die Matrix Biofilm geeignete Analysemethoden entwickelt<br />

und validiert werden. Nach ausgiebigen Voruntersuchungen<br />

und Tests mit verschiedenen Aufwuchskörpern<br />

wurde im Projektzeitraum ein Verfahren<br />

publiziert, bei dessen Durchführung ein Trägermaterial<br />

für Tropfkörper eingesetzt wird (Folienstreifen). Dieses<br />

Material erwies <strong>sich</strong> auch im Rahmen der GBA Untersuchungen<br />

als das am besten geeignete Verfahren. Nachdem<br />

ein geeignetes Anreicherungsverfahren verfügbar<br />

war, wurden im Rahmen einer ersten Stufe Untersuchungen<br />

im Zulauf einer kommunalen Kläranlage<br />

durchgeführt. Im Rahmen dieser Erhebung wurde<br />

dokumentiert, dass für die Zielkomponenten ein<br />

Zusammenhang zwischen der Existenz im <strong>Abwasser</strong><br />

und der Anreicherung im Biofilm besteht.<br />

In der zweiten Stufe wurden die Untersuchungen auf<br />

acht Stellen im Stadtgebiet Hannover ausgedehnt.<br />

Dabei zeigte <strong>sich</strong> jedoch, dass <strong>sich</strong> aufgrund unterschiedlicher<br />

<strong>Abwasser</strong>zusammensetzung (fetthaltiges<br />

<strong>Abwasser</strong>) und daraus resultierender unterschiedlicher<br />

Wachstumsbedingungen für Bakterien in Bezug auf Art<br />

und Menge unterschiedliche Biofilme herausbilden. Aus<br />

diesem Grund waren keine direkten Rückschlüsse aus<br />

der Konzentration eines Wirkstoffes im Biofilm auf die<br />

Konzentration im <strong>Abwasser</strong> möglich.<br />

Andere Autoren haben in der Vergangenheit ähnliche<br />

Erfahrungen gemacht. Dennoch ist eine Lokalisierung<br />

von Eintragsquellen in <strong>Abwasser</strong>teilströmen für<br />

einzelne Substanzen durch den Vergleich mit unbelasteten<br />

Teilströmen möglich. Im Zuge dieses GBA Projektes<br />

zeigte <strong>sich</strong> dies insbesondere für den Wirkstoff Iopamidol,<br />

der im <strong>Abwasser</strong> der Medizinischen Hochschule<br />

Hannover (MHH) in erhöhter Konzentration, im restlichen<br />

Stadtgebiet reduziert und in einem rein gewerblich/<br />

industriell geprägten <strong>Abwasser</strong>teilstrom (Vahrenheide)<br />

nicht nachweisbar war.<br />

Im Rahmen einer möglichen Durchführung von<br />

Monitorings in Bezug auf Arzneimittelwirkstoffe und<br />

gegebenenfalls andere organische Schadstoffe wäre die<br />

hier eingesetzte Methode zur Gewinnung von Biofilmproben<br />

(wie bereits in einigen Städten in NRW für<br />

andere Substanzen praktiziert) als Dauerüberwachung<br />

denkbar. So könnten beispielsweise die im Rahmen dieses<br />

Projektes der GBA für die Analytik von Arzneimittelwirkstoffen<br />

erprobten Aufwuchskörper an markanten<br />

Stellen der Kannalisation permanent eingebracht und<br />

regelmäßig beprobt werden. Chemische Analytik wäre<br />

lediglich im Bedarfsfall beispielsweise bei Störfällen,<br />

Verdachtsfällen oder auffälligen Werten im Kläranlagenablauf<br />

bzw. im Klärschlamm notwendig. Entscheidender<br />

Vorteil hierbei wäre die Möglichkeit einer retrospektiven<br />

Betrachtung des Abflussgeschehens im Bezug auf<br />

den auffälligen Parameter und eine Rückverfolgbarkeit<br />

der vorhandenen Eintragsquelle.<br />

Im Ergebnis zeigt das Projekt ein kostengünstiges<br />

Überwachungsinstrument für Städte, Gemeinden, Ab -<br />

wasserverbände oder Gebietskörperschaften, denn da<br />

fast ausschließlich Analysekosten anfallen, ist der Aufwand<br />

für die Probenahme im Vergleich zum Aufwand<br />

für die chemische Analytik vernachlässigbar gering. Vor<br />

dem Hintergrund gesetzlicher Grundlagen (EU-WRRL,<br />

novellierte Klärschlammverordnung) werden praktikable<br />

Methoden zur Probenahme und Analyse in Zukunft<br />

immer mehr in den Fokus rücken.<br />

Literatur<br />

ISA, RWTH Aachen und IWW Abschlussberichte: „Senkung des<br />

Anteils organischer Spurenstoffe in der Ruhr durch zusätzliche<br />

Behandlungsstufen auf kommunalen Kläranlagen ‒ Gütebetrachtungen“<br />

Vergabe-Nr. 07/111.1 (IV-7-042 1 D 7) und<br />

Hebbelstr. / Stormstr. Schacht 151<br />

Galaxolid (HHCB)<br />

Tonalid (AHTN)<br />

MHH Übergabeschacht Stadtfelddamm<br />

Bild 6. Moschusverbindungen, wie HHCB und AHTN, neigen dazu, <strong>sich</strong><br />

in fetthaltigen Biofilmen anzureichern.<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 627


FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

„Senkung des Anteils organischer Spurenstoffe in der Ruhr<br />

durch zusätzliche Behandlungsstufen auf kommunalen Kläranlagen<br />

‒ Kostenbetrachtungen“ Vergabe-Nr. 07/111.2 (IV-7-<br />

042 1 D 6), 2008.<br />

Ternes, T., Hirsch, R., Stumpf, M., Eggert, T., Schuppert, B. und Haberer,<br />

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Hessen. Arzneimittelbericht Südhessen 1996–2000, 2005.<br />

Freistaat Sachsen, Landesamt für Umwelt und Geologie: Arzneimittelwirkstoffe<br />

in Gewässern und <strong>Abwasser</strong>einleitungen<br />

Sachsens, 2006.<br />

Huschek, G. und Krengel, D.: Mengenermittlung und Systematisierung<br />

von Arzneimittelwirkstoffen im Rahmen der Umweltprüfung<br />

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Seitz, W., Weber, W., Flottmann, D. und Schulz, W.: Lodierte Röntgenkontrastmittel<br />

in Oberflächen-, Grund- und Trinkwasser. CLB<br />

Chemie in Labor und Biotechnik 55 (2004) Nr. 12, S. 456-460.<br />

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und deren Verhalten und Verbleib in der Umwelt. LANUV-<br />

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DRO-4,6,6,7,8,8-HEXAMETHYLCYCLOPENTA-y-2-BENZOPYRAN<br />

(1,3,4,6,7,8-HEXAHYDRO-4,6,6,7,8,8-HEXAMETHYLIN-DEN[5,6-<br />

C]PYRAN - HHCB); final report, Netherlands 2008<br />

AHTN: 1-5,6,7,8-TETRAHYDRO-3,5,6,8,8-HEXAMETHYL)ETHAN-1-<br />

ONE (AHTN); CAS No: 1506-02-1 or 21145-77-7; EINECS<br />

No: 216-133-4 or 244-240-6<br />

FINAL APPROVED VERSION 2008<br />

musk xylene: 5-TERT-BUTYL-2,4,6-TRINITRO-M-XYLENE(MUSK<br />

XYLENE); CAS No: 81-15-2 EINECS No: 201-329-4; SUMMARY<br />

RISK ASSESSMENT REPORT; Final report, 2005<br />

The Netherlands<br />

5-TERT-BUTYL-2,4,6-TRINITRO-M-XYLENE(MUSK XYLENE); CAS No:<br />

81-15-2 EINECS No: 201-329-4; SUMMARY RISK ASSESSMENT<br />

REPORT; Final approved report, 2008 The Netherlands<br />

musk ketone<br />

4’TERT-BUTYL-2’,6’-DIMETHYL-3’5’-DINITROACETOPHENONE<br />

(MUSK KETONE) CAS No: 81-14-1; EINECS No: 201-328-9; RISK<br />

ASSESSMENT 2005<br />

EU (2003) Directive 2003/36/EC of the European Parliament and of<br />

the Council of 26 May 2003, amending, for the 25th time,<br />

Council Directive 76/769/EEC on the approximation of the<br />

laws, regulations and administrative provisions of the Member<br />

States relating to restrictions on the marketing and use of certain<br />

dangerous substances and preparations (substances classified<br />

as carcinogens, mutagens or substances toxic to reproduction<br />

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partition coefficients (of KOW), 2002. http://srcinc.com/whatwe-do/environment.aspx<br />

Umweltbundesamt Österreich: Arzneimittelwirkstoffe im Zu- und<br />

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Arbeitsgemeinschaft für die Reinhaltung der Elbe. Arzneistoffe in<br />

Elbe und Saale, 2003.<br />

Ternes, R. A.: Occurrence of drugs in German sewage treatment<br />

plants and rivers. Wat. Res. 32 (1998), p. 3245–3260.<br />

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt: Arzneistoffe in Zuund<br />

Abläufen von kommunalen Kläranlagen des Landes Sachsen-Anhalt,<br />

2002–2004.<br />

Möhle, E., Horvath, S., Merz, W. und Metzger, J. W.: Bestimmung von<br />

schwer abbaubaren organischen Verbindungen – Identifizierung<br />

von Arzneimittelrückständen. Vom <strong>Wasser</strong> 92 (1999),<br />

S. 207–223.<br />

Rohweder, U.: Bund/Länderausschuss für Chemikalien<strong>sich</strong>erheit<br />

(BLAC): Arzneimittel in der Umwelt ‒ Auswertung der Untersuchungsergebnisse.<br />

Hamburg. Herausgeber: Freie und Hansestadt<br />

Hamburg Behörde für Umwelt und Gesundheit, S. 173.<br />

Ternes, T., Hirsch, R., Stumpf, M., Eggert, T., Schuppert, B. und Haberer,<br />

K.: Nachweis und Screening von Arzneimittelrückständen, Diagnostika<br />

und Antiseptika in der aquatischen Umwelt.<br />

Abschlussbericht BMBF Forschungsvorhaben 02WU9567/3.<br />

ESWE-Institut für <strong>Wasser</strong>forschung und <strong>Wasser</strong>technologie<br />

GmbH, S. 234.<br />

Juni 2011<br />

628 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

FACHBERICHTE<br />

Hirsch, R., Ternes, T. A., Haberer, K. und Kratz, K.-L.: Nachweis von<br />

Betablockern und Bronchospasmolytika in der aquatischen<br />

Umwelt. Vom <strong>Wasser</strong> 87 (1996), S. 263–274.<br />

EPA U.S. Environmental Protection Agency: Targeted National<br />

Sewage Sludge Survey Report, 2009.<br />

Carballa, M., Fink, G., Omil, F., Lema, J. M. and Ternes, T.: Determination<br />

of the solid-water distribution coefficient (Kd) for pharmaceuticals,<br />

estrogens and musk fragrances in digested<br />

sludge. Water Research 42 (2008), p. 287–295.<br />

Ternes, T. A., Hermann, N., Bonerz, M., Knacker, T., Siegrist, H. and<br />

Joss, A.: A rapid method to measure the solid-water distribution<br />

coefficient (Kd) for pharmaceuticals and musk fragrances<br />

in sewage sludge. Water Res. 38 (19..) No. 19, p. 4075–4084.<br />

Safety Data Sheet DrugBank.<br />

Radjenocić, A., Jelić, A., Petrović, M. and Barceló, D.: Determination of<br />

pharmaceuticals in sewage sludge by pressurized liquid extraction<br />

(PLE) coupled to liquid chromatography-tandem mass<br />

spectrometry (LC-MS/MS), Analytical and Bioanalytical Chemistry<br />

393 (2009) No. 6–7, p. 1685–1695.<br />

Europäisches Patent Sielhautaufwuchskörper EP 1 707 942 A1.<br />

Veröffentlichung 04.10.2006, Patentblatt 2006/40.<br />

Simonich, St., Begley, L., William, M., Debare, G., Eckhoff and William,<br />

S.: Trace Analysis of Fragrance Materials in Wastewater and<br />

Treatment, Environ. Sci. Technol. 34 (2000) No. 6, p. 959–965.<br />

Gatermann, R., Biselli, S., Hühnerfuss, H., Rimkus, G. G., Hecker, M. and<br />

Karbe, L.: Synthetic musks in the environment. Part 1: Species<br />

-dependant bioaccumulation of the polycylic and nitromusks<br />

fragrances in freshwater fish and mussels. Arch. Environ. Contam.<br />

Toxicol. 42 (2002a), p. 437–446.<br />

Haberer, Th. et. al.: Occurence and distribution of organic contaminants<br />

in the aquatic system in Berlin. Part III: Determination of<br />

synthetic musks in Berlin surface water applying solid-phase<br />

micrioextraction (SPME). Acta Hydrobiol. 27 (1999), p. 150–<br />

156.<br />

Herren, D. and Berset, J. D.: Nitro musks, nitro musk amino metabolites<br />

and polycyclic musks in seweage sludge. Quantitative<br />

determination by HRGC-ion-trap-MS/MS and mass spectral<br />

characterisation of the amino metabolites . Chemosphere 40<br />

(2000), p. 565–574.<br />

Mersch-Sundermann, V., Reinhardt, A. and Emig, M.: Examination of<br />

mutagenicity, genotoxicity, and cogenotoxicity, and cogenotoxicity<br />

of nitro musks in the environment. Zbl. Hyg. 198<br />

(1996), p. 429–442.<br />

OSPAR Commission: Musk xylene and other musks. Hazardous<br />

Substances Series, 2004.<br />

Rimkus, G. and <strong>Wo</strong>lf, M.: Nitro musk fragrances in Biota from freshwater<br />

and marine environment. Chemosphere 30 (1995) No. 4,<br />

p. 641–651.<br />

Rimkus, G. and <strong>Wo</strong>lf, M.: Polycyclic musk fragrances in human adipose<br />

tissue and human milk. Chemosphere 33 (1996) No. 10,<br />

p. 2033–2043.<br />

Genuit, G. und Block, M.: Ermittlung von Einleitern PFT-haltigen<br />

<strong>Abwasser</strong>s durch Untersuchung der Sielhaut. Gewässerschutz-<br />

<strong>Wasser</strong>-<strong>Abwasser</strong>, Band 217.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 01.11.2010<br />

Korrektur: 29.04.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Ralf Murzen<br />

Geschäftsführer<br />

E-Mail: pinneberg@gba-hamburg.de<br />

Constance Zehle<br />

Projektleiterin<br />

E-Mail: c.zehle@gba-hamburg.de<br />

GBA Gesellschaft für Bioanalytik Hamburg mbH |<br />

Standort Pinneberg |<br />

Flensburger Straße 15 |<br />

D-25421 Pinneberg<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 629


FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

Nahrungsmittelproduktion<br />

und Gewässerschutz<br />

Podiumsdiskussion „Landwirtschaft im Fluss – Gewässerschutz in der<br />

kommenden Agrarreform“ am 25. Januar 2011 in Berlin<br />

Nikolaus Geiler<br />

Anlässlich der „Grünen <strong>Wo</strong>che 2011“ hatten das Bundesumweltministerium<br />

(BMU) und das Umweltbundesamt<br />

(UBA) für den 25. Januar 2011 zu einer Tagung über die<br />

wasserwirtschaftlichen Implikationen der anstehenden<br />

Reform der Gemeinsamen Agrarmarktpolitik (GAP) der<br />

EU ins Internationale Congress-Centrum (ICC) nach Berlin<br />

eingeladen. Höhepunkt der Tagung war eine Podiumsdiskussion<br />

zum Thema „Landwirtschaft im Fluss –<br />

Gewässerschutz in der kommenden Agrarreform“.<br />

Zukünftig soll die Agrarförderung stärker an den Belangen<br />

des Umweltschutzes ausgerichtet werden. Für die<br />

Bereitstellung öffentlicher Güter – beispielsweise sauberes<br />

<strong>Wasser</strong> – sollen die Landwirte gezielt entlohnt<br />

werden. In der Berliner Debatte um diesen Reformansatz<br />

wurde zwar viel über „Landwirtschaft“ und wenig<br />

über den „Fluss“ gesprochen. Gleich<strong>wohl</strong> konnten die<br />

Nicht-EU-Agrar-Experten im Auditorium viele neue<br />

Erkenntnisse über die äußerst komplexen Bemühungen<br />

zu einer stärkeren Ausrichtung der GAP auf den Umweltund<br />

Naturschutz mit nach Hause nehmen.<br />

„Zufällig verteilte Brennnesselstreifen“ –<br />

viel Geld für wenig Biodiversität<br />

Prof. Dr. Folkhard Isermeyer vom Johann Heinrich von<br />

Thünen-Institut und Vorsitzender des wissenschaftlichen<br />

Beirats der Bundesregierung für Agrarfragen<br />

wandte <strong>sich</strong> zu Beginn der Debatte zunächst kritisch<br />

dem geplanten „Greening“ der „ersten Säule“ zu. Aus der<br />

ersten Säule werden in der EU die Direktzahlungen für<br />

die Landwirte finanziert. Die Direktzahlungen oder<br />

Grundprämien sollen stärker als bislang an ökologische<br />

Anforderungen gekoppelt werden. Isermeyer stufte dieses<br />

Instrument als wenig zielgenau ein. So sei der Nutzen<br />

„der grün angestrichenen Direktzahlungen“ für den<br />

Klimaschutz in der Landwirtschaft „minimal“. Wenn man<br />

wirklich die Treibhausgasemissionen im Agrarmarktsektor<br />

signifikant senken wolle, müsse man beispielsweise<br />

zielgerichtet den Niedermoorumbruch angehen. Das<br />

Umbrechen der Niedermoorflächen führe zur Freisetzung<br />

großer CO 2 -Mengen. Die pauschalen Grundprämien<br />

seien auch wenig hilfreich, die Stickstoffeinträge<br />

in das Grundwasser zu reduzieren. Die Stickstoffeinträge<br />

wären insbesondere in den Veredelungsregionen<br />

mit hohen Tierbeständen und stark expandierenden<br />

Energiemaisplantagen gravierend. Also müsse man<br />

gezielt in diesen Regionen den Hebel ansetzen. Als<br />

wenig nützlich für mehr Biodiversität stufte Isermeyer<br />

auch die Verknüpfung der Grundprämie mit einer Flächenstilllegung<br />

in der Größenordnung von 10 Prozent<br />

der jeweiligen landwirtschaftlichen Nutzfläche ein. <strong>Wo</strong><br />

der Landwirt diese Flächen stilllege, bleibe in dessen<br />

Belieben gestellt. Das <strong>sich</strong> daraus ergebende „zufällige<br />

Muster“ an Stilllegungsflächen habe voraus<strong>sich</strong>tlich<br />

wenig Wert für die Biodiversität, so die Prognose von<br />

Isermeyer, der sein Verdikt auf die Aussage „Viel Geld für<br />

wenig Biodiversität“ zuspitzte.<br />

In Deutschland koste die erste Säule jährlich 6 Mrd.<br />

Euro, rechnete Isermeyer als nächstes vor. Wenn jetzt im<br />

Rahmen der GAP-Reform vielleicht 2 Mrd. davon für das<br />

„Greening“ verwendet würden, kämen dabei bestenfalls<br />

„willkürlich verteilte Brennnesselstreifen“ heraus. Isermeyer<br />

sprach <strong>sich</strong> dafür aus, stattdessen besser zielgerichtet<br />

500 Mio. Euro für eine erkennbare Verbesserung der Biodiversität<br />

auf tatsächlich geeigneten Flächen zu investieren.<br />

Die eingesparten 1,5 Mrd. könne man dann gegen<br />

das Ausbluten des ländlichen Raums oder für effizienten<br />

Klimaschutz im Agrarsektor ausgeben.<br />

Direktzahlungen:<br />

Gieskanne oder überlebenswichtig<br />

Isermeyer ging sogar soweit, die sukzessive Abschaffung<br />

der ersten Säule zu fordern, da diese nur eine Gieskannenfunktion<br />

habe. Damit stieß er auf Widerstand von<br />

Dr. Martin Scheele von der Europäischen Kommission.<br />

Der Mitarbeiter der Generaldirektion Landwirtschaft<br />

und Ländliche Entwicklung stufte die Direktzahlungen<br />

aus der ersten Säule als „überlebenswichtig“ für die<br />

Mehrheit der Landwirte ein. Ohne diese Grundprämie<br />

wären die Landwirte in EU auf dem Weltagrarmarkt<br />

nicht mehr wettbewerbsfähig. Die Grundprämie müsste<br />

allerdings an Berück<strong>sich</strong>tigung von Öko- und Tierschutzanforderungen<br />

geknüpft werden, postulierte Scheele.<br />

Juni 2011<br />

630 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

FACHBERICHTE<br />

In seinem Statement analysierte Prof. Dr. Manfred<br />

Niekisch vom Sachverständigenrat für Umweltfragen<br />

zunächst den Konflikt, der daraus resultiere, dass <strong>sich</strong> der<br />

Landwirt selbst als autonomen Produzenten sehe – während<br />

er von der Gesellschaft nur noch als abhängiger<br />

Subventionsempfänger betrachtet werde. Ein neues<br />

positives Selbstverständnis der Landwirte müsse <strong>sich</strong><br />

daraus ergeben, dass die Landwirte zahlreiche Ökoleistungen<br />

für die Gesellschaft erbringen würden. Dazu<br />

gehöre, dass auch auf Hochertragsflächen die Einhaltung<br />

von Umweltstandards gewährleistet werden müsse.<br />

Niekisch postulierte, dass die Landwirte ihre Daseinsberechtigung<br />

nicht mehr länger nur in der Produktion<br />

von Lebens- und Futtermitteln sehen dürften. Eine<br />

Neuorientierung hin zur Landschaftspflege sei erforderlich.<br />

Dazu reiche es allerdings nicht, das „diffuse Gewirr“<br />

unterschiedlichster Agrarumweltprogramme der zweiten<br />

Säule in der bisherigen Struktur aufrecht zu erhalten.<br />

„Bauern für sauberes <strong>Wasser</strong>!“<br />

Dr. Helmut Born, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes<br />

wandte <strong>sich</strong> gegen ein Schlechtreden der<br />

ersten Säule: Die erste Säule sei doch schon „gegreent“.<br />

Denn die Direktzahlungen gäbe es nur in voller Höhe,<br />

wenn die Anforderungen aus der „Cross Compliance“<br />

erfüllt würden. Dazu gehöre, dass die Landwirte ein<br />

ganzes Bündel an Tierhaltungs- und Öko-Anforderungen<br />

einhalten müssten. Born unterstrich, dass auch die<br />

Landwirte selbst größtes Interesse an einer intakten<br />

Umwelt hätten: „Wir Bauern haben selbst ein Interesse<br />

daran, dass das <strong>Wasser</strong> sauber bleibt. Wir leiden doch an<br />

der Dioxinfracht der Flüsse auf überschwemmten Weiden!“<br />

Born wandte <strong>sich</strong> des Weiteren gegen eine überbordende<br />

Bürokratie im Gefolge zunehmender Ökoauflagen.<br />

Um die Einhaltung der Cross Compliance-Auflagen<br />

zu bestätigen, müssten die Bauern jetzt schon alljährlich<br />

einen 152-seitigen Katalog ausfüllen.<br />

Auch ein Vertreter des Landvolkes Niedersachsen<br />

befürchtete, dass die Anhebung der Baseline auf jeden<br />

Fall mehr Bürokratie und Kontrolle nach <strong>sich</strong> ziehen<br />

würde. Und wenn erste und zweite Säule stärker verzahnt<br />

würden, „wird <strong>sich</strong> auch die Bürokratie auf noch<br />

höherem Niveau verzahnen!“ Ange<strong>sich</strong>ts dieser Befürchtungen<br />

beteuerte Scheele, dass es der EU-Kommission<br />

ganz gewiss nicht um ein Draufsatteln neuer bürokratischer<br />

Lasten gehe. Die Anforderungen im Cross Compliance-Paket<br />

müssten jedoch „neu sortiert“ werden.<br />

Born unterstrich in seinem Diskussionsbeitrag, dass<br />

bei dem ohnehin schon zu hohen Bürokratielevel ein<br />

weiteres „Draufsatteln“ unzulässig wäre. Der Generalsekrätär<br />

des Bauernverbandes wies zudem darauf hin,<br />

dass es wegen des Finanzmittel-Transfers in die jungen<br />

Beitrittsländer für die deutschen Landwirte weniger<br />

Geld aus der ersten Säule geben wird. Damit werde der<br />

ökonomische Druck auf die deutschen Bauern weiter<br />

zunehmen.<br />

„Keiner kapiert die EU-Agrarmarktpolitik!“<br />

An der Stelle griff Volker Angres, Umweltjournalist beim<br />

ZDF, in die Debatte ein. Angres, der die Diskussionsrunde<br />

moderierte, machte den Insidern den Vorwurf:<br />

„Kein Mensch auf der Straße weiß, wie GAP funktioniert.<br />

Keiner kapiert Bedeutung und Zusammenspiel von erster<br />

und zweiter Säule!“<br />

Das bessere Ineinandergreifen von erster und zweiter<br />

Säule stand allerdings weiterhin im Mittelpunkt der<br />

Insider-Debatte. Dabei forderte Dr. Fritz Holzwarth,<br />

Unterabteilungsleiter <strong>Wasser</strong>wirtschaft im Bundesumweltministerium,<br />

einen stärkeren Einbezug des Gewässerschutzes<br />

in das Instrumentarium der EU-Agarpolitik:<br />

Auch bei einer Flächenstilllegung von zehn Prozent<br />

müsse auf den verbleibenden 90 Prozent <strong>sich</strong>ergestellt<br />

werden, dass dort die Produktion möglichst wenig<br />

umweltschädlich verlaufe. Holzwarth warnte zudem vor<br />

einer naturschutzlastigen Debatte. Bei der GAP-Reform-<br />

Diskussion müssten viel stärker medienübergreifende<br />

Elemente – beispielsweise auch der Gewässerschutz –<br />

berück<strong>sich</strong>tigt werden. Jenseits von Naturschutzbelangen<br />

komme es „auf das Gesamtpaket“ an.<br />

Florian Schöne, Agrarexperte beim Naturschutzbund<br />

(Nabu), wandte <strong>sich</strong> in diesem Zusammenhang dagegen,<br />

dass ökologische Vorrangflächen unbedingt auf<br />

eine Stilllegung und auf eine völlige Herausnahme aus<br />

der landwirtschaftlichen Produktion hinauslaufen müssten.<br />

Für den Vertreter des Nabu kam eine Nutzung unter<br />

extensivierten Bedingungen durchaus in Frage. Wichtig<br />

sei aber eine Verzahnung mit der zweiten Säule. Aus der<br />

zweiten Säule könnten überdurchschnittliche Leistungen<br />

für den Natur- und Gewässerschutz honoriert werden.<br />

Die Grundprämie aus der ersten Säule würde dann<br />

sozusagen als „Flatrate“ fungieren. Und diese Flatrate sei<br />

dann die Voraussetzung um überhaupt in die zweite<br />

Säule zu kommen. Da war <strong>sich</strong> der NABU-Sprecher mit<br />

Nordeifel (Birgel) © Gerd Ostermann<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 631


FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

dem Vertreter des Bauernverbandes zumindest in<br />

soweit einig, dass die zweite Säule zielgerichtet u. a.<br />

auch an den „Problem-Hotspots“ (beispielsweise Nitratproblemgebiete)<br />

investiert werden sollte. Isermeyer forderte<br />

ebenfalls, unter Effizienzge<strong>sich</strong>tspunkten „<strong>sich</strong> mit<br />

der zweiten Säule genau das an Natur- und Gewässerschutz<br />

einzukaufen, was ich zur Problemlösung brauche“.<br />

Scheele erklärte nochmals, dass die EU die Gieskanne<br />

der ersten Säule nicht einfach abschaffen könne. Umso<br />

wichtiger sei es, ökologisch wichtige Vorrangflächen mit<br />

der zweiten Säule zu optimieren. Die Ökobedingungen<br />

der ersten Säule müssten so formuliert werden, dass der<br />

Erhalt von Dauergrünland auf der betrieblichen Ebene<br />

ge<strong>sich</strong>ert bleibe.<br />

Energiepflanzen – ein neues Problemfeld<br />

Born drückte in einem weiteren Debattenbeitrag auch<br />

seine Sorge aus, dass wir mit der stark zunehmenden<br />

Biomasseproduktion geradewegs in ein neues Problemfeld<br />

hineinmarschieren würden. Der aktuelle Anstieg<br />

der Agrarpreise lasse nichts Gutes erahnen. Niekisch griff<br />

diese Argumentation auf und kündigte an, dass der<br />

Sachverständigenrat für Umweltfragen am Folgetag ein<br />

neues Energiekonzept vorlegen würde, in dem Energiepflanzen<br />

überhaupt nicht mehr vorkommen würden.<br />

Biomasseverstromung käme nur noch in Frage, wenn<br />

landwirtschaftliche Abfälle und Landschaftspflegematerial<br />

energetisch genutzt würden. Der Biomasseanbau<br />

in Brasilien sei „eine einzige Katastrophe“. „Biofuel“<br />

sei in Wirklichkeit „Biofoul“ – eine ganz gewaltige Verdummung,<br />

redete <strong>sich</strong> der Vertreter des Umweltsachverständigenrates<br />

in Rage.<br />

Nach der Öffnung der Podiumsdiskussion für das<br />

Auditorium blieb es einer Mitarbeiterin des BMU vorbehalten,<br />

danach zu fragen, wo denn in der Debatte der<br />

Gewässerschutz geblieben wäre. Die BMU-Mitarbeiterin<br />

sprach <strong>sich</strong> dafür aus, die EG-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie in<br />

den Anforderungskatalog der Cross Compliance einzubeziehen.<br />

Holzwarth stimmte diesem Ansinnen zu, was<br />

bei Born wenig Begeisterung auslöste. Eine Implementierung<br />

der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie (WRRL) im Cross<br />

Compliance-Paket würde noch mehr Bürokratiezuwachs<br />

für Landwirte und die Agrarverwaltung nach <strong>sich</strong><br />

ziehen. Als Alternative fordert der DBV-Generalsekretär<br />

„mehr gezielte Maßnahmen für den Gewässerschutz“.<br />

Scheele sprach <strong>sich</strong> als Vertreter der EU-Kommission<br />

ebenfalls dafür aus, WRRL-Maßnahmen auch in der<br />

Cross Compliance zu verankern – „aber nicht sofort“. Erst<br />

müssten überall in der EU die Maßnahmenpläne für die<br />

erste Bewirtschaftungsperiode aufgestellt sein.<br />

Niekisch kritisierte auch die These „Erst Nahrungsmittelproduktion<br />

– und alles andere ist nachrangig“.<br />

Genau diese beschränkte Denkweise hätte uns die heutigen<br />

Umweltprobleme im Gefolge der einseitig auf<br />

Höchsterträge orientierten Landwirtschaft beschert. Dr.<br />

German J. Jeub vom Bundeslandwirtschaftsministerium<br />

wollte dies nicht so stehen lassen: Kernaufgabe der<br />

Landwirtschaft bleibe trotz der aller Herausforderungen<br />

von Klima-, Natur- und Umweltschutz die Nahrungsmittelproduktion<br />

– „und das zu Weltmarktbedingungen und<br />

Preisen!“.<br />

Isermeyer drückte im weiteren Diskussionsverlauf<br />

ganz klar seine Sorge aus, das Extensivierungen und<br />

Flächenstilllegungen in der EU nur anderenorts zu einer<br />

Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion führen<br />

werde („Leakage“). Global gesehen könne von einer<br />

Ökologisierung der Landwirtschaft nur gesprochen<br />

werden, „wenn <strong>sich</strong> der Konsum ändert“. Scheele wiederum<br />

stufte das Leakage-Argument als „Totschlagargument“<br />

ein.<br />

Fazit<br />

Ange<strong>sich</strong>ts der noch ungewissen Auswirkungen der EU-<br />

Agrarmarktreform dominierte bei den Funktionären des<br />

Bauernverbandes die Angst vor dem Verlust von angestammten<br />

Besitzständen und einer überbordenden<br />

Bürokratie. Der mehr ökologisch ausgerichtete Teil des<br />

Podiums setzte durchaus Hoffnungen in die Agrarmarktreform.<br />

Allerdings wurde bezweifelt, ob das<br />

Zusammenspiel von erster Säule (Grundprämie) und<br />

zweiter Säule (Extrazahlungen für besondere ökologische<br />

Leistungen) tatsächlich zu einem Mehr an Biodiversität<br />

und Gewässerschutz führen wird. Es müsse<br />

noch an einer optimierten Verzahnung von erster und<br />

zweiter Säule gearbeitet werden. Dazu gehöre auch der<br />

Einbezug der Anforderungen aus der EG-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie.<br />

Weitere Auskunft zu der vom Umweltbundesamt<br />

mitgeschnittenen Veranstaltung und Podiumsdiskussion<br />

bei Simone Richter, FG II 2.1 „Übergreifende Angelegenheiten<br />

Gewässergüte und <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Grundwasserschutz“,<br />

Umweltbundesamt, Wörlitzer Platz 1,<br />

D-06844 Dessau-Roßlau, E-Mail: simone.richter@uba.de<br />

Autor<br />

Eingereicht: 11.04.2011<br />

Nikolaus Geiler (Dipl.-Biol.)<br />

E-Mail: nik@akwasser.de |<br />

Ak <strong>Wasser</strong> im<br />

Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU) |<br />

Rennerstraße 10 |<br />

D-79106 Freiburg |<br />

www.akwasser.de<br />

Juni 2011<br />

632 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


BUCHBESPRECHUNG<br />

Buchbesprechung<br />

Taschenbuch der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Von Johann Mutschmann und Fritz Stimmelmayr.<br />

Wiesbaden: Vieweg+Teubner Verlag. 15., vollst.<br />

überarb. und aktual. Aufl. 2011. XLII, 931 S.,<br />

422 Abb., 286 Tab., geb., Preis: 99,95 €, ISBN 978-3-<br />

8348-0951-3.<br />

Die aktuelle und umfassende Darstellung aller<br />

Bereiche für die <strong>Wasser</strong>versorgung. Auch die aktuelle<br />

15. Auflage wird dem gerecht, was die Fachzeitschrift<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> über die 14. Auflage<br />

geschrieben hat: „Mit dieser Auflage liegt wiederum<br />

ein handliches und zugleich umfassendes und<br />

über<strong>sich</strong>tliches Standardwerk vor für all diejenigen,<br />

die <strong>sich</strong> im Studium oder im Beruf mit der Planung,<br />

dem Bau, dem Betrieb und der Verwaltung von<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen befassen.“<br />

Das seit über 50 Jahren anerkannte Standardwerk<br />

umfasst alle Bereiche der <strong>Wasser</strong>versorgung – von<br />

der Planung über Bau, Betrieb, Organisation bis zu<br />

Verwaltung und Management der Anlagen.<br />

Das Taschenbuch der <strong>Wasser</strong>versorgung erläutert<br />

dabei den derzeitigen Stand der Technik, zeigt die<br />

wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte bei Planung,<br />

Ausführung und Unterhaltung von <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen<br />

und nennt aktuelle DVGW-<br />

Regelungen, DIN-Normen, Gesetze, Verordnungen<br />

und Richtlinien.<br />

Der Inhalt:<br />

Planung, Bau, Betrieb und Unterhalt von<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen<br />

Technik der <strong>Wasser</strong>versorgung, Schutz des<br />

<strong>Wasser</strong>s, Anforderungen an das Trinkwasser<br />

DVGW-Regelwerk, Normen, Gesetze,<br />

Verordnungen, Vorschriften, Richtlinien<br />

Die Zielgruppen:<br />

Ingenieure und Techniker in Planungs- und<br />

Baubüros, Behörden, Verbänden und der<br />

Industrie<br />

Betriebs- und Verwaltungsfachleute in der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Studierende der Fachrichtungen<br />

Bauingenieurwesen, Versorgungstechnik<br />

und Umwelttechnik mit Schwerpunkt<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

Interessierte Fachleute anderer Sparten<br />

Die Autoren:<br />

Das Autorenteam (Peter Fritsch, Werner Knaus, Gerhard<br />

Merkl, Erwin Preininger, Joachim Rautenberg,<br />

Matthias Weiß, Burkhard Wricke) setzt <strong>sich</strong> aus<br />

anerkannten Fachleuten zusammen, die das Werk<br />

von Dipl.-Ing. Johann Mutschmann und Dipl.-Ing.<br />

Fritz Stimmelmayr fortführen.<br />

Bestell-Hotline<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

München<br />

Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />

Fax +49 (0) 201/82002-34<br />

E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Parallelheft <strong>gwf</strong>-Gas | Erdgas<br />

Neue Technologien<br />

Sie lesen u. a. fol gende Bei träge:<br />

Rathlev/Meyer/Juerss<br />

Strauß<br />

Hadick/Wermeling<br />

Wagner<br />

a<strong>Wo</strong>nneberger/Graf/<br />

Lemmer/Reimert<br />

Lenzen/Kramer/Mickan<br />

Innovative Technologien bei der Leitungsbefliegung<br />

Umrüstung einer Gasturbine des Typs Frame3 auf schadstoffarme Verbrennung<br />

Mobiler Verdichter vermeidet klimaschädliche Methanemissionen bei der<br />

Durchführung von Pipeline-Instandsetzungsmaßnahmen<br />

Gasströmungswächter für Hochdruckleitungen – Detailbetrachtung der<br />

Sicherheitstechnik<br />

Zweistufige Druckfermentation – Ein innovatives, optimiertes Verfahren<br />

Für die Erzeugung von Biogas zur Netzeinspeisung<br />

Präzise Ermittlung der CO 2 -Emissionen aus Erdgas – Qualitäts<strong>sich</strong>erung durch Einsatz<br />

geeichter Messgeräte<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 633


FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft im Wandel<br />

Arno Bäumer<br />

Johannes Remmel,<br />

Minister<br />

für Klimaschutz,<br />

Umwelt, Landwirtschaft,<br />

Natur- und<br />

Verbraucherschutz<br />

des<br />

Landes NRW.<br />

Der Verbandsrat des Ruhrverbands würdigte am<br />

21. Februar 2011 den 60. Geburtstag seines Vorstandsvorsitzenden,<br />

Prof. Harro Bode, mit einem Fachsymposium.<br />

Die Gastredner und Referenten nahmen eine<br />

umfassende Positionsbestimmung der nationalen und<br />

internationalen <strong>Wasser</strong>wirtschaft vor.<br />

Schon bei der Begrüßung benannte der Verbandsratsvorsitzende<br />

des Ruhrverbands, Dr. Bernhard Görgens,<br />

aktuelle Diskussionspunkte. Nachdem die Vorgaben<br />

des Gesetzgebers für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>sich</strong> in<br />

den letzten Jahrzehnten als äußerst dynamisch erwiesen<br />

haben, sei man davon ausgegangen, dass nach<br />

Bewältigung der Vorgaben zur Nährstoffentfernung,<br />

die in der <strong>Abwasser</strong>reinigung milliardenschwere Investitionen<br />

ausgelöst haben, keine neuen Quantensprünge<br />

mehr zu erwarten wären. Doch durch eine immer besser<br />

werdende Analytik wurde es möglich, auch kleinste<br />

Mengen von Spurenstoffen in den Gewässern festzustellen<br />

und dies hat zu einer zum Teil massiven öffentlichen<br />

Diskussion darüber geführt, ob diese Mikroverunreinigungen<br />

die Gesundheit der Menschen oder auch<br />

das Leben in unseren Gewässern beeinträchtigen und<br />

ob es deshalb notwendig ist, diese Stoffe aus dem Trinkwasser,<br />

aber auch aus dem <strong>Abwasser</strong> zu entfernen. Ausreichende<br />

Antworten über den Umfang der Risiken solcher<br />

Mikroverunreinigungen können heute noch nicht<br />

gegeben werden, da er offenbar sehr gering ist. Um<br />

letztendlich Sicherheit zu bekommen, wären vermutlich<br />

jahrzehntelange Versuche erforderlich, meinte Görgens.<br />

Dennoch haben <strong>sich</strong> Politik und <strong>Wasser</strong>wirtschaft mit<br />

den Sorgen und Ängsten der Menschen auseinanderzusetzen.<br />

Dabei geht es aus seiner Sicht selbstverständlich<br />

auch um die Frage, zu welchen Kosten welcher Erfolg zu<br />

erreichen ist und ob die Kosten und der Nutzen in<br />

einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen.<br />

Dr. Görgens erinnerte daran, dass die Bürgerinnen und<br />

Bürger sowie auch die Industrie in den zurückliegenden<br />

Jahren durch die großen Investitionsprogramme im Zu -<br />

sammenhang mit der <strong>Abwasser</strong>reinigung schon erheblichen<br />

Belastungen ausgesetzt waren. Für die Zukunft<br />

ist weiterhin zu bedenken, dass für Teile Deutschlands<br />

und konkret fürs Ruhrverbandsgebiet ein Rückgang der<br />

Bevölkerung prognostiziert ist. Dies bedeutet, dass<br />

künftig die Kosten für eine weiter verbesserte Infrastruktur<br />

und also auch für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft von<br />

immer weniger Menschen und vermutlich auch von<br />

immer weniger Gewerbebetrieben zu finanzieren sind.<br />

Auch Eckhard Uhlenberg, Präsident des Landtages<br />

von Nordrhein-Westfalen, stellte in seinem Grußwort<br />

fest, dass die Spurenstoffe heute in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

bundesweit ein Zukunftsthema darstellen, dem man<br />

<strong>sich</strong> stellen muss. Aber auch die Auswirkungen des Klimawandels<br />

auf die <strong>Wasser</strong>wirtschaft und die Möglichkeiten,<br />

die Folgen zu meistern, werden die zukünftigen<br />

Aufgaben in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft wesentlich beeinflussen.<br />

Hinzu kommt, dass nicht nur das Sicherheitsbedürfnis<br />

der Menschen mit wachsendem <strong>Wo</strong>hlstand kontinuierlich<br />

ansteigt, sondern <strong>sich</strong> auch immer die Nutzungsansprüche<br />

an die Gewässer verändern. Die sondergesetzlichen<br />

<strong>Wasser</strong>verbände in Nordrhein Westfalen sollten<br />

daher eine Vorreiterrolle einnehmen. Uhlenberg<br />

meinte, dass schon die Gründungsväter der Verbände<br />

seinerzeit an der Spitze der Bewegung gestanden und<br />

bemerkenswerte Weit<strong>sich</strong>t bewiesen hätten.<br />

Paul Reiter, Executive Director der International<br />

Water Association (IWA), sprach in seinem Vortrag „The<br />

Global Water Issue“ über zukünftige Herausforderungen<br />

und Chancen bei den weltweiten <strong>Wasser</strong>fragen. Nord-<br />

Europa sei gut aufgestellt, aber für andere Regionen der<br />

Welt sieht Reiter Konflikte um das <strong>Wasser</strong> aufgrund der<br />

unterschiedlichen Bedürfnisse der Städte, der Landwirtschaft,<br />

der Industrie und nicht zuletzt auch der Umwelt<br />

voraus. Verschärft wird das Problem in Zukunft durch<br />

die prognostizierte Zunahme der Weltbevölkerung um<br />

weitere zwei Milliarden Menschen. Zwischen heute und<br />

dem Jahr 2050 werden voraus<strong>sich</strong>tlich jeden Tag rund<br />

150 000 Menschen mehr die Erde bevölkern. Von diesen<br />

Menschen werden 90 % in Entwicklungsländern und<br />

ebenso 90 % in städtischen Regionen leben. Nach<br />

Reiters Rechnung wird es bis zum Jahr 2050 mehr als<br />

2000 neue Millionenstädte auf der Erde geben. In den<br />

Juni 2011<br />

634 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

FACHBERICHTE<br />

MinDir Dr. jur. Helge Wendenburg, Bundesministerium für Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktor<strong>sich</strong>erheit.<br />

Entwicklungsländern ist derzeit für fast die Hälfte der<br />

Menschen eine Versorgung mit Trinkwasser ungenügend.<br />

Darüber hinaus haben 70 % der Menschen keinen<br />

Anschluss an eine Kanalisation. Reiter ging weiterhin am<br />

Beispiel verschiedener Regionen der Welt auf die Auswirkungen<br />

des Klimwawandels ein und stellte fest, dass<br />

die CO 2 -Emissionen der <strong>Wasser</strong>wirtschaft in diesem<br />

Zusammenhang nicht unrelevant sind.<br />

Für die Zukunft nannte er eine Reihe von Maßnahmen,<br />

die seitens der <strong>Wasser</strong>wirtschaft geeignet sein<br />

könnten, um regional den Problemen des Bevölkerungswachstums<br />

und der <strong>Wasser</strong>knappheit sowie global den<br />

CO 2 -Emissionen zu begegnen. Reiter nannte z. B. dezentrale<br />

<strong>Abwasser</strong>systeme, Recycling von Nährstoffen,<br />

Energiegewinnung aus <strong>Abwasser</strong> oder die Wiederverwendung<br />

von <strong>Wasser</strong>.<br />

Otto Schaaf, Präsident der Deutschen Vereinigung<br />

für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V. (DWA),<br />

führte in seine „Standortbestimmung der deutschen<br />

<strong>Abwasser</strong>wirtschaft“ mit einem technisch-historischen<br />

Rückblick ein. Dieser reichte vom römischen Köln in der<br />

Zeit um 50 n. Chr. über die ersten neuzeitlichen <strong>Abwasser</strong>systeme,<br />

z. B. in Hamburg, die Entwicklung der<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung von den Anfängen, z. B. mit der<br />

Dresdener Siebscheibenhalle, über den Imhoff-Tank<br />

(Emscherbrunnen) bis hin mit großem Sprung zur biologischen<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung Mitte der 70er-Jahre und<br />

zur darauf folgenden Einführung der Nährstoffelimination<br />

auf unseren Kläranlagen. Schaaf stellte fest, dass die<br />

deutsche <strong>Wasser</strong>wirtschaft sehr vieles erreicht hat und<br />

dass die meisten Gewässer in biologisch/chemischer<br />

Hin<strong>sich</strong>t in einem guten Zustand sind. Die <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

hat jedoch im Jahre 2000 den Fokus<br />

erweitert und heute wird im Bereich der Gewässermorphologie<br />

noch großer Handlungsbedarf gesehen.<br />

Für die Zukunft sind die Folgen des Klimawandels,<br />

die <strong>sich</strong> auch in Deutschland in Form von lokaler <strong>Wasser</strong>knappheit<br />

und Dürren oder extremer Niederschläge<br />

und höherer Hochwasserrisiken äußern werden, zu<br />

bewältigen. Starkregen als kurzzeitigen punktuellen<br />

Ereignissen wird man nicht dadurch begegnen können,<br />

dass die Kanäle größer dimensioniert werden. Hier ist<br />

zusammen mit Stadtplanern zu überlegen, wie die<br />

deutlich bestehenden Risiken künftig gemindert werden<br />

können.<br />

Auch der DWA-Präsident ging auf die zukünftige<br />

Bevölkerungsabnahme in Deutschland ein und stellte<br />

fest, dass <strong>sich</strong> daraus Anforderungen an die Anpassung<br />

der Infrastrukturen (Stichworte Verkeimung, Ablagerungen<br />

in Ableitungssystemen) und an die Finanzierungsmodelle<br />

ergeben.<br />

Die DWA als Fachverband nimmt <strong>sich</strong> des bereits<br />

erwähnten Themas der anthropogenen Spurenstoffe<br />

offensiv an. Es ist aber auch sehr klar zu sehen, dass es<br />

Spurenstoffbelastungen in unserer Umwelt immer<br />

geben wird und eine intensive Bewertung und Diskussion<br />

zu führen sein wird, wie das Risiko dieser Belastung<br />

einzuschätzen ist und wie damit verantwortlich umgegangen<br />

wird. Schaafs Meinung nach sind dabei nicht<br />

nur End-of-Pipe-Strategien zu diskutieren, die DWA plädiert<br />

auch sehr stark dafür, dass man verstärkt an die<br />

Quelle geht und versucht, den Verbraucher als Verbündeten<br />

zu gewinnen, um ihn aktiv von einer Vermeidungsstrategie,<br />

z. B. bei bestimmten Kosmetika, zu<br />

überzeugen.<br />

Bei allen zukünftigen Aktivitäten der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

spielt die Finanzierung eine entscheidende Rolle.<br />

Schaaf stellte fest, dass wir Menschen uns vieles wünschen<br />

dürfen, es dann aber natürlich auch bezahlen<br />

müssen. Deshalb sind intelligente Lösungen notwendig,<br />

um die geplanten Maßnahmen auch umsetzen zu<br />

können. Die <strong>Abwasser</strong>beseitigung als Teil der öffentlichen<br />

Daseinsvorsorge muss dabei immer in die öffentliche<br />

Kontrolle eingebettet bleiben.<br />

Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz, Umwelt,<br />

Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes<br />

NRW, markierte in seinem Vortrag zu den „Perspektiven<br />

der <strong>Wasser</strong>wirtschaft in NRW“ drei Herausforder -<br />

ungen.<br />

Zur zentralen Herausforderung dieses Jahrhunderts,<br />

dem Klimaschutz, hat die Landesregierung den Ehrgeiz,<br />

in Nordrhein-Westfalen mit einem eigenen Klimaschutzgesetz<br />

eigene Impulse zu geben. Natürlich spielt die<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft hier auch eine Rolle, wobei <strong>sich</strong> diese<br />

vor allem auf die Möglichkeiten richtet, den Energieverbrauch<br />

zu senken und die ggfs. mögliche Energieproduktion<br />

zu optimieren.<br />

Weiterhin ist es notwendig, <strong>sich</strong> mit den Spurenstoffen<br />

auseinandersetzen, besonders in Nordrhein-Westfalen,<br />

weil die Trinkwassergewinnung hier anders als in<br />

den meisten Bundesländern in hohem Maße von Oberflächengewässern<br />

abhängig ist und deshalb auch eines<br />

besonderen Schutzes bedarf. Es ist nach An<strong>sich</strong>t des<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 635


FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

Univ. Prof. Dr.<br />

Dr. h. c. Helmut<br />

Kroiss,<br />

Technische<br />

Universität<br />

Wien.<br />

Ministers richtig, ein Multibarrierenkonzept auszuprägen.<br />

Es geht einerseits darum, direkt an der Quelle anzusetzen,<br />

aber auch darum, die <strong>Abwasser</strong>beseitigung zu<br />

verbessern, weil nicht alle Einträge an den Quellen<br />

unterbunden werden können. Man wird den Menschen<br />

nicht verbieten können und dürfen, Medikamente zu<br />

nehmen oder Kosmetika zu benutzen. Die Gemeinschaftsanstrengung<br />

zum vorsorgenden Verbraucherund<br />

Gesundheitsschutz bezieht aber nicht zuletzt auch<br />

Maßnahmen bei der Trinkwasseraufbereitung mit ein.<br />

Die <strong>Wasser</strong>versorgung und <strong>Abwasser</strong>entsorgung als<br />

Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge ist und bleibt für<br />

Minister Remmel der Anker der Verlässlichkeit. Er unterstrich,<br />

dass es wichtig ist, die Infrastruktur in den zentralen<br />

Bereichen der Ver- und Entsorgung zu erhalten und<br />

weiter zu entwickeln. Gerade im Bereich der kommunalen<br />

<strong>Abwasser</strong>beseitigung jedoch ist die Versuchung<br />

groß, dass Sanierungs- und Investitionstätigkeiten aufgrund<br />

klammer Kassenlage der Kommunen verschoben<br />

werden. In diesem Zusammenhang unterstrich er auch,<br />

wie wichtig es ist, neben der Sanierung der öffentlichen<br />

Kanäle diese auch bei den privaten Kanälen mit aller<br />

Konsequenz weiter zu treiben.<br />

Im Zusammenhang mit der Umsetzung der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

äußerte Remmel die Auffassung, dass<br />

die Auseinandersetzung mit der Gewässerstruktur und<br />

Gewässermorphologie nicht eine Selbstbeschäftigung<br />

von Behörden oder Administrationen sei, sondern dass<br />

es hier um das ambitionierte Vorhaben geht, unsere<br />

Gewässer jenseits der chemischen und biologischen<br />

Qualität wieder zu Lebensadern der Artenvielfalt zu<br />

machen. Zurzeit gehen weltweit pro Jahr 14 000 Arten<br />

und damit Baupläne des Lebens unwiederbringlich verloren.<br />

Minister Remmel äußerte <strong>sich</strong> davon überzeugt,<br />

dass wir heute in der Diskussion im Bereich Artenschutz<br />

an der Schwelle stehen, wo wir beim Klimaschutz ungefähr<br />

vor 10 Jahren standen. Für die 2200 Gewässerkilometermaßnahmen<br />

in Nordrhein-Westfalen, die man<br />

aufwerten wollte, seien 2,1 Milliarden € Investitionssumme<br />

bis 2027 prognostiziert, was eine große finanzielle<br />

Anstrengung sei. Für die Finanzierung der somit pro<br />

Jahr in Nordrhein-Westfalen mindestens zu investierenden<br />

80–100 Millionen € sieht er das <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelt<br />

als geeignetes Instrument.<br />

Professor Dr.-Ing. <strong>Wo</strong>lfgang Firk, Vorstand des <strong>Wasser</strong>verbands<br />

Eifel-Rur (WVER) und Sprecher der DWA-<br />

Koordinationsgruppe „Anthropogene Spurenstoffe im<br />

<strong>Wasser</strong>kreislauf“, referierte über die „Relevanz und<br />

Beherrschbarkeit von Mikroverunreinigungen in Oberflächengewässern“.<br />

Eingangs stellte er fest, dass man in den Gewässern<br />

heute Zehntausende verschiedene Chemikalien aufspüren<br />

kann, weil <strong>sich</strong> die Analytik verfeinert hat. Die tatsächliche<br />

Wirkung der Mikroverunreinigungen auf<br />

Mensch und Natur ist heute hingegen ein noch nicht<br />

aufgearbeitetes Thema.<br />

Primäre Maßnahmen, die die Gesellschaft nach seiner<br />

Meinung ergreifen sollte, gehen in Richtung von<br />

Eintragsverboten, von Produktsubstitutionen und der<br />

Beschränkung auf das Notwendige im industriellen<br />

Bereich, aber auch bei den Privathaushalten und im<br />

gesundheitlichen Bereich. Gleichfalls gehören die Erfassung<br />

von <strong>Abwasser</strong>teilströmen und die verbesserte<br />

Vorbehandlung von industriellen und gewerblichen<br />

Abwässern zu den primären Maßnahmen. Maßnahmen<br />

auf den Kläranlagen oder in der Misch- und Regenwasserbehandlung<br />

sind seiner Auffassung nach nur als<br />

sekundär zu bezeichnen.<br />

Die Art der <strong>Abwasser</strong>reinigung zur Reduzierung von<br />

Mikroverunreinigungen ist sehr von den jeweiligen<br />

Stoffeigenschaften abhängig, z. B. hin<strong>sich</strong>tlich der Flüchtigkeit<br />

und der Polarität. Auf konventionellen Kläranlagen<br />

bereits stattfindende Entfernungsprozesse sind das<br />

Ausstrippen, ein biologischer Abbau bei Anlagen mit<br />

hohem Schlammalter und die Adsorption an Partikeln<br />

und Schlammflocken. Gezielt weitergehende Verfahren<br />

sind die chemische Oxidation, die Sorption an spezielle<br />

Adsorbentien und die Abtrennung mittels „dichter“<br />

Membranen. Firk stellte verschiedene Verfahren (Kombinationen)<br />

vor, die in dem Entwurf eines DWA-Arbeitsberichts<br />

näher dargestellt werden und stellte fest, dass<br />

es für keines von ihnen derzeit einen ge<strong>sich</strong>erten Auslegungsansatz<br />

oder ein Regelwerk zur Bemessung gibt.<br />

Zur Ozonung führte er aus, dass hier eine Breitbandwirkung<br />

bei der Elimination von Mikroverunreinigungen<br />

festzustellen ist, wobei jedoch teilweise unbekannte<br />

Reaktionsprodukte entstehen. So wurden zum Beispiel<br />

für Codein – ein Analgetikum und Hustenmittel – bisher<br />

16 Transformationsprodukte identifiziert. Solche Transformationsprodukte<br />

können generell hin<strong>sich</strong>tlich ihrer<br />

Eigenschaften und ihres Verhaltens so<strong>wohl</strong> harmlos als<br />

auch toxisch sein. Firk berichtete von Fällen, in denen<br />

Fischtests das Ergebnis hatten, dass die Mortalität steigt,<br />

wenn eine Ozonung angewendet wird.<br />

Univ. Prof. Dr. Dr. h. c. Helmut Kroiss von der Technischen<br />

Universität Wien reflektierte in seinem Vortrag<br />

„Neue Behandlungsverfahren von <strong>Abwasser</strong> zur Redu-<br />

Juni 2011<br />

636 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

FACHBERICHTE<br />

zierung von Mikroverunreinigungen“ zunächst die<br />

Möglichkeiten der Findung von Grenzwerten für Spurenstoffe.<br />

Nach seiner An<strong>sich</strong>t gibt es einen Bedarf an<br />

wissenschaftlichen Methoden zur Feststellung der konzentrationsbezogenen<br />

Wirkung beziehungsweise der<br />

Nicht-Wirkung von Stoffen in der Umwelt – für den<br />

Menschen in der Humantoxikologie, für die Umwelt in<br />

der Ökotoxikologie. Daraus müssen zulässige Grenzwerte<br />

für Konzentrationen oder eine zulässige Dosis<br />

abgeleitet werden, die tragfähige Entscheidungen<br />

ermöglichen. Die Zielvorgaben für den Einsatz von<br />

Nachreinigungsverfahren sind dabei von der Politik<br />

festzulegen, die Wissenschaft und die Technik können<br />

nur Grundlagen liefern. Ein strenges Vorsorgeprinzip<br />

muss zuerst einmal klarstellen, welche Stoffe nicht oder<br />

nicht mehr erzeugt werden dürfen (z. B.: prioritäre<br />

Stoffe, stark gentoxische Stoffe).<br />

Kroiss ging weiterhin auf die Ergebnisse der Versuche<br />

mit einer nachgeschalteten Ozonung auf dem Hauptklärwerk<br />

Wien ein. In der ersten und zweiten biologischen<br />

Belebungsstufe dieser Anlage werden schon sehr<br />

viele Stoffe sehr weitgehend entfernt, so z. B. auch der<br />

Wirkstoff der Antibabypille. Sehr schlecht abbaubar in<br />

diesen Schritten der konventionellen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

sind unter anderem Röntgenkontrastmittel oder<br />

Diclofenac. Mit einer nachgeschalteten Ozon-Dosierung<br />

konnten dann jedoch fast alle Stoffe sehr weitgehend<br />

bis in die Nähe der Nachweisgrenze entfernt werden.<br />

Im Ausblick stellte Prof. Kroiss fest, dass man nach<br />

dem heutigen Stand des Wissens nicht in der Lage ist,<br />

die exakte Verringerung des Risikos für Menschen und<br />

die aquatische Ökologie durch die Nachreinigungsverfahren<br />

anzugeben, dass es aber auch gut ge<strong>sich</strong>erte<br />

Hinweise gibt, dass etwa vorhandene Risiken durch die<br />

Anwendung solcher Verfahren geringer werden, insbesondere<br />

für die Gewässerbiozönosen. Politik, Wissenschaft<br />

und die Technik werden seiner An<strong>sich</strong>t nach auch<br />

beim möglichen Einsatz von Nachreinigungsverfahren<br />

in der Zukunft mit großen Un<strong>sich</strong>erheiten über die weiter<br />

verbleibenden Restrisiken leben müssen.<br />

MinDir Dr. jur. Helge Wendenburg, Abteilungsleiter im<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktor<strong>sich</strong>erheit,<br />

betonte in seinem Vortrag über die<br />

„Gegenwart und Zukunft der ordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen<br />

bei der Trink- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

in Deutschland“ zunächst den im internationalen<br />

Vergleich guten Zustand der Trinkwasser- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

in Deutschland. In der kommunalen Ab -<br />

wasserreinigung sind in den vergangenen 20 Jahren die<br />

Stoffeinträge in die Gewässer ganz erheblich minimiert<br />

worden. Er wies darauf hin, dass heute 70 % aller Stickstoffeinträge<br />

und über 50 % der Phosphoreinträge aus<br />

diffusen Quellen aus der Landwirtschaft stammen. Im<br />

Hinblick auf die Eutrophierung der Meere sind in der<br />

Ostsee nach wie vor ganz starke Probleme gegeben, die<br />

nicht unbedingt alleine durch Deutschland, sondern<br />

auch durch Polen und die anderen angrenzenden Länder<br />

der Europäischen Union wie auch Russland verursacht<br />

sind.<br />

Wendenburg sieht die erheblichen Fortschritte und<br />

Entwicklungen in Deutschland auch mit den Entwicklungen<br />

des Ordnungsrechts begründet. Er umriss kurz<br />

die laufenden und kommenden Aktivitäten, wie z. B. die<br />

Oberflächengewässerverordnung, die Verordnung zum<br />

Umgang mit wassergefährdenden Stoffen in Anlagen,<br />

die Weiterentwicklung von <strong>Abwasser</strong>abgabe und <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten<br />

zu einer umfassenden <strong>Wasser</strong>nutzungsabgabe<br />

oder die Vorbereitung der neuen<br />

Trinkwasserverordnung.<br />

Im Hinblick auf die anthropogenen Spurenstoffe<br />

stellte Wendenburg die Frage, ob wir in Deutschland<br />

eigentlich eine ausreichende Risikokultur haben. Es ist<br />

festzustellen, dass zwar regelmäßig die Entdeckung<br />

eines „Schadstoffs der <strong>Wo</strong>che oder des Monats“ durch<br />

die Medien über die reine Entdeckung hinaus mit einem<br />

Umwelt- oder Gesundheitsskandal verbunden wird –<br />

ein Problem ist aber, dass diese Nachrichten nach kürzester<br />

Zeit wieder vergessen werden. Als Beispiel diente<br />

ihm ein kürzlicher Dioxinskandal, den es vor exakt<br />

10 Jahren mit der gleichen Wirkungskette schon einmal<br />

gegeben hatte. Wendenburg regte an, darüber nachzudenken,<br />

zukünftig sehr viel stärker zu überwachen und<br />

im Falle krimineller Handlungen konsequent die Zuführung<br />

zum Strafrecht zu praktizieren. Bei den anthropogenen<br />

Spurenstoffen soll man <strong>sich</strong> auch stärker den<br />

Fragen der Produktverantwortung stellen. Bei der Herstellung<br />

von z.B. Arzneimitteln oder Haushaltschemikalien<br />

ist seitens der Hersteller deutlicher darüber nachzudenken,<br />

wie diese Stoffe an anderen Stellen wirken.<br />

Über die die Veranstaltung abschließende Geburtstagslaudatio<br />

von Norbert Frece, Vorstand Finanzen, Personal<br />

und Verwaltung des Ruhrverbands, hinaus würdigten<br />

auch die anderen Redner des Tages den Fachmann<br />

und Menschen Harro Bode als <strong>Wasser</strong>wirtschaftler<br />

mit Überblick sowie Leib und Seele, der die Entwicklung<br />

in Deutschland an vielen Stellen maßgeblich und positiv<br />

mitgeprägt hat, weil er im Sinne der Newtonschen<br />

Gesetze zu jenen Kräften gehört, die Bewegungen<br />

verursachen.<br />

Autor<br />

Eingereicht: 18.05.2011<br />

Dr. Arno Bäumer<br />

E-Mail: arno-baeumer@ruhrverband.de |<br />

Ruhrverband |<br />

Kronprinzenstraße 37 |<br />

D-45128 Essen<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 637


PRAXIS<br />

Wirtschaftliche <strong>Abwasser</strong>lösung für die<br />

Verbandsgemeinde Kirchberg/Hunsrück<br />

Dipl-Ing. <strong>Wo</strong>lfgang Krämer<br />

In der größten Kläranlage im Hunsrück wird neben dem <strong>Abwasser</strong> von 20 Gemeinden der Verbandsgemeinde<br />

Kirchberg auch das Schmutzwasser sowie das enteisungsmittelhaltige <strong>Abwasser</strong> des Flughafens Frankfurt-<br />

Hahn behandelt. Mit dem Großprojekt Kyrbachtal wurde nicht nur eine wichtige Grundlage für den Gewässerschutz<br />

geschaffen, es wurden auch Synergien genutzt und damit Kosten gespart.<br />

Teilprojekt 1:<br />

Der Zweckverband Flughafen Hahn<br />

ist mit seiner Gründung zum<br />

01.01.2002 zur öffentlichen Erschließung<br />

des gesamten Flughafenareals,<br />

mit Ausnahme des Flughafen<strong>sich</strong>erheitsbereiches,<br />

auch in die<br />

<strong>Abwasser</strong>beseitigungspflicht eingetreten.<br />

Das umfasst ebenfalls die<br />

Reinigung des dort anfallenden<br />

Schmutzwassers. Der Schmutzwasseranschluss<br />

des Flughafens an die<br />

<strong>Abwasser</strong>gruppe Dill der Verbandsgemeinde<br />

Kirchberg wurde für die<br />

dortige <strong>Abwasser</strong>reinigung allerdings<br />

zunächst nur als Provisorium<br />

vereinbart. Ange<strong>sich</strong>ts der stark<br />

gewachsenen Beschäftigten- und<br />

Passagierzahlen in den letzten Jahren<br />

wurde dies unzureichend.<br />

Verbindungsschacht (d 200 mm) zwischen<br />

Belebungsbecken und Nachklärbecken.<br />

Die Flughafen Frankfurt-Hahn<br />

GmbH ist, als Träger der Verkehrsanlagen<br />

im Flug<strong>sich</strong>erheitsbereich des<br />

Flughafens, für die Entsorgung des<br />

in den Wintermonaten durch die<br />

Flugzeug- und Rollbahnenteisung<br />

anfallenden enteisungsmittelhaltigen<br />

<strong>Abwasser</strong>s verantwortlich, da<br />

das behördlich erlaubte Trennkriterium<br />

zur Einleitung ins Gewässer<br />

überschritten wurde.<br />

Bisher musste das komplette<br />

enteisungsmittelhaltige <strong>Abwasser</strong><br />

kostenintensiv zunächst per Tankwagen<br />

und dann in eine Leitung, die<br />

zur Kläranlage Dill führt, gebracht<br />

werden, um es dort leitungsgebunden<br />

reinigen zu können. Aufgrund<br />

der begrenzten Kapazität konnte<br />

trotz Ertüchtigung von der vorhandenen<br />

Kläranlage allerdings nur ein<br />

Teil des Enteisungsabwassers aufgenommen<br />

und gereinigt werden.<br />

Die notwendige Druckleitung<br />

zur Förderung der enteisungsmittelhaltigen<br />

Abwässer wurde von der<br />

Sonntag Baugesellschaft mbH + Co.<br />

KG aus Dörth als Generalunternehmer<br />

gebaut. Hier wurden rund<br />

10 km SPC Druckrohre d 250 x 22,7<br />

mm in Baulängen von 20 m verlegt.<br />

Damit das Rohr bei der Verlegung<br />

vor äußerer Beschädigung geschützt<br />

bleibt, entschied man <strong>sich</strong> für den<br />

Einsatz von SPC Schutzmantelrohren.<br />

Dieses Schutzmantelrohr ist ein<br />

im Coextrusionsverfahren hergestelltes<br />

Mehrschichtrohr mit additiver<br />

Schutzschicht. Es besteht aus<br />

einem Polyethylen-Kernrohr (PE<br />

100), das mit einem äußeren, abriebund<br />

ritzfesten Schutzmantel aus<br />

modifiziertem Polypropylen (PP)<br />

versehen ist (Rohraufbau entsprechend<br />

PAS 1075 Typ 3).<br />

Konzeptionen zur Lösung der<br />

<strong>Abwasser</strong>problematik in der Verbandsgemeinde<br />

Kirchberg haben<br />

nach langjährigen Untersuchungen,<br />

Planungen und Verhandlungen zwischen<br />

den Beteiligten sowie den<br />

<strong>Wasser</strong>behörden schließlich zu dem<br />

Ergebnis geführt, als gemeinsame,<br />

ökologischste und zugleich wirtschaftlichste<br />

Lösung eine neue<br />

Gruppenkläranlage im Kyrbachtal<br />

in der Gemarkung Sohrschied zu<br />

errichten.<br />

Teilprojekt 2: Neue Gruppenkläranlage<br />

mit Freispiegelkanälen<br />

Um die gesetzlichen Umweltanforderungen<br />

zu erfüllen, war die Verbandsgemeinde<br />

Kirchberg – als Träger<br />

der <strong>Abwasser</strong>beseitigung – nach<br />

Beendigung der Erstausstattung<br />

verpflichtet, die vorhandenen kommunalen<br />

Kläranlagen Dill und Kirchberg-West<br />

mit der so genannten<br />

dritten Reinigungsstufe auszustatten.<br />

Die geforderte <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

hätte einen erheblichen baulichen<br />

und technischen Sanierungsund<br />

Erweiterungsaufwand an zwei<br />

Standorten mit hohen Investitionskosten<br />

erfordert.<br />

Durch den Bau einer zentralen<br />

Gruppenkläranlage mit moderner<br />

Technologie entfiel diese sonst notwendige<br />

Sanierung und Erweiterung<br />

der drei kleineren Kläranlagen<br />

der Verbandsgemeinde Kirchberg.<br />

Darüber hinaus gewährleistet die<br />

Neuanlage durch die bessere Reinigungsleistung<br />

eine wesentliche<br />

Juni 2011<br />

638 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRAXIS<br />

Verbesserung der Gewässergüte,<br />

die allen Bewohnern der Region zu<br />

Gute kommt.<br />

Ursprünglich sah die Bauplanung<br />

der Gruppenkläranlage zwischen<br />

dem Verteilerbauwerk und<br />

den Belebungsbecken ein konventionelles<br />

Betonbauwerk vor. Aufgrund<br />

eines Vorschlags von SIMONA<br />

entschied man <strong>sich</strong> jedoch für einen<br />

monolithischen PE 100-Schacht<br />

d 1060 x 62,1 mm mit einer Gesamthöhe<br />

von acht Metern.<br />

Alle auf der Kläranlage verlegten<br />

1200 m Rohrleitungen von d 560 bis<br />

d 900 mm, SDR 17,6 wurden mit<br />

wanddickenintegrierter Heizwendel<br />

SIMONA® SIMOFUSE® ausgeführt.<br />

Die SIMONA® SIMOFUSE® Produktgruppe<br />

ermöglicht eine fortschrittliche<br />

Verbindungstechnik<br />

von Kunststoffrohren. Die in das<br />

Polyethylen vollständig integrierte,<br />

verdeckte Heizwendel gewährleistet<br />

eine materialhomogene, dauerhaft<br />

dichte und zugfeste – analog<br />

der DVS-Richtlinien durchgeführte –<br />

Verschweißung. Dabei bietet diese<br />

fortschrittliche Verbindungstechnik<br />

eine erhöhte Effizienz beim Verlegen<br />

von Rohrsystemen und gewährleistet<br />

absolute Dichtigkeit und<br />

totalen Schutz vor Wurzeleinwuchs.<br />

Ein schnelleres Verlegen ohne aufwändige<br />

Schweißvorbereitungen,<br />

wie z. B. das Schälen der Rohrenden,<br />

wird ermöglicht.<br />

Funktionsweise der<br />

Kläranlage<br />

Über das Verteilerbauwerk erfolgt<br />

eine gezielte Dosierung der Belebungsbecken<br />

mit Enteisungsabwasser<br />

vom Flughafen-Hahn und<br />

Rohabwasser. Der Anteil des<br />

enteisungsmittelhaltigen <strong>Abwasser</strong>s<br />

beträgt jährlich rund 200 000<br />

Kubikmeter. Die Einleitung in das<br />

Belebungsbecken erfolgt über das<br />

PE-Schachtbauwerk, das eine Do -<br />

sier- und eine Kontrollfunktion<br />

erfüllt. Der Höhenunterschied zwischen<br />

Ein- und Auslauf zum Belebungsbecken<br />

beträgt 6,50 m. Man<br />

arbeitet bei der Dosierung nach<br />

dem Prinzip der kommunizierenden<br />

Röhren, d. h. der Höhenstand<br />

im Schacht entspricht dem des<br />

Belebungsbeckens. Das <strong>Abwasser</strong><br />

im Belebungsbecken wird mittels<br />

Rührwerken in Zirkulation gehalten.<br />

Durch Einblasen, bzw. Zuführung<br />

von Sauerstoff werden die biologischen<br />

Abbauprozesse in Gang<br />

gesetzt. Anschließend durchläuft<br />

das auf diese Weise gereinigte<br />

<strong>Abwasser</strong> noch ein Nachklärbecken.<br />

Erst danach kann es dem Vorfluter<br />

zugeleitet werden.<br />

Die Verbandsgemeinde Kirchberg,<br />

der Zweckverband Flughafen<br />

Hahn, die Flughafen Frankfurt-<br />

Hahn GmbH und die Umwelt profitieren<br />

vom Neubau der gemeinsam<br />

genutzten Kläranlage. Die nach<br />

dem Stand der Technik geplante<br />

neue Kläranlage hat im Vergleich zu<br />

den Altkläranlagen eine deutlich<br />

bessere Reinigungsleistung und<br />

trägt damit zum weitergehenden<br />

Schutz der Gewässer bei.<br />

Teilprojekt 3: Verbindungskanäle<br />

Kyrbachtal<br />

Die Verbandsgemeinde Kirchberg<br />

hat in drei Baulosen die Realisierung<br />

des Transportes für kommunale<br />

Abwässer, sowie die Verlegung einer<br />

Druckleitung für enteisungshaltiges<br />

<strong>Abwasser</strong>, durchführen lassen.<br />

Im Los 1 wurde der Bau der<br />

Kanaltrasse der stillzulegenden<br />

Kläranlage Dill bis zur neuen Gruppenkläranlage<br />

Kyrbachtal durchgeführt.<br />

Hierbei wurden 2200 m<br />

SIMONA® PE 100 Druckrohre (d 250<br />

x 22,7 mm); 2040 m coextrudierte<br />

PE 80 Kanalrohre mit wanddickenintegrierter<br />

Heizwendel (d 500 x<br />

28,4 mm) und 180 m coextrudierte<br />

PE Kanalrohre mit wanddickenintegrierter<br />

Heizwendel (d 630 x<br />

35,7 mm) verlegt.<br />

In den Losen 2 und 3 wurden die<br />

Kläranlage Kirchberg-West sowie<br />

das Pumpwerk Dillendorf mit insgesamt<br />

4200 m PE 80 CoEx SIMO-<br />

FUSE® (d 400 x 22,7 mm) Rohren an<br />

die neue Kläranlage angeschlossen.<br />

Damit gab es eine zentrale Lösung<br />

zur Reinhaltung der Gewässer mit<br />

deutlich positiver Umweltbilanz<br />

und Ökoeffizienz.<br />

Umfassende Kunststofflösung<br />

mit ausgezeichneter<br />

chemischer Beständigkeit<br />

Da die Anlage neben dem kommunalen<br />

<strong>Abwasser</strong> aus den stillgelegten<br />

Kläranlagen Dill und Kirchberg-<br />

West der Verbandsgemeinde auch<br />

das Schmutzwasser vom Zweckverband<br />

Flughafen Hahn sowie das<br />

enteisungshaltige <strong>Abwasser</strong> aus<br />

dem Flugbetrieb der Flughafen<br />

Frankfurt-Hahn GmbH aufnimmt,<br />

wurde sie bereits mit der ersten<br />

Ausbaustufe von 28 000 Einwohnerwerten<br />

zur größten Kläranlage<br />

im Hunsrück. So<strong>wohl</strong> die Investitions-<br />

als auch die Betriebskosten<br />

Schachtmontage<br />

durch<br />

Rohrverbindung<br />

mit<br />

wanddickenintegrierter<br />

Heizwendel.<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 639


PRAXIS<br />

Exkurs Verlegeverfahren<br />

Statisches Pflugverfahren<br />

Das Pflügen ist die schnellste und <strong>wohl</strong> wirtschaftlichste Technik zur Neuverlegung<br />

von Kunststoffrohren. Die Methode greift kaum in das Erdreich ein und ist daher sehr<br />

umweltschonend. Mit Hilfe einer Seilwinde werden ein Verlegepflug und ein Verlegekasten<br />

gezogen. Nachdem die Rohrleitung durch den Verlegekasten in das Erdreich<br />

eingebracht wurde, schließt <strong>sich</strong> hinter dem Pflug der Graben.<br />

Fräsverfahren<br />

Das Fräsverfahren kommt bei standfestem Boden in der offenen Verlegung ohne Sandbett<br />

zum Einsatz. Die gewählten Schutzmantelrohre können den höheren Belastungen<br />

standhalten und bieten hervorragenden Widerstand gegen langsames Risswachstum und<br />

Punktlasten. So wird ein erhöhter Schutz beim Verlegen und im Betrieb unter schwer<br />

kalkulierbaren Belastungen garantiert<br />

Die SIMONA® Kunststoffrohre<br />

mit ihrer ausgezeichneten chemischen<br />

Beständigkeit gegen die enteisungsmittelhaltigen<br />

Abwässer<br />

und das speziell an die Topographie<br />

angepasste Druckleitungssystem<br />

haben <strong>sich</strong> bei der Realisierung des<br />

Großprojektes bewährt. Auch die<br />

stoffschlüssige, dichte Verbindung<br />

mit SIMONA® SIMOFUSE® bot viele<br />

Vorteile bei der Verlegung im<br />

Grundwasser entlang des Kyrbachs.<br />

Mit den eingesetzten Produkten<br />

lieferte SIMONA eine umfassende<br />

Kunststofflösung für die Gruppenkläranlage<br />

Kyrbachtal.<br />

für die neue Anlage werden anlagenspezifisch<br />

genau nach konkreten<br />

Verteilungsschlüsseln bemessen,<br />

sodass alle Beteiligten und<br />

damit auch die Bürger der Verbandsgemeinde<br />

Kirchberg jeweils<br />

nur den durch sie verursachten<br />

Anteil zu zahlen haben. Die Anlage<br />

ist so konzipiert, dass sie bei Bedarf<br />

in einer zweiten Ausbaustufe auf<br />

41 000 Einwohnerwerte erweitert<br />

werden kann.<br />

Kontakt:<br />

SIMONA AG,<br />

Teichweg 16,<br />

D-55606 Kirn,<br />

Tel. (06752) 14-0,<br />

E-Mail: pipingsystems@simona.de,<br />

www.simona.de<br />

Umleitung eines Baches mit NS-Pumpen –<br />

Einzigartige Lösung für <strong>Wasser</strong>haltung<br />

Geht nicht, gibt’s nicht! Mit sechs NS-Pumpen und einer innovativen Leitungsführung löste ITT Water & Wastewater<br />

für das Ingenieur-Büro Gauff Rail Engineering aus Nürnberg eine „unmögliche“ Aufgabe: die <strong>Wasser</strong>haltung<br />

am Schlangenbach in Baiersdorf bei Erlangen.<br />

Ein einzigartiges Konzept am Schlangenbach bei<br />

Erlangen.<br />

Bahnstrecke Nürnberg-Bamberg,<br />

Kilometer 30,662: Hier, kurz vor<br />

dem Bahnhof Baiersdorf, unterquert<br />

der Schlangenbach die Bahnstrecke,<br />

die in diesem Bereich<br />

dreigleisig ist. Bei den Regenereignissen<br />

im Sommer 2007 wurde die<br />

bestehende Eisenbahnüberführung<br />

sehr stark beschädigt.<br />

Im Bereich von zwei Gleisen<br />

konnte der Eisenbahnbetrieb nur<br />

mit Baubehelfen weiter geführt<br />

werden. Das Ingenieur-Büro Gauff<br />

Rail Engineering wurde durch die<br />

DB PB GmbH Nürnberg im Zusammenhang<br />

mit der Baumaßnahme<br />

der Deutschen Bahn AG, Projekt<br />

VDE8 Nürnberg – Berlin, Ausbauabschnitt<br />

Nürnberg – Ebensfeld,<br />

beauftragt, die Erneuerung der<br />

Eisenbahnüberführung zu planen.<br />

Dabei wurde ITT Water & Wastewater<br />

im April 2010 ins Projekt eingezogen,<br />

eine <strong>Wasser</strong>haltung für das<br />

Projekt mitzugestalten. Eine Aufgabe,<br />

vor der andere Unternehmen<br />

schon im Vorfeld kapitulierten.<br />

Große Fördermenge,<br />

kleiner Leitungsquerschnitt<br />

Die eigentliche Herausforderung<br />

bestand dabei nicht in der Fördermenge<br />

(es galt, 2000 L/s von der<br />

einen auf die andere Seite des Bahndammes<br />

zu pumpen), sondern an<br />

einer anderen Stelle – das Volumen<br />

sollte durch einen möglichst kleinen<br />

Rohrleitungsquerschnitt gefördert<br />

werden. Grund: Der einzig<br />

mögliche Weg führte durch das<br />

Gleisbett. Die Leitungen konnten<br />

also ausschließlich unter den Schie-<br />

Juni 2011<br />

640 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRAXIS<br />

nen zwischen den Gleisschwellen<br />

verlegt werden. ITT Water & Wastewater<br />

fand auch für dieses Problem<br />

eine Lösung. Das Volumen wurde<br />

auf insgesamt 12 Stränge aus<br />

Gummi-Spiralschläuchen DN200<br />

verteilt, die direkt unter den Schienen<br />

aber außerhalb des Druckbereiches<br />

der Gleisschwellen verlegt<br />

wurden – und zwar ohne dass der<br />

Schwellenabstand somit auch die<br />

Geschwindigkeit auf den Gleisen<br />

verändert und zusätzlich ohne dass<br />

der Bahnverkehr unterbrochen werden<br />

musste.<br />

Die von ITT mit der Ausführung<br />

beauftragte Baufirma verlegte die<br />

Rohrstränge in einem sehr engen<br />

Zeitfenster und in zwei Nachtsperrpausen.<br />

Doppelt ge<strong>sich</strong>erte<br />

Kuppelstellen<br />

Pumpenseitig setzte das Unternehmen<br />

auf drei NS3301MT, die<br />

die notwendige Fördermenge<br />

ohne Probleme bewältigen können.<br />

Zur Ab<strong>sich</strong>erung wurden drei<br />

weitere Aggregate der gleichen<br />

Baugröße als Standby-Pumpen<br />

vorgesehen. Je Pumpe war folglich<br />

minimal ein <strong>Wasser</strong>volumen von<br />

340 L/s zu erwarten, das durch<br />

zwei Stränge geleitet werden<br />

musste. Damit ergab <strong>sich</strong> jedoch<br />

ein weiteres Problem. Auf Basis der<br />

Ausgangsdaten war mit einer relativ<br />

hohen Durchflussgeschwindigkeit<br />

von etwa 5,5 bis 7,5 m/s zu<br />

rechnen. Zwar konnten die NS-<br />

Pumpen die <strong>Wasser</strong>menge spielend<br />

bewältigen. Die Belastbarkeit<br />

der Kuppelstellen der Gummi-Spiralschläuche<br />

war jedoch nicht kalkulierbar<br />

– genauso wenig wie die<br />

der Verbindung Tülle-Schlauch.<br />

Um jedes Risiko auszuschließen,<br />

setzte ITT Water & Wastewater<br />

erfolgreich auf zusätzliche Sicherungsmaßnahmen<br />

an den Vaterund<br />

Mutterteilen der Gummi-Spiralschläuche.<br />

Jede Tülle wurde mit<br />

zwei Sicherungsschrauben ge<strong>sich</strong>ert,<br />

so dass <strong>sich</strong> die Verbindungen<br />

unmöglich lösen konnten.<br />

Schließlich hätte ein Bruch der<br />

Kuppelstellen zu einer Unterspülung<br />

der Gleise und damit zu unabsehbaren<br />

Folgekosten vor allem<br />

aus einer evtl. Unterbrechung des<br />

Eisenbahnverkehrs führen können.<br />

NS-Pumpen arbeiten<br />

zuverlässig im Dauerbetrieb<br />

Am 22. Oktober 2010 war es dann<br />

soweit: Die ITT-Monteure vom Service-Center<br />

Oberschleißheim nahmen<br />

die Anlage in Betrieb. Seither<br />

laufen die NS3301MT im Dauerbetrieb<br />

– und die <strong>Wasser</strong>haltung in<br />

hohem Maße zuverlässig sowie zur<br />

vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten.<br />

Auf Grund des Baufortschritts<br />

konnte die Anlage schon nach vier<br />

<strong>Wo</strong>chen auf die Hälfte der Anlagenkapazität<br />

zurückgebaut werden,<br />

die ausreicht, um das erforderliche<br />

Volumen zur Umleitung bis zum<br />

Ende der Baumaßnahmen aufrechtzuerhalten.<br />

Auch im aufgetauchten Zustand voll betriebsbereit:<br />

ITT NS-Pumpen.<br />

Kontakt:<br />

ITT Water & Wastewater Deutschland GmbH,<br />

Bayerstraße 11, D-30855 Langenhagen,<br />

Tel. (0511) 78 00-0, Fax (0511) 78 28 93,<br />

E-Mail : Info.de@itt.com,<br />

www.ittwww.de<br />

Die Umleitung des Schlangenbaches konnte nur<br />

unter den Gleisen und zwischen den Schwellen<br />

erfolgen – für die ITT-Planer kein Problem.<br />

12 Stränge<br />

waren erforderlich,<br />

um das<br />

<strong>Wasser</strong>volumen<br />

des<br />

Schlangenbaches<br />

trotz<br />

des geringen<br />

Leitungsquerschnitts<br />

zu<br />

bewältigen.<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 641


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

Nachweis von Bakterien in Trink- und Brauchwasser<br />

mittels der ScanVIT-Technologie<br />

Bild 1. Das<br />

VIT-Prinzip.<br />

Die Wirkungsweise<br />

der Gensonden<br />

in der<br />

Probe. Grafik:<br />

vermicon AG<br />

Es gibt kaum Produkte, deren<br />

Güte nicht von der Qualität des<br />

während der Produktionsprozesse<br />

verwendeten <strong>Wasser</strong>s abhängt.<br />

Auch die Sekundärverwendung in<br />

Klimaanlagen, Kühltürmen oder<br />

industriellen <strong>Wasser</strong>kreisläufen hat<br />

maßgeblichen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit<br />

und Produktionsstabilität<br />

eines Unternehmens. Mittels<br />

kultivierungsunabhängiger Ansätze<br />

wie dem VIT-Profiling, bei dem<br />

Änderungen der mikrobiellen<br />

Populationen direkt in der Probe<br />

verfolgt werden, können bakterienbedingte<br />

Störungen der Produktion<br />

rasch aufgespürt und beseitigt werden.<br />

Bakterien können aber neben<br />

ihrem industrietechnischen Einfluss<br />

auch eine ernsthafte Bedrohung für<br />

die Gesundheit darstellen. Daher<br />

liegt eine zuverlässige und schnelle<br />

Analyse immer im Interesse des<br />

Unternehmens, welches den in der<br />

Trinkwasserverordnung verankerten<br />

gesetzlichen, aber auch ethischen<br />

und wirtschaftlichen Ansprüchen<br />

genügen muss.<br />

Eine häufige und oft unbemerkte<br />

Gefahr stellen Legionellen<br />

dar. Die Vertreter der Art Legionella<br />

pneumophila können zur Legionellose<br />

führen. Diese schwer verlaufende<br />

Form der Lungenentzündung<br />

verzeichnet eine Sterberate von ca.<br />

15%. Nur wenige wissen, dass auch<br />

einige weitere Vertreter der Gattung<br />

Legionella die Legionellose hervorrufen<br />

können. Die Zahl der jährlich<br />

in Deutschland Erkrankten wird auf<br />

über 10 000 pro Jahr geschätzt. Die<br />

Verbreitung der Legionellen über<br />

Kühltürme oder Klimaanlagen in<br />

Unternehmen kann zu regelrechten<br />

Infektionswellen in der Umgebung<br />

führen. Der Nachweis der Mikroorganismen<br />

muss daher so schnell<br />

wie möglich erfolgen. Mit ScanVIT-<br />

Legionella ist ein Nachweissystem<br />

auf dem Markt, das die weltweit<br />

schnellste Identifizierung und absolute<br />

Quantifizierung von Legionellen<br />

und parallel dazu L. pneumophila<br />

ermöglicht. Hier werden im<br />

Gegensatz zu anderen konventionellen<br />

und modernen Nachweismethoden<br />

alle lebenden Bakterien<br />

in einer Probe analysiert. Innerhalb<br />

kürzester Zeit liegt das Ergebnis vor,<br />

ob und exakt wie viele Legionellen<br />

und darunter L. pneumophila in der<br />

Probe vorliegen. Die dem Test<br />

zugrunde liegende Technologie ist<br />

die VIT-Gensondentechnologie<br />

(Bild 1). Eine aktuelle internationale<br />

Studie renommierter Institute be -<br />

weist, dass ScanVIT-Legionella eine<br />

überzeugende Alternative zur kultivierungsabhängigen<br />

Standardmethode<br />

(ISO 11731) darstellt.<br />

Die Erfahrungen mit ihrer entwickelten<br />

ScanVIT-Technologie im<br />

Bereich der Legionellen, hat die vermicon<br />

AG aus München auch auf<br />

den Nachweis von coliformen Bakterien<br />

und speziell E. coli übertragen.<br />

Der Test basiert auf dem selben<br />

Prinzip und macht damit in kürzester<br />

Zeit die hochspezifische Identifizierung<br />

und gleichzeitige absolute<br />

Quantifizierung der Mikroorganismen<br />

aus einer <strong>Wasser</strong>probe möglich.<br />

Entwickelt wurde der neue<br />

Nachweis im Rahmen des EU-Forschungsprojektes<br />

TECHNEAU in<br />

enger Zusammenarbeit mit dem<br />

TZW (Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>,<br />

Karlsruhe). Ziel war es, ein schnelles<br />

und zugleich sensibles Monitoringsystem<br />

für den Nachweis von Indikatororganismen<br />

und Pathogenen<br />

in <strong>Wasser</strong> zu schaffen, da Standardtechniken<br />

wie MPN oder Kultivierung<br />

entweder zu aufwändig oder<br />

zu langwierig für ein modernes<br />

<strong>Wasser</strong><strong>sich</strong>erheitsmanagement sind.<br />

Die Herausforderung hierbei war,<br />

Schnelligkeit, Spezifität und Zuverlässigkeit<br />

miteinander zu kombinieren.<br />

Eine bisher einmalige Kombination<br />

für einen mikrobiologischen<br />

Schnelltest für den Nachweis von<br />

E.Coli/Coliforme-Keimen. Im Rahmen<br />

des Projektes fand auch die<br />

erfolgreiche Validierung des Nachweises<br />

statt. Im Anschluss an das<br />

Projekt wurde der Nachweis zu<br />

Juni 2011<br />

642 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

einem kommerziellen und standardisierten<br />

System weiterentwickelt.<br />

Die im Kit enthaltene ScanVIT-Technologie<br />

basiert wiederum auf der<br />

VIT-Gensondentechnologie. Das<br />

Nachweissystem konnte soweit<br />

optimiert werden, dass der hochspezifische<br />

Nachweis und die exakte<br />

Quantifizierung der coliformen Keime<br />

und parallel dazu von E. coli mit<br />

dem Nachweissystem ScanVIT-E.<br />

coli/Coliforme innerhalb von nur<br />

12 Stunden möglich ist. Damit ist<br />

ScanVIT-E.coli das weltweit schnellste<br />

System, welches die Identifizierung<br />

und absolute Quantifizierung<br />

der coliformen Keime ermöglicht.<br />

Quantifizierung bedeutet hier, dass<br />

im Gegensatz zu allen anderen auf<br />

dem Markt befindlichen Tests, jedes<br />

einzelne Bakterium in der vorhandenen<br />

Probe bewertet wird. Damit<br />

ist die Grundlage für ein sinnvoll<br />

Bild 2. Schnelle Entscheidungs<strong>sich</strong>erheit. ScanVIT-Zeitschema. Grafik: vermicon AG<br />

funktionierendes Monitoring der<br />

<strong>Wasser</strong>qualität in den verschiedensten<br />

Bereichen geschaffen. Zum Beispiel<br />

können im Bereich Kanalsanierung<br />

und -neubau nun innerhalb<br />

kürzester Zeit bereits während der<br />

Arbeiten Risikoeinschätzungen vorgenommen<br />

werden, die schnelle<br />

und <strong>sich</strong>ere Freigabeentscheidungen<br />

erlauben. Auch kann bei einer<br />

auftretenden Kontamination erheblich<br />

schneller reagiert werden und<br />

die Sicherstellung der <strong>Wasser</strong>qualität<br />

innerhalb kürzester Zeit erfolgen.<br />

Dabei orientiert <strong>sich</strong> die Analyse<br />

des ScanVIT-Systems streng an<br />

den gesetzlichen Vorgaben und<br />

basiert auf der Filtration einer vorgegebenen<br />

Probenmenge (Bild 2).<br />

Kontakt:<br />

vermicon AG,<br />

Barbara Roderus,<br />

Emmy-Noether-Straße 2,<br />

D-80992 München,<br />

Tel. (089) 15 88 20,<br />

Fax (089) 15 88 21 00,<br />

E-Mail: info@vermicon.com,<br />

www.vermicon.com<br />

Ultraschall-<strong>Wasser</strong>zähler MULTICAL® 21 misst<br />

nicht nur <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />

Unter dem Motto „Alles zählt!“<br />

lanciert Kamstrup den elektronischen<br />

<strong>Wasser</strong>zähler MULTICAL ® 21,<br />

der eine Vielzahl der Aufgabenstellungen<br />

eines Versorgers in seinen<br />

Funktionalitäten abdeckt, besonders<br />

für die Trinkwasserversorgung.<br />

Das Gerät misst per Ultraschall und<br />

gewährleistet damit eine ge naue<br />

Registrierung der kleinsten <strong>Wasser</strong>mengen.<br />

Er <strong>sich</strong>ert eine zu verlässige<br />

Abrechnung und überwacht die<br />

Kundenanlage auf <strong>Wasser</strong>verluste<br />

und hilft, <strong>Wasser</strong>ressourcen und<br />

Geld zu sparen. Die Betriebszeit der<br />

Batterie beträgt 16 Jahre.<br />

Der MULTICAL 21 ist als ein wasserdichtes<br />

und vakuumversiegeltes<br />

Gehäuse konstruiert, das die Elektronik<br />

komplett gegen Feuchtigkeit<br />

schützt. Er kann sogar in feuchten<br />

und häufig überschwemmten Räumen<br />

installiert und drahtlos ausgelesen<br />

werden. Der kompakte <strong>Wasser</strong>zähler<br />

lässt <strong>sich</strong> auch installieren,<br />

ohne Rück<strong>sich</strong>t auf das Rohrleitungssystem<br />

nehmen zu müssen.<br />

Durch einfache Fernauslesung<br />

mit einer drahtlosen Empfängereinheit<br />

ist die Verwaltung und Abrechnung<br />

der Daten unkompliziert. Die<br />

Fernauslesung beseitigt Probleme<br />

bei der Selbstablesung wie z.B. fehlerhaft<br />

ausgefüllte Ablesekarten.<br />

Die Auslesung erfolgt drahtlos mit<br />

einem kleinen Handgerät über<br />

Wireless M-Bus.<br />

Das Messsystem wird mit einem<br />

Carbon Footprint-Zertifikat geliefert,<br />

das die geringe Umweltbelastung<br />

des Zählers und die Wiederverwendbarkeit<br />

der Materialien<br />

dokumentiert. Das verwendete<br />

Kunststoffmaterial ist frei von Blei<br />

und anderen Schwermetallen und<br />

reduziert das Gewicht gegenüber<br />

Metallausführungen um mehr als<br />

50 %.<br />

Kontakt:<br />

Kamstrup A/S,<br />

Gerald Landrock,<br />

Werderstraße 23-25,<br />

D-68165 Mannheim,<br />

Tel. (0621) 321 689 60,<br />

Fax (0621) 321 689 61,<br />

E-Mail: gla@kamstrup.de,<br />

www.kamstrup.de<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 643


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

Aerzen erweitert neue Drehkolbenverdichter-<br />

Baureihe<br />

D<br />

ie neuen Drehkolbenverdichter<br />

Delta Hybrid der Aerzener<br />

Maschinenfabrik GmbH wurde jetzt<br />

um eine weitere Baugröße erweitert.<br />

Der Kunde kann somit aus<br />

einer umfangreichen Baureihe das<br />

für seinen Anwendungsfall optimale<br />

Aggregat auswählen. Mit insgesamt<br />

13 Baugrößen decken die<br />

Delta Hybrid nun Ansaugvolumenströme<br />

von 110 m³/h bis 5.800 m³/h<br />

und Überdrücke bis 1.500 mbar<br />

sowie Antriebsleistungen bis 250<br />

kW ab.<br />

Die Kompetenz aus den beiden<br />

Welten der Drehkolbengebläse und<br />

Schraubenverdichter war die Basis<br />

für die Entwicklung der neuen Delta<br />

Hybrid – der weltweit ersten Baureihe<br />

von Drehkolbenverdichtern.<br />

Delta Hybrid ist eine Synergie<br />

aus Gebläse- und Verdichtertechnik<br />

und bietet durch die Verschmelzung<br />

der Vorteile beider Systeme<br />

völlig neue Möglichkeiten in der<br />

Unter- und Überdruck-Erzeugung<br />

von Luft und neutralen Gasen.<br />

Insgesamt sieben Patente bzw.<br />

Patentanmeldungen machen den<br />

Delta Hybrid zu einem der derzeitig<br />

innovativsten Produkte in der Kompressortechnologie.<br />

Dabei ist in<br />

niedrigen Druckbereichen das<br />

Roots-Prinzip der Volldruckverdichtung,<br />

in höheren Druckbereichen<br />

das Schraubenverdichter-Prinzip<br />

mit innerer Verdichtung energetisch<br />

die erste Wahl. Das Aggregatskonzept<br />

basiert auf den Delta-Baureihen<br />

(Delta Blower und Delta<br />

Screw) aus dem Hause Aerzen und<br />

ist systematisch weiterentwickelt<br />

worden.<br />

Bei einem 10jährigen Betrieb<br />

entfallen rund 90% der gesamten<br />

Lebenszykluskosten eines Kompressors<br />

auf den Energiebedarf. Vor<br />

diesem Hintergrund lag der besondere<br />

Augenmerk bei der Entwicklung<br />

der neuen Drehkolbenverdichter-Baureihe<br />

auf einer Steigerung<br />

der Energieeffizienz mit der Zielsetzung<br />

einer deutlichen Reduzierung<br />

der Energiekosten und des CO 2 -<br />

Ausstoßes.<br />

Die Vereinigung der beiden<br />

Technologien Drehkolbengebläse<br />

und Schraubenverdichter führte zu<br />

einer verbesserten Energieeffizienz<br />

um bis zu 15%. Dabei besteht die<br />

neue Drehkolbenverdichter-Stufe<br />

bis zu einer Druckdifferenz von 800<br />

mbar aus einen verwundenen 3+3<br />

Gebläseprofil mit patentierter Stoßaufladung,<br />

bei Drücken bis 1500<br />

mbar aus einem speziellen 3+4 Verdichterprofil<br />

für Niederdruckanwendungen.<br />

Somit steht je nach<br />

Einsatzfall und Druckbereich der<br />

energetisch beste Verdichtertyp zur<br />

Auswahl. Optimierte Ein- und Auslassöffnungen<br />

sorgen für einen idealen<br />

Luftstrom in der Verdichterstufe<br />

und reduzieren somit die<br />

Rückstromverluste. Die Eintrittsluft<br />

wird auf der kalten Seite des Aggregates<br />

angesaugt und eine zusätzliche<br />

Druckschalldämpfer-Isolation<br />

erhöht den Verdichtungswirkungsgrad.<br />

Zusätzlich birgt die riemengetriebene<br />

Ausführung des Delta Hybrid<br />

den Vorteil der punktgenauen<br />

Auslegung. Denn die größte Ersparnis<br />

bringt die Energie, die gar nicht<br />

erst aufgewendet werden muss. So<br />

bedeutet z. B. eine Abweichung im<br />

Volumenstrom um 5% einen erhöhten<br />

Energieaufwand um 5%. Die<br />

Baureihe ist somit energetisch vergleichbar<br />

mit Turboverdichtern, bietet<br />

aber durch ihr maßgeschneidertes<br />

Konstruktionsprinzip gegenüber<br />

der Turbo-Technik die Vorteile einer<br />

Drehkolbenmaschine.<br />

In Forschungsarbeiten hat die<br />

Aerzener Maschinenfabrik neue<br />

Antriebs- und Förderraumabdichtungen<br />

entwickelt, die den natürlichen<br />

Verschleiß minimieren. Zusätzlich<br />

wurde eine neue Lagerung<br />

patentiert, die eine Lebensdauer<br />

von mehr als 60.000 Betriebsstunden<br />

Lh 10 (bei einer Druckdifferenz<br />

von 1000 mbar) gewährleistet.<br />

Wie auch bei den schon bekannten<br />

Delta Blower-Baureihen wird<br />

beim Druckschalldämpfer des Delta<br />

Hybrid der Schall rein durch Luftumlenkungen<br />

reduziert. Auf Absorptionsmaterial,<br />

das grundsätzlich<br />

einem Verschleiß unterliegt, wurde<br />

bewusst verzichtet. Damit ist<br />

gewährleistet, dass das nachgeschaltete<br />

System nicht verunreinigt<br />

werden kann. In z. B. der <strong>Abwasser</strong>technik<br />

wird so das Zusetzen von<br />

Belüftungssystemen vermieden<br />

und kostenintensiver Wartungsaufwand<br />

minimiert oder gar Produktionseinschränkungen<br />

ausgeschlossen.<br />

Zu der neuen Baureihe Delta<br />

Hybrid gehört auch der wahlweise<br />

Einsatz eines mechanisch oder elektrisch<br />

angetriebenen Lüfters, die<br />

standardmäßige Verwendung eines<br />

energieeffizienten EFF1/IE2-Motors<br />

und eine Verdoppelung der empfohlenen<br />

Ölwechselintervalle auf<br />

Juni 2011<br />

644 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

bis zu 16.000 Betriebsstunden Lh 10<br />

bei Verwendung des neuen Aerzener<br />

Spezialöls Delta Lube.<br />

Optional können die Drehkolbenverdichter<br />

auch mit der neuen<br />

Steuerung AERtronic ausgerüstet<br />

werden, die durch ihren modularen<br />

Aufbau eine maßgeschneiderte<br />

Lösung für jeden Anwendungsfall<br />

bietet. Darüber hinaus wird für die<br />

Delta Hybrid-Baureihe auch eine<br />

sogenannte „All-in-One“-Lösung<br />

mit integriertem Frequenzumrichter<br />

und Leistungsteil angeboten.<br />

Diese Anlagen sind nach Anschluss<br />

von Stromversorgung und Förderluft-Leitung<br />

sofort betriebsbereit.<br />

Die neuen Delta Hybrid-Aggregate<br />

wurden für alle Einsatzfälle<br />

geschaffen, bei denen Luft und neutrale<br />

Gase ölfrei gefördert werden<br />

müssen, wie z.B. in Kläranlagen, in<br />

der chemischen Industrie, der Kraftwerkstechnik<br />

oder zum Transport<br />

und zum Entladen staubförmiger<br />

Güter. Die Baureihe wurde seit drei<br />

Jahren in einem groß angelegten<br />

Feldversuch in verschiedensten<br />

Branchen bei Aerzener Kunden mit<br />

Neubedarf unter härtesten Praxisbedingungen<br />

getestet und zur<br />

Marktreife entwickelt.<br />

Kontakt:<br />

Aerzener Maschinenfabrik GmbH,<br />

Stephan Brand,<br />

Reherweg 28,<br />

D-31855 Aerzen,<br />

Tel. (05154) 81-562,<br />

Fax (05154) 81-660,<br />

E-Mail: stephan.brand@aerzener.de,<br />

www.aerzen.com<br />

UV-Desinfektionssystem ermöglicht Forschungszentrum<br />

Erfüllung strenger <strong>Abwasser</strong>vorschriften<br />

UV-Desinfektionsexperte Berson<br />

hat es dem Entwicklungszentrum<br />

für Energiesysteme (Power Systems<br />

Development Facility, PSDF) in<br />

Wilsonville im US-amerikanischen<br />

Bundesstaat Alabama ermöglicht,<br />

die strengen behördlichen <strong>Abwasser</strong>auflagen<br />

zu erfüllen: Seit inzwischen<br />

vier Jahren werden Verunreinigungen<br />

mit minimalem Wartungsaufwand<br />

im zulässigen Be -<br />

reich gehalten.<br />

Das Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />

PSDF in Wilsonville<br />

testet kohlebasierte Technologien,<br />

bevor sie in Energieversorgungseinrichtungen<br />

zum Einsatz kommen.<br />

2006 waren in der expandierenden<br />

Anlage 200 Personen beschäftigt.<br />

Die erzeugte <strong>Abwasser</strong>menge<br />

betrug etwa 95 Liter pro Minute. Da<br />

davon auszugehen war, dass <strong>sich</strong><br />

die Größe der Einrichtung in naher<br />

Zukunft verdoppeln würde, sahen<br />

<strong>sich</strong> die Betreiber aufgrund staatlicher<br />

und kommunaler Vorschriften<br />

ge zwungen, das erzeugte <strong>Abwasser</strong><br />

zu desinfizieren. Die örtliche Kläranlage<br />

war jedoch zu weit entfernt.<br />

Aus diesem Grund entschied das<br />

PSDF, ein eigenes <strong>Abwasser</strong>aufbereitungssystem<br />

zu installieren.<br />

Nach der Untersuchung verschiedener<br />

Produkte kam die Einrichtung<br />

zu dem Schluss, dass das<br />

UV-Desinfektionssystem OpenLine<br />

von Berson ihren technischen und<br />

finanziellen Anforderungen am besten<br />

entsprach. Bei diesem System<br />

handelt es <strong>sich</strong> um ein Desinfektionsgerät<br />

für offene Gerinne, das die<br />

Fortpflanzungsfähigkeit von Mikroorganismen<br />

mithilfe leistungsstarker<br />

UV-Niederdrucklampen auf Zellebene<br />

zerstört. Das System wurde<br />

2007 installiert und sorgt als letztes<br />

Glied in der Verfahrenskette für eine<br />

abschließende Behandlung des<br />

<strong>Abwasser</strong>s, bevor es in einen nahegelegenen<br />

Fluss eingeleitet wird.<br />

Die staatliche Genehmigung<br />

setzt voraus, dass keine <strong>Abwasser</strong>probe<br />

mehr als 200 Kolonien an<br />

Fäkalindikatoren pro 100 ml aufweist<br />

– eine Auflage, die mit dem<br />

OpenLine-System problemlos eingehalten<br />

werden konnte. Weitere<br />

Vorteile sind die kompakte Standfläche<br />

und der weitgehend wartungsfreie<br />

Betrieb: In den insgesamt<br />

21 000 Betriebsstunden seit seiner<br />

Installation hat OpenLine ohne Austausch<br />

der UV-Lampe sämtliche<br />

Desinfektionsanforderungen erfüllt.<br />

Neues OpenLine UV-Desinfektionssystem zur<br />

<strong>Abwasser</strong>aufbereitung für offene Gerinne von<br />

Berson, wie es auch im Entwicklungszentrum PSDF<br />

in Wilsonville im US-amerikanischen Alabama<br />

installiert wurde.<br />

Kontakt:<br />

Berson UV-techniek,<br />

Peter Menne, International Area Sales Manager,<br />

Postfach 90, NL-5670 AB Nuenen,<br />

Niederlande,<br />

Tel. +31 40 290 7777,<br />

Fax +31 40 283 5755,<br />

E-Mail: peter.menne@bersonuv.com/<br />

sales@bersonuv.com<br />

www.bersonuv.com<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 645


Taschenbuch für<br />

Ausbildung und Beruf<br />

WISSEN für die ZUKUNFT<br />

Begriffe, Verfahren<br />

und Konzepte in der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Taschenbuch für Ausbildung und Beruf<br />

In diesem über<strong>sich</strong>tlichen Nachschlagewerk werden in<br />

alphabetischer Reihenfolge Begriffe, Verfahren und Konzepte<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung genau definiert und erklärt.<br />

Von „A“ wie „Aachener Konzept“ bis „Z“ wie Zusatzstoffe lassen<br />

<strong>sich</strong> alle wichtigen Definitionen nachschlagen, mit denen Fachleute des<br />

<strong>Wasser</strong>fachs tagtäglich umgehen müssen. Die Bandbreite des Kompendiums<br />

reicht von der Trinkwassergewinnung über dessen Aufbereitung<br />

und Desinfektion, dem Transport von Trinkwasser und der Installation<br />

von Leitungen bis hin zu Entwässerungsthemen. Zudem sind alle<br />

wesentlichen DIN-, EN- und ISO-Normen sowie DVGW-Arbeitsblätter<br />

aufgeführt, deren Kenntnis in der Berufspraxis unabdingbar ist. Das<br />

handliche Format des Wörterbuchs eignet <strong>sich</strong> gut für den täglichen<br />

Gebrauch in Ausbildung und Beruf, denn – kleiner als A5 – passt es<br />

praktisch in jede Jackentasche. Die Autoren, langjährige Experten aus<br />

der <strong>Wasser</strong>branche, legen bei diesem Buch besonderen Wert auf eine<br />

gleichermaßen exakte und verständliche Sprache, um den Begrifflichkeiten<br />

Eindeutigkeit und Klarheit zu verleihen.<br />

Michael Gaßner und Rainer Kryschi<br />

1. Auflage 2010, ca. 340 Seiten, Jackentaschenformat<br />

Erscheinungstermin: 2010<br />

Nachschlagewerk mit über<br />

1.500 Definitionen wichtiger<br />

Begriffe, Verfahren und Konzepte<br />

für alle Fachleute des <strong>Wasser</strong>fachs<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Vorteilsanforderung per Fax: +49 (0) 201 / 820 02 - 34 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 <strong>Wo</strong>chen zur An<strong>sich</strong>t<br />

___ Ex. Begriffe, Verfahren und Konzepte in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

1. Aufl age 2010 für € 29,00 zzgl. Versand<br />

ISBN: 978-3-8356-3180-9<br />

Die bequeme und <strong>sich</strong>ere Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer<br />

Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Garantie: Dieser Auftrag kann innerhalb von 14 Tagen bei der Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen<br />

schriftlich widerrufen werden. Die rechtzeitige Absendung der Mitteilung genügt. Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden<br />

Kommunikation werden Ihre persönlichen Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass<br />

ich per Post, Telefon, Telefax oder E-Mail über interessante Verlagsangebote informiert werde. Diese Erklärung kann ich jederzeit widerrufen.<br />

Bankleitzahl<br />

<br />

Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

BVKWZs0610


Impressum<br />

INFORMATION<br />

Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />

<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />

Organschaften:<br />

Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />

Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />

des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />

der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />

(figawa),<br />

der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />

Abfall e. V.<br />

der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />

(ÖVGW),<br />

des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />

Österreich,<br />

der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />

der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />

Herausgeber:<br />

Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institiut e.V., Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />

Dr.-Ing. Jörg Burkhardt, Gasversorgung Süddeutschland GmbH,<br />

Stuttgart<br />

Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />

Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />

Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />

Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />

Prof. Dr. Winfried Hoch, EnBW Regional AG, Stuttgart<br />

Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />

Thyssengas GmbH, Dortmund<br />

Dipl.-Ing. Jost Körte, RMG Messtechnik GmbH, Butzbach<br />

Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />

Dipl.-Ing. Klaus Küsel, Heinrich Scheven Anlagen- und Leitungsbau<br />

GmbH, Erkrath<br />

Prof. Dr.-Ing. Hans Mehlhorn, Zweckverband Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung,<br />

Stuttgart<br />

Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />

Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Hans Sailer, Wiener <strong>Wasser</strong>werke, Wien<br />

Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />

BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />

Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />

Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />

Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />

Redaktion:<br />

Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

Rosenheimer Straße 145, D-81671 München,<br />

Tel. (0 89) 4 50 51-3 18, Fax (0 89) 4 50 51-3 23,<br />

e-mail: ziegler@oiv.de<br />

Redaktionsbüro im Verlag:<br />

Sieglinde Balzereit, Tel. (0 89) 4 50 51-2 22,<br />

Fax (0 89) 4 50 51-3 23, e-mail: balzereit@oiv.de<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />

beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />

Prof Dr. med. Konrad Botzenhart, Hygiene Institut der Uni Tübingen,<br />

Tübingen<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank <strong>Wo</strong>lfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />

München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />

Abfalltechnik, Neubiberg<br />

Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />

Prof. Dr.-Ing. Werner Hegemann, Andechs<br />

Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />

Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />

Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />

Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />

Prof. Dr.-Ing. <strong>Wo</strong>lfgang Merkel, Wiesbaden<br />

Dipl.-Ing. Rudolf Meyer, Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />

Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, FIGAWA, Köln<br />

Dipl.-Ing. Wilhelm Rubbert, Bieske und Partner GmbH, Lohmar<br />

Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Friedhelm Sieker, Institut für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

Universität Hannover<br />

RA Jörg Schwede, Kanzlei Doering, Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. <strong>Wo</strong>lfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Knut Wichmann, DVGW-Forschungsstelle TUHH,<br />

Hamburg<br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />

D-81671 München, Tel. (089) 450 51-0, Fax (089) 450 51-207,<br />

Internet: http://www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke, Hans-Joachim Jauch<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Helga Pelzer, Vulkan-Verlag GmbH, Essen,<br />

Tel. (0201) 82002-35 e-mail: h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Matos Feliz, im Verlag,<br />

Tel. (089) 45051-228, Fax (089) 45051-207,<br />

e-mail: matos.feliz@oiv.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />

Tel. (089) 450 51-226, Fax (089) 450 51-300,<br />

e-mail: krawczyk@oiv.de<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 61.<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />

(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />

„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />

Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />

Jahresabonnementpreis:<br />

Inland: € 360,– (€ 330,– + € 30,– Versandspesen)<br />

Ausland: € 365,– (€ 330,– + € 35,– Versandspesen)<br />

Einzelheft: € 37,– + Versandspesen<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigung 8 <strong>Wo</strong>chen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Postfach 91 61<br />

D-97091 Würzburg<br />

Tel. +49 (0) 931 / 4170-1615, Fax +49 (0) 931 / 4170-492<br />

e-mail: leserservice@oldenbourg.de<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />

Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />

strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />

der Meinung der Redaktion.<br />

Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />

Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

© 1858 Oldenbourg Industrieverlag GmbH, München<br />

Printed in Germany<br />

Juni 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 647


INFORMATION Termine<br />

Auf den Punkt gebracht – Kanalsanierung, Grundstücksentwässerung, Personal, Finanzen, Klimawandel<br />

21.6.2011, Dresden<br />

Technische Akademie Hannover e.V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, www.ta-hannover.de<br />

Instrumente für eine zukunftsfähige <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

22.6.2011, Kassel<br />

EW Medien und Kongresse GmbH, Josef-Wirmer-Straße 1, 53123 Bonn, Tel. (0228) 2598-100, Fax (0228) 2598-120,<br />

E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />

AWBR-Mitgliederversammlung<br />

1.7.2011, Karlsruhe<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein AWBR, Karola Hofstetter, Tullastraße 61, 79108 Freiburg,<br />

Tel. (0761) 279-27 04, Fax (0761) 279-27 31, E-Mail: awbr@badenova.de, www.awbr.org<br />

Kompaktkurs Vertragsrecht für Techniker und Ingenieure<br />

5.-6.7.2011, München<br />

Management Forum Starnberg GmbH, Maximilianstraße 2b, 82319 Starnberg, E-Mail: yvonne.doebler<br />

@management-forum.de, Tel. (08151) 2719-0, www.management-forum.de/vertragsrecht-technik<br />

39. <strong>Abwasser</strong>technisches Seminar (ATS) – Gewässerschutz und Nährstoffe – Einträge, Bewertung,<br />

Elimination<br />

14.7.2011, Garching bei München<br />

Gesellschaft zur Förderung des Lehrstuhls für <strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft der TU München e.V., Am Coulombwall,<br />

85748 Garching, Dr.-Ing. Stephanie Rapp-Fiegle, Tel. (089) 289-22377, Fax (089) 22366, E-Mail: s.rapp@bv.tum.de; Dipl.-<br />

Ing. Marcel Hagen, Tel. (089) 6004-2161, Fax (089) 6004-3858, E-Mail: marcel.hagen@unibw.de, www.wga.bv.tum.de<br />

23. Hamburger Kolloquium zur <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

31.8.–1.9.2011, Hamburg-Harburg<br />

GFEU e.V., Eißendorfer Straße 42, 21073 Hamburg, Frau Petersen, Tel. (040) 42878-3207, Fax (040) 42878-2684,<br />

E-Mail: e.petersen@tuhh.de, g.becker@tuhh.de, http://www.tu-harburg.de/t3resources/aww/Veranstaltungen/<br />

Programm_<strong>Abwasser</strong>kolloquium_2011.pdf<br />

Druckprüfung von <strong>Wasser</strong>rohrleitungen<br />

21.09.2011, Gera<br />

Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH, figawa Service GmbH, Marienburger Straße 15,<br />

50968 Köln, Tel. (0221) 37658-20, Fax (0221) 37658-62, E-Mail: koeln@brbv.de, www.brbv.de<br />

Kunststoffrohre in der Gas- und <strong>Wasser</strong>versorgung – Verlängerung zur GW 331<br />

22.09.2011, Nürnberg<br />

Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH, figawa Service GmbH, Marienburger Straße 15,<br />

50968 Köln, Tel. (0221) 37658–20, Fax (0221) 37658–62, E-Mail: koeln@brbv.de, www.brbv.de<br />

acqua alta 2011<br />

11.–13.10.2011, Hamburg<br />

Hamburg Messe und Congress GmbH, Messeplatz 1, 20357 Hamburg, Tel. (040) 3569-2081, Fax (040) 3250-9244,<br />

E-Mail: alta09@interplan.de, www.acqua-alta.de<br />

10. <strong>Wasser</strong>wirtschaftliche Jahrestagung<br />

7.–8.11.2011, Berlin<br />

EW Medien und Kongresse GmbH, Josef-Wirmer-Straße 1, 53123 Bonn, Tel. (0228) 2598-100, Fax (0228) 2598-120,<br />

E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />

Schlammfaulung statt aerober Stabilisierung – Trend der Zukunft?<br />

22.11.2011, Kaiserslautern<br />

TU Kaiserslautern, Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft & Universität Luxemburg, Paul-Ehrlich-Straße,<br />

67663 Kaiserslautern, Dipl.-Ing. Oliver Gretzschel, Tel. (0631) 205-3831, E-Mail: oliver.gretzschel@bauing.uni-kl.de,<br />

www.siwawi.arubi.uni-kl.de<br />

Juni 2011<br />

648 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


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Inge Matos Feliz<br />

Telefon: 0 89/4 50 51-228<br />

Telefax: 0 89/4 50 51-207<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

Die technisch-wissenschaftliche<br />

Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung


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Brunnenservice<br />

Absperrarmaturen<br />

Automatisierung<br />

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von Anthrazit bis Zeolith<br />

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<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

Sonderbauwerke<br />

Umform- und<br />

Befestigungstechnik<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung und<br />

<strong>Abwasser</strong>ableitung<br />

Rohrdurchführungen<br />

Übersetzungen<br />

<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

Chemische <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

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anspruchsvolle Projekte auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene durchgeführt.<br />

Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />

DIN EN ISO 9001 GW 11 G 468-1 WHG § 19 I<br />

DIN EN ISO 14001 GW 301: G1: st, ge, pe G 493-1 AD 2000 HPO<br />

SCC** W1: st, ge, gfk, pe, az, ku G 493-2 DIN EN ISO 3834-2<br />

OHSAS 18001 GN2: B W 120 DIN 18800-7 Klasse E<br />

FW 601: FW 1: st, ku<br />

MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />

Schwaigerbreite 17 Tel.: +49(0)991 330-231 rlb@streicher.de<br />

94469 Deggendorf Fax: +49(0)991 330-266 www.streicher.de<br />

Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />

mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />

www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />

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Stellenanzeigen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungszweckverband Weimar<br />

… die Ihnen das <strong>Wasser</strong> reichen können<br />

Der <strong>Wasser</strong>versorgungszweckverband Weimar (Sitz: Kultur- und<br />

Universitätsstadt Weimar, Kulturhauptstadt Europas 1999) versorgt<br />

rd. 110.000 Bürger in der Stadt Weimar und in 50 Kommunen<br />

des Umlandes (124 Ortslagen) sowie die dort ansässigen<br />

gewerblichen, landwirtschaftlichen und öffentlichen Kunden mit rd.<br />

5,1 Mio. m³/a Trinkwasser. Dazu werden u. a. 4 <strong>Wasser</strong>werke/Aufbereitungsanlagen,<br />

61 Hoch-/Sammelbehälter, 60 Zwischenpumpwerke/<br />

Druckerhöhungsanlagen sowie rd. 1.100 km Rohrnetz betrieben.<br />

Der Zweckverband erfüllt seine Aufgaben satzungsgemäß<br />

durch einen Eigenbetrieb. Im Zuge der mittelfristigen Vorbereitung<br />

einer Altersnachfolgeregelung ist dort vorzugsweise ab 01.01.2012<br />

zunächst die Stelle einer Elektrofachkraft im Meisterbereich Revision<br />

der Abteilung Netz- und Anlagenbetrieb neu zu besetzen.<br />

Nach etwa vier Jahren ist dann die Übernahme der Stelle<br />

Teamleiter(in) Elektro/MSR<br />

vorgesehen. Der Elektro/MSR-Bereich ist für den Betrieb und die<br />

Wartung/ Instandhaltung/Instandsetzung von 10 Trafostationen<br />

(30 kV auf 10 kV bzw. 10 kV auf 0,4 kV), rd. 10 km Mittelspannungs-,<br />

rd. 26 km Niederspannungs- und rd. 150 km Steuer-/<br />

Fernmeldekabeln sowie von 10 Richt- bzw. Zeitschlitzfunkstrecken<br />

und des aus einem zentralen Leitstand mit rd. 140 angebundenen<br />

Fernwirkunterstationen bestehenden Prozessleitsystems verantwortlich.<br />

Der/Die Teamleiter(in) ist verantwortliche Elektrofachkraft<br />

(VEF), leitet die Betriebselektriker (derzeit 5 Mitarbeiter) an und<br />

organisiert deren Aufgbenerfüllung in engem Zusammenwirken mit<br />

den Leitern der territorial zuständigen Meisterbereiche. Er/Sie berichtet<br />

dem Abt.-Ltr. Netz- und Anlagenbetrieb.<br />

Nachfolgende Anforderungen werden gestellt:<br />

– auf einer abgeschlossenen Berufsausbildung (Elektroniker[in]<br />

für Automatisierungstechnik, Systemelektroniker[in] oder vergleichbar)<br />

basierende Meister- oder Ingenieurqualikation<br />

– fundierte Kenntnisse bezüglich SPS-Einsatz (insbesondere S 5<br />

und S 7)<br />

– möglichst Schaltberechtigung bis 30 kV (ggf. Bereitschaft zum<br />

Erwerb)<br />

– mehrjährige Berufserfahrung (vorzugsweise Ver-/Entsorgungsunternehmen)<br />

– Durchsetzungsvermögen, Verhandlungsgeschick, mentale und<br />

körperliche Belastbarkeit, Zuverlässigkeit sowie Führungs- und<br />

Teamfähigkeit<br />

– interne und externe Durchsetzung der hohen Qualitätsstandards<br />

des WZV Weimar sowie ausgeprägtes betriebswirtschaftliches<br />

Denken im Hinblick auf die Efzienz der Aufgabenerfüllung<br />

– hohe Einsatzbereitschaft und selbständige Arbeitsweise<br />

– gute Anwenderkenntnisse bezüglich der üblichen Of ce-Programme<br />

– Grundkenntnisse in AutoCAD od. vergleichbaren Konstruktionsprogrammen<br />

– Führerschein für PKW<br />

– Bereitschaft zur <strong>Wo</strong>hnsitznahme im Versorgungsgebiet und zur<br />

Teilnahme am Bereitschaftsdienst<br />

Die Vergütung erfolgt nach dem Tarifsystem des Öffentlichen Dienstes<br />

(Tarifvertrag für Versorgungsbetriebe [TV-V]).<br />

Für weitergehende Informationen stehen der Abt.-Ltr. Technik,<br />

Herr Willi Gleisner (Tel. 03643/7444-300) und der Abt.-Ltr. Netzund<br />

Anlagenbetrieb, Herr Veit Exner (Tel. 03643/7444-400) zur<br />

Verfügung.<br />

Bewerber/Bewerberinnen senden ihre aussagekräftige Bewerbungen<br />

unter Beifügung der üblichen Unterlagen (bitte Umschlag mit<br />

dem Hinweis „Stellenausschreibung Elektro“ kennzeichnen) bitte<br />

bis zum 31.08.2011 an den<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungszweckverband Weimar<br />

Frau Andrea Galitzdörfer – persönlich –<br />

Friedensstraße 40<br />

99423 Weimar<br />

Die Stadt Bad Saulgau sucht für ihre Stadtwerke zum nächstmöglichen<br />

Zeitpunkt einen<br />

Netzmonteur Gas/<strong>Wasser</strong> (m/w)<br />

zur Durchführung von Bau-, Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten<br />

im Gas- und <strong>Wasser</strong>rohrnetz und der Versorgungsanlagen.<br />

Nach Einarbeitung ist die Teilnahme am Bereitschaftsdienst erforderlich.<br />

Folgende Anforderungen werden gestellt:<br />

• Abgeschlossene Berufsausbildung als Gas- und <strong>Wasser</strong>installateur/in<br />

• Führerschein Klasse B (vorzugsweise auch C1E)<br />

• Uneingeschränkte Eignung für den Außendienst<br />

• Möglichst Erfahrungen im Tätigkeitsgebiet<br />

Wenn Sie belastbar, flexibel und zuverlässig sind, dann freuen wir<br />

uns über Ihre Bewerbung. Die <strong>Wo</strong>hnsitznahme in Bad Saulgau<br />

oder der näheren Umgebung ist aufgrund der Rufbereitschaft erforderlich.<br />

Es erwartet Sie eine abwechslungsreiche Tätigkeit, leistungsgerechte<br />

Bezahlung nach dem Tarifvertrag für Versorgungsbetriebe<br />

(TV-V) bei einer zunächst auf zwei Jahre befristeten Stelle. Eine<br />

spätere Übernahme ist gegebenenfalls möglich.<br />

Die Kurstadt Bad Saulgau ist eine moderne Stadt mit 17.500 Einwohnern,<br />

zwischen Bodensee und Schwäbischer Alb mit überdurchschnittlicher<br />

Infrastruktur, kulturellem Anspruch und hohem<br />

Freizeitangebot. Bad Saulgau ist Mittelzentrum und Sitz einer Verwaltungsgemeinschaft<br />

mit über 20.000 Einwohnern.<br />

Falls wir Ihr Interesse geweckt haben, senden Sie Ihre aussagekräftigen<br />

Bewerbungsunterlagen bis zum 5. Juli 2011 an die<br />

Stadt Bad Saulgau, Oberamteistrasse 11, 88348 Bad Saulgau.<br />

Für telefonische Rückfragen stehen Ihnen gerne Herr Übelhör (Tel.<br />

07581 506-110) oder Herr Hellmuth (Tel. 07581 207-150) zur<br />

Verfügung. Selbstverständlich können Sie Ihre Anfragen auch per<br />

Mail an personal@bad-saulgau.de richten. Weitere Informationen<br />

finden Sie auch unter www.stadtwerke-bad-saulgau.de bzw. unter<br />

www.bad-saulgau.de.<br />

Ihr direkter Draht zum Fachmarkt<br />

Inge Matos Feliz<br />

Tel. 089 / 4 50 51-228<br />

Fax 089 / 4 50 51-207<br />

matos.feliz@oiv.de<br />

www.stelleninserate.de


INSERENTENVERZEICHNIS<br />

Firma<br />

Seite<br />

3S Consult GmbH, Garbsen 629<br />

Amitech Germany GmbH, Mochau 579<br />

Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 551<br />

Aqua Ukraine 2011, Kiew, Ukraine<br />

4. Umschlagseite<br />

Compounds AG, Pfäffikon, Schweiz 559<br />

DRÖSSLER GmbH, Umwelttechnik, Siegen 575<br />

DWA-Landesverbandstagung Bayern 555<br />

Endress + Hauser Messtechnik GmbH + Co. KG,<br />

Weil am Rhein<br />

Einhefter<br />

EPC 4. Europäische Rohrleitungstage 583<br />

EUROTANK GmbH, Nortorf 573<br />

Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 576<br />

Frank GmbH, Mörfelden-Walldorf 569<br />

Hans Huber AG Maschinen- und Anlagenbau,<br />

Berching 543<br />

Hydro-Elektrik GmbH, Ravensburg<br />

Titelseite<br />

Firma<br />

Seite<br />

Körting Hannover AG, Hannover 565<br />

KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 590<br />

Walther Müller & Co., KG, Rohrdurchführungen 587<br />

REMONDIS Aqua GmbH & Co.KG, Lünen 561<br />

Siemens AG, Nürnberg 567<br />

Siemens AG, Nürnberg<br />

Beilage<br />

Simona AG, Kirn 553<br />

Fritz Wiedemann & Sohn GmbH, Wiesbaden 561<br />

Einkaufsberater / Fachmarkt 649–653<br />

Stellenmarkt<br />

Stadt Bad Saulgau, Bad Saulgau 654<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungszweckverband Weimar, Weimar 654<br />

wvr <strong>Wasser</strong>versorgung Rheinhessen GmbH,<br />

Bodenheim<br />

3. Umschlagseite

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