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Festplatten morgen | infrastruktur<br />
Technologie hat ihren Ursprung in<br />
der immer feineren Strukturgröße<br />
auf den Magnetscheiben. Je kleiner<br />
eine einzelne magnetisierbare Zelle<br />
(ein sogenannter Weiss’scher Bezirk)<br />
ist, desto eher passiert es bei<br />
Schreibvorgängen, dass nicht nur<br />
der Zielbezirk beschrieben wird,<br />
sondern dass fälschlicherweise<br />
auch die Magnetisierung der umliegenden<br />
Zellen verändert wird.<br />
Das ließe sich durch die Verwendung<br />
von magnetisch sehr stabilen<br />
Materialien umgehen. Allerdings<br />
ist es unmöglich, solch ein stabiles<br />
Material mit einem gewöhnlichen<br />
Schreib-Lesekopf zu beschreiben:<br />
Er erzeugt kein ausreichend starkes<br />
Magnetfeld.<br />
Einen Ausweg bieten magnetisch<br />
ebenso stabile Materialen, die sich<br />
aber unter bestimmten Umständen<br />
einfach ummagnetisieren lassen.<br />
Dazu gehört beispielsweise eine<br />
Eisen-Platin-Legierung, die ab einer<br />
Temperatur von 446 °C leicht<br />
magnetisierbar wird (Curie-Temperatur).<br />
Genau das nutzt das HAMR-<br />
Verfahren aus. Die zu beschreibende<br />
Speicherzelle wird mit einem<br />
Laser für Sekundenbruchteile auf<br />
eine Temperatur über die Curie-<br />
Temperatur erhitzt und in dieser<br />
kurzen Zeit beschrieben. So kann<br />
der zu beschreibende Bereich viel<br />
genauer angesprochen werden:<br />
Seagate zeigte bereits funktionierende<br />
Prototypen, die in Kombination<br />
mit HAMR und Perpendicular<br />
Recording eine Speicherdichte von<br />
1 TBit/Quadratzoll erreichen, eine<br />
Verdoppelung zu aktuell erhältlichen<br />
Laufwerken. Die Ingenieure<br />
von TDK erreichten durch spezielle<br />
Nahfeld-Optiken eine Steigerung<br />
auf 1,5 TBit/Quadratzoll. Die<br />
Erwartungen an die Technik gehen<br />
aber noch weit darüber hinaus: Bis<br />
zu 60 TByte sollen sich mit HAMR<br />
in ein 3,5-Zoll-Laufwerk pressen<br />
lassen.<br />
Forscher an den Oregon State<br />
Universität arbeiten deshalb an<br />
Materialien, die durch Ultraschall<br />
beschreibbar gemacht werden.<br />
Da sich Ultraschall im Gegensatz<br />
zu Hitze nur auf einen begrenzten<br />
Bereich auswirkt, sinkt das Risiko,<br />
benachbarte Zellen zu überschreiben,<br />
nochmals. Damit stellt AAMR<br />
(„Acoustic Assisted Magnetic Recording“)<br />
eine ernsthafte Alternative<br />
zu HAMR dar. Da AAMR das<br />
Problem der wandernden Hitze<br />
ausschaltet, eignet sich die Technik<br />
auch für extrem hohe Datendichten,<br />
wie sie beispielsweise mit der<br />
Nanolithografie möglich werden.<br />
Jedem Bit seine Zelle<br />
Bei aktuellen Festplatten auf Basis<br />
von Perpendicular Recording<br />
nutzt ein Bit zur Speicherung seiner<br />
Information mehrere Hundert<br />
kristalline Weiss’sche Bezirke. Deren<br />
Anzahl pro Bit kann nicht beliebig<br />
reduziert werden, da sonst<br />
beim Schreiben das Datenverlustrisiko<br />
bei benachbarten Bits stark<br />
ansteigt. Einen Ausweg bieten<br />
strukturierte Trägerflächen, die<br />
mit einem Lithografie-Verfahren<br />
behandelt wurden. Diese bieten<br />
kleinere und gleichzeitig stabilere<br />
Speicherbereiche für einzelne Bits.<br />
Der Fachbegriff für diese Datenträger<br />
lautet „Bit Patterned Media“.<br />
Aktuelle Lithografie-Techniken mit<br />
UV-Licht besitzen allerdings ein minimales<br />
Auflösungsvermögen von<br />
nur 20 nm. HGST hat mit der Nanolithografie<br />
aber bereits ein Verfahren<br />
entwickelt, das Strukturbreiten<br />
von 10 nm ermöglicht. Theoretisch<br />
sind so Kapazitäten von 20-23 TByte<br />
möglich. Festplatten, die auf Bit<br />
Patterned Media setzen, sollen laut<br />
HGST ab 2020 erhältlich sein. Obwohl<br />
die Technik an sich schon<br />
funktioniert, muss sie für die Serienfertigung<br />
noch möglichst kostengünstig<br />
gemacht werden. (rs)<br />
Das SMR-Aufzeichungsverfahren<br />
Beim SMR-Verfahren überlappen sich die einzelnen Spuren auf dem Datenträger.<br />
Das bringt zwar höhere Datendichten, hat aber auch Nachteile.<br />
Gängige Festplatten zeichnen die Daten in benachbarten Spuren auf (Abb. 1).<br />
Genauso ist es auch bei SMR, wobei sich die Spuren jedoch überlappen (Abb.<br />
2). Die Datendichte ist so<br />
beträchtlich höher. Problematisch<br />
wird es jedoch,<br />
wenn Daten auf einer<br />
überlappten Spur neu geschrieben<br />
werden müssen:<br />
Die Daten der bedeckenden<br />
Spur in diesem Bereich<br />
müssen gesichert und<br />
später wiederhergestellt<br />
werden. Wird sie ebenfalls<br />
überlappt, ist auch die<br />
Sicherung und spätere Wiederherstellung<br />
dieser Daten<br />
notwendig. Dieser Vorgang<br />
pflanzt sich so lange fort,<br />
bis das Auftauchen einer<br />
unbelegten Spur ihn unterbricht.<br />
Um lange Kaskaden<br />
zu verhindern, können<br />
Spuren auch in sogenannte<br />
Bänder zusammengefasst<br />
werden (Abb. 3).<br />
Abbildung 1: Normale Festplattentechnik<br />
Rotationsrichtung<br />
Spur n<br />
Spur n+1<br />
Spur n+2<br />
Spurabstand<br />
Spurbreite<br />
Abbildung 2: SMR im Standardverfahren<br />
Spur n<br />
Spurab-<br />
Spur n+1<br />
stand<br />
Spur n+2<br />
Abbildung 3: SMR organisiert in Bändern<br />
Spur n<br />
Spur n+1<br />
Spur n+2<br />
Spur n+3<br />
Spur n+4<br />
Spur n+5<br />
Der Aufbau eines Bit Patterned Media: Jeder Punkt kann zur Speicherung eines Bits<br />
verwendet werden und hat einen Durchmesser von etwa 50 Atomen.<br />
Schreibrichtungen<br />
Schreibrichtung<br />
Band A<br />
Band B<br />
Bild: HGST Bild: Tim Feldman, Garth Gibson<br />
Aber auch HAMR ist nicht perfekt.<br />
So ist beispielsweise die Hitzeausbreitung<br />
nur ungenügend steuerbar,<br />
sodass es zu unerwünschten<br />
Streueffekten kommen kann. Außerdem<br />
verdampft durch den Laser<br />
die auf den Plattern aufgetragene<br />
Schutzschicht nach und nach. Theoretische<br />
Lösungen sehen ein Auffrischen<br />
der Schutzschicht über<br />
Nanoröhren vor, die Umsetzung<br />
in die Praxis fehlt bislang noch.<br />
Fazit<br />
DAS HARDWARE-MAGAZIN FÜR <strong>PC</strong>-SPIELER<br />
Speicher für die Zukunft<br />
Auch wenn SSDs in Geschwindigkeit<br />
und Leistung an ihren 3,5-Zoll-Ahnen<br />
vorbeigezogen sind: Alleine an der<br />
schieren Kapazität der HDDs werden<br />
die Flash-Speicher noch eine Weile<br />
zu knabbern haben. Dazu kommt die<br />
hohe Zuverlässigkeit von Festplatten.<br />
Der alte Magnetspeicher wird uns also<br />
noch für einige Jahre begleiten.<br />
Die Funktionsweise von HAMR: Während bei Perpendicular Recording eine normale<br />
Magnetisierung erfolgt, wird das Bit bei HAMR zuvor mit einem Laser aufgeheizt.<br />
Bild: Seagate<br />
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