gwf Wasser/Abwasser Moderne Techniken zu Ihrem Vorteil (Vorschau)
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9/2013<br />
Jahrgang 154<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
ISSN 0016-3651<br />
B 5399<br />
<strong>Moderne</strong> <strong>Techniken</strong> <strong>zu</strong> <strong>Ihrem</strong> <strong>Vorteil</strong><br />
Neuanlagen | Optimierung | Sanierung<br />
Sauerstoff- und Ozongeneratoren<br />
Membrananlagen mit Ozon<br />
Großfilter aus Edelstahl<br />
www.hydrogroup.de | 0049 751 6009 47
WASSERFACHLICHE AUSSPRACHETAGUNG<br />
l www.wat-dvgw.de<br />
NOCH NICHT ANGEMELDET?<br />
Die wat (wasserfachliche Aussprachetagung)<br />
ist das wichtigste Branchentreffen der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft!<br />
Sie ist das zentrale Forum des deutschen <strong>Wasser</strong>fachs und<br />
Informationsdrehscheibe <strong>zu</strong> aktuellen ordnungspolitischen<br />
und technischen Themen.<br />
30. SEPTEMBER<br />
BIS 1. OKTOBER<br />
2013<br />
+++ Anforderungen an die <strong>Wasser</strong>wirtschaft +++ Auswirkungen<br />
der regenerativen Energieerzeugung auf die<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen +++ Folgen europäischer Vorgaben<br />
auf die <strong>Wasser</strong>versorgung +++ Gewässer- und<br />
Gesundheitsschutz mit Blick auf die Preisdiskussion<br />
+++ Sparten- und systemübergreifendes<br />
Management von Anlagen und Netzen +++<br />
Hygiene in der Trinkwasserinstallation<br />
beim Einsatz neuer Produkte und Materialien<br />
+++ IT-Schutz kritischer<br />
Netzinfrastrukturen +++<br />
Wir freuen uns auf Ihren<br />
Besuch in Nürnberg –<br />
Melden Sie sich jetzt an!<br />
THEMEN<br />
TAG 2013<br />
Der wat-Thementag „Hygiene und<br />
Trinkwasser“ am 30.09.2013 findet<br />
auf dem Themen-Carré in der Fachmesse<br />
statt. Für die inhaltliche Qualität<br />
des Thementages konnten als kompetenter<br />
Kooperationspartner der Bundesverband der<br />
Hygieneinspektoren e.V. (BVH) sowie die<br />
Akademie für öffentliches Gesundheitswesen<br />
(AfÖGS) gewonnen werden.<br />
Weitere Infos unter:<br />
l www.wat-dvgw.de/Thementag<br />
HYGIENE UND TRINKWASSER<br />
Medienpartner
STANDPUNKT<br />
Spurenstoffe – Zusammenarbeit ist erforderlich<br />
Die Themen <strong>Wasser</strong>versorgung und Gewässerschutz<br />
sind ebenso untrennbar miteinander verbunden<br />
wie die <strong>Abwasser</strong>entsorgung und der<br />
Gewässerschutz. Dies zeigt sich aktuell auch an der<br />
Spurenstoffthematik.<br />
In der aquatischen Umwelt und den <strong>Wasser</strong>ver- und<br />
entsorgungssystemen werden – nicht <strong>zu</strong>letzt auch<br />
wegen der empfindlicher werdenden instrumentellen<br />
Analytik – immer mehr anthropogene organische Spurenstoffe<br />
nachgewiesen. Das Spektrum dieser Substanzen<br />
reicht von pharmazeutischen Wirkstoffen über<br />
Weichmacher und Flammschutzmittel bis hin <strong>zu</strong> synthetischen<br />
Duftstoffen, Körperpflegemitteln, Korrosionsschutzmitteln,<br />
Süßstoffen und Pestiziden.<br />
Aufgrund ihrer unterschiedlichen Anwendungsbereiche<br />
und Anwendungsarten gelangen die Substanzen<br />
über verschiedene Eintragspfade in die Umwelt. Die<br />
individuellen chemisch-physikalischen Eigenschaften<br />
der Substanzen sind dafür verantwortlich, ob sie in partikelgebundener<br />
Form oder ausschließlich in <strong>Wasser</strong><br />
gelöst transportiert werden, ob sie im Boden <strong>zu</strong>rückgehalten<br />
oder in konventionellen Kläranlagen aus dem<br />
<strong>Abwasser</strong>strom entfernt werden und welche Aufbereitungstechnologien<br />
geeignet sind, um die jeweilige Substanz<br />
z. B. in der Trinkwasseraufbereitung <strong>zu</strong> entfernen.<br />
Lange Zeit wurde das Thema „Spurenstoffe“ überwiegend<br />
unter humantoxikologischen Aspekten<br />
betrachtet, was die bereits langjährige Erfahrung mit<br />
der Elimination dieser Substanzen in der Trinkwasseraufbereitung<br />
erklärt.<br />
In den letzten Jahren haben <strong>zu</strong>nehmend ökotoxikologische<br />
Aspekte der einzelnen Substanzen und ihre<br />
möglichen Effekte auf aquatische Organismen die Diskussionen<br />
bestimmt, obwohl diese Effekte nur in den<br />
wenigsten Fällen bekannt sind. Dies gilt umso mehr für<br />
Wirkungen des Gesamtcocktails. Dennoch werden aus<br />
Vorsorgegründen inzwischen nicht mehr nur für Trinkwasser<br />
Überwachungswerte festgelegt sondern auch<br />
für Gewässer Zielwerte bzw. Umweltqualitätsnormen.<br />
Gemäß Oberflächengewässerverordnung sind für zahlreiche<br />
Spurenstoffe Jahresmittelwerte in Gewässern <strong>zu</strong><br />
unterschreiten, für einige Substanzen liegen die Werte<br />
unter denen der Trinkwasserverordnung. Aus wie vielen<br />
Messungen an welcher Stelle eines Gewässers diese<br />
Werte ermittelt werden, bleibt weitgehend im Unklaren.<br />
Zeitliche und örtliche Konzentrationsschwankungen<br />
können aber erheblich sein. Daher ist die Berechnung<br />
von Jahresdurchschnittswerten auf Basis nur vereinzelter<br />
Messungen an wenigen Gewässerabschnitten mit<br />
großen Unsicherheiten behaftet.<br />
Um den Spurenstoffeintrag in die Umwelt gezielt <strong>zu</strong><br />
reduzieren, ist das Wissen über die jeweiligen Eintragspfade<br />
bedeutsam. Im Rahmen intensiver Monitoringprogramme<br />
mit regelmäßigen Messungen an verschiedenen<br />
Gewässerabschnitten lassen sich aus Messergebnissen<br />
von Gewässerproben Aussagen <strong>zu</strong>r Bedeutung<br />
von Eintragspfaden ableiten. Dies ist jedoch in der<br />
er forderlichen Intensität nur für wenige Gewässer<br />
(-abschnitte) möglich. Daher müssen gezielte Monitoringstrategien<br />
ebenso entwickelt werden wie Ersatzparameterstrategien<br />
<strong>zu</strong>r indirekten Erfassung des Aufkommens<br />
von Spurenstoffen und <strong>zu</strong>r Beschreibung<br />
ihres Transportverhaltens in <strong>Wasser</strong>infrastrukturen und<br />
in Gewässern. Hier bedarf es weiterhin vieler fachübergreifender<br />
Diskussionen und Untersuchungen, um mittelfristig<br />
mit vertretbarem Aufwand eine realistische<br />
Einschät<strong>zu</strong>ng des Gefährdungspotenzials und der aktuellen<br />
Gewässersituation vornehmen <strong>zu</strong> können.<br />
Dennoch bleibt die Frage, wie Spurenstoffeinträge<br />
reduziert werden können. Hier wird eine Kombination<br />
an Maßnahmen erforderlich sein: das Verbot bestimmter<br />
Substanzen, die Behandlung am Entstehungsort, die<br />
Reduktion der Einträge aus der Landwirtschaft und aus<br />
Niederschlagswassereinleitungen sowie die Elimination<br />
von Spurenstoffen auf Kläranlagen. Um zielgerichtet<br />
Maßnahmen <strong>zu</strong> ergreifen, muss das Wissen über zahlreiche<br />
Grundlagen <strong>zu</strong>m Eintrag, <strong>zu</strong>m Verhalten, <strong>zu</strong> Behandlungsmöglichkeiten<br />
und <strong>zu</strong>r Wirkung von Spurenstoffen<br />
deutlich verbessert werden.<br />
Diese Aufgabe können Siedlungswasserwirtschaftler<br />
nicht alleine bewältigen. Eine Zusammenarbeit zwischen<br />
Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen<br />
ist dabei ebenso notwendig wie die Kooperation<br />
der vielfältigen Akteure im Bereich der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
und weit darüber hinaus.<br />
Prof. Dr.- Ing. Heidrun Steinmetz<br />
Universität Stuttgart<br />
Institut für Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft<br />
Lehrstuhl Siedlungswasserwirtschaft<br />
und <strong>Wasser</strong>recycling<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 877
INHALT<br />
Bundesweit hat sich eine Reihe von Bürgerinitiativen und Gruppen formiert, um<br />
sich für Transparenz bei <strong>Wasser</strong>preisen und -gebühren ein<strong>zu</strong>setzen.<br />
Ab Seite 974<br />
© tommyS/pixelio.de<br />
Untersuchung von 48 natürlichen Mineralwässern aus<br />
Glas- oder PET-Flaschen sowie den jeweiligen Quellen auf<br />
estrogene Wirkung mittels E-Screen-Assay. Ab Seite 982<br />
© Harry Hautumm /pixelio.de<br />
Fachberichte<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
974 H. Daiber<br />
Engagierte Bürger gegen<br />
überhöhte <strong>Wasser</strong>entgelte<br />
Involved Citizens against Inflated Water Charges<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
982 C. Lange, B. Kuch und J.W. Metzger<br />
Untersuchung von Mineralwässern<br />
auf estrogene Wirkung mittels<br />
E-Screen-Assay<br />
Investigation of Mineral Water on Estrogenic<br />
Effects Using the E-Screen Assay<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
988 W. Lindenthal u.a.<br />
Das gekoppelte System <strong>Abwasser</strong>reinigung/Klärschlammfaulung<br />
The Coupled System Wastewater Treatment/<br />
Sewage Sludge Digestion<br />
Forschungsbericht<br />
996 G. Gunkel und D. Titze<br />
Kotpellets als Indikator für die<br />
Besiedlung von Trinkwasser-Versorgungssystemen<br />
mit <strong>Wasser</strong>asseln<br />
Feces Pellets as Indicator of Occurrence of Water<br />
Louses in Drinking-Water Distribution Systems<br />
Tagungsbericht<br />
1004 N. Geiler<br />
PRiMaT-Workshop <strong>zu</strong>r „Risikokommunikation<br />
in der Trinkwasserversorgung“<br />
Netzwerk Wissen<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
907 <strong>Wasser</strong>- und Umweltwissenschaften an der<br />
TU Hamburg-Harburg im Portrait<br />
September 2013<br />
878 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
INHALT<br />
Kotpellets als Indikator für die Besiedlung von Trinkwasser-<br />
Versorgungssystemen mit <strong>Wasser</strong>asseln.<br />
Ab Seite 996<br />
Bericht über den PRiMaT-Workshop <strong>zu</strong>r „Risikokommunikation in der Trinkwasserversorgung“<br />
am 20. September 2012 im TZW in Karlsruhe.<br />
Ab Seite 1004<br />
Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
882 Neue Perspektiven für <strong>Wasser</strong>werke durch<br />
Großfilter aus Edelstahl<br />
884 Keimfreies Trinkwasser dank <strong>zu</strong>verlässiger<br />
Ultrafiltration<br />
886 Membranen filtern Legionellen<br />
888 Hygienefaktor <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
890 Intelligente, automatisierte Oxidationsluftsteuerung<br />
892 Funkbasierte Kommunikation mit<br />
entfernten Unterstationen<br />
896 Neues Verfahren <strong>zu</strong>r Probenahme, Analytik<br />
und Bewertung von wirbellosen Tieren in<br />
Trinkwasserverteilungssystemen<br />
898 Statische Mischer in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
903 Maximale Sicherheit für Trinkwasseranlagen<br />
Nachrichten<br />
Branche<br />
929 DVGW sieht Telekommunikationsleitungen<br />
in Gas- und <strong>Wasser</strong>leitungen kritisch<br />
930 W-LAN durch die <strong>Wasser</strong>leitung?<br />
931 Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft<br />
932 Umweltpolitik: Trends bei kommunalem<br />
<strong>Abwasser</strong> gehen in die richtige Richtung<br />
934 Kontrastmittelaufnahme von Pflanzen<br />
nachgewiesen<br />
935 Früherkennung von Pflanzenausbreitung<br />
in Gewässern<br />
938 Meerwasser <strong>zu</strong>m Trinken<br />
939 Intelligente <strong>Wasser</strong>netze für optimierte<br />
Versorgung<br />
940 Neues Siegel „IKT-Geprüft gemäß<br />
Trennerlass“<br />
941 Kurzfristige Vorhersage mit Wetterradar<br />
942 <strong>Wasser</strong>aufbereitung auf der IFAT 2014<br />
Veranstaltungen<br />
951 Branchenereignis für Nutzwasser sowie<br />
Trink- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
952 Tagung <strong>zu</strong>r Automatisierung abwassertechnischer<br />
Anlagen<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 879
INHALT<br />
Im Fokus: Trinkwasseraufbereitung<br />
und Hygiene.<br />
Ab Seite 882<br />
Netzwerk Wissen: <strong>Wasser</strong>- und Umweltwissenschaften an<br />
der TU Hamburg-Harburg im Porträt. Ab Seite 907<br />
952 MSR-Spezialmesse für Prozessleitsysteme,<br />
Mess-, Regel- und Steuerungstechnik in<br />
Braunschweig<br />
953 nANO meets water V – Nanotechnik für<br />
die <strong>Wasser</strong>praxis<br />
954 5. Seminar <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
954 Oberflächenwassermanagement<br />
auf Flughäfen<br />
955 2. Deutscher Reperaturtag setzt anwendungstechnische<br />
Akzente<br />
958 Management des urbanen <strong>Wasser</strong>haushalts<br />
– mehr als nur Kanalnetzplanung<br />
958 Biogaserzeugung und Gewässerschutz –<br />
wie gefährdet sind die Ressourcen für die<br />
Trinkwasserversorgung<br />
959 Löhnberger <strong>Abwasser</strong>tage 2013<br />
960 4. VDI-Fachkonferenz „Klärschlammbehandlung“<br />
960 GeoTHERM 2014 im rasanten Wachstum<br />
962 <strong>Wasser</strong>stadt – Stadtwasser: Die Rolle des<br />
<strong>Wasser</strong>s im globalen Städtebau<br />
962 6. OWL <strong>Abwasser</strong>tag von Pentair Jung<br />
Pumpen<br />
Leute<br />
964 Fresenius-Preis an Torsten F. Schmidt<br />
verliehen<br />
Recht und Regelwerk<br />
965 DVGW-Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
968 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
970 DVGW – Zurückgezogene Regelwerke<br />
971 Stagnation in Trinkwassernetzen –<br />
<strong>Wasser</strong>information Nr. 81<br />
971 Neue DWA-Merkblätter erschienen<br />
972 DWA: Aufruf <strong>zu</strong>r Stellungnahme<br />
Praxis<br />
1010 Flexibilität mit System: Maßnahme <strong>zu</strong>r<br />
Kanalerneuerung Steinbacherweg in Helsa<br />
1012 Tiefenbohrung in der Antarktis – Auf der<br />
Suche nach frühzeitlichem Leben<br />
Produkte und Verfahren<br />
1016 Damit <strong>Abwasser</strong> mehr Wert erhält – Innovationen<br />
und Neuheiten der HUBER SE auf<br />
der DRINKTEC<br />
1016 Nitrifizierende Bakterien für Kläranlagen<br />
September 2013<br />
880 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
INHALT<br />
Anzeige Hygiene_Layout 1 26.08.13 15:50 Seite 1<br />
Fast eine Million Jahre alt ist das <strong>Wasser</strong> im unterirdischen Ellsworth<br />
Lake in der westlichen Antarktis. Für Proben davon bohren Forscher<br />
wirklich tief … Ab Seite 1012<br />
1017 Gas und <strong>Wasser</strong> mit Lösungen von<br />
GF Piping Systems sicher transportieren<br />
1018 Ring frei für knifflige Rohrverbindungen<br />
Information<br />
Mit Edelstahl<br />
perfekt<br />
ausgerüstet...<br />
1019 Impressum<br />
1020 Termine<br />
Sonderausgabe nach Seite 942<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 06/13<br />
Dieses Heft enthält folgende Beilage:<br />
– Siemens AG, Nürnberg<br />
... <strong>zu</strong>m hygienischen<br />
Speichern von Trinkwasser<br />
Die hygienische Qualität von<br />
Trinkwasser kann beim<br />
Speichern beeinträchtigt werden.<br />
Wir haben effektive und<br />
wirtschaftliche Lösungen und<br />
liefern standardisierte Bauteile,<br />
die das verhindern.<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> Oktober 2013<br />
Erscheinungstermin: 16.10.2013<br />
Anzeigenschluss: 25.09.2013<br />
info@huber.de<br />
www.huber.de<br />
WASTE WATER Solutions<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 881
FOKUS<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Neue Perspektiven für <strong>Wasser</strong>werke durch<br />
Großfilter aus Edelstahl<br />
Die norwegische Gemeinde<br />
Bamble mit Sitz in Langesund<br />
(Telemark) nutzt <strong>zu</strong>r Trinkwasserversorgung<br />
von rund 12 000 Personen<br />
Oberflächenwasser aus dem Binnensee<br />
„Flåte“ (WSP etwa 53 m ü.<br />
NN) (Bild 1). Die <strong>Wasser</strong>entnahme<br />
erfolgt über ein direkt am See<br />
errichtetes Pumpwerk (Bild 2) mit<br />
Zuleitung <strong>zu</strong>r Entnahme von Tiefenwasser.<br />
Die bestehende <strong>Wasser</strong>behandlung<br />
beinhaltet eine grobe<br />
Vorreinigung durch Plansiebe mit<br />
nachfolgender Chlorung und <strong>Wasser</strong>glasdosierung<br />
<strong>zu</strong>r pH-Wert-An -<br />
hebung. Nach der <strong>Wasser</strong>behandlung<br />
wird das <strong>Wasser</strong> in die rund<br />
85 m höher liegenden Hochbehälter<br />
gepumpt.<br />
Zur Reduzierung von Farbe und<br />
TOC sowie <strong>zu</strong>r Erhöhung der hygienischen<br />
Sicherheit wird derzeit ein<br />
vollständig neues <strong>Wasser</strong>aufbereitungssystem<br />
errichtet. Das neue<br />
System mit einer Aufbereitungsleistung<br />
von 680 m³/h beinhaltet die<br />
Verfahrensschritte<br />
Ozonung – CO 2 -Dosierung –<br />
Marmorfiltration – Biofiltration –<br />
UV-Behandlung – Chlorung<br />
Bild 2. Neubau <strong>Wasser</strong>werk mit bestehendem<br />
Maschinenhaus. © Sweco<br />
Bild 1. Rohwasserquelle Binnensee „Flåte“. © HydroGroup<br />
Bereits im Rahmen der Vorplanung<br />
wurden vom Planungsbüro SWECO<br />
mit Sitz in Seljord unterschiedliche<br />
Varianten untersucht und gegenübergestellt.<br />
Als vorteilhafteste<br />
Lösung hat sich ein komplett aus<br />
Edelstahlkomponenten basierendes<br />
System herausgestellt. Das aus<br />
zwei Aufbereitungslinien bestehende<br />
System beinhaltet zwei liegende<br />
Ozonreaktionstanks, zwei<br />
Aufstromfilter mit Filterbehältern<br />
aus Edelstahl für die Aufhärtung,<br />
zwei Abstromfilter mit Filterbehältern<br />
aus Edelstahl für die Biofiltration<br />
sowie einem Reinwasserbehälter<br />
aus Edelstahl.<br />
Hauptgründe für die Entscheidung<br />
pro Edelstahl waren die deutlich<br />
kürzeren Bauzeiten, die erreichbaren<br />
hohen Ausführungsqualitäten<br />
sowie Sicherheit bei den<br />
kalkulierten Baukosten. Letzteres ist<br />
insbesondere dadurch bedingt,<br />
dass die Fertigstellung der Gebäudehülle<br />
während der Sommermonate<br />
und die bauseitige Fertigung<br />
der Behälter und Filter während der<br />
strengen norwegischen Winterzeit<br />
im geschlossenen Gebäude erfolgen<br />
können.<br />
Im Rahmen der im Jahre 2012<br />
erfolgten Ausschreibung konnte<br />
sich die Gemeinschaft der Firmen<br />
Hydro-Elektrik GmbH und Hydro-<br />
Elektrik AS im Wettbewerb als leistungsfähigster<br />
Bieter mit ihren auf<br />
den HydroSystemTanks basierenden<br />
Systemen erfolgreich durchsetzen.<br />
Neben dem Neubau (Bild 3)<br />
wird auch das bestehende Maschinenhaus<br />
komplett umgebaut und<br />
in die Anlage integriert. Besonders<br />
<strong>zu</strong> beachten ist hierbei, dass dies<br />
bei Aufrechterhaltung des Betriebes<br />
erfolgen muss, um die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
sicher<strong>zu</strong>stellen. Die neue<br />
Anlage mit <strong>zu</strong>sätzlichen Räumen für<br />
Betrieb und Überwachung wird<br />
über einen geschlossenen, etwa<br />
3 x 3 m großen, Rohrkanal mit dem<br />
bestehenden Maschinenhaus ge -<br />
koppelt. Im bestehenden Maschinenhaus<br />
werden auch die Sauerstoffproduktionsanlage<br />
sowie die<br />
Ozonproduktionsanlage mit Ozon-<br />
Einmischsystem untergebracht. Das<br />
ozonisierte <strong>Wasser</strong> wird über den<br />
Rohrkanal <strong>zu</strong> zwei parallel liegenden<br />
10 m langen Niederdruck-Kontakttanks<br />
mit Durchmesser 2800 mm<br />
aus Edelstahl 1.4571/316 Ti geleitet.<br />
In den Kontakttanks sind sowohl<br />
September 2013<br />
882 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
FOKUS<br />
Bild 3. Neubau<br />
<strong>Wasser</strong>werk<br />
mit saniertem<br />
Bestand.<br />
© Sweco<br />
eingangsseitig als auch ausgangsseitig<br />
Verteilerplatten eingeschweißt,<br />
um eine gleichmäßige<br />
Kolbenströmung <strong>zu</strong> erreichen. Nach<br />
dem Verlassen der Kontakttanks<br />
wird dem <strong>Wasser</strong> erst Kohlensäure<br />
<strong>zu</strong>gesetz, um anschließend mittels<br />
Aufstromfilter über calciumcarbonathaltiges<br />
Material die gewünschte<br />
Mineralisierung <strong>zu</strong> erreichen.<br />
Die alkalischen Aufstromfilter mit<br />
Durchmesser 5,50 m und 7 m Höhe<br />
arbeiten mit einer Aufströmgeschwindigkeit<br />
von rund 15 m/h. Die<br />
Filter werden mit druckfestem<br />
Düsenboden sowie kompletter<br />
innerer Filterverrohrung für Spülluftverteilung,<br />
Spülwasserableitung<br />
und Filtratüberlauf ausgestattet. Die<br />
drucklos betriebenen Filter sind<br />
komplett geschlossen und werden<br />
über spezielle Filtersysteme belüftet<br />
bzw. entlüftet (Bild 4).<br />
Über die Rinne für den Filtratüberlauf<br />
gelangt das ozonisierte<br />
und mineralisierte Rohwasser in<br />
den im Abstrom betriebenen Biofilter.<br />
Die als Mehrschichtfilter ge -<br />
schütteten Biofilter mit Durchmesser<br />
6,70 m und 7 m Höhe arbeiten<br />
mit einer max. Filtergeschwindigkeit<br />
von rund 10 m/h. Die Filter werden<br />
mit druckfestem Düsenboden<br />
sowie kompletter innerer Filterverrohrung<br />
für Spülluftverteilung,<br />
Spülwasserableitung und Filtratablaufregelung<br />
ausgestattet. Die<br />
schwerkraftgetriebenen Filter mit<br />
Sandschicht und mit Biofilterschicht<br />
aus Filtralite sind komplett geschlossen<br />
und werden über spezielle Filtersysteme<br />
belüftet bzw. entlüftet.<br />
Das entsprechend aufbereitete<br />
Trinkwasser wird im 800 m³ fassenden<br />
Reinwasserspeicher mit Durchmesser<br />
13 m und Höhe 6,3 m zwischengespeichert.<br />
Über den Rohrkanal<br />
wird das Reinwasser den<br />
UV-Anlagen im Maschinenhaus<br />
<strong>zu</strong>geleitet, Chlor <strong>zu</strong>gesetzt und<br />
dann mittels Pumpen <strong>zu</strong>m Verteilsystem<br />
befördert.<br />
Über Bedienpodeste können alle<br />
für den Betrieb erforderlichen<br />
Anlagenteile sicher erreicht werden.<br />
Aufgrund der komplett geschlossenen<br />
wasserführenden Systeme<br />
sowie einer entsprechenden Klimatisierung<br />
wird die Kondenswasserbildung<br />
auf den Edelstahlflächen<br />
vermieden. Die Raumtemperatur in<br />
den Betriebsräumen wird sich an<br />
der <strong>Wasser</strong>temperatur ausrichten,<br />
da die großen Edelstahlflächen als<br />
Heizkörper oder Kühlkörper dienen.<br />
Die Realisierung des Projektes<br />
verläuft fristgerecht nach Terminplan:<br />
Mit Fertigstellung der Arbeiten<br />
für das 20 m breite und 50 m<br />
lange Gebäude ist im Oktober <strong>zu</strong><br />
rechnen, gleich im Anschluss daran<br />
4 3<br />
2<br />
8<br />
Bild 4. Prinzipielle Anordnung Reinwasserbehälter<br />
und Filter. © HydroGroup<br />
7<br />
6 6<br />
wird mit der Fertigung der Behälteranlagen<br />
begonnen. Der Beginn des<br />
Probebetriebes der betriebsfertigen<br />
Anlage ist – nach nur etwa 13 monatiger<br />
Gesamtbauzeit – auf Ende Mai<br />
2014 vorgesehen.<br />
Kontakt:<br />
Hydro-Elektrik GmbH,<br />
Angelestraße 48/50,<br />
D-88214 Ravensburg,<br />
Tel. (0751) 6009-0,<br />
Fax (0751) 6009-33,<br />
E-Mail: info@hydrogroup.de,<br />
www.hydrogroup.de<br />
Svein Forberg Liane,<br />
Sweco Norge AS,<br />
Vekanvegen 10,<br />
NO-3835 Seljord,<br />
Tel. +47 3506 4444,<br />
E-Mail: SveinForberg.liane@sweco.no,<br />
www.sweco.no<br />
10 10<br />
5<br />
5<br />
1 Rohwasser<strong>zu</strong>lauf<br />
9 2 Marmorfilter (aufstrom)<br />
3 Biofilter (abstrom)<br />
4 Reinwasserbehälter<br />
5 Spülwasser<strong>zu</strong>lauf<br />
6 Spülwasserablauf<br />
7 Reinwasserablauf<br />
8 Luftfiltersystem<br />
9 Rohrkanal<br />
10 Düsenboden<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 883<br />
1
FOKUS<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Keimfreies Trinkwasser dank <strong>zu</strong>verlässiger<br />
Ultrafiltration<br />
Wer die Verantwortung für die Versorgung von tausenden Einwohnern mit einwandfreiem Trinkwasser trägt,<br />
der lässt sich nicht auf Experimente ein. Deshalb ist eine <strong>zu</strong>verlässige Ultrafiltrationsanlage in einem der<br />
Hoch behälter der Gemeinde Mörlenbach im Einsatz.<br />
Die südhessische Gemeinde<br />
Mörlenbach im Odenwald ist<br />
für die Versorgung von über 10 000<br />
Bürgern mit sauberem Trinkwasser<br />
verantwortlich. Hier wird Quellwasser<br />
aufbereitet, das stark mit<br />
Schmutzstoffen und Partikeln belastet<br />
ist. Durch ein modernes Gewinnungssystem<br />
und ein einwandfreies<br />
Leitungsnetz sowie eine ständige<br />
Beprobung und Kontrolle wird die<br />
Trinkwasserqualität jederzeit garantiert.<br />
Damit dies auch <strong>zu</strong>künftig der<br />
Fall ist, sollten die bestehenden Ul -<br />
trafitrationsanlagen, die sich trotz<br />
Rückspülung immer wieder <strong>zu</strong>setzten,<br />
durch eine für die <strong>Wasser</strong>menge<br />
dimensionierte UF-Anlage<br />
ersetzt werden. Denn auch bei kurzfristigen<br />
Eintrübungen oder mikrobiologischen<br />
Beeinträchtigungen<br />
nach Niederschlägen muss das<br />
Trinkwasser stets sauber und keimfrei<br />
bei den Endverbrauchern<br />
ankommen.<br />
Eine für alle<br />
Zur Filterung der Schmutzstoffe<br />
und Partikel aus dem Quellwasser,<br />
Desinfektion mittels ProMaqua ® UV-Anlage.<br />
das für die Trinkwasserversorgung<br />
der Gemeinde Mörlenbach aufbereitet<br />
wird, wurde Ende 2011 eine<br />
auf die entsprechende <strong>Wasser</strong>menge<br />
dimensionierte Ultrafiltrationsanlage<br />
installiert. Die Ultrafiltrationsmodule<br />
besitzen Poren mit<br />
einer Größe von maximal 0,02 Mi -<br />
krometer. Zum Vergleich: Der<br />
Durchmesser eines menschlichen<br />
Haares beträgt etwa 70 Mikrometer.<br />
Seit gut einem Jahr liefert die neue<br />
Anlage eine durchgehend gleichbleibende<br />
Filtratqualität ohne Trübung<br />
und somit sauberes und keimfreies<br />
Trinkwasser.<br />
SPS-Steuerung und Messtechnik<br />
inklusive<br />
Neben der Ultrafiltrationsanlage<br />
besteht das System hauptsächlich<br />
aus der Trübungsmesstechnik für<br />
das Rohwasser, den Dosierstationen<br />
für die Reinigung der UF-Module,<br />
der Messtechnik <strong>zu</strong>r Rückspülung<br />
und Messung verschiedener Parameter<br />
sowie einer SPS-Steuerung<br />
inklusive Software <strong>zu</strong>m Regeln und<br />
Drei Membrandosierpumpen delta ® mit geregeltem<br />
Magnetantrieb optoDrive ® gewährleisten die genaue<br />
Dosierung der Chemikalien <strong>zu</strong>r alkalischen Reinigung,<br />
sauren Reinigung und Desinfektion der Ultrafiltrationsmembrane.<br />
Einsatz einer ProMaqua ® UF-Anlage <strong>zu</strong>r effektiven Filterung von<br />
Schmutzstoffen und Partikeln.<br />
September 2013<br />
884 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
FOKUS<br />
Überwachen der gesamten Aufbereitungsanlage.<br />
Die Rückspülung<br />
der UF-Module erfolgt ausschließlich<br />
mit Reinwasser aus einem Spülbehälter<br />
und kann bedarfsweise<br />
durch automatische Zugabe von<br />
Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln<br />
unterstützt werden. Für die<br />
optimale Konzentration an Chemikalien<br />
im <strong>Wasser</strong> werden präzise<br />
Dosierpumpen eingesetzt. Dadurch<br />
wird eine vollständige Entfernung<br />
aller Rückstände in den Filtern<br />
gewährleistet. Die anschließende<br />
Desinfektion des gefilterten <strong>Wasser</strong>s<br />
erfolgt ebenfalls mit einer UV-<br />
Anlage aus dem Hause des Heidelberger<br />
Herstellers ProMinent.<br />
Keine Kompromisse<br />
Wenn es um die Trinkwasserversorgung<br />
geht, macht Karl Späth, <strong>Wasser</strong>meister<br />
der Gemeinde Mörlenbach,<br />
keine Kompromisse: „Im Jahr<br />
fördert unsere <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
über 420 000 m³ Trinkwasser, das im<br />
Gemeindegebiet durch ein Leitungsnetz<br />
von über 80 km fließt<br />
und über 10 000 Einwohner versorgt.<br />
Für mich ist nichts wichtiger<br />
als beste Trinkwasserqualität. Deshalb<br />
setzen wir nur hochwertige<br />
Technik in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
ein, auf die wir uns wirklich verlassen<br />
können.“<br />
Kontakt:<br />
ProMinent Dosiertechnik GmbH,<br />
Michael Birmelin,<br />
Im Schuhmachergewann 5–11,<br />
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September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 885
FOKUS<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Membranen filtern Legionellen<br />
Seit der Verabschiedung der Trinkwasserverordnung 2011 und der damit verbundenen Verpflichtung <strong>zu</strong>r Erstprüfung<br />
auf Legionellen in gewerblichen Anlagen bis Ende 2013 wurden einige Lösungen entwickelt, um gegen<br />
Legionellen vor<strong>zu</strong>gehen. Eine chemiefreie Alternative bieten die Ultrafiltrationsmembranen von MAHLE<br />
InnoWa.<br />
Sinngemäß sind Legionellen<br />
heute unglücklicherweise in<br />
„aller Munde“. Mit der überarbeiteten<br />
Trinkwasserverordnung aus<br />
dem Jahre 2011 wird diesem Problem<br />
nun auch normativ Bedeutung<br />
Membranfiltrationssysteme<br />
<strong>zu</strong>r<br />
<strong>Wasser</strong>filtration<br />
an der Übergabestelle<br />
(PoE).<br />
verliehen. Es gibt viele Möglichkeiten,<br />
um Trinkwasserleitungen und<br />
Rohrsysteme vor Legionellenbefall<br />
<strong>zu</strong> schützen. Dabei ist besonders die<br />
Membrantechnologie auf unterschiedlichste<br />
Weise einsetzbar.<br />
Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen<br />
halten Erreger wie Legionellen<br />
durch die enge Porenweite verlässlich<br />
<strong>zu</strong>rück und schützen so <strong>zu</strong>verlässig<br />
das Rohrnetzwerk.<br />
Besonders wenn Enthärtungsanlagen<br />
auf Basis von Ionenaustauscherharzen<br />
eingesetzt werden, ist<br />
es ratsam wegen der hohen Verkeimungsanfälligkeit<br />
eine nachfolgende<br />
Membranbarriere<br />
<strong>zu</strong> installieren. Auch<br />
im Falle einer bestehenden<br />
Verkeimung können<br />
Membranen <strong>zu</strong>r<br />
Verbesserung der Qualität<br />
herangezogen werden.<br />
Als endständiger<br />
Filter nach der Abgabearmatur<br />
wird eine Sterilfiltration<br />
1 erreicht. Eine<br />
weitere Einsatzmöglichkeit<br />
bietet sich dort an,<br />
wo Legionellen bevor<strong>zu</strong>gt<br />
gedeihen – im<br />
Warmwasser-Kreislauf.<br />
Durch die Zirkulation<br />
werden kontinuierlich<br />
Legionellen und andere<br />
im Warmwasser befindliche<br />
Keime auf der<br />
Membranoberfläche<br />
abgeschieden und so<br />
aus dem Kreislauf entfernt.<br />
Die Trinkwasserverordnung in<br />
ihrer zweiten Fassung, seit Ende<br />
2012 in Kraft, schreibt eine Erstuntersuchung<br />
des <strong>Wasser</strong>kreislaufes<br />
auf Legionellen in gewerblichen<br />
Einrichtungen bis Ende 2013 vor.<br />
Die Dunkelziffer von mehreren Tausend<br />
Erkrankungen, <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen<br />
auf Legionellenbefall, soll so<br />
eingeschränkt werden. Formen der<br />
Erkrankung können das Pontiac-<br />
Fieber sein – <strong>zu</strong> vergleichen mit<br />
einer schwachen Grippe – oder aber<br />
die Legionärskrankheit, die mit<br />
einer schweren Lungenentzündung<br />
einhergeht und tödlich verlaufen<br />
kann. Betroffen sind vor allem<br />
immunschwache Menschen.<br />
Für Trinkwasser wurde vom<br />
Gesetzgeber ein Grenzwert von<br />
1<br />
Nach DIN 58563 ein Bakterienrückhalt<br />
größer 7 Log-Stufen<br />
100 KBE Legionella<br />
spec. pro 100 Milliliter<br />
festgelegt. Untersuchungen<br />
2 zwischen<br />
den Jahren 2003 und<br />
2009 zeigen, dass in<br />
Warm- als auch in<br />
Kaltwassersystemen<br />
dieser Wert überschritten<br />
wird. Dabei<br />
sind Warmwassersysteme<br />
mit über 10 %<br />
mehr als doppelt so<br />
häufig befallen wie<br />
die Kaltwassersysteme.<br />
Die durchgeführten<br />
Proben im<br />
Rahmen der geänderten<br />
Trinkwasserverordnung,<br />
die seit<br />
Ende 2011 durchgeführt<br />
werden, deuten<br />
je doch auf eine deutlich<br />
höhere Befallsrate hin.<br />
Daher bietet MAHLE InnoWa seit<br />
2013 neben Membranen für Kaltwasseranwendungen<br />
bis 45 °C auch<br />
Polymermembranen für Warm- und<br />
Heißwassersysteme an. Die Membranfasern<br />
sowie das Verklebungsharz<br />
hat das Hygiene-Institut des<br />
Ruhrgebiets bei 60 °C geprüft und<br />
sie gemäß KTW-Zulassung für<br />
Warmwassersysteme zertifiziert.<br />
Gemeinsam mit hitzebeständigen<br />
Kunststoffen oder metallischen<br />
Werkstoffen wie Edelstahl können<br />
Membranmodule und Anlagen entworfen<br />
werden, die sich im Warmwasser-Kreislauf<br />
installieren lassen.<br />
Für Abgabepunkte, bei denen mit<br />
Temperaturen von mehr als 45 °C<br />
gerechnet werden muss, gilt dies<br />
ebenfalls.<br />
10” Membrankartusche<br />
<strong>zu</strong>m Einsatz in<br />
Warmwassersystemen.<br />
2<br />
Quelle: Gebäudetechnik für Trinkwasser,<br />
2012, ISBN 978-3-642-29546-1<br />
September 2013<br />
886 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
FOKUS<br />
10”/20”/20” BIG Membrankartuschen<br />
<strong>zu</strong>m Einsatz in<br />
Warmwassersystemen.<br />
Heißwasserbeständige<br />
Hohlfasermembranen.<br />
Trotz der hohen Wärmestabilität<br />
bleiben die hervorragenden Eigenschaften<br />
der MAHLE InnoWa Membranen<br />
erhalten. Das bedeutet:<br />
##<br />
eine hohe Permeabilität,<br />
##<br />
niedriger Druckverlust,<br />
##<br />
hohe Rückhaltewerte.<br />
Kontakt:<br />
MAHLE InnoWa GmbH,<br />
Christian Wilde,<br />
Alfred-Schefenacker-Straße 1,<br />
D-71409 Schwaikheim,<br />
Tel. (07195) 90660-23667, Fax -23670,<br />
E-Mail: christian.wilde@mahle-industry.com,<br />
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September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 887
FOKUS<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Hohe Anforderungen<br />
bis ins<br />
Detail: das Berkefeld<br />
PurBev ® -<br />
Konzept in der<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung.<br />
Hygienefaktor <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Hohe Hygiene-Standards entlang<br />
der gesamten Wertschöpfungskette<br />
kennzeichnen die <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
in der Getränkeindustrie.<br />
Die Minimierung von<br />
Qualitätsrisiken und eine hohe Verfügbarkeit<br />
sind dabei die grundlegenden<br />
Anforderungen. Berkefeld,<br />
Teil der <strong>Wasser</strong>techniksparte<br />
von Veolia, präsentiert auf der<br />
Drinktec PurBev®, eine Wertschöpfungsphilosophie,<br />
die als zentrale<br />
Mikrobielle Risiken sowie die sicherere und<br />
reproduzierbare Reinigung der Systeme sind die<br />
Herausforderungen im Hygienic Design.<br />
Im Bild eine Umkehrosmose.<br />
Anforderung Hygienic Design im<br />
System der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
sicherstellt und auf jahrzehntelange<br />
Erfahrungen des Anlagenbauers<br />
aufbaut. Mit BiopROtector® <strong>zu</strong>m<br />
Schutz von Fil trationsmembranen<br />
vor Biofouling steht außerdem ein<br />
neues Verfahren als wesentliche<br />
technische Innovation im Mittelpunkt<br />
der Messepräsentation.<br />
PurBev: Qualität und<br />
Produktsicherheit durch<br />
Hygienic Design<br />
Ein wichtiger Baustein der Lebensmittelsicherheit<br />
ist die Sicherstellung<br />
der Hygiene in der gesamten<br />
Produktionskette. Die <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
als ein wesentlicher Teil<br />
muss die hygienischen Anforderungen<br />
des Anlagenbetreibers und<br />
des Gesetzgebers erfüllen.<br />
Berkefeld hat im PurBev-Konzept<br />
die maßgeblichen Anforderungen<br />
<strong>zu</strong>sammengefasst. Vier Schwerpunkte<br />
kennzeichnen das Konzept:<br />
1. Die Minimierung mikrobieller<br />
Risiken durch konsequente<br />
Anwendung hygienischer Konstruktionsprinzipien<br />
und geeignete<br />
Materialauswahl und Materialgüte.<br />
2. Verunreinigungen von außen<br />
durch geschlossene Prozessführung,<br />
ein hoher Automatisierungsgrad.<br />
3. Die sichere Reinigung und Desinfektion,<br />
ermöglicht durch CIP-<br />
BiopROtector ® schützt<br />
Membrananlagen vor Biofouling.<br />
September 2013<br />
888 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
FOKUS<br />
und SIP-fähige Komponenten<br />
und Anlagenausführung.<br />
4. Eine lückenlose Überwachung<br />
wird durch geeignete Instrumentierung<br />
Trendanalysen und<br />
Tracking der relevanten Prozessdaten<br />
sichergestellt.<br />
Ein ganzheitliches Qualitätsmanagementsystem<br />
über die gesamte<br />
Projektlebensdauer vom Engineering<br />
und Einkauf hygienegerechter<br />
Werkstoffe und Komponenten über<br />
die Realisierung bis hin <strong>zu</strong> Einbau,<br />
Inbetriebnahme und laufenden<br />
Service stellt die systematische<br />
Umset<strong>zu</strong>ng des PurBev-Konzepts<br />
sicher.<br />
Das Ergebnis sind eine hohe Produktsicherheit<br />
und Anlagenverfügbarkeit,<br />
Wirtschaftlichkeit im<br />
laufenden Betrieb sowie niedrige<br />
Wartungs- und Instandhaltungskosten.<br />
BiopROtector®: Membranschutz<br />
gegen Biofouling<br />
Membranverfahren ermöglichen<br />
die Rückgewinnung von Prozesswasser<br />
aus organisch belasteten<br />
Kondensaten, Brüden und Abwässern.<br />
Dabei ist eine angemessene<br />
Voraufbereitung erforderlich.<br />
BiopROtector unterbindet das<br />
Wachstum von Mikroorganismen<br />
und verhindert somit Biofouling auf<br />
Ultra filtrations- (UF) und Umkehrosmose-<br />
(RO) Membranen.<br />
Biofouling führt <strong>zu</strong> einem erhöhten<br />
Energieverbrauch durch Druckverlust,<br />
geringeren Produktionszeiten<br />
infolge der höheren Reinigungsfrequenz<br />
und eine geringere<br />
Modul-Lebensdauer aufgrund von<br />
intensiven Reinigungsmaßnahmen.<br />
Konventionelle Maßnahmen <strong>zu</strong>r<br />
Biofouling-Kontrolle sind kostenintensiv<br />
und erfordern häufig die Verwendung<br />
aggressiver Chemikalien.<br />
Nach einem einfachen, aber sehr<br />
wirksamen Funktionsprinzip entfernt<br />
die BiopROtector-Technologie<br />
spezifische Komponenten aus dem<br />
<strong>Wasser</strong>, die den Nährboden für das<br />
Wachstum von Mikroorganismen<br />
bilden. Damit wird Biofouling in<br />
nachgeschalteten Membranmodulen<br />
substanziell reduziert. Der Prozess<br />
erfordert keine Chemikalien<strong>zu</strong>gabe<br />
und ermöglicht eine deutliche<br />
Senkung des <strong>Wasser</strong>- und Energieverbrauchs.<br />
Kontakt:<br />
VWS Deutschland GmbH,<br />
Postfach 3202,<br />
D-29232 Celle,<br />
Tel. (05141) 803-0,<br />
Fax (05141) 803-100,<br />
E-Mail: berkefeld@veoliawater.com,<br />
http://www.berkefeld.de<br />
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Der HYDRUS Ultraschallzähler sorgt für eine präzise Verbrauchsmessung<br />
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und die einfache Installation per Plug & Play machen HYDRUS<br />
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Dank der Ultraschall-Technologie misst er präzise und langzeitstabil.<br />
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September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 889
FOKUS<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Intelligente, automatisierte Oxidationsluftsteuerung<br />
Der Fluidtechnikspezialist Bürkert<br />
hat eine anschlussfertige<br />
Lösung <strong>zu</strong>r automatisierten Oxidationsluftdosierung<br />
entwickelt. Die<br />
Bürkert-Oxidatorbox arbeitet auf<br />
der Basis eines leistungsfähigen, flexibel<br />
konfigurierbaren Mass Flow<br />
Controllers. Die kompakte Systemlösung<br />
kann die <strong>zu</strong>r Oxidation erforderliche<br />
Gasmenge in Abhängigkeit<br />
von unterschiedlichen Prozessparametern<br />
automatisch so regeln, dass<br />
optimale Ergebnisse bei möglichst<br />
geringem Gasverbrauch erzielt werden.<br />
„Die automatisierte Oxidationsluftdosierung<br />
gewährleistet eine<br />
jederzeit konstante <strong>Wasser</strong>qualität<br />
und dokumentierte, nachvollziehbare<br />
Prozessabläufe“, so Alexander<br />
Equit bei Bürkert. „Durch den niedrigeren<br />
Sauerstoffverbrauch und den<br />
optimierten Betrieb der Kompressoren<br />
bei der Zudosierung von Luft<br />
ergeben sich jedoch auch handfeste<br />
wirtschaftliche <strong>Vorteil</strong>e.“<br />
Neben dem Einsatz in der Trinkwasseraufbereitung<br />
im Rahmen der<br />
kommunalen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
bietet sich die Verwendung der Oxidatorbox<br />
in allen Bereichen an, in<br />
denen gasförmige Medien geregelt<br />
in einen Flüssigkeitsstrom dosiert<br />
werden müssen. Da<strong>zu</strong> zählt beispielsweise<br />
die Fisch<strong>zu</strong>cht, bei der<br />
der Sauerstoffgehalt in den Zuchtbecken<br />
präzise gesteuert werden<br />
muss.<br />
Das modulare System basiert auf<br />
bewährten Standardkomponenten<br />
und lässt sich flexibel, schnell und<br />
kosteneffizient an die Anforderungen<br />
einzelner Anwender anpassen.<br />
Mit den Mass Flow Controllern<br />
(MFC) der Typen 8626 und 8712 verfügt<br />
Bürkert über eine leistungsfähige<br />
Basis für die Oxidatorbox. Weitere<br />
sicherheitsrelevante Funktionen<br />
wie Drucküberwachung, Zu -<br />
schaltventile, Rückflussverhinderungen,<br />
optionaler Handbetrieb<br />
oder Feldanzeigen werden anwenderspezifisch<br />
berücksichtigt und als<br />
anschlussfertige Komplettlösung in<br />
einem Edelstahl-Schaltschrank oder<br />
auf einer Montageplatte geliefert.<br />
„Bei der Auslegung und Planung<br />
der Oxidatorbox achten wir gezielt<br />
auf eine möglichst kosteneffiziente<br />
Umset<strong>zu</strong>ng“, so Hartmut Schmalz.<br />
Überdimensionierungen und an -<br />
wendungsspezifisch nicht relevante<br />
Funktionalitäten werden bewusst<br />
vermieden.<br />
Gefertigt und montiert werden<br />
die Schaltschränke der Oxidatorbox<br />
Die Oxidatorbox von Bürkert<br />
ermöglicht eine automatisierte<br />
Oxidationsluftdosierung.<br />
im auf Schaltschrankbau spezialisierten<br />
Bürkert Systemhaus für<br />
elektropneumatische Steuereinheiten<br />
in Menden bei Dortmund. Dort<br />
bündelt Bürkert seine Kompetenz in<br />
der systematischen Kombination<br />
von Fluidtechnik, Elektronik und<br />
Edelstahlfertigung. Verbaut werden<br />
in der Oxidatorbox bei Einsatz von<br />
Sauerstoff ausschließlich dafür ge -<br />
eignete, öl- und fettfreie Komponenten.<br />
Auch die komplette Verrohrung<br />
wird öl- und fettfrei ausgeführt.<br />
Der Lufteingang und<br />
Luftausgang erfolgt über Gewindemuffen,<br />
die dichtende Zuführung<br />
der Elektroleitungen <strong>zu</strong>m MFC über<br />
Kabelverschraubungen. Durch diesen<br />
Aufbau sind eine einfache Montage<br />
und ein unkomplizierter Prozessanschluss<br />
gewährleistet.<br />
Ein möglicher<br />
Einsatzbereich<br />
der Oxidatorbox<br />
ist die<br />
Trinkwasseraufbereitung<br />
im Rahmen der<br />
kommunalen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
Kontakt:<br />
Bürkert Fluid Control Systems,<br />
Bürkert Werke GmbH & Co. KG,<br />
Christian-Bürkert-Straße 13-17,<br />
D-74653 Ingelfingen,<br />
Tel. (07940) 10-91 111,<br />
Fax (07940) 10-91 448,<br />
E-Mail: info@buerkert.de,<br />
www.buerkert.de<br />
September 2013<br />
890 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
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Steuerungen und Ethernet- Netzwerke<br />
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entfernter Anlagenteile und <strong>zu</strong>m<br />
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FOKUS<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Funkbasierte Kommunikation mit entfernten<br />
Unterstationen<br />
Kostengünstige und <strong>zu</strong>verlässige Verbindung<br />
Benjamin Fiene, Mitarbeiter im Produktmarketing Wireless, Phoenix Contact Electronics GmbH, Bad Pyrmont<br />
Im Rahmen der Trinkwasserversorgung werden die jeweiligen Unterstationen <strong>zu</strong>meist über ein Fernwirknetz<br />
angesteuert. Allerdings erweist es sich nicht immer als sinnvoll, Leitungen <strong>zu</strong> den oft entlegenen und daher<br />
schwer <strong>zu</strong>gänglichen Gebäuden <strong>zu</strong> verlegen. Das neue Radioline-Funksystem von Phoenix Contact bindet<br />
solche Gewerke deshalb per Funk an das Leitsystem an (Aufmacher).<br />
Das <strong>Wasser</strong>werk der lippischen<br />
Stadt Barntrup gewinnt das<br />
benötigte Trinkwasser vollständig<br />
aus eigenen Grundwasserbeständen.<br />
Aufgrund seiner optimalen<br />
Beschaffenheit muss das geförderte<br />
<strong>Wasser</strong> nicht einmal aufbereitet,<br />
sondern kann sofort verwendet<br />
werden. Die Stadtwerke Barntrup<br />
versorgen dabei rund 10 000 Einwohner<br />
mit Trinkwasser. Da<strong>zu</strong> gehören<br />
neben den direkt in der Stadt<br />
ansässigen Haushalten und Gewerbebetrieben<br />
verschiedene umliegende<br />
Orte, die über ein weit verzweigtes<br />
<strong>Wasser</strong>netz mit 13 Unterstationen<br />
beliefert werden. Das<br />
Versorgungsnetz ist für eine jährliche<br />
Fördermenge von mehr als<br />
1,2 Mio. m 3 <strong>Wasser</strong> ausgelegt. Um<br />
hier einen konstanten Druck aufrecht<strong>zu</strong>erhalten,<br />
be treibt das <strong>Wasser</strong>werk<br />
Barntrup unterschiedliche<br />
Druckerhöhungs-Stationen. Die<br />
meisten Hochbehälter und Pumpstationen<br />
sind über Standleitungen<br />
mit der im Rathaus befindlichen<br />
Zentrale vernetzt und werden von<br />
dort überwacht. Die Rechner zeigen<br />
den jeweiligen Betriebs<strong>zu</strong>stand an,<br />
dokumentieren Zu- und Abflüsse<br />
und werten die <strong>Wasser</strong>förderung<br />
statistisch aus. Tritt eine Störung in<br />
September 2013<br />
892 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
FOKUS<br />
einer der Unterstationen auf, alarmiert<br />
das System die Rufbereitschaft<br />
oder benachrichtigt externe<br />
Fachkräfte.<br />
Hoher Aufwand für eine<br />
drahtgebundene Anbindung<br />
Die Fernwirkanlage wurde im Jahr<br />
2000 in Betrieb genommen. Sie<br />
besteht aus 13 Unterstationen, von<br />
denen zwölf Gewerke per Standleitung<br />
an das Leitsystem angekoppelt<br />
sind. Bei der dreizehnten Station<br />
handelt es sich um eine Druckerhöhungs-Anlage,<br />
die wegen einer<br />
fehlenden Standleitung nicht in das<br />
System integriert werden konnte.<br />
Die Entfernung des Gebäudes <strong>zu</strong>m<br />
Standleitungsverbund beträgt etwa<br />
1200 Meter Luftlinie (Bild 1). Vor<br />
diesem Hintergrund entschieden<br />
sich die Verantwortlichen der Stadtwerke<br />
Barntrup <strong>zu</strong>r Vernet<strong>zu</strong>ng der<br />
Druckerhöhungs-Station mit einer<br />
in der Nähe liegenden Pumpstation.<br />
Hier werden die Signale von einer<br />
im Gebäude installierten SPS verarbeitet.<br />
Für die Automatisierung der<br />
Fernwirkanlage ist das Unternehmen<br />
Bernd Blau Elektrotechnik aus<br />
Sonneborn verantwortlich.<br />
Die Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Erschließung<br />
der Druckerhöhungs-Anlage<br />
waren begrenzt. Das Verlegen einer<br />
Standleitung schied allein aus dem<br />
Grund aus, weil das Ausheben eines<br />
zwei Kilometer langen Leitungsgrabens<br />
das Budget deutlich überschritten<br />
hätte. Denn für Erd- und<br />
Kabelverlegungsarbeiten fallen<br />
durchschnittliche Kosten von 60 bis<br />
100 Euro pro Meter an. Ein Wählleitungs-Anschluss<br />
war ebenfalls nicht<br />
vorhanden und auch in diesem Fall<br />
wäre die Systemanbindung <strong>zu</strong> teuer<br />
gewesen. Gleiches gilt für einen<br />
Internet- oder DSL-Anschluss.<br />
Standortbedingt würde das Mobilfunknetz<br />
<strong>zu</strong> hohen Ausfallraten führen<br />
und darüber hinaus erhebliche<br />
Kosten verursachen. Eine LTE-Sys temeinbindung<br />
ist aus technischer Sicht<br />
problematisch und <strong>zu</strong>dem nicht<br />
verfügbar. Somit blieb nur eine<br />
Signalübertragung per Richtfunk.<br />
„Nach umfänglicher Sichtung des<br />
Marktes haben wir uns für das neue<br />
Funksystem Radioline von Phoenix<br />
Contact ausgesprochen, da mit der<br />
Lösung sowohl I/O-Signale als auch<br />
serielle Daten ausgetauscht werden<br />
können und keine Folgekosten entstehen“,<br />
erläutert Jörg Lange, Automatisierungsspezialist<br />
bei Bernd<br />
Blau Elektrotechnik.<br />
Problemlose Montage und<br />
Feinjustierung der Antennen<br />
In der derzeitigen Konfiguration<br />
nutzt das <strong>Wasser</strong>werk Barntrup in<br />
der Druckerhöhungs-Station eine<br />
I/O-Übertragung mit acht digitalen<br />
und vier analogen Signalen. Auf<br />
diese Weise werden Bereitschafts-<br />
Meldungen der Pumpe, Vordruck,<br />
Hochdruck, Fördermenge und die<br />
Impulse des <strong>Wasser</strong>zählers drahtlos<br />
an das Leitsystem übermittelt. Aufgrund<br />
der in die Radioline-Module<br />
eingebauten seriellen Schnittstellen<br />
erweist sich die Lösung als <strong>zu</strong>kunftssicher.<br />
„Im nächsten Schritt können<br />
die Daten der Frequen<strong>zu</strong>mrichter<br />
via RS485-Schnittstelle direkt an die<br />
Steuerung der kommunizierenden<br />
Unterstation weitergeleitet werden“,<br />
stellt Jörg Lange hier<strong>zu</strong> fest.<br />
Die verwendeten Frequen<strong>zu</strong>mrichter<br />
von KEB regeln den Druck der<br />
Pumpen untereinander ohne<br />
Druckbehälter über das Leitungsnetz.<br />
Nehmen die angeschlossenen<br />
Verbraucher lediglich wenig <strong>Wasser</strong><br />
ab, schalten die Geräte auf Zwei-<br />
Punkt-Regelung in den Standby-<br />
Betrieb. Durch diese Maßnahme<br />
haben die Stadtwerke Barntrup die<br />
Energiekosten um rund 50 % reduzieren<br />
können.<br />
Wegen des starken Baumbestands<br />
zwischen der Druckerhöhungs-Anlage<br />
und der Pumpstation<br />
mussten die beiden Richtantennen<br />
jeweils etwa fünf Meter von den<br />
Gebäuden entfernt an einem auf<br />
einer Wiese aufgestellten Antennenmast<br />
angebracht werden. Eine<br />
direkte Sichtverbindung zwischen<br />
den Gewerken besteht nicht. Ferner<br />
sind Antennen dieser geringen<br />
Baugröße bei der Ausrichtung über<br />
eine Entfernung von 1200 Meter<br />
Bild 1. Die Signale überbrücken per Funk eine<br />
Distanz von 1,2 Kilometer.<br />
Bild 2. Die Pumpstation an der Saalbergstraße: Aus<br />
einem 160 m tiefen Brunnen wird hier nicht nur das<br />
Grundwasser gefördert, sondern es werden auch die<br />
Signale der Druckerhöhungsstation in eine SPS<br />
eingebunden.<br />
nur schwer erkennbar. „Trotz der<br />
geschilderten Rahmenbedingungen<br />
konnten wir die Antennen aufgrund<br />
der in das Funkmodul integrierten<br />
Bargraph-Anzeige und des<br />
RSSI-Signalausgangs problemlos<br />
anordnen und feinjustieren“, erzählt<br />
Lange (Bild 2). „Obwohl die Sicht<br />
zwischen den beiden Gebäuden<br />
eingeschränkt ist, überbrückt das<br />
Funksystem die Entfernung <strong>zu</strong>verlässig“.<br />
Denn die auf Basis der robusten<br />
Trusted-Wireless-Technologie<br />
funkenden Module sind eigens für<br />
die Weiterleitung von Signalen über<br />
große Distanzen entwickelt worden.<br />
Die Messwerte der Druckerhöhungs-Anlage<br />
lassen sich jetzt permanent<br />
aufzeichnen, sodass eventuelle<br />
Störfälle frühzeitig detektiert<br />
und sofort behoben werden<br />
können.<br />
▶▶<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 893
FOKUS<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Bild 3. Die einzelnen Funkmodule oder -stationen<br />
sind auf bis <strong>zu</strong> 32 I/O-Module erweiterbar, die im<br />
laufenden Betrieb installiert oder ausgewechselt<br />
werden können.<br />
Einfache Inbetriebnahme<br />
ohne Software<br />
„Die Installation und Inbetriebnahme<br />
des Radioline-Systems über<br />
die Rändelräder gestaltete sich so<br />
einfach, dass ich mich schon fast<br />
unterfordert fühlte“, lacht Jörg<br />
Lange. Das so genannte I/O-Mapping<br />
erlaubt die Verteilung der<br />
Signale von bis <strong>zu</strong> 250 Stationen mit<br />
Hilfe eines Rändelrads, also ohne<br />
Software-Unterstüt<strong>zu</strong>ng. Grundlage<br />
der Funklösung, die sich an den<br />
besonderen Bedürfnissen industrieller<br />
Infrastruktur-Anlagen orientiert,<br />
ist die neue Funktechnologie<br />
Trusted Wireless 2.0. Sie schließt die<br />
Lücke zwischen WirelessHart als<br />
Lösung für Sensor-Netzwerke in der<br />
Prozesstechnik sowie den in der<br />
Fabrikautomation etablierten Funkstandards<br />
Bluetooth und Wireless<br />
LAN.<br />
Je nach Applikationsanforderung<br />
bietet Trusted Wireless 2.0 verschiedene<br />
Einstellmöglichkeiten.<br />
Von der Punkt-<strong>zu</strong>-Punkt-Verbindung<br />
bis <strong>zu</strong> selbst heilenden Mesh-<br />
Netzwerken lassen sich beliebige<br />
Netzwerkstrukturen umsetzen. Da -<br />
bei können unterschiedliche An -<br />
wendungen wie die einfache I/O-<br />
Übertragung, ein serieller Kabelersatz<br />
oder die direkte Einbindung<br />
von I/O-Stationen in eine Modbus-<br />
RTU-Steuerung realisiert werden.<br />
Die im lizenzfreien 2,4-GHz-Frequenzband<br />
arbeitende Technik<br />
zeichnet sich neben hoher Robustheit<br />
und Zuverlässigkeit durch die<br />
Überwindung großer Reichweiten,<br />
gute Diagnoseeigenschaften sowie<br />
die Koexistenz <strong>zu</strong> anderen im gleichen<br />
Frequenzband funkenden Systemen<br />
aus. Die Lösung setzt sich<br />
aus einem Funkmodul und derzeit<br />
sieben anreihbaren I/O-Modulen<br />
<strong>zu</strong>sammen. Die einzelnen Funkmodule<br />
oder -stationen sind auf bis <strong>zu</strong><br />
32 I/O-Module erweiterbar, die im<br />
laufenden Betrieb installiert oder<br />
ausgewechselt werden können.<br />
Zusätzlich <strong>zu</strong>r Hot-Swap-Fähigkeit<br />
verfügen die Module über eine<br />
hochwertige galvanische Kanal-<strong>zu</strong>-<br />
Kanal-Trennung (Bild 3).<br />
Entfernungen bis fünf Kilometer sicher überbrücken<br />
Das Produkt-Portfolio von Phoenix Contact umfasst seit mehr als<br />
zehn Jahren Wireless-Technologien für den industriellen Einsatz. Die<br />
besonderen Anforderungen des Marktes führten seinerzeit <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />
der proprietären Technologie Trusted Wireless, die stetig<br />
fortgeführt wurde. Mit der Version 2.0 erhält der Anwender nun eine<br />
Lösung, die sich insbesondere für die drahtlose Weiterleitung von<br />
Sensor-/Aktor-Informationen sowie <strong>zu</strong>r Übertragung geringer bis<br />
mittlerer Datenmengen in ausgedehnten Anlagen eignet. Bei freier<br />
Sicht lassen sich Distanzen von mehreren hundert Metern bis <strong>zu</strong> fünf<br />
Kilometern zwischen zwei Funkteilnehmern überbrücken.<br />
Bild 4. Das Funksystem Radioline hat für Jörg Lange,<br />
Automatisierungsspezialist bei Bernd Blau Elektrotechnik,<br />
alle Erwartungen übertroffen. Inhaber Bernd<br />
Blau und <strong>Wasser</strong>meister Karl-Heinz Schmidtpeter<br />
von den Stadtwerken Barntrup sind ebenfalls von<br />
der Technik überzeugt.<br />
Die wesentlichen Merkmale von Trusted Wireless 2.0 sind:<br />
• robuste Kommunikation durch ein Frequenzsprungverfahren<br />
(FHSS),<br />
• automatische und manuelle Koexistenz-Mechanismen,<br />
• sichere Datenverschlüsselung und Authentifizierung,<br />
• große Reichweiten aufgrund hoher Empfängerempfindlichkeit<br />
und variabler Datenübertragungsraten,<br />
• flexible Netzwerkstrukturen mit automatischem Verbindungs-<br />
Management,<br />
• dezentrales Netzwerk-Management,<br />
• umfangreiche Diagnoseeigenschaften,<br />
• Anpassungsmöglichkeiten an die jeweilige Applikation.<br />
September 2013<br />
894 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
FOKUS<br />
Flexibel erweiterbare Funkstationen<br />
Das Radioline-System zeichnet sich unter anderem durch das einfache Verteilen der I/O-<br />
Signale im Funknetzwerk aus (Bild 5). Im Rahmen des I/O-Mapping lassen sich digitale<br />
und analoge Ein- und Ausgänge beliebig an jede Station im Netzwerk anreihen und<br />
problemlos in das System integrieren. Die über das Rändelrad einstellbare<br />
I/O-Mapping-Adresse ordnet die Signale dann den jeweiligen Ein- und Ausgangsmodulen<br />
<strong>zu</strong>. Alle I/O-Stationen des Funksystems sind dabei modular aufgebaut, können also<br />
flexibel erweitert werden. Die einfach handhabbaren Systemkomponenten wurden<br />
gemäß den Richtlinien 94/9/EG (ATEX) sowie IECEx zertifiziert, sodass sie national und<br />
international in explosionsgefährdeten Bereichen (Zone 2) verwendet werden können.<br />
Benjamin Fiene, Mitarbeiter im<br />
Produktmarketing Wireless.<br />
Fazit<br />
„Durch den Einsatz des Radioline-<br />
Funksystems haben die Stadtwerke<br />
Barntrup viel Zeit und Geld gespart“,<br />
freut sich <strong>Wasser</strong>meister Karl-Heinz<br />
Schmidtpeter. „Nun können wir die<br />
dreizehnte Unterstation endlich<br />
ebenfalls über das Fernwirknetz<br />
erreichen (Bild 4)“. „Und die Stabilität<br />
der drahtlosen Signalübertragung<br />
hat meine Erwartungen übertroffen“,<br />
fügt Jörg Lange hin<strong>zu</strong>.<br />
„Während des achtmonatigen<br />
Betriebs gab es keinen einzigen<br />
Ausfall. Aufgrund dieser guten<br />
Erfahrungen werden wir auch<br />
<strong>zu</strong>künftig Funksysteme von Phoenix<br />
Contact nutzen“. Mit Radioline steht<br />
somit eine einfache, flexible und<br />
robuste Lösung für die drahtlose<br />
Weiterleitung von Signalen in ausgedehnten<br />
Infrastruktur-Anlagen<br />
KLINGER-Anzeigen_3.Quartal_Layout 1 03.07.13 21:14 Seite 4<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung. Dies resultiert neben<br />
der Verteilung der Signale per I/O-<br />
Mapping aus der Software-losen<br />
Inbetriebnahme, der modularen<br />
Erweiterbarkeit der Stationen sowie<br />
dem problemlosen Austausch von<br />
Modulen im laufenden Betrieb.<br />
Kontakt:<br />
PHOENIX CONTACT Electronics GmbH,<br />
Dringenauer Straße 30,<br />
D-31812 Bad Pyrmont,<br />
Tel. (05281) 946-0, Fax (05281) 946 11-11,<br />
E-Mail: info@phoenixcontact.de,<br />
www.phoenixcontact.com<br />
Bild 5. Die I/O-Signale lassen<br />
sich einfach in der Anlage<br />
verteilen, indem die Ein- und<br />
Ausgänge der Radioline-<br />
Module mit dem Rändelrad<br />
<strong>zu</strong>gewiesen werden.<br />
Gummi-Stahl-Dichtungen/<br />
Elastomer-Profile –<br />
individuelle Lösungen für<br />
vielfältige Anwendungen<br />
im Trink- und <strong>Abwasser</strong>bereich<br />
KLINGER KGS<br />
KLINGER GmbH, Postfach 1370, D-65503 Idstein, Tel (06126) 4016-0, Fax (06126) 4016-11/-22, mail@klinger.de, www.klinger.de<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 895
FOKUS<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Wirbellose<br />
Tiere in Trinkwasserverteilungssystemen.<br />
Das Bild zeigt<br />
einen Ringelwurm<br />
(Nais<br />
communis).<br />
Neues Verfahren <strong>zu</strong>r Probenahme, Analytik und<br />
Bewertung von wirbellosen Tieren in Trinkwasserverteilungssystemen<br />
Die Trinkwasserqualität muss<br />
anhand chemisch-physikalischer,<br />
toxikologischer und hygienischer<br />
Parameter überwacht und<br />
bewertet werden. Zunehmende<br />
Bedeutung erlangt als weiterer<br />
Bewertungsansatz die biologische<br />
Trinkwasserqualität, denn innerhalb<br />
der Trinkwasserversorgungssyste<br />
me entwickelt sich eine angepasste<br />
Organismengesellschaft,<br />
bestehend aus dem Biofilm und<br />
größeren wirbellosen Tieren, den<br />
Invertebraten. Organische partikuläre<br />
Ablagerungen im Rohrnetz fördern<br />
darüber hinaus die Besiedelung<br />
von Trinkwassernetzen durch<br />
Invertebraten, und stellen für<br />
einige Tiergruppen den unmittelbaren<br />
Lebensraum und die Ernährungsgrundlage<br />
dar.<br />
Im Rahmen eines mehrjährigen<br />
interdisziplinären, vom BMWi geförderten<br />
Forschungsvorhaben wur de<br />
ein Probenahme- und Messsystem<br />
entwickelt, das es erlaubt, <strong>Wasser</strong>asseln,<br />
deren Kot und andere Invertebraten<br />
schonend und quantitativ<br />
bei einer Beprobung am Hydranten<br />
ab<strong>zu</strong>trennen und somit einer<br />
Analyse <strong>zu</strong>gänglich <strong>zu</strong> machen.<br />
Partner des Forschungsvorhabens<br />
waren die Technische Universität<br />
Berlin, die Technische Universität<br />
Dresden sowie die Firmen AquaLytis<br />
und Scheideler Verfahrenstechnik<br />
GmbH. Das Forschungsvorhaben<br />
umfasste folgende Bereiche:<br />
##<br />
Entwicklung einer Probenahmeund<br />
Messapparatur <strong>zu</strong>r Erfassung<br />
der Invertebraten bei Spülungen<br />
am Hydranten<br />
##<br />
Modellierung der Ablagerungsprozesse<br />
in Trinkwasserversorgungssystemen<br />
<strong>zu</strong>r Abschät<strong>zu</strong>ng<br />
von Risikobereichen und<br />
<strong>zu</strong>r Optimierung der Netzspülung<br />
##<br />
Bewertung des Asselkots als<br />
Indikator für das Vorkommen<br />
der <strong>Wasser</strong>asseln in Trinkwasserversorgungssystemen<br />
##<br />
Entwicklung eines multimetrischen<br />
Bewertungsindex <strong>zu</strong>r<br />
Be schreibung der biologischen<br />
Trinkwasserqualität<br />
Die direkte Probenahme und Analyse<br />
tierischer Kleinstorganismen<br />
aus Rohrleitungssystemen kann<br />
nicht bzw. nur mit einem extrem<br />
hohen Aufwand realisiert werden,<br />
deshalb müssen die Organismen<br />
für eine Analyse quantitativ sowie<br />
reproduzierbar aus dem Rohrleitungssystem<br />
über Hydranten ausgetragen<br />
werden. Die im Rohrleitungssystem<br />
lebenden Tiere<br />
gehören im natürlichen Lebensraum<br />
<strong>zu</strong> den Bewohnern des<br />
Gewässergrundes und müssen<br />
daher über die „Erzeugung“ einer<br />
hohen Fließgeschwindigkeit mit<br />
entsprechender hydraulischer Wirkung<br />
quantitativ<br />
##<br />
von den Wänden der<br />
Rohrleitungen abgelöst,<br />
##<br />
ins Freiwasser transportiert und<br />
September 2013<br />
896 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
FOKUS<br />
##<br />
über geeignete Filter <strong>zu</strong>rückgehalten<br />
werden, ohne dass die<br />
Tiere dabei zerstört oder deformiert<br />
werden.<br />
In umfangreichen Vorversuchen<br />
wurde daher untersucht und<br />
ge testet:<br />
##<br />
welcher prinzipielle apparatetechnische<br />
Aufbau eine quasi<br />
drucklose Filtration großer <strong>Wasser</strong>mengen<br />
bei gleichzeitig<br />
ho hem Durchfluss ermöglicht,<br />
##<br />
welche Filtergewebe und welche<br />
Maschenweiten verwendet werden<br />
müssen, um die vorkommenden<br />
wirbellosen Tiere quantitativ<br />
nach<strong>zu</strong>weisen,<br />
##<br />
welche Filtergeometrie und welches<br />
Filtrationsverfahren eine<br />
nahe<strong>zu</strong> drucklose Filtration er -<br />
möglicht, ein frühzeitiges Verstopfen<br />
der Filter verhindert und<br />
eine rückstandsfreie Entnahme<br />
der abfiltrierten Organismen<br />
und Partikel gewährleistet und<br />
##<br />
mit welchem Verfahren eine Aufteilung<br />
des Gesamtstromes bei<br />
„gleichmäßiger“ Verteilung der<br />
Organismen und Partikel auf die<br />
Teilströme möglich ist.<br />
Für den Erhalt richtiger und reproduzierbarer<br />
Analysenergebnisse<br />
muss die Probeentnahme unter<br />
definierten Randbedingungen er -<br />
folgen.<br />
Von großer Bedeutung ist hierbei<br />
die Kenntnis der Ablagerungsprozesse<br />
im Rohrnetz, hier ermöglicht<br />
eine neuartige Software angepasste<br />
Bewertungen und die<br />
Ausweisung von Netzbereichen mit<br />
großen Ablagerungen und dem<br />
gehäuften Auftreten von <strong>Wasser</strong>asseln<br />
und anderen Invertebraten.<br />
Die im Ergebnis des Forschungsvorhabens<br />
erarbeitete detaillierte<br />
Handlungsanweisung beschreibt<br />
den genauen Verfahrensablauf<br />
##<br />
von der Auswahl geeigneter<br />
Messstellen über<br />
##<br />
die Vorgehensweise bei der<br />
Probeentnahme bis <strong>zu</strong>r<br />
##<br />
Bewertung der Untersuchungsergebnisse.<br />
Der Austrag der Invertebraten aus<br />
dem Rohrleitungssystem erfolgt mit<br />
Hilfe des Probenahme- und Messystems<br />
(NDHD-S2) bei einem ausreichenden<br />
Spülstrom von > 0,5 m<br />
sec -1 und dem Auftreten von turbulenten<br />
Strömungen mit einer Reynoldszahl<br />
von > 2000. Die Filtration<br />
erfolgt hier drucklos über Niederdruck-Hochdurchsatzfilter<br />
mit<br />
Maschenweiten von 25 µm und<br />
50 µm nach Aufteilung des <strong>zu</strong>fließenden<br />
<strong>Wasser</strong>s mittels Zwangsturbulenzstromteiler.<br />
Der quantitative Austrag (Nachweis)<br />
von Mikro- und Makroinvertebraten<br />
unterliegt in Abhängigkeit<br />
der betrachteten Tiergruppe trotzdem<br />
einer mehr oder weniger großen<br />
Schwankungsbreite; ein vergleichbares<br />
Ergebnis hängt vor<br />
allem von der Art der Probeentnahme<br />
(drucklose Filtration, verwendete<br />
Maschenweiten) ab. Im<br />
Falle der <strong>Wasser</strong>asseln ist darüber<br />
hinaus die Kenntnis des „Ablagerungs<strong>zu</strong>standes“<br />
im Rohrleitungssystem<br />
(gespült, nicht gespült) für<br />
die Bewertung des insgesamt vorhandenen<br />
Individuenbestandes<br />
erforderlich. Deshalb wurden Untersuchungen<br />
durchgeführt um fest<strong>zu</strong>stellen,<br />
inwieweit Asselkot als Indikator<br />
für die Besiedlung mit <strong>Wasser</strong>asseln<br />
verwendet werden kann.<br />
Wichtige Kriterien hierbei sind die<br />
leichte Identifizierbarkeit des Asselkots,<br />
die Stabilität der Kotpellets, die<br />
Verfrachtung des Asselkots im Rohrnetz,<br />
der quantitative Austrag und<br />
die zerstörungsfreie Abtrennung am<br />
Hydrantenspülstrom.<br />
Aufgrund des derzeitigen Fehlens<br />
von belastbaren Aussagen über die<br />
hygienische Relevanz wirbelloser<br />
Tiere in Trinkwassersystemen ist<br />
gegenwärtig keine absolute Bewertung<br />
der Analysenergebnisse im<br />
Sinne von Grenzwertüber- oder<br />
Unterschreitungen möglich. Mithilfe<br />
des entwickelten multimetrischen<br />
Bewertungssystems kann jedoch<br />
eine vergleichende Einordnung<br />
erhobener Daten in eine definierte<br />
Datengrundlage und eine Betrachtung<br />
der Ergebnisse unter verschie-<br />
Gesamtapparatur: NDHD-S2 Filter.<br />
denen Aspekten mit daraus resultierenden<br />
Handlungsempfehlungen<br />
erfolgen. Das vorliegende Bewertungssystem<br />
ist modular aufgebaut;<br />
jedes Modul wird seinerseits durch<br />
verschiedene Einzelin dizes beschrieben.<br />
Zusammenfassende Bewer tungen<br />
sind sowohl auf Basis der Mo dule<br />
als auch als Gesamt-Index (Multimetrischer<br />
Index – MMI) möglich.<br />
Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens<br />
sind in Form eines<br />
E-Books veröffentlicht: online unter<br />
http://url9.de/Hvx abrufbar.<br />
Kontakt:<br />
Dipl.-Biol. Ute Michels,<br />
AquaLytis,<br />
E-Mail: utemichels@aqualytis.com<br />
Priv.-Doz. Dr. Günter Gunkel,<br />
Technische Universität Berlin,<br />
E-Mail: guenter.gunkel@tu-berlin.de<br />
Dipl.-Ing. Michael Scheideler<br />
Scheideler Verfahrenstechnik GmbH,<br />
E-Mail: info@scheideler.com<br />
Dipl.-Ing. Klaus Ripl<br />
3S Consult GmbH,<br />
E-Mail: ripl@3sconsult.de<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 897
FOKUS<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Statische Mischer in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Eckhard Celentin, U+A Process Engineering GmbH, Wiehl<br />
Statische Mischer werden in der<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />
für verschiedene Verfahrensschritte<br />
eingesetzt, wie z. B. für die Sauerstoffanreicherung<br />
von Trinkwasser.<br />
Das Ergebnis eines Verfahrens<br />
oder eines Prozesses wird durch das<br />
Mischen wesentlich beeinflusst.<br />
Die Anforderungen an die <strong>Wasser</strong>qualität<br />
erfordern Verbesserungen<br />
der Reinigungsverfahren.<br />
Für Mischaufgaben werden<br />
immer häufiger statische Mischer<br />
der U+A Process Engineering GmbH<br />
verwendet, da sich durch den Nutzen<br />
dieser Art von Mischtechnologie<br />
viele <strong>Vorteil</strong>e realisieren lassen:<br />
##<br />
große Werkstoffauswahl, alle<br />
Kunststoffe und Edelstähle<br />
##<br />
Keine beweglichen Teile, praktisch<br />
instandhaltungsfreie<br />
Funktion<br />
##<br />
Berechenbare Homogenität<br />
##<br />
energie-effiziente Konzeption<br />
##<br />
günstiges Preis / Leistungsverhältnis<br />
##<br />
Ausbaubarkeit der Mischelemente<br />
##<br />
Mischaufgaben: Gas/Flüssig und<br />
Flüssig/Flüssig<br />
Acht verschiedene Mischer-Typen<br />
<strong>zu</strong>r optimalen Problemlösung<br />
(siehe Bild 1 bis 3).<br />
Anwendungsbeispiel:<br />
Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />
Schönbrunn<br />
Das grundlegende Ziel der Aufbereitung<br />
ist die Abgabe eines Trinkwassers,<br />
das auch noch beim Verbraucher<br />
den gesetzlichen Anforderungen<br />
entspricht. Um dies <strong>zu</strong><br />
gewährleisten, sind im Rahmen der<br />
Aufbereitung von z. B. Talsperrenwässern<br />
Qualitätsziele <strong>zu</strong> erreichen,<br />
die über die Forderungen der Trinkwasserverordnung<br />
hinaus gehen.<br />
Als Hauptproblem der Aufbereitung<br />
des Rohwassers aus der<br />
Talsperre Schönbrunn stellte sich<br />
die Eliminierung von kleinzelligen<br />
Al gen und Krankheitserregern dar.<br />
Die Aufbereitung musste in der<br />
Lage sein, diese kleinzelligen Algen<br />
<strong>zu</strong> etwa 99 % aus dem <strong>Wasser</strong> <strong>zu</strong><br />
eliminieren. Nur dann konnte davon<br />
ausgegangen werden, dass auch<br />
Parasiten, welche von ähnlicher<br />
Größe und Form sind, beseitigt wurden.<br />
Weiterhin musste der Gehalt<br />
an gelösten organischen Stoffen<br />
soweit wie möglich verringert werden,<br />
um die Wiederverkeimung und<br />
Bildung von unerwünschten Desinfektionsnebenprodukten<br />
während<br />
der langen Transportwege durch<br />
die Leitungssysteme <strong>zu</strong> minimieren<br />
(das <strong>Wasser</strong> muss mit anderen<br />
Wässern aus dem Versorgungsgebiet<br />
gut mischbar sein.)<br />
Um diese Anforderungen <strong>zu</strong><br />
erfüllen, war für das <strong>Wasser</strong> aus der<br />
Talsperre Schönbrunn eine Aufbereitung<br />
mit Flockung und Filtration,<br />
wie sie für Talsperrenwasser empfohlen<br />
wird, erforderlich. Es wurden<br />
umfangreiche kleintechnische Versuche<br />
durchgeführt, um sicher<strong>zu</strong>stellen,<br />
dass unter Beibehaltung des<br />
geschlossenen Drucksystems durch<br />
eine zielgerichtete Aufbereitung<br />
mit Flockung und Filtration die<br />
gestellten Qualitätsziele bei optimalen<br />
Laufzeiten erreicht werden.<br />
Daraus wurde folgendes Aufbereitungskonzept<br />
entwickelt: Nach<br />
Dosierung eines Flockungsmittels<br />
bilden sich durch Entstabilisierung<br />
und Aggregation gut filtrierbare<br />
Flocken, deren Rückhaltevermögen<br />
durch Zugabe eines anionischen<br />
Flockungshilfsmittels noch verbessert<br />
wird.<br />
Der Flockenausbildungsprozess<br />
wird beeinflusst durch den pH-Wert<br />
der Entstabilisierung, die Flockungsmittelmenge,<br />
die Zugabe des Flockungshilfsmittels<br />
und dessen<br />
Menge, die Verweilzeit zwischen Flockungsmittel-<br />
und Flockungshilfsmittel<strong>zu</strong>gabe<br />
und der Aggregationszeit<br />
der Flocken im Überstauraum.<br />
Bild 1.<br />
September 2013<br />
898 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
FOKUS<br />
Die Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />
in Schönbrunn versorgt<br />
rund 230 000 Menschen mit Trinkwasser.<br />
Täglich fließen 30 000 m 3<br />
<strong>Wasser</strong> über ein Fernwasserleitungsnetz<br />
von 119 km Länge über<br />
die örtlichen <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
<strong>zu</strong>m Endverbraucher.<br />
Weitere Angaben <strong>zu</strong> den Kapazitäten<br />
der Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />
Schönbrunn<br />
Kapazitäten<br />
1. Rohwasser/mögliche mittlere<br />
Rohwasserkapazität:<br />
45 500 m 3 /Tag<br />
2. Aufbereitung (mögliche<br />
Abgabemenge)<br />
Mittlere <strong>Wasser</strong>werks kapazität:<br />
42 120 m 3 /Tag<br />
Maximale <strong>Wasser</strong>werks kapazität:<br />
58 100 m 3 /Tag<br />
Anwendungsbeispiele<br />
aus der Praxis während der<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Zumischung von Flockungsmitteln<br />
Damit eine optimale Flockung ge -<br />
währleistet ist, müssen die notwendigen<br />
Flockungsmittel schnell und<br />
gleichmäßig im gesamten <strong>Wasser</strong>strom<br />
eingemischt werden. Diese<br />
Forderungen werden durch den statischen<br />
Mischer aufgrund seines<br />
bestimmbaren und gleichmäßigen<br />
Scherverhaltens in idealer Weise<br />
erfüllt. Durch die große Flockendichte<br />
kann das Klärbecken kleiner<br />
ausgelegt werden. Da die Ausflockung<br />
vollständig im Mischer stattfindet,<br />
werden weder teure Flockungsbecken<br />
noch dynamische<br />
Mischer mit deren Schaltgeräten<br />
benötigt. Örtliche Flockungsmittel-<br />
Überkonzentrationen werden durch<br />
das gleichmäßige Verteilen verhindert,<br />
wodurch Kosten eingespart<br />
werden.<br />
In-line-Verdünnung von<br />
Flockungshilfsmitteln<br />
Um eine optimale Wirksamkeit entfalten<br />
<strong>zu</strong> können, muss die viskose<br />
Stammlösung des Flockungshilfsmittels<br />
vor der Zugabe <strong>zu</strong>m<br />
Schlamm mit der 10- bis 100-fachen<br />
Menge <strong>Wasser</strong> verdünnt werden.<br />
Da die Stammlösung meistens eine<br />
recht ho he Viskosität aufweist, ist<br />
eine intensive Durchmischung<br />
daher nötig, denn je gleichmäßiger<br />
das Polymer im Verdünnungswasser<br />
ver teilt ist, desto höher ist seine<br />
Effektivität. Somit kann der Verbrauch<br />
an Flockungsmitteln reduziert<br />
werden, was bei manchen<br />
<strong>Wasser</strong>werken <strong>zu</strong> Einsparungen von<br />
bis <strong>zu</strong> 20 % führen kann.<br />
Zumischen von Flockungshilfsmitteln<br />
<strong>zu</strong>m Schlamm vor<br />
der Entwässerung<br />
Das Einmischen des Flockungshilfsmittels<br />
in den Schlamm vor der Entwässerung<br />
ist ein wichtiger Verfahrensschritt,<br />
der einen wesentlichen<br />
Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit<br />
ei nes Verfahrens hat. Durch die<br />
vollständige und gleichzeitig<br />
schonende Durchmischung im U+A<br />
Process Engineering-Mischer kann<br />
sowohl der Flockungsmittelverbrauch<br />
reduziert und/oder der<br />
Trockensubstanzgehalt des entwässerten<br />
Schlammes erhöht werden.<br />
Statische Mischer stehen bei allen<br />
klassischen Entwässerungsmethoden<br />
erfolgreich im Einsatz.<br />
▶▶<br />
Bild 2.<br />
Bild 3. Teil der Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />
Schönbrunn mit U+A Process Engineering – Mischern<br />
<strong>zu</strong>r Mischung des <strong>Wasser</strong>s mit Flockungsmittel.<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 899<br />
Bild 4. Verdünnung<br />
von Flockungsmitteln<br />
und Zumischung<br />
<strong>zu</strong>m<br />
Schlamm vor<br />
der Entwässerung.
FOKUS<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Bild 5. pH-<br />
Wert-Einstellung.<br />
pH-Wert-Regelung<br />
Neutralisationsreaktionen laufen in<br />
der Regel innerhalb kurzer Zeit vollständig<br />
ab, vorausgesetzt, dass der<br />
Transport der Reaktionspartner<br />
in nerhalb des Flüssigkeitsstromes<br />
schnell genug ist. Diese Aufgabe<br />
übernimmt bei der In-line-Neutralisation<br />
der statische Mischer und<br />
ermöglicht die Durchführung der<br />
Neutralisationsreaktion direkt im<br />
Rohr. Dadurch können voluminöse<br />
Neutralisationsbecken stark verkleinert<br />
oder sogar ganz weggelassen<br />
werden (Bild 5).<br />
Diese platz- und energiesparende<br />
Lösung wird in <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
<strong>zu</strong> nehmend mit<br />
Erfolg angewendet. Nicht nur<br />
Becken können eingespart werden,<br />
auch reduzierte Energiekosten und<br />
Einsparungen bei den Unterhaltsarbeiten<br />
von dynami schen Rührorganen<br />
entlasten die Betriebskosten.<br />
Um günstigere Mischverhältnisse<br />
<strong>zu</strong> erzielen, können die<br />
Neutralisa tionsmittel (Säure, Lauge,<br />
Kalkmilch) vor der Zugabe direkt inline<br />
in ei nem weiteren kleinen statischen<br />
Mi scher im Beipass vorverdünnt<br />
werden.<br />
Nach statischen Mischern ist<br />
<strong>zu</strong>dem eine repräsentative Messwerter<br />
fassung gewährleistet, eine<br />
wichtige Vorausset<strong>zu</strong>ng, damit<br />
überhaupt eine Regelung <strong>zu</strong>verlässig<br />
funktio nieren kann. Die Messsonde<br />
<strong>zu</strong>r Steuerung der Neutralisationsmitteldosierung<br />
wird in der<br />
Regel mit dem 6fachen Rohrdurchmesser<br />
nach dem Mischeraustritt<br />
platziert, um <strong>zu</strong>verlässige Messwerte<br />
<strong>zu</strong> erfassen.<br />
Desinfektionsmittel einmischen<br />
Desinfektionsmittel oder Fluor werden<br />
in geringen Mengen am Ende<br />
der <strong>Wasser</strong>aufbereitung, vor der<br />
Einspeisung in das Netz, dem Trinkwasser<br />
<strong>zu</strong>gemischt (Bild 6). Um die<br />
ge wünschte Wirkung <strong>zu</strong> erzielen,<br />
sind sie gleichmäßig und bei<br />
chlorhalti gen Mitteln möglichst<br />
rasch im ge samten <strong>Wasser</strong>strom <strong>zu</strong><br />
verteilen.<br />
Entsäuerung mit Natron lauge<br />
Wird ein <strong>Wasser</strong> durch die Zugabe<br />
von Natronlauge entsäuert, besteht<br />
in den meisten Fällen die Gefahr<br />
ei ner starken Kalkausscheidung<br />
durch örtliche Überalkalisierung,<br />
was mit der Zeit <strong>zu</strong> Verstopfungen<br />
führen kann. Diese Erscheinung<br />
kann ver mieden werden, wenn die<br />
konzen trierte Natronlauge (30 oder<br />
50 %) vor der Zugabe mit enthärtetem<br />
<strong>Wasser</strong> auf einen Gehalt von<br />
2 % verdünnt wird. Diese Vorverdünnung<br />
er folgt in einem kleinen<br />
U & A Process Engineering – Mischer<br />
aus 1.4571 oder PP, der z. B. direkt an<br />
der Dosierstelle des Hauptmischers<br />
integriert werden kann.<br />
Physikalische Entsäuerung<br />
mit Luft<br />
Durch Kontaktieren mit Luft kann<br />
ein aggressives <strong>Wasser</strong> physikalisch<br />
ent säuert werden. Im statischen<br />
Mischer wird der <strong>Wasser</strong>strom bei<br />
möglichst geringem Druckverlust<br />
mit möglichst feinblasiger Luft in<br />
intensiven Kontakt ge bracht. In der<br />
Regel wird dem <strong>Wasser</strong> ca. 10 % des<br />
H 2 O-Stromes an Luftmen ge <strong>zu</strong>geführt.<br />
Der statische Mischer zerteilt<br />
die Luft in feine Blasen, diese<br />
können im Durchmesser kleiner als<br />
1 mm sein. Es resultiert eine für den<br />
Stoffaustausch wichtige große<br />
Phasengrenzfläche von meh reren<br />
Tausend m 2 /m 3 . Das Gleichge wicht<br />
stellt sich annähernd vollstän dig<br />
ein. Mit statischen Mischern wird in<br />
einer Stufe eine Verminderung der<br />
freien Kohlensäure um einen Faktor<br />
2,5 er reicht.<br />
Bild 6. Einmischen<br />
von Desinfektionsmittel.<br />
Sauerstoffanreicherung von<br />
Trinkwasser durch Nebenstrombegasung<br />
Bei der Abgabe ins Netz muss Trinkwasser<br />
einen Gehalt an Sauerstoff<br />
von mindestens 5–6 mg O 2 /l aufweisen.<br />
Daher muss das <strong>Wasser</strong> oft<br />
noch mit Luft behandelt werden.<br />
Der Luftsauerstoff muss möglichst<br />
vollständig gelöst werden.<br />
Da<strong>zu</strong> wird vorteilhaft nur ein Teilstrom<br />
stark angereichert und dann<br />
dem Hauptstrom <strong>zu</strong>ge mischt. Dafür<br />
werden U + A Process Engineering-<br />
Mischer aus Edelstahl oder Kunststoff<br />
verwen det (Bild 7).<br />
September 2013<br />
900 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
FOKUS<br />
Inline-Ozonisierung im<br />
Nebenstrom<br />
Die Erzeugung von Ozon ist teuer,<br />
daher wird eine möglichst vollständige<br />
Absorption angestrebt. Als<br />
Kontaktiereinrichtung hat sich der<br />
P-E-Mischer in der Praxis für diese<br />
Aufgabe bewährt. Er sorgt für einen<br />
intensiven Kontakt zwischen dem<br />
<strong>Wasser</strong> und dem ozonhaltigen Gas.<br />
Bei richtiger Auslegung wird mit<br />
diesem Gerät ein Ausnut<strong>zu</strong>ngsgrad<br />
von 90 bis 99 % des physikalisch<br />
möglichen Wertes erreicht. Die in<br />
Bild 7 dar gestellte Nebenstromanordnung<br />
hat sich vor allem dort<br />
bewährt, wo ein im Durchsatz stark<br />
schwankender Hauptwasserstrom<br />
behandelt wer den muss. Der Ne -<br />
benstrommischer wird unter konstanten<br />
Bedingungen betrieben.<br />
Dadurch wird auch bei geringem<br />
Totaldurchsatz eine hohe Ozonausnut<strong>zu</strong>ng<br />
erreicht. Der Mischer im<br />
Hauptstrom kann wie bei der Sauerstoffanreicherung<br />
von Trinkwasser<br />
im Reservoir auch in das Verweilzeitbecken<br />
verlegt werden. Durch<br />
geeignete Maßnahmen ist <strong>zu</strong>dem<br />
eine Verlängerung der Kontaktzeit<br />
zwischen dem ozon haltigen Gas<br />
und dem <strong>Wasser</strong> möglich, um so<br />
eine noch größere Ozonausnut<strong>zu</strong>ng<br />
<strong>zu</strong> erreichen. Dies ist besonders bei<br />
<strong>Wasser</strong> mit einer hohen Ozonzehrung<br />
von <strong>Vorteil</strong>.<br />
Da im Mischer der gesamte<br />
<strong>zu</strong>fließende <strong>Wasser</strong>strom zwangsweise<br />
mit Ozon in Kontakt gebracht<br />
wird, können nachgeschaltete<br />
Verweil zeitbecken kleiner dimensioniert<br />
werden. Sie müssen nur noch<br />
für die eigentliche Reaktionszeit<br />
und nicht auch noch für den langsamen<br />
Mischvorgang im Becken<br />
ausgelegt werden.<br />
mischprinzip ist diese Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />
bei der Verwendung von statischen<br />
Mischern gewährleistet.<br />
Direktbelüftung im Grundwasserbrunnen<br />
(Die Funktion der Sauerstoffanreicherung<br />
im Trinkwasserreservoir ist<br />
die gleiche.)<br />
Für Grundwasser, das außer<br />
einer Sauerstoffanreicherung keiner<br />
wei teren Aufbereitung bedarf, hat<br />
sich das Hochleistungs-Belüftungsverfahren<br />
direkt im Grundwasserpumpwerk<br />
bewährt. Atmosphärische<br />
Luft wird mit dem <strong>Wasser</strong> in<br />
intensiven Kontakt ge bracht. Dabei<br />
wird ein Teil des Luft sauerstoffes im<br />
Grundwasser gelöst. Solche Belüfter<br />
bewähren sich seit Jahren in verschiedenen<br />
städtischen <strong>Wasser</strong>versorgungen.<br />
Sie zeichnen sich durch<br />
einen geringen Wartungs aufwand<br />
sowie eine hohe Betriebssi cherheit<br />
und Wirtschaftlichkeit aus. Der Einbau<br />
dieser Belüfter ist in neuen und<br />
bestehenden Anlagen möglich.<br />
Kontakt:<br />
U+A Gesellschaft für<br />
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Tel. (02262) 91341,<br />
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Bild 7. Statischer<br />
Mischer<br />
mit Nebenstrommischer.<br />
Aktivkohle-Behandlungs stufe<br />
Damit Inhaltsstoffe möglichst vollständig<br />
durch die Aktivkohle absorbiert<br />
werden können, ist eine intensive<br />
Durchmischung der Aktivkohlesuspension<br />
mit dem Flüssigkeitsstrom<br />
von entscheidender Be -<br />
deutung für die Wirksamkeit dieser<br />
Verfahrensstufe. Durch das Zwangs-<br />
Technik für Umweltschutz<br />
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September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 901
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Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Maximale Sicherheit für<br />
Trinkwasseranlagen<br />
FOKUS<br />
In Deutschland wird Trinkwasser<br />
nach sehr strengen Vorgaben kontrolliert<br />
und ist dank des hohen<br />
Reinheitsgrads von ausgezeichneter<br />
Qualität. Die vielfältigen Reinigungsprozesse<br />
in den Trinkwasseraufbereitungsanlagen<br />
leisten da<strong>zu</strong><br />
einen wesentlichen Beitrag. Doch<br />
der permanente Kontakt mit <strong>Wasser</strong><br />
sowie verschiedene chemische<br />
Reaktionsprozesse setzen Technik<br />
und Material in diesen Anlagen konstant<br />
höchsten Beanspruchungen<br />
aus. Folglich muss der Oberflächenschutz<br />
des Betons im Innen- und<br />
Außenbereich von <strong>Wasser</strong> versorgungseinrichtungen<br />
hohen technischen,<br />
wirtschaftlichen und ökologischen<br />
Ansprüchen genügen.<br />
Die Sika Deutschland GmbH hat<br />
da<strong>zu</strong> zahlreiche Systemlösungen im<br />
Portfolio, die einen <strong>zu</strong>verlässigen<br />
und dauerhaften Schutz garantieren.<br />
Die Palette reicht von rein<br />
zement ösen Beschichtungsmaterialien<br />
über kunststoffmodifizierte<br />
Mörtel bis hin <strong>zu</strong> Kunststoffdichtungsbahnen.<br />
Hohe Anforderungen an die<br />
Beton-Innenbeschichtung<br />
Beschichtungen sind ein Muss –<br />
sowohl beim Neubau, als auch bei<br />
der Instandset<strong>zu</strong>ng von Trinkwasserbehältern.<br />
Diese müssen einerseits<br />
die Bausubstanz schützen und<br />
▶▶<br />
Steckfittings Serie 19<br />
Stark,<br />
stabil,<br />
steckbar<br />
Der Oberflächenschutz des Betons im Innen- und Außenbereich von<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungseinrichtungen erfordert Lösungen, die hohen technischen,<br />
wirtschaftlichen und ökologischen Ansprüchen genügen müssen.<br />
Alle Abbildungen: © Sika Deutschland GmbH<br />
PLASSON Steckfittings Serie 19<br />
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Vielfältige Anschlussmöglichkeiten<br />
sind auch bei diesem Programm<br />
selbstverständlich.<br />
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Lassen Sie sich überzeugen!<br />
Sika Deutschland bietet zahlreiche Systemlösungen, die einen<br />
<strong>zu</strong>ver lässigen und dauerhaften Schutz für diesen sensiblen Bereich<br />
garantieren. Das Produktportfolio reicht von rein zementösen<br />
Beschichtungsmate rialien über kunststoffmodifizierte Mörtel bis hin<br />
<strong>zu</strong> Kunststoffdichtungs bahnen.<br />
PLASSON GmbH<br />
Krudenburger Weg 29 • 46485 Wesel<br />
Telefon: (0281) 9 52 72-0<br />
Telefax: (02 81) 9 52 72-27<br />
E-Mail: info@plasson.de<br />
Internet: www.plasson.de
FOKUS<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
Die Kunststoffdichtungsbahn Sikaplan WT 4220 lässt sich einfach, schnell und sicher verarbeiten. Sie schützt Betonkonstruktionen<br />
vor Durchnässung, kalkaggressivem <strong>Wasser</strong> sowie Streuströmen. Auch bei kleineren Rissen im Untergrund von bis <strong>zu</strong><br />
6 mm bleiben die Bahnen wasserdicht.<br />
Auch die Anlagenteile aus Stahl müssen mit entsprechenden<br />
Korrosionsschutzsystemen dauerhaft<br />
geschützt werden. Da<strong>zu</strong> eignet sich die Epoxidharzbeschichtung<br />
Sika Permacor 136 TW besonders.<br />
andererseits höchsten hygienischen<br />
Standards entsprechen. Ein<br />
qualitativ hochwertiger Beton<br />
bleibt auch im steten Kontakt mit<br />
<strong>Wasser</strong> langfristig beständig. Allerdings<br />
lässt er sich nur schwer bzw.<br />
mit hohem Aufwand trinkwassertauglich<br />
herstellen. Durch zahlreiche<br />
nicht kon trollierbare Verunreinigungen<br />
be steht Verkeimungsgefahr,<br />
insbesondere über Lunkern<br />
und Kavernen. Diese Gefahren<br />
können nur durch eine Oberfläche<br />
mit dauerhafter Dichtigkeit und<br />
niedriger Gesamtporosität vermieden<br />
werden.<br />
Eine weitere Tatsache darf bei<br />
der Planung nicht vergessen werden:<br />
Je nach Region unterscheidet<br />
sich die Beschaffenheit des Trinkwassers<br />
sehr stark, denn sie hängt<br />
vom pH-Wert, dem Härtegrad und<br />
dem CO 2 -Anteil (kalklösende Kohlensäure)<br />
des Quell- und Oberflächenwassers<br />
ab. Auch die <strong>zu</strong>r Reinigung<br />
verwendeten Stoffe, wie z. B.<br />
saure Reiniger, können Betonoberflächen<br />
und Beschichtungsstoffe<br />
angreifen. Deshalb ist es von enormer<br />
Wichtigkeit, dass die Beschichtungen<br />
gegenüber kalkaggressivem<br />
<strong>Wasser</strong> beständig sind.<br />
Bei Beschichtungen auf zementöser<br />
Basis sind eine Gesamtporosität<br />
von < 12 % (sehr hohe Dichtigkeit;<br />
Messung nach 28 Tagen) sowie<br />
eine ausreichende Schichtdicke<br />
Garanten für eine lange Lebensdauer.<br />
Verschiedene Oberflächenschutzsysteme<br />
für Beton<br />
Bei den Beschichtungsstoffen für<br />
den Oberflächenschutz unterscheidet<br />
man zwischen rein zementösen,<br />
zementös modifizierten und EP-<br />
Beschichtungen. Alle zementösen<br />
Produkte weisen eine äußerst hohe<br />
Dichtigkeit auf. Für dünnschichtige<br />
Anwendungen in Schichtdicken bis<br />
10 mm empfiehlt sich Sika-110 HD<br />
als starre, hochdichte Flächenbeschichtung.<br />
Sie ist wirtschaftlich<br />
applizierbar, hygienisch und reinigungsfreundlich.<br />
Für Schichtdickenbereiche<br />
von 10 bis 30 mm sind die<br />
zementösen Spritzmörtel Sikacrete-103<br />
TW, Sikacrete-104 TW und<br />
Sika-130 HD die geeigneten Produkte.<br />
Bei den zementös modifizierten<br />
Produkten kommen neben dem<br />
bewährten Icoment-540 Mörtel<br />
auch SikaTop TW als Feinspachtel<br />
September 2013<br />
904 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
für die Egalisierung und der Dünnschichtmörtel<br />
SikaTop Seal-207<br />
<strong>zu</strong>m Einsatz. Stehen Beständigkeit<br />
ge genüber stark kalklösenden Wässern<br />
und Farbgebung im Vordergrund,<br />
bietet sich das lösemittelfreie<br />
EP-Harz Sika Permacor 136 TW<br />
an.<br />
Kunststoffdichtungsbahnen<br />
bei großen Flächen<br />
Die FPO-PE Kunststoffdichtungsbahn<br />
Sikaplan WT 4220 bietet eine<br />
sichere Abdichtung bei hoher Flächenleistung<br />
und einfacher Verarbeitung.<br />
So können Durchnässung,<br />
kalkaggressives <strong>Wasser</strong> und Streuströme<br />
keine Schäden an Betonkonstruktionen<br />
verursachen. Selbst bei<br />
kleineren Rissen im Untergrund von<br />
bis <strong>zu</strong> 6 mm bleiben die Bahnen<br />
<strong>zu</strong>verlässig wasserdicht. Das hochwertige<br />
Material FPO-PE eignet sich<br />
für den Einsatz aller in Deutschland<br />
<strong>zu</strong>gelassenen <strong>Wasser</strong>aufbereitungsmittel,<br />
sofern sie fachgerecht<br />
dosiert werden. Zudem ist das flexible<br />
Material reinigungs- und wartungsfreundlich<br />
und hat bezüglich<br />
der Lebensmitteltauglichkeit im<br />
Trinkwasserbereich strengste Prüfungen<br />
durchlaufen. Es entspricht<br />
den in Deutschland geltenden<br />
gesetzlichen Vorschriften in allen<br />
Belangen. Die Dichtungsbahn Sikaplan<br />
WT 4220 ist frei von Lösungsmitteln,<br />
Fungiziden, Schwermetallen<br />
sowie Weichmachern und da -<br />
rüber hinaus recycelbar. Für den<br />
Nutzer bietet es durch seine Langlebigkeit<br />
eine besonders gute<br />
wirtschaftliche Alternative.<br />
Trinkwasseraufbereitung und Hygiene<br />
FOKUS<br />
Korrosionsschutz für Stahl<br />
Jede Trinkwasseranlage besitzt<br />
auch Anlagenteile aus Stahl, die<br />
ebenfalls dauerhaft geschützt werden<br />
müssen. Welches Korrosionsschutzsystem<br />
hier <strong>zu</strong>m Einsatz<br />
kommt, hängt davon ab, ob die<br />
trinkwasserberührten Innen- oder<br />
Außenflächen bei Rohren, Armaturen<br />
und Behältern beschichtet werden<br />
sollen.<br />
Besonders strengen hygienischen<br />
Kriterien unterliegen die<br />
Innenflächen von Behältern und<br />
Rohrleitungen, da sie trinkwasserberührte<br />
Bereiche darstellen. Sie<br />
dürfen nur mit Beschichtungsstoffen<br />
vor Korrosion geschützt werden,<br />
die den Vorgaben der UBA-Leitlinie<br />
des Umweltbundesamtes und dem<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 270 entsprechen:<br />
Das auf Epoxidharz basierende<br />
Sika Permacor 136 TW ist<br />
nach beiden Richtlinien <strong>zu</strong>gelassen.<br />
Es ist lösemittelfrei, sodass weder<br />
Geruchsbelästigungen, noch nachträgliche<br />
Verunreinigungen des<br />
<strong>Wasser</strong>s auftreten.<br />
Kaum ein Anwendungsbereich<br />
ist so sensibel wie Trinkwasserbauwerke.<br />
Die zahlreichen Auflagen<br />
und Kontrollen machen den Einsatz<br />
von geeigneten und geprüften<br />
Materialien deshalb unverzichtbar.<br />
Um diesen hohen Anforderungen<br />
<strong>zu</strong> entsprechen, hat Sika Deutschland<br />
Lösungen für alle Bereiche entwickelt,<br />
die die Bauwerke <strong>zu</strong>verlässig<br />
schützen und gleichzeitig die<br />
Trinkwasserqualität in keiner Weise<br />
beeinträchtigen oder gar gefährden.<br />
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durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die Datum, Unterschrift<br />
XFGWFW2013<br />
rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice <strong>gwf</strong>, Franz-Horn-Str. 2, 97082 Wü rzburg<br />
Nut<strong>zu</strong>ng personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und <strong>zu</strong>r Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich von<br />
DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />
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Telefax
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
NETZWERK WISSEN<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
© Bernd Bendinger<br />
<strong>Wasser</strong>- und Umweltwissenschaften an der TU Hamburg-Harburg<br />
im Porträt<br />
##<br />
Kompetenzfeld Green Technologies: Umweltgerechte und innovative Forschung<br />
##<br />
Drei Institute für den Themenbereich <strong>Wasser</strong>qualität und -aufbereitung<br />
##<br />
Neuer Masterstudiengang JEMES CiSu rückt nachhaltige Stadtentwicklung ins Blickfeld<br />
##<br />
DVGW-Forschungsstelle TUHH: Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis<br />
##<br />
Partnerschaft TUHH und HAMBURG WASSER sorgt für mehr Effizienz<br />
##<br />
Elbinsel Kaltehofe: Filtrationsanlage trifft <strong>Wasser</strong>kunst<br />
Forschungs-Vorhaben und Ergebnisse<br />
##<br />
Großangelegtes BMBF-Verbundvorhaben <strong>zu</strong>m Biofilmmanagement<br />
##<br />
Membranfiltration: Fouling, Scaling und neue Materialien<br />
##<br />
Verbundprojekt WAYS bringt <strong>zu</strong>kunftsfähige Technologien nach China
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Neue Forschungsstruktur:<br />
Im ZFI bündeln<br />
sich drei<br />
Kompetenzfelder<br />
mit ihren<br />
interdisziplinären<br />
FSP und<br />
den wissenschaftlichen<br />
Instituten und<br />
ihren Arbeitsgruppen<br />
als<br />
Basis der Forschungsarbeit.<br />
© TUHH<br />
Umweltgerechte und innovative Forschung<br />
Forschung an der TUHH<br />
Das Kompetenzfeld Green Technologies an der TUHH<br />
„Erfolgreiche Forschung muss über die Institutsgrenzen<br />
hinaus in kooperativer Form betrieben werden.<br />
Die TUHH hat im Rahmen ihres Strategieprozesses<br />
ihre Forschungsstruktur weiterentwickelt, um die vorhandenen<br />
Forschungskompetenzen der Forschungsschwerpunkte<br />
(FSP) und der Institute noch stärker <strong>zu</strong><br />
fokussieren. Sie hat hier<strong>zu</strong> ihre Forschungsexpertise<br />
in einem Zentrum für Forschung und Innovation (ZFI)<br />
gebündelt. Die Forschungsaktivitäten sind unter dem<br />
Dach des ZFI in den drei Kompetenzfeldern „Green<br />
Technologies“, „Life Science Technologies“ und „Aviation<br />
and Maritime Systems“ <strong>zu</strong>sammengefasst. Die<br />
neue Forschungsstruktur baut auf den in einem ersten<br />
Strategieansatz bottom up institutsübergreifend entwickelten<br />
Forschungsschwerpunkten auf.“<br />
September 2013<br />
908 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong><br />
Das Kompetenzfeld Green Technologies<br />
an der Technischen<br />
Universität Hamburg-Harburg<br />
(TUHH) stellt die Fachkompetenz im<br />
Bereich nachhaltiger, umweltgerechter<br />
und innovativer, kurz „grüner“<br />
Forschungsthemen in den Mittelpunkt.<br />
Da<strong>zu</strong> gehören die Forschungsbereiche<br />
Regenerative<br />
Energien, Systeme – Speicher –<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Grabe,<br />
Vizepräsident Forschung<br />
© TUHH<br />
Netze und auch die Forschung <strong>zu</strong>m<br />
Thema <strong>Wasser</strong> kumuliert in diesem<br />
Kompetenzfeld. Der Bereich <strong>Wasser</strong>und<br />
Umwelttechnik widmet sich<br />
den Fragen der sicheren <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />
dem Gewässer- und<br />
Bodenschutz.<br />
Basis der Green Technologies<br />
sind die einzelnen Forschungsschwerpunkte<br />
(FSP), in denen sich<br />
Wissenschaftler aus den verschiedenen<br />
Instituten und Arbeitsgruppen<br />
disziplinübergreifend <strong>zu</strong>sammengefunden<br />
haben. FSP in diesem<br />
Bereich sind u.a.:<br />
##<br />
FSP: „Integrierte Biotechnologie<br />
und Prozesstechnik<br />
##<br />
FSP: „Klimaschonende Energieund<br />
Umwelttechnik<br />
Die Forschung auf dem Gebiet<br />
der Integrierten Biotechnologie und<br />
Prozesstechnik ist an der Schnittsstelle<br />
zwischen Ingenieurwissenschaften,<br />
den molekularen Naturwissenschaften<br />
und den Materialwissenschaften<br />
angesiedelt. Sie<br />
ebnet den Weg <strong>zu</strong> einem nachhalti-
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
gen Umgang mit den begrenzten<br />
Rohstoffen der Welt. Ziel ist es, neue,<br />
ungewöhnliche Biokatalysatoren <strong>zu</strong><br />
erschließen und Prozesse im Hinblick<br />
auf eine deutliche Steigerung<br />
der Energie- und Ressourceneffizienz<br />
<strong>zu</strong> entwickeln und <strong>zu</strong> optimieren.<br />
Konkrete Fragestellungen sind<br />
dabei <strong>zu</strong>m Beispiel, wie pflanzliche<br />
Abfallstoffe nicht nur als Energie-,<br />
sondern auch als Rohstofflieferant<br />
genutzt werden können oder wie<br />
die Palette der für Biomassekraftwerke<br />
nutzbaren Rohstoffe so<br />
erweitert werden kann, dass einer<br />
Konkurrenz mit Nahrungsquellen<br />
entgegengewirkt wird.<br />
Der FSP Klimaschonende Energie-<br />
und Umwelttechnik arbeitet an<br />
Energieversorgungskonzepten, die<br />
besonders klima- und ressourcenschonend<br />
sind – und trotzdem<br />
einen sicheren Betrieb gewährleisten.<br />
Die Forschungsvorhaben lassen<br />
sich in drei Teilbereiche einordnen:<br />
effiziente Energiewandlung und<br />
-verteilung, effiziente Nut<strong>zu</strong>ng von<br />
Biomasse und energie- und wassereffiziente<br />
Siedlungstechnik. Zu<br />
letztem Bereich zählen etwa die<br />
Themen energetische Nut<strong>zu</strong>ng von<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall in städtischen<br />
Regionen, Energieeinsparung und<br />
Wärmegewinnung in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und die Abschät<strong>zu</strong>ng<br />
der mit dem Klimawandel verbundenen<br />
Folgen für die Landschaft in<br />
Norddeutschland.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.tuhh.de/tuhh/forschung.html<br />
www.buerkert.de<br />
Insider-Tipp!<br />
Schon gewusst? Typ 330 von Bürkert ist nicht<br />
einfach nur ein Klappankerventil. Es ist viele.<br />
Mit seinem Gehäuse aus Kunststoff, Messing,<br />
Alu oder Edelstahl, verschiedensten Prozessanschlüssen<br />
und Dichtwerkstoffen lässt es sich<br />
perfekt jeder Anforderung anpassen. So kommt<br />
diese einzigartige und vielseitige Ventiltechnologie<br />
in nahe<strong>zu</strong> jeder Branche <strong>zu</strong>m Einsatz. Komplettverkapselung,<br />
Schutzart IP 65 und explosionsgeschützte<br />
Ausführungen machen das 330<br />
fit für aggressive Umgebungen und kritische Medien.<br />
Und mit seiner hohen Lebensdauer ist es<br />
auch morgen noch lange nicht von gestern. Bitte<br />
weitersagen!<br />
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September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 909
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Stadt, Land, Fluss – <strong>zu</strong>kunftsorientiert erforscht<br />
An der TUHH decken drei Institute den Themenbereich <strong>Wasser</strong>qualität und -aufbereitung<br />
in Forschung und Lehre ab<br />
Die großen Zukunftsthemen Gewässer- und Umweltschutz, <strong>Wasser</strong>versorgung und <strong>Abwasser</strong>entsorgung, Stadtentwicklung<br />
und Klimawandel sind an der Technischen Universität Hamburg Harburg (TUHH) in Forschung<br />
und Lehre umfassend abgedeckt. Am Institut für <strong>Wasser</strong>ressourcen und <strong>Wasser</strong>versorgung, am Institut für<br />
Umwelttechnik und Energiewirtschaft und am Institut für <strong>Abwasser</strong>wirtschaft und Gewässerschutz bearbeiten<br />
die Lehrstuhlinhaber mit ihren Teams das ganze Themenspektrum qualitäts- und aufbereitungsrelevanter Fragen<br />
<strong>zu</strong>m <strong>Wasser</strong>.<br />
Das Institut<br />
für <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
und <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
untersucht<br />
den gesamten<br />
<strong>Wasser</strong>pfad<br />
von der Ressource<br />
bis <strong>zu</strong>m<br />
<strong>Wasser</strong>hahn.<br />
© DVGW TUHH<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen und<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Das Institut für <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
und <strong>Wasser</strong>versorgung der TUHH ist<br />
angesiedelt im Dekanat Bauwesen<br />
(B-11). Hier ist es zentral in den Studiengang<br />
Bau- und Umweltingenieurwesen<br />
eingebunden, in denen<br />
es Schwerpunkte im Bachelor- und<br />
Masterstudium setzt. Darüber hinaus<br />
bietet das Institut zahlreiche<br />
Lehrveranstaltungen für weitere<br />
Studiengänge wie Verfahrenstechnik,<br />
Bioverfahrenstechnik sowie die<br />
englischsprachigen Master-Programme<br />
Environmental Engineering<br />
(EE) und Joint Master of European<br />
Environmental Studies<br />
(JEMES) an.<br />
Das Team des Instituts B-11<br />
sowie der DVGW-Forschungsstelle<br />
TUHH umfasst aktuell 20 Mitarbeiter.<br />
Forschung und Lehre im Bereich<br />
<strong>Wasser</strong> ist interdisziplinär und so<br />
arbeiten an Institut und Forschungsstelle<br />
Bauingenieure, Verfahrensbzw.<br />
Umweltingenieure, Mikrobiologen<br />
und andere Disziplinen.<br />
Durch Kooperationen und Themen<br />
ist das Institut eng mit seinen<br />
lokalen Partnern verbunden. Institutsleiter<br />
Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst<br />
beschreibt die <strong>Vorteil</strong>e für beide Seiten:<br />
„Unsere lokalen Partner sichern<br />
den für uns wichtigen Austausch <strong>zu</strong><br />
Praxisfragen und wir bieten ihnen<br />
Zugang <strong>zu</strong>r universitären Forschung<br />
und Lehre.“ Zu den Partnern gehören<br />
neben Hamburg <strong>Wasser</strong> (s.<br />
S. 920–921), der DVGW Landesgruppe<br />
Nord, welche den Austausch<br />
und Zugang <strong>zu</strong> norddeutschen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
erleichtert, vie le weitere klein- und<br />
mittelständische Betriebe und<br />
Industrieunternehmen.<br />
In der Forschung ist das Institut<br />
für <strong>Wasser</strong>ressourcen und <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
breit aufgestellt. „Wir<br />
beschäftigen uns mit dem gesamten<br />
<strong>Wasser</strong>pfad von der Ressource<br />
bis <strong>zu</strong>m <strong>Wasser</strong>hahn“, berichtet<br />
Mathias Ernst. Als Ressource steht<br />
Grundwasser der Norddeutschen<br />
Tiefebene im Fokus.<br />
Die hydrologische Arbeitsgruppe<br />
von Prof. Dr.-Ing. Wilfried Schneider<br />
analysiert und modelliert<br />
Sickerwasser- und Grundwasserbewegungen<br />
sowie Stofftransportprozesse<br />
im Rahmen von Grundwassergefährdungsabschät<strong>zu</strong>ngen,<br />
Natural<br />
Attenuation und Sanierungsmaßnahmen.<br />
Potenzielle Beeinflussungsmöglichkeiten<br />
des Bodenwasser-<br />
und Grundwasserhaushalts<br />
infolge des Klimawandels bilden<br />
derzeit einen Schwerpunkt der Forschungsarbeiten.<br />
Ebenso sind die<br />
sehr aktuelle Thematik der möglichen<br />
Beeinflussung von Grundwasser<br />
durch Fracking im tiefen Untergrund<br />
sowie die verbesserte Brunnenregenerierung<br />
durch Ultraschallverfahren<br />
weitere Forschungsfelder<br />
von Wilfried Schneider.<br />
In der <strong>Wasser</strong>versorgung kooperiert<br />
das Institut eng mit der angeschlossenen<br />
DVGW-Forschungsstelle<br />
TUHH (s. S. 918–919). So entstand<br />
eine gemeinsame Anlaufstelle<br />
für <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
und deren wissenschaftlich<br />
orientierte Fragestellungen. Diese<br />
erstrecken sich auf die Gewinnung,<br />
die Aufbereitung und die Verteilung<br />
September 2013<br />
910 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
von Trinkwasser. Reduzierte Grundwässer,<br />
wie sie in der Norddeutschen<br />
Tiefebene vielfach vorkommen,<br />
sind ein Zentrum der Arbeit.<br />
Hier<strong>zu</strong> gehören u. a. die analytische<br />
Differenzierung der verschiedenen<br />
Grundwassertypen und Expertise<br />
hinsichtlich methanbedingter Aufbereitungsprobleme<br />
bei der Entfernung<br />
von reduzierten Eisen- und<br />
Manganverbindungen sowie<br />
Ammonium. Dr. Bernd Bendinger<br />
und sein Team arbeiten hier z. B. an<br />
der Identifizierung und Quantifizierung<br />
von prozessrelevanten Bakterien<br />
in Filtersystemen von Aufbereitungsanlagen<br />
sowie in Biofilmen<br />
von Trinkwasserverteilungssystemen.<br />
Hierbei werden Maßnahmen<br />
entwickelt, die eine nachhaltige<br />
Sanierung mikrobiologisch kontaminierter<br />
Trinkwasserinstallationen<br />
gewährleisten. Einen weiteren<br />
Schwerpunkt stellt die Energieeffizienz<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgung dar.<br />
„Die Entwicklung technischer<br />
Innovationen ist uns ein Anliegen.<br />
Neue Aufbereitungsprozesse und<br />
Die Professur Grundwasserhydrologie analysiert und modelliert Sickerwasser- und Grundwasserbewegungen<br />
sowie Stofftransportprozesse im Rahmen von Grundwassergefährdungsabschät<strong>zu</strong>ngen.<br />
© Schneider<br />
beteiligte Wirkungsmechanismen<br />
beforschen wir vor diesem Hintergrund“,<br />
erläutert Mathias Ernst. Die<br />
Arbeitsgruppe des Institutsleiters<br />
fokussiert hier u. a. auf Membranverfahren,<br />
sowohl in der Niederdruckfiltration<br />
als auch für den<br />
Rückhalt von gelösten Stoffen.<br />
Grundlegende Prozesse, wie Stofftransport<br />
und Deckschichtbildung<br />
▶▶<br />
Professur <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Professur Grundwasserhydrologie<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst<br />
Leiter Institut <strong>Wasser</strong>ressourcen und<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Leiter DVGW-Forschungsstelle TUHH<br />
Studiengangskoordinator:<br />
Environmental Engineering<br />
© privat<br />
Univ. Prof. Dr.-Ing. Wilfried Schneider<br />
Leiter der Professur<br />
Grundwasserhydrologie<br />
Studiengangskoordinator Bau- und<br />
Umweltingenieurwesen<br />
Prüfungsausschuss-Vorsitzender<br />
des Dekanats Bauwesen<br />
© privat<br />
„Die Professur beschäftigt sich mit der Gewinnung,<br />
Aufbereitung, Verteilung sowie dem<br />
Management von Trinkwasser. In unserer Lehre<br />
vermitteln wir technische und konzeptionelle<br />
Grundlagen und Details der deutschen Trinkwasserversorgung,<br />
ohne dabei internationale<br />
Notwendigkeiten <strong>zu</strong> vernachlässigen. Unsere<br />
Absolventen sind im späteren Berufsleben auch<br />
häufig im Auslandseinsatz und erhalten daher<br />
Expertise <strong>zu</strong> adaptierten Lösungen. Detailwissen<br />
für technisch anspruchsvolle Anlagen ist ebenso<br />
wichtig wie Kenntnisse <strong>zu</strong>m energieeffizienten<br />
Ressourceneinsatz.“<br />
„Die Professur beschäftigt sich mit den hydrologischen<br />
Vorgängen in der Geosphäre. Die Bewegung<br />
von unterirdischem <strong>Wasser</strong> sowie die darin<br />
ablaufenden Stofftransport- und Wärmetransportprozesse<br />
werden unter der Einwirkung natürlicher<br />
und anthropogener Prozesse eingehend<br />
behandelt. Auf diese Weise werden die Methoden<br />
für ein effektives Grundwasserressourcenmanagement<br />
und für nachhaltige Grundwasserschutzmaßnahmen<br />
vermittelt. Die quantitativen<br />
Methoden für die ingenieurmäßige Bearbeitung<br />
von Schadensfällen in Boden und Grundwasser<br />
sind angepasst an die spezifischen Anforderungen<br />
der Praxis.“<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 911
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Institut für Umwelttechnik und<br />
Energiewirtschaft<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Calmano<br />
Forschungsgebiet Umwelttechnik<br />
Forschungsgebiet Schadstoffanalytik<br />
Forschungsgebiet Abfallressourcen<br />
Arbeitsgebiete:<br />
• Umweltverhalten von Schwermetallen und<br />
organischen Schadstoffen in Gewässern,<br />
Sedimenten, Böden und Abwässern<br />
• Entwicklung und Bewertung von Behandlungsmethoden<br />
für kontaminierte Böden,<br />
Sedimente, Industrieabwässer<br />
• Analytische Bestimmung von Schwermetallspezies<br />
• Einfluss klimarelevanter Faktoren auf den<br />
Schadstofftransport in Gewässern<br />
• Recycling von Wert- und Nährstoffen aus<br />
Abfällen<br />
© privat<br />
auf und in den Membranen (Fouling,<br />
Scaling), sowie Wechselwirkungen<br />
mit dem Material sind hier von<br />
Bedeutung. Dabei kommen neue<br />
Verfahren der Analytik <strong>zu</strong>r Charakterisierung<br />
gelöster organischer Summenparameter<br />
durch Gelpermeations-Chromatografie<br />
bzw. Fluoreszenzanalytik<br />
<strong>zu</strong>m Einsatz.<br />
Ein weiteres Entwicklungsfeld<br />
stellt die Analytik von Kolloiden und<br />
partikulären <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe im<br />
Nanometerbereich (Nanoparticle<br />
Tracking Analysis) dar, welche für<br />
Adsorption und Deckschichtbildung<br />
von Relevanz sind.<br />
Die Arbeitsgruppe von Mathias<br />
Ernst ist außerdem in zwei TUHH<br />
internen Forschungsschwerpunkten<br />
(FSP) aktiv. In Kooperation mit<br />
Mitgliedern des FSP „Klimaschonende<br />
Energie- und Umwelttechnik“<br />
entwickelt das Team innovative<br />
Methoden <strong>zu</strong>r Integration wasserund<br />
bodenrelevanter Bewertungsindikatoren<br />
als Erweiterung der<br />
Ökobilanz für den Vergleich unterschiedlicher<br />
regenerativer Energiesysteme.<br />
Im Rahmen des FSP „Integrierte<br />
Biotechnologie und Prozesstechnik“<br />
engagiert es sich in<br />
interdisziplinärer Kooperation <strong>zu</strong><br />
Transportprozessen in Filtrationsprozessen,<br />
insbesondere in der Ultrafiltration<br />
und bei der Entsal<strong>zu</strong>ng<br />
von Meerwasser.<br />
In der <strong>Wasser</strong>chemie verstärkt<br />
PD Dr.-Ing. habil. Klaus Johannsen<br />
das Team. Der Oberingenieur am<br />
Institut für <strong>Wasser</strong>ressourcen und<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung hat langjährige<br />
Expertise u. a. im Bereich der Kupferkorrosion<br />
und des Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichts<br />
sowie der<br />
Modellierung wasserchemischer<br />
Prozesse.<br />
Umwelttechnik und<br />
Energiewirtschaft<br />
Das Institut für Umwelttechnik und<br />
Energiewirtschaft (IUE) gehört <strong>zu</strong>m<br />
Dekanat Verfahrenstechnik (V-9),<br />
das für die Bachelor- und Master-<br />
Studiengänge Verfahrenstechnik<br />
und Bioverfahrenstechnik sowie<br />
den internationalen Masterstudiengang<br />
Chemical and Bioprocess<br />
Engineering mitverantwortlich ist<br />
und sich maßgeblich an den Studiengängen<br />
Energie- und Umwelttechnik,<br />
Regenerative Energien<br />
sowie Allgemeine Ingenieurwissenschaften<br />
beteiligt. Darüber hinaus<br />
finden am IUE zahlreiche Veranstaltungen<br />
für die internationalen Masterstudiengänge<br />
Joint European<br />
Master in Environmental Studies<br />
(JEMES) und Environmental Engineering<br />
statt.<br />
Das Institut arbeitet in den sechs<br />
Forschungsgebieten Abfallressourcenwirtschaft,<br />
Anaerobsysteme,<br />
Energiesystemanalyse, Erneuerbare<br />
Energien, Ökotoxikologie und<br />
Umwelttechnik, die sich wiederum<br />
in verschiedene Schwerpunktthemen<br />
untergliedern lassen. Es bringt<br />
sich in die FSP „Klimaschonende<br />
Energie- und Umwelttechnik“, „Integrierte<br />
Biotechnologie und Prozesstechnik“<br />
sowie „Regeneration, Im -<br />
plantate und Medizintechnik“ ein.<br />
Konkret befassen sich die Mitarbeiter<br />
des IUE mit Fragen der Energiesystemanalyse,<br />
der Umwelttechnik<br />
und der Umweltbewertung<br />
sowie mit wirtschaftlichen Aspekten<br />
– beispielsweise bei Prozessen<br />
<strong>zu</strong>r Bereitstellung fossiler und regenerativer<br />
Energieträger, bei industriellen<br />
und gewerblichen Produktionsprozessen<br />
und bei technikinduzierten<br />
Umweltprozessen. Die<br />
energiewirtschaftlichen Analysen<br />
erfolgen da<strong>zu</strong> im Spannungsfeld<br />
technischer, ökonomischer, ökologischer<br />
und ggf. sozialer Anforderungen.<br />
Die Umweltbewertung<br />
erfolgt u. a. auf der Basis der Ökobilanz,<br />
der Prozessanalyse und der<br />
Potenzialanalyse.<br />
Im Bereich der <strong>Wasser</strong>chemie<br />
arbeiten Klaus Johannsen und die<br />
Arbeitsgruppe von Prof. Dr.-Ing.<br />
Wolfgang Calmano vom IUE in Forschung<br />
und Lehre eng <strong>zu</strong>sammen.<br />
Wolfgang Calmano und sein Team<br />
beschäftigen sich langjährig u. a.<br />
mit dem Umweltverhalten von<br />
Schwermetallen und organischen<br />
Schadstoffen in Gewässern, Sedimenten,<br />
Böden und Abwässern. Bei<br />
dieser institutsübergreifenden Zu -<br />
sammenarbeit profitiert das Institut<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen und <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
insbesondere von der chemisch-analytischen<br />
Expertise in diesem<br />
ressourcenorientierten Bereich.<br />
<strong>Abwasser</strong>wirtschaft und<br />
Gewässerschutz<br />
Das Institut für <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
und Gewässerschutz (AWW) ist dem<br />
Dekanat Bauwesen der TUHH<br />
angegliedert. Hier ist es zentral<br />
ein gebunden in den Bachelorstudiengang<br />
Bau- und Umweltingenieurwesen<br />
sowie in den Ma -<br />
sterstudiengang <strong>Wasser</strong>- und<br />
Umweltingenieurwesen und bietet<br />
insbesondere für die Vertiefungsrichtungen<br />
„<strong>Abwasser</strong> und Gewässerschutz”,<br />
„Abfallressourcen und<br />
Energie” sowie „Umwelt, Stadt und<br />
Verkehr” zahlreiche Vorlesungen,<br />
Übungen und Seminare. Darüber<br />
hinaus finden am AWW Veranstaltungen<br />
für die internationalen Masterstudiengänge<br />
Joint European<br />
Master in Environmental Studies<br />
September 2013<br />
912 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
(JEMES) und Environmental Engineering<br />
statt.<br />
Das Team um die Professoren<br />
Ralf Otterpohl und Stephan Köster<br />
umfasst derzeit mehr als 20 Mitarbeiter,<br />
die in den vier Bereichen Ressourcenorientierte<br />
Sanitärsysteme<br />
(ROSAN), Städtisches Umweltmanagement<br />
(SUM), Oxidationsprozesse<br />
<strong>zu</strong>r Entfernung refraktärer<br />
organischer Stoffe (OPERO) sowie<br />
Biokonversion und Emissionsminderung<br />
(BIEM) forschen.<br />
Der Forschungsbereich ROSAN<br />
entwickelt unter Oberingenieur Dr.-<br />
Ing. Joachim Behrendt Systeme und<br />
Prozesse <strong>zu</strong>r Rückgewinnung von<br />
Wertstoffen, die im <strong>Abwasser</strong> enthalten<br />
sind. Ein Konzept, das <strong>zu</strong> diesem<br />
Zweck an der TUHH nach Erfindung<br />
durch den Biologen Ulrich<br />
Braun seit Jahren weiterentwickelt<br />
wird, ist der Schwarzwasserkreislauf<br />
(s. Bild 1). In diesem dezentralen<br />
System soll <strong>Wasser</strong> im Kreislauf als<br />
Spülwasser wiederverwendet werden<br />
und Nährstoffe über die weitergehende<br />
Behandlung der Feststoffe<br />
für eine landwirtschaftliche Nut<strong>zu</strong>ng<br />
<strong>zu</strong>rückgewonnen werden.<br />
Angelehnt an diese technische<br />
Anlage wurde am Hamburger<br />
Hauptbahnhof eine öffentliche Toilette<br />
mit einem Schwarzwasserkreislauf<br />
ausgestattet. Partner des<br />
AWW ist hier die Behörde für Stadt<br />
und Umwelt der Stadt Hamburg.<br />
Das System wurde erfunden, patentiert<br />
und erstellt von der INTAQUA<br />
AG, einem Startup-Unternehmen<br />
der TUHH.<br />
Forschungsgegenstand am<br />
Schwarzwasserkreislauf ist derzeit<br />
die Modellierung der Nitrifikation<br />
im Festbettbioreaktor sowie die<br />
Begleitung des Anlagenbetriebes<br />
am Hauptbahnhof. Zu diesem<br />
Zweck sollen die kinetischen Daten<br />
der Festbettreaktoren bestimmt<br />
werden, und die Reinigungsleistung<br />
des Bioreaktors mittels eines<br />
mathematischen Modells dargestellt<br />
werden können. Der Biofilm<br />
soll hierbei als eindimensionales<br />
Modell vereinfacht dargestellt<br />
werden.<br />
Schema der Versuchsanlage für den Schwarzwasserkreislauf. Nach der Fest-Flüssig-<br />
Trennung werden die Stickstoffverbindungen unter Belüftung in einem Bioreaktor<br />
abgebaut. Hier<strong>zu</strong> kann sowohl ein Membranreaktor als auch ein Festbettreaktor eingesetzt<br />
werden. Anschließend wird der Bioreaktorablauf mittels Ultrafiltration gereinigt und<br />
durch Ozonierung das <strong>Wasser</strong> entfärbt und Mikroverunreinigungen abgebaut.<br />
Durch den Abbau der Mikroverunreinigungen bietet der Schwarzwasserkreislauf im<br />
Vergleich <strong>zu</strong>r zentralisierten kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlung eine sinnvolle Lösung für<br />
Medikamentenrückstände. © Behrendt<br />
Ziel des Forschungsbereichs<br />
ROSAN ist es, die interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit auf dem Gebiet<br />
der <strong>Abwasser</strong>wirtschaft und Verfahrenstechnik<br />
in Verbindung mit<br />
Landwirtschaft und Hygiene <strong>zu</strong><br />
unterstützen. So untersuchte das<br />
AWW im BerBioN-Projekt die Herstellung<br />
von Düngemitteln aus<br />
<strong>Abwasser</strong>(-teilströmen) und flüssiger<br />
Konversionsreststoffe anhand<br />
verschiedener Verfahren wie beispielsweise<br />
Fällung und Kristallisation.<br />
In enger Zusammenarbeit mit<br />
dem IUE konnte so ein organischmineralisches<br />
Düngemittel auf Basis<br />
von Reststoffen kreiert werden.<br />
Hierbei wurden Synergien zwischen<br />
der Gärrestaufbereitung und der<br />
Aufbreitung von Phosphatschlämmen<br />
aufgezeigt und genutzt.<br />
Im Forschungsbereich Städtisches<br />
Umweltmanagement dreht<br />
sich alles um urbane Lebensräume,<br />
deren Umwelteffizienz und Wachstum.<br />
Nach realistischen Prognosen<br />
werden 2030 rund 60 % der Menschen<br />
in Städten leben. „Die <strong>zu</strong>künf-<br />
▶▶<br />
<strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
Prof. Dr.-Ing. Ralf Otterpohl<br />
Leiter des Instituts für<br />
<strong>Abwasser</strong>wirtschaft und<br />
Gewässerschutz<br />
Koordinator des Forschungsschwerpunkts<br />
„Klimaschonende<br />
Energie- und Umwelttechnik“<br />
„Schwerpunkt der Forschungstätigkeit sind<br />
innovative, meist teilstromorientierte <strong>Abwasser</strong>konzepte<br />
mit dem Ziel der Produktion von<br />
Volldünger. Neben der Forschung <strong>zu</strong>r Teilstrombehandlung<br />
in der Siedlung für unterschiedliche<br />
klimatische und soziale Bedingungen in aller<br />
Welt wird an besonders kostengünstigen<br />
Verfahren <strong>zu</strong>r Effizienzsteigerung der<br />
industriellen <strong>Abwasser</strong>wirtschaft mit dem Ziel<br />
der Wiederverwendung von <strong>Wasser</strong> und<br />
Inhaltsstoffen gearbeitet. Neben der Ausbildung<br />
von Bau- und Umweltingenieuren werden im<br />
englischsprachigen Master-Programm<br />
Studierende aus aller Welt unterrichtet.“<br />
© Jupitz<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 913
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Professur Städtisches Umweltmanagement<br />
Kalisalpeter<br />
gewonnen aus<br />
menschlichem<br />
Urin.<br />
© TUHH<br />
Prof. Dr.-Ing. Stephan Köster<br />
Leiter der Professur Städtisches<br />
Umweltmanagement<br />
Leiter des Studiendekanats Bauwesen<br />
© privat<br />
„Neue städtische Konzepte und Wohnformen<br />
werden zwangsläufig <strong>zu</strong> veränderten <strong>Wasser</strong>verbräuchen,<br />
Versorgungstopografien und -strecken<br />
führen. Die Aufgaben der Siedlungswasserwirtschaft<br />
werden sich in Zukunft nicht allein auf die<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung und <strong>Abwasser</strong>reinigung beziehen.<br />
Vielmehr werden weitere Ansprüche formuliert<br />
werden, wie beispielsweise die Bereitstellung<br />
<strong>zu</strong>sätzlichen <strong>Wasser</strong>s für die Bewässerung städtischen<br />
Grüns, für eine weitergehende hydraulische<br />
Freiraumvernet<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Verbesserung des<br />
Stadtklimas einschließlich der Nut<strong>zu</strong>ng von <strong>Wasser</strong><br />
als Gestaltungselement <strong>zu</strong>r Schaffung ästhetischer<br />
(und ggf. multifunktionaler) Erlebnisräume.<br />
Mit der Beset<strong>zu</strong>ng der Professur „Städtisches<br />
Umweltmanagement“ bewies die TUHH eine<br />
große Weitsicht, indem sie die unumgänglichen<br />
Anstrengungen für einen integrierten Umweltschutz<br />
im urbanen Umfeld besonders betonte.<br />
So wird in Zukunft neben der Lösung „klassischer“<br />
Umweltprobleme ein wesentlicher Beitrag<br />
der Hamburger Wissenschaft sein, die Umwelteffi<br />
zienz urbaner Räume signifikant <strong>zu</strong> steigern.“<br />
Wie wollen wir <strong>zu</strong>künftig in Städten leben? © TUHH<br />
tige urbane Entwicklung wird daher<br />
maßgeblich darüber entscheiden,<br />
ob wir <strong>zu</strong> einer nachhaltigen<br />
Lebensform insgesamt finden werden<br />
oder eben nicht“, umreißt Prof.<br />
Köster die Problematik. Der Leiter<br />
der Professur Städtisches Umweltmanagement<br />
resümiert: „Demnach<br />
ist eine der vielleicht wichtigsten<br />
Fragen der Menschheit, wie wir<br />
<strong>zu</strong>künftig in Städten leben wollen<br />
oder sogar zwangsläufig <strong>zu</strong> leben<br />
haben.“<br />
Angesichts des Ziels einer nachhaltigen<br />
Entwicklung kommt der<br />
Siedlungswasserwirtschaft die Aufgabe<br />
<strong>zu</strong>, am gebotenen städtischen<br />
Transformationsprozess teil<strong>zu</strong>nehmen<br />
und diesen aktiv mit<strong>zu</strong>gestalten.<br />
Bereits heute lassen sich anhand<br />
von urbanen Problemlagen und<br />
Trends wichtige siedlungswasserwirtschaftliche<br />
Aufgaben der<br />
Zukunft ableiten (s. Kasten Professur<br />
Städtisches Umweltmanagement),<br />
die in der Forderung münden, sie<br />
möge flexibel, sicher, effizient, multifunktional<br />
und ästhetisch sein.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.tuhh.de/wwv, www.tuhh.de/iue/,<br />
www.tuhh.de/aww/<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt <strong>zu</strong>r Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
EAZ Netzwerk 2.indd 1 3.9.2012 15:24:16<br />
September 2013<br />
914 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Internationaler Master, der auf Mobilität setzt<br />
Neuer Studiengang JEMES CiSu rückt nachhaltige Stadtentwicklung ins Blickfeld<br />
Seit dem Wintersemester 2012/2013 bieten die Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH) und drei weitere<br />
europäische Universitäten exzellenten Studierenden die Möglichkeit, sich innerhalb des Joint European<br />
Master of Environmental Studies – Cities & Sustainability (JEMES CiSu) ganz auf nachhaltige Stadtentwicklung<br />
<strong>zu</strong> konzentrieren. Das Programm fördert die Europäische Union mit dem Erasmus Mundus Stipendium.<br />
Studierende im JEMES-CiSu-Programm<br />
sind in erster Linie mobil.<br />
Sie starten ihr viersemestriges Master-Studium<br />
entweder an der Aalborg<br />
University (AAU) oder an der<br />
Universitat Autònoma de Barcelona<br />
(UAB). Im zweiten Semester studieren<br />
sie an der TUHH oder der Universidade<br />
de Aveiro (UA). Zusätzlich<br />
müssen sie während des dritten Studiensemesters<br />
ein halbes Se mester<br />
an einer der weiteren Partneruniversitäten<br />
in China (Beijing University<br />
of Technology, Beijing Normal University),<br />
den USA (Columbia University)<br />
oder Australien (University of<br />
New South Wales) absolvieren.<br />
Diese Mobilität garantiert, dass<br />
die Studierenden des JEMES-CiSu-<br />
Programms grenzübergreifend, an<br />
verschiedenen Umweltinstituten die<br />
ganze Bandbreite nachhaltiger<br />
Stadtentwicklung kennenlernen. Sie<br />
werden befähigt, Management- und<br />
technische Lösungsstrategien z. B. in<br />
den Bereichen Abfallwirtschaft, Luftund<br />
<strong>Wasser</strong>verschmut<strong>zu</strong>ng, Energieverbrauch<br />
<strong>zu</strong> entwickeln.<br />
Absolventen des Programms<br />
sind für einen Job im öffentlichen<br />
oder privatwirtschaftlichen Sektor<br />
auf dem europäischen und weltweiten<br />
Arbeitsmarkt qualifiziert. Mögliche<br />
Arbeitgeber sind Unternehmen,<br />
die technisch hoch entwickelte Produkte<br />
und Dienstleistungen produzieren<br />
und vertreiben, Ingenieuroder<br />
Management-Beratungsbüros,<br />
öffentliche Behörden oder Forschungseinrichtungen<br />
und Universitäten.<br />
Environmental Engineering<br />
Mit dem Studiengang Environmental<br />
Engineering bietet die TUHH<br />
einen weiteren internationalen<br />
Master aus dem Bereich Umwelttechnik,<br />
der Studierende aus aller<br />
Welt nach Hamburg bringt. Anders<br />
als im JEMES-CiSu-Programm bleiben<br />
die jungen Wissenschaftler bis<br />
▶▶<br />
Die internationalen<br />
Masterstudiengänge<br />
JEMES CiSu<br />
und Environmental<br />
Engineering<br />
ziehen zahlreiche<br />
ausländische<br />
Studierende<br />
nach<br />
Hamburg. Die<br />
englischsprachigen<br />
Studiengänge<br />
vermitteln<br />
auch<br />
umweltspezifische<br />
Belange,<br />
wie z. B. die<br />
mikrobiologische<br />
Qualität<br />
von <strong>Wasser</strong>proben.<br />
© Bernd Bendinger<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 915
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
schutz und nachhaltige Entwicklung<br />
sowie Umweltanalytik, <strong>Abwasser</strong>systeme,<br />
Strömungsmechanik,<br />
Sicherheits-, Gesundheits- und<br />
Umweltmanagement, Abfallressourcenmanagement<br />
und ein Siedlungswasserwirtschaftliches<br />
Praktikum;<br />
im Wahlpflichtbereich wählen<br />
die Studierenden Kurse aus den drei<br />
Schwerpunktblöcken <strong>Wasser</strong> und<br />
<strong>Abwasser</strong>, Abfall und Energie sowie<br />
Umweltbiotechnologie. In weiteren<br />
eineinhalb Semestern arbeiten die<br />
Studierenden in Projekten und fertigen<br />
ihre Masterarbeit an.<br />
Teilnehmer im JEMES-CiSu-Programm studieren an drei verschiedenen Instituten und<br />
Orten weltweit. © TUHH, AAU, UAB, UA<br />
<strong>zu</strong>m Erreichen ihres Abschlusses<br />
(Master of Science) zwei Jahre in<br />
Hamburg vor Ort.<br />
Die ersten zweieinhalb Semester<br />
gehören Vorlesungen und praktischen<br />
Übungen: Fachmodule im<br />
Pflichtbereich sind dabei Umwelt-<br />
Verknüpfung von Bau- und<br />
Umweltingenieurwesen<br />
Neben der internationalen Ausrichtung<br />
hat die Verknüpfung von Bauingenieur-<br />
und Umweltingenieurwesen<br />
an der TUHH eine lange und<br />
erfolgreiche Tradition. Dies wird<br />
sichtbar in dem Angebot von zwei<br />
spezialisierenden Masterstudiengängen:<br />
Bauingenieurwesen und<br />
<strong>Wasser</strong>- und Umweltingenieurwesen.<br />
Für beide wählen die Studierenden<br />
aus jeweils fünf Vertiefungsrichtungen<br />
drei aus und kombinieren<br />
diese mit einem der jeweils drei<br />
Schwerpunkte.<br />
Die verschiedenen Vertiefungsrichtungen<br />
und Schwerpunkte (s.<br />
jeweiliger Hintergrundkasten) in<br />
den Masterstudiengängen stellen<br />
dabei die inhaltlichen Schwerpunkte<br />
der Forschung an den Instituten<br />
des Dekanats Bauwesen dar<br />
und ermöglichen ein vertieftes wis-<br />
Bauingenieur-/Umweltingenieur (B. Sc.)<br />
Bauingenieurwesen (M. Sc.)<br />
• Studienvorausset<strong>zu</strong>ng: Allgemeine Hochschulreife;<br />
10 Wochen Vorpraxis im Bauhauptgewerbe<br />
• Regelstudienzeit: 6 Theoriesemester<br />
• Unterrichtssprache: Deutsch<br />
• Inhalte: Grundlagenwissen in natur- und<br />
ingenieurwissenschaftlichen Gebieten (Mathematik,<br />
Physik/Bauphysik, Chemie/Bauchemie,<br />
Biologie, Mechanik, Baustofflehre, Baukonstruktion,<br />
Strömungsmechanik); praktisches<br />
Wissen in <strong>Abwasser</strong>wirtschaft, Abfallressourcenwirtschaft,<br />
Baumanagement, Baustatik, Geotechnik,<br />
Hydrologie, Stahlbau, Stahlbetonbau,<br />
<strong>Wasser</strong>bau, <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
• www.tuhh.de/tuhh/studium/studienangebot/<br />
bachelor/bauingenieur-umweltingenieurwesen.html<br />
• Regelstudienzeit: 4 Semester<br />
• Unterrichtssprache: Deutsch<br />
• 5 Vertiefungsblöcke: Massivbau; Baustatik und<br />
Stahlbau; Baustoffe und Bauwerkserhaltung;<br />
<strong>Wasser</strong>bau und Küsteningenieurwesen;<br />
Geotechnik<br />
• 3 Studienschwerpunkte: Tragwerke des Hochund<br />
Ingenieurbaus (konstruktiver Ingenieurbau),<br />
Tiefbau (Geotechnik, Massivbau),<br />
Hafenbau und Küstenschutz (<strong>Wasser</strong>bau,<br />
Geotechnik)<br />
• www.tuhh.de/tuhh/studium/studienangebot/<br />
master/bauingenieurwesen.html<br />
September 2013<br />
916 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
senschaftliches Studium in beiden<br />
Bereichen. So haben die Studierenden<br />
die Möglichkeit, nach persönlicher<br />
Eignung und Interesse <strong>zu</strong> wählen<br />
oder auch sich gezielt nach den<br />
Bedürfnissen der Bauwelt aus<strong>zu</strong>richten.<br />
Die zwei Masterstudiengänge<br />
sind <strong>zu</strong>dem Ausdruck von zwei Ausrichtungen<br />
im Bauwesen. Denn<br />
neben den klassischen Aufgaben<br />
des Bauingenieurwesens (Planung<br />
und Errichtung verschiedenster<br />
Gebäude, Straßen, Brücken, Schienenwege,<br />
Tunnel, Flugplätze, Häfen<br />
etc.) müssen <strong>zu</strong>künftige Ingenieure<br />
sich auch immer mehr mit<br />
umweltspezifischen Belangen auskennen<br />
und auseinandersetzen.<br />
Da<strong>zu</strong> zählen z. B. energetische<br />
Sanierung von Gebäuden, Gewinnung,<br />
Aufbereitung und Verteilung<br />
von Trinkwasser, Ableitung und Reinigung<br />
von <strong>Abwasser</strong> sowie der<br />
Schutz von Flüssen und Meeren,<br />
sicherer Umgang mit Abfällen und<br />
Altlasten, deren Verwertung und<br />
Entsorgung, Schutz vor Naturgewalten<br />
durch Deiche und Dämme oder<br />
naturnahen Gewässerbau sowie die<br />
Gestaltung der Folgen des demografischen<br />
Wandels unserer Gesellschaft<br />
(z. B. Stadtumbau und -rückbau)<br />
oder die Anpassung an den<br />
Klimawandel.<br />
Grundlagen für beide Ausrichtungen<br />
werden im gemeinsamen<br />
Bachelorstudiengang vermittelt.<br />
Ziel des Bachelorstudiengangs ist<br />
nicht nur, das theoretische Fundament<br />
für eine spätere akademische<br />
Karriere <strong>zu</strong> legen, sondern vor allem<br />
auch praxisnahes Wissen und Problemlösungskompetenzen<br />
bei den<br />
Studierenden <strong>zu</strong> schaffen. Den<br />
Regelabschluss stellen die Masterabschlüsse<br />
dar, die direkt auf dem<br />
Bachelorabschluss aufbauen und<br />
den Abschlüssen <strong>zu</strong>m Dipl.-Ing. entsprechen.<br />
„Bau- und Umweltingenieurwesen“<br />
Bachelor of Science<br />
(6 Semester)<br />
„Bauingenieurwesen“<br />
Master of Science<br />
(4 Semester)<br />
Tragwerke<br />
Environmental Engineering (M. Sc.)<br />
Vertiefung<br />
Schwerpunkte<br />
Tiefbau<br />
Hafenbau un d<br />
Küstenschut<br />
z<br />
„<strong>Wasser</strong>- und Umwelt“<br />
Master of Science<br />
(4 Semester)<br />
Siedlungsasserwirtsch<br />
wa<br />
aft<br />
Vertiefung<br />
Schwerpunkte<br />
Städtisches<br />
Umweltmanagemen<br />
t<br />
Umwelt- und<br />
Gewässermanagemen<br />
t<br />
Das Studium Bau- und Umweltingenieurwesen an<br />
der TUHH. © TUHH<br />
• Regelstudienzeit: 4 Semester<br />
• Unterrichtssprache: Englisch<br />
• 3 Studienschwerpunkte: <strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong>; Abfall und<br />
Energie; Umweltbiotechnologie<br />
• Inhalte: Bauingenieurwesen; Chemieingenieurwesen; Mikrobiologie;<br />
Hydrologie; Chemie<br />
• www.tuhh.de/alt/tuhh/education/degree-courses/internationalstudy-programs/environmental-engineering.html<br />
<strong>Wasser</strong>- und Umweltingenieurwesen (M. Sc.)<br />
JEMES CiSu (M. Sc.)<br />
• Regelstudienzeit: 4 Semester<br />
• Unterrichtssprache: Deutsch, teilw. Englisch<br />
• 5 Vertiefungsblöcke: <strong>Abwasser</strong> und Gewässerschutz;<br />
Abfallressourcen und Energie; <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
und -versorgung; Umwelt, Stadt<br />
und Verkehr; <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
• 3 Studienschwerpunkte: Siedlungswasserwirtschaft<br />
(<strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Abwasser</strong>wirtschaft),<br />
Städtisches Umweltmanagement<br />
(Abfallwirtschaft, Energiegewinnung),<br />
Umwelt- und Gewässermanagement<br />
(Hydrologie, Flussein<strong>zu</strong>gsgebiete)<br />
• www.tuhh.de/tuhh/studium/studienangebot/<br />
master/wasser-und-umweltingenieurwesen.<br />
html<br />
• Joint European Master in Environmental<br />
Studies – Cities & Sustainabililty<br />
• Regelstudienzeit: 4 Semester<br />
• Unterrichtssprache: Englisch<br />
• Beteiligte Universitäten: Technische Universität<br />
Hamburg-Harburg (TUHH, Institut für<br />
Umwelttechnik und Energiewirtschaft; Institut<br />
für <strong>Abwasser</strong>wirtschaft und Gewässerschutz);<br />
Universitat Autònoma de Barcelona (UAB,<br />
Institut de Ciència i Tecnologia Ambiental);<br />
Universidade de Aveiro (UA, Department of<br />
Environment and Planning); Aalborg Universitet<br />
(AAU, Department of Development &<br />
Planning)<br />
• Inhalte: Management & Planning (UAB, AAU);<br />
Engineering & Technology (TUHH, UA)<br />
• www.jemes-cisu.eu<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 917
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Das A und O – Verbindung zwischen Wissenschaft<br />
und Praxis<br />
Die DVGW-Forschungsstelle TUHH führt praxisnahe Forschungsvorhaben durch<br />
und übernimmt wissenschaftliche Beratung von Unternehmen<br />
Die DVGW-Forschungsstelle TUHH ist dem Institut <strong>Wasser</strong>ressourcen und <strong>Wasser</strong>versorgung der Technischen<br />
Universität Hamburg-Harburg (TUHH) angeschlossen. Als Außenstelle des Technologiezentrums <strong>Wasser</strong><br />
(TZW)-Karlsruhe zählt sie <strong>zu</strong>sammen mit dem Engler-Bunte-Institut des KIT <strong>zu</strong> den <strong>Wasser</strong>forschungseinrichtungen<br />
des Deutschen Vereins des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e.V. (DVGW).<br />
Von dem Schulterschluss zwischen<br />
Universität und technisch-wissenschaftlichem<br />
Verein<br />
profitieren beide Seiten. Sowohl<br />
durch die fachliche Zusammenarbeit<br />
als auch durch die gemeinsame<br />
Nut<strong>zu</strong>ng von Analysegeräten und<br />
Laboren ergeben sich für beide Institutionen<br />
nützliche Synergieeffekte.<br />
„Unsere Verbindung von Praxis und<br />
Forschung sind Grundlage für Problemlösungen<br />
und technische Innovationen“,<br />
umreißt der Leiter der<br />
DVGW-Forschungsstelle TUHH Prof.<br />
Dr.-Ing. Mathias Ernst die <strong>Vorteil</strong>e.<br />
Die Forschungsstelle forscht praxisnah<br />
und berät <strong>Wasser</strong>versorgungs-<br />
und Industrieunternehmen<br />
in Fragen <strong>zu</strong>r Gewinnung, Aufbereitung<br />
und Verteilung von Trinkwasser.<br />
Hier<strong>zu</strong> gehört u. a. die Optimierung<br />
von Aufbereitungsprozessen<br />
<strong>zu</strong>r Entfernung von reduzierten<br />
Eisen- und Manganverbindungen<br />
sowie von Ammonium aus sauerstoffarmen<br />
Grundwässern. Die analytische<br />
Charakterisierung der organischen<br />
Kohlenstoffverbindungen<br />
im <strong>Wasser</strong> ist ein weiteres Kriterium<br />
<strong>zu</strong>r Beurteilung der Aufbereitungsleistung.<br />
Besonders wichtig ist hierbei<br />
das Vorkommen von Methan,<br />
das die Aufbereitung erheblich<br />
behindern kann.<br />
Die DVGW-Forschungsstelle<br />
TUHH bearbeitet auch mikrobiologische<br />
Probleme z. B. in Grundwasserförderbrunnen,<br />
im Verlauf der<br />
Aufbereitung sowie der Speicherung<br />
und Verteilung des Trinkwassers<br />
vom <strong>Wasser</strong>werk bis <strong>zu</strong>m Zapfhahn.<br />
Ein Spezialgebiet ist die<br />
Einsatz moderner Verfahren <strong>zu</strong>r Quantifizierung von Bakterien in<br />
Trinkwasser und Biofilmen. Hier: Bestimmung der Gesamtzellzahl mithilfe<br />
der Durchflusszytometrie. © Bernd Bendinger<br />
Untersuchung von mobilen Trinkwasserversorgungen<br />
an Bord von<br />
Flugzeugen oder Zügen. Dr. Bernd<br />
Bendinger und sein Team verwenden<br />
moderne Verfahren <strong>zu</strong>r Quantifizierung<br />
und Identifizierung von<br />
Bakterien in Trinkwasser und Biofilmen<br />
sowie <strong>zu</strong>r Bestimmung der biologischen<br />
Stabilität von Trinkwasser.<br />
Diese stammen aus der Forschung<br />
und ermöglichen Aussagen, die mit<br />
den Routineverfahren nicht ge -<br />
macht werden können. Somit können<br />
für komplexe Praxisprobleme<br />
Ursachen erkannt und individuelle<br />
Lösungen gefunden werden.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt liegt<br />
im Bereich der Energieeffizienz in<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgung, der zentral<br />
von Dr.-Ing. Michael Plath bearbeitet<br />
wird: „Aufgrund steigender Strompreise<br />
und neuer gesetzlicher Regelungen<br />
ist das Thema bei <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
präsent.<br />
Nicht nur große <strong>Wasser</strong>versorger,<br />
wie unsere Projektpartner Hamburger<br />
<strong>Wasser</strong>werke, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe<br />
und Rheinisch Westfälische<br />
<strong>Wasser</strong>werksgesellschaft, sondern<br />
auch kleinere und mittlere <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
unterstützen<br />
wir durch Forschung und<br />
Beratung in diesem Themenfeld.“<br />
Projekt Energieeffizienz und<br />
Energieeinsparung<br />
Das Projekt „Energieeffizienz und<br />
Energieeinsparung in der <strong>Wasser</strong>-<br />
September 2013<br />
918 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
versorgung“ wurde von der Deutschen<br />
Bundesstiftung Umwelt<br />
(DBU), dem DVGW und 14 <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
finanziert.<br />
Die Zusammenarbeit mit den<br />
<strong>Wasser</strong>versorgern ermöglichte es,<br />
reale Betriebswerte in konkreten<br />
Versorgungssituationen für die<br />
Erprobung der entwickelten Systematiken<br />
<strong>zu</strong> nutzen. Die systematische<br />
Erfassung der Energieverbräuche<br />
mündete in einer softwarebasierten<br />
Energiebilanz für die<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung. Ein Katalog mit<br />
Energieeinsparpotenzialen und<br />
Maßnahmenempfehlungen für einzelne<br />
Anlagenteile wurde erstellt.<br />
Die Ergebnisse des Projektes sind in<br />
der DVGW-Information <strong>Wasser</strong><br />
Nr. 77 „Handbuch Energieeffizienz/<br />
Energieeinsparung in der <strong>Wasser</strong>versorgung“<br />
<strong>zu</strong>sammengefasst.<br />
Die Mitarbeiter der DVGW-Forschungsstelle<br />
TUHH sind eingebunden<br />
in Forschungsvorhaben, die<br />
vom DVGW, dem Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) und weiteren öffentlichen<br />
Stellen gefördert werden. „Bei allen<br />
unseren Forschungsvorhaben legen<br />
wir Wert auf enge fachliche Kooperation<br />
mit anderen Einrichtungen<br />
des DVGW“, charakterisiert Ernst die<br />
Zusammenarbeit z. B. mit dem Technologiezentrum<br />
<strong>Wasser</strong> (TZW) in<br />
Karlsruhe und dessen Außenstelle<br />
in Dresden, der DVGW-Forschungsstelle<br />
am Engler-Bunte Institut des<br />
Karlsruhe Institute of Technology<br />
(KIT) oder der DVGW-Landesgruppe<br />
Nord <strong>zu</strong>r Betreuung speziell der<br />
norddeutschen <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
Enge fachliche Kontakte bestehen<br />
außerdem <strong>zu</strong>m IWW Zentrum <strong>Wasser</strong><br />
in Mülheim an der Ruhr und<br />
dem Innovationszentrum <strong>Wasser</strong><br />
der TU Berlin.<br />
BMBF-Verbundvorhaben<br />
Biofilm-Management<br />
Diese enge fachliche Zusammenarbeit<br />
wird z. B. sichtbar am BMBF-<br />
Verbundvorhaben „Erkennung, Ri -<br />
siko und Bekämpfung von vorübergehend<br />
unkultivierbaren Pathogenen<br />
in der Trinkwasser-Installation“<br />
kurz: Biofilm-Management. Zusammen<br />
mit dem Institut für Hygiene<br />
und öffentliche Gesundheit der<br />
Universität Bonn, dem Lehrstuhl<br />
Aquatische Mikrobiologie am Biofilm<br />
Centre der Universität Duisburg-Essen,<br />
dem Bereich Angewandte<br />
Mikrobiologie am IWW<br />
Zentrum <strong>Wasser</strong> in Mülheim an der<br />
Ruhr und dem Fachgebiet Umweltmikrobiologie<br />
der Technischen Universität<br />
Berlin erarbeitet die DVGW-<br />
Forschungsstelle TUHH eine Datenbasis,<br />
mit der die Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
für die Abschät<strong>zu</strong>ng des Risikos<br />
durch lebende, aber vorübergehend<br />
nicht kultivierbare Pathogene<br />
in Biofilmen geschaffen werden.<br />
Finanziell unterstützt wird das<br />
Gesamtprojekt weiterhin vom<br />
DVGW und von 15 Industriepartnern.<br />
Die Ergebnisse des Verbundvorhabens<br />
sind von unmittelbarer<br />
Bedeutung für die Aufklärung und<br />
Sanierung von Kontaminationsfällen<br />
in Trinkwasserleitungen. Sie sind<br />
auch für die Konzeption und den<br />
Betrieb von Trinkwasser-Installationen<br />
in öffentlichen Gebäuden<br />
grundlegend wichtig. Denn so können<br />
<strong>Wasser</strong>versorger, Gesundheitsbehörden<br />
und andere verantwortlich<br />
Beteiligte anhand neuer und<br />
sehr relevanter Erkenntnisse fundierte<br />
Entscheidungen über Maßnahmen<br />
treffen. Aufbauend auf den<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
des Projekts sollen konkrete Hinweise<br />
für ein Management der Biofilme<br />
entwickelt werden, mit dem<br />
die mikrobiologischen Belastungen<br />
kontrolliert und eine höhere Sicherheit<br />
der hygienischen Qualität von<br />
<strong>Wasser</strong> aus Trinkwasser-Installationen<br />
erreicht werden können.<br />
Innerhalb dieses weitgesteckten<br />
Rahmens übernimmt die DVGW-<br />
Forschungsstelle TUHH unter der<br />
wissenschaftlichen Federführung<br />
von Dr. Bernd Bendinger die Durchführung<br />
des Teilprojekts 2 „Auswirkungen<br />
von Reinigungs- und Desinfektionsverfahren<br />
auf das Überleben<br />
von Pathogenen in Biofilmen<br />
und auf den Austrag ins Trinkwasser<br />
DVGW-Forschungsstelle TUHH<br />
Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst<br />
Leiter des Instituts für <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
und <strong>Wasser</strong>versorgung und Leiter<br />
der DVGW-Forschungsstelle TUHH<br />
„In der <strong>Wasser</strong>versorgung kooperiert die DVGW-<br />
Forschungsstelle TUHH eng mit dem Institut für<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen und <strong>Wasser</strong>versorgung der<br />
TUHH. Durch diese ideale Verbindung von<br />
Praxis und Wissenschaft sind wir gemeinsame<br />
Anlaufstelle für <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
und deren wissenschaftlich orientierte Fragenstellungen.<br />
Diese erstrecken sich auf die Gewinnung,<br />
die Aufbereitung und die Verteilung von<br />
Trinkwasser. Dabei sind reduzierte Grundwässer,<br />
wie sie in der Norddeutschen Tiefebene überwiegend<br />
vorkommen, ein Zentrum unserer Arbeit.“<br />
Dr. rer. nat. Bernd Bendinger<br />
Stellvertretender Leiter<br />
der DVGW-Forschungsstelle TUHH<br />
„In der DVGW-Forschungsstelle TUHH kommen<br />
Studenten früh mit der Praxis der Trinkwasserversorgung<br />
in Kontakt und qualifizieren sich für<br />
ein interessantes Berufsfeld. Die Forschung trägt<br />
nicht nur <strong>zu</strong>r Problemlösung bei <strong>Wasser</strong>versorgern,<br />
sondern auch <strong>zu</strong>r Fortentwicklung des<br />
gesetzlich verankerten DVGW-Regelwerks bei.<br />
Dieses gewährleistet eine Trinkwasserversorgung<br />
in Deutschland auf technisch-wissenschaftlich<br />
aktuellem Stand.“<br />
unter praxisnahen Bedingungen“<br />
(s. Netzwerk Wissen Aktuell, S. 924–<br />
925).<br />
Weitere Informationen:<br />
wwv-tuhh.de/index.php/page/2013-<br />
04-17-DVGW-Forschungsstelle-TUHH<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 919<br />
© privat<br />
© privat
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Filteranlage des <strong>Wasser</strong>werkes Curslack. © Hamburg <strong>Wasser</strong><br />
Forschung und Innovation als Erfolgsfaktor<br />
unternehmerischen und regionalen Handelns<br />
Partnerschaft mit der TU Hamburg-Harburg sichert HAMBURG WASSER<br />
Effizienzgewinne<br />
<strong>Wasser</strong>gebrauchsrückgang, demografischer Wandel und der Beitrag <strong>zu</strong>r Energiewende stellen nachhaltig<br />
orientierte, moderne <strong>Wasser</strong>versorger vor enorme Aufgaben. Um sich diesen Herausforderungen <strong>zu</strong>kunftsorientiert<br />
stellen <strong>zu</strong> können, arbeitet das Ver- und Entsorgungsunternehmen Hamburg <strong>Wasser</strong> eng mit der<br />
Technischen Universität Hamburg-Harburg und der DVGW-Forschungsstelle TUHH <strong>zu</strong>sammen.<br />
Die Verantwortung dem Kunden<br />
gegenüber bedeutet für HAM-<br />
BURG WASSER, den größten norddeutschen<br />
<strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorger<br />
in rein kommunaler Hand,<br />
durch kontinuierliche Steigerung der<br />
Effizienz die Zukunftsfähigkeit des<br />
Unternehmens <strong>zu</strong> verbessern und<br />
bei hohem Service niveau Preiserhöhungen<br />
möglichst gering <strong>zu</strong> halten.<br />
Dabei spielen Forschung und Innovation<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
TU Hamburg-Harburg und der<br />
DVGW-Forschungsstelle TUHH als<br />
starken regionalen Partnern eine<br />
zentrale Rolle.<br />
Manganbakterien in einem Grundwasserfilter.<br />
© HAMBURG WASSER<br />
Während in der Vergangenheit<br />
klassische Fragen der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
wie die Optimierung der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
oder das Ressourcenmanagement<br />
Kooperationsschwerpunkte<br />
bildeten, sind zwischenzeitlich<br />
Managementtools wie<br />
das Benchmarking und Energiethemen<br />
wie die Steigerung der Energieeffizienz<br />
– für eine energieintensive<br />
Branche wie die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
eine zentrale Zu kunftsaufgabe<br />
– oder die regenerative Energieerzeugung<br />
hin<strong>zu</strong>gekommen.<br />
Anlagen <strong>zu</strong>r Grundwasseraufbereitung<br />
optimieren<br />
HAMBURG WASSER versorgt etwa<br />
2 Mio. Einwohner der Metropolregion<br />
Hamburg mit bestem Trinkwasser,<br />
das in 17 <strong>Wasser</strong>werken ausschließlich<br />
aus Grundwasser ge -<br />
wonnen wird. In der Aufbereitung<br />
sind die natürlichen <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe<br />
Eisen, Mangan und Ammonium<br />
durch naturnahe Verfahren<br />
(ohne Chemikalien) <strong>zu</strong> entfernen,<br />
organische Huminstoffe und auch<br />
Methan können die Aufbereitung<br />
behindern. Durch den Forschungsschwerpunkt<br />
der Grundwasseraufbereitung<br />
der DVGW-Forschungsstelle<br />
TUHH sowie dem Institut für <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
und <strong>Wasser</strong>forschung<br />
konnten ideale Partner gefunden<br />
werden, um Praxisprobleme <strong>zu</strong> lösen<br />
und die Grundwasseraufbereitung<br />
weiter <strong>zu</strong> optimieren.<br />
In diesen Kooperationsprojekten,<br />
überwiegend unterstützt mit<br />
Fördermitteln des DVGW, wurden<br />
die weite Verbreitung des Methans<br />
erkannt und praxisgerechte Aufbereitungsansätze<br />
entwickelt. Diese<br />
kommen nicht nur bei HAMBURG<br />
WASSER <strong>zu</strong>r Anwendung, sondern<br />
inzwischen auch in zahlreichen<br />
anderen <strong>Wasser</strong>werken.<br />
Benchmarking als modernes<br />
Managementtool<br />
Durch Benchmarking, dem Leistungsvergleich<br />
von Versorgungsunternehmen<br />
<strong>zu</strong>r Identifizierung von<br />
Optimierungspotenzialen, voneinander<br />
<strong>zu</strong> lernen, ist heute etablierte<br />
September 2013<br />
920 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Praxis in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und der <strong>Abwasser</strong>entsorgung.<br />
Aktuell genutzte Kennzahlensysteme<br />
basieren auf methodischen<br />
Ansätzen, die an der TUHH mitentwickelt<br />
wurden. HAMBURG<br />
WASSER veröffentlicht hier<strong>zu</strong><br />
jährlich den Unternehmensbericht<br />
Benchmarking.<br />
Energieeffizienz als Beitrag<br />
<strong>zu</strong>r Energiewende<br />
Die Nut<strong>zu</strong>ng von Pumpensystemen<br />
in der <strong>Wasser</strong>gewinnung,<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung und <strong>Wasser</strong>verteilung<br />
bedingt eine hohe<br />
Energieintensität der <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
In einem von der Deutschen<br />
Bundesstiftung Umwelt<br />
(DBU) und dem DVGW geförderten<br />
Vorhaben wurden <strong>zu</strong> sammen<br />
mit weiteren Partnerunternehmen<br />
systematisch Ansätze <strong>zu</strong>r<br />
Steigerung der Energieeffizienz<br />
<strong>zu</strong>sammengestellt. Sie stehen<br />
nun mit der DVGW-<strong>Wasser</strong>information<br />
Nr. 77 „Handbuch Energieeffizienz/Energieeinsparung<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung“ der<br />
Versorgungspraxis als inzwischen<br />
breit genutzter Leitfaden<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung. Die Fortschritte in<br />
der Steigerung der Energieeffizienz<br />
veröffentlicht HAMBURG<br />
WASSER regelmäßig in der<br />
Umwelterklärung, die ebenfalls<br />
online verfügbar ist.<br />
<strong>Wasser</strong>thermie – Wärme<br />
und Kälte aus Grund- und<br />
Trinkwasser<br />
Neben der Energieeinsparung<br />
stellt die regenerative Energieerzeugung<br />
einen weiteren wichtigen<br />
Beitrag <strong>zu</strong>r Energiewende<br />
dar. Die Gewinnung von Wärme<br />
und Kälte aus <strong>Wasser</strong> in wasserthermischen<br />
Anlagen gewinnt<br />
hier <strong>zu</strong>nehmend an Bedeutung,<br />
wird aber kontrovers diskutiert,<br />
da solche Systeme die Sicherheit<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgung und insbesondere<br />
die <strong>Wasser</strong>qualität<br />
nicht gefährden dürfen. Mit<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Deutschen<br />
Bundesstiftung Umwelt wurde<br />
eine erste Bestandsaufnahme<br />
wasserthermischer Anlagen in<br />
Deutschland erstellt. HAMBURG<br />
WASSER nutzt sowohl Wärmepumpen<br />
als auch die wasserthermische<br />
Kühlung eigener Anlagen<br />
sowie die Kältelieferung an den<br />
Tierpark Hagenbeck, nahe dem<br />
<strong>Wasser</strong>werk Stellingen gelegen.<br />
Im Rahmen von in Vorbereitung<br />
befindlichen Kooperationsvorhaben<br />
sollen neue Standards für<br />
die Ausführung wasserthermischer<br />
Anlagen entwickelt werden,<br />
um eine breitere Anwendung<br />
<strong>zu</strong> unterstützen.<br />
Weitere Informationen:<br />
Dr. Christoph Czekalla, Bereichsleiter <strong>Wasser</strong>werke, HAMBURG WASSER,<br />
Billhorner Deich 2, 20539 Hamburg, www.hamburgwasser.de<br />
Kühlsystem für das Eismeer des Tierparks Hagenbeck.<br />
© HAMBURG WASSER<br />
Fernwasserversorgung<br />
Franken<br />
Wir sind<br />
Wir suchen<br />
eine Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />
(Eigenbetrieb), einer der ältesten und größten<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungszweckverbände in Bayern,<br />
mit Sitz in Uffenheim. Auf einer Fläche von<br />
4.700 km² versorgen wir ca. 400.000 Einwohner<br />
in Mittel- und Unterfranken mit rd.<br />
17 Mio. m³ Trinkwasser pro Jahr. Weitere<br />
Informationen über uns im Internet unter<br />
www.fwf-uffenheim.de<br />
wegen Eintritt des langjährigen Stelleninhabers<br />
in den Ruhestand <strong>zu</strong>m 01. Mai 2014 eine<br />
verlässliche Führungspersönlichkeit als<br />
alleinigen Werkleiter (w/m),<br />
der Dienstvorgesetzter aller Beschäftigten des<br />
Zweckverbandes ist.<br />
Das Aufgabengebiet umfasst insbesondere<br />
die selbstständige verantwortliche Leitung des<br />
Unternehmens einschließlich des verwaltungsmäßigen<br />
und kaufmännischen Voll<strong>zu</strong>gs<br />
im Rahmen der Verbandssat<strong>zu</strong>ng.<br />
Wir erwarten • eine abgeschlossene Berufsausbildung im<br />
kaufmännischen oder betriebswirtschaftlichen<br />
Bereich oder in der Verwaltung, sowie<br />
Verständnis und Aufgeschlossenheit für<br />
technische Fragestellungen;<br />
• hohe fachliche Kompetenz, auch als<br />
Führungskraft, welche Sie möglichst durch<br />
mehrjährige Erfahrungen in verantwortlicher<br />
Position gesammelt haben, sowie Kenntnis<br />
der einschlägigen kommunal- und wasserrechtlichen<br />
Vorschriften;<br />
• ein hohes Maß an Verantwortungsbereitschaft,<br />
Motivation, Teamfähigkeit sowie<br />
Verhandlungs- und Überzeugungsstärke;<br />
• strategisches, ökonomisches und umweltbewusstes<br />
Denken und Arbeiten im Rahmen<br />
der Unternehmensziele;<br />
• vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit<br />
mit unseren kommunalen Mitgliedern<br />
und Gremien.<br />
Wir bieten<br />
Wir bitten<br />
Bei Fragen<br />
sehr gute Vorausset<strong>zu</strong>ngen für Ihre langfristige<br />
Orientierung mit hoher Verantwortung für ein<br />
vielseitiges Aufgabengebiet.<br />
Der sichere Arbeitsplatz wird leistungsgerecht<br />
nach dem Tarifvertrag für Versorgungsbetriebe<br />
(TV-V) vergütet; auch eine Beschäftigung im<br />
Beamtenverhältnis ist möglich.<br />
um vollständige Bewerbungsunterlagen<br />
schriftlich oder online bis Montag,<br />
14. Oktober 2013 an:<br />
• Verbandsvorsitzende Landrätin<br />
Tamara Bischof<br />
Landratsamt Kitzingen<br />
Kaiserstraße 4, 97318 Kitzingen<br />
• landraetin@kitzingen.de<br />
gibt Ihnen das Büro der Verbandsvorsitzenden<br />
gerne weitere Informationen<br />
(Telefon: 09321 928-1001).<br />
Wir weisen darauf hin, dass eine Rücksendung der Bewerbungsunterlagen<br />
nur auf besonderen Wunsch erfolgt.<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 921
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Filtrationsanlage trifft <strong>Wasser</strong>kunst<br />
Die Elbinsel Kaltehofe – vom wilhelminischen <strong>Wasser</strong>aufbereitungswerk <strong>zu</strong>m wasserhistorischen<br />
Kulturdenkmal<br />
Die <strong>Wasser</strong>kunst Elbinsel Kaltehofe feiert dieser Tage ihren zweiten Geburtstag. Museum, Industriedenkmal<br />
und der angeschlossene Naturpark öffneten im September 2011 auf dem Gelände der ehemaligen Elbfiltrationsanlage<br />
Kaltehofe ihre Pforten für interessierte Besucher.<br />
Spätestens mit dem Wüten der<br />
Cholera im Jahr 1892 in Hamburg,<br />
an der fast 17 000 Menschen<br />
erkrankten und die rund 8600 Menschen<br />
das Leben kostete, war Senat<br />
und Bürgerschaft klar: Eine Anlage<br />
muss her, die das verseuchte Elbwasser<br />
aufbereitet und von Keimen<br />
befreit. Nach dreijähriger Bauphase<br />
nimmt die Elbfiltrationsanlage<br />
Kalte hofe am 1. Mai 1893 auf der<br />
gleichnamigen Elbinsel ihren<br />
Betrieb auf mit 18 (später 22) Filterbecken,<br />
44 Schieberhäuschen,<br />
einem Betriebsgebäude und einem<br />
Pumpenhaus.<br />
Zunächst wird Trinkwasser aus<br />
Elbwasser gewonnen, das von der<br />
nahe gelegenen Schöpfstelle auf<br />
der Billwerder Insel <strong>zu</strong>r Anlage<br />
geleitet wird. Ab 1964 liefert das<br />
Werk ausschließlich Grundwasser.<br />
1990 wird es wegen negativer Einflüsse<br />
der umliegenden Industrien,<br />
des Ausbaus neuer Werke, sinkenden<br />
Trinkwasserbedarfs und nicht<br />
In den ehemaligen Filterbecken finden viele Zugvögel einen vorübergehenden Lebensraum.<br />
© <strong>Wasser</strong>kunst Hamburg<br />
Kultur und Natur dicht beisammen: Gewässer und Feuchtgebiet vor der<br />
historischen Villa mit anschließendem Neubau auf der Elbinsel Kaltehofe.<br />
© <strong>Wasser</strong>kunst Hamburg<br />
<strong>zu</strong>letzt wegen des hohen Wartungsaufwands<br />
der Sandfiltrationsanlage<br />
stillgelegt.<br />
Rund zwanzig Jahre liegt das<br />
Gelände danach brach. Während<br />
dieser Zeit – unberührt von Menschenhand<br />
– haben sich 44 Vogelund<br />
sieben Fledermausarten auf<br />
der Elbinsel angesiedelt. Hin<strong>zu</strong><br />
kommen 281 heimische Pflanzenarten.<br />
So ist es nicht verwunderlich,<br />
dass die Behörde für Stadtentwicklung<br />
und Umwelt gemeinsam mit<br />
der Schutzgemeinschaft Deutscher<br />
Wald und der Hamburg <strong>Wasser</strong><br />
2007 den Masterplan Kaltehofe präsentiert.<br />
Damit ist der Startschuss <strong>zu</strong><br />
einem Projekt gegeben, das sowohl<br />
die Bedeutung von Kaltehofe als<br />
kulturhistorischem Industriedenkmal<br />
als auch den Naturaspekt der<br />
Insel miteinander verbindet. Ab<br />
September 2013<br />
922 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Oktober 2010 entsteht in knapp einjähriger<br />
Bauphase die <strong>Wasser</strong>kunst<br />
Elbinsel Kaltehofe.<br />
Das Museum ist in der kernsanierten,<br />
historischen Villa der<br />
Außenstelle des Hygienischen<br />
Staats instituts, in der sich ehemals<br />
Labor- und Wohnräume für die<br />
Arbeiter befanden, und dem daran<br />
anschließenden Neubau untergebracht.<br />
Eine Dauerausstellung<br />
bringt die Vergangenheit von Kaltehofe,<br />
der Außenstelle des Instituts<br />
und des <strong>Wasser</strong>werks näher und<br />
zeigt 200 Jahre Geschichte der<br />
Hamburger Brunnen und <strong>Wasser</strong>spiele.<br />
Zahlreiche wechselnde Sonderausstellungen<br />
führen Besuchern<br />
die Vielschichtigkeit des Themas<br />
<strong>Wasser</strong> vor Augen. So kann man in<br />
der Sonderausstellung „<strong>Wasser</strong> und<br />
Forschung“ noch bis <strong>zu</strong>m 11. Oktober<br />
2013 der Frage nachgehen, was<br />
gutes <strong>Wasser</strong> auszeichnet.<br />
Dass Kultur und Natur auf Kaltehofe<br />
ganz dicht beieinander liegen,<br />
erfahren Besucher auf dem ökologischen<br />
Naturlehrpfad entlang der<br />
ehemaligen Filtrationsanlage und<br />
ihren wilhelminischen Schieberhäuschen.<br />
Er verbindet die verschiedenen,<br />
auf Kaltehofe entstandenen<br />
Biotope wie Gehölz, Gewässer und<br />
Feuchtgebiete und erklärt anhand<br />
einzelner Stationen, warum sie Tieren<br />
und Pflanzen einen ganz besonderen<br />
Lebensraum bieten. So dienen<br />
z. B. die ehemaligen Filterbecken<br />
vielen Zugvögeln als vorübergehender<br />
Lebensraum.<br />
Der ökologische Naturlehrpfad entlang der Filterbecken mit ihren wilhelminischen Schieberhäuschen<br />
verbindet die auf Kaltehofe entstandenen Biotope. © <strong>Wasser</strong>kunst Hamburg<br />
Ihren zweiten Geburtstag feiert<br />
die <strong>Wasser</strong>kunst Elbinsel Kaltehofe<br />
am 21. September 2013. Dafür<br />
haben sich die Verantwortlichen ein<br />
besonderes Festprogramm mit Sonderführungen<br />
über das Gelände der<br />
ca. 60 ha großen Elbinsel und durch<br />
die Ausstellungen sowie spannenden<br />
Experimenten im eigenen <strong>Wasser</strong>labor<br />
einfallen lassen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.wasserkunst-hamburg.de<br />
Prinzip der offenen Langsamfilter-<br />
Anlagen auf Kaltehofe (1893–1990)<br />
• Filterbecken: vom Prinzip baugleich (Fläche:<br />
7500 m²; Filtergeschwindigkeit: 6,5 cm/h;<br />
Leistung: 12 000 m³/Tag); insgesamt 22<br />
• Schieberhäuschen: 1 Zuflussbrunnen +<br />
1 Abflussbrunnen = Filterstraße; insgesamt 44<br />
• <strong>Wasser</strong>spiegel: zwischen 1,1 m – 1,5 m<br />
• Filter: ca. 1,5 m Sandschicht + 60 cm Kiesschicht<br />
• Filtration: mechanische Filtration der ungelösten<br />
Stoffe; ab 1923 chemische Reinigung der<br />
gelösten Stoffe durch Zugabe von Chlor<br />
Für eine sichere Trinkwasserversorgung<br />
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September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 923
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Großangelegtes BMBF-Verbundvorhaben <strong>zu</strong>m<br />
Biofilm-Management<br />
DVGW-Forschungsstelle TUHH erforscht Desinfektions- und Sanierungsmaßnahmen<br />
für kontaminierte Trinkwasserinstallationen, die eine nachhaltige hygienische Sicherheit<br />
gewährleisten<br />
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert derzeit das groß angelegte Verbundvorhaben<br />
<strong>zu</strong>m Biofilm-Management: Erkennung, Risiko und Bekämpfung von vorübergehend unkultivierbaren<br />
Pathogenen in der Trinkwasser-Installation. Die DVGW-Forschungsstelle TUHH bearbeitet dabei das Teilprojekt<br />
2: Auswirkungen von Reinigungs- und Desinfektionsverfahren auf das Überleben von Pathogenen in Biofilmen<br />
und auf den Austrag ins Trinkwasser unter praxisnahen Bedingungen.<br />
Trinkwasser wird nach der Aufbereitung<br />
im <strong>Wasser</strong>werk durch<br />
kilometerlange Leitungen bis <strong>zu</strong>m<br />
Verbraucher verteilt. Bis <strong>zu</strong>m Hausanschluss<br />
sind die Bedingungen,<br />
die die chemische und mikrobiologische<br />
<strong>Wasser</strong>beschaffenheit<br />
beeinflussen, gut kontrolliert und<br />
wenig variabel (z. B. Temperatur,<br />
Materialien, Fließ- und Stagnationszeit).<br />
Nach dem Hausanschluss<br />
ändern sich die Bedingungen gravierend.<br />
Da das Trinkwasser nicht steril ist<br />
(und auch nicht sein muss), sondern<br />
natürliche, für den Menschen unbedenkliche<br />
Bakterien enthält, sind<br />
auch die inneren Oberflächen aller<br />
Trinkwasserleitungen mit einer Vielzahl<br />
unterschiedlicher Bakterien<br />
besiedelt, die <strong>zu</strong>sammen mit ausgeschiedenen<br />
extrazellulären, polymeren<br />
Substanzen (EPS) ein komplexes<br />
Mikroökosystem, den Biofilm,<br />
bilden. Bei günstigen Bedingungen<br />
kommt es im Rohr <strong>zu</strong>r Vermehrung<br />
von diesen Bakterien<br />
sowohl im Trinkwasser als auch im<br />
Biofilm auf der Oberfläche der Trinkwasserinstallation.<br />
Bei außergewöhnlichen Ereignissen<br />
oder einem Betrieb von Anlagen,<br />
der nicht dem anerkannten<br />
Standard der Technik entspricht,<br />
kann es darüber hinaus jedoch <strong>zu</strong>m<br />
Eintrag und <strong>zu</strong>r Vermehrung von<br />
möglicherweise krankmachenden<br />
Bakterien im Trinkwasser kommen.<br />
Am häufigsten treten hierbei Probleme<br />
mit Pseudomonas aeruginosa<br />
Versuchsanlage <strong>zu</strong>r Durchführung von Langzeitversuchen mit fakultativ<br />
pathogenen Bakterien in Trinkwasserinstallationen. © DVGW TUHH<br />
(P. aeruginosa) und Legionella pneumophila<br />
(L. pneumophila) auf.<br />
Diese Bakterien können besonders<br />
gut Trinkwasserbiofilme in<br />
neuen Trinkwasserrohren bilden<br />
oder bestehende Biofilme besiedeln<br />
und hierin überleben oder sich<br />
vermehren. Unter bestimmten<br />
Stressbedingungen sind sie <strong>zu</strong>dem<br />
in der Lage, in einen Zustand über<strong>zu</strong>gehen,<br />
in dem sie stoffwechselaktiv,<br />
aber nicht mehr mit den klassischen,<br />
auf Kultivierung basierenden<br />
Verfahren nachweisbar sind (Viable<br />
but nonculturable, VBNC). Desinfektionen,<br />
die <strong>zu</strong> ihrer Bekämpfung<br />
durchgeführt werden, überleben<br />
diese Bakterien und vermehren sich<br />
wieder nach Abschluss einer solchen<br />
Maßnahme.<br />
Zur Untersuchung derartiger<br />
Phänomene werden Langzeitversuche<br />
in halbtechnischen Versuchsanlagen,<br />
die Trinkwasserinstallationen<br />
mit variierenden Betriebsbedingungen<br />
(Werkstoffe, Temperatur, gelöster<br />
organischer Kohlenstoff, anorganische<br />
Nährstoffe) simulieren,<br />
durchgeführt.<br />
Hierbei wurde beobachtet, dass<br />
P. aeruginosa nach Einnistung in<br />
Biofilme von Trinkwasserinstallationen<br />
nach Tagen bis Wochen im Biofilm<br />
in den Rohrstrecken weder kulturell<br />
noch mit kultivierungsunabhängigen<br />
Verfahren (FISH, qPCR)<br />
September 2013<br />
924 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
nachweisbar war. Vereinzelte Zellen<br />
von P. aeruginosa können jedoch<br />
möglicherweise auf Einbauteilen im<br />
Trinkwassersystem eine Desinfektion<br />
mit z. B. Chlordioxid überleben<br />
und sich danach unter für sie verbesserten<br />
Konkurrenz- und Nährstoffbedingungen<br />
wieder schnell<br />
im Leitungsrohr vermehren.<br />
L. pneumophila zeigt ein etwas<br />
anderes Verhalten, da dieser Organismus<br />
nach Kontamination der<br />
Biofilme für Monate kulturell nachweisbar<br />
bleibt. Aber auch L. pneumophila<br />
kann durch hochdosierte<br />
Desinfektionsmittelkonzentrationen<br />
nicht vollständig aus dem System<br />
entfernt werden, sodass er wieder<br />
aufwachsen würde.<br />
Deshalb ist bei der Kontamination<br />
einer Trinkwasserinstallation<br />
mit krankmachenden Bakterien <strong>zu</strong>r<br />
nachhaltigen Desinfektion nicht nur<br />
die Reinigung und Desinfektion der<br />
Anlage, sondern auch der Austausch<br />
von kontaminierten Einbauteilen<br />
notwendig.<br />
Ziel ist die Ermittlung von Desinfektions-<br />
und Sanierungsmaßnahmen<br />
für Trinkwasserinstallationen,<br />
die eine nachhaltige hygienische<br />
Sicherheit gewährleisten, weil auch<br />
unkultivierbare Stadien der pathogenen<br />
Organismen inaktiviert werden.<br />
Dadurch wird die unerkannte<br />
Verbreitung von Pathogenen verhindert<br />
und das Infektionsrisiko für<br />
den Verbraucher minimiert.<br />
Weitere Informationen:<br />
Dr. rer. nat. Bernd Bendinger,<br />
DVGW-Forschungsstelle TUHH,<br />
Schwarzenbergstraße 95,<br />
21073 Hamburg,<br />
Tel. (040) 42878-3095,<br />
E-Mail: bendinger@tuhh.de,<br />
www.biofilm-management.de<br />
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September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 925
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Membranfiltration: Fouling, Scaling und<br />
neue Materialien<br />
Foulingprozesse bei der<br />
Ultrafiltration<br />
Im Rahmen einer laufenden Promotion<br />
werden Foulingprozesse bei<br />
der Ultrafiltration identifiziert und<br />
kontrolliert. Ziel ist es, den Einfluss<br />
von <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen auf die<br />
Deckschichtbildung im Membranprozess<br />
durch Analyse des <strong>zu</strong><br />
behandelnden <strong>Wasser</strong>s (Grundwasser,<br />
Oberflächenwasser, gereinigte<br />
Abwässer) ab<strong>zu</strong>schätzen und geeignete<br />
Maßnahmen <strong>zu</strong>r Stabilisierung<br />
der Filtration <strong>zu</strong> entwickeln. Dabei<br />
liegt der Fokus sowohl auf gelösten<br />
organischen Stoffen, z. B. organischen<br />
Makromolekülen, als auch<br />
auf kolloidalen bzw. partikulären<br />
<strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen. Fragestellungen<br />
in diesem Zusammenhang<br />
sind: Welchen Anteil haben die<br />
jeweiligen <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe am<br />
reversiblen bzw. irreversiblen Fouling?<br />
Wie kann man foulingverursachende<br />
Stoffe schnell und kostengünstig<br />
identifizieren? Welche Aufbereitungsverfahren<br />
und Technologien<br />
können in Verbindung mit der<br />
Membranfiltration eingesetzt werden,<br />
um foulingverursachende Substanzen<br />
<strong>zu</strong> entfernen? In diesem<br />
Zusammenhang kommen Methoden<br />
der analytischen Chemie <strong>zu</strong>m<br />
Einsatz, wie die Gelpermeationschromatographie<br />
oder die Fluoreszenzspektroskopie.<br />
Kolloide und<br />
Partikeln werden mit bildbasierten<br />
Verfahren wie der Nanoparticle Tracking<br />
Analysis (NTA) untersucht. In<br />
diesem Projekt kooperiert das Institut<br />
für <strong>Wasser</strong>ressourcen und <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
u. a. mit dem bayrischen<br />
Membranhersteller INGE aus<br />
Greifenberg. Unterschiedliche Ma -<br />
terialien, Prozessparameter und Rohwässer<br />
werden in automatisierten<br />
Ultrafiltrationsanlagen untersucht.<br />
Lösungsdiffusionsmembranen<br />
und Umkehrosmose<br />
Im Rahmen einer weiteren Promotion<br />
forscht das Institut für <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
und <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
<strong>zu</strong> Lösungsdiffusionsmembranen<br />
bzw. der Umkehrosmose. Von<br />
besonderem Interesse sind dabei<br />
die Wechselwirkungen zwischen<br />
organischen <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen<br />
wie Huminstoffen und dem Scalingverhalten<br />
beim Aufkonzentrieren<br />
von Lösungen. Scaling, das Ausfallen<br />
von CaCO 3 , CaSO 4 , SiO 2 o. a. aufgrund<br />
des Überschreitens von Löslichkeitsprodukten,<br />
kann <strong>zu</strong>r vollständigen<br />
Verblockung der<br />
Membran durch feste mineralische<br />
Oberflächen führen. Mittels geeigneter<br />
Prozessparameter und Zugaben<br />
von möglichst umweltfreundlichen<br />
Additiven kann Scaling verzögert<br />
bzw. verhindert werden. Für<br />
entsprechende Untersuchungen<br />
entsteht am Institut aktuell eine<br />
vollautomatische Versuchsanlage.<br />
Neue Materialien: Metall<br />
Ein weiterer Ansatz <strong>zu</strong>r Optimierung<br />
von Membranverfahren sind neue<br />
Materialien. In Kooperation mit dem<br />
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf<br />
(HZDR) und dem klein- und<br />
mittelständischen Unternehmen I3<br />
aus Hamburg wurden 5–10 µm<br />
dicke Metallfolien untersucht, die<br />
mit dem Verfahren der Immersions-<br />
Ionenimplantation eine poröse<br />
Struktur ähnlich der einer Polymermembran<br />
erhalten. Das Material<br />
kann durch geeignete Einstellungen<br />
im Herstellungsprozess in Porosität<br />
und Trenngrenze variiert werden.<br />
Metall bietet im Vergleich mit<br />
organischen Membranmaterialien<br />
eine Reihe von <strong>Vorteil</strong>en. Die Metallmembranen<br />
sind chemisch und<br />
thermisch deutlich beständiger,<br />
sind ohne chemische Lösemittel<br />
her<strong>zu</strong>stellen und neigen kaum <strong>zu</strong><br />
Adsorption von organischen<br />
<strong>Wasser</strong> inhaltsstoffen. Somit sind<br />
Foulingprozesse besser kontrollierbar.<br />
Weitere Informationen:<br />
Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst,<br />
Institut für <strong>Wasser</strong>ressourcen und<br />
<strong>Wasser</strong> versorgung,<br />
Schwarzenbergstr. 95E,<br />
21073 Hamburg,<br />
Tel. (040) 42878-3451,<br />
E-Mail: mathias.ernst@tuhh.de<br />
© TUHH; Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR); INGE AG Greifenberg<br />
September 2013<br />
926 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
Der Tianfu Square in Chengdu. © TUHH<br />
Verbundprojekt WAYS bringt <strong>zu</strong>kunftsfähige<br />
Technologien nach China<br />
Das AWW entwickelt ein Konzept für spezifische abwassertechnische Maßnahmen<br />
Im CLIENT China Verbundprojekt WAYS werden <strong>zu</strong>kunftsfähige Technologien und Dienstleistungen für das<br />
<strong>Wasser</strong>- und Ressourcenmanagement am oberen Yangtze in Sichuan erprobt. Dabei bearbeitet Dipl.-Ing.<br />
Andrea Schermann vom Institut für <strong>Abwasser</strong>wirtschaft und Gewässerschutz (AWW) unter der Leitung von<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stephan Köster das TUHH-Teilvorhaben „Konzeptentwicklung für spezifische abwassertechnische<br />
Maßnahmen und wissenschaftliche Beratung bei der Anlagenauslegung“. Das vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte, zweijährige Projekt läuft noch bis 31. Juli 2014.<br />
Hintergrund<br />
Seit Mitte der 1980er-Jahre konzentriert<br />
sich in der VR China das Regierungsmodell<br />
für Wirtschaftswachstum<br />
auf die Entwicklung von Industriezonen,<br />
sogenannten Industrieparks.<br />
Die chinesische Regierung<br />
verbindet mit dem Konzept der<br />
Industrieparks die Hoffnung, dass<br />
ausländische Investoren angezogen<br />
und die lokalen technologischen<br />
Kompetenzen verbessert werden.<br />
Die ersten Industrieparks entstanden<br />
an der chinesischen Ostküste.<br />
Nachdem sich dieses Entwicklungskonzept<br />
als Erfolgsmodell erwies,<br />
wurden ab dem Jahr 2000 auch<br />
zahlreiche Industrieparks in Zentralund<br />
Westchina umgesetzt. Mittlerweile<br />
ist die Zahl an Industrieparks<br />
in China auf mehr als 6000 gestiegen.<br />
Die hohe Konzentration industrieller<br />
Tätigkeit an derartigen Orten<br />
führt vielfach <strong>zu</strong> hohen Umweltbelastungen.<br />
Das Interesse, die negativen<br />
Einflüsse der Industrieparks <strong>zu</strong><br />
minimieren, wächst auf chinesischer<br />
Seite stetig. Insbesondere in<br />
den wasserarmen Regionen im Norden<br />
Chinas steigt der Druck, <strong>Abwasser</strong><br />
vermehrt als bisher auf<strong>zu</strong>bereiten<br />
und damit die Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
für eine <strong>Abwasser</strong>wiedernut<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong><br />
schaffen.<br />
Das Projektgebiet<br />
Die Industrieentwicklungszone<br />
Long QuanYi befindet sich in der<br />
Nähe von Chengdu. Chengdu ist die<br />
Hauptstadt der Provinz Sichuan, hat<br />
mehr als 10 Millionen Einwohner<br />
und ist ein bedeutsames Wirtschaftszentrum<br />
in Westchina.<br />
Die Größe des LongQuanYi Parks<br />
beträgt 162 km². Die dort ansässigen<br />
Unternehmen gehören vorrangig<br />
<strong>zu</strong>r Automobil- und Auto<strong>zu</strong>liefererindustrie.<br />
Unter anderem produzieren<br />
in LongQuanYi Unternehmen<br />
wie FAW-Toyota und FAW-Volkswagen.<br />
Somit ist Chengdu der sechsgrößte<br />
Automobilproduktionsstandort<br />
in China. Im Jahr 2012 wurden<br />
ca. eine halbe Million Autos im<br />
Industriepark produziert. Bei ab -<br />
schließender Fertigstellung des<br />
Industrieparks im Jahr 2020 soll die<br />
Produktionskapazität auf 1,25 Mil-<br />
SBR auf der zentralen Kläranlage DaMian in LongQuanYi. © TUHH<br />
▶▶<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 927
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Andrea Schermann bei der Gewässergütebestimmung<br />
vor Ort (Chendu, Provinz Sichuan). © TUHH<br />
lio nen Autos pro Jahr gesteigert<br />
werden.<br />
Der kontinuierliche Ausbau der<br />
Produktionskapazitäten im Industriepark<br />
führt <strong>zu</strong> einem deutlichen<br />
steigenden Frischwasserverbrauch<br />
für industrielle Zwecke. Für das Jahr<br />
2020 wird ein Frischwasserverbrauch<br />
von 287 000 m³/d erwartet.<br />
Angesichts der steigenden <strong>Wasser</strong>verbräuche<br />
ist gleichfalls mit einem<br />
steigenden <strong>Abwasser</strong>aufkommen<br />
<strong>zu</strong> rechnen. Pro Jahr ist eine Reinigungskapazität<br />
von insgesamt<br />
180 000 m³ <strong>Abwasser</strong> pro Tag ge -<br />
plant. Die <strong>Abwasser</strong>reinigung soll<br />
durch die fünf im Industriepark<br />
beheimateten Kläranlagen XiHe,<br />
PingAn, DaMian, DouGouHe und<br />
LuXiHe sichergestellt werden.<br />
Das TUHH Teilvorhaben<br />
Im Verbundvorhaben WAYS widmet<br />
sich das Teilvorhaben der Technischen<br />
Universität Hamburg-Harburg<br />
(TUHH) thematisch dem „Urbanen<br />
<strong>Wasser</strong>management“. Hauptziel<br />
ist die Entwicklung von innovativen<br />
Konzepten und angepassten Optionen<br />
für die industrielle <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
und <strong>Abwasser</strong>wiedernut<strong>zu</strong>ng<br />
am Beispiel der Industrieentwicklungszone<br />
LonqQuanYi. Die<br />
erlangten Erkenntnisse sollen auch<br />
auf andere Industrieparks angewendet<br />
werden können.<br />
Die Arbeitsschwerpunkte des<br />
Projektes liegen <strong>zu</strong>m einem bei der<br />
verfahrenstechnischen Optimierung<br />
der zentralen Kläranlage<br />
DaMian. Konkrete Erweiterungsoptionen<br />
und verfahrenstechnische<br />
Modifikationen der Kläranlage sollen<br />
geprüft werden, um unterschiedliche<br />
<strong>Abwasser</strong>wiedernut<strong>zu</strong>ngsoptionen<br />
des Kläranlagenablaufs<br />
<strong>zu</strong> ermöglichen. Hier sind<br />
sowohl technische Untersuchungen<br />
auf der Kläranlage als auch modelltechnische<br />
Versuche vorgesehen.<br />
Zum anderen werden in Hamburg<br />
Pilotversuche <strong>zu</strong>r Behandlung und<br />
unmittelbaren Wiedernut<strong>zu</strong>ng in -<br />
dustrieller Abwässer durchgeführt.<br />
Die Abwässer aus der Lackiervorbehandlung<br />
eines großen Automobilherstellers<br />
dienen dabei als Versuchsobjekt,<br />
das mittels unterschiedlicher<br />
Technologien bearbeitet<br />
wird, so z. B. mit Hochdruckmembranen<br />
sowie oxidativen Verfahren<br />
wie der Ozonung. Ziel des<br />
TUHH-Teilvorhabens ist es dabei, so<br />
aussagekräftige Ergebnisse <strong>zu</strong> erzielen,<br />
dass konkrete Empfehlungen<br />
formuliert werden können, wie der<br />
steigende <strong>Wasser</strong>bedarf in der chinesischen<br />
Industrie anteilig durch<br />
aufbereitetes <strong>Abwasser</strong> ge deckt<br />
werden kann.<br />
Weitere Informationen:<br />
Andrea Schermann,<br />
Institut für <strong>Abwasser</strong>wirtschaft und<br />
Gewässerschutz,<br />
TU Hamburg-Harburg,<br />
Eißendorfer Straße 42 (M),<br />
21073 Hamburg,<br />
Tel. (040) 428782722,<br />
E-Mail: schermann@tuhh.de,<br />
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im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
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September 2013<br />
928 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
DVGW sieht Telekommunikationsleitungen<br />
in Gas- und <strong>Wasser</strong>leitungen kritisch<br />
Die Verbesserung der Breitbandversorgung<br />
ist eine wichtige<br />
gesellschaftspolitische Aufgabe. In<br />
diesem Zusammenhang wird auf<br />
EU-Ebene diskutiert, ob die Bereitstellung<br />
von Infrastrukturen für die<br />
Breitbandversorgung verpflichtend<br />
werden soll.<br />
Regelungen, die der Verbesserung<br />
der Breitbandversorgung dienen,<br />
müssen den Forderungen nach<br />
einem sicheren und <strong>zu</strong>verlässigen<br />
Betrieb der Gas- und <strong>Wasser</strong>infrastruktur<br />
grundlegend Rechnung<br />
tragen. Der DVGW hat in seinen<br />
Fachgremien die hygienischen,<br />
sicherheitstechnischen und rechtlichen<br />
Aspekte auf Basis der bisherigen<br />
Betriebserfahrungen und<br />
Erkenntnisse in den Versorgungsunternehmen<br />
bewertet.<br />
Das Einbringen von Telekommunikationsleitungen<br />
(TKL) in bestehende<br />
Rohrnetze der <strong>Wasser</strong>- und<br />
Gasversorgung führt im Rahmen<br />
der Verlegung da<strong>zu</strong>, dass das Kabel<br />
vor jeder Armatur ausgeführt und<br />
nach der Armatur wieder eingeführt<br />
werden muss, um die Funktionsfähigkeit<br />
der Armaturen uneingeschränkt<br />
<strong>zu</strong> gewährleisten. Auf<br />
Grund der hohen Dichte der Armaturen<br />
im Verteilnetz entsteht eine<br />
Vielzahl potenzieller Undichtigkeitsstellen,<br />
deren Gefährdungspotenzial<br />
als hoch eingeschätzt werden<br />
kann. Darüber hinaus ergeben sich<br />
erhebliche Einschränkungen bei der<br />
Durchführung von Entstörungs-,<br />
Instandhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen.<br />
Dies kann soweit führen,<br />
dass betriebliche Maßnahmen<br />
oder Maßnahmen <strong>zu</strong>r Schadensbegren<strong>zu</strong>ng<br />
(z. B. das Setzen von<br />
Absperrblasen <strong>zu</strong>m temporären<br />
Absperren der Gasleitungen) gar<br />
nicht oder nur unter erschwerten<br />
Vorausset<strong>zu</strong>ngen durchgeführt<br />
werden können, verbunden mit<br />
einer Gefährdung der Versorgungssicherheit<br />
und Zunahme von Schadensrisiken<br />
im Umfeld.<br />
Die Trinkwasserverordnung be -<br />
nennt Anzeige- und Meldepflichten<br />
gegenüber dem Gesundheitsamt<br />
bei Änderungen an <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen,<br />
wo<strong>zu</strong> der Einbau<br />
von TKL zählen würde. Dabei stellen<br />
sich sehr grundlegende Fragen, die<br />
einer sorgfältigen Prüfung in technischer<br />
und rechtlicher Hinsicht<br />
bedürfen. Für die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und die <strong>zu</strong>gehörige technische<br />
Normung und Gesetzgebung<br />
gilt seit Jahrzehnten der Grundsatz,<br />
dass so viel (Materialien, Werkstoffe,<br />
Bauteile) wie nötig, aber so wenig<br />
wie möglich in das Trinkwassersystem<br />
eingebaut und dieses als<br />
„geschlossenes System“ mit Blick<br />
auf den gesundheitlichen Verbraucherschutz<br />
betrieben wird. TKL in<br />
<strong>Wasser</strong>leitungen bedeuten eine<br />
Abkehr von diesem Grundsatz. Ne -<br />
ben den hygienischen Anforderungen<br />
an trinkwasserberührte Einbauten<br />
sieht der DVGW darüber hinaus<br />
vor allem betriebliche Unwägbarkeiten,<br />
die gegen die Verlegung von<br />
Datenkommunikationskabeln in<br />
Trinkwasserleitungen sprechen.<br />
„Das Verlegen von Breitbandkabeln<br />
in Gas- und Trinkwasserleitungen<br />
ist mit einem nicht einschätzbaren<br />
Risiko verbunden, das eine<br />
un<strong>zu</strong>lässige Beeinträchtigung der<br />
Versorgungssicherheit darstellt. Aus<br />
diesem Grund sollte die Benut<strong>zu</strong>ng<br />
von Trinkwasser- und Gasleitungen<br />
für Datenkabel aus dem Anwendungsbereich<br />
der geplanten EG-<br />
Verordnung gestrichen werden.<br />
Wir begrüßen daher die neuesten<br />
Äußerungen der Bundesregierung<br />
und der EU-Kommission, in<br />
Trinkwasserleitungen wegen hygienisch<br />
begründeter Bedenken keine<br />
Datenkabel <strong>zu</strong> verlegen“, fasst Dr.-<br />
Ing. Walter Thielen, Hauptgeschäftsführer<br />
des DVGW Deutscher Verein<br />
© Paul Georg Meister / pixelio.de<br />
des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e.V,<br />
<strong>zu</strong>sammen.<br />
Eine ausführliche Stellungnah me<br />
des DVGW <strong>zu</strong> der geplanten europäischen<br />
Verordnung befindet sich im<br />
Internet unter www.dvgw.de<br />
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R<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 929
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
W-LAN durch die <strong>Wasser</strong>leitung?<br />
Kabel gehören nicht in Trinkwasserleitungen<br />
Die Idee klingt durchaus vielversprechend: Um auf dem Land die Surfgeschwindigkeit im Internet <strong>zu</strong> erhöhen,<br />
möchte die Europäische Union (EU) Breitbandkabel durch vorhandene Energie- und <strong>Wasser</strong>-Trassen legen,<br />
z.B. durch Trinkwasserleitungen. Aufwendige Erdarbeiten und Kosten ließen sich so möglicherweise vermeiden.<br />
Für Trinkwasserleitungen birgt der Vorschlag allerdings Risiken, die nicht akzeptabel sind. Darauf verweist<br />
die Trinkwasserkommission (TWK) beim Umweltbundesamt (UBA) in einer neuen Stellungnahme. An<br />
den zahlreichen Kabel-Ein- und Austrittsstellen und bei Wartungsarbeiten könnten Mikroorganismen, unter<br />
anderem auch Krankheitserreger in die Trinkwasserleitung eindringen. Die TWK rät daher davon ab, die Breitbandabdeckung<br />
über das Trinkwassernetz aus<strong>zu</strong>bauen.<br />
Wenn in Trinkwasserleitungen<br />
Kabel verlegt werden, muss<br />
das Trinkwassernetz für deren Einbau<br />
und Wartung häufiger geöffnet<br />
werden als bisher. Dieser Umstand<br />
birgt Gefahren für die Trinkwasserqualität.<br />
„Selbst wenn die Daten-<br />
Kabelsysteme sterilisiert sind,<br />
besteht durch die <strong>zu</strong>sätzlichen Bauarbeiten<br />
am Trinkwassernetz immer<br />
die Gefahr, dass Schmutz, Mikroorganismen<br />
und Krankheitserreger<br />
ins Trinkwasser gelangen. Insofern<br />
teilen wir die Auffassung der Trinkwasserkommission“,<br />
so UBA-Vizepräsident<br />
Thomas Holzmann. Zu -<br />
sätzliche Systeme innerhalb der<br />
<strong>Wasser</strong>leitungen führen <strong>zu</strong>dem <strong>zu</strong><br />
einer größeren Oberfläche in der<br />
Leitung und <strong>zu</strong> schlechter durchströmten<br />
Bereichen. In diesen können<br />
sogenannte Biofilme gedeihen,<br />
die in geringen Mengen kein Problem<br />
sind. In stärker ausgeprägten<br />
Biofilmen siedeln sich jedoch neben<br />
Bakterien und anderen Mikroorganismen<br />
gerne <strong>Wasser</strong>asseln und<br />
andere Kleintiere an, die dort Nahrung<br />
finden. Vereinzelt sind diese<br />
Tierchen Teil des natürlichen Systems<br />
und gesundheitlich unbedenklich,<br />
in der Trinkwasserleitung<br />
sind sie aus naheliegenden Gründen<br />
jedoch unerwünscht, insbesondere<br />
wenn sie häufiger und in größeren<br />
Mengen vorkommen.<br />
Grundsätzlich gilt, dass Trinkwasserverteilungssysteme<br />
so schlicht<br />
und geradlinig wie möglich <strong>zu</strong> halten<br />
sind. Die EU-Trinkwasserrichtlinie<br />
selbst fordert, dass Verunreinigungen<br />
aus den Stoffen und Materialien,<br />
die <strong>zu</strong>r Trinkwasserversorgung<br />
verwendet werden, nicht in Konzentrationen<br />
<strong>zu</strong>rückbleiben dürfen,<br />
die höher sind als für ihren Verwendungszweck<br />
erforderlich. Verwendungszweck<br />
von Trinkwasserleitungen<br />
ist ausschließlich der Transport<br />
des Trinkwassers.<br />
Ohnehin gilt in der Trinkwasserversorgung<br />
das Minimierungsgebot<br />
der §§ 5 und 6 der Trinkwasserverordnung:<br />
Diese verlangen, dass<br />
Konzentrationen an Mikroorganismen<br />
und Stoffen, die das Trinkwasser<br />
verunreinigen können, so niedrig<br />
wie möglich gehalten werden.<br />
Das spricht laut TWK beim UBA<br />
ebenfalls gegen eine Verlegung<br />
andersartiger Leitungen innerhalb<br />
des Trinkwassernetzes.<br />
UBA-Vizepräsident Thomas Holzmann:<br />
„Wenn in den Trinkwasserleitungen<br />
lokale Verunreinigungen<br />
auftreten und es dann noch Datenkabel<br />
gibt, lassen sich die Ursachen<br />
viel schwerer finden. Denn durch<br />
die <strong>zu</strong>sätzlichen Kabelsysteme und<br />
Anschlussstellen entstehen zahlreiche<br />
neue Quellen für Schmutz,<br />
Krankheitserreger und Schadstoffe,<br />
die dann alle überprüft werden<br />
müssen.“ Das Umweltbundesamt<br />
empfiehlt daher, Kabelschächte so<br />
an<strong>zu</strong>legen, das unterschiedliche<br />
Medien, wie Gas, <strong>Wasser</strong> oder Da -<br />
tenverbindungen, von vornherein<br />
unabhängig voneinander fließen<br />
bzw. weiter geleitet werden können.<br />
Außerhalb der Trinkwasserleitungen<br />
eignen sich <strong>zu</strong>m Ausbau<br />
der Breitbandkabel auch so ge -<br />
nannte Leerrohre.<br />
Weitere Informationen und Links:<br />
Stellungnahme der Trinkwasserkommission<br />
am Umweltbundesamt:<br />
http://www.umweltdaten.de/wasser/<br />
themen/trinkwasserkommission/twk_<strong>zu</strong>_<br />
verlegung_von_telekommunikationskabeln<br />
© Paul-Georg<br />
Meister/pixelio.de<br />
UBA-Webseite <strong>zu</strong> Trinkwasser:<br />
http://www.umweltbundesamt.de/wasser/<br />
themen/trinkwasser/index.htm<br />
September 2013<br />
930 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Transatlantische Handels- und<br />
Investitionspartnerschaft<br />
Gefahren für die europäische <strong>Wasser</strong>wirtschaft in öffentlicher Hand<br />
Die Allianz der öffentlichen <strong>Wasser</strong>wirtschaft (AöW) e.V. warnt vor den Gefahren der geplanten Transatlantischen<br />
Handels- und Investitionspartnerschaft zwischen EU und USA (TTIP) mit den nun bekannt gewordenen<br />
Verhandlungsgegenständen. Die AöW sieht als Interessenvertretung der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorger,<br />
<strong>Abwasser</strong>betriebe und verbandlichen <strong>Wasser</strong>wirtschaft die Strukturen und die Qualität der öffentlichen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Abwasser</strong>beseitigung und Gewässerunterhaltung in Deutschland und Europa in Gefahr.<br />
Nach der ersten Verhandlungsrunde<br />
über die TTIP vom 8. bis<br />
12. Juli 2013 in Washington sickern<br />
die ersten Informationen über das<br />
Verhandlungsmandat durch, das<br />
die Europäische Kommission vom<br />
Ministerrat dafür bekommen hat.<br />
Die Geschäftsführerin der AöW<br />
Christa Hecht erklärte in Berlin: „Nun<br />
wird klar, dass nicht nur die private<br />
Wirtschaft und die Landwirtschaft<br />
betroffen sind, sondern auch öffentliche<br />
Unternehmen („public utilities“)<br />
und alle staatlichen Ebenen in<br />
den EU-Mitgliedsstaaten. Es wird<br />
klar, dass die lange erkämpften<br />
Erfolge für die Erhaltung der öffentlichen<br />
Strukturen und Erzielung<br />
hoher Standards für die öffentliche<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft (<strong>Wasser</strong>versorgung,<br />
<strong>Abwasser</strong>beseitigung und<br />
Gewässerunterhaltung) in Deutschland<br />
und Europa auf dem Spiel stehen.<br />
Denn im TTIP soll darüber verhandelt<br />
werden, alle Barrieren in<br />
den Märkten der Vertragspartner<br />
ab<strong>zu</strong>bauen.“<br />
Weiter erklärte Hecht, damit dies<br />
auch durchsetzbar ist, solle ein<br />
Schiedsverfahren eingerichtet werden,<br />
das den Unternehmen Entschädigungszahlungen<br />
durch die<br />
EU, die Mitgliedsstaaten und evtl.<br />
auch der weiteren Ebenen <strong>zu</strong>sprechen<br />
kann, wenn un<strong>zu</strong>lässige Barrieren<br />
bestehen oder aufgebaut werden.<br />
Die Schiedsverfahren sind, wie<br />
die AöW aus schon bestehenden<br />
anderen Vereinbarungen (Investitionssicherung<br />
und Energie-Charta)<br />
entnimmt, geheim. Sie werden von<br />
drei nicht demokratisch legitimierten<br />
Personen durchgeführt, die niemandem<br />
Rechenschaft ablegen<br />
müssen. Das Gemeinwohl oder der<br />
Schutz der Umwelt spielen in solchen<br />
Verfahren keine Rolle.<br />
Weitere TTIP-Verhandlungsrunden<br />
sind für Oktober in Brüssel und<br />
am Jahresende 2013 in Washington<br />
anberaumt. Im Anschluss daran soll<br />
eine erste Bestandsaufnahme erfolgen<br />
und der weitere Zeitplan festgelegt<br />
werden. Geplant ist, bis Ende<br />
2014 die Verhandlungen ab<strong>zu</strong>schließen.<br />
Deshalb fordert die AöW:<br />
1. Weil <strong>Wasser</strong> Gemeingut und<br />
keine übliche Handelsware ist,<br />
darf die öffentliche <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
nicht von einem Abkommen<br />
für Freihandel erfasst werden.<br />
2. Das Subsidiaritätsprinzip für die<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft und die Da -<br />
seinsvorsorge muss in der TTIP<br />
beachtet werden, weil <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
(<strong>Wasser</strong>versorgung,<br />
<strong>Abwasser</strong>beseitigung, Gewässerunterhaltung)<br />
öffentliche Aufgaben<br />
der Daseinsvorsorge der<br />
regionalen Körperschaften ist.<br />
3. Da <strong>Wasser</strong>wirtschaft Teil der<br />
kommunalen Selbstverwaltungsgarantie<br />
ist, darf die TTIP<br />
nicht in diese Garantie eingreifen<br />
und sie nicht unterlaufen.<br />
4. Öffentliche <strong>Wasser</strong>wirtschaft ist<br />
ausgerichtet am Gemeinwohl.<br />
Durch die TTIP dürfen keine<br />
Schiedsverfahren ermöglicht<br />
werden, in denen in intranspa-<br />
© europa.eu<br />
renten Verhandlungen die Ge -<br />
meinwohlinteressen unter den<br />
Tisch fallen.<br />
5. <strong>Wasser</strong>wirtschaft erfordert wirksamen<br />
nachhaltigen Gewässerschutz.<br />
Die dafür notwendigen<br />
Anforderungen durch die EU-<br />
<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie und alle<br />
den Gewässerschutz betreffenden<br />
Richtlinien und nationalen<br />
Umset<strong>zu</strong>ngen (Gesetze und Verordnungen)<br />
dürfen durch die<br />
TTIP nicht unterlaufen werden.<br />
6. Öffentliche <strong>Wasser</strong>wirtschaft hat<br />
auch Verantwortung gegenüber<br />
denen, die die Aufgabe jeden<br />
Tag durchführen. Die Tarifhoheit,<br />
die Tarifverträge und die Arbeitsschutzgesetze<br />
müssen durch die<br />
TTIP anerkannt und vor Angriffen<br />
geschützt werden.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.aoew.de<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 931
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Umweltpolitik: Trends bei kommunalem <strong>Abwasser</strong><br />
gehen in die richtige Richtung<br />
Die neuesten Zahlen <strong>zu</strong>r <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
in Europa lassen<br />
Verbesserungen bei der Sammlung<br />
und Behandlung erkennen,<br />
auch wenn es zwischen den Mitgliedstaaten<br />
weiterhin große Unterschiede<br />
gibt. Spitzenreiter wie<br />
Österreich, Deutschland und die<br />
Niederlande erfüllen die EU-Mindeststandards<br />
für die <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
weitgehend, und einige<br />
andere Länder liegen dicht dahinter.<br />
Neuere Mitgliedstaaten, die von<br />
einem niedrigeren Ausgangsniveau<br />
starteten, haben – trotz schlechterer<br />
Einhaltungsquoten – ebenfalls Verbesserungen<br />
bei der Sammlung<br />
und Behandlung insgesamt erzielt.<br />
Diese Fortschritte gehen mit einer<br />
massiven Investitionsförderung<br />
durch die EU einher (14,3 Mrd. EUR<br />
im Zeitraum 2007–2013).<br />
EU-Umweltkommissar Janez<br />
Potočnik erklärte: „Die <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
ist einer der Prüfsteine<br />
für die Gesellschaft: Beseitigen wir<br />
den Unrat, den wir produzieren,<br />
oder verschmutzen wir die Umwelt,<br />
von der wir abhängen? Ich sehe mit<br />
Erleichterung, dass die Trends in die<br />
richtige Richtung gehen, und freue<br />
mich, dass sich die Tätigkeit der<br />
Kommission, d. h. finanzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng,<br />
kombiniert – wenn es sein<br />
muss – mit energischen rechtlichen<br />
Schritte, für die Bürgerinnen und<br />
Bürger Europas auszahlt.“<br />
Der Bericht zeigt, dass der überwiegende<br />
Teil (91 %) der Schmutzfracht<br />
aus den großen Städten in<br />
der EU eine weitergehende Behandlung<br />
erfährt, was gegenüber der im<br />
vorangegangenen Bericht beschriebenen<br />
Situation (77 %) eine erhebliche<br />
Verbesserung darstellt.<br />
Bessere <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
und weniger Ableitungen von<br />
unbehandelten Abwässern in die<br />
Umwelt haben außerdem zweifellos<br />
<strong>zu</strong> einer Verbesserung der Qualität<br />
der Badegewässer geführt (siehe<br />
Behandlung häuslicher und industrieller Abwässer nach den im Jahr<br />
1991 verabschiedeten EU-Rechtsvorschriften. © ec.europa.eu<br />
IP/13/445). In den frühen 1990er-<br />
Jahren wiesen nur etwa 60 % der<br />
Badestellen eine ausgezeichnete<br />
<strong>Wasser</strong>qualität auf, während die<br />
Zahl heute bei 78 % liegt.<br />
Nach den im Jahr 1991 verabschiedeten<br />
EU-Rechtsvorschriften<br />
müssen die Mitgliedstaaten über<br />
Kanalisationen für kommunales<br />
<strong>Abwasser</strong> verfügen und sicherstellen,<br />
dass das in diese Sammelsysteme<br />
eingeleitete <strong>Wasser</strong> eine<br />
angemessene „Zweitbehandlung“<br />
<strong>zu</strong>r Entfernung von Schadstoffen<br />
erfährt. <strong>Abwasser</strong>, das in empfindliche<br />
Gebiete (z.B. Badestellen oder<br />
Trinkwasserspeicher) gelangt, muss<br />
einer <strong>zu</strong>sätzlichen weitergehenden<br />
Behandlung unterzogen werden.<br />
Der neueste Bericht betrifft den<br />
Zeitraum 2009/2010. Die wichtigsten<br />
Ergebnisse:<br />
##<br />
Die Sammelquoten lagen sehr<br />
hoch. 15 Mitgliedstaaten sammeln<br />
100 % ihrer gesamten<br />
Schmutzfracht. Alle Mitgliedstaaten<br />
haben das vorherige Niveau<br />
gehalten oder verbessert, auch<br />
wenn die Einhaltungsquoten in<br />
Bulgarien, Zypern, Estland, Lettland<br />
und Slowenien weiterhin<br />
unter 30 % lagen.<br />
##<br />
Die Einhaltungsquoten bei der<br />
Zweitbehandlung betrugen 82 %,<br />
was gegenüber dem vorherigen<br />
Bericht eine Verbesserung um<br />
vier Prozentpunkte bedeutet.<br />
Allerdings gab es enorme Unterschiede<br />
zwischen den EU-<br />
15-Ländern (Einhaltungsquoten<br />
im Bereich von 90–100 %) und<br />
den EU-12-Ländern (durchschnittlich<br />
39 %).<br />
##<br />
Die Einhaltungsquoten bei der<br />
weitergehenden Behandlung <strong>zu</strong>r<br />
Bekämpfung der Eutrophierung<br />
oder <strong>zu</strong>r Verringerung der bakteriologischen<br />
Verunreinigung<br />
la gen insgesamt bei 77 %. Die EU-<br />
12-Mitgliedstaaten erreichten im<br />
Schnitt nur 14 %, während Österreich,<br />
Deutschland, Griechenland<br />
und Finnland bei 100 %<br />
lagen.<br />
##<br />
Der als „empfindlich“ eingestufte<br />
Anteil des EU-Gebiets hat seit<br />
dem vorherigen Bericht um zwei<br />
Prozentpunkte <strong>zu</strong>genommen<br />
September 2013<br />
932 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
und beinahe 75 % erreicht. Die<br />
stärksten Zuwächse gab es in<br />
Frankreich und Griechenland.<br />
Der Bericht zeigt, dass der überwiegende<br />
Teil (91 %) der Schmutzfracht<br />
aus den großen Städten in der EU<br />
eine weitergehende Behandlung<br />
erfährt, was gegenüber der im vorangegangenen<br />
Bericht beschriebenen<br />
Situation (77 %) eine erhebliche<br />
Verbesserung darstellt. In einem<br />
Anhang des Berichts, in dem die<br />
Situation in 27 europäischen Hauptstädten<br />
verglichen wird, wird je -<br />
doch warnend darauf hingewiesen,<br />
dass von diesen Städten lediglich elf<br />
über ein angemessenes Kanalisations-<br />
und Behandlungssystem verfügten,<br />
und dies, obwohl die Standards<br />
bereits vor mehr als 20 Jahren<br />
festgelegt wurden.<br />
Hintergrund<br />
Nach der Richtlinie über die Behandlung<br />
von kommunalem <strong>Abwasser</strong><br />
müssen Gemeinden (Klein- und<br />
Großstädte, Siedlungen) in der<br />
Europäischen Union ihr kommunales<br />
<strong>Abwasser</strong> ordnungsgemäß sammeln<br />
und behandeln. Unbehandeltes<br />
<strong>Abwasser</strong> kann mit gefährlichen<br />
Bakterien und Viren verseucht sein<br />
und hierdurch die öffentliche Ge -<br />
sundheit gefährden. Außerdem enthält<br />
es Nährstoffe wie Stickstoff<br />
oder Phosphor, die das Süßwasser<br />
oder die Meeresumwelt schädigen<br />
können, indem sie übermäßiges<br />
Algenwachstum begünstigen und<br />
dadurch anderes Leben ersticken<br />
(Eutrophierung).<br />
Die Richtlinie sieht eine biologische<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung („Zweitbehandlung“)<br />
und in den Ein<strong>zu</strong>gsgebieten<br />
besonders empfindlicher<br />
Gewässer eine weitergehende<br />
Behandlung vor. Für die EU-15-Mitgliedstaaten<br />
sind alle in der Richtlinie<br />
genannten Fristen abgelaufen,<br />
während die EU-12-Länder über<br />
verlängerte Fristen verfügen, deren<br />
letzte 2018 abläuft.<br />
Dem Kohäsionsfonds und dem<br />
Europäischen Fonds für regionale<br />
Entwicklung kommt bei der Durchführung<br />
der Richtlinie eine wichtige<br />
Rolle <strong>zu</strong>. 2009 wurden 3,5 Mrd. Euro<br />
und 2010 9,7 Mrd. Euro für <strong>Abwasser</strong>infrastrukturprojekte<br />
bereitgestellt,<br />
von denen Polen 3,3 Mrd.,<br />
Rumänien 1,2 Mrd. und Ungarn<br />
600 Mio. erhielten. Für den gesamten<br />
Programmplanungszeitraum<br />
2007–2013 beteiligt sich die EU mit<br />
schät<strong>zu</strong>ngsweise 14,3 Mrd. Euro an<br />
Investitionen im <strong>Abwasser</strong>bereich.<br />
Die Einhaltungsquoten waren<br />
dort höher, wo das Kostendeckungs-<br />
und das Verursacherprinzip<br />
angewendet wurden. Die Kommission<br />
fördert die Einhaltung durch<br />
einen ständigen Dialog und erforderlichenfalls<br />
durch Vertragsverlet<strong>zu</strong>ngsverfahren,<br />
von denen einige<br />
bis ins Jahr 1997 <strong>zu</strong>rückreichen.<br />
Gegen zehn Mitgliedstaaten laufen<br />
noch solche Verfahren.<br />
Weitere Informationen:<br />
Link <strong>zu</strong>m Bericht:<br />
http://ec.europa.eu/environment/water/<br />
water-urbanwaste/implementation/implementationreports_en.htm<br />
Siehe auch:<br />
http://ec.europa.eu/environment/water/<br />
water-urbanwaste/index_en.html<br />
Kontakt:<br />
Joe Hennon<br />
Tel. +32 229-53593<br />
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September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 933
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Kontrastmittelaufnahme von Pflanzen<br />
nachgewiesen<br />
Das Kontrastmittel Gadolinium, welches bei der Magnetresonanztomographie (MRT) in der Medizin eingesetzt<br />
wird, kann über Oberflächengewässer auch in die Nahrungskette gelangen. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung<br />
der BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung. Wissenschaftler der BAM haben Kressepflanzen<br />
über mehrere Tage mit kontrastmittelhaltigem Gießwasser gegossen und das Kontrastmittel dann in<br />
den Blättern nachweisen können.<br />
Gadolinium ist ein giftiges<br />
Metall, welches sich in Leber,<br />
Milz oder Knochen anreichern kann.<br />
Wenn es als Kontrastmittel bei der<br />
MRT in die Blutbahn gespritzt wird,<br />
ist es deshalb in eine chemische<br />
Hülle verpackt. Die Verbindung<br />
scheiden die Patienten ohne größere<br />
Nebenwirkungen dann rasch<br />
wieder aus. Eingesetzt wird es, um<br />
verschiedene Gewebe kontrastreich<br />
abbilden <strong>zu</strong> können. Seit einigen<br />
Jahren vermutet man, dass die Einnahme<br />
von Gadolinium basierten<br />
Kontrastmitteln in seltenen Fällen<br />
<strong>zu</strong> einer krankhaften Vermehrung<br />
des Bindegewebes führen kann.<br />
Mediziner nennen diese Erkrankung<br />
Nephrogene Systemische Fibrose<br />
(NSF). Die Erkrankung tritt vor allem<br />
bei Patienten mit einem Nierenschaden<br />
auf. Bei einer chronischen<br />
Probenentnahme am Berliner Teltowkanal: Kontrastmittel<br />
Gadolinium kann über Klärwasser in die Nahrungskette<br />
gelangen. © BAM<br />
* GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2013,<br />
S. 434–436<br />
Nierenerkrankung leiden diese oft<br />
unter einem Eisenmangel. Durch<br />
die Einnahme von eisenhaltigen<br />
Präparaten kommt es <strong>zu</strong> einer Art<br />
Wettbewerb zwischen den Metallen.<br />
Die Folge ist ein Abbau der<br />
Gadolinium-Komplexe und eine<br />
Freiset<strong>zu</strong>ng des giftigen Gadoliniums<br />
im Körper.<br />
Über die Abwässer und Klärwerke<br />
gelangt das Kontrastmittel<br />
auch in die Oberflächengewässer.<br />
Denn in den Kläranlagen werde es<br />
nur <strong>zu</strong> etwa 10 % herausgefiltert,<br />
schreiben die Wissenschaftler in der<br />
„GIT Labor-Fachzeitschrift“*. So können<br />
die Gadoliniumverbindungen<br />
in Flüsse und Seen und letztendlich<br />
dann auch ins Grundwasser gelangen.<br />
Auf 1000 Einwohner in Deutschland<br />
kommen jedes Jahr etwa<br />
100 MRT-Untersuchungen. Tendenz<br />
steigend. „Es wird geschätzt, dass<br />
1100 Kilogramm der Gadolinium-<br />
Komplexe über die Abwässer jedes<br />
Jahr in Deutschland in die Umwelt<br />
freigesetzt werden können“, sagt<br />
Norbert Jakubowski von der BAM.<br />
Doch bisher war unklar, ob es über<br />
das <strong>Wasser</strong> auch in die Nahrungskette<br />
gelangen kann. Dies konnten<br />
nun die BAM-Wissenschaftler erstmals<br />
an Kresse zeigen: „Das Kontrastmittel<br />
wird über das Wurzelsystem<br />
von den Pflanzen aufgenommen<br />
und reichert sich dort an, und<br />
zwar unverändert“, so Jakubowski<br />
weiter.<br />
Die Untersuchungen zeigen, wie<br />
leicht das oder genauer die Kontrastmittel<br />
in die Nahrungskette<br />
gelangen können. Denn auf dem<br />
Markt ist eine Reihe dieser Kontrastmittel,<br />
die sich zwar in ihrer chemischen<br />
Struktur unterscheiden, als<br />
zentralen Kern aber immer ein<br />
Gadolinium-Ion enthalten. Die<br />
empfindlichen Analysemethoden<br />
an der BAM ermöglichen auch eine<br />
Unterscheidung dieser verschiedenen<br />
Kontrastmittelkomplexe. „Die in<br />
den Blättern gefundene Konzentration<br />
entsprach der Konzentration<br />
im Gießwasser“, berichtet Norbert<br />
Jakubowski. Die Wissenschaftler<br />
hatten die Pflanzen mit <strong>Wasser</strong><br />
gegossen, das verschiedene Kontrastmittel<br />
mit Gadolinium enthielt.<br />
„In den Pflanzenextrakten konnten<br />
wir alle verwendeten Kontrastmittel<br />
nachweisen“, berichtet Jakubowski.<br />
Über Verbleib, Abbau und Anreicherung<br />
der Kontrastmittel in der<br />
Umwelt ist bis heute recht wenig<br />
bekannt. „Wir sehen hier Forschungsbedarf“,<br />
sagt Jakubowski.<br />
Kontakt:<br />
Dr. rer. nat. Norbert Jakubowski,<br />
Bundesanstalt für Materialforschung und<br />
-prüfung (BAM),<br />
Abteilung 1 Analytische Chemie;<br />
Referenzmaterialien,<br />
E-Mail: norbert.jakubowski@bam.de<br />
September 2013<br />
934 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Früherkennung von Pflanzenausbreitung<br />
in Gewässern<br />
Luftbilder machen Klimawandel sichtbar<br />
Durch die Folgen der Klimaerwärmung wandern unerwünschte <strong>Wasser</strong>pflanzen in heimische Gewässer ein.<br />
Auch bekannte Urlaubsregionen wie der Starnberger See sind betroffen, weshalb eine gezielte Überwachung<br />
der <strong>Wasser</strong>flächen nötig ist. Doch ist das bisherige Verfahren für regelmäßige Überwachung teuer – Forscher<br />
der Technischen Universität München (TUM) entwickelten jetzt eine schnellere und kostengünstigere Methode.<br />
Aus einem Besuch am Badesee<br />
kann schnell eine unangenehme<br />
Angelegenheit werden –<br />
wenn man Bekanntschaft mit glitschigen<br />
<strong>Wasser</strong>pflanzen macht. Zu<br />
diesen zählen auch Elodea nuttallii<br />
und Najas marina, besser bekannt<br />
als Schmalblättrige <strong>Wasser</strong>pest und<br />
Großes Nixenkraut. Beide breiten<br />
sich seit einigen Jahren rasant in<br />
heimischen Gewässern aus.<br />
Ökologen können sie dabei als<br />
Indikatorpflanzen nutzen: Durch ihr<br />
gehäuftes Auftreten kann man<br />
Rückschlüsse auf die Qualität eines<br />
Gewässers ziehen – Elodea nuttallii<br />
und Najas marina findet man besonders<br />
in Seen, deren <strong>Wasser</strong>temperatur<br />
steigt. Die schnelle und flächendeckende<br />
Ausbreitung der Pflanzen<br />
kann das Gleichgewicht des sensiblen<br />
Systems See beeinflussen.<br />
Satellitenbilder unterstützen<br />
Forschungstaucher<br />
Um <strong>zu</strong> untersuchen, wie sich das<br />
Ökosystem von Seen verändert,<br />
überprüfen <strong>Wasser</strong>wirtschaftsämter<br />
regelmäßig die Pflanzenbestände.<br />
Für diese Inspektionen sind Beobachtungen<br />
der Taucher notwendig:<br />
In verschiedenen Tiefenstufen kartieren<br />
die Forscher die „Pflanzenteppiche“.<br />
Dieses Verfahren liefert zwar<br />
detaillierte Erkenntnisse, ist aber<br />
sehr aufwendig. Doktoranden des<br />
Lehrstuhls Aquatische Systembiologie<br />
(Limnologische Station) der<br />
TUM, Iffeldorf, haben sich in ihren<br />
Dissertationen dieser Thematik an -<br />
genommen: Die Gewässerforscher<br />
entwickelten ein neues Verfahren,<br />
das günstiger und schneller ist.<br />
Aus Luftbildern – hier vom Westufer des Starnberger Sees – lesen Wissenschaftler<br />
heraus, wie stark bestimmte <strong>Wasser</strong>pflanzen verbreitet<br />
sind. Diese Informationen geben Aufschluss über die <strong>Wasser</strong>qualität<br />
(blau: unbewachsenes Sediment, grün und gelb: spärliche Vegetation,<br />
rotbraun: dichte Vegetation). © Landesamt für Vermessung und Geodäsie<br />
„Dabei ersetzen hochaufgelöste<br />
Luft- und Satellitenbilder einen Teil<br />
der Taucharbeiten“, erklärt Projektbetreuer<br />
Dr. Thomas Schneider. „Um<br />
aus den Bildern Aussagen über den<br />
Pflanzenbewuchs ab<strong>zu</strong>leiten, nutzt<br />
die neue Methode die Reflexion:<br />
Abhängig von Farbe und Aufbau<br />
reflektiert jede Pflanzenart das einfallende<br />
Licht auf spezifische Weise.“<br />
▶▶<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 935
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Schmalblättrige <strong>Wasser</strong>pest (Elodea nuttallii).<br />
© Limnologische Station/TUM<br />
Großes Nixenkraut (Najas marina).<br />
© Limnologische Station/TUM<br />
Mit diesen Kameras und Sensoren fotografieren die<br />
Wissenschaftler vom Boot aus die Pflanzenbestände<br />
und messen Reflexionsmuster der Unterwasserpflanzen.<br />
© Limnologische Station/TUM<br />
Versuchsboot: Die Kamera ist am Ende des Auslegers<br />
befestigt, damit kein Schatten auf die fotografierten<br />
Areale fällt. © Limnologische Station/TUM<br />
<strong>Wasser</strong>pflanzen reflektieren das Licht auf unterschiedliche Weise. Ihre Reflexionsspektren helfen Wissenschaftlern,<br />
die Verteilung der beiden Pflanzenarten aus der Vogelperspektive <strong>zu</strong> bestimmen. © P. Wolf/TUM<br />
September 2013<br />
936 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Jeder See hat ein eigenes<br />
Reflexionsverhalten<br />
Die Reflexionsspektren der Pflanzen<br />
haben die Forscher in einer digitalen<br />
Bibliothek hinterlegt – und können<br />
auf dieser Grundlage Luft- und<br />
Satellitenaufnahmen auswerten. Bis<br />
dahin war es allerdings ein weiter<br />
Weg, wie Doktorand Patrick Wolf<br />
beschreibt: „Über einen Zeitraum<br />
von zwei Jahren haben wir die<br />
Pflanzen vom Boot aus fotografiert<br />
und deren Reflexion gemessen. Um<br />
die Pflanzen aus einem geeigneten<br />
Winkel auf<strong>zu</strong>nehmen und Schatten<br />
<strong>zu</strong> vermeiden, wurden die Kameras<br />
und Sensoren über einen Auslegearm<br />
unter <strong>Wasser</strong> gebracht.“<br />
Allerdings erschweren Faktoren,<br />
wie <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe, Art des<br />
Sediments, Lichtbrechung oder<br />
unterschiedliche <strong>Wasser</strong>tiefen, die<br />
Bewertung der Pflanzenbestände.<br />
Daher haben die Gewässerforscher<br />
mathematische Algorithmen entwickelt,<br />
die in Verbindung mit den<br />
Messdaten des Boots die Fehler aus<br />
den Bildern „herausrechnen“ können.<br />
Da sich die einzelnen Gewässer<br />
stark unterscheiden, hat jeder See<br />
seinen eigenen Algorithmus.<br />
Risiken für das Ökosystem<br />
früh erkennen<br />
Die neue Methode eignet sich insbesondere<br />
für große, einheitliche<br />
Pflanzenbestände. „An Stellen, wo<br />
kleinräumige Wechsel der Vegetation<br />
an<strong>zu</strong>treffen sind, müssen wie<br />
bisher Taucharbeiten durchgeführt<br />
werden“, sagt Wolf. „Die „Luft-Schau“<br />
kann die Taucher also nicht ersetzen,<br />
aber sie kann sie wirkungsvoll<br />
unterstützen.“<br />
Die Limnologen der TUM haben<br />
ein Fernerkundungsverfahren entwickelt,<br />
das geeignet ist, größere<br />
Pflanzenbestände in Seen regelmäßig<br />
<strong>zu</strong> überprüfen. Bedenkliche Entwicklungen<br />
können so leichter und<br />
kostengünstiger erkannt werden.<br />
Denn wenn sich Nixenkraut und<br />
<strong>Wasser</strong>pest ausbreiten, stört das<br />
nicht nur den Badespaß – sie haben<br />
auch das Potenzial, das Ökosystem<br />
eines Gewässers langfristig <strong>zu</strong> verändern:<br />
Sie könnten andere Arten<br />
verdrängen oder den Lebensraum<br />
anderer Organismen, z. B. von<br />
Fischen, verändern.<br />
Danksagung<br />
Das Projekt wird vom das Bayerischen Staatsministerium<br />
für Umwelt und Gesundheit<br />
gefördert; Förderkennzeichen:<br />
ZKL01Abt7_18457.<br />
Publikation<br />
Collecting in situ remote sensing reflectances<br />
of submersed macrophytes to build up a<br />
spectral library for lake monitoring; Patrick<br />
Wolf, Sebastian Rößler, Thomas Schneider<br />
and Arnulf Melzer; European Journal of<br />
Remote Sensing, 2013, 46: 401-416; doi:<br />
10.5721/EuJRS20134623<br />
Kontakt:<br />
Dr. Thomas Schneider,<br />
Technische Universität München,<br />
Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie,<br />
Limnologische Station,<br />
Hofmark 1–3,<br />
D-82393 Iffeldorf,<br />
Tel. (08858) 810-56,<br />
E-Mail: tomi.schneider@tum.de,<br />
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NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Meerwasser <strong>zu</strong>m Trinken<br />
Der Chemiker Prof. Dr. Ulrich Tallarek von der Philipps-Universität wird für seinen wegweisenden Beitrag <strong>zu</strong>r<br />
Umwelttechnologie geehrt: Das „World Technology Network“ hat ihn als Anwärter auf den „World Technology<br />
Award“ in der Kategorie „Environment“ nominiert, der am 15. November 2013 verliehen wird. Der Marburger<br />
Hochschullehrer stellte vor Kurzem eine effektive Methode <strong>zu</strong>r Entsal<strong>zu</strong>ng von Meerwasser vor.<br />
Die Vereinten Nationen schätzen,<br />
dass ein Drittel der Weltbevölkerung<br />
in Regionen lebt, in denen<br />
Mangel an Trinkwasser herrscht;<br />
dieser Anteil wird sich bis <strong>zu</strong>m Jahr<br />
2025 voraussichtlich verdoppeln.<br />
Salzwasser gibt es hingegen in<br />
Hülle und Fülle, es macht 97 % der<br />
<strong>Wasser</strong>menge auf unserem Planeten<br />
aus. Dass Meerwasser ungenießbar<br />
ist, liegt an einfachem<br />
Kochsalz, wie man es im Supermarkt<br />
kaufen kann. Es besteht aus positiv<br />
geladenen Teilchen, den Natrium-<br />
Ionen, und negativ geladenen Teilchen,<br />
den Chlorid-Ionen.<br />
Was läge näher, als das Trinkwasserproblem<br />
<strong>zu</strong> lösen, indem man<br />
Meerwasser entsalzt? „Dagegen<br />
spricht, dass Verfahren wie die Verdampfung<br />
und anschließende Kondensation<br />
des <strong>Wasser</strong>s immense<br />
Energiemengen verbrauchen“, er -<br />
läutert Tallarek. Dasselbe gilt für die<br />
sogenannte Umkehrosmose: Hierbei<br />
pressen leistungsfähige Pumpen<br />
das Meerwasser mit hohem<br />
Professor Dr. Ulrich Tallarek von der Philipps-<br />
Universität. © Philipps-Universität/Siarhei Khirevich<br />
Druck durch feine Membranen, die<br />
das Salz <strong>zu</strong>rückhalten und nur das<br />
reine <strong>Wasser</strong> hindurchlassen.<br />
Tallareks Team und die Arbeitsgruppe<br />
von Professor Dr. Richard M.<br />
Crooks an der University of Texas at<br />
Austin nutzen für ihren Ansatz die<br />
elektrolytischen Eigenschaften von<br />
Meerwasser aus. Das Salzwasser<br />
strömt hierbei durch verzweigte<br />
Mikrokanäle. Wo diese sich gabeln,<br />
befindet sich eine Elektrode. Dort<br />
wird ein sehr kleiner Teil der Chlorid-Ionen<br />
des Meerwassers <strong>zu</strong> Chlor<br />
oxidiert. „Es bildet sich lokal eine<br />
Zone, die an Ionen verarmt ist“,<br />
erläutert Tallarek. „Dadurch entsteht<br />
ein elektrischer Feldgradient, durch<br />
den elektrisch geladene Teilchen –<br />
seien es einfache Ionen oder organische<br />
Materie – an der Kanalverzweigung<br />
abgelenkt werden.“<br />
Während sich in der Abzweigung<br />
Salz anreichert, fließt im anderen<br />
Kanalarm teilentsalztes <strong>Wasser</strong>.<br />
Tallareks Arbeitsgruppe führte<br />
numerische Simulationen durch,<br />
die zeigen, wie das neuartige Verfahren<br />
mechanistisch funktioniert<br />
und in Hinblick auf Entsal<strong>zu</strong>ngsund<br />
Kosteneffizienz optimiert werden<br />
kann. Die Wissenschaftler veröffentlichten<br />
ihre Ergebnisse in der<br />
Fachzeitschrift „Angewandte Chemie<br />
International Edition“.<br />
„Das Verfahren benötigt so<br />
wenig Energie, dass eine einfache<br />
Batterie für den Betrieb des Systems<br />
ausreicht“, erklärt Tallarek. Im Unterschied<br />
<strong>zu</strong> den bislang üblichen<br />
Entsal<strong>zu</strong>ngsmethoden kommt die<br />
neue Technik ohne teure und empfindliche<br />
Membranen aus, die <strong>zu</strong><br />
verkeimen und verstopfen drohen,<br />
wodurch sich der Prozess <strong>zu</strong>sätzlich<br />
verteuert; auch eine aufwendige<br />
Vorbehandlung entfällt. „Nicht<br />
<strong>zu</strong>letzt gestalten sich der Aufbau<br />
und Betrieb der Anlage so einfach,<br />
dass viel weniger Kapital benötigt<br />
wird, um die Vorrichtung vielfach<br />
parallel <strong>zu</strong> schalten“, betont der<br />
Chemiker.<br />
Die „World Technology Awards“<br />
werden jährlich in zahlreichen Kategorien<br />
vergeben, ausgelobt vom<br />
„World Technology Network“ in Verbindung<br />
mit Institutionen wie den<br />
Zeitschriften „TIME“, „Fortune“ und<br />
„Science“ sowie dem Fernsehsender<br />
CNN. Die Verleihung erfolgt <strong>zu</strong>m<br />
Abschluss des „World Technology<br />
Summit“ in New York. Tallarek ist<br />
gemeinsam mit seinem Koautor<br />
Richard Crooks nominiert; die Entscheidung<br />
in der Kategorie „Um -<br />
welt“ fällt zwischen ihnen und fünf<br />
weiteren Finalisten.<br />
Veröffentlichungen<br />
Originalveröffentlichung: Kyle N. Knust et al.:<br />
Electrochemically mediated seawater desalination.<br />
Angewandte Chemie International<br />
Edition 52 (2013), S. 8107–8110, DOI:<br />
10.1002/anie.201302577<br />
Weitere Informationen:<br />
Professor Dr. Ulrich Tallarek,<br />
Fachbereich Chemie,<br />
Tel. (06421) 28-25727,<br />
E-Mail: tallarek@staff.uni-marburg.de,<br />
AG Tallarek Internet:<br />
www.uni-marburg.de/fb15/ag-tallarek<br />
„World Technology Network“ im Internet:<br />
http://www.wtn.net/summit2013/<br />
finalists.php<br />
September 2013<br />
938 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Intelligente <strong>Wasser</strong>netze für optimierte Versorgung<br />
Ein EU-Förderprojekt soll die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
von Städten verbessern.<br />
Siemens untersucht mit<br />
mehreren Partnern neue Wege, um<br />
Verluste und den Energieverbrauch<br />
in Trinkwassernetzen <strong>zu</strong> reduzieren.<br />
Drahtlose Sensoren sollen Daten für<br />
Simulations- und Optimierungsmodelle<br />
liefern, die die <strong>Wasser</strong>ssysteme<br />
in Echtzeit im Computer abbilden.<br />
Mit mathematischen Methoden soll<br />
dann der Betrieb optimiert werden.<br />
Das Projekt ICeWater (ICT Solutions<br />
for efficient Water Resource<br />
Management) wird bis Herbst 2015<br />
mit 2,9 Mio. Euro von der EU-Kommission<br />
gefördert. Beteiligt sind<br />
unter anderem Toshiba, Italdata, das<br />
Unesco-Institut IHE, das Institute of<br />
Communication and Computer Systems<br />
(ICCS) und die Betreiber der<br />
<strong>Wasser</strong>netze in Mailand (Italien)<br />
und Temeschwar (Rumänien).<br />
Vielerorts wird heute <strong>Wasser</strong> verschwendet.<br />
<strong>Wasser</strong>verluste von<br />
20–30 % sind keine Seltenheit, auch<br />
in europäischen Metropolen. Ein<br />
kontinuierlich arbeitendes Verfahren,<br />
das undichte Stellen schnell<br />
und <strong>zu</strong>verlässig erkennt und lokalisiert,<br />
könnte bedeutende <strong>Wasser</strong>mengen<br />
einsparen. Selbst ohne<br />
Leckagen ist die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
aufgrund vieler Pumpen meist ein<br />
richtiger Energiefresser. Viel ließe<br />
sich sparen, würden die Pumpenfahrpläne<br />
optimal auf den Bedarf<br />
abgestimmt.<br />
Solche Ideen werden in unseren<br />
heutigen <strong>Wasser</strong>netzen nicht umgesetzt.<br />
Es besteht oft keine ausreichende<br />
Vernet<strong>zu</strong>ng der Sensoren<br />
im Netz mit dem zentralen Steuerungssystem.<br />
Außerdem werden<br />
relevante Informationen – sofern<br />
überhaupt vorhanden – bisher <strong>zu</strong>m<br />
Teil per Hand gesammelt und nur<br />
monatlich oder jährlich ausgewertet.<br />
Bei ICeWater soll nun ein System<br />
<strong>zu</strong>r Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
(Decision Support System) entwickelt<br />
werden, das Planung und<br />
Betrieb des <strong>Wasser</strong>netzes optimiert.<br />
Erste Ansätze für ein solches Assistenzsystem<br />
finden sich bereits im<br />
SIWA Water Management System<br />
von Siemens. Die globale Siemens-<br />
Forschung Corporate Technology<br />
erarbeitet nun erweiterte Module<br />
für Leckagemanagement, Betriebsund<br />
Planungsunterstüt<strong>zu</strong>ng sowie<br />
die Grundlagen für den Aufbau<br />
eines drahtlosen und energieeffizienten<br />
Kommunikationsnetzes. Via<br />
Internet sollen batteriebetriebene<br />
Sensoren, die <strong>Wasser</strong>verbrauch,<br />
Pegel und Durchfluss messen, mit<br />
dem Leitsystem des <strong>Wasser</strong>betreibers<br />
kommunizieren. Die Daten<br />
<strong>Wasser</strong>systeme sollen in Echtzeit auf dem Computer<br />
dargestellt werden, um so den Betrieb <strong>zu</strong> optimieren.<br />
© Siemens<br />
werden vom ICeWater-System ge -<br />
speichert und den verschiedenen<br />
Modulen <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt. Die<br />
Simulationsmodelle aus SIWA, die<br />
das hydraulische Verhalten von<br />
<strong>Wasser</strong>netzen genau beschreiben<br />
können, werden im Projekt verwendet<br />
und auf die spezifischen Gegebenheiten<br />
in Mailand und Temeschwar<br />
angepasst. Diese Modelle<br />
helfen, Lecks <strong>zu</strong> identifizieren und<br />
<strong>zu</strong> lokalisieren, <strong>zu</strong>dem werden neue<br />
Algorithmen den Energieverbrauch<br />
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September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 939
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Neues Siegel „IKT-Geprüft gemäß Trennerlass“<br />
Das IKT hat das neue Siegel „IKT-Geprüft gemäß Trennerlass“ bereits an drei dezentrale Niederschlagswasserbehandlungsanlagen<br />
verliehen. Die Produkte können in Nordrhein-Westfalen <strong>zu</strong>r Behandlung von Niederschlagswasser<br />
vor der Einleitung in Gewässer eingesetzt werden.<br />
Der sogenannte Trennerlass<br />
regelt in Nordrhein-Westfalen:<br />
Schwach belasteter Niederschlagswasserabfluss<br />
von Verkehrsflächen<br />
(Flächenkategorie II) kann dezentral<br />
behandelt und anschließend in ein<br />
Gewässer eingeleitet werden. Entsprechende<br />
Behandlungsanlagen<br />
müssen allerdings einzeln vom Landesumweltamt<br />
genehmigt werden.<br />
Da<strong>zu</strong> muss nachgewiesen werden,<br />
dass die Behandlung des Niederschlagswassers<br />
vergleichbar ist mit<br />
der Behandlung durch eine zentrale<br />
Anlage.<br />
Einige Anlagen wurden bereits<br />
vom IKT im Rahmen eines Forschungsprojekts<br />
getestet. Diese<br />
Systeme können ohne weitere Prüfungen<br />
das Siegel „IKT-Geprüft<br />
gemäß Trennerlass“ erhalten. Aber<br />
auch Anbieter, die ihre Anlagen<br />
<strong>zu</strong>künftig durch das IKT prüfen lassen,<br />
können das Siegel beantragen.<br />
Siegel für Innolet, Sedi-Pipe<br />
und ViaTub<br />
Das neue Siegel wurde bereits dem<br />
Innolet-System von Funke, der Sedi-<br />
Pipe-Anlage von Fränkische Rohrwerke<br />
und dem Lamellenklärer Via-<br />
Tub von Mall verliehen.<br />
Im IKT-Labor: Unterdruck-Filtration von künstlich<br />
verschmutztem <strong>Wasser</strong> für die Prüfung von dezentralen<br />
Niederschlagswasser-Behandlungsanlagen.<br />
Das Siegel dokumentiert die<br />
Eignung für den Einsatz der<br />
Anlagen gemäß NRW-Trennerlass.<br />
Innolet<br />
Bei dem Innolet-System handelt es<br />
sich um einen Einsatz für Straßenabläufe.<br />
Es hat in Prüfungen <strong>zu</strong>r hydraulischen<br />
Leistungsfähigkeit, <strong>zu</strong>m<br />
Rückhalt von grobkörnigen und feinen<br />
abfiltrierbaren Stoffen (AFS)<br />
sowie Schweb- und Schwimmstoffen<br />
und <strong>zu</strong>m Rückhalt von gelösten<br />
Schwermetallen seine Wirksamkeit<br />
nachgewiesen. Dafür wurde es mit<br />
dem Siegel „IKT-Geprüft gemäß<br />
Trennerlass“ ausgezeichnet.<br />
ViaTub<br />
Der Lamellenklärer ViaTub ersetzt<br />
herkömmliche Absetzbecken in der<br />
Regenwasserbewirtschaftung. Im<br />
Zulaufbereich der Anlagen werden<br />
grobkörnige Bestandteile sedimentiert,<br />
danach durchströmt das<br />
Regenwasser im geschlossenen Fertigteil-Betonbehälter<br />
eine schräg<br />
eingebaute Lamellenpackung. Aufgrund<br />
physikalischer Gesetzmäßigkeiten<br />
rutschen Partikel entlang der<br />
Kunststofflamellen entgegen dem<br />
<strong>Wasser</strong>strom <strong>zu</strong>m Behälterboden<br />
und setzen sich dort als Schlamm<br />
ab.<br />
Sedi-Pipe<br />
Die aus Startschacht, Sedimentationsrohr<br />
und Zielschacht bestehende<br />
Sedi-Pipe-Anlage trennt mittels<br />
Schwerkraft Feinstoffe aus dem<br />
Regenwasser ab. Da<strong>zu</strong> durchfließt<br />
das <strong>Wasser</strong> das im Gegengefälle<br />
angeordnete Rohr. Eine Remobilisierung<br />
der sedimentierten Stoffe<br />
bei stärkeren Regenereignissen verhindert<br />
ein Strömungstrenner<br />
unterhalb des Kämpfers. Darüber<br />
hinaus werden Leichtstoffe über<br />
eine Tauchwand im Zielschacht<br />
<strong>zu</strong>rückgehalten.<br />
Prüfung in Labor und Praxis<br />
Die Prüfungsvorgaben für den<br />
Nachweis der vergleichbaren Be -<br />
handlung beinhalten Laborversuche<br />
<strong>zu</strong>m Nachweis des Stoffrückhalts<br />
und der hydraulischen Leistungsfähigkeit<br />
sowie In-situ-Untersuchungen.<br />
Die Laborversuche sind<br />
durch unabhängige, entsprechend<br />
ausgerüstete und erfahrene Prüfinstitute<br />
wie das IKT durch<strong>zu</strong>führen. Im<br />
Rahmen der In-situ-Untersuchungen<br />
werden über mindestens ein<br />
Jahr Betriebserfahrungen gesammelt<br />
und bewertet. Der erfolgreiche<br />
Nachweis der Vergleichbarkeit ist<br />
erforderlich als Grundlage für die<br />
wasserwirtschaftliche Genehmigungsfähigkeit.<br />
Unternehmen, die an einer Einzel<strong>zu</strong>lassung<br />
ihrer Systeme <strong>zu</strong>r<br />
dezentralen Niederschlagswasserbehandlung<br />
interessiert sind, wenden<br />
sich an Dipl.-Ing. Christoph<br />
Bennerscheidt, Projektleiter im IKT,<br />
Tel. (0209) 17806-25, E-Mail: bennerscheidt@ikt.de<br />
September 2013<br />
940 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Kurzfristige Vorhersage mit Wetterradar<br />
Die Erfassung von Niederschlagsgebieten und eine möglichst kurzfristige Vorhersage von Regenfällen<br />
bekommen eine immer größere Bedeutung. Vor allem vor dem Hintergrund diesjähriger Schadensereignisse<br />
mit massiven Überflutungen und damit verbundenen Problemen für die zivile Versorgung und Infrastruktur.<br />
Das Wetter radar leistet einen wichtigen Beitrag bei der Durchführung der Warnaufgaben im Katastrophenschutz<br />
und trägt <strong>zu</strong>r Reduzierung von Schäden bei.<br />
Aufgrund der großen Datendichte<br />
ist eine quantitative Niederschlagsvorhersage<br />
über bis <strong>zu</strong><br />
zwei Stunden möglich. Die Daten<br />
geben rechtzeitige Warnungen vor<br />
beispielsweise Starkniederschlag<br />
oder Hagel und helfen bei der<br />
Vorhersage von Hochwasserereignissen.<br />
Die neue Richtlinie VDI 3786<br />
Blatt 20 beschreibt die Sondierung<br />
der Atmosphäre mit bodengebundenen<br />
Wetterradarsystemen mit<br />
Wellenlängen zwischen drei und<br />
zehn Zentimetern. Das Wetterradar<br />
ermöglicht die flächendeckende<br />
Erfassung von Niederschlag und<br />
anderen Zielen bis <strong>zu</strong> mehreren<br />
1000 Metern Höhe über Grund. Das<br />
hauptsächlich beschriebene Einsatzgebiet<br />
ist die quantitative Niederschlagsmessung.<br />
Zahlreiche<br />
professionelle Anwender, die oft<br />
großen Wert auf eine detaillierte<br />
quantitative Erfassung legen, nutzen<br />
die Daten des Radarnetzes. Die<br />
Richtlinie behandelt daher nicht nur<br />
Neue Richtlinie VDI 3786 Blatt 20: Bodengebundene<br />
Fernmessung des Niederschlags mit Wetterradar.<br />
© Hagen, DLR<br />
die reine Messtechnik, sondern<br />
auch die Verfahrensschritte für die<br />
Vorbereitung der Daten für unterschiedliche<br />
Anwendungen.<br />
Eine populäre qualitative An -<br />
wendung ist die Echtzeitdarstellung<br />
von Niederschlagsgebieten und die<br />
Verbreitung dieser Darstellungen<br />
z. B. auf verschiedenen öffentlichen<br />
Internetportalen. Praxisrelevante<br />
Anwendungen und deren Anforderungen<br />
werden am Beispiel der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft beschrieben. Hier<strong>zu</strong><br />
zählen Kläranlagen-, Kanalnet<strong>zu</strong>nd<br />
Talsperrensteuerung, Hochwassermanagement,<br />
Niederschlagsklimatologie<br />
sowie die Bemessung<br />
wasserwirtschaftlicher Bauwerke.<br />
Herausgeber der Richtlinie „VDI<br />
3786 Blatt 20 „Umweltmeteorologie;<br />
Bodengebundene Fernmessung<br />
des Niederschlags; Wetterradar“ ist<br />
die Kommission Reinhaltung der<br />
Luft im VDI und DIN. Sie kann als<br />
Entwurf <strong>zu</strong>m Preis von 133,00 Euro<br />
beim Beuth Verlag, Tel. (030) 2601-<br />
2260, bestellt werden. Die Einspruchsfrist<br />
endet am 30. November<br />
2013. Einsprüche sind elektronisch<br />
über www.vdi.de/<br />
einspruchsportal möglich.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.vdi.de/richtlinien , www.beuth.de<br />
1. KRdL-Expertenforum Wetterradar<br />
Am 23. Oktober 2013 veranstaltet die Kommission Reinhaltung der<br />
Luft im VDI und DIN gemeinsam mit dem Umweltbundesamt und<br />
dem Bundesumweltministerium das 1. KRdL-Expertenforum Wetterradar<br />
in Bonn. Ziel des Expertenforums ist es, aktuelle Entwicklungen<br />
und Anwendungen sowie mögliche Problempunkte der Messung<br />
von Niederschlag mittels Wetterradar dar<strong>zu</strong>stellen und <strong>zu</strong> diskutieren.<br />
Die Tagung setzt Schwerpunkte auf die kompakte<br />
Vorstellung des Stands der Wissenschaft und Technik des Wetterradars,<br />
auf seine Anwendungsmöglichkeiten insbesondere im Bereich<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaft, auf beispielhafte Verfahren der Bereitstellung<br />
von Informationen aus Wetterradarmessungen und auf neue Entwicklungen.<br />
Anmeldungen sind bis <strong>zu</strong>m 17. Oktober 2013 unter www.vdi.de/<br />
wetterradar2013anmeldung möglich.<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />
Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />
Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />
Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />
www.aquadosil.de<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 941
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung auf der IFAT 2014<br />
Desinfektionssysteme weltweit <strong>zu</strong>nehmend gefragt<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung und -aufbereitung sowie <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>behandlung gehören <strong>zu</strong> den zentralen Produktgruppen<br />
der weltweit führenden Umwelttechnologiemesse IFAT. Bereits 2012 nahm dieser Bereich rund<br />
115 000 der insgesamt 215 000 Quadratmeter ein. Für die kommende IFAT, die vom 5. bis 9. Mai 2014 stattfindet,<br />
rechnet die Messe München mit einer ebenso hohen Ausstellerbeteiligung in diesem Segment – nicht<br />
<strong>zu</strong>letzt wegen dessen stetig wachsender Bedeutung.<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung und -aufbereitung auf der IFAT.<br />
© Alex Schelbert.de<br />
Der Weltmarkt für <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>desinfektionssysteme<br />
soll im Jahr 2019 ein Umsatzvolumen<br />
von annähernd drei Milliarden<br />
US-Dollar erzielen. Das prognostiziert<br />
die internationale Unternehmensberatung<br />
Frost & Sullivan in<br />
einer aktuellen Studie. Für das Jahr<br />
2012 ermittelten die Analysten eine<br />
Marktgröße von knapp zwei Milliarden<br />
US-Dollar. Sie rechnen für die<br />
kommenden Jahre mit einer stabilen<br />
jährlichen Wachstumsrate von<br />
über 6 %.<br />
Für die erwarteten hohen<br />
Zuwächse gibt es eine Reihe von<br />
Gründen. Da sind z. B. die Trends der<br />
weltweiten Urbanisierung und<br />
Industrialisierung, die <strong>zu</strong> einer noch<br />
intensiveren Nut<strong>zu</strong>ng, Aufbereitung<br />
und Wiederverwendung der knappen<br />
Ressource <strong>Wasser</strong> drängen.<br />
Vandhana Ravi, Frost & Sullivan-<br />
Analyst und einer der Autoren der<br />
Studie, weiß, „dass neben ihrer<br />
Funktion in der Trinkwasserversorgung<br />
die Desinfektion <strong>zu</strong>nehmend<br />
Bedeutung gewinnen wird in der<br />
Aufbereitung von Prozess- und<br />
Nutzwasser – beispielsweise für die<br />
Non-Food-Bewässerung oder die<br />
industrielle Kühlung“. Seiner Einschät<strong>zu</strong>ng<br />
nach werden sich gerade<br />
die wasserintensiven Industrien,<br />
wie Energieerzeugung, Nahrungsmittel-<br />
und Getränkeproduktion<br />
oder Pharmazie, als Motoren für<br />
den Markt der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>desinfektion<br />
erweisen.<br />
Als weitere Markttreiber wirken<br />
die verschärften gesetzlichen Vorgaben,<br />
wie z. B. die EU-Trinkwasserrichtlinie,<br />
die europäische Richtlinie<br />
über die Behandlung von kommunalem<br />
<strong>Abwasser</strong> oder der Clean<br />
Water Act in den USA. Aktuell<br />
werden gut 60 % der weltweiten<br />
Umsätze mit <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>desinfektionssystemen<br />
in den Kommunen<br />
erzielt, knapp 40 % in Industrieanwendungen.<br />
Chlorung, Ozonierung, Elektrolyse,<br />
UV-Bestrahlung, Mikrofiltration,<br />
thermische Behandlung: Für<br />
den Weg <strong>zu</strong> keimarmem oder keimfreiem<br />
<strong>Wasser</strong> bieten die internationalen<br />
Hersteller und Systemlieferanten<br />
ein breites Verfahrensspektrum<br />
an. Allerdings hemmen die<br />
vergleichsweise hohen Investitionsund<br />
Unterhaltskosten für einige dieser<br />
Systeme ihren Einsatz speziell in<br />
Entwicklungs- und Schwellenländern.<br />
„Diese Nationen bevor<strong>zu</strong>gen<br />
nach wie vor kostengünstige Lösungen,<br />
auch wenn dies <strong>zu</strong> Lasten der<br />
Produktqualität gehen sollte“, führt<br />
Ravi aus. „So wird im asiatisch-pazifischen<br />
Raum, in Afrika und im Mittleren<br />
Osten in der Desinfektion nach<br />
wie vor bevor<strong>zu</strong>gt mit Chlorgas<br />
gearbeitet, obwohl der Umgang mit<br />
dem giftigen Stoff bedeutende<br />
Umweltgefahren birgt.“ Es läge nun<br />
an der Umwelttechnologiebranche,<br />
für diese Märkte nachhaltige, leistungsstarke<br />
und trotzdem preiswerte<br />
Lösungen <strong>zu</strong> entwickeln. Ein<br />
Appell, dem die Aussteller <strong>zu</strong>r IFAT<br />
2014 sicherlich gerne nachkommen<br />
werden.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.ifat.de<br />
September 2013<br />
942 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
ABWASSERWÄRMENUTZUNG<br />
SONDERAUSGABE<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff<br />
06/13<br />
D e r e . q u a N e w s l e t t e r<br />
Netzwerk Energierückgewinnung<br />
und Ressourcenmanagement<br />
Das e.qua Netzwerk berichtet<br />
Aus dem Netzwerk<br />
Aus dem Netzwerk<br />
Themenallianz AWN<br />
THEMENALLIANZ<br />
Neues Netzwerkmitglied<br />
stellt sich vor:<br />
Die bofest consult GmbH<br />
Die bofest consult GmbH ist eine führende<br />
Unternehmensberatung für die<br />
Energie- und Versorgungswirtschaft.<br />
Mit <strong>Ihrem</strong> klaren Bekenntnis <strong>zu</strong>r „Energie“<br />
steht bofest consult für Know-how<br />
durch Spezialisierung ............... Seite 2<br />
Das Netzwerkmitglied<br />
Unitechnics über biogene<br />
Korrosion:<br />
Entwässerungssysteme effektiv vor<br />
Geruch und Korrosion schützen<br />
Die an Beton und Armaturen von<br />
Schacht deckeln voranschreitende<br />
biogene Schwefelsäurekorrosion gefährdet<br />
gesamte Anlagenbestände.<br />
Das Netzwerkmitglied Unitechnics hat<br />
ein System entwickelt um dem entgegen<strong>zu</strong>wirken<br />
............................. Seite 3<br />
<strong>Abwasser</strong>wärmenut<strong>zu</strong>ng<br />
im Kontext europäischer<br />
Energiepolitik:<br />
EU-Kommissar Oettinger informiert<br />
sich über <strong>Abwasser</strong>wärmenut<strong>zu</strong>ng<br />
EU-Kommissar für Energie Günther<br />
Oettinger und der Präsident des Landtages<br />
Baden-Württemberg Guido Wolf<br />
informierten sich in Geisingen über das<br />
Thema Energie aus <strong>Abwasser</strong> .. Seite 5<br />
Themenallianz AWN<br />
Themenallianz AWN<br />
Neuigkeiten des Themenallianzmitglieds<br />
Brandenburger<br />
Liner GmbH & Co. KG:<br />
Der neue Brandenburger Liner BB 2.5<br />
nun mit Zulassung Z-42.3-490<br />
Brandenburger Liner konnte durch den<br />
regen Dialog mit seinen Kunden vielfältige<br />
Anregungen sowie Produktwünsche<br />
aufnehmen und nun einen Liner<br />
entwickeln, welcher wesentlich robuster<br />
im täglichen Gebrauch, insbesondere<br />
im Hinblick auf HD-Spülbeständigkeit<br />
und Abriebfestigkeit ist ...... Seite 6<br />
HUBER ThermWin®-Lösung<br />
für Ministeriumsneubau:<br />
Wärme- und Kälteversorgung aus<br />
<strong>Abwasser</strong> für Ministeriumsneubau in<br />
Stuttgart<br />
Im Herzen von Stuttgart wurde Ende des<br />
Jahres 2012 der Neubau eines Ministeriumsgebäudes<br />
fertiggestellt. Für das Gebäude<br />
sind sehr hohe Anforderungen an<br />
die Energieeffizienz vorgegeben worden.<br />
Zur Erfüllung der Anforderungen kommt<br />
neben einer thermisch optimierten Gebäudehülle<br />
im Neubau des Ministeriums<br />
moderne und energieeffiziente Anlagentechnik<br />
<strong>zu</strong>m Einsatz ......................Seite 7
Aus dem Netzwerk<br />
Neues Netzwerkmitglied stellt sich vor:<br />
Die bofest consult GmbH<br />
Beratung entlang der<br />
Wertschöpfungsketten<br />
Energiewirtschaft<br />
Geschäftsprozesse<br />
Contracting und<br />
Energieeffizienz<br />
Portfoliomanagement<br />
und Beschaffung<br />
Strategie und M&A<br />
Die bofest consult GmbH ist eine führende<br />
Unternehmensberatung für<br />
die Energie- und Versorgungswirtschaft.<br />
In Deutschland sind rund 60 Unternehmensberater<br />
und Softwareentwickler<br />
tätig. Von ihren Standorten in Ratingen<br />
(NRW) und Berlin aus betreut bofest seit<br />
über 12 Jahren ihre Mandanten: marktgestaltende<br />
Unternehmen aus der Energiebranche,<br />
Kommunen und Stadtwerke<br />
sowie Industrieunternehmen und Energiedienstleister.<br />
Die Mitarbeiter arbeiten<br />
gemeinsam mit dem Management ihrer<br />
Mandanten an wegweisenden Lösungen<br />
<strong>zu</strong> strategischen, prozessualen und<br />
technischen Aufgaben in allen Fragen<br />
von Energiewirtschaft und Energieeffizienz.<br />
bofest erstellt Konzepte und Studien<br />
für die unterschiedlichen Auftraggeber<br />
und begleitet seine Kunden erfolgreich<br />
bei der Umset<strong>zu</strong>ng Ihrer Strategie<br />
<strong>zu</strong>r Realisierung der Energiewende.<br />
Die Beratungsleistungen für integrierte<br />
Versorger, Netzgesellschaften, Energielieferanten,<br />
Messstellenbetreiber und<br />
Abrechnungsgesellschaften reichen von<br />
der Unternehmensentwicklung, dem<br />
Risiko- und Portfoliomanagement über<br />
Energiedatenmanagement, Abrechnung<br />
und Bilanzkreismanagement bis hin <strong>zu</strong>m<br />
strategischen IT-Management, der SAP<br />
IS-U-Beratung und der Entwicklung von<br />
Energienetze<br />
Erzeugung und<br />
Erneuerbare Energien<br />
Energievertrieb<br />
<br />
Exploration & Produktion<br />
und Energiespeicher<br />
<strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong><br />
IT-Management<br />
Individualsoftware. Zahlreiche Marktteilnehmer<br />
vertrauen daher auf bofest<br />
consult, insbesondere wenn es um die<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei den Herausforderungen<br />
<strong>zu</strong>r systematischen Verbesserung der<br />
Datenqualität und der Entwicklung von<br />
ganzheitlichen Ansätzen des Energiedatenmanagements<br />
geht.<br />
Für die öffentliche Hand und Industrieunternehmen<br />
entwickelt bofest wegweisende<br />
Lösungen, um den steigenden<br />
Anforderungen aus der Energiewende<br />
wirtschaftlich und ökologisch werthaltig<br />
begegnen <strong>zu</strong> können. Neben der Erstellung<br />
von Energie- und Klimakonzepten<br />
übernimmt bofest u.a. die Planung und<br />
Errichtung von KWK-Anlagen, optimiert<br />
energetische Prozesse und unterstützt<br />
qualifiziert bei der Bereitstellung einer<br />
nachhaltigen Energieversorgung.<br />
Die Energiewirtschaft ist eine der spannendsten<br />
Branchen. Die ausreichende<br />
Verfügbarkeit von wirtschaftlicher und<br />
ökologisch nachhaltig erzeugter Energie<br />
ist eine der zentralen Herausforderungen<br />
der Zukunft.<br />
In einem Umfeld knapper werdender<br />
Ressourcen muss die Energieversorgung<br />
der Menschen umweltschonend<br />
sichergestellt werden. Dies muss unter<br />
fairen marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
geschehen. Institutionen<br />
wie das Kartellamt und die Regulierungsbehörde<br />
BNetzA überwachen und<br />
regulieren das Marktgeschehen. Eine<br />
Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen<br />
kommen <strong>zu</strong>r Anwendung.<br />
Prozesse und IT-Systeme müssen weiter<br />
entwickelt werden, um flexibel in einem<br />
Umfeld rascher Marktveränderungen<br />
agieren <strong>zu</strong> können. Das Know-how der<br />
Mitarbeiter muss ständig weiter entwickelt<br />
werden. Strategien stehen auf<br />
dem Prüfstand. Für jedes geschäftliche<br />
Engagement gilt es, Chancen und Risiken<br />
<strong>zu</strong> evaluieren.<br />
Mit ihrem klaren Bekenntnis <strong>zu</strong>r „Energie“<br />
steht bofest consult für Know-how<br />
durch Spezialisierung. Diese Fokussierung<br />
ermöglicht es, Ressourcen <strong>zu</strong> bündeln<br />
und Kunden optimal <strong>zu</strong> bedienen.<br />
bofest consult versteht sich als Ihr<br />
Partner dessen Streben <strong>Ihrem</strong> Erfolg<br />
verpflichtet ist, denn Ihr Erfolg ist das<br />
Fundament einer künftigen Zusammenarbeit<br />
mit bofest consult.<br />
- 2 -<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 06/13
Aus dem Netzwerk<br />
Das Netzwerkmitglied Unitechnics<br />
über biogene Korrosion:<br />
Entwässerungssysteme effektiv vor Geruch und Korrosion schützen<br />
Korrosion in einem Pumpwerk<br />
1. Problemstellung<br />
Über die Lüftungsöffnungen von Schachtdeckeln<br />
austretender Schwefelwasserstoff<br />
wird von Anwohnern und Passanten als<br />
störende Geruchsbelästigung wahrgenommen.<br />
Fachleute wissen, dass diese –<br />
oftmals witterungsbedingt unterschiedlich<br />
intensive – Geruchsbelästigung nur „die<br />
Spitze des Eisbergs“ ist: Sie ist ein Symptom<br />
für die an Beton und Armaturen voranschreitende<br />
biogene Schwefelsäurekorrosion,<br />
die den gesamten Anlagenbestand<br />
gefährdet. Diese Situation verschärft sich<br />
seit einigen Jahren <strong>zu</strong>nehmend und stellt<br />
Betreiber und Planer vor neue Herausforderungen:<br />
Was sind wann geeignete Sanierungsverfahren<br />
und mit<br />
welchen Strategien können<br />
Geruch und Korrosion im<br />
Kanal <strong>zu</strong>künftig vermieden<br />
bzw. vermindert werden?<br />
2. Ursachen von Geruch<br />
und Korrosion<br />
Durch lange Aufenthaltszeiten<br />
des <strong>Abwasser</strong>s im<br />
Leitungsnetz wird vorhandener<br />
Sauerstoff rasch aufgezehrt,<br />
so dass sich der<br />
Faulprozess mit der damit verbundenen<br />
Bildung von Schwefelwasserstoff früher<br />
einstellt. Verstärkt wird dieser Effekt bei<br />
<strong>zu</strong>nehmenden Temperaturen und längeren<br />
Trockenperioden: Schmutzkonzentrationen<br />
bieten dann ideale Bedingungen<br />
für die Bildung von Schwefelwasserstoff.<br />
Negative Begleiterscheinungen sind<br />
Geruchsbelästigungen sowie biogene<br />
Schwefelsäurekorrosion.<br />
3. Die UNITECHNICS<br />
Sulfid-Bilanz<br />
Ingenieure der UNITECH-<br />
NICS KG haben die UNI-<br />
TECHNICS Sulfid-Bilanz als<br />
dritten Baustein – neben<br />
Hydraulik und Schmutzfrachten<br />
– für Neu- und Sanierungsplanungen<br />
entwickelt.<br />
Ziel dieser neuartigen<br />
Berechnungsmethodik war<br />
es, die gängigen Hauptanforderungskriterien<br />
<strong>zu</strong><br />
erfüllen:<br />
• Verhinderung von Geruch infolge von<br />
Schwefelwasserstoff und/oder anderer<br />
Geruchsstoffe.<br />
• Verhinderung biogener Schwefelsäurekorrosion.<br />
• Unabhängigkeit von Einflussfaktoren,<br />
wie etwa <strong>Abwasser</strong>menge, Temperatur,<br />
<strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffe oder technische<br />
Eigenheiten der Betriebs- und Transportsysteme.<br />
• Berücksichtigung unerwünschter Nebenwirkungen<br />
durch nachteilige Veränderungen<br />
von <strong>Abwasser</strong>parametern (z.<br />
B. Zehrung von Kohlenstoff, Erhöhung<br />
von Stickstofffrachten etc.).<br />
• Aspekt der Wirtschaftlichkeit, also vor<br />
allem Kosten für Investition, Betrieb,<br />
Energie, Hilfsstoffe, Verbrauchsmaterial<br />
und Wartung etc.<br />
Die UNITECHNICS Sulfid-Bilanz berücksichtigt<br />
nicht nur die hinlänglich bekannten<br />
Einflussfaktoren, sondern auch ihr Zusammenspiel<br />
sowie daraus resultierende<br />
Konsequenzen. Sie beschäftigt sich außerdem<br />
mit der Frage, wie sich diese Einflussfaktoren<br />
auf die Entwicklung von Sulfid als<br />
Korrosion in einem Schacht<br />
Ursache von Korrosion auswirken. Die so<br />
gewonnenen Erkenntnisse haben grundlegenden<br />
Charakter für die Planung und<br />
können dann mit praktikablen Lösungen<br />
für die Praxis umgesetzt werden.<br />
Darüber hinaus werden für eine UNITECH-<br />
NICS Sulfid-Bilanz konkrete Dimensionierungsparameter<br />
genutzt. So ist vor dem<br />
Einsatz von Lösungen gegen Geruch und<br />
Korrosion <strong>zu</strong>nächst z.B. <strong>zu</strong> prüfen welche<br />
Sulfidfracht <strong>zu</strong> erwarten ist, wie weitreichend<br />
die H2S-Emissionsstrecke sein<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 06/13 - 3 -
Aus dem Netzwerk<br />
kann, welche Abluftmengen mit welchen<br />
Konzentrationen behandelt werden müssten<br />
oder welche besonderen baulichen<br />
und infrastrukturellen Gegebenheiten vorliegen.<br />
Im Folgenden seien exemplarisch die drei<br />
Ergebnisse einer Sulfidbilanz dargestellt:<br />
H2S-Emissionsstrecke:<br />
Mit Kenntnis der Emissionsstrecke von<br />
H2S im Kanal kann z.B. die Anzahl der <strong>zu</strong><br />
berücksichtigenden Schächte eines Kanalabschnitts<br />
ermittelt werden, sei es für den<br />
Einsatz von Schachtfiltern, die Reichweite<br />
einer Abluftabsaugung oder den Einsatz<br />
von Geruchsdämpfungs-Systemen. Auch<br />
für Sanierungsplanungen ist dies wichtig,<br />
da hier <strong>zu</strong>sätzlich die biochemische<br />
Widerstandsfähigkeit der Kanalrohre und<br />
Schächte entsprechend aus<strong>zu</strong>wählen ist.<br />
Sulfid-Fracht:<br />
Die Sulfid-Fracht ist ein wichtiger Parameter<br />
z.B. für die Festlegung von Chemikalienmengen<br />
und deren erforderlicher<br />
Dosierungen. So können schon im Vorfeld<br />
Kosten für entsprechende Tanks sowie die<br />
da<strong>zu</strong>gehörigen Befüllplätze – die üblichen<br />
Chemikalien sind i.d.R. wassergefährdende<br />
Stoffe – vorgesehen werden.<br />
H2S-Emission – Abluftmengen:<br />
Ausgehend von den <strong>zu</strong> erwartenden Abluftmengen<br />
lassen sich z.B. Filteranlagen<br />
oder Abluftabsaugungen einschließlich<br />
deren Abluftschornsteinen dimensionieren.<br />
Für eine wirkungstechnisch gute<br />
Filteranlage sollten der <strong>zu</strong> erwartende Volumenstrom<br />
und die Schadgaskonzentration<br />
bekannt sein. Ansonsten besteht die<br />
große Unsicherheit des unkontrollierten<br />
„Anlagenwachstums“, da ohne Kenntnis<br />
der Bemessungsparameter oft <strong>zu</strong>nächst<br />
eine kleine Anlage aufgestellt und im Versuch<br />
ermittelt wird, ob sie ausreichend<br />
funktioniert.<br />
4. Nutzen einer Sulfid-Bilanz<br />
Da bisherige Strategien die Entwicklung<br />
des Sulfids im <strong>Abwasser</strong> nicht berücksichtigt<br />
haben, können sie um diesen wichtigen<br />
Aspekt ergänzt werden. Dies ist vor allem<br />
relevant <strong>zu</strong>r Ermittlung der „richtigen“<br />
Lösung gegen Geruch und Korrosion mit<br />
den Zielen:<br />
• effiziente Planung neuer Anlagen<br />
• effiziente Planung <strong>zu</strong>r Optimierung bestehender<br />
Anlagen<br />
• effiziente Planung <strong>zu</strong>r Sanierung bestehender<br />
Anlagen<br />
Mit Hilfe der UNITECHNICS Sulfid-Bilanz für<br />
die Entwässerungsnetze kann im Rahmen<br />
der Fortschreibung/Erstellung eines Generalentwässerungsplans<br />
das Potenzial<br />
hinsichtlich anaerober Zustände im Netz<br />
ermittelt werden. Die UNITECHNICS Sulfid-Bilanz<br />
liefert die entsprechenden Bemessungsparameter<br />
(z.B. Sulfidfracht im<br />
<strong>Abwasser</strong>, H2S-belastete Abluftmengen,<br />
Emissionsstrecken sowie Sauerstoffbedarf<br />
<strong>zu</strong>r Aerobhaltung des <strong>Abwasser</strong>s), die<br />
für eine Dimensionierung von Maßnahmen<br />
gegen Geruch und Korrosion erforderlich<br />
sind. Das rein qualitative Einplanen<br />
einer beliebigen Lösung führt oft <strong>zu</strong> technisch<br />
wenig befriedigenden oder unwirtschaftlichen<br />
Ergebnissen. Darüber hinaus<br />
kann insbesondere bei Erweiterungen der<br />
Erschließungsgebiete (Neubau oder Neuanschluss)<br />
bereits in der Vorplanung auf<br />
ggf. erforderliche Maßnahmen eingegangen<br />
werden, um Problemfelder aus<strong>zu</strong>räumen.<br />
Speziell mit Blick auf die Erhaltung<br />
des Anlagenbestands bei ggf. eintretender<br />
biogener Säurekorrosion können die<br />
voraussichtlich belasteten Abschnitte<br />
entsprechend konstruktiv widerstandsfähig<br />
gestaltet werden. Nicht betroffene<br />
Abschnitte können unter dem Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkt<br />
wesentlich kostengünstiger<br />
errichtet werden, wenn auf die<br />
größtmögliche chemische Beständigkeit<br />
verzichtet werden kann.<br />
Grundsätzlich sind die Ergebnisse daher<br />
wichtig, um bereits vorab eine Dimensionierung<br />
der Lösungen vornehmen <strong>zu</strong> können.<br />
Dies schließt selbstverständlich die<br />
Ermittlung der Investitions- und Betriebskosten<br />
ein. In Auswertung der Daten kann<br />
dann eine Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />
durchgeführt werden.<br />
- 4 -<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 06/13
ABWASSERWÄRMENUTZUNG<br />
Die Themenallianz <strong>Abwasser</strong>wärmenut<strong>zu</strong>ng<br />
<strong>Abwasser</strong>wärmenut<strong>zu</strong>ng im<br />
Kontext europäischer Energiepolitik:<br />
EU-Kommissar Oettinger informiert sich über <strong>Abwasser</strong>wärmenut<strong>zu</strong>ng<br />
Im Zentrum der Energieeffizienzziele der<br />
Europäischen Union stehen 3 Schlüsselelemente:<br />
eine 20 prozentige Verringerung<br />
der Treibhausgas-Emissionen, 20 Prozent<br />
Anteil Erneuerbarer Energiequellen am Gesamtenergieverbrauch<br />
sowie eine Steigerung<br />
der Energieeffizienz von 20 Prozent.<br />
In diesem Kontext kann auch <strong>Abwasser</strong>wärmenut<strong>zu</strong>ng<br />
im europäischen Maßstab<br />
Ihren Beitrag leisten.<br />
So waren am 29.06.2013 der EU-Kommissar<br />
für Energie Günther Oettinger und der<br />
Präsident des Landtages Baden-Württemberg<br />
Guido Wolf <strong>zu</strong> Gast in Geisingen, um<br />
sich über das Thema Energie aus <strong>Abwasser</strong><br />
<strong>zu</strong> informieren. Zunächst informierte<br />
der Hersteller von Wärmeübertragersystemen<br />
Uhrig über Beispielprojekte erfolgreicher<br />
Projektumset<strong>zu</strong>ngen. Das Institut<br />
IER der Universität Stuttgart zeigte Inhalte<br />
aus seiner letztjährigen Potenzialstudie<br />
<strong>zu</strong>m Thema Wärme aus <strong>Abwasser</strong>, welche<br />
u.a. die Basis bildet für die Arbeitsgruppe<br />
Markt der Themenallianz <strong>Abwasser</strong>wärmenut<strong>zu</strong>ng.<br />
Das Netzwerk e.qua stellte sich den Politikern<br />
<strong>zu</strong>nächst als Institution, dann das<br />
Thema Wärme aus <strong>Abwasser</strong> im Kontext<br />
von Energiemaßnahmen in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
vor, schilderte den Status quo<br />
gesetzlicher Rahmenbedingungen, Projekthemmnisse<br />
und adressierte Erwartungen<br />
an die Politik aus der Branche.<br />
THEMENALLIANZ<br />
Kommissar Oettinger zeigte sich begeistert<br />
von der ihm bereits bekannten Technologie<br />
und räumte ein, dass die Politik<br />
aufgrund der Lieferfähigkeit auch über<br />
große Distanzen, dem Thema Strom aktuell<br />
mehr Beachtung schenke. Wärme sei<br />
zwar regionaler <strong>zu</strong> betrachten, gewinne<br />
aber insbesondere aufgrund der formulierten<br />
europäischen Energieeffizienzziele<br />
<strong>zu</strong>nehmend an Bedeutung.<br />
Mit einem Augenzwinkern, appellierte er<br />
das „e“ in e.qua nicht nur für Energie, sondern<br />
vielleicht auch für Europa <strong>zu</strong> verstehen<br />
und lud für den Herbst <strong>zu</strong> einem vertiefenden<br />
Fachaustausch mit den Fachexperten<br />
in der Europäischen Kommission nach<br />
Brüssel ein. Ziel des<br />
Gespräches wird der<br />
fachliche Austausch<br />
und das Abgleichen<br />
von Entwicklungsmöglichkeiten<br />
dieser Technologie,<br />
aber auch die<br />
Entwicklung von europäischen<br />
Pilotprojekten<br />
sein.<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 06/13<br />
- 5 -
Die Themenallianz <strong>Abwasser</strong>wärmenut<strong>zu</strong>ng<br />
Neuigkeiten des Themenallianzmitglieds<br />
Brandenburger Liner GmbH & Co. KG:<br />
Der neue Brandenburger Liner BB 2.5 nun mit Zulassung Z-42.3-490<br />
Die Zulassung des neuen Brandenburger<br />
Liners BB 2.5 ist im Juni erfolgt.<br />
Der Liner wurde in die bestehende Zulassung<br />
Z-42.3-490 aufgenommen, welche bis<br />
19. Juni 2018 gültig ist.<br />
Aufgrund der hervorragenden statischen<br />
Eigenschaften des Liners sparen Sie sich<br />
ab einer Wanddicke von etwa 5 mm einen<br />
Wanddickenschritt im Vergleich <strong>zu</strong>m BB 2.0® .<br />
Neben dem vereinfachten Einbau, durch<br />
Zyklen mit 550 W/m², dem Maximum, das<br />
dieser Spülstand hergibt (Norm: 3 Zyklen,<br />
450 W/m²), übersteht der Liner völlig unbeschadet.<br />
Die HD-Spülbeständigkeit des BB 2.5 konnte<br />
im Vergleich <strong>zu</strong>m BB 2.0® deutlich gesteigert<br />
werden und bringt Ihnen ein <strong>zu</strong>sätzliches<br />
Maß an Sicherheit bei Ihren Sanierungsmaßnahmen.<br />
Außerdem wirkt sich der<br />
geringe Abrieb von nicht einmal 0,1 mm<br />
positiv auf die Wanddicke und somit auch<br />
auf die Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahme<br />
aus.<br />
Der BB 2.5 hat somit alle <strong>Vorteil</strong>e des BB 2.0®<br />
und ist darüber hinaus der Liner mit dem<br />
höchsten E-Modul, der höchsten Transparenz<br />
und der besten Oberfläche, die ein<br />
Brandenburger Liner je hatte!<br />
HD-Spülversuch BB 2.5 – erfolgreicher Praxistest mit Rotationsdüse<br />
Die wichtigsten <strong>Vorteil</strong>e des BB 2.5 auf einen<br />
Blick:<br />
• Hohe mechanische Festigkeit mit Langzeit<br />
E-Modul von 11.000 N/mm²<br />
• Glasvliesgebundene Verschleißschutzschicht<br />
• Zusätzlicher Außenschutz schützt den<br />
Liner doppelt<br />
Durch den regen Dialog mit seinen Kunden<br />
konnte Brandenburger Liner vielfältige Anregungen<br />
sowie Produktwünsche aufnehmen<br />
und hat nun einen Liner entwickelt,<br />
welcher wesentlich robuster im täglichen<br />
Gebrauch, insbesondere im Hinblick auf<br />
HD-Spülbeständigkeit und Abriebfestigkeit<br />
ist.<br />
das geringere Gewicht, kann der Liner so<br />
auch schneller ausgehärtet werden.<br />
Durch den neuen<br />
Glaskomplex mit integrierter<br />
Glasvlieslage<br />
bildet sich an<br />
der Oberfläche des<br />
BB 2.5 eine glasgebundene<br />
Verschleißschutzschicht,<br />
die<br />
über eine simulierte<br />
Nut<strong>zu</strong>ngsdauer<br />
von 50 Jahren in der<br />
Darmstädter Kipprinne<br />
um weniger als<br />
0,1mm abgetragen<br />
wird. Selbst maximale<br />
Spültests von 10 HD-Spülversuch BB 2.5 – Werkstoffprüfung<br />
- 6 - <strong>Wasser</strong>Stoff 06/13
Die Themenallianz <strong>Abwasser</strong>wärmenut<strong>zu</strong>ng<br />
HUBER ThermWin®-Lösung für<br />
Ministeriumsneubau:<br />
Wärme- und Kälteversorgung aus <strong>Abwasser</strong> für Ministeriumsneubau in Stuttgart<br />
Es ist sicherlich nicht etwas Besonderes,<br />
wenn ein Bundesland ein vollständig<br />
neues Ministeriumsgebäude errichtet.<br />
Aber es ist etwas Besonderes, wenn sich<br />
das Land da<strong>zu</strong> entschließt, dieses nicht<br />
nur unter sehr hohen Anforderungen an<br />
die Energieeffizienz <strong>zu</strong> errichten, sondern<br />
dabei auch einen vollständig neuen Weg<br />
<strong>zu</strong>r Wärme- und Kälteversorgung begeht.<br />
Dieser Weg ist die Nut<strong>zu</strong>ng von kommunalem<br />
<strong>Abwasser</strong>, welches ganzjährig eine<br />
Temperatur von 10° – 12° C besitzt. Damit<br />
stellt es eine ideale Quelle für den Betrieb<br />
von Wärmepumpen <strong>zu</strong>m Beheizen und<br />
Kühlen von Gebäuden dar.<br />
Technikzentrale mit <strong>Abwasser</strong>schacht<br />
(RoK 4 im Behälter) und <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher<br />
im Hintergrund<br />
Im Herzen von Stuttgart wurde Ende des<br />
Jahres 2012 der Neubau eines Ministeriumsgebäudes<br />
fertiggestellt, welches<br />
nun das komplette Innenministerium<br />
sowie Teile des Ministeriums für Ländlichen<br />
Raum und Verbraucherschutz und<br />
des Umweltministeriums beherbergt.<br />
Insgesamt werden rund 610 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter dieser drei<br />
Ressorts dort ihren Arbeitsplatz haben.<br />
Neben der Büronut<strong>zu</strong>ng sind im Gebäude<br />
Bereiche mit höchsten Sicherheitsanforderungen,<br />
die Lagezentren der<br />
Landesregierung, der Polizei und des<br />
Katastrophenschutzes vorhanden. Ein<br />
Konferenz- und Veranstaltungsbereich,<br />
eine Tageseinrichtung <strong>zu</strong>r Kinderbetreuung<br />
und eine Kantine runden das Raumangebot<br />
ab. Durch ein flexibles Raumkonzept<br />
kann sich das Gebäude <strong>zu</strong>dem<br />
ohne wesentliche bauliche Änderungen<br />
wechselnden Nut<strong>zu</strong>ngsanforderungen<br />
anpassen.<br />
Die Staatliche Vermögens- und Hochbauverwaltung<br />
ist als fachkundiger<br />
Bauherr <strong>zu</strong>ständig für alle Leistungen<br />
rund um die Immobilien des Landes<br />
und für Bauaufgaben des Bundes in<br />
Baden-Württemberg. Auch der Neubau<br />
des Ministeriums lag in diesem Verantwortungsbereich.<br />
Eigentümer des Hauses<br />
ist die Baden-Württemberg Stiftung<br />
GmbH. Das Land hat das Haus von der<br />
Stiftung angemietet.<br />
Für das Gebäude sind sehr hohe Anforderungen<br />
an die Energieeffizienz vorgegeben<br />
worden. So soll der Gesamtprimärenergiebedarf<br />
maximal 120 kWh/<br />
m²a und der Heizenergiebedarf maximal<br />
30 kWh/m²a betragen. Zur Erfüllung<br />
der Anforderungen kommt neben einer<br />
thermisch optimierten Gebäudehülle im<br />
Neubau des Ministeriums moderne und<br />
energieeffiziente Anlagentechnik <strong>zu</strong>m<br />
Einsatz.<br />
Mit einem innovativen Heiz- und Kühlkonzept<br />
wird das städtische <strong>Abwasser</strong><br />
des vor dem Gebäude gelegenen Nesenbachkanals<br />
energetisch genutzt. Der<br />
Nesenbachkanal ist einer der wichtigsten<br />
Hauptsammler in Stuttgart und besitzt<br />
bei Trockenwetter einen Abfluss von<br />
über 170 l/sec, welcher im Regenwetterfall<br />
schlagartig auf mehrere Kubikmeter<br />
pro Sekunde anwachsen kann. Nach<br />
intensiver Prüfung der Randbedingungen<br />
und zahlreichen Gesprächen konnte<br />
HUBER ein Konzept <strong>zu</strong>m Heizen und<br />
Kühlen mit <strong>Abwasser</strong> vorstellen, welches<br />
im Laufe der Zeit weiter optimiert wurde.<br />
Grundlage hierfür ist wieder einmal das<br />
Verfahren HUBER ThermWin®, welches<br />
bereits in vielen Projekten erfolgreich<br />
umgesetzt wurde.<br />
Außenansicht der Technikzentrale<br />
Zwei HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher<br />
RoWin® der Baugröße 8 sowie drei<br />
Wärmepumpen sorgen ab sofort dafür,<br />
dass die Mitarbeiter des Ministeriums<br />
im Winter sowie Sommer jederzeit<br />
ein angenehmes Klima vorfinden. In<br />
der Heizperiode werden dem <strong>Abwasser</strong><br />
bis <strong>zu</strong> 420 kW thermische Energie<br />
entzogen und durch Einsatz von Wärmepumpen<br />
ca. 530 kW dem Gebäude<br />
<strong>zu</strong>geführt. Für Spitzenlastzeiten sowie<br />
als redundantes System wird ein Fernwärmeanschluss<br />
bereitgehalten. Aus<br />
den günstigen Primärenergiefaktoren<br />
der Fernwärme und der hochwirksamen<br />
<strong>Abwasser</strong>wärmenut<strong>zu</strong>ng kann der Primärenergieaufwand<br />
für Heizzwecke auf<br />
unter 30 kWh/m²a gesenkt werden. Dies<br />
entspricht einem Energiebedarf von 3<br />
Liter Heizöl pro Jahr und Quadratmeter.<br />
Zur Verteilung der Heizenergie wird im<br />
Gebäude ein Niedertemperaturheizsystem<br />
eingesetzt. Hier wird <strong>zu</strong>r Abdeckung<br />
der Heizgrundlast die Wärme über eine<br />
Betonkernaktivierung in die Büros eingebracht.<br />
Hierfür werden Betondecken<br />
und -böden durch eingelassene wasser-<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 06/13<br />
- 7 -
Einer der beiden HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher RoWin® beim Überheben über<br />
das Ministerium<br />
führende Rohrleitungen als Wärme- oder<br />
Kältespeicher genutzt. Die Betonkernaktivierung<br />
wird in den Sommermonaten<br />
auch <strong>zu</strong>r Kühlung der Büros eingesetzt.<br />
Dem Gebäude werden dabei maximal<br />
ca. 600 kW Wärme entzogen und mit<br />
den vorhandenen Wärmepumpen 730<br />
kW an das <strong>Abwasser</strong> abgegeben. Aufgrund<br />
der großen wirksamen Flächen<br />
kann mit geringen Temperaturdifferenzen<br />
ein sehr behagliches Raumklima<br />
auch während der heißen Sommertage<br />
erreicht werden. So kann das Gebäude<br />
<strong>zu</strong> großen Teilen mit regenerativer Energie<br />
beheizt werden. Das Gebäude bietet<br />
somit bei minimalen Energiekosten und<br />
höchster Energieeffizienz eine bestmögliche<br />
Behaglichkeit für die Nutzer.<br />
Die Montage stellte sehr große Anforderungen<br />
an die eingesetzten HUBER<br />
Monteure, welche ihre Aufgabe mit maximaler<br />
Einsatzbereitschaft und Erfahrung<br />
bewältigten. Aufgrund der örtlichen<br />
Einschränkungen <strong>zu</strong>r Einbringung der<br />
Wärmetauscher mussten diese sowie<br />
die gesamte Maschinentechnik während<br />
des laufenden Baubetriebes mit einem<br />
Schwerlastkran über das Gebäude gehoben<br />
und anschließend sofort <strong>zu</strong>m<br />
endgültigen Aufstellort in das Gebäude<br />
eingebracht werden. An dieser Stelle ist<br />
den eingesetzten Monteuren unter der<br />
Leitung von David Böhm und Thomas<br />
Götz ein ganz besonderes Lob aus<strong>zu</strong>sprechen.<br />
Die abwassertechnischen Einrichtungen<br />
wurden von HUBER im Herbst in Betrieb<br />
Der erste Wärmetauscher ist im Gebäude.<br />
genommen und nach einem mehrwöchigen<br />
Probebetrieb erfolgte im Dezember<br />
2012 die endgültige Abnahme durch den<br />
Auftraggeber. Derzeit wird die gesamte<br />
Wärme- und Kälteversorgung durch den<br />
Betreiber des Gebäudes eingefahren<br />
und optimiert. Der Ministeriumsneubau<br />
an der Willy Brandt Straße in Stuttgart<br />
stellt damit einen Meilenstein für energetisch<br />
vorbildliche öffentliche Gebäude<br />
dar.<br />
Anlagen <strong>zu</strong>r Wärmerückgewinnung aus<br />
<strong>Abwasser</strong> sind keine Produkte „von der<br />
Stange“. Es sind verfahrenstechnische<br />
Lösungen, die mit ingenieurmäßigem<br />
Know-how und einem gewissen Einfallsreichtum<br />
gepaart, geplant werden<br />
müssen, um sich der örtlichen Situation<br />
an<strong>zu</strong>passen. Dies ist auch in Stuttgart<br />
der Fall. In unserer heutigen Zeit ist der<br />
vom Menschen erzeugte Klimawandel<br />
eine der wichtigsten Herausforderungen.<br />
Die globale Erderwärmung muss<br />
auf ein Maximum von 2 °C beschränkt<br />
werden, ansonsten ist das Leben auf der<br />
Erde in der bestehenden Art und Weise<br />
<strong>zu</strong>künftig nicht mehr möglich. Ziel muss<br />
es daher unter anderem sein, eine nachhaltige<br />
Energieversorgung <strong>zu</strong> schaffen.<br />
Einerseits können hier<strong>zu</strong> Gesetze und<br />
Förderprogramme durch den Staat erlassen<br />
werden, andererseits bedarf es<br />
des Willens jedes einzelnen Bürgers,<br />
sich dieser Herausforderung <strong>zu</strong> stellen<br />
und auch entsprechend <strong>zu</strong> handeln.<br />
Leider wird letzteres immer noch durch<br />
den Gedanken der Wirtschaftlichkeit aus<br />
finanzieller Sicht negativ beeinflusst.<br />
Das Projekt <strong>zu</strong>r <strong>Abwasser</strong>wärmenut<strong>zu</strong>ng<br />
in Stuttgart zeigt deutlich auf, welche<br />
Chancen heute und morgen bestehen,<br />
einen Beitrag <strong>zu</strong>r Erreichung der Klimaschutzziele<br />
<strong>zu</strong> liefern. Mit der Nut<strong>zu</strong>ng<br />
der <strong>Abwasser</strong>wärme kann in den nächsten<br />
Jahren wirtschaftlich und verzichtsfrei<br />
der Primärenergieverbrauch und der<br />
CO2-Ausstoß gesenkt werden. Die <strong>Abwasser</strong>wärmenut<strong>zu</strong>ng<br />
ist eine sinnvolle<br />
Ergän<strong>zu</strong>ng bestehender Energieträger<br />
im Sinne einer langfristigen Energieversorgung.<br />
Zahlen <strong>zu</strong>m Projekt:<br />
• 2 HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher<br />
RoWin®, Baugröße 8<br />
• Max. benötigte <strong>Abwasser</strong>menge: 60 l/s<br />
• Heizfall:<br />
– 420 kW Ent<strong>zu</strong>g aus dem <strong>Abwasser</strong><br />
– 530 kW Abgabe an das Gebäude<br />
• Kühlfall:<br />
– 580 kW Ent<strong>zu</strong>g aus dem Gebäude<br />
– 730 kW Abgabe an das <strong>Abwasser</strong><br />
Energieforum Stralauer Platz 34 10243 Berlin<br />
Fon +49 30 2936457-0 Fax +49 30 2936457-10<br />
www.e-qua.de<br />
info@e-qua.de<br />
Senatsverwaltung für Wirtschaft,<br />
Technologie und Frauen<br />
Dieses Projekt wird hälftig mit Bundes- und Landesmitteln<br />
aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen<br />
Wirtschaftsstruktur“ (GRW) finanziert.
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
Branchenereignis für Nutzwasser sowie<br />
Trink- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
Die Aquatech Amsterdam zeigt vom 5. bis 8.<br />
No vember die gesamte Prozesskette der <strong>Wasser</strong>technologie:<br />
von <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung,<br />
Prozesssteuerung und Automation, Transportund<br />
Lagerung bis hin <strong>zu</strong> Entnahmestellen. 881<br />
internationale Aussteller zeigen hier ihre Innovationen<br />
auf einer Nettofläche von 24 000 m 2 . 21 500<br />
Fachbesucher aus 70 Ländern und 40 internationale<br />
Delegationen besuchen die Aquatech in jedem Jahr.<br />
Die Messe wird begleitet von der viel beachteten<br />
International Water Week, einer hochkarätigen<br />
Kongressreihe, die den Wissenstransfer ermöglichen<br />
soll. Die Aquatech Amsterdam findet im zweijährlichen<br />
Turnus und im Wechsel mit der IFAT statt.<br />
Das sehr erfolgreiche Konzept der Aquatech<br />
Amsterdam wurde nach China, Indien und USA<br />
exportiert.<br />
Die Aquatech China findet vom 25. bis 27. Juni<br />
2014 statt und hat sich über die Jahre <strong>zu</strong> der erfolgreichsten<br />
und größten Fachmesse in diesem wichtigen<br />
Markt entwickelt mit mehr als 1000 Ausstellern<br />
auf 16 000 qm Nettofläche und 38 89 Fachbesuchern.<br />
Die Aquatech India, die vom 6. bis 8. Mai 2014 in<br />
Neu Delhi stattfindet, ist die einzige professionelle<br />
Fachmesse für <strong>Wasser</strong>technologie in diesem rasant<br />
wachsenden Markt. Hier trifft man auf hochqualifizierte<br />
Fachbesucher aus dem gesamten indischen<br />
<strong>Wasser</strong>sektor.<br />
© Aquatech Amsterdam<br />
Kontakt:<br />
Gabi Schwager,<br />
Repräsentant der Aquatech<br />
Messen in Deutschland,<br />
E-Mail: g.schwager@exhibitioncoach.com,<br />
Tel. (0211) 95597 555,<br />
www.aquatechtrade.com<br />
620C der Ringkolbenzähler<br />
mit Composite-Gehäuse<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Eine Innovation für Wirtschaftlichkeit<br />
und Umweltschutz<br />
- Höchste Messempfindlichkeit und Genauigkeit<br />
- Ein bedeutender Beitrag <strong>zu</strong>r nachhaltigen Entwicklung<br />
- Einfache und sichere Handhabung<br />
- Umweltfreundliche Werkstoffe - schwermetallfrei<br />
- Vorbereitet <strong>zu</strong>r Fernauslesung<br />
Sensus GmbH Ludwigshafen<br />
Industriestraße 16, 67063 Ludwigshafen<br />
Tel.: 0621/ 6904-1113 Fax: 0621/ 6904-1409<br />
www.wassertermine.de<br />
Sensus GmbH Hannover<br />
Meineckestraße 10, 30880 Laatzen<br />
Tel.: 0621/ 6904-1113 Fax: 05102/ 74-3341<br />
www.sensus.com<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 951
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
Tagung <strong>zu</strong>r Automatisierung<br />
abwassertechnischer Anlagen<br />
Am 15. und 16. Oktober 2013<br />
findet in Fulda die 9. Fachtagung<br />
Mess- und Regelungstechnik<br />
in abwassertechnischen Anlagen<br />
statt. Diese gemeinsam von der<br />
DWA und der VDI/VDE Gesellschaft<br />
Mess- und Automatisierungstechnik<br />
durchgeführte Fachtagung widmet<br />
sich in interdisziplinärer Sicht<br />
von Planern und Betreibern abwassertechnischer<br />
Anlagen und von<br />
Experten der Automatisierungstechnik<br />
praxisrelevanten Aspekte<br />
der Automation abwassertechnischer<br />
Systeme.<br />
Eine besondere Herausforderung<br />
sind die von der IT getriebenen<br />
kurzen Innovationszyklen, die<br />
in Einklang mit Investitionsschutz,<br />
© DWA<br />
Nachhaltigkeit und Robustheit der<br />
Mess- und Regelungstechnik <strong>zu</strong><br />
bringen sind. Aktuelle Entwicklungen<br />
<strong>zu</strong>r Prozessbedienung und<br />
-beobachtung oder <strong>zu</strong>r Datenkommunikation<br />
auf Basis von Internet-<br />
Technologien zählen deshalb<br />
ebenso <strong>zu</strong>m Tagungsprogramm wie<br />
Fragen der Cyber-Security, der Energieeffizienz<br />
und der Abwicklung<br />
von MSR-Projekten.<br />
Das 32 Fachvorträge umfassende<br />
Programm der Gemeinschaftstagung<br />
wird durch eine<br />
begleitende Fachausstellung er -<br />
gänzt.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.dwa.de<br />
MSR-Spezialmesse für Prozessleitsysteme, Mess-,<br />
Regel- und Steuerungstechnik in Braunschweig<br />
30. Oktober 2013 in der Volkswagenhalle in Braunschweig<br />
Die MEORGA veranstaltet am<br />
30. Oktober 2013 eine regionale<br />
Spezialmesse für Prozessleitsysteme,<br />
Mess-, Regel- und Steuerungstechnik.<br />
Hier zeigen rund<br />
140 Fachfirmen der Mess-, Steuer-,<br />
Regel- und Automatisierungstechnik<br />
ihre Geräte und Systeme, Engineering-<br />
und Serviceleistungen<br />
sowie neue Trends im Bereich der<br />
Automatisierung.<br />
Die Messe wendet sich an Fachleute<br />
und Entscheidungsträger, die<br />
in ihren Unternehmen für die<br />
Optimierung der Geschäfts- und<br />
Produktionsprozesse entlang der<br />
gesamten Wertschöpfungskette<br />
verantwortlich sind. Der Eintritt <strong>zu</strong>r<br />
Messe und die Teilnahme an den<br />
Workshops sind für die Besucher<br />
kostenlos und sollen ihnen Informationen<br />
und interessante Gespräche<br />
ohne Hektik oder Zeitdruck ermöglichen.<br />
MEORGA organisiert seit mehreren<br />
Jahren mit großem Erfolg regionale<br />
Spezialmessen für die Mess-,<br />
Steuerungs-, Regelungs- und Automatisierungstechnik.<br />
Durch den<br />
wachsenden Kostendruck in den<br />
Unternehmen und die damit einhergehenden<br />
Restriktionen bei<br />
Dienstreisen finden lokale Messen –<br />
vor der Haustür – immer größeren<br />
Anklang und sind ein Gewinn für<br />
Aussteller wie für Besucher.<br />
Die regionale<br />
Messe:<br />
Produkte,<br />
Systeme und<br />
Informationen<br />
vor der<br />
Haustür.<br />
Kontakt:<br />
MEORGA GmbH,<br />
Sportplatzstraße 27,<br />
D-66809 Nalbach,<br />
Tel. (06838) 8960035,<br />
Fax (06838) 983292,<br />
E-Mail info@meorga.de,<br />
www.meorga.de<br />
September 2013<br />
952 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
nANO meets water V<br />
Nanotechnik für die <strong>Wasser</strong>praxis am 28. November 2013 in Oberhausen<br />
Mit der Veranstaltung „nANO<br />
meets water“ des Instituts<br />
Fraunhofer UMSICHT werden im<br />
Bitte im Fensterumschlag <strong>zu</strong>rücksenden<br />
oder faxen +49 208 8598-1289<br />
46047 Oberhausen<br />
Bitte senden Sie mir kostenfrei unverbindliche<br />
Informationen <strong>zu</strong>m UMSICHT-Förderverein.<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
E-Mail<br />
Jahr 2013 neue Wege eingeschlagen.<br />
Zum ersten Mal seit Beginn<br />
dieser Tagungsreihe werden <strong>zu</strong>sätzlich<br />
auch verwandte Themen aufgenommen.<br />
Nanotechnik in der <strong>Wasser</strong>praxis<br />
steht allerdings weiterhin<br />
im Zentrum, wobei der Aspekt Toxizität<br />
wieder eine große Rolle spielen<br />
wird. Im Rahmen des Themenbereichs<br />
Nanotechnik wird über spezielle<br />
Materialbearbeitungsverfahren<br />
für die Herstellung innovativer Filtermaterialien<br />
und über die Einsatzmöglichkeiten<br />
von Nanopartikeln<br />
im Bereich <strong>Wasser</strong>reinigung berichtet<br />
werden. Weiterhin steht das<br />
Thema „Fracking“ (Hydraulic Fracturing)<br />
auf dem Programm – ein Problemfeld,<br />
das sich naturgemäß nicht<br />
Osterfelder Straße 3<br />
Telefon/Telefax<br />
Dr. Joachim Danzig<br />
UMSICHT<br />
Sicherheits- und Energietechnik<br />
Fraunhofer-Institut für Umwelt-,<br />
Anschrift<br />
Abteilung<br />
Firma/Behörde<br />
Titel, Vorname, Name<br />
Welche Themen interessieren Sie besonders?<br />
Hiermit melde ich mich verbindlich <strong>zu</strong>r Veranstaltung »nANO meets water V«<br />
am 28. November 2013 bei Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen an.<br />
vom Grundwasserschutz trennen<br />
ORGANISATORISCHES<br />
lässt. Die Risiken sollen dabei<br />
ANMELDUNG<br />
genauso betrachtet werden wie die<br />
Bitte melden Sie sich bis <strong>zu</strong>m 21. November 2013 per Brief oder<br />
Fax mit dem anhängenden Formular an oder benutzen Sie unsere<br />
<strong>Vorteil</strong>e, die die jeweiligen <strong>Techniken</strong><br />
mit sich bringen.<br />
E-Mail-Anmeldung im Internet unter: »www.umsicht.fraunhofer.de«<br />
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.<br />
Moderiert wird die Veranstaltung<br />
von Iris Kumpmann, Abtei-<br />
TEILNAHMEGEBÜHR<br />
Basispreis: 150 € | Early-Bird-Tarif bis 25.10.2013: 120 €<br />
Studierende: 30 € | Early-Bird-Tarif bis 25.10.2013: 20 €<br />
lungsleiterin Public Relations bei<br />
In der Teilnahmegebühr enthalten sind Getränke und Imbiss. Bitte<br />
zahlen Sie bargeldlos nach Erhalt der Rechnung. Eine Teilnahme-<br />
Fraunhofer UMSICHT. Experten aus<br />
verschiedenen Disziplinen informieren<br />
fachübergreifend chen die Veranstaltung kostenfrei (je über Unternehmen die 1 Teilnehmer). neu-<br />
volle Teilnahmegebühr. Mitglieder des UMSICHT-Fördervereins besuesten<br />
Erkenntnisse aus Forschung<br />
VERANSTALTUNGSORT<br />
und Entwicklung. Fachbesucher<br />
Fraunhofer UMSICHT | Osterfelder Str. 3 | 46047 Oberhausen<br />
sind <strong>zu</strong>r gemeinsamen Diskussion<br />
Eine Anfahrtsbeschreibung entnehmen Sie bitte folgendem Link<br />
oder QR-Code: www.umsicht.fraunhofer.de/anfahrt<br />
mit den Referenten eingeladen.<br />
bestätigung erhalten Sie per E-Mail. Bei Nichtteilnahme ohne vorherige<br />
schriftliche Stornierung (mind. 1 Woche vorher) berechnen wir die<br />
IHRE ANSPRECHPARTNER<br />
Organisatorisches Dr. Joachim Danzig<br />
Telefon +49 208 8598-1145<br />
Telefax +49 208 8598-1289<br />
joachim.danzig@umsicht.fraunhofer.de<br />
Fachkontakt<br />
Dr.-Ing. Ilka Gehrke<br />
Telefon +49 208 8598-1260<br />
Telefax +49 208 8598-1295<br />
Weitere Informationen/Anmeldung unter:<br />
ilka.gehrke@umsicht.fraunhofer.de<br />
www.umsicht.fraunhofer.de<br />
Foto: Shutterstock<br />
FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR UMWELT-,<br />
SICHERHEITS- UND ENERGIETECHNIK UMSICHT<br />
28. NOVEMBER 2013 IN OBERHAUSEN<br />
nANO meets water V<br />
NANOTECHNIK FÜR DIE WASSER-PRAXIS – FACHLEUTE<br />
AUS INDUSTRIE UND WISSENSCHAFT IM DIALOG<br />
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Fax: (0 42 07) 91 66 -199<br />
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September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 953
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
5. Seminar <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Luftaufnahme: Campus der Universität der Bundeswehr München-<br />
Neubiberg. © UniBW<br />
Anmeldung:<br />
Marcel Hagen,<br />
E-Mail: Marcel.Hagen@unibw.de,<br />
Tel. (089) 6004-2161,<br />
Fax (089) 6004-3858<br />
Oberflächenwassermanagement auf Flughäfen<br />
Vorfeld des Flughafen Dresden.<br />
© Dennis Naumann, wikipedia.de<br />
Am 19. September 2013 findet<br />
am Institut für <strong>Wasser</strong>wesen,<br />
Professur für Siedlungswasserwirtschaft<br />
und Abfalltechnik, an der<br />
Universität der Bundeswehr in<br />
München-Neubiberg das 5. Seminar<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung statt. Neben<br />
einem breiten Spektrum interessanter<br />
Vorträge werden auf der begleitenden<br />
Fachausstellung aktuelle<br />
Produkte und Lösungen angeboten.<br />
Bereits <strong>zu</strong>m fünften Mal lädt das<br />
SWA (Institut für <strong>Wasser</strong>wesen,<br />
Siedlungswasserwirtschaft und<br />
Abfalltechnik) der Universität der<br />
Bundeswehr nach Neubiberg im<br />
Süden Münchens ein, um interessierten<br />
Fachbesuchern ein interessantes<br />
und breitgefächertes Vortragsprogramm<br />
mit Themen aus der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft und Anlagentechnik<br />
<strong>zu</strong> bieten.<br />
Im Einzelnen werden Veränderungen<br />
im Gebührenrecht behandelt,<br />
Gefährdungen des Trinkwassers<br />
durch organische Spurenstoffe<br />
aufgezeigt und Anforderungen an<br />
Versorgungsunternehmen bezüglich<br />
des neuen DVGW-Merkblattes<br />
W 1000 geschildert. Außerdem stehen<br />
Referate über Brunnenalterung<br />
und Ersatz von Brunnenpumpen auf<br />
dem Programm, ein Vortrag über<br />
Netzüberwachung und Verlustminimierung<br />
sowie die Themen Energiewende<br />
und Sicherheit in der <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
Im Februar 2014 bietet die LAR<br />
Process Analysers AG ein Seminar<br />
<strong>zu</strong>m Oberflächenwassermanagement<br />
auf Flughäfen an. Die seit<br />
2011 bestehende Seminarreihe<br />
schafft eine Plattform <strong>zu</strong>m Wissensund<br />
Erfahrungsaustausch und<br />
ergänzt durch den Praxisbe<strong>zu</strong>g<br />
optimal das Angebot der Arbeitsgemeinschaft<br />
Deutscher Verkehrsflughäfen<br />
(ADV) für Ver- und Entsorger.<br />
Bisherige Veranstaltungsorte waren<br />
der Flughafen Dresden und der<br />
Flughafen Frankfurt/Main. In 2014<br />
wird die Seminarreihe am Flughafen<br />
München veranstaltet.<br />
Betreiber, Ingenieurbüros und<br />
Fachleute erhalten die Gelegenheit,<br />
ihre bisherigen Erfahrungen und<br />
neue Lösungsansätze anhand praktischer<br />
Beispiele an<strong>zu</strong>sprechen.<br />
Kontakt:<br />
LAR Process Analysers AG,<br />
Neuköllnische Alle,<br />
E-Mail: vertrieb@lar.com,<br />
www.lar.com<br />
September 2013<br />
954 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
Aus der Praxis für die Praxis: 2. Deutscher<br />
Reparaturtag setzt anwendungstechnische Akzente<br />
Reparaturtechniken – Der Beitrag<br />
<strong>zu</strong>r ganzheitlichen Kanalsanierung<br />
lautet das Motto des 2. Reparaturtags,<br />
der am 19. September in<br />
Kassel stattfinden wird. Die vom<br />
Verband Zertifizierter Sanierungsberater<br />
für Entwässerungssysteme<br />
e.V. (VSB) in Kooperation mit der<br />
Technischen Akademie Hannover<br />
e.V. (TAH) konzipierte Veranstaltung<br />
will nach dem erfolgreichen Auftakt<br />
im vergangenen Jahr in Mainz den<br />
Schwerpunkt auf technische Fragestellungen<br />
richten. Welche <strong>Techniken</strong><br />
gibt es und welche Verfahren<br />
versprechen bei der anstehenden<br />
Reparatur den größtmöglichen<br />
Erfolg, lauten grundlegende Fragen,<br />
die auf der Vortragsveranstaltung<br />
mit begleitender Fachausstellung<br />
diskutiert werden sollen. Während<br />
Mitarbeiter von Kommunen, Ingenieurbüros<br />
und Hochschulen vormittags<br />
über ihre Erfahrungen bei der<br />
Reparatur durch Injektion, mit vor<br />
Ort härtenden Materialien, mit<br />
Spachtel- oder Verpressverfahren,<br />
mittels Innenmanschetten oder<br />
durch Abdichtung mittels Flutungsverfahren<br />
sowohl bei nichtbegehbaren<br />
als auch bei begehbaren<br />
Kanälen und Schächten berichten,<br />
stehen nach der Mittagspause planungsrelevante<br />
Aspekte im Mittelpunkt.<br />
Wie treffe ich als Verantwort licher<br />
für das Kanalnetz bzw. als beauftragter<br />
Planer die richtige Entscheidung<br />
bei der Auswahl des für das konkrete<br />
Schadensbild am besten geeigneten<br />
Verfahrens – diese Frage wird sich<br />
jeder verantwortungsbewusste Netzbetreiber<br />
oder Planer stellen, der<br />
neben wirtschaftlichen Aspekten<br />
auch Parameter wie die Nut<strong>zu</strong>ngsdauer<br />
im Blick hat. Die richtige Auswahl<br />
des Verfahrens und eine qualifizierte<br />
Ausführung tragen <strong>zu</strong> nachhaltigen<br />
Sanierungsergebnissen bei,<br />
hierin sind sich die Fachleute einig.<br />
Doch wie geht man richtig vor und<br />
was muss man beachten, damit von<br />
der Planung über die Ausschreibung<br />
bis hin <strong>zu</strong>r Ausführung alles den<br />
gewünschten Anforderungen entspricht?<br />
Welchen Status quo haben<br />
die Reparaturverfahren überhaupt?<br />
Die vorhandenen Normen halten<br />
hier grundsätzliche Informationen<br />
be reit. Die Kanalsanierung wird mit<br />
den Verfahren Reparatur, Renovierung<br />
und Erneuerung in Gruppen<br />
eingeteilt, die sich aus der DIN EN 752<br />
Entwässerungssysteme außerhalb von<br />
Gebäuden – Deutsche Fassung 2008<br />
und der Arbeits-/Merkblattreihe 143<br />
Teil der<br />
Die weltweit führende Fachmesse<br />
für Brauch-, Trink- und <strong>Abwasser</strong><br />
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internationalen Marktführer<br />
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als 21.500 Kollegen aus der<br />
ganzen Welt<br />
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Veranstalter<br />
Unterstützt durch<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 955
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
Fräsroboter<br />
werden für<br />
präzise Fräs-,<br />
Bohr- und<br />
Schleifarbeiten<br />
in Rohrleitungen<br />
bis DN 800<br />
eingesetzt.<br />
© KATE PMO AG<br />
Erscheinungsbild einer Stutzensanierung mit Injektionsverfahren.<br />
© Umwelttechnik Franz Janßen GmbH<br />
der Deutschen Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfälle e.V.<br />
(DWA), Sanierung von Entwässerungssystemen<br />
außerhalb von Gebäuden<br />
ableiten lassen. Hin<strong>zu</strong> kommt: In der<br />
DIN EN 15885 – Klassifizierung und<br />
Eigenschaften von <strong>Techniken</strong> für die<br />
Renovierung und Reparatur von<br />
<strong>Abwasser</strong>kanälen und -leitungen –<br />
werden die allgemeinen Einsatzmöglichkeiten<br />
der Reparaturtechniken<br />
behandelt. Für jede Technik-Gruppe<br />
sind die jeweils verfügbaren Normen,<br />
Werkstoffe und Anwendungen aufgeführt<br />
und die Eigenschaften, einschließlich<br />
Einbaumerkmale dargestellt.<br />
Darüber hinaus enthält die<br />
Europäische Norm auch Informationen,<br />
die für die Auswahl der optimalen<br />
Technik im Hinblick auf eine vorgegebene<br />
Reihe von Renovierungsund<br />
Reparaturzielen erforderlich<br />
sind. Die Auswahl des geeigneten<br />
Renovierungs- und Reparatursystems<br />
liegt jedoch in der Verantwortung<br />
des Planenden.<br />
Standardlösungen<br />
gibt es nicht<br />
„Und damit wird ein zentraler Punkt<br />
angesprochen, der für den Erfolg<br />
einer Sanierungsmaßnahme von<br />
entscheidender Bedeutung ist“,<br />
erklärt Dipl.-Ing. (FH) Markus Vogel,<br />
einer der Initiatoren der Veranstaltung.<br />
„Denn es gibt keine Standardsanierungstechnik,<br />
die alle<br />
Schäden gleichermaßen beheben<br />
kann“, sieht sich Vogel mit vielen<br />
Kollegen im Schulterschluss. Konsequent<br />
greift der 2. Deutsche Reparaturtag<br />
diese Thematik auf. Unter der<br />
Überschrift „Erfahrungen über den<br />
Einsatz und Wirkung der Reparaturtechniken<br />
aus Sicht der Nutzer“ stellen<br />
Kanalnetzbetreiber und planende<br />
Ingenieure dar, unter welchen<br />
Gesichtspunkten und mit<br />
welchem Ergebnis die verschiedenen<br />
<strong>Techniken</strong> bislang eingesetzt<br />
wurden. Zu den Vortragenden<br />
gehören neben Dr.-Ing. Joachim<br />
Beyert, RWTH Aachen (Injektionsverfahren),<br />
Dipl.-Ing. Marius Korczak,<br />
StEB Köln (Kurzlinerverfahren),<br />
Dipl.-Ing. Meike Rau, KASSELWAS-<br />
SER (Spachtel-/Verpressverfahren),<br />
Dipl.-Ing. (FH) Walter Widdenhöfer,<br />
Stadt Bergisch Gladbach (Innenmanschetten)<br />
sowie Dipl.-Ing. (FH)<br />
Wilfried Günzel, Ingenieurbüro für<br />
Kanalinstandhaltung, Lage (Flutungsverfahren)<br />
und Sven Lietzmann,<br />
Kommunale <strong>Wasser</strong>werke<br />
Leipzig GmbH (Reparatur begehbarer<br />
Kanäle und Schächte).<br />
Hintergrundwissen für<br />
Planung und Ausführung<br />
Nach anschließender Diskussion<br />
unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing.<br />
Volker Wagner von der Hochschule<br />
Wismar steht im weiteren Verlauf<br />
der eintägigen Veranstaltung die<br />
„Technikauswahl bei der Planung<br />
und Ausführung“ auf dem Programm.<br />
„Hier erhalten die Teilnehmer<br />
wichtiges Hintergrundwissen<br />
<strong>zu</strong>r Auswahl der Verfahren“, so Markus<br />
Vogel weiter, der mit seinem<br />
Vortrag über „Planerische Aspekte<br />
bei der Auswahl der geeigneten<br />
Reparaturtechniken“ den Nachmittag<br />
eröffnet. Welche Aspekte sind es,<br />
die der Planer mit Blick auf das Schadensbild<br />
und der örtlichen Randbedingungen<br />
bei der Planung einer<br />
Sanierungsmaßnahme be rück sichtigen<br />
muss? Welche Alternativen<br />
gibt es, wenn verschiedene Reparaturverfahren<br />
<strong>zu</strong>r Auswahl stehen?<br />
Wie lege ich in Abstimmung mit den<br />
September 2013<br />
956 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
Netzbetreibern das geeignete Verfahren<br />
fest? So oder ähnlich lauten<br />
die Fragen, mit denen sich der Planer<br />
beschäftigen muss. „In Kenntnis<br />
dieser Informationen wird es für den<br />
Auftraggeber auch möglich, vom<br />
Planer vorgelegte Ergebnisse fachlich<br />
<strong>zu</strong> hinterfragen bzw. die eigene<br />
Philosophie als Planungsgrundlage<br />
bei Planungsaufträgen mit auf den<br />
Weg <strong>zu</strong> geben“, so Vogel. „Planungsergebnisse<br />
<strong>zu</strong> hinterfragen ist Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />
dafür, die Planungsqualität<br />
als Auftraggeber einordnen <strong>zu</strong><br />
können. Dies insbesondere dann,<br />
wenn keine konkreten Beschaffenheitsanforderungen<br />
in Ingenieurverträgen<br />
verankert sind.<br />
Auch hier setzt der 2. Deutsche<br />
Reparaturtag den Hebel an. Aufgrund<br />
der Vorträge wird der Netzbetreiber<br />
in die Lage versetzt, die<br />
Vorschläge des Planers <strong>zu</strong> hinterfragen.<br />
Ebenso erhält er fachliche<br />
Anregungen, wie die Ausschreibung<br />
möglichst so abgefasst wird,<br />
dass die Ausführung am Ende das<br />
gewünschte Ergebnis zeigt. Auch<br />
die weiteren Beiträge sind auf diesen<br />
Themenkomplex abgestimmt.<br />
Dr.-Ing. Robert Stein, S & P Consult<br />
GmbH, Bochum, stellt „Entscheidungskriterien<br />
<strong>zu</strong>r Auswahl von<br />
Reparaturverfahren auf Basis einer<br />
Risikoanalyse“ vor. Ein Vortrag von<br />
M.Eng. Markus Dohmann, Stadt<br />
Backnang, über die „Art der Ausschreibung<br />
von Reparaturarbeiten“<br />
und eine Podiumsdiskussion unter<br />
dem Titel „Warum so kompliziert, es<br />
ist doch „nur“ eine Reparatur?! –<br />
Anspruch an die Technikauswahl<br />
und deren Nutzbarkeit“ beschließen<br />
den Tag.<br />
Kontakt:<br />
Verband Zertifizierter Sanierungsberater für<br />
Entwässerungssysteme e.V. (VSB),<br />
Wöhlerstraße 42, D-30163 Hannover,<br />
Tel. (0511) 84 86 99 55,<br />
Fax (0511) 84 86 99 54,<br />
E-Mail: info@sanierungs-berater.de,<br />
http://www.sanierungs-berater.de/site/<br />
index.php<br />
SPS_MESSE_ANZ_2013_D_176x123 19.07.13 15:23 Seite 1<br />
Edelstahlmanschetten mit EPDM-Gummiflächendichtung.<br />
© Uhrig Kanaltechnik GmbH<br />
Einsatz von Reparaturverfahren im begehbaren<br />
Bereich. © Vogel Ingenieure<br />
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September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 957
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
Management des urbanen <strong>Wasser</strong>haushalts –<br />
mehr als nur Kanalnetzplanung<br />
88. Siedlungswasserwirtschaftliches Kolloquium am 10. Oktober 2013 in Stuttgart<br />
Universität<br />
Stuttgart-<br />
Vaihingen,<br />
Pfaffenwaldring<br />
7.<br />
© Uliraush,<br />
wikipedia.de<br />
An der Universität Stuttgart (Vaihingen)<br />
findet das 88. Siedlungswasserwirtschaftliche<br />
Kolloquium<br />
statt. Die diesjährige Veranstaltung<br />
widmet sich dem<br />
„Management des urbanen <strong>Wasser</strong>haushalts“.<br />
Thematische Schwerpunkte<br />
der Beiträge sind „<strong>Wasser</strong>sensitive<br />
Stadtentwicklung“, „Starkregen<br />
und Überflutungsschutz“,<br />
„Siedlungsentwässerung und <strong>Wasser</strong>haushalt“<br />
sowie „Einleitungen in<br />
Fließgewässer“. Neben Fachleuten<br />
aus dem Bereich der Siedlungsentwässerung<br />
tragen Experten aus der<br />
Stadt- und Freiraumplanung sowie<br />
der Gewässerökologie vor. Die Veranstaltung<br />
soll die Wechselwirkungen<br />
zwischen Entwässerungssystemen,<br />
städtischer Infrastruktur und<br />
natürlichem <strong>Wasser</strong>haushalt verdeutlichen<br />
und aufzeigen, welche<br />
Anforderungen sich daraus für einen<br />
integralen Planungsprozess ergeben.<br />
Veranstalter ist das Forschungsund<br />
Entwicklungsinstitut für Industrie-<br />
und Siedlungswasserwirtschaft<br />
sowie Abfallwirtschaft e.V. Stuttgart<br />
(FEI) in Zusammenarbeit mit dem Institut<br />
für Siedlungswasserbau, <strong>Wasser</strong>güte-<br />
und Abfallwirtschaft (ISWA) der<br />
Universität Stuttgart.<br />
Die Veranstaltung findet dieses<br />
Mal an der Universität Stuttgart,<br />
Campus Vaihingen statt.<br />
Kontakt/Informationen:<br />
E-Mail: renate.schill@iswa.uni-stuttgart.de<br />
http://www.iswa.uni-stuttgart.de/news<br />
Biogaserzeugung und Gewässerschutz –<br />
wie gefährdet sind die Ressourcen für die Trinkwasserversorgung?<br />
Veranstaltung der TZW-Diskussionsreihe am 25. September 2013 in Karlsruhe<br />
In Ein<strong>zu</strong>gsgebieten von Trinkwasserfassungen<br />
mit intensiver landwirtschaftlicher<br />
Nut<strong>zu</strong>ng ergeben<br />
sich viele Berührungspunkte der<br />
Außenansicht des TZW-Gebäudes in Karlsruhe.<br />
© TZW<br />
Trinkwassergewinnung mit der Biogaserzeugung.<br />
Die erforderliche<br />
Flächeninanspruchnahme für den<br />
Energiepflanzenanbau und die<br />
Intensivierung der Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
stehen bei insgesamt knapper werdender<br />
Ackerfläche in Konkurrenz<br />
<strong>zu</strong> Extensivierungsmaßnahmen in<br />
der Landwirtschaft. Dadurch könnte<br />
es <strong>zu</strong> einer Verschärfung der Nitratproblematik<br />
und bei den PSM-<br />
Belastungen kommen. Werden<br />
Abfallstoffe in den Biogasanlagen<br />
mit verwertet, sind auch Schadstoffbelastungen<br />
der Böden durch die<br />
Ausbringung von belasteten Gärprodukten<br />
nicht aus<strong>zu</strong>schließen.<br />
In der Veranstaltung des TZW<br />
Karlsruhe sollen der aktuelle Wissensstand<br />
und die vorliegenden<br />
Erfahrungen mit der derzeitigen<br />
Praxis bei der Biogaserzeugung ausgetauscht<br />
und die weitere Entwicklung<br />
sowie Lösungsmöglichkeiten<br />
diskutiert werden.<br />
Informationen/Anmeldung:<br />
TZW,<br />
DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>,<br />
Karlsruher Straße 84,<br />
D-76139 Karlsruhe,<br />
Tel. (0721) 9678-111,<br />
E-Mail angelika.lesko@tzw.de<br />
September 2013<br />
958 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
Löhnberger<br />
<strong>Abwasser</strong>tage 2013<br />
Am 13. und 14. November 2013 finden im Mercure<br />
Hotel Kongress Wetzlar (Wetzlar an der Lahn) die<br />
„Löhnberger <strong>Abwasser</strong>tage 2013“ statt. Hochkarätige<br />
Referenten stellen in Vorträgen aktuelle technische<br />
Trends, moderne Ver fahren und praxisnahe innovative<br />
Lösungen im Bereich der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>technik<br />
in Industrie und Gewerbe vor.<br />
Außerdem bieten die Referenten für Fachbesucher<br />
Präsentationen im Rahmen eines Forums an. Auf einer<br />
Fachbuch- und Fachzeitschriftenausstellung haben die<br />
Teilnehmer des Symposiums die Möglichkeit, sich über<br />
Literatur und Software <strong>zu</strong> den Themen <strong>Wasser</strong>, Ab -<br />
wasser, Entsorgung und Umweltschutz <strong>zu</strong> informieren.<br />
Diese praxisorientierte Schulungs- und Weiterbildungsveranstaltung<br />
für <strong>Abwasser</strong>beauftragte, Mitarbeiter,<br />
Planer und Betreiber von <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>anlagen<br />
richtet sich sowohl an Industrie, Gewerbe und<br />
Handwerk als auch an kleinere Betriebe sowie das interessierte<br />
Fachpublikum aus dem In- und Ausland.<br />
INTERNATIONALE GEOTHERMIE INDUSTRIEMESSE<br />
Neue Energiemärkte,<br />
internationales Business:<br />
Seien Sie ganz vorn dabei!<br />
Willkommen am<br />
Hotspot der Energie!<br />
12.–14. November 2013<br />
Der<br />
Geothermie<br />
Kongress<br />
2013<br />
Turkey<br />
© wetzlar-kongress.de<br />
Kontakt:<br />
Arbeitsgemeinschaft <strong>Abwasser</strong>zentrum Löhnberg,<br />
Postfach 1101,<br />
D-35790 Löhnberg,<br />
E-Mail: wernerhummloe@aol.com,<br />
www.loehnberger-abwassertage.de<br />
KONTAKT<br />
MESSE ESSEN<br />
Anna Pietler<br />
Project Manager<br />
Norbertstraße, 45131 Essen<br />
Telefon: +49 (0)201 7244-742<br />
anna.pietler@messe-essen.de<br />
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September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 959
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
Potenziale aus Klärschlamm effektiv nutzen<br />
4. VDI-Fachkonferenz „Klärschlammbehandlung“ am 6. und 7. November 2013<br />
in Dortmund<br />
Neue Schadstoff-Grenzwerte er -<br />
schweren es <strong>zu</strong>künftig, Klärschlamm<br />
landwirtschaftlich <strong>zu</strong> verarbeiten.<br />
Daher suchen Kommunen<br />
und die Industrie nach anderen<br />
Behandlungswegen für anfallende<br />
Schlämme. Die 4. VDI-Fachkonferenz<br />
„Klärschlammbehandlung“, die<br />
das VDI Wissensforum in Dortmund<br />
veranstaltet, stellt biologische und<br />
energetische Verfahren sowie neue<br />
Entwicklungen <strong>zu</strong>m Phosphorrecycling<br />
vor. Die fachliche Leitung hat<br />
Prof. Dr.-Ing. Reiner Numrich von<br />
der Universität Paderborn.<br />
Neben der klassischen Monound<br />
Mitverbrennung existieren<br />
neue und modifizierte Verfahren,<br />
um Klärschlamm weiter <strong>zu</strong> behandeln,<br />
wie beispielsweise Vererdung,<br />
Thermodruckhydrolyse oder auch<br />
Pyrolyse. Zudem steht im Fokus der<br />
Anlagenbetreiber, wie sie die Ressource<br />
Phosphor aus dem Klärschlamm<br />
oder dessen Verbrennungsaschen<br />
nutzen können. Claus-Gerhard<br />
Bergs, Referatsleiter im<br />
Bundesumweltministerium, erläutert<br />
wichtige rechtliche Aspekte wie<br />
die novellierte Klärschlammverordnung<br />
und den Stand der neuen<br />
Phosphorrecyclingverordnung. Darüber<br />
hinaus berichten Experten<br />
über ihre Betriebserfahrungen bei<br />
der effizienten energetischen Nut<strong>zu</strong>ng<br />
von Klärschlamm in Monoverbrennungsanlagen.<br />
Auch die Mitverbrennung<br />
von Klärschlamm in<br />
Zementwerken ist Thema auf der<br />
Konferenz. Am Vortag der Fachkonferenz,<br />
dem 5. November 2013,<br />
haben Teilnehmer die Möglichkeit,<br />
das Lippewerk der REMONDIS Aqua<br />
GmbH in Lünen <strong>zu</strong> besichtigen.<br />
Die Veranstaltung der VDI Wissensforum<br />
GmbH richtet sich an<br />
Betreiber von Kläranlagen, Ersatzbrennstoffkraftwerken<br />
und Verbrennungsanlagen<br />
sowie an Anlagenplaner<br />
und -bauer.<br />
4. VDI-Fachkonferenz „Klärschlammbehandlung“: Technische Möglichkeiten <strong>zu</strong>r<br />
Verwertung und Behandlung von Klärschlamm. © VDI Wissensforum/REMONDIS<br />
Anmeldung/Programm:<br />
VDI Wissensforum Kundenzentrum,<br />
Postfach 10 11 39, D-40002 Düsseldorf,<br />
E-Mail: wissensforum@vdi.de,<br />
Tel. (0211) 6214-201, Fax (0211) 6214 -154,<br />
www.vdi.de/klaerschlamm<br />
GeoTHERM 2014 im rasanten Wachstum<br />
Messe Offenburg nationaler sowie internationaler Geothermie-Treffpunkt<br />
am 20. und 21. Februar 2013 in Offenburg<br />
Die achte GeoTHERM findet wieder<br />
bei der Messe Offenburg<br />
statt und das dynamische Veranstaltungs-Wachstum<br />
setzt sich <strong>zu</strong>r kommenden<br />
GeoTHERM fort. „Die hohe<br />
Akzeptanz und Zufriedenheit der<br />
gesamten Geothermie-Branche er -<br />
möglicht diese einmalige Entwicklung<br />
am Messestandort Offenburg.<br />
Seite an Seite mit Partnern Europas<br />
größte Geothermie-Messe konsequent<br />
aus<strong>zu</strong>bauen, erfüllt uns mit<br />
Stolz. Für diese breite Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
können wir uns nur bedanken“,<br />
berichtet Sandra Kircher, Geschäftsführerin<br />
der Messe Offenburg.<br />
Auf Einladung des European<br />
Geothermal Energy Councils (EGEC)<br />
findet im Rahmen der GeoTHERM<br />
2014 erstmals eine Versammlung<br />
europäischer Geothermie-Verbän de<br />
statt. „Einen Treffpunkt für die Verbände,<br />
wo aktuelle nationale sowie<br />
internationale Fragestellungen der<br />
Verbandsarbeit diskutiert werden,<br />
ist in Zeiten des Wandels unerlässlich.<br />
Daher freut es uns sehr, als starker<br />
Partner der GeoTHERM, diese<br />
Versammlung bei der Messe Offenburg<br />
ab<strong>zu</strong>halten“, erläutert Burk-<br />
September 2013<br />
960 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
hard Sanner, Präsident des European<br />
Geothermal Energy Councils.<br />
Die beiden Bereiche der Oberflächennahen<br />
und Tiefen Geothermie<br />
werden sowohl in der Fachmesse als<br />
auch in zwei parallel laufenden Kongressen<br />
abgebildet. Aufgrund der<br />
hohen Internationalität der Veranstaltung<br />
(2013: 36 Nationen) werden<br />
alle Kongress-Beiträge simultan<br />
übersetzt: Deutsch - Englisch - Französisch.<br />
Als Gastland der GeoTHERM<br />
2014 freut sich die Messe Offenburg,<br />
die Niederlande präsentieren<br />
<strong>zu</strong> dürfen. Gemeinsam mit der niederländischen<br />
„Platform Geothermie“<br />
und weiteren Institutionen<br />
sowie Unternehmen wird die Geo-<br />
THERM vielseitige Kontakte <strong>zu</strong>m<br />
Gastland ermöglichen.<br />
Derzeit befindet sich der Messe-<br />
Beirat bei der Konzeption des Kongressprogramms,<br />
welches im Herbst<br />
veröffentlicht wird. Im Rahmen des<br />
Call for Papers konnten interessierte<br />
Referenten ihren Kurzabstract <strong>zu</strong>r<br />
Oberflächennahen und Tiefen Geothermie<br />
bis <strong>zu</strong>m 1. September 2013<br />
einreichen. Aus den eingereichten<br />
Abstracts stellt der Messe-Beirat das<br />
Kongressprogramm <strong>zu</strong>sammen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.geotherm-offenburg.de<br />
GeoTHERM<br />
Fachmesse.<br />
© Messe<br />
Offenburg<br />
E I N L A D U N G<br />
Messtechnik Regeltechnik Steuerungstechnik Prozessleitsysteme<br />
Mittwoch, 30. Oktober 2013<br />
8:00 bis 16:00 Uhr<br />
Volkswagen Halle<br />
Europaplatz 1<br />
38100 Braunschweig<br />
Führende Fachfirmen der Branche präsentieren ihre Geräte und Systeme und<br />
zeigen neue Trends in der Automatisierung auf. Die Messe wendet sich an<br />
alle Interessierten, die auf dem Gebiet der Mess-, Steuer- und Regeltechnik<br />
sowie der Prozessautomation tätig sind.<br />
Der Eintritt <strong>zu</strong>r Messe, die Teilnahme an den Workshops und der Imbiss<br />
sind für die Besucher kostenlos.<br />
Weitere Informationen finden Interessierte auf unserer Internetseite.<br />
Internet: www.meorga.de<br />
Email: info@meorga.de<br />
MEORGA GmbH<br />
Sportplatzstraße 27<br />
66809 Nalbach<br />
Tel. 06838 / 8960035<br />
Fax 06838 / 983292<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 961
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
6. OWL <strong>Abwasser</strong>tag von Pentair Jung Pumpen<br />
Fachforum: <strong>Abwasser</strong> im Wandel – Herausforderungen für <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
© Pentair Jung Pumpen, Steinhagen<br />
Bereits <strong>zu</strong>m sechsten Mal richtet<br />
Pentair Jung Pumpen am<br />
7. November 2013 den OWL <strong>Abwasser</strong>tag<br />
in Steinhagen aus. In diesem<br />
Jahr stehen die Zustandserfassung<br />
von Grundstücksentwässerungsleitungen<br />
und die Veränderung von<br />
Zusammenset<strong>zu</strong>ng und Mengen<br />
des <strong>Abwasser</strong>s im Fokus des anerkannten<br />
Fachforums. In fachlich<br />
fundierten Vorträgen werden die<br />
aktuellen gesetzlichen Anforderungen<br />
an die Grundstücksentwässerung<br />
sowie deren Umset<strong>zu</strong>ng in<br />
verschiedenen Kommunen erläutert.<br />
Einen weiteren Schwerpunkt<br />
bildet die Frage, wie sich Fremdwasser<br />
auf den Transport und die<br />
Aufbereitung von <strong>Abwasser</strong> auswirkt.<br />
Auf der Tagesordnung finden<br />
sich sieben Programmpunkte:<br />
##<br />
Neuer rechtlicher Rahmen <strong>zu</strong>r<br />
Zustandserfassung von Grundstücksentwässerungsleitungen<br />
##<br />
Fremdwasser – Auswirkungen<br />
auf Kanal und Kläranlage<br />
##<br />
Viele Wege führen nach Rom –<br />
Durchset<strong>zu</strong>ng der Dichtheitsprüfungspflicht<br />
##<br />
Fremdwasserproblematik –<br />
Umgang mit Drainagewasser<br />
von privaten Grundstücken<br />
##<br />
Zustandserfassung von Grundstücksleitungen<br />
– Nicht nur<br />
Dichtheit!<br />
##<br />
<strong>Abwasser</strong>pumpen –<br />
Gratwan derung zwischen<br />
Effizienz und Funktionalität<br />
##<br />
Planung und Betrieb von<br />
<strong>Abwasser</strong>fördersystemen bei<br />
<strong>zu</strong>künftig veränderten Rahmenbedingungen<br />
Anmeldung/Programm:<br />
http://www.jung-pumpen.de/service/<br />
seminare/6-owl-abwassertag/<br />
<strong>Wasser</strong>stadt – Stadtwasser: Die Rolle des <strong>Wasser</strong>s<br />
im globalen Städtebau<br />
Sechstes Hansgrohe <strong>Wasser</strong>symposium am 24. Oktober 2013 in Schiltach<br />
Im Jahr 2050 werden laut UN-Prognosen<br />
6,3 Mrd. Menschen in Städten<br />
leben – das sind 70 % der Weltbevölkerung.<br />
In atemberaubendem<br />
Tempo schießen vor allem in<br />
Schwellenländern Megastädte mit<br />
20 bis 30 Mio. Einwohnern in die<br />
Höhe. Bis Mitte des Jahrhunderts<br />
wird es 2,8 Mrd. neue Stadtbewohner<br />
geben, das entspricht 1,5 Mio.<br />
pro Woche. Diese weltweit voranschreitende<br />
Urbanisierung hat weitreichende<br />
Folgen für uns alle.<br />
Wie können solche Mammutsiedlungen<br />
mit <strong>Wasser</strong> versorgt, wie<br />
Regen und <strong>Abwasser</strong> abgeleitet<br />
und wie die für das Stadtklima unerlässlichen<br />
Seen und Flüsse im Stadtgebiet<br />
lebendig erhalten werden?<br />
Die Mehrzahl der neuen Megastädte<br />
liegt in Küstennähe. Was wird aus<br />
ihnen, wenn der Meeresspiegel<br />
steigt? Der Städtebau steht vor<br />
Herausforderungen, die in der<br />
Ge schichte ohne Beispiel sind und<br />
die neuartige, unkonventionelle<br />
Lö sungsansätze erfordern.<br />
Das sechste Hansgrohe <strong>Wasser</strong>symposium<br />
stellt die neue urbane<br />
Welt mit ihren offenen <strong>Wasser</strong>fragen<br />
in den Mittelpunkt und präsentiert<br />
Entwürfe für die wassergerechte<br />
Stadt der Zukunft.<br />
Dr. Christoph Lüthi, Senior Consultant<br />
der Eawag, dem <strong>Wasser</strong>forschungsinstitut<br />
der ETH Zürich, wird<br />
den Gründen auf die Spur gehen,<br />
warum in spätestens zwei Generationen<br />
75 % aller Menschen in Städten<br />
leben werden. Professor Wolfgang<br />
Dickhaut von der HafenCity<br />
Universität Hamburg wird in dem<br />
Vortrag „Die Stadt als Ökosystem –<br />
Water sensitive Urban Design“ aufzeigen,<br />
dass die <strong>Wasser</strong>führung in<br />
September 2013<br />
962 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
unseren Städten meist <strong>Wasser</strong>verdrängung<br />
bedeutet, was <strong>zu</strong>r Folge<br />
hat, dass Städte <strong>zu</strong>nehmend austrocknen<br />
und sich im Sommer unerträglich<br />
aufheizen. Sein Vortrag<br />
macht deutlich, dass ein sensiblerer<br />
Umgang mit dem <strong>Wasser</strong> in der<br />
Stadt nötig und möglich ist. In<br />
dem Workshop „Gutes Stadtklima<br />
braucht <strong>Wasser</strong>“ zeigt der Klima-<br />
Ingenieur Thomas Auer Beispiele<br />
aus der Arbeit der Firma Transsolar,<br />
die für ein „prima Klima“ in Städten<br />
sorgt, und erläutert Möglichkeiten<br />
und Grenzen der <strong>Wasser</strong>architektur.<br />
Diplombiologe Dr. Michael Schirmer<br />
von der Uni Bremen und ehrenamtlicher<br />
Deichhauptmann berichtet<br />
in seinem Referat „Küstenstädte<br />
im Klimawandel: Gibt es noch Rettung?“<br />
über die Gefährdung großer<br />
Städte wie New Orleans, Dhaka,<br />
Bangkok oder New York infolge des<br />
Klimawandels und steigender Meeresspiegel.<br />
Er zeigt Schutzmöglichkeiten,<br />
aber auch Grenzen dieser<br />
Lösungen auf.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.hansgrohe.de<br />
© Hansgrohe<br />
DWA-Landesverbandstagung<br />
Baden-Württemberg<br />
17. - 18. Oktober 2013<br />
Graf-Zeppelin-Haus, Friedrichshafen<br />
mit Fachausstellung<br />
Landesverband<br />
Baden-Württemberg<br />
www.landesverbandstagung.dwa-bw.de<br />
Innovation und<br />
Ressourcenschutz -<br />
eine Branche<br />
im Aufbruch<br />
Schwerpunktthemen<br />
Gesellschaftliche Trends - Auswirkung auf die Branche<br />
• Integrales Energiemanagement auf Kläranlagen in BW • Ressourcenschutz<br />
– Wiedernut<strong>zu</strong>ng von Abfällen und Einsatz<br />
energiesparender Technologien • Hochwasserrisiken<br />
– Auswirkung auf die Kommunen • Überflutungsvorsorge<br />
• Regenwasserbehandlung in Baden-Württemberg • 4. Südwestdeutsches<br />
Expertenforum geanetz • Technologieforum<br />
Baden-Württemberg – Innovationen in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 963
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
NACHRICHTEN Leute<br />
<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
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Fresenius-Preis an<br />
Torsten C. Schmidt<br />
verliehen<br />
D<br />
er Fresenius-Preis der Gesellschaft<br />
Deutscher Chemiker<br />
(GDCh) wird an Wissenschaftler<br />
vergeben, die sich besondere Verdienste<br />
um die wissenschaftliche<br />
Entwicklung und um die Förderung<br />
der analytischen Chemie erworben<br />
haben. Am 3. September wurde er<br />
anlässlich des Wissenschaftsforums<br />
Chemie in Darmstadt an Professor<br />
Dr. Torsten C. Schmidt, Universität<br />
Duisburg-Essen, vergeben.<br />
Prof. Schmidt hat sich ein exzellentes wissenschaftliches<br />
Profil an der Schnittstelle zwischen <strong>Wasser</strong>chemie<br />
und Analytischer Chemie erarbeitet, was sich in zahlreichen<br />
Publikationen niedergeschlagen hat. Dafür und<br />
für seine umfangreichen Aktivitäten in der wissenschaftlichen<br />
Community wird ihm der Fresenius-Preis<br />
<strong>zu</strong>erkannt. Er hat den Analytik-Standort Essen ge stärkt,<br />
beispielsweise mit dem Bachelor-Studiengang „<strong>Wasser</strong><br />
– Chemie, Analytik, Mikrobiologie“ und dem internationalen<br />
Master-Studiengang „Water Science“. Derzeit ist er<br />
Vorsitzender der <strong>Wasser</strong>chemischen Gesellschaft, einer<br />
Fachgruppe in der GDCh. Die ANAKON, die bedeutendste<br />
Tagung der GDCh-Fachgruppe Analytische Chemie,<br />
hat er 2013 nach Essen geholt und dort im März<br />
erfolgreich durchgeführt. Seine Forschungsinteressen<br />
gelten der Entwicklung und Anwendung analytischer<br />
Methoden mit Fokus auf Probenvorbereitung, Trenntechniken<br />
und Isotopenanalytik sowie der prozessorientierten<br />
Umweltchemie in natürlichen und technischen<br />
aquatischen Systemen mit Fokus auf Sorptions- und<br />
Oxidationsprozesse. Prof. Schmidt studierte Chemie<br />
und Rechtswissenschaften in Marburg, war Postdoc an<br />
der ETH Zürich und habilitierte sich in Tübingen, bevor<br />
er nach Essen ging.
RECHT UND REGELWERK<br />
Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
W 392 A Entwurf: <strong>Wasser</strong>verlust in Rohrnetzen – Ermittlung, Überwachung, Bewertung,<br />
<strong>Wasser</strong>bilanz, Kennzahlen, 7/2013<br />
Einspruchsfrist 31.12.2013<br />
Mit seinen Ausführungen <strong>zu</strong> Inspektion<br />
und Wartung behandelt das<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 392 vom Mai<br />
2003 zwei Kernaspekte des im September<br />
2006 erschienenen DVGW-<br />
Arbeitsblatts W 400-3 „Technische<br />
Regeln <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen<br />
(TRWV); Teil 3: Betrieb und Instandhaltung“.<br />
Im Hinblick auf die weitere<br />
Entwicklung des Regelwerks und<br />
seine Anwenderfreundlichkeit liegt<br />
es somit nahe, alle konkreten Ausführungen<br />
<strong>zu</strong>r Instandhaltung <strong>zu</strong> -<br />
künftig in W 400-3 <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>fassen.<br />
So wurden nun die Ausführungen<br />
der alten W 392 <strong>zu</strong><br />
Inspektion und Wartung grundlegend<br />
revidiert und in ein Beiblatt<br />
<strong>zu</strong>r W 400-3 ausgegliedert („W 400-<br />
3-B1“), das bei der <strong>zu</strong>künftigen<br />
Überarbeitung von W 400-3 integriert<br />
wird.<br />
Die neue W 392 konzentriert sich<br />
folglich ganz auf den Rohrnetz-<br />
<strong>Wasser</strong>verlust, seine Ermittlung,<br />
Überwachung und Bewertung.<br />
Da<strong>zu</strong> gehören die Erstellung der<br />
<strong>Wasser</strong>bilanz und die Bildung von<br />
Kennzahlen. Hier findet sich der<br />
eigentliche Anlass <strong>zu</strong>r Überarbeitung<br />
des Regelwerks. Die alte W 392<br />
basiert auf dem „spezifischen realen<br />
<strong>Wasser</strong>verlust“ (q VR ). Die International<br />
Water Association (IWA) verwendet<br />
jedoch den „Infrastructure<br />
Leakage Index“ (ILI), um die Dichtheit<br />
von Netzen der öffentlichen<br />
Trinkwasserversorgung <strong>zu</strong> beurteilen.<br />
In der neuen W 392 wird deshalb<br />
der ILI <strong>zu</strong>sätzlich aufgenommen<br />
und die Beziehung zwischen<br />
q VR und ILI dargestellt.<br />
Der ILI berücksichtigt neben der<br />
Länge der Haupt- und Versorgungsleitungen<br />
<strong>zu</strong>sätzlich auch die Länge<br />
und Zahl der Anschlussleitungen,<br />
den durchschnittlichen Betriebsdruck<br />
sowie einen „unvermeidbaren<br />
jährlichen realen Verlust“. Was in<br />
Be<strong>zu</strong>g auf <strong>Wasser</strong>verlust unvermeidbar<br />
ist, wird letztlich durch<br />
Erkennungs- und Eingriffsmöglichkeiten<br />
vorgegeben. Nach der neuen<br />
W 392 werden dieser unvermeidbare<br />
jährliche reale Verlust auf Basis<br />
einer internationalen Konvention<br />
berechnet und der ILI als Verhältnis<br />
des (tatsächlichen) jährlichen realen<br />
Verlusts <strong>zu</strong>m unvermeidbaren jährlichen<br />
realen Verlust definiert.<br />
So kann es da<strong>zu</strong> kommen<br />
(besonders bei neuen Netzen), dass<br />
das „vermeintliche“ Minimum –<br />
ILI = 1,0 – sogar unterschritten wird.<br />
Setzt man allerdings ein viele Jahrzehnte<br />
bestehendes und immer nur<br />
schrittweise rehabilitierbares Netz<br />
voraus, das höchstens marginal ausgebaut<br />
wird, ist die Erreichung und<br />
Einhaltung dieses Minimums durchaus<br />
anspruchsvoll bzw. eine dauerhafte,<br />
deutliche Unterschreitung<br />
eher unrealistisch.<br />
Im Ergebnis ist der ILI bezüglich<br />
seiner Einflussfaktoren deutlich<br />
umfassender und realitätsnäher als<br />
der q VR . Demnach ist davon aus<strong>zu</strong>gehen,<br />
dass sich der ILI als aussagefähigere<br />
Kennzahl durchsetzen wird.<br />
Im Gegensatz <strong>zu</strong> q VR und ILI<br />
berücksichtigt der in der öffentlichen<br />
Diskussion meistens benutzte<br />
reale <strong>Wasser</strong>verlust in Prozent der<br />
Netzeinspeisung keinerlei Netzfaktoren<br />
(Netzlänge etc.). So führen bei<br />
gleichem absolutem <strong>Wasser</strong>verlust<br />
(in m 3 ) hohe Netzeinspeisungen<br />
(z. B. in Städten mit hohen Netzabgaben<br />
je Netzlänge) <strong>zu</strong> niedrigen<br />
Prozentwerten, geringe Netzeinspeisungen<br />
(z. B. auf dem Land mit<br />
niedrigen Netzabgaben je Netzlänge)<br />
<strong>zu</strong> hohen Prozentwerten. Im<br />
Vergleich erscheint daher ein Versorgungsunternehmen<br />
mit hoher<br />
spezifischer Netzeinspeisung besser<br />
als eines mit niedrigerer spezifischer<br />
Netzeinspeisung. Dem<strong>zu</strong>folge ist<br />
der reale <strong>Wasser</strong>verlust in Prozent<br />
der Netzeinspeisung für Vergleiche<br />
(Benchmarks) ungeeignet.<br />
Auch anhand q VR und ILI können<br />
Versorgungsunternehmen mit un -<br />
terschiedlichen Rohrnetzeinspeisungen<br />
nur bedingt verglichen<br />
werden. Vor diesem Hintergrund<br />
werden im neuen W 392 Äquivalenzwerte<br />
gebildet, die den q VR und<br />
ILI gewissermaßen auf eine einheitliche<br />
Rohrnetzeinspeisung (in diesem<br />
Fall 40 000 m³/a) normieren,<br />
um numerische Bewertungen und<br />
Vergleiche sowohl dieser beiden<br />
Verlustkennzahlen untereinander<br />
als auch zwischen verschiedenen<br />
Rohrnetzen/Versorgungsunternehmen<br />
angemessen <strong>zu</strong> ermöglichen.<br />
Das Bild zeigt das neue Schema, das<br />
in seinen Bewertungen (gering, mittel,<br />
hoch, sehr hoch) der alten Einteilung<br />
nahekommt, jedoch deren<br />
Sprünge in Abhängigkeit von der<br />
sogenannten Versorgungsstruktur<br />
(großstädtisch, städtisch, ländlich)<br />
„ausbügelt“.<br />
Die neue W 392 folgt also bezüglich<br />
der Berechnung des ILI der<br />
internationalen Konvention, orientiert<br />
sich aber hinsichtlich der<br />
Bewertung an der alten W 392<br />
(siehe Bild). Denn die Überarbeitung<br />
soll durchaus einen internationalen<br />
Vergleich von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
ermöglichen, jedoch nicht den<br />
hiesigen Standard preisgeben. Welche<br />
Schlüsse aus einer konkreten<br />
Bewertung hinsichtlich Verlustvermeidung<br />
bzw. Netzinstandhaltung<br />
<strong>zu</strong> ziehen sind, hängt allerdings von<br />
weiteren Randbedingungen ab:<br />
<strong>Wasser</strong>dargebot und -beschaffenheit,<br />
Betriebsmanagement, Netzfaktoren,<br />
Umgebungsbedingungen.<br />
Dieser Aspekt wird jedoch nicht in<br />
W 392 vertieft, sondern ist W 400-3<br />
<strong>zu</strong>geordnet.<br />
Der Begriff <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
wird weder in der alten,<br />
noch in der neuen W 392 verwen-<br />
▶▶<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 965
RECHT UND REGELWERK<br />
Bewertung des <strong>Wasser</strong>verlusts gemäß neuer W 392.<br />
det. Er beinhaltet nämlich in der<br />
internationalen Diskussion <strong>zu</strong>r Minimierung<br />
des <strong>Wasser</strong>verlusts u. a.<br />
die gezielte Drucksteuerung (mit<br />
Druckabsenkungen in Zeiten niedrigen<br />
Bedarfs bis hin <strong>zu</strong> temporären<br />
Lieferunterbrechungen) und widerspricht<br />
insofern dem Anspruch<br />
einer hochwertigen, möglichst störungsfreien<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung. Dessen<br />
ungeachtet bietet die neue<br />
W 392 auch weiterhin eine Basis für<br />
die Festlegung von Maßnahmen im<br />
Hinblick auf eine langfristige Minimierung<br />
des <strong>Wasser</strong>verlusts.<br />
Wie so oft, gilt hier ebenfalls: Die<br />
Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit der<br />
verantwortlichen Personen ist ausschlaggebend<br />
für die Güte der <strong>Wasser</strong>bilanz<br />
und Kennzahlberechnung.<br />
Schließlich sind einige <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />
und weitere Faktoren<br />
ab<strong>zu</strong>schätzen, die grundsätzlich<br />
nicht bzw. nur mit unverhältnismäßigem<br />
Aufwand direkt messbar<br />
sind. Die Abschät<strong>zu</strong>ng konkreter<br />
Werte bei Mess-, Ablese- und<br />
Abgren<strong>zu</strong>ngsfehlern erfordert<br />
gleichfalls eine gründliche Plausibilitätskontrolle.<br />
Diese Fehler können<br />
im Einzelnen nur begrenzt minimiert<br />
werden, sollten sich aber über<br />
die Jahre ausgleichen.<br />
Die Ausführungen <strong>zu</strong> den<br />
genannten Fehlern wurden revidiert<br />
und nach Möglichkeit präzisiert,<br />
sodass die <strong>Wasser</strong>bilanz eine<br />
solidere Grundlage erhält. Im gleichen<br />
Sinne wurden die Methoden<br />
<strong>zu</strong>r Überwachung des <strong>Wasser</strong>durchflusses<br />
und <strong>zu</strong>r Leckortung dem<br />
Stand der Technik angepasst. Zu<br />
guter Letzt kann die neue W 392<br />
analog auch auf nichtöffentliche<br />
Netze (Arealnetze) sowie Roh- und<br />
Brauchwassernetze angewendet<br />
werden.<br />
Preis:<br />
22,27 € für Mitglieder;<br />
29,69 € für Nichtmitglieder.<br />
W 120-2 A: Qualifikationsanforderungen für die Bereiche Bohrtechnik und<br />
oberflächennahe Geothermie (Erdwärmesonden) 7/2013<br />
Nach Abschluss des Einspruchsverfahrens<br />
ist der Weißdruck<br />
des DVGW-Arbeitsblattes W 120<br />
Teil 2 erschienen. In diesem werden<br />
die Qualifikationsanforderungen für<br />
Firmen festgelegt, die im Bereich<br />
der oberflächennahen Geothermie<br />
tätig sind. Sie ist Grundlage der<br />
mittlerweile akkreditierten Zertifizierungsverfahren<br />
<strong>zu</strong>r W 120 und<br />
wurde gegenüber der Fassung der<br />
W 120 von 2005, in dem die Geothermie<br />
mit dem Brunnenbau noch<br />
gemeinsam behandelt worden ist,<br />
speziell nur für die Geothermie konzipiert.<br />
Mit dem neuen Teil 2 der<br />
W 120 ist es nach umfangreichen<br />
Beratungen mit den interessierten<br />
Kreisen gelungen, den Zertifzierungsstellen<br />
bei dieser komplexen<br />
Fragestellung eine angemessene<br />
Grundlage an die Hand <strong>zu</strong> geben,<br />
die den mittlerweile doch umfangreichen<br />
Anforderungen an die oberflächennahe<br />
Geothermie Rechnung<br />
trägt.<br />
Mit der Überprüfung der Unternehmen<br />
in Be<strong>zu</strong>g auf Organisation,<br />
gerätetechnische Ausstattung und<br />
Qualifikation des eingesetzten Personals<br />
ist mit der jetzigen Fassung<br />
<strong>zu</strong> erwarten, dass die auf Basis der<br />
W 120 Teil 2 zertifizierten Unternehmen<br />
in der Lage sind, oberflächennahe<br />
Erdwärmesonden-Anlagen <strong>zu</strong><br />
bauen, die den Ansprüchen an Qualität<br />
und Sicherheit, insbesondere<br />
unter Berücksichtigung des Grundwasser-<br />
und Ressourcenschutzes<br />
genügen.<br />
Damit wird der Branche ein<br />
wichtiges Werkzeug <strong>zu</strong>r Qualitätssicherung<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung gestellt,<br />
welches in der Vergangenheit nicht<br />
in dem Umfang <strong>zu</strong>r Verfügung<br />
stand. Wenn es nun gelingt, mit<br />
einer sachgerechten Bauüberwachung<br />
die Einzelmaßnahmen je<br />
nach Erfordernis <strong>zu</strong> begleiten und<br />
geeignete geophysikalische Prüfverfahren<br />
es in Zukunft ermöglichen,<br />
die ordnungsgemäße Ausführung<br />
wichtiger Arbeitsschritte, wie<br />
z. B. das Verpressen der Suspension,<br />
verlässlich <strong>zu</strong> dokumentieren, wird<br />
die Qualität des Gewerks Erdwärmesondenanlage<br />
messbar und<br />
ein Qualitätssicherungssystem der<br />
oberflächennahen Geothermie<br />
geschaffen, das seinem Namen<br />
gerecht wird.<br />
Preis:<br />
22,27 € für Mitglieder;<br />
29,69 € für Nichtmitglieder.<br />
W 122 A: Abschlussbauwerke für Brunnen der <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Abschlussbauwerke für Brunnen<br />
erfüllen in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
eine wichtige Funktion, da sie<br />
neben der Aufnahme der erforderlichen<br />
Betriebsmittel im Wesentlichen<br />
dem Schutz der Anlage dienen.<br />
Mit dem neuen DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 122 wurde den Entwicklungen<br />
der letzten Jahre Rechnung<br />
September 2013<br />
966 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
getragen. Insbesondere der Hochwasserschutz<br />
und die Fragestellung<br />
der Sicherheit des Bauwerks und<br />
seiner Einrichtungen wurden in der<br />
Überarbeitung grundlegend behandelt.<br />
Bei den bautechnischen<br />
Grundsätzen wurden die in Be<strong>zu</strong>g<br />
genommenen Normen überprüft<br />
und aktualisiert, im gleichen Maße<br />
wie die hygienischen Anforderungen,<br />
die mit der Einbeziehung der<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung in der TVO einen<br />
höheren Stellenwert erhalten<br />
haben. So wird grundsätzlich von<br />
den nichtmetallischen Materialien,<br />
die mit dem Rohwasser in Kontakt<br />
kommen, die Einhaltung der KTW-<br />
Leit inie, DVGW W 270 (A) und DVGW<br />
W 347 (A) gefordert.<br />
In der Bauausführung werden<br />
aus Kostengründen <strong>zu</strong>nehmend<br />
Fertigbauteile aus Beton und Stahlbeton<br />
bzw. komplette Fertigschächte<br />
eingesetzt. Hierfür wurden<br />
entsprechende Empfehlungen<br />
aufgenommen, um deren ordnungsgemäße<br />
Funktion im Betrieb<br />
sicher<strong>zu</strong>stellen. Im informativen<br />
Anhang sind Beispiele der unterschiedlichen<br />
Bauformen aufgeführt,<br />
die als Planungsgrundlage genutzt<br />
werden können und der Orientierung<br />
dienen.<br />
Preis:<br />
17,27 € für Mitglieder;<br />
23,03 € für Nichtmitglieder.<br />
Abschlussbauwerk einer Gewinnungsanlage.<br />
© DVGW e.V.<br />
W 576 VP: Thermostatische Mischer; Anforderungen und Prüfungen, 8/2013<br />
Die Vorläufige Technische Prüfgrundlage<br />
W 576 wurde<br />
vom Projektkreis „Thermostatische<br />
Mischer“ im Technischen Komitee<br />
„Armaturen und Apparate“ erarbeitet.<br />
Sie dient als Grundlage für die<br />
Prüfung von thermostatischen<br />
Mischern für Verteilsysteme für<br />
erwärmtes Trinkwasser innerhalb<br />
von Gebäuden. Diese thermostatischen<br />
Mischer regeln die Verteilungstemperatur<br />
ab dem Trinkwassererwärmer<br />
auf einen voreingestellten<br />
Wert, sind aber nicht <strong>zu</strong>r<br />
Regelung der Auslauftemperatur<br />
an der Entnahmestelle bestimmt.<br />
Basierend auf der bereits bestehenden<br />
europäischen Norm DIN EN<br />
15092 „Gebäudearmaturen − Thermostatische<br />
Mischer für Warmwasserbereiter<br />
− Prüfungen und Anforderungen“<br />
legt diese Vorläufige<br />
Prüfgrundlage <strong>zu</strong>sätzlich hygienische<br />
Anforderungen an die verwendeten<br />
Werkstoffe und deren Auswirkungen<br />
auf die Beschaffenheit des<br />
Trinkwassers fest. Zudem ergeben<br />
sich aus den hygienischen Anforderungen<br />
des DVGW Regelwerkes<br />
Abweichungen <strong>zu</strong>r DIN EN 15092<br />
hinsichtlich der Temperaturpunkte<br />
der thermostatischen Mischer. Während<br />
die europäische Norm eine<br />
Verteilungstemperatur zwischen<br />
45 °C und 65 °C definiert, werden<br />
nach DVGW W 576 (VP) die unteren<br />
Temperaturpunkte bei 55° C (für die<br />
Nennweiten DN 25 bis DN 50) bzw.<br />
50° C (für die Nennweiten DN 15 bis<br />
DN 20) fixiert, um den hygienischen<br />
Anforderungen des DVGW-Regelwerks<br />
widerspruchsfrei gerecht <strong>zu</strong><br />
werden. Die Fixierung des unteren<br />
Temperaturpunktes bei 50 °C ist<br />
dabei ausschließlich bei Mischern<br />
der Nennweiten DN 15 bis DN 20<br />
vorgesehen, die in Ein- und Zweifamilienhäusern<br />
eingebaut werden<br />
und bei denen ein Austausch des<br />
erwärmten Trinkwassers innerhalb<br />
von drei Tagen sichergestellt werden<br />
kann. Zudem ist für eine Armatur,<br />
die die Anforderungen dieser<br />
Vorläufigen Prüfgrundlage erfüllt,<br />
die Entsperrfunktion des oberen<br />
Temperaturpunktes obligatorisch,<br />
um eine thermische Desinfektion<br />
bei 70 °C gemäß dem DVGW-Regelwerk<br />
<strong>zu</strong> ermöglichen.<br />
Preis:<br />
17,27 € für Mitglieder;<br />
23,03 € für Nichtmitglieder.<br />
W 400-3-B1 Entwurf: Technische Regeln <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen (TRWV); Teil 3:<br />
Betrieb und Instandhaltung – Beiblatt 1: Inspektion und Wartung von Ortsnetzen 8/2013<br />
Einspruchsfrist 31.12.2013<br />
Inspektion und Wartung dienen<br />
sowohl dem technisch sicheren und<br />
<strong>zu</strong>verlässigen als auch dem wirtschaftlichen<br />
Betrieb von Rohrnetzen,<br />
wobei das Beiblatt W 400-3-B1<br />
nicht nur Rohrleitungen und ihre<br />
Bauteile, sondern auch deren<br />
unmittelbare Umgebung und <strong>zu</strong>gehörige<br />
Einrichtungen (Schachtbauwerke,<br />
Straßenkappen, Schutzstreifen,<br />
Hinweisschilder) berücksichtigt.<br />
Das Beiblatt übernimmt und<br />
aktualisiert somit die Ausführungen<br />
<strong>zu</strong>r Inspektion und Wartung im<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 392 vom Mai<br />
2003. Es wird bei der <strong>zu</strong>künftigen<br />
Überarbeitung des DVGW-Arbeitsblatts<br />
W 400-3 „Technische Regeln<br />
<strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen (TRWV);<br />
Teil 3: Betrieb und Instandhaltung“<br />
▶▶<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 967
RECHT UND REGELWERK<br />
integriert. Allerdings bedeutet hier<br />
„aktualisiert“ eine ziemlich weitreichende<br />
Neuerung!<br />
Bereits die alte W 392 enthält das<br />
Schlagwort „<strong>zu</strong>standsorientierte<br />
Instandhaltung“. Sie stellt bei der<br />
Inspektion des Rohrnetzes konkret<br />
aber nur auf den <strong>Wasser</strong>verlust ab<br />
und bleibt im Zusammenhang mit<br />
der Schadensrate vage. Ansonsten,<br />
insbesondere <strong>zu</strong> Armaturen und<br />
Hydranten, bietet die alte W 392 nur<br />
interpretationsbedürftige Hinweise,<br />
die wiederum ausschließlich auf<br />
mögliche Fristverkür<strong>zu</strong>ngen zielen.<br />
Zwar kann das Beiblatt nicht<br />
die ganze Vielfalt inspektions- und<br />
wartungsrelevanter Faktoren in<br />
einem Fristenschema erfassen, das<br />
gleichzeitig einfach, übersichtlich<br />
und einzelfallgerecht ist. Doch wie<br />
die Tabelle beispielhaft am Rohrnetz<br />
zeigt, nehmen die <strong>zu</strong>standsorientierten<br />
Vorgaben wesentlich<br />
deut lichere Konturen an. Dabei<br />
sind der <strong>Wasser</strong>verlust nach W 392<br />
Tabelle 1. Turnus von Inspektion und Dichtheitsprüfung des Rohrnetzes<br />
(nach W 400-3-B1).<br />
<strong>Wasser</strong>verlust Schadensrate Inspektion Dichtheitsprüfung<br />
sehr hoch<br />
beliebig<br />
und die Schadensrate nach einer<br />
weiteren Tabelle des Beiblatts <strong>zu</strong><br />
bewerten.<br />
Das Beiblatt enthält erstmalig<br />
auch eine Tabelle mit Richtwerten<br />
für die jeweiligen Schadensraten<br />
und den Inspektionsturnus von<br />
Absperrarmaturen und Hydranten.<br />
Im Übrigen gilt für Fern- und Zubringerleitungen<br />
weiterhin das DVGW-<br />
Arbeitsblatt W 392-2.<br />
(gezielte Verlustreduzierung/<br />
Schadensbeseitigung)<br />
hoch/mittel/<br />
gering hoch alle 3 Jahre (wie oben)<br />
hoch beliebig alle 3 Jahre alle 3 Jahre<br />
sonstige Kombinationen alle 6 Jahre alle 6 Jahre<br />
gering gering alle 12 Jahre ereignisorientiert<br />
Preis:<br />
17,27 € für Mitglieder;<br />
23,03 € für Nichtmitglieder.<br />
Be<strong>zu</strong>gsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191-40,<br />
Fax (0228) 9191-499,<br />
www.wvgw.de<br />
Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
GW 306 A: Verbinden von Blitzschutzsystemen mit metallenen Gas- und Trinkwasser-<br />
Installationen, 6/2013<br />
GW 309 A: Elektrische Überbrückung bei Rohrtrennungen, 8/2013<br />
Das technische Komitee G-TK-1-<br />
10 Außenkorrosion hat die<br />
Überarbeitung des DVGW-Arbeitsblattes<br />
GW 306 „Verbinden von<br />
Blitzschutzanlagen mit metallenen<br />
Gas- und <strong>Wasser</strong>leitungen in Verbrauchsanlagen“<br />
sowie des DVGW-<br />
Arbeitsblattes GW 309 „Elektrische<br />
Überbrückung bei Rohrtrennungen“<br />
abgeschlossen.<br />
Das DVGW-Arbeitsblatt GW 306<br />
wurde gemeinschaftlich vom DVGW<br />
Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />
e.V. und VDE Verband der<br />
Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik<br />
e.V., Ausschuss für Blitzschutz<br />
und Blitzforschung (ABB)<br />
erarbeitet. Das Arbeitsblatt ist dem<br />
neuesten Stand der technischen<br />
und wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
angepasst und gilt für die Ausführung<br />
von Verbindungen von neu<br />
<strong>zu</strong> errichtenden Blitzschutzsystemen<br />
mit Gas- und Trinkwasser-<br />
Installationen. Blitzschutzsysteme<br />
schützen bauliche Anlagen vor<br />
Brand oder Zerstörung und Personen<br />
in den Gebäuden vor Verlet<strong>zu</strong>ng<br />
oder Tod. Blitzschutzsysteme<br />
bestehen aus dem äußeren und<br />
dem inneren Blitzschutz. Der äußere<br />
Blitzschutz hat die Aufgabe, Direkteinschläge<br />
mittels Fangeinrichtungen<br />
auf<strong>zu</strong>fangen, den eingeprägten<br />
Blitzstrom sicher mit einer Ableitungseinrichtung<br />
<strong>zu</strong>r Erde ab<strong>zu</strong>leiten<br />
und mit einer Erdungsanlage im<br />
Erdreich <strong>zu</strong> verteilen. Der innere<br />
Blitzschutz hat die Funktion, eine<br />
gefährliche Spannungsdifferenz<br />
oder Funkenbildung <strong>zu</strong> verhindern<br />
(Blitzschutz-Potenzialausgleich).<br />
Aktive Leiter werden durch Überspannungsschutzgeräte<br />
in diesen<br />
Potenzialausgleich einbezogen.<br />
DVGW-Arbeitsblatt GW 309 gilt<br />
für das Herstellen, Lösen und Prüfen<br />
der beim Trennen oder Verbinden<br />
von Gas- und <strong>Wasser</strong>rohrleitungen<br />
aus metallischen Werkstoffen erforderlichen<br />
elektrischen Überbrückung<br />
bei Bau- und Montagearbeiten<br />
an Rohrleitungen. Diese Maßnahme<br />
ist <strong>zu</strong>r Vermeidung von<br />
elektrischen Berührungsspannungen<br />
und damit gefährlicher Körperströme<br />
sowie der Funkenbildung<br />
bei elektrisch leitenden durchgehenden<br />
Rohrleitungen erforderlich.<br />
In Ausnahmefällen können gefährli-<br />
September 2013<br />
968 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
che Berührungsspannungen gegen<br />
Erde auftreten. Das Arbeitsblatt<br />
kann auch für andere metallische<br />
Rohrleitungen, z. B. in der Wärmeversorgung,<br />
angewendet werden.<br />
Beide Weißdrucke sind im<br />
August 2013 erschienen.<br />
Preis GW 306 A:<br />
17,27 € für Mitglieder;<br />
23,03 € für Nichtmitglieder.<br />
Preis GW 309 A:<br />
17,27 € für Mitglieder;<br />
23,03 € für Nichtmitglieder.<br />
GW 661 M: Einsatz von ortsveränderlichen elektrischen Betriebsmitteln in der Gas- und<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, 7/2013<br />
Das Merkblatt GW 661 gilt für<br />
die Festlegung der Schutzmaßnahmen<br />
bei Verwendung von<br />
ortsveränderlichen elektrischen<br />
Betriebsmitteln bei Arbeiten in der<br />
Gas- und <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
Es wurde vom Projektkreis „Technischer<br />
Betrieb von <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen“<br />
im Technischen<br />
Komitee „Anlagentechnik“ und vom<br />
Projektkreis „Elektrotechnische Fragestellungen“<br />
im Technischen Komitee<br />
„Außenkorrosion“ erarbeitet und<br />
dient als Hinweis <strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng der<br />
geltenden Vorschriften, um insbesondere<br />
elektrische Unfälle beim Einsatz<br />
von ortsveränderlichen elektrischen<br />
Betriebsmitteln <strong>zu</strong> vermeiden.<br />
Neben Begriffsdefinitionen enthält<br />
das Merkblatt eine Einteilung in<br />
Bereiche nach der elektrischen<br />
Gefährdung (ohne erhöhte elektrische<br />
Gefährdung bzw. mit erhöhter<br />
elektrischer Gefährdung). Darauf<br />
aufbauend werden die Schutzmaßnahmen<br />
für den Einsatz der Be -<br />
triebsmittel in den jeweiligen Bereichen<br />
beschrieben.<br />
Weiterhin sind in verschiedenen<br />
informativen Anhängen für unterschiedliche<br />
praktische Einsatzfälle<br />
der elektrischen Betriebsmittel Beispiele<br />
bildlich dargestellt. Das Merkblatt<br />
kann somit von Gas- und <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
als<br />
Hilfe genutzt werden, um unternehmensinterne<br />
Betriebsanweisungen<br />
<strong>zu</strong> der im Blatt behandelten Thematik<br />
<strong>zu</strong> erstellen, z. B. durch Verwendung<br />
der vorgenannten beispielhaften<br />
Darstellungen.<br />
Dieses Merkblatt ersetzt die<br />
DVGW-Merkblätter GW 308:2000-08<br />
und W 661:2011-01.<br />
Preis:<br />
22,27 € für Mitglieder;<br />
29,69 € für Nichtmitglieder.<br />
GW 381 A Entwurf: Bauunternehmen im Leitungstiefbau – Mindestanforderungen,<br />
8/2013<br />
Einspruchsfrist: 31.12.2013<br />
Das Arbeitsblatt wurde von einem<br />
Projektkreis erarbeitet, in dem die<br />
Sparten Fernwärme, Gas, Strom,<br />
Telekommunikation und Trinkwasser<br />
vertreten waren. Seitens der verschiedenen<br />
Sparten und Straßenbaulastträger<br />
haben sich im Lauf der<br />
Zeit die jeweiligen Anforderungsprofile<br />
für Bauunternehmen im Leitungstiefbau<br />
eigenständig entwickelt.<br />
Dabei stimmen die meisten<br />
Aspekte des Leitungstiefbaus vom<br />
Straßenaufbruch über die Grabenerstellung<br />
und -verfüllung bis <strong>zu</strong>r Wiederherstellung<br />
der Straßenoberfläche<br />
und der begleitenden Verkehrssicherung<br />
für die verschiedenen<br />
Sparten überein, auch unter Berücksichtigung<br />
der einschlägigen<br />
Rechtsvorschriften. Somit lag es auf<br />
der Hand, eine Zusammenfassung<br />
der formalen, personellen und sachlichen<br />
Mindestanforderungen sowie<br />
von optionalen Kriterien vor<strong>zu</strong>nehmen<br />
und eine einheitliche Be<strong>zu</strong>gsgrundlage<br />
<strong>zu</strong> schaffen.<br />
Für den Bau der Leitung selbst<br />
und die diesbezüglichen Aspekte<br />
(insbesondere hinsichtlich spartenund<br />
bauweisenspezifischer Kabel/<br />
Rohre/Umhüllungsmaterialien, Verbindungen,<br />
Überdeckungshöhen,<br />
Abstände, Bettungsbedingungen<br />
sowie <strong>zu</strong>gehöriger Einbau-/Montagetechnologien,<br />
Gefahrenabwehrmaßnahmen<br />
und Qualifikationsanforderungen)<br />
gelten weiterhin<br />
uneingeschränkt die einschlägigen<br />
technischen Regeln und Rechtsvorschriften.<br />
Dies gilt nicht nur im<br />
Zusammenhang mit der offenen<br />
Bauweise, sondern insbesondere<br />
auch für die verschiedenen grabenlosen<br />
Bauweisen, mit denen <strong>zu</strong>m<br />
Teil besondere Anforderungen hinsichtlich<br />
der oben genannten<br />
Aspekte verbunden sind. Schließlich<br />
werden verschiedene Bauweisen<br />
oftmals kombiniert (z. B. offene<br />
Bauweise für Versorgungsleitungen<br />
und Bodenverdrängungshammer<br />
für Anschlussleitungen).<br />
Man sieht den neun Textseiten<br />
(samt Vorwort) nicht an, wie viel an<br />
Arbeit und Abstimmung dahinter<br />
steht. Der unvorbelastete Leser<br />
kann mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
davon ausgehen, dass an Stellen,<br />
über die er stolpert, wo er sich ein<br />
Mehr – oder vielleicht auch Weniger<br />
– an Inhalt, Deutlichkeit oder Verbindlichkeit<br />
wünschen würde, der<br />
Projektkreis hart und gelegentlich<br />
mehrfach um den ausgewogenen<br />
Kompromiss gerungen hat. Im Mittelpunkt<br />
stand allzeit die Frage, wie<br />
man das wirklich Unverzichtbare,<br />
den gemeinsamen Nenner der zahllosen<br />
denkbaren Baustellen klar<br />
herausarbeitet und dennoch vermeidet,<br />
dass den vielen, oft auf<br />
lokale Bedürfnisse spezialisierten<br />
Tiefbauunternehmen irgendwelche<br />
unnötigen Steine in den Weg gelegt<br />
▶▶<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 969
RECHT UND REGELWERK<br />
werden. Leitbild: Am Ende müssen<br />
alle Leitungen und Verkehrswegeflächen<br />
gemäß den Anforderungen<br />
der Leitungsbetreiber bzw. Straßenbaulastträger<br />
dauerhaft gebrauchstauglich<br />
sein.<br />
Dabei unterscheidet man zwei<br />
Arten von Mindestanforderungen.<br />
Nämlich solche, wonach das Tiefbauunternehmen<br />
ohne Wenn und<br />
Aber über einen gewissen Bestand<br />
an Personal und Ausstattung uneingeschränkt<br />
verfügen können muss,<br />
unabhängig davon, ob das Unternehmen<br />
an einem bestimmten<br />
Gerät etwa das volle Eigentumsrecht<br />
hat oder dieses „nur“ least.<br />
Und solche, wonach bestimmte<br />
Geräte auch durch einen Vertragspartner<br />
bereitgestellt bzw. entsprechende<br />
Leistungen durch Einsatz<br />
eines Nachunternehmers erbracht<br />
werden können. Im ersten Fall<br />
denke man schlicht an Geräte, die<br />
praktisch <strong>zu</strong> jeder Baustelle gehören,<br />
also tägliches Handwerkszeug<br />
bilden (z. B. Geräte <strong>zu</strong>m Grabenverbau<br />
und <strong>zu</strong>r Verdichtung der Grabenverfüllung).<br />
Im zweiten Fall geht<br />
es um Geräte, deren Bedeutung von<br />
lokalen Umständen und Bedürfnissen<br />
geprägt ist (z. B. <strong>zu</strong>m Leerrohreinbau<br />
oder <strong>zu</strong>r Oberflächenwiederherstellung).<br />
So erscheint folgender Hinweis<br />
im Vorwort theoretisch selbstverständlich,<br />
praktisch ist er es keineswegs:<br />
„Die Einhaltung der einschlägigen<br />
technischen Regeln und Rechtsvorschriften<br />
mit entsprechend<br />
qualifiziertem Personal und geeigneten<br />
Arbeitsmitteln für die Ausführung<br />
der Leistungen steht außer<br />
Frage.“ Denn genau dieser Hinweis<br />
offenbart den Rahmen, der bei der<br />
Auslegung der oben ge nannten<br />
Unterscheidung nicht verlassen werden<br />
darf. Er bildet die Richtschnur<br />
dafür, wie im konkreten Fall Fragen<br />
danach <strong>zu</strong> beantworten sind, wie<br />
etwa der folgende zentrale Satz des<br />
Arbeitsblattes aus<strong>zu</strong>legen ist: „Die<br />
Ausstattungselemente nach Tabelle<br />
5 bis 18 sind nach Art, Anzahl und<br />
sonstigem Umfang jeweils so <strong>zu</strong><br />
wählen/bemessen, dass alle betroffenen<br />
Baustellen/Mitarbeiter<br />
bedient bzw. berücksichtigt werden<br />
und diese Personen wiederum für<br />
die Bedienung der jeweiligen Ausstattung<br />
geeignet sind.“<br />
Auftraggeber erhalten damit<br />
nicht einfach ein Werkzeug, um<br />
ungeeignete Anbieter aus<strong>zu</strong>sieben.<br />
Zertifizierungsstellen und Gütegemeinschaften<br />
steht es frei, ihre<br />
Dienstleistungen an<strong>zu</strong>bieten und<br />
sich dafür akkreditieren <strong>zu</strong> lassen.<br />
Doch unabhängig davon, ob ein<br />
Auftraggeber das Arbeitsblatt <strong>zu</strong>r<br />
Präqualifikation nutzt bzw. Konformitätsbewertungen<br />
Dritter in<br />
Anspruch nimmt, gilt immer folgender<br />
Satz des Anwendungsbereichs:<br />
„Der Begriff Mindestanforderungen<br />
bedeutet hier, dass sich aus technischen<br />
Regeln und Rechtsvorschriften<br />
weitergehende Anforderungen<br />
ergeben können bzw. dass der Auftraggeber,<br />
insbesondere aufgrund<br />
besonderer Merkmale, Schutzbedürfnisse<br />
und sonstiger Randbedingungen,<br />
weitergehende Anforderungen<br />
stellen kann. Die optionalen<br />
Kriterien sind insofern, ohne An -<br />
spruch auf Vollständigkeit, als Hinweise<br />
für den Auftraggeber <strong>zu</strong><br />
betrachten, der die Notwendigkeit<br />
weitergehender Anforderungen<br />
prüfen muss.“<br />
Nicht <strong>zu</strong>letzt offenbart sich der<br />
Anspruch des Arbeitsblatts in folgender<br />
Unterscheidung des Anwendungsbereichs:<br />
„Sofern ein Bauunternehmen<br />
mehrere Organisationseinheiten<br />
hat, gilt das Arbeitsblatt<br />
für die Organisationseinheiten, die<br />
mit Leitungstiefbau befasst sind,<br />
insbesondere gilt das Arbeitsblatt in<br />
Gänze für eigenständige Niederlassungen.<br />
Eigenständigkeit ist an<strong>zu</strong>nehmen,<br />
wenn die Niederlassung<br />
den tatsächlichen Betriebsablauf<br />
maßgeblich selbst bestimmt bzw.<br />
wenn der Hauptbetrieb die Beaufsichtigung<br />
der Mitarbeiter und Baustellen<br />
nicht im gesamten erforderlichen<br />
Umfang leisten kann.“ Spartenspezifische<br />
Aspekte wurden<br />
während der Arbeitsblatterarbeitung<br />
erwogen (etwa im Hinblick auf<br />
die Tatsache, dass viele Tiefbauunternehmen<br />
auch den Kabel<strong>zu</strong>g<br />
anbieten), letztlich aber doch hier<br />
nicht weiter verfolgt.<br />
Weitere, vertiefende Aspekte finden<br />
sich in „Qualifizierte Baufirmen<br />
im Leitungstiefbau – Fachkunde,<br />
Ausstattung, Leistungsfähigkeit“<br />
von Heuser/Wagner ebenfalls in<br />
dieser EWP-Ausgabe.<br />
Preis:<br />
17,27 € für Mitglieder;<br />
23,03 € für Nichtmitglieder.<br />
Be<strong>zu</strong>gsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3,<br />
D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191-40,<br />
Fax (0228) 9191-499,<br />
www.wvgw.de<br />
Recht und Regelwerk<br />
Zurückgezogene Regelwerke<br />
Folgende Regelwerke wurden <strong>zu</strong>rückgezogen:<br />
GW 308 (M)<br />
W 661 (M)<br />
Mobile Ersatzstromerzeuger für Rohrleitungsbaustellen; Ausrüstung und<br />
Betrieb<br />
Einsatz von ortsveränderlichen elektrischen Betriebsmitteln in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
08/2000 wird ersetzt durch<br />
GW 661 07/2013<br />
01/2011 wird ersetzt durch<br />
GW 661 07/2013<br />
September 2013<br />
970 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
Stagnation in Trinkwassernetzen<br />
<strong>Wasser</strong>information Nr. 81: Planung, Bau und Betrieb von <strong>Wasser</strong>verteilungssystemen<br />
unter dem Blickwinkel der Bewertung und Vermeidung von Aufkeimungserscheinungen<br />
8/2013<br />
Diese Information wurde vom<br />
Technischen Komitee „<strong>Wasser</strong>transport<br />
und -verteilung“ auf Basis<br />
der Ergebnisse des vom DVGW<br />
geförderten Forschungsprojekts<br />
„Planung und Betrieb von Trinkwasserverteilungssystemen<br />
im Hinblick<br />
auf die Vermeidung von Aufkeimungserscheinungen“<br />
(W 6/01/05)<br />
erstellt.<br />
Sie behandelt Planung, Bau und<br />
Betrieb von <strong>Wasser</strong>verteilungssystemen<br />
unter dem Blickwinkel der<br />
Bewertung und Vermeidung von<br />
Aufkeimungserscheinungen. Dieses<br />
Thema wird oft mit dem Schlagwort<br />
„Stagnation“ in Verbindung ge -<br />
bracht.<br />
Die resultierenden Empfehlungen<br />
werden bei der laufenden<br />
Überarbeitung der DVGW-Arbeitsblätter<br />
W 400-1 bis 3 „Technische<br />
Regeln <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen<br />
(TRWV)“ berücksichtigt, doch kann<br />
diese Überarbeitung nur schrittweise<br />
erfolgen und wird insgesamt<br />
mehrere Jahre beanspruchen.<br />
Vor diesem Hintergrund und in<br />
Anbetracht der großen praktischen<br />
Bedeutung werden diese Empfehlungen<br />
nun durch diese Information<br />
gebündelt herausgegeben.<br />
Ausgehend von Grundaussagen<br />
<strong>zu</strong>m Einfluss von Fließgeschwindigkeit,<br />
Aufenthaltszeit und Temperatur<br />
sowie <strong>zu</strong> Änderungen des<br />
In dikatorparameters „Koloniezahl“<br />
äußert sich die DVGW-<strong>Wasser</strong>information<br />
Nr. 81 <strong>zu</strong> folgenden Punkten:<br />
##<br />
chemische Desinfektion im<br />
W asserwerk<br />
##<br />
kontinuierliche chemische<br />
Desinfektion im Trinkwassernetz<br />
##<br />
temporäre chemische Desinfektion<br />
##<br />
Spülungen – <strong>Wasser</strong>austausch in<br />
Stagnations- und Endbereichen<br />
##<br />
Spülungen – Austrag von<br />
Ablagerungen<br />
##<br />
Redimensionierung<br />
##<br />
Inbetriebnahme einer <strong>zu</strong>vor<br />
durchflossenen Leitung<br />
##<br />
Inbetriebnahme einer neuen<br />
Leitung<br />
##<br />
nicht durchflossene Leitung<br />
##<br />
Probenahme<br />
Preis:<br />
17,27 € für Mitglieder;<br />
23,03 € für Nichtmitglieder.<br />
Be<strong>zu</strong>gsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3,<br />
D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191-40,<br />
Fax (0228) 9191-499,<br />
www.wvgw.de<br />
Neue DWA-Merkblätter erschienen<br />
Merkblatt DWA-M 806: Nachträge – Handreichungen <strong>zu</strong> Vergütungsanpassungen<br />
bei VOB-Verträgen<br />
Wenn im Verlauf der praktischen<br />
Umset<strong>zu</strong>ng eines Bauvorhabens<br />
<strong>zu</strong>sätzliche oder geänderte<br />
Leistungen erbracht werden<br />
müssen, sind die Bauverträge an<strong>zu</strong>passen.<br />
Daraus können sich Vergütungsänderungen<br />
ergeben. Wie<br />
Vergütungen für Nachtragsleistungen<br />
auf der Basis der VOB/B zwischen<br />
Bauherren und Unternehmern<br />
vereinbart werden können, ist<br />
Inhalt eines neuen Merkblatts, das<br />
die Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall<br />
e.V. (DWA) herausgegeben hat.<br />
DWA-M 806 „Nachträge – Handreichungen<br />
<strong>zu</strong> Vergütungsanpassungen<br />
bei VOB-Verträgen“ soll die<br />
Kommunikation zwischen den Vertragspartnern<br />
verbessern und<br />
einen partnerschaftlichen Weg <strong>zu</strong>m<br />
einvernehmlichen Abschluss einer<br />
Vergütungsvereinbarung durch die<br />
Bereitstellung von Beispielen und<br />
Mustern aufzeigen. Denn bei Bauprojekten<br />
kann es <strong>zu</strong> Änderungen<br />
und Abweichungen aller Art kommen.<br />
Selten sind alle Randbedingungen<br />
im Vorfeld bekannt und<br />
werden eindeutig geklärt. Manche<br />
Annahmen stellen sich als falsch<br />
heraus, andere sind nicht ausreichend<br />
präzisiert worden; nicht<br />
vorhergesehene oder unvorhersehbare<br />
Änderungen sind die<br />
Folge.<br />
Das Merkblatt richtet sich an<br />
Unternehmer und Bauherren. Es<br />
befasst sich damit, wann Vergütungsanpassungen<br />
– die sogenannten<br />
„Nachträge“ – notwendig werden<br />
und wie der Weg <strong>zu</strong> einer Vereinbarung<br />
effizient gemanagt<br />
werden kann.<br />
Information:<br />
August 2013, 51 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-04-1,<br />
Ladenpreis: 61 Euro, fördernde DWA-<br />
Mitglieder: 48,80 Euro.<br />
▶▶<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 971
RECHT UND REGELWERK<br />
Merkblatt DWA-M 911: Möglichkeiten der Effizienzkontrolle von Maßnahmen<br />
<strong>zu</strong>r grundwasserschonenden Bodennut<strong>zu</strong>ng am Beispiel des Stickstoffs<br />
Die Deutsche Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />
und Abfall e.V. (DWA) hat gemeinsam<br />
mit dem Deutschen Verein des<br />
Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e.V. (DVGW)<br />
ein neues Merkblatt erstellt, das die<br />
<strong>zu</strong>rzeit wichtigsten und effektivsten<br />
Kontrollmöglichkeiten der grundwasserschonenden<br />
Bodennut<strong>zu</strong>ng<br />
im Überblick darstellt. Vor- und<br />
Nachteile der genannten <strong>Techniken</strong><br />
werden aufgelistet und hinsichtlich<br />
ihrer Eignung <strong>zu</strong>r Effizienzkontrolle<br />
einzeln bewertet. Auch die Kosten,<br />
die diese Kontrollmaßnahmen verursachen,<br />
werden berücksichtigt.<br />
Der Nachweis der Auswirkungen<br />
von landbaulichen Maßnahmen auf<br />
die Beschaffenheit des Sicker- und<br />
Grundwassers – <strong>zu</strong>m Beispiel aufgrund<br />
von hohen Flurabständen,<br />
geringen Verlagerungsgeschwindigkeiten<br />
im Boden, geringen Fließgeschwindigkeiten<br />
des Grundwassers<br />
oder mangels geeigneter<br />
Grundwassermessstellen – ist in<br />
einem angemessenen Zeitraum oft<br />
nicht möglich.<br />
Dieser Nachweis der tatsächlichen<br />
Verminderung von Stickstoffeinträgen<br />
ist jedoch für die Akzeptanz<br />
der Verfahren durch die Landwirte,<br />
aber auch für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
von großer Bedeutung, denn<br />
die Wirksamkeit der Maßnahmenprogramme<br />
<strong>zu</strong>r Erreichung der Ziele<br />
der Europäischen <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
muss belegt werden.<br />
Das Merkblatt wendet sich an<br />
Landwirte und landwirtschaftliche<br />
Berater in Verwaltungen, Verbänden<br />
und Unternehmen.<br />
Es erscheint inhaltsgleich im<br />
DVGW-Regelwerk als Hinweis<br />
W 104-2 (M).<br />
Information:<br />
August 2013, 36 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-13-3,<br />
Ladenpreis: 55 Euro, fördernde DWA-<br />
Mitglieder: 44 Euro.<br />
Herausgeber und Vertrieb:<br />
DWA Deutsche Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-333,<br />
Fax (02242) 872-100,<br />
E-Mail: info@dwa.de,<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />
Aufruf <strong>zu</strong>r Stellungnahme<br />
Entwurf Merkblatt DWA-M 368: Biologische Stabilisierung von Klärschlamm<br />
Die Stabilisierung von Klärschlämmen<br />
ist die wichtigste<br />
Grundoperation der gesamten Klärschlammbehandlung.<br />
Die biologischen<br />
Verfahren haben sich weltweit<br />
als die am meisten verbreitete<br />
Prozessart <strong>zu</strong>r Klärschlammstabilisierung<br />
durchgesetzt. Sie werden<br />
seit Jahrzehnten nach empirischen<br />
Ansätzen bemessen und betrieben.<br />
Um der technischen Weiterentwicklung<br />
und den veränderten<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
Rechnung <strong>zu</strong> tragen, hat die Deutsche<br />
Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V.<br />
(DWA) jetzt eine grundlegende<br />
Aktualisierung und Erweiterung des<br />
Merkblatts DWA-M 368 vorgelegt.<br />
Es erläutert die wichtigsten biochemischen<br />
Grundlagen und gibt –<br />
entsprechend dem Stand der Technik<br />
– neue, praxisorientierte Empfehlungen<br />
für die Bemessung und<br />
den Betrieb von Anlagen <strong>zu</strong>r biologischen<br />
Klärschlammstabilisierung.<br />
Auch neue Entwicklungen, wie die<br />
Bestrebungen <strong>zu</strong>r weitergehenden<br />
Verringerung des Stabilisierungsvolumens<br />
oder die Einflüsse einer Klärschlammdesintegration<br />
werden be -<br />
trachtet. Hinweise <strong>zu</strong> hygienischen<br />
Aspekten und alternativen Einsatzbereichen<br />
der wichtigsten Varianten<br />
der biologischen Klärschlammstabilisierung<br />
runden die umfassende<br />
Darstellung des Themas ab.<br />
Das Merkblatt richtet sich vor<br />
allem an den Praktiker auf der Kläranlage<br />
sowie an planende und ausführende<br />
Ingenieure und Techniker.<br />
Frist <strong>zu</strong>r Stellungnahme:<br />
Hinweise und Anregungen <strong>zu</strong> dieser Thematik<br />
nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />
gerne entgegen. Das Merkblatt DWA-M 368<br />
wird bis <strong>zu</strong>m 31. Oktober 2013 öffentlich <strong>zu</strong>r<br />
Diskussion gestellt.<br />
Stellungnahmen bitte schriftlich,<br />
nach Möglichkeit in digitaler Form an:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Josefine Dahmen,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-186,<br />
Fax (02242) 872-184,<br />
E-Mail: dahmen@dwa.de<br />
Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />
befindet sich unter:<br />
http://de.dwa.de/themen.html<br />
Information:<br />
August 2013, 56 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-03-4,<br />
Ladenpreis: 57 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 45,60 Euro<br />
September 2013<br />
972 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
Entwurf Merkblatt DWA-M 526: Grundlagen morphodydamischer Phänomene<br />
in Fließgewässern<br />
Die Deutsche Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />
und Abfall e.V. (DWA) hat ein neues<br />
Merkblatt <strong>zu</strong> den Grundlagen morphodynamischer<br />
Phänomene in<br />
Fließgewässern herausgegeben.<br />
DWA-M 526 beschreibt und erläutert<br />
die „natürlichen“ morphodynamischen<br />
Phänomene, die für das<br />
Verständnis der Entstehung und<br />
des Zerfalls morphologischer Strukturen<br />
sowie des Sedimenttransportes<br />
erforderlich sind. Unter dem<br />
Begriff „Phänomen“ wird hierbei das<br />
Ergebnis einzelner Prozesse verstanden.<br />
Neben den natürlichen Phänomenen<br />
wird als bauwerksbedingtes<br />
Phänomen die Buhnenfeldverlandung<br />
behandelt, da Buhnen den<br />
Flusslauf über lange Strecken festlegen<br />
und somit die Uferstruktur prägen.<br />
Neben der verbalen Beschreibung<br />
der Phänomene werden auch<br />
die hierfür erforderlichen Parameter<br />
aufgeführt. Auf Formeln wird dagegen<br />
verzichtet.<br />
Lokale Eingriffe oder großräumige<br />
Umgestaltungsmaßnahmen<br />
an Flussläufen haben häufig weitreichende<br />
Auswirkungen auf das hydraulisch-sedimentologische<br />
Gleichgewicht<br />
und auf die Gewässermorphologie.<br />
Die Planung und<br />
Umset<strong>zu</strong>ng von Maßnahmen setzt<br />
deshalb grundlegende Kenntnisse<br />
über die in den Gewässern <strong>zu</strong> beobachtenden<br />
morphodynamischen<br />
Phänomene und die damit verbundenen<br />
Prozesse voraus.<br />
Das Merkblatt richtet sich an<br />
Ingenieurbüros, Kommunen, Länder,<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaftsverbände<br />
sowie <strong>Wasser</strong>- und Schifffahrtsverwaltungen.<br />
Frist <strong>zu</strong>r Stellungnahme:<br />
Hinweise und Anregungen <strong>zu</strong> dieser Thematik<br />
nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />
entgegen. Das Merkblatt DWA-M 526<br />
wird bis <strong>zu</strong>m 31. Oktober 2013 öffentlich<br />
<strong>zu</strong>r Diskussion gestellt.<br />
Stellungnahmen bitte schriftlich,<br />
möglichst in digitaler Form, an:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Geogr. Georg Schrenk,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872 210,<br />
Fax (02242) 872 184,<br />
E-Mail: schrenk@dwa.de<br />
Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />
befindet sich unter:<br />
http://de.dwa.de/themen.html<br />
Information:<br />
August 2013, 67 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-07-2,<br />
Ladenpreis: 71 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 56,80 Euro<br />
Herausgeber und Vertrieb:<br />
DWA Deutsche Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Theodor-Heuss-<br />
Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-333, Fax (02242) 872-100,<br />
E-Mail: info@dwa.de,<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />
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NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt <strong>zu</strong>r Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
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September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 973
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Engagierte Bürger gegen<br />
überhöhte <strong>Wasser</strong>entgelte<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, Trinkwasserpreise, Trinkwassergebühren, Bürgerinitiativen,<br />
Modernisierungsstrategie, Benchmarking<br />
Hermann Daiber<br />
Der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt sind die<br />
Bürgerinnen und Bürger oder deren Organisationen,<br />
die sich für mehr Gerechtigkeit bei der Preis- beziehungsweise<br />
Gebührengestaltung für Trink- oder<br />
<strong>Abwasser</strong> einsetzen 1 . Zudem fordern sie, wie auch<br />
Mietervereine und weitere Gruppierungen, mehr<br />
Transparenz und Effizienz von <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>unternehmen<br />
ein. Ihren wechselnden Erfolgen und<br />
Anstrengungen in Hessen und dem übrigen Bundesgebiet<br />
ist dieser Artikel gewidmet. Über die erste<br />
Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Right2Water“<br />
wird ebenfalls berichtet. Ferner wird gefragt, inwiefern<br />
Kommunalaufsicht und Kartellbehörden die<br />
Anliegen der Bürgergesellschaft unterstützen (können).<br />
Auch der Modernisierungsstrategie in Deutschland<br />
samt Benchmarking gelten einige Bemerkungen.<br />
Involved Citizens against Inflated Water Charges<br />
Citizens and their initiatives which take a stand for<br />
more fairness in water and wastewater pricing and<br />
charging are not much known in the public at large.<br />
They demand more transparency and efficiency from<br />
water suppliers and wastewater treatment companies,<br />
such as tenant associations and other groupings do.<br />
This article is dedicated to the varying successes and<br />
efforts in Hesse and the other areas of the Federal<br />
Republic of Germany. It reports also on the first European<br />
citizen initiative (EBI) „Right2Water“. Furthermore<br />
the question is raised, in what way municipal<br />
supervision and antitrust authority could support the<br />
concerns of the civil society. At last some remarks are<br />
made on the strategy of modernizing in German water<br />
management including benchmarking experiences.<br />
1. Bürger und ihr Engagement<br />
1.1 Hessen<br />
1.1.1 Reiskirchen<br />
55 Bürger der kleinen mittelhessischen Gemeinde Reiskirchen<br />
haben sich in der „Bürgerinitiative (BI) für faire<br />
<strong>Wasser</strong>preise“ <strong>zu</strong>sammengeschlossen. Ihnen waren die<br />
<strong>Wasser</strong>gebühren ihrer Gemeinde deutlich <strong>zu</strong> hoch. Sie<br />
haben daher gegen die Gebührenbescheide von Reiskirchen<br />
geklagt – und vor dem Verwaltungsgericht Gießen<br />
Recht bekommen 2 . Maßgeblich dafür waren ein<br />
schwerer Sat<strong>zu</strong>ngsmangel sowie ungerechtfertigte Kosten<br />
wegen Überkapazitäten. Diese entstanden durch<br />
Vorhaltung von <strong>Wasser</strong>anlagen weit über den Eigenbedarf<br />
hinaus, um auch an die Stadtwerke Gießen AG<br />
<strong>Wasser</strong> liefern <strong>zu</strong> können. Das ZDF hatte über die Aktivi-<br />
täten in Reiskirchen berichtet 3 . Mittlerweile haben sich<br />
die Kontrahenten auf eine erhebliche Rückzahlung von<br />
<strong>Wasser</strong>gebühren an alle Kunden geeinigt 4 – ein schöner<br />
Erfolg nach zähem Kampf.<br />
1.1.2 Grävenwiesbach<br />
Auch in Grävenwiesbach im Hochtaunus nördlich von<br />
Frankfurt bedurfte es erst einer Klage gegen die<br />
Gemeinde, die ihre Leistung – dieses Mal <strong>Abwasser</strong> –<br />
nach Auffassung der Bürger nicht korrekt abrechnet.<br />
Einen ersten Erfolg errangen die Vertreter einer neu<br />
gegründeten „Bürgergemeinschaft für gerechte Gebühren“.<br />
Das Verwaltungsgericht (VG) Frankfurt/Main hob<br />
die Gebührenbescheide wegen der fehlenden Unterscheidung<br />
zwischen Niederschlags- und Frischwasser<br />
sowie deshalb auf, weil die Kalkulationsperiode unklar<br />
und die Kalkulation rechnerisch nicht nachvollziehbar<br />
1 <strong>Wasser</strong>preise unterliegen der Kontrolle der Kartellbehörden,<br />
Gebühren (auch für <strong>Abwasser</strong>) der Aufsicht der Kommunalbehörden.<br />
2 Urteil vom 27. 9. 2012, Zeitschrift für Landes- und Kommunalrecht<br />
Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland (LKRZ) 2013, 111; Artikel<br />
„Höhere <strong>Wasser</strong>gebühren nicht rechtmäßig“, Gießener Anzeiger,<br />
28. 9. 2012.<br />
3 Im Rahmen der Reihe „ZDF Zoom“, Beitrag „Teure Tropfen“,<br />
<strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013 unter http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1506176/ZDFzoom-Teure-Tropfen.<br />
4 Artikel „Alle Bürger profitieren von Kompromiss“, Gießener Allgemeine<br />
Zeitung, 28. 5. 2013 sowie „Reiskirchener erhalten 2014<br />
Gutschrift <strong>zu</strong> <strong>Wasser</strong>gebühren“, Gießener Anzeiger, 17. 5. 2013.<br />
September 2013<br />
974 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
FACHBERICHTE<br />
© tommyS/pixelio.de<br />
waren 5 . Der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH)<br />
ließ die Berufung gegen dieses Urteil <strong>zu</strong> 6 , der Ausgang<br />
ist noch offen. Die Bürgergemeinschaft begleitete<br />
<strong>zu</strong>dem die Novellierung des Hessischen Kommunalabgabengesetzes<br />
kritisch 7 , wenn auch erfolglos. Darüber<br />
hinaus entstand aus dem Bürger-Engagement die Wählergruppe<br />
„Unabhängige Bürger Grävenwiesbach“.<br />
Triebfeder dafür waren die negativen Erfahrungen mit<br />
Kommunalpolitik und Kommunalaufsicht 8 . Die Wählergruppe<br />
erhielt bei der Hessischen Kommunalwahl 2011<br />
aus dem Stand 15,5 Prozent der Stimmen 9 .<br />
1.1.3 Gießen 10<br />
Die Gießener „Bürger für gerechte <strong>Wasser</strong>preise“, die<br />
sich aus dem Mieterverein Gießen entwickelt haben,<br />
5<br />
VG Frankfurt/Main, Urt. v. 4. 8. 2011, 3 K 1703/08.F.<br />
6<br />
Hessischer VGH, Beschl. v. 12. 10. 2012, 5 A 2001/11.Z (unveröff.).<br />
7<br />
Bürgergemeinschaft, Novellierung des Hessischen KAG, Stand<br />
13. 9. 2012 (unveröff.). Die Bürgergemeinschaft wollte unter<br />
anderem die Zweckentfremdung öffentlicher Gelder durch das<br />
Verbot verhindern, Abschreibungsbeträge dem <strong>Wasser</strong>betrieb<br />
durch Zuweisung <strong>zu</strong>m allgemeinen Kommunalhaushalt <strong>zu</strong> entziehen.<br />
8<br />
Da<strong>zu</strong> Horst Ambrosius, Bürgergemeinschaft, Vortrag anlässlich<br />
der Veranstaltung „<strong>Wasser</strong>preise und Gebühren“ im Hess. Wirtschaftsministerium<br />
am 9. 5. 2011, <strong>zu</strong>letzt am 28. 7. 2013 abgerufen<br />
unter https://wirtschaft.hessen.de/wirtschaft/energiewirtschaft/strom-gas-und-wasserpreise/preiskontrolle-bei-wasser<br />
.<br />
9<br />
Taunus-Zeitung Bad Homburg v. d. H., 30. 3. 2011, Artikel<br />
„Rechenspiele“; vgl. auch http://www.ub-graevenwiesbach.de/<br />
category/presse/; <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013<br />
10 Vgl. unter anderem <strong>zu</strong>m Fall Gießen die Report-München-Sendung<br />
vom 9. 7. 2013, Text <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013 unter<br />
http://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/videos-und-manuskripte/kampf-ums-trinkwasser100.html.<br />
fordern niedrigere <strong>Wasser</strong>preise 11 . Hintergrund ist unter<br />
anderem, dass die Stadt Gießen neben Wiesbaden,<br />
Wetzlar, Kassel, Eschwege und Oberursel mittlerweile<br />
statt <strong>Wasser</strong>preisen öffentlich-rechtliche <strong>Wasser</strong>gebühren<br />
verlangt 12 . So will man der Hessischen Kartellaufsicht<br />
entgehen, die Missbrauchsverfahren gegen diese<br />
Stadtwerke führt. Die „Bürger für gerechte <strong>Wasser</strong>preise“<br />
kämpfen gegen diese „Flucht ins Gebührenrecht“. <strong>Ihrem</strong><br />
Einsatz sowie dem Engagement einer kleinen Stadtratsfraktion<br />
ist es <strong>zu</strong> verdanken, dass die Stadt durch einen<br />
Akteneinsichtsausschuss da<strong>zu</strong> bewegt wurde, einen<br />
Prüfbericht des Regierungspräsidiums (RP) Gießen <strong>zu</strong><br />
veröffentlichen, der der Absicherung dieser Rekommunalisierung<br />
dienen sollte. Als dessen Ergebnis wurde<br />
öffentlich verbreitet: „Der <strong>Wasser</strong>preis [gemeint: die<br />
<strong>Wasser</strong>gebühr] ist nicht überhöht“ 13 .<br />
Die aktiven Gießener „Bürger für gerechte <strong>Wasser</strong>preise“<br />
bemängelten aber <strong>zu</strong> Recht, die „Wirtschaftlichkeit<br />
sei nicht geprüft worden“ 14 . Tatsächlich war in dem<br />
Bericht von einem Wirtschaftlichkeitskonzept mit Prüfung,<br />
wie Leistungen kostengünstiger erbracht oder<br />
Pumpen wirtschaftlicher eingesetzt werden können,<br />
nicht die Rede. Detaillierte Vergleiche mit anderen Kommunen<br />
wurden nicht angestellt. Höhe und Angemessenheit<br />
der fixen Kosten wurden (lediglich) „durch Stichproben<br />
von Belegen“ geprüft, die die Stadtwerke selbst<br />
11<br />
Gießener Anzeiger vom 10. 2. 2011, Artikel „Senkung des <strong>Wasser</strong>preises<br />
…“, auch Gießener Anzeiger, 13. 8. 2012.<br />
12 Zum 1. 5. 2013 hat auch die Stadt Wuppertal rekommunalisiert;<br />
gegen die Stadtwerke läuft ein Missbrauchsverfahren des Bundeskartellamtes.<br />
13 Gießener Allgemeine Zeitung, 27. 10. 2011.<br />
14<br />
Artikel „RP hat Wirtschaftlichkeit nicht überprüft“, Gießener Allgemeine<br />
Zeitung, 9. 3. 2012.<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 975
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
vorgelegt hatten 15 . Hinweisen auf wirtschaftliche Probleme<br />
16 ist ebenso wenig nachgegangen worden wie der<br />
Rechtswidrigkeit der Zahlung einer Konzessionsabgabe<br />
17 . Die Kommunalbehörden sahen trotzdem keinen<br />
Anlass ein<strong>zu</strong>schreiten.<br />
1.1.4 Darmstadt<br />
Schon Mitte der 1990er Jahre gründete sich in Darmstadt<br />
die „Interessengemeinschaft IG <strong>Abwasser</strong>“. Sie<br />
erstritt 2001 ein Urteil des Verwaltungsgerichtes Darmstadt,<br />
das eine gesplittete <strong>Abwasser</strong>gebühr, also die<br />
getrennte Abrechnung von Niederschlags- und Frischwasser,<br />
nach sich zog 18 . Dieses Urteil bestätigte der<br />
Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) 19 . Daraufhin<br />
wurde ein erheblicher Teil der <strong>Abwasser</strong>gebühren<br />
<strong>zu</strong>rückerstattet 20 . Die Mitglieder der Gemeinschaft hatten<br />
weiter ein kritisches Auge auf die Gebührengestaltung,<br />
befanden <strong>zu</strong>m Beispiel den „Zuschlag für Südhessische<br />
<strong>zu</strong> hoch“ 21 . Der „Streit um Gebühren“ setzte sich<br />
vor Gericht fort 22 – bis in die jüngste Zeit hinein. Die „IG<br />
<strong>Abwasser</strong>“ war dabei nicht immer erfolgreich und verlor<br />
Normenkontrollverfahren beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof<br />
in Kassel 23 .<br />
15<br />
Preisprüfungsbericht des RP Gießen vom 11. 10. 2011, III-32-75-<br />
B2n-11/11; <strong>zu</strong>letzt abgerufen 28. 7. 2013, unter http://www.parlamentsinfo.giessen.de/to0040.php?__ksinr=2999,<br />
dort „Anlage<br />
Preisprüfbericht 8 MB“. Gegenstand der Prüfung waren Pachtund<br />
Dienstleitungsentgelte, die die Stadtwerke Gießen der<br />
Stadt – Eigenbetriebe – berechnen und die den Löwenanteil der<br />
derzeitigen <strong>Wasser</strong>gebühr ausmachen.<br />
16<br />
So heißt es in dem Bericht etwa: „[Es gibt] … <strong>Wasser</strong>mengen <strong>zu</strong>r<br />
Lieferung durch den Vorlieferanten, … die <strong>zu</strong>sammen mit den<br />
<strong>Wasser</strong>lieferungen der Stadtwerke den Verbrauch insgesamt<br />
überschreiten. Somit wird die Stadt … bestrebt sein müssen, die<br />
Liefermengen [des Vorlieferanten] … <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>fahren …“.<br />
17<br />
Diese Zahlung wird im Bericht des Regierungspräsidiums in<br />
Höhe von 1,1 Mio. Euro als „Für Pacht“ bezeichnet. Dies verbietet<br />
§ 4 Abs. 3 KAE (Anordnung über die Zulässigkeit von Konzessionsabgaben<br />
vom 4. 3. 1941 in der Fassung vom 7. 3. 1975, RAnz<br />
1941, Nr. 75, BAnz 1975, Nr. 49). Danach dürfen Konzessionsabgaben<br />
durch Stadtwerke nicht im Hinblick auf <strong>Wasser</strong>lieferungen<br />
an Wiederverkäufer gezahlt werden. So liegt es aber hier.<br />
Die Stadtwerke Gießen liefern ihr <strong>Wasser</strong> an den <strong>Wasser</strong>-Eigenbetrieb<br />
der Stadt, der seinerseits – als Wiederverkäufer – rechtlich<br />
die <strong>Wasser</strong>kunden im Stadtgebiet versorgt.<br />
18 Verwaltungsgericht (VG) Darmstadt, Hess. Städte- und Gemeindezeitung<br />
2001, 263.<br />
19<br />
Hessischer Verwaltungsgerichtshof (VGH), Urt. v. 2. 9. 2009, 5 A<br />
631/08, bei juris.<br />
20<br />
Darmstädter Echo, 31. 10. 2001: „<strong>Abwasser</strong>gebühr wird <strong>zu</strong>rückerstattet“.<br />
21<br />
Frankfurter Rundschau, 25. 2. 2003.<br />
22 Darmstädter Echo, 23. 5. 2003.<br />
23<br />
Echo online, 7. 11. 2005; Hessischer VGH, Beschl. v. 10. 5. 2012, 5<br />
C 3180/09.N (unveröff.).<br />
1.1.5 Söhrewald<br />
Schwierig, weil kompliziert, aber doch innovativ können<br />
Klagen Einzelner gegen Gebühren sein. Dies zeigt ein<br />
Fall aus dem nordhessischen Söhrewald nahe Kassel.<br />
Dort klagte ein Bürger gegen die lokalen <strong>Wasser</strong>gebühren.<br />
Er trug Intransparenz der Gebührenberechnung vor<br />
und monierte insbesondere, dass in die Gebührenkalkulation<br />
un<strong>zu</strong>lässigerweise Kosten für die Bereitstellung<br />
von Löschwasser eingeflossen seien. Auf seine Anfechtungsklage<br />
vom 16. April 2009 hob die beklagte Ge -<br />
meinde in der mündlichen Verhandlung am 24. Mai 2012<br />
ihre Gebührenbescheide für 2008 bis 2011 vollständig<br />
auf, so dass der Kläger keinen Cent <strong>Wasser</strong>geld <strong>zu</strong> zahlen<br />
hatte. Den Argumenten des Klägers hatte die<br />
Gemeinde „rechtlich nicht viel entgegen<strong>zu</strong>setzen“. Daraufhin<br />
stellte der betroffene Bürger auf eine Fortset<strong>zu</strong>ngsfeststellungsklage<br />
um, da nach wie vor eine fehlerhafte<br />
Kalkulation <strong>zu</strong> befürchten sei. Diesen Antrag<br />
wies das Verwaltungsgericht Kassel ab, es sei kein<br />
Rechtsschutzbedürfnis erkennbar. In der Presse wurde<br />
daraus die Überschrift „Klage gegen <strong>Wasser</strong>gebühr<br />
gescheitert“ – die das Ergebnis aber auf den Kopf<br />
stellt 24 .<br />
1.1.6 Sinn<br />
Auch im mittelhessischen Sinn nahe Wetzlar klagte ein<br />
einzelner Bürger, Mitglied beim Konsumentenbund<br />
Kassel, erfolgreich gegen mehrere Gebührenbescheide<br />
der Gemeinde für die Versorgung mit Trinkwasser. Das<br />
Verwaltungsgericht Gießen gab dem Kläger nach drei<br />
Jahren in vollem Umfang Recht 25 . Konzessionsabgaben<br />
dürfen danach in Gebühren von Eigenbetrieben nicht<br />
einfließen. Dasselbe galt im Hinblick auf rechtswidrige<br />
Entgelte eines Vorlieferanten; dessen Sat<strong>zu</strong>ng war mangels<br />
Bestimmung eines Verbandsgebietes ebenso nichtig<br />
wie dessen Praxis der Beitragserhebung rechtswidrig.<br />
Die Berufung der Gemeinde wies der Hessische Verwaltungsgerichtshof<br />
in Kassel als un<strong>zu</strong>lässig <strong>zu</strong>rück 26 ,<br />
so dass die Entscheidung des VGH rechtskräftig wurde.<br />
1.1.7 Weitere Aktivitäten in Hessen<br />
Neben Gießen hat sich auch in Frankfurt der Mieterschutzverein<br />
in die Debatte eingeschaltet. Er bemängelte<br />
Ungerechtigkeiten im Vergleich zwischen Land und<br />
Mainova über <strong>Wasser</strong>preissenkungen und hat eine korrekte<br />
Rückerstattung verlangt 27 . In Wetzlar setzen sich<br />
ebenfalls Bürgerinnen und Bürger mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng des<br />
24<br />
VG Kassel, Urt. v. 24. 5. 2012, 6 K 475/10.KS (unveröff.); Artikel aus<br />
HNA, 25. 5. 2012.<br />
25 Urt. v. 1. 2. 2012, 8 K 2781/11.GI, LKRZ 2012, 462.<br />
26 Hessischer VGH, Beschl. v. 18. 7. 2012, 5 A 1239/12.Z, zitiert nach<br />
juris.<br />
27<br />
FR, 29.11.2012, Artikel „Wieder Streit um Erstattung von <strong>Wasser</strong>kosten“.<br />
September 2013<br />
976 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
FACHBERICHTE<br />
© Rainer Sturm/pixelio.de<br />
örtlichen Mietervereins für niedrigere und transparente<br />
<strong>Wasser</strong>preise ein 28 . Daneben gibt es weitere aktive Bürgerinnen<br />
und Bürger in Hessen, etwa in Ober-Ramstadt,<br />
Sinntal, Borken, Asslar und Ortenberg. Die IHK Arbeitsgemeinschaft<br />
Hessen unterstützt Unternehmen und Bürger<br />
bei Preisvergleichen durch ihren sehr komfortablen<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>monitor für ganz Hessen 29 .<br />
1.2 Übriges Bundesgebiet<br />
1.2.1 Berlin<br />
Der „Berliner <strong>Wasser</strong>tisch“ und, als zweite Bürgerinitiative<br />
hin<strong>zu</strong>gekommen, die „Berliner <strong>Wasser</strong>bürger“ setzen<br />
sich seit Langem für niedrigere und durchschaubare<br />
<strong>Wasser</strong>preise ein. Ausgangspunkt war die Teilprivatisierung<br />
der Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe im Jahre 1999 30 . In<br />
einem abstrakten Normenkontrollverfahren wurden die<br />
dafür geschaffene gesetzliche Konstruktion vom Berliner<br />
Verfassungsgerichtshof bestätigt, die Kalkulationsvorschriften<br />
dagegen verworfen 31 . Deren Neufassung<br />
ist später aber als verfassungskonform anerkannt worden<br />
32 . Zur Umset<strong>zu</strong>ng der Privatisierung schloss der<br />
Berliner Senat mit Veolia und RWE ein umfangreiches<br />
Vertragspaket ab, das <strong>zu</strong>nächst nicht veröffentlicht<br />
wurde. Am 13. Februar 2011 haben auf Initiative des<br />
„Berliner <strong>Wasser</strong>tisches“ 660 000 Berlinerinnen und<br />
Berliner für die Offenlegung der Privatisierungsverträge<br />
28<br />
http://www.bi-faire-energie.de/bi_gas/Forum/Heileit/heileit_13.pdf,<br />
<strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013.<br />
29<br />
WifOR, Studie Frisch- und <strong>Abwasser</strong>monitor für das Bundesland<br />
Hessen, <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013 unter http://www.ihkhessen.de/themen/umwelt/wassermonitor/index.html,<br />
da<strong>zu</strong> Vortrag<br />
Ostwald/von Harten, Konferenz „Kommunales Infrastrukturmanagement“<br />
(KIM), Berlin, 21. 6. 2013, http://www.kim.tu-berlin.<br />
de/fileadmin/fg280/veranstaltungen/kim/konferenz_2013/vortraege/noch_www_von_harten_130620_<strong>Wasser</strong>monitor_KIM_<br />
Berlin_WifOR.pdf, <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013.<br />
30 Lederer, IR 2012, 302.<br />
31 Berliner Verfassungsgerichtshof (VerfGH), Urt. v. 21. 10. 1999,<br />
42/99, ZNER 2001, 245.<br />
32<br />
Berliner VerfGH, Beschl. v. 14. 7. 2010, 39/09, zitiert nach juris<br />
Berlin-Brandenburg.<br />
gestimmt 33 . Dieser begleitet auch aufmerksam und kritisch<br />
den mittlerweile erfolgten Rückkauf der RWE-<br />
Anteile durch das Land Berlin für 658 Mio. Euro, den<br />
Plan, die restlichen Anteile von Veolia <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>kaufen 34 ,<br />
sowie den parlamentarischen Sonderausschuss<br />
„<strong>Wasser</strong>verträge“ 35 ; dasselbe gilt für die „Berliner <strong>Wasser</strong>bürger“,<br />
die den Abschlussbericht dieses Sonderausschusses<br />
publiziert hat 36 . Die Erfüllung der zweiten Forderung<br />
der Bürgerinitiativen, auskömmliche <strong>Wasser</strong>preise<br />
in der Bundeshauptstadt, ist durch die<br />
Preissenkungsverfügung des Bundeskartellamtes vom<br />
Juni 2012 37 in greifbare Nähe gerückt.<br />
1.2.2 Würzburg<br />
Privatklagen gegen <strong>Wasser</strong>preise etwa nach §§ 315, 316<br />
BGB sind bisher noch weniger erfolgversprechend<br />
gewesen als das Vorgehen gegen Gebühren 38 . Die<br />
Stadtwerke Würzburg hatten einen Kunden auf Zahlung<br />
von (Energie- und) <strong>Wasser</strong>kosten verklagt und gewonnen.<br />
Entscheidend war für das OLG, dass die Stadtwerke<br />
ihre Kalkulation offengelegt hatten und die von Price-<br />
WaterhouseCoopers erstellte Nachkalkulation schlüssig<br />
war 39 . Der Beklagte hatte sogar Preisvergleiche und<br />
Benchmarking-Daten aus Bayern vorgelegt, um mangelnde<br />
Effizienz der Stadtwerke <strong>zu</strong> belegen. Darauf kam<br />
es aus Sicht des Gerichtes aber nicht an. Der Beklagte<br />
hat sich mittlerweile mit einem ausführlichen Schriftsatz<br />
an die Bayerische Landeskartellbehörde gewandt 40 ;<br />
eine inhaltliche Antwort steht noch aus.<br />
33 Da<strong>zu</strong> sowie umfassend Berliner <strong>Wasser</strong>tisch, „Unser <strong>Wasser</strong> …“,<br />
Sept. 2011, S. 42.<br />
34<br />
Artikel „Berliner Senat will <strong>Wasser</strong>versorgung vollständig rekommunalisieren“,<br />
EUWID <strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> Nr. 27 v. 2. 7. 2013, S. 9.<br />
35<br />
Pressemeldung „Sonderausschuss: SPD-CDU-Koalition missachtet<br />
<strong>Wasser</strong>-Volksgesetz“ vom 16. 11. 2012, abrufbar unter www.<br />
berliner-wassertisch.de, <strong>zu</strong>letzt 28. 7. 2013.<br />
36<br />
Unter http://berliner-wasserbuerger.de/wp-content/uploads/2012<br />
/12 /12-11-30+ENTWURF+Bericht+SondAWV.pdf, <strong>zu</strong>letzt abgerufen<br />
am 28. 7. 2013.<br />
37 Bundeskartellamt, Beschl. v. 4. 6. 2012, B8–40/10, abrufbar unter<br />
http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/download/pdf/<br />
Missbrauchsaufsicht/B08-040-10-2012-07-17_BWB_Beschluss_<br />
oeffentlicheVersion.pdf?navid=61, <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 29. 7.<br />
2013, da<strong>zu</strong> Daiber, NJW 2013, 1990 (1991) mit weiteren Nachweisen<br />
und ausführlich Markert, ZNER 2013, 7ff.<br />
38 Da<strong>zu</strong> Markert, in Festschrift Säcker, 2011, S. 845, hier für Energie;<br />
Daiber, in: Festschr. f. Peter Becker, 2006, S. 457 (467).<br />
39 OLG Nürnberg, Urteil vom 15. 6. 2012, 1 U 605/11, Umdruck, S.<br />
27, 31 (rechtskräftig).<br />
40<br />
Schreiben vom 27. 8. 2012 mit Angaben u. a. der Metermengenwerte.<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 977
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
1.2.3 Mainz<br />
Eine andere private Aktivität hat die Zusagenentscheidung<br />
„Stadtwerke Mainz“ des Bundeskartellamtes 41<br />
ausgelöst, nämlich die erste auf § 33 III GWB (Gesetz<br />
gegen Wettbewerbsbeschränkungen) gestützte Schadensersatzklage<br />
wegen <strong>Wasser</strong>preisen. Dies setzt einen<br />
Verstoß gegen ein gesetzliches Verbot (§ 19 GWB) voraus,<br />
was das Bundeskartellamt für die Jahre 2010 bis<br />
2012 vorläufig bejaht hatte. Trotzdem war für die drei<br />
Jahre keine <strong>Wasser</strong>preissenkung <strong>zu</strong>gesagt worden. Dem<br />
kann durch eine Schadensersatzklage nach § 33 III GWB<br />
begegnet werden 42 , gestützt auch auf § 19 GWB. Seit<br />
den Entscheidungen „<strong>Wasser</strong>preise Wetzlar“ und „<strong>Wasser</strong>preise<br />
Calw“ des BGH besteht Einigkeit über die<br />
grundsätzliche Anwendbarkeit dieser Vorschrift auf die<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung. Die Klage ist mittlerweile eingereicht<br />
worden 43 .<br />
1.2.4 Arbeitskreis „Faires <strong>Wasser</strong>“ im Deutschen<br />
Konsumentenbund Kassel und Niedernhausen<br />
Als Anlauf- und Koordinierungsstelle besonders<br />
bewährt hat sich der „Deutsche Konsumentenbund“.<br />
Zahlreiche Bürgerinnen weit über Hessen hinaus sind<br />
dort Mitglied. Deshalb wurde eigens ein „Arbeitskreis<br />
faires <strong>Wasser</strong>“ 44 gegründet, der sich kritisch mit Preisen<br />
und Gebühren für <strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong>, aber auch mit<br />
der Arbeit der Kommunal- und Kartellbehörden auseinandersetzt.<br />
Der Konsumentenbund hat sich <strong>zu</strong>dem<br />
für mehr wettbewerbliche Kontrolle im Rahmen der<br />
8. Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen<br />
(GWB) eingesetzt.<br />
Der Sprecher des Arbeitskreises sammelt Fälle mit<br />
<strong>Wasser</strong>preisunterschieden von mehr als 300 Prozent<br />
und hat da<strong>zu</strong> ein „Schwarzbuch <strong>Wasser</strong>wirtschaft“ herausgebracht<br />
45 . Darin listet er auch Beispiele von <strong>zu</strong><br />
hohen Gebühren durch falsch dimensionierte <strong>Wasser</strong>zähler<br />
auf, die die Medien beschäftigen 46 . Dem Engage-<br />
41<br />
Beschl. v. 8. 5. 2012, B8-159/11, <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013<br />
unter http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/download/<br />
pdf/Missbrauchsaufsicht/B08-040-10-2012-07-17_BWB_<br />
Beschluss_oeffentlicheVersion.pdf?navid=66, da<strong>zu</strong> Daiber, NJW<br />
1990f. (1994).<br />
42 Allgemeine Zeitung Mainz, 04. 12. 2012: „Anwalt Johannes Zindel<br />
will Geld … <strong>zu</strong>rück – Mogelpackung der Stadtwerke“.<br />
43 Landgericht Mainz, 12 HKO 28/13.<br />
44<br />
Unter http://www.konsumentenbund.de/category/tags/arbeitskreis-faires-wasser;<br />
<strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013.<br />
45<br />
Abrufbar unter http://www.mgriepentrog.de/wasser/SchwarzbuchV1.pdf<br />
<strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013; da<strong>zu</strong> beispielsweise<br />
Artikel „<strong>Wasser</strong>versorger stehen am Pranger“, Hannoversche<br />
Allgemeine Zeitung HAZ, 16. 9. 2012, mittlerweile in 2.<br />
Auflage „<strong>Wasser</strong>wirtschaft – 2. Schwarzbuch“, beziehbar unter<br />
r.bachfeld@gmail.com; vgl. Rheinpfalz, Artikel 15. 6. 2013: „Der<br />
Trinkwasser-Skandal“.<br />
46<br />
Fernsehbeitrag „Escher“, s. unter www.konsumentenbund.de/.../<br />
wieder-mal-wasserzähler-konsu..., <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013.<br />
ment des Konsumentenbundes <strong>zu</strong> verdanken sind Fernsehsendungen<br />
wie erst vor kurzem Report München<br />
(„Der Kampf ums Trinkwasser“) 47 . Unter dem Titel „Horrende<br />
Preise“ berichtete jüngst der SWR in einer Feature-Sendung<br />
über die Situation in Rheinland-Pfalz und<br />
Hessen. Als sachkundiger Berater und Ideengeber stand<br />
dabei der Sprecher des „Arbeitskreises faires <strong>Wasser</strong>“ <strong>zu</strong>r<br />
Verfügung 48 .<br />
1.2.5 Weitere Aktivitäten im Bundesgebiet<br />
Ostthüringer Bürgerinitiativen wehren sich gegen unterschiedliche<br />
Fernwasserpreise in Thüringen. Nachdem<br />
eine Einigung misslang, ist die Thüringer Kartellbehörde<br />
eingeschaltet worden 49 . In Königsbrunn bei Augsburg<br />
geht es den „<strong>Wasser</strong>rebellen von Königsbrunn“ 50 um<br />
gerechte <strong>Wasser</strong>beiträge; dasselbe Anliegen verfolgt in<br />
Weißenfels die „Bürgerinitiative für soziale Gerechtigkeit“<br />
hinsichtlich der dortigen <strong>Abwasser</strong>gebühren 51 . In Mülheim/Ruhr<br />
engagieren sich die „Mülheimer Bürgerinitiativen<br />
(MBI)“ unter anderem für ausgewogene <strong>Wasser</strong>und<br />
<strong>Abwasser</strong>entgelte 52 .<br />
1.3 Europäische Union<br />
Eine Bürgerbewegung ganz anderer Art hat maßgeblich<br />
da<strong>zu</strong> beigetragen, <strong>zu</strong> verhindern, dass einheitliche,<br />
transparente und wirksame Vergabebestimmungen<br />
auch für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft in ganz Europa eingeführt<br />
werden. Die Europäische Union verzichtete nämlich<br />
nach Protesten darauf, die <strong>Wasser</strong>versorgung in eine<br />
geplante umfassende Regelung für die Vergabe von<br />
Konzessionen ein<strong>zu</strong>beziehen. Gegen dieses Vorhaben<br />
sammelte die neue Europäische Bürgerinitiative<br />
„Right2Water“ 53 mehr als 1,5 Mio. Unterschriften. Sie<br />
verknüpfte geschickt den Kampf für <strong>Wasser</strong> als Men-<br />
47<br />
ARD, Report München vom 9. 7. 2013 „Der Kampf ums Trinkwasser“,<br />
Hinweis unter http://www.konsumentenbund.de/blog/<br />
konsumentenbund-heute-bei-report-m%C3%BCnchen-br,<br />
<strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013.<br />
48<br />
SWR Rheinland-Pfalz, Sendung „Zur Sache“, 8. 8. 2013, da<strong>zu</strong><br />
<strong>zu</strong>letzt abgerufen am 9. 8. 2013 siehe http://www.swr.de/<strong>zu</strong>rsache-rheinland-pfalz/horrende-wasserpreise/-/id=7446566/<br />
nid=7446566/did=11570102/1migxxf/index.html.<br />
49<br />
Artikel „Bürgerinitiative Zeulenroda schaltet bei Fernwasser Kartellbehörde<br />
ein“, Ostthüringer Zeitung OTZ, 31. 10. 2012.<br />
50 Umfassende Informationen unter http://www.wasserrebellen.<br />
de/pages/fernsehsendung-kontrovers.php, auch <strong>zu</strong>r letzten<br />
Sendung am 10. 4. 2013, <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013.<br />
51<br />
Artikel unter http://www.freitag.de/autoren/asansoerpress35/<br />
weissenfelser-abwasser-bald-noch-teurer, <strong>zu</strong>letzt abgerufen am<br />
28. 7. 2013.<br />
52 Umfassende Informationen unter http://www.mbi-mh.de/category/energiepreise/wasserpreise,<br />
<strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7.<br />
2013.<br />
53<br />
Unter http://www.right2water.eu/de/node/5, <strong>zu</strong>letzt abgerufen<br />
am 28. 7. 2013.<br />
September 2013<br />
978 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
FACHBERICHTE<br />
schenrecht mit angeblichen Plänen der Europäischen<br />
Union, die <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>zu</strong> privatisieren, und dem<br />
Bedürfnis vieler Menschen auf Sicherheit und Schutz<br />
vor „denen in Brüssel“. Darauf berief sich auch eine<br />
große Koalition weiterer EU-Gegner. Besonnene Stimmen,<br />
die vor ineffizienter Kleinteiligkeit in Deutschland<br />
warnten, verhallten wirkungslos 54 .<br />
Die Bürger-Initiative hatte Erfolg, obwohl keines der<br />
Argumente gegen das neue Regelwerk der EU <strong>zu</strong>traf.<br />
Denn eine „Zwangsprivatisierung der deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung“ 55 war nie geplant. Nur dann, wenn<br />
eine Stadt aus eigenem Entschluss einen Dritten durch<br />
Konzessionsvertrag mit der Durchführung der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
hätte betrauen wollen, wäre die Richtlinie<br />
anwendbar gewesen 56 . Gefahren für die Sicherheit und<br />
Güte der <strong>Wasser</strong>versorgung bestanden nicht. Die Qualität<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgung wird in Deutschland durch<br />
Gesetze sowie <strong>Wasser</strong>- und Gesundheitsbehörden<br />
<strong>zu</strong>verlässig gewährleistet, und zwar unabhängig von<br />
der Rechtsform des überwachten Unternehmens. Deshalb<br />
ist es unrichtig, (nur) die kommunale <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
als „Garant für die hohe Qualität des Trinkwassers“<br />
<strong>zu</strong> bezeichnen 57 . Schließlich hätte die ausschreibende<br />
Kommune auch nach wie vor Qualitätsmerkmale<br />
wie Sozial- und Umweltstandards festlegen können 58 .<br />
Es greift <strong>zu</strong> kurz, die Verhinderung dieser wettbewerblichen<br />
Öffnung als bloßes „Missverständnis“ 59 <strong>zu</strong><br />
deklarieren. Es ging schlicht um handfeste wirtschaftliche<br />
Interessen 60 . Die wurden nicht nur von Gewerkschaftsvertretern<br />
in Versorgungsunternehmen wie<br />
Mainova, Frankfurt/Main vertreten 61 . In einer gemeinsamen<br />
Erklärung der Kommunalverbände und des Verbandes<br />
kommunaler Unternehmen VKU heißt es ganz<br />
unverblümt: „Die Herausnahme des <strong>Wasser</strong>bereiches<br />
54<br />
Leserbrief Stefan Kaisers, Gießener Bürger für gerechte <strong>Wasser</strong>preise,<br />
abgedruckt Süddeutsche Zeitung, 20. 2. 2013, S. 15.<br />
55<br />
Es wurde teilweise die „Opferung der kommunalen Selbstverwaltung<br />
auf dem Altar der Marktliberalisierung“ beklagt, vgl.<br />
Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, Dt. Städtetag,<br />
Interview, Der Neue Kämmerer, Ausgabe Mai 2013, S. 12.<br />
56<br />
EU-Kommission, Vorschlag für Richtlinie … über die Konzessionsvergabe,<br />
20. 12. 2011, KOM(2011) 897 endgültig, Version DE,<br />
S. 2.<br />
57<br />
Wie dies <strong>zu</strong>m Beispiel der Deutsche Städtetag tut, vgl. Pressemeldung<br />
vom 26. 6. 2013, „Kommunalwirtschaftliche Strukturen<br />
… haben Bestand“.<br />
58<br />
Vgl. Schreiben der EU-Kommission vom 19. 10. 2012, BR-Dr<br />
621/12.<br />
59<br />
FAZ, Artikel „Die Geschichte eines Missverständnisses“, 26. 6.<br />
2013.<br />
60 FAZ, Artikel „Angst ums <strong>Wasser</strong>glas“, 8. 3. 2013.<br />
61 Namentlich benannt im Artikel „Zwischen Wirtschaftsobjekt<br />
und Menschenrecht“, dradio, 22. 3. 2013, <strong>zu</strong>letzt abgerufen am<br />
28. 7. 2013 unter http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/2049996/.<br />
schützt die … Strukturen in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“ 62 . Das<br />
gipfelte in der Feststellung eines österreichischen<br />
Gewerkschaftsfunktionärs, die erste Europäische Bürgerinitiative<br />
habe „das <strong>Wasser</strong> gerettet“ 63 . Dies sei „ein<br />
Erfolg der Bürgerbewegung Right2Water und der Proteste<br />
von Gewerkschaften und Kommunen“ 64 .<br />
2. Fazit und Ausblick<br />
Die genannten Beispiele zeigen einerseits: Die angebliche<br />
Verlet<strong>zu</strong>ng von Bürgerinteressen lässt sich vergleichsweise<br />
einfach <strong>zu</strong>gunsten von Monopolbetrieben<br />
instrumentalisieren – wie bei der „Bürgerbewegung<br />
Right2Water“. Andererseits ist auch <strong>zu</strong> sehen: Bürgerinnen<br />
und Bürger engagieren sich vielfältig und phantasievoll.<br />
Sie setzen sich ein für transparente, gerechte<br />
und niedrige Gebühren oder Preise in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und der <strong>Abwasser</strong>entsorgung. Und dies, obwohl<br />
der Weg dahin oftmals lang und beschwerlich ist. Wird<br />
sich das in Zukunft ändern? Gibt es tatkräftige Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
durch die Aufsichtsbehörden, durch politische<br />
Instanzen? Leider ist Skepsis angebracht.<br />
Die für Gebühren <strong>zu</strong>ständige Kommunalaufsicht hat<br />
bisher trotz zahlreicher Eingaben Entgelte für <strong>Wasser</strong><br />
oder <strong>Abwasser</strong> in keinem Falle als <strong>zu</strong> hoch beanstandet.<br />
Sie achtet lediglich auf die Sicherstellung einer auskömmlichen<br />
Haushaltsführung durch die Kommunen<br />
und daneben auf die korrekte Rechnungsführung 65 .<br />
62<br />
Erklärung vom 26. 6. 2013: „Kommunalwirtschaftliche Strukturen<br />
beim <strong>Wasser</strong> … haben Bestand“, vergleichbar BDEW, Presseerklärung<br />
vom 21. 6. 2013, <strong>zu</strong>letzt am 25. 6. 2013 abgerufen<br />
unter http://www.bdew.de/internet.nsf/id/20130621-pi-bdewbegruesst-entscheidung-der-eu-kommission-de.<br />
63 Thomas Kattnig, für die österreichische Gewerkschaft der Gemeindebediensteten,<br />
Presseerklärung vom 22. 6. 2013, unter http://<br />
www.gdg-kmsfb.at/servlet/ContentServer?pagename=C01B/<br />
Page/Index&n=C01_999_Suche.a&cid=1371813363044, <strong>zu</strong>letzt<br />
abgerufen am 28. 7. 2013.<br />
64 Artikel „Europa lässt das <strong>Wasser</strong> laufen“, FR, 22. 6. 2013.<br />
65 Monopolkommission, Sondergutachten „Die 8. GWB-Novelle<br />
aus wettbewerbspolitischer Sicht“, BT-Dr 17/8541, S. 30 f.<br />
Rdnr. 118; Kühling, DVBl 2010, 205 (213).<br />
© Rainer Sturm/<br />
pixelio.de<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 979
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Prüfen die Kommunalbehörden ausnahmsweise eingehender,<br />
so ist dies entweder als Wirtschaftlichkeitsuntersuchung<br />
ungeeignet (Fall Gießen) oder die Aufsicht<br />
bleibt selbst dann untätig, wenn sich ausnahmsweise<br />
klare Hinweise auf Unwirtschaftlichkeit oder Rechtswidrigkeit<br />
ergeben 66 . Eine angemessene Überprüfung von<br />
Gebühren durch die Kommunalbehörden findet somit<br />
regelmäßig nicht statt 67 .<br />
Das belegt der Fall der Stadt Wetzlar/Lahn exemplarisch.<br />
Die Stadt hatte ihre <strong>Wasser</strong>versorgung rekommunalisiert,<br />
um der Kartellkontrolle 68 <strong>zu</strong> entgehen. Eine<br />
Prüfung des Hessischen Rechnungshofes, meinte die<br />
Stadt, habe die <strong>Wasser</strong>gebühr 69 nach Rekommunalisierung<br />
bestätigt und ergeben, dass „die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
sachgerecht, ohne Beanstandung“ 70 und wirtschaftlich<br />
von Wetzlar durchgeführt werde. Gänzlich<br />
anders der Bericht selbst. Darin wird festgestellt, dass es<br />
der Stadt umfassend an Kenntnis und Optimierung der<br />
Kosten der <strong>Wasser</strong>versorgung fehlt. Darüber hinaus<br />
könnten schon jetzt „Anhaltspunkte für Optimierungspotenziale“<br />
festgestellt werden 71 . Auch in diesem Falle<br />
ist die Kommunalaufsicht nicht eingeschritten.<br />
Bürgerinnen und Bürgern bleibt somit nur der steinige<br />
und langwierige Rechtsweg <strong>zu</strong> den Verwaltungsgerichten.<br />
Ein bedeutendes Hemmnis dabei ist, dass die<br />
streitigen Geldbeträge in der Regel gering sind, gleichzeitig<br />
aber erhebliche Kosten entstehen können. Deshalb<br />
sind Klagegemeinschaften oder andere Formen<br />
der Zusammenarbeit vorteilhaft. Selbst erfolgreiche Klagen<br />
gegen Gebühren kommen oft einer Sisyphos-Arbeit<br />
gleich. Denn die Kommunen haben die Möglichkeit,<br />
66<br />
Henn, Hansen u. a.: <strong>Wasser</strong> ist keine Ware, 2012, S. 65.<br />
67<br />
Kühling, Vierteljahreshefte <strong>zu</strong>r Wirtschaftsforschung, 2012, 183<br />
(197f.); Daiber, IR 2004, 59 (60); Daiber, in: Festschr. f. Peter Becker,<br />
2006, S. 457 (466f.).<br />
68 Vgl. die Entscheidungen des BGH, BGHZ 184, 168 - „<strong>Wasser</strong>preise<br />
Wetzlar“ und des OLG Frankfurt vom 3. 3. 2011, 11 W 2/11 (Kart)<br />
(rkr.), <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 29. 7. 2013 unter www.lareda.hessenrecht.hessen.de;<br />
ausführlich <strong>zu</strong>r BGH-Entscheidung u. a. Daiber,<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 2010, 226 sowie Brömmelmeyer,<br />
ZögU 2011, 415.<br />
69<br />
Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen, StGB NRW-<br />
Mitteilung 606/2012 vom 12. 11. 2012, http://www.kommunenin-nrw.de/mitgliederbereich/mitteilungen/detailansicht/dokument/hessischer-rechnungshof-bestaetigt-wasserpreise-nachrekommunalisierung.html?cHash=560e5b53bf0773ccba6f137e<br />
d336ce75, <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013.<br />
70 Wetzlarer Neue Zeitung, WNZ, 12. 7.2012, Artikel „Es gibt keinen<br />
Anlass <strong>zu</strong>r Beanstandung“.<br />
71 Hess. Rechnungshof, Überörtliche Prüfung kommunaler Körperschaften,<br />
23. Zusammenfassender Bericht, 17. 10. 2012, Hess.<br />
Landtag, LT-Dr 18/5913. Wörtlich heißt es dort: „… Der Prüfungsbeauftragte<br />
empfiehlt, … das interne Rechnungswesen … so<br />
auf<strong>zu</strong>bauen, dass … vollständige Transparenz … erreicht wird“.<br />
Ausdrücklich schreibt der Hess. Rechnungshof, dass Personalausstattung<br />
und Netzkosten in Wetzlar die Vergleichswerte<br />
deutlich übersteigen.<br />
Fehler in Gebührensat<strong>zu</strong>ngen rückwirkend <strong>zu</strong> heilen 72 ,<br />
spätestens aber für die nächste Gebührenperiode.<br />
Schließlich fehlen Klägern die umfassenden Ermittlungsbefugnisse<br />
der Kartellbehörden. Die gegenwärtige<br />
Kontrolle öffentlicher Gebühren sowohl durch Aufsicht<br />
als auch Gerichte erscheint daher insgesamt als<br />
untauglich 73 .<br />
In krassem Gegensatz da<strong>zu</strong> verweisen die Verbände<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaft darauf, dass der „gültige Ordnungsrahmen<br />
eine umfassende <strong>Wasser</strong>preisaufsicht durch Kartell-<br />
und Kommunalaufsichtsbehörden [gewährleistet]“ 74 .<br />
In dasselbe Horn stoßen die kommunalen Spitzenverbände,<br />
die meinen: „In beiden Modellen (Kartell- und<br />
Gebührenrecht) funktioniert die Kontrolle im Interesse<br />
der Bürger“ 75 . Weder dem einen noch dem anderen ist<br />
<strong>zu</strong><strong>zu</strong>stimmen.<br />
<strong>Wasser</strong>preise wurden bisher durch die Kartellbehörden<br />
insbesondere anhand des Vergleichsmarktkonzeptes<br />
auf Effizienz geprüft. Dies hat sich als wirksam erwiesen<br />
76 . Bundestag und Bundesrat haben diese Aufsicht<br />
im Rahmen der soeben beschlossenen 8. GWB-Novelle<br />
jedoch erheblich geschwächt. Dabei wurde unter anderem<br />
das tendenziell unwirksame Konzept der Kostenkontrolle<br />
77 betont 78 und die Kartellkontrolle von Gebüh-<br />
72<br />
Vgl. etwa § 3 Hessisches Kommunalabgabengesetz (KAG) im<br />
bereits erwähnten Falle Sinn; § 2 II, III KAG Sachsen-Anhalt;<br />
besonders eklatant im bereits erwähnten Falle Sinn (da<strong>zu</strong> oben<br />
1.1.6): Heilung der Sat<strong>zu</strong>ng des mittelhessischen <strong>Wasser</strong>beschaffungsverbandes<br />
„<strong>Wasser</strong>werke Dillkreis Süd“, 13 Jahre rückwirkend<br />
<strong>zu</strong>m 1. 1. 2001, genehmigt durch Regierungspräsidium<br />
Gießen, 19. 2. 2013, Staatsanzeiger Hessen, 2013, 408.<br />
73 Haucap/Kühling, Gerechtere <strong>Wasser</strong>preise, FAZ 14. 6. 2011, S. 12,<br />
sowie Veranstaltung „<strong>Wasser</strong>preise und –gebühren – zwei<br />
getrennte Welten?“ am 9. 5. 2011 im hessischen Wirtschaftsministerium;<br />
dort insbes. die Beiträge von Prof. Dr. Haucap, Prof. Dr.<br />
Kühling, Horst Ambrosius, Grävenwiesbach, Herrn Rechtsanwalt<br />
Bockamp, Deutscher Konsumentenbund Kassel, sowie deren<br />
„Statements“, ebenda, <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013, unter<br />
https://wirtschaft.hessen.de/wirtschaft/energiewirtschaft/<br />
strom-gas-und-wasserpreise/preiskontrolle-bei-wasser.<br />
74<br />
BDEW, vom 6. 6. 2013, „<strong>Wasser</strong>wirtschaft begrüßt Entscheidung<br />
des Vermittlungsausschusses“, <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013<br />
unter http://www.bdew.de/internet.nsf/id/20130606-pi-wasserwirtschaft-begruesst-entscheidung-des-vermittlungsausschusses-d.<br />
75<br />
Gemeinsame Erklärung von drei Kommunalverbänden und<br />
VKU, <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013 unter: http://www.staedtetag.de/presse/mitteilungen/066089/index.html,<br />
Titel: „Vermittlungsausschuss<br />
bestätigt kommunales Gebührenmodell“.<br />
76 Zusammenfassend Daiber, NJW 2013, 1990; Monopolkommission,<br />
19. Hauptgutachten 2010/2011, BT-Dr 17/10365, S. 261ff,<br />
Rdnrn. 609ff., Tabelle IV.1; ähnlich Sydow/Gussone, IR 2013, 10<br />
(13) und Gussone IR 2012, 299, 301.<br />
77 Zur Kritik an der „reinen“ Kostenkontrolle Daiber, NJW 2013,<br />
1990 (1993f.) mit weiteren Nachweisen.<br />
78 § 31 IV Nr. 3 Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB)<br />
in der Fassung der Bekanntmachung vom 26. Juni 2013, BGBl. I,<br />
2013, 750; Lindt/Schielein, IR 2013, 125 (128).<br />
September 2013<br />
980 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
FACHBERICHTE<br />
ren 79 ausgeschlossen. Städte und Unternehmen können<br />
sich auf diese Weise durch „Flucht ins Gebührenrecht“<br />
der Kartellaufsicht entziehen. Ein namhafter Wettbewerbsexperte<br />
meinte bissig, „kommunale Monopole<br />
seien wohl, anders als private, gute Monopole, die keiner<br />
effektiven Aufsicht bedürften.“ 80 Die Pressekommentare<br />
da<strong>zu</strong> gipfelten in der Feststellung, das „<strong>Wasser</strong><br />
entrinnt den Wächtern“ 81 . Schon werden vom Hessischen<br />
Städtetag Forderungen erhoben, die laufenden<br />
kartellrechtlichen Überprüfungen beispielsweise in<br />
Hessen ein<strong>zu</strong>stellen 82 . Sie seien „unfair“, meint auch die<br />
Vereinigte Dienstleistungsgesellschaft ver.di 83 . Unwidersprochen<br />
blieb die Beschwerde eines großen <strong>Wasser</strong>unternehmens,<br />
die Kartellbehörde habe „bewusst Kartellrecht<br />
angewandt“ 84 .<br />
Gleichzeitig erweist sich die „Modernisierungsstrategie“,<br />
die 2002 vom Bundestag beschlossen wurde 85 , als<br />
„Nebelkerze“, die durchgreifende Reformen verhindert<br />
hat. Insbesondere deren Kernstück, das Benchmarking,<br />
bleibt weitgehend wirkungslos 86 . Wettbewerbsdruck,<br />
Verbindlichkeit, Transparenz, geeignete Ausgestaltung<br />
und funktionierende Aufsicht fehlen. Benchmarking<br />
trägt Züge einer Scheinveranstaltung <strong>zu</strong>r Aufrechterhal-<br />
79<br />
§ 130 I 2 GWB; außerdem wurden die <strong>Wasser</strong>durchleitung faktisch<br />
verboten (§ 31 V GWB) und der bisher bestehende gesetzliche<br />
Sofortvoll<strong>zu</strong>g in denjenigen Fällen gestrichen, in denen die<br />
Kartellbehörde die Rückerstattung missbräuchlicher <strong>Wasser</strong>preise<br />
anordnet (§ 64 I Nr. 2 GWB in Verbindung mit § 32 IIa 1<br />
GWB); <strong>zu</strong>r Kritik Stellungnahme des Bundesrates, BT-Dr 17/9852,<br />
S. 45f., „<strong>zu</strong> Artikel 1 Nr. 35“.<br />
80<br />
Blog Justus Haucap, http://edgeworthblogs.wordpress.com/<br />
2013/06/, Text vom 5. 6. 2013, <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013.<br />
81<br />
Artikel „<strong>Wasser</strong> entrinnt den Wächtern“, Wetzlarer Neue Zeitung,<br />
5. 6. 2013; „Unbequemer Wettbewerb“, FAZ, 6. 6. 2013 und „Der<br />
gefangene Kunde – Bund und Länder blockieren die effektive<br />
Kontrolle des <strong>Wasser</strong>marktes“, Handelsblatt, 7. 6. 2013.<br />
82<br />
Resolution vom 4. 7. 2013, <strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013<br />
unter www.hess-staedtetag.de/aktuelles/arbeitsfelder/artikelansicht/article/resolution-des-hessischen-staedtetages-insachen-wasserkartellverfahren.html?tx_ttnews%5BbackPid%5<br />
D=24&cHash=9f1d558d80d22ded7d9c235e28c8b37f.<br />
83 Ralf Stamm, ver.di Hessen, Fuldainfo, 26. 6. 2013; Artikel „ver.di<br />
kritisiert Kartellverfahren gegen <strong>Wasser</strong>versorger, EUWID <strong>Wasser</strong><br />
<strong>Abwasser</strong> Nr. 27 v. 02. 7. 2013, S. 6; ähnlich Erhard Ott, ver.di<br />
Bundesvorstand, anlässlich der 16. Betriebs- und Personalrätekonferenz,<br />
13. bis 15. 5. 2013, Berlin.<br />
84<br />
Dr. Constantin Alsheimer, Vorstandsvorsitzender der Mainova,<br />
auf der Hauptversammlung 2013, DGAP-News, 29. 5. 2013.<br />
85<br />
BT-Dr 14/7177.<br />
86 Gawel/Bedtke, Vortrag „Effizienz und Wettbewerb in der deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft …“, Folien 17 und 18, Konferenz „Kommunales<br />
Infrastrukturmanagement“ (KIM), Berlin, 21. 6. 2013,<br />
<strong>zu</strong>letzt abgerufen am 28. 7. 2013, unter www.kim.tu-berlin.de/<br />
fileadmin/fg280/veranstaltungen/kim/konferenz_2013/vortraege/seminarraum_3-gawel_bedtke_Effizienz_und_Wettbewerb_in_d.pdf.<br />
<strong>zu</strong>r Kritik bereits Daiber, GewArch 2004, 107<br />
(109) sowie Daiber, in: Festschr. f. Peter Becker, 2006, S. 457 (463).<br />
tung des Status-Quo 87 . Es ist deshalb bedauerlich, dass<br />
offenbar mittels Benchmarking die kartellrechtliche<br />
Aufsicht durch die Landesbehörden in Nordrhein-Westfalen<br />
und Rheinland-Pfalz bisher verhindert werden<br />
konnte 88 . Schließlich wurden die von der Europäischen<br />
Union geplanten Regelungen für europaweite Ausschreibungen<br />
von <strong>Wasser</strong>konzessionsverträgen durch<br />
die erste Europäische Bürgerinitiative verhindert, die<br />
sich leider als eine auf Fehlinformationen fußende<br />
Angstkampagne herausstellte 89 .<br />
Umso wichtiger ist der Einsatz der erwähnten sachkundigen<br />
und engagierten Bürgerinnen und Bürger. Sie<br />
bedienen sich nicht effekthaschender Mittel, sondern<br />
leisten jahrelange und detailintensive Kärrnerarbeit und<br />
stellen die richtigen Fragen. Sie sind es, die sich um das<br />
Gemeinwohl verdient machen. Ihnen ist ein langer<br />
Atem <strong>zu</strong> wünschen.<br />
Der Verfasser leitet die Hessische Landeskartellbehörde für<br />
Energie und <strong>Wasser</strong> im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr<br />
und Landesentwicklung; der Beitrag gibt ausschließlich<br />
seine persönliche Meinung wider.<br />
Beiträge <strong>zu</strong>r Erwiderung oder Diskussion des Artikels in<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> senden Sie bitte an die Redaktion:<br />
ziegler@di-verlag.de<br />
87<br />
Monopolkommission, 19. Hauptgutachten 2010/2011, BT-Dr<br />
17/10365, S. 263f., Rdnrn. 613ff.; Daiber, „Die Entgeltkontrolle<br />
aus Sicht der Kartellbehörde“, Schriftenreihe IWAR 212, S. 47<br />
(51f.); ausführlich Daiber, GewArch 2004, 107 (110)f., sowie Daiber,<br />
in: Festschr. f. Peter Becker, 2006, S. 457 (463f.); anderer Auffassung<br />
die Branchenverbände: vgl. BDEW, Benchmarking: „Lernen<br />
von den Besten“, 2. erweiterte Aufl. 2012; ebenso BDEW,<br />
Branchenbild der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft 2011, S. 80ff.<br />
88 Artikel „Benchmarking liefert gute Argumente gegenüber Kartellbehörde“,<br />
EUWID <strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> Nr. 25 v. 18. 6. 2013, S. 1ff.;<br />
ähnlich Duin/Remmelt, Interview „Benchmarking vs. Kartellverfahren“,<br />
in: BDEW, Streitfragen 1/2013, 34ff.<br />
89<br />
Zur Kritik FAZ, 8. 3. 2013, Artikel „Angst ums <strong>Wasser</strong>glas“.<br />
Autor<br />
Eingereicht: 09.08.2013<br />
Hermann Daiber<br />
E-Mail: hermann.daiber@hmwvl.hessen.de |<br />
Referatsleiter |<br />
Landeskartellbehörde Energie und <strong>Wasser</strong> |<br />
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung |<br />
Kaiser-Friedrich-Ring 75 |<br />
D-65185 Wiesbaden<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 981
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Untersuchung von Mineralwässern<br />
auf estrogene Wirkung mittels<br />
E-Screen-Assay<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, endokrine Disruptoren, E-Screen-Assay, Mineralwasser,<br />
Lebensmittel verpackungen, Estrogene, Kunststoffflaschen<br />
Claudia Lange, Bertram Kuch und Jörg W. Metzger<br />
Neuere Publikationen berichten über chemische Substanzen,<br />
die aus Verpackungsmaterialien in Lebensmittel<br />
übergehen, darunter u. a. Verbindungen mit<br />
estrogener Wirkung. In der vorliegenden Studie<br />
wurden 48 natürliche Mineralwässer aus Glas- oder<br />
PET-Flaschen sowie den jeweiligen Quellen auf ihre<br />
estrogene Aktivität untersucht. Die <strong>Wasser</strong>proben<br />
wurden mit einem auf menschlichen Brustkrebszellen<br />
(MCF-7) basierenden in vitro-Zellproliferationsassay<br />
(E-Screen-Assay) untersucht. Obwohl bei<br />
33 Proben eine leichte Erhöhung der Zellzahl auftrat,<br />
lag die estrogene Aktivität unterhalb der definierten<br />
Bestimmungsgrenze des Assays von 0,1 ng/ L 17ß-Estradiol.<br />
Abweichungen dieser Ergebnisse von anderen<br />
Befunden in der Literatur lassen sich über die methodischen<br />
Unterschiede der jeweils verwendeten<br />
Bestimmungs- und Auswerteverfahren erklären.<br />
Investigation of Mineral Water on Estrogenic Effects<br />
Using the E-Screen Assay<br />
Recent publications report on chemical substances<br />
migrating into food after leaching from packaging<br />
materials, among these inter alia substances with<br />
estrogenic activity. The purpose of this study was to<br />
determine the potential estrogenic activity of 48 natural<br />
mineral water bottled in glass or PET, as well as<br />
the water from the respective springs. The water samples<br />
were investigated using the E-Screen assay, an in<br />
vitro cell proliferation assay based on human breast<br />
cancer cells (MCF-7). Although a slight increase of<br />
the cell number was observed in 33 samples, their<br />
estrogenic activity was below the defined detection<br />
limit of the assay of 0.1 ng/L 17ß-estradiol. ßßßßßßßßßßßßßßßßßß<br />
Deviations<br />
of these results from various literature data can<br />
be explained by considering the differences of the<br />
applied methods for determination and evaluation.<br />
1. Einführung<br />
In den letzten Jahren konzentrieren sich die Forschungsaktivitäten<br />
im Umweltbereich auf chemische Substanzen,<br />
die mit dem Hormonsystem wechselwirken können.<br />
Es gibt eine Vielzahl dieser Substanzen – auch als<br />
Endokrine Disruptoren (ED) bezeichnet. Unter den von<br />
ED verursachten hormonellen Effekten wurde die estrogene<br />
Aktivität in den letzten Jahren am intensivsten<br />
untersucht.<br />
Verpackungsmaterialien wurden in verschiedenen<br />
Studien als wahrscheinliche Quelle von estrogen aktiven<br />
Substanzen (EAS) in Betracht gezogen. In diesem<br />
Kontext befassten sich verschiedene Publikationen mit<br />
der Untersuchung der estrogenen Aktivität von Mineralwässern<br />
[1-5].<br />
Im Allgemeinen kann die estrogene Aktivität bzw.<br />
die Wirkstärke von EAS prinzipiell über zwei methodisch<br />
unterschiedliche Ansätze, in vivo oder in vitro, nachgewiesen<br />
werden. Mit in vivo-Tests lassen sich biologische<br />
Effekte direkt im lebenden Organismus, z. B. in Fischen,<br />
Ratten oder Amphibien, erfassen. Nachteile von in vivo-<br />
Untersuchungen sind die oft lange Testdauer, ein hoher<br />
Material- und Zeitbedarf sowie tierschutzrechtliche<br />
Aspekte. Die Tatsache, dass die gemessenen Effekte<br />
sowohl innerhalb einer Art als auch zwischen verschiedenen<br />
Arten erheblich variieren können, macht einen<br />
hohen Standardisierungsgrad der Testsysteme in Be<strong>zu</strong>g<br />
auf Alter, Geschlecht und Lebensbedingungen erforderlich.<br />
Dies schränkt die Eignung der in vivo-Assays als<br />
schnelle und wirtschaftliche Screening-Systeme für Einzelsubstanzen<br />
und Umweltproben ein.<br />
Bei in vitro-Assays wird die Wirkung von hormonaktiven<br />
Verbindungen nicht im lebenden Organismus, sondern<br />
auf zellulärer oder subzellulärer Ebene bestimmt.<br />
In vitro-Assays sind im Allgemeinen schnell, einfach <strong>zu</strong><br />
handhaben und vergleichsweise kostengünstig. In vitro-<br />
Tests sollten nicht als Ersatz von in vivo-Studien, sondern<br />
als Ergän<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> diesen betrachtet werden. Für<br />
eine erste Einschät<strong>zu</strong>ng der estrogenen Aktivität von<br />
Stoffgemischen, bei denen detaillierte Informationen<br />
September 2013<br />
982 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
über die Zusammenset<strong>zu</strong>ng und Konzentrationen der<br />
einzelnen Bestandteile fehlen, werden in vitro-Assays als<br />
unverzichtbar angesehen [6, 7].<br />
Die am häufigsten eingesetzten in vitro-Assays <strong>zu</strong>r<br />
Bestimmung der estrogenen Aktivität gehören einer der<br />
folgenden drei Kategorien an [8] (Tabelle 1):<br />
1. Estrogen-Rezeptor-Bindungstests: Bestimmung der<br />
Bindungsaffinität einer Testsubstanz an den isolierten<br />
Estrogen-Rezeptor (ER),<br />
2. Reportergen-Assays: Messung der ER-Bindung in<br />
Abhängigkeit von Transkriptions- und Translationsaktivität<br />
einer Testsubstanz,<br />
3. Zellproliferations-Assays: Erfassung der wachstumsstimulierenden<br />
Wirkung einer Testsubstanz auf estrogensensitive<br />
Zellen.<br />
Einer der am häufigsten eingesetzten Zellproliferations-<br />
Assays ist der von Soto et al. [9, 6] entwickelte und von<br />
verschiedenen Forschergruppen optimierte E-Screen-<br />
Assay [10–13]. Viele Studien zeigten, dass sich der<br />
E-Screen-Assay trotz der langen Testdauer von mehreren<br />
Tagen sehr gut für eine erste Bewertung der estrogenen<br />
Aktivität sowohl von Einzelsubstanzen als auch<br />
Substanzgemischen eignet. Die Gesamtwirkung von<br />
Stoffgemischen ergibt sich additiv aus den Wirkungen<br />
der einzelnen Bestandteile der Mischung [6, 10, 14, 15].<br />
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Antagonisten<br />
mithilfe des E-Screen-Assays <strong>zu</strong> erkennen [15, 16]. Die<br />
hohe Empfindlichkeit mit einer Bestimmungsgrenze im<br />
Bereich von nur 0,1 ng/L 17b-Estradiol (E2) und die<br />
Anwendbarkeit auf komplexe Umweltproben sind zwei<br />
weitere wesentliche <strong>Vorteil</strong>e des E-Screen-Assays [15].<br />
Im Vergleich <strong>zu</strong>r teuren und zeitintensiven instrumentellen<br />
Einzelsubstanzanalytik, ist die Aussagekraft<br />
von Daten, die mittels E-Screen-Assay erhalten werden,<br />
hinsichtlich der Risikobewertung, höher, da es sich hier<br />
um eine wirkungsbezogene biologische Analytik handelt.<br />
Der damit erhaltene Summenparameter Estrogene<br />
Gesamtaktivität wird als Konzentration der Be<strong>zu</strong>gssubstanz<br />
17b-Estradiol (Estradiol-Äquivalent-Konzentration,<br />
EEQ) ausgedrückt.<br />
Im Jahr 2006 veröffentlichten Böhmler et al. eine Studie,<br />
die sich mit dem Einsatz des E-Screen-Assays in der<br />
amtlichen Lebensmittelüberwachung befasste [1]. Zu<br />
diesem Zweck wurden damit in Flaschen abgefüllte<br />
Mineralwasserproben und auch Einzelsubstanzen<br />
untersucht. Pinto et al. sowie Wagner et al. veröffentlichten<br />
Studien im Jahr 2009, welche die Frage der möglichen<br />
Migration von Substanzen aus PET-Flaschen in<br />
darin befindliche Mineralwässer aufgriffen [2, 3]. Während<br />
Böhmler et al. und Pinto et al. nur geringe Aktivitäten<br />
fanden, wiesen Wagner et al. [3] besonders hohe<br />
estrogene Aktivitäten mit Maximalwerten von bis <strong>zu</strong><br />
75 ng/L EEQ nach. Diese Konzentrationen liegen in einer<br />
Größenordnung, wie sie typischerweise in unbehandeltem<br />
kommunalem <strong>Abwasser</strong> auftreten kann [10]. Dort<br />
tragen vor allem natürliche und synthetische Steroidhormone<br />
<strong>zu</strong>r beobachteten Gesamtwirkung bei [17]. In<br />
einer vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Auftrag<br />
gegebenen Studie wurden in der Schweiz 31 im Handel<br />
erhältliche Mineralwasserproben mittels ER-CALUX® auf<br />
estrogene Aktivität untersucht [18].<br />
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden 15 Mi -<br />
neralwässer, jeweils aus PET- und Glasflaschen, sowie<br />
<strong>Wasser</strong> der 18 <strong>zu</strong>gehörigen Quellen mittels E-Screen-<br />
Assay auf ihre estrogene Aktivität getestet. Dabei wurde<br />
der mögliche Einfluss der Art des Flaschenmaterials<br />
(Glas, PET) untersucht und methodische Unterschiede<br />
in den oben genannten Veröffentlichungen herausgearbeitet,<br />
die als Erklärung für die erwähnten Abweichungen<br />
von den Literaturbefunden infrage kommen.<br />
2. Material und Methoden<br />
2.1 Probenauswahl und -aufarbeitung<br />
Insgesamt wurden 48 <strong>Wasser</strong>proben mittels E-Screen-<br />
Assay untersucht: 15 davon aus Glasflaschen, 15 aus<br />
PET-Flaschen und <strong>zu</strong>sätzlich 18 <strong>zu</strong>gehörige Quellwasserproben.<br />
Die Proben wurden in vorgespülte Glasflaschen<br />
(1 L) überführt. Von jedem <strong>Wasser</strong> wurden zwei<br />
Proben getrennt extrahiert und die estrogene Aktivität<br />
der Extrakte unter Verwendung des E-Screen-Assays<br />
ermittelt. Die angesäuerten <strong>Wasser</strong>proben (pH 2,5 bis<br />
Tabelle 1. Charakterisierung verschiedener in vitro-Assays für die Bestimmung der estrogenen Aktivität (modifiziert nach [8]).<br />
Assay-Typ Zellen Erfassung von<br />
Antagonisten<br />
Testdauer<br />
(Tage)<br />
Bestimmungsgrenze<br />
(ng E2/L)<br />
Rezeptorbindungstest<br />
Estrogen-Rezeptor (ER)-Bindungstest – nein 1–2 272<br />
Reportergen-Assay<br />
Zellproliferations-Assay<br />
ER-CALUX<br />
YES<br />
T47D<br />
Yeast cells<br />
ja<br />
begrenzt<br />
3<br />
~3<br />
0,1<br />
1–3<br />
E-Screen MCF-7 ja 7 0,1*<br />
*eigene Daten – Institut für Siedlungswasserbau, <strong>Wasser</strong>güte und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, E2: 17β-Estradiol<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 983
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
3,0; 1 L) wurden mittels Festphasenextraktion (SPE) mit<br />
C18-Kartuschen (Varian Mega Bond Elut), welche <strong>zu</strong>vor<br />
mit Aceton (2 x 6 mL) und Reinstwasser (2 x 6 mL) konditioniert<br />
wurden, angereichert. Anschließend wurden<br />
die Kartuschen über Nacht gefriergetrocknet und mit<br />
Methanol (2 x 5 mL) eluiert. Nach Zugabe von Dimethylsulfoxid<br />
(DMSO; 50 µL) als Lösevermittler wurden die<br />
Extrakte im Stickstoffstrom (40 °C) auf ein Gesamtvolumen<br />
von 50 µL eingeengt. Die Extrakte wurden in<br />
Experimentalmedium (5 mL) aufgenommen und Verdünnungsreihen<br />
(neun Konzentrationen pro Probe)<br />
mittels E-Screen-Assay untersucht.<br />
Zur Bestimmung der Wiederfindung über das<br />
Gesamtverfahren wurde Mineralwasser der gleichen<br />
Marke aus einer PET (1 L)- bzw. aus einer Glasflasche<br />
(0,75 L) mit 1,6 ng/L bzw. 2,1 ng/L E2 dotiert und die<br />
estrogene Aktivität mittels E-Screen-Assay bestimmt.<br />
2.2 Bestimmung der estrogenen Aktivität<br />
Der in dieser Studie angewandte E-Screen-Assay wurde<br />
von Soto et al. [6] entwickelt, von Körner et al. [10, 15]<br />
optimiert und von Schultis [13] modifiziert. Dieses in<br />
vitro-Testsystem basiert auf der vermehrten Proliferation<br />
humaner Brustkrebszellen (MCF-7) in Anwesenheit<br />
von estrogen aktiven Substanzen. Die MCF-7-Zellen<br />
wurden in wasserdampfgesättigter Atmosphäre im<br />
Brutschrank (37 °C, 5 % CO 2 , 95 % wasserdampfgesättigte<br />
Luft) in Dulbecco‘s modified Eagle‘s medium<br />
(DMEM) mit fetalem Kälberserum und Phenolrot als<br />
Pufferindikator (Kulturmedium) gelagert und wöchentlich<br />
passagiert. Für den E-Screen-Assay wurden die<br />
Zellen trypsiniert und das Kulturmedium durch phenolrot-freies<br />
DMEM mit Dextran-Aktivkohle gestripptem<br />
Kälberserum (Experimentalmedium) ersetzt. Die Zellsupension<br />
(75 µL) wurde in 96-Well-Mikrotiterplatten<br />
(Sarstedt, Newton, USA) auspipettiert und für 24 Stunden<br />
im Brutschrank inkubiert. Zur Untersuchung der<br />
Proben wurden Verdünnungsreihen angefertigt (neun<br />
Konzentrationen pro Probe) und <strong>zu</strong> den Zellen pipettiert<br />
(8 Wells pro Konzentration). Eine Standard-Dosis-<br />
Wirkungsfunktion einer Verdünnungsreihe von 17b-Estradiol<br />
(2,5 · 10 –14 mol/L – 2,5 · 10 –10 mol/L) diente als Positivkontrolle,<br />
da E2 die im E-Screen bislang potenteste<br />
bekannte Verbindung ist. Reines Experimentalmedium<br />
diente als Negativkontrolle (8 Wells pro 96-Well-Platte).<br />
Nach fünftägiger Inkubation wurde der Überstand aus<br />
den Wells abgegossen. Die Zellen wurden mit PBS-Puffer<br />
(Phosphat-gepufferte Kochsalzlösung) gewaschen<br />
und mit Trichloressigsäure fixiert. Nach anschließender<br />
Inkubation (30 min, 4 °C) wurde die Trichloressigsäure<br />
durch Ausgießen entfernt und die Platten unter langsam<br />
fließendem, kalten Leitungswasser gewaschen.<br />
Nach der vollständigen Trocknung der Platten im Trockenschrank<br />
(40 °C) wurden die Zellproteine mittels Sulforhodamin<br />
B [19] angefärbt und 10 min bei Raumtemperatur<br />
inkubiert. Nach einem Waschschritt mit Essigsäure<br />
(1 %) wurde erneut getrocknet (40 °C). Der an den<br />
Zellproteinen haftende Farbstoff wurde mit Tris-Puffer<br />
(10 mM) resuspendiert. Nach 20 min Inkubation der<br />
Platten im Kühlschrank (4 °C) erfolgte die Messung der<br />
Extinktion am Mikroplattenphotometer (MRX, Dynatech<br />
Laboratories, Virginia, USA) bei einer Wellenlänge von<br />
550 nm. Die Auswertung erfolgte mittels der Software<br />
Table Curve 2D (Jandel, San Rafael, CA).<br />
2.3 Auswertung<br />
Zur Erstellung der Dosis-Wirkungskurven wurden die<br />
aus acht separaten Messungen in 96-Well-Platten erhaltenen<br />
Mittelwerte der Absorption bei 550 nm, die mit<br />
der Zellzahl korreliert, gegen die entsprechenden Konzentrationen<br />
aufgetragen. Die Berechnung der estrogenen<br />
Aktivität einer Testsubstanz erfolgt mit den beiden<br />
EC 50 -Werten, die den Konzentrationen in den Wendepunkten<br />
der Dosis-Wirkungskurven von Referenzsubstanz<br />
(E2) und der jeweiligen Testsubstanz entsprechen.<br />
Die estrogene Wirkung von Substanzgemischen mit<br />
unbekannten Komponenten und Konzentrationen kann<br />
als Estradiol-Äquivalent-Konzentration (EEQ) angegeben<br />
werden.<br />
EEQ = EC 50 (E2, ng/L) / EC 50 (Probe)(1)<br />
Die estrogene Aktivität einer Umweltprobe – ausgedrückt<br />
als EEQ – spiegelt die Summe der Wirkungen der<br />
Einzelverbindungen in der komplexen Mischung wider.<br />
Dieser Summenparameter ergibt sich als Überlagerung<br />
von estrogenen Effekten der einzelnen in der Probe vorliegenden<br />
aktiven Verbindungen, von anti-estrogenen<br />
Effekten und von toxischen Effekten allgemeiner Art.<br />
Die Wirkungen mehrerer vorhandener estrogener Einzelkomponenten<br />
einer Probe verhalten sich im<br />
E-Screen-Assay additiv, wie bereits mehrfach experimentell<br />
bestätigt wurde [6, 10, 14, 15].<br />
Der relative Proliferationseffekt (RPE) als Maß für das<br />
estrogene Potenzial von Proben vergleicht die maximal<br />
durch eine Testsubstanz bzw. einen Probenextrakt induzierbaren<br />
Zellzahlen (maximaler Proliferationseffekt,<br />
PE max ) mit dem PE max der Be<strong>zu</strong>gssubstanz E2:<br />
RPE = [PE max (Testsubstanz) / PE max (E2)] · 100 %(2)<br />
Die Bewertung des estrogenen Potenzials kann gemäß<br />
Soto et al. [6] und Körner et al. [10] über den RPE erfolgen.<br />
Danach liegt der RPE vollständiger Agonisten im<br />
Vergleich <strong>zu</strong>r Be<strong>zu</strong>gssubstanz E2 zwischen 80 % und<br />
100 %. Eine relative Proliferation zwischen 25 % und<br />
80 % wird partiellen Agonisten <strong>zu</strong>geordnet und schwache<br />
Agonisten verursachen einen RPE zwischen 10 %<br />
und 25 %. RPE unter 10 % werden als „nicht nachweisbar“<br />
definiert und entsprechend als negatives Ergebnis<br />
betrachtet. Während der RPE in erster Linie qualitative<br />
Aussagen über die Estrogenität einer Probe erlaubt, ist<br />
für die quantitative Beschreibung der estrogenen Aktivität<br />
die Angabe von EEQ unerlässlich.<br />
September 2013<br />
984 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
3. Ergebnisse<br />
In keinem der untersuchten Probenextrakte der Mineralwässer<br />
aus Glas- und PET-Flaschen (jeweils 15) und<br />
der 18 <strong>Wasser</strong>proben der entsprechenden Quellen<br />
wurde eine estrogene Aktivität oberhalb der Bestimmungsgrenze<br />
(0,1 ng/L EEQ) nachgewiesen. Für 33 ge -<br />
testete Proben (14 von 18 Quellwasserproben, 11 von<br />
15 Mineralwasserproben aus PET-Flaschen und 8 von<br />
15 Proben aus Glasflaschen) wurden sigmoidale Dosis-<br />
Wirkungskurven erhalten. Die RPE dieser Probenextrakte<br />
lagen zwar zwischen 10 % und 43 %, jedoch<br />
erreichten die <strong>zu</strong>gehörigen EEQ nicht die Bestimmungsgrenze<br />
von 0,1 ng/L. 15 Proben führten, wie auch reines<br />
Leitungswasser, <strong>zu</strong> keiner Änderung der Zellzahl im<br />
Vergleich <strong>zu</strong>r Negativkontrolle.<br />
Die Überprüfung des Gesamtanalysenverfahrens<br />
über die Aufstockung von Mineralwasser aus PET- und<br />
Glasflaschen lieferte für einen in vitro-Bioassay dieser<br />
Art sehr <strong>zu</strong>friedenstellende Ergebnisse hinsichtlich der<br />
Wiederfindung und der Empfindlichkeit (Glas: dotiert<br />
2,1 ng/L, gefunden 2,0 ng/L; PET: dotiert 1,6 ng/L, gefunden<br />
2,3 ng/L).<br />
4. Diskussion<br />
Das Ziel der vorliegenden Studie bestand darin <strong>zu</strong> prüfen,<br />
ob Mineralwasserproben – unter Berücksichtigung<br />
des Kontaktes <strong>zu</strong> unterschiedlichen Behältnismaterialien<br />
– estrogene Aktivität zeigen, wie verschiedentlich<br />
berichtet. Da<strong>zu</strong> wurde der E-Screen-Assay, ein in vitro-<br />
Testsystem basierend auf menschlichen Brustkrebszellen<br />
(MCF-7), verwendet. Keine der 48 untersuchten Probenextrakte<br />
zeigte estrogene Effekte oberhalb der<br />
Bestimmungsgrenze (> 0,1 ng/L EEQ). Unterschiede in<br />
den Aktivitäten von in Glas- und PET-Flaschen abgefüllten<br />
Mineralwässern waren nicht <strong>zu</strong> beobachten.<br />
Böhmler et al. [1], Pinto et al. [2] und Wagner et al. [3]<br />
erhielten für ähnliche Proben davon deutlich abweichende<br />
Ergebnisse. Bislang bekannte Substanzen, die in<br />
der Lage wären, eine so hohe estrogene Aktivität hervor<strong>zu</strong>rufen,<br />
wie von Wagner et al. [3] berichtet, müssten<br />
in relativ hohen und damit auch instrumentell analytisch<br />
gut bestimmbaren Konzentrationen vorliegen. In<br />
deren aktivster <strong>Wasser</strong>probe wurde ein EEQ von 75 ng/L<br />
bestimmt. Diese hohe Aktivität würde z. B. eine Konzentration<br />
von ca. 1,25 mg/L Bisphenol A (BPA) oder rund<br />
500 mg/L Di(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP, Weichmacher)<br />
erfordern, wie sich mittels der für diese Verbindungen<br />
bekannten Estradiol-Äquivalenz-Faktoren (EEF BPA :<br />
6,0E-05, EEF DEHP : 1,5E-07) leicht ausrechnen lässt, und<br />
solche Konzentrationen würden sich auch in anderen<br />
leicht bestimmbaren <strong>Wasser</strong>parametern, wie z.B. dem<br />
gelösten organischen Kohlenstoff (DOC), widerspiegeln.<br />
Letzteres gilt auch für den Fall, dass ein komplexer EAS-<br />
„Substanzcocktail“ mit sehr niedrigen Konzentrationen<br />
der individuellen Verbindungen für die Aktivität der<br />
Gesamtprobe verantwortlich wäre. Für das Vorhandensein<br />
eines bislang unbekannten „Super-Estrogens“ <strong>zu</strong>r<br />
Erklärung des beobachteten starken estrogenen Effektes,<br />
welches um einige Potenzen aktiver als 17b-Estradiol<br />
sein müsste, fehlen bislang Belege.<br />
Die Tatsache, dass die von Wagner et al. [3] bestimmten<br />
Wirkungen bei Weitem höher sind als die verschiedener<br />
anderer Studien (Tabelle 2) – obwohl das <strong>Wasser</strong><br />
direkt und ohne vorhergehende Anreicherungsschritte,<br />
wie sie üblicherweise <strong>zu</strong>r Erhöhung der Empfindlichkeit<br />
angewendet werden, <strong>zu</strong>m Testansatz gegeben wurde –<br />
deutet darauf hin, dass individuelle methodische<br />
Aspekte der jeweiligen angewandten experimentellen<br />
Verfahren einen großen Einfluss auf die Ergebnisse<br />
haben. Bereits Körner et al. [10] verwendeten Festphasenextraktion<br />
(SPE) als notwendiges Anreicherungsverfahren<br />
bei der Bestimmung der estrogenen Aktivität<br />
von Oberflächengewässern und kommunalen Abwässern.<br />
Er beschrieb auch den Zusatz von Dimethylsulfoxid<br />
(DMSO) als Lösevermittler, um den Verlust von flüchtigen<br />
Stoffen während der Einengung <strong>zu</strong> verhindern.<br />
Aufgrund der niedrigen Konzentrationen der EAS<br />
erscheint ein Anreicherungsschritt unerlässlich. Nur so<br />
können Konzentrationsbereiche oberhalb der entsprechenden<br />
Bestimmungsgrenze des jeweiligen Testsystems<br />
erreicht werden und Verdünnungsreihen der<br />
Extrakte als Basis für Dosis-Wirkungskurven erstellt werden.<br />
Dosis-Wirkungskurven sind die Vorausset<strong>zu</strong>ng für<br />
eine sinnvolle Auswertung (s. Abschnitt 2.3). Aus unserer<br />
Sicht ist die Beurteilung der estrogenen Aktivität,<br />
welche auf der Messung nur einer einzigen Konzentration<br />
(unverdünnte Probe) basiert, kritisch ein<strong>zu</strong>schätzen.<br />
In einer neueren Publikation von Wagner et al. [4]<br />
sind die ermittelten EEQ-Werte – nun unter Verwendung<br />
des E-Screen-Assays und nach SPE-Anreicherung<br />
– sehr niedrig (pg/L). Sie liegen damit nun mehrere<br />
Größenordnungen niedriger als die in 2009 mittels YES-<br />
Assay bestimmten Äquivalente.<br />
Sowohl Pinto et al. als auch Böhmler et al. wiesen<br />
lediglich niedrige estrogene Aktivitäten in abgefüllten<br />
Mineralwässern nach (Tabelle 2). Die höchste von Pinto<br />
et al. bestimmte Aktivität lag bei einem relativen induktiven<br />
Effekt (RIE) von 11 % mit einem <strong>zu</strong>gehörigen EEQ<br />
von 23 ng/L. Nach der von Böhmler et al. und vom Institut<br />
für Siedlungswasserbau Stuttgart verwendeten<br />
Methode <strong>zu</strong>r Ermittlung der Bestimmungsgrenze (BG)<br />
werden Zellantworten < 10 % als „nicht nachweisbar“<br />
definiert und als negatives Ergebnis betrachtet. Somit<br />
lägen alle ermittelten Aktivitäten bis auf die einer einzelnen<br />
Probe unterhalb der BG.<br />
Als Maß für die estrogene Aktivität verwendeten<br />
Böhmler et al. lediglich relative Proliferationseffekte. Mit<br />
RPE-Werten lassen sich jedoch nur qualitativ Unterschiede<br />
<strong>zu</strong>r Negativkontrolle ermitteln und damit eine<br />
Klassifizierung der Probe als „verdächtig“ vornehmen.<br />
Um estrogene Aktivitäten von Proben quantifizieren <strong>zu</strong><br />
können, sind jedoch Konzentrationsangaben in Form<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 985
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Tabelle 2. Experimentelle Details <strong>zu</strong> verschiedenen in vitro-Tests <strong>zu</strong>r Bestimmung estrogener Wirkungen.<br />
Literatur<br />
Böhmler<br />
et al. [1]<br />
Pinto et<br />
al. [2]<br />
Wagner<br />
et al. [3]<br />
Wagner<br />
et al. [4]<br />
keine Konzentrationsreihe<br />
(Einpunktbestimmung), EEQ<br />
berechnet aus nicht-linearer<br />
Interpolation von Dosis-<br />
Wirkungskurve von E2; EEQs<br />
korrigiert mit dem Konzentrationsfaktor<br />
Bundesamt<br />
für<br />
Gesundheit<br />
(BAG)<br />
[18]<br />
Lange et<br />
al. (vorliegende<br />
Studie)<br />
Konzentrationsangaben<br />
E-Screen-<br />
Assay<br />
Anzahl und Art der<br />
Proben<br />
37 Mineral- and<br />
Trink wässer (Glas,<br />
PET, Tetra Pak); 12<br />
entsprechende Brunnenwässer<br />
Probenaufarbeitung und<br />
Analyse<br />
Festphasenanreicherung<br />
(SPE-C18), DMSO, Konzentrationsreihen<br />
der Extrakte<br />
(4 Punkte)<br />
YES 30 (PET) Festphasenanreicherung<br />
(SPE-C18), DMSO, zwei Anreicherungstufen<br />
(100x, 200x),<br />
keine Konzentrationsreihen<br />
der Extrakte<br />
YES<br />
E-Screen-<br />
Assay<br />
ER-<br />
CALUX®<br />
E-Screen-<br />
Assay<br />
20 Mineralwässer<br />
(Glas, PET, Tetra Pak)<br />
18 (5 in Glas- und<br />
PET-Flaschen, 7<br />
<strong>zu</strong>sätzliche PET, 1<br />
Tetra Pak)<br />
31 (24 PET, 7 Glas,<br />
davon 7 derselben<br />
Marke in Glas- und<br />
PET)<br />
48 Proben (je 15<br />
Mineralwässer in<br />
Glas- und PET-Flaschen,<br />
18 <strong>zu</strong>gehörige<br />
Brunnenwässer)<br />
keine Anreicherung, Direktaufgabe<br />
der Probe<br />
Festphasenanreicherung<br />
(SPE-C18), DMSO, 8-fach<br />
Bestimmung pro Probenextrakt,<br />
keine Konzentrationsreihen<br />
Flüssig-Flüssig-Extraktion<br />
mit Ethylacetat, DMSO, 10<br />
Verdünnungen pro Mineralwasserextrakt<br />
Festphasenanreicherung<br />
(SPE-C18), DMSO, Konzentrationsreihen<br />
(neun Verdünnungen<br />
pro Probe,<br />
8-fach Bestimmung jeder<br />
Konzentration)<br />
Konzentrationsbestimmung<br />
RPE über vier fixierte<br />
An reicherungspunkte<br />
Abgleich der zwei Anreicherungsstufen<br />
mit der Dosis-<br />
Wirkungskurve von E2<br />
Einzelpunktmessung,<br />
Abgleich mit Dosis-Wirkungskurve<br />
von E2<br />
Estrogene Äquivalenzkonzentrationen<br />
der Extrakte mittels<br />
Konzentrationswirkungskurve<br />
der Be<strong>zu</strong>gssubstanz<br />
17β-Estradiol quantifiziert<br />
Dosis-Wirkungskurven der<br />
Probenextrakte (Verdünnungsreihen),<br />
Abgleich der<br />
EC50-Werte von den Probenextrakten<br />
und E2<br />
RPE<br />
Estrogene Aktivität<br />
Anzahl<br />
positiv<br />
Testsystem<br />
Aktivitätsangabe<br />
8 a RPEs:<br />
8 b 7–41 %<br />
RIE, EEQ 3 13,9–23,1<br />
ng/L EEQ<br />
(5,69–<br />
11,32 % RIE)<br />
EEQ 12 2,7–75,2<br />
ng/L EEQ<br />
RPE, EEQ 11 1,9–12,2<br />
pg/L EEQ<br />
(19,8 –<br />
50,2 % RPE)<br />
EEQ<br />
RPE, EEQ<br />
15 c MW: 5,1 pg<br />
16 d EEQ/L<br />
(Maximum:<br />
8 pg EEQ/L)<br />
a: Mineralwasserproben; plus eine Probe, die als verdächtig eingeschätzt wurde; b: entsprechende Brunnenwässer; c: sehr niedrige estrogene<br />
Aktivitäten, leicht über der Bestimmungsgrenze von 3,6 pg EEQ/L; d: estrogene Aktivitäten unterhalb der Bestimmungsgrenze vorhanden;<br />
MW: Mittelwert<br />
33 d<br />
von EEQ unabdingbar. Um heraus<strong>zu</strong>finden, ob die<br />
bestimmten Aktivitäten von EAS, die aus dem Behältnis<br />
migrieren, ausgehen oder das <strong>Wasser</strong> selbst bereits<br />
natürlich mit EAS belastet ist, wurden von Böhmler et al.<br />
die <strong>zu</strong>gehörigen Brunnenwässer der positiven und den<br />
als „verdächtig“ eingestuften Proben untersucht. Diese<br />
<strong>zu</strong>sätzlichen Versuche zeigten, dass bereits die Brunnenwasserproben<br />
gewisse niedrige Aktivitäten aufwiesen,<br />
was in der vorliegenden Studie auch der Fall war. Die RPE<br />
der abgefüllten Mineralwässer lagen niedriger oder nur<br />
marginal höher als die der Brunnenwässer. Somit ist eine<br />
Migration von EAS, die <strong>zu</strong> quantifizierbaren estrogenen<br />
Aktivitäten führen würde, aus dem Flaschenmaterial in<br />
die Mineralwässer eher aus<strong>zu</strong>schließen.<br />
In einer vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der<br />
Schweiz in Auftrag gegebenen Studie wurden mittels<br />
ER-CALUX® (mit U2OS-ERa-Zellen) ebenfalls nur geringe<br />
estrogene Aktivitäten nachgewiesen, welche leicht<br />
oberhalb der Bestimmungsgrenze von 3,6 pg EEQ/L des<br />
angewandten Testsystems lagen [18].<br />
Mit dem angewendeten E-Screen-Assay wurden in<br />
der vorliegenden Studie in keiner der Mineralwasserproben<br />
estrogene Aktivitäten oberhalb der Bestimmungsgrenze<br />
des Testsystems (0,1 ng/L EEQ) nachgewiesen.<br />
33 der 48 <strong>Wasser</strong>proben induzierten im Vergleich<br />
<strong>zu</strong>r Negativkontrolle einen leichten Anstieg der<br />
Zellzahl. Die daraus resultierenden Dosis-Wirkungskurven<br />
können bei Zugrundelegung unserer Kriterien<br />
September 2013<br />
986 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
(siehe Abschnitt 2.3) nicht für eine Quantifizierung herangezogen<br />
werden.<br />
Ein direkter Vergleich der jüngsten Studien über die<br />
estrogene Aktivität von Mineralwässern ist unmöglich,<br />
da die verwendeten Bestimmungs- und Auswerteverfahren<br />
gravierende Unterschiede aufweisen. Oft sind<br />
wichtige Details der angewendeten experimentellen<br />
Verfahren gar nicht beschrieben. Um Ergebnisse direkt<br />
vergleichen <strong>zu</strong> können, sind standardisierte Verfahren<br />
für Probenaufarbeitung, Quantifizierung, Bewertung<br />
und Interpretation der Daten unabdingbar. Vor diesem<br />
Hintergrund ist eine Bewertung der bisher veröffentlichten<br />
und verfügbaren Daten über die Estrogenität<br />
von Mineralwässern nicht abschließend möglich.<br />
Literatur<br />
[1] Böhmler, G., Kohnen, R., Borowski, U. und Rühe, A.: Einsatz<br />
eines biologischen Testsystems (E-Screen) in der amtlichen<br />
Lebensmittelüberwachung <strong>zu</strong>m Nachweis estrogen wirksamer<br />
Verbindungen. J. Verbr. Lebensm. 1 (2006), S. 325-331.<br />
[2] Pinto, B. and Reali, D.: Screening of estrogen-like activity of<br />
mineral water stored in PET bottles. Int. J. Hyg. Environ.<br />
Health 212 (2009), p. 228-232.<br />
[3] Wagner, M. and Oehlmann, J.: Endocrine disruptors in bottled<br />
mineral water: Total estrogenic burden and migration<br />
from plastic bottles. Environ. Sci. Pollut. Res. 16 (2009), p.<br />
278-286.<br />
[4] Wagner, M. and Oehlmann, J.: Endocrine disruptors in bottled<br />
mineral water: Estrogenic activity in the E-Screen. J. Steroid<br />
Biochem. Mol. Biol. 127 (2011), p. 128-135.<br />
[5] Bopp, K., Kuch, B. und Roth, M.: Hormonelle Aktivität in natürlichen<br />
Mineralwässern? Deutsche Lebensmittelrundschau<br />
(September 2010), S. 489–499.<br />
[6] Soto, A. M., Sonnenschein, C., Chung, K. L., Fernandez, M. F.,<br />
Olea, N. and Serrano, F. O.: The E-SCREEN assay as a tool to<br />
identify estrogens: an update on estrogenic environmental<br />
pollutants. Environ. Health Perspect. 103 (1995), p. 113-122.<br />
[7] Zacharewski, T. R.: In vitro bioassays for assessing estrogenic<br />
substances. Environ. Sci. Technol. 31 (1997), p. 613-623.<br />
[8] Kinnberg, K.: Evaluation of in vitro assays for determination<br />
of estrogenic activity in the environment. Working Report<br />
No. 43, 2003 Arbejdsrapport fra Miljøstyrelsen. Danish Environmental<br />
Protection Agency (EPA) (2003), University of<br />
South Denmark.<br />
[9] Soto, A. M., Lin, T. M., Justicia, H., Silvia, R. M. and Sonnenschein,<br />
C.: An “in culture” bioassay to assess the estrogenicity of<br />
xenobiotics. Chemically-induced alterations in sexual development:<br />
The wildlife/human connection (Colborn, T., Clement,<br />
C.,). Princeton NJ: Princeton Scientific Publishing: (1992),<br />
p. 295-309.<br />
[10] Körner, W., Hanf, V., Schuller, W., Kempter, C., Metzger, J. and<br />
Hagenmaier, H.: Development of a sensitive E-screen assay<br />
for quantitative analysis of estrogenic activity in municipal<br />
sewage plant effluents. Sci. Total Environ. 225 (1999), p.<br />
33-48.<br />
[11] Villalobos, M., Olea, N., Brotons, J. A., Olea-Serrano, M. F., Almodovar,<br />
J. M. R. and Pedraza, V.: The E-Screen Assay: A comparison<br />
of different MCF7 cell stocks. Environ. Health Perspect.<br />
103 (1995), p. 844-850.<br />
[12] Rasmussen, T. H. and Nielsen, J. B.: Critical parameters in the<br />
MCF-7 cell proliferation bioassay (E-Screen). Biomarkers 7<br />
(2002), p. 322-336.<br />
[13] Schultis, T.: Erfassung der estrogenen Wirksamkeit von<br />
Umweltproben und Reinsubstanzen durch biologische Testsysteme<br />
– Entwicklung und Vergleich von in vitro-Assays.<br />
Dissertation, Universität Stuttgart, Oldenburg Industrieverlag<br />
GmbH (Stuttgarter Berichte <strong>zu</strong>r Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Band 181), München, 2005.<br />
[14] Soto, A. M., Chung, K. L. and Sonnenschein, C.: The pesticides<br />
endosulfan, toxaphene, and dieldrin have estrogenic effects<br />
on human estrogen-sensitive cells. Environ. Health Perspect.<br />
102 (1994), p. 380-383.<br />
[15] Körner, W., Schuller, W., Hagenmaier, H. und Hanf, V.: Entwicklung<br />
und Erprobung eines einfachen Screening-Systems für<br />
estrogenartig wirkende Umweltchemikalien. Forschungsbericht,<br />
Projekt Umwelt und Gesundheit (PUGU 95 004), Universität<br />
Tübingen und Universitäts-Frauenklinik Ulm, 1999.<br />
[16] Sonnenschein, C. and Soto, A. M.: An updated review of environmental<br />
estrogen and androgen mimics and antagonists.<br />
J. Steroid Biochem. Molec. Biol. 65 (1998), p. 143-150.<br />
[17] Körner, W., Spengler, P., Bolz, U., Schuller, W., Hanf, V. and<br />
Metzger, J.: Substances with estrogenic activity in effluents<br />
of sewage treatment plants in southwestern Germany. 2.<br />
Biological analysis. Environ. Toxicol. Chem. 20 (2001), p.<br />
2142-2151.<br />
[18] Bundesamt für Gesundheit (BAG): Hormonaktive Substanzen<br />
in abgepacktem Mineralwasser? BAG-Bulletin 14 (2011),<br />
S. 311-317.<br />
[19] Skehan, P., Storeng, R., Scudiero, D., Monks, A., McMahon, J. and<br />
Vistica, D.: New colorimetric cytotoxicity assay for anticancer-drug<br />
screening. J. Natl. Cancer Inst. 82 (1990), p. 1107-<br />
1112.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 27.05.2013<br />
Ohne Korrekturauflagen<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dipl.-Chem. Claudia Lange (Korrespondenzautor)<br />
E-Mail: claudia.lange@iswa.uni-stuttgart.de |<br />
Dr. rer. nat. Bertram Kuch |<br />
Dr. rer. nat. Jörg W. Metzger |<br />
Institut für Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft |<br />
Abteilung: Hydrobiologie und organische<br />
Spurenanalytik |<br />
Bandtäle 2 |<br />
D-70569 Stuttgart<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 987
FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Das gekoppelte System <strong>Abwasser</strong>reinigung/Klärschlammfaulung<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung, Energieeffizienz, gekoppeltes System, Kläranlage, Klärschlammfaulung,<br />
Simulation<br />
Wolfgang Lindenthal, Frank Uhlenhut, Sven Steinigeweg und Axel Borchert<br />
Die baulichen Gegebenheiten und die Ausstattung<br />
einer Kläranlage wurden exemplarisch aufgenommen<br />
und die Verbrauchsdaten bestimmt. Aus den<br />
ermittelten Werten wurde eine Simulation entwickelt,<br />
mit deren Hilfe der Ist-Zustand der Anlage sehr gut<br />
abgebildet werden konnte. Durch die Anwendung<br />
von Energieblöcken konnten auch der Energieverbrauch<br />
unterschiedlicher Anlagenteile und der Energiegewinn<br />
durch Faulung des Klärschlamms mit<br />
anschließender Umset<strong>zu</strong>ng des entstandenen Klärgases<br />
in einem Blockheizkraftwerk bestimmt werden.<br />
Erste Ansätze mit der Simulation der gekoppelten<br />
Systeme <strong>Abwasser</strong>reinigung und Klärschlammfaulung<br />
wurden durchgeführt, um das Potenzial gerade<br />
dieser Kopplung <strong>zu</strong> ermitteln. Die Ergebnisse (etwa<br />
30 % Energieeinsparung) dienten da<strong>zu</strong>, den Klärwerksbetreibern<br />
Einsparpotenziale auf<strong>zu</strong>zeigen.<br />
The Coupled System Wastewater Treatment/Sewage<br />
Sludge Digestion<br />
For a municipal wastewater treatment plant the<br />
structural conditions and equipment were analyzed<br />
and the consumption data were determined. A simulation<br />
based on these results was developed. With the<br />
simulation the current mode of the facilities could be<br />
modeled in a high accuracy. The energy consumption<br />
of different parts of the plant could be determined<br />
through the application of energy blocks. The energy<br />
gain caused by digestion of the sewage sludge followed<br />
by conversion of the digester gas in a combined<br />
heat and power plant was simulated as well. First<br />
evaluations on the coupled system waste water treatment<br />
and sewage sludge digestion were performed<br />
using the reliable simulation model to determine the<br />
synergy potential (approx. 30 % energy saving). With<br />
these first results we could identify possible savings<br />
to the operators of sewage treatment plants.<br />
1. Einleitung<br />
Die biologische Reinigung von organischen Abwässern<br />
ist seit Langem Stand der Technik. Zwei nennenswerte<br />
Alternativen sind der aerobe und der anaerobe Prozess,<br />
bei dem aus organisch hoch belasteten Abwässern, wie<br />
sie beispielsweise in der Industrie (Lebensmittelindustrie,<br />
Papierherstellung, etc.) anfallen, durch einen Faulungsprozess<br />
unter Luftabschluss Biogas erzeugt wird.<br />
In vielen kommunalen Kläranlagen wird das <strong>Abwasser</strong><br />
einer biologischen Behandlung in Belebungsbecken<br />
(Belebtschlammverfahren, aerober Prozess) unterzogen.<br />
Der entstehende Klärschlamm wird vielfach nur<br />
noch entwässert und dann einer Verbrennung <strong>zu</strong>geführt<br />
oder deponiert. Eine Verwertung als Dünger findet<br />
aufgrund rechtlicher Restriktionen nur selten statt.<br />
Einige Kläranlagen verwerten den anfallenden Klärschlamm<br />
weiter und setzen ihn in Faultürmen anaerob<br />
um (anaerobe Schlammstabilisierung). Hierbei werden<br />
die organischen Bestandteile über einige Zwischenschritte<br />
im Wesentlichen <strong>zu</strong> Kohlendioxid (CO 2 ) und<br />
Methan (CH 4 ) umgesetzt. Dieses Faulgas kann in einem<br />
Blockheizkraftwerk (BHKW) <strong>zu</strong>r Gewinnung von elektrischer<br />
und thermischer Energie verwendet werden.<br />
Auf vielen Kläranlagen wird ein Großteil der Energie<br />
für die Belüftung in der biologischen Stufe verwendet.<br />
Um die Grenzwerte im Ablauf der Kläranlage sicher ein<strong>zu</strong>halten,<br />
wird häufig ein <strong>zu</strong> hoher Sauerstoffgehalt<br />
gefahren (z. B. 3 mg O 2 /L). Ein <strong>zu</strong> hoher Sauerstoffgehalt<br />
ist sowohl aus verfahrenstechnischer Sicht als auch aus<br />
wirtschaftlichen Gründen <strong>zu</strong> vermeiden und sollte<br />
daher minimiert werden (großer Abstand <strong>zu</strong>r Sättigung)<br />
[1]. Bei <strong>zu</strong> hohen O 2 -Gehalten erfordert dies <strong>zu</strong>m Teil<br />
sehr hohe interne Rezirkulationsraten, wodurch ein<br />
<strong>zu</strong>sätzlicher erheblicher Energieverbrauch verursacht<br />
wird. Zwei sehr hohe Energieverbräuche in einer Belebungsanlage<br />
werden also durch „übertriebene Sicherheit“<br />
verursacht. Diese „übertriebene Sicherheit“ lässt<br />
sich nur durch eine höhere Informationsdichte und redundante<br />
Automatisierungstechnik reduzieren, für die in<br />
diesem Vorhaben die Grundlagen geschaffen werden<br />
sollen. Hier können mit dem Werkzeug „Simulation“ die<br />
Folgen von Änderungen in der Betriebsweise sowohl<br />
hinsichtlich des Energieverbrauchs als auch hinsichtlich<br />
der Ablaufwerte berechnet werden; ein Eingreifen in<br />
das funktionierende System ist <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt<br />
nicht notwendig.<br />
September 2013<br />
988 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FACHBERICHTE<br />
Der Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten<br />
für die <strong>Abwasser</strong>reinigung beträgt je nach Anlagenkonstellation<br />
zwischen 30 und 40 %. Der Anteil der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
am gesamten kommunalen Strombedarf<br />
beträgt rund 35 % [2]. Insgesamt werden in Deutschland<br />
jährlich rund 4400 GWh elektrischer Energie für die<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung aufgewendet und dadurch rund<br />
3 Mio. t CO 2 ausgestoßen [3, 4].<br />
Trotz eines Anteils von unter 1 % am gesamtdeutschen<br />
Stromverbrauch wird vor dem Hintergrund<br />
erwarteter steigender Energiekosten und der von der<br />
Politik definierten Zielvorgabe einer CO 2 -Reduzierung<br />
die Notwendigkeit offenbar, auch die <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
effizienter <strong>zu</strong> gestalten.<br />
Bild 1. Kapazitäten<br />
von Faultürmen<br />
(aus<br />
[18]).<br />
2. Stand der Technik / Grundlagen<br />
Die dynamische Simulation hat sich in den vergangenen<br />
Jahren als Werkzeug <strong>zu</strong>r Auslegung, Bemessung<br />
und Optimierung von Kläranlagen sowie <strong>zu</strong>r Beschreibung<br />
der dort stattfindenden Abbauprozesse immer<br />
mehr etabliert. Mithilfe geeigneter Modellierungen (z. B.<br />
ASM 1 -Modelle der IWA (International Water Association,<br />
früher: IAWQ – International Association on Water Quality)<br />
[5, 6, 7, 8] lässt sich das Verhalten einer Belebungsanlage<br />
sowohl hinsichtlich des aeroben Kohlenstoffabbaus<br />
als auch hinsichtlich der Nitrifikation und Denitrifikation<br />
beschreiben. Die modellmäßige mathematische<br />
Beschreibung der biologischen Prozesse in Belebtschlammsystemen<br />
beruht auf dem 1949 von Monod<br />
veröffentlichten Ansatz <strong>zu</strong>r Charakterisierung des<br />
Wachstums von Mikroorganismen [9]. Nach zehnjähriger<br />
Erfahrung in der Anwendung des ASM 1 veröffentlichte<br />
die IWA das ASM 3 [8], welches einige Schwächen<br />
des ASM 1 korrigiert, nicht unbedingt notwendige Teile<br />
vereinfacht und neue Effekte berücksichtigt. An der HS<br />
Emden/Leer wird mit diesen Modellen gearbeitet.<br />
Für die Simulation des anaeroben Abbaus liegen<br />
etwa 70 sehr unterschiedliche mathematische Modelle<br />
vor. Aufgrund der Vielzahl von Modellen entwickelte<br />
eine Arbeitsgruppe der IWA das ADM 1 2 [10], dessen<br />
Einsatz für vielfältige Abwässer, Reaktoren etc. möglich<br />
ist. Das ursprünglich für die Simulation der Schlammbehandlung<br />
in <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen konzipierte<br />
ADM 1 wurde bereits erfolgreich für die Modellierung<br />
von großtechnischen Biogasanlagen eingesetzt [11, 12,<br />
13]. In weiteren Projekten wurde <strong>zu</strong>sätzlich eine Energie-,<br />
Umweltwirkungs- und Kostenberechnung in die<br />
Simulation integriert [14, 15, 16].<br />
Auch an der Hochschule Emden/Leer wurden verschiedene<br />
Projekte <strong>zu</strong>r Simulation von Biogasanlagen<br />
unter besonderer Berücksichtigung der Verwendung<br />
von Co-Substraten bearbeitet [17].<br />
1 ASM = Activated Sludge Model<br />
2<br />
ADM = Anaerobic Digestion Model<br />
In Deutschland stieg der Energiebedarf der Kläranlagen<br />
bis Mitte der 1990er-Jahre kontinuierlich an und<br />
stagniert seitdem auf einem hohen Niveau. Auch die<br />
Energieerzeugung auf Kläranlagen weist noch hohe,<br />
bisher ungenutzte Potenziale auf [18].<br />
Da eine Umstellung der Energiewirtschaft von Atomkraft<br />
und fossilen Primärenergieträgern auf nachhaltige<br />
Energieformen (besonders nach der Nuklearkatastrophe<br />
von Fukushima und der folgenden Energiewende)<br />
als immer notwendiger angesehen wird, muss sich auch<br />
die <strong>Abwasser</strong>wirtschaft <strong>zu</strong>nehmend mit Aspekten der<br />
Energieeffizienzsteigerung und der Nut<strong>zu</strong>ng eigener<br />
Energieträger befassen. Inflationsbereinigt werden die<br />
spezifischen Stromkosten für Kläranlagen in den nächsten<br />
Jahren um den Faktor 1,5 bis 2 steigen [19]. In Regionen<br />
mit starkem Bevölkerungsrückgang erhält die Energiekosteneinsparung<br />
noch größere Bedeutung, da hier<br />
die spezifischen Kosten je Kubikmeter <strong>Abwasser</strong> noch<br />
stärker ansteigen werden.<br />
Grundsätzlich ist im Faulschlamm ein hohes energetisches<br />
Potenzial vorhanden (selbst gut ausgefaulter<br />
kommunaler Klärschlamm hat noch einen Anteil an<br />
organischer Feststoffmasse von rund 45 % [18]). Faulungsanlagen<br />
können bereits bei Kläranlagen mit Ausbaugrößen<br />
ab 10 000 EW (Einwohnerwerten) oder<br />
sogar darunter wirtschaftlich sein. Durch geeignete<br />
Maßnahmen wie beispielsweise die Desintegration<br />
oder die Mitbehandlung von externen, nassvergärbaren<br />
Rohstoffen (biogene Abfälle) kann eine Verbesserung<br />
des Abbauverhaltens und eine Steigerung der<br />
Produktion an Faulgas erreicht werden. Zudem weisen<br />
die bereits bestehenden Faulbehälter große Kapazitäten<br />
für die Mitbehandlung von Co-Substraten auf (siehe<br />
Bild 1).<br />
Eine Kopplung der beiden Verfahren <strong>Abwasser</strong>einigung<br />
und Klärschlammfaulung ermöglicht die Einbindung<br />
der Kläranlagen in die dezentrale Energieversorgung<br />
der Zukunft. Über eine Kombination klassischer<br />
Energieträger (Faulgas, Klärschlamm) mit nicht unterbrechungsfrei<br />
verfügbaren Energien (Windenergie,<br />
Solarenergie) könnten Kläranlagen einen Beitrag <strong>zu</strong>r<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 989
FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Bild 2. Gekoppeltes<br />
Gesamtsystem<br />
<strong>zu</strong>r<br />
Energieversorgung<br />
(aus [18]).<br />
Abdeckung der Residuallast leisten. Ein Entwurf für ein<br />
solches gekoppeltes Gesamtsystem <strong>zu</strong>r <strong>zu</strong>künftigen<br />
Energieversorgung wird in Bild 2 dargestellt [18].<br />
Aufbauend auf den vorhandenen Simulationstools<br />
und -untersuchungen an aerob arbeitenden Kläranlagen<br />
und anaerob arbeitenden Biogasanlagen soll im<br />
Rahmen eines Forschungsvorhabens eine Verknüpfung<br />
beider Komponenten erfolgen, um eine Optimierung<br />
des Gesamtsystems <strong>Abwasser</strong>reinigung/Klärschlammfaulung<br />
unter ökonomischen und ökologischen Aspekten<br />
<strong>zu</strong> erreichen. Dabei werden insbesondere auch die<br />
optimale Reststoffnut<strong>zu</strong>ng (fest/flüssig) und die Be -<br />
triebssicherheit im Fokus der Betrachtungen stehen.<br />
Das Vorhaben, über das hier berichtet wird, wurde<br />
unter Verwendung der Simulationssoftware SIMBA6 des<br />
Instituts für Automation und Kommunikation (ifak,<br />
Magdeburg) durchgeführt. Die in SIMBA implementierten<br />
Energieblöcke wurden vom ifak auf der Basis von<br />
Konvertermodellen entwickelt. Die Konvertermodelle<br />
können vom Anwender selbst editiert und verändert<br />
werden (z. B. modifizierte Gleichungen <strong>zu</strong>r Energieberechnung<br />
einzelner Verbraucher). Neue Modelle <strong>zu</strong>r<br />
Energieberechnung können in Form der entsprechenden<br />
Dateien (*.conv5) ausgetauscht und in SIMBA<br />
implementiert werden.<br />
Die ersten Erfahrungen mit den Energieblöcken<br />
waren recht vielversprechend. Zuerst wurden diese mit<br />
Standardwerten für verschiedene Pumpen- und Ge -<br />
bläse-Arten betrieben. Im weiteren Verlauf des aktuell<br />
laufenden Projektes wurden präzise Daten <strong>zu</strong> den einzelnen<br />
Verbrauchern über Messungen mit Stromzangenamperemetern<br />
ermittelt, die dann für die Anpassung<br />
der Energieblöcke verwendet werden konnten. So<br />
konnten unter anderem die Hersteller-Angaben <strong>zu</strong> den<br />
einzelnen Aggregaten verifiziert werden. Zusätzliche<br />
Energieblöcke für weitere Pumpen, Rührwerke usw.<br />
wurden in die Simulation integriert.<br />
Ein weiteres Problem war bislang, dass SIMBA zwar<br />
alle Bereiche der Siedlungswasserwirtschaft vom Kanalnetz<br />
über die <strong>Abwasser</strong>- bis <strong>zu</strong>r Schlamm-Behandlung<br />
abbilden und simulieren kann, es jedoch hauptsächlich<br />
von Spezialisten verwendet wird, die sich nur mit einem<br />
Teilaspekt beschäftigen. Nur ganz wenige Gruppen<br />
simulieren das gekoppelte System <strong>Abwasser</strong>reinigung/<br />
Klärschlammfaulung, um dann mit den Ergebnissen<br />
eine modellgestützte Prozessführung auf<strong>zu</strong>bauen.<br />
In dem hier beschriebenen Konzept geht es darum,<br />
<strong>zu</strong>nächst die <strong>Abwasser</strong>reinigung mit Nitrifikation und<br />
Denitrifikation <strong>zu</strong> simulieren (ASM 3), wobei insbesondere<br />
die sichere Einhaltung der jeweils vorgeschriebenen<br />
Ablaufwerte im Fokus der Betrachtungen steht.<br />
Hier<strong>zu</strong> sind bereits theoretische Überlegungen hinsichtlich<br />
der möglichen Einsparpotenziale und deren Größenordnung<br />
angestellt worden [1]. Neben den Ablauf-<br />
September 2013<br />
990 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FACHBERICHTE<br />
Bild 3. Simulationsmodell<br />
des<br />
HKW Emden<br />
unter SIMBA6.<br />
werten werden der Energieverbrauch der Kläranlage<br />
(auch einzelner Anlagenteile) und die Schlammparameter<br />
berechnet. Letztere werden, als Eingangswerte für<br />
das Modell der anaeroben Schlammvergärung (ADM 1)<br />
verwendet. Da in den Belebungsbecken neben Nitrifikation<br />
und Denitrifikation vor allem Kohlenstoffverbindungen<br />
<strong>zu</strong> CO 2 abgebaut werden, kann durch veränderte<br />
Belüftungswerte der Faulschlamm-Anfall optimiert<br />
werden und damit die <strong>zu</strong> erwartende Biogasmenge<br />
(und Zusammenset<strong>zu</strong>ng) während der Faulung.<br />
Mit der Simulation kann nicht nur die Einhaltung von<br />
Ablaufwerten optimiert werden sondern durch die Einbeziehung<br />
von Energieblöcken auch der Energieverbrauch.<br />
Hier wiederum wird besonderes Augenmerk auf<br />
die Minimierung des Energieverbrauchs in den Belebungszonen<br />
gelegt – bei gleichzeitiger Maximierung<br />
des Klärschlammanfalls <strong>zu</strong>r Vergärung. So kann durch<br />
die Simulation das gekoppelte System <strong>Abwasser</strong>reinigung/Klärschlammfaulung<br />
(und anschließende Um -<br />
wandlung des Faulgases in einem BHKW in elektrische<br />
und thermische Energie) auf ein energetisches Minimum<br />
an Netto-Energiebedarf (bei Einhaltung der<br />
Ablaufwerte) optimiert werden. Nach erfolgreicher Validierung<br />
der Simulationsergebnisse soll das Modell da<strong>zu</strong><br />
verwendet werden, die manuelle Betriebsführung <strong>zu</strong><br />
unterstützen und geeignete Teilbereiche der Steuerung<br />
und Regelung der Anlage <strong>zu</strong> übernehmen.<br />
3. Beschreibung des HKW Emden<br />
Das HKW Emden (Hauptklärwerk der Stadt Emden) ist<br />
für 90 000 EW ausgelegt. Die derzeitige Anschlussgröße<br />
liegt bei etwa 75 000 EW; 11 000–25 000 m 3 <strong>Abwasser</strong><br />
werden täglich gereinigt. Das aus der Kanalisation in<br />
das Hauptpumpwerk geleitete <strong>Abwasser</strong> wird <strong>zu</strong>nächst<br />
im <strong>Abwasser</strong>hebewerk um 13 m gehoben. Nach der<br />
Abtrennung von Grobpartikeln, Sand und Fett im<br />
Rechengebäude sowie in Langsandfang und Fettfang<br />
wird der <strong>Abwasser</strong>strom auf zwei baugleiche Straßen<br />
verteilt.<br />
Der <strong>Abwasser</strong>strom gelangt in ein Vorklärbecken, in<br />
dem sich weitere Partikel durch Sedimentation absetzen<br />
(Primärschlamm). Anschließend gelangt das <strong>Abwasser</strong><br />
in die Belebungszone 1, in der während einer Belüftungsphase<br />
nitrifiziert und einer anschließenden Phase<br />
ohne Belüftung denitrifiziert wird. Daneben findet auch<br />
eine C-Eliminierung statt, bei der organische Verbindungen<br />
<strong>zu</strong> CO 2 und H 2 O umgesetzt werden. Die Steuerung<br />
der Belüftung erfolgt über eine Fuzzy-Regelung mit<br />
Messsonden für Redoxpotenzial, Ammonium- und Sauerstoffgehalt.<br />
Das <strong>Abwasser</strong> wird in Belebungszone 2<br />
weitergeleitet, in der das vorbehandelte <strong>Abwasser</strong><br />
erneut eine Nitrifikation mit anschließender Denitrifikation<br />
durchläuft (N-Elimination). Die Steuerung erfolgt<br />
ebenfalls über eine Fuzzy-Regelung mit Sensoren für<br />
Ammonium-, Nitrat- und Sauerstoff-Gehalt. Anschlie-<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 991
FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
ßend gelangt das <strong>Abwasser</strong> in ein Nachklärbecken, in<br />
dem der Belebtschlamm durch Sedimentation abgetrennt<br />
wird. Das gereinigte <strong>Abwasser</strong> wird in die Ems<br />
geleitet, der Belebtschlamm wird in zwei Teilströme<br />
aufgeteilt (Überschussschlamm wird in die Faultürme<br />
gepumpt, Rücklaufschlamm wird <strong>zu</strong>r Aufrechterhaltung<br />
eines konstanten Biomasse- bzw. TS-Gehaltes wieder in<br />
die Belebung <strong>zu</strong>rückgeführt).<br />
4. Erste Ergebnisse und Diskussion<br />
In der abgeschlossenen Projektphase wurde exemplarisch<br />
ein Kataster der baulichen Gegebenheiten und<br />
der Energieverbraucher einer kommunalen Kläranlage<br />
erstellt. Unter Verwendung dieser Daten wurde eine<br />
Simulation des HKW Emden durchgeführt.<br />
Bild 3 zeigt das Verfahrensfließbild des HKW Emden<br />
im verwendeten Simulationsprogramm SIMBA. Die<br />
Energieblöcke mit den Eingangsparametern für die einzelnen<br />
Verbraucher sind jeweils in orange eingezeichnet.<br />
Gut <strong>zu</strong> erkennen sind die Belebungszonen 1 und 2<br />
(in oliv). Diese werden intermittierend betrieben (im<br />
Modell als Zeitschaltuhr dargestellt). Es werden die<br />
<strong>Abwasser</strong>-, Schlamm- und Energie-Parameter ausgegeben<br />
und an das ADM1-Modell für die Schlammfaulung<br />
(in brauner Farbe) weitergegeben. Anschließend werden<br />
noch Energiewerte und Zusammenset<strong>zu</strong>ng des<br />
Faulgases ausgegeben.<br />
Da das HKW Emden den Verbrauch an elektrischer<br />
Energie nur für das gesamte Klärwerk erfasst, liegen<br />
keine Verbrauchsdaten der einzelnen Aggregate vor.<br />
Tabelle 1. Bilanzierung der elektrischen Energie der Kläranlage Emden für das<br />
Jahr 2010 bzw. 2011/12.<br />
Verbrauch elek 2010 2011/12<br />
gesamt [kWh/a]: 2 224 654 2 451 098<br />
davon von Stadtwerken [kWh/a]: 731 111 1 043 667<br />
davon vom BHKW (gesamt) [kWh/a]: 1 596 952 1 424 845<br />
davon von Photovoltaik [kWh/a]: 10 608 9 817<br />
einwohnerspezifischer Energiebedarf [kWh/a/<br />
EW]: 29,7 32,8<br />
Erzeugung elektrischer Energie im BHKW<br />
[kWh/a]: 1 596 950 1 424 845<br />
davon aus Klärgas [kWh/a]: 737 419 1 063 932<br />
davon aus Erdgas [kWh/a]: 859 531 360 913<br />
ins öffentliche Netz eingespeiste Energie<br />
[kWh/a]: 114 016 25 407<br />
vom Energieversorger bezogene Energie<br />
[kWh/a]: 1 590 642 1 404 580<br />
selbst erzeugte Energie [kWh/a] 748 027 1 073 749<br />
Anteil bezogener Energie [%]: 68,0 56,7<br />
Anteil selbst erzeugter Energie [%]: 32,0 43,4<br />
Hier konnte durch die Simulation mit ASM 3 unter<br />
SIMBA6 (siehe Bild 3) der Anteil der einzelnen Bereiche<br />
am Gesamtverbrauch in Abhängigkeit von der Fahrweise<br />
unter Verwendung der bisher vorliegenden Eingangsdaten<br />
berechnet werden. Vorangegangen war<br />
eine systematische Erfassung aller Daten der Anlage<br />
(Pumpen, Rührwerke, Gebläse, Durchflüsse, Frachten,<br />
Volumina, Komponenten, Verbraucher). Die Berechnung<br />
erfolgte mit Energieblöcken, die in SIMBA bereitgestellt<br />
werden. Es konnten die Arten von Aggregaten<br />
(Pumpe, Rührer, etc.) eingesetzt werden, jedoch fehlten<br />
noch exakte Werte <strong>zu</strong>m tatsächlichen Energieverbrauch<br />
(Leistungskennlinien anhand lastabhängiger Messungen)<br />
sowie eine Reihe von spezifischen Kenndaten der<br />
installierten Geräte. Grundlagen <strong>zu</strong>r exakten Bestimmung<br />
der Leistungskennlinien und möglicher Fehlerquellen<br />
wurden in der bisherigen Projektphase am Beispiel<br />
einiger Verbraucher der KA Reinfeld erarbeitet [20].<br />
Mittlerweile wurden für viele Verbraucher mit Stromzangenamperemetern<br />
Messungen unter Normalbedingungen<br />
durchgeführt, um die realen Verbräuche <strong>zu</strong><br />
ermitteln und diese Daten in die Energieblöcke der<br />
Simulation einfließen <strong>zu</strong> lassen. Die noch fehlenden<br />
Werte werden <strong>zu</strong>rzeit bestimmt.<br />
Mithilfe der Energieblöcke in der Simulation können<br />
die Stromverbräuche einzelner Aggregate ermittelt<br />
werden, ohne eine aufwendige separate Messtechnik <strong>zu</strong><br />
betreiben. Die wichtigsten Energieverbraucher können<br />
auf diese Weise identifiziert und Einsparpotenziale aufgezeigt<br />
werden.<br />
Nach der <strong>Abwasser</strong>behandlung wird der Primärschlamm<br />
mit dem Überschussschlamm über einen Voreindicker<br />
in die Faultürme gepumpt, in denen unter<br />
anaeroben Bedingungen Methan und Kohlendioxid mit<br />
variierenden Anteilen gebildet werden. Dieses Faulgas<br />
wird gereinigt und in einem Blockheizkraftwerk (BHKW)<br />
mit zwei Modulen in elektrische und thermische Energie<br />
umgesetzt. Anhand einer Simulation auf Basis der<br />
Werte aus der Belebungszone kann der <strong>zu</strong> erwartende<br />
Schlammanfall sowie die Faulgasproduktion und<br />
-<strong>zu</strong>sammenset<strong>zu</strong>ng berechnet werden. Die Simulation<br />
zeigte auf der Grundlage der bisher verfügbaren Daten<br />
mit berechneten 542 666 m 3 Faulgas eine recht gute<br />
Übereinstimmung mit dem tatsächlich im Jahr 2010 an<br />
das BHKW übergebenen Faulgasvolumen in Höhe von<br />
564 898 m 3 [21]. Hier sind noch große Potenziale vorhanden,<br />
die ausgeschöpft werden können und daher<br />
im aktuellen Projekt untersucht werden. Zum einen<br />
kann die Belebung so optimiert werden, dass unter Beibehaltung<br />
der Ablaufwerte möglichst viel Schlamm mit<br />
hohem organischem Anteil anfällt, der <strong>zu</strong> Biogas umgesetzt<br />
werden kann. Dieses ist vermutlich sogar mit einer<br />
Reduzierung der Belüftungsleistung möglich, wie J. Alex<br />
[1] berichtet. Hierfür wurden allerdings nur theoretische<br />
Überlegungen angestellt, die in diesem Projekt am<br />
HKW Emden durch Simulation bestätigt werden konn-<br />
September 2013<br />
992 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
FACHBERICHTE<br />
16 °C Norm. 2,0 / 2,0<br />
1,94%<br />
1,94%<br />
1,17%<br />
1,27%<br />
22,86%<br />
10,73% 6,25%<br />
13,89%<br />
8,08%<br />
53,61%<br />
2,50%<br />
2,50%<br />
1,56%<br />
1,57%<br />
23,94%<br />
16 °C 0,2 / 0,3 Bild 4. Anteile<br />
am simulierten<br />
Gesamtenergieverbrauch<br />
der<br />
Kläranlage<br />
Emden (Ausgangs<strong>zu</strong>stand<br />
45,65%<br />
links, optimierter<br />
Zustand<br />
rechts).<br />
Gesamtverbrauch<br />
/Tag<br />
Gesamt<br />
6396,79 BHKW/Tag 1965,35<br />
Gesamtverbrauch<br />
/Jahr<br />
Gesamt<br />
2 334 830,07 BHKW/Jahr 717 351,01<br />
Gesamtverbrauch/<br />
Tag<br />
Gesamt<br />
4945,21 BHKW/Tag 1964,64<br />
Gesamtverbrauch/<br />
Jahr<br />
Gesamt<br />
1 805 002,95 BHKW/Jahr 717 092,12<br />
ten. Zum anderen lässt sich in der Schlammfaulung<br />
noch ein großes Potenzial erkennen. Neben der Optimierung<br />
der Klärschlamm-Umset<strong>zu</strong>ng sollen der Einsatz<br />
und die Vorbehandlung von Co-Substraten untersucht<br />
werden, um aus der Kombination eine höhere<br />
Faulgasausbeute erhalten <strong>zu</strong> können. Da die Anschlussgröße<br />
vieler Kläranlagen unterhalb der Ausbaugröße<br />
liegt, besteht im Bereich der Faulung häufig eine Kapazitätsreserve<br />
[18], die durch die Zugabe von Co-Substraten<br />
genutzt werden könnte. Zusätzlich sind die technischen<br />
und rechtlichen Rahmenbedingungen für die<br />
Co-Fermentation <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>stellen und auf Durchführbarkeit<br />
<strong>zu</strong> überprüfen. Daneben ist im Einzelfall die<br />
Wirtschaftlichkeit <strong>zu</strong> prüfen, da einerseits die Beschaffung<br />
von Co-Substraten oft nicht kostenneutral möglich<br />
sein dürfte, andererseits durch einen erhöhten Klärschlammanfall<br />
höhere Kosten für die Entsorgung <strong>zu</strong><br />
erwarten sind.<br />
Das HKW Emden hatte (im Jahr 2010) mit<br />
29 kWh/(EW · a) einen relativ geringen spezifischen<br />
Stromverbrauch (siehe Tabelle 1) und es konnten bislang<br />
nur die oben angesprochenen Einspar- bzw. Optimierungspotenziale<br />
identifiziert werden. Ein weiterer<br />
kritischer Punkt war die recht geringe Effektivität des<br />
installierten BHKWs mit ungefähr 23 % Wirkungsgrad<br />
(elektrisch); Stand der Technik ist heute ein Wirkungsgrad<br />
von bis <strong>zu</strong> 40 %. Dieser Wert kam dadurch <strong>zu</strong>stande,<br />
dass die BHKW-Module ohne Änderung der Einstellungen<br />
sowohl mit Erdgas (reines Methan) als auch mit<br />
Klärgas (60 % Methan, 40 % Kohlendioxid) betrieben<br />
wurden. Durch eine Steuerung in Abhängigkeit von<br />
dem verwendeten Gas ließ sich im Jahr 2012 eine deutliche<br />
Effizienzsteigerung (Wirkungsgrad 29 %) erreichen;<br />
durch Zugabe von Co-Substraten wurde der Gasbzw.<br />
Energieertrag deutlich gesteigert.<br />
Weiterhin soll betrachtet werden, wie hoch die Kosten<br />
für eine Neuanschaffung eines effizienteren BHKWs<br />
sind. Diese Investitionskosten sind dem <strong>zu</strong> erzielenden<br />
Einsparpotenzial gegenüber<strong>zu</strong>stellen und es ist <strong>zu</strong><br />
berechnen, wann sich die Anschaffung amortisiert<br />
hätte. Die weiteren finanziellen und eventuell juristischen<br />
Randbedingungen sind ebenfalls <strong>zu</strong> überprüfen.<br />
Die größten Anteile am elektrischen Verbrauch des<br />
HKW Emden (Simulationsergebnisse des Ausgangs<strong>zu</strong>stands;<br />
siehe Bild 4) haben die Gebläse für die Be -<br />
lebungszonen (76,47 %), die Rührwerke in den Be -<br />
lebungsbecken (2,44 %), das <strong>Abwasser</strong>hebewerk<br />
(Schmutzwasser-Pumpe; 6,25 %) sowie die Umwäl<strong>zu</strong>ng<br />
des Klärschlamms im Faulturm (10,73 %).<br />
Wenn Energieeinsparungen ohne größere Investitionen<br />
erzielt werden sollen, kommt hier nur eine Variation<br />
der Steuerung und Regelung der Gebläse (unterschiedliche<br />
Zyklenzeiten und Sauerstoff-Sollwerte) infrage.<br />
Hier wurden, ausgehend von aktuell im HKW Emden<br />
benutzten Werten des Sauerstoffgehalts der Belebungszonen<br />
von jeweils 2 g/m 3 , sowohl die Belüftungsintervalle<br />
als auch die Sauerstoffkonzentrationen im aeroben<br />
Betrieb variiert. Nachdem die realen Werte in der Simulation<br />
recht gut wiedergefunden werden konnten, wurden<br />
Wachstums- und Sterberaten der Biomasse nicht<br />
mehr verändert. Unter Einhaltung der Ablaufwerte<br />
(besonders der Stickstoff-Verbindungen) konnte die<br />
Sauerstoff-Konzentration in Belebungszone 1 auf<br />
0,2 g/m 3 und in Zone 2 auf 0,3 g/m 3 reduziert werden<br />
[Ammonium-N: 0,99 mg/L; Nitrat-N: 2,65 mg/L; Sauerstoff:<br />
0,17 mg/L (im Auslauf berechnet)].<br />
Die größten Anteile am elektrischen Verbrauch des<br />
HKW Emden (Simulationsergebnisse des neuen<br />
Zustands; siehe Bild 4) haben immer noch die Gebläse<br />
für die Belebungszonen (69,59 %), die Rührwerke in den<br />
Belebungsbecken (3,13 %), das <strong>Abwasser</strong>hebewerk<br />
(Schmutzwasser-Pumpe; 8,08 %) sowie die Umwäl<strong>zu</strong>ng<br />
des Klärschlamms im Faulturm (13,89 %). Durch die<br />
Reduktion der Sauerstoffkonzentration ist der Anteil der<br />
Gebläse am (niedrigeren) Gesamtverbrauch deutlich<br />
gesunken. Mit diesen Einstellungen ist eine Energieeinsparung<br />
von 32,7 % möglich. Diese Ergebnisse müssen<br />
in der Praxis jedoch noch überprüft werden.<br />
Als besonders kritisch sehen wir die aktuell angenommenen<br />
Werte für das Wachstum der autotrophen<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 993
FACHBERICHTE <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Biomasse. Zurzeit wird außerdem untersucht, inwieweit<br />
der Betrieb bestimmter Verbraucher (z. B. im Bereich<br />
der Schlammbehandlung/-entwässerung) nur <strong>zu</strong> verbrauchsarmen<br />
Zeiten, etwa in den Nachtstunden, möglich<br />
ist. Die Reduzierung von Lastspitzen würde dem<br />
Kläranlagenbetreiber günstigere Tarife mit dem Energieversorger<br />
ermöglichen. Weiterhin soll untersucht<br />
werden, ob die elektrische Energie nur dann eingesetzt<br />
werden kann, wenn sie leicht verfügbar ist (Windenergie<br />
bzw. Photovoltaik). Wenn sie nicht verfügbar ist<br />
(Flaute bzw. Nacht), kann die Betriebsweise der Anlage<br />
entsprechend angepasst (variiert) werden. Über die<br />
Ergebnisse des aktuell laufenden Projekts werden wir<br />
nach dessen Abschluss berichten.<br />
Danksagung<br />
Das Projekt wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt<br />
(DBU) finanziert. Ein besonderer Dank gilt der guten Zusammenarbeit<br />
mit dem BEE (Bau- und Entsorgungsbetrieb Emden) und den<br />
Stadtwerken Emden.<br />
Literatur<br />
[1] Alex, J.: Flexibel regeln und Energie im Klärwerk sparen.<br />
Umwelt Magazin, 10/11 (2010), S. 18-19.<br />
[2] Seibert-Erling, G., Etges, T.: Energiekosten von Kläranlagen<br />
und Kanalnetzen; in www.klaerwerk.info: http://www.klaerwerk.info/Energie--und-E-Technik/Energiekosten-von-Klaeranlagen-und-Kanalnetzen,<br />
19.05.2011.<br />
[3] UBA: Steigerung der Energieeffizienz auf kommunalen Kläranlagen<br />
[2006], Texte Nr. 11/2008, unter www.umweltdaten.<br />
de/publikationen/fpdf-l/3347.pdf vom 06.08.12.<br />
[4] Schmitt, T. G., Hansen, J., Valerius, B.: Handlungsempfehlungen<br />
für eine moderne <strong>Abwasser</strong>wirtschaft, Studie im Auftrag<br />
des Ministeriums für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz<br />
Rheinland-Pfalz, Schlussbericht 14.04.2010.<br />
[5] Henze, M., Grady, C.P.L. Jr., Gujer, W., Marais, G.v.R., Matsuo, T.<br />
(1987): Final Report - Activated Sludge Model No.1/IAWQ<br />
task group on mathematical modeling and operation of<br />
biological wastewater treatment plants. London: IAWQ Scientific<br />
and Technical Reports.<br />
[6] Henze, M., Gujer, W., Mino, T., Matsuo, T., Wentzel, M.C., Marais,<br />
G.v.R. (1995): Activated Sludge Model No.2 London: IAWQ<br />
Scientific and Technical Reports No.3.<br />
[7] Henze, M., Gujer, W., Mino, T., Matsuo, T., Wentzel, M.C., Marais,<br />
G.v.R., van Loosdrecht, M.C.M. (1999): The activated sludge<br />
model No. 2d. IAWQ Task Group on Mathematical for Design<br />
and Operation of Biological Wastewater Treatment Processes.<br />
Kollekolle Seminar on activated Sludge Modelling,<br />
Modelling and Microbiology of Activated Sludge Process,<br />
Copenhagen.<br />
[8] Gujer, W., Henze, M., Mino, T. and van Loosdrecht, M.C.M.<br />
(1999): The activated sludge model No.3. IAWQ Task Group<br />
on Mathematical for Design and Operation of Biological<br />
Wastewater Treatment Processes. Kollekolle Seminar on activated<br />
Sludge Modelling, Modelling and Microbiology of<br />
Activated Sludge Process, Copenhagen.<br />
[9] Monod, J.: The growth of bacterial cultures. Annual Review of<br />
Microbiology, 3 (1949) p. 371.<br />
[10] Batstone, D. J., Keller, J., Angelidaki, I., Kalyuzhyni, S. V., Pavlovstathis,<br />
S. G., Rozzi, A., Sanders, W. T. M., Siegrist, H., Vavilin, V. A.<br />
(2002): Anaerobic Digestion Model No. 1, IWA Task Group on<br />
Mathematical Modelling of Anaerobic Digestion Processes,<br />
IWA Scientific and Technical Report No. 13.<br />
[11] Wichern, M., Lübken, M., Schlattmann, M., Gronauer, A., Horn,<br />
H.: Investigations and mathematical simulation on decentralized<br />
anaerobic treatment of agricultural substrate from<br />
livestock farming. Water Sci. Technol., Vol. 58(1) (2008), pp.<br />
67-72.<br />
[12] Lübken, M., Wichern, M., Schlattmann, M., Gronauer,. A., Horn,<br />
H.: Modelling the energy balance of an anaerobic digester<br />
fed with cattle manure and renewable energy crops. Water<br />
Res., Vol. 41 (18) (2007), pp. 4085-4096.<br />
[13] Wolf, C.: Entwicklung und experimentelle Überprüfung eines<br />
Simulationsmodells <strong>zu</strong>r regelungstechnischen Optimierung<br />
landwirtschaftlicher Biogasanlagen, Diplomarbeit Fachhochschule<br />
Köln, Campus Gummersbach [2006].<br />
[14] Moshage, U., Dockhorn, T., Alex, J., Ogurek, M., Niemann, K.:<br />
Gesamtheitliche Prozessführung <strong>zu</strong>r Energieoptimierung<br />
von <strong>Abwasser</strong>reinigung und Schlammbehandlung durch<br />
Simulation, ATV-Bundestagung, Wolfsburg, 2003.<br />
[15] Niemann, K.: Energieoptimierung von <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
und Schlammbehandlung durch Simulation, SIMBA-Anwendertreffen,<br />
Tangermünde, 2004.<br />
[16] Seick, I., Tschepetzki, R.: Wertvolle Entscheidungshilfe. Simulation<br />
von Biogasanlagen, verknüpft mit Energie-, Umweltwirkungs-<br />
und Kostenberechnung; wlb <strong>Wasser</strong>, Luft und<br />
Boden, 2008.<br />
[17] Rojas, C., Uhlenhut, F., Schlaak, M., Borchert, A., Steinigeweg, S.:<br />
Simulation des anaeroben Prozesses bei der Biogaserzeugung.<br />
Chemie Ingenieur Technik, 83 Nr. 3 (2011), S. 306 –<br />
321.<br />
[18] Dohmann, M., Schröder, M.: Energie in der <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
in KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>, Abfall 58, Nr. 6 (2011),<br />
S. 536-541.<br />
[19] Schröder, M.: Energienut<strong>zu</strong>ng in der (Ab)<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
nachhaltig gestalten, 28. Bochumer Workshop Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Bochum, September 2010.<br />
[20] Wellbrock, K, Schlauss, S., Kellermeier, C., Grottker, M: Erstellung<br />
einer Energiebilanz kleiner Kläranlagen; NTAG Lübeck,<br />
2011.<br />
[21] Lindenthal, W., Uhlenhut, F., Borchert, A., Steinigeweg, S.,<br />
Wellbrock, K., Grottker, M.: Entwicklung eines Konzeptes <strong>zu</strong>r<br />
Steigerung der Energieeffizienz und Betriebssicherheit<br />
sowie <strong>zu</strong>r Optimierung des gekoppelten Systems Klär-/Biogasanlage,<br />
SIMBA-Anwendertreffen, Magdeburg, 2011.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 23.04.2012<br />
Korrektur: 30.05.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dr. Wolfgang Lindenthal<br />
E-Mail: lindenthal@hs-emden-leer.de |<br />
Dr. Frank Uhlenhut<br />
E-Mail: Frank.Uhlenhut@hs-emden-leer.de |<br />
Prof. Dr. Sven Steinigeweg<br />
E-Mail: Sven.Steinigeweg.hs-emden-leer.de |<br />
Prof. Dr. Axel Borchert<br />
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September 2013<br />
994 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
im antiken Rom<br />
Sextus Iulius Frontinus, Leiter der antiken<br />
römischen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Sextus Iulius Frontinus wurde im Jahre 97 n. Chr. durch Kaiser Nerva<br />
<strong>zu</strong>m Leiter der <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom (curator aquarum)<br />
berufen. Aus diesem Anlass verfasste er eine Schrift, die unter dem<br />
Titel „De aquaeductu urbis Romae – Die <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt<br />
Rom“ überliefert worden ist. Frontin gibt darin einen Überblick<br />
über den Stand des Wissens bezüglich Management, Technik und<br />
Organisation der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Er begegnet uns als<br />
moderner Manager einer großstädtischen <strong>Wasser</strong>versorgung; seine<br />
Schrift kann als erstes Lehrbuch des Faches gelten. Die zweisprachige<br />
Ausgabe basiert auf einer sorgfältigen Überprüfung des lateinischen<br />
Textes sowie einer neuen Überset<strong>zu</strong>ng ins Deutsche.<br />
Hrsg.: Frontinus Gesellschaft e.V.<br />
4. völlig neu bearbeitete Auflage 2013<br />
284 Seiten, vierfarbig, Hardcover mit Schut<strong>zu</strong>mschlag<br />
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DIE WASSERVERSORGUNG IM ANTIKEN ROM<br />
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FACHBERICHTE Forschungsbericht<br />
Kotpellets als Indikator für die<br />
Besiedlung von Trinkwasser-<br />
Versorgungssystemen mit <strong>Wasser</strong>asseln<br />
Biologische Trinkwasserqualität, <strong>Wasser</strong>assel, Asellus aquaticus, Invertebraten,<br />
Trinkwasserversorgungssysteme<br />
Günter Gunkel und Daniel Titze<br />
<strong>Wasser</strong>asseln (Asellus aquaticus) stellen <strong>zu</strong>sammen<br />
mit anderen wirbellosen Kleinstorganismen (Invertebraten)<br />
häufige Bewohner unserer Trinkwasserversorgungssysteme<br />
dar; hierbei kommt den <strong>Wasser</strong>asseln<br />
eine Indikatorfunktion aufgrund ihrer Größe und<br />
leichten Erkennbarkeit <strong>zu</strong>. Allerdings ist der Nachweis<br />
der <strong>Wasser</strong>asseln in Trinkwasserversorgungssystemen<br />
erschwert, da sich die Tiere an der Rohrwandung<br />
festklammern und, wie viele andere Invertebraten,<br />
empfindliche Formen darstellen, die bei der<br />
Abtrennung aus dem Spülstrom an konventionellen<br />
Filtern oder Planktonnetzen zerstört werden. Ein<br />
Austrag von <strong>Wasser</strong>asseln ist quantitativ nur mit dem<br />
aufwändigeren CO 2 -Spülverfahren möglich, da die<br />
Tiere hierbei narkotisiert werden; alternativ besteht<br />
die Möglichkeit, Asselkot als Hinweis für das Vorkommen<br />
von <strong>Wasser</strong>asseln <strong>zu</strong> verwenden. Asselkot<br />
eignet sich als Indikator für <strong>Wasser</strong>asseln in Trinkwasserversorgungssystemen,<br />
da er langfristig stabil<br />
ist (> 6 Wochen), unter den normalen Betriebsbedingungen<br />
nur gering im Trinkwassernetz verfrachtet<br />
wird und die Größe des Asselkots signifikant mit der<br />
Größe der <strong>Wasser</strong>asseln korreliert ist. Der Austrag<br />
von Asselkotpellets ist nahe<strong>zu</strong> quantitativ und der<br />
Nachweis ist einfach aufgrund der charakteristischen<br />
Form. Bei Untersuchungen in einer norddeutschen<br />
Kleinstadt konnte gezeigt werden, dass aus den Größenverteilungen<br />
des Asselkots die Anzahl und Größe<br />
der im Trinkwasserversorgungssystem enthaltenen<br />
<strong>Wasser</strong>asseln mit hoher Genauigkeit errechnet werden<br />
kann.<br />
Feces Pellets as Indicator of Occurrence of Water<br />
Louses in Drinking-Water Distribution Systems<br />
Water louses (Asellus aquaticus) are together with<br />
some other small organisms (invertebrates) frequent<br />
inhabitants of drinking-water distribution systems;<br />
water louses have an indication value due to the size<br />
of the animals as well as for the simple recognizability.<br />
However the detection of the water louses within<br />
the drinking-water distribution systems is hindered,<br />
because the animals latch themselves onto the tube<br />
wall. Similar to many other invertebrates, water<br />
louses are damageable being perished during separation<br />
with the flushing water in case of using conventional<br />
filters or plankton nets. A release of water<br />
louses from the drinking-water distribution system is<br />
only successful using the CO 2 -flushing method,<br />
because the animals are anaesthetised; an alternative<br />
method is the approach to use feces pellets as an<br />
indicator of the occurrence of water louses. It was<br />
demonstrated in drinking-water distribution systems<br />
that feces of water louses are a good indicator for the<br />
occurrence of water louses. Feces of water louses are<br />
very stable in drinking water, and even after 6 weeks,<br />
only a beginning destruction by bacteria and fungi<br />
occurred. The size of the feces is significant correlated<br />
with the size of the animals. The release of feces<br />
pellets is nearly quantitative and the microscopic<br />
detection is simple due to the characteristic form.<br />
Investigation in a northern city of Germany pointed<br />
out that the water louses amount and size distribution<br />
in a drinking water distribution system can be<br />
calculated using the size distribution of the feces.<br />
1. Biologische Trinkwasserqualität<br />
Die Anforderungen an die Qualität von Trinkwasser sind<br />
hoch und garantieren eine Unbedenklichkeit auch für<br />
sensible <strong>Wasser</strong>nut<strong>zu</strong>ngen. Allerdings erfordern neue<br />
Erkenntnisse in der Wissenschaft veränderte oder auch<br />
neue Richt- und Grenzwerte. Während in der Vergangenheit<br />
primär physikalisch-chemische Qualitätsnormen<br />
im Vordergrund standen, u. a. Nitrat [1], sind heute<br />
hygienische Qualitätsnormen Gegenstand der Betrachtung,<br />
z. B. das Vorkommen von Pseudomonas putida [2,<br />
3]. Dagegen ist die Beurteilung der biologischen Trinkwasserqualität<br />
ein neuer, bislang nur wenig diskutierter<br />
September 2013<br />
996 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Forschungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
Aspekt, diese umfasst das Vorkommen von wirbellosen<br />
Kleinstlebewesen und die Ausbildung des Biofilms. Das<br />
Monitoring der Organismen ist ebenso wie die Bewertung<br />
des Vorkommens in Form von Grenz- und Richtwerten<br />
Gegenstand intensiver Arbeiten im In- und Ausland<br />
[4, 5, 6, 7]. Eine ausreichende biologische Trinkwasserqualität<br />
wird sowohl von Seiten der WHO [8]<br />
gefordert, „das Vorkommen von Tieren im Trinkwasser<br />
… sollte kontrolliert werden“, „das Vorkommen kann die<br />
mikrobiologische Qualität des <strong>Wasser</strong>s beeinträchtigen“<br />
als auch von Seiten des UBA [9], „gehäuftes Auftreten …<br />
als Hinweis auf ein verstärktes Wiederverkeimungspotenzial<br />
<strong>zu</strong> bewerten“. Die TrinkwV [10] formuliert da -<br />
gegen noch recht allgemein, dass Trinkwasser „rein“ und<br />
„ästhetisch“ sein soll, ohne dass umsetzbare Richtwerte<br />
benannt werden.<br />
Die biologische Trinkwasserqualität wird sowohl<br />
durch den wandseitigen Bewuchs, dem Biofilm,<br />
bestimmt als auch durch die Rohrnetzbewohner (Invertebraten,<br />
„Wirbellose“), bestehend aus Vertretern verschiedener<br />
Organismengruppen wie beispielsweise<br />
Würmer, Kleinkrebse und <strong>Wasser</strong>asseln. Diese Gesellschaft<br />
der Rohrnetzbewohner muss als ein komplexes<br />
Organismengefüge verstanden werden, ein Nahrungsnetz,<br />
das sich idealerweise auf einem niedrigen Niveau<br />
der Biomasse und im Gleichgewicht des Stoffwechsels<br />
befinden sollte. Das Gleichgewicht zwischen Biofilm<br />
und Konsumenten ist sensibel und einseitige Eingriffe<br />
wie etwa das Ablösen des Biofilms können nachhaltige<br />
Störungen nach sich ziehen, unter anderem ein hohes<br />
Verkeimungspotenzial der abgetrennten Biofilmbruchstücke<br />
oder die schnelle Wiederbesiedlung durch einige<br />
Pionierarten. Massenentfaltungen einzelner Organismen<br />
und der plötzliche Zusammenbruch der Besiedlung<br />
verbunden mit dem Auftreten vieler abgestorbener<br />
Tiere sind typische Störungen, die die biologische<br />
Trinkwasserqualität negativ beeinflussen.<br />
Während beispielsweise Bakterien problemlos aus<br />
den Trinkwasserversorgungssystemen ausgetragen und<br />
nachgewiesen werden können, ist dies beim Biofilm<br />
nicht möglich und indirekte Verfahren wie das Biofilmentwicklungspotential<br />
müssen eingesetzt werden.<br />
Bei den Invertebraten ist der Nachweis ungleich schwieriger,<br />
da sich die Organismen teils aktiv an der Rohrwandung<br />
festhalten [11, 12]. Dieser Festhaltereflex tritt<br />
insbesondere bei den <strong>Wasser</strong>asseln (Asellus aquaticus)<br />
auf, Vertreter der Krebstiere mit bis <strong>zu</strong> 16 mm Länge<br />
[13].<br />
Die möglichen gesundheitlichen Gefährdungen von<br />
toten Tieren in Trinkwasserversorgungssystemen durch<br />
Verkeimung, aber auch von lebenden <strong>Wasser</strong>asseln als<br />
Carrier für pathogene Bakterien (Schutz der im Darm<br />
befindlichen Bakterien vor Desinfektionsmaßnahmen)<br />
ist Gegenstand der gegenwärtigen Diskussion [5, 6, 8,<br />
14], ohne dass bislang eine verbindliche Risikobewertung<br />
vorgenommen werden kann.<br />
2. <strong>Wasser</strong>asseln als Indikatororganismen<br />
2.1 <strong>Wasser</strong>asseln in Trinkwasserversorgungssystemen<br />
Das Auftreten von <strong>Wasser</strong>asseln ist ein eindeutiger Hinweis<br />
auf erhöhte Einträge von biologisch nutzbaren<br />
organischen Kohlenstoffverbindungen und Folge einer<br />
verstärkten Entwicklung von Biofilm und anderer Invertebraten,<br />
die sich direkt oder indirekt vom Biofilm<br />
ernähren. Die <strong>Wasser</strong>assel kann <strong>zu</strong>gleich als ein Indikatororganismus<br />
für die Besiedlung der Trinkwasserversorgungssysteme<br />
verwendet werden, unter anderem<br />
wegen der leichten Erkennbarkeit (mit bloßem Auge auf<br />
den Hausfiltern sichtbar), der Bildung großer Biomassen<br />
und der großen Bedeutung für die ästhetische Beurteilung<br />
des <strong>Wasser</strong>s. Die Ermittlung der Dichte der <strong>Wasser</strong>asseln<br />
ist ein zentraler Aspekt der Überwachung der<br />
biologischen Trinkwasserqualität, und es müssen wirksame<br />
und praktikable Verfahren für deren Bestimmung<br />
entwickelt werden.<br />
<strong>Wasser</strong>asseln (Bild 1) sind die größten Konsumenten<br />
in den Trinkwasserversorgungssystemen und ernähren<br />
sich von Bakterien und Pilzen, sind aber auch kannibalisch<br />
bzw. Aasfresser (eigene Beobachtung), während<br />
sich <strong>Wasser</strong>asseln im Freiland überwiegend pflanzlich<br />
ernähren. <strong>Wasser</strong>asseln entwickeln in Mitteleuropa in<br />
Trinkwasserversorgungssystemen selbstständige Populationen,<br />
d. h. sie vermehren sich mit zwei bis drei Generationen<br />
pro Jahr [15, 16] und können erhebliche Dichten<br />
erreichen; die Maximalfunde lagen bei 15 000 Tieren<br />
pro km Trinkwasserversorgungsleitung [5, 13].<br />
Bedingt durch den Festhaltereflex der Tiere, ausgelöst<br />
durch steigende Strömungsgeschwindigkeiten, ist<br />
der quantitative Austrag von <strong>Wasser</strong>asseln nur <strong>zu</strong>verlässig<br />
mit einer aufwändigen Spültechnik, dem CO 2 -Spülverfahren,<br />
möglich; hierbei werden die <strong>Wasser</strong>asseln<br />
mit CO 2 narkotisiert, können sich somit nicht mehr festhalten,<br />
und werden mit dem Spülstrom ausgetragen [5].<br />
Asselkot kann als einfach aus<strong>zu</strong>tragende Rohrnetzablagerung<br />
ein Indikator für das Vorkommen von<br />
Bild 1. <strong>Wasser</strong>assel (Asellus aquaticus), maximale<br />
Größe 12 – 16 mm.<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 997
FACHBERICHTE Forschungsbericht<br />
<strong>Wasser</strong>asseln in Trinkwasserverteilungssystemen sein.<br />
Bedeutende Kriterien sind:<br />
""<br />
die eindeutige mikroskopische Identifizierung<br />
der Asselkot-Pellets,<br />
""<br />
eine ausreichende Stabilität des Asselkots im<br />
Rohrnetz,<br />
""<br />
eine geringe räumliche Verfrachtung im Trinkwasserversorgungssystem<br />
und<br />
""<br />
eine zerstörungsfreie Abtrennung in einer<br />
Filtrierapparatur.<br />
2.2 Experimentelle Methoden<br />
Die Hälterung der <strong>Wasser</strong>asseln erfolgte in mit Trinkwasser<br />
(chlorfrei) durchströmten Kunststoffbehältern;<br />
es wurden hier<strong>zu</strong> Tiere von durchgeführten Spülungen<br />
der Trinkwasserversorgungsleitungen verwendet. Die<br />
Tiere wurden mit Erlenlaub gefüttert.<br />
Die Charakterisierung der Stabilität von Asselkot<br />
erfolgte an einzelnen, frisch gewonnenen Kotpartikeln<br />
in kleinskaligen Säulen; um realitätsnahe Bedingungen<br />
ein<strong>zu</strong>stellen, wurden die Versuchssäulen kontinuierlich<br />
mit Leitungswasser durchströmt.<br />
Die Beziehung der Größe der Tiere <strong>zu</strong>r Größe der<br />
Kotpellets wurde nach Separierung der Tiere in einzelne<br />
Größenklassen und anschließender Abtrennung der<br />
Pellets in handelsüblichen Bechergläsern durchgeführt.<br />
Die Vermessung der Kotpartikel erfolgte am Mikroskop<br />
(Olympus Axioskop) mit der Partikelsoftware analySis.<br />
Die Spülrückstände aus Trinkwasserversorgungsleitungen<br />
wurden fotografiert (Olympus SC30) und mit<br />
der Software <strong>zu</strong> einem Bildstreifen aus 10 Aufnahmen<br />
<strong>zu</strong>r quantitativen Bewertung <strong>zu</strong>sammengesetzt.<br />
Die Untersuchungen <strong>zu</strong>m Auftreten von Asselkot in<br />
Abhängigkeit von der Besiedlung und <strong>zu</strong>r Größenverteilung<br />
des ausgetragenen <strong>Wasser</strong>asselkots in Abhängigkeit<br />
von der Größe der <strong>Wasser</strong>asseln wurden im Jahre<br />
2009 bei einem norddeutschen <strong>Wasser</strong>versorger durchgeführt.<br />
Zur statistischen Absicherung wurden pro<br />
Spülstrecke mindestens 200 Tiere bzw. Kotpellets vermessen.<br />
Mithilfe der Probit-Analyse wurden die Gruppen<br />
von Tieren bzw. Kotpellets gleicher Größe ermittelt<br />
und statistisch beschrieben (= Kohortenanalyse).<br />
3. Asselkot als Indikator für das Vorkommen<br />
von <strong>Wasser</strong>asseln<br />
3.1 Struktur und Stabilität des Asselkots<br />
Asselkot hat eine rötliche Färbung und die charakteristische<br />
Form eines abgeflachten Zylinders mit einer Längsfurche<br />
(Bild 2).<br />
Die durchgeführten Untersuchungen zeigten, dass<br />
Asselkotpellets über einen Zeitraum von mehreren<br />
Wochen ihre mikroskopisch leicht <strong>zu</strong> identifizierende<br />
Struktur behalten (Bild 3A). Innerhalb der ersten 14 Tage<br />
konnten keine Zerset<strong>zu</strong>ngsprozesse festgestellt werden.<br />
Erst nach einer Versuchslaufzeit von 6 Wochen<br />
zeigten sich erste Alterungserscheinungen in Form<br />
eines schleimigen Über<strong>zu</strong>ges auf den Kotpartikeln, der<br />
auf eine beginnende mikrobielle Zerset<strong>zu</strong>ng hinweist;<br />
im Elektronenmikroskop wurden Pilzhyphen identifiziert,<br />
die den einsetzenden Zerfallsprozess bestätigen<br />
(Bild 3B und C).<br />
3.2 Abtrennung von Asselkotpellets bei<br />
Hydrantenspülungen<br />
Die Kotpellets der <strong>Wasser</strong>asseln können durch Spülungen<br />
am Hydranten erfasst werden, dabei müssen hohe<br />
Spülgeschwindigkeiten von > 30 – 50 m 3 min -1 eingesetzt<br />
werden, dies entspricht einer Spülrate von > 60 cm<br />
sec –1 und die erreichte Spüleffektivität sollte eine Reynoldszahl<br />
> 2000 aufweisen.<br />
Die hohen Kräfteeinwirkungen des Spülstromes auf<br />
das Filter bzw. Planktonnetz hat Beschädigungen des<br />
empfindlichen Asselkots und auch von Invertebraten<br />
<strong>zu</strong>r Folge. Deshalb wurde ein Probenahme- und Messsystem<br />
mit einem Stromteiler (9 : 1) und zwei verschiedenen<br />
Niederdruck-Hochdurchsatz (NDHD)-Filtern von<br />
Bild 2. Asselkot aus einer Trinkwasserversorgungsleitung, links lichtmikroskopische Aufnahme, rechts rasterelektronenmikroskopische<br />
Aufnahme (REM).<br />
September 2013<br />
998 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Forschungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
100 µm und 25 µm Massenweite entwickelt [17]. Die<br />
zweistufige Filtereinheit ermöglicht es, die <strong>Wasser</strong>asseln<br />
und andere große Invertebraten nahe<strong>zu</strong> zerstörungsfrei<br />
mit einem großen Volumenstrom auf dem 100 µm Edelstahlfilter<br />
ab<strong>zu</strong>trennen, während die feinpartikulären<br />
Bestandteile mit einem kleinen Volumenstrom auf dem<br />
25 µm Edelstahlfilter <strong>zu</strong>rückgehalten werden.<br />
3.3 Verfrachtung von Asselkot<br />
Im Gegensatz <strong>zu</strong>r aktiven Verbreitung von <strong>Wasser</strong>asseln<br />
in einem Trinkwasserversorgungssystem kann Asselkot<br />
nur passiv mithilfe des vorbeiströmenden <strong>Wasser</strong>s in<br />
dessen Fließrichtung transportiert werden. Durchgeführte<br />
Berechnungen belegen, dass Asselkot mit einer<br />
Größe von 100 µm bei einer Fließgeschwindigkeit des<br />
<strong>Wasser</strong>s von 0,02 m s -1 (laminare Strömung) über eine<br />
Strecke von 1 m transportiert wird, bevor eine Sedimentation<br />
erfolgt. Eine Resuspension erfolgt erst bei deutlich<br />
höheren Fließgeschwindigkeiten und dem Auftreten<br />
turbulenter Strömungen bei ca. 0,5 m sec -1 (u. a.<br />
abhängig vom Rohrdurchmesser). Dies bedeutet, dass<br />
in schwach durchströmten Leitungen (ca. 0,02 m sec -1 )<br />
Asselkot nur bei Verbrauchsspitzen mit kurzfristig höheren<br />
Strömungsgeschwindigkeiten über mehrere Meter<br />
transportiert wird, bevor es <strong>zu</strong> einer erneuten Ablagerung<br />
kommt. Die Netto-Transportstrecken pro Tag sind<br />
gering und überschreiten 10 m in der Regel nicht. Nur in<br />
stark durchströmten Leitungen (>0,5 m sec -1 ) erfolgt<br />
eine Resuspension und Verfrachtung mit anschließender<br />
Sedimentation; hier werden deutlich höhere Netto-<br />
Transportstrecken pro Tag erreicht.<br />
Bild 3. Aufnahmen von Asselkot aus durchströmten Säulen <strong>zu</strong>r<br />
Ermittlung der Stabilität der Partikel; (A) lichtmikroskopische<br />
Aufnahme des Asselkots nach einer Versuchslaufzeit von sechs<br />
Wochen; (B und C) elektronenmikroskopische Aufnahmen von<br />
gealterten Asselkotpartikeln nach sechs Wochen, in (C) sind deutliche<br />
Pilzhyphen erkennbar.<br />
3.4 Größenbeziehung zwischen <strong>Wasser</strong>asseln<br />
und deren Kotpellets<br />
Mithilfe des ausgespülten Asselkots ist eine präzise Charakterisierung<br />
der im Trinkwasserverteilungssystem vorhandenen<br />
<strong>Wasser</strong>assel-Population möglich, da ein<br />
Zusammenhang zwischen der Asselgröße und der<br />
Größe der ausgeschiedenen Asselkotpellets besteht<br />
(Bild 4).<br />
Das Minimum der Asselkotpellets liegt bei 50 µm<br />
Breite, dies entspricht Jungtieren mit einer Körperlänge<br />
von 1 mm; das Maximum liegt bei ca. 350 µm Breite und<br />
entspricht einer Größe der Asseln von 12 mm.<br />
3.5 Hydrantenspülungen <strong>zu</strong>m Nachweis von<br />
<strong>Wasser</strong>asseln<br />
Hohe Austragsraten bei Net<strong>zu</strong>ntersuchungen am Hy -<br />
dranten sind nur in Kombination mit dem CO 2 -Spülverfahren<br />
<strong>zu</strong> erreichen, unter diesen Bedingungen wurden<br />
rund 95 % der <strong>Wasser</strong>asseln ausgetragen. Sie konnten<br />
auf dem 100 µm Filter des Probenahme- und Messsystems<br />
[17] nachgewiesen werden, wie die zeitgleichen<br />
Vergleichsuntersuchungen mit einer CO 2 -Spülung des<br />
Streckenabschnittes zeigten. Bei einer konventionellen<br />
Probenahme am Hydranten werden im Durchschnitt<br />
Bild 4. Korrelation zwischen der Größe von Asellus aquaticus<br />
und der Breite der ausgeschiedenen Kotpellets, angegeben sind<br />
die Standardabweichungen für die Größe der <strong>Wasser</strong>asseln<br />
(horizontale Linien) und der Kotpellets (vertikale Linien).<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 999
FACHBERICHTE Forschungsbericht<br />
lediglich 24 % der im Rohrabschnitt befindlichen <strong>Wasser</strong>asseln<br />
ausgetragen; bei diesen Spülungen am Hy -<br />
dranten betrug das Volumen 1 m 3 , die Spülgeschwindigkeit<br />
bei 0,6 – 1,5 m sec -1 und die Spüldauer je nach<br />
Rohrquerschnitt bei 3 – 5 Minuten.<br />
Eine Abhängigkeit der Vorbehandlung des gespülten<br />
Rohrabschnitts und der Effizienz des Austrags von<br />
Makroinvertebraten konnte hierbei beobachtet werden<br />
[18].<br />
Im Gegensatz da<strong>zu</strong> wird Asselkot bereits mit konventionellen<br />
<strong>Wasser</strong>spülungen nahe<strong>zu</strong> quantitativ ausgetragen,<br />
und es wurden mittlere Asselkot-Austragsraten<br />
von 94 % mit dem Probenahme- und Messsystem<br />
erreicht (Bild 5). Verlässliche Aussagen über einen Befall<br />
Bild 5. Korrelation zwischen der Menge der ausgetragenen Asselkotpellets<br />
(Erfassung mit dem Probenahme- und Messsystem) und der<br />
Menge an Asellus aquaticus in Trinkwasserversorgungssystemen; der<br />
Gesamtaustrag von Asellus aquaticus wurde mit wiederholten CO 2 -<br />
Spülungen bestimmt. Die Pelletzahlen basieren nur aus dem Austrag<br />
der ersten Spülung am Hydranten durch Abtrennung mit einem NHHD<br />
Filtersystem.<br />
Bild 6. Häufigkeitsverteilungskurven einer im Sommer 2009 beprobten<br />
Spülstrecke einer norddeutschen Kleinstadt. (A) Häufigkeitsverteilung<br />
der ausgetragenen <strong>Wasser</strong>asseln; (B) Häufigkeitsverteilung der über<br />
Asselkot berechneten Größe der ausgetragenen <strong>Wasser</strong>asseln.<br />
mit <strong>Wasser</strong>asseln können somit bei einer Spülung am<br />
Hydranten über den Asselkot erfolgen in Verbindung<br />
mit einer Abtrennung der Kotpellets über das 2-stufige<br />
NDHD Filtersystem [17], während der quantitative Austrag<br />
von <strong>Wasser</strong>asseln bei einer Hydrantenspülung nur<br />
durch Anwendung des CO 2 -Spülverfahrens möglich ist<br />
[5].<br />
3.6 Anwendung des Indikationsverfahrens<br />
‚ Asselkot‘ <strong>zu</strong>r Beschreibung des Vorkommens von<br />
<strong>Wasser</strong>asseln<br />
Die Population von <strong>Wasser</strong>asseln in Rohrnetzen kann<br />
durch die Auswertung der Größenverteilung des Asselkots<br />
<strong>zu</strong>verlässig charakterisiert werden; anhand eines<br />
Beispiels aus einem Trinkwasserverteilungssystem ist<br />
dies im Folgenden dargestellt.<br />
Das Vorkommen der <strong>Wasser</strong>asseln in einem Trinkwasserversorgungssystem<br />
wurde in einer norddeutschen<br />
Kleinstadt durch Vermessen der ausgespülten Tiere<br />
erfasst und mit statistischen Methoden quantifiziert. Das<br />
Minimum der jüngeren Kohorte liegt bei 1 mm Körperlänge<br />
der Asseln, während das Maximum der älteren<br />
Kohorte bei 6 mm Köperlänge auftritt (Bild 6A). Aus dem<br />
ausgetragenen Asselkot wurde eine theoretische Größenverteilung<br />
der <strong>Wasser</strong>asseln berechnet (Bild 6B),<br />
diese stimmt gut mit den realen Werten überein. Lediglich<br />
die Kohorte mit 1 mm Körperlänge und das leicht<br />
verschobene Maximum von 6 – 6,5 auf 5 – 5,5 mm korrespondieren<br />
nicht vollständig mit der direkten Vermessung<br />
der Tiere. Ursache hierfür war vermutlich die<br />
Maschenweite des verwendeten Filters mit nur 100 µm.<br />
Dadurch wurden Partikel
Forschungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
eines Trinkwasserversorgungssystems unter Verwendung<br />
des entwickelten Probenahme- und Messsystems.<br />
In der 100 µm-Fraktion sind <strong>zu</strong>meist Asselkotpellets <strong>zu</strong><br />
erkennen, während in der 25 µm-Fraktion der Feinanteil<br />
des Mulms erfasst wird. Auffälligkeiten wie beispielsweise<br />
das vermehrte Vorkommen von Organismen in<br />
Probe 7C sind erkennbar. Bei Wiederholungsspülungen<br />
bzw. Kontrollspülungen können somit sofort Veränderungen<br />
der Spülrückstände festgestellt werden.<br />
Bild 7. Fotografische Dokumentation (35-fache Vergrößerung) von ausgewählten<br />
Spülproben. A und B: Verdünnungsfaktor 1:100, A = 100 µm<br />
Filter, B = 25 µm Filter C und D: Verdünnungsfaktor 1:10, C = 100 µm<br />
Filter, D = 25 µm Filter.<br />
4. Ausblick<br />
<strong>Wasser</strong>asseln stellen schwer nachweisbare Besiedler<br />
von Trinkwasserversorgungssystemen dar, da sie über<br />
einen ausgeprägten Festhaltereflex verfügen. Ein quantitativer<br />
Austrag kann nur über das entwickelte CO 2 -<br />
Spülverfahren erfolgen – hierbei werden Austragswerte<br />
von 95 % und mehr regelmäßig erreicht. Andere Spülverfahren<br />
(Luft/<strong>Wasser</strong>, Impulsspülverfahren) vermögen<br />
auch einen Teil der <strong>Wasser</strong>asseln aus<strong>zu</strong>tragen, ohne<br />
dass jedoch eine Kontrolle und Dokumentation des<br />
Spülerfolges möglich ist. Im Wesentlichen liegt dies<br />
daran, dass sich eine schonende Abtrennung der ausgespülten<br />
Partikel, wie beim CO 2 -Spülverfahren, an einem<br />
nachgeschalteten Filter nicht durchführen lässt. Somit<br />
bekommt die Beprobung von Trinkwasserversorgungssystemen<br />
am Hydranten eine große Bedeutung, da sich<br />
erst durch dieses Verfahren kontaminierte Netzbereiche<br />
erkennen und die Höhe der Belastung mit Invertebraten<br />
ermitteln lassen.<br />
Das entwickelte Probenahme- und Messsystem<br />
ermöglicht es auch, Rohrnetzspülungen begleitend <strong>zu</strong><br />
bewerten, d. h. fest<strong>zu</strong>stellen, ob die durchgeführten<br />
Rohrnetzspülungen den erhofften Austrag von <strong>Wasser</strong>asseln<br />
erbracht haben. Bei diesen Untersuchungen am<br />
Hydranten kann der Asselkot im Sinne eines Screening<br />
als Indikator verwendet werden und neben dem Vorkommen<br />
und der Besiedlungsdichte der <strong>Wasser</strong>asseln<br />
auch Informationen über deren Größenverteilung liefern.<br />
Der Aufwand des Verfahrens ist vergleichsweise<br />
gering. Mit der mikroskopischen Analyse und der quantitativen<br />
fotografischen Dokumentation der Netzablagerungen<br />
steht ein Verfahren <strong>zu</strong>r Verfügung, das den<br />
Netzwerkbetreibern die notwendigen Daten für die<br />
Netzpflege liefert und im Konfliktfall auch nachweist.<br />
Aufgrund der gegenwärtig geringen Datendichte<br />
weist das hier dargestellte Verfahren noch eine signifikante<br />
Streuung auf – <strong>zu</strong>r Präzisierung müssen weitere<br />
Rohrnetzspülungen durchgeführt werden. Diese sollten<br />
in Kombination mit dem CO 2 -Spülverfahren erfolgen,<br />
da ein quantitativer Austrag von Asellus aquaticus mit<br />
konventionellen Rohrnetzspülungen nicht gewährleistet<br />
ist. Anhand der hier dargestellten Ergebnisse lässt<br />
sich jedoch feststellen, dass Asselkot als Parameter <strong>zu</strong>r<br />
Bestimmung von Populationsgröße und -dynamik von<br />
<strong>Wasser</strong>asseln in Trinkwasserversorgungssystemen herangezogen<br />
werden kann. Eine <strong>zu</strong>verlässige und schonende<br />
Abtrennung der Pellets kann mit dem neuartigen<br />
Probenahme- und Messsystem durchgeführt werden.<br />
Eine weitergehende Beurteilung der Besiedlung der<br />
Trinkwasserversorgungssysteme ist durch die Kombination<br />
der beiden Verfahren, der Probenahme am Hydranten<br />
mit dem 2-stufigen NDHD Filtersystem und der<br />
Spülung mit CO 2 -<strong>Wasser</strong> möglich. Hierbei erfolgt der<br />
Austrag der <strong>Wasser</strong>asseln direkt, ohne dass es notwendig<br />
wird, aus dem Asselkot die Besiedlung mit <strong>Wasser</strong>asseln<br />
ab<strong>zu</strong>leiten. Dieses Verfahren ist <strong>zu</strong>rzeit allerdings<br />
noch aufwändiger.<br />
Danksagung<br />
Die Untersuchungen wurden dankenswerterweise<br />
durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
im Programmbereich AiF-ZIM gefördert. Unser<br />
ganz besonderer Dank gilt den nicht genannten <strong>Wasser</strong>versorgern,<br />
die Spülungen in ihren Netzen erlaubt<br />
haben, Herrn B. Eng. Simon C. M. Zander für die Mitarbeit<br />
in dem Projekt und Herrn Dipl.-Ing. Ulrich Gernert,<br />
Zentraleinrichtung Elektronenmikroskopie der TU Berlin,<br />
für die Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei der Analytik.<br />
Literatur<br />
[1] UBA: Nitrat im Trinkwasser. Maßnahmen gem. § 9 TrinkwV<br />
2001 bei Nichteinhaltung von Grenzwerten und Anforderungen<br />
für Nitrat und Nitrit im Trinkwasser. Bundesgesundheitsbl.<br />
– Gesundheitsforsch. – Gesundheitsschutz 47 (2004),<br />
S. 1018–1020.<br />
[2] Schoenen, D.: Pseudomonas aeruginosa in Trinkwasserversorgungssystemen.<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 47 (2009), S. 264–272.<br />
[3] Moritz, M. M., Flemming, H.-C., Wingender, J.: Integration of<br />
Pseudomonas aeruginosa and Legionella pneumophila in<br />
drinking water biofilms grown on domestic plumbing materials.<br />
Int. J. Hygiene Environmental Health 213 (2010), p.<br />
190–197.<br />
[4] van der Kooij: Managing regrowth in drinking-water distribution<br />
systems. In: J. Bartram, J. Cotruvo, M. Exner, C. Fricker &<br />
A. Glasmacher. Heterotrophic Plate Counts and Drinkingwater<br />
Safety. IWA Publ. London, UK, IBSN 1843390256<br />
(2003), p. 199–232.<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1001
FACHBERICHTE Forschungsbericht<br />
[5] Gunkel, G., Scheideler, M.: <strong>Wasser</strong>asseln in Trinkwasser-Verteilungssystemen.<br />
Eintrag, Vorkommen, Bewertung und<br />
Bekämpfung der <strong>Wasser</strong>asseln. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 152<br />
(2011), S. 308–388.<br />
[6] Christensen, S. C. B., Arvin, E., Nissen, E., Albrechtsen, H.-J.: Asellus<br />
aquaticus as a potential carrier of Escherichia coli and<br />
other coliform bacteria into drinking water distribution systems.<br />
Int. J. Environ. Res. Public Health 10 (2013), p. 845-855.<br />
[7] Michels, M., Gunkel, G.: Multimetrischer Bewertungsindex für<br />
Invertebraten in Trinkwasserverteilungssystemen. In: U.<br />
Michels, G. Gunkel, M. Scheideler und K. Ripl (Hrsg.) Invertebraten<br />
im Trinkwasser – Probenahme, Analytik und Bewertung.<br />
Universitätsverlag der Technischen Universität Berlin,<br />
ISBN 978-3-7983-2575-3 (online) (2013), S. 83-96.<br />
[8] WHO: Guideline for Drinking Water Quality. 3. ed. World<br />
Health Organisation, Geneva (2004).<br />
[9] UBA: Stellungnahme der Trinkwasserkommission <strong>zu</strong>m Vorkommen<br />
von Oligochaeten und anderen Kleintieren in <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen.<br />
Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung<br />
– Gesundheitsschutz 3 (2004), 302.<br />
[10] TrinkwV: Verordnung über die Qualität von <strong>Wasser</strong> für den<br />
menschlichen Gebrauch. BGBl I 2001, 959, Änderung durch<br />
Art. 263 V v. 25.11.2003, I 2304 (2003).<br />
[11] van Lieverloo, J. H. M., Bosboom, D. W., Bakker, G. L., Brouwer, A.<br />
J., Voogt, R.; Roos, De J. E. M.: Sampling and quantifying invertebrates<br />
from drinking water distribution mains. Wat. Res. 38<br />
(2004), p. 1101 – 1112.<br />
[12] DVGW: Tierische Organismen in <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen.<br />
DVGW Regelwerk W 271 (2010) DVGW Bonn, 45 S.<br />
[13] Michels, U.: Die <strong>Wasser</strong>assel (Asellus aquaticus) in <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen.<br />
AquaLytis, Königs-Wusterhausen. www.<br />
s200380463.online.de/cms.media/downloads/Studie_<strong>Wasser</strong>assel_neu.pdf<br />
(2008).<br />
[14] Evins, C.: Safe piped water. Chap. 6. Small animals in drinkingwater<br />
distribution systems. IWA Publ. (2004) p. 101–120.<br />
[15] Chambers, M. R.: A comparison of the population ecology of<br />
Asellus aquaticus (L.) and Asellua meridianus RAC. In the reed<br />
beds of the Tjeukemeer. Hydrobiol. 53, 2 (1977), p. 147–154.<br />
[16] Adcock, J. A.: Energetics of a population of the isopod Asellus<br />
aquaticus: Life history and production. Freshwater Biology 9<br />
(1979), p. 343–355.<br />
[17] Scheideler, M., Michels, U., Gunkel, G.: Entwicklung eines<br />
mobilen Probenahme- und Messsystems für Invertebraten<br />
in Trinkwasserverteilungssystemen. In: U. Michels, G. Gunkel,<br />
M. Scheideler & K. Ripl (Hrsg.) Invertebraten im Trinkwasser<br />
– Probenahme, Analytik und Bewertung. Universitätsverlag<br />
der Technischen Universität Berlin, ISBN 978-3-7983-2575-3<br />
(online) (2013), S. 3–29.<br />
[18] Michels, U., Polak, J., Scheideler, M., Gunkel, G.: Repräsentative<br />
Beprobung von Trinkwasserssystemen. In: Michels, U., Gunkel,<br />
G., Scheideler, M. und Ripl, K. (Hrsg) Invertebraten im<br />
Trinkwasser – Probenahme, Analytik und Bewertung. Universitätsverlag<br />
der TU Berlin, ISBN 978-3-7983-2575-3<br />
(online) (2013), S. 48–62.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 13.08.2013<br />
Privatdozent Dr. rer. nat. Günter Gunkel,<br />
Dipl.-Ing. Daniel Titze<br />
E-Mail: guenter.gunkel@tu-berlin.de |<br />
Technische Universität Berlin, <strong>Wasser</strong>reinhaltung, Sekr. KF 4 |<br />
Straße des 17. Juni 135 |<br />
D-10623 Berlin<br />
Zeitschrift „KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong> · Abfall“<br />
In der Ausgabe 9/2013 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />
Dobner u. a.<br />
Fischer<br />
Praxistest eines neuartigen, bepflanzten Bodenfilters <strong>zu</strong>r Behandlung von Straßenabflüssen<br />
– Teil 2: Filterbepflan<strong>zu</strong>ng und Substratuntersuchungen<br />
<strong>Abwasser</strong>rohre im Vergleich – Unterschiede von Rohren aus gefülltem und<br />
ungefülltem Polypropylen in Prüfung und Anwendung<br />
von der Heide u. a. 10 Jahre Wartung von Kleinkläranlangen durch zertifizierte Unternehmen –<br />
Umfragen bestätigen verbesserte Reinigungsleistung<br />
Becker u. a.<br />
Strube/Kopp<br />
Berner/Klawitter<br />
Bilanzierung der Nährstoffeinträge und der bakteriologischen Belastung eines<br />
Fließgewässers im Hinblick auf <strong>zu</strong>künftige Ausbaumaßnahmen – aufgezeigt am<br />
Beispiel der Sauer im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet der Kläranlage Bleesbrück (Luxemburg)<br />
Ausschreibung von polymeren Flockungsmitteln – ein neuer Ansatz<br />
Anforderungen an die Aufstellung und Fortschreibung eines „doppischen“<br />
Anlagenvermögens für Haupt- und Anschlusskanäle<br />
September 2013<br />
1002 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Edition<br />
Der neue Band aus der<br />
Reihe <strong>gwf</strong> Praxiswissen<br />
Geothermie<br />
Geothermie, die Nut<strong>zu</strong>ng von Erdwärme, ist auf den ersten Blick<br />
eine umweltfreundliche und wirtschaftliche Alternative <strong>zu</strong>r konventionellen<br />
Wärmeerzeugung – gerade auch aufgrund der seit<br />
Jahren steigenden Kosten für fossile Energieträger. Der Wärmevorrat<br />
der Erde ist gewaltig: Theoretisch ließe sich damit der<br />
Weltenergiebedarf für die nächsten 30 Millionen Jahre decken.<br />
Die <strong>zu</strong>nehmende Akzeptanz dieser alternativen Technologie in<br />
der Bevölkerung beschert Handwerk, Bohrunternehmen und Planern<br />
<strong>zu</strong>sätzliche Aufträge und Umsatzsteigerungen.<br />
Doch die Nut<strong>zu</strong>ng der Erdwärme ist nicht ganz unproblematisch:<br />
Hinsichtlich des Trinkwasserschutzes ist die oberflächennahe<br />
Geothermie ein Eingriff in die Ressource Grundwasser, dessen<br />
Langzeitfolgen noch nicht abschätzbar sind.<br />
Im vorliegenden Band der <strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen werden einerseits<br />
die Spannungsfelder erörtert, andererseits wegweisende<br />
Projekte für eine nachhaltige Energiegewinnung vorgestellt.<br />
Hrsg.: Christine Ziegler<br />
1. Auflage 2013<br />
200 Seiten, vierfarbig, Broschur<br />
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1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7104-1 für € 54,90 (zzgl. Versand)<br />
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1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7105-8 für € 69,90 (zzgl. Versand)<br />
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
PRiMaT-Workshop <strong>zu</strong>r „Risikokommunikation<br />
in der Trinkwasserversorgung“<br />
20. September 2012 im TZW in Karlsruhe<br />
Nikolaus Geiler<br />
Mit einer dreijährigen Laufzeit fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung seit Anfang 2012<br />
den breit gefächerten Forschungsverbund „Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern<br />
im <strong>Wasser</strong>kreislauf“ (RiSKWa) 1 . Der RiSKWa-Forschungsverbund besteht wiederum aus zwölf Teilprojekten,<br />
wobei sich der Forschungsverbund „Präventives Risikomanagement in der Trinkwasserversorgung“<br />
(PRiMaT) 2 unter anderem mit der Risiko- und Krisenkommunikation der <strong>Wasser</strong>versorger bei akuten Kontaminationen<br />
im Leitungsnetz beschäftigt. Über die Möglichkeiten einer präventiven Risikokontamination im Hinblick<br />
auf chemische und/oder mikrobiologische Kontaminationen wurde erstmals auf einem PRiMaT-Workshop<br />
am 20. September 2012 im DVGW-Technologie-Zentrum <strong>Wasser</strong> (TZW) in Karlsruhe referiert und debattiert.<br />
Die allgemeinen Grundsätze der Risiko- und Krisenkommunikation 3 gelten erwartungsgemäß auch in der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung. Damit lässt sich die Quintessenz aus den etwa ein Dutzend Referaten und den drei Gruppendiskussionen<br />
des Workshops <strong>zu</strong>sammenfassen. Falls es trotz aller Sorgfalt und trotz Qualitätsmanagements<br />
und Beachtung des DVGW-Regelwerkes <strong>zu</strong> einer chemischen und/oder mikrobiologischen Beeinträchtigung<br />
der Trinkwassergüte kommen sollte, ergeben sich aus den in Karlsruhe vorgetragenen Erfahrungsberichten<br />
aus der Sicht des Workshop-Organisators – dem Freiburger regioWASSER e. V. 4 – folgende<br />
Schlussfolgerungen, die speziell für Trinkwasserversorger und Gesundheitsämter gelten 5 :<br />
1<br />
siehe: http://www.bmbf.riskwa.de/de/94.php<br />
2 siehe : http://www.primat.tv/projekt.html<br />
3 Siehe beispielsweise die allgemeinen Grundsätze der WHO für<br />
die Krisenkommunikation: „1. Build trust; 2. Announce early; 3.<br />
Be transparent; 4. Respect public concerns; 5. Plan in advance.”<br />
4 siehe: http://www.regiowasser.de<br />
5 Es handelt sich um ein Meinungsbild: Nicht alle der 50 Teilnehmenden<br />
am Workshop werden jedem der 14 Punkte <strong>zu</strong>stimmen.<br />
1. Schnelle Information von Gesundheitsamt<br />
und Bevölkerung<br />
Eine sofortige Information von Gesundheitsamt und, in<br />
Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, der betroffenen<br />
Bevölkerung ist unabdingbar. Dabei ist der Maßnahmenplan<br />
<strong>zu</strong> beachten, den die <strong>Wasser</strong>versorger nach<br />
§ 16 (5) der Trinkwasserverordnung aufstellen müssen.<br />
Die Informationswege sollten vorab festgelegt und<br />
erprobt werden. Falls vorhanden, müssen auch die politischen<br />
Aufsichtsgremien (beispielsweise Aufsichtsrat)<br />
über die Kontamination und die ergriffenen Abhilfemaßnahmen<br />
in Kenntnis gesetzt werden. Besonders<br />
sensible Einrichtungen (Dialysestationen, Krankenhäuser,<br />
Altersheime, Kindergärten usw.) sind bevor<strong>zu</strong>gt <strong>zu</strong><br />
unterrichten. Auch isoliert lebende (alte) Menschen,<br />
Personen, die besondere Krankheiten haben, sollten<br />
gezielt erreicht werden. Ein Katalog derartiger Einrichtungen<br />
und Personen – sowie von deren Kommunikationsverbindungen<br />
– muss ständig auf dem aktuellen<br />
Stand gehalten werden.<br />
2. Die Informationen müssen verständlich<br />
und zielgruppenorientiert abgefasst sein<br />
Die Informationen für die Öffentlichkeit müssen sowohl<br />
exakt als auch leicht verständlich sein. Ferner muss die<br />
„Zielgruppenstimmigkeit“ beachtet werden – also wie<br />
können beispielsweise ausländische Mitbürger ohne<br />
(ausreichende) deutsche Sprachkenntnisse informiert<br />
werden. Wie können im Fall einer akuten mikrobiologischen<br />
Kontamination Blinde und Gehörlose informiert<br />
werden, die entweder Infozettel nicht lesen oder<br />
Radioberichte nicht hören können?<br />
3. Die Information sollte seriös sein,<br />
Arroganz ist fehl am Platz<br />
Die vom <strong>Wasser</strong>werk und vom Gesundheitsamt ausgehenden<br />
Informationen müssen seriös sein. Wer eine<br />
übertriebene Besorgnis der Öffentlichkeit als lächerlich<br />
abtut, kommt schlecht an. Als Reaktion muss man mit<br />
dem Vorwurf mangelnden Respekts gegenüber den<br />
Kunden rechnen. Anbiederung ist genauso falsch wie<br />
kühle Distanziertheit und Überheblichkeit – beispielsweise<br />
gegenüber <strong>Wasser</strong>konsumenten, die an „Phan-<br />
September 2013<br />
1004 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
Nahe<strong>zu</strong> 50 Teilnehmende diskutierten im TZW Karlsruhe auf einem PRiMaT-Workshop die Anforderungen an eine adäquate<br />
Risikokommunkation in der Trinkwasserversorgung. © Nikolaus Geiler<br />
tomschmerzen“ leiden, die also über geschmackliche<br />
und/oder geruchliche Beeinträchtigungen auch dann<br />
noch klagen, wenn die Kontamination bzw. die „Hochchlorung“<br />
schon längst vorbei ist.<br />
4. Keine irritierende Vielstimmigkeit<br />
in der Information<br />
Voneinander abweichende oder gar widersprüchliche<br />
Informationen von Seiten des <strong>Wasser</strong>versorgers und des<br />
Gesundheitsamtes (und gegebenenfalls noch weiterer<br />
Akteure) sollten vermieden werden. Wenn das <strong>Wasser</strong>werk<br />
die Gefährdung als geringer einstuft als das<br />
Gesundheitsamt (oder umgekehrt), führt dies <strong>zu</strong> Irritationen<br />
in der Öffentlichkeit. Man sollte also auf eine<br />
gemeinsam vereinbarte und einheitliche Sprachregelung<br />
achten. Die Gefahr von unterschiedlichen Positionierungen<br />
von <strong>Wasser</strong>versorger und Gesundheitsamt<br />
kann reduziert werden, wenn <strong>Wasser</strong>werk und Gesundheitsamt<br />
(beispielsweise durch mehr oder weniger<br />
regelmäßig durchgeführte Besprechungen und gegenseitige<br />
Einladungen) einen kontinuierlichen Erfahrungsund<br />
Meinungsaustausch pflegen, wodurch eine<br />
gemeinsame Vertrauensbasis aufgebaut wird. Die Aufgabe<br />
der Bewertung der gesundheitlichen Relevanz<br />
einer Kontamination steht ohnehin dem Gesundheitsamt<br />
und nicht dem <strong>Wasser</strong>versorger <strong>zu</strong>!<br />
5. Vertrauensbildende Kontakte <strong>zu</strong><br />
externen Akteuren aufbauen<br />
Im Krisenfall wäre es von <strong>Vorteil</strong>, wenn der <strong>Wasser</strong>versorger<br />
neben dem Gesundheitsamt auf weitere „Verbündete“<br />
zählen könnte. Beispielsweise könnte der<br />
<strong>Wasser</strong>versorger schon <strong>zu</strong> „Normalzeiten“ einen kontinuierlichen<br />
Kontakt <strong>zu</strong> den Umweltverbänden und<br />
Verbraucherschutzverbänden vor Ort suchen. Wenn<br />
dadurch bei den lokalen und/oder regionalen VerbandsvertreterInnen<br />
Verständnis für die Belange der Trinkwasserversorgung<br />
aufgebaut werden kann, wird die<br />
Gefahr geringer, dass man im Krisenfall von diesen<br />
Akteuren „in die Pfanne gehauen wird“.<br />
Ähnliches gilt für die kontinuierliche Kontaktpflege<br />
mit den Journalisten vor Ort. Journalisten, die das <strong>Wasser</strong>werk<br />
und die dort verantwortlichen Personen nicht<br />
kennen, werden im Krisenfall eher bereit sein, den <strong>Wasser</strong>versorger<br />
„nieder<strong>zu</strong>schreiben“. Und auch Lokalpolitiker,<br />
Werksausschuss- und Gemeinderatsmitglieder sollten<br />
mit einbezogen werden, wenn es gilt, Kenntnisse<br />
über die besonderen Belange der <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>zu</strong><br />
vermitteln. Da<strong>zu</strong> gehört beispielsweise, dass man externen<br />
Akteuren verständlich erläutert, dass der <strong>Wasser</strong>versorger<br />
ebenso wie das Gesundheitsamt bei einer<br />
Kontamination <strong>zu</strong>nächst mit einer unsicheren Datenlage<br />
konfrontiert sein können, weil sich beispielsweise<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1005
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
Laboruntersuchungen über mehrere Tage hinziehen<br />
können.<br />
Alle Maßnahmen <strong>zu</strong>m Aufbau eines vertrauensvollen<br />
Verhältnisses <strong>zu</strong> Verbands- und Medienvertretern<br />
sowie <strong>zu</strong> politischen Akteuren vor Ort sind da<strong>zu</strong> geeignet,<br />
„die Fallhöhe“ im Krisenfall <strong>zu</strong> reduzieren.<br />
6. Unterstüt<strong>zu</strong>ng durch die <strong>Wasser</strong>wirtschaftsverbände<br />
einholen<br />
Die Verbände der <strong>Wasser</strong>wirtschaft in den Bundesländern<br />
(BDEW, VKU, DVGW) sollten so gut aufgestellt sein,<br />
dass sie den kleineren und mittleren <strong>Wasser</strong>werken im<br />
Bedarfsfall <strong>zu</strong>r Seite stehen können. Die Verbände könnten<br />
passgenau <strong>zu</strong> verschiedenen Kontaminations-<br />
Szenarien Textbausteine vorhalten, die für die Medienarbeit<br />
vor Ort <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt werden können –<br />
beispielsweise Erläuterungen <strong>zu</strong> Pseudomonas<br />
aruginosa oder <strong>zu</strong>r gesundheitlichen Relevanz von Uran<br />
im Trinkwasser. Zudem sollten die Landesverbände<br />
auch BeraterInnen <strong>zu</strong>r Verfügung stellen, die dem von<br />
einer Kontamination betroffenen <strong>Wasser</strong>werk im Krisenmanagement<br />
im Allgemeinen, bei der Krisenkommunikation<br />
im Besonderen <strong>zu</strong>r Seite stehen können. Wichtig<br />
ist, dass die „KMU-<strong>Wasser</strong>werke“ von diesem Serviceangebot<br />
überhaupt erfahren. 6<br />
7. Manpower und Finanzmittel für die<br />
Krisenkommunikation bereitstellen<br />
Die <strong>zu</strong>vor genannten Maßnahmen lassen sich unter<br />
dem Stichwort „präventive Risikokommunikation“<br />
<strong>zu</strong>sammenfassen. Präventive Risikokommunikation<br />
kostet Manpower – und damit Geld. Beim Kostendruck,<br />
der seit der Liberalisierungsdebatte Ende der 90er-Jahre<br />
und seit dem rigiden Vorgehen der Kartellbehörden<br />
immer stärker auf den <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
(WVU) lastet, steht dieses Geld nicht mehr ohne Weiteres<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung. Im Rahmen der präventiven Risikokommunikation<br />
sollten vorausschauende <strong>Wasser</strong>werker<br />
also auch darum bemüht sein, bei den politischen<br />
Akteuren (beispielsweise Werksausschuss, Gemeinderat,<br />
Aufsichtsrat) Verständnis für die Notwendigkeit<br />
einer Finanzierung derartiger Maßnahmen auf<strong>zu</strong>bauen<br />
– also für eine Berücksichtigung der Kosten für die präventive<br />
Risikokommunikation in den <strong>Wasser</strong>gebühren<br />
und <strong>Wasser</strong>preisen <strong>zu</strong> sorgen. Die Lobbyverbände der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft (VKU, BDEW, DVGW) könnten versuchen,<br />
bundesweit bei den Kartellbehörden Verständnis<br />
dafür <strong>zu</strong> vermitteln, dass es Risikokommunikation nicht<br />
<strong>zu</strong>m „Nulltarif“ gibt. Gemessen an den Kubikmeterkosten<br />
dürfte der finanzielle Aufwand <strong>zu</strong>r Gewährleistung<br />
einer effizienten Risiko- und Krisenkommunikation<br />
ohnehin marginal sein.<br />
6 Möglicherweise fördert ein derartiges Angebot auch die Bereitschaft<br />
der „KMU-<strong>Wasser</strong>werke“, eine Mitgliedschaft bei den entsprechenden<br />
Verbänden <strong>zu</strong> buchen.<br />
8. Eine gute Zusammenarbeit mit dem oder<br />
den <strong>zu</strong>ständigen Gesundheitsämtern<br />
gewährleisten – schon bevor es <strong>zu</strong> einer<br />
Krise kommt<br />
Die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt scheint<br />
nicht in allen Fällen reibungsfrei <strong>zu</strong> laufen. Besonders<br />
problematisch scheint folgende Konstellation <strong>zu</strong> sein:<br />
Ein <strong>Wasser</strong>versorger fällt in mehrere Amtsbereiche –<br />
und die Gesundheitsämter sind sich in der Bewertung<br />
einer Kontamination nicht einig. Angeraten wird, schon<br />
in „Normalzeiten“ ein gutes Einvernehmen mit dem<br />
<strong>zu</strong>ständigen Personal des Gesundheitsamtes <strong>zu</strong> pflegen.<br />
9. Auf eine (politisch motivierte) Instrumentalisierung<br />
der Kontamination gefasst sein<br />
Im Einzelfall gibt es in einer kontaminationsbedingten<br />
Krise externe Faktoren, die ein noch so gutes Krisenmanagement<br />
auf Seiten des <strong>Wasser</strong>versorgers nur noch<br />
sehr bedingt oder gar nicht mehr steuern kann. Dies ist<br />
dann der Fall, wenn eine Kontamination von externen<br />
Kräften gezielt instrumentalisiert wird. 7 Allerdings dürften<br />
derartige Fälle nicht all<strong>zu</strong> häufig vorkommen. Eine<br />
präventive Risikokommunikation, die über Jahre hinweg<br />
eine gute Vertrauensbasis geschaffen hat, ist<br />
<strong>zu</strong>mindest geeignet, die Gefahr einer politisch motivierten<br />
Instrumentalisierung eines Störfalles oder einer<br />
Kontamination in der <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>zu</strong> minimieren.<br />
10. Die Ursachen für eine kostenträchtige<br />
Aufbereitung erklären<br />
Im Extremfall kann eine Krise derart eskalieren, dass die<br />
Konfliktlage nur noch mit viel Geld <strong>zu</strong> befrieden ist.<br />
Wenn im Gefolge einer mehr oder weniger spektakulären<br />
Kontamination die Medien, NGOs und/oder die Politik<br />
beispielsweise vehement den Einbau einer Pulverkohleadsorption<br />
oder einer sonstigen weitergehenden<br />
Aufbereitung fordern, muss sich das <strong>Wasser</strong>werk in der<br />
Regel diesem Willen beugen 8 . Dem <strong>Wasser</strong>versorger<br />
bleibt dann nur noch, das Verursacherprinzip in Erinnerung<br />
<strong>zu</strong> rufen: Zusätzliche Reinigungsstufen kosten<br />
Geld, das die Kubikmeterkosten weiter erhöhen wird –<br />
womit die <strong>Wasser</strong>konsumenten die Zeche für diejenigen<br />
zahlen müssen, die letztlich für die Schadstoffbelastung<br />
der Rohwasserressourcen verantwortlich sind. Der<br />
Vorgang kann genutzt werden, um ferner in Erinnerung<br />
<strong>zu</strong> rufen, dass es die Grundpositionierung der <strong>Wasser</strong>-<br />
7<br />
Auf dem Workshop wurden Beispiele für eine derartige Instrumentalisierung<br />
aus Basel (Deponie-Vollsanierung) und aus dem<br />
Versorgungsbereich der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (PFT-Affäre)<br />
vorgetragen.<br />
8 Siehe den Einbau einer A-Kohle-Adsorptionsanlage bei der<br />
Hardwasser AG in Basel oder die jetzt beschlossene „Aufrüstung“<br />
der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr mit weitergehenden Aufbereitungsstufen.<br />
September 2013<br />
1006 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
Im Sinne eines<br />
präventiven<br />
Risikomanagements<br />
(Minderung<br />
der Nährstoffeinträge<br />
ins Grundwasser)<br />
wurden im<br />
TZW in den<br />
Pausen und<br />
<strong>zu</strong>m Mittagessen<br />
Produkte<br />
aus kontrolliert<br />
biologischem<br />
Anbau kredenzt.<br />
© Nikolaus Geiler<br />
werke ist, die Rohwasserressourcen so <strong>zu</strong> schützen, dass<br />
eben keine weitergehenden Aufbereitungsstufen erforderlich<br />
sind: „<strong>Wasser</strong> soll ein Naturprodukt bleiben –<br />
und das <strong>Wasser</strong>werk nicht <strong>zu</strong>r Chemiefabrik umfunktioniert<br />
werden!“<br />
12. Präventive Risikokommunikation<br />
<strong>zu</strong>sammen mit dem Kläranlagenbetreiber<br />
organisieren<br />
Die Forderung nach einem Einbau von weitergehenden<br />
Aufbereitungsstufen trifft nicht nur <strong>Wasser</strong>versorger,<br />
sondern <strong>zu</strong>nehmend auch Kläranlagenbetreiber. Wenn<br />
in einem Versorgungsgebiet eine Kläranlage mit einer<br />
„Vierten Reinigungsstufe“ <strong>zu</strong>r Spurenstoffeliminierung<br />
„aufgerüstet“ wird, können <strong>Wasser</strong>versorger und Kläranlagenbetreiber<br />
diese „Chance“ nutzen, um gemeinsam<br />
gegenüber der Öffentlichkeit klar<strong>zu</strong>machen, dass jeder<br />
<strong>Wasser</strong>konsument es selbst in der Hand hat, <strong>zu</strong>r „Entchemisierung“<br />
des <strong>Abwasser</strong>pfades, der aquatischen<br />
Umwelt und der Rohwasserressourcen bei<strong>zu</strong>tragen. Der<br />
Einbau von (kostenträchtigen) weitergehenden Aufbereitungsstufen<br />
(sowohl im <strong>Wasser</strong>werk als auch in der<br />
Kläranlage) ist in der Regel mit einer medialen Aufmerksamkeit<br />
verbunden. Das Medieninteresse kann gemeinsam<br />
genutzt werden, um die einschlägigen Vorschläge<br />
gegenüber den Medien <strong>zu</strong> positionieren und damit an<br />
die BürgerInnen <strong>zu</strong> adressieren – also beispielsweise<br />
keine Arzneimittel in die Kloschlüssel entsorgen, möglichst<br />
keine Pestizidanwendungen im Haus- und Vorgarten,<br />
bei Hausbau und -sanierung auf biozidfreie Fassadendämmstoffe<br />
(mit dem „Blauen Engel“) achten usw.<br />
Derartige Hinweise können auch bei „Tagen der offenen<br />
Tür“ (also bei Besichtigungen im <strong>Wasser</strong>werk und in der<br />
Kläranlage) sowie in der Bildungsarbeit in Schulen und<br />
gegenüber Multiplikatoren vermittelt werden.<br />
13. Präventive Risikokommunikation:<br />
Kontaminationsrisiken öffentlich diskutieren<br />
Wenn der Einbau einer UV-Anlage ansteht, ist dies in<br />
medialer Hinsicht eine besonders gute Gelegenheit, um<br />
den absolut notwendigen Schutz des Grundwasserneubildungsgebietes<br />
vor mikrobiellen Einträgen <strong>zu</strong> betonen<br />
und die „Drei-Barrieren-Philosophie“ der deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung <strong>zu</strong> verdeutlichen. <strong>Wasser</strong>werker sollten<br />
dann die „Chance“ ergreifen, um die <strong>zu</strong> intensive<br />
Ausbringung von Gülle und/oder von Gärsubstraten<br />
und Klärschlämmen, <strong>zu</strong> hohe Tierbesatzdichten, nicht<br />
TVO-konforme Regenwassernut<strong>zu</strong>ngsanlagen mit „hydraulischem<br />
Kurzschluss“ oder andere mikrobielle Kontaminationswege<br />
und -risiken <strong>zu</strong> problematisieren. Idealfall<br />
einer erfolgreichen präventiven Risikokommunikation<br />
wäre es, wenn man durch einen effizienten<br />
Schutz der Rohwasserressourcen erst gar nicht genötigt<br />
wird, eine UV-Entkeimung oder eine sonstige weitergehende<br />
Aufbereitung ein<strong>zu</strong>bauen.<br />
14. Bürgerbeteiligung in der<br />
Siedlungswasserwirtschaft<br />
Für die wasserwirtschaftliche Planung sieht die EG-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
in Art. 14 vor, dass die Behörden<br />
aktiv auf die interessierten Kreise <strong>zu</strong>gehen und diese in<br />
die wasserwirtschaftliche Planung einbeziehen müssen.<br />
Auch die EG-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie<br />
verpflichtet (ebenfalls in Art. 14) die Behörden <strong>zu</strong> einer<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1007
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
Partizipation der interessierten Kreise bei der Hochwasservorsorge.<br />
Im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft<br />
– also in der Trinkwasserver- und in der <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
– ist die Bürgerbeteiligung bislang keine gesetzliche<br />
Vorgabe. Gleichwohl sollte man versuchen, entsprechend<br />
der Vorgaben in der ISO 24510 „Dienstleistungen<br />
im Bereich der Trinkwasserversorgung und <strong>Abwasser</strong>entsorgung,<br />
Leitfaden für die Bewertung und Verbesserung<br />
der Dienstleistung für den Nutzer“ 9 , <strong>zu</strong>mindest<br />
ansatzweise auch eine Bürgerbeteiligung in der Siedlungswasserwirtschaft<br />
im Allgemeinen und in der Trinkwasserversorgung<br />
im Besonderen <strong>zu</strong> ermöglichen. Eine<br />
Bürgerbeteiligung im Sinne der ISO 24510 und von Art.<br />
14 der EG-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie bietet die Chance für<br />
eine präventive und partizipative Risikokommunikation<br />
mit den „interessierten Kreisen“, die über die übliche<br />
Einbindung von Werksausschüssen, Gemeinde- und<br />
Aufsichtsräten hinausgeht. Auch über diesen Weg<br />
könnte eine präventive Risikokommunikation mit den<br />
Kunden gepflegt werden und darüber hinaus das notwendige<br />
Vertrauen im Hinblick auf Krisensituationen,<br />
also beispielsweise bezüglich von Kontaminationsfällen,<br />
aufgebaut werden.<br />
Ausblick<br />
Dass „Wutbürger“ konfrontativ ihren <strong>Wasser</strong>versorger<br />
angehen, ist bislang noch die Ausnahme. Allerdings<br />
machen es die „Sozialen Netzwerke“ un<strong>zu</strong>friedenen<br />
Kunden einfach, mehr oder weniger anonym über ihren<br />
<strong>Wasser</strong>versorger her<strong>zu</strong>ziehen. Mit einer gestiegenen<br />
Anspruchshaltung bestimmter Kundenkreise müssen<br />
sich immer mehr <strong>Wasser</strong>versorger auseinandersetzen.<br />
Wenn es <strong>zu</strong> einer vermeintlichen oder tatsächlichen<br />
Kontamination im Leitungsnetz kommt, werden Ängste,<br />
Besorgnisse und Ärger <strong>zu</strong>nehmend auch über Facebook<br />
artikuliert. Einige Beispielfälle haben in den letzten zwei<br />
Jahren gezeigt, dass die Krisenkommunikation zwischen<br />
<strong>Wasser</strong>versorger und empörten Kunden völlig<br />
entgleisen kann. Zusätzlich kritisch wird es dann, wenn<br />
auch die Krisenkommunikation zwischen den <strong>zu</strong>ständigen<br />
Behörden nicht rund läuft – oder wenn Medien und<br />
Politik einen Kontaminationsfall instrumentalisieren.<br />
Wie man sich als <strong>Wasser</strong>versorger und als Gesundheitsamt<br />
auf derart heikle Fälle einstellen kann, soll auf<br />
dem diesjährigen PRiMaT-Workshop am 17. Oktober<br />
2013 im Infozentrum des <strong>Wasser</strong>werkes Haltern der<br />
GELSENWASSER AG erörtert werden.<br />
9<br />
DIN SPEC 19755:2011-12: Text der ISO 24510 mit deutscher<br />
Kommentierung, Beuth-Verlag, Berlin, 2012. Unter Ziffer 5.5.10<br />
„Beteiligung von Nutzern“ schlägt die ISO 24510 u. a. vor, dass<br />
die Betreiber von <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen sowie die<br />
<strong>zu</strong>ständigen Behörden „die Beteiligung von Nutzern ermutigen<br />
und fördern“ sollten. Da<strong>zu</strong> könne man beispielsweise „Konsultation<br />
bei Schlüsselentscheidungen“ anbieten. Da<strong>zu</strong> zählt die<br />
ISO 24510 „z. B. neue(n) Programme(n) <strong>zu</strong>r Erweiterung des Leitungsnetzes,<br />
Entgeltfestlegungen für einen neuen Zeitraum,<br />
inhaltliche Diskussion über neue Betriebsführungsverträge<br />
und/oder Änderungen der verantwortlichen Organisation“. Ferner<br />
wird unter der Ziffer 4.5.10 „Beteiligung der Nutzer“ Folgendes<br />
empfohlen: „Nutzer erwarten, dass ihre Mitwirkung<br />
erwünscht ist und diese mittels eines transparenten Mitwirkungsprozesses<br />
auch ermöglicht wird, sowie ihnen das Recht<br />
eingeräumt wird, Nutzerinteressen ein<strong>zu</strong>bringen in Be<strong>zu</strong>g auf<br />
Preise, Standards und bauliche Anschlüsse oder die Entwicklung<br />
von alternativen Dienstleistungen.“<br />
Autor<br />
Nikolaus Geiler<br />
E-Mail: nik@akwasser.de |<br />
regio<strong>Wasser</strong> e. V. |<br />
Rennerstraße 10 |<br />
D-79100 Freiburg<br />
Eingereicht: 06.08.2013<br />
Parallelheft <strong>gwf</strong>-Gas | Erdgas<br />
In der Ausgabe 9/2013 lesen Sie u. a. fol gende Bei träge:<br />
Elles/Rüter<br />
Mischner/Braune/Dornack<br />
Volk<br />
Sturm/Suhr/Zajc<br />
Die Arbeitsvorbereitung als grundlegendes Element für ein sicheres und<br />
vertragskonformes Dispatching<br />
Zur Wahl eines wirtschaftlich optimalen Verdichters für Biogaseinspeiseanlagen<br />
Gas-Versorgungsunterbrechungen nach § 52 EnWG<br />
Gasbeschaffenheitsmessung von neuen Erdgasqualitäten – Einspeisung von<br />
wasserstoffhaltigen Gasen<br />
September 2013<br />
1008 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Edition<br />
Regenwasserbewirtschaftung –<br />
Stormwater Management<br />
Tagungsband <strong>zu</strong>m Symposium<br />
Die lange geübte Praxis, Regenwasser als <strong>Abwasser</strong> <strong>zu</strong> behandeln<br />
und der Kanalisation <strong>zu</strong><strong>zu</strong>führen, steht aus ökologischer und ökonomischer<br />
Sicht in Frage. Für den Umwelt- und Gewässerschutz,<br />
aber auch <strong>zu</strong>r Vorbeugung gegen Hochwasserkatastrophen ist<br />
stattdessen eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung unabdingbar.<br />
Über den Paradigmenwechsel im Umgang mit Niederschlägen,<br />
Stand der Forschung, Eingang der gewonnenen Erkenntnisse<br />
in die DIN-Normung und in das technische Regelwerk sowie<br />
über anschauliche Beispiele aus der Praxis referierten anerkannte<br />
Kapazitäten auf dem Gebiet der Siedlungswasserwirtschaft und<br />
der Stadt- und Landschaftsplanung anlässlich des Symposiums<br />
„Regenwasserbewirtschaftung – Stormwater Management“ während<br />
der <strong>Wasser</strong> Berlin International 2013.<br />
Hrsg.: DIN, <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>, BWK<br />
1. Auflage 2013<br />
140 Seiten DIN A4, vierfarbig, Broschur<br />
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___Ex.<br />
Regenwasserbewirtschaftung - Stormwater Management<br />
1. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-3475-6 für € 78,- (zzgl. Versand)<br />
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PRAXIS<br />
Flexibilität mit System: Maßnahme <strong>zu</strong>r<br />
Kanalerneuerung Steinbacherweg in Helsa<br />
Starkregenereignisse können dem<br />
Ortsteil Eschenstruth in der<br />
nordhessischen Gemeinde Helsa<br />
nun so schnell nichts mehr anhaben.<br />
Bislang hatten heftige Regenschauer<br />
die Kanalisation <strong>zu</strong>m Überlaufen<br />
bringen können; größere<br />
Mengen <strong>Abwasser</strong> waren dabei in<br />
den Vorfluter gelangt. Allein schon<br />
aus Umweltschutzgründen musste<br />
hierfür eine Lösung gefunden werden.<br />
Eine routinemäßige Kanaluntersuchung<br />
unterstrich dann den<br />
Handlungsbedarf, da sie der Nut<strong>zu</strong>ngsdauer<br />
des Kanals entsprechende<br />
Schäden aufzeigte. Vor<br />
allem wegen der guten Werkstoffeigenschaften<br />
entschied sich die<br />
Gemeinde Helsa bei den Kanalerneuerungsmaßnahmen<br />
im Steinbacherweg<br />
für den Werkstoff PVC-U<br />
und ließ die alten Betonmuffenrohre<br />
der Nennweite DN 400 durch<br />
CONNEX-Kanalrohre in Nennweiten<br />
von DN/OD 630 bis DN/OD 800<br />
ersetzen. Sie stammen ebenso wie<br />
die CONNEX-Anschlüsse, das HS®-<br />
Kanalrohrsystem für die Hausanschlussleitungen,<br />
die HS®-VARIOmuffe<br />
sowie die VPC®-Rohrkupplung<br />
von der Funke Kunststoffe GmbH.<br />
Die flexible und einfache Handhabung<br />
von Rohren und Formteilen<br />
sowie der Systemcharakter der Produkte<br />
haben die Arbeit der Tiefbauer<br />
im Rohrgraben wesentlich<br />
erleichtert.<br />
Dass die alte Kanalisation im<br />
Steinbacherweg in der nordhessischen<br />
Gemeinde Helsa mit ihrer<br />
Dimensionierung nicht mehr ausreichte,<br />
konnten die Anwohner im<br />
Ortsteil Eschenstruth besonders bei<br />
Starkregenereignissen beobachten.<br />
Dann nämlich gelangten größere<br />
Mengen unbehandelten <strong>Abwasser</strong>s<br />
in den Steinbach, der als Vorfluter<br />
diente. Bauamtsleiter Volker Witzel<br />
von der Bauverwaltung der<br />
Gemeinde Helsa: „Hier musste auch<br />
aus Umweltaspekten eine Lösung<br />
Insgesamt 350 m Sammler wurden in Helsa im Ortsteil Eschenstruth<br />
mit CONNEX-Kanalrohren der Funke Kunststoffe GmbH neu verlegt.<br />
© Funke Kunststoffe GmbH<br />
gefunden werden. An die alte Kanalisation<br />
war zwar ein Regenüberlauf<br />
angeschlossen. Im Gegensatz <strong>zu</strong><br />
einem Regenüberlaufbecken konnte<br />
dieser das Mischwasser allerdings<br />
nicht speichern.“ Die Gemeinde im<br />
Landkreis Kassel entschied sich deshalb<br />
dafür, die alten Betonmuffenrohre<br />
der Nennweite DN 400 gegen<br />
Rohre mit größerer Nennweite aus<strong>zu</strong>tauschen.<br />
„Dass Handlungsbedarf<br />
bestand, zeigten uns auch die<br />
Ergebnisse der regelmäßig im Rahmen<br />
der Eigenkontrollverordnung<br />
(EKVO) des Landes Hessen durchgeführten<br />
Kanaluntersuchungen. Vor<br />
allem wegen Undichtigkeiten im<br />
Muffenbereich und in den Einbindebereichen<br />
der Hausanschlussleitungen<br />
trat viel Fremdwasser ein“,<br />
beschreibt Witzel das Schadensbild.<br />
Generell ist das eine teure Angelegenheit<br />
für Betreiber von <strong>Abwasser</strong>anlagen,<br />
denn Fremdwassereintritt<br />
belastet Kläranlagen unnötig und<br />
verursacht hohe Kosten.<br />
Überzeugende Lösung<br />
gesucht<br />
Gemeinsam mit Planer Dipl.-Bauing.<br />
Jens Lüdecke, Geschäftsführer der<br />
aqua geo consult GmbH (agc),<br />
suchte man in Helsa deshalb nach<br />
einer wirtschaftlichen und hydraulisch<br />
überzeugenden Lösung. Bei<br />
der Ausschreibung hat sich dann<br />
das CONNEX-Kanalrohrsystem DN/<br />
OD 630 bis 800 der Funke Kunststoffe<br />
GmbH durchgesetzt. Als<br />
Ergän<strong>zu</strong>ng kamen das HS ® -Kanalrohrsystem<br />
für Hausanschlussleitungen<br />
sowie weitere Formteile aus<br />
der umfangreichen Produktpalette<br />
von Funke hin<strong>zu</strong>. Planer Lüdecke:<br />
„Um die Problematik bei Starkregen<br />
<strong>zu</strong> beseitigen, entschieden wir uns<br />
für eine deutlich größere Dimensionierung<br />
als bei den alten Betonmuffenrohren,<br />
die nur eine Nennweite<br />
von DN 400 besaßen. Bei agc haben<br />
wir in den letzten Jahren schon<br />
mehrfach positive Erfahrungen mit<br />
dem Werkstoff PVC-U gemacht.“<br />
Mit den eingesetzten Produkten<br />
waren die Beteiligten auf der Baustelle<br />
sehr <strong>zu</strong>frieden, wie Bauleiter<br />
Dipl.-Ing. Ekkehard Horn von der<br />
bauausführenden Wachenfeld Bau<br />
GmbH und Polier Andre Schröter<br />
bestätigen. Und das mit gutem<br />
Grund. Denn mit ihrer Wandverstärkung<br />
SDR 34, ihrem geringen Eigen-<br />
September 2013<br />
1010 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
gewicht und dem fest integrierten<br />
2-Komponenten-Dichtring konnten<br />
die CONNEX-Rohre in Helsa ihre<br />
Pluspunkte ausspielen. Überzeugen<br />
ließen sich die Tiefbauer außerdem<br />
von weiteren Bauteilen, wie dem<br />
CONNEX-Anschluss. Bauleiter Horn:<br />
„Hiermit lassen sich Hausanschlussleitungen<br />
und Seiten<strong>zu</strong>läufe schnell<br />
und wirtschaftlich in den Sammler<br />
einbinden. Da der CONNEX-An -<br />
schluss über ein integriertes Kugelgelenk<br />
verfügt, ist die Rohrverbindung<br />
in einem Bereich zwischen 0°<br />
und 11° schwenkbar. Das ist nicht<br />
nur bei der Verlegung ein großer<br />
<strong>Vorteil</strong>, sondern auch ein Argument<br />
für eine lange Lebensdauer der<br />
Rohrleitung.“ Polier Schröter fügt<br />
hin<strong>zu</strong>: „Auf der Baustelle im Steinbachweg<br />
hatten wir <strong>zu</strong>sätzlich Werkzeuge<br />
von Funke im Einsatz, um die<br />
Öffnungen für den CONNEX-An -<br />
schluss in den Sammler <strong>zu</strong> bohren.<br />
So war alles optimal aufeinander<br />
abgestimmt. Mit nur wenigen Handgriffen<br />
konnten so andere Leitungen<br />
schnell eingebunden werden.“<br />
Flexible Bauteile<br />
Zum Einsatz kam in Helsa auch die<br />
HS ® -VARIOmuffe. Ebenso wie der<br />
CONNEX-Anschluss verfügt sie über<br />
ein integriertes Kugelgelenk mit<br />
einer Beweglichkeit bis 11°. „Von<br />
<strong>Vorteil</strong> ist die VARIOmuffe besonders<br />
bei der Verlegung von Hausanschlussleitungen,<br />
bei denen es<br />
erfahrungsgemäß <strong>zu</strong> Zwängungen<br />
im Muffenbereich kommen kann.<br />
Mögliche Folgen davon sind Un -<br />
dichtigkeiten oder Wurzeleinwuchs.<br />
Mit der VARIOmuffe gehört dies<br />
ganz klar der Vergangenheit an“,<br />
sagt Dipl.-Ing. Martin Ritting. Der<br />
Funke-Fachberater hat noch einen<br />
Tipp: „Maximale Flexibilität erhält<br />
man <strong>zu</strong>m Beispiel bei der Einbindung<br />
von bereits vorhandenen<br />
Hausanschlussleitungen, wenn man<br />
VARIOmuffe und CONNEX-An -<br />
schluss kombiniert.“<br />
Perfekt verbunden<br />
Hausanschlussleitungen: Im Rahmen<br />
der Tiefbaumaßnahme in Helsa<br />
wurden diese ebenfalls unter die<br />
Lupe genommen und dort, wo es<br />
notwendig war, durch HS ® -Kanalrohre<br />
der Nennweite DN/OD 160<br />
ausgetauscht. In den Fällen, in<br />
denen die Kanalrohre aus PVC-U mit<br />
Rohren aus anderen Werkstoffen<br />
verbunden werden mussten, nutzten<br />
die Tiefbauer eine weitere In -<br />
novation aus der Funke-Ideenschmiede:<br />
die VPC ® -Rohrkupplung.<br />
Das Besondere an diesem Formteil<br />
ist, dass es Rohre derselben Nennweite<br />
aus unterschiedlichen Werkstoffen<br />
sicher miteinander verbindet<br />
– trotz der bauartbedingten unterschiedlichen<br />
Außendurchmesser.<br />
„Die Funke VPC ® -Rohrkupplung<br />
setzt sich <strong>zu</strong>sammen aus einer reduzierbaren<br />
Dichtmanschette aus Elastomergummi,<br />
einem zentrisch reduzierbaren<br />
Fixierkorb aus Kunststoff<br />
sowie zwei Edelstahlbändern <strong>zu</strong>r<br />
Krafteinleitung für eine beidseitige,<br />
separate und stufenlose Durchmesseranpassung“,<br />
so Ritting weiter. „Die<br />
Dichtmanschette besitzt ein mehrfaches<br />
Doppeldichtprofil für eine<br />
<strong>zu</strong>verlässige Abdichtung gemäß der<br />
DIN EN 1610. Der flügelartig ausgebildete<br />
Mittelteil der Dichtung sorgt<br />
für eine beidseitige, separate und<br />
stufenlose Reduktions-Anpassung.“<br />
Insgesamt sind in Helsa 350 m<br />
Sammler in einer Tiefenlage zwischen<br />
2 und 2,50 m neu verlegt worden.<br />
Als auch die Dichtigkeitsprüfung<br />
am Ende der Baumaßnahme<br />
grünes Licht ergab, bestätigte sich<br />
der Eindruck, den die Tiefbauer<br />
schon während der gesamten<br />
Arbeitsphase gehabt hatten. Planer<br />
Lüdecke: „Der Systemcharakter der<br />
Funke-Kanalrohrsysteme ist optimal,<br />
um schnell und wirtschaftlich sichere<br />
und langlebige Verbindungen her<strong>zu</strong>stellen<br />
– eine Grundvorausset<strong>zu</strong>ng<br />
für nachhaltigen Kanalbau.“<br />
Kontakt:<br />
Funke Kunststoffe GmbH,<br />
Siegenbeckstraße 15,<br />
D-59071 Hamm-Uentrop,<br />
Tel. (02388) 3071-0, Fax (02388) 3071-550,<br />
E-Mail: info@funkegruppe.de,<br />
www.funkegruppe.de<br />
Die Baustelle im Steinbacherweg ist ein Beispiel, wie<br />
gut sich der Systemcharakter der Produkte von<br />
Funke in der Praxis bewährt. Zu sehen sind CON-<br />
NEX-Kanalrohre mit CONNEX-Anschluss, braune<br />
HS ® -Kanalrohre sowie die VPC ® -Rohrkupplung.<br />
© agc<br />
Das CONNEX-Kanalrohrsystem in den Nennweiten<br />
DN/OD 630 bis 800 sorgt in Helsa für eine gute Hydraulik.<br />
© Funke Kunststoffe GmbH<br />
Baubesprechung vor Ort: Polier Andre Schröter, Bauamtsleiter<br />
Volker Witzel, Planer Dipl.-Bauing. Jens<br />
Lüdecke, Bauleiter Dipl.-Ing. Ekkehard Horn und<br />
Funke-Fachberater Dipl.-Ing. Martin Ritting (v.l.).<br />
© Funke Kunststoffe GmbH<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1011
PRAXIS<br />
Ein Bohrplatz im Nirgendwo – der Kontinent Antarktis ist größer als Europa. <br />
Abbildungen 1 bis 12: © British Antarctic Survey<br />
Tiefenbohrung in der Antarktis<br />
Auf der Suche nach frühzeitlichem Leben<br />
Björn Hoffmann, Bielefeld<br />
Ein britisches Forscherteam verfolgt<br />
seit 16 Jahren den ehrgeizigen<br />
Plan, mit der weltweit tiefsten<br />
Bohrung ihrer Art den unterirdischen<br />
Ellsworth Lake in der westlichen<br />
Antarktis an<strong>zu</strong>zapfen, um Spuren<br />
frühen Lebens <strong>zu</strong> finden. Dabei<br />
geht es um Proben von lediglich je<br />
100 mL <strong>Wasser</strong>, die nach oben ge -<br />
holt werden sollen – geschätzt bis<br />
<strong>zu</strong> einer Million Jahre alt.<br />
Bei der im letzten Winter durchgeführten<br />
ersten Bohrung konnte<br />
bereits eine Tiefe von 300 Metern<br />
erreicht werden, bevor das Projekt<br />
pausieren musste. Dabei setzte man<br />
Pumpen des Herstellers Caprari ein.<br />
Auf 90° C erhitztes <strong>Wasser</strong> wurde<br />
mit einem Druck von bis <strong>zu</strong> 138 bar<br />
in das Bohrloch gedrückt. Etwa<br />
210 Liter flossen pro Minute – eine<br />
Arbeit gegen die Zeit, denn der nur<br />
September 2013<br />
1012 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong><br />
360 mm messende Bohrkanal friert<br />
trotz Heißwasserfüllung mit 0,6 cm<br />
pro Stunde <strong>zu</strong>. Zwei Bohrkanäle<br />
wurden angelegt. An deren Enden<br />
sollte ein Hohlraum von der Größe<br />
eines See-Containers <strong>zu</strong>m Ausgleich<br />
des <strong>Wasser</strong>drucks freigespült<br />
werden. Ein Industrieboiler mit 1,5<br />
Megawatt Leistung produzierte die<br />
dafür benötigten 90 000 Liter Heißwasser,<br />
die stufenweise über drei<br />
Bassins eingeleitet wurden. Mehrere<br />
Generatoren übernahmen die<br />
Stromversorgung. Insgesamt rund<br />
100 Tonnen Equipment mussten<br />
teils über 16 000 km eingeflogen<br />
und in beträchtlichem Umfang sterilisiert<br />
werden.<br />
Darunter auch die von Caprari<br />
beigesteuerte elektrische Tauchpumpe<br />
des Typs E6VX18/33, die<br />
trotz widrigster Arbeitsbedingungen<br />
„einwandfrei funktionierte“, wie<br />
der wissenschaftliche Leiter Martin<br />
Siegert betonte. Die effiziente<br />
Unterwassermotorpumpe aus Edelstahl<br />
hatte man mit einem von Caprari<br />
entwickelten Motor des Typs<br />
MCO630 gekoppelt. Mit 22 kW an<br />
400V schafft sie in der erreichten<br />
Tiefe etwa 300 l/min. Ihr Durchmesser<br />
beträgt nur 146 mm über alles.<br />
Montiert wurde das 2,5 m lange<br />
und 111 kg schwere Aggregat am<br />
Bohrkopf mit den Heißwasserdüsen,<br />
der allein mit 1,4 m Länge<br />
bereits 200 kg wog. Um die Einheit<br />
<strong>zu</strong> betreiben, wurde ein kompakter<br />
Versorgungsschlauch von 3200 m<br />
Länge aus einem Stück hergestellt<br />
– da<strong>zu</strong> sind weltweit nur zwei<br />
Firmen in der Lage.<br />
Wann das bislang 9,2 Mio. Euro<br />
teure Projekt abgeschlossen wird, ist<br />
▶▶
PRAXIS<br />
Das Forscherteam der British Antarctic Survey am Bohrplatz in der westlichen Antarktis.<br />
Rein ins Bohrloch:<br />
3200<br />
Meter Versorgungskabel<br />
für<br />
Elektrik und<br />
Heißwasser<br />
werden herabgelassen.<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1013
PRAXIS<br />
Der Heißwasser-Bohrkopf aus Messing, dahinter die<br />
Caprari-Pumpe aus Edelstahl.<br />
Konventioneller Beginn der weltweit tiefsten<br />
Bohrung ihrer Art.<br />
Die Unterwassermotorpumpe<br />
E6VX bewährte<br />
sich in der Antarktis.<br />
© Caprari<br />
unklar – mit einer Bohrung dieser<br />
Größenordnung wagen sich alle<br />
Beteiligten sprichwörtlich in Neuland.<br />
Für Caprari ist das Projekt zwar<br />
ungewöhnlich, aber im Rahmen der<br />
Gerätespezifikationen. Mit der E6VX<br />
habe man eine bewährte Serie Klarwasserpumpen<br />
im Programm, die<br />
sich durch eine robuste Konstruktion,<br />
besondere Vorkehrungen <strong>zu</strong>m<br />
Schutz vor Sandschäden im Inneren,<br />
ungiftige Materialien sowie einem<br />
Dreifachschutz am steckbaren<br />
Stromkabel auszeichne, teilte<br />
Deutschland-Chef Stefan Hörnschemeyer<br />
am Firmensitz in Fürth mit.<br />
Caprari gilt als einer der großen Hersteller<br />
von <strong>Wasser</strong>pumpen für na -<br />
he<strong>zu</strong> alle Anforderungen. Das Unternehmen<br />
mit 700 Mitarbeitern in drei<br />
Werken und acht Niederlassungen<br />
ist über Vertriebs- und Servicestellen<br />
in 70 Ländern vertreten. Mehr da<strong>zu</strong><br />
unter www.caprari.de im Internet.<br />
Kontakt:<br />
Stefan Hörnschemeyer,<br />
Caprari Pumpen GmbH,<br />
Kleemanngasse 15, D-90765 Fürth<br />
Tel. (0911) 61093-0,<br />
Fax (0911) 61093-49,<br />
www.caprari.de,<br />
www.ellsworth.org.uk<br />
Ihre Hotlines für <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Redaktion<br />
Mediaberatung<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, München<br />
Inge Matos Feliz, München<br />
Telefon +49 89 2035366-33 Telefon +49 89 2035366-22<br />
Telefax +49 89 2035366-99 Telefax +49 89 2035366-99<br />
e-mail: ziegler@di-verlag.de<br />
e-mail: matos.feliz@di-verlag.de<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen<br />
Anzeigenverwaltung<br />
Leserservice <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Brigitte Krawczyk, München<br />
Postfach 9161, 97091 Würzburg Telefon +49 89 2035366-12<br />
Telefon +49 931 4170-1615 Telefax +49 89 2035366-99<br />
Telefax +49 931 4170-494<br />
e-mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
e-mail: leserservice@di-verlag.de<br />
Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />
September 2013<br />
1014 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
3. Praxistag am 29. Oktober 2013 in Essen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsnetze<br />
Programm<br />
Moderation: Prof. Th. Wegener,<br />
iro Institut für Rohrleitungsbau, Oldenburg<br />
Wann und Wo?<br />
Themenblock 1: Netzbetrieb - Analysieren und Optimieren<br />
Auf <strong>zu</strong> neuen Ufern -<br />
aktuelle Fragestellungen in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Th. Rücken, Timo Wehr, Rechenzentrum für Versorgungsnetze Wehr<br />
GmbH, Düsseldorf<br />
Was können Asset Manager von Psychologen lernen?<br />
M. Beck, Fichtner Water & Transportation GmbH, Berlin<br />
Themenblock 2: Strategien <strong>zu</strong>r Netzspülung<br />
Zustandsorientierte Spülung von Trinkwassernetzen<br />
Dr. A. Korth, TZW, Außenstelle Dresden<br />
Softwarebasierte Ermittlung von Spülprogrammen<br />
<strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng systematischer Netzspülungen<br />
Dr. J. Deuerlein, 3S Consult GmbH, Garbsen<br />
Strategische Planung von Netzspülungen mit Hilfe<br />
von Trinkwasseranalysen<br />
M. Geib, OOVW Oldenburgisch-Ostfriesischer <strong>Wasser</strong>verband, Brake<br />
Themenblock 3: Netzüberwachung<br />
Multiparameter-Sensorik und Online-Überwachung für <strong>Wasser</strong>versorgungsnetze<br />
- Einsatz im Rahmen des Forschungsprojektes<br />
IWaNet<br />
W. Geiger, GERO Meßsysteme GmbH, Braunschweig<br />
Watercloud: Neue Wege im <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
H.-P. Karle, F.A.S.T GmbH, Langenbrettach<br />
Kombination von Ortungsverfahren für die <strong>Wasser</strong>lecksuche<br />
D. Becker, Hermann Sewerin GmbH, Gütersloh<br />
Themenblock 4: Netzbetrieb - Anwendungen aus Sicht<br />
der <strong>Wasser</strong>versorger<br />
Handlungsempfehlungen <strong>zu</strong>r Minimierung von Rohrschäden<br />
an Hauptleitungen des Hamburger Versorgungsnetzes<br />
K. Krieger, HAMBURG WASSER, Hamburg; Dr. Ch. Sorge, IWW, Mülheim<br />
Umset<strong>zu</strong>ng einer Netzmanagementstrategie bei der RWW–<br />
Rheinisch-Westfälischen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
J. Erbel, RWW GmbH, Mülheim, Dr. G. Gangl, RBS Wave GmbH, Stuttgart<br />
Veranstalter:<br />
Veranstalter<br />
3R, ZfW, iro<br />
Termin: Dienstag, 29.10.2013,<br />
9:00 Uhr – 17:15 Uhr<br />
Ort:<br />
Zielgruppe:<br />
Essen, Welcome Hotel<br />
Mitarbeiter von Stadtwerken<br />
und <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen,<br />
Dienstleister im Bereich<br />
Netzplanung, -inspektion und<br />
-wartung<br />
Teilnahmegebühr*:<br />
3R-Abonnenten<br />
und iro-Mitglieder: 390,- €<br />
Nichtabonnenten: 420,- €<br />
Bei weiteren Anmeldungen aus einem Unternehmen<br />
wird ein Rabatt von 10 % auf den jeweiligen<br />
Preis gewährt.<br />
Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen<br />
sowie das Catering (2 x Kaffee, 1 x Mittagessen).<br />
* Nach Eingang Ihrer schriftlichen Anmeldung (auch per Internet<br />
möglich) sind Sie als Teilnehmer registriert und erhalten eine<br />
schriftliche Bestätigung sowie die Rechnung, die vor Veranstaltungsbeginn<br />
<strong>zu</strong> begleichen ist. Bei Absagen nach dem 15.<br />
Oktober 2013 oder Nichterscheinen wird ein Betrag von 100,- €<br />
für den Verwaltungsaufwand in Rechnung gestellt. Die Preise<br />
verstehen sich zzgl. MwSt.<br />
Mehr Information und Online-Anmeldung unter<br />
www.praxistag-wasserversorgungsnetze.de<br />
Fax-Anmeldung: 0201-82002-40 oder Online-Anmeldung: www.praxistag-wasserversorgungsnetze.de<br />
Ich bin 3R-Abonnent<br />
Ich bin iro-Mitglied<br />
Ich bin Nichtabonnent/kein iro-Mitglied<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
Firma/Institution<br />
E-Mail<br />
Straße/Postfach<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Nummer<br />
✘<br />
Ort, Datum, Unterschrift
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
Damit <strong>Abwasser</strong> mehr Wert erhält<br />
Innovationen und Neuheiten der HUBER SE auf der DRINKTEC<br />
2 ROTAMAT ® Siebanlagen Ro 2 neben der HUBER<br />
Flotation HDF.<br />
HUBER Wärmetauscher RoWin. Industrieanlage;<br />
90 kW Kühlleistung mit simultaner Heizleistung von<br />
etwa 120 kW; Einsatz <strong>zu</strong>r Prozessoptimierung.<br />
Klimawandel, demografische Entwicklungen<br />
weltweit und die<br />
<strong>zu</strong>nehmende Verknappung von<br />
nutzbaren Ressourcen – einschließlich<br />
der wertvollen Ressource <strong>Wasser</strong><br />
– beeinflussen in <strong>zu</strong>nehmendem<br />
Maße die <strong>Wasser</strong>wirtschaft. Sie stellen<br />
dabei die <strong>Abwasser</strong>entsorgung,<br />
dessen Reinigung und den Umgang<br />
mit dabei entstehenden Reststoffen<br />
vor neue Aufgaben und Herausforderungen.<br />
Intelligente und <strong>zu</strong> -<br />
kunftsweisende Lösungen gilt es<br />
daher, besonders unter dem Ge -<br />
sichtspunkt der Ressourcen- und<br />
Energieeffizienz sowie der Energierückgewinnung<br />
<strong>zu</strong> entwickeln. Diesen<br />
Herausforderungen hat sich die<br />
HUBER SE gestellt, um zahlreiche<br />
neue und innovative Produkte mit<br />
in gewohnter Weise hoher Qualität,<br />
einfacher Handhabung und langer<br />
Lebensdauer für Lösungen mit<br />
hoher Wirtschaftlichkeit <strong>zu</strong> entwickeln.<br />
Diese Produkte präsentiert<br />
sie gemeinsam mit dem aktuellen<br />
Sortiment für die Besucher der<br />
Messe DRINKTEC 2013. Die Messe<br />
bietet sich – als Weltmesse für die<br />
Getränke- und Liquid-Food-Industrie<br />
– für HUBER besonders auch im<br />
Hinblick auf Industrielösungen im<br />
Bereich Molkerei und Brauerei an.<br />
Die HUBER SE ist eine der wenigen<br />
Firmen weltweit, die sämtliche<br />
Anlagentechnologien für die Ab -<br />
wasser- und Prozesswasserbehandlung<br />
sowie die Technologie der<br />
Schlammbehandlung anbieten. Sie<br />
hat die Möglichkeit komplette Verfahren<br />
mit Hilfe der HUBER Maschinen<br />
für die industrielle <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
<strong>zu</strong> generieren, mit<br />
anderen Worten: Sie bietet Gesamtlösungen<br />
und übernimmt die verfahrenstechnische<br />
Verantwortung<br />
dafür.<br />
Kontakt:<br />
HUBER SE,<br />
Industriepark Erasbach A1,<br />
D-92334 Berching,<br />
Tel. (08462) 201-0, Fax (08462) 201-810,<br />
E-Mail: info@huber.de,<br />
www.huber<br />
Halle A4, Stand 540<br />
Nitrifizierende Bakterien für Kläranlagen<br />
Neues Produkt leistet wichtigen Beitrag <strong>zu</strong>m Umweltschutz<br />
PowerBacteria<br />
stabilisieren<br />
und reetablieren<br />
die Nitrifikation.<br />
Der Spezialist für Mikrobiologie, die vermicon AG, München, unterstützt mit einer Innovation, den PowerBacteria<br />
für kommunale und industrielle Kläranlagen, aktiv den Umweltschutz und hilft den Betrieben, gesetzlich<br />
vorgeschriebene <strong>Abwasser</strong>grenzwerte ein<strong>zu</strong>halten.<br />
Umweltschutz ist bei der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
ein zentrales<br />
Thema. <strong>Wasser</strong>, das in den Umweltkreislauf<br />
<strong>zu</strong>rückgeführt wird, unterliegt<br />
strengen Auflagen bezüglich<br />
der Ablaufwerte. Kläranlagen sind<br />
verpflichtet, vorgegebene Ablaufgrenzwerte<br />
ein<strong>zu</strong>halten, um die<br />
Vorfluter nicht <strong>zu</strong> verunreinigen.<br />
Doch gerade die biologische<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung ist komplex und<br />
störungsanfällig, insbesondere der<br />
Schritt der Nitrifikation, bei dem das<br />
Fischgift Ammoniumstickstoff <strong>zu</strong><br />
Nitrat abgebaut und anschließend<br />
über die Denitrifikation in Stickstoff<br />
umgewandelt wird. Die verantwortlichen<br />
Bakterien können dabei<br />
durch externe Einflüsse wie Temperaturschwankungen<br />
oder die Einleitung<br />
von Giftstoffen im Abbau<br />
empfindlich gestört werden, was<br />
die Verunreinigung des Vorfluters<br />
<strong>zu</strong>r Folge hat.<br />
September 2013<br />
1016 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
Dies <strong>zu</strong> verhindern und damit<br />
aktiv <strong>zu</strong>m Umweltschutz bei<strong>zu</strong>tragen,<br />
hat sich die vermicon AG mit<br />
den PowerBacteria <strong>zu</strong>r Aufgabe<br />
gemacht. Das konzentrierte und<br />
pure Gemisch aus hochaktiven<br />
Ammonium- und Nitrit oxidierenden<br />
Bakterien – den Gruppen, die<br />
für die Abbauprozesse während der<br />
Nitrifikation verantwortlich sind –<br />
wird direkt in den Belebtschlamm<br />
gegeben. PowerBacteria stabilisieren<br />
oder reetablieren die Nitrifikation<br />
so, dass die Werte wieder innerhalb<br />
gesetzlicher Vorgaben liegen<br />
und die Umwelt nicht belastet wird.<br />
„Nachhaltigkeit und Umweltschutz<br />
sind für uns als Spezialisten für mikrobiologische<br />
Lösungen ein ganz<br />
zentrales Thema. Mit den PowerBacteria<br />
helfen wir den <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />
eine Kontamination<br />
der Vorfluter <strong>zu</strong> vermeiden,“ betont<br />
Dr. Jiri Snaidr, Gründer und Vorstandsvorsitzender<br />
der vermicon<br />
AG. „Die PowerBacteria sind hinsichtlich<br />
Wirksamkeit und Zusammenset<strong>zu</strong>ng<br />
weltweit einmalig.“<br />
Während der Produktion unterliegen<br />
die PowerBacteria einer kontinuierlichen<br />
Kontrolle mit der VIT ® -<br />
Gensondentechnologie, die eine<br />
direkte Identifizierung und Quantifizierung<br />
von Mikroorganismen in<br />
<strong>Abwasser</strong>proben ermöglicht. So<br />
kann die einzigartige Qualität und<br />
Wirksamkeit sichergestellt werden.<br />
Kontakt:<br />
vermicon AG, Emmy-Noether-Straße 2, D-80992 München,<br />
Tel. (089) 158 82-0, Fax (089) 158 82-100,<br />
E-Mail: info@vermicon.com, www.vermicon.com<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mit Lösungen von<br />
GF Piping Systems sicher transportieren<br />
GF Piping Systems ist eine von<br />
drei Unternehmensgruppen<br />
des Georg Fischer Konzerns und ein<br />
führender Anbieter von Rohrleitungssystemen<br />
aus Kunststoff und<br />
Metall mit weltweiter Marktpräsenz.<br />
Für die Aufbereitung und Verteilung<br />
von <strong>Wasser</strong> sowie den sicheren<br />
Transport von Flüssigkeiten und<br />
Gasen im industriellen Bereich sind<br />
Verbindungstechnologien, Fittings,<br />
Armaturen, Sensoren und Rohre im<br />
Portfolio. GF Piping Systems bietet<br />
innovative, technisch führende<br />
Lösungen in den Segmenten Ge -<br />
bäudetechnik, Chemische Prozessindustrie,<br />
Lebensmittel- und Ge -<br />
tränkeindustrie, Mikroelektronik,<br />
Marine, <strong>Wasser</strong>- und Gasversorgung<br />
sowie <strong>Wasser</strong>aufbereitung.<br />
Elektroschweißbarer Anschlussfitting<br />
Topload für Hauptrohrdimension<br />
d 315 – 2000 mm und<br />
Abgangsdimension d160, d225,<br />
d315 und d 500 mm bei der<br />
Montage auf das Hauptrohr.<br />
Der Hauptsitz von Georg Fischer<br />
ist seit der Gründung im Jahr 1802<br />
in Schaffhausen, Schweiz. Die lokale<br />
Vertriebsgesellschaft in Deutschland<br />
begeht mit rund 130 Mitarbeitern<br />
in diesem Jahr ihr 40-jähriges<br />
Jubiläum.<br />
Auf der gat/wat 2013 stellt<br />
Georg Fischer Piping Systems mit<br />
einem neuen Messekonzept Produkte<br />
für großdimensionierte Rohrleitungen<br />
in den Fokus.<br />
Großdimensionierte<br />
Anschlusssättel Topload aus<br />
PE100<br />
Die materialhomogene Anbindung<br />
von Abgängen aus Polyethylen auf<br />
das Hauptrohr ohne konstruktiven<br />
Abminderungsfaktor stellt eine<br />
technische Herausforderung dar.<br />
Georg Fischer Piping Systems bietet<br />
mit dem PE-Anschlusssattel Topload<br />
als Heizwendelformteil die Lösung<br />
für eine einfache und sichere Verbindung.<br />
Der maximale Abgangsdurchmesser<br />
beträgt 500 mm, welcher auf<br />
ein 2000 mm Hauptrohr geschweißt<br />
werden kann. Seine <strong>Vorteil</strong>e spielt<br />
der Anschlusssattel Topload gegenüber<br />
konventionellen T-Stücken<br />
sowohl in technischer, als auch in<br />
kommerzieller Hinsicht aus.<br />
Neu ist <strong>zu</strong>dem die Möglichkeit<br />
der partiellen Bearbeitung der Oberfläche<br />
des Hauptrohres mit einem<br />
speziell entwickelten Schälgerät.<br />
Eine DVGW-Zertifizierung für<br />
den Einsatz im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
ist vorhanden.<br />
MULTI/JOINT ® 3000 Plus<br />
Kupplung <strong>zu</strong>gfest bis<br />
d400 mm<br />
Die bekannten Verbindungsprobleme<br />
unterschiedlicher Rohrmaterialien<br />
im <strong>Wasser</strong>- und Gasnetz<br />
gehören beim Einsatz der MULTI/<br />
JOINT ® 3000 Plus Familie der Vergangenheit<br />
an.<br />
Georg Fischer präsentiert zwei<br />
Dimensionserweiterungen im Be -<br />
reich d350 mm und d400 mm <strong>zu</strong>gfest,<br />
um Großrohre unterschied licher<br />
Materialien sicher und dauerhaft <strong>zu</strong><br />
verbinden. Sonderabmessungen in<br />
der Serie ST können in dividuell bis<br />
d2.800 mm hergestellt werden.<br />
Die MULTI/JOINT ® 3000 Plus<br />
Kupplungen bis d400 mm werden<br />
<strong>zu</strong>künftig mit einer Hygienekappe<br />
versehen, um Verschmut<strong>zu</strong>ngen vor<br />
dem Einbau sicher <strong>zu</strong> vermeiden.<br />
Kontakt:<br />
Georg Fischer GmbH,<br />
Daimlerstraße 6, D-73095 Albershausen,<br />
E-Mail: info.de.ps@georgfischer.com,<br />
www.gfps.com<br />
Halle 12, Stand D6<br />
Die neue<br />
längskraftschlüssige<br />
Mehrbereichskupplung<br />
von<br />
GF Piping<br />
Systems bis d<br />
400mm und<br />
Auslieferung<br />
mit neuer<br />
Hygienekappe.<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1017
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
Ring frei für knifflige Rohrverbindungen<br />
Ein Bauteil für viele verschiedene Verbindungen: Der Flexring von Flexseal realisiert den schnellen und einfachen<br />
Übergang von Steinzeugrohren auf sechs andere Rohrarten. Der bauaufsichtlich <strong>zu</strong>gelassene Ausgleichsring<br />
meistert nahe<strong>zu</strong> jede Herausforderung in der Rohrverbindungstechnik. Mit den praktischen FlexPack-<br />
Sets, bestehend aus einem oder zwei Flexringen und passender Manschette, lassen sich alle Rohre der Nennweitenklassen<br />
100, 150 und 200 miteinander verbinden.<br />
Nicht immer geht die Installation<br />
von <strong>Abwasser</strong>rohren rasch und<br />
unkompliziert von der Hand. So<br />
weicht z.B. mitunter der Durchmesser<br />
zwischen zwei <strong>zu</strong> verbindenden<br />
Rohrenden um mehr als 12 mm<br />
voneinander ab. Stehen dann keine<br />
geeigneten Adapterlösungen <strong>zu</strong>r<br />
Verfügung oder dürfen sie wegen<br />
der hohen Anforderungen an die<br />
Scherstabilität nicht verwendet<br />
werden, greifen Monteure auf Ausgleichsringe<br />
<strong>zu</strong>rück. Gemeinsam<br />
mit der entsprechenden Manschette<br />
verbinden diese Ringe nach DIN<br />
EN 295-4 Rohre mit großem Nennweiten-Unterschied<br />
sicher miteinander.<br />
Ein Ring für sechs Rohrarten<br />
Der universell einsetzbare Ausgleichsring<br />
Flexring ist erhältlich für<br />
die Nennweiten DN 100, DN 150<br />
und DN 200. Der patentierte Flexring<br />
FR-150 z. B. ermöglicht <strong>zu</strong>sammen<br />
mit der Flexseal 2B-Manschette<br />
SC 200 den problemlosen Übergang<br />
von einem Steinzeugrohr<br />
DN 150 (DA 186 mm) auf gleich<br />
sechs Rohrarten: KG, SML, GGG,<br />
GFK, Eternit und EuroTop, jeweils in<br />
Teamarbeit im FlexPack: Praktisch und problemlos.<br />
© Flexseal GmbH<br />
Ein Ring für sechs Rohrarten, der Ausgleichsring Flexring.<br />
© Flexseal GmbH<br />
DN 150. Flexring ist aus einem<br />
hochwer tigen Elastomer nach DIN<br />
681-1 gefertigt und entspricht in<br />
vollem Umfang der DIN EN 295-4.<br />
Allerdings gilt <strong>zu</strong> beachten, dass<br />
laut Anhang A der DIN Ausgleichsringe<br />
vulkanisiert werden müssen.<br />
„Ge klebte Dichtungen erfüllen die<br />
ak tuellen Anforderungen in<br />
Deutschland und Europa nicht“,<br />
warnt Roland Mertens, Technischer<br />
Leiter der Flexseal GmbH. Dank<br />
moderner Fertigungstechniken verfügen<br />
die Flexseal-Ausgleichsringe<br />
über einen speziellen Querschnitt,<br />
der die Abdichtung bei rauen<br />
Rohroberflächen verbessert. Der<br />
erhöhte Dichtungsdruck bewirkt<br />
vor allem bei Niederdruckrohren<br />
eine besonders hohe Dichtleistung.<br />
Ergänzend <strong>zu</strong> den Flexringen<br />
fertigt Flexseal – auf Wunsch auch<br />
nach kundenspezifischen Anforderungen<br />
– Manschettendichtungen<br />
des Typs 2B, die einem <strong>Wasser</strong>innendruck<br />
von bis <strong>zu</strong> 4,0 bar widerstehen.<br />
Gemeinsam mit den entsprechenden<br />
Manschetten ist der<br />
Flexring deutschland- und europaweit<br />
bauaufsichtlich <strong>zu</strong>gelassen<br />
(DIBt Z-42.5-425, ETA – 12/410) für<br />
die Verbindung von <strong>Abwasser</strong>rohren<br />
aller Art.<br />
Teamarbeit im FlexPack:<br />
Praktisch und problemlos<br />
Im Team mit den passenden Manschetten<br />
ist der Flexring unschlagbar<br />
praktisch: „Mit unseren Bundles<br />
ist es möglich, alle <strong>Abwasser</strong>rohre in<br />
drei Nennweiten problemlos und<br />
preiswert innerhalb ihrer Nennweitenklasse<br />
miteinander <strong>zu</strong> verbinden,<br />
sei es Steinzeug, KG, PVC, SML,<br />
GGG, GFK, Eternit oder EuroTop“,<br />
sagt Michael Penalver Giar,<br />
Geschäftsführer der Flexseal GmbH.<br />
Die Verbindungssets FlexPack und<br />
FlexPack Plus sind für die Nennweiten<br />
DN 100, DN 150 und DN 200<br />
erhältlich. FlexPack enthält einen<br />
Flexring sowie eine Manschette in<br />
der entsprechenden Nennweite für<br />
die sichere Verbindung von <strong>Abwasser</strong>-<br />
und Steinzeugrohren. FlexPack<br />
Plus besteht aus zwei Flexringen<br />
und einer passenden Manschette<br />
und verbindet damit alle Rohrarten<br />
der entsprechenden Nennweite.<br />
Kontakt:<br />
Flexseal GmbH,<br />
Hessenring 31, D-37269 Eschwege,<br />
Tel. (05651) 22 88 22,<br />
Fax (05651) 22 90 900,<br />
E-Mail: anfrage@flexseal.de,<br />
www.flexseal.de<br />
September 2013<br />
1018 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Impressum<br />
INFORMATION<br />
Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />
<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />
Organschaften:<br />
Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />
Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />
des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />
der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />
(figawa),<br />
der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V.<br />
der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
(ÖVGW),<br />
des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />
Österreich,<br />
der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />
der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />
Herausgeber:<br />
Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />
Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />
Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />
Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />
Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />
Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />
Thyssengas GmbH, Dortmund<br />
Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />
Dipl.-Ing. Klaus Küsel, Heinrich Scheven Anlagen- und Leitungsbau<br />
GmbH, Erkrath<br />
Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal,<br />
Clausthal-Zellerfeld<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />
Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />
BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />
Harald Schmid, WÄGA Wärme-Gastechnik GmbH, Kassel<br />
Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />
Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />
Heinz Watka, Open Grid Europa GmbH, Essen<br />
Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />
Redaktion:<br />
Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-33, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />
Redaktionsbüro im Verlag:<br />
Sieglinde Balzereit, Tel. +49 89 203 53 66-25,<br />
Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />
Katja Ewers, E-Mail: ewers@di-verlag.de<br />
Stephanie Fiedler, M.A., E-Mail: fiedler@di-verlag.de<br />
Ingrid Wagner, E-Mail: wagner@di-verlag.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />
beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />
Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst, TU Hamburg-Harburg, Hamburg<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />
München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />
Abfall technik, Neubiberg<br />
Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />
Prof. Dr.-Ing. Werner Hegemann, Andechs<br />
Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />
Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />
Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />
Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />
Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />
Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, AWWR e.V. (Arbeitsgemeinschaft der<br />
<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr), Schwerte<br />
Prof. Dr.-Ing. Friedhelm Sieker, Institut für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
Universität Hannover<br />
RA Jörg Schwede, Kanzlei Doering, Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut für Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />
Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner<br />
Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Institut für Rohrleitungsbau an der<br />
Fachhochschule Oldenburg e.V., Oldenburg<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />
80636 München, Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Verlagsleitung: Kirstin Sommer<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Matos Feliz, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-22 Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: matos.feliz@di-verlag.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-12, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 63.<br />
Be<strong>zu</strong>gsbedingungen:<br />
„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />
(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />
„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />
Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />
Jahresabonnementpreis:<br />
Print: 350,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
ePaper: 350,– €<br />
Einzelheft Print: 39,– €<br />
Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50 €<br />
Einzelheft ePaper: 39,– €<br />
Abo plus (Print und ePaper): 455,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
ePaper für € 70,–, Heft für € 175,– zzgl. Versand<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigung 8 Wochen <strong>zu</strong>m Ende des Kalenderjahres.<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>gwf</strong> – Gas|Erdgas<br />
DataM-Services GmbH, Herr Marcus Zepmeisel,<br />
Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />
Tel. +49 931 4170 459, Fax +49 931 4170 494<br />
leserservice@di-verlag.de<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich <strong>zu</strong>gelassenen<br />
Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />
strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />
der Meinung der Redaktion.<br />
Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />
Printed in Germany<br />
September 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1019
INFORMATION Termine<br />
##<br />
Steuern in der kommunalen Entsorgungswirtschaft – Korrekte Anwendung der Vorschriften<br />
für Abfall- und <strong>Abwasser</strong>betriebe<br />
17.09.2013, Berlin<br />
VKU Service GmbH, Katja Selleske, Invalidenstraße 91, 10115 Berlin, Tel. (030) 58580-401, (030) 58580-108,<br />
E-Mail: selleske@vku.de, www.vku.de<br />
##<br />
Novellierung der Trinkwasserverordnung<br />
17.09.2013, Frankfurt (Main)<br />
BTGA – Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung e.V., Hinter Hoben 149, 53129 Bonn, www.btga.de<br />
##<br />
Kanalnetzberechnung I - Grundkurs<br />
17.09.2013, Würzburg<br />
Technische Akademie Hannover e.V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 39433-30, Fax (0511) 39433-40,<br />
E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />
##<br />
Kanalnetzberechnung II - Aufbaukurs<br />
18.09.2013, Würzburg<br />
Technische Akademie Hannover e.V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 39433-30, Fax (0511) 39433-40,<br />
E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />
##<br />
Gewässerschutz hat Priorität<br />
18.–19.09.2013, Kassel<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Doris Herweg, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-236, E-Mail: herweg@dwa.de, http://de.dwa.de/trws-2013.html<br />
##<br />
wat – <strong>Wasser</strong>fachliche Aussprachetagung<br />
30.09.–01.10.2013, Nürnberg<br />
DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e.V., Ludmilla Asarow, Josef-Wirmer-Straße 1-3, 53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9188-601, Fax (0228) 9188-997, www.wat-dvgw.de<br />
##<br />
Praxisforum: geothermie-bayern<br />
07.–09.10.2013, München<br />
Enerchange - Marcus Brian & Dr. Jochen Schneider GbR, Goethestraße 4, 79100 Freiburg,<br />
E-Mail: agentur@enerchange.de, www.enerchange.de<br />
##<br />
Neue Chancen durch Automatisierung?!<br />
15.–16.10.2013, Fulda<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef,<br />
E-Mail: heimann@dwa.de, www.dwa.de<br />
##<br />
Deponietage<br />
22.–23.10.2013, Münster<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Renate Teichmann, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-118, E-Mail: teichmann@dwa.de, http://de.dwa.de/deponietage.html<br />
##<br />
6. Norddeutsche Geothermietagung<br />
23.–24.10.2013, Hannover<br />
Enerchange – Marcus Brian & Dr. Jochen Schneider GbR, Goethestraße 4, 79100 Freiburg,<br />
E-Mail: agentur@enerchange.de, www.enerchange.de<br />
##<br />
KOMMUNALE<br />
23.–24.10.2013, Nürnberg<br />
NürnbergMesse GmbH, Messezentrum, 90471 Nürnberg, Tel. (0911) 86 06-0, Fax (0911) 86 06-82 28,<br />
www.kommunale.de<br />
# # Klärschlammbehandlung – <strong>Techniken</strong>, Wertstoffe, Perspektiven<br />
28.–30.10.2013, Kassel<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e.V., Renate Teichmann, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-118, E-Mail: teichmann@dwa.de, http://de.dwa.de/klaerschlammbehandlung-2013.htm<br />
September 2013<br />
1020 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Einkaufsberater<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />
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Inge Matos Feliz<br />
Telefon: 0 89/203 53 66-22<br />
Telefax: 0 89/203 53 66-99<br />
E-Mail: matos.feliz@di-verlag.de<br />
matos.feliz@oiv.de<br />
Die technisch-wissenschaftliche<br />
Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong>behandlung
2013<br />
Einkaufsberater<br />
Armaturen<br />
Be- und Entlüftungsrohre<br />
Biogaslösung
2013<br />
Bohrtechnik, <strong>Wasser</strong>gewinnung, Geothermie<br />
Einkaufsberater<br />
Brunnenservice<br />
Informations- und Kommunikationstechnik<br />
Fernwirktechnik
2013<br />
Einkaufsberater<br />
Drehkolbengebläse<br />
Kompressoren<br />
Drehkolbenverdichter<br />
Schraubenverdichter<br />
Korrosionsschutz<br />
Aktiver Korrosionsschutz<br />
Passiver Korrosionsschutz<br />
Regenwasser-Behandlung, -Versickerung, -Rückhaltung
2013<br />
Kunststoffschweißtechnik<br />
Rohrleitungen<br />
Einkaufsberater<br />
Schachtabdeckungen<br />
Smart Metering
2013<br />
Einkaufsberater<br />
Turbogebläse<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
Biologische <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Chemische <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung
2013<br />
Rohrdurchführungen<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung und <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />
Sonderbauwerke<br />
Einkaufsberater<br />
Öffentliche Ausschreibungen<br />
Verbände
Beratende Ingenieure (für das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />
Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />
Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />
• Beratung<br />
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Ing. Büro CJD Ihr Partner für <strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />
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Beratende Ingenieure für:<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Aufbereitung<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung<br />
Telefon 0511/284690<br />
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• Gutachten<br />
• Planung<br />
• Bauleitung<br />
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www.scheffel-planung.de<br />
DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />
Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />
ISO 9001<br />
ISO 14001<br />
SCC p<br />
BS OHSAS 18001<br />
GW 11<br />
GW 301<br />
• G1: st, ge, pe<br />
• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />
GW 302<br />
• GN2: B<br />
FW 601<br />
• FW 1: st, ku<br />
G 468-1<br />
G 493-1<br />
G 493-2<br />
W 120<br />
WHG<br />
AD 2000 HP 0<br />
ISO 3834-2<br />
DIN 18800-7 Klasse E<br />
DIN 4099-2<br />
Ö Norm M 7812-1<br />
TRG 765<br />
MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />
Schwaigerbreite 17 · 94469 Deggendorf · T +49 (0) 991 330 - 231 · E rlb@streicher.de · www streicher.de<br />
Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />
mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />
www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />
heruntergeladen werden.<br />
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INSERENTENVERZEICHNIS<br />
Firma<br />
Seite<br />
AFRISO-EURO INDEX GmbH, Güglingen 901<br />
AMITECH GERMANY GmbH, Mochau 933<br />
AQUATECH AMSTERDAM 2013, Amsterdam, Niederlande 955<br />
Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 941<br />
Blücher GmbH, Erkrath 925<br />
Bürkert GmbH & Co.KG, Ingelfingen 909<br />
Doyma GmbH & Co, Oyten 953<br />
DWA -Landesverbands-Tagung Baden-Württemberg,Stuttgart 963<br />
Ecwatech 2014, Moscow, Russia<br />
4. Umschlagseite<br />
Elomat Anlagenbau <strong>Wasser</strong>technik GmbH, Sasbach 929<br />
Endress+Hauser GmbH & Co.KG,Weil am Rhein<br />
Einhefter<br />
Ingenieurbüro Alwin Eppler GmbH & Co. KG, Dornstetten 939<br />
Ewe Armaturen GmbH & Co. KG, Braunschweig 923<br />
Fernwasserversorgung Franken, Uffenheim 921<br />
FILTECH 2013, Filtech Exhibitions Germany, Meersbusch 902<br />
Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 939<br />
GEO-T EXPO Internationale Geothermie Industriemesse 2013, Essen 959<br />
Huber SE, Berching 881<br />
Hydro-Elektrik GmbH, Ravensburg<br />
Titelseite<br />
Hydrometer GmbH, Ansbach 889<br />
Klinger GmbH, Idstein 895<br />
KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 951<br />
MSR-Spezialmesse Niedersachsen, MEORGA GmbH, Nalbach 961<br />
Phoenix Contact GmbH & Co. KG, Blomberg 891<br />
Plasson GmbH, Wesel am Rhein 903, 905<br />
Sensus GmbH, Ludwigshafen 951<br />
Siemens AG, Industry Sector, Nürnberg<br />
Beilage<br />
SPS IPC DRIVES 2013, MESAGO Messemanagement GmbH, Stuttgart 957<br />
Viega GmbH & Co. KG, Attendorn 885<br />
wat Thementag 2013, DVGW e.V., Bonn<br />
2. Umschlagseite<br />
Watson-Marlow GmbH, Rommerskirchen 887<br />
Xylem Water Solutions Deutschland GmbH, Herford 937<br />
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