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Bergsteiger Gardasee für Entdecker (Vorschau)

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05 Weitwandern de luxe: der Alpe-Adria-Trail<br />

EXTRA: Großer<br />

Ausrüstungsberater<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

05 / Mai 2013<br />

Huberbuam<br />

im Interview<br />

»Danke, dass wir uns<br />

streiten dürfen«<br />

Da müssen Sie hin!<br />

<strong>Gardasee</strong> <strong>für</strong> <strong>Entdecker</strong><br />

Ungewöhnliche Wanderungen mit tollen Ausblicken<br />

Deutschland 5.90 € | Österreich 6.50 € | Schweiz 9.90 sFr | Italien 7.50 € | Luxemburg 6.50 € | Frankreich 6.50 €<br />

Tourenparadies<br />

Berchtesgaden<br />

Einsame Pfade im<br />

Angesicht des Watzmann<br />

Neue Serie:<br />

Geheimnisse<br />

in den Alpen<br />

Oberammergau:<br />

Schlacht am Kofel<br />

+ 50 <br />

<br />

+<br />

12<br />

Tourentipps<br />

<br />

Tourenkarten<br />

+ Schutzhülle<br />

&<br />

REPORTAGE<br />

Die Cinque Terre nach dem großen Unwetter<br />

SERVICE Alles über Trailrunning-Schuhe<br />

HÜTTENPORTRÄT<br />

Rifugio Garelli – 100 Prozent öko


WWW.HAGLOFS.COM/<br />

INTENSE<br />

MONOCHROME<br />

BY HAGLÖFS


EDITORIAL<br />

Abenteuer<br />

ist keine<br />

Frage der<br />

Inszenierung<br />

Man kann den Österreicher Felix Baumgartner<br />

da<strong>für</strong> bewundern, dass er den Sprung aus<br />

39 Kilometern Höhe gewagt und als erster<br />

Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrochen<br />

hat. Millionen Fernsehzuschauer saßen<br />

an jenem 14. Oktober 2012 vor den Bildschirmen<br />

und beobachteten ungläubig staunend den Selbstversuch auf der Walker<br />

Air Force Base in New Mexico, der von Red Bull und seinem Fernsehsender Servus TV<br />

mit Millionen Dollars zum Spektakel inszeniert worden war. Man kann Baumgartner<br />

toll finden oder <strong>für</strong> verrückt halten, oder beides zugleich. Ihn aber zum »Adventurer<br />

of the Year« küren zu lassen, ist Unsinn. Zumindest, wenn man die Auszeichnung,<br />

von National Geographic ausgelobt, als <strong>Bergsteiger</strong> noch ernst nehmen will.<br />

Denn bei allem Respekt vor der körperlichen und mentalen Leistung: Sobald die Sensation,<br />

von einem milliardenschweren Sponsor angeheizt, zum entscheidenden Kriterium<br />

wird, könnten alsbald auch Teilnehmer der Wüstenrallye Paris–Dakar, Hobby-Helden<br />

des Marlboro Abenteuer Teams und der Camel Trophy zur Wahl stehen,<br />

oder am Ende vielleicht ein besonders abgehärteter König des Dschungelcamps?<br />

Hauptsache er kriecht in völliger Missachtung menschlicher Würde nur lange genug<br />

durch stockdunkle, von Ungeziefern verseuchte Erdhöhlen oder schluckt, ohne mit<br />

der Wimper zu zucken, lebende Kakerlaken (übrigens starb, ebenfalls im Oktober<br />

2012, ein 32-jähriger US-Amerikaner, nachdem er bei einem Wettbewerb mehr dieser<br />

Tiere aß als alle anderen Teilnehmer; aber das nur am Rande).<br />

Für das eigene erlebte Abenteuer sind medial inszenierte Auszeichnungen und angeblich<br />

Flügel verleihende Brause zum Glück irrelevant. Es reicht die Freude am Entdecken,<br />

die richtige Ausrüstung und eine Quelle der Inspiration. Wir haben in dieser<br />

Ausgabe ein ganzes Füllhorn an Anregungen <strong>für</strong> Sie parat, angefangen von wenig begangenen<br />

Wegen in den <strong>Gardasee</strong>bergen über einsame Pfade in den Berchtesgadener<br />

Alpen bis hin zu den Zeugnissen früherer Kulturen in Oberammergau, die man erwandern<br />

kann. Und damit Sie künftig ihre Tourenkarten im Gelände vor Nässe und<br />

Schmutz schützen können, finden Sie auf dieser Seite eine transparente Hülle.<br />

Viel <strong>Entdecker</strong>geist wünscht Ihnen<br />

Wanderreisen<br />

in Deutschland<br />

leicht, komfortabel und<br />

wunderbar wanderbar<br />

Freuen Sie sich auf einfache Wanderwege,<br />

erfrischende Tagesetappen, komfortable<br />

Hotels und gute Verkehrsanbindungen zu<br />

den Ausgangspunkten. Wildnis, Kultur und<br />

Kulinarik vor unserer Haustür – es gibt viel<br />

zu entdecken!<br />

Einheimische Wanderführer, die „ihre“<br />

Region wie die eigene Westentasche<br />

kennen, begleiten Sie zu den schönsten<br />

Plätzen unseres Landes und wissen stets<br />

eine Menge zu erzählen: Spannendes,<br />

Originelles, Wissenswertes.<br />

Nach einem wundervollen Wandertag<br />

können Sie in Ruhe entspannen und Leckereien<br />

aus der Region zum Abendessen – teilweise<br />

bei Mehr-Gänge-Menüs – genießen.<br />

aktive Reisen<br />

kleine Gruppen<br />

6 Tage von Hütte zu Hütte<br />

8 Tage Wanderstudienreise<br />

8 Tage mit Standorthotel<br />

Details anfordern unter<br />

Telefon: 089 / 23 50 06 - 0<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

WandernTrekkingBergtourenweltweit<br />

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INHALT<br />

22<br />

<strong>Gardasee</strong> <strong>für</strong> <strong>Entdecker</strong><br />

Am größten See Italiens herrscht zu viel<br />

Trubel? Nicht, wenn man sich auskennt.<br />

Tipps <strong>für</strong> einsame Touren an einem ganz<br />

besonderen Ort<br />

32<br />

Vom Glockner zum Strand<br />

700 Kilometer, 23 000 Höhenmeter,<br />

43 Etappen: Der Alpe-Adria-Trail vereint<br />

Gletscherkulisse und Meeresrauschen.<br />

TITELTHEMA<br />

22 Die stillen Ecken des <strong>Gardasee</strong>s<br />

Nur wenige Kilometer von den tou ristischen<br />

Zentren entfernt zeigt sich der Lago di Garda<br />

von einer gänzlich anderen Seite.<br />

AKTUELL<br />

12 Neues aus der Welt der Berge<br />

12 RÜCKRUF NR. 2 Erneut erklären DAV und<br />

Hersteller Klettersteigsets <strong>für</strong> unsicher.<br />

14 EISIGE ROUTEN Die jüngsten Erfolge von<br />

Robert Jasper, Ines Papert und Georg Santer<br />

16 FAIR TRADE Warum Wasser im Alpenraum<br />

in die öffentliche Hand gehört.<br />

16 WIEDER DA! 50 Jahre hat er sich versteckt,<br />

jetzt zeigt sich der Fischotter in Italien.<br />

18 MEDIEN-TIPPS Aktuelle Bücher, Apps und<br />

Webpages zum Thema Berg<br />

AUF TOUR<br />

32 Weitwandern de luxe<br />

Vom Gletscher ans Meer: Seit 2012 führt der<br />

Alpe-Adria-Trail vom Großglockner bis nach<br />

Triest. Wer möchte, kann unterwegs allerlei<br />

Komfort in Anspruch nehmen.


40<br />

Ganz ohne Rummel<br />

In den Berchtesgadener Alpen gibt es<br />

noch viele einsame Routen und Gipfel.<br />

TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

12 Top-Touren <strong>für</strong> den Mai<br />

Via dell’ Amicizia .................................................................59<br />

Via ferrata Che Guevara .................................................59<br />

Punta Marguareis ...................................................................59<br />

Cima delle Saline. ....................................................................61<br />

Edelweißlahner ........................................................................61<br />

Kleiner Watzmann ................................................................61<br />

Hohes Brett ..................................................................................63<br />

Rotspielscheibe ........................................................................63<br />

Riegsee ................................................................................................63<br />

Hohe Kiste ......................................................................................65<br />

Taubenberg ...................................................................................65<br />

Halserspitz .....................................................................................65<br />

90<br />

Neu am<br />

Markt<br />

Der große<br />

Ausrüstungsberater<br />

<strong>für</strong><br />

den Sommer<br />

2013<br />

110<br />

Cinque Terre<br />

Traumtouren<br />

mit Blick aufs Meer<br />

82<br />

Wahre Klassiker<br />

Für Könner sind die Kletterrouten<br />

in der Brenta das reinste Vergnügen.<br />

Cover: M. Kostner (Cima Capi, <strong>Gardasee</strong>); M. Kasper, K. Dapra, M. Zahel, I. Kürschner, R. Gantzhorn, M. Birck<br />

40 Tourenparadies Berchtesgaden<br />

Die Normalwege auf Watzmann und Untersberg<br />

kennt man. In den Berchtesgadener<br />

Alpen gibt es aber auch viele unbekannte<br />

Wege und unentdeckte Winkel.<br />

68 Serie: Hüttenzauber<br />

Zum Abnehmen ist das Rifugio Garelli im<br />

Piemont die falsche Adresse. Hier wird einfach<br />

zu gut gekocht – und zwar vorwiegend<br />

mit selbst angebauten Zutaten.<br />

72 Der Weg zum Berg<br />

Fit im Frühling, Teil 2: ein neues Trio von<br />

aufeinander abgestimmten Trainingstouren<br />

hilft, die Kondition zu Beginn der Wandersaison<br />

auf Vordermann zu bringen.<br />

Familien-TIPP<br />

Familien-TIPP<br />

78 Serie: Familien-Tour | <strong>Gardasee</strong><br />

Das Papiermühlental am <strong>Gardasee</strong> bietet<br />

geschichtliche Einblicke sowie viel Abwechslung:<br />

ideal <strong>für</strong> Wanderungen mit Kindern<br />

neu!<br />

116 Serie: Geheimnisvolle Alpen<br />

Die Oberammergauer haben den Römern<br />

einst tapfer Widerstand geleistet. Wer auf<br />

den Kofel wandert, findet auch heute noch<br />

Spuren dieser Kämpfe.<br />

SERVICE<br />

90 Ausrüstungsberater Sommer<br />

Immer atmungsaktiver, immer leichter:<br />

Trends und Themen bei Ausrüstungsgegenständen<br />

<strong>für</strong> den Sommer 2013<br />

102 Serie: Stille Helfer<br />

Eine Serie im Zeichen der Bergausrüstung.<br />

Teil 2 behandelt Trailrunningschuhe als<br />

Sinnbild <strong>für</strong> Naturgenuss im Laufschritt.<br />

98 Des Rätsels Lösung<br />

Alle Fragen richtig beantwortet? Die Antworten<br />

und Gewinner unseres Quiz’<br />

ALPINISMUS<br />

82 Klettern in der Brenta<br />

Die klassischen Routen in den Felstürmen<br />

sind <strong>für</strong> Könner ein Highlight.<br />

REPORTAGE<br />

110 Wandern in den Cinque Terre<br />

Die Folgen des schweren Unwetters sind<br />

noch immer erkennbar. Dennoch sind die<br />

meisten Routen schon wieder begehbar.<br />

48 Das große<br />

BERGSTEIGER-<br />

Interview<br />

Als Kletterseilschaft sind sie<br />

längst Kult: die Huberbuam.<br />

Der BERGSTEI-<br />

GER sprach mit<br />

ihnen über das<br />

Älterwerden<br />

und wie sie sich<br />

gegenseitig auf<br />

die Nerven<br />

gehen.<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

TV-Programm 20<br />

Bergpredigt 56<br />

Im Härtetest 106<br />

Grassls Tipp 120<br />

Briefe/Impressum 120<br />

Bergwachteln 122<br />

<strong>Vorschau</strong> 122<br />

05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 5


BERG-BILDER<br />

Lichtspiele<br />

Wolken und Sonne sind zwei wunderbare<br />

Gegenspieler. Sie stellen mit ihren<br />

Inszenierungen manchmal alles andere in<br />

den Schatten – und das im Wortsinne. Bei<br />

diesem Sonnenuntergang im spätherbstlichen<br />

Klettergebiet Smith Rock hatte es<br />

tags zuvor noch geschneit.<br />

Smith Rocks, Oregon, USA


05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 7<br />

Alle Fotos: Christian Pfanzelt


Gegenlicht<br />

Ohne Licht keine Farben. Fehlendes<br />

Licht kann daher auch <strong>für</strong><br />

ein fotografisches Stilmittel genutzt<br />

werden: den Scherenschnitt.<br />

Engelhörner, Berner Alpen, Schweiz<br />

8 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13


Mondlicht<br />

Grandioses Grau in Grau. Die<br />

Schatten am unteren Bildrand<br />

werden übrigens durch die letzten<br />

Sonnenstrahlen geworfen.<br />

Yosemite Valley, Kalifornien, USA<br />

Herbstlicht<br />

Zur richtigen Zeit am richtigen<br />

Ort. Diesen Lichtkegel wirft die<br />

Sonne nur wenige Minuten an<br />

wenigen Tagen im Jahr.<br />

Oberreintalhütte, Wettersteingebirge


Schlusslicht<br />

Stimmungen lassen sich nicht<br />

künstlich erzeugen. Sie sind eine<br />

einzigartige Mixtur aus Launen<br />

der Natur – und der Menschen.<br />

Rifugio Cinque Torri, Dolomiten, Italien<br />

10 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13


Jäger des Lichts<br />

Um als Fotograf das Licht richtig zu<br />

nutzen, braucht es dreierlei: Geduld,<br />

Spontaneität – und Glück. Wichtig ist<br />

dabei, sich zufällig bietende Gelegenheiten<br />

zu ergreifen.<br />

Die Offensichtlichkeit der<br />

Serie »Lichtspiele« ist die,<br />

dass sich die jeweiligen<br />

Lichtsituationen nur zu<br />

bestimmten Zeiten einstellen.<br />

Für den Fotografen<br />

bedeutet dies, sich entweder<br />

in Geduld zu üben oder zum richtigen Zeitpunkt<br />

zurückzukehren. Auf der Oberreintalhütte<br />

– meine persönliche Kletterheimat seit<br />

Kindheitstagen – wusste ich beispielsweise,<br />

dass im Spätherbst dieser Lichtkegel nur <strong>für</strong><br />

20 Minuten auf die Hütte trifft und legte mich<br />

deshalb gut vorbereitet und abwartend auf die<br />

Lauer. Ganz anders dagegen beim ersten Motiv<br />

dieser Serie: Nach einem kraftraubenden Klettertag<br />

baute ich in aller Eile Stativ und Kamera<br />

auf. Als dann plötzlich auch noch jene unbekannte<br />

Person auf dem Felsen erschien, konnte<br />

ich mein Glück kaum fassen. Manche Bilder, wie<br />

das auf dieser Seite, lösen auch ganz persönliche<br />

Emotionen, Gedanken und Gefühle aus. Für<br />

mich erklingen beim Betrachten dieses Bildes<br />

sofort die ersten Töne des Halleluja, vorgetragen<br />

von einem Freund. Gänsehautfeeling pur.<br />

Christian Pfanzelt


<strong>Bergsteiger</strong><br />

05/13 AKTUELL<br />

Rückruf, der zweite!<br />

SCHON WIEDER RUFEN HERSTELLER KLETTERSTEIG-<br />

SETS ZURÜCK. BETROFFEN SIND DIESMAL SETS MIT<br />

REIBUNGSBREMSEN.<br />

Die Saison hat noch gar nicht begonnen, da<br />

wird schon der zweite Rückruf von Klettersteigsets<br />

binnen eines halben Jahres laut. Alpenvereine<br />

und Hersteller warnen derzeit vor Sets mit<br />

Reibungsbremsen. Solche Systeme sind erkennbar<br />

an einer Metallplatte, durch deren Löcher<br />

ein Seil führt (siehe linkes Set in der Abb.).<br />

Das Problem: Bedingt durch Alterungsprozesse verliert das Bremsseil<br />

an Flexibilität. Dies führt zu einer höheren Reibung in der<br />

Bremse, so dass die maximal auftretenden Kräfte am Fangstoßdämpfer<br />

größer werden. Gleichzeitig, so führt der Deutsche Alpenverein<br />

(DAV) aus, »verlieren die Lastarme im Gebrauch an Festigkeit.<br />

Letztendlich kann die Kombination dieser beiden Effekte bei<br />

einigen Sets im Sturzfall zum Riss führen«.<br />

Anders als der Rückruf von Sets mit elastischen Lastarmen und<br />

Bandfalldämpfer im vergangenen August – Folge eines tödlichen<br />

Unfalls – erfolgte die aktuelle Aktion vorsorglich. Dennoch hängen<br />

sie in gewisser Weise zusammen: Im Zuge der breit angelegten<br />

Überprüfung von Klettersteigsets nach dem Unfall, hat Mammut<br />

bei seinen Klettersteigsets mit Reibungsbremsen vereinzelt Mängel<br />

Fotos: DAV, Andreas Strauß<br />

Nicht auf jedes Klettersteigset ist Verlass.<br />

festgestellt. Dies griff die Sicherheitsforschung vom Deutschen<br />

Alpenverein auf und bemerkte, dass Sets verschiedener Hersteller<br />

betroffen sind.<br />

Die Ursache der Mängel sind somit grundverschieden: diesmal Sets<br />

mit Reibungsbremse, im August Sets mit elastischen Lastarmen.<br />

Das irritiert auch den Deutschen Alpenverein: »Zwei so grundsätzliche<br />

Problematiken innerhalb so kurzer Zeit hat es bislang noch<br />

nicht gegeben«, sagt Pressesprecher Thomas Bucher. Entsprechend<br />

groß ist die Verunsicherung bei den Kunden, wie ein Verkäufer von<br />

Bergzeit in Holzkirchen bestätigt.<br />

Wichtig, so der DAV, sei nun, anhand einer Liste (downloadbar unter<br />

www.alpenverein.de/Bergsport/Sicherheit/Rueckruf-<br />

Klettersteigsets) zu überprüfen, ob das eigene Set betroffen ist.<br />

Auch die Lebensdauerangaben der Hersteller seien unbedingt zu<br />

berücksichtigen. Wer ein betroffenes Produkt hat, wendet sich am<br />

besten direkt an den Hersteller. Auch die entsprechende Norm der<br />

UIAA (Union Internationale des Associations d’Alpinisme) wurde<br />

geändert. Sie enthält nun erhöhte Mindestanforderungen. –bw–<br />

Zitat des Monats<br />

»Heute Abend hätte<br />

ich können in Verona<br />

sein, aber es lag mir<br />

noch eine herrliche<br />

Naturwirkung an der<br />

Seite, der <strong>Gardasee</strong>,<br />

den wollte ich nicht<br />

versäumen, und bin<br />

herrlich <strong>für</strong> meinen<br />

Umweg belohnt.«<br />

Berg-Fundstück<br />

SCHNEIDIGE SACHE<br />

Mit dem Panoramamesser kann man<br />

sich jetzt schon beim Frühstück<br />

auf den Bergblick einstimmen, der<br />

einen mittags auf dem Gipfel bei der<br />

Brotzeit erwartet. Nur das Mitnehmen<br />

wird nicht empfohlen: zu groß, zu scharf!<br />

www.panoramaknife.ch<br />

Preis: 79 CHF (Version mit Palisander-Griff)<br />

Johann Wolfgang von Goethe (1786 bei seiner<br />

Italienreise)<br />

12 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Fünf Fragen an …<br />

Foto: privat<br />

Michaela Skuban<br />

(36) aus Starnberg<br />

forscht in<br />

der Slowakei<br />

über Braunbären<br />

und macht sich<br />

<strong>für</strong> deren Schutz<br />

stark.<br />

… die Bärenforscherin<br />

Sie leben seit 2006 in der Prärie der Slowakei, um dort über<br />

Bären zu forschen. Was haben Sie bisher herausgefunden?<br />

Der Bär ist unwahrscheinlich klug und nicht tollpatschig, wie er oft<br />

wahrgenommen wird. Doch er hat ein Problem: In unserer überbevölkerten<br />

Welt ist er einer der ersten, der keinen Platz mehr hat. Ein Reh<br />

oder ein Dachs in der Nähe akzeptiert man gerne. Aber wenn sich ein<br />

Bär an den Menschen gewöhnt, ist das sein Aus.<br />

Wenn immer mehr Menschen in die Natur strömen, ist das<br />

natürlich problematisch. Wie kann man Bären schützen?<br />

Indem man geruchssichere Abfalltonnen verwendet, ihn nicht füttert,<br />

wie es leider immer wieder passiert, und ihm genug Ruhezonen lässt.<br />

Aber es sind auch größere Projekte, die ihn bedrohen, etwa wenn<br />

neue Skipisten eröffnet werden sollen. Da muss man einen Mittelweg<br />

fi nden und wissen, wo Schlafzonen und Routen der Bären sind.<br />

Gibt es in der Slowakei viele Übergriffe von Bären?<br />

Viele nicht, maximal fünf im Jahr. Dazu muss man sagen, dass es<br />

– vorsichtig geschätzt – etwa 800 Bären hier gibt. Die Muster der<br />

Übergriffe sind immer gleich. Es sind nicht Spaziergänger, die<br />

angegriffen werden, sondern Jäger oder Sammler von Beeren und<br />

Pilzen, weil sie leise sind, die Wege verlassen und ganz tief in den<br />

Wald vordringen. Der Bär fühlt sich dann bedroht. Wenn wir unterwegs<br />

sind, klatschen oder pfeifen wir daher immer mal wieder. Das hilft.<br />

Was wollen Sie mit Ihrer Forschung erreichen?<br />

Mein oberstes Ziel ist es, das Unwissen in der Bevölkerung in<br />

Interesse umzuwandeln. Wenn es mir gelingt, die Leute <strong>für</strong> ihre Bären<br />

zu begeistern, werden sie sich <strong>für</strong> sie einsetzen und sie schützen.<br />

LAUFEN, GEHEN, FELS UND SCHLAMM, SCHNEE<br />

UND PFÜTZEN ANGEHEN. SICH SCHNELL IN DER NATUR<br />

FORTBEWEGEN, SIE ERFÜHLEN UND ERLEBEN.<br />

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Wie schätzen Sie die Chance der Bären in den Alpen ein?<br />

Das ist schwer zu sagen. Die Alpen sind defi nitv seine einzige Chance<br />

im deutschsprachigen Raum. Nur die Zeit kann zeigen, ob er dort<br />

zurechtkommt. Platz wäre genug, Ruhe hätte er auch, aber ich bin mir<br />

nicht sicher, ob er seine Futteransprüche ausreichend sichern kann,<br />

ohne auf Nutztiere zurückzugreifen. Hier frisst er gerade im Herbst<br />

viele Eicheln und Bucheckern, die hätte er dort nicht überall. Sonst<br />

braucht er Insekten, Waldbeeren, mal eine Maus oder Aas – eigentlich<br />

nicht viel. Nur einige wenige Tiere gehen aktiv auf die Jagd, etwa nach<br />

Wildschwein oder Rothirsch.<br />

Interview: B. Willmes<br />

Engineered with:<br />

Become a La Sportiva fan<br />

#runnerheroes


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 05/13 AKTUELL<br />

Berg-Splitter<br />

Foto: OeAV/Markus Schwaiger<br />

Foto: Peter/Bernhard Auer<br />

Bald wieder möglich:<br />

Klettern am Fels<br />

Start in die Klettersaison<br />

Endlich wieder raus an den Fels! Als Warm-up<br />

bietet sich das Ötztal an. Dort fi ndet vom 26. bis<br />

28. April ein Kletteropening <strong>für</strong> Anfänger und<br />

Fortgeschrittene statt. Auf dem Programm<br />

stehen Workshops zum Sportklettern, Bouldern<br />

oder Klettersteiggehen, auch ein Vortrag von<br />

Extremkletterer Hansjörg Auer ist geplant. Mit<br />

dabei sind Kletterprofi s wie Angy Eiter oder<br />

Jakob Schubert. www.kletteropening.at –bd–<br />

Glace Glisse: Favorit gewinnt!<br />

In Unken im Heutal war erneut Eisklettern auf<br />

höchstem Niveau geboten. Den Sieg beim<br />

internationalen Eiskletterevent Glace Glisse sicherte<br />

sich zum vierten Mal in Folge der Favorit und<br />

mehrfache Weltmeister Markus Bendler. Mit seiner<br />

Teilnahme verabschiedete sich der 28-Jährige<br />

gleichzeitig vom aktiven Wettkampfklettern. –bd–<br />

Erfolg <strong>für</strong> Green Climbers Home<br />

Das Klettercamp »Green Climbers Home« in<br />

Laos ist bei einem Brand in der Silvesternacht<br />

vollständig zerstört worden. Gäste und Freunde<br />

des Camps wie Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf<br />

Dujmovits starteten daraufhin einen Spendenaufruf.<br />

Dadurch kamen mehr als 25 000 US-<br />

Dollar zusammen. Für den Wiederaufbau<br />

brauchen die Betreiber, Tanja und Uli Weidner,<br />

allerdings weitere 50 000 Dollar. Wer spenden<br />

möchte, fi ndet alle Infos unter: www.greenclimbershome.com/deutsch/donation_g.html<br />

–bd–<br />

Foto: Thomas Senf<br />

Eiskalte Leidenschaft<br />

ROBERT JASPER UND INES PAPERT BEGEHEN NEUE ROUTEN; GEORG SAN-<br />

TER KLETTERT FREE SOLO DURCH »MORDOR«<br />

An der Breitwangfluh bei Kandersteg gibt es bereits mehrere schwere Eiskletterrouten.<br />

Im Februar ist eine weitere dazu gekommen: »Ritter der Kokosnuss«<br />

(M12/WI5, 165 m) heißt die neue Route von Robert Jasper, deren Realisierung<br />

der deutsche Extrembergsteiger nach eigenen Angaben schon seit mehr als zehn<br />

Jahren im Kopf hatte. Es war vor allem der brüchige Fels, wie er berichtet, dem er<br />

sich bei früheren Versuchen mental nicht gewachsen fühlte. Schließlich wollte<br />

er die Route im Trad-Stil ohne Bohrhaken klettern, was ihm am 13. Februar gemeinsam<br />

mit dem Bergführerkollegen Rainer Treppte gelungen ist. Auch Ines<br />

Papert kam von ihrer Reise auf Senja Island, einer norwegischen Insel über dem<br />

Polarkreis, mit einer neuen Mixedroute zurück. Gemäß norwegischer Tradition<br />

kletterte die 39-Jährige die technisch anspruchsvollen Leisten und dünnen<br />

Eisglasuren in »Finnmannen« (M9+/WI7/E8, 400 m) ausschließlich mit mobilen<br />

Sicherungsmitteln. Nicht in einer neuen Tour, da<strong>für</strong> aber ganz allein und ohne<br />

Sicherung war Georg Santer unterwegs: Am 23. Februar kletterte der 27-Jährige<br />

Eisprofi aus Werfen free solo durch »Mordor« (WI5+, 315 m), den mächtigen Eisfall<br />

im Gasteinertal.<br />

–bd–<br />

Der »Adventurer of the Year«<br />

BASEJUMPER FELIX BAUMGARTNER<br />

BEKOMMT BEI ONLINE-WAHL DIE<br />

MEISTEN STIMMEN<br />

Nur mit mobilen Sicherungsmitteln<br />

unterwegs: Ines<br />

Papert auf Senja Island<br />

Mit David Lama und Felix Baumgartner<br />

waren gleich zwei österreichische<br />

Extremsportler unter den Nominierten<br />

zur Wahl des »Adventurer of the<br />

Year 2013«. 55 000 Fans, die online ihre<br />

Stimme abgaben, waren der Meinung,<br />

dass Baumgartner mit seinem 39 Kilometer<br />

langen Fallschirmsprung aus dem<br />

Weltall im Jahr 2012 das größte Abenteuer<br />

vollbracht hat. Im Interview mit machte Felix Baumgartner weltbekannt.<br />

Sein Fallschirmsprung aus dem Weltall<br />

National Geographic betont »Fearless<br />

Felix«, wie er in den Medien zum Teil genannt wird, kein Adrenalin-Junkie zu<br />

sein. Vor dem Rekordsprung, mit dem er als erster Mensch die Schallmauer ohne<br />

technische Hilfsmittel durchbrochen hat, lagen Jahre der Vorbereitung. –bd–<br />

Foto: Jörg Mitter/Red Bull<br />

14 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Foto: Agentur Grassl<br />

In leichtem Gelände lernen die<br />

Teilnehmer die Grundlagen der<br />

Aufstiegstechnik.<br />

Erste Wahl <strong>für</strong> Einsteiger<br />

2. BERCHTESGADENER LAND SKITOUREN-FESTIVAL ZÄHLT DOPPELT<br />

SO VIELE TEILNEHMER WIE IM VORJAHR<br />

Nach dem erfolgreichen Auftakt im Vorjahr konnten die Organisatoren<br />

2013 noch einen draufsetzen: Insgesamt 270 Tourengeher, doppelt so viele<br />

wie bei der Premiere 2012, haben sich zum Skitouren-Festival am Hochschwarzeck<br />

vom 22. bis zum 24. Februar angemeldet. Die Atmosphäre blieb<br />

trotzdem familiär. Die Teilnehmer lobten die gute Organisation und die<br />

Tatsache, dass immer ein Ansprechpartner greif bar war. Jürgen Schweitzer<br />

aus Heilbronn zum Beispiel war schon zum zweiten Mal dabei. Vor allem das<br />

vielseitige Programm bei gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und die Möglichkeit,<br />

sich aktuelles Testmaterial auszuleihen, war <strong>für</strong> ihn der Grund, wieder<br />

nach Berchtesgaden zu kommen. »Der Renner«, so das Organisationsteam,<br />

»waren erneut die Anfänger-Skitouren. Für diese Zielgruppe scheint das<br />

Konzept besonders gut zu passen«. Wer einfach mal reinschnuppern wollte<br />

ins Skitourengehen, konnte sich bei den Workshops am Samstag Grundlagen<br />

in Sachen Technik, Sicherheit und Umweltverträglichkeit aneignen. Bei den<br />

begleiteten Skitouren am Sonntag waren neben anspruchsvollen Touren wie<br />

der zum Watzmannkar und mittelschweren Touren wie der Predigtstuhl-<br />

Runde auch solche dabei, bei denen zwar im Gelände aufgestiegen, dann<br />

aber über die Piste abgefahren wurde. So sind am Tourensonntag alle Teilnehmer<br />

unterschiedlicher Könnens-Stufen auf ihre Kosten gekommen. –bd–<br />

Foto: DAV<br />

Die Gedanken<br />

sind frei<br />

JUGEND-DAV UNTERSTÜTZT DREI<br />

PROJEKTE AMBITIONIERTER<br />

NACHWUCHSBERGSTEIGER<br />

Das Motto vom aktuellen Projekt<br />

»create new limits« der Jugend des Deutschen<br />

Alpenvereins (JDAV) lautet »Grenzen?<br />

Los! Denken!«. Bis Dezember 2012 konnten<br />

sich Jugendgruppen mit ihrem eigenen<br />

Bergprojekt <strong>für</strong> das Jahr 2013 beim JDAV bewerben.<br />

Im Vordergrund stand dabei nicht<br />

der Leistungsgedanke, vielmehr sollten es<br />

kreative und ungewöhnliche Ideen sein. Mit<br />

mehr als 18 500 Klicks ist Ende Januar die<br />

Onlineabstimmung über die eingereichten<br />

Projekte zu Ende gegangen. Von folgenden<br />

Unternehmungen werden nun 80 Prozent<br />

der Projektkosten durch die JDAV übernommen:<br />

»Arco autofrei« (JDAV Düsseldorf),<br />

»Slowmountain – naturnah bergsteigen«<br />

(JDAV Nürnberg), »Monte-Rosa-Hütte« (JDAV<br />

Tölz). Mehr Infos zu den einzelnen Projekten<br />

unter www.jdav.de<br />

–bd–<br />

Grenzenlos<br />

denken: Der<br />

Deutsche<br />

Alpenverein<br />

unterstützt<br />

kreative<br />

Bergideen.<br />

Sind Sie noch mit Aluminiumstöcken unterwegs?<br />

Dann wird es Zeit umzudenken!<br />

Carbonstöcke sind leichter, steifer und korrosionsbeständiger als herkömmliche Aluminiumstöcke.<br />

Deshalb sind heute bereits mehr als die Hälfte unserer Stöcke aus Carbon. Finden Sie<br />

das <strong>für</strong> Sie optimale Modell auf www.komperdell.com


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 05/13 AKTUELL<br />

Blöderweise ist dieses Bild so klein!<br />

GASTBeitrag<br />

Foto: privat<br />

Claire Simon ist<br />

stellvertretende<br />

Geschäftsführerin<br />

der Internationalen<br />

Alpenschutzkonvention<br />

CIPRA<br />

Fair Trade <strong>für</strong> Wasser!<br />

Wasser – eine Selbstverständlichkeit? Nicht <strong>für</strong><br />

alle Menschen. Wasser wandelt sich immer mehr<br />

vom Allgemein- zum Privatgut. Was bedeutet das<br />

<strong>für</strong> die Alpen? Nun, in erster Linie Gewinne – <strong>für</strong><br />

Konzerne, die es nutzen zur Energiegewinnung<br />

oder <strong>für</strong> die Schneeproduktion. Die anderen<br />

be kommen, was übrig bleibt. Es gibt Beispiele in<br />

den französischen Alpen, wo Trinkwasser im<br />

Winter herangeführt werden musste, weil das<br />

verfügbare Wasser verschneit wird. Interessenskonfl<br />

ikte sind programmiert. Die Frage ist, wer<br />

am längeren Hebel sitzt. Das Problem verschärft<br />

sich durch den Klimawandel: Weniger Regen,<br />

zunehmende Trockenheit im Sommer und<br />

deutlich geringere Schneefälle im Winter<br />

dezimieren das »blaue Gold« der Alpen.<br />

Der Vorstoß der Europäischen Kommission, die<br />

Vergabe von Konzessionen zur Trinkwasserversorgung<br />

zu reglementieren, hat eine Diskussion<br />

losgetreten, wem das Wasser eigentlich gehört.<br />

Eine notwendige und überfällige Frage.<br />

Kommunale Betriebe können mit großen<br />

Konzernen nicht konkurrieren. Die Alpengemeinden<br />

haben gegenüber diesen Konzernen einen<br />

schwierigen Stand, um Vorgaben zu Preis,<br />

Qualität und Umweltschutz durchzusetzen.<br />

Die Alpenfl üsse versorgen 170 Millionen<br />

Menschen inner- und außerhalb der Alpen mit<br />

Wasser. Die Hoheit über dieses Wasser gehört in<br />

die öffent liche Hand. Und daher braucht es eine<br />

gemeinsame Strategie der Alpenstaaten und der<br />

EU <strong>für</strong> das Wassermanagement. Es ist höchste<br />

Zeit, sich mit der Privatisierung und mit der Frage<br />

nach der Verantwortung <strong>für</strong> den nachhaltigen<br />

Umgang mit Wasser auseinanderzusetzen. Das<br />

UNO-Jahr der Zusammenarbeit im Bereich<br />

Wasser bietet gute Gelegenheiten dazu. Wir<br />

werden alles tun, sie zu nutzen.<br />

Foto: Nationalparkverwaltung Berchtesgaden (2)<br />

Foto: pixelio/Rudolpho Duba<br />

Ein Ort <strong>für</strong> alle Sinne<br />

NATIONALPARKZENTRUM »HAUS DER BERGE« ERÖFFNET IM MAI<br />

In Berchtesgaden entsteht ein neues Bildungs- und Informationszentrum: Am<br />

10. Mai öffnet das neue Nationalparkzentrum »Haus der Berge« erstmals seine<br />

Pforten. Auf 17 000 Quadratmetern können Besucher künftig Natur mit allen<br />

Sinnen erleben. Da<strong>für</strong> sorgen spezielle Ton- und Lichtinszenierungen, die jahreszeitenabhängig<br />

die einzelnen Stationen immer wieder neu erfahrbar machen.<br />

In der Waldwerkstatt und in der Wiesenküche werden den Besuchern die<br />

verschiedenen natürlichen Lebensräume näher gebracht. Dies, so die Initiatoren,<br />

soll einen wichtigen Beitrag zur Umweltbildung<br />

leisten und die Sensibilität<br />

der Besucher <strong>für</strong> die Natur des Nationalparks<br />

Berchtesgaden schärfen. Die 19<br />

Millionen Euro Investitionskosten des<br />

Projekts übernehmen der Freistaat Bayern,<br />

die EU sowie weitere Sponsoren und<br />

Förderer.<br />

–bd–<br />

Wieder da: Fischotter werden in Italien<br />

wieder heimisch.<br />

Umweltbildung: Im<br />

neuen Nationalparkzentrum<br />

(Bild unten) sollen<br />

Besucher Einblick in<br />

die Natur der Bergwelt<br />

(links die Watzmann-<br />

Ostwand) bekommen.<br />

Willkomen<br />

daheim!<br />

ERSTER FISCHOTTER SEIT<br />

50 JAHREN WIEDER IM TRENTINO<br />

In einem Südtiroler Gewässer ist ein<br />

Fischotter-Männchen in die Falle getappt<br />

– zum Glück nur in eine Videofalle. In<br />

Europa zählt der Nager zu den bedrohten<br />

Tierarten. In den österreichischen Alpen<br />

vermuten Experten 50 Tiere, in Italien knapp 200 Tiere. Der letzte seiner Art<br />

wurde im italienischen Teil der Alpen 1958 vor mehr als einem halben Jahrhundert<br />

gesehen, weshalb der flinke Jäger im Trentino/Südtirol als ausgestorben galt.<br />

Wie viele Fischotter tatsächlich in ihren früheren Lebensraum zurückgekehrt sind,<br />

soll jetzt herausgefunden werden.<br />

–bd–<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13


GUARANTEED<br />

Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

beSIEGELt<br />

Wer dieses Siegel erhält, erfüllt<br />

die ökologischen, gesundheitlichen<br />

und sozialen Anforderungen der gemeinnützigen<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Zertifizierung im Tourismus,<br />

TourCert. Berücksichtigt wird die gesamte Kette – von Veranstalter<br />

bis Anbieter vor Ort. Derzeit haben sich 57 vorrangig<br />

deutsche Reiseveranstalter und acht Reisebüros<br />

qualifiziert. Mehr Infos unter www.tourcert.org –bw–<br />

Schutz ohne<br />

Ausnahmen<br />

MOUNTAIN WILDERNESS MACHT SICH GEGEN<br />

WINTERFAHRTRAININGS AUF GESPERRTER<br />

PASSSTRASSE STARK<br />

Eigentlich unterliegen die Flüelapassstraße und der Schottersee<br />

im Schweizer Kanton Graubünden im Winter einer saisonalen<br />

Sperre. BMW aber erhält <strong>für</strong> Winterfahrtrainings Jahr<br />

<strong>für</strong> Jahr eine Ausnahme. Dieses seit 2005 währende Nutzungsrecht<br />

erhält der Automobilkonzern von der Davos Services<br />

GmbH, der wiederum die Erlaubnis des Kantons Graubünden<br />

vorliegt. Frisch saniert: Im kommenden der Weg Sommer läuft diese Regelung aus.<br />

Umweltorganisationen über die Brunnenauscharte wie Mountain Wilderness, WWF und<br />

Pro Natura fordern nun, dass der Kanton Graubünden die Straßen<br />

nicht mehr <strong>für</strong> private Zwecke zur Verfügung stellt. »Die<br />

Trainingsfahrten stellen einen unnötigen Stressfaktor <strong>für</strong> die<br />

im Winter besonders sensiblen Wildtiere dar«, begründet etwa<br />

Mountain Wilderness seine Haltung. Zudem liege der Schottensee<br />

in einer Gewässerschutzzone.<br />

–bw–<br />

Hansjoerg Auer, Baffi n Island. Photo: Riky Felderer<br />

TM<br />

ATHLETE TESTED. EXPEDITION PROVEN.<br />

ERSTKLASSIGE OUTDOOR BEKLEIDUNG UND EQUIPMENT.<br />

Outdoor Bekleidung und Equipment der The North Face ® Summit Series wurden<br />

speziell entwickelt, um den härtesten Bedingungen auf unserem Planeten trotzen<br />

®<br />

zu können. Erstklassig, authentisch, technisch, innovativ: die The North Face<br />

Summit Series ist <strong>für</strong> alle, die Never Stop Exploring zum Motto haben. Den<br />

gleichen Ethos fi ndet man bei den nachfolgenden Summit Series Spezialisten.<br />

Foto: Hans Peter Jost<br />

Mountain Wilderness macht Front gegen Winterfahrtrainings<br />

auf der Flüelapassstraße in Graubünden.<br />

Bergfreunde, www.bergfreunde.de +49 7121 70120<br />

Bergzeit, Am Eisweiher 2 - Gmund +49 8021 5062000<br />

Bernd Woick, Plieninger Strasse 21 - Filderstadt +49 711 7096700<br />

Bittl, Georg-Reismüller-Strasse 5, München +49 89 89219-198<br />

Blackfoot, Siegburger Strasse 227 - Köln-Deutz +49 221 9922570<br />

Der Ausrüster, Brunngasse 7 - Passau +49 851 4909549<br />

Der Aussteiger, Danziger Strasse 41 - Berlin +49 30 4410414<br />

Doorout.com, Frankfurter Strasse 62 - Fulda +49 661 480 1990<br />

Eiger & Jungfrau, Heilig-Geist-Str. 7 - Rosenheim +49 8031 9006544<br />

Engelhorn Sports, N5 - Mannheim +49 621 16700<br />

Rolands’s Alpin-Laden, Nürnberger Strasse 100 - Bamberg +49 951 25767<br />

Sport Conrad, Bahnhofstrasse 20 - Penzberg +49 8856 8110<br />

Sport Conrad, Chamonixstrasse 3-9 - Garmisch-Partenkirchen +49 8821 732270<br />

Sporthaus Schuster, Rosenstrasse 1-5 - München +49 89 237070<br />

Terracamp, Aegidiimarkt 7 - Münster +49 25 14 57 77<br />

Trekking König, Am Berge 36A - Lüneburg +49 4131 7547320<br />

Alpin Loacker Bergsport, Im Buch 18 - Götzis +43 5523 55392<br />

Bergfuchs, Kaiserstr. 15 - Wien +43 15 23 96 98<br />

Sportalp, Waldhart - Lech am Arlberg +43 5583 2110<br />

Steppenwolf, Kirchengasse 34 - Wien +43 1 5234055<br />

TO KEEP YOU DRY<br />

thenorthface.com<br />

OFFICIAL PARTNER


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 AKTUELL<br />

05/13 AKTUELL<br />

Medien<br />

BergBücher …<br />

Martin Krauß<br />

»DER TRÄGER WAR IMMER<br />

SCHON VORHER DA«<br />

224 Seiten, Format 13,5 x 21 cm, Hardcover<br />

mit Schutzumschlag, Nagel & Kimche Verlag,<br />

Zürich 2013, 19,90 €<br />

»Die Besteigung des Montblanc<br />

dürfte <strong>für</strong> die Durchsetzung des<br />

Bürgertums in Europa von größerer<br />

Bedeutung sein als die Erstürmung der Bastille« – mit dieser<br />

provokant formulierten Aussage beginnt eine Kulturgeschichte<br />

des Alpinismus, die außer den Protagonisten aus Erstbesteigern<br />

und Rekordhaltern auch namenlose Wegbereiter des<br />

Bergsteigens wie Schmuggler, Kristallsucher, Gebirgsjäger und<br />

Natürschützer präsentiert. Der Autor hat gut recherchiert und<br />

versucht, auch politische, gesellschaftliche und ökologische<br />

Bewegungen, die den Alpinismus beeinflusst haben, darzustellen.<br />

Entstanden ist eine lesenswerte Übersicht über bekannte<br />

und weniger bekannte Meilensteine des Alpinismus <strong>für</strong> alle<br />

Berginteressierten.<br />

–pgk–<br />

Tobias Bach, Franz Hölzl<br />

»HOCHTOUREN. PRAXISWISSEN<br />

VOM PROFI ZU AUSRÜSTUNG,<br />

TECHNIK UND SICHERHEIT «<br />

192 Seiten, Format 16,5 x 23,5<br />

cm, Softcover, Bruckmann Verlag,<br />

München 2013, Preis 19,99 €<br />

Hochtouren erfordern Erfahrung<br />

und gute Vorbereitung.<br />

Die staatlich geprüften Bergund<br />

Skiführer Franz Hölzl und<br />

Tobias Bach beschreiben anschaulich,<br />

wie man sich sicher<br />

in Fels und Eis, am Seil und<br />

mit Steigeisen bewegt. Ausführliche<br />

Kapitel widmen sich<br />

der Ausrüstung, Sicherungstechnik<br />

und Spaltenbergung.<br />

Auch ein Eis kletter-Exkurs ist<br />

enthalten.<br />

–bd–<br />

Stephan Siegrist<br />

»UNTERWEGS ZWISCHEN<br />

HIMMEL UND ERDE«<br />

144 Seiten, Format 27 x 31 cm,<br />

geb. m. Schutzumschlag, Delius<br />

Klasing, Bielefeld 2013, 39,90 €<br />

Feuer, Wasser, Luft und<br />

Stein: Der Extrembergsteiger<br />

Stephan Siegrist gliedert seinen<br />

Bildband ungewöhnlich<br />

<strong>für</strong> einen, der zumeist festen<br />

Boden unter den Füßen hat.<br />

Doch bald wird klar, dass das<br />

Leben des Schweizers in der<br />

Tat sehr stark mit diesen Elementen<br />

verbunden ist. Es ist<br />

ein sehr persönliches Buch,<br />

mit grandiosen Bildern und<br />

tiefen Einblicken in die Seele<br />

des Profi-<strong>Bergsteiger</strong>s. –mr–<br />

BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />

Foto: Red Bull Content Pool/K. Fengler<br />

ALARM IN SEKUNDENSCHNELLE<br />

Wo<strong>für</strong>? Notrufe innerhalb Tirols<br />

Wie? Vorab hinterlegt man seine persönlichen<br />

Angaben. Im Notfall heißt es dann einfach nur App<br />

öffnen, diese ermittel via GPS den aktuellen<br />

Standort und übermittelt ihn an die Bergrettung.<br />

Wieviel? Die »Notfall App« ist gratis<br />

Warum? Weil in kritischen Situationen unter<br />

Umständen jede Sekunde zählt.<br />

»JÄGER DES AUGENBLICKS«<br />

2010 startete Stefan Glowacz gemeinsam<br />

mit seinen langjährigen Partnern Kurt<br />

Albert und Holger Heuber zu einer Expedition<br />

auf den Tafelberg Roraima im<br />

Dreiländereck von Brasilien, Venezuela<br />

und Guyana. Zunächst in Einbäumen über<br />

Flussläufe, dann zu Fuß, geht es zwei Wochen<br />

durch den Dschungel – um dann<br />

den überhängenden, 600 Meter hohen<br />

Felspfeiler »La Proa« zu bewältigen. –sz–<br />

Von: Philipp Manderla; ab 25. April im Kino<br />

Mit: Stefan Glowacz, Holger Heuber, Kurt Albert<br />

Aus: Österreich<br />

www.8000ers.com<br />

Homepage mit sämtlichen Neuigkeiten<br />

und Infos rund um die Besteigungen der<br />

höchsten Berge der Welt. Wer hat Everest,<br />

K2 und Kangchenjunga bestiegen, wer mit,<br />

wer ohne Sauerstoff ? Solche und ähnliche<br />

Fragen lassen sich auf dieser Seite mit wenigen<br />

Klicks beantworten. Gepflegt wird<br />

www.8000ers.com von dem deutschen<br />

Berg-Chronisten Eberhard Jurgalski.<br />

www.bergruf.de<br />

Schlicht, aber nützlich: Auf dieser Homepage<br />

findet man sämtliche Webcams im<br />

Alpenraum, regional geordnet. –bw–<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Gut ausgerüstet ...<br />

mit 12 Ausgaben BERGSTEIGER +<br />

Original-BUFF-Schlauchtuch<br />

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nach Hause, sogar 2 Tage, bevor er am Kiosk liegt.<br />

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• 2013 in jeder Ausgabe nur <strong>für</strong> Abonnenten:<br />

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in limitierter Auflage.<br />

Gratis <strong>für</strong> Sie!<br />

Foto: Andreas Strauß<br />

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TV-Programm April / Mai 2013<br />

J8.4. | 11.30 | N 3<br />

Der Tafelberg<br />

Dauer: 45 Min.<br />

8.4. | 23.30 | RTL<br />

30 Minuten Deutschland<br />

Saisonarbeit im Selbstversuch<br />

– Buckeln in den Bergen<br />

Dauer: 30 Min.<br />

9.4. | 15.15 | RBB Berlin<br />

Heu, Absinth und Asphaltschinken<br />

Eine Genussreise durch die<br />

Schweiz<br />

Dauer: 45 Min.<br />

10.4. | 21.15 | MDR<br />

Biwak<br />

Bergsport, Wandern,<br />

Abenteuer<br />

Dauer: 30 Min.<br />

11.4. | 8.25 | Arte<br />

Mit dem Zug durch ...<br />

Die Julischen Alpen<br />

Dauer: 35 Min.<br />

11.4. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Schottlands wilde Inseln –<br />

Die Orkneys<br />

Dauer: 55 Min.<br />

12.4. | 7.45 | alpha<br />

Portugal: Land, Leute und<br />

Sprache Das Land hinter den<br />

Bergen – Tras-os-Montes<br />

Dauer: 30 Min.<br />

12.4. | 13.15 | 3sat<br />

Wunderland: AH<br />

Das Schwarzbubenland<br />

Eine Reise durch die Schweiz<br />

Dauer: 45 Min.<br />

12.4. | 14.00 | 3sat<br />

Die sprechenden Felsen<br />

der Aborigines<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 50 Min.<br />

13.4. | 16.00 | SWR<br />

An der Küste des Lichts –<br />

Zwischen Izmir und Bergama<br />

Dauer: 45 Min.<br />

13.4. | 16.35 | Servus TV<br />

Aus dem Leben<br />

Die letzten Alpenfischer<br />

Dauer: 30 Min.<br />

13.4. | 16.45 | alpha<br />

Fernweh<br />

Myanmar<br />

Dauer: 30 Min.<br />

J13.4. | 19.30 | Arte<br />

360° – Geo Reportage<br />

Dauer: 45 Min.<br />

14.4. | 13.40 | Arte<br />

360° – Geo Reportage<br />

Die Marmorberge von Italien:<br />

Die Apuanischen Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

14.4. | 18.00 | Servus TV<br />

Die Bergretter im Himalaya<br />

Wenn der Mensch über sich<br />

hinauswächst<br />

Dauer: 105 Min.<br />

16.4. | 13.00 | Servus TV<br />

Lebendige Kulturen<br />

In den Bergen Vietnams:<br />

Die Kunst des Gongspiels<br />

Dauer: 60 Min.<br />

16.4. | 15.15 | HR<br />

mare TV<br />

Azoren –<br />

Grüne Gipfel im Atlantik<br />

Dauer: 45 Min.<br />

16.4. | 18.25 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise<br />

Patagonien: Land des Windes<br />

und des Feuers<br />

Dauer: 50 Min.<br />

17.4. | 15.15 | RBB Berlin<br />

Lechtal – Lebensraum Berg<br />

Dauer: 45 Min.<br />

17.4. | 15.15 | HR<br />

Weites, wildes Kasachstan AH<br />

In den Himmelsbergen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

19.4. | 15.25 | 3sat<br />

Argentinien, der Norden<br />

Berge, Wein und Wasserfälle-<br />

Dauer: 40 Min.<br />

19.4. | 19.30 | Arte<br />

Tierisches Nachtleben<br />

In den Bergen von Patagonien<br />

Dauer: 45 Min.<br />

19.4. | 20.15 | HR<br />

Gipfelglück auf Schienen<br />

Die Bahnstrecken<br />

rund ums Matterhorn<br />

Dauer: 45 Min.<br />

20.4. | 16.35 | Servus TV<br />

Aus dem Leben<br />

Die Brüder Ikarus – Helikoptereinsatz<br />

in den Alpen<br />

Dauer: 30 Min.<br />

20.4. | 19.00 | BR<br />

natur exclusiv<br />

Lena und der Ruf der Taiga<br />

Dauer: 45 Min.<br />

21.4. | 16.05 | MDR<br />

Heute auf Tour<br />

Ballontrekking über den<br />

Thüringer Wald (2)<br />

Dauer: 25 Min.<br />

21.4. | 20.05 | n-tv<br />

Tödliche Straßen<br />

Bergpass bei Nacht:<br />

»Freefall Freeway«<br />

Dauer: 55 Min.<br />

22.4. | 16.05 | Servus TV<br />

Naturschützer im Einsatz<br />

Neuseeland<br />

Nationalparks und Schutzgebiete<br />

des Inselstaates<br />

Dauer: 55 Min.<br />

23.4. | 11.20 | Arte<br />

Kulinarische Abenteuer der<br />

Sarah Wiener in den Alpen<br />

Im Salzkammergut<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J23.4. | 15.15 | DMAX<br />

Everest<br />

Höllentrip in eisige Höhen<br />

Aufbruch zum Gipfel<br />

Dauer: 60 Min.<br />

23.4. | 20.15 | WDR<br />

Wildes Deutschland – AH<br />

Die Berchtesgadener Alpen<br />

Doku Dauer: 45 Min.<br />

25.4. | 17.15 | alpha<br />

Alpha-Campus Auditorium<br />

Walchensee-Kraftwerk:<br />

zwischen Energieeuphorie<br />

und Naturzerstörung<br />

Dauer: 30 Min.<br />

25.4. | 18.15 | alpha<br />

Bergauf-Bergab AH<br />

Das Magazin <strong>für</strong> <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

26.4. | 13.15 | 3sat<br />

Abenteuer Dhaulagiri<br />

Auf den Spuren Schweizer<br />

Himalaya-Pioniere<br />

Dauer: 50 Min.<br />

26.4. | 20.15 | Servus TV<br />

Bergwelten<br />

Die Bayrische Direttissima –<br />

Huber Buam extrem<br />

Dauer: 60 Min.<br />

J1.5. | 13.15 | ARD<br />

Der Inn<br />

Grüner Fluss aus den Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

2.5. | 11.20 | Arte<br />

Kulinarische Abenteuer der<br />

Sarah Wiener in den Alpen<br />

Im Waadt<br />

Dauer: 45 Min.<br />

3.5. | 19.45 | BR<br />

Landgasthäuser Bayern<br />

Rund um den Wendelstein<br />

Dauer: 30 Min.<br />

5.5. | 16.05 | MDR<br />

Heute auf Tour<br />

Am <strong>Gardasee</strong> –<br />

Wandern und Radeln<br />

Dauer: 25 Min.<br />

9.5. | 08.55 | Arte<br />

Extreme Landschaften,<br />

Leben am Limit<br />

Himalaya –<br />

Leben am Abgrund<br />

Dauer: 45 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

20 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Quality since 1923<br />

05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 21


TITELTHEMA<br />

Über dem <strong>Gardasee</strong><br />

Weg vom Trubel<br />

Nur ein paar Kilometer entfernt<br />

von den touristischen Zentren<br />

beginnt die Einsamkeit. Manch ein<br />

Pfad hat jedoch seine Tücken.<br />

Von Eugen E. Hüsler<br />

22 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Von oben wirkt der See<br />

ruhig und beschaulich:<br />

Blick von der Cima Rocca<br />

Foto: Manfred Kostner


Ein Belvedere über dem See,<br />

die Cima Comer. Gegenüber<br />

der Monte Baldo<br />

Pfingsten, <strong>Gardasee</strong>, Malcèsine. Großes<br />

Gedränge rund um die Burg<br />

und in den engen Gassen. Deutschitalienisches<br />

Sprachengewirr,<br />

Eleganz neben Übergewichtigem,<br />

brauner Teint und rote Haut. Alles wird digital<br />

festgehalten, die alten Mauern und die<br />

junge Freundin. Erlebnis <strong>Gardasee</strong>, Traum<br />

des Südens.<br />

Er ist seit jeher der Lieblingssee der Tedeschi,<br />

Goethe war vor mehr als zwei Jahrhunderten<br />

hier und wurde – in fast jedem Reiseführer<br />

ist es nachzulesen – um ein Haar als<br />

Spion verhaftet. Damals verlief die Grenze<br />

zwischen Österreich und Italien quer über<br />

den See, später war’s dann auch die Alpenfront.<br />

Mancher Ort am Lago hatte noch keinen<br />

Straßenanschluss, wozu auch, übers<br />

Wasser ging’s leichter, billiger. Oliven und<br />

Zitronen fanden auch so ihren Weg auf den<br />

Markt in Verona und Zigaretten ihre Abnehmer<br />

jenseits der Grenze. Heute reicht das<br />

Staatsgebiet Italiens bis hinauf zum Brenner,<br />

und das Wasser steht dem Land bis zum<br />

Hals. An diesem sonnigen Fast-Sommertag<br />

stört das in Malcèsine niemanden, Bella<br />

Italia mag perdu sein – Hauptsache, das<br />

Geschäft boomt. Auf der Hauptstraße, die<br />

mitten durch den Ort verläuft, staut sich der<br />

Verkehr, nur ein paar Rennradler kommen<br />

noch einigermaßen voran, aber bloß, weil<br />

sie Kopf und Kragen riskieren. An der Piazza<br />

vor dem Supermarkt hat’s gekracht, Blechschaden,<br />

Schuld ist natürlich niemand. Die<br />

Donna war aber auch zu schön: viel Bein,<br />

ein bisschen Textil und eine monumentale<br />

Sonnenbrille.<br />

Monti deserti<br />

Es ist heiß, stickig. Mücken umschwirren<br />

mich – Blutsauger! Ich wedle mit den Armen,<br />

bleibe an einem Ast hängen, Dornen<br />

bohren sich in die gerötete Haut. Ein bisschen<br />

Blut fließt, was die winzigen Viecher<br />

noch aufgeregter, noch gieriger macht. Der<br />

Weg, den ich verfolge, ist längst zu einer<br />

Spur geworden, die an Schwindsucht leidet,<br />

kaum mehr breiter als die roten Punkte auf<br />

meiner Wanderkarte. Ich übersteige einen<br />

umgestürzten Baum, versuche seine morschen<br />

Zweige von meinem Gesicht fernzuhalten,<br />

bleibe mit dem Rucksack hängen.<br />

Verdammt!<br />

Es hilft nichts, ich muss, ich will weiter. Eine<br />

richtige Machete wäre jetzt gefragt, so ein<br />

Ding wie Crocodile Dundee in seinen Filmen<br />

schwingt. Ich umgehe die nächste grüne Falle,<br />

entdecke einen Durchschlupf. Der Kamm<br />

scheint nur aus Steinen und stacheligem<br />

Grünzeug zu bestehen. Aus der Ferne garantiert<br />

ein malerischer Anblick, aber eben bloß<br />

aus der Ferne. Aber nicht mittendrin an einem<br />

heißen Tag. Ich atme tief durch, gönne<br />

24 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Etwas wackelige<br />

Brücke am Weg zum<br />

Monte Stigolo<br />

Wo heute nur noch<br />

Mauerreste stehen, wo<br />

die terrassierten Felder<br />

allmählich zuwachsen, war<br />

vor wenigen Generationen<br />

noch Leben.<br />

Blumenparadies <strong>Gardasee</strong>berge: Stengelloser Enzian<br />

mir eine kleine Pause und einen Schluck aus<br />

der fast leeren Sigg-Patrone.<br />

Wandern überm <strong>Gardasee</strong>. Eine Disziplin<br />

mit ein paar Tücken: verschwundene Wege,<br />

wuchernde Vegetation, eine vielfältige Tierwelt,<br />

von der winzigen, bösartigen Gattung<br />

der Culicidae bis zur giftigen Vipera ammodytes.<br />

Und kein Mensch weit und breit.<br />

Damit hatte ich allerdings gerechnet, meine<br />

Tour sollte ja in die Stille führen, weg vom<br />

See, von der Zivilisation, die sich oft so unzivilisiert<br />

benimmt. Allein sein in der Natur.<br />

Ein Hauch von Verfall<br />

Bei meinem Ausflug in die Einsamkeit bin<br />

ich an ein paar verfallenen Gebäuden vorbeigekommen.<br />

Ställe oder Überreste alter<br />

Militärbauten? Hier, im Hinterland des<br />

großen Sees, ein paar Kilometer nur vom<br />

Massentourismus, wird der Homo ludens<br />

zum Zeitreisenden, wandert er zurück in<br />

die Vergangenheit, Generationen, sogar<br />

Jahrhunderte weit. Wo heute nur noch<br />

Mauerreste stehen, wo die terrassierten<br />

Felder allmählich zuwachsen, war vor wenigen<br />

Generationen noch Leben, wurde<br />

gesät und geerntet, wurde gebaut, das Vieh<br />

auf die Weiden getrieben. Längst weht mehr<br />

als nur ein Hauch von Verfall durch die engen<br />

Gassen der alten Dörfer, die an steilen<br />

Hängen kleben, sich ans Leben klammern,<br />

buchstäblich, die nicht immer weiter abrutschen<br />

wollen.<br />

Sie sind Verlierer hier oben in den Bergen.<br />

Ein ganzes Leben Arbeit – und dann? Die<br />

Jungen gehen, erst nur zur Schule, dann zur<br />

Arbeit und schließlich bleiben sie ganz weg.<br />

Die Dörfer veröden, sterben nach und nach,<br />

das leichtere Leben lockt, der Bauer wird<br />

Arbeiter, er buckelt nicht mehr am Feld,<br />

sondern in der Fabrik. Manche pendeln zwischen<br />

Berg und Tal, mögen nicht loslas-<br />

Alte Kriegsstollen am Corno<br />

Fotos: Eugen Hüsler<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 25


Zwischen den Olivenbäumen blüht<br />

der rote Mohn; am Weg zur Einsiedelei<br />

des heiligen Benigno<br />

Wandern überm <strong>Gardasee</strong>.<br />

Eine Disziplin mit ein<br />

paar Tücken: verschwundene<br />

Wege, wuchernde<br />

Vegetation, eine vielfältige<br />

Tierwelt<br />

sen, und ein paar Idealisten, des Stadtlebens<br />

überdrüssig, suchen auf den Bergen das, was<br />

sie <strong>für</strong> ein gutes, das richtige Leben halten.<br />

Ich suche den Weg, und dabei wird meine<br />

Liebe zum großen See des Südens und vor allem<br />

zu seinen Bergen auf die Probe gestellt.<br />

Mittlerweile hat sich die Sonne hinter einen<br />

weißen Vorhang verzogen, am Monte Baldo<br />

hängen die Wolken, bleiernes Licht liegt<br />

über der Landschaft. Es raschelt im Gehölz<br />

– eine Schlange? Dann: ein roter Punkt,<br />

bestimmt nicht absichtslos vor längerer Zeit<br />

an einen Baum gepinselt. Bin ich richtig? Es<br />

scheint fast, denn nur wenig später verwandelt<br />

sich meine Minispur in eine solide Trasse.<br />

Eine Straße, offensichtlich <strong>für</strong> schwere<br />

Fahrzeuge geplant, einst zwei Meter breit,<br />

jetzt auf Pfadformat zugewachsen.<br />

Strada del Tremalzo<br />

Der Krieg. Er ist verantwortlich <strong>für</strong> ein Straßen-<br />

und Wegnetz am <strong>Gardasee</strong>, das Biker<br />

in helle Verzückung versetzt. Manche der<br />

Strecken sind absolute Klassiker, die muss<br />

man ganz einfach gemacht haben. Wie beispielsweise<br />

die Tremalzo-Route.<br />

Ach ja, lang ist’s her, und »Mountains« gab’s<br />

zwar schon seit einer Ewigkeit, nicht aber<br />

die passenden Räder dazu, die mit den dicken,<br />

griffigen Stollen. Mein Rennrad hatte<br />

acht Gänge, nicht ganz so schmale Reifen,<br />

wie es heute üblich ist, und die Lederschuhe<br />

fixierte man mit Lederriemchen an den Pedalen.<br />

Achtzehn war der Schlacks aus Zürich<br />

gerade, zäh und voller Energie. Hinauf! Das<br />

ließ sich auf dem Asphalt der Ponalestraße<br />

gut an, und auch die Serpentinen der feinen<br />

Sandstraße zum Tremalzo bereiteten kaum<br />

Probleme. Querrillen in den Kehren, da<br />

fährst du ganz außen, und nur wenige Löcher,<br />

kaum grober Schotter. Hinter dem Pass<br />

geht’s dann nicht etwa bergab (wie man meinen<br />

würde), sondern noch ein ganzes Stück<br />

durch die Südhänge des Monte Tremalzo<br />

bergan zum Scheiteltunnel an der Bocca di<br />

Val Marza. Der ist zwar nicht besonders lang,<br />

aber schon ziemlich alt – Baujahr 1915 –<br />

und lange kaum mehr unterhalten. Nicht<br />

zu übersehen, dass ein Teil der Tunneldecke<br />

heruntergebrochen war und die Fahrbahn<br />

blockierte. Was tun? Tja, was Mountainbiker<br />

ein halbes Jahrhundert später in solchen<br />

Fällen auch tun: das Rad schultern und oben<br />

drüber. Das klappte ohne Probleme – die<br />

lange Abfahrt nach Tremòsine konnte beginnen.<br />

Sie erwies sich dann als echter Härtetest,<br />

<strong>für</strong> mein Rennrad wie <strong>für</strong> mich. Beides<br />

wurde gnadenlos durchgeschüttelt auf<br />

dem mehr als nur holperigen Untergrund,<br />

und einmal landete ich sogar in dem Geröll.<br />

Für die faszinierende Kulisse mit ihren Felsnadeln<br />

und tiefen Abgründen hatte ich da<br />

keinen Blick; meine ganze Konzentration<br />

galt dem wilden Trail. Den Seufzer, den ich,<br />

drunten im Flachen angekommen, tat, hat<br />

man wohl noch in Torbole gehört, und als<br />

ich wieder auf Asphalt dahinrollte, kam mir<br />

das geradezu paradiesisch vor. Die Rückfahrt<br />

nach Riva absolvierte ich dann teilweise im<br />

Stehen, weil mir das Kreuz und der Hintern<br />

so scheußlich weh taten…<br />

Italien-Monsun<br />

Es grummelt. Vernehmlich. Der Monte Pizzocolo<br />

(1581m) hat sich mittlerweile eine<br />

Mütze aufgesetzt, und das verheißt nichts<br />

Gutes. Denn der Alpenrandberg über Salò<br />

gilt bei den Einheimischen als Wetterzeiger.<br />

Unwillkürlich gehe ich schneller, der Pfad<br />

lässt es mittlerweile auch zu. Der Weg zurück<br />

ist noch recht weit, und dazu – das hat<br />

mir die Karte verraten – mit einer Gegensteigung<br />

gewürzt. Die Kamera verschwindet<br />

schon mal im Rucksack. Endlich stehe ich<br />

am Wendepunkt der Route, biege ein in die<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Bergsturzgelände<br />

über dem <strong>Gardasee</strong><br />

Den Monte Cadria<br />

besteigt man über<br />

alte Kriegswege.<br />

Fotos: Eugen Hüsler<br />

Blick auf die Berge über<br />

dem Brescianer Westufer<br />

Unwetter, sondern ein Traktor. Unter dem<br />

Verdeck schaut ein freundliches Gesicht<br />

hervor, fragend. Ich nehme die Einladung<br />

gerne an, ziemlich müde gelaufen bin ich ja<br />

auch, und so rattert der Fiat, Baujahr 1955,<br />

mit seiner Bagage hinauf und zurück zum<br />

Parkplatz, wo mein Auto steht. Er hat viel zu<br />

erzählen, der Bauer aus dem Valvestino, ich<br />

verstehe höchstens die Hälfte, was an überschaubaren<br />

Sprachkenntnissen, aber auch<br />

an seinem Dialekt liegt und daran, dass der<br />

alte Traktormotor einen ziemlichen Lärm<br />

verursacht.Natürlich lade ich Francesco<br />

dann zu einem Bier ein, in der Trattoria oben<br />

am Pass. Da muss ich dann auch noch einen<br />

Grappa kippen, und noch einen. Salute! Salute,<br />

Eugenio! Das bleibt nicht ganz ohne<br />

Wirkung. Fast hätte ich meinen Rucksack<br />

vergessen und den Autoschlüssel fand ich<br />

erst nach längerem Herumsuchen, genau so<br />

wie das Türschloss…<br />

holperige Fahrspur. Eine halbe Stunde später<br />

gießt es so, wie es in den Alpen nur ein<br />

Italien-Monsun kann: aus Kübeln. Ich habe<br />

Glück, finde rechtzeitig unter einem Felsen<br />

Schutz. Schaue zu, wie aus einem Rinnsal,<br />

das die Straße quert, in wenigen Minuten<br />

ein ahnsehnlicher Bach wird, dessen braune<br />

Brühe talwärts schießt. Dazu genieße<br />

ich eine fulminante Licht-Ton-Show: Blitze<br />

im Stakkato, Krachen und Grollen. Infernalisch.<br />

Bis es dann mit einem Mal nur noch<br />

regnet. Das Gewitter zieht ab über den See,<br />

und dann: ein erster Sonnenstrahl. Ich warte<br />

noch kurz, denke daran, dass auf ein erstes<br />

auch noch ein zweites Gewitter folgen kann<br />

– also los! Dann knattert es hinter mir. Kein<br />

In einer anderen Welt<br />

Alles erfunden, ganz ehrlich. Geregnet<br />

hat’s und zwar ordentlich, aber niemand<br />

hat mich am Weg aufgelesen, und zu trinken<br />

gab’s auf der Alm nur Wasser. Die Fahrt<br />

hinab zum See und auf der »Gardesana occidentale«<br />

nach Norden verlief ohne Zwischenfälle.<br />

Kaum Verkehr, und es dämmerte<br />

bereits. Da wurde mir erst klar, wie lange ich<br />

unterwegs gewesen war, per pedes und ganz<br />

allein. Und dass mir unterwegs keine einzige<br />

Menschenseele begegnet war, nur der Geist<br />

eines Bauern. So nah am <strong>Gardasee</strong> – und<br />

doch in einer anderen Welt. Eine kleine, alpine<br />

Weltreise, wieder einmal.<br />

Auf der Höhe von Malcèsine halte ich kurz<br />

an, schaue übers Wasser. Drüben gehen die<br />

Lichter an, und rund um die Scaligerburg<br />

wird’s jetzt wohl auch ruhig sein. Ruhig<br />

schon, aber nicht so still wie auf meiner<br />

Haute Route. Ich zupfe ein paar Dornen vom<br />

Leibchen, muss dabei unwillkürlich lächeln:<br />

der späte Gruß vom Berg.<br />

◀<br />

Auch mit Kindern gibt es viele schöne Touren rund<br />

um den <strong>Gardasee</strong>. Eine davon stellen wir Ihnen auf<br />

Seite 78 vor.<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 27


TOUREN<br />

10 Wege <strong>für</strong> Abenteuerlustige und <strong>Entdecker</strong><br />

Ungewöhnliche Wanderungen mit fantastischen See-Blicken: Zehn Top-Touren auf teils verwegenen<br />

Pfaden führen Sie mitten hinein in die <strong>Gardasee</strong>berge.<br />

1 Monte Altissimo di Nago<br />

(2079 m)<br />

▶ schwierig 5½ Std.<br />

900 Hm ––<br />

Charakter: Auf verwegenen Pfaden<br />

auf den Altissimo. Wegsuche in<br />

der Westfl anke des Berges, extrem<br />

mühsamer Anstieg durch den Geröllschlauch<br />

des Val Cantone<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Prati di<br />

Nago (1310 m); Parkmöglichkeit in<br />

der Nähe der Kapelle<br />

Anfahrt: Anfahrt von Nago auf<br />

asphaltierter Straße, 12 km<br />

Route: Auf einer Forstpiste etwa<br />

1,5 km fl ach in die Westfl anke des<br />

Altissimo, dann links (rote Punkte)<br />

aufwärts, teils auf Bändern, zuletzt<br />

mit Zwischenabstieg ins Val Cantone.<br />

Mühsam (Teleskopstöcke!) hinauf<br />

zum Ansatzpunkt des Grabens und<br />

rechts auf den Südwestrücken des<br />

Altissimo. Dem markierten Wanderweg<br />

folgend zur alten Militärstraße<br />

und mit ihr auf den Altissimo. Abstieg<br />

nordseitig auf der Mulattiera zu den<br />

Prati di Nago<br />

Einkehr: Rifugio Altissimo (2060 m)<br />

am Gipfel<br />

2 Monte Creino (1292 m)<br />

▶ mittel 4¼ Std.<br />

1060 Hm +12 J.<br />

Charakter: Langer, aber interessanter<br />

Aufstieg zum abgefl achten Gipfel<br />

des Monte Creino mit seinen großen<br />

Gemüseäckern. Unterwegs alte Stellungen,<br />

packende Tiefblicke<br />

Ausgangspunkt: Nago (220 m)<br />

Endpunkt: Chienis (975 m),<br />

Busverbindung mit Nago bzw. dem<br />

<strong>Gardasee</strong><br />

Anfahrt: Nago liegt an der Straße<br />

von Rovereto nach Torbole.<br />

Route: Von Nago mit rot-weißen<br />

Markierungen steil hinauf zum<br />

Dorsale Tre Croci (Schautafel,<br />

Bank), dann querend zum Busa dei<br />

Capitani. Weiter in Schleifen bergan,<br />

eine Forstpiste querend. Vorbei an<br />

alten k. u. k. Stellungen, immer in der<br />

Nähe der Geländekante bergan zur<br />

verfallenen Malga Flavi (922 m). Nun<br />

auf einer Straße zum Straßenpass<br />

von Santa Barbara (1168 m). Hier<br />

rechts auf Güterwegen in moderater<br />

Steigung zum Gipfel mit bezaubernder<br />

Aussicht. Ostseitig auf markiertem<br />

Weg hinab nach Chienis<br />

Einkehr: Santa Barbara, Chienis<br />

3 Sentiero dell’Anglone<br />

(507 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

410 Hm +10 J.<br />

Charakter: Spannende kleine<br />

Runde am Steilabbruch der<br />

Coste dell’Anglone mit originellen<br />

gesicherten Passagen im Auf- und<br />

Abstieg. Kleines Freilichtmuseum<br />

mit Picknickplatz am Weg (Waldarbeit).<br />

Kinder ans kurze Seil oder mit<br />

Klettersteigset<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Dro (122<br />

m), Parkplatz bei der Sportanlage.<br />

Anfahrt: Dro liegt ein paar Kilometer<br />

nördlich von Arco an der Hauptstraße<br />

nach Trento.<br />

Route: In Dro über die Sarca, dann<br />

rechts fl ach zum Beginn des Anstiegs.<br />

Teilweise gesichert über Felsstufen<br />

auf die Waldterrasse, anschließend<br />

links (Tafel) in leichtem Auf und Ab<br />

zum Picknickplatz. 20 Min. weiter<br />

Weggabelung: links über den »Sentiero<br />

degli Scaloni« (lange Stiegen,<br />

Drahtseile) wieder hinunter zum<br />

Wandfuß und an der Sarca entlang<br />

zurück nach Dro<br />

Einkehr: Nur in Dro<br />

4 Monte Cadria (2254 m)<br />

▶ schwierig 6½ Std.<br />

1350 Hm +14 J.<br />

Charakter: Recht lange Gipfeltour<br />

mit felsigen Passagen im Gipfelbereich.<br />

Bis zur Malga Vies steile<br />

Güterstraße, dann alte Kriegspfade.<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Kleiner<br />

Parkplatz im Valle dei Molini (930 m)<br />

Anfahrt: Von Riva zum Lago di Ledro,<br />

dann rechts ins Valle dei Concei.<br />

Knapp einen Kilometer hinter dem<br />

Flecken Lenzumo links ins Mühlental<br />

Route: Auf der Sandstraße sehr steil<br />

hinauf zur Malga Vies (1556 m).<br />

Weiter auf steinigem Pfad über eine<br />

Geländestufe in den weiten Boden<br />

der Malga Cadria (1914 m). Hier<br />

rechts im Zickzack auf den Südgrat<br />

und an ihm, teilweise etwas luftig,<br />

zum Gipfel mit großem Kreuz. Abstieg<br />

westseitig in die Talmulde und hinaus<br />

zur Malga Cadria. Auf dem Anstiegweg<br />

zurück ins Valle dei Molini<br />

Einkehr: Keine<br />

5 Monte Stigolo (1699 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1000 Hm +12 J.<br />

Charakter: Gipfelrunde an der<br />

Grenze zu Judikarien mit steilem<br />

Finale. Vom (einst befestigten) Gipfel<br />

zauberhafter Blick auf den Idrosee.<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Tiarno di<br />

sopra (749 m); Parkplätze im Ort<br />

Anfahrt: Von Riva zum Ledrosee und<br />

weiter Richtung Bréscia bis Tiarno<br />

di sopra<br />

Route: Von der Ortsmitte auf einer<br />

Straße ins waldreiche Valle Sacche.<br />

Im Talschluss steil hinauf zum<br />

Passo di Rango (1304 m), dann<br />

links hinauf zum Grat. Nun in spannender,<br />

teilweise felsiger Querung<br />

weiter zur Sella nord del Monte<br />

Spigolo (1503 m) und zunehmend<br />

steiler, zuletzt unangenehm rutschig<br />

(Laub) zum Gipfel. Zurück zur<br />

Sella nord, dann spitzwinklig rechts<br />

zum Ostgrat und an ihm hinab zur<br />

Malga Stigolo (1271 m). Auf dem<br />

alten Almweg hinunter ins Tal und<br />

mit der Hauptstraße zurück nach<br />

Tiarno di sopra<br />

Einkehr: Nur in Tiarno di sopra<br />

6 Il Corno (1729 m)<br />

▶ schwierig 6½ Std.<br />

1200 Hm +15 J.<br />

Charakter: Recht abenteuerliche<br />

Kammüberschreitung westlich über<br />

dem Lago di Ledro mit ein paar<br />

Kletterstellen (I) und zwei gesicherten<br />

Passagen. Steiler Zustieg zuerst auf<br />

Zement. Nur bei trockenem Wetter<br />

gehen (Steilgras)!<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Wochenendhäuser<br />

von Pur über dem Westufer<br />

des Ledrosees. Hier beschränkte<br />

Parkmöglichkeit (ca. 820 m)<br />

Anfahrt: Von Riva zum Lago di Ledro,<br />

dann auf der Süduferstraße zur<br />

erwähnten Siedlung und hinauf bis zu<br />

den obersten Häusern<br />

Route: Zunächst auf zementiertem<br />

Fahrweg steil bergan, dann auf einer<br />

alten Mulattiera zur Kapelle San<br />

Martino (1228 m). Sanft steigend<br />

weiter zur Bochet de la Spinera<br />

(1320 m), dann steil hinauf gegen<br />

die Südfl anke des Corno und in<br />

die Scharte (1654 m) in seinem<br />

Rücken. Rechts kurz zum Gipfel,<br />

links in anregendem Auf und Ab am<br />

Kamm entlang, mehrere Türmchen<br />

überschreitend bzw. umgehend. Aus<br />

der Bochet de Casèt (1608 m) auf<br />

einer Schotterpiste bergab gegen<br />

die Malga Giù, in einer Kehre links<br />

ab und fl ach zurück zur Bochet de la<br />

Spinera. Auf dem Anstiegsweg zurück<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


zum Ausgangspunkt<br />

Einkehr: Keine<br />

7 Cima della Nara (1376 m)<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

970 Hm +12 J.<br />

Charakter: Aussichtsreiche Kammüberschreitung<br />

mit einigem Auf und<br />

Ab. Überall Reste alter Kriegsstellungen,<br />

herrliche Aussicht auf den<br />

<strong>Gardasee</strong><br />

Ausgangs- und Endpunkt: Pregàsina<br />

(532 m); Parkmöglichkeit am Ortseingang<br />

Anfahrt: Von Riva ins unterste Val<br />

di Ledro, dann rechts ab und durch<br />

einen längeren Tunnel nach Pregàsina<br />

Route: Vom Ort auf einer Sandstraße,<br />

zuletzt auf einem Fußweg in die Passo<br />

Rocchetta (1159 m). Am Monte<br />

Guil zweigt spitzwinklig die Kammroute<br />

ab. Sie läuft über die Cima della<br />

Nara, senkt sich dann in die Bocca di<br />

Lè (806 m). Hier rechts und hinunter<br />

nach Pregàsina<br />

Einkehr: Nur in Pregàsina<br />

8 Rund um den Monte Zenone<br />

▶ mittel 5¼ Std.<br />

840 Hm +10 J.<br />

Charakter: Alm- und Kriegswege im<br />

Hinterland von Tremòsine. Trittsicherheit<br />

unerlässlich, spärliche Markierungen.<br />

Tolle Aussicht auf den Monte<br />

Baldo und den <strong>Gardasee</strong><br />

Ausgangs- und Endpunkt: Straßengabelung<br />

am Eingang ins Valle San<br />

Michele; kleiner Parkplatz (632 m)<br />

Anfahrt: Von Limone bergan zu dem<br />

Hochplateau von Tremòsine, dann<br />

via Vesio zur Mündung des Valle San<br />

Michele<br />

Route: Etwa 300 Meter taleinwärts,<br />

dann rechts ab und auf der alten<br />

Militärstraße bergan zu einer Scharte<br />

(966 m). Unmarkiert und sanft<br />

steigend über dem Val Bondo dahin.<br />

Oberhalb der Lichtung von Piazzolo<br />

links und steil hinauf zur Bocca delle<br />

Volte (1352 m). Gleich dahinter stößt<br />

man auf die alte Kriegsstraße, die<br />

das Massiv des Monte Zenone auf<br />

seiner Westseite quert. Auf ihr zurück<br />

zur erwähnten Scharte und hinunter<br />

ins Valle San Michele<br />

Einkehr: Keine<br />

9 Monte Caplone (1976 m)<br />

▶ schwierig 7 Std.<br />

1080 Hm ––<br />

Kammüberschreitung: auf dem Weg zum Passo Rocchetta<br />

Charakter: Große Gipfeltour,<br />

Überschreitung des langgestreckten<br />

Costone-Grates mit viel Unterholz,<br />

Steilgras und leichten Kletterstellen<br />

(I). Orientierung nicht einfach, da<br />

kaum markiert<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />

beim Rifugio Cima Rest (1205 m)<br />

Anfahrt: Von Gargnano am Westufer<br />

des <strong>Gardasee</strong>s ins Val Vestino, am<br />

großen Stausee vorbei und hinauf<br />

zum Rifugio Cima Rest<br />

Route: Auf teilweise betoniertem<br />

Fahrweg zur Malga Alvezza (1266 m),<br />

an der Verzweigung rechts, allmählich<br />

an Höhe verlierend, ins Valle di Campei<br />

zuletzt wieder ansteigend zum<br />

Passo della Puria. Kurz zuvor zweigt<br />

links spitzwinklig ein alter Militärweg<br />

ab, der in Schleifen am Costone-<br />

Kamm ansteigt, dann endet. Einer<br />

dünnen Spur folgend mit einigem<br />

Auf und Ab um die Cima Bus de Balì<br />

(1735 m) herum und über steile,<br />

steinige Grashänge hinauf zum Gipfel<br />

des Monte Caplone mit großem Panorama.<br />

Kurz nordseitig hinab zu einer<br />

alten Kriegsstraße mit ihr bis in die<br />

Südfl anke der Cima Tombea, dann<br />

nach Süden hinunter in den Wald<br />

und zurück zum Anstiegsweg bzw. zur<br />

Malga Alvezza<br />

Einkehr: Rifugio Cima Rest<br />

10 San Benigno e Caro<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

800 Hm +10 J.<br />

Charakter: Überwiegend schattige<br />

Rundwanderung über dem Ostufer<br />

des <strong>Gardasee</strong>s. Der Weg führt durch<br />

schöne Olivenhaine bei Cassone;<br />

eine malerische Kulisse umgibt die<br />

ehemalige Einsiedelei der heiligen<br />

Benigno und Caro.<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Cassone<br />

(85 m) am Ostufer des <strong>Gardasee</strong>s.<br />

Parkplätze an der Hauptstraße und<br />

im Ort<br />

Anfahrt: Von Torbole auf der »Gardesana<br />

Orientale« via Malcèsine nach<br />

Cassone<br />

Route: Von der Pfarrkirche auf der<br />

Straße kurz nordwärts, dann auf<br />

steilem Fahrweg durch die Olivenhaine<br />

bergan. Hinter der Malga<br />

Fiabio (721 m) rechts zur Porta del<br />

Vescovò (ca. 880 m) und um den<br />

Graben des Valle dei Molini herum<br />

zum Wallfahrtskirchlein (830 m). Auf<br />

einer alten Mulattiera hinunter nach<br />

Cassone<br />

Einkehr: Keine<br />

Foto: Manfred Kasper<br />

■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />

WELCOME OUTDOORS.<br />

ELEVATION<br />

Wasserdichter Alpin-Rucksack<br />

leichte, reiß- und abriebfeste<br />

Materialien<br />

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AUF TOUR<br />

Von Goethe bis Che<br />

Arco; Mekka des Sportkletterns nördlich<br />

des <strong>Gardasee</strong>s. War einst der<br />

Wintersitz des österreichischen Kaiserhofs<br />

mit wenigen Touristen. Entwickelte<br />

sich später zum Ganzjahresziel des Kletteradels<br />

und -fußvolks mit entsprechend<br />

vielen Touristen. Trotzdem grandios.<br />

Bavaria; ganz und gar unwürdiger Name<br />

<strong>für</strong> den hässlichsten Campingplatz<br />

der an hässlichen Campingplätzen<br />

nicht armen <strong>Gardasee</strong>region. Liegt<br />

völlig unbayrisch direkt am See in Riva del<br />

Garda.<br />

Conti, das; Szenebar in Arco, auch bekannt<br />

unter »bei Pio«. Treffpunkt <strong>für</strong><br />

all jene, die ein 7000-Euro-Carbonbike<br />

von Rotwild vor den Tischen parken<br />

oder den Achter schon zum Frühstück rotpunkten.<br />

Trotzdem nett.<br />

Dro, Marocche di; Name einer Mondlandschaft<br />

nördlich von Arco. Vor<br />

Jahrtausenden durch einen Bergsturz<br />

entstandener Beweis da<strong>für</strong>, was passieren<br />

kann, wenn Steine ins Rollen kommen.<br />

Engelstraverse, die (deutsch <strong>für</strong> Traversata<br />

degli Angeli); seit 1976 von<br />

tausenden Schuhsohlen blankpolierter<br />

Foto-Hotspot am Klettersteigklassiker<br />

Via attrezzata Monte Albano bei Mori.<br />

Teuflisch speckig.<br />

Fahrrad, das; gibt es am <strong>Gardasee</strong> nur<br />

noch beim Antiquitätenhändler.<br />

Wurde in den 1980ern durch das<br />

Mountainbike ersetzt.<br />

Goethe, Johann Wolfgang von; war<br />

1786 als Namensgeber eines Platzes<br />

in Torbole lange vor allen Mountainbikern,<br />

Surfern und Freeclimbern als<br />

Trendsetter zu Gast am <strong>Gardasee</strong>. Kein<br />

Freund der Anglizismen. Ließ lieber Worte<br />

als Taten am Fels sprechen.<br />

Heinrich Mann; noch so ein Schriftsteller,<br />

der lange nach Goethe, aber<br />

lange vor den Freeclimbern, Surfern<br />

und Mountainbikern nach Riva del Garda<br />

reiste. Ließ sich ebenfalls von den Bergen<br />

inspirieren.<br />

Idrosee, der; kleiner Bruder des <strong>Gardasee</strong>s<br />

mit weniger Fläche, weniger Wasser<br />

und noch viel weniger Hotels. Hat da<strong>für</strong><br />

auch weniger Touristen.<br />

Jahressonnenscheindauer, die; liegt<br />

laut Volksmund und diversen Publikationen<br />

am <strong>Gardasee</strong> durchschnittlich<br />

bei etwa 2000 Stunden, was sich viel anhört,<br />

aber gar nicht so viel ist. In München<br />

scheint die Sonne gut 1700 Stunden, in<br />

Palma de Mallorca beinahe 3000 Stunden<br />

pro Jahr.<br />

Limone; 1. Zitrusfrucht; 2. Ort am Westufer<br />

des <strong>Gardasee</strong>s, der sich nicht von<br />

Zitrone ableitet, sondern von limes<br />

(Grenze). Einst Endpunkt der Republik Venedig,<br />

heute die inoffizielle Demarkationslinie<br />

zwischen den Bergfexen im Norden<br />

und den Flachlandurlaubern im Süden.<br />

Massone; das wahrscheinlich bekannteste<br />

Klettergebiet am <strong>Gardasee</strong>,<br />

nein, ganz Italiens, ach was,<br />

von Europa, quatsch: weltweit. Wer daran<br />

zweifelt sollte die Ecke mal an einem sonnigen<br />

Maisonntag besuchen.<br />

Nunatak; Fachbegriff <strong>für</strong> einen aus der<br />

Eisoberfläche ragenden Berg, was die<br />

Spitze des weithin sichtbaren Monte<br />

Baldo östlich des <strong>Gardasee</strong>s während der<br />

letzten Eiszeit getan hat. Erstaunlicherweise<br />

ist es heutzutage häufig genau andersrum:<br />

oben eisig, unten grün.<br />

Österreich-Ungarn; bis ins Jahr 1918<br />

Territorialmacht des nördlichen<br />

<strong>Gardasee</strong>-Teils, der heute zwar zum<br />

italienischen Staatsgebiet zählt, von April<br />

bis Oktober allerdings fest in deutscher<br />

Hand ist.<br />

Pater, der; ehemaliger Theologiestudent,<br />

der mit bürgerlichem Namen<br />

Hans-Martin Götz heißt. Betreibt als<br />

Urgestein der Kletterszene unter anderem<br />

das Arco-Guesthouse, wohin man nicht<br />

zwingend Bibel und Rosenkranz, unbedingt<br />

aber Seil und Wein mitbringen sollte.<br />

Qual, die; grundlegendes Prinzip <strong>für</strong><br />

viele Aktivitäten im nördlichen Teil<br />

des <strong>Gardasee</strong>s. Wer ganz ohne selbige<br />

auskommt, hat etwas falsch gemacht.<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Die <strong>Gardasee</strong>-Saison steht vor der Tür. Höchste Zeit, um einige<br />

Begriffe klarzustellen. Ein Glossar von Dominik Prantl<br />

Rockmaster, der; seit 1987 jährlich<br />

ausgetragener und trotz seines immer<br />

noch relativ jungen Alters inzwischen<br />

legendärer Kletter-Wettkampf.<br />

Gilt als inoffizielle Weltmeisterschaft.<br />

S<br />

S240; stark beanspruchte Straße<br />

von Torbole zur Autobahn-Anschlussstelle<br />

Rovereto. Leidet vor<br />

allem nach längeren Wochenenden an<br />

akuter Verstopfung.<br />

Teroldego, der; autochthone Rebsorte,<br />

die besonders nach einem ausgiebigen<br />

Bergprogramm leider viel zu gut<br />

ist, um Finger und Lippen davon zu lassen.<br />

Schmeckt nicht nur in geringen Mengen.<br />

Underground; Name einer Kletterroute,<br />

die noch immer als eine der<br />

schwersten Italiens gilt. Hängt so<br />

stark über, dass Kletterer auf 25 Klettermetern<br />

nur fünf Höhenmeter überwinden.<br />

Wurde bislang erst von acht Menschen<br />

bezwungen.<br />

Via Ferrata Ernesto Che Guevara; alles<br />

überragender Klettersteig am Monte<br />

Casale unweit des Ortes Pietramurata.<br />

Nicht sonderlich schwer, aber mit 1400<br />

Höhenmetern etwas <strong>für</strong> Guerillakämpfer<br />

mit langem Atem.<br />

Wind, der; häufiger Gast am <strong>Gardasee</strong>,<br />

der je nach Tageszeit aus den<br />

unterschiedlichsten Richtungen<br />

daherkommt und neben frischer Luft so<br />

wunderliche Namen wie Ora, Pelér, Ponale<br />

oder Fassanella trägt.<br />

X; Symbol im Klettertopo <strong>für</strong> Bohrhaken.<br />

Taucht in <strong>Gardasee</strong>-Kletterführern<br />

überdurchschnittlich oft auf.<br />

Yuji Hirayama; japanischer Sportkletterer.<br />

Gewann 1991 das ▶Rockmaster<br />

und beging höchstwahrscheinlich<br />

als erster die Route ▶Underground.<br />

Der lebende Beweis, wie wunderbar international<br />

die Ecke seit ▶ Johann Wolfgang<br />

von Goethe, ▶Heinrich Mann und ▶<br />

Österreich-Ungarn geworden ist.<br />

Zollhaus, das; Reste der ehemaligen<br />

Grenze zwischen ▶Österreich-<br />

Ungarn und Italien aus Zeiten der<br />

k.u.k.-Monarchie. Befindet sich heute auf<br />

einer Mole des Hafenbeckens und markiert<br />

die Grenze zwischen Berg- und Wassersportlern.<br />

Fotos: Carlo Baroni (2), Lucio Tonina, Marco Simonini (2) / Fototeca Trentino Sviluppo


AUF TOUR<br />

Entdeckungen am neuen Alpe-Adria-Trail<br />

Vom Glockner<br />

Die Idee ist bestechend: aus dem Hochgebirge<br />

ganz allmählich zum Meer zu wandern<br />

und dabei zwei Ländergrenzen zu<br />

überschreiten. In Kärnten beginnt der im<br />

Sommer 2012 eröffnete Alpe-Adria-Trail<br />

und endet nach 700 Kilometern bei Muggia<br />

naheTriest am Meer. Eine Annäherung.<br />

Von Sandra Zistl<br />

Fotos: Daniel Zupanc, Marco Milani<br />

Die Dialektik ist ein Mittel der Rhetorik.<br />

Über These und Antithese<br />

führt sie zur Synthese, zum Verständnis.<br />

Wer hätte gedacht, dass<br />

diese Methode ausgerechnet an<br />

einem Ort ihre Berechtigung finden würde,<br />

an dem wenig oder nichts gesprochen wird:<br />

auf dem Gipfel eines Berges. Doch manchmal<br />

hilft es eben, sich den Dingen über ihr<br />

Gegenteil zu nähern und sie dadurch besser<br />

zu begreifen.<br />

Der Alpe-Adria-Trail, ein neu konzipierter<br />

Weitwanderweg, führt in 43 Etappen von<br />

der Franz-Josefs-Höhe (2362 m) gegenüber<br />

des Großglockner (3798 m) bis zum Meer.<br />

Auf 700 Kilometern und über etwa 23 000<br />

Höhenmeter schlängelt er sich zunächst<br />

durch die Berg- und Seenwelt Kärntens,<br />

begleitet dann den slowenischen Gebirgsfluss<br />

Soca in seinem mäandernden Verlauf<br />

Richtung Südosten, und lässt diesen nur im<br />

Stich, um über slowenische und norditalienische<br />

Kirsch- und Weingärten den direkten<br />

Weg Richtung Adria einzuschlagen. Hochalpines<br />

Gelände und Gipfel lässt er bewusst<br />

32 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13


Noch ein letzter<br />

Blick zurück von<br />

der Moharalm ins<br />

Glocknermassiv,<br />

bevor der Alpe-<br />

Adria-Trail das<br />

Mölltal in Richtung<br />

moderaterer Klimazonen<br />

verlässt.<br />

ans Meer<br />

seitlich liegen zugunsten der Gemütlichkeit.<br />

These: Vom Gletscher über Bäche, Seen,<br />

einen Fluss Richtung Meer ist Wasser der<br />

ständige Begleiter auf dem Alpe-Adria-Trail.<br />

Antithese: Der Gipfel des Mohar (2604 m) –<br />

abseits der Hauptroute, ohne Wasser, da<strong>für</strong><br />

voller Steine und Felsen – ist der ideale Ort,<br />

um die Dimension dieses Weges zu begreifen.<br />

Denn wer, gestartet am Großglockner,<br />

am Morgen des dritten oder vierten Tages<br />

diesen kleinen Schlenker in Kauf nimmt,<br />

steht höher als der höchste Punkt des gesamten<br />

Trails und hat sowohl den Großglockner<br />

im Blick als auch freie Sicht über Kärnten<br />

hinweg gen Adria. Der Mohar ist laut Karte<br />

kein Bestandteil des Weitwanderweges.<br />

Doch die Synthese lautet: Er ist das Dach des<br />

Alpe-Adria-Trails. Hier, von oben, wird die<br />

reizvolle Idee, von den Bergen bis zum Meer<br />

zu wandern, optisch manifest.<br />

Da ist sie, die Adria (im<br />

Bild Schloss Duino):<br />

nach 43 Etappen, 700<br />

Kilometern und 23 000<br />

Höhenmetern<br />

Italien verspricht nachzuarbeiten<br />

Die neue Route führt auf bereits bestehenden<br />

Pfaden des Nationalparks Hohe Tauern<br />

von der kargen Landschaft oberhalb der<br />

05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 33


Vom kargen<br />

Bergland führt<br />

der Weitwanderweg<br />

hinab zu den<br />

Weinbergen bei<br />

Cividale in Friaul.<br />

Wasser ist der ständige<br />

Begleiter auf den Wegen des<br />

Alpe-Adria-Trails wie hier im<br />

Nationalpark Nockberge.<br />

Wo einst Krieg herrschte, verbindet heute ein<br />

gemeinsames Projekt Kärnten, Slowenien und<br />

die Region »Friaul-Julisch-Venetien«.<br />

Baumgrenze hinab zu Kirschen und Weinbergen.<br />

Sie durchquert dabei auch mehrere<br />

Kulturräume. Wo einst Krieg herrschte<br />

und dann lange Zeit ein nicht sichtbarer,<br />

aber undurchdringbarer Vorhang länderübergreifende<br />

Projekte unmöglich machte,<br />

verbindet heute ein gemeinsames Projekt<br />

Kärnten, Slowenien und die Region »Friaul-<br />

Julisch-Venetien«.<br />

Die Idee hatten die Kärntner, sie sind professionelle<br />

Selbstvermarkter ihrer Alpenregion.<br />

Wenn die Touristiker hier etwas in die Hand<br />

nehmen, dann richtig. So stammt nicht nur<br />

die Initiative <strong>für</strong> den Alpe-Adria-Trail aus<br />

der österreichischen Region, sondern hier<br />

ist auch dessen Infrastruktur bereits am<br />

weitesten fortgeschritten. In Kärnten wiesen<br />

im August 2012 kleine Schildchen alle<br />

Etappen aus, ebenso in Slowenien. In Italien<br />

hingegen suchte der Wanderer im Herbst<br />

desselben Jahres noch vergeblich nach den<br />

weißen Zeichen – und musste sich mühsam<br />

mit Hilfe topografischer Karten seinen<br />

Weg suchen.<br />

Doch das soll jetzt anders werden, versichert<br />

Sara Ehrlich von der zuständigen<br />

italienischen Tourismusvereinigung: »Mit<br />

Infrastruktur und Promotion waren wir hinterher«,<br />

gibt sie zu, »aber noch vor diesem<br />

Sommer wird die Beschilderung verbessert«,<br />

beteuert sie. »Und wir werden <strong>für</strong> fast alle<br />

Etappen einheitliche Start- und Zielstationen<br />

auf bauen.« Ein Teil der Kosten werde<br />

über EU-Gelder gedeckt. Allein <strong>für</strong> Marketing<br />

und Produktentwicklung könnten die<br />

drei Partner somit weitere 600 000 Euro in<br />

die Hand nehmen. »Es tut sich laufend was«,<br />

versichert auch Roland Oberdorfer von der<br />

Kärnten Werbung. Aktuell arbeiteten die<br />

Die restaurierte Knappenhütte in der Nähe<br />

des Schaustollens im Kar des »Blindis«<br />

INFO<br />

Wanderhotels<br />

Es gibt Kinderhotels, Anlagen nur <strong>für</strong><br />

Erwachsene sowie auf Radler, Skifahrer<br />

oder Motorradfahrer spezialisierte Häuser.<br />

Nur die Wanderer hielten Hoteliers lange<br />

Zeit <strong>für</strong> Gäste, die ohnehin ihr eigenes Ding<br />

durchziehen. Eckart Mandler ist der Mann,<br />

der Mitte der neunziger Jahre als Erster<br />

realisierte, dass darin Potential steckt.<br />

»Das Weitwandern hat sich immer mehr<br />

zum Trend entwickelt, genauso wie das<br />

Luxuswandern«, analysiert der ehemalige<br />

Hotelier aus dem Kärntener Dorf Irschen<br />

die Entwicklung. Wandern habe sich immer<br />

mehr zum Breitensport entwickelt und viele<br />

Gäste wüssten es zu schätzen, wenn sie<br />

nachts nicht ein Lager mit anderen Sportlern<br />

teilten, sondern nach einem Menü ins<br />

bequeme Bett eines Hotels fallen dürften.<br />

So wurde aus Mandlers Instinkt eine Marke<br />

und er zum Gründer und Geschäftsführer<br />

der Wanderhotels. Mittlerweile sind mehr<br />

als 70 Häuser in Österreich, Italien und<br />

Deutschland Mitglied des Verbandes.<br />

Voraussetzung da<strong>für</strong> ist, dass die Häuser<br />

bestimmte Qualitätsstandards erfüllen<br />

und an mindestens drei Tagen pro Woche<br />

geführte Touren anbieten. Auch die Ausrüstung<br />

sowie ein Hol- und Bringdienst werden<br />

gratis angeboten. Damit sich die Häuser<br />

nicht gegenseitig die Gäste wegschnappen,<br />

gilt ein Gebietsschutz: Im Umkreis von etwa<br />

20 Kilometern kann kein zweites Hotel<br />

Mitglied des Verbandes werden.<br />

Wanderhotels entlang des<br />

Alpe Adria Trails:<br />

• »Der Glocknerhof«, Heiligenblut,<br />

www.glocknerhof.info<br />

• »Ferienhotel Alber«, Mallnitz,<br />

www.ferienhotel-alber.at<br />

• »Heidi-Hotel Falkertsee«, Patergassen<br />

(Nockberge), www.heidi-hotel.at<br />

Übersicht über alle Wanderhotels:<br />

www.wanderhotels.com<br />

Fotos: Kärnten Werbung; Sandra Zistl; Turismo FVG; Lenarcic; MTG<br />

34 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13


Bereits der Blick<br />

verschafft Kühlung.<br />

Der Wanderer<br />

hat das Glück,<br />

bei Bedarf ins<br />

türkise Nass der<br />

Soca eintauchen<br />

zu können.<br />

Kärntner daran, die Geschichte der Region<br />

noch mehr in den Vordergrund zu stellen.<br />

Für Romantiker: Sonnenuntergang am<br />

Millstätter See.<br />

Eine Woche Arbeit – 150 Euro<br />

Vincent Gorgasser ist jemand, der lieber im<br />

Hintergrund wirkt und still seine Arbeit<br />

verrichtet. Dabei hätte der Bauer aus Heiligenblut<br />

das Potential, ein lebendiger kulturhistorischer<br />

Höhepunkt am Rande des Trails<br />

zu werden. Er beschränkt sich jedoch lieber<br />

darauf, fremden Wanderern freundlich zuzulächeln<br />

und sie weiterziehen zu lassen.<br />

Wer das Glück hat, dennoch mit ihm ins<br />

Gespräch zu kommen, steht kurz darauf im<br />

schönsten Haus Heiligenbluts: ein stattliches<br />

Gebäude aus dem frühen 18. Jahrhundert<br />

mit Quergiebel und Holzauf bau. Still und<br />

stolz steht es zwischen allerlei architektonischem<br />

Wirrwarr jüngeren Datums. Die<br />

Gorgassers bewohnen es nicht mehr, weil<br />

es saniert werden müsste. Doch der Senior<br />

zieht sich im Winter hierher zurück, schürt<br />

den Ofen ein und »kerbelt«: Aus Lärchenholz<br />

flicht er traditionelle Körbe. »Das ist eine<br />

Wissenschaft«, erzählt er mit bedächtiger<br />

Stimme. Denn die langen, dünnen Holzstreifen<br />

müssten biegsam sein, sie dürften nicht<br />

brechen. Selbst <strong>für</strong> den Kenner sei es Glück,<br />

das Holz in diesem Zustand zu finden. Eine<br />

Woche braucht er pro Korb, <strong>für</strong> etwa 150 Euro<br />

verkauft er sie – einen Stundenlohn will<br />

Vincent Gorgasser lieber nicht ausrechnen.<br />

Zum Leben reicht das natürlich nicht, weshalb<br />

die Familie Angusrinder züchtet. Das<br />

Kerbeln bereitet dem Senior trotzdem Freude.<br />

Es ist etwas, das Bestand hat, in einer Zeit,<br />

in der seine Heimat schon längst nicht mehr<br />

das ist, was sie einmal war. Spätestens seit<br />

dem Bau der Großglockner-Höhenstraße.<br />

Sie führt dazu, dass auf den ersten Etappen<br />

des Alpe-Adria-Trails visuelle und akustische<br />

Reize auf unvorteilhafte Weise zusammentreffen.<br />

Wer Vincent Gorgasser und seine<br />

Körbe hinter sich gelassen hat, betritt bald<br />

einen schmalen Saumpfad, der über saftige<br />

Wiesen und kleine Bäche führt. Das Auge<br />

nimmt Wasser, Blumen und Schmetterlinge<br />

wahr. Das Ohr hört Autos und Motorräder<br />

die Höhenstraße hinaufknattern. Ein seltsamer<br />

Soundtrack, der auch den Blick zurück<br />

zum Eisriesen untermalt. Zum Glück taucht<br />

man bald in stille Wälder ein.<br />

Die wirtschaftliche Geschichte des Tales illustriert<br />

diese zweite Etappe, vorbei an einer<br />

alten Goldmine und Mühlen, bestens.<br />

Für den Geschmack vieler <strong>Bergsteiger</strong> dürfte<br />

jedoch der Anteil an Teerstraßen, die es<br />

kurzzeitig zu bewandern oder immer wieder<br />

zu queren gilt, zu hoch sein. Deshalb ist es<br />

lohnend, noch eine weitere Etappe des Alpe-<br />

Adria-Trails dranzuhängen. Sie führt von<br />

Großkirchheim in drei Kilometern recht<br />

steil mehr als 1000 Höhenmeter hinauf zum<br />

Gasthof Glocknerblick auf der Moharalm.<br />

Der Pfad steigt steil bergan durch dichten<br />

Wald, der den Blick ins Tal nur zweimal freigibt.<br />

Mehrere Zentimeter dickes Moos liegt<br />

wie ein Teppich über Wurzeln und Steinen.<br />

Es duftet nach Pilzen. Als der Wald zurückweicht,<br />

taucht das Tagesziel auf. Auf einem<br />

Plateau ruhen die Hütte und eine Kapelle<br />

unterhalb des Mohar (2604 m).<br />

Kein Abenteuer, aber Überraschungen<br />

Von diesem erhabenen Ort sind es am nächsten<br />

Morgen nur noch 550 Höhenmeter hinauf<br />

zum Gipfel und inoffiziellen Dach<br />

des Trails. Wer dort oben in Gemeinschaft<br />

von Kühen die ersten Sonnenstrahlen, die<br />

Einsamkeit und den Blick genossen hat, ist<br />

gewappnet gegen das Gewusel, das ihn<br />

05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 35


Eisige Zunge: Trotz<br />

des Klimawandels,<br />

der sie bereits<br />

beträchtlich schrumpfen<br />

ließ, fasziniert<br />

die Pasterze, der<br />

Gletscher am Fuße<br />

des Großglockner, die<br />

Wanderer.<br />

Auf organisierten Touren<br />

wird Gepäcktransport<br />

angeboten. Mit<br />

einem leichten Tagesrucksack<br />

wandert es<br />

sich komfortabel.<br />

In Kärnten findet man manchmal<br />

interessante Zusatzschilder.<br />

KOMPAKT<br />

Alpe-Adria-Trail – in 43 Etappen vom Großglockner zur Küste<br />

Fotos: Sandra Zistl (3), ; K. Dapra<br />

Charakter der Tour: Neben der<br />

reizvollen Landschaft zeichnet sich<br />

der Alpe-Adria-Trail vor allem durch<br />

Komfort aus. Von der trotz Klimawandel<br />

noch immer beeindruckenden<br />

Zunge der Pasterze führt er<br />

in 43 Etappen vom Großglockner<br />

(3798 m) durch Kärnten, an der<br />

Soca entlang und bis nach Muggia<br />

an der Küste. Vom kargen Bergland<br />

geht es hinunter zu Weinreben.<br />

Der 700 Kilometer lange Weg führt<br />

anfangs über Berge, durch Täler<br />

und Schluchten, bewegt sich aber<br />

nie im hochalpinen Bereich. Er<br />

kommt dem Gletscher und den<br />

Gipfeln nahe, aber er führt auf<br />

seiner Hauptroute daran vorbei.<br />

Er beinhaltet mehrere konditionell<br />

anstrengende Etappen mit Gehzeiten<br />

von bis zu acht Stunden,<br />

aber erfordert kein besonderes<br />

technisches Können. Trotzdem<br />

kommen bis zum Schluss 23 000<br />

Höhenmeter zusammen – die<br />

abwärts mitgerechnet.<br />

Touristische Angebote: Da<br />

sich das gemeinsame Projekt der<br />

Region Kärnten, Sloweniens und<br />

der Region Friaul-Julisch-Venetien<br />

an Genusswanderer richtet, bleibt<br />

das Abenteuer kalkulierbar. Wer<br />

einen schlechten Tag erwischt hat,<br />

kann auf den Etappen, die durch<br />

die Hohen Tauern führen, auf den<br />

Wanderbus des Nationalparks zurückgreifen<br />

und sich ans nächste<br />

Ziel bringen lassen. Auf mehrtägigen<br />

organisierten Touren wird<br />

in Kärnten und Slowenien sogar<br />

Gepäcktransport angeboten. Mit<br />

einem leichten Tagesrucksack auf<br />

dem Rücken spaziert es sich dann<br />

fast schon gemütlich gen Adria.<br />

Karten: Den besten Überblick<br />

bietet die interaktive Karte auf der<br />

Website www.alpe-adria-trail.com.<br />

Für jede Etappe sind Bilder und<br />

Informationen hinterlegt: Distanz,<br />

Höhenmeter, Schwierigkeitsgrad<br />

und GPS-Daten der Route und ein<br />

3-D-Flug über den betreffenden<br />

Streckenabschnitt. Eine mobile<br />

Version der Seite ist in Arbeit.<br />

Wanderführer: Guido Seyerle<br />

»Bruckmanns Wanderführer Alpe-<br />

Adria-Trail«, Bruckmann Verlag,<br />

2013, 12,99 Euro<br />

Beste Jahreszeit: Mai bis<br />

Oktober<br />

Anfahrt: Der Einstieg in den Weitwanderweg<br />

ist an Anfang und Ende<br />

jeder Etappe möglich. Er kann<br />

auch in umgekehrter Richtung, von<br />

der Adria Richtung Großglockner,<br />

begangen werden.<br />

Unterkunft: Die Etappen sind so<br />

ausgelegt, dass der Wanderer am<br />

Ende jeder Etappe einen Ort mit<br />

Hotel, Pension oder Hütte erreicht.<br />

■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />

36 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13


kurze Zeit später rund um das Sadnighaus<br />

(1880 m) erwartet, das (leider) auf einer<br />

schmalen Bergstraße mit dem Auto zu erreichen<br />

ist. Diese dialektischen Eindrücke<br />

sind symptomatisch <strong>für</strong> den Trail. Absolute<br />

Abgeschiedenheit bietet er zumindest in Österreich<br />

in der Hochsaison nicht. Denn die<br />

Zielgruppe sind sogenannte Genusswanderer.<br />

»Wir haben auf eher gemütliche Touren<br />

gesetzt, die nie in den hochalpinen Bereich<br />

hineinragen und nie weiter als 20 Kilometer<br />

sind«, fasst Roland Oberdorfer von »Kärnten<br />

Werbung« das Konzept zusammen. Unterwegs<br />

sollen die Gäste Zeit haben <strong>für</strong> Kulinarisches<br />

und Kultur.<br />

So ist wenig Platz <strong>für</strong> Abenteuer. Was allerdings<br />

nicht bedeutet, dass der Alpe-Adria-<br />

Trail eine garantiert überraschungsfreie<br />

Zone wäre. Manchmal genügt es schon, mit<br />

Papier zu rascheln und knackige Äpfel aus<br />

dem Rucksack zu holen, und aus der gemütlichen<br />

Rast auf einem Sattel mit saftigen<br />

Almwiesen wird eine Dompteurnummer<br />

mit zehn Pferden. Mähne und Schweif vom<br />

Bergwind gezaust, die Nüstern gebläht, stürmen<br />

sie auf die Gruppe Wanderer zu, die<br />

auf der Passhöhe am Schobertörl (2360 m)<br />

pausiert, um sich zu stärken, bevor es drei<br />

Stunden lang hinab geht nach Innerfragant<br />

(1074 m). Angesichts der geballten Muskelkraft,<br />

die da herantrabt, erscheint es vernünftig,<br />

die Äpfel in den Pferderachen zu<br />

werfen.<br />

Wegelagerer am Schobertörl: Äpfel im Rucksack<br />

können das Vorankommen erleichtern.<br />

Der Abstieg ist dann ein weiteres Lehrstück<br />

in Dialektik. Denn der Alpe-Adria-Trail stellt<br />

zwar den Genuss in den Vordergrund, doch<br />

er hält durchaus kernige Etappen bereit.<br />

Wer am Morgen noch schnell auf den Mohar<br />

gestiegen und damit am Ende insgesamt<br />

1214 Meter auf- und 2194 abgestiegen ist, ist<br />

nicht unglücklich darüber, dass er mit dem<br />

Nationalpark-Wanderbus in die Unterkunft<br />

gefahren wird. Gut, dass es heute nicht mehr<br />

bis zur Adria geht.<br />

◀<br />

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Goldspuren am Friedensweg<br />

Von schneebedeckten Gipfeln<br />

zum milden Meer, von kargen<br />

Regionen in die Anbaugebiete<br />

von Wein, Kirschen und Kiwis,<br />

von den Alpen hinunter zu Adria<br />

– heute ist das ein genussvolles<br />

Unterfangen. Doch die Regionen,<br />

die auf dem Trail durchwandert<br />

werden und die heute recht<br />

komfortabel vom Tourismus leben, kannten auch<br />

andere Zeiten. Um die Geschichte des Mölltals,<br />

der Soca und Norditaliens geht es deshalb<br />

auf Hinweisschildern, die den Weitwanderweg<br />

fl ankieren. Beziehungsweise: die ihn fl ankieren<br />

sollen. Denn aktuell befi ndet sich die Infrastruktur<br />

des Alpe-Adria-Trails noch im Aufbau. Wer<br />

allerdings auf dem Kärntner Teil unterwegs ist,<br />

kann unterwegs bereits einiges lernen. Zum<br />

Beispiel, dass das Tal, das in Heiligenblut endet,<br />

einst ein österreichisches Dorado war: ein Goldabbaugebiet.<br />

Dummerweise wurde mit Kolumbus<br />

publik, dass sich in einer anderen, einer »neuen«<br />

Welt, noch viel größere Vorkommen<br />

fi nden ließen. Der Preis <strong>für</strong> die<br />

vergleichsweise geringen Mengen in<br />

Europa sank und stürzte die Menschen<br />

im Mölltal in die Arbeitslosigkeit.<br />

Eine kurze Renaissance in der<br />

ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />

konnte das Ende der »goldenen<br />

Zeiten« nicht aufhalten.<br />

Zum Glück ist eine andere Episode mittlerweile<br />

auch Geschichte. Der Alpe-Adria-Trail könnte<br />

auch den Namen Friedensweg tragen. Denn der<br />

Lauf des Flusses Soca, der damals den Namen<br />

Isonzo trug, war in den Jahren 1915 und 1916<br />

Schauplatz der größten und verlustreichsten<br />

Massenkämpfe der österreichisch-italienischen<br />

Front. Wer heute durch die zauberhafte Landschaft<br />

spaziert, kann sich das Gemetzel nicht<br />

mehr vorstellen. Die slowenischen Partner planen<br />

deshalb neben den erklärenden Schildern auch<br />

eine organisierte mehrtägige Tour. Ihr Name:<br />

»World War I«.<br />

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Des Watzmanns<br />

vergessene Kinder<br />

40 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Die Berchtesgadener Alpen haben weit mehr<br />

zu bieten als die bekannten Touren auf Watzmann<br />

und Untersberg. Teilweise reicht es schon,<br />

auf Nebenpfade auszuweichen, um sehr stille und<br />

ausgefallene Routen zu finden.<br />

Von Max Rudess<br />

König Watzmann und Gefolge<br />

gehören zu den charismatischsten<br />

Landschaften Bayerns.<br />

Schon von frühen Reiseschriftstellern<br />

wurde das Berchtesgadener<br />

Land in schwärmerischen Ergüssen<br />

beschrieben. Vom »Yellowstone der deutschen<br />

Alpen« war da die Rede oder von der<br />

»Schweiz im Kleinen«. Objektiv betrachtet<br />

ist das topografische Gefüge absolut<br />

bemerkenswert. Acht unverwechselbare<br />

Gebirgsstöcke gruppieren sich um den<br />

Berchtesgadener Talkessel einschließlich<br />

der markanten Königsseefurche (der Hochkönig<br />

als neunter steht etwas abseits), und<br />

zwar in einer Anordnung, die wie ein effektvoll<br />

gestaltetes Bühnenbild der Natur<br />

anmutet.<br />

Tourenklassiker, die man unbedingt persönlich<br />

erleben möchte, gibt es in der Region<br />

zuhauf. Es können Wanderausflüge<br />

zu Hütten und lieblichen Almen sein, vor<br />

allem aber auch strammere Bergtouren auf<br />

die Gipfelprominenz. Wer denkt da nicht an<br />

die mitunter allzu frequentierte Watzmann-<br />

Überschreitung? Doch erst wenn man die<br />

Standardrouten verlässt, kann man die<br />

Berchtesgadener Alpen wirklich kennenlernen.<br />

So wie bei den acht Touren, die auf den<br />

folgenden Seiten beschrieben sind.<br />

Foto: Mark Zahel


Der Rauhe Kopf bietet einen<br />

guten Überblick über das<br />

Berchtesgadener Land.<br />

UNTERSBERG<br />

Mittagsloch und Rauher Kopf: Geteiltes Revier<br />

Den Untersberg teilen sich die Salzburger<br />

und Berchtesgadener als heimatliches Revier.<br />

Das klappt angesichts der chaotischen<br />

Weitläufigkeit eines wasserzerfressenen<br />

Karststocks ganz gut. Die attraktivere Seite<br />

gehört freilich den Bayern, denn sie haben<br />

die fotogene kilometerlange Wandflucht<br />

auf der Süd- und Ostseite. Nackter Fels erregt<br />

halt immer noch die meiste Aufmerksamkeit.<br />

Kletterführen gibt es am Untersberg<br />

diverse, jüngst ergänzt durch einen<br />

rassigen Sportklettersteig, der Anwärter<br />

ganz schön auf Trab hält. Daneben gibt es<br />

aber auch eine Reihe verschlungener Pfade<br />

sowie Finessen, die gewiss nicht jeder Berg<br />

zu bieten hat. Unter Umständen kann man<br />

sogar arglose Wanderer erschrecken, wenn<br />

man wenige Meter neben ihnen plötzlich<br />

aus dem Erdboden gekrochen kommt. Das<br />

Mittagsloch ist ein echter Clou – zu erreichen<br />

vom Scheibenkaser her über einen<br />

ausgesetzten Schrofensteig. Dann tastet<br />

man sich mutig in ein glitschiges Höhlenportal<br />

und entsteigt dem düsteren Loch mittels<br />

einer Leiter. Wer pfiffige Schleichpfade<br />

mit gelegentlichen Hindernissen schätzt,<br />

kann anschließend gleich noch den Kammausläufer<br />

zum Rauhen Kopf überschreiten<br />

und damit eine exklusive Untersbergtour<br />

perfekt machen.<br />

LATTENGEBIRGE<br />

Vom Predigtstuhl zum Karspitz: Weg in die Stille<br />

Nur die Paraglider haben einen<br />

exklusiveren Blick auf Chiemgauer<br />

Alpen und Kaisergebirge.<br />

Das Lattengebirge ist eine Art graue Maus unter<br />

den Berchtesgadener Massiven. Die Höhe<br />

ist bescheiden, das alpinistische Renommee<br />

ebenso. Natürlich versäumt niemand, aus<br />

gewissen Perspektiven die »Schlafende Hexe«<br />

in Augenschein zu nehmen; natürlich<br />

birgt das Lattengebirge mit der »Steinernen<br />

Agnes« ein sagenumwobenes Geotop und<br />

wird rund um die Reichenhaller Predigtstuhlbahn<br />

auch stark frequentiert. Eine ausgesprochen<br />

faszinierende Tour ist die Längsüberschreitung,<br />

auf der man nach einer<br />

Weile die offiziellen Routen verlässt und via<br />

Törl- und Karschneid zum Pfadsucher wird.<br />

Früher war das durchaus ein verzwicktes Unterfangen,<br />

doch sind nun in regelmäßigen<br />

Abständen Farbkleckse zu sichten. Einerseits<br />

schade, andererseits kann man sich so sicher<br />

sein, dass man auch wirklich ankommt. Einsam<br />

wird die Tour trotzdem bleiben, so dass<br />

man gute Aussichten hat, das Rastbankerl<br />

am Karspitz unbesetzt anzutreffen.<br />

Fotos: Mark Zahel<br />

42 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


REITERALM<br />

Edelweißlahner: Logenplatz über dem Hintersee<br />

Die Reiteralm ist einer der typischen Plateaustöcke,<br />

welche die Berchtesgadener<br />

Alpen prägen. Oben sanft gewellt, in weiten<br />

Bereichen aber auch von unwegsamen<br />

Karrenfeldern durchsetzt, an den Rändern<br />

hingegen steil und abweisend. Dass die<br />

Mühlsturz- und Grundübelhörner alias<br />

»Ramsauer Dolomiten« nur etwas <strong>für</strong><br />

gewiefte Kletterer sind, erkennt man sofort;<br />

dass die Schrofenflanken über dem<br />

Ausblick bis in die Leoganger Steinberge<br />

Der Edelweißlahner lässt<br />

tief blicken auf Ramsauer<br />

Tal und Hintersee.<br />

Hintersee sogar <strong>für</strong> den Normalbergsteiger<br />

Durchschlupfe bieten, jedoch nicht unbedingt.<br />

Wer den Edelweißlahner über die Traunsteiner<br />

Hütter ansteuert, muss sich auf<br />

einen langen Hatscher gefasst machen. Es<br />

gibt aber auch einen Direktanstieg zum<br />

Edelweißlahner. Diese Variante, die sich<br />

gleich noch mit dem Eisberg kombinieren<br />

lässt, gewährt ungeahnt faszinierende<br />

Perspektiven. Abrupte Szenenwechsel,<br />

einzigartige Tief blicke zum blauen Auge<br />

des Hintersees und ins Ramsauer Tal. Allerdings<br />

muss man sich auch auf mentale<br />

und physische Herausforderungen im »extremen«<br />

Wandergelände gefasst machen.<br />

HOCHKALTERGRUPPE<br />

Steinberg: Der Handzahme unter den Wilden<br />

Der Steinberg ist<br />

der Schärtenspitze<br />

vorgelagert.<br />

Blick vom Steinberg über das Ramsauer Tal zum Untersberg<br />

Dem Hochkalter hängt seit jeher der Nimbus<br />

des ewigen Zweiten an. Dabei ist der<br />

Hochkalter der höchste Gipfel eines ausgedehnten<br />

zerklüfteten Massivs, das speziell<br />

gegen Süden hin eine brüchig-wilde Ein-<br />

samkeit fristet. Da sind <strong>Bergsteiger</strong><br />

alter Schule gefragt!<br />

Eine nicht alltägliche, aber<br />

auch nicht zu waghalsige<br />

Fährte führt auf den Steinberg.<br />

Der ist dem imposanten<br />

Blaueiskar-Hufeisen nordseitig<br />

vorgelagert und gewährt<br />

somit neben aller grimmigen<br />

Felsenwucht auch einen<br />

klasse Blick ins grüne Tal.<br />

Unmittelbar bei der Schärtenalm<br />

schlägt man einen<br />

unscheinbaren, nicht beschilderten<br />

Pfad ein, der zur<br />

freien Nordabdachung des<br />

Steinbergs hinaufleitet. Nennenswerte<br />

Kletterhürden sind dort ebenso<br />

wenig zu erwarten wie auf der Abstiegsseite<br />

zur Blaueishütte. Fazit: ein toller Bergwandergipfel<br />

am sonst so anspruchsvollen<br />

Hochkalterstock!<br />

05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 43


TOUREN<br />

Wilde Wege in<br />

den Berchtesgadener<br />

Alpen<br />

1 Mittagsloch und Rauer Kopf<br />

(1604 m)<br />

Markante Westwand: der kleine Watzmann im Profil<br />

WATZMANNSTOCK<br />

Kleiner Watzmann: Die Frau im Schatten des Königs<br />

Millionen Bewunderer und Zigtausende<br />

Besteiger zählt der Watzmann alljährlich.<br />

Die Ostwand, jäh und dräuend über dem<br />

Königssee emporschießend, wurde zum<br />

Mythos, die Berchtesgadener Nordansicht<br />

des siebenköpfigen Gipfelensembles zum<br />

klischeehaften Motiv alpiner Erhabenheit.<br />

Ehrlich: Wen dieser Berg nicht in seinen<br />

Bann zieht, der ist ein (gefühls)armer<br />

Mensch. Und hinauf will man natürlich<br />

auch, lieber heute als morgen. Deshalb<br />

kann es mitunter eine Weile dauern, ehe<br />

man in seinem Traumtourentaumel um die<br />

legendäre Gratüberschreitung auch dem<br />

Kleinen Watzmann gebührende Aufmerksamkeit<br />

widmet. Figürlich ist die Watzfrau<br />

Über dem Nebelmeer<br />

strahlt der Watzmann<br />

gleich doppelt so schön.<br />

– wie der Ableger im Volksmund genannt<br />

wird – zwar schon auf den ersten Blick<br />

sehr ansprechend, aber auch ein wenig<br />

unnahbar. Mit den Händen in den Hosentaschen<br />

ist ihr selbst auf den leichteren Routen<br />

nicht beizukommen. Da<strong>für</strong> braucht ein<br />

Massenandrang wie gegenüber am Watzmanngrat<br />

kaum be<strong>für</strong>chtet werden, es sei<br />

denn, eine ganze Gebirgsjägerkompanie<br />

betätigt sich gerade an einer Kletterübung.<br />

Auch die Normalroute über den Kederbichl<br />

im Bergauf, mit dem sogenannten »Gendarm«<br />

als luftige Schlüsselstelle hat ihre<br />

Besonderheiten, doch die Überschreitung<br />

hinüber zum Mooslahnerkopf bietet das<br />

gewisse Extra!<br />

GÖLLSTOCK<br />

Hohes Brett: Modeberg auf die andere Tour<br />

Mit seinen teils ausladenden Gratarmen<br />

besitzt der Göllstock eine starke Präsenz im<br />

Berchtesgadener Land. Der klassische Anstieg<br />

vom Purtschellerhaus, der abwechslungsreiche<br />

Mannlgrat – beide mit mäßig<br />

schwierigen Klettersteigeinlagen – sowie<br />

die Überschreitung vom Hohen Göll zum<br />

Hohen Brett oder umgekehrt stehen bei ambitionierten<br />

Berggängern hoch im Kurs. Ein<br />

besonders eindringliches Erlebnis bietet der<br />

ostwärts Richtung Salzachtal ausstreichende<br />

Kuchler Kamm, der eine Handvoll eigenständige<br />

Erhebungen aufwirft und weithin weglos<br />

begangen wird –was <strong>für</strong> ein Abenteuer!<br />

Doch zurück auf die Berchtesgadener Seite:<br />

Hier ist das eher unspektakuläre Hohe Brett<br />

ein beliebtes Wanderziel aus dem Jennergebiet.<br />

Wer die Ruhe schätzt, sollte den Anstieg<br />

über die Brettgabel wählen. Zumal sie eine<br />

der reizvollsten Aussichtskanzeln über dem<br />

Talkessel ist.<br />

Fotos: Mark Zahel<br />

▶ schwierig 8 Std.<br />

1350 Hm ––<br />

Charakter: Pfi ffi ge, unbezeichnete<br />

Abenteuerpfade, teils ausgesetzt, mit<br />

dem Clou in einer kleinen Felshöhle.<br />

Kurzzeitig I. Grad und Sicherungen an<br />

den heikelsten Stellen<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Rossboden<br />

bei Ettenberg (ca. 780 m);<br />

Zufahrt von Marktschellenberg<br />

Einkehr: Scheibenkaser, Stöhrhaus<br />

Route: Auf Wanderweg zum Scheibenkaser,<br />

dort kurz nach rechts und<br />

gegen die Felsen hoch. Dann Linkstraverse<br />

und an Drahtseilen in die<br />

Höhle. Oben zum Stöhrhaus (1894<br />

m) und evtl. Hochthron (+ ½ Std.).<br />

Abstieg zum Gatterl (Leiterl) und<br />

dort auf schwach bezeichnetem Pfad<br />

südwärts mit zunehmender Kraxelei<br />

über diverse Gratzacken zum Rauhen<br />

Kopf (1604 m). Den südseitigen Normalweg<br />

auf ca. 1250 m scharf links<br />

verlassen, zum Stöhrweg queren, aber<br />

knapp oberhalb nach Hintergern einschlagen.<br />

Die Schlucht des Almbachs<br />

kreuzend zurück nach Ettenberg<br />

2 Vom Predigtstuhl zum<br />

Karspitz (1641 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

560 Hm +12 J.<br />

Charakter: Voralpin geprägte Kammwanderung,<br />

anfangs auf offi ziellen<br />

Wanderwegen, im Kernbereich auf<br />

verschlungenen Pfadspuren (inzwischen<br />

recht zuverlässig markiert).<br />

Viel Bewuchs mit Latschen etc., am<br />

Karspitz etwas ausgesetzt<br />

Ausgangspunkt: Predigtstuhlbahn in<br />

Bad Reichenhall<br />

Endpunkt: Baumgarten (ca. 500 m)<br />

im Saalachtal. Per Bus zurück nach<br />

Bad Reichenhall<br />

Einkehr: Almhütte Schlegelmulde,<br />

Moosenalm, Gasthaus Baumgarten<br />

Route: Von der Bergstation über<br />

Hochschlegel und Karkopf, am Törlkopf<br />

knapp rechts vorbei bis ins Törl.<br />

Danach ohne offi ziellen Weg über die<br />

Kammlinie der Törl- und Karschneid<br />

(geringe Abweichungen nach roten<br />

Punkten) Richtung Karspitz (1641 m)<br />

und vom Sattel dahinter rechts ab zur<br />

44 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Wer rund um Berchtesgaden ungewöhnliche Routen beschreiten möchte, ist mit diesen acht Touren<br />

(eine <strong>für</strong> jeden Bergstock) erlebnismäßig gut beraten. Solide Bergerfahrung, Trittsicherheit und ein<br />

gutes Orientierungsvermögen sind überall Voraussetzung.<br />

Moosenalm. Zuletzt 8 km Forststraße<br />

talwärts<br />

3 Edelweißlahner (1953 m)<br />

▶ schwierig 6 Std.<br />

1130 Hm ––<br />

Charakter: Bergtour auf kleinen, abschüssigen<br />

und nur spärlich markierten<br />

Pfaden. Zwischendurch etwas Kraxelei<br />

(I) und Sicherungen an besonders<br />

exponierten Stellen.<br />

Ausgangspunkt: Parkmöglichkeit nahe<br />

dem Triebenbachlehen; Zufahrt über<br />

Ramsau<br />

Einkehr: –<br />

Route: Am Weg zur Halsalm kurz vor<br />

dem Antonigraben rechts ab (unbeschildert)<br />

und gegen die Wände hinauf.<br />

Bei Gabelung links, in schrofi gem<br />

Steilgelände zur Ausstiegsscharte, via<br />

Nordostgrat zum Gipfel. Abstieg über<br />

Karstgelände zur Eisbergscharte, über<br />

die Fernsebnerplatte<br />

oder das Leiterl<br />

ausgesetzt abwärts.<br />

4 Steinberg (2065 m)<br />

Tourenkarte 5<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 5¾ Std.<br />

1280 Hm +12 J.<br />

Charakter: Oberhalb des Bergwaldes<br />

typisches Schrofengelände, im Abstieg<br />

eher Schutt und Platten. Meist<br />

gepfadet, aber nicht offi ziell, kaum<br />

Kletterstellen<br />

Ausgangspunkt: Parkplätze Holzlagerplatz<br />

oder Seeklause (789 m),<br />

an der Straße von Ramsau zum<br />

Hintersee<br />

Einkehr: Schärtenalm, Blaueishütte<br />

(Übernachtung möglich)<br />

Route: Komfortabler Weg zur<br />

Schärtenalm (1362 m), dort scharf<br />

links ab und auf dürftig markiertem<br />

Pfad durch den Hochwald in freies<br />

Schrofengelände. Links unterhalb<br />

des Grates höher und zuletzt von<br />

Osten auf den Gipfel. Eine längere<br />

Abwärtstraverse führt ins Blaueiskar.<br />

Via Blaueishütte (1651 m) und<br />

Schärtenalm zurück ins Tal<br />

5 Kleiner Watzmann (2307 m)<br />

▶ schwierig 8¾ Std.<br />

1600 Hm ––<br />

Charakter: Anspruchsvolle Bergtour<br />

mit ausgesetzten Kletterstellen bis II.<br />

Abstiegsroute erfordert Orientierung.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Hammerstiel<br />

(770 m) in Hinterschönau<br />

Einkehr: Kührointalm<br />

Route: Kühroint (1420 m) – dem<br />

bewaldeten Kederbichl folgend zum<br />

Nordostgrat, nach der ausgesetzten<br />

Schlüsselstelle (»Gendarm«,<br />

II) meist knapp links der Kante<br />

mit gelegentlichen Klettereinlagen<br />

zum Gipfel. Ostwärts durch steile<br />

Schotter- und Schrofenfl anke bergab,<br />

sehr exponiert »Fensterl« traversieren<br />

und verwickelt weiter<br />

zum Mooslahnerkopf<br />

(1815 m) – Kühroint<br />

6 Hohes Brett (2340 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1220 Hm +12 J.<br />

Charakter: Technisch nicht besonders<br />

schwierige Tour, streckenweise<br />

weglos, bei Nebel Verirrungsgefahr<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Hinterbrand<br />

(ca. 1120 m)<br />

Einkehr: Mitterkaseralm<br />

Route: Von Hinterbrand kurz<br />

Richtung Jenner-Mittelstation, dann<br />

ohne Bezeichnung links ab und zu<br />

Wiesenhängen. Hier zur Brettgabel<br />

(1805 m) ansteigen und von dem<br />

aussichtsreichen Vorsprung an die<br />

Hauptmasse des Hohen Bretts heran.<br />

Unterhalb des Nordwestrückens<br />

schräg durch die weitläufi ge Flanke<br />

querend zum Jägerkreuz und mit<br />

dem Normalweg zum Gipfel. Abstieg<br />

gegen das Torrener Joch und vor den<br />

Pfaffenkegeln ggf. die Abkürzung<br />

zur Mitterkaseralm<br />

einschlagen<br />

7 Rothspielscheibe und<br />

Fagstein (2164 m)<br />

Tourenkarte 6<br />

Heftmitte<br />

Tourenkarte 7<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 7¼ Std.<br />

1270 Hm +14 J.<br />

Charakter: Selten begangene Bergtour<br />

auf allenfalls kleinen Pfaden,<br />

z. T. auch weglos über Karrenfelder.<br />

Ausgesetzte Passagen oberhalb der<br />

Farrenleiten und beim Abstieg auf die<br />

Roßfelder, aber ohne Kletterei<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Hinterbrand<br />

(ca. 1120 m); Zufahrt von<br />

Berchtesgaden via Obersalzberg und<br />

die Dürreckstraße<br />

Einkehr: Jenner-Mittelstation sowie<br />

evtl. Königstalalm und Priesbergalm<br />

Route: Am Höhenweg nach Süden,<br />

später Richtung Königstalalm einbiegend.<br />

Nun auf spärlichen Pfaden<br />

via Farrenleiten zur Rothspielscheibe<br />

(1940 m). Etwas abwärts in eine<br />

karstige Senke und über unwegsame<br />

Karrenfelder zur Einsattelung<br />

zwischen Windschartenkopf und<br />

Fagstein hinauf. Rechts haltend zum<br />

Gipfel. Am Südwestgrat den Einstieg<br />

auf die Roßfelder aufspüren, dann<br />

durch den oberen Grashang quer<br />

nach rechts und im Bereich eines<br />

Rückens hinunter zur Priesbergalm<br />

(1460 m). Auf breiten<br />

Trassen zurück nach<br />

Hinterbrand<br />

Tourenkarte 8<br />

Heftmitte<br />

8 Funtenseetauern (2578 m)<br />

▶ schwierig 13 Std.<br />

2200 Hm ––<br />

Charakter: Ausschweifende, anspruchsvolle<br />

Bergtour mit mindestens<br />

einer Übernachtung. Schon<br />

beim Zustieg ausgesetzte Passagen<br />

mit Sicherungen, Richtung Gipfel<br />

weithin stark verkarstetes wegloses<br />

Gelände mit hoher Anforderung an<br />

den Orientierungssinn. Abstieg auf<br />

Normalroute deutlicher gepfadet,<br />

aber ebenfalls nicht leicht<br />

Ausgangspunkt: Salet (604 m), erreichbar<br />

mit der Königsseeschifffahrt<br />

Endpunkt: St. Bartholomä<br />

Einkehr: Wasseralm, Kärlingerhaus<br />

(jeweils Übernachtung möglich),<br />

zudem am Königssee<br />

Route: Von Salet am Obersee<br />

vorbei und über den Röthsteig zur<br />

Wasseralm (1416 m). Tags darauf<br />

zuerst Route Nr. 424 einschlagen,<br />

nach 200 Hm unscheinbarer Abzweig<br />

ins Kar zwischen Gamsscheibe und<br />

Hocheck. Auf zunehmend nackten<br />

Karrenfeldern von Steindauben<br />

geleitet bis zum Sattel P. 2327 genau<br />

auf der Landesgrenze. Markant nach<br />

rechts und oberhalb der Steinigen<br />

Grube durch Blockgelände dem Funtenseetauern<br />

entgegen. Im Abstieg<br />

über dem Stuhlwandrücken zum<br />

Funtensee und vom Kärlingerhaus<br />

(1630 m) durch die Saugasse nach<br />

St. Bartholomä<br />

■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />

05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 45


avarian<br />

direct<br />

Team<br />

Free Ascent<br />

Da<strong>für</strong> sind wir hergekommen und wir haben‘s geschafft!<br />

Großen Dank an unsere belgischen Freunde, die uns diese<br />

Seillänge überlassen haben – wir hatten eine verdammt gute Zeit!<br />

Alexander and Thomas Huber, Mario Walder<br />

supported by terrex<br />

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© 2013 adidas AG. adidas und die 3-Streifen sind registrierte Warenzeichen der adidas Gruppe. South Tower, Mt. Asgard, Auyuittuq National Park, Baffin Island, Canada timeline productions


HAGENGEBIRGE<br />

Rothspielscheibe und Fagstein:<br />

Vergessene Berge über dem Königssee<br />

Der Fagstein ist<br />

der ideale Gipfel<br />

<strong>für</strong> Sonnenanbeter.<br />

Geheimnisumwittert erstreckt sich die<br />

Hochfläche des Hagengebirges gegen das<br />

Salzachtal – die wohl einsamste Ecke der<br />

gesamten Berchtesgadener Alpen. Spuren<br />

der Wanderer verlieren sich in dem un-<br />

STEINERNES MEER<br />

Funtenseetauern: Im Ozean der Erdgeschichte<br />

Steinernes Meer – der Name liest sich wie<br />

eine Metapher. Was sich zwischen dem tief<br />

eingeschnittenen Königsseetal und dem<br />

Salzburger Pinzgau bis in Höhen von über<br />

2600 Meter aufbaut, gilt als Musterbeispiel<br />

eines ostalpinen Karstgebirges. Die Emotionen<br />

hier können sehr unterschiedlich sein.<br />

Den einen verängstigt diese weltverlorene<br />

Ödnis regelrecht, während sich ein anderer<br />

an einer unversehrten Alpennatur in ungeahntem<br />

Ausmaß begeistert, auch wenn ihre<br />

lieblichen Momente selten sein mögen. In<br />

der Funtenseemulde liegt so ein oasengleiches<br />

Fleckchen, wo ringsum doch allenthal-<br />

übersichtlichen Geflecht aus<br />

Kuppen und Mulden. So bleiben<br />

die alten Bestrebungen<br />

der Jagdherren, das Gebiet frei<br />

vom Tourismus zu halten, im<br />

Grunde wirksam. Nur der bayerische<br />

Anteil des Hagengebirges,<br />

mitunter als Gotzenberge<br />

bezeichnet, weist eine gewisse<br />

Erschließung auf: die Wege der<br />

Kleinen Reib’n, zur Gotzenalm<br />

und hinüber in die Röth.<br />

Das sind feine Wanderungen,<br />

bei denen man dem Trubel gut entfliehen<br />

kann. Sie lassen sich auch mit etwas<br />

Abenteuer würzen, etwa indem man den<br />

Fagstein über die vorgelagerte Rothspielscheibe<br />

erkundet.<br />

ben die Strenge des bleichen Kalkgesteins<br />

regiert. Wer sich von den offiziellen Übergängen<br />

entfernt, braucht viel Erfahrung<br />

und einen guten Orientierungssinn. Oft geben<br />

dann allenfalls noch Steindauben eine<br />

Leitlinie vor – wie etwa beim Anstieg von<br />

der Wasseralm zum Funtenseetauern. Das<br />

Beschreiten der rauen, vom Zahn der Zeit<br />

zernagten Karrenfelder kann beschwerlich<br />

und ermüdend sein, manchmal aber auch<br />

der reinste Genuss im Geist des freien Bergsteigens.<br />

Egal ob ermüdend oder nicht – einen<br />

Abstecher ins Kärlingerhaus sollte man<br />

sich auf keinen Fall entgehen lassen. ◀<br />

Über die Wogen des Steinernen Meeres<br />

reicht der Blick bis zur Hochkaltergruppe.<br />

Thomas Huber | Mt. Asgard, Baffin Island timeline production<br />

© 2013 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.<br />

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D-87527 Sonthofen<br />

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OutdoorTrends D-87616 Marktoberdorf im Allgäu<br />

Nordwand Sports<br />

D-87629 Füssen<br />

Yosemite Lausanne<br />

CH-1006 Lausanne<br />

Stockhorn Sport<br />

CH-3601 Thun<br />

Vertical Sport<br />

CH-3800 Interlaken<br />

Grindelwaldsports<br />

CH-3818 Grindelwald<br />

Pollux Sport<br />

CH-3860 Meiringen<br />

Julen Sport<br />

CH-3920 Zermatt<br />

Yosemite Zermatt<br />

CH-3920 Zermatt<br />

Bordogna Bergsport<br />

CH-4500 Solothurn<br />

Eiselin Sport<br />

CH-6000 Luzern<br />

Norbert Joos Bergsport<br />

CH-7000 Chur<br />

Gonzen Sport<br />

CH-7320 Sargans<br />

Go Vertical<br />

CH-7504 Pontresina<br />

Ruedi Bergsport<br />

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A-4822 Bad Goisern<br />

INTERSPORT Okay<br />

A-6020 Innsbruck<br />

Conny’s Sport<br />

A-6230 Brixlegg<br />

SUNUP<br />

A-6450 Sölden<br />

INTERSPORT Rankweil<br />

A-6830 Rankweil<br />

Bergsport Vasold<br />

A-8940 Liezen<br />

Sport 2000 Ski Willy A-8972 Ramsau am Dachstein<br />

Sport 2000 Wibmer<br />

A-9900 Lienz


INTERVIEW


Das große<br />

-Interview<br />

Alexander und Thomas Huber<br />

»Danke, dass wir<br />

streiten dürfen«<br />

Schon vor mehr als 30 Jahren machten sie sich als Kinder unter der Regie ihres<br />

Vaters mit Fels und Eis vertraut, heute sind sie als Kletterseilschaft Kult: die<br />

Huberbuam. Im BERGSTEIGER-Interview sprechen Alexander und Thomas Huber<br />

vom Umgang mit dem Älterwerden, wie sie sich gegenseitig auf die Nerven gehen<br />

und über die Dankbarkeit da<strong>für</strong>, eine schwere Krankheit überstanden zu haben.<br />

Von Dominik Prantl und Michael Ruhland<br />

Foto: Meike Birck<br />

BERGSTEIGER: Sie wohnen ja in einer unverschämt<br />

schönen Gegend hier! Können Sie<br />

als Weltreisende die Berchtesgadener Berge,<br />

Ihre Heimat, noch wirklich genießen?<br />

Alexander Huber: Es gilt bei uns schon das<br />

Sprichwort: In der Welt unterwegs und in<br />

Bayern zuhause. Und der Chiemgau, wo<br />

wir aufgewachsen sind, und die Berchtesgadener<br />

Berge, wo wir heute leben, sind die<br />

Orte, an denen wir wirklich zuhause sind.<br />

Thomas Huber: Ich war gestern erst wieder<br />

auf Skitour. Und jeden Tag denk’ ich<br />

mir wieder, wie schön es ist, hier leben zu<br />

dürfen. Wir sind ja in Palling aufgewachsen<br />

und waren dadurch relativ weit weg<br />

von den Bergen. Damals war mein größter<br />

Traum: ein Boulderblock im Garten.<br />

Und?<br />

Thomas: Ich habe mir heute den Traum<br />

erfüllen können, fast! Zumindest muss ich<br />

nur fünf Minuten mit dem Auto fahren und<br />

bin am perfekten Boulderblock.<br />

Hat sich Ihre Heimatverbundenheit durch<br />

Ihre vielen Reisen verändert?<br />

Alexander: Verändert hat sich durch die<br />

Reisen nicht unbedingt die Verbundenheit,<br />

die ja immer schon da war, sondern einfach<br />

die Sichtweise. Und ja, nach den Reisen ins<br />

Yosemite, in den Himalaya oder nach Patagonien<br />

sieht man die Hausberge anders.<br />

Die Berchtesgadener Berge und der Wilde<br />

Kaiser, wo wir unsere ersten Kletter-und<br />

Skitouren gemacht haben, sind aber unsere<br />

alpine Heimat geblieben. Wir bewahren<br />

damit das Erbe unseres Vaters, denn diese<br />

Berge hat er uns im Leben mitgegeben.<br />

Thomas: Aber es sind nicht nur die Berge,<br />

sondern es ist das Gefühl von Heimat, zu<br />

wissen, wo man hingehört. Obwohl wir<br />

nach außen hin betrachtet sehr verrückt<br />

erscheinen – wir lassen uns immer wilde<br />

Projekte einfallen, Alexander manchmal<br />

ohne Seil, ich springe hin und wieder mit<br />

dem Fallschirm vom Berg oder singe in einer<br />

Rockband – so empfinde ich mich im<br />

»normalen Leben« als eher konservativ. Ich<br />

brauche diesen Gegenpol als Erdung, dieses<br />

Bewahren von Werten und die heimatlichen<br />

Traditionen. So war ich vor etlichen<br />

Jahren im Fasching beim Kramperllauf in<br />

Berchtesgaden dabei und bin heute aktiver<br />

Weihnachtsschütz im heimatlichen Verein<br />

– und mir taugt des einfach…<br />

Alexander: …wobei das auch mit dem Älterwerden<br />

zu tun hat. Mit 20 hätten wir <strong>für</strong><br />

die ganzen Traditionen, die unsere Region<br />

und Bayern hat, gar keine Zeit gehabt. Da<br />

gab’s <strong>für</strong> uns eben vor allem eines: die senkrechte<br />

Welt des Kletterns.<br />

Thomas: Wobei Berchtesgaden im Gegensatz<br />

zu Palling eben andere Traditionen<br />

pflegt, die <strong>für</strong> eine Jugend attraktiv sind:<br />

Fast jeder Jugendliche ist beim Kramperllaufen<br />

oder ist ein Schütz. Wären wir hier<br />

aufgewachsen, wären wir von Anfang an<br />

mit dabei gewesen.<br />

Alexander, ist Thomas aus Ihrer Sicht der<br />

Konservativere von Ihnen beiden?<br />

Alexander: Keine Ahnung. Was ist denn bitte<br />

genau konservativ? Wenn Thomas sich<br />

als konservativ einschätzt, dann heißt das<br />

ja nicht, dass ihn alle anderen auch als konservativ<br />

betrachten. Und ob ich selbst mit<br />

meinem Leben einen konservativen Kurs<br />

eingeschlagen habe, kann ich nicht<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 49


Free solo: Alexander an der »Voie<br />

des Suisses« (VII) am Grand Capucin<br />

im Mont-Blanc-Massiv<br />

Wie hat sich der Stellenwert<br />

des Kletterns und<br />

Bergsteigens durch Familie<br />

und Kinder verschoben?<br />

Thomas: Früher war der<br />

Fokus immer auf Klettern,<br />

Klettern, Expeditionen,<br />

wieder Klettern – hin<br />

und wieder hielten wir<br />

ein paar Vorträge und hatten<br />

wieder etwas Geld <strong>für</strong> unsere nächsten<br />

Projekte. Wir lebten <strong>für</strong> den Moment. Als<br />

ich aber eine eigene Familie hatte, kam die<br />

Verantwortung hinzu. Wir verstanden sehr<br />

schnell, dass <strong>für</strong> uns das Bergsteigen die beste<br />

Form war, nachhaltig Geld zu verdienen.<br />

Wir arbeiteten aktiv mit unseren Sponsoren<br />

zusammen, die Vorträge wurden professioneller,<br />

zahlreicher, und heute werden wir<br />

von vielen Firmen gebucht <strong>für</strong> Motivationsvorträge.<br />

Trotzdem haben wir unsere Wurzeln<br />

nie verloren: Wir sind <strong>Bergsteiger</strong>!<br />

selbst beurteilen. Ich denke, die meisten<br />

werden aber meinen Weg eher als progressiv<br />

denn als konservativ einschätzen. Ich<br />

selbst kann nur dazu sagen: Ja, ich war in<br />

meinem Leben immer neugierig auf das<br />

Neue.<br />

Thomas: Ich habe ja gesagt, dass das Bild<br />

nach außen was anderes verkörpert, als das,<br />

was in einem selbst drinnen ist. Und je verrückter<br />

du bist, desto mehr musst du diesen<br />

Gegenpol auf bauen. Für mich ist beispielsweise<br />

das Konstrukt Familie schon immer<br />

wichtig gewesen. Mit meinen Kindern bekamen<br />

meine Reisen eine<br />

andere Dimension.<br />

»Meine Buam<br />

machen ihr eigenes<br />

Ding. Sie gehen<br />

lieber zum Snowboarden<br />

als zum<br />

Klettern. «<br />

Wie viele Vorträge sind das ungefähr pro<br />

Jahr?<br />

Alexander: Schon bis zu 100. Das ändert<br />

sich aber auch von Jahr zu Jahr und hängt<br />

davon ab, ob man gerade wieder mit einem<br />

neuen Vortrag auf Tour geht.<br />

Thomas: Dadurch hat man natürlich nicht<br />

mehr so viel Zeit zum Klettern. Wir haben<br />

aber <strong>für</strong> uns ein gutes System gefunden.<br />

Jeder Sportler braucht irgendwann eine<br />

Ruhephase, bei uns ist das eben unsere Vortragszeit.<br />

Im Sommer, wenn zum Beispiel<br />

eine Expedition geplant ist, gibt es eben keine<br />

Vorträge, das heißt, wir müssen unsere<br />

Projekte und Termine langfristig planen.<br />

Macht man sich also automatisch rar am<br />

Fels, wenn man nachhaltig denken muss?<br />

Alexander: Das hat damit nichts zu tun.<br />

Von irgendwas muss man ja leben, und<br />

meine Arbeit sind eben die Vorträge. Man<br />

muss seine Zeit allerdings gut einteilen. Ich<br />

kann <strong>für</strong> mich sagen, dass ich auch heute<br />

noch genug Zeit zum Klettern finde. Es ist<br />

ja auch nicht mehr so wie Mitte der Neunziger,<br />

als ich extrem viel Zeit und Energie<br />

in die schwierigsten Sportkletterrouten investierte.<br />

Die Weltspitze im Sportklettern<br />

Fotos: Meike Birck (3), Heinz Zak (2)<br />

Heimspiel der Huberbuam: Das Interview fand bei Thomas in Oberau statt.<br />

50 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Ding machen. Sie sagen: Papa, wir gehen<br />

zwar gerne mit dir klettern, aber snowboarden<br />

ist uns noch lieber. Ich finde es gut, dass<br />

sie ihren eigenen Weg gehen!<br />

Alexander: Bergsteigen und Klettern ist ja<br />

auch anders, als es bei uns war. Jeder soll sich<br />

das suchen, was ihm gefällt. Im Idealfall.<br />

Thomas (hinten) und Alexander Huber bezwangen die Nose 2007 in 2:45:45 Stunden.<br />

Ihr Rekord wurde inzwischen mehrmals unterboten. Er liegt jetzt bei 2:23:51 Stunden.<br />

ist seitdem <strong>für</strong> mich nicht mehr erreichbar.<br />

Das ist das ganz normale Gesetz des Älterwerdens.<br />

Wenn wir am Berg heute noch<br />

was reißen, dann ist das vor allem unserer<br />

Erfahrung geschuldet. Und vielleicht guten<br />

Ideen, die andere nicht haben.<br />

Thomas: Es wäre auch vermessen, sich<br />

heute im Sportklettern mit der Weltspitze<br />

messen zu wollen. Was die Jungs und auch<br />

Mädels im Bouldern und Sportklettern reißen,<br />

ist unglaublich. Ein Adam Ondra zieht<br />

an einem Tag eine 9b und schiebt noch zwei<br />

9a’s hinterher. Astronomisch! Das ist eine<br />

andere Dimension. Und die neue Generation<br />

ist schon bereit, noch eine Schippe draufzulegen.<br />

Ja, da kann man sich dann schon<br />

Fragen, wo san da die Huberbuam? Zugegeben:<br />

Im Sportklettern sind wir Alteisen.<br />

Aber wir haben das Potenzial durch unsere<br />

langjährige <strong>Bergsteiger</strong>erfahrung, tolle Geschichten<br />

in den großen Wänden der Welt<br />

zu machen. Wir haben die Motivation, weil<br />

wir eine riesige Freude daran haben.<br />

Von Thomas war der Satz zu lesen, dass die<br />

Route »Karma« an der Loferer Alm »eines<br />

unserer letzten großen Kletterprojekte«<br />

sein soll.<br />

Thomas: Das stimmt vielleicht. In Sachen<br />

alpines Sportklettern könnte Karma die<br />

letzte große Herausforderung sein. Vielleicht<br />

aber auch nicht. Auf jeden Fall hat<br />

die Presse es so interpretiert: Jetzt hören die<br />

Huberbuam auf. Das ist ein Blödsinn!<br />

Alexander: Man muss sich nur unseren Vater<br />

anschauen: Der hat immer noch seine<br />

Träume und Ziele in den Bergen. Sie wandeln<br />

sich aber mit der Zeit. Sie altern mit<br />

ihm und passen sich dem Alter an. So ist<br />

es bei uns auch. Ich gehe trotzdem gerne<br />

sportklettern. Es macht mir auch heute<br />

noch unheimlich Spaß und ich weiß, dass<br />

mir das an den großen Bergen hilft.<br />

Und <strong>für</strong> den Nachwuchs an Huberbuam haben<br />

Sie ja schon gesorgt.<br />

Thomas: Wobei meine Buam ihr eigenes<br />

Sie haben sich unter anderem das Speedklettern<br />

ausgesucht. Einer Ihrer größten<br />

Erfolge – der Film »Am Limit« – handelt<br />

vom Speedrekord-Versuch an der Nose. Geklappt<br />

hat es mit dem Rekord aber erst im<br />

dritten Jahr…<br />

Thomas: …wobei das schon im ersten Jahr<br />

hätte klappen können. Beim ersten Mal<br />

ist Alexander beim Erkunden einer Kameraposition<br />

abgestürzt. Er hatte viel Glück,<br />

dass er diesen Sturz mit nur wenigen Blessuren<br />

überlebte. Im zweiten Anlauf stürzte<br />

ich in der Aktion acht Meter auf einen<br />

Felsvorsprung. Ich war damals wegen einer<br />

Erkältung nicht hundertprozentig fit, habe<br />

aber den Fehler gemacht, es trotzdem zu<br />

versuchen.<br />

Der Spaßfaktor war da wohl eher geringer?<br />

Alexander: Die Arbeit am Film war schon<br />

stressig. Den Rekord an der Nose und den<br />

Film in Einklang zu bringen, war aber auch<br />

fast unmöglich. Wir als Kletterer wollten<br />

möglichst schnell den Rekord, Pepe Danquart<br />

als Regisseur wollte den Film möglichst<br />

seinen Vorstellungen entsprechend.<br />

Und jeder hat um sein Ziel gekämpft. Im<br />

Nachhinein kann ich aber uneingeschränkt<br />

sagen: Die Begegnung mit der Welt des<br />

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05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 51<br />

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Nach einem<br />

14-Stunden-Tag<br />

erledigt, aber<br />

zufrieden am<br />

Biwakplatz auf<br />

6600 Meter<br />

Höhe.<br />

»Wir haben viel mehr<br />

Gemeinsamkeiten als<br />

Unterschiede. Wir sind<br />

beide Bayern, beide bodenständig,<br />

beide von<br />

Beruf <strong>Bergsteiger</strong> und<br />

Vortragsredner. «<br />

Films war eine super Erfahrung. Die machst<br />

du nur einmal im Leben.<br />

Thomas: Ganz am Ende der Dreharbeiten<br />

gab es noch einmal eine Diskussion, weil<br />

der Film mit einer Niederlage aufhören<br />

sollte. Wir wollten natürlich, dass der Film<br />

positiv endet. Wir wollten den Erfolg und<br />

wären gerne bereit gewesen, im nächsten<br />

Jahr das Projekt Speed Nose und das Filmprojekt<br />

»Am Limit« positiv abzuschließen.<br />

Dieser Plan war aber nicht realisierbar, weil<br />

das Budget da<strong>für</strong> einfach nicht mehr da<br />

Fotos: Thomas Huber senior, Heinz Zak<br />

TOUR<br />

Auf den Spuren der Huberbuam<br />

Früh übt sich, wer ein<br />

<strong>Bergsteiger</strong> werden will:<br />

die Huberbuam 1980<br />

Der 4608 Meter hohe<br />

Nordend, auf dem Thomas<br />

und Alexander schon im Alter<br />

war. Wobei Pepe (Danquart, der Regisseur,<br />

Anm. d. Red.) uns damals schon zusicherte,<br />

dass der Film durch das Scheitern nicht verliert,<br />

sondern gewinnt! Und er hatte Recht.<br />

Den Speed-Rekord an der Nose holten wir<br />

uns dann eben ein Jahr später.<br />

Alexander: Natürlich gibt’s hunderttausend<br />

Sachen, die man an einem Film besser machen<br />

könnte. Aber mach’s erstmal besser!<br />

Was <strong>für</strong> ein Erfolg der Film ist, wissen wir<br />

im Nachhinein noch viel mehr zu schätzen<br />

als damals.<br />

von 14 und 12 Jahren<br />

standen, steht im Monte-<br />

Rosa-Massiv – und im<br />

Schatten der weit bekannteren<br />

Dufourspitze. Er wird als<br />

Nebengipfel entsprechend<br />

seltener begangen.<br />

Route: Der übliche Ansteig<br />

führt über den Silbersattel und<br />

den Südgrat zum Gipfel. Dabei<br />

steigt man am besten von der<br />

neuen Monte-Rosa-Hütte zum<br />

Oberen Plattje auf und folgt<br />

dem Monte-Rosa-Gletscher in<br />

ost-südöstlicher Richtung.<br />

Zwischen einer Felseninsel<br />

(3823 m) und der sogenannten<br />

Scholle wählt man den<br />

besten Weg bis hinauf zum<br />

Silbersattel. Dabei ist die Linie<br />

über den mit Spalten<br />

durchsetzten Gletscher vor<br />

allem im oberen Teil von den<br />

Verhältnissen abhängig. Im<br />

Winter ist der Nordend auch<br />

eine lohnende Skitour mit<br />

einer der längsten Abfahrten<br />

hinunter nach Zermatt<br />

(Skidepot am Silbersattel).<br />

Schwierigkeit: Der Nordend<br />

wird nach SAC-Hochtouren-<br />

Skala als »wenig schwierig«<br />

eingestuft (UIAA II).<br />

Karte: Landeskarte der<br />

Schweiz 1:25 000 »Zermatt«,<br />

Kompass-Karte 1:50 000,<br />

Nr. 88 »Monte Rosa«<br />

Hütten: Neue Monte-Rosa-<br />

Hütte des SAC (2883 Meter),<br />

März bis September geöffnet,<br />

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Sie präsentieren sich gerne als gegensätzliche<br />

Charaktere: Hier der rationale Alexander,<br />

dort der emotionale Thomas. Ist das<br />

wirklich so simpel?<br />

Thomas: Wir sind Antipoden. Aber nicht so,<br />

wie uns viele sehen wollen: Alexander der<br />

rationale Typ und ich der emotionale. Faktisch<br />

sind wir Brüder, eine Seilschaft, aber<br />

zwei Individuen mit unterschiedlichen<br />

Sichtweisen.<br />

Alexander: Ich präsentiere mich so nicht<br />

und mir gefällt diese Charakterisierung<br />

auch nicht. Genauso wenig stimmt sie.<br />

Wenn ich rein rational gehandelt hätte,<br />

dann wäre ich nach dem Physik-Diplom<br />

nicht dem unbekannten Weg in die Berge<br />

gefolgt. Ich habe diesen Weg gewählt,<br />

weil es mein Traum war. Das war keine<br />

rationale Entscheidung… Und tatsächlich<br />

haben Thomas und ich ja auch viel mehr<br />

Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Wir<br />

sind beide Bayern, beide bodenständig,<br />

beide <strong>Bergsteiger</strong> und von Berufs wegen<br />

Vortragsredner.<br />

Thomas: Manche können uns ja nicht einmal<br />

auseinander halten. Aber wenn man<br />

uns nebeneinander sieht: Ich bin ein bisserl<br />

größer, der Alexander hat ein breiteres<br />

Kreuz. Ich habe braune, lockige Haare, der<br />

Alexander glatte, schwarze… und um ehrlich<br />

zu sein, sind das unsere größten Unterschiede.<br />

Alexander: Nach Vorträgen passiert es immer<br />

wieder mal, dass jemand zu mir sagt:<br />

»Ich habe Sie schon vor so und so viel Jahren<br />

mal gesehen.« Wenn ich nachfrage, kommt<br />

raus: Es war der Thomas. Lange Haare, klettern<br />

– und schon können uns die Leute<br />

nicht mehr auseinanderhalten. Und auf<br />

der Leinwand sind wir ja sowieso immer zu<br />

52 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Im Dach der Westlichen Zinne:<br />

Alexander Huber klettert<br />

»PanAroma« (8c/XI-).<br />

Fotos: Michael Meisl<br />

zweit zu sehen. Deswegen ist immer dort,<br />

wo einer von uns ist, auch der andere!<br />

Nervt Sie ihr Bruder mehr als andere Menschen?<br />

Thomas: Klar nervt er mich mehr. Weil ich<br />

eine viel innigere Beziehung zu ihm habe.<br />

Und dann gibt’s halt mal eine Kommunikationsgeschichte,<br />

oder sagen wir es so: Wir<br />

streiten. Danach haben wir wieder ein sauberes<br />

Fundament, auf das man auf bauen<br />

kann.<br />

Alexander: Wenn man sich nahe steht,<br />

kann man ja auch schwierig auf Distanz<br />

gehen. Gibt es einen Konflikt mit einem<br />

nicht so engen Freund, dann geht man sich<br />

einfach mal eine Zeitlang aus dem Weg. So<br />

erledigt sich der Konflikt mit der Zeit ganz<br />

von selbst. Aber der eigenen Familie kannst<br />

du nicht aus dem Weg gehen. Du musst<br />

dich der Sache stellen. Und dann raucht’s<br />

halt mal!<br />

Das wird dann auch mal lauter?<br />

Alexander: Das kommt vor und ist auch<br />

ganz normal <strong>für</strong> uns. Wenn ich aber bei<br />

anderen so Gas geben würde wie beim Thomas,<br />

wären da gewisse Limits überschritten.<br />

Wir zwei haben das schon als Kinder<br />

so gemacht. Mit vier, zehn oder 15 Jahren.<br />

Diese intensive Art, Konflikte auszutragen,<br />

ist auch ein Zeichen da<strong>für</strong>, dass man sehr<br />

stark verbunden ist. Nur wenn man sich nahe<br />

steht, packt man wirklich aus.<br />

Thomas: Es ist auch keine Seltenheit. Ich<br />

kenne einige <strong>Bergsteiger</strong>brüder, und die<br />

streiten alle, wenn’s sein muss.<br />

Sie werden von außen als die <strong>Bergsteiger</strong>-<br />

Einheit Huberbuam wahrgenommen. Ist es<br />

der Regelfall, dass die Medien Sie am liebsten<br />

im Doppelpack wollen?<br />

Thomas: Nicht nur die Medien. Auch bei<br />

Vorträgen, speziell bei Anfragen aus der<br />

Industrie, will man uns immer gemeinsam<br />

auf der Bühne haben. Grundsätzlich ist das<br />

aber viel schwieriger, weil wir unterschiedlich<br />

agieren und einen unterschiedlichen<br />

Stil pflegen. Wir müssten dann gemeinsam<br />

proben.<br />

Alexander: Wir haben aber auch schon<br />

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© Galyna Andrushko/shutterstock


Alexander im September 2012<br />

an der Sonnwendwand, Loferer<br />

Alm, bei der Erstbegehung von<br />

»Nirwana« (XI-/8c+)<br />

einige Vorträge gemeinsam gemacht, und<br />

das durchaus systematisch. Nach der Expedition<br />

1997 am Latok II hatten wir einfach<br />

noch nicht die Menge an Anfragen.<br />

Da ging es mehr darum, sich überhaupt zu<br />

präsentieren. Irgendwann kamen so viele<br />

Vortragsanfragen, dass wir es uns aufgeteilt<br />

haben.<br />

Thomas: Das begann um das Jahr 2001, als<br />

sich unsere Interessen kurzfristig getrennt<br />

hatten. Alexander hatte den großen Erfolg<br />

mit »Bellavista« und der »Direttissima« an<br />

den Drei Zinnen. Und ich hatte meine Erfolge<br />

am Ogre und am Shivling. Da merkten<br />

wir: Das funktioniert wunderbar. Wir<br />

können so am gleichen Abend getrennt und<br />

damit gleichzeitig an zwei verschiedenen<br />

Orten als Huberbuam auftreten. Weil immer<br />

dann, wenn nur einer von uns auf der<br />

Bühne steht, der andere automatisch »mit<br />

dabei« ist.<br />

dienen. Weil’s einfach mehr einbrachte, als<br />

in der Kneipe zu arbeiten.<br />

Thomas: Wir wollten früher einfach nur<br />

gut klettern, Spaß haben, aber sahen uns<br />

nicht unbedingt als Profi-<strong>Bergsteiger</strong>. Eigentlich<br />

wollte ich ja ursprünglich Lehrer<br />

werden und Alexander Physiker. Wir haben<br />

dann entdeckt, dass wir mit dem Bergsteigen<br />

nachhaltig Geld verdienen können.<br />

Und was steht nun hinter der Marke Huberbuam?<br />

Thomas: Team, Authentizität, vielleicht<br />

zwei coole, wilde Bayern mit langen Haaren.<br />

Auf jeden Fall zwei <strong>Bergsteiger</strong>, die<br />

einen Riesenspaß haben. Wenn jetzt der<br />

Alexander zum Beispiel sagen würde, er<br />

hat keinen Bock mehr, wäre das <strong>für</strong> mich<br />

schwierig. Weil uns die Medien einfach gerne<br />

miteinander sehen.<br />

Thomas hatte vor zwei Jahren eine Operation<br />

wegen eines Nierentumors. Wie ist das<br />

<strong>für</strong> den Bruder, wenn der Seilschaftspartner<br />

nicht nur ausfällt, sondern plötzlich sein Leben<br />

auf dem Spiel steht?<br />

Alexander: In so einem Moment tritt alles<br />

andere im Leben in den Hintergrund. Natürlich<br />

auch das Bergsteigen. Für mich war in<br />

dem Moment klar: Es wird alles andere zurückgestellt.<br />

Wir hatten Patagonien geplant,<br />

wollten nach Baffin Island, die Route »Karma«<br />

an der Loferer Sonnwendwand klettern.<br />

Es wurde dann jeder Plan annulliert. Es gibt<br />

Wichtigeres, als einen bestimmten Berg raufzukommen.<br />

Thomas: Gott sei Dank konnten wir schon 14<br />

Tage nach der Diagnose wieder planen. Die<br />

Chancen, dass es sich um diese gutartige Variante<br />

des Tumors handelte, standen <strong>für</strong> mich<br />

ja nur bei vier Prozent. Und ich durfte zu den<br />

Fotos: Max Reichel, Michael Meisl<br />

Funktioniert die Marke Huberbuam denn<br />

überhaupt mit getrennten Huberbuam?<br />

Alexander: Marke ist ein bisserl übertrieben.<br />

Wir haben das ja nicht gemacht, weil<br />

wir uns vorher eine Marketingstrategie<br />

überlegten, sondern weil sich’s so entwickelte.<br />

Schon nach der Rotpunktbegehung<br />

der »Salathé« (Klassiker-Route am El Capitan,<br />

d. Red.) begann ich 1995, mir mit Vorträgen<br />

die Kohle <strong>für</strong> mein Studium zu ver-<br />

Eiszeit: 2008 an der<br />

Westwand des<br />

Holtanna in der Antarktis<br />

54 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


vier Prozent gehören! Jawohl, ich kann leben,<br />

ich darf weiterleben! Diese Nachricht war wie<br />

eine Wiedergeburt. Ich weiß auch noch das<br />

Datum. Das feiere ich wie einen zweiten Geburtstag.<br />

Heute sehe ich das Leben definitiv<br />

anders als zuvor.<br />

er gestorben. Das sind Momente, wo man<br />

sagt: Danke, dass wir Leben dürfen, <strong>für</strong> unsere<br />

Familien und Freunde. Danke, dass wir<br />

steile Pläne schmieden dürfen. Danke, dass<br />

wir uns streiten dürfen. Danke, dass wir<br />

Profibergsteiger sein dürfen.<br />

◀<br />

<br />

<br />

<br />

Fotos: Thomas Huber senior (2), Thoms Huber<br />

Bewusster?<br />

Thomas: Definitiv bewusster.<br />

Aber noch viel mehr hat es mit<br />

Dankbarkeit zu tun. Es ist ja<br />

nicht selbstverständlich, so ein<br />

Glück zu haben. Bei einem amerikanischen<br />

Freund, den ich in<br />

Patagonien kennen gelernt<br />

habe, wurde nach einem Skiunfall<br />

ein etwas merkwürdiges<br />

Blutbild diagnostiziert. Ausgehend<br />

von einem Nierentumor<br />

hatten sich Metastasen im Kopf<br />

gebildet. Vier Monate später ist<br />

Thomas Huber (re.) und Mario<br />

Walder im Januar 2013 am<br />

Cerro Standhardt<br />

ZU DEN PERSONEN<br />

Brüder, Bergführer, Basejumper<br />

Thomas Huber, Jahrgang 1966, sucht schon<br />

bald nach seinem Abitur die Herausforderung<br />

in schweren alpinen Unternehmungen. So<br />

gelingt ihm 1994 unter anderem die erste Rotpunktbegehung<br />

von »End of Silence« (X+) bei<br />

Berchtesgaden, einer der schwersten alpinen<br />

Sportklettereien überhaupt. In den Folgejahren<br />

widmet er sich mehr und mehr den hohen<br />

Wänden des Karakorum und Himalaya. Für die<br />

erste Begehung einer direkten Route über den<br />

Nordpfeiler am Shivling (6543 m) erhält er<br />

2001 zusammen mit Iwan Wolf den Piolet d’Or,<br />

den Oskar des Bergsteigens. Zu seinen großen<br />

Leidenschaften zählt auch das Basejumpen,<br />

das er mit dem Bergsteigen kombiniert. Er lebt<br />

mit seiner Ehefrau und seinen drei Kindern in<br />

Oberau in der Nähe von Berchtesgaden.<br />

Alexander Huber, Jahrgang 1968, ist diplomierter<br />

Physiker. Als Alpinist macht er international<br />

erstmals mit der Rotpunkt-Begehung der<br />

»Salathé« am El Capitan im Jahr 1995 auf sich<br />

aufmerksam. Später geht es an der Westwand<br />

des Latok II (7108 m) und am Achttausender<br />

Cho Oyu hoch hinaus. Als Sportkletterer setzt<br />

er jahrelang Maßstäbe; unter anderem 1996<br />

mit »Open Air«, die zwölf Jahre später vom<br />

ersten Wiederholer Adam Ondra auf 9a+ (XI+)<br />

hochgestuft wird. Die berühmte »Hasse-Brandler-Direttissima«<br />

an der Großen Zinne begeht er<br />

2002 free solo. Seine Routen »PanAroma« und<br />

»Bellavista« (beide 8c) an der Westlichen Zinne<br />

gelten als Meilensteine des alpinen Sportkletterns.<br />

Er lebt mit seiner Lebensgefährtin in der<br />

Nähe von Marktschellenberg und in Traunstein.<br />

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Gemeinsam bilden die beiden staatlich geprüften Bergführer immer wieder<br />

eine Seilschaft, die unter dem Namen Huberbuam mittlerweile einen gewissen<br />

Kultstatus erreicht hat. Dabei treten sie auch abseits der großen Wände<br />

gemeinsam auf – so wie vor einigen Jahren im Werbespot der »Milchschnitte«.<br />

Maßgeblich zu ihrer Popularität hat der Kletterfi lm »Am Limit« von Pepe<br />

Danquart aus dem Jahr 2006 beigetragen. Er handelt vom Speedrekord-Versuch<br />

an der Nose, den die beiden allerdings erst ein Jahr später schafften<br />

– ohne Kamerateam. Sie legten die 1000<br />

Klettermeter in 2 Stunden, 45 Minuten und<br />

45 Sekunden zurück. Normale Seilschaften<br />

benötigen da<strong>für</strong> mehrere Tage.


KOLUMNE<br />

Ende der Welt<br />

Die Nacht kommt gewöhnlich dann, wenn der Tag sich<br />

verabschiedet. Und wer stetig nach oben steigt, wird<br />

in aller Regel den Gipfel erreichen. Wenn er nicht vorher<br />

vor lauter Ins-GPS-Gerät-Schauen strauchelt.<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Axel Klemmer<br />

ist im Alter von fünf Jahren von<br />

Berlin nach München gezogen.<br />

Seither lassen ihn die Berge<br />

nicht mehr los. In den 90er-<br />

Jahren war er Redakteur beim<br />

BERGSTEIGER. Der 49-Jährige<br />

schreibt im Wechsel mit<br />

Sandra Zistl, Eugen E. Hüsler<br />

und Caroline Fink über das<br />

Geschehen in den Bergen.<br />

In der Mitgliederzeitschrift des Deutschen<br />

Alpenvereins, Heft 1/2013, las ich<br />

den Artikel »Elektronisch geführt«. Er<br />

begann so: »Sie gehen immer noch ohne<br />

GPS-Gerät auf Tour? Haben Sie keine Angst,<br />

sich beim Wandern und Bergsteigen zu verirren,<br />

überrascht von Nebel, Schlechtwetter<br />

oder Dunkelheit?« Es handelte sich um eine<br />

suggestive Frage, wie der Nachsatz deutlich<br />

machte: »Mit einem GPS-Lotsen passiert das<br />

nicht so leicht!« Das Foto zum Text zeigte<br />

einen Mann, der in der Hand ein mobiles<br />

Endgerät hielt, auf dessen Bildschirm er<br />

blickte. Der Mann stand nicht in der U-<br />

Bahn, sondern auf einem schmalen Pfad<br />

mit vielen Steinen, über die er sicher stolpern<br />

würde, wenn er beim Gehen weiter<br />

auf den Bildschirm und nicht nach unten,<br />

auf den Pfad, sähe.<br />

Das machte mich nachdenklich. Ich gehe ohne<br />

GPS-Gerät auf Tour. Ich habe keine Angst<br />

davor, dass mich die Dunkelheit überrascht.<br />

Sie kommt immer genau zu der Zeit, zu der<br />

ich sie erwarte – auch ohne vorher einen<br />

GPS-Lotsen bemüht zu haben. Vielleicht bin<br />

ich ungewöhnlich begabt. Ich schaffe es irgendwie<br />

auch so.<br />

Ohne Endgerät ins gelobte Land<br />

Vor einer Weile haben mich die Zeugen Jehovas<br />

zu einem Kongress eingeladen. Auf dem<br />

Zettel, den ich in meinem Briefkasten fand,<br />

war eine farbige Zeichnung. Sie zeigte einen<br />

langen Zug von Menschen, die über das Land<br />

wanderten. Hinten, wo sie herkamen, war<br />

Dunkelheit, und Blitze zuckten am Himmel,<br />

aber die Menschen blickten freudig nach<br />

vorn, und sie schienen nicht wirklich überrascht<br />

zu sein, dass sich über ihnen die Wolken<br />

verzogen und vor ihnen, der Zeichner<br />

deutete es mit hellen Farben an, die Sonne<br />

schien. Unter der Zeichnung stand in Großbuchstaben<br />

die Frage »WIE KANN MAN DAS<br />

ENDE DER WELT ÜBERLEBEN?«<br />

An dieses Bild erinnerte ich mich nun. Wie<br />

hatten die Menschen den Weg über das<br />

Ende der Welt hinaus gefunden? Niemand<br />

auf dem Bild hatte ein Endgerät, aber alle<br />

schauten nach vorne und freuten sich. Ist so<br />

ein anspruchsvoller Weg einfach zu finden,<br />

wenn man die Augen offen hält? Oder wie<br />

hatten sie es geschafft, nicht in die Irre zu<br />

gehen, sondern sozusagen von der Helligkeit<br />

überrascht zu werden?<br />

Mit einem Navi im Auto oder einem GPS-Gerät<br />

sei das kein Problem mehr, las ich in der<br />

Zeitschrift des Alpenvereins. Der »Outdoor-<br />

Lotse« kündige Abzweigungen zwar nicht<br />

mit einer freundlichen Stimme an, da<strong>für</strong><br />

aber durch ein akustisches Signal. Wenn es<br />

piepst, geht man links. Oder rechts. Dann<br />

dürfe man auch mal den Blick vom Bildschirm<br />

heben. Das stand da nicht, aber ich<br />

dachte es mir.<br />

Im Höllental an der Zugspitze habe ich einen<br />

jungen Mann mit einem neuen, viel zu<br />

großen Rucksack und einem GPS-Gerät gesehen.<br />

Kennen Sie das Höllental? Man geht<br />

unten rein und kommt oben am Gipfel raus.<br />

Ich überlege, was man im Höllental mit einem<br />

GPS-Gerät macht. Und die Zugspitze ist<br />

noch nicht mal das Ende der Welt. ◀


Chamonix, Frankreich<br />

Träume …<br />

… leben.<br />

Spannende Ausrüstungs- und Reisetipps von<br />

Globetrotter Experten zum Thema Sportklettern<br />

unter www.4-Seasons.TV/sportklettern


TIPP<br />

12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />

Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/13<br />

<strong>Gardasee</strong>berge, Berchtesgadener und Ligurische<br />

Alpen, Ester- und Mangfallgebirge<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

3 Punta Marguareis, 10 Hohe Kiste, steiler<br />

9 Riegsee, leichte<br />

11 Taubenberg, leichte<br />

5 Edelweißlahner,<br />

7 Hohes Brett,<br />

zum Teil weglose Wanderung<br />

<strong>für</strong> Trittsichere<br />

Anstieg über den Hahnbichlsteig<br />

Rundwanderung ohne<br />

viel Höhenunterschied Voralpenwanderung<br />

meist im Wald<br />

Steilpfade zum Teil im<br />

Schrofengelände<br />

abwechslungsreiche<br />

Überschreitung<br />

4 Cima delle Saline,<br />

1 Cima SAT,<br />

2 Monte Casale,<br />

12 Halserspitz, reizvolle<br />

6 Kl. Watzmann,<br />

Wanderung über steile<br />

Bergpfade<br />

Klettersteig-Klassiker<br />

über dem <strong>Gardasee</strong><br />

langer und ziemlich<br />

schwieriger Klettersteig Gipfeltour mit op-<br />

tionaler Überschreitung<br />

schwierige Bergtour mit<br />

Stellen bis II<br />

8 Fagstein, spannende<br />

Bergtour auf<br />

teils »wilden Wegen«<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

<strong>Gardasee</strong>berge Via dell’Amicizia – Cima SAT (1246 m)<br />

1<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />

Ein absoluter Klettersteig-Klassiker<br />

Im Jahr 1972, zum hundertsten Geburtstag der »Società degli Alpinisti Tridentini« (SAT), wurde die<br />

»Via dell’Amicizia« eröffnet, ein Jubiläumsgeschenk des Trentiner Alpenclubs an die <strong>Bergsteiger</strong>gemeinde.<br />

Mittlerweile ist sie zu einem absoluten Klassiker am <strong>Gardasee</strong> geworden.<br />

1170 Hm | 6 Std.<br />

komplette Klettersteigausrüstung<br />

inkl. Helm<br />

Talort: Riva del Garda (70 m)<br />

Ausgangspunkt: An der Hauptstraße Richtung Bréscia,<br />

beim neuen Parkhaus<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Riva hat gute Busverbindungen<br />

mit Trento und Rovereto.<br />

Gehzeiten: Riva – Rifugio Barbara 1½ Std., »Via<br />

dell’Amicizia« – Cima SAT 2¼ Std., Abstieg 2¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Frühling und Herbst,<br />

im Sommer zu heiß<br />

Karten/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 055 »Valle del Sarca<br />

– Arco – Riva del Garda«; »Hüslers Klettersteigführer <strong>Gardasee</strong>«,<br />

Bruckmann Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: APT Garda Trentino, Büro Riva,<br />

Tel. 00 39/04 64/55 44 44, www.gardatrentino.it<br />

Hütte: Rifugio Barbara (560 m), meist nur an Wochenenden<br />

bewirtschaftet. Besser also auf Selbstversorgung setzen.<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Klettersteig mittlerer<br />

Schwierigkeit mit längeren Gehstrecken (K 2). Schlüsselstelle der<br />

Route ist eine 40 Meter hohe, senkrechte Leiter. Insgesamt langer<br />

und steiler ostseitiger Anstieg; Vormittagssonne!<br />

<strong>Gardasee</strong>berge Via ferrata Che Guevara – Monte Casale (1632 m)<br />

Der schönste Klettersteig der Region!<br />

Da müssen schon ein paar Superlative her: der längste, spannendste und schönste Klettersteig der<br />

<strong>Gardasee</strong>-Region. Wer allerdings von Pietramurata zu lange hinaufschaut in die unglaubliche Ostwand<br />

des Monte Casale, dem droht Genickstarre. Dagegen hilft nur eines: hinauf!<br />

1380 Hm | 8¼ Std.<br />

komplette Klettersteigausrüstung<br />

inkl. Helm<br />

Talort: Pietramurata (254 m) an der Straße Riva –<br />

Trento, 13 km nördlich von Arco<br />

Ausgangspunkt: An der Hauptstraße weisen Schilder<br />

zu dem Parkplatz vor dem riesigen Steinbruch.<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie Trento –<br />

Sarche – Pietramurata – Riva<br />

Gehzeiten: »Ferrata Che Guevara« – Monte Casale 5<br />

Std., Abstieg nach Sarche 2¾ Std., Sarche –<br />

Pietramurata ½ Std. – Alternativer Abstieg via Busòn<br />

nach Pietramurata etwas kürzer<br />

Beste Jahreszeit: Frühling und Herbst – im Hochsommer zu<br />

heiß!<br />

Karten/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 055 »Valle del Sarca<br />

– Arco – Riva del Garda«; »Hüslers Klettersteigführer <strong>Gardasee</strong>«,<br />

Bruckmann Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: APT Garda Trentino, Büro Arco,<br />

Tel. 00 39/04 64/53 22 55, www.gardatrentino.it<br />

Hütte: Rifugio Don Zio (1610 m), bewirtschaftet Mai bis Oktober<br />

an Wochenenden<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Ziemlich schwierig (K3), tadellose<br />

Kondition unerlässlich! Das Kernstück der Route, etwa<br />

600 Höhenmeter, ist durchgehend mit Fixseilen und Klammern<br />

gesichert. Genug Wasser mitnehmen, unterwegs gibt’s nur Sonne<br />

und Steine!<br />

2<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

TIPP<br />

Ligurische Alpen Punta Marguareis (2651 m), über das Rifugio Don Barbera<br />

3<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />

Unterwegs in uriger Landschaft<br />

Der leichteste Gipfelsturm auf die Königin der Ligurischen Alpen erfolgt über ihren Südrücken.<br />

Von Norden kommend lässt sie sich damit auch auf eindrückliche Weise umrunden – eine Gelegenheit,<br />

faszinierende Karstplateaus zu durchstreiften.<br />

1702 Hm | 2–3 Tage<br />

Wanderausrüstung,<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

Talort: Chiusa di Pesio (575 m)<br />

Ausgangspunkt: Pian delle Gorre (1032 m), am Ende<br />

der Straße im Valle Pesio<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zug bis Cuneo, dann<br />

Bus: bis Chiusa Pesio ganzjährig, bis Certosa di Pesio nur<br />

15. Juni bis 15. Sept., wie auch der Shuttleservice Certosa<br />

di Pesio – Pian delle Gorre<br />

Gehzeiten: Zustieg Rif. Don Barbera 5 Std.; Gipfel hinund<br />

zurück 2½ Std.; Rif. Don Barbera – Rif. Garelli 3 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />

Karte: Blu Edizioni 1:25 000, Cartoguida 2 »Alpi Liguri«<br />

Führer: Iris Kürschner »Piemont Süd«, Bergverlag Rother<br />

Information: Uffi cio Turistico, Piazza Cavour, I-12013 Chiusa di<br />

Pesio, Tel. 00 39/01 71/73 49 90, www.vallepesio.it<br />

Hütten: Rif. Pian delle Gorre (1032 m), Tel. 00 39/01 71/73<br />

80 77 oder 3 33/2 70 03 14; Rif. Don Barbera (2071 m), Tel. 00<br />

39/01 74/54 28 02 oder 3 33/9 11 79 75, www.rifugiodonbarbera.eu;<br />

Rif. Garelli (1970 m), Tel. 00 39/01 71/73 80 78 oder<br />

3 33/97 70 99 37<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Stark gegliedertes Gelände,<br />

das Trittsicherheit und Kondition voraussetzt. Zwischen Passo del<br />

Duca und Passo di Scarason weglos, doch gut markiert. Im Sommer<br />

oft schon ab Mittag Wolkenbildung. Die Hochfl ächen hüllen<br />

sich dann in Nebel und die Markierungen sind schwer zu fi nden.<br />

Früher Start ratsam; genügend Trinkwasser mitnehmen<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

<strong>Gardasee</strong>berge Via dell’Amicizia – Cima SAT (1246 m)<br />

TIPP<br />

Zustieg: Von der Hauptstraße nach Bréscia (große Schautafel)<br />

auf gepfl astertem, breitem Zickzackweg zur Bastione<br />

(211 m), dann mit der rot-weißen Markierung 404 am<br />

teilweise bewaldeten Steilhang der Rocchetta hinauf zum<br />

Rifugio Barbara (560 m). Von der Hütte kurz bergan zu einer<br />

Verzweigung (Wegweiser): links zum Kirchlein Santa Barbara,<br />

rechts fl ach zu einer großen Picknickwiese, wo man sich<br />

einseilt (ca. 620 m).<br />

Via dell’Amicizia: Drahtseile helfen über einen ersten,<br />

stark gestuften Felsaufschwung hinweg, dann folgt Gehgelände<br />

bis zum Fuß der berühmten Doppelleiter. Ihre erste<br />

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<strong>Gardasee</strong>berge Via ferrata Che Guevara – Monte Casale (1632 m)<br />

Zustieg: Zunächst um das Firmengebäude von Eurotex herum,<br />

dann am linken Rand des Steinbruchs zum Ansatzpunkt<br />

des Geröllkegels und über ihn in lichtem Pinienwald bergan<br />

gegen die Felsen und zum Einstieg (ca. 400 m).<br />

Via ferrata Che Guevara: Drahtseile leiten, schräg nach<br />

rechts ansteigend, durch die Felsen hoch über dem Steinbruch,<br />

abschnittweise ziemlich ausgesetzt. Durch kurze, steile<br />

Rinne. Weiter gut gesichert auf den felsigen Buckel im Vorgelände<br />

der Wand mit der kleinen Bait dei Pini (620 m). Ohne<br />

Sicherungen über leichte Felsen (I) in eine winzige Scharte<br />

(675 m). Nun den Drahtseilen folgend über die sehr kompakte<br />

Mauer aufwärts und zu markantem Horizontalband.<br />

Weniger steil rechts haltend zu einem Rastplatz (»Tiramisu«.)<br />

Über eine steile Felsstufe, dann auf einem weiteren Band<br />

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Hälfte ist bloß steil, die zweite – nach der Plattform – nahezu<br />

senkrecht. Ein Schild weist darauf hin, dass nur drei Personen<br />

gleichzeitig hochsteigen dürfen – theoretisch. Nach dem luftigen<br />

Intermezzo wird aus der Ferrata wieder ein Wanderweg;<br />

über den teilweise mit Büschen bewachsenen Hang steigt<br />

man an zur nächsten Felsbarriere. Über die erste Steilstufe<br />

hilft eine kurze Leiter; wenig weiter rechts beginnt die dritte<br />

Leiter – garantiert die längste über dem <strong>Gardasee</strong>! Sie verläuft<br />

parallel zu einer markanten Verschneidung, wird immer<br />

steiler und mündet auf einen geräumigen Absatz: aufatmen.<br />

Der Rest ist eher vergnügliche Zugabe mit drei Leitern, ein<br />

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nach links zum Beginn längerer Klammerreihen (ca. 1000<br />

m). In leichterem Gelände teilweise an Fixseilen zu dem mit<br />

Büschen bewachsenen Maurizio-Band (1200 m). Auf dem<br />

Band nach links, über eine breite Geröllrinne (Drahtseil) und<br />

am Hang hinauf zu einer Graskanzel. Weiter an der Steilfl anke<br />

bergan, über zwei kurze, gesicherte Aufschwünge, dann<br />

nochmals mit Seilhilfe an einem felsigen Nebengrat auf den<br />

Schlusshang und rechts hinüber zum großen Kreuz.<br />

Abstieg via Sarca: Vom abgefl achten Gipfel (Panoramatafel)<br />

zunächst über Blumenwiesen zum nahen Rifugio Don<br />

Zio (1610 m). Am Haus vorbei und in offenem Gelände erst<br />

sanft, dann steiler an einem bewaldeten Rücken bergab. Bei<br />

Godesi (1305 m; Wegzeiger) scharf rechts und in längerer<br />

Querung durch die Nordfl anke des Monte Casale. In einer<br />

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paar Drahtseilen, dazwischen auch Gehgelände, dann steht<br />

man auf dem Gipfel, passend unter einer Fahne aus Eisen.<br />

Dass die Cima SAT nur ein felsiger Zacken in der Ostfl anke<br />

der Rocchetta ist, stört überhaupt nicht – zu schön ist der<br />

Blick auf Riva, den See und talaufwärts nach Arco.<br />

Abstieg: Vom Gipfel kurz, aber sehr steil (Drahtseile, Haken)<br />

hinab zum Felsfuß, dann hinüber zum querführenden Weg<br />

418. Hier rechts und auf dem »Sentiero Crazidei« in unzähligen<br />

Kehren durch das Val Mera bergab. Auf einem breiten<br />

Karrenweg, Markierung 402, zurück nach Riva.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

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schattigen Mulde nach links ab. Zunächst noch steil und ab<br />

und zu etwas rutschig, dann in angenehm weiten Schleifen<br />

verlaufend im Wald talwärts. Ein Abzweig nach Comano bleibt<br />

links; rechts haltend weiter hinab zur Straße, verlässt sie aber<br />

gleich wieder nach rechts, um direkt Sarche (259 m) anzusteuern.<br />

Im Dorf weist ein Schild zurück nach Pietramurata,<br />

rechts der Sarca und abseits der Hauptstraße.<br />

Abstieg nach Pietramurata: Vom Rifugio Don Zio südwärts<br />

auf einem Karrenweg in die Senke des Busòn (1345<br />

m). Hier links und an den durchlaufenden Drahtseilen sehr<br />

steil im Buchenwald bergab (bei Nässe rutschig!). Über eine<br />

Eisenleiter läuft die »Ferrata del Rampin« aus. Etwas tiefer<br />

stößt man auf eine Forstpiste, die in Kehren direkt hinunterleitet<br />

nach Pietramurata.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

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Panorama: www.peakfinder.org Panorama: www.peakfinder.org<br />

TIPP<br />

Ligurische Alpen Punta Marguareis (2651 m), über das Rifugio Don Barbera<br />

1. Tag: Von Pian delle Gore südöstlich auf breitem Forstweg<br />

durch das Vallone del Salto bergwärts. Den Abzweig Cascata<br />

del Saut rechts liegenlassend zur Gias Sottano di Sestrera<br />

und rechts. Im Vallone del Marguareis in den rechts abzweigenden<br />

Weg unter den Felsabstürzen der Rocce Scarason<br />

hindurch zum Colle del Prel und über den Passo del Duca<br />

(1989 m). In der ersten Kurve nach dem Pass zweigt man<br />

links von der Hauptroute ab und folgt der roten Markierung<br />

weglos durch das Karstgelände. Die Route steigt am östlichen<br />

Rand der Conca delle Carsene mehr oder weniger in<br />

südliche Richtung an, berührt kurz die Abbruchkante der<br />

Rocce Scarason und quert dann durch eine exponierte Felsenpartie<br />

auf den von der Cima Scarason herabziehenden<br />

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Bergrücken. Über diesen kann nach links leicht die Cima<br />

Scarason (2352 m) bestiegen werden. Südwestlich verbindet<br />

sich der Bergrücken mit dem Grenzkamm und man betritt am<br />

Passo Scarason (2302 m) französisches Terrain. Durch die<br />

weite Karstfl äche schlängelt sich die von Mussolini erbaute,<br />

vom Tendapass kommende Militärstraße, zu der südlich über<br />

Wiesenhänge abgestiegen wird. Angenehmer, als der Schotterpiste<br />

zu folgen, ist der von Napoleon erbaute Militärweg,<br />

die sog. Via Cannoniera, die bald, dass man der Militärpiste<br />

nach links gefolgt ist, von dieser abzweigt. In leichtem Anstieg<br />

geht es zum Colle dei Signori mit dem Rifugio Don Barbera.<br />

2. Tag: Der Zustieg zur Punta Marguareis erfolgt vom Colle<br />

dei Signori nordöstlich über den Colle Galine. Auf gleichem<br />

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Weg zurück. Von der gelben Biwakschachtel gleich neben<br />

dem Rifugio Don Barbera dem rot markierten Pfad nach und<br />

im Auf und Ab nordöstlich zur Hochebene Piaggia Bella. Wer<br />

genau schaut, sieht die gewaltige Doline unterhalb des Wanderweges,<br />

in die sich ein sprudelnder Bach stürzt und im Untergrund<br />

verschwindet. Es ist einer von 14 Eingängen in ein<br />

54 km umfassendes Höhlensystem. Ein kurzer Steilaufstieg<br />

führt nördlich zum Colle del Pas, Übergang ins Ellero-Tal. Am<br />

Lago Ratauoloira biegt man links von der Hauptroute ab und<br />

quert nordwestlich zur Porta Sestrera (2225 m). Jenseits zum<br />

Rifugio Garelli hinunter. Anderntags wahlweise auf dem Hüttenweg<br />

nordwestlich zum Pian delle Gorre.<br />

Iris Kürschner<br />

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Panorama: www.peakfinder.org


TIPP<br />

Ligurische Alpen Cima delle Saline (2612 m)<br />

4<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013–<br />

Wo die Hexen tanzen<br />

Der breite Rücken des zweithöchsten Gipfels der ligurischen Alpen bietet<br />

phantastische Tiefblicke in seine schroffen nordseitigen Abstürze,<br />

ein Felsenreich voller mystischer Legenden, was sich auch in den Ortsbezeichnungen<br />

widerspiegelt: Cima delle Masche, der Hexengipfel, Rocca<br />

di Maraquaia, von den Einheimischen »il Magu«, der Zauberer genannt.<br />

1200 Hm | 2–3 Tage<br />

Wanderausrüstung,<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

Talort: Chiusa di Pesio (575 m)<br />

Ausgangspunkt: Pian delle Gorre (1032 m), am Ende der<br />

Straße im Valle Pesio<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zug bis Cuneo, dann Bus:<br />

bis Chiusa Pesio ganzjährig, bis Certosa di Pesio nur 15. Juni<br />

bis 15. Sept., wie auch der Shuttleservice Certosa di Pesio –<br />

Pian delle Gorre<br />

Berchtesgadener Alpen Edelweißlahner (1953 m)<br />

Die Direttissima vom Hintersee<br />

Mit dem Edelweißlahner baut die Reiteralm ihr Ostbollwerk über dem Ramsauer Tal auf – eine respektable<br />

Steilschrofenflanke, die überraschenderweise von wilden Pfaden durchzogen wird und<br />

routinierten Berggängern ein zünftiges Abenteuer bietet. Die Gipfelschau ist fantastisch!<br />

1130 Hm | 6 Std.<br />

alpine Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Ramsau (670 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkmöglichkeit nahe dem Triebenbachlehen<br />

(ca. 840 m), am Beginn des Weges zur Halsalm<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Nächste Bushaltestelle<br />

am Hintersee (Linie von Berchtesgaden über Ramsau);<br />

der Mehraufwand ist gering.<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abstieg 2½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober, nicht bei Schnee!<br />

Karte: Alpenvereinskarte, 1:25 000, Blatt BY 20<br />

Gehzeiten: Zustieg Hütte 2¾ Std. – Colle del Pas 1¾ Std.<br />

– Cima delle Saline 1½ Std. – Rif. Mondovi 2¼ Std. – Porta<br />

Sestrera 1½ Std. – Rif. Garelli ½ Std. – Pian delle Gorre 2 Std.<br />

Karte: Blu Edizioni 1:25 000, Cartoguida 2 »Alpi Liguri«<br />

Führer: Iris Kürschner »Piemont Süd«, Bergverlag Rother<br />

Information: Uffi cio Turistico, www.vallepesio.it<br />

Hütten: Rifugio Garelli, Tel. 00 39/01 71/73 80 78 oder 3<br />

»Lattengebirge, Reiteralm«<br />

Führer: Mark Zahel »Berchtesgadener Alpen«, Bruckmann<br />

Verlag, 2009. Mark Zahel »Wilde Wege Bayerische Alpen«,<br />

Bergverlag Rother, 2013<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information, 83486 Ramsau,<br />

Tel. 0 86 57/98 89 20, www.ramsau.de<br />

Hütte/Einkehr: keine<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Recht anspruchsvolle Bergtour<br />

auf kleinen, oft nur spärlich markierten Steilpfaden. Einige<br />

Kletterstellen im I. Grad sowie vereinzelte Drahtseile an den exponiertesten<br />

Passagen. Perfekte Trittsicherheit im Schrofengelände,<br />

Schwindelfreiheit und gutes Orientierungsvermögen notwendig.<br />

Tipp: Von der Eisbergscharte lässt sich auf einem Latschenpfad<br />

der Eisberg (1800 m) mitnehmen.<br />

33/97 70 99 37; Rifugio Mondovi (1761 m), Tel. 00 39/01<br />

74/6 55 55 oder 3 35/54758 07, www.rifugiomondovi.com<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Teils steile Bergpfade,<br />

Trittsicherheit wichtig. Zwischen Cima Pian Ballaur und Cima<br />

delle Saline weglos, doch markiert. Schlüsselstelle ist der<br />

Ostabbruch der Cima delle Saline. Bei Nebel ist von der Überschreitung<br />

abzuraten. Genügend Trinkwasser mitnehmen!<br />

5<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Kleiner Watzmann (2307 m), Überschreitung<br />

6<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />

Alpines Schmankerl an der Watzfrau<br />

Als Bestandteil der populärsten Berchtesgadener Gipfelsilhouette macht der Kleine Watzmann<br />

eine gute Figur, wird aber doch verhältnismäßig selten bestiegen. Ohne präparierte Routen braucht<br />

man schon eine gehörige Portion alpiner Erfahrung. Landschaftlich wird man auf der Überschreitung<br />

reich belohnt.<br />

1600 Hm | 8¾ Std.<br />

alpine Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Schönau am Königssee<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Hammerstiel (770 m) in<br />

Hinterschönau<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Nächste Haltestelle an der<br />

Zufahrt nach Hammerstiel<br />

Gehzeiten: Aufstieg bis Kühroint 2 Std., Gipfelaufstieg 2¾<br />

Std., Abstieg zum Mooslahnerkopf 2 Std., Talabstieg 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis Oktober, nicht bei Schnee!<br />

Karte: Alpenvereinskarte, 1:25 000, Blatt BY 21 »Nationalpark<br />

Berchtesgaden, Watzmann«<br />

Führer: Mark Zahel »Wilde Wege Bayerische Alpen«,<br />

Bergverlag Rother, 2013<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information,<br />

83471 Schönau am Königssee, Tel. 0 86 52/17 60<br />

Hütte/Einkehr: Kührointhütte (1420 m), Mitte Mai bis<br />

Mitte Oktober, Tel. 01 71/3 53 33 69<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Schwierige Bergtour in<br />

überwiegend steilem Schrofengelände. Einige Kletterstellen<br />

bis II, ohne Sicherungen. In den unteren Bereichen (Kederbichl<br />

und Mooslahnerkopf) bei Nässe unangenehm rutschig.<br />

Nur <strong>für</strong> Bergerfahrene – Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und<br />

elementare Kletterfähigkeiten obligatorisch. Orientierungsmäßig<br />

ist vor allem die Abstiegsroute recht kompliziert.<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Ligurische Alpen Cima delle Saline (2612 m)<br />

TIPP<br />

Route: Vom Rifugio Garelli der weiß-rot-weißen GTA-<br />

Markierung nach östlich in steilen Kehren zur Porta Sestrera<br />

(2225 m) hinauf. Nach einem kurzen Abstieg durch ein<br />

Tälchen darf man den Abzweig rechts nicht verpassen. Es<br />

geht südlich ansteigend zum Lago Ratauoloira (2171 m).<br />

Die rot markierte Route zieht dann südwestlich in den Colle<br />

del Pas (2350 m). Dort links den breiten Gratzug hinauf zur<br />

Cima Pian Ballaur (2603 m) und durch eine Senke auf den<br />

Gipfel der Cima delle Saline. Gegen Osten gilt es nun eine<br />

Steilstufe zu überwinden. Der Pfad durch Felsen und Schutt<br />

(rutschig!) fordert die Knie. Nach dem etwa 80 Meter hohen<br />

<br />

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Berchtesgadener Alpen Edelweißlahner (1953 m)<br />

Abbruch geht es durch sanfteres Gefälle den Schrofenhang<br />

abwärts in den Passo delle Saline (2178 m), über den einst<br />

eine alte Salzstraße führte. Dort stößt man wieder auf die<br />

GTA, der nördlich, also links in den Talschluß des Val Ellero<br />

gefolgt wird. In Bachnähe mündet der Pfad in den von der<br />

Gias Gruppetti kommenden Fahrweg ein, der durch das idyllische<br />

Hochtal (im Juni große botanische Vielfalt) zum Rifugio<br />

Mondovi (1761 m) leitet.<br />

Von der Hütte nordwestlich durch einen Alprosenhang<br />

aufwärts. Der Pfad knickt nach Südwesten, quert die rechte<br />

Talseite des Rio Ciappa und steigt zur Porta Biecai (1998 m).<br />

<br />

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<br />

<br />

<br />

Aufstieg: Man nimmt den Weg zur Halsalm auf und steigt<br />

gen Westen schräg an. Nach gut 20 Gehminuten zweigt kurz<br />

vor dem Antonigraben ohne Beschilderung ein unscheinbarer<br />

Pfad ab. Dieser führt noch eine Weile durch den Wald<br />

und schmiegt sich dann dem Antonigraben an, wo dieser<br />

seichter und gangbarer wird. Man nähert sich dem Wandsockel<br />

und trifft auf die Gabelung der Routen zum Eisberg<br />

rechts und zum Edelweißlahner links.<br />

Mit einer gut signalisierten Traverse weicht man dem Riegel<br />

aus, muss danach aber trotzdem eine kleine gesicherte<br />

Felsstufe überwinden. Der Verlauf bleibt abwechslungsreich:<br />

Nach einer Rechtsdiagonale quert man wieder<br />

markant nach links, schlüpft durch eine Rinne und durchquert<br />

schräg rechts eine abschüssige Hangeinbuchtung,<br />

um mit etwas Kraxelei – zuletzt durch eine Latschengasse<br />

– den Ausstieg auf den Grat zu gewinnen. Jetzt nochmals<br />

aufsteilend (Stellen I) von Nordosten her zum Gipfel des<br />

Edelweißlahners.<br />

Abstieg: Zunächst wieder zurück zum Schärtchen, dort<br />

aber links haltend in die von Karren zerklüftete Nordfl anke<br />

der Hüfelwand hinein. Verschlungen leiten die Markierungen<br />

durch das unwegsame Karstterrain hinunter in die<br />

grasige Mulde bei der Eisbergalm. Hier rechts nochmals<br />

geringfügig ansteigend zur Eisbergscharte (1600 m) und<br />

am Rande einer Mulde allmählich wieder in die steilen<br />

Randabstürze des Massivs hinein.<br />

Hier gibt es bald zwei gleichwertige Möglichkeiten: entweder<br />

links über die sehr ausgesetzte Rampe der »Fernsebnerplatte«,<br />

die mit Drahtseilen entschärft wurde, oder<br />

rechts querend und nachfolgend über das ebenfalls gesicherte<br />

»Leiterl« bergab. Kurz nach Vereinigung beider Varianten<br />

gabelt sich der Pfad erneut. Einerseits könnte man<br />

nun nach rechts wieder zum Antonigraben hinüberqueren,<br />

doch erscheint der Linksschwenk zu einem Schotterfeld<br />

etwas günstiger. Gegenüber leitet ein ordentlicher Pfad<br />

(rote Punkte) und schließlich ein breiterer Forstweg durch<br />

den Bergwald tiefer, sodass man in unmittelbarer Nähe des<br />

Ausgangspunktes wieder herauskommt.<br />

Mark Zahel<br />

Die Südostflanke der Reiteralm<br />

Zu Füßen liegt ein hübscher Talkessel, in den sich der Lago<br />

Biecai bettet, ein reiner Schmelzsee, der nur nach Schneewintern<br />

und längeren Regenperioden mit Wasser gefüllt ist.<br />

Man quert den Kessel oberhalb gegen Südwesten, lässt den<br />

Abzweig zum Lago delle Moglie rechts liegen und steigt durch<br />

einen Bachgraben westlich zu einer nächsten Hochfl äche<br />

auf. Links führt ein Pfad in den Colle del Pas, man hält sich<br />

rechts nordwestlich zur Porta Sestrera und kehrt auf bekanntem<br />

Weg zum Rifugio Garelli zurück.<br />

Iris Kürschner<br />

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Foto: Mark Zahel Panorama: www.peakfinder.org<br />

TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Kleiner Watzmann (2307 m), Überschreitung<br />

Aufstieg: Von Hammerstiel ins Schapbachtal und mit einigen<br />

Abkürzungen der Forststraße zur Kührointalm hinauf. Bei<br />

der Klimastation beginnt eine Wiesenschneise, über die man<br />

auf den bewaldeten Rücken des Kederbichls gelangt. Hier<br />

folgt man einem deutlichen, aber zuweilen glitschigen Pfad<br />

weiter bergauf. Durch eine Latschengasse in freies Gelände<br />

nahe der Abbruchkante ins Watzmannkar. Hier schwingt sich<br />

auf ca. 1840 m der »Gendarm« als schwierigste Kletterstelle<br />

(II, Haken) auf. Oberhalb wieder in gemäßigteren Schrofenfl<br />

anken weiter, Klettern muss man nur noch hin und wieder<br />

an einigen überschaubaren Stufen. Gelbe Punkte und gelegentliche<br />

Steinmännchen unterstützen die Feinorientierung,<br />

bevor man rechts haltend die gipfelnahen Plattenzonen<br />

erreicht. Sie werden entlang einiger Risse bis zum höchsten<br />

Punkt durchstiegen.<br />

Abstieg: Anfangs kurz nach Süden, aber noch vor dem<br />

rundlichen Nebengipfel anhand von Steigspuren und<br />

Steindauben links in die Ostfl anke hinab. Nach einer markanten<br />

Rechtstraverse wird ein kleines Schotterkar betreten,<br />

in dem schon von oben Spuren zu erkennen waren. Damit<br />

nähert man sich dem spektakulären Einschnitt des Fensterls,<br />

wo aus exponierter Position der Tiefblick auf den Königssee<br />

fällt. Gegenüber ersteigt man eine abschüssige Rampe und<br />

wechselt durch eine Minilücke zwischen zwei Köpfen wieder<br />

auf die linke Seite. Die Route laviert mit einigen Kraxelstellen<br />

um die Hindernisse entlang des Ostgrates, passiert Blockgelände<br />

und Latschenbewuchs und gewinnt in kurzem Gegenanstieg<br />

den aussichtsreichen Mooslahnerkopf (1815 m).<br />

Von dort auf dem ebenfalls nicht markierten, aber kaum zu<br />

verfehlenden Steig nordostseitig bergab. Erdig verschmierte<br />

Felsen können etwas lästig sein. Im Kar kreuzt man eine<br />

Forststraße und wandert im Bogen zurück nach Kühroint,<br />

wo sich der Kreis der Überschreitung schließt. Zurück nach<br />

Hammerstiel wie gehabt.<br />

Mark Zahel<br />

Der Kleine Watzmann im Profil<br />

Foto: Mark Zahel


TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Hohes Brett (2340 m), über die Brettgabel<br />

7<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />

Abwechslungsreiche Überschreitung des Göll-Ausläufers<br />

Von der Jennerbahn über die Südflanke wird das Hohe Brett häufig<br />

und ohne größere Mühen bestiegen. Kenner wissen um die stillere und<br />

abwechslungsreichere Route über die Brettgabel, die allein schon ein<br />

Tourenziel wert wäre. So gestaltet sich eine interessante Rundtour.<br />

1220 Hm | 6 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Berchtesgaden (571 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Hinterbrand (ca. 1120 m) am<br />

Ende der Dürreckstraße; Zufahrt via Obersalzberg<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung von<br />

Berchtesgaden bis Hinterbrand<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abstieg 2½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />

Karte: Alpenvereinskarte, 1:25 000, Blatt BY 21 »Nationalpark<br />

Berchtesgaden, Watzmann« oder Blatt BY 22 »Berchtesgaden,<br />

Untersberg«<br />

Führer: Mark Zahel »Berchtesgadener Alpen«,<br />

Bruckmann Verlag, 2009<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information, 83471 Berchtesgaden,<br />

Tel. 0 86 52/94 45-3 00<br />

Berchtesgadener Alpen Rothspielscheibe (1940 m) und Fagstein (2164 m)<br />

Über den Almen der Gotzenberge<br />

Eine anmutig geformte Berglandschaft, idyllisch mit strengeren Einschüben, prägt die Gotzenberge<br />

auf der Ostseite des Königssees – vis-à-vis der Watzmann-Ostwand. Über die Farrenleiten<br />

und die Rothspielscheibe zum Fagstein führt ein »wilder Weg«, der immer mehr Spannung aufbaut.<br />

1270 Hm | 7¼ Std.<br />

normale Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Berchtesgaden (571 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Hinterbrand (ca. 1120 m)<br />

am Ende der Dürreckstraße; Zufahrt von Berchtesgaden via<br />

Obersalzberg<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung von Berchtesgaden<br />

bis Hinterbrand<br />

Gehzeiten: Aufstieg Rothspielscheibe 3 Std., Fagstein 1½<br />

Std., Abstieg zur Priesbergalm 1½ Std., Rückweg 1¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis Oktober, sofern schneefrei<br />

Karte: AV-Karte, 1:25 000, Blatt BY 21 »Nationalpark Berchtesgaden,<br />

Watzmann« oder Blatt 10/2 »Hochkönig – Hagengebirge«<br />

Führer: Mark Zahel »Wilde Wege Bayerische Alpen«, Bergverlag<br />

Rother, 2013<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information, 83471 Berchtesgaden,<br />

Tel. 0 86 52/94 45-3 00<br />

Einkehr: Sommers Brotzeiten in der Königstalalm und der Priesbergalm;<br />

sonst Jenner-Mittelstation sowie Dr.-Hugo-Beck-Haus<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Abseits der Wanderpromenaden<br />

nur kleine inoffi zielle Pfade und teils auch wegloses Karrengelände.<br />

Steilpassagen oberhalb der Farrenleiten sowie beim<br />

Abstieg über die Roßfelder. Bergerfahrung und gute Trittsicherheit<br />

wichtig, zudem auch Ausdauer und Routeninstinkt<br />

Tipp: Man kann auch von Dorf-Königssee mit der Jennerbahn in<br />

die Tour einsteigen.<br />

Hütte/Einkehr: Stahlhaus (1736 m), fast ganzjährig, Tel.<br />

0 86 52/27 52; Mitterkaseralm (1534 m), Jausenstation<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Bergtour ohne wesentliche<br />

Kletterei, jedoch nur <strong>für</strong> im weglosen Gelände Erfahrene geeignet.<br />

Schon bei guter Sicht gewisser Routeninstinkt nötig, zudem<br />

Trittsicherheit im Bereich der Brettgabel und stellenweise auch<br />

am Normalweg.<br />

8<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

TIPP<br />

Werdenfelser Land Riegsee (660 m)<br />

9<br />

Anregende Rundtour mit großartigem Bergblick<br />

Der Riegsee wird aufgrund seiner geringen Tiefe oft schon im späten<br />

Frühjahr warm. Vor allem aber hat er eine Rundwanderung zu bieten,<br />

deren traumhafter Bergblick genau das richtige Mittel ist, um Lust<br />

auf eine große Gipfelbesteigung, z. B. auf die deutlich sichtbare Hohe<br />

Kiste zu bekommen.<br />

100 Hm | 2½ Std.<br />

normale Wanderausrüstung<br />

(plus Badezeug)<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />

Talort/Ausgangspunkt: Aidling (724 m)<br />

Gehzeiten: Aidling – Riegsee 1½ Std., Riegsee –<br />

Aidling 1 Std.<br />

Beste Jahreszeit: April bis Oktober<br />

Karte: Bay. Landesvermessungsamt 1:50 000,<br />

UK L 31 »Werdenfelser Land«<br />

Führer: M. Pröttel »Tagesausfl üge Pfaffenwinkel«,<br />

J. Berg Verlag, München 2010<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusgemeinschaft<br />

»Das Blaue Land«, Tel. 0 88 41/61 41-14<br />

www.dasblaueland.de<br />

Einkehr: Gasthof zu Post in Aidling<br />

(www.gasthof-post-aidling.de) sowie Seestuben und<br />

Gasthof Westner in Riegsee<br />

Charakter/Schwierigkeit: Leichte Rundtour mit tollem<br />

Bergblick. Auf der ersten Hälfte Landwirtschaftswege, dann<br />

schöner Fußweg am Ufer entlang


TIPP<br />

Berchtesgadener Alpen Hohes Brett (2340 m), über die Brettgabel<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz Hinterbrand auf breitem Wirtschaftsweg<br />

ein Stück in Richtung Jenner-Mittelstation. Bereits ca. 70<br />

Meter hinter der Schranke zweigt nach links ein unbezeichneter<br />

Weg ab, der durch Wald zu einer Almwiese leitet. Auf dieser vollzieht<br />

man einen Bogen um die weiter hinaufreichenden Waldparzellen<br />

und gewinnt auf steilem, erdigem Pfad zusehends an<br />

Höhe. Unterhalb schrofferer Felshänge mit einer Traverse nach<br />

links. Eine schrofi ge Rinne leitet zum Grat hinauf, wo man in<br />

wenigen Schritten nach links zum herrlichen Aussichtspunkt<br />

der Brettgabel (1805 m) gelangt.<br />

Anschließend begibt man sich weiter an die Bergmasse des<br />

Hohen Bretts heran. Durch eine Rinne und eine Latschengasse<br />

hinauf zur freien Nordwestabdachung, die jetzt keinerlei geländebedingte<br />

Schwierigkeiten mehr aufwirft, bei mangelhafter<br />

Sicht unter Umständen jedoch immense Orientierungsprobleme.<br />

Wahlweise kann man unmittelbar den Nordwestrücken<br />

begehen (schwieriger) oder schwachen Trittspuren in den Rasenpolstern<br />

schräg durch die Flanke folgen. In diesem Fall trifft<br />

man beim Jägerkreuz (2182 m) auf den Normalweg und wandert<br />

auf ihm das letzte Stück hinauf zum abgefl achten Gipfel.<br />

Abstieg: Zurück zur Westschulter mit dem Jägerkreuz, wo<br />

Berchtesgadener Alpen Rothspielscheibe (1940 m) und Fagstein (2164 m)<br />

Aufstieg: Von Hinterbrand auf breit ausgebautem Höhenweg<br />

über die Jenner-Mittelstation und die Strubalm zur<br />

Weggabelung oberhalb der Königsbachalm. Nun folgt man<br />

Route Nr. 498 Richtung Schneibsteinhaus/Stahlhaus und<br />

zweigt an bezeichneter Stelle in das zwischen Bärenwand<br />

und Farrenleitenwand eingelagerte Königstal ab. Über einen<br />

Boden einwärts und mit einigen Serpentinen zur Königstalalm<br />

(ca. 1530 m). Ein nicht markierter, aber klar erkennbarer<br />

Weg zieht von hier in den Waldkessel am Fuße<br />

der Rothspielscheibe. Wo sich die Trasse auf einer Lichtung<br />

verzweigt, geht man rechts und gelangt mit einigen Serpentinen<br />

gegen die Farrenleiten hinauf. Neben der Kuppe (P.<br />

1716) links in die baumbestandene Steilfl anke, wo der<br />

Pfad schmal und ausgesetzt auf einem schrägen Grasband<br />

berganzieht und auf den Westgrat leitet. Gemeinsam mit<br />

einer von der Priesbergalm kommenden Spur zum Gipfelkreuz<br />

auf der Rothspielscheibe (1940 m).<br />

Man überschreitet die grüne Kanzel südostwärts und gelangt<br />

mit etwas Zwischenabstieg in die unübersichtlichen,<br />

stark zerklüfteten Karrenzonen, die zum Teil von Latschen<br />

durchsetzt sind. Nach Steindauben Ausschau haltend fi n-<br />

scharf links der Einstieg in die steilere Südfl anke erfolgt.<br />

Durch brüchige Schrofen führt der Steig in Serpentinen rasch<br />

abwärts. Man quert nahe dem Kammrücken weiter auf die<br />

Verfl achung bei den Pfaffenkegeln und steigt nochmals über<br />

einen steileren Hang zum Stahlhaus (1734 m) am Torrener<br />

Joch ab. Ein breiter Weg zieht fast eben Richtung Jenner<br />

hinüber, vor diesem auf die Nordseite und zur Mitterkaseralm<br />

hinab. Wer den Abstieg abkürzen möchte, kann unter Auslassung<br />

des Stahlhauses schon vor den Pfaffenkegeln einer nicht<br />

bezeichneten, aber deutlich ausgeprägten Steigspur durch<br />

einen Grabeneinschnitt zur Mitterkaseralm folgen. Von dort<br />

auf breiten Wirtschaftswegen über die Wasserfallalm und die<br />

Jenner-Mittelstation (etwaige Abkürzung via Krautkaser) zum<br />

Parkplatz Hinterbrand.<br />

Mark Zahel<br />

Die weitläufige Gipfelabdachung<br />

des Hohen Bretts<br />

det man eine günstige Linie durch das Chaos und peilt die<br />

breite Einsattelung zwischen Fagstein und Windschartenkopf<br />

an. Dort nach rechts und über weitere Karren und Rasenfl<br />

ecke auf den Ostgrat, der ohne Hürden zum Gipfel des<br />

Fagstein aufschließt.<br />

Abstieg: Die Überschreitung verläuft zunächst längs der<br />

Schneide gen Südwesten, bis man an den Felsabbrüchen<br />

zur Rechten vorbei ist und auf ca. 2030 m eine Pfadspur<br />

entdeckt, die schräg in die Flanken hinabzieht. Sie knickt<br />

bald scharf rechts ab und leitet quer durch den oberen<br />

grasigen Steilhang auf die Roßfelder. Hier noch oberhalb<br />

eines Grabenansatzes entlang und anschließend über einen<br />

Wiesenrücken zum Geländebalkon der Priesbergalm<br />

(1460 m) hinab. Auf breiten Wegen geht es an der Enzianbrennhütte<br />

vorbei zum Königsbachgraben und auf bekannter<br />

Strecke zurück nach Hinterbrand.<br />

Mark Zahel<br />

Am Gipfel des Fagstein<br />

Foto: Mark Zahel Foto: Mark Zahel<br />

TIPP<br />

Werdenfelser Land Riegsee (660 m)<br />

Wegverlauf: In Aidling folgt man der Dorfstraße nach Osten<br />

und zweigt dann halbrechts in die »Höhlmühlstraße« ab. Man<br />

folgt diesem geteerten Sträßchen etwa 700 Meter und zweigt<br />

dann in einem Wäldchen wiederum halbrechts in einen<br />

Schotterfahrweg ab. Dieser führt leicht bergab zu einer schönen<br />

großen Wiese. Abermals gabelt sich der Fahrweg, wieder<br />

hält man sich rechts und gelangt so in einen größeren Wald<br />

(hier an Gabelung rechtshaltend), den man ohne Orientierungsprobleme<br />

nach Süden durchquert. Der Weg kommt aus<br />

dem Wald heraus und wendet sich nach Westen. An einer Gabelung<br />

geht man weiter geradeaus und wandert zwischen<br />

freien Wiesen mit schöner Aussicht auf den Alpenrand in den<br />

Ort Riegsee. Hier folgt man links der »Dorfstraße« in Richtung<br />

See und dann rechts der »Seestraße« zum Campingplatz,<br />

den man geradeaus durchquert. Am Ende des Campingplatzes<br />

beginnt das schönste Wegstück der gesamten Runde: Parallel<br />

zum Ufer des Riegsees führt uns der Fußweg an einem<br />

Waldrand entlang, dann durch ein Waldstück und zuletzt direkt<br />

am Seeufer in Richtung Norden zu einer schönen Badestelle<br />

mit kleinem Steg und Schwimmponton.<br />

Nach der Badepause folgt man dem Fahrweg nach Osten,<br />

überquert eine Querstraße und stößt auf die Straße, die von<br />

Aidling nach Riegsee führt. Dieser folgt man ein Stück nach<br />

links um so gleich wieder nach rechts in einen Landwirtschaftsweg<br />

abzuzweigen, der zurück nach Aidling führt .<br />

Michael Pröttel<br />

Von der Aidlinger Höhe reicht das Panorama<br />

bis zum Wetterstein und zum Ettaler Manndl.<br />

Foto: Michael Pröttel


TIPP<br />

Estergebirge Hohe Kiste (1922 m)<br />

10<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />

TIPP<br />

Meisterprüfung hoch über dem Loisachtal<br />

Dank der schnellen Erreichbarkeit des Ausgangspunkts kann man die Besteigung problemlos als<br />

Tagestour bewältigen. Man muss nur früh genug starten, den Anstieg gut einteilen und sich bei der<br />

wunderschönen (aber unbewirteten) Pustertalhütte eine ausgiebige Pause gönnen.<br />

1280 Hm | 6 Std.<br />

normale Wanderausrüstung<br />

Talort: Eschenlohe (640 m)<br />

Ausgangspunkt: Bhf. Eschenlohe (640 m) bzw.<br />

Parkplatz am Ende der Schellenbergstraße<br />

Öffentliche Verkehsmittel: Von München direkt mit<br />

dem Zug nach Eschenlohe<br />

Gehzeiten: Eschenlohe – Pustertalhütte 2 Std. Pustertalhütte<br />

– Hohe Kiste 1½ Std., Hohe Kiste – Eschenlohe 2½ Std.<br />

Mangfallgebirge Taubenberg (894 m)<br />

Schöne Voralpenwanderung mit herrlicher Einkehr<br />

Der Taubenberg ist ein beliebtes Wanderziel und das wichtigste Wasserversorgungsgebiet<br />

von München. Nicht zuletzt wegen seines einladenden<br />

Berggasthauses mit grandioser Aussicht ist der Taubenberg<br />

eine ideale Einstiegstour, die große Lust auf höhere Berge macht.<br />

180 Hm | 3 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Mai bis Oktober<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 9<br />

»Estergebirge, Herzogstand, Wank«<br />

Führer: M. Pröttel »Das perfekte Bergwochenende«,<br />

Bruckmann Verlag, München 2013<br />

Fremdenverkehrsamt: Gästeinformation Eschenlohe,<br />

Tel. 0 88 24/82 28, www.eschenlohe.de<br />

Einkehr: unterwegs keine Möglichkeit<br />

Charakter/Schwierigkeit: Der Anstieg über den<br />

Hahnbichlsteig zur Hohen Kiste erfordert Trittsicherheit<br />

und gute Kondition; bei Nässe nicht zu empfehlen.<br />

Zur Belohnung gibt es eine überwältigende Aussicht!<br />

11<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

normale Wanderausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />

Talort/Ausgangspunkt: Osterwarngau (715 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der BOB oder der S 5 bis<br />

Holzkirchen. Von dort mit Bus 9567 bis zur Haltestelle Osterwarngau,<br />

die sich gegenüber der Kirche befi ndet.<br />

(Verbindungen: www.bahn.de)<br />

Gehzeiten: Osterwarngau – Nüchternbrunn 1 Std., Nüchternbrunn<br />

– Gasthaus Taubenberg 30 Min., Gasthaus Taubenberg<br />

– Osterwarngau 1½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: April bis Oktober<br />

Karte: Bayerisches Landesvermessungsamt 1:50 000,<br />

UK L12 »Mangfallgebirge«<br />

Führer: M. Pröttel »Wandern wenn die Sonne brennt«,<br />

J. Berg Verlag, München 2009<br />

Fremdenverkehrsamt: Gemeinde Warngau, www.warngau.de<br />

Einkehr: Taubenberg-Gasthaus. Im August Betriebsurlaub, aber<br />

selbst dann stehen Getränke vor der Türe; www.taubenberg.de<br />

Charakter/Schwierigkeit: Sehr waldreiche Rundtour auf<br />

guten Fußwegen und mit sanften Anstiegen. Bei der großen<br />

Runde über Oberwarngau wird das Schlussstück allerdings<br />

über schattenlose Wiesen zurückgelegt.<br />

Tipp: Wer den großen Aussichtsturm am Taubenberg besteigen<br />

will, kann sich den Schlüssel <strong>für</strong> 20 Euro Pfand beim Gasthaus<br />

Taubenberg ausleihen.<br />

TIPP<br />

w<br />

Mangfallgebirge Halserspitz (1862 m)<br />

12<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />

Auf den höchsten Gipfel des Blaubergkamms<br />

Die Besteigung des Halserspitz ist eine der landschaftlich reizvollsten Touren am Bayerischen<br />

Alpenrand. Wer nach dem Gipfel die Zusatztour über den Blaubergkamm noch dranhängt, darf ohne<br />

Übertreibung seine »erste richtig große Überschreitung« ins Tourenbuch eintragen.<br />

1100 Hm | 5 Std.<br />

normale Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Kreuth (793 m)<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz bzw. Bushaltestelle<br />

Siebenhütten (800 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Von München-Hbf. mit<br />

der BOB zum Bahnhof Tegernsee und weiter mit RVO-Bus<br />

9556 bis zur Haltestelle »Siebenhütten« (Verbindungen<br />

unter www.bahn.de)<br />

Gehzeiten: Parkplatz – Siebenhütten ½ Std., Siebenhütten<br />

– Halserspitz 2½ Std., Halserspitz – Parkplatz 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: April bis Oktober<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 13 »Mangfallgebirge West«<br />

Führer: M. Pröttel »Das perfekte Bergwochenende«,<br />

Bruckmann Verlag, München 2013<br />

Einkehr: Almwirtschaft Siebenhütten; je nach Schneelage<br />

von Mai bis Oktober durchgehend geöffnet; Blaubergalm<br />

geöffnet von Juni bis Ende Oktober<br />

Information: Tegernseer Tal Tourismus, Tel. 0 80 22/<br />

92 73 80, E-Mail: info@tegernsee.com<br />

Charakter/Schwierigkeit: Landschaftlich extrem reizvolle<br />

Bergtour, die am Gipfelanstieg Trittsicherheit erfordert.<br />

Bei der Variante ist zudem gute Kondition erforderlich.<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Estergebirge Hohe Kiste (1922 m)<br />

Aufstieg: Vom Bahnhof Eschenlohe folgt man der »Bahnhofstraße«<br />

ins Ortszentrum, überquert die Loisach und folgt<br />

der »Krottenkopfstraße« und der »Schellenbergstraße« zu<br />

einer Forststraße (immer der Beschilderung »Krottenkopf«<br />

folgen), die bald eine Linkskurve macht und von nun an leicht<br />

ansteigt. Bald kann man die Forststraße rechts verlassen, indem<br />

man dem Schild »Hahnbichlsteig, Nur <strong>für</strong> Geübte« folgt.<br />

(Alternativ kann man auch den leichteren, aber längeren und<br />

weniger attraktiven Anstieg wählen, der weiter der Forststraße<br />

folgt.) Über einen steilen Karrenweg und dann noch einmal<br />

auf einem etwas fl acheren Fahrweg geht es zum Beginn des<br />

eigentlichen Steigs, der als schmaler Pfad das steile Waldgelände<br />

hinauf führt. Sobald es wieder fl acher wird, wird der<br />

Weg breiter und man kommt zu einer Gabelung, wo man dem<br />

Schild »Krottenkopf über Pustertalhütte« folgt. In einer Querung<br />

und dann leicht absteigend gelangt man zum Anstieg,<br />

der von der oben erwähnten Forststraße hinauf führt. Bald<br />

gelangt man zur wunderschönen Wiese bei der Pustertal-<br />

Jagdhütte. Von hier steigt man südlich in einen Karboden und<br />

in Kehren über zunehmend steiles Geröll bis unter die Gipfelfelsen.<br />

Zuletzt geht es links haltend zum Kamm. Man hat nun<br />

den weiten Bergkessel des Estergebirges erreicht,<br />

wo ein guter Weg nach rechts Richtung »Weilheimer Hütte/<br />

Krottenkopf« führt. Man folgt diesem nun ein Stück nach<br />

rechts und kann dann entweder gleich dem ersten, teils<br />

erodierten Steig zum Gipfel folgen, oder man folgt dem<br />

Hauptweg noch ein gutes Stück weiter und steigt auf dem<br />

besseren zweiten Pfad durch die Latschen zum Gipfelkreuz.<br />

Abstieg: Zurück nach Eschenlohe geht es auf dem Anstiegsweg.<br />

Michael Pröttel<br />

Der Name »Hohe Kiste« kommt<br />

nicht von ungefähr.<br />

Foto: Michael Ptöttel<br />

TIPP<br />

Mangfallgebirge Taubenberg (894 m)<br />

Wegverlauf: Gegenüber der Kirche folgt man dem Birkenweg,<br />

bis dieser auf den Nüchternbrunnweg stößt. Hier<br />

geht man nach links, bis bei einer Christusskulptur rechts<br />

der Fußweg Richtung Nüchternbrunn abzweigt. Man folgt<br />

dem Fußweg ansteigend in den Wald hinein. Der Weg quert<br />

einen Bach und teilt sich. Hier gehen wir geradeaus und<br />

somit über einen steiler ansteigenden Hohlweg weiter. Der<br />

Weg wird fl acher und man kommt zu einer Wegkreuzung, wo<br />

man geradeaus geht. Es geht bergab und zur Waldkappelle<br />

Nüchternbrunn. Man geht an dem Sakralbau rechts vorbei<br />

und über einen Bach. Entlang von Holzstufen geht es ein kurzes<br />

Stück auf schmalerem Weg bergab, bevor der Weg wieder<br />

fl ach Seitenbäche quert. Auf wieder breiterem Waldweg geht<br />

es in derselben Richtung weiter, bis man aus dem Wald heraustritt<br />

und das Taubenberg-Gasthaus vor sich liegen sieht.<br />

Man folgt nach der Einkehr der Teerstraße in freiem Gelände<br />

nach Westen bergan. Die Straße wird zum Schotterweg und<br />

tritt in den Wald ein und wieder aus ihm heraus. Bei einer<br />

Kreuzung folgt man den Schildern zum Aussichtsturm und<br />

geht an einer weiteren Kapelle vorbei. Bald darauf kommt<br />

man an dem Aussichtsturm vorbei. Weiter geradeaus gehend<br />

kommt man an eine Gabelung, wo es geradeaus Richtung<br />

Oberwarngau hinab geht. An einer leichten Rechtskurve<br />

kann man den breiten Weg verlassen, indem man geradeaus<br />

geht (Pfeile und Punkte an Bäumen). Auf dem alten Fußweg<br />

geht es nun schöner bergab. Dort, wo er sich teilt, hält man<br />

sich rechts. Der Weg ist kurz etwas undeutlicher und auch<br />

mit Ästen bedeckt, bevor er wieder auf den breiten Weg<br />

stößt. Diesem folgt man nach links und gleich wieder einem<br />

Teerweg nach rechts, der nach Oberwarngau führt. Hier geht<br />

man geradeaus und folgt einem Bach erst auf dessen linker,<br />

dann auf dessen rechter Seite. An einer Kreuzung geht man<br />

rechts in Richtung Friedhof und aus dem Ort hinaus. Bei<br />

einer Gabelung geht man weiter geradeaus und erreicht auf<br />

einem Landwirtschaftsweg an freien Wiesen vorbei laufend<br />

Osterwarngau.<br />

Michael Pröttel<br />

Der große Aussichtsturm am Taubenberg<br />

Foto: Michael Pröttel<br />

TIPP<br />

Mangfallgebirge Halserspitz (1862 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz geht man über die Brücke und<br />

wendet sich nach links. Auf einem Fahrweg geht es zum Hofbauernweißbach,<br />

dessen in Gehrichtung gesehen rechtem<br />

Ufer man nach Süden folgt. Die Schotterstraße macht eine<br />

Kurve und man sieht auf der anderen Flussseite die Almwirtschaft<br />

Siebenhütten liegen. Man geht weiter gerade aus und<br />

überquert eine breite Brücke. Auf der anderen Seite sieht man<br />

auch die Beschilderung zum Halserspitz. Ab nun geht es auf<br />

einem schönen Bergweg weiter, der dem Tal des Hohlensteinbachs<br />

folgt. In angenehmer Steigung geht es ein gutes Stück<br />

oberhalb des Baches bergan, bis nach einiger Zeit der Bach<br />

erreicht und gequert wird. Der Weg folgt ein Stück dem Bachbett,<br />

um dann bei einem Waldsattel nach rechts wegzuführen.<br />

In zunächst dichtem Wald geht es nach Süden auf den breiten<br />

Bergrücken des Weißenbachkopf hinauf. Man kommt an einer<br />

Jagdhütte vorbei und folgt dem Weg weiter nach Süden, um<br />

auf den schmaleren Latschenkamm zu gelangen, der direkt<br />

auf den Halserspitz zuführt. An beschilderter Weggabelung<br />

hält man sich rechts und folgt einem Steig, der Trittsicherheit<br />

erfordert und unter der Nordwestfl anke des Halserspitz bis zum<br />

Grat quert. Dort angekommen wendet man sich nach links und<br />

steht kurz darauf am Gipfel.<br />

Abstieg: Der Rückweg erfolgt auf dem Anstiegsweg.<br />

Variante: Wer noch gute Kondition hat und früh genug dran<br />

ist, kann vom Halserspitz dem wunderschönen, unschweren<br />

Blaubergkamm zur bewirteten Blaubergalm folgen. Kurz danach<br />

muss man sich entscheiden: Entweder man nimmt den<br />

kürzeren, aber schwereren Abstieg über die Wolfsschlucht (absolute<br />

Trittsicherheit erforderlich), der direkt zur Almwirtschaft<br />

Siebenhütten führt. Oder man nimmt den längeren Abstieg in<br />

Richtung Westen, kommt dabei am Schildenstein vorbei und<br />

hält sich später beim Graseck nach rechts, um über die Geißalm<br />

den Ausgangspunkt zu erreichen. Für die beschriebenen<br />

Varianten muss man vom Gipfel aus etwa 3 bis 3½ Stunden<br />

einrechnen.<br />

Michael Pröttel<br />

Der Halserspitz im Blaubergekamm<br />

Foto: Michael Ptöttel


kraftvoll.berührend<br />

Ihr Gipfelerlebnis in den Pitztaler Alpen.<br />

Mitten im Reich der 3.000er<br />

3.774 m Die Wildspitze, der höchste Berg Tirols<br />

36 gemütliche Hütten und Almen<br />

120 Kletterrouten<br />

6 Klettersteige<br />

www.pitztal.com


AUF TOUR<br />

SERIE: Hüttenzauber<br />

TEIL 7: Rifugio Garelli<br />

HÜTTENZAUBER<br />

Hundert<br />

Prozent öko<br />

Im Rifugio Garelli lässt sich’s aushalten.<br />

Etwa, indem man sich am Orchideenmeer<br />

erfreut, ein Fußbad nimmt und den Ausblick<br />

auf Poebene und Westalpenkamm genießt.<br />

Nicht zu vergessen: das grandiose Essen mit<br />

Zutaten aus eigenem Anbau.<br />

Von Iris Kürschner (Text und Fotos)<br />

Wer wandern geht, um abzunehmen,<br />

ist im Rifugio<br />

Garelli fehl am Platz. Denn<br />

der Wirt der Hütte ist ein<br />

leidenschaftlicher Koch.<br />

Am liebsten arbeitet Guido Colombo mit<br />

Salat, Gemüse und Kräutern aus dem selbst<br />

gebauten Gewächshaus, das neben der Hütte<br />

steht. Beheizt, versteht sich, denn Guidos<br />

zwei Turbinen erzeugen viel Strom, den er<br />

aufbrauchen muss, damit das Wasserkraftwerk<br />

funktioniert. Das Ergebnis seiner Anbau-<br />

und Kochleidenschaft sieht dann so<br />

oder so ähnlich aus: Zucchini mit Speck zu


Oben kahl, unten lieblich: unterwegs zwischen Colle del Pas und Porta Sestrera<br />

Das Rifugio setzt auf Strom<br />

aus Wasserkraft. Damit wird<br />

auch das kleine Gewächshaus<br />

links der Hütte beheizt.<br />

Ravioli verarbeitet, dazu Fleischtomatensalat,<br />

Entenbrust mit Pilzen und später ein<br />

selbstgebackener Kuchen.<br />

Das Projekt Abnehmen ist also vertagt. Wer<br />

zumindest nicht das Gegenteil erreichen<br />

möchte, erklimmt am besten den Marguareis,<br />

der sich gleich hinter der Hütte aufbäumt.<br />

Er ist mit 2651 Metern der höchste<br />

der Ligurischen Alpen, die am nur wenig<br />

weiter westlich gelegenen Tendapass beginnen<br />

und sich bis zum Mittelmeer ziehen. Der<br />

Berg gibt seit 2011 auch dem Naturpark den<br />

Namen. Zuvor hieß er Parco Naturale Alta<br />

Valle Pesio e Tanaro. Der Parco del Marguareis<br />

umfasst ein Karstgebiet, das an die Dolomiten<br />

erinnert und damit auch den Beinamen<br />

Piccole Dolomiti trägt. Eine abgefahrene<br />

Landschaft aus weiten Karrenfeldern, bizarren<br />

Felsformationen, Dolinen und Grotten.<br />

Der Untergrund birgt mit 150 Kilometern eines<br />

der größten Höhlensysteme Italiens. Die<br />

Durchlässigkeit des Gesteins lässt viele Bäche<br />

abtauchen, so dass man sich vor jedem Start<br />

zu einer Bergtour unbedingt mit genügend<br />

Trinkwasser eindecken sollte. Nach heftigen<br />

Gewittern oder längeren Regenperioden füllen<br />

sich die unterirdischen Karstgänge auf<br />

und spucken vielerorts herrliche Wasserfälle<br />

KOMPAKT<br />

oder Bäche aus. So wie den Piscio del Pesio<br />

oder die Cascata del Saut, die man beim Zustieg<br />

aus dem Pesio-Tal besuchen kann.<br />

Der geheimnisvolle Alpenwolf<br />

In der Stube hängt ein Bild von Piero Garelli.<br />

Auf den 1905 geborenen Namensgeber der<br />

Hütte und Präsidenten des CAI Mondovi<br />

gehen einige Erstbesteigungen im Gebiet<br />

zurück. 1945 starb er im oberösterreichischen<br />

Konzentrationslager Mauthausen,<br />

erzählt Guido. Ein erstes Rifugio, 1950 vom<br />

CAI Mondovi erbaut, brannte bereits 1987<br />

ab. Im Oktober 1991 konnte ein neues Bauwerk<br />

eingeweiht werden, das besondere Beachtung<br />

fand. Die Architektur der Hütte ist<br />

den Bergen der Umgebung abgeschaut und<br />

hat sich mit ihrer vorbildlichen Ausstattung<br />

auch einen Preis eingehandelt. Die Lagerzimmer<br />

bieten angenehm breite Betten und<br />

im großzügigen Sanitärbereich kann<br />

Am liebsten kocht Hüttenwirt Guido<br />

Colombo mit selbst angebauten Zutaten.<br />

Hütteneinmaleins<br />

Lage: Hoch über dem Pesio-Tal<br />

auf dem Pian del Lupo (1970<br />

m), von den eindrucksvollen<br />

Nordabbrüchen der Punta Marguareis<br />

nur durch das Vallone<br />

del Marguareis getrennt. Nach<br />

Norden ist das natürliche Amphitheater<br />

offen. So kann der<br />

Blick über die Ebene von Cuneo<br />

zum Alpenkamm schweifen.<br />

Zugänge: Von Pian delle Gorre<br />

(1032 m) im Talschluss des<br />

Valle di Pesio mehrere Varianten.<br />

Kürzester Zustieg 2¾ Std.<br />

Von Limone im Vermenagna-Tal<br />

über Col della Boaria 7 Std.<br />

Karte: Wanderkarte Blu<br />

Edizioni, 1:25 000, Cartoguida<br />

2 »Alpi Liguri«<br />

Kapazität: 90 Schlafplätze,<br />

Doppelstockbetten auf mehrere<br />

Zimmer verteilt, zwölf Plätze im<br />

Winterraum<br />

Öffnungszeiten: Mitte Juni<br />

bis Mitte Sept., Mai und Okt an<br />

Wochenenden. Stets geöffnet<br />

ist ein kleiner Winterraum.<br />

Wirt/Adresse: Guido Colombo,<br />

Rifugio Garelli, Pian del<br />

Lupo, I-12013 Chiusa di Pesio<br />

Internet: www.vallepesio.it/<br />

vedi/130,rifugio-garelli<br />

Kontakt: Tel. 00 39/01 71/<br />

73 80 78 oder 3 33/97 70 99<br />

37, mccoulomb@tiscalinet.it<br />

Stromversorgung: eigenes<br />

Wasserkraftwerk<br />

Abwasserentsorgung:<br />

biologische Kläranlage<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 69


TOUREN<br />

Rund um das Rifugio Garelli<br />

Nur einen Katzensprung von der Provinzhauptstadt Cuneo entfernt, bietet der Parco<br />

Naturale del Marguareis ein Wander- und Alpinistendorado abseits des Mainstreams.<br />

Am Wasserfall Piscio del Pesio<br />

1 Piscio del Pesio (1426 m);<br />

Cascata del Saut (1184 m)<br />

▶ leicht 3¾ Std.<br />

500 Hm + 8 J.<br />

Charakter: Abgesehen von einem<br />

Steilaufstieg leichte, gut markierte<br />

Waldwanderung zu wasserspeienden<br />

Felsen<br />

Ausgangspunkt: Pian delle Gorre<br />

(1032 m)<br />

Route: Pian delle Gorre – Gias Fontana<br />

– Piscio del Pesio – Gias degli<br />

Arpi (1435 m) – Vallone del Salto<br />

– Cascata del Saut (3 Std.) – Pian<br />

delle Gorre. Zustieg von der Cascata<br />

del Saut zum Rifugio Garelli 2 Std.<br />

2 Rifugio Garelli (1970 m)<br />

▶ leicht 6 Std.<br />

940 Hm + 8 J.<br />

Charakter: Rundtour durch einsame<br />

Hochtäler, vorbei an zahlreichen<br />

verlassenen Alphütten. Nur noch im<br />

Vallone Serpentera wird Alpwirtschaft<br />

betrieben.<br />

Ausgangspunkt: Pian delle Gorre<br />

(1032 m)<br />

Route: Pian delle Gorre – Gias<br />

Sottano di Sestrera – Vallone del<br />

Marguareis – Laghetto del Marguareis<br />

– Rifugio Garelli – Gias Soprano<br />

di Sestrera – Gias della Costa – Gias<br />

Madonna – Gias Pian del Creus<br />

– Pian delle Gorre. Von der Gias<br />

Soprano di Sestrera kann auch direkt<br />

nach Pian delle Gorre abgestiegen<br />

werden, dann 1 Std. kürzer.<br />

3 Punta Marguareis (2651 m)<br />

▶ mittel 2–3 Tg.<br />

1700 Hm + 12 J.<br />

Charakter: Spannendes Karsttrekking.<br />

Der Abschnitt zwischen Passo<br />

del Duca und Passo di Scarason<br />

ist weglos, aber markiert. Bei Nebel<br />

muss man sich auf Orientierungsprobleme<br />

einstellen.<br />

Ausgangspunkt: Pian delle Gorre<br />

(1032 m)<br />

Route: Pian delle Gorre – Passo del<br />

Duca – Passo di Scarason – Rifugio<br />

Don Barbera – Punta Marguareis<br />

– Rifugio Don Barbera – Colle del<br />

Pas – Porta Sestrera –<br />

Rifugio Garelli – Pian<br />

delle Gorre<br />

Tourenkarte 3<br />

Heftmitte<br />

4 Cima delle Saline (2612 m)<br />

▶ mittel 2–3 Tg.<br />

1200 Hm + 12 J.<br />

Charakter: Die Überschreitung<br />

der Saline bietet aussichtsreiches<br />

Kammwandern mit Blick vom Monte<br />

Rosa bis zum Mittelmeer. Trittsicher<br />

muss man auf jeden Fall <strong>für</strong> die<br />

Schlüsselstelle durch den steilen<br />

Ostabbruch sein. Ansonsten überwiegen<br />

gute Bergpfade. Am Kamm<br />

abschnittsweise weglos, jedoch markiert.<br />

Man sollte allerdings beachten,<br />

dass bei Nebel die Orientierung sehr<br />

erschwert ist.<br />

Ausgangspunkt: Rifugio<br />

Garelli (1970 m)<br />

Route: Rifugio Garelli – Porta Sestrera<br />

(2225 m) – Colle del Pas (2350<br />

m) – Cima Pian Ballaur – Cima delle<br />

Saline – Passo delle Saline – Rifugio<br />

Mondovi – Porta Biecai – Porta Sestrera<br />

– Rifugio Garelli<br />

Tourenkarte 4<br />

Heftmitte<br />

■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />

Die Rojacherhütte bietet Platz <strong>für</strong> neun Personen.<br />

Meine Lieblingshütte:<br />

Rojacherhütte, Hohe Tauern<br />

Von BERGSTEIGER-Leser Marcell Büttner<br />

aus Ebsdorf<br />

Foto: Martin Oberlechner<br />

Die Hütte und die Lage sind der Hammer.<br />

Sie ist mitten in den Felswänden<br />

des Süd-West-Grates des Hohen Sonnblick<br />

mit Stahlseilen befestigt in den Berg<br />

gebaut. Im Sommer ein idealer Zwischenstopp<br />

auf dem Weg zum Hohen Sonnblick<br />

mit der höchstgelegenen 24 Stunden besetzten<br />

Wetterstation Europas!<br />

Man kann sich heute kaum vorstellen, wie<br />

im Jahr 1899 diese Hütte errichtet wurde.<br />

Auch heute noch kann sie nur vom Hubschrauber<br />

aus oder per Gepäcktransport<br />

aus dem Tal beliefert werden. Materialseilbahn<br />

Fehlanzeige! Und trotzdem fehlt es ihr<br />

an nichts – Improvisation ist bekanntlich<br />

alles. Sehenswert und ein Ausflugsmuss!<br />

Auch der Sonnenaufgang über dem Gasteiner<br />

Tal Richtig Schareck ist ausgesprochen<br />

sehenswert.<br />

Steckbrief:<br />

Rojacherhütte,<br />

Hohe Tauern<br />

Lage: Goldberggruppe/<br />

Hohe Tauern auf 2719 m<br />

(Talort Kolm-Saigurn)<br />

Schlafplätze: 9 Lager<br />

Kontakt: Tel. 00 43/<br />

6 64/75 01 11 18,<br />

rojacher@mascht.com<br />

Öffnungszeiten: voraussichtlich<br />

29. Juni bis Ende<br />

September<br />

Schicken Sie uns Ihre Lieblingshütte<br />

per Post oder an<br />

bergsteiger@bruckmann.de!<br />

Es gibt Preise…<br />

70 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Entlang des Col della Boaria führt ein Militärweg.<br />

So kann man während des Gehens den<br />

Blick aufs Argentera-Massiv genießen.<br />

Auf <strong>Entdecker</strong>kurs in der Grotta della Vene<br />

Schöner Rastplatz: am Colle del Preldel Mar-<br />

man nicht nur duschen, sondern darüber<br />

hinaus auch warme Fußbäder nehmen.<br />

In der lichtdurchfluteten Gaststube hat Guido<br />

sein Fernrohr positioniert. Den Tag im<br />

Juni, an dem er damit einen Wolf entdeckte,<br />

wird er nie vergessen. Zuerst dachte er, es<br />

wären Gämsen. Als Beweis hält er uns ein<br />

Foto unter die Nase. In den vielen Jahren hier<br />

oben sei ihm das noch nicht passiert, obwohl<br />

sich seit den neunziger Jahren Wölfe im Park<br />

aufhalten. Sie hinterlassen Spuren, doch<br />

man sieht sie nicht. Sie sind da und doch<br />

unsichtbar. Wie Geister. Perfekt getarnt und<br />

mit so feinen Sinnesorganen ausgerüstet,<br />

dass sie Regungen im Gelände lange im Voraus<br />

registrieren können.<br />

Guidos Sohn arbeitet <strong>für</strong> das »Progetto Lupo<br />

Piemonte« und kann ein Lied davon singen.<br />

Im Schnee sei die Spurensuche einfacher,<br />

weshalb die Feldforschung vor allem im<br />

Winter stattfindet. Das seit 1999 bestehende,<br />

staatlich finanzierte Wolfsprojekt möchte<br />

aber auch herausbekommen, ob ein Zusammenleben<br />

von Wolf und Mensch möglich<br />

ist. So geht es im Sommer vor allem darum,<br />

Bauern und Hirten aufzuklären, die bisher<br />

ihre Herden frei grasen ließen. Sie erhalten<br />

kostenlose Elektrozäune und können spezielle<br />

Schutzhunde beantragen: Maremmano-<br />

Hunde. Sie sehen aus wie ein Schaf, und weil<br />

sie unter Schafen aufwachsen, fühlen sie<br />

sich auch als solche. Ob nun vorm Wolf oder<br />

vorm Wanderer, sie verteidigen rigoros ihre<br />

Herde. »Wenn der Hirte nicht in der Nähe ist,<br />

sollte man von den ›Cane da Pastore‹ besser<br />

Abstand halten«, rät Guido.<br />

Blumenparadies Wolfsebene<br />

Frühstück mit selbstgebackenem Brot. Die<br />

ersten Sonnenstrahlen kitzeln das kleine<br />

Wiesenplateau vor der Hütte, das ausgerechnet<br />

Pian del Lupo, Wolfsebene, heißt.<br />

Friedlich grast dort Lara, Guidos Pferd. Allwöchentlich<br />

wandern die zwei ins Tal, um<br />

Frischwaren einzukaufen, die Lara dann<br />

hinauftragen darf. Besonders zu Beginn der<br />

Saison ist das nicht so einfach, oft liegen<br />

dann noch Schneereste. Die Südalpen haben<br />

durchaus strenge Winter, auch wenn<br />

man sich das bei einer Luftlinie von etwa 30<br />

Kilometern zum Mittelmeer nur schwer vorstellen<br />

kann. Wenn der Schnee dann aber<br />

gänzlich verschwunden ist, erstrahlt die<br />

Wolfsebene in einer blumigen Vielfalt, die<br />

nicht nur Botanikerherzen höher schlagen<br />

lässt. Im Juni überziehen den Pian del Lupo<br />

wahre Orchideenmeere und dazwischen<br />

leuchten die seltenen gelben Schachbrettblumen<br />

heraus. Jede Jahreszeit hat hier ihre<br />

Besonderheiten.<br />


TOUREN<br />

DER WEG ZUM BERG<br />

Teil 2: Werdenfelser Land und Mangfallgebirge<br />

Fit im<br />

Frühling<br />

Wieder haben wir aufeinander aufbauende Trainingstouren<br />

parat, mit denen man sich als Einsteiger,<br />

nach der Winter-Auszeit oder nach einer<br />

Verletzungspause am besten an die großen Gipfelziele<br />

des Bayerischen Alpenrands herantastet.<br />

Von Michael Pröttel (Text und Fotos)<br />

Auf dem Weg in die großartige<br />

Bergwelt des Werdenfelser Landes<br />

muss man unbedingt zunächst<br />

im »Blauen Land« hängen<br />

bleiben. Dass die Gegend rund<br />

um Murnau nicht nur ihrer Seen und Moore<br />

wegen die Maler Kandinsky, Münter & Co. inspiriert<br />

hat, wird spätestens dann klar, wenn<br />

man seine Blicke über den Riegsee in Richtung<br />

Berge streifen lässt.<br />

Die Frage, wer von Ammergauer Alpen,<br />

Wetterstein und Estergebirge die spektakulärste<br />

Kulisse hinlegt, entscheidet das<br />

72 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Familien-TIPP<br />

WERDENFELSER LAND<br />

1| Idealstart am Riegsee<br />

Eine sanfte Annäherung an die hohen Berge<br />

beginnt am besten mit der genauso aussichtsreichen<br />

wie feuchten Runde um den<br />

Riegsee. Auf der ersten Hälfte läuft einem<br />

nämlich beim Blick auf die Berge das Wasser<br />

im Mund zusammen. Und im zweiten<br />

Teil kommt man an einer der schönsten Badestellen<br />

Oberbayerns vorbei.<br />

Warmduscher-Ausreden gelten nicht. Der<br />

Riegsee gehört nämlich zu den wärmsten<br />

Badeseen Oberbayerns und erreicht oft<br />

schon im Mai Temperaturen von über 20<br />

Grad Celsius.<br />

Es gibt noch einen weiteren Grund, die<br />

Bergsaison am Riegsee zu starten. Von seinem<br />

Wasserstand soll man der Überlieferung<br />

zufolge das Wetter der kommenden<br />

Monate ablesen können: Einst kamen die<br />

Getreidebauern aus dem Donauboden<br />

an den See, um den Pegel zu beobachten.<br />

Hatte der See viel Wasser, so galt das als ein<br />

schlimmes Vorzeichen. Bleibt <strong>für</strong> die folgenden<br />

Touren zu hoffen, dass kein Frühjahrshochwasser<br />

den Riegsee anschwellen<br />

ließ.<br />

Die hohen Berge immer<br />

im Blick: Rundweg um den<br />

Riegsee bei Murnau<br />

Die Aussicht vom<br />

Jochberg zum<br />

Kochelsee ist<br />

unschlagbar.<br />

Estergebirge wegen eines eindeutigen<br />

Standortvorteils <strong>für</strong> sich. Gerade einmal<br />

15 Kilometer Luftlinie trennen den Riegsee<br />

vom Gipfel der Hohen Kiste. Diese wiederum<br />

ragt so gewaltig über dem Voralpenland<br />

auf, dass jeder, der sie vom Riegsee-Ufer aus<br />

sieht, dort einmal hinauf will.<br />

Weiter im Osten erwartet dann das Mangfallgebirge<br />

die Gipfelaspiranten mit Wendelstein-Panorama,<br />

dem Hausberg von<br />

Tegernsee und (wahlweise) einer langen<br />

Kammüberschreitung und einem steilen<br />

Schluchtweg.<br />

Die Erfrischung nach der<br />

Riegsee-Runde lässt nicht lange<br />

auf sich warten.


Kein Wunder, dass der Gipfel<br />

des Jochbergs an schönen<br />

Tagen meist gut besucht ist<br />

Tief blicke ins Alpenvorland – den Riegsee<br />

inklusive.<br />

Wenn es nach den Plänen der Energieallianz<br />

Bayern geht, würde im Süden ein<br />

weiteres Gewässer hinzukommen. Wie im<br />

Februar bekannt wurde, plant das Unternehmen<br />

einen ca. vier Millionen Kubikmeter<br />

fassenden Pumpspeicher direkt unterhalb<br />

des Gipfels, wodurch auch die Jocher<br />

Alm unter Wasser gesetzt würde. Bleibt zu<br />

hoffen, dass uns Wanderern diese neue<br />

Aussicht durch einen möglichst breiten<br />

Widerstand erspart bleibt! Etwaige Blicke<br />

hinüber zur Hohen Kiste bleiben übrigens<br />

wegen des höheren Herzogstand versperrt.<br />

Was die Lust auf das, was wohl dahinter<br />

liegt, nur noch größer macht.<br />

WERDENFELSER LAND<br />

2| Gesellenstück<br />

am Jochberg<br />

Noch sagenumwobener als der Riegsee ist<br />

bekannterweise der Walchensee, in dessen<br />

Tiefen ein gefährlicher Riesen-Waller lebt.<br />

Das Untier ist freilich nicht der Grund da<strong>für</strong>,<br />

die nächste Stufe zum Gipfelglück südlich<br />

von Kochel zu erklimmen. Was zählt,<br />

ist hier das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />

Kein Gipfel kommt an den zwischen Walchen-<br />

und Kochelsee gelegenen Jochberg<br />

heran, wenn es darum geht, ein erobertes<br />

Panorama in Bezug zu der zu bewältigenden<br />

Vertikaldistanz zu setzen.<br />

Gemütliche 700 Höhenmeter ermöglichen<br />

sowohl beeindruckende Aussichten aufs<br />

Karwendelgebirge als auch spektakuläre<br />

Tiefblick auf den Walchensee<br />

15 Kilometer Luftlinie trennen<br />

den Gipfel der Hohen<br />

Kiste vom Riegsee.<br />

WERDENFELSER LAND<br />

3| Meisterprüfung<br />

Hohe Kiste<br />

Bevor man den markanten Bergfried des<br />

Estergebirges, der wie eine Felsburg über<br />

dem Loisachtal thront, in Angriff nimmt,<br />

sollte man seine konditionellen Fähigkeiten<br />

vielleicht ein zweites Mal am Jochberg<br />

vertiefen. Schließlich sind es bis zum Gipfel<br />

fast 1300 Höhenmeter. Dank der perfekten<br />

Erreichbarkeit des Ausgangspunkts – egal<br />

ob mit dem Auto oder Zug – kann man<br />

die Besteigung trotzdem gut als Tagestour<br />

bewältigen. Man muss halt nur früh genug<br />

starten, sich den Anstieg gut einteilen und<br />

vor allem bei der wunderschönen, aber<br />

unbewirteten Pustertalhütte eine ausgiebige<br />

Pause einlegen. Mit ausgeruhten Oberschenkeln<br />

ist dann auch der Trittsicherheit<br />

erfordernde Schlussanstieg zu schaffen, zumal<br />

an der Hohen Kiste keine ausgesetzten<br />

Stellen zu meistern sind.<br />

74 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Der Weg zum Taubenberg<br />

führt meist durch lauschigen<br />

Mischwald .<br />

Den Aussichtsturm kann man besteigen.<br />

MANGFALLGEBIRGE<br />

1| Lust auf mehr am<br />

Taubenberg<br />

Auch bei der Einstiegstour ins Mangfallgebirge<br />

hat Wasser eine große Bedeutung.<br />

Die 180 Höhenmeter zum Taubenberg<br />

werden nämlich in einem Wasserschutzwald<br />

zurückgelegt, den die Stadt München<br />

seit über 80 Jahren so naturnah wie möglich<br />

bewirtschaftet. Schließlich soll nur<br />

bestes, vom Waldboden gefiltertes Wasser<br />

in die Mangfall fließen. Die beschert<br />

der Landeshauptstadt ein so hochwertiges<br />

Wasser, das sogar <strong>für</strong> Säuglinge geeignet<br />

ist.<br />

Zum Bierbrauen eignet sich das exquisite<br />

H 2<br />

O natürlich auch, was noch vor dem<br />

Gipfel im Gasthaus Taubenberg verifiziert<br />

werden kann. Zu tief ins Glas sollte man<br />

allerdings nicht schauen. Die läppischen<br />

60 Höhenmeter zum höchsten Punkt trauen<br />

wir Ihnen zwar auch nach drei Halben<br />

zu. Ob Sie dann aber noch das großartige<br />

Gipfel-Spalier auseinanderhalten können,<br />

welches vom Wendelstein über die Rotwandgruppe<br />

bis zur Baumgartenschneid<br />

reicht, sei dahin gestellt. Letztgenannte<br />

sollte man sich nämlich besonders gut<br />

merken.<br />

MANGFALLGEBIRGE<br />

2| Mit der Bahn zur<br />

Baumgartenschneid<br />

Blick von der Baumgartenschneid<br />

über das Tegernseer<br />

Tal zum Hirschberg.<br />

Ein abwechslungsreicher Anstiegsweg, eine<br />

nette Einkehrmöglichkeit und eine »Wahnsinnsaussicht«<br />

– der 1448 Meter hohe Tegernseeer<br />

Hausberg ist die perfekte Wahl<br />

<strong>für</strong> die erste gescheite Bergtour im Mangfallgebirge.<br />

Eine optimale Zuganbindung trägt<br />

das ihre dazu bei,<br />

dem üblichen<br />

Wochenendstau<br />

vor Gmund ein<br />

Schnippchen zu<br />

schlagen.<br />

Die Aussichtskapelle Auf dem Weg<br />

am Riederstein vom Bahnhof Tegernsee<br />

über das<br />

Pfliegeleck lernen alpine Greenhorns allerdings<br />

auch ein Ärgernis kennen, das gerade<br />

am bayerischen Alpenrand leider immer<br />

häufiger auf dem Weg liegt: Im Rahmen der<br />

sogenannten »Bergwaldoffensive« wurde<br />

in den letzten Jahren der Forststraßenbau<br />

in Bayerns Bergen massiv angekurbelt. So<br />

muss man seit 2008 auch am Pfliegeleck einen<br />

etwa 20-minütigen »Forststraßen-Hatscher«<br />

in Kauf nehmen, der auf der Schlussetappe<br />

gleich wieder vergessen ist.<br />

In wunderschönem Bergmischwald geht<br />

es an der – natürlich obligatorischen –<br />

Aussichtskapelle Riederstein vorbei zum<br />

herrlich freien Gipfelrücken – und schon<br />

liegt einem das ganze Tegernseer Tal samt<br />

Brauhaus zu Füßen.<br />

05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 75


Über den Halserspitz<br />

im Blaubergekamm<br />

verläuft<br />

die bayerischtirolerische<br />

Grenze.<br />

MANGFALLGEBIRGE<br />

3| Traumfinale Halserspitz<br />

Vom geschichtsträchtigen<br />

Biertempel ist<br />

es eigentlich nur ein<br />

Katzensprung zum<br />

CSU-Treff Wildbad<br />

Kreuth. Aber keine<br />

Angst: Wenn der<br />

Schnee geschmolzen<br />

ist, sind Unionspolitiker<br />

und Journalisten<br />

längst über alle Berge und machen einem<br />

keinen Tisch an der urigen Almwirtschaft<br />

Siebenhütten streitig. Dorthin führt einer<br />

der schönsten Anstiege, den das Mangfallgebirges<br />

zu bieten hat. Ein romantischer Bergbach,<br />

gefolgt von einem bewaldeten Bergrücken<br />

und zuletzt ein Gipfelsteig, der etwas<br />

Trittsicherheit erfordert – schon hat man<br />

den Bachelor im Bergsteigen im Rucksack.<br />

Der Weg zum Master-Abschluss ist drei Kilometer<br />

länger. So weit ist nämlich die optionale<br />

Kammüberschreitung vom Halserspitz<br />

zur Blaubergalm. Dort heißt es Kopf oder<br />

Zahl. Mit dem längeren Weg über die Geißalm<br />

und der anspruchsvollen, weil steilen<br />

Wolfsschlucht stehen hier zwei Abstiegs-<br />

Alternativen zur Wahl. Aber nachdem Sie<br />

jetzt, nach vier mal drei Touren, das Bergsteigen<br />

aus dem Effeff beherrschen, wird<br />

Isegrims Rachen Sie bestimmt nicht verschlingen.<br />

◀<br />

TOUREN<br />

Der Weg zum Berg 2: Werdenfelser Land und Mangfallgebirge<br />

Drei jeweils aufeinander aufbauende Touren in den bayerischen Bergen führen nach<br />

Winter- oder Verletzungspause sukzessive zur gewünschten Kondition.<br />

WERDENFELSER LAND<br />

1 Riegsee (660 m)<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

100 Hm + 4 J.<br />

Charakter/Schwierigkeit: Abwechslungsreiche<br />

und sehr aussichtsreiche<br />

Rundtour mit netten Einkehrmöglichkeiten.<br />

Nur ganz am Anfang ist ein<br />

steilerer Anstieg zu meistern.<br />

Ausgangspunkt: Aidling (724 m)<br />

Route: Aidling – Riegsee<br />

– Riegsee-Ostufer –<br />

Aidling<br />

2 Jochberg (1565 m)<br />

Tourenkarte 1<br />

Heftmitte<br />

Ausgangspunkt: Eschenlohe<br />

(640 m)<br />

Charakter/Schwierigkeit: Der<br />

Anstieg über den Hahnbichlsteig<br />

erfordert Trittsicherheit und gute<br />

Kondition; nicht bei Nässe zu empfehlen.<br />

Zur Belohnung gibt es eine<br />

überwältigende Aussicht!<br />

Route: Eschenlohe – Pustertal<br />

– Hohe Kiste – Pustertal<br />

– Eschenlohe<br />

MANGFALLGEBIRGE<br />

1 Taubenberg (894 m)<br />

Tourenkarte 2<br />

Heftmitte<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

180 Hm + 5 J.<br />

Wald und angenehmen Anstiegen.<br />

Großartige Aussicht vom Riederstein<br />

und vom Gipfel. Ein Wegstück erfolgt<br />

auf einer breiten Forststraße.<br />

Route: Tegernsee – Berggasthof<br />

Galaun – Riederstein – Baumgartenschneid<br />

– Riederstein – Berggasthof<br />

Galaun – Tegernsee<br />

3 Halserspitz (1862 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

1100 Hm + 10 J.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />

bzw. Bushaltestelle Siebenhütten<br />

(800 m)<br />

Charakter/Schwierigkeit: Landschaftlich<br />

extrem reizvolle Bergtour,<br />

die am Gipfelanstieg Trittsicherheit<br />

erfordert. Bei den Alternativabstiegen<br />

ist zudem gute Kondition erforderlich.<br />

Route: P – Siebenhütten – Weißenbachkopf<br />

– Halserspitz – Weißenbachkopf<br />

– Siebenhütten – P<br />

Alternativabstiege: Halserspitz<br />

– Blaubergkamm – Blaubergalm –<br />

Wolfsschlucht – Siebenhütten – P.<br />

Oder: Blaubergalm –<br />

Geißalm – P<br />

Tourenkarte 4<br />

Heftmitte<br />

▶ leicht 3¼ Std.<br />

720 Hm + 6 J.<br />

Charakter/Schwierigkeit: Beliebte<br />

Gipfelbesteigung mit überwältigendem<br />

Panorama. Wer Kinder dabei<br />

hat, muss am Wegstück, das an den<br />

Nordabstürzen entlang führt, aufpassen,<br />

dass diese auf dem Weg bleiben.<br />

Ausgangspunkt: Kesselbergsattel<br />

(850 m)<br />

Route: Kesselbergsattel – Jochberg –<br />

Kesselbergsattel;<br />

Alternative: Rundtour über Sachenbach<br />

3 Hohe Kiste (1922 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1280 Hm + 12 J.<br />

Ausgangspunkt: Osterwarngau (715<br />

m)<br />

Charakter/Schwierigkeit: Rundtour<br />

auf guten Wegen meist im Wald und<br />

mit sanften Anstiegen<br />

Route: Osterwarngau – Kapelle<br />

Nüchternbrunn – Gasthaus<br />

Taubenberg – Taubenberg<br />

– Oberwarngau –<br />

Osterwarngau<br />

Tourenkarte 3<br />

Heftmitte<br />

2Baumgartenschneid (1448 m)<br />

▶ leicht 4½ Std.<br />

700 Hm + 6 J.<br />

Ausgangspunkt: Bhf. Tegernsee<br />

(748 m)<br />

Charakter/Schwierigkeit: Bergwanderung<br />

auf guten Wegen meist im<br />

■ ■ = leicht = leicht ■ ■ = mittelschwer = mittelschwer ■ ■ = schwierig = schwierig<br />

76 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


AUF TOUR<br />

SERIE: Mit der Familie in die Berge<br />

TEIL 11: Valle delle Cartiere am <strong>Gardasee</strong><br />

Familien-TIPP<br />

Ein Fluss, Berge und<br />

Ruinen: Im Papiermühlental<br />

gibt es<br />

viel zu entdecken.<br />

Von Carta<br />

und Katzen<br />

Hier eine Katze, dort ein<br />

Späßchen mit der Sonnenbrille<br />

– Kinder mögen<br />

es beim Wandern gerne<br />

abwechslungsreich.


Wann immer es<br />

möglich ist, legt<br />

Lilli kleine Kraxeleinheiten<br />

ein.<br />

Wenn es Franka<br />

zuviel wird,<br />

stehen Papa und<br />

Kraxe bereit.<br />

Einst das Zentrum der Papierherstellung ist das Valle<br />

delle Cartiere heute ein schönes Ziel <strong>für</strong> Wanderungen<br />

mit Kindern. Dort können sie nicht nur die Ruinen der<br />

Fabrik erkunden, sondern auch eine kurze Kletterpartie<br />

einlegen. Von Uli Wittmann (Text und Bilder)<br />

TIPP<br />

Das richtige Taschenmesser<br />

<strong>für</strong> Kinder<br />

Beim Wandern kann ein eigenes Taschenmesser<br />

den kleinen Abenteurern gute<br />

Dienste leisten: Zum einen ist es beim<br />

Schneiden von Wurst oder Käse nützlich,<br />

zudem können sie damit zum Zeitvertreib<br />

kleinere Schnitzereien anfertigen. Doch<br />

nicht jedes Messer eignet sich <strong>für</strong> Kinder.<br />

○ Eine an der Spitze abgerundete Klinge<br />

sowie ein Einklappschutz sind wichtig und<br />

verhindern Verletzungen<br />

○ Eine Klingenlänge von sechs bis acht<br />

Zentimeter reicht aus<br />

○ Wenn das Taschenmesser mit einer Kette<br />

ausgerüstet ist, lässt es sich am Gürtel<br />

befestigen und geht nicht verloren.<br />

Genervt steige ich aus dem Auto.<br />

Den Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Tour<br />

zu finden, erinnert mich mehr an<br />

eine Schnitzeljagd. Nur hin und<br />

wieder zeigen große Hinweisschilder<br />

den Weg zum Valle delle Cartiere<br />

(Papiermühlental) am Westufer des <strong>Gardasee</strong>s.<br />

Dann wieder fehlen sie komplett oder<br />

sind versteckt. Meine Töchter versuchen<br />

mich zu beruhigen. Franka möchte noch<br />

ein wenig weiter mit dem Auto fahren. »Das<br />

geht nicht!«, erkläre ich ihr. Sie blickt mich<br />

düster an. Wir marschieren von der Via Valle<br />

delle Cartiere in Toscolano-Maderno los zur<br />

Schlucht. Zuerst gehen wir auf einer schmalen<br />

Straße und durchqueren kleine Tunnel.<br />

Plötzlich überholt uns von hinten ein Auto.<br />

Franka stänkert los. »Der hätte da gar nicht<br />

fahren dürfen!«, halte ich dagegen. Eine<br />

Kurve später bin ich meiner Argumente beraubt:<br />

Hier ist ein kleiner Parkplatz und ich<br />

muss bei meiner jüngsten Tochter Abbitte<br />

leisten. Die macht keinen Hehl daraus, dass<br />

sie ihren Triumph genießt.<br />

Lilli (7) hat in der Zwischenzeit einen Wasserfall<br />

entdeckt. Über 30 Meter stürzt das Wasser<br />

von der Felswand in den wilden Toscolano-Fluss.<br />

Franka und ihre große Schwester<br />

möchten sofort zu dem Wasserfall auf der<br />

anderen Talseite. Zum Glück kann ich sie<br />

davon abhalten. Wegen der Hitze fehlt dem<br />

Fluss Wasser, doch die ausgespülten Felsen<br />

und die mitgespülten Baumstämme zeigen<br />

deutlich, wie wild das jetzige Rinnsal sein<br />

kann. Bald erreichen wir die ersten Ruinen.<br />

Eher gelangweilt schauen sich die Kinder die<br />

Überreste einer ehemaligen Papiermühle<br />

an. Ich erkläre Lilli und Franka, dass hier im<br />

Mittelalter das Zentrum <strong>für</strong> Papierherstellung<br />

gewesen ist. Der wilde Fluss trieb die<br />

Mühlen an, das Holz kam aus den umliegenden<br />

Wäldern. Während ich zu beschreiben<br />

versuche, wie eine solche Papiermühle ausgesehen<br />

hat, zeigt Lilli auf eine Infota-<br />

Nur eine Papiermühle im Tal blieb.<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 79


Keine Wanderung<br />

ohne Streichelkatze:<br />

Nicht nur Lilli, auch der<br />

Vierbeiner genießt das<br />

Zusammentreffen.<br />

Wann immer uns ein Wanderer begegnet, sagt Lilli<br />

stolz ihren gesamten italienischen Wortschatz auf.<br />

Anti-Quengel-Mittel:<br />

Topolinos schnitzen<br />

Mäuschen heißt auf italienisch Topolino. Bei<br />

einer Rast im Valle delle Cartiere können<br />

die Kinder mit wenig Aufwand eine solche<br />

kleine Maus schnitzen. Dazu brauchen sie<br />

nur ein zeigefi ngerdickes Stück Holz und<br />

ein Taschenmesser. Haselnussholz ist<br />

ideal. Zuerst schnitzen sie<br />

die Schnauze. Dazu<br />

sollten sie auf einer Seite<br />

das Holz wie einen Bleistift anstiften.<br />

Beim Hinterteil gilt es, das andere<br />

Ende vom Holz mit dem Taschenmesser<br />

abzurunden. Je nach Geschmack kann<br />

man die Rinde dranlassen oder nicht.<br />

Dann bohrt man am Kopf der Maus<br />

zwei kleine Löcher und steckt dort<br />

Stoff oder Lederreste als Ohren hinein. Zum<br />

Schluss kommt noch – ebenfalls aus Stoff<br />

oder Leder – der Mäuseschwanz ran. Fertig<br />

ist die Maus!<br />

fel und fragt trocken: »So vielleicht Papa?«<br />

Beide sehen sich kurz die Stele mit den historischen<br />

Fotos an und wir wandern weiter.<br />

Spezialgruß »Murmeltier«<br />

Auf unserem Weg ins Tal sehen wir immer<br />

wieder den Monte Castello di Gaino aufragen.<br />

Ein Paradies <strong>für</strong> Kletterer. Bald erreichen<br />

wir den Ort Lupo oder das, was von<br />

ihm übrig ist. Ohne die Infotafel hätten wir<br />

nicht gemerkt, dass hier einmal Menschen<br />

lebten und arbeiteten. Vom 15. Jahrhundert<br />

bis 1852 standen hier Papierfabriken.<br />

Als ich den Kindern erzähle, dass Lupo auf<br />

italienisch Wolf bedeutet, bekommt es Franka<br />

mit der Angst zu tun und drängt mich<br />

weiterzugehen. Lilli freut sich, denn nun<br />

kann sie ein weiteres italienisches Wort.<br />

Bisher kann sie in der Landessprache »Grazie«,<br />

»Gelati« und »Marmotta« – übersetzt<br />

Murmeltier. Wenn uns andere Wanderer<br />

entgegenkommen, sagt sie ganz stolz ihren<br />

italienischen Wortschatz auf und Franka<br />

babbelt eifrig nach. Freundlich grinsen uns<br />

die Einheimischen an. Wer wird auch schon<br />

mit »Murmeltier« begrüßt?<br />

Bald haben wir das Museo della Carta erreicht.<br />

Das Museum ist die einzige im Tal<br />

erhaltene Papiermühle. Ein Mühlstein steht<br />

vor dem renovierten Gebäude und beeindruckt<br />

die Kinder. Sofort singen sie das Lied<br />

von der Mühle, die am rauschenden Bach<br />

klappert. Franka setzt ihren Technikerblick<br />

auf und erklärt uns, wie ein Mahlwerk <strong>für</strong><br />

die Papierherstellung funktioniert hat. Den<br />

Besuch vom Museum sparen wir uns und gehen<br />

weiter in das Tal hinein. Immer wieder<br />

klettern die Kinder an den Felswänden am<br />

Wegesrand. Als wir auf einer alten Steinbrücke<br />

den Toscolano überqueren, glaubt<br />

Franka, Fische im Fluss zu sehen. Lilli widerspricht<br />

und schon fliegen zwischen den beiden<br />

die Fetzen. Nachdem sie sich beruhigt<br />

haben, erreichen wir den Weiler Vango. Er<br />

besteht aus zwei Häusern und einer Fischerhütte,<br />

in der es Erfrischungen und kleine<br />

Speisen zu kaufen gibt. Lilli geht hin und<br />

sagt: »Gelati!« Der Fischer grinst und holt ein<br />

Eis hervor. Unsere Kinder sind im Glück.<br />

Wie immer, wenn wir wandern, treffen wir<br />

auch diesmal auf eine Streichelkatze. Lilli<br />

und Franka jauchzen, als sie sie erblicken.<br />

Nun bekommt der schwarz-weiße Vierbei-<br />

80 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Ruinen, Schlangen und ein reißender<br />

Fluss im Valle delle Cartiere<br />

Über 30 Meter<br />

stürzt das Wasser<br />

in den Fluss.<br />

KOMPAKT<br />

Anreise: Auf der E 45<br />

über den Brenner. Weiter<br />

auf der E 22 bis zur Ausfahrt<br />

Rovereto Sud-Lago<br />

di Garda Nord. Der SS<br />

240 bis Toscolano-Maderno<br />

folgen. Auf der Piazza<br />

dei Candutti oder in der<br />

Via Valle delle Carteriere<br />

parken. Der Parkplatz am<br />

Eingang der Schlucht ist<br />

klein und oft überfüllt.<br />

Kinder: Die Tour ist 7,5<br />

km lang und verläuft, bis<br />

auf den Aufstieg nach Gaino,<br />

fl ach (insgesamt 190<br />

Hm). Für Kinderwagen<br />

oder Rollstühle ist der Talweg<br />

geeignet, jedoch nicht<br />

der grobe Pfad ins Dorf<br />

Gaino. Die Wanderung<br />

dauert 2½ bis 3 Std.<br />

Karte: Kompass Wanderkarte<br />

1:50 000, Blatt 102<br />

»Lago di Garda, Monte<br />

Baldo«<br />

Beste Jahreszeit: Von<br />

April an, wenn die Hochwasser<br />

vorbei sind, ist<br />

das Papiermühlental ideal<br />

zum Wandern. Der Eintritt<br />

ist kostenlos.<br />

Einkehr: In der Schlucht<br />

keine Möglichkeit zur Einkehr,<br />

deshalb genügend<br />

Proviant mitnehmen. In<br />

Toscolano-Maderno gibt<br />

es mehrere Cafés und<br />

Restaurants.<br />

Weitere Infos:<br />

www.planetoutdoor.de<br />

www.valledellecartiere.it<br />

(auf Italienisch)<br />

www.gardasee.de<br />

ner eine Überdosis Streicheleinheiten und<br />

genießt es. Legt sich schnurrend auf den<br />

Rücken und lässt die beiden Mädchen gewähren.<br />

Als ich mit den Kindern durch das<br />

hohe Gras zum Fluss will, warnt mich der<br />

Angler: »Attenzione serpente!« Ich verstehe<br />

nicht, was er meint, und so nimmt der Mann<br />

einen Stock und streicht über das Gestrüpp.<br />

Plötzlich kriechen vier Schlangen am Boden.<br />

Erschrocken springen die Kinder zurück.<br />

Bevor wir weitergehen, ermahnt Lilli<br />

die Streichelkatze, nicht im Gras zu spielen.<br />

Franka hat genug. Vom Wandern und von<br />

den Schlangen. Sie will in die Kraxe. Immer<br />

den Monte Castello di Gaino vor Augen gehen<br />

wir in den Talhintergrund. Ruinen von<br />

Papiermühlen säumen unseren Weg. Lilli<br />

sieht fasziniert zu, wie sich darauf Eidechsen<br />

sonnen. In einer Ruine entdeckt sie die Reste<br />

von Kacheln. Sie fühlt sich nun als große<br />

Archäologin. Immer enger wird nun das Tal.<br />

Auf Brückenkonstruktionen überqueren wir<br />

den Wildbach. Im Bett des Toscolano reihen<br />

sich jetzt kleine Wasserfälle aneinander.<br />

Finale am Stahlseil<br />

Wir wechseln auf die andere Talseite und<br />

steigen zum Dorf Gaino auf. In einem kleinen<br />

Lebensmittelgeschäft stellt Lilli erneut<br />

ihre Italienisch-Kenntnisse unter Beweis<br />

und bestellt Gelati. Sie bekommt, was sie<br />

will. Franka ist beeindruckt. Anstatt in das<br />

Tal abzusteigen, wandern wir über San Mi-<br />

chele nach Toscolano-Maderno zurück. Wir<br />

kommen gut voran und haben einen tollen<br />

Blick auf den <strong>Gardasee</strong>. Es geht immer angenehm<br />

bergab. Bald erreichen wir einen Wald<br />

und verlaufen uns – dank meiner Führung.<br />

Im Dickicht kämpfen wir uns zum Waldrand<br />

vor und stellen fest, dass wir fünf Meter über<br />

einer Straße aus dem Gehölz gekommen<br />

sind. Zurückgehen ist ausgeschlossen. Ich<br />

entdecke ein rostiges Stahlseil, das bis zur<br />

Straße runterreicht. Die ganze Familie klettert<br />

daran hinunter. Für Lilli und Franka<br />

ein großes Abenteuer. Zum Auto finden wir<br />

– seltsamerweise – ohne Probleme. Noch<br />

Wochen später erinnert mich meine große<br />

Tochter an diese missglückte Abkürzung: »Also<br />

wenn wir uns nicht verlaufen hätten, dann<br />

wäre das Klettern noch toller gewesen!« ◀<br />

Alle Mann auf See!<br />

Kinder lieben es, mit dem Schiff auf dem<br />

<strong>Gardasee</strong> zu fahren. Mehrmals am Tag<br />

legt in Toscolano-Maderno die Autofähre<br />

an. Ein wunderbares Erlebnis ist es <strong>für</strong> die<br />

Kinder, mit den schnellen Passagierschiffen<br />

auf dem <strong>Gardasee</strong> zu schippern. Zwischen<br />

Desenzano und Riva verkehren regelmäßig<br />

die Dampfer und haben reizvolle Zwischenhalte.<br />

Für Familien gibt es ein spezielles und<br />

günstiges Ticket.


ALPINISMUS<br />

Klettern in der Brenta<br />

Legenden und<br />

Kopfschmerzen<br />

82 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Die klassischen Routen in den Felstürmen<br />

der Brenta sind <strong>für</strong> Könner das reinste<br />

Vergnügen. Man sollte am Abend zuvor<br />

nur nicht zu viel sauren Wein trinken.<br />

Von Christoph Willumeit (Text) und<br />

Ralf Gantzhorn (Fotos)<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 83


Einsam am Campanile<br />

Basso: Die 9. Seillänge<br />

der wenig begangenen<br />

Grafferkante (VI)<br />

Zweite Seillänge. Gerade habe ich<br />

den nächsten Stand nicht gefunden<br />

und bin wieder abgeklettert.<br />

Zehn, fünfzehn Meter nix gelegt.<br />

Angespanntes Tasten nach<br />

Griffen, die man beim Hochklettern leicht<br />

gefunden hat, übervorsichtiges Hin- und<br />

Herschieben der Füße auf kleinsten Kanten,<br />

die eben noch richtig gute Tritte waren, unsichere<br />

Balanceakte und blindes Stochern<br />

mit der Fußspitze, um Halt zu gewinnen.<br />

Zurück am Stand atme ich unregelmäßig.<br />

Ich fühle mich nicht gut. »Lass uns abseilen.«<br />

Ralf sagt: »An diesem Gelumpe? Ne,<br />

daran seil’ ich mich nicht ab.« Und recht<br />

hatte er, denn der Stand ist das Letzte: Zwei<br />

wackelige Messerhaken in einem flachen<br />

Riss, einer der Haken sogar umgeschlagen.<br />

Keine Möglichkeit, noch einen weiteren<br />

Friend oder Keil unterzubringen. Ich leiste<br />

quengelig etwas Widerstand. Mein Magen<br />

fühlt sich an wie eine mit Küchenabfällen<br />

gefüllte Moulinette auf höchster Stufe. Sodbrennen,<br />

Kopfschmerzen, Allgemeinbefinden:<br />

unter aller Kanone. Der letzte Rotwein<br />

am Vortag muss schlecht gewesen sein.<br />

Aber dann klettern wir weiter, mitten in der<br />

Brenta, immer weiter, immer entlang der<br />

»Via della Soddisfazione« (VI+, 12 Seillängen)<br />

an der Cima d’Ambiez (3096 m). Dort,<br />

wo sich die Südostwand des Berges wie der<br />

computeranimierte Prototyp einer Dolomitenwand<br />

350 Meter in den italienisch<br />

84 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


Spielzeugartige<br />

Hütte vor gigantischem<br />

Amphitheater:<br />

das Rifugio Agostini<br />

Direkt gegenüber ragt<br />

die Nordkante des<br />

Crozzon di Brenta wie<br />

ein riesiger Schiffsbug<br />

in die grünen Wiesen .<br />

blauen Himmel aufsteilt. Ich höre Adriano<br />

Celentano »Azzurro« singen. Aber vielleicht<br />

ist das nur eine Sinnestäuschung.<br />

Man staunt, dass lediglich der VI. Grad –<br />

mal plus mal minus – <strong>für</strong> die Klassiker<br />

dieser Wand angegeben wird: die »Fox/Stenico«<br />

am südlichen Ende, die »Via Vienna«<br />

oder die »Soddisfazione« im zentralen Teil<br />

der Wand. Am Tage zuvor hatten wir in der<br />

»Via Vienna« bereits festgestellt, dass der<br />

Fels unglaublich fest, phantastisch rau und<br />

in den schweren Seillängen voller griffiger<br />

Überraschungen ist, der Fels einem also gutmütig<br />

durch die beeindruckende Senkrechte<br />

hindurch hilft.<br />

Mit Maestri durch Madonna<br />

Die Brenta ist anders. Und das nicht nur<br />

wegen der Bärenpopulation oder weil es<br />

passieren kann, dass man den großen Alpinisten<br />

Cesare Maestri in der völlig bohrhakenfreien<br />

Fußgängerzone von Madonna<br />

di Campiglio trifft. Nein, es wirkt, als<br />

hätte die Natur westlich der Etsch eine Art<br />

Schaugarten eingerichtet, in dem sie auf<br />

engstem Raum die ganze Großartigkeit der<br />

Dolomiten präsentieren will. Dramatische<br />

und zugleich liebliche Landschaften stellen<br />

sich dann auch sofort ein, wenn man sich<br />

der Brenta und ihren Kletterjuwelen von<br />

Süden nähert. Nach drei bis vier Stunden<br />

Wanderung durch einen Nationalpark erreicht<br />

man das Rifugio Agostini, das sich als<br />

spielzeugartige Hütte vor dem gigantischen<br />

Amphitheater aus Cima d’Ambiez, Cima Tosa<br />

und Crozzon di Brenta präsentiert. Wenn<br />

gerade kein Nebel ist.<br />

Das mit dem Wetter ist ohnehin so eine<br />

Sache: Am Abend hatte der Wetterbericht<br />

großspurig verkündet, dass es den kompletten<br />

nächsten Tag regnen würde. Nachts<br />

schüttete es dann auch noch wie aus Eimern,<br />

weshalb manch einem in vorauseilender<br />

Resignation kaum eine andere Wahl<br />

blieb, als sich diverse halbe Liter sauren<br />

Rotwein aus Kanistern reinzukübeln. Dazu<br />

erzählten zwei Bayern, die auch noch<br />

Selbstironie besaßen, sehr nett von den<br />

Bruderfehden zwischen den landeshauptstädtischen<br />

Alpenvereinssektionen.Der<br />

Abend glitt wie auf Schienen dahin, wobei<br />

sich Ralf, der Asket, deutlich mit dem Rotweintrinken<br />

zurückhielt. Vielleicht hatte<br />

er einen geheimen Draht zu den Wettergöttern.<br />

Morgens klarte es jedenfalls gegen alle<br />

Erwartung ein bisschen auf. Und während<br />

ich vor der Hütte mit halbgeschlossenen<br />

Augen skeptisch in die Südwand der Cima<br />

d’Ambiez äugte, stand plötzlich ein Derwisch<br />

im orangen Fleece neben mir. Ich<br />

hörte Phrasen wie »Schaffen wir noch, bis es<br />

wieder zu regnen anfängt« und »Wir müssen<br />

uns nur ein bisschen beeilen« und »Den<br />

Abstieg kriegen wir auch im Regen hin«. In<br />

diesem Moment ahnte ich, dass mir ein interessanter<br />

Tag bevorstehen würde.<br />

Vielleicht ist es an diesem Punkt angebracht,<br />

noch ein bisschen mehr über die<br />

Brenta zu erzählen. Denn der Brenta und ihren<br />

Schätzen kann man sich auch von Norden<br />

über das Rifugio Brentei im Val Brenta<br />

nähern, das nur wenige Wanderstunden<br />

von Madonna di Campiglio entfernt liegt.<br />

In Madonna kam es zu dem – oben bereits<br />

erwähnten – bewegenden Treffen mit<br />

der Kletterlegende Cesare Maestri, einem<br />

Mann, der zu Unrecht nur durch seine Kompressor-Route<br />

am Cerro Torre Berühmtheit<br />

erlangte. Dieser Greis mit den leuchtenden<br />

Augen hatte nämlich durchaus diverse<br />

großartige und Respekt einflößende Routen<br />

in den Dolomiten und speziell in der<br />

Brenta erschlossen. Der Mann erzählte mit<br />

einer Hingabe und Leidenschaft von seiner<br />

Kletterei, die anrührend war, und je länger<br />

das Gespräch dauerte, desto engagierter<br />

wurde er, desto mehr Tipps und Ratschläge<br />

musste er einfach loswerden.<br />

Dann, nach drei Stunden Aufstieg zur<br />

Brentei-Hütte (2182 m), bietet sich das<br />

große Brenta-Spektakel: Campanile Basso,<br />

Campanile Alto oder die Cima Brenta Alta.<br />

Sie alle stehen Spalier in einem weiten<br />

Halbkreis um das altehrwürdige Rifugio.<br />

Direkt gegenüber ragt der Crozzon di Brenta<br />

auf, dessen Nordkante sich wie ein riesiger<br />

Schiffsbug in die grünen Wiesen des<br />

Val Brenta schiebt. Wer die rund 1000 Meter<br />

bis zum 3135 Meter hohen Gipfel gehen<br />

möchte, muss mit viel Schutt und einigen<br />

Seillängen bis zum IV. Grad rechnen. Beeindruckender<br />

als die Kante ist jedoch die sich<br />

nach links anschließende Nordostwand:<br />

Mit über 800 Metern Wandhöhe gehört sie<br />

zu den ganz großen Zielen des Dolomitenkletterns.<br />

Bruno Detassis, einer der großen<br />

Dolomitenpioniere mit zahllosen Erstbegehungen,<br />

war hier über 30 Jahre lang Hüttenwirt<br />

gewesen, hatte also ausreichend<br />

Zeit gehabt, diese Wand zu studieren. Als<br />

Ergebnis konnte er im August 1935 dem<br />

staunenden Klettervolk die »Via delle<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 85


Wer trinken kann,<br />

kann auch klettern!<br />

Die ein oder andere<br />

Pause muss<br />

dann eben sein.<br />

Guide« präsentieren, die vielleicht schönste<br />

Tour im V. Grad in der Brenta, wenn nicht<br />

gar in den gesamten Dolomiten. Gleich nebenan<br />

findet sich der Franzosenpfeiler, der<br />

etwas länger, aber da<strong>für</strong> deutlich schwerer<br />

ist. Es handelt sich dabei um den alten Pause-Extremklassiker<br />

am Crozzon: Auf recht<br />

luftige und vor allen Dingen freie Kletterei<br />

muss man sich hier einstellen. Nach rund<br />

zehn Stunden erreicht man dann das Gipfelplateau,<br />

wo eine graue Biwakschachtel<br />

post-industriellen Charme versprüht. Sie<br />

ist rettende Unterkunft <strong>für</strong> viele, die jene<br />

im Führer angegebenen Zeiten <strong>für</strong> »Franzosenpfeiler«<br />

und »Via delle Guide« nicht geschafft<br />

haben. Wer nicht noch mindestens<br />

vier Stunden Tageslicht <strong>für</strong> den langen,<br />

heiklen und recht komplizierten Abstieg<br />

hat, sollte sich flugs dort einmieten. Man<br />

hat dann jedenfalls Zeit, das direkt gegenüber<br />

der alten Schachtel stehende »Welträtsel<br />

aus Stein« zu betrachten, wie Walter<br />

Pause einst das Wahrzeichen des Trentino,<br />

den Campanile Basso, titulierte. Trotz seiner<br />

relativ geringen Höhe zieht die bedrohlich<br />

schief stehende Nadel unweigerlich<br />

alle Blicke auf sich.<br />

Allein dieser nach allen Seiten rund 400<br />

Meter senkrecht abfallende Obelisk ist einen<br />

Besuch in der Brenta wert. Die Frage<br />

ist nur: Auf welcher Route sich dem Monstrum<br />

nähern? Mittlerweile führen deutlich<br />

mehr als zwei Dutzend verschiedener Führen<br />

auf das erstaunlich geräumige Gipfelplateau.<br />

Am 18. August 1899 erreichten<br />

Otto Ampferer und Karl Berger den Gipfel<br />

des Campanile als erste und schmetterten<br />

– passend zum nationalen Taumel der Zeit<br />

– lauthals die »Wacht am Rhein«. In der<br />

Folge galt (und gilt) der Campanile als einer<br />

der begehrtesten Gipfel der Alpen, an<br />

dessen Felsen die<br />

Besten ihrer Zeit<br />

allesamt Spuren<br />

hinterließen. Im<br />

Juli 1911 machte<br />

Paul Preuß<br />

dem Turm seine<br />

Aufwartung,<br />

kletterte hinauf<br />

und auf dem selben<br />

Wege wieder<br />

Otto Ampferer und Karl<br />

Berger standen anno<br />

1899 als erste auf dem<br />

»Welträtsel aus Stein«.<br />

hinunter, wie<br />

es so seine Art<br />

war. 1934 wurde<br />

die Südwestkante<br />

der Schulter<br />

von Giorgio Graffer und Antonio Miotti<br />

durchstiegen, eine Route – anders als die<br />

Fehrmann-Verschneidung oder der Normalweg<br />

– die wegen ihrer Schwierigkeit (VI+)<br />

auch heute noch nicht gerade überlaufen<br />

ist. Wunderschöne Kletterei in der Südwestwand<br />

bietet auch die »Maestri« (VI+), die er<br />

im August 1969 zusammen Ezio Alimonta<br />

erstbeging. Berühmt ist neben diesen Rou-<br />

Draußen und …<br />

… drinnen: das Biwak auf dem Crozzon<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Die Landschaft passt<br />

nicht auf Fotos und<br />

auch nicht in Magazinartikel.<br />

Man muss sie<br />

sehen und erleben.<br />

Bunter Gast am Fels I: der Frauenschuh<br />

Regen erst während des Abstiegs auf. Käme<br />

er davor, würde es spannend werden ...<br />

»Nachkommen!« Ugh, jetzt auch noch klettern.<br />

Aber dann, einmal in Fahrt, geschieht<br />

das, was immer geschieht: Irgendwie ist<br />

man der Sache dann doch gewachsen und<br />

alle schlechten Zustände und Gefühle lösen<br />

sich im reinen Tun, im Zutiefst-mit-der-<br />

Sache-verschränkt-sein auf. Und <strong>für</strong> eine<br />

Weile gelingt es dann auch, Kopfschmerzen<br />

und Übelkeit zu ignorieren, jedenfalls<br />

bis die Schlüsselseillänge der »Soddisfazione«<br />

in Sicht kommt: Ein kleiner Quasi-<br />

Quergang durch eine etwas splittrige, gelbe<br />

Passage, die vom Stand aus bedenklich<br />

kleingriffig aussieht. Die Übelkeit nimmt<br />

jetzt unerklärlicherweise stark zu. Doch in<br />

der Seillänge befinden sich überall kleine,<br />

aber scharfe Käntchen und Tritte, was die<br />

Passage zu einer wahren Freude macht.<br />

Einzig der dann folgende Stand gehört in<br />

die Abteilung »Alpines Gelumpe«: unbequemes<br />

Gewurschtel und Geturne an einer<br />

kleinen Schuppe, über der zwei dubiose Haken<br />

die Illusion von Sicherheit gerade eben<br />

so aufrecht erhalten. Es bleibt einem nur<br />

gespielte Gleichgültigkeit und der geheime<br />

Wunsch, möglichst schnell von dem Kram<br />

wegzukommen.<br />

Ausstiegsgriff.<br />

Die Wolken im<br />

Hintergrund<br />

versprechen<br />

einen spannenden<br />

Abstieg.<br />

Bunter Gast am Fels II: der Kletterer<br />

ten allerdings auch der Abstieg vom Campanile,<br />

welcher, egal wie man hochgekommen<br />

ist, <strong>für</strong> alle der gleiche ist: Man seilt an<br />

riesigen, einbetonierten Ringen über den<br />

Normalweg ab und umrundet auf diese<br />

Weise den gesamten Berg – Ansichten und<br />

Aussichten auf die umliegenden Felslegenden<br />

gibt’s umsonst dazu.<br />

Wir schalten zurück in die »Via della Soddisfazione«,<br />

wo die verheerenden Nachwirkungen<br />

des lausigen Rotweins Wirkung<br />

zeigen. Die beiden selbstironischen Bayern<br />

hatten am Abend zuvor gesagt, dass die<br />

Route kommod zu klettern sei. Jetzt stellen<br />

wir fest: die VIer-Seillängen sind gepfeffert<br />

und äußerst frei. Die Wegfindung ist auch<br />

nicht gerade einfach in dem kompakten,<br />

meist plattigen Fels, der wenig auffällige<br />

Geländemerkmale hat. Während Ralf über<br />

mir herumturnt und das Seil durch meine<br />

Hände läuft, beobachte ich das Zusammenballen<br />

der dunkel-dräuenden Wolkenhaufen.<br />

Wenn wir Glück haben, kommt der<br />

Elend langes Abklettern<br />

In der Ausstiegsseillänge beginnt es zu regnen.<br />

Gerade die letzten Züge machend, stelle<br />

ich fest: das Pochen in meinem Kopf ist<br />

nur ein sanft tröpfelnder Dauerregen. Oben<br />

geben wir uns die Hand und machen uns an<br />

den Weg hinunter. Wie häufig in der Brenta<br />

muss man sich auch den Abstieg von der<br />

Cima d’Ambiez regelrecht zusammenpuzzeln:<br />

Eine elend lange Abkletterei durch<br />

IIer- und IIIer-Gelände, gewürzt mit allerlei<br />

Bruch und Schotter und zwei Stunden<br />

langem, mehr oder weniger kontrolliertem<br />

Gerutsche auf klatschnassem bröseligem<br />

Kalk. Hinein geht es in einen fetten Nebel,<br />

der uns entgegen steigt wie aus einem Hexenkessel.<br />

Alle Geräusche um uns herum,<br />

das Tropfen des Wassers, unsere Schritte,<br />

gelegentlich abgehende Felsfragmente,<br />

klingen seltsam nah. Ich lasse die letzten<br />

Stunden Revue passieren und stelle fest,<br />

dass die »Soddisfazione« auch mit tiefer innerer<br />

Müdigkeit ein höchst befriedigendes<br />

Erlebnis gewesen ist. Eigentlich passt diese<br />

Landschaft nicht auf Fotos und auch nicht<br />

in kleine Magazinartikel. Man muss die Historie<br />

am besten selbst erleben und klettern.<br />

Denn sie steht in den Bergen geschrieben.<br />

Still! Ich höre Adriano Celentano singen.<br />

Oder nein, doch nicht. Meine Kopfschmerzen<br />

lassen nach.<br />

◀<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 87<br />

Kleine<br />

Griffe,<br />

große<br />

Freude:<br />

Die Schlüsselstelle<br />

in der<br />

»Via della<br />

Soddisfazione«


TOUREN<br />

Alpine Klassiker in der Brenta<br />

Fünf zeitlose Favoriten im V. und VI. Schwierigkeitsgrad. Die Gipfelziele sind von Nord nach Süd geordnet. Da es in<br />

der Brenta häufig gewittert und Nebel die Orientierung erschweren kann, sind Touren entsprechend zu planen.<br />

1 Castelletto Inferiore (2601 m)<br />

Südwand »Kiene«<br />

V- 3 Std.<br />

250 Hm 12 SL<br />

Material: 6–8 Expressschlingen,<br />

einige mittlere Camalots, 1 Satz Keile,<br />

Schlingen, Doppelseil<br />

Zustieg: vom Rifugio Tuckett in einer<br />

Viertelstunde zu einem auffallenden<br />

Kamin direkt unterhalb der Gipfelfalllinie<br />

Route: Durch den Kamin auf ein<br />

breites Schotterband. In einer Rechts-<br />

Links-Schleife zu einem Verschneidungssystem,<br />

welches in schöner<br />

Kletterei auf ein weiteres Band leitet.<br />

Anschließend über eine Reihe von<br />

Kaminen auf die Schulter unterhalb<br />

des Gipfels. Durch das Gipfelwändchen<br />

zum höchsten Punkt<br />

Abstieg: Vom Gipfelplateau nach<br />

Osten in eine Scharte absteigen<br />

(Steinmann). Wenige Meter unterhalb<br />

befi ndet sich ein Abseilring. Dreimal<br />

20 Meter auf ein markantes Band<br />

abseilen. Hinunter zum Verbindungsweg<br />

Rifugio Tuckett – Rifugio Graffer<br />

(1½ Std.)<br />

Hinweis: Eingewöhnungstour mit<br />

einigen schönen Seillängen im zentralen<br />

Teil. Schwierigkeit überwiegend<br />

III und IV<br />

2A Campanile Basso (2877 m)<br />

Via Graffer (SW-Kante bis<br />

zur Schulter)<br />

VI 5–7<br />

350 Hm 13 SL<br />

Material: 10 Expressschlingen,<br />

jeweils ein Satz Friends und Keile,<br />

Schlingen, Doppelseil<br />

Zustieg: Von der Brentei-Hütte auf<br />

markiertem Weg bis unter die Westwand.<br />

Von dort über Schotter bis zum<br />

Einstieg, der sich ca. 30 m rechts des<br />

tiefsten Punktes der Kante befi ndet<br />

(¾ Std.).<br />

Route: Bis auf die letzten zwei<br />

Seillängen stets rechts der Kante oder<br />

auf derselben<br />

Abstieg: s. Nordostkante 2B<br />

Hinweis: Wunderschöne, allerdings<br />

auch etwas schwierigere Alternative<br />

zur häufi g hoffnungslos überlaufenen<br />

Fehrmannverschneidung<br />

2B Campanile Basso (2877 m)<br />

»Nordostkante« (ab Schulter<br />

bis Gipfel)<br />

V 2 Std.<br />

120 Hm 4 SL<br />

Material: gute Moral, sonst s. Via<br />

Graffer (viel legen lässt sich nicht)<br />

Zustieg: Von der Schulter auf dem<br />

»Stradone Provinciale« (Ringband auf<br />

Höhe der Schulter) zur Nordostkante.<br />

Route: Beginn 2 m rechts der Kante,<br />

gerade hoch, dann schräg links auf<br />

die andere Seite der Kante, Stand.<br />

Entlang der Kante zum weiteren<br />

Stand rechts der Kante. Weiter über<br />

die Kante hoch, nochmals Stand. Die<br />

letzte Seillänge zum Gipfel ist deutlich<br />

leichter.<br />

Abstieg: Gebohrte Abseilringe entlang<br />

des Normalweges. Doppelseil! Der<br />

erste Ring befi ndet sich Nahe der<br />

Nordwestkante. Von der Schulter auf<br />

dem »Stradone Provinciale« in die<br />

Ostwand, dann weiter abseilen bis<br />

zum Bochetteweg (1½ Std.)<br />

Hinweis: Ausgesetzte Kletterei in<br />

bestem Gestein, kaum Sicherungsmöglichkeiten.<br />

Vom Charakter wie die<br />

berühmte Ostwand von Paul Preuss<br />

3 Cima Brenta Alta, (2960 m)<br />

Nordostwand »Detassis«<br />

VI 6–8<br />

550 Hm 17–19<br />

Material: 10–12 Expressschlingen,<br />

jeweils kompletter Satz Friends und<br />

Keile, Schlingen, Doppelseil<br />

Zustieg: Vom Rifugio Predotti auf dem<br />

Orsi-Weg in ein Kar unterhalb der<br />

Guglia bzw. der Brenta Alta. Auf Steigspuren<br />

(Steinmänner) bis unter die<br />

Nordostwand. Der Einstieg (Riss, der<br />

unter einen Dachriegel führt) befi ndet<br />

sich ca. 50 m links der Gognakante,<br />

die die Nordostwand rechts begrenzt<br />

(1 Std.).<br />

Route: Im komplizierten Verlauf stets<br />

links der markanten Verscheidung (die<br />

einmal kurz berührt wird) bis auf ein<br />

Band (zwei Drittel der Wand). Von dort<br />

führen mehrere Möglichkeiten zum<br />

Gipfel, meistens Riss und Kaminkletterei.<br />

Abstieg: Vom Gipfel über den Normalweg<br />

nach Südosten zur oberen<br />

Schotterterrasse (Steinmänner).<br />

Erste Steilstufe abklettern oder abseilen.<br />

Über zweite Schotterterrasse<br />

zum Einstiegskamin des Normalweges,<br />

nochmals abseilen. Von dort in<br />

die Bocca di Brenta queren (1 Std.)<br />

Hinweis: Grandiose Kletterei an<br />

festem und kompaktem Fels, die,<br />

wenn sie anders abgesichert wäre,<br />

jeden Sportkletterer jubilieren ließe.<br />

Allerdings ist die Wegführung recht<br />

kompliziert, zahlreiche Verhauerhaken<br />

locken in interessante Sackgassen.<br />

Im oberen Drittel lässt die<br />

Qualität der Route deutlich nach.<br />

4 Crozzon di Brenta, (3135 m)<br />

Nordostwand »Via delle<br />

Guide«<br />

V+ 8 Std.<br />

850 Hm 20 SL<br />

Material: 10–12 Expressschlingen,<br />

jeweils kompletter Satz Friends und<br />

Keile, Schlingen (auch <strong>für</strong> Sanduhren),<br />

Doppelseil<br />

Zustieg: Von der Brentei-Hütte<br />

über den Martinazzi-Weg unter die<br />

Nordostwand des Crozzon. Dort auf<br />

Steigspuren nach links in Richtung<br />

Tosa-Rinne. Die Firnrinne ein Stück<br />

empor, bis man rechts in der Wand<br />

auf den markierten Einstieg (am Fuß<br />

eines steilen Risses) trifft<br />

Route: Man folgt stets dem rechten<br />

der beiden parallelen schwarzen<br />

Wasserstreifen im linken Teil der<br />

Nordostwand.<br />

Abstieg: Auf dem Gipfel des Crozzon<br />

befi ndet sich eine Biwakschachtel,<br />

die bei Müdigkeit oder, ab etwa 2<br />

Std. vor Eintritt der Dunkelheit, auch<br />

frequentiert werden sollte. Der Abstieg<br />

selbst gilt als einer der schwierigsten<br />

in den Dolomiten und erfordert<br />

100%ige Aufmerksamkeit. Zu Beginn<br />

ist der Weg zurück in die Zivilisation<br />

gleichzusetzen mit dem Übergang<br />

zur Cima Tosa. Er erfolgt generell<br />

über Bänder auf der Westseite des<br />

Crozzon und ist mit Steinmännern gut<br />

markiert. Allerdings ist das Gestein<br />

brüchig und die zu querenden Rinnen<br />

können bis weit in den Sommer<br />

hinein mit Schnee gefüllt sein. Den<br />

III. Schwierigkeitsgrad sollte man<br />

solo beherrschen. Von der Cima Tosa<br />

erfolgt der weitere Abstieg über den<br />

Normalweg (markiert) zum Rifugio<br />

Pedrotti (2 Std. zur Cima Tosa, weitere<br />

1½–2 Std. bis zur Hütte).<br />

Hinweis: Bei tockenem Fels die<br />

vielleicht schönste Tour im V. Grad in<br />

den Dolomiten<br />

5 Cima d’Ambiez (3102 m)<br />

Ostwand »Via della<br />

Soddisfazione«<br />

VI+ 4–5<br />

850 Hm 12 SL<br />

Material: 10 Expressschlingen, kleine<br />

und mittlere Friends, ein Satz Keile,<br />

Schlingen (Sanduhren!), Doppelseil<br />

Zustieg: Von der Agostini-Hütte über<br />

den Brentari-Weg bis man nach<br />

links, auf das breite, die gesamte<br />

Südostwand durchziehende Band<br />

abbiegen kann (1 Std.). Einstieg 50<br />

m rechts des markanten schwarzen<br />

Wasserstreifens<br />

Route: Immer am rechten Rand des<br />

Wasserstreifens entlang nach oben<br />

Abstieg: Über den Normalweg.<br />

Zunächst entlang des Südgrates,<br />

dann in der Westwand durch eine<br />

Rinne und schuttbedeckte Steilstufen<br />

(Steinmänner) zu einer Scharte<br />

zwischen Diente und Cima d‘Ambiez.<br />

Von dort Rinne zum Einstiegsband<br />

(2½ Std.)<br />

Hinweis: Eine der besten Klettereien<br />

dieser Schwierigkeit in den Dolomiten,<br />

perfekte Linienführung<br />

Beste Jahreszeit: Zum Klettern eignet<br />

sich mehr der Spätsommer, da im Juli<br />

mit starker Nebelbildung und vielen<br />

Gewittern zu rechnen ist.<br />

Karte: Kompass-Karte 1:50 000,<br />

Nr. 73 »Gruppo di Brenta«<br />

Hütten: Rifugio Agostini (2410 m),<br />

www.rifugioagostini.com<br />

Tel. 00 39/04 65/73 41 38;<br />

Rifugio Brentei (2182 m),<br />

Tel. 00 39/04 65/44 12 44,<br />

Rifugio Tuckett (2272 m),<br />

www.rifugio-tuckett.it<br />

Tel. 00 39/04 65/44 12 26<br />

Literatur: Stefan Wagenhals & Freunde<br />

»Dolomiten Vertikal – Band Süd«,<br />

Loboedition, Leonberg 2004.<br />

Anette Köhler u. Norbert Memmel<br />

»Dolomiten«, Bergverlag Rother,<br />

Oberhaching 2000<br />

88 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


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Mit neuer Ausrüstung macht<br />

der Start in die Sommersaison<br />

gleich doppelt so viel Spaß.<br />

90 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Lust auf<br />

luftig<br />

Der große Ausrüstungsberater<br />

Sommer 2013<br />

Ski und Schneeschuhe haben bis auf weiteres ausgedient,<br />

die Sommersaison steht vor der Tür. Die<br />

beste Gelegenheit, um sich mit neuer Ausrüstung<br />

einzudecken. Wir zeigen Ihnen, welche Neuheiten<br />

es auf dem Markt gibt. Von Christian Schneeweiß<br />

Foto: Bernd Ritschel<br />

Atmungsaktivität ist Trumpf:<br />

Auch wenn man meinen könnte,<br />

die Membrantechnologie<br />

sei ausgereift – es kommen<br />

nach wie vor immer atmungsaktivere<br />

wasserdichte Membranen auf den<br />

Markt. RET-Werte unter 3 (Dampfdurchgangswiderstand;<br />

z. B. GoreTex Active Shell<br />

aus ePTFE) oder über 30 000 g (Dampfdurchlass<br />

pro Quadratmeter in 24 Stunden; z. B.<br />

Sympatex Performance aus recycelbarem<br />

Polyester) sind heutzutage keine Seltenheit.<br />

Die Atmungsaktivität einer Jacke hängt<br />

aber auch von der Laminierung (Verklebung<br />

und Außenmaterial) ab. Das atmungsaktivere<br />

Neoshell von Polartec (aus PU) wird<br />

wieder anders gemessen.<br />

Noch atmungsaktiver (also schweißdampfdurchlässiger)<br />

sind Softshells oder<br />

Windshells <strong>für</strong> Hochtouren oder Bergwanderungen<br />

mit hybriden Stoffen: Je nach<br />

Schweißbildung oder Windempfindlichkeit<br />

einer Körperzone wird unterschiedliches<br />

Material verwendet, also beispielsweise<br />

Softshell ohne bzw. mit Windschutz-Membran,<br />

oder luftigeres Material dort, wo der<br />

Rucksack aufliegt. Gleichzeitig sind Windshells<br />

möglichst leicht.<br />

Leicht und doch robust sind auch die von<br />

Komperdell initiierten, wie Zeltstangen zer-<br />

legbaren Trekkingstöcke der großen Hersteller,<br />

die nicht zusammenrutschen können,<br />

eine minimale Packlänge teils unter 40<br />

Zentimeter haben und sich sogar begrenzt<br />

in der Länge verstellen lassen. Damit lässt<br />

sich problemlos eine Tour mit Klettersteig<br />

gehen.<br />

Auch die Klettersteigsets und ihre Karabiner<br />

werden immer raffinierter. 2012<br />

mussten allerdings die meisten Sets mit<br />

elastisch verwobenen Sicherungsbändern<br />

wegen Verschleißanfälligkeit zurückgerufen<br />

werden. Die meisten neuen Sets<br />

trennen Gummiband und sturzhaltendes<br />

Hohlband und sind dauerhaft sicher. Trotzdem<br />

wurden auch im Februar wieder Sets<br />

zurückgerufen – diesmal aber nur jene mit<br />

Reibungsbremse. Wer ein solches hat, sollte<br />

es dringend austauschen. In Sachen Schuhe<br />

sind <strong>für</strong> Klettersteige Approachschuhe, also<br />

Zustiegsschuhe aus dem Kletterbereich, gut<br />

geeignet.<br />

Vielseitig einsetzbar sind auch die fest am<br />

Rücken anliegenden Rucksäcke. Sie sind<br />

ideal <strong>für</strong> längere alpine Klettertouren oder<br />

Alpintouren (bei größeren Modellen mit<br />

Lüftungskanälen). Die immer raffinierteren<br />

Sommerrucksäcke mit Luftzirkulation hinterm<br />

Rücken eignen sich <strong>für</strong> bewegungsintensive<br />

Aktivitäten dagegen nicht.


Bergwandern<br />

… am besten mit wenig Ballast<br />

Fotos: Andreas Strauß, Bernd Ritschel, Hersteller<br />

Kurze Hose<br />

Men’s Elbert Shorts von Vaude<br />

Die lässigen, übers Knie reichenden Softshell-Shorts<br />

sind wasserabweisend, windresistent und doch luftig,<br />

wie man es auf Sommer-Bergtour braucht. Zudem<br />

werden sie ressourcenschonend nach dem Bluesign-<br />

Standard hergestellt. Viele Taschen und verstellbarer<br />

Bund erhöhen den Komfort.<br />

• auch <strong>für</strong> Frauen oder mit langen Beinen, Beintaschen<br />

mit RV<br />

• Bluesign-zertifi ziert, 80 % Windschutz, Stretch-<br />

Polyamid<br />

Preis: 70,- €<br />

Info: www.vaude.com<br />

TIPP<br />

Rucksack und Stock<br />

richtig wählen<br />

Wer den Rucksack nur zum Wandern nutzt,<br />

sollte ein Modell mit Netzrücken oder<br />

konkavem Rücken kaufen. Wer auch auf<br />

ausgesetzte Passagen vordringt, braucht ein<br />

eng am Rücken liegendes Modell mit<br />

Schaumpolsterung und Lüftungskanälen. Für<br />

Alpintouren sind klein faltbare Trekkingstöcke<br />

empfehlenswert. Mit ihnen lassen sich<br />

steile Hänge oder Que rungen besser<br />

meistern – bei Kletterpassagen hingegen<br />

kann man sie am Rucksack fi xieren.<br />

Wanderer auf Wegen brauchen Stöcke<br />

primär, um die Knie im Abstieg zu entlasten.<br />

Komfort-Trekkingstock<br />

Maldona Antishock von Leki<br />

Rundum komfortabel ist der dreiteilige Aluminiumstock<br />

mit ergonomisch in der Hand liegendem, kantenfreiem<br />

Round-Top-Griff aus belüftetem Kunstkork. Eine<br />

Federung entlastet die Gelenke im Abstieg, und das<br />

TÜV-zertifi zierte, externe Super Lock ermöglicht eine<br />

leichte und zuverlässige Längenverstellung.<br />

• sehr preisgünstig, verstellbare Handschlaufe<br />

• Längenverstellung 69–145 cm, Gewicht 572 g/Paar<br />

Preis: 79,95 €<br />

Info: www.leki.de<br />

Sommer-Rucksack<br />

Livaz 25 von Tatonka<br />

Das X Vent Zero-Tragesystem mit Luftzirkulation bietet<br />

maximale Belüftung bei minimalem Kontakt mit dem<br />

Rücken. Der konkave Rücken des Leichtrucksacks lässt<br />

sich stufenlos auf- und abspannen. Das Spannsystem<br />

lässt sich auch entfernen, um Gewicht zu sparen oder<br />

den Rucksack am Körper anliegen zu lassen.<br />

• Tragsystem mit frauenspezifi schem Schnitt, Kompressionsriemen<br />

• RV-Deckel mit vielen Extras<br />

Preis: 100,- €<br />

Info: www.tatonka.com<br />

Langarm-Berghemd<br />

Luis M’s LS Shirt von Tatonka<br />

Dehnbares Tech Weave Light macht das Hemd schnell<br />

trocknend und in allen Situationen voll beweglich.<br />

UV-Schutz sichert die Haut vor der Höhensonne, und<br />

dank antibakterieller Ausrüstung kann man das Hemd<br />

mehrere Tage tragen, ohne dass sich Geruch bildet.<br />

• Brusttasche, Aufkrempel-Fixierung, Schultern nahtfrei,<br />

Hemdkragen<br />

• Gewicht: 180 g, Größen: S–XXL<br />

Preis: 95,- €<br />

Info: www.tatonka.com<br />

Faltbarer Trekkingstock<br />

Women’s Ultra Mountain FL von Black<br />

Diamond<br />

Der Schaumstoff-Griff mit dampfdurchlässigen, weichen<br />

Handschlaufen der wie Zeltstangen faltbaren, robusten<br />

Dreisegmente-Stöcke (Z-Poles) mit konischen Verbindungsstücken<br />

wurde speziell <strong>für</strong> Frauen entwickelt.<br />

Externe Verstellbarkeit mit FlickLock Pro am oberen<br />

Segment<br />

• 100 % Aluminium, kurze rutschfeste Griffverlängerung<br />

• Gewicht 591 g, fl exible Karbid- und Gummispitzen,<br />

Trekking- und Powder-Teller<br />

Preis: 129,- €<br />

Info: www.blackdiamondequipment.com<br />

Funktions-<br />

Unterhemd<br />

Trekking Summerlight<br />

M/W<br />

von X-Bionic<br />

Ein Hightech-Shirt muss<br />

wärmen und kühlen, wenn<br />

der Körper es benötigt,<br />

auch unter mechanischem<br />

Druck des Rucksacks<br />

funktionieren, leicht sein<br />

und auf Mehrtagetouren<br />

geruchsneutral bleiben: <strong>für</strong><br />

all das sorgt die patentierte 3D-BionicSphere-Webung<br />

• Kompression <strong>für</strong> Durchblutung/gegen Muskelvibration,<br />

NODOR-Geruchshemmer<br />

• Luftkanäle und luftige Polster (5 mm) <strong>für</strong> Dampfableitung<br />

und optimale Isolation<br />

Preis: Shirt Short Sleeves 80,- €, ohne Ärmel 60,- €<br />

Info: www.x-bionic.com<br />

92 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Klettersteige<br />

… sicher auf Eisenwegen unterwegs<br />

Klettersteig-/Kletterhandschuhe<br />

SeamSeeker Gloves W’s von Outdoor<br />

Research<br />

Die extrem robusten Halbfi ngerhandschuhe mit<br />

griffi gem Ziegenlederbesatz und Gelkissen schützen<br />

vor Blasen und Drahtspleißen bzw. beim Alpinklettern<br />

vor Reibungswärme beim Abseilen. Der anpassende<br />

Stretch-Handrücken führt Wärme und Schweißfeuchte<br />

ab.<br />

• Veloursspaltleder mit Kevlarnähten, Neopren-Klettverschluss<br />

• Damen M: 88 g/Paar (Herren L: 96 g), auch als<br />

taktiler Fingerhandschuh erhältlich<br />

Preis: 40,- €<br />

Info: www.outdoorresearch.com<br />

Klettersteigset<br />

Ergo Zip von Salewa<br />

Das Set mit längenanpassenden Zip-Rollern ist genial.<br />

Die Sicherungsäste sind dadurch immer so kurz wie<br />

möglich aufgerollt, die Ergotec-Karabiner immer griffbereit.<br />

Diese liegen ergonomisch in der Hand und sparen<br />

Kraft (30 %) und Zeit beim Umhängen. Entwickelt in Zusammenarbeit<br />

mit der Technischen Universität München<br />

• Set mit Bandfalldämpfer, Einrollsystem und leichtgängigen<br />

Karabinern<br />

• 540 g, Fangstoß < 6 kN<br />

Preis: 119,95 €<br />

Info: www.salewa.de<br />

Komfort-Klettersteigset<br />

Easy Rider von Black Diamond<br />

Der einzigartige Ent- und Verriegelungs-Mechanismus<br />

an den besonders weit öffnenden Easy Rider-Karabinern<br />

ermöglicht deren komfortables und kraftsparendes<br />

Einhängen ins Drahtseil. Die Sicherungsäste, an denen<br />

die Karabiner hängen, sind elastisch (keine Reißgefahr<br />

durch Verschleiß).<br />

• Set aus Schlaufe <strong>für</strong> Ankerstich-Fixierung, Bandfalldämpfer<br />

und Sicherungsästen mit Karabinern<br />

• Gewicht 492 g, Fangstoß < 6 kN<br />

Preis: 99,90 €<br />

Info: www.blackdiamondequipment.com<br />

Klettersteig-/Hochseilgarten-Set<br />

Tofana Lock von Singing Rock<br />

Bis auf 90 Zentimeter (von 50 cm) lassen sich die<br />

elastischen Sicherungsbänder des Sets dehnen.<br />

Zur besseren Identifi kation gegen Verdrillen sind<br />

sie unterschiedlich gefärbt. Ihre Zentralschlaufe am<br />

Dämpfer eignet sich zum Einhängen von Karabinern<br />

zum Hängen oder sichern (900 kg).<br />

• gesicherter Key Lock Karabiner, in sich gedrehte<br />

Schlaufe <strong>für</strong> perfekten Ankerstich<br />

• Gewicht: 515 g, Fangstoß: 4,85 kN, Bandfalldämpfer<br />

leicht zu überprüfen<br />

Preis: 95,- €<br />

Info: www.singingrock.de<br />

Vielseitiges<br />

Klettersteigset<br />

Hydra von Austrialpin<br />

Das vielseitige Klettersteigset Hydra wird jetzt mit<br />

überarbeiteten Stretch-Armen ohne Festigkeitsverlust<br />

bei Verwendung ausgestattet. Lange Colt-Karabinerschnapper<br />

mit großer Öffnung ermöglichen bequemes<br />

und sicheres Einhängen, der Ferrata.Bloc-Arm erlaubt<br />

Hängen und verhindert Stürze an schwierigen Stellen.<br />

• Getestet mit 300 000 Be- und Entlastungszyklen<br />

• Gewicht 660 g, Fangstoß < 6kN, optionaler Schalldämpfer<br />

Preis: 131,80 €, Schalldämpfer 5,98 €/Paar<br />

Info: www.austrialpin.at<br />

Vierfach-Faltstock<br />

Micro Vario Carbon von Leki<br />

Dank des minimalen Packmaßes des<br />

Faltstocks lässt er sich komplett im<br />

Rucksack verstauen, so dass man<br />

ungehindert am Drahtseil gehen kann.<br />

Zusammengesetzt <strong>für</strong> Zu- und Abstieg ist<br />

der Stock sogar längenvariabel, zerlegt<br />

ist er blitzschnell durch den Push-Button-<br />

Release-Mechanismus.<br />

• kantenfreier Aergon-Griff mit griffi ger<br />

Verlängerung zum Tiefergreifen<br />

• Gewicht 468 g/Paar, Packmaß 38 cm,<br />

Verstellbereich 110–130 cm<br />

Preis: 149,95 €<br />

Info: www.leki.de<br />

TIPP<br />

Nicht jedes Set ist<br />

wirklich sicher<br />

2012 wurden viele Klettersteigsets mit<br />

dehnbaren Sicherungsästen zurückgerufen,<br />

weil es hier zu einem verschleißbedingten<br />

Riss mit Absturz gekommen war. Bei<br />

neugekauften Sets besteht dieses Risiko<br />

nicht mehr. Vorsicht ist auch bei Sets mit<br />

Reibungsbremsen (Seilschwanz in<br />

Alu-Lochplatte) geboten, die teils mit dem<br />

Alter an Funktion einbüßen (Bandfalldämpfer<br />

nicht betroffen). Es empfi ehlt sich, auf<br />

der Homepage des Herstellers oder des<br />

Alpenvereins nachzusehen, ob das eigene<br />

Set betroffen ist (siehe Meldung Seite 12).<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 93


Hochtouren<br />

… gut gerüstet in die Höhe<br />

Fotos: Bernd Ritschel, Hersteller<br />

3-Lagen-Schutzjacke<br />

Men’s Marzell Jacket von Vaude<br />

Wasserdichte 3-Lagen-Membran, die umweltfreundlich<br />

hergestellt wird (Bluesign) bildet das Herz der leichten,<br />

dehnbaren Hardshelljacke mit voller Beweglichkeit.<br />

Hohe Atmungsaktivität und die langen Belüftungsreißverschlüsse<br />

sorgen <strong>für</strong> angenehmes Körperklima.<br />

• verstellbare Kapuze helmtauglich, Saumzug durch die<br />

Taschen regulierbar<br />

• recycelbare Sympatex-Performance-Membran, Außenstoff<br />

Stretch-Polyester<br />

Preis: 350,- €<br />

Info: www.vaude.com<br />

Spaltenbergungs-Flaschenzug<br />

RescYou von Mammut<br />

Bahnbrechendes Gerät <strong>für</strong> Fremd- und Selbstrettung<br />

nach einem Spaltensturz. Nach Einhängen der beiden<br />

Klemmen ins Seil beim Fixpunkt bzw. Klettergurt zieht<br />

man den anderen bzw. sich selbst kraftsparend am<br />

6-fachen Kompakt-Flachenzug aus der Spalte.<br />

• Einfache Fremdrettung auch bei Zweipersonenseilschaft,<br />

Gewicht 400 g<br />

• EN 567 (Steigklemme), Safety Card mit Kurzanleitung<br />

zur Spaltenrettung<br />

Preis: 120,- €<br />

Info: www.mammut.ch<br />

Hochtourenrucksack<br />

Guide 35+ von Deuter<br />

Zwei Airmesh-Polster mit Lüftungskanal sorgen <strong>für</strong> gute<br />

Rückenbelüftung bei perfektem Sitz. Lageverstellriemen<br />

an den Schulterträgern ermöglichen bessere Lüftung<br />

oder kompakteren Sitz. Die gepolsterten, abnehmbaren<br />

Vari Flex-Hüftfl ossen nehmen die Last auf und folgen<br />

jeder Bewegung.<br />

• <strong>für</strong> schwere Lasten, RV-Eingriff, Alugestänge ausziehbar,<br />

RV-Seiteneingriff<br />

• auch als 45+ und Frauenversion, Volumen erweiterbar<br />

Preis: 129,95 €<br />

Info: www.deuter.com<br />

Safelock-HMS-Karabiner<br />

HMS magic 4 lock von Austrialpin<br />

Immer verschlossen beim Sichern bleibt der Safelock-<br />

HMS-Karabiner aus eloxiertem Aluminium dank des<br />

geradezu magischen 3-Wege-PLUS-Systems (heben,<br />

drehen, drücken), das um eine Verriegelung zu ergänzen<br />

ist. Der Karabiner kann sich nicht mehr durch Seilbewegung<br />

oder Reibung aufvibrieren.<br />

• Festigkeiten: 24/10/8 kN, geprüft nach CE und UIAA<br />

• Gewicht 95 g, hergestellt in Tirol<br />

Preis: 15,90 €<br />

Info: www.austrialpin.at<br />

Daunenschlafsack<br />

Glacier 500<br />

wms von Mountain<br />

Equipment<br />

Ein hervorragendes Wärme-<br />

Gewichts-Verhältnis bei minimalem<br />

Packvolumen und starker<br />

Wasserabweisung (Drilite Loft II,<br />

1500 mm Wassersäule) bietet dieser<br />

Schlafsack <strong>für</strong> Übernachtungen im Freien.<br />

Die DownCodex-zertifi zierte Daune wird nach höchsten<br />

Tierschutz-Standards gewonnen.<br />

• 1160 g Gewicht mit 500 g Daune, 725 cuin Fillpower,<br />

90 % Daunenanteil<br />

• Temperatur-Übergangsbereich -5 bis +2 Grad, Packmaß:<br />

18 x 29cm<br />

Preis: 349,90 € (Standardlänge Damen und Herren),<br />

379,90 € in XL<br />

Info: www.mountain-equipment.de<br />

94 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Allround-Gamaschen<br />

Endurance Gaiters von Outdoor Research<br />

Egal ob Hochtour oder Alpin-/Trekkingtour im Frühsommer<br />

– die robusten Softshell-Gamaschen bestechen<br />

durch hohe Atmungsaktivität, Wasserabweisung und<br />

optimale Schuhanpassung. Schräg verlaufender<br />

Reißverschluss mit Klettabdeckung und BioThane-<br />

Sohlensteg garantieren besten Halt.<br />

• Fixierungshaken unten, Klett mit Gummizug oben,<br />

Schuhbereich verstärkt<br />

• Gewicht: 146 g/pro Paar (L/XL; auch in S/M)<br />

Preis: 55,- €<br />

Info: www.outdoorresearch.com<br />

Leicht-Stirnlampe<br />

ReVolt von Black Diamond<br />

An jedem USB-Anschluss lassen sich die drei AAA-Akkubatterien<br />

der handlichen und vielseitigen Stirnlampe<br />

aufl aden (alternativ Alkali-Batterien). Bis zu 110 Lumen<br />

stark leuchten die zentrale TriplePower LED und je zwei<br />

Power- und Rotlicht-LEDs.<br />

• Fernlicht, Nahbereich, Dimmfunktion, Blinkmodus,<br />

Nachtsicht, Sperrmodus<br />

• Gewicht mit Batterien: 97 g, Batteriestandanzeige,<br />

Spritzwasserschutz<br />

Preis: 69,90 €<br />

Info: www.blackdiamondequipment.com<br />

Gletscher- und Trekking-Rucksack<br />

Pyrox 45 von Tatonka<br />

Leicht und doch robust und wasserresistent ist der<br />

Allround-Mehrtagerucksack mit zweischnalligem Deckelverschluss<br />

über der mittels RV stark erweiterbaren<br />

Öffnung. Längenverstellbares X Light Vario-Tragesystem<br />

und Lastkontrollriemen ermöglichen eine perfekte<br />

Anpassung an den Körper.<br />

• Wanderstock-/Eisgerätehalterung, Brustriemen mit<br />

Signalpfeife, Bodenfach<br />

• Kompressionsriemen mit aufrollbaren Bändeln<br />

Preis: 160 €<br />

Info: www.tatonka.com<br />

Robuste Trekkingstöcke<br />

Sherpa XL von Leki<br />

Der Trekkingstock <strong>für</strong> Hochtouren- und Trekkingeinsätze<br />

ist durch die hochfeste Aluminiumlegierung höchst<br />

robust. Die fl exible, langlebige Hartmetallspitze bietet<br />

bestmöglichen Halt auf Eis und Fels, und der kantenfreie<br />

Aergon-Griff mit griffi ger Verlängerung liegt optimal<br />

in der Hand.<br />

• einfacher Wechsel von Trekking- zu Schneeteller<br />

• Länge 70–145 cm, Gewicht 580 g/Paar, Außenverstellsystem<br />

Speed Lock<br />

Preis: 109,95 €<br />

Info: www.leki.de<br />

TIPP<br />

Das Equipment<br />

<strong>für</strong> Hochtouren<br />

Schneefänge und Schnürungshaken von<br />

(Winter-)Tourenhosen sind auf Hochtour<br />

kein zuverlässiger Ersatz <strong>für</strong> Gamaschen,<br />

da sie zumindest beim Bergabgehen im<br />

Sulz hinten hochrutschen können.<br />

Gute Hochtourenrucksäcke sind Alleskönner:<br />

Sie lassen sich trotz höheren Gewichts<br />

durch Eisenteile und evtl. Seil in Zu- und<br />

Abstieg wie auf dem Gletscher bequem<br />

tragen (variable Lastpositionierung, gute<br />

Polsterung, leicht konkave Lüftung). Beim<br />

seilfreien Kraxeln, leichten Klettern oder auf<br />

Eistour muss der Rucksack zuverlässig und<br />

ohne Verwackeln am Rücken sitzen, ohne<br />

zu behindern. Gestell und Hüftfl ossen<br />

sollten abnehmbar sein, Geräte wie<br />

Eisbeile, Stöcke, Steigeisen etc. und Seil<br />

(unterm Deckel) sind außen zu befestigen.<br />

Eine geniale Neuerung ist der direkt am<br />

oberen Rand des relativ schlanken<br />

Packsacks ansetzende Eingriffs-RV, der eine<br />

viel bequemere Be- und Entladung der<br />

Ausrüstung erlaubt.<br />

Eiskletter- und Hochtourenschuh<br />

Eiswand GTX von Mammut<br />

Aus dem bewährten Mamook GTX entwickelte Mammut<br />

diesen voll steigeisenfesten Schuh mit reduziertem<br />

Gewicht, asymmetrischer 3-Zonen-Schnürung und noch<br />

präziserer Kletter-Performance. Komfortsteigerung beim<br />

Ein- und Ausstieg durch das Easy-Entry-System mit<br />

elastischer Zunge<br />

• Gore-Tex Performance Footwear-Membran, isolierte<br />

Karbon-Brandsohle<br />

• 1688 g/Paar in Größe UK 8.5, Isolation bis -25 °C<br />

(EN ISO 20344)<br />

Preis: 400,- €<br />

Info: www.mammut.ch<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 95


Klettern<br />

… <strong>für</strong> ein gutes Gefühl an der Wand<br />

TIPP<br />

Der Rucksack muss<br />

eng anliegen<br />

Niedrige Zustiegsschuhe lassen sich auch<br />

<strong>für</strong> leichte Klettereien (bis IV. Grad) gut<br />

verwenden, wobei Modelle mit weicher<br />

Sohle bequemer und reibungstauglicher<br />

sind, mit mittelharter Sohle hingegen<br />

alpiner und kantentauglicher. Ohne<br />

Membran besitzen die Schuhe das beste<br />

Fußklima.<br />

Ein guter Kletterrucksack sollte möglichst<br />

leicht sein, fest und schlank am Rücken<br />

anliegen und weder nach hinten ziehen<br />

noch seitlich verwackeln. Ein einfacher<br />

Riemen ersetzt die Hüftfl ossen (ohne<br />

Riemen wackelt der Rucksack).<br />

Der Slidelock-Verschluss mit seinen<br />

Varianten ist inzwischen allgemeiner<br />

Standard am Hüftgurt. Sein großer Vorteil:<br />

Er kann nicht von alleine aufgehen.<br />

Bei Ultraleichtgurten (<strong>für</strong> Gletscher)<br />

ermöglichen an den verstellbaren<br />

Beinschlaufen komplett zu öffnende<br />

Slidelocks, Klick-Schnallen oder schlicht<br />

mit einem Griff geöffnete Kunststoffschnallen,<br />

dass man auch mit Bergstiefeln,<br />

Steigeisen, Ski oder Schneeschuhen<br />

direkt einsteigen kann und diese nicht<br />

extra ausziehen muss.<br />

Alpin- und Kletterrucksack<br />

Bulin 30 von Vaude<br />

Dieser annähernd wasserdichte<br />

Rucksack mit verschweißtem,<br />

wasserdichtem Boden und<br />

getapetem, abnehmbarem<br />

Deckel ist made in Germany.<br />

Unter dem Deckel befi nden<br />

sich Wickelverschluss und RV-<br />

Fronteingriff. Geringes Gewicht, anliegender Rücken und<br />

Eisgerätehalterung <strong>für</strong> den Extremeinsatz.<br />

• Kompressionsgurte, Innentasche, Brustgurt mit Pfeife,<br />

Hüftgurt abnehmbar<br />

• Volumen 30 l (auch 40 l), Notsignalanweisungen im<br />

Hauptfach<br />

Preis: 200,- €<br />

Info: www.vaude.com<br />

Fotos: Andreas Strauß, Hersteller<br />

Einfachseil<br />

10.0 Sensor von Mammut<br />

Optische und haptische Markierungen (BiCo Sense)<br />

dieses revolutionären Seils zeigen sicht- und spürbar<br />

dem Sichernden und dem Kletterer, wenn die Seilmitte<br />

durchläuft oder beim Ablassen das Seilende naht.<br />

• dauerhafte superDRY-Ausrüstung, v. a. <strong>für</strong> Sport- und<br />

Hallenklettern<br />

• Längen 50, 60, 70 m, 67 g/m, Fangstoß 8,9 kN,<br />

kein Mantelrutsch<br />

Preis: 200,- €<br />

Info: www.mammut.ch<br />

Zustiegs-Schuh<br />

MS Wildfire GTX von Salewa<br />

Präzise Passgenauigkeit dank anatomischer Form<br />

sowie die exklusive Vibram EVO-Sohle mit aggressivhaftendem<br />

Profi l machen diesen Schuh zur optimalen<br />

Wahl <strong>für</strong> den technischen Zustieg. Der durch gekreuzte<br />

Kunststoffbänder stabilisierte Außenstoff garantiert<br />

Leichtigkeit und Abriebfestigkeit.<br />

• anpassende Einlage<br />

• sehr atmungsaktives, wasserdichtes Gore-Tex-Futter<br />

Preis: 159,95 €<br />

Info: www.salewa.de<br />

Allround-Klettergurt<br />

Sama von Petzl<br />

Verbreiterte Hüften<br />

und elastische Beinschlaufen,<br />

die sich<br />

optimal anpassen,<br />

nicht verrutschen und<br />

maximale Bewegungsfreiheit<br />

erlauben, gewährleisten eine gute Druckverteilung.<br />

Dank DoubleBack-Schnalle lässt sich der Hüftgurt<br />

schnell einstellen.<br />

• Robuste Dyneema-Anseilschlaufen gegen Seilabrieb,<br />

Elastik-Riemen abhängbar<br />

• 2 abstehende (bester Zugriff) + 2 hängende Materialschlaufen,<br />

Clip-Fixierung<br />

Preis: 69,95 €<br />

Info: www.petzl.com<br />

Hybrid-Softshell<br />

W’s/M’s Enchainment Jacket von Outdoor<br />

Research<br />

Die Hybridjacke mit stärker dampfdurchlässigen<br />

und die Beweglichkeit maximierenden Schoeller<br />

Nanosphere-Einsätzen im Achsel- und Kopfbereich ist<br />

hoch atmungsaktiv und doch stark<br />

wind- und wasserabweisend.<br />

Die perfekt anpassbare und<br />

bewegliche Kapuze besitzt einen<br />

drahtverstärkten Schild.<br />

• an Schultern/Kapuze getapete<br />

Nähte, dauerhaft wasserabweisende<br />

RVs<br />

• Gewicht: Herren: 512 g<br />

(Größe L), Damen: 415<br />

g (Größe M)<br />

Preis: 190,- €<br />

Info: www.outdoorresearch.com<br />

96 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Kletterhelm<br />

Women’s Vector von Black Diamond<br />

Kaum spürbar ist der leichte, mit hartem EPS-Formschaum<br />

ergonomisch ausgekleidete Helm am Kopf.<br />

Die zum Transport hochklappbaren Verstellratschen<br />

ermöglichen eine optimale Hinterkopf-Anpassung, und<br />

große Lüftungsöffnungen sorgen <strong>für</strong> eine angenehme<br />

Luftzirkulation.<br />

• Helmschale aus Polykarbonat, eingeformte Stirnlampenclips<br />

• sichere Einstellung des Kinnriemens<br />

Preis: 89,90 €<br />

Info: www.blackdiamondequipment.com<br />

Hybrid-Daunenjacke<br />

Verto Micro Hoodie von The North Face<br />

Die ultraleichte Hybrid-Jacke isoliert mit feinster Daune<br />

am Rumpf sowie in Gesicht und Nacken, die voll bewegliche<br />

Kapuze mit Gummizug schützt vor Wind und<br />

Feuchtigkeit. Die seitlichen FlashDry-Stretcheinsätze mit<br />

integrierten Mikropartikeln saugen Schweißfeuchte auf.<br />

• in eigene Tasche verstaubar, Stretch-Polyamid mit<br />

DWR<br />

• Gewicht 245 g, 37 g Gänsedaunen mit 800 cuin<br />

Preis: 220,- €<br />

Info: www.thenorthface.com<br />

Italien<br />

Rund um den Ortler<br />

Gehen Sie mit Wikinger Reisen<br />

auf eine 8-tägige Trekkingtour:<br />

· Auf uralten Passwegen und eindrucksvollen<br />

Panoramapfaden entlang des<br />

höchsten Bergs Südtirols<br />

· 6 Hotel- und eine Hüttenübernachtung<br />

· Inkl. Übernachtungen, Halbpension<br />

und deutschsprachiger Wikinger-<br />

Reiseleitung ab 995 €<br />

Expressschlingen<br />

Rockit 5er-Set von Austrialpin<br />

Made in Tirol ist der Expressschlingen-Satz<br />

aus je zwei farbig<br />

eloxierten Aluminiumkarabinern mit<br />

nasenfreiem Keylock-Verschluss,<br />

verbunden durch eine robuste<br />

Polyamidschlinge. Bei nochmals<br />

erhöhten Festigkeitswerten ergibt<br />

sich ein phänomenales Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis.<br />

• Karabiner-Festigkeiten:<br />

26/10/10 KN (geprüft nach<br />

CE und UIAA)<br />

• Gewicht 111 g/Expressschlinge<br />

Preis: 65,90 €<br />

Info: www.austrialpin.at<br />

Kletterhose<br />

Capsico M Pant von Salewa<br />

Mehr sein als scheinen ist das Motto der Kletterhose<br />

aus robustem Baumwoll-Ripstop mit Durastretch-<br />

Einsätzen <strong>für</strong> maximale Bewegungsfreiheit. Flachnähte<br />

und Klettverstellung am Bund verhindern<br />

Druckstellen durch den Klettergurt,<br />

und Züge an den Knien passen die<br />

Hose optimal ans Bein an.<br />

• am Oberschenkel anbringbare<br />

Schutzhülle <strong>für</strong> Topo/Smartphone,<br />

4 Taschen<br />

• gebrauchtes Erscheinungsbild,<br />

luftig weit, Mesh-Einsätze <strong>für</strong><br />

Lüftung<br />

Preis: 150,- €<br />

Info: www.salewa.de<br />

Aktiv-Leichtrucksack<br />

Speed Lite 20 von Deuter<br />

Dank fl exiblem Delrin-Rahmen und komplettem<br />

Meshrücken sitzt der Minirucksack<br />

wie angegossen am Rücken. Um ihn in<br />

einen größeren Rucksack zu packen oder<br />

Gewicht zu sparen, lässt sich der Rahmen<br />

ausziehen. Die Kompressionsriemen lassen<br />

sich als Fixierung mittig über dem Packsack<br />

schließen.<br />

• Rahmen + Bauchriemen abnehmbar,<br />

frontale + seitliche Netztaschen<br />

• anatomischer Schultergurt- und Rucksackschnitt,<br />

Helmnetz optional<br />

Preis: 59,95 €<br />

Info: www.deuter.com<br />

WIKINGER REISEN<br />

UND WWF<br />

DEUTSCHLAND<br />

SIND PARTNER FÜR<br />

NACHHALTIGERES<br />

REISEN<br />

Infos und Katalog unter<br />

Wikinger Reisen GmbH<br />

Kölner Str. 20 · 58135 Hagen<br />

www.wikinger.de oder 02331-9046


GEWINNSPIEL<br />

Der große BERGSTEIGER-Wissenstest<br />

Des Rätsels Lösung<br />

Zugegeben, das diesjährige Quiz war<br />

nicht einfach. Umso mehr haben wir<br />

uns über die vielen Zusendungen gefreut.<br />

Rund 850 Karten, Briefe und<br />

E-Mails haben uns in den vergangenen<br />

Wochen erreicht. Nun verraten<br />

wir Ihnen, wer die Gewinner sind.<br />

DIE FÜNF HAUPTGEWINNER:<br />

DIE BERGSTEIGER-JURY:<br />

Jeder darf mal<br />

ziehen: die BERG-<br />

STEIGER-Redaktion<br />

ermittelt die 20<br />

Gewinner.<br />

1. PREIS<br />

BENJAMIN HART aus Hausham<br />

gewinnt eine Woche im<br />

Wellnesshotel in Nauders<br />

2. PREIS<br />

ANTON RICHTER<br />

aus Taufkirchen<br />

gewinnt den<br />

Lawinenrucksack ABS Vario<br />

5. PREIS<br />

LUDWIG BAGUS<br />

aus Trunkelsberg gewinnt das<br />

LVS-Gerät Pieps Vector<br />

3. UND 4. PREIS<br />

DORIS STENGL-<br />

HERMANN aus Fürth<br />

und ALBERT RAUFER<br />

aus Unterhaching<br />

gewinnen jeweils ein<br />

Wochenende <strong>für</strong> zwei<br />

Personen in Südtirol<br />

6. PREIS<br />

KJELL ZETTWITZ<br />

aus Forchheim<br />

Garmin<br />

GPS-Uhr<br />

7. PREIS ANN-<br />

KATHRIN KOHLHEPP<br />

aus Bamberg<br />

Patagonia Jacke<br />

8. PREIS RALF MACKELS<br />

aus Elsenborn, Belgien<br />

Adidas<br />

Sonnenbrille<br />

9. PREIS<br />

HERMANN SCHEER<br />

aus Rauris, Österreich<br />

RAB Jacke<br />

10. PREIS<br />

DIETRICH STRAUSS<br />

aus Groß-Zimmern<br />

Lowe Rucksack<br />

11. PREIS<br />

GÜNTHER SCHABLOWSKI<br />

aus Neustrelitz<br />

Salewa Rucksack<br />

12. PREIS<br />

PAUL GAPP<br />

aus Bozen, Italien<br />

Odlo Wäsche-Set<br />

13. PREIS<br />

DAGMAR CREUTZ<br />

aus Stolpen<br />

Dynafit Jacke<br />

14. PREIS<br />

FRANZISKA GRAF<br />

aus Neuhof a. d. Zenn<br />

Julbo Brille<br />

15. PREIS<br />

BERTA KAPPELMAIER<br />

aus München<br />

Maier Sports<br />

Softshelljacke<br />

16. PREIS<br />

STEPHAN OBERPRIELLER<br />

aus Bad Feilnbach<br />

X-Bionic Shirt<br />

17. PREIS<br />

VOLKER THÖNGES<br />

aus Butzbach-Griede<br />

Silva Stirnlampe<br />

18. PREIS<br />

GERHARD MEYER<br />

aus Seligenporten<br />

Nikwax Pflege-Set<br />

19. PREIS<br />

UELI BRIKER<br />

aus Sisikon/UR, Schweiz<br />

Reversible Polar Buff<br />

20. PREIS<br />

RAINER HERRMANN<br />

aus Waldshut-Timgen<br />

Buff Stirnband<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13


Die Lösung: Die Bergsilhouette »Drei Zinnen«<br />

Wenn man die richtigen Antwortzahlen korrekt eingetragen hat, ergab sich folgende<br />

Silhouette. Als letzten Schritt galt es, daraus das gesuchte Lösungswort abzulesen.<br />

Lösungsnummer<br />

1 Ausgabe (12/12) 2 Ausgabe (1/13) 3 Ausgabe (2/13)<br />

20<br />

19<br />

18<br />

x x<br />

17<br />

x<br />

x<br />

16<br />

x<br />

x<br />

x x<br />

15<br />

x<br />

x<br />

x<br />

14<br />

x<br />

x<br />

13<br />

x x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

12<br />

x x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

11<br />

x<br />

x<br />

x<br />

10<br />

x x<br />

x<br />

9<br />

x x<br />

x<br />

8<br />

7<br />

x<br />

x<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

x<br />

2 x x<br />

1 x<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39<br />

Frage<br />

„DIE KLETTEREI<br />

FRUSTRIERT, TUT<br />

WEH UND NERVT<br />

GEWALTIG.“<br />

„DOCH TROTZDEM<br />

LIEBE ICH SIE.“<br />

HANWAG ProTeam: Ursula Wolfgruber<br />

<strong>Bergsteiger</strong>in<br />

www.hanwag.de<br />

KATEGORIE ROCK | CENGALO GTX ®<br />

Technischer und klettertauglicher Bergschuh <strong>für</strong><br />

alpine Felsrouten, kombiniertes Gelände oder<br />

den Zustieg zum Fels. Robust und langlebig in<br />

gezwickter Machart geschustert.<br />

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SERVICE<br />

Stille<br />

Helfer<br />

SERIE: Stille Helfer<br />

Teil 2: Schuhe <strong>für</strong> mehr Schwung<br />

EINE INITIATIVE VON<br />

+<br />

Schneller,<br />

leichter,<br />

greller<br />

Trailrunning ist ein Beispiel da<strong>für</strong>, wie im Bergsport<br />

Märkte von der Industrie geschaffen werden.<br />

Zugleich trägt der Sport aber auch einem<br />

wachsenden Wunsch Rechnung: Naturgenuss im<br />

Laufschritt. Von Moritz Baumstieger<br />

102 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13


Entschleunigung?<br />

War gestern.<br />

Heutzutage wird<br />

öfter mal durch das<br />

Gebirge gerannt.<br />

Bergläufe, wie hier beim Jungfrau-Marathon, sind inzwischen Massenveranstaltungen.<br />

In den vergangenen Jahren bemühten<br />

gestresste Großstädter gerne das Wort<br />

»Entschleunigung«, wenn es um den<br />

Ausgleich im Freien ging. Seltsamerweise<br />

war in der Natur oft das Gegenteil zu beobachten:<br />

Leichtbekleidete und -beschuhte<br />

Menschen rannten plötzlich da, wo andere<br />

wanderten. Trailrunner nannten sich diese<br />

Läufer, denen ihre angestammte Runde im<br />

Park zu langweilig geworden war, unter ihnen<br />

auch Bergsportler, die ihr Training im<br />

leichten bis mittelschweren Gelände auf eine<br />

neue Stufe heben wollten. Früher kannte<br />

man diese Fortbewegungsart als »Querfeldeinlauf«.<br />

Unter dem neuen Namen wurde sie<br />

zum Massenphänomen, das in eigenen Magazinen<br />

besprochen wird, das seine Meister<br />

in spektakulären Wettbewerben kürt.<br />

Und in dem nicht zuletzt auch Bergsport-<br />

Ausrüster großes Potential sahen und sehen,<br />

auch wenn Laufschuhe bisher nicht zu ihrem<br />

Portfolio zählten. 2009 gaben zwar nur<br />

fünf Prozent der Mitglieder des Deutschen Alpenvereins<br />

(DAV) an, auch Bergläufe zu machen,<br />

bei heute knapp einer Million DAV-Mitgliedern<br />

ergibt das aber immerhin fast 50 000<br />

potentielle Kunden. Hinzu kommen all die<br />

Bergsportler, die nicht im Verein organisiert<br />

sind und jene Läufer, die bisher im Flachen<br />

liefen. Allein deren Markt ist attraktiv: Rund<br />

165 Millionen Euro werden in Deutschland<br />

jährlich mit klassischen Laufschuhen umgesetzt.<br />

Eine große Chance <strong>für</strong> Unternehmen,<br />

in deren klassischen Geschäftsfeldern –<br />

Wanderschuhe, Kletterschuhe, Bergstiefel –<br />

der Aufwand in der Produktion sehr hoch ist,<br />

die Wachstumschancen aber begrenzt sind.<br />

Bergschuhe zu bauen, das erfordert Feingefühl<br />

in der Materialauswahl, millimetergenaues<br />

Arbeiten beim Zuschnitt und langjährige<br />

Erfahrung beim Zusammenfügen<br />

der Teile. Es ist kein Zufall, dass die meisten<br />

Fotos: Robert Bösch/Mammut (2), swiss-image.ch/Andy Mettler<br />

Bergschuhe weiter in Europa produziert<br />

werden (im norditalienischen Montebelluna<br />

etwa sitzt die halbe Branche fast Tür an Tür)<br />

während man Jacken, Hosen und anderes<br />

seit langem in Asiens Fabriken nähen lässt.<br />

<strong>Bergsteiger</strong> legen zwar generell Wert auf gutes<br />

Material, denn wenn unterwegs etwas kaputt<br />

geht, endet eine Tour schnell in einem<br />

Problem. Doch der Ausrüstungsgegenstand,<br />

der Bergsportler direkt mit Fels und Eis verbindet,<br />

soll nicht nur langlebig sein, sondern<br />

auch leicht, wasserdicht und vor allem bequem.<br />

Wer einmal ein Modell gefunden hat,<br />

in dem er blasenfrei bis zum Horizont laufen<br />

konnte, ist an Innovationen nicht mehr großartig<br />

interessiert. Richtiggehende Revolutionen<br />

sind in der Produktentwicklung auch<br />

kaum mehr zu erwarten, das Prinzip Schuh<br />

lässt sich nicht grundlegend neu erfinden.<br />

Hinzu kommt: Mit einem mittelfesten Allroundmodell<br />

kann fast alles gemeistert werden,<br />

von der Wanderung bis hin zur leichten<br />

Eistour. Wer weiter wachsen will, muss sich<br />

also neue Geschäftsfelder erschließen – und<br />

dazu neue Trends rechtzeitig erspüren.<br />

Die neuen Querfeldeinläufer, Tempowanderer,<br />

Speedhiker – oder wie immer man<br />

die Beschleunigten auch nennen will –<br />

schienen da wie gerufen zu kommen. »Der<br />

Trend des Trailrunning war seit einigen Jahren<br />

zu beobachten«, sagt etwa Reto Rüegger,<br />

leitender Produktmanager <strong>für</strong> Schuhe bei<br />

Mammut, »aber ohne spezifische Ausrichtung<br />

auf die Berge«. Dorthin wollte man die<br />

Sportler nun locken, auch wenn das Segment<br />

der Laufschuhe bisher fest in der Hand von<br />

Riesen wie Nike, Adidas oder Asics war. Doch<br />

weil die Bergsport-Ausrüster wussten, welchen<br />

Anforderungen Schuhe in den Bergen<br />

genügen müssen, hatten sie die Hoffnung,<br />

sich hier durchzusetzen. »Es gab viele sehr<br />

gute Trailrunning-Schuhe, jedoch kaum<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 103


T<br />

e<br />

Trailrunningschuhe sind<br />

ein Kompromiss aus<br />

robustem Berg- und<br />

leichtem Laufschuh.<br />

welche <strong>für</strong> richtig schweres Gelände. Diese<br />

Info haben uns auch zahlreiche Profi-Trailrunner<br />

gegeben«, erzählt Rüegger. Das zehnköpfige<br />

Entwicklungsteam des Traditions-<br />

Schuhherstellers Raichle kreierte einen<br />

festen Laufschuh, der zwar etwas schwerer<br />

ist, aber da<strong>für</strong> mit seiner Festigkeit besser <strong>für</strong><br />

Traversen und schnelles Bergablaufen im<br />

steilen Gelände geeignet ist. »Im alpinen Bereich<br />

braucht es außerdem einen robusteren<br />

Schaft und eine griffigere Sohle« sagt Rüegger,<br />

»das haben wir umgesetzt.«<br />

Die Elite der Trailrunning-Profis reichte natürlich<br />

nicht als Kundschaft. Um eine breitere<br />

Nachfrage zu schaffen, mussten mehr<br />

Querfeldeinläufer in die Berge gelockt werden.<br />

Die neuen Schuhkollektionen erhielten<br />

Namen wie »Mountain-Trail-Running«,<br />

»Skyrunning« oder »Speedcross«. Als gute<br />

Marketing-Instrumente erwiesen sich <strong>für</strong><br />

die Ausrüster Extremläufe und diverse Veranstaltungen,<br />

die <strong>für</strong> spektakuläre Bilder<br />

sorgten. Ein Wettkampf an der Zugspitze gelangte<br />

2008 allerdings zu trauriger Berühmtheit,<br />

als zwei Läufer nach einem Wetterumschwung<br />

an Unterkühlung starben.<br />

Doch auch wenn viele klassische Berggeher<br />

die Entwicklung kritisch und als von der<br />

Industrie gelenkt sahen: Laufen im alpinen<br />

Gelände etablierte sich als eigene Bergsport-<br />

Sparte; das neue Angebot schuf sich seine<br />

Nachfrage quasi selbst. Dort, wo es früher im<br />

gemütlichen Westalpenschritt dem Gipfel zu<br />

ging, wurde plötzlich gerannt – ein neuer<br />

Trend war zwar nicht künstlich geschaffen,<br />

ein bestehender aber zumindest gelenkt wor-<br />

TOUREN<br />

Drei Tempotouren in Bayern<br />

Im Laufschritt auf die Münchner Hausberge. Wir stellen<br />

drei Klassiker in verschiedenen Schwierigkeitsgraden vor.<br />

Schnell mal um<br />

den Kramer<br />

Fotos: Robert Bösch/Mammut, Thomas Bucher, privat, Mammut (7)<br />

1 Kranzberg (1391 m)<br />

▶ leicht 1:35 h<br />

450 Hm 8,6 km<br />

Charakter: Durch das Alpinum eines<br />

botanischen Gartens laufen? Wer<br />

diesen Wunsch hegt, ist am Kranzberg<br />

genau an der richtigen Stelle. Buckelwiesen<br />

voller Blumen wechseln sich<br />

ab mit Kiefernbeständen, Mischwald<br />

und kleinen Bergseen, und durch<br />

all diese Kleinode schlängeln sich<br />

Wanderwege in angenehmer Breite.<br />

Komplettiert wird das oberbayerische<br />

Landschaftsidyll durch das Panorama<br />

auf die schroffen Felsen von Karwendel<br />

und Wetterstein.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz an der<br />

Kranzberg-Sesselbahn (960 m) etwas<br />

oberhalb von Mittenwald<br />

Einkehr: Einige Möglichkeiten auf<br />

der Route, die allesamt schön liegen.<br />

Highlight in Sachen Ausblick ist natürlich<br />

das Kranzberghaus.<br />

Wegabschnitte: 0,7 km Asphalt /<br />

4,3 km Kiesweg / 3,6 km Wanderweg<br />

Route: Vom Sesselbahn-Parkplatz<br />

Richtung Lautersee. Kurz vor dem See<br />

an einer Kapelle rechts zur St.-Anton-<br />

Hütte, dort links über Kranzberghaus<br />

in einer großen Runde (meist eher<br />

links halten) zurück zum Lautersee<br />

und schließlich zum Ausgangspunkt.<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000,<br />

BY 10 »Karwendelgebirge Nordwest –<br />

Soierngruppe«<br />

Zeit im Wandertempo: 3 Std.<br />

2 Hirschberg (1668 m)<br />

▶ mittel 1:40 h<br />

920 Hm 12,5 km<br />

Charakter: Der Berg ist natürlich per<br />

se schon ein Wanderklassiker. Was<br />

leider bedeutet: Viele Leute, wenig<br />

Charme. Für Tempowanderer und<br />

Bergläufer ist das anders – denn: Man<br />

kann sich eine etwas längere, etwas<br />

raffi niertere Route erlauben. Besonders<br />

würzig ist der kleine Knieschnackler-<br />

Härtetest ganz am Ende.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz an<br />

der Hirschbergstraße (765 m, gebührenpfl<br />

ichtig) bei Scharling/Kreuth<br />

Einkehr: Das Hirschberghaus ist nicht<br />

gerade einsam – außer wochentags<br />

am Abend.<br />

Wegabschnitte: 1,6 km Asphalt / 5,2<br />

km Kiesweg / 5,7 km Weg<br />

Route: Vom Wanderparkplatz zur<br />

Holzpoint-Alm, weiter zur Materialseilbahn-Talstation<br />

und über einen steilen<br />

Latschenhang zum Hirschberghaus.<br />

Von dort – evtl. mit zwischenzeitlichem<br />

Gipfel-Abstecher – zur Rauheck-Alm.<br />

Dann immer Richtung Kreuth und<br />

Scharling. Am Skigebiet Hirschberglifte<br />

auf einem Trampelpfad hinunter<br />

zum Parkplatz des Skigebiets. Der<br />

Schlussspurt verläuft ebenerdig auf<br />

einer asphaltierten Nebenstraße.<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 13<br />

»Mangfallgebirge West – Tegernsee,<br />

Hirschberg«<br />

Zeit im Wandertempo: 4½ Std.<br />

3 Kramer (1982 m)<br />

▶ schwer 3:15 h<br />

1250 Hm 16,7 km<br />

Charakter: Die Argumente <strong>für</strong> die<br />

Kramerüberschreitung sind eigentlich<br />

unschlagbar: Die abwechslungsreiche<br />

Tour bietet sensationelle Ausblicke auf<br />

den höchsten Berg Deutschlands, und<br />

es gibt sogar eine unbedingt zu empfehlende<br />

Einkehr. Für eine Wanderung<br />

ist die Überschreitung den meisten zu<br />

lang. Genau nach dem Geschmack<br />

eines Tempobergsportlers also.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />

an der Maximilianshöhe (780 m) bei<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

Einkehr: Die private Stepbergalm<br />

(1583 m) liegt schön sonnig auf einer<br />

großen Almfl äche.<br />

Wegabschnitte: 6,2 km Kiesweg /<br />

10,5 km Wanderweg<br />

Route: 200 Meter Richtung Berggasthof<br />

Almhütte. Dem Schild<br />

»Kramer« folgend über St. Martin<br />

auf dem immer steiler werdenden<br />

alpinen Wanderweg (nicht auf dem<br />

königlichen Reitweg bleiben) über<br />

einen Gipfelkamm zum Kramerspitz.<br />

Auf der anderen Seite hinunter zur<br />

Stepbergalm und am besten über das<br />

Gelbe Gwänd – einer schluchtartigen<br />

Steilstufe – in einem weiten Bogen<br />

zurück zum Ausgangspunkt.<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 7 »Ammergebirge<br />

Ost – Pürschling, Hörnle«<br />

Zeit im Wandertempo: 6½ Std.<br />

Literaturtipp:<br />

Mehr Tempowanderungen<br />

in<br />

Thomas Buchers<br />

»Speedhiking<br />

Münchner<br />

Hausberge«,<br />

Bruckmann,<br />

München 2013<br />

Speedhiking Münchner Hausberge<br />

ErlebnisBergsteigen<br />

Thomas Bucher<br />

Speedhiking<br />

Münchner Hausberge<br />

Mit einem Vorwort von<br />

Peter Schlickenrieder<br />

30 Touren <strong>für</strong> ganz<br />

Schnelle zwischen<br />

Lech und<br />

Chiemsee<br />

D<br />

da<br />

ne<br />

we<br />

Tho<br />

Deu<br />

104 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13


den. Damit erreichten die Outdoor-Firmen<br />

neue Käuferschichten. »Nur unsere schon<br />

bekannte Stammkundschaft abzuholen,<br />

reicht nicht«, sagt Rüegger. Die Schuhe sind<br />

plötzlich auch in Geschäften zu finden, die<br />

bisher kaum Outdoor-Artikelführten.<br />

Die Paarung von Bergschuh mit dem Laufschuh<br />

steht stellvertretend <strong>für</strong> die Bemühungen<br />

der Branche, neue Märkte zu besetzen.<br />

Outdoor-Firmen dringen immer weiter in<br />

das Lifestyle-Segment vor. Der Straßentreter<br />

in Kletterschuh-Optik des italienischen<br />

Herstellers Scarpa etwa entwickelte sich in<br />

Großstädten zum Ausweis der Szenezugehörigkeit<br />

und damit zum Verkaufshit. Bei der<br />

Entwicklung des Laufschuhs <strong>für</strong> das alpine<br />

Gelände bedienten sich Rüeggers Entwickler<br />

zwar einerseits im Erfahrungsschatz der<br />

114-jährigen Raichle-Tradition. Andererseits<br />

ist der Transfer von Knowhow keine Einbahnstraße<br />

mehr: »Das Form und Farbe zu<br />

den aktuellen Trends passen ist unabdingbar«,<br />

sagt Rüegger, »das gilt aber längst <strong>für</strong><br />

alle Segmente!« Auch im Bekleidungsbereich<br />

werden die Outdoor-Produkte immer bunter<br />

und modischer, Funktionsjacken etwa sind<br />

längst auch in den Städten salonfähig. Bisher<br />

wuchs die Branche konstant und kräftig, zumeist<br />

auf Kosten der klassischen Sport- und<br />

Modeindustrie. Doch auch diese Entwicklung<br />

läuft nicht nur in eine Richtung: Adidas<br />

etwa versucht mit der Übernahme des US-<br />

Outdoorherstellers Five Ten einen weiteren<br />

Anlauf im Berg-Segment. Ein paar Versuche<br />

davor sind schon gescheitert, diesmal könnte<br />

es klappen. Auch wegen des neuen Trends<br />

des Trailrunnings. Denn wie man Laufschuhe<br />

baut, das wissen sie bei Adidas. ◀<br />

Taglingers<br />

Tipp: Nicht an<br />

Socken sparen<br />

Zeit ist beim Schuhkauf wichtig. Man sollte<br />

dem Verkäufer erklären, <strong>für</strong> welche Einsatzbereiche<br />

der Schuh benötigt wird und verschiedene<br />

Typen und Marken probieren. Einen<br />

kompletten Allround-Schuh gibt es nicht, aber<br />

wer mehr im Hochgebirge unterwegs ist, sollte<br />

ein steiferes Modell wählen. Mit dem sind<br />

auch leichte Wanderungen möglich – andersrum<br />

gilt das nicht. Am besten probiert man<br />

Schuhe mit den Socken, die man am Berg<br />

trägt. Und im Idealfall nicht morgens, sondern<br />

nachmittags oder abends. Dann sind die<br />

Füße »eingelaufen« und ein wenig dicker als<br />

am Vormittag.<br />

Es gibt aber auch Leute, bei denen der bestsitzende<br />

Schuh nichts bringt: Sie bekommen<br />

wegen der Beschaffenheit ihrer Haut fast<br />

immer Blasen. Dann hilft nur noch, die betroffenen<br />

Stellen vor der Tour mit Gewebetape<br />

abzukleben und die Schuhe fest zu binden.<br />

Vor allem <strong>für</strong> den Abstieg empfehle ich eine<br />

straffe Schnürung im Vorfußbereich, so dass<br />

der Fuß nicht nach vorne rutscht. Der Schaft<br />

darf ruhig etwas lockerer sein.<br />

Selbsternannte Experten meinen oft, dass<br />

man auf längeren Touren besser nur ein Paar<br />

Socken trägt, das sich immer besser an<br />

den Fuß anpasst. Frische Socken <strong>für</strong> jeden<br />

Tag sind zwar schon wegen des Gepäcks<br />

nicht ganz praxisnah, nehmen aber nun mal<br />

mehr Feuchtigkeit auf als schweißgetränkte<br />

Strümpfe. Für eine Wochentour empfehle ich<br />

deshalb zwei bis drei Paar – was auch das Klima<br />

auf den Hütten oder im Biwak verbessert.<br />

Reiner Taglinger, Jahrgang 69, ist Leiter der<br />

Mammut Alpine School, Vorstand Ausbildung<br />

des deutschen Bergführerverbandes und<br />

Profi bergführer seit mehr als 20 Jahren.<br />

Ideale Tour zu Beginn der Wandersaison<br />

Die Tour ist Teil des Tiroler Adlerweges<br />

Rückfahrt mit gratis Wanderbus „KaiserJet“<br />

Nur eine Stunde von München entfernt<br />

Die dreitägige Wanderung<br />

von Hütte zu Hütte führt<br />

vom Goinger Badesee über<br />

die Gruttenhütte und die<br />

Walleralm bis zum kristall<br />

klaren Hintersteiner See in<br />

<br />

<br />

<br />

Nagelschuh, was ist<br />

aus dir geworden<br />

Bergschuhe gibt es heute <strong>für</strong> alle möglichen Aktivitäten<br />

– in vielen Farben, Formen und Größen.<br />

Der Trailrunner<br />

Remote Men: leichter und<br />

robuster Laufschuh <strong>für</strong><br />

alpines Gelände<br />

Das Leichtgewicht<br />

Redburn Pro: <strong>für</strong> einfaches<br />

Gelände, zum Wandern,<br />

Biken und <strong>für</strong> den Zustieg<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Hintersteinersee<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Früher waren <strong>Bergsteiger</strong> froh, wenn sie ein<br />

vernünftiges Paar Schuhe hatten. Heute dürfen<br />

es – passend zur wachsenden Zahl an Bergsportarten<br />

– gerne ein paar Paar mehr sein: Für die<br />

Expedition, <strong>für</strong> Hochtouren, Trekking, Zustieg zur<br />

Klettertour – oder eben Trailrunning.<br />

Das Schwergewicht<br />

Nordwand TL: steigeisenfester<br />

Expeditionsschuh<br />

mit 1888 Gramm<br />

Der Kompromiss<br />

Magic GTX: bedingt steigeisenfester<br />

Klettersteigschuh<br />

Bunter Langläufer<br />

T Aenergy GTX: knöchelhoher<br />

Schuh <strong>für</strong> Mehrtagewanderungen<br />

und Trekking<br />

Grauer Langläufer<br />

Impact GTX: Velours-Lederschuh<br />

<strong>für</strong> Wanderungen<br />

und Reisen<br />

Der Alpinist<br />

Meridian GTX: <strong>für</strong> klassische<br />

Hochtouren, Eis- und<br />

Mixedklettern geeignet<br />

Genaue Tourenbeschreibung und<br />

gratis Wanderkarte „Wilder Kaiser“<br />

mit Code 05BeSt13 auf<br />

wandern.wilderkaiser.info<br />

gratis<br />

Tourismusverband<br />

Wilder Kaiser<br />

Ellmau, Österreich<br />

T: +43 (0) 50509


Glaubt man den Herstellern,<br />

ist so gut wie jedes Produkt<br />

grandios. Doch stimmt das<br />

wirklich? Die BERGSTEIGER-<br />

Redaktion schildert ihre<br />

Eindrücke.<br />

Mountain Equipment Shirt<br />

Eclipse Hooded Zip Tee<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Extrem atmungsaktives und doch<br />

wärmendes Base- oder Midlayer aus<br />

Technostretch, mit Würfel-Fleece innen<br />

und glatter Oberfl äche. Einfache<br />

Kapuze mit dünnem Schutz-Flap.<br />

Extras: asymmetrischer langer<br />

Brust-RV, Daumenlöcher, Geruchshemmer<br />

Polygiene.<br />

Gewicht: 335 g (Größe L)<br />

Farben: grau/schwarz, dunkelblau/hellblau,<br />

grün/grau<br />

Preis: 99,90 €<br />

Info: www.mountain-equipment.de<br />

▶ Das sagen wir: Die Dampf-Durchlässigkeit ist<br />

phänomenal – trotz merklicher Wärmung. Gleiches<br />

gilt <strong>für</strong> die Kapuze und deren Flap, mit der man<br />

das Gesicht bis unter die Augen schützen kann.<br />

Das Flap ist allerdings etwas lästig beim Anziehen.<br />

Atmungsaktivität ■■■■■<br />

Design ■■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■■■<br />

Pfanner Strickfleecee<br />

Grizzly<br />

Fotos: Hersteller, Andreas Strauß<br />

Julbo Sonnenbrille<br />

Bivouak<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Brille mit abnehmbarem,<br />

magnetischem Seitenschutz. Die Gläser be schla gen<br />

dank Belüftungsöffnungen bzw. Antibeschlagschutz<br />

bei Zebra- und Cha meleongläsern nicht. Diese sind<br />

selbsttönend und somit <strong>für</strong> normale Wanderungen<br />

ebenso geeignet wie <strong>für</strong> Gletschertouren.<br />

Gläser: Spectron 4, Zebra oder Chameleon<br />

Preis: abh. vom Glas 84,95 bis 169,95 €<br />

Info: www.julbo-eyewear.com<br />

▶ Das sagen wir: Brille sitzt ausgesprochen gut,<br />

auch bei ruckartigen Bewegungen. Zudem<br />

beschlägt sie kaum. Der Seitenschutz lässt sich<br />

sehr einfach bedienen, mit Fäustlingen stößt man<br />

aber an Grenzen.<br />

Sitz ■■■■■<br />

Beschlagschutz ■■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■■■<br />

Garmin GPS-Uhr<br />

Fénix<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

GPS-Navigationsgerät <strong>für</strong>s Handgelenk mit<br />

Track- und Wegpunktnavigation, TracBack-Funktion,<br />

barometrischem Höhenmesser, 3-Achsen-<br />

Kompass, Darstellung von Höhenprofi len.<br />

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05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 109


AUF TOUR<br />

Wandern in den Cinque Terre<br />

Ruhe nach<br />

dem Sturm<br />

Lage mit Tücken: Die Ortschaft<br />

Vernazza besticht<br />

mit ihrer idyllischen Felsenlage.<br />

Dem Unwetter<br />

war sie dadurch jedoch<br />

schutzlos ausgesetzt.<br />

110 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


Viel Grün und immer<br />

wieder das Meer: die<br />

besonderen Reize<br />

der Cinque Terre<br />

Unterwegs nach<br />

Monterosso, dem<br />

nördlichsten der fünf<br />

Küstendorfer<br />

Auch wenn noch längst nicht alle Schäden<br />

behoben sind – die Cinque Terre erholen sich<br />

zusehends von dem Unwetter im Oktober<br />

2011. Wer zum Wandern hierher kommt, kann<br />

die meisten Touren schon wieder ohne Einschränkungen<br />

in Angriff nehmen.<br />

Von Andrea (Text) und Andreas Strauß (Fotos)<br />

wird noch gearbeitet, die Straße ins Dorf<br />

ist offiziell gesperrt. Der Nationalparkbus,<br />

der die Touristen bringt, holpert über eine<br />

Behelfsbrücke, aus der die Armierungseisen<br />

wie Finger in die Luft greifen. Man mag<br />

kaum glauben, wie viel geschehen ist in diesem<br />

Jahr. Bürgermeister Resasco schmunzelt:<br />

»Italien im Alltag ist schrecklich. Aber<br />

im Notfall sind wir außergewöhnlich.«<br />

Im vergangenen Sommer sind auch die<br />

ersten Wanderer zurückgekommen. In<br />

den Cinque Terre bringt man ihnen viel<br />

Sympathie entgegen. Und so waren viele<br />

Eine Lawine aus Schlamm bahnt<br />

sich ihren Weg durch Vernazza,<br />

angeschoben von Regen und immer<br />

mehr Regen, der an diesem 25.<br />

Oktober 2011 in einer ungekannten<br />

Heftigkeit vom Himmel fällt. Die Schulkinder<br />

können auf ihrem Heimweg gerade noch<br />

durchs Wasser waten. Der Bäcker und seine<br />

Frau sind bereits damit beschäftigt, den Eingang<br />

ihres Ladens mit Brettern abzusichern.<br />

Am Ende ist von der Bäckerei, den Vinotheken,<br />

Bars und Wohnungen nichts mehr<br />

zu sehen. Bis zum ersten Stock reichen die<br />

Wassermassen, die durchs Dorf schießen –<br />

und mit ihnen Baumstämme, Teddybären,<br />

Autos. Den Geruch von Schlamm werden die<br />

Einwohner über Wochen und Monate nicht<br />

mehr aus den Nasen bekommen.<br />

Als es endlich zu regnen aufhört, wird<br />

aus der braunen Brühe eine kompakte,<br />

stinkende Masse. Die Bilanz: drei Tote; der<br />

Sachschaden ist immens. 120 Touristen,<br />

die zum Saisonende noch hier waren, und<br />

der Großteil der Einwohner werden evakuiert.<br />

Das Dorf ist ohne Trinkwasser, Essen,<br />

Strom, Heizung, Hafen, Straßen- und Bahnanschluss.<br />

»Vernazza gibt es nicht mehr«,<br />

sagt Bürgermeister Vincenzo Resasco. So<br />

richtig verstanden, was das heißt, hat er<br />

Auch heute noch zeugen Ruinen und Bagger von dem Unwetter im Oktober 2011.<br />

allerdings erst später. »Anfang Dezember<br />

kam ich nachts vom Aufräumen heim. Vierzig<br />

Leute waren ja hier geblieben, um die<br />

Trümmer und den Schlamm wegzubringen.<br />

Ich habe übers Land geschaut und da war<br />

nichts mehr. Kein Licht, kein Mensch. Wir<br />

waren regelrecht ausgelöscht. Das war der<br />

schlimmste Moment in meinem Leben.«<br />

Ein Jahr später. Zwei Engländer kaufen in<br />

der Bäckerei Panini ein. Die Einrichtung<br />

glänzt und strahlt. Nur ein Foto an der<br />

Wand zeigt, wie der Laden nach dem 25.<br />

Oktober ausgesehen hat. Auch die anderen<br />

Geschäfte haben wieder geöffnet, die Bewohner<br />

sind zurückgekommen. Am Kanal<br />

Wege schon bald wieder begehbar. Der bekannteste<br />

Weg, die Via dell’ amore, führt<br />

nur wenig oberhalb der Küste durch Steilgelände<br />

und ist daher besonders gefährdet<br />

<strong>für</strong> Steinschlag und Erdrutsch. Nach dem<br />

ersten kräftigen Herbstregen hieß es daher<br />

auch 2012: Italien ohne l’amore, Liguriens<br />

berühmtester Wanderweg ist gesperrt.<br />

Ernst gemeinte Sperrung<br />

Ein massives Eisengitter mit Vorhängeschloss<br />

bestätigt auch dem jeder staatlichen<br />

Autorität gegenüber skeptischen Italiener,<br />

dass die Sperrung ernst gemeint ist. Ein japanisches<br />

Pärchen beschränkt sich da-<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 111


Manarola bietet das perfekte Ambiente <strong>für</strong> Wein und Pizza.<br />

KOMPAKT<br />

Cinque Terre auf<br />

einen Blick<br />

Anfahrt: Mit dem Auto von Norden<br />

kommend entweder über Verona – Modena<br />

– Parma nach La Spezia oder über Verona –<br />

Brescia – Piacenza nach La Spezia. Die Dörfer<br />

der Cinque Terre können zwar auf Stichstraßen<br />

erreicht werden, bequemer ist die<br />

Weiterfahrt mit dem Zug von La Spezia aus.<br />

Beste Jahreszeit: Ganzjährig möglich;<br />

im Sommer sehr heiß, im Winter üblicherweise<br />

im Januar und Februar am kühlsten.<br />

Frühling und Herbst sind bezüglich der Temperaturen<br />

am angenehmsten. Die Ostertage<br />

sollte man wegen des Andrangs meiden.<br />

Unterkunft: In jedem der Dörfer gibt es<br />

zahlreiche Hotels und Pensionen.<br />

Karte: Istituto Geografi co Centrale<br />

1:50 000, Nr. 23 »Cinque Terre e Golfo del<br />

Tigullio«<br />

Literatur: Pröttel »Wanderführer Cinque<br />

Terre und Ligurien«, Bruckmann Verlag<br />

Touristinfo: Agenzia regionale Promozione<br />

Turistica In Liguria, Via Roma 11/3,<br />

Genova, Tel. 00 39/0 10/53 08 21, www.<br />

turismoinliguria.it<br />

Tipp: Es empfi ehlt sich, sich vor Beginn<br />

der Reise über den aktuellen Zustand der<br />

Wanderwege zu informieren:<br />

www.parconazionale5terre.it<br />

»<br />

Ich habe übers Land<br />

geschaut und da war<br />

nichts mehr. Das war<br />

der schlimmste Moment<br />

überhaupt.«<br />

Hat harte Zeiten hinter sich: Vincenzo<br />

Resasco, Bürgermeister von Vernazza<br />

rauf, ein Bild vom Meer zu machen, dann<br />

geht es zurück ins Zentrum von Riomaggiore.<br />

Statt des halbstündigen Spaziergangs<br />

nach Manarola auf der Via dell’amore werden<br />

die beiden die Cinque Terre eben von<br />

der gemütlichen Seite genießen.<br />

Von November bis März ist es ruhig in den<br />

Cinque Terre, einem der schönsten Küstenabschnitte<br />

Italiens. Dann können die Kinder<br />

auf dem Dorfplatz von Riomaggiore Fußball<br />

spielen, in der Bar stehen ein paar alte Män-<br />

ner und plauschen mit dem Barista. Erst an<br />

Ostern fallen die Touristen ein. Sie kommen<br />

um die fünf malerischen Dörfer zu sehen,<br />

deren bunte Häuser an der Steilküste zu kleben<br />

scheinen: Riomaggiore, Manarola, Corniglia,<br />

Vernazza und Monterosso. Und sie<br />

kommen, um die Via dell’ amore zu gehen.<br />

Vor allem der Abschnitt von Riomaggiore<br />

nach Manarola ist spektakulär: Mitten in die<br />

Steilküste ist der Weg in den Felsen gehauen.<br />

Immer noch gesperrt: Wer die Via dell’ Amore<br />

gehen möchte, muss sich gedulden.<br />

Wer hier entlang geht, hat das Gefühl über<br />

das Wasser zu wandern. Aber auch der Pfad<br />

weiter bis nach Monterosso verläuft knapp<br />

über dem Meer und gibt den Blick frei auf<br />

tiefblaues Wasser und bunte Dörfer.<br />

Seit Jahrzehnten ist die Via dell’ Amore fester<br />

Programmpunkt <strong>für</strong> jeden Ligurienreisenden<br />

und im Angebot unzähliger Veranstalter.<br />

Ruhiger, aber nicht weniger schön<br />

sind die Wanderwege, die von den Dörfern<br />

über die Terrassen nach oben führen.<br />

112 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


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TOUREN<br />

Stets mit Blick aufs Meer<br />

Für Gipfelstürmer sind die Cinque Terre das falsche<br />

Terrain. Wer es hingegen beschaulich mag und gerne<br />

aufs Meer schaut, wird sich wohlfühlen.<br />

Corniglia ist<br />

umgeben von drei<br />

Weinbergflächen.<br />

1 Via dell’ Amore<br />

▶ leicht ¾ Std.<br />

20 Hm + 4 J.<br />

Charakter: Die eigentliche Via<br />

dell’amore von Riomaggiore nach<br />

Manarola ist ein kurzer, einfacher<br />

Spaziergang auf einem in den Fels<br />

gehauenen Wanderweg. Zur Hauptsaison<br />

hoffnungslos überlaufen, in<br />

der Nebensaison ein schöner Einstieg<br />

ins Gebiet<br />

Ausgangspunkt: Riomaggiore (35 m)<br />

Route: Vom nordwestlichen Ortsrand<br />

auf einem breiten Höhenweg nach<br />

Manarola. Ab Riomaggiore Zentrum<br />

eindeutig als Via dell’ Amore beschildert<br />

(1 km)<br />

2 Vernazza – Monterosso<br />

▶ leicht 2 Std.<br />

200 Hm + 6 J.<br />

Charakter: Weiterführung der Via<br />

dell‘amore. Abwechslungsreiche<br />

Wegführung, stellenweise auch<br />

schmaler Pfad und Treppenstufen.<br />

Immer Ausblick aufs Meer<br />

Ausgangspunkt: Vernazza (3 m)<br />

Route: Vom Dorfplatz in Vernazza<br />

oder auch bereits oberhalb im Ort<br />

ans nordwestliche Ende des Orts<br />

(oberhalb der Kirche). Hier führt der<br />

Weg Nr. 2 anfangs steigend, dann<br />

als Höhenweg und schließlich durch<br />

Gärten mit Oliven und Zitronen über<br />

einige Terrassen absteigend bis ins<br />

Ortszentrum von Monterosso (3,6 km)<br />

3 Manarola – Corniglia<br />

über Volastra<br />

▶ leicht 1¼ Std.<br />

440 Hm + 10 J.<br />

Charakter: Diese Tour ist weit mehr<br />

als nur die Ausweichroute <strong>für</strong> die direkte<br />

Verbindung von Manarola nach<br />

Corniglia. Sie ist etwas länger und<br />

mit mehr Höhenunterschied als die<br />

Originalroute. Entschädigt wird man<br />

<strong>für</strong> die zusätzliche Anstrengung mit<br />

einer schönen Wegführung und einer<br />

mindestens so guten Sicht.<br />

Ausgangspunkt: Manarola (25 m)<br />

Route: Von Manarola oberhalb der<br />

Kirche auf dem Weg Nr. 6 beständig<br />

steigend hinauf in den Ort Volastra<br />

(334 m). Nun auf dem Weg 6d durch<br />

Gärten und über Terrassen immer<br />

unterhalb der Höhenstraße nach<br />

Nordwesten, bis man auf den Weg<br />

Nr. 7a trifft. Auf diesem hinab nach<br />

Corniglia (5,7 km)<br />

4 Porto Venere – Levanto-<br />

Höhenweg/Alta via delle<br />

Cinque Terre<br />

▶ mittel 2 Tage<br />

1600 Hm + 14 J.<br />

Charakter: Die ruhige Alternative zum<br />

Küstenweg. Mit einigem Auf und Ab<br />

geht der Weg über den Höhenrücken,<br />

der die Cinque Terre vom Hinterland<br />

abgrenzt.<br />

Ausgangspunkt: Porto Venere (0 m)<br />

Route: Von Porto Venere immer auf<br />

dem Weg Nr. 1 über das Rifugio Muzzerone<br />

ins Dorf Campiglia und weiter<br />

über den Colle del Telegrafo und den<br />

Monte Cuna (776 m) zum Pass Cigoletta;<br />

6 Std. (15 km). Über den Monte<br />

Gaginara und den Monte Castello zum<br />

Kloster Santuario Madonna di Saviore.<br />

Hinab zum Landsporn Punta Mesco<br />

und nach Levanto; 6–7 Std. (19 km)<br />

5 Vernazza – Madonna<br />

di Saviore<br />

▶ mittel 2½ Std.<br />

500 Hm + 12 J.<br />

Charakter: Auf alten Wallfahrtswegen<br />

und zuletzt auf einer Nebenstraße<br />

führt diese Tour über das Kloster<br />

Madonna di Reggio zum Kloster<br />

Madonna di Saviore<br />

Ausgangspunkt: Vernazza (3 m)<br />

Route: Von Vernazza auf einem Steinpfad<br />

den steilen Südhang hinauf<br />

zum alten Kloster Madonna di Reggio<br />

(Weg Nr. 8), teils durch Olivengärten.<br />

Weiter auf dem Weg 8b kurz auf der<br />

Zufahrtsstraße nach Westen, dann<br />

auf einem Weg nach Termine, wo man<br />

auf die Straße nach Saviore trifft, auf<br />

dieser zum Kloster (4 km)<br />

■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />

»Even better!«, findet das englische Ehepaar<br />

in der Bäckerei. Sie sind zum siebten Mal<br />

in den Cinque Terre. Dass sie auch 2012<br />

wieder gekommen sind, war <strong>für</strong> sie keine<br />

Frage. Auch wegen der Überschwemmung.<br />

Gerade jetzt brauche man hier doch das<br />

Geld aus dem Tourismus.<br />

40 Milliarden Euro wären in Italien nötig,<br />

um sich <strong>für</strong> Umweltkatastrophen wie jene<br />

am 25. Oktober 2011 zu rüsten. Solche<br />

Beträge sind nicht da. In Vernazza hat Bürgermeister<br />

Vincenzo Resasco ein griffigeres<br />

Konzept. Ein Gleichgewicht aus Tourismus<br />

und funktionierender Landwirtschaft. Er<br />

setzt sich da<strong>für</strong> ein, dass die Wein- und<br />

Oliventerrassen in Stand gehalten werden<br />

und die charakteristischen Trockenmauern<br />

gepflegt und wieder aufgebaut werden. Sie<br />

stützen die Hänge und sind gleichzeitig <strong>für</strong><br />

den Wanderer einzigartig. Tatsächlich wird<br />

seit kurzem wieder gemauert an den steilen<br />

Hängen über Vernazza und Corniglia. Oben<br />

an der Hangkante wird aufgeforstet. Durch<br />

den Klimawandel wird es den Pinien dort<br />

zu trocken, die Zusammenarbeit mit der<br />

Nachbargemeinde im Hinterland läuft bereits.<br />

Intakte Landschaft bietet Schutz und<br />

erhält den Tourismus langfristig. Dass das<br />

in den Cinque Terre nicht einfach ist, weiß<br />

man hier: »Natura dura«, die Härten der Natur.<br />

Dagegen hilft nur eines, nämlich anpacken<br />

und den Mut nicht verlieren. So haben<br />

sich die Vernazzesi in den Wochen nach<br />

dem 25. Oktober geholfen und so wird es<br />

auch in Zukunft sein. Ihr Lebensgeist wird<br />

auch den Wanderern zu Gute kommen, bis<br />

zum Frühling soll die Via dell’Amore wieder<br />

begehbar sein.<br />

◀<br />

UNESCO Weltkulturerbe<br />

1997 sind die Cinque Terre gemeinsam mit<br />

dem Ort Porto Venere zum UNESCO Weltkulturerbe<br />

erklärt worden. Ausschlaggebend<br />

war die einzigartige Kulturlandschaft mit fast<br />

7000 Kilometern Trockenmauern, die über<br />

Jahrhunderte durch das Anlegen von Weinund<br />

Obstterrassen entstanden sind. Seit<br />

1999 genießen die Cinque Terre und der<br />

vorgelagerte Meeresabschnitt zudem den<br />

Schutz als Nationalpark. Altes Kulturland,<br />

unberührte Macchia mit vielen seltenen<br />

Tierarten und eine reiche Meeresfl ora und<br />

-fauna mit Streifendelfi nen und Finnwalen<br />

zeichnen den Park aus. Wer im Park wandern<br />

möchte, benötigt die »Cinque-Terre-Card«<br />

(5 € als Tageskarte, 10 € <strong>für</strong> freie Benutzung<br />

der Verkehrsmittel).<br />

114 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


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Große Auswahl <strong>für</strong> echte Bergfreunde.<br />

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Zwei Wanderer legen 150 Kilometer zurück und passieren die Alpen<br />

auf ihrem faszinierenden Weg von Oberstdorf nach Meran in Südtirol.<br />

2012 DVD: Best.-Nr. 6274<br />

ca. 65 Min. € 19,99<br />

Faszination Matterhorn: Der Aufstieg<br />

zum König der Schweizer Berge erfolgt<br />

vom Hörnligrat zum Gipfel mit<br />

einer Höhe von 4478 Metern über<br />

dem Meer.<br />

2013 · ca. 50 Min.<br />

DVD: Best.-Nr. 5943<br />

€ 19,95<br />

Die berühmteste und begehrteste<br />

große Einzeltour der Allgäuer Alpen<br />

ist der Heilbronner Weg. Begleiten<br />

Sie uns auf unseren Erkundungen<br />

durch dieses Wanderparadies.<br />

2006 · ca. 60 Min.<br />

DVD: Best.-Nr. 4177<br />

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Die Tannheimer Berge in den Allgäuer<br />

Alpen bieten zahlreiche Wander- und<br />

Klettererlebnisse. Eine Ein-Tages-Tour<br />

führt zur Landsberger Hütte und zurück.<br />

2012 · ca. 50 Min.<br />

DVD:<br />

Best.-Nr. 6091<br />

€ 19,95<br />

Eine faszinierende Bergtour durch<br />

das Hochpustertal von Sexten hinauf<br />

zum Paternkofel. Zusätzliche<br />

Luftaufnahmen zeigen die einzigartige<br />

Landschaft.<br />

2011 · ca. 50 Min.<br />

DVD: Best.-Nr. 5681<br />

€ 19,95<br />

Vom Höllental aus erfolgt der atemberaubende<br />

Aufstieg zur Zugspitze. Nicht<br />

minder faszinierend gestaltet sich der<br />

Abstieg nach Garmisch-Partenkirchen.<br />

2011 · ca. 50 Min.<br />

DVD:<br />

Best.-Nr. 5794<br />

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Der nördliche Teil des gut ausgebauten<br />

Meeraner Höhenwegs bis zum<br />

Wanderziel Pfleders bietet herrliche<br />

Bergszenerien und führt hinauf bis<br />

über 3000 m Höhe.<br />

2009 · ca. 60 Min.<br />

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Faszinierende Bergtouren in den<br />

Sextener Dolomiten, gekonnt und<br />

professionell gefilmt. Mit Bonusmaterial:<br />

Bergstimmungen in den<br />

Sextener Dolomiten.<br />

2010 · ca. 50 Min.<br />

DVD: Best.-Nr. 5545<br />

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Auf dem Meraner Höhenweg kann<br />

die gesamte Texelgruppe in einer<br />

Wandertour von sechs Tagen umrundet<br />

werden. Dieser Film widmet<br />

sich der Südroute des Weges.<br />

2009 · ca. 60 Min.<br />

Blu-ray: Best.-Nr. 5364<br />

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DVD- und Blu-ray-Preise: € 19,90 = [A] 19,90 · sFr. 29,90 € 19,95 = [A] 19,95 · sFr. 22,90 € 19,99 = [A] 19,99 · sFr. 21,90<br />

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RUBRIK<br />

Neue SERIE: Geheimnisvolle Alpen<br />

Teil 1: Die Schlacht von Oberammergau<br />

Kampfgeschrei<br />

am Kofel<br />

Mythos Kofel: Den freistehenden<br />

Felsgipfel<br />

umranken Märchen und<br />

Legenden.<br />

Von wegen Kelten. Es deutet einiges darauf hin,<br />

dass die Oberammergauer von Rätern abstammen,<br />

ziemlich tapferen sogar. Sie fügten den<br />

Römern vor mehr als 2000 Jahren eine empfindliche<br />

Niederlage zu. Zeugnisse da<strong>für</strong> finden<br />

sich heute noch. Von Isabel Meixner<br />

»»Kofelgschroa« heißt die Band.<br />

Junge Wilde aus Oberammergau,<br />

die oberbayerische Blasmusik bis<br />

nach Neukölln bringen. Blech goes Dancefloor.<br />

»Kofelgschroa« – wie soll man in<br />

Oberammergau auch anders heißen? »Die<br />

Herrgottschnitzer« vielleicht? Immerhin<br />

ist einer der Ammer-Musiker genau das<br />

von Beruf. Tradition verpflichtet in Oberammergau,<br />

und auch »Kofelgschroa« hat<br />

Tradition, irgendwie.<br />

Ein Sommertag vor mehr als 2000 Jahren,<br />

um genau zu sein: im Jahr 15 vor Christus.<br />

116 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


INFO<br />

Die Babyfabrik<br />

der Kofel-Hexe<br />

Um den Kofel ranken sich einige Mythen<br />

und Märchen. So soll eine Hexe in einer<br />

Höhle am Berg gelebt und, dem Klapperstorch<br />

ähnlich, den Oberammergauern<br />

jahrhundertelang die Kinder gebracht<br />

haben. Gesehen hat sie freilich niemand:<br />

Immer, wenn ein <strong>Bergsteiger</strong> ihrer Höhle<br />

zu nahe kam, hat sie den Eingang mit<br />

einem Steinblock verschlossen. Nur einmal<br />

gelang es einem mutigen Mann,<br />

sich nächtens unbemerkt zur Höhle zu<br />

schleichen und einen Blick hineinzuwerfen.<br />

Er berichtete von einem Holztisch mit<br />

Stühlen, einem Kerzenleuchter, einem<br />

Wandteppich und einem leisen Wimmern:<br />

Dem Wimmern von Babys, die die Kofelhexe<br />

in ihrer Küche »herstellte«. 1845 soll<br />

die Hexe letztmals ein Kind nach Oberammergau<br />

gebracht haben. Eine andere<br />

Geschichte erzählt von Zwerg Uli, der ein<br />

pestkrankes Kind gerettet haben soll,<br />

indem er die Tränen der weinenden Mutter<br />

Gottes in einem goldenen Becher sammelte.<br />

Ein Zusammenhang mit der Statue<br />

in der Mariengrotte, eine Station des<br />

Rätselwegs am Fuße des Kofels, besteht<br />

indes nicht: Das Marienabbild hat ein<br />

Vater mit seinen beiden Söhnen errichtet,<br />

nachdem Maria seine Frau von einer<br />

schweren Krankheit geheilt haben soll.<br />

Sagen rund um den Kofel erzählt Markus<br />

Gerum bei seinen Themenführungen.<br />

Kontakt: www.naturerlebnis-ammertal.de<br />

Die steilen Felswände des Kofels hallen<br />

wider von Geschrei, von Kampfgeschrei.<br />

Die Römer sind – aus nordalpiner Sicht<br />

– frech geworden und machen sich unter<br />

Führung der Augustus-Stiefsöhne Drusus<br />

und Tiberius daran, die Alpen und das Alpenvorland<br />

zu unterwerfen. Bald werden<br />

Historiker schreiben können: Ganz Rätien<br />

ist von den Römern besetzt.<br />

Die Vorfahren der Herrgottschnitzer<br />

Ganz Rätien? Zumindest ein kleiner Stamm<br />

leistet den Eindringlingen Widerstand.<br />

Fotos: Isabel Meixner (3), Bernd Ritschel, Eberhard Starosczik<br />

Entlang des Wegs gibt es einen<br />

»Fußabdruck« als Zeichen<br />

<strong>für</strong> die Anwesenheit eines<br />

Gottes, Gesichter, Wappen<br />

und Senkbleie zu entdecken.<br />

Ohne Druidentrank, soweit man weiß,<br />

aber zunächst sogar erfolgreich. Es sind die<br />

Vorfahren der späteren Oberammergauer<br />

Herrgottschnitzer und Blasmusiker, wahrscheinlich<br />

Räter, wie sie in vielen Tälern im<br />

inneralpinen Raum lebten. Das vermutet zumindest<br />

der Archäologe Dr. Werner Zanier<br />

von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.<br />

Die Funde in einem eisenzeitlichen<br />

Heiligtum und eine Felszeichnung, die ein<br />

paar Kilometer von Oberammergau entfernt<br />

gefunden wurde, lassen ihn vermuten, dass<br />

die Räter und nicht die Kelten, die nördlich<br />

der Alpen hausten und von denen wohl der<br />

keltische Name »Ammer« stammt, das Gebiet<br />

um Christi Geburt bewohnt haben: Bei<br />

Unterammergau in Richtung Pürschling fanden<br />

Archäologen eine Inschrift, die Zanier<br />

zufolge zweifelsfrei rätischen Ursprungs ist<br />

– es wäre die erste in Bayern.<br />

Auch die Funde, die der Historiker am Döttenbichl<br />

gemacht hat – einem Opferplatz,<br />

der wahrscheinlich von 100 vor bis 50 nach<br />

Christus genutzt wurde –, weisen auf eine<br />

rätische Bevölkerung hin. Hier opferten die<br />

Menschen ihren Göttern nach der erfolgreichen<br />

Schlacht gegen die Römer mehr als 700<br />

Metallstücke – Fibeln, Werkzeuge, Dolche,<br />

300 Lanzen- und Katapultspitzen, Schuhnägel,<br />

wie sie die römischen Legionäre in ihren<br />

Stiefeln, den »caligae«, hatten, Münzen…<br />

Alles Funde, die sich der frühen Kaiserzeit<br />

zuordnen ließen und die nach Auskunft<br />

von Museumsleiterin Dr. Constanze Werner<br />

vom Herbst dieses Jahres an im Oberammergauer<br />

Museum zu besichtigen sein werden.<br />

Für Zanier steht fest, dass die Waffen, von<br />

der Bevölkerung auf einem Schlachtfeld<br />

aufgesammelt, bewusst im Heiligtum platziert<br />

wurden und nicht die Schlacht selbst<br />

am Döttenbichl stattfand. Wo genau der<br />

Kampf zwischen heimischer Bevölkerung<br />

und Römern stattfand, haben die Wissenschaftler<br />

noch nicht herausgefunden.<br />

Vorgeschmack der Varusschlacht<br />

Bei Ausgrabungen fanden Historiker zwischen<br />

1992 und 1997 außerdem zwei silberverzierte<br />

römische Dolche (ein weiterer<br />

Der Wanderweg führt in Serpentinen zum<br />

Kolbensattel.<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 117


Richtung Pürschling wurde<br />

nahe des Kofels eine rätische<br />

Inschrift gefunden.<br />

Früher warnten die Oberammergauer<br />

Wanderer<br />

vor der Kofel-Hexe.<br />

Die Felszeichnungen stellen Historiker und<br />

Wanderer gleichermaßen vor Rätsel.<br />

war bereits 1901 gefunden worden) und<br />

drei eiserne Katapultspitzen, die den Stempel<br />

der 19. Legion tragen. Es ist jene Heereseinheit,<br />

die 24 Jahre später in der Varusschlacht<br />

von den Germanen des Arminius<br />

komplett vernichtet wurde. Möglich, dass<br />

Rekruten, die in der Schlacht bei Oberammergau<br />

ihre militärische Feuertaufe erlebten,<br />

zu den Opfern des Gemetzels im<br />

Teutoburger Wald zählten: Die Dienstzeit<br />

eines Legionärs konnte durchaus 25 Jahre<br />

dauern.<br />

Ein paar hundert Meter vom Opferplatz<br />

entfernt finden sich am Malenstein, einem<br />

mächtigen Felsbrocken am Rande des Wanderwegs,<br />

zahlreiche Felszeichnungen –<br />

KOMPAKT<br />

unter ihnen, wie immer wieder beschrieben<br />

wird, in vier Metern Höhe ein Römerkopf<br />

mit Helm. Ein Zufall? Oder neben den Funden<br />

am Döttenbichl ein weiterer Hinweis<br />

auf eine Schlacht zwischen einheimischer<br />

Bevölkerung und Römern?<br />

Der Archäologe Werner Zanier ist skeptisch:<br />

»Es gibt keinen Anlass zu glauben, dass die<br />

Felszeichnungen mit dem Opferplatz am<br />

Döttenbichl in Verbindung stehen«, sagt er.<br />

Er hat ein paar offene Fragen: Soll der Kopf<br />

wirklich einen Römer abbilden? Und trägt<br />

er wirklich einen Helm? Wenn ja, ist das der<br />

Helmtyp, den die Römer kurz vor Christi<br />

Geburt trugen? Für den Archäologen deuten<br />

vor allem die in Stein geritzten Motive<br />

Rund um den Kofel in Oberammergau<br />

Charakter: Einfache<br />

Wanderungen; wer auf den<br />

Kofelgipfel will, muss aber<br />

trittsicher sein.<br />

Anreise: Über die Autobahn<br />

München – Garmisch-Partenkirchen<br />

und anschließend auf<br />

der B 2 bis Oberau fahren,<br />

dann rechts auf die B 23 bis<br />

nach Oberammergau, im Ort<br />

die Ettaler Straße entlang<br />

fahren und links in die König-<br />

Ludwig-Straße, nach der Brücke<br />

links in den Malensteinweg<br />

und geradeaus bis zum<br />

Parkplatz »Döttenbühl« fahren;<br />

oder aus Richtung Schongau<br />

kommend auf der<br />

B 23. Öffentliche Verkehrsmittel:<br />

Von Murnau fährt stündlich<br />

ein Zug nach Oberammergau.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz<br />

»Döttenbühl« beim Oberammergauer<br />

Friedhof<br />

Hütten: Kolbenalm (1040 m),<br />

ganzjährig geöffnet,<br />

Tel. 0 88 22/63 64,<br />

Lenz@kolbenalm.de;<br />

Kolbensattelhütte (1258 m),<br />

Tel. 0 88 22/12 22<br />

Karten: Kompass-Wanderkarte<br />

1:50 000, Nr. 5<br />

»Wettersteingebirge«; Topografi<br />

sche Karte LVG 1:50 000<br />

»Werdenfelser Land«<br />

Wanderführer: Kompass-<br />

Wanderführer WF 930 »Ammergauer<br />

Alpen«<br />

Tourismusbüro: Ammergauer<br />

Alpen GmbH, Eugen-Papst-<br />

Str. 9a, 82487 Oberammergau,<br />

Tel. 0 88 22/92 27 40,<br />

Fax 0 88 22/92 27 45,<br />

info@ammergauer-alpen.de,<br />

www.ammergauer-alpen.de<br />

darauf hin, dass die meisten Felszeichnungen<br />

unterhalb des Kofels aus der Neuzeit<br />

stammen. Manche kann man aufgrund der<br />

eingeritzten Jahreszahlen datieren, etwa<br />

die an der glatten, steilen Kofelwand, in<br />

die einige Haken <strong>für</strong> Kletterrouten gebohrt<br />

wurden: Dort entdeckt der Wanderer etwa<br />

ein Kreuz und ein Quadrat mit der Schrift<br />

»FN 1772« darin; an einer Stelle ist die Zahl<br />

1482 sichtbar.<br />

Drudenfuß und Senkblei<br />

Die Felszeichnungen stellen Historiker und<br />

Wanderer gleichermaßen vor Rätsel – kein<br />

Zufall daher, dass sich unterhalb des Kofels<br />

der »Rätselweg« entlang schlängelt. Er verbindet<br />

den Opferplatz am Döttenbichl, die<br />

Mariengrotte oberhalb des Friedhofs und<br />

drei imposante, glatte Felsen, an denen<br />

zahlreiche Ritzungen gefunden wurden.<br />

Wer vor den Felsen stehen bleibt, erkennt eine<br />

Fülle an unterschiedlichen Motiven, die<br />

bis ins Mittelalter zurückreichen – wenn<br />

nicht länger: ein Drudenfuß, ein Herz, runde<br />

und rechteckige Gesichter, ein Senkblei,<br />

ein antikes Symbol der Vergänglichkeit,<br />

ein »Fußabdruck«, der die Anwesenheit<br />

eines Gottes veranschaulichen sollte, ein<br />

doppeltes Viereck, das als Ritzzeichnungen<br />

bis in die Lombardei gefunden wurde und<br />

die Oberammergauer Museumsmacher, die<br />

einen Flyer zum Rätselweg herausgebracht<br />

haben, zu der Frage verleitete, ob die Felszeichnung<br />

nicht doch die Anwesenheit von<br />

römischen Soldaten belegt und diesen als<br />

Wegmarkierung diente…<br />

Bei einigen Ritzungen kann man die Form<br />

nur erahnen. Auch christliche Symbole finden<br />

sich – und eine Teufelsfratze an der<br />

zweiten Station des »Rätselwegs« auf ein<br />

Meter Höhe, zu erkennen an den zwei Hörnern,<br />

zwei großen Augen und den Buch-<br />

Fotos: Bernd Ritschel, Sabine Gistl/boccalu<br />

118 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13


TOUREN<br />

Gewürzt mit Mystik<br />

Der Gipfel ist bei diesen Touren nur das zusätzliche<br />

Schmankerl am Schluss. Das wirklich Spannende gibt es<br />

bereits auf dem Weg dorthin zu entdecken.<br />

staben »MB« darunter. In denselben Felsen<br />

wurde ein Gesicht, umgeben von einem<br />

Strahlenkranz, geritzt, das Ähnlichkeiten<br />

mit der Abbildung eines Quellengottes aufweist.<br />

Oder sollen die beiden Köpfe die Doppelgesichtigkeit<br />

einer Gottheit, ihre strahlende<br />

und ihre finstere Seite symbolisieren?<br />

Wer hat diese Ritzungen vorgenommen?<br />

Und wann? Welche Absicht hatte er dabei?<br />

Diese Fragen sind bis heute ungeklärt und<br />

lassen den Wanderer über den Ursprung<br />

der Darstellungen phantasieren. Wer genau<br />

hinschaut, meint, eingravierte Waffen<br />

und Helme zu erkennen. Vor seinem<br />

geistigen Auge sieht der <strong>Bergsteiger</strong> schwer<br />

bepackte Römer mit schweren Schutzschilden,<br />

Schwertern und Speeren durch den<br />

dichten Wald unterhalb des Kofels an sich<br />

vorbeiziehen in Richtung Schlachtfeld. Das<br />

Geschrei der Krieger, es hallt nach. ◀<br />

IM JULI-HEFT: Teil 2: Obelix in den Bergen –<br />

Dolmen und Hinkelsteine in den Alpen<br />

Bepackt mit neuen Erkenntnissen geht es leichtfüßig zum Gipfel.<br />

1 Rätselweg am Fuße des<br />

Kofels<br />

▶ leicht 40 Min.<br />

150 Hm +6 J.<br />

Charakter: Der »Rätselweg« ist eine<br />

einfache Wanderung im Wald unterhalb<br />

des Kofels, die den Besucher<br />

über fünf Stationen auf den Spuren<br />

der Oberammergauer Geschichte<br />

wandeln lässt.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz »Döttenbühl«<br />

Route: Opferplatz »Döttenbichl« –<br />

Felsritzungen oberhalb des Neuen<br />

Friedhofs – Mariengrotte – Lange<br />

Kofelwand – Malenstein<br />

die kurz vor dem Gipfel Trittsicherheit<br />

erfordert; zunächst über eine Wiese<br />

und in Serpentinen zum Kolbensattel<br />

Richtung Kofel, der Schlussanstieg<br />

hinauf zum Gipfel (1342 m)<br />

erfolgt über einen teils mit Drahtseil<br />

gesicherten Weg; Abstieg über die<br />

Kolbensattelhütte und die Kolbenalm<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz »Döttenbühl«<br />

(840 m)<br />

Einkehr: Kolbensattelhütte (1258 m),<br />

Kolbenalm (1040 m)<br />

Route: Parkplatz – Kälbererplatte –<br />

Kofel-Sattel (1215 m) – Kofel<br />

(1342 m) – Kofel-Sattel (1215 m)<br />

– Kolbensattelhütte (1258 m) –<br />

Kolbenalm (1040 m) – Grottenweg<br />

– Parkplatz<br />

Traditionsverbunden und stolz: Die Oberammergauer haben<br />

den Römern einst erfolgreich Widerstand geleistet.<br />

2 Rundtour Kofel (1342 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

500 Hm +10 J.<br />

Charakter: leichte Bergwanderung,<br />

■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />

3 Von Unterammergau auf den<br />

Teufelstättkopf (1758 m)<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

900 Hm +12 J.<br />

Charakter: Bis zum Pürschling-Haus<br />

eine leichte Bergtour auf einem<br />

breiten Forstweg; der Anstieg zum Teufelstättkopf<br />

(1758 m) am Schluss ist<br />

mit Drahtseil versichert und erfordert<br />

Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit;<br />

Abstieg über den gleichen Weg<br />

Ausgangspunkt: Unterammergau,<br />

Parkplatz beim Gasthof »Schleifmühle«<br />

Einkehr: Pürschling-Haus (1564 m)<br />

Route: Parkplatz – Langentalalm<br />

(1192 m) – Pürschling-Haus<br />

(1564 m) – Teufelstättkopf (1758 m)<br />

05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 119


LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />

GRASSLS TIPP<br />

Toni Grassl ist staatlich geprüfter<br />

Berg- und Skiführer<br />

und Inhaber der Eventagentur<br />

grassl-eps. Exklusiv <strong>für</strong><br />

den BERGSTEIGER gibt er<br />

Tipps rund ums Bergsteigen.<br />

In dieser Ausgabe geht es um<br />

das richtige Verhalten auf<br />

Klettersteigen.<br />

»Fangen Sie zu Saisonbeginn<br />

mit leichteren Routen an,<br />

und Sie werden sehen, dass<br />

das Gefühl <strong>für</strong> den Fels und<br />

die Bewegungsabläufe von<br />

Mal zu Mal besser werden.<br />

Starten Sie langsam und denken<br />

Sie daran, dass es immer<br />

noch einen Rückweg gibt und<br />

unvorhersehbare Situationen<br />

Kraft erfordern können.<br />

Sicherheit hat oberste Priorität.<br />

Deshalb immer mit zwei<br />

Karabinern gesichert sein!<br />

BERGSTEIGER<br />

April 2013<br />

Sachlicher Fehler<br />

Betrifft: Schatz im Silberberg<br />

Das Bremsseil darf niemals<br />

um den Körper gewickelt<br />

oder mit einem Knoten verkürzt<br />

werden. Diese Maßnahmen<br />

verhindern bei einem<br />

Sturz das dynamische Abfangen<br />

des Stürzenden und behindern<br />

somit die Funktionsweise<br />

des Klettersteigsets. Im<br />

schlimmsten Fall kann dabei<br />

das Set reißen. Die Karabiner<br />

sollten unbedingt immer einzeln<br />

an den Zwischensicherungen<br />

umgehängt werden,<br />

niemals gleichzeitig.<br />

In Steilpassagen ist es vorteilhaft,<br />

wenn man die beiden<br />

Karabiner mit einer Hand am<br />

Drahtseil mitschiebt. So hat<br />

man die Karabiner beim Umhängen<br />

gleich in Griffweite.<br />

Beim Begehen von Dreiseilbrücken<br />

setzen Sie die Füße<br />

schräg zur Seilrichtung auf,<br />

damit Sie sicherer stehen. Versuchen<br />

Sie auch am Klettersteig<br />

möglichst zu klettern,<br />

das Drahtseil dient in erster<br />

Linie der Sicherung. Wo dies<br />

nicht möglich ist, achten Sie<br />

darauf, dass nur ein <strong>Bergsteiger</strong><br />

zwischen den Fixpunkten<br />

des Drahseiles ist. Im Falle eines<br />

Sturzes kann Ihnen der<br />

Vorsteiger entgegen fallen.«<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

im Heft 4/2013 des BERGSTEI-<br />

GER wird im Aufsatz »Der<br />

Schatz im Silberberg« die Geschichte<br />

eines 90-jährigen Stollenbaus<br />

erzählt. Dabei sollen<br />

die Bergleute ab 1660 vier Generationen<br />

lang im Licht der<br />

»Karbitlampen«geschuftet haben.<br />

Sie haben sicher geschuftet,<br />

aber im Licht von Öllampen<br />

und/oder Kienspänen! Denn<br />

Karbidlampen, (Karbit ist<br />

falsch) gibt es erst seit Ende des<br />

19. Jahrhunderts. Calciumcarbid<br />

wurde wurde nämlich erstmals<br />

1836 von E. Davy hergestellt,<br />

1862 von F. Wöhler und<br />

M. Berthelot beschrieben, und<br />

erst seit 1895 industriell hergestellt.<br />

Vorher waren daher gar<br />

keine Karbidlampen möglich.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Univ. Prof. Dr. Helmut Trutnovsky,<br />

Graz<br />

BERGSTEIGER<br />

April 2013<br />

Falsche Höhenangabe<br />

Betrifft: Krankenhaus in Khunde<br />

Sehr geehrte Redaktion,<br />

im letzten BERGSTEIGER-Heft<br />

las ich mit großem Interesse<br />

den Bericht »Mount Madness«.<br />

Unter anderem ist darin auch<br />

ein Artikel über das Hillary-<br />

Krankenhaus in Khunde enthalten.<br />

Frau Kerstin Wolters schreibt<br />

darin, dass das Krankenhaus in<br />

Khunde auf einer Höhe von<br />

4236 Metern liegt. Das stimmt<br />

aber nicht. Khunde liegt auf<br />

3840 Metern.<br />

Wir besuchten das Krankenhaus<br />

1997 und 2000. Es ist sehr<br />

beeindruckend, was da alles<br />

unter welchen Bedingungen<br />

geleistet wird.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Christian Stehl, Dettingen-Teck<br />

BERGSTEIGER<br />

sämtliche Ausgaben<br />

TV-Programm<br />

Betrifft: Wichtige Sendung<br />

Liebe Bergfreunde,<br />

seit vielen Jahren bin ich Abonnent<br />

Eurer Zeitung, die ich<br />

sehr gut finde. Besonders angetan<br />

bin ich von Euren Hinweisen<br />

zum TV-Programm, über<br />

die ich gleich noch meinen<br />

Kletterclub informiere.<br />

Ärgerlich finde ich aber, dass<br />

darin die <strong>Bergsteiger</strong>sendung<br />

»Biwak« des MDR bewusst oder<br />

unbewusst nicht aufgeführt<br />

wird. Meiner Meinung nach<br />

entspricht diese Sendung<br />

schon seit Jahrzehnten dem<br />

»Bergauf-Bergab« des Bayerischen<br />

Fernsehens und gehört<br />

unbedingt mit in Eure Hinweise.<br />

Vielleicht kann man das ja<br />

künftig berücksichtigen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Peter Hähnel, Dresden<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />

Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />

BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />

sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />

05/13 | 80. Jahrgang<br />

Internet: www.bergsteiger.de<br />

Redaktionsanschrift<br />

BERGSTEIGER<br />

Postfach 40 02 09, 80702 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />

bergsteiger@bruckmann.de<br />

Chefredakteur Michael Ruhland<br />

Redaktion Beate Dreher, Petra Gössl-Kubin,<br />

Dominik Prantl, Bettina Willmes<br />

Assistenz Beate Dreher<br />

Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic,<br />

Ralph Hellberg<br />

Kartographie Christian Rolle<br />

Illustrationen Max Baitinger, Moritz Reischl<br />

Aboservice/Leserservice<br />

BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />

82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />

Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />

Fax 01 80-5 32 16 20*<br />

(* 14 Cent pro Minute)<br />

leserservice@bruckmann.de<br />

Anzeigenleitung<br />

Helmut Kramer, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270,<br />

helmut.kramer@verlagshaus.de<br />

Anzeigenverkauf<br />

Peter Schachtl (Bergsport),<br />

Tel. +49 (0) 80 64.90 59 75,<br />

medienservice@schachtl.de<br />

Tourismus-Marketing<br />

Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />

angelika.genat@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition<br />

Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 49 vom<br />

1. Januar 2013, www.verlagshaus-media.de<br />

Repro ludwig:media, Zell am See<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.bruckmann.de<br />

Geschäftsführer Clemens Schüssler,<br />

Carsten Leininger, Clemens Hahn<br />

Herstellungsleitung: Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />

MZV, Unterschleißheim<br />