Bergsteiger Gardasee für Entdecker (Vorschau)
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05 Weitwandern de luxe: der Alpe-Adria-Trail<br />
EXTRA: Großer<br />
Ausrüstungsberater<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
05 / Mai 2013<br />
Huberbuam<br />
im Interview<br />
»Danke, dass wir uns<br />
streiten dürfen«<br />
Da müssen Sie hin!<br />
<strong>Gardasee</strong> <strong>für</strong> <strong>Entdecker</strong><br />
Ungewöhnliche Wanderungen mit tollen Ausblicken<br />
Deutschland 5.90 € | Österreich 6.50 € | Schweiz 9.90 sFr | Italien 7.50 € | Luxemburg 6.50 € | Frankreich 6.50 €<br />
Tourenparadies<br />
Berchtesgaden<br />
Einsame Pfade im<br />
Angesicht des Watzmann<br />
Neue Serie:<br />
Geheimnisse<br />
in den Alpen<br />
Oberammergau:<br />
Schlacht am Kofel<br />
+ 50 <br />
<br />
+<br />
12<br />
Tourentipps<br />
<br />
Tourenkarten<br />
+ Schutzhülle<br />
&<br />
REPORTAGE<br />
Die Cinque Terre nach dem großen Unwetter<br />
SERVICE Alles über Trailrunning-Schuhe<br />
HÜTTENPORTRÄT<br />
Rifugio Garelli – 100 Prozent öko
WWW.HAGLOFS.COM/<br />
INTENSE<br />
MONOCHROME<br />
BY HAGLÖFS
EDITORIAL<br />
Abenteuer<br />
ist keine<br />
Frage der<br />
Inszenierung<br />
Man kann den Österreicher Felix Baumgartner<br />
da<strong>für</strong> bewundern, dass er den Sprung aus<br />
39 Kilometern Höhe gewagt und als erster<br />
Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrochen<br />
hat. Millionen Fernsehzuschauer saßen<br />
an jenem 14. Oktober 2012 vor den Bildschirmen<br />
und beobachteten ungläubig staunend den Selbstversuch auf der Walker<br />
Air Force Base in New Mexico, der von Red Bull und seinem Fernsehsender Servus TV<br />
mit Millionen Dollars zum Spektakel inszeniert worden war. Man kann Baumgartner<br />
toll finden oder <strong>für</strong> verrückt halten, oder beides zugleich. Ihn aber zum »Adventurer<br />
of the Year« küren zu lassen, ist Unsinn. Zumindest, wenn man die Auszeichnung,<br />
von National Geographic ausgelobt, als <strong>Bergsteiger</strong> noch ernst nehmen will.<br />
Denn bei allem Respekt vor der körperlichen und mentalen Leistung: Sobald die Sensation,<br />
von einem milliardenschweren Sponsor angeheizt, zum entscheidenden Kriterium<br />
wird, könnten alsbald auch Teilnehmer der Wüstenrallye Paris–Dakar, Hobby-Helden<br />
des Marlboro Abenteuer Teams und der Camel Trophy zur Wahl stehen,<br />
oder am Ende vielleicht ein besonders abgehärteter König des Dschungelcamps?<br />
Hauptsache er kriecht in völliger Missachtung menschlicher Würde nur lange genug<br />
durch stockdunkle, von Ungeziefern verseuchte Erdhöhlen oder schluckt, ohne mit<br />
der Wimper zu zucken, lebende Kakerlaken (übrigens starb, ebenfalls im Oktober<br />
2012, ein 32-jähriger US-Amerikaner, nachdem er bei einem Wettbewerb mehr dieser<br />
Tiere aß als alle anderen Teilnehmer; aber das nur am Rande).<br />
Für das eigene erlebte Abenteuer sind medial inszenierte Auszeichnungen und angeblich<br />
Flügel verleihende Brause zum Glück irrelevant. Es reicht die Freude am Entdecken,<br />
die richtige Ausrüstung und eine Quelle der Inspiration. Wir haben in dieser<br />
Ausgabe ein ganzes Füllhorn an Anregungen <strong>für</strong> Sie parat, angefangen von wenig begangenen<br />
Wegen in den <strong>Gardasee</strong>bergen über einsame Pfade in den Berchtesgadener<br />
Alpen bis hin zu den Zeugnissen früherer Kulturen in Oberammergau, die man erwandern<br />
kann. Und damit Sie künftig ihre Tourenkarten im Gelände vor Nässe und<br />
Schmutz schützen können, finden Sie auf dieser Seite eine transparente Hülle.<br />
Viel <strong>Entdecker</strong>geist wünscht Ihnen<br />
Wanderreisen<br />
in Deutschland<br />
leicht, komfortabel und<br />
wunderbar wanderbar<br />
Freuen Sie sich auf einfache Wanderwege,<br />
erfrischende Tagesetappen, komfortable<br />
Hotels und gute Verkehrsanbindungen zu<br />
den Ausgangspunkten. Wildnis, Kultur und<br />
Kulinarik vor unserer Haustür – es gibt viel<br />
zu entdecken!<br />
Einheimische Wanderführer, die „ihre“<br />
Region wie die eigene Westentasche<br />
kennen, begleiten Sie zu den schönsten<br />
Plätzen unseres Landes und wissen stets<br />
eine Menge zu erzählen: Spannendes,<br />
Originelles, Wissenswertes.<br />
Nach einem wundervollen Wandertag<br />
können Sie in Ruhe entspannen und Leckereien<br />
aus der Region zum Abendessen – teilweise<br />
bei Mehr-Gänge-Menüs – genießen.<br />
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6 Tage von Hütte zu Hütte<br />
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Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
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INHALT<br />
22<br />
<strong>Gardasee</strong> <strong>für</strong> <strong>Entdecker</strong><br />
Am größten See Italiens herrscht zu viel<br />
Trubel? Nicht, wenn man sich auskennt.<br />
Tipps <strong>für</strong> einsame Touren an einem ganz<br />
besonderen Ort<br />
32<br />
Vom Glockner zum Strand<br />
700 Kilometer, 23 000 Höhenmeter,<br />
43 Etappen: Der Alpe-Adria-Trail vereint<br />
Gletscherkulisse und Meeresrauschen.<br />
TITELTHEMA<br />
22 Die stillen Ecken des <strong>Gardasee</strong>s<br />
Nur wenige Kilometer von den tou ristischen<br />
Zentren entfernt zeigt sich der Lago di Garda<br />
von einer gänzlich anderen Seite.<br />
AKTUELL<br />
12 Neues aus der Welt der Berge<br />
12 RÜCKRUF NR. 2 Erneut erklären DAV und<br />
Hersteller Klettersteigsets <strong>für</strong> unsicher.<br />
14 EISIGE ROUTEN Die jüngsten Erfolge von<br />
Robert Jasper, Ines Papert und Georg Santer<br />
16 FAIR TRADE Warum Wasser im Alpenraum<br />
in die öffentliche Hand gehört.<br />
16 WIEDER DA! 50 Jahre hat er sich versteckt,<br />
jetzt zeigt sich der Fischotter in Italien.<br />
18 MEDIEN-TIPPS Aktuelle Bücher, Apps und<br />
Webpages zum Thema Berg<br />
AUF TOUR<br />
32 Weitwandern de luxe<br />
Vom Gletscher ans Meer: Seit 2012 führt der<br />
Alpe-Adria-Trail vom Großglockner bis nach<br />
Triest. Wer möchte, kann unterwegs allerlei<br />
Komfort in Anspruch nehmen.
40<br />
Ganz ohne Rummel<br />
In den Berchtesgadener Alpen gibt es<br />
noch viele einsame Routen und Gipfel.<br />
TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
12 Top-Touren <strong>für</strong> den Mai<br />
Via dell’ Amicizia .................................................................59<br />
Via ferrata Che Guevara .................................................59<br />
Punta Marguareis ...................................................................59<br />
Cima delle Saline. ....................................................................61<br />
Edelweißlahner ........................................................................61<br />
Kleiner Watzmann ................................................................61<br />
Hohes Brett ..................................................................................63<br />
Rotspielscheibe ........................................................................63<br />
Riegsee ................................................................................................63<br />
Hohe Kiste ......................................................................................65<br />
Taubenberg ...................................................................................65<br />
Halserspitz .....................................................................................65<br />
90<br />
Neu am<br />
Markt<br />
Der große<br />
Ausrüstungsberater<br />
<strong>für</strong><br />
den Sommer<br />
2013<br />
110<br />
Cinque Terre<br />
Traumtouren<br />
mit Blick aufs Meer<br />
82<br />
Wahre Klassiker<br />
Für Könner sind die Kletterrouten<br />
in der Brenta das reinste Vergnügen.<br />
Cover: M. Kostner (Cima Capi, <strong>Gardasee</strong>); M. Kasper, K. Dapra, M. Zahel, I. Kürschner, R. Gantzhorn, M. Birck<br />
40 Tourenparadies Berchtesgaden<br />
Die Normalwege auf Watzmann und Untersberg<br />
kennt man. In den Berchtesgadener<br />
Alpen gibt es aber auch viele unbekannte<br />
Wege und unentdeckte Winkel.<br />
68 Serie: Hüttenzauber<br />
Zum Abnehmen ist das Rifugio Garelli im<br />
Piemont die falsche Adresse. Hier wird einfach<br />
zu gut gekocht – und zwar vorwiegend<br />
mit selbst angebauten Zutaten.<br />
72 Der Weg zum Berg<br />
Fit im Frühling, Teil 2: ein neues Trio von<br />
aufeinander abgestimmten Trainingstouren<br />
hilft, die Kondition zu Beginn der Wandersaison<br />
auf Vordermann zu bringen.<br />
Familien-TIPP<br />
Familien-TIPP<br />
78 Serie: Familien-Tour | <strong>Gardasee</strong><br />
Das Papiermühlental am <strong>Gardasee</strong> bietet<br />
geschichtliche Einblicke sowie viel Abwechslung:<br />
ideal <strong>für</strong> Wanderungen mit Kindern<br />
neu!<br />
116 Serie: Geheimnisvolle Alpen<br />
Die Oberammergauer haben den Römern<br />
einst tapfer Widerstand geleistet. Wer auf<br />
den Kofel wandert, findet auch heute noch<br />
Spuren dieser Kämpfe.<br />
SERVICE<br />
90 Ausrüstungsberater Sommer<br />
Immer atmungsaktiver, immer leichter:<br />
Trends und Themen bei Ausrüstungsgegenständen<br />
<strong>für</strong> den Sommer 2013<br />
102 Serie: Stille Helfer<br />
Eine Serie im Zeichen der Bergausrüstung.<br />
Teil 2 behandelt Trailrunningschuhe als<br />
Sinnbild <strong>für</strong> Naturgenuss im Laufschritt.<br />
98 Des Rätsels Lösung<br />
Alle Fragen richtig beantwortet? Die Antworten<br />
und Gewinner unseres Quiz’<br />
ALPINISMUS<br />
82 Klettern in der Brenta<br />
Die klassischen Routen in den Felstürmen<br />
sind <strong>für</strong> Könner ein Highlight.<br />
REPORTAGE<br />
110 Wandern in den Cinque Terre<br />
Die Folgen des schweren Unwetters sind<br />
noch immer erkennbar. Dennoch sind die<br />
meisten Routen schon wieder begehbar.<br />
48 Das große<br />
BERGSTEIGER-<br />
Interview<br />
Als Kletterseilschaft sind sie<br />
längst Kult: die Huberbuam.<br />
Der BERGSTEI-<br />
GER sprach mit<br />
ihnen über das<br />
Älterwerden<br />
und wie sie sich<br />
gegenseitig auf<br />
die Nerven<br />
gehen.<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
TV-Programm 20<br />
Bergpredigt 56<br />
Im Härtetest 106<br />
Grassls Tipp 120<br />
Briefe/Impressum 120<br />
Bergwachteln 122<br />
<strong>Vorschau</strong> 122<br />
05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 5
BERG-BILDER<br />
Lichtspiele<br />
Wolken und Sonne sind zwei wunderbare<br />
Gegenspieler. Sie stellen mit ihren<br />
Inszenierungen manchmal alles andere in<br />
den Schatten – und das im Wortsinne. Bei<br />
diesem Sonnenuntergang im spätherbstlichen<br />
Klettergebiet Smith Rock hatte es<br />
tags zuvor noch geschneit.<br />
Smith Rocks, Oregon, USA
05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 7<br />
Alle Fotos: Christian Pfanzelt
Gegenlicht<br />
Ohne Licht keine Farben. Fehlendes<br />
Licht kann daher auch <strong>für</strong><br />
ein fotografisches Stilmittel genutzt<br />
werden: den Scherenschnitt.<br />
Engelhörner, Berner Alpen, Schweiz<br />
8 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13
Mondlicht<br />
Grandioses Grau in Grau. Die<br />
Schatten am unteren Bildrand<br />
werden übrigens durch die letzten<br />
Sonnenstrahlen geworfen.<br />
Yosemite Valley, Kalifornien, USA<br />
Herbstlicht<br />
Zur richtigen Zeit am richtigen<br />
Ort. Diesen Lichtkegel wirft die<br />
Sonne nur wenige Minuten an<br />
wenigen Tagen im Jahr.<br />
Oberreintalhütte, Wettersteingebirge
Schlusslicht<br />
Stimmungen lassen sich nicht<br />
künstlich erzeugen. Sie sind eine<br />
einzigartige Mixtur aus Launen<br />
der Natur – und der Menschen.<br />
Rifugio Cinque Torri, Dolomiten, Italien<br />
10 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13
Jäger des Lichts<br />
Um als Fotograf das Licht richtig zu<br />
nutzen, braucht es dreierlei: Geduld,<br />
Spontaneität – und Glück. Wichtig ist<br />
dabei, sich zufällig bietende Gelegenheiten<br />
zu ergreifen.<br />
Die Offensichtlichkeit der<br />
Serie »Lichtspiele« ist die,<br />
dass sich die jeweiligen<br />
Lichtsituationen nur zu<br />
bestimmten Zeiten einstellen.<br />
Für den Fotografen<br />
bedeutet dies, sich entweder<br />
in Geduld zu üben oder zum richtigen Zeitpunkt<br />
zurückzukehren. Auf der Oberreintalhütte<br />
– meine persönliche Kletterheimat seit<br />
Kindheitstagen – wusste ich beispielsweise,<br />
dass im Spätherbst dieser Lichtkegel nur <strong>für</strong><br />
20 Minuten auf die Hütte trifft und legte mich<br />
deshalb gut vorbereitet und abwartend auf die<br />
Lauer. Ganz anders dagegen beim ersten Motiv<br />
dieser Serie: Nach einem kraftraubenden Klettertag<br />
baute ich in aller Eile Stativ und Kamera<br />
auf. Als dann plötzlich auch noch jene unbekannte<br />
Person auf dem Felsen erschien, konnte<br />
ich mein Glück kaum fassen. Manche Bilder, wie<br />
das auf dieser Seite, lösen auch ganz persönliche<br />
Emotionen, Gedanken und Gefühle aus. Für<br />
mich erklingen beim Betrachten dieses Bildes<br />
sofort die ersten Töne des Halleluja, vorgetragen<br />
von einem Freund. Gänsehautfeeling pur.<br />
Christian Pfanzelt
<strong>Bergsteiger</strong><br />
05/13 AKTUELL<br />
Rückruf, der zweite!<br />
SCHON WIEDER RUFEN HERSTELLER KLETTERSTEIG-<br />
SETS ZURÜCK. BETROFFEN SIND DIESMAL SETS MIT<br />
REIBUNGSBREMSEN.<br />
Die Saison hat noch gar nicht begonnen, da<br />
wird schon der zweite Rückruf von Klettersteigsets<br />
binnen eines halben Jahres laut. Alpenvereine<br />
und Hersteller warnen derzeit vor Sets mit<br />
Reibungsbremsen. Solche Systeme sind erkennbar<br />
an einer Metallplatte, durch deren Löcher<br />
ein Seil führt (siehe linkes Set in der Abb.).<br />
Das Problem: Bedingt durch Alterungsprozesse verliert das Bremsseil<br />
an Flexibilität. Dies führt zu einer höheren Reibung in der<br />
Bremse, so dass die maximal auftretenden Kräfte am Fangstoßdämpfer<br />
größer werden. Gleichzeitig, so führt der Deutsche Alpenverein<br />
(DAV) aus, »verlieren die Lastarme im Gebrauch an Festigkeit.<br />
Letztendlich kann die Kombination dieser beiden Effekte bei<br />
einigen Sets im Sturzfall zum Riss führen«.<br />
Anders als der Rückruf von Sets mit elastischen Lastarmen und<br />
Bandfalldämpfer im vergangenen August – Folge eines tödlichen<br />
Unfalls – erfolgte die aktuelle Aktion vorsorglich. Dennoch hängen<br />
sie in gewisser Weise zusammen: Im Zuge der breit angelegten<br />
Überprüfung von Klettersteigsets nach dem Unfall, hat Mammut<br />
bei seinen Klettersteigsets mit Reibungsbremsen vereinzelt Mängel<br />
Fotos: DAV, Andreas Strauß<br />
Nicht auf jedes Klettersteigset ist Verlass.<br />
festgestellt. Dies griff die Sicherheitsforschung vom Deutschen<br />
Alpenverein auf und bemerkte, dass Sets verschiedener Hersteller<br />
betroffen sind.<br />
Die Ursache der Mängel sind somit grundverschieden: diesmal Sets<br />
mit Reibungsbremse, im August Sets mit elastischen Lastarmen.<br />
Das irritiert auch den Deutschen Alpenverein: »Zwei so grundsätzliche<br />
Problematiken innerhalb so kurzer Zeit hat es bislang noch<br />
nicht gegeben«, sagt Pressesprecher Thomas Bucher. Entsprechend<br />
groß ist die Verunsicherung bei den Kunden, wie ein Verkäufer von<br />
Bergzeit in Holzkirchen bestätigt.<br />
Wichtig, so der DAV, sei nun, anhand einer Liste (downloadbar unter<br />
www.alpenverein.de/Bergsport/Sicherheit/Rueckruf-<br />
Klettersteigsets) zu überprüfen, ob das eigene Set betroffen ist.<br />
Auch die Lebensdauerangaben der Hersteller seien unbedingt zu<br />
berücksichtigen. Wer ein betroffenes Produkt hat, wendet sich am<br />
besten direkt an den Hersteller. Auch die entsprechende Norm der<br />
UIAA (Union Internationale des Associations d’Alpinisme) wurde<br />
geändert. Sie enthält nun erhöhte Mindestanforderungen. –bw–<br />
Zitat des Monats<br />
»Heute Abend hätte<br />
ich können in Verona<br />
sein, aber es lag mir<br />
noch eine herrliche<br />
Naturwirkung an der<br />
Seite, der <strong>Gardasee</strong>,<br />
den wollte ich nicht<br />
versäumen, und bin<br />
herrlich <strong>für</strong> meinen<br />
Umweg belohnt.«<br />
Berg-Fundstück<br />
SCHNEIDIGE SACHE<br />
Mit dem Panoramamesser kann man<br />
sich jetzt schon beim Frühstück<br />
auf den Bergblick einstimmen, der<br />
einen mittags auf dem Gipfel bei der<br />
Brotzeit erwartet. Nur das Mitnehmen<br />
wird nicht empfohlen: zu groß, zu scharf!<br />
www.panoramaknife.ch<br />
Preis: 79 CHF (Version mit Palisander-Griff)<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1786 bei seiner<br />
Italienreise)<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Fünf Fragen an …<br />
Foto: privat<br />
Michaela Skuban<br />
(36) aus Starnberg<br />
forscht in<br />
der Slowakei<br />
über Braunbären<br />
und macht sich<br />
<strong>für</strong> deren Schutz<br />
stark.<br />
… die Bärenforscherin<br />
Sie leben seit 2006 in der Prärie der Slowakei, um dort über<br />
Bären zu forschen. Was haben Sie bisher herausgefunden?<br />
Der Bär ist unwahrscheinlich klug und nicht tollpatschig, wie er oft<br />
wahrgenommen wird. Doch er hat ein Problem: In unserer überbevölkerten<br />
Welt ist er einer der ersten, der keinen Platz mehr hat. Ein Reh<br />
oder ein Dachs in der Nähe akzeptiert man gerne. Aber wenn sich ein<br />
Bär an den Menschen gewöhnt, ist das sein Aus.<br />
Wenn immer mehr Menschen in die Natur strömen, ist das<br />
natürlich problematisch. Wie kann man Bären schützen?<br />
Indem man geruchssichere Abfalltonnen verwendet, ihn nicht füttert,<br />
wie es leider immer wieder passiert, und ihm genug Ruhezonen lässt.<br />
Aber es sind auch größere Projekte, die ihn bedrohen, etwa wenn<br />
neue Skipisten eröffnet werden sollen. Da muss man einen Mittelweg<br />
fi nden und wissen, wo Schlafzonen und Routen der Bären sind.<br />
Gibt es in der Slowakei viele Übergriffe von Bären?<br />
Viele nicht, maximal fünf im Jahr. Dazu muss man sagen, dass es<br />
– vorsichtig geschätzt – etwa 800 Bären hier gibt. Die Muster der<br />
Übergriffe sind immer gleich. Es sind nicht Spaziergänger, die<br />
angegriffen werden, sondern Jäger oder Sammler von Beeren und<br />
Pilzen, weil sie leise sind, die Wege verlassen und ganz tief in den<br />
Wald vordringen. Der Bär fühlt sich dann bedroht. Wenn wir unterwegs<br />
sind, klatschen oder pfeifen wir daher immer mal wieder. Das hilft.<br />
Was wollen Sie mit Ihrer Forschung erreichen?<br />
Mein oberstes Ziel ist es, das Unwissen in der Bevölkerung in<br />
Interesse umzuwandeln. Wenn es mir gelingt, die Leute <strong>für</strong> ihre Bären<br />
zu begeistern, werden sie sich <strong>für</strong> sie einsetzen und sie schützen.<br />
LAUFEN, GEHEN, FELS UND SCHLAMM, SCHNEE<br />
UND PFÜTZEN ANGEHEN. SICH SCHNELL IN DER NATUR<br />
FORTBEWEGEN, SIE ERFÜHLEN UND ERLEBEN.<br />
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Wie schätzen Sie die Chance der Bären in den Alpen ein?<br />
Das ist schwer zu sagen. Die Alpen sind defi nitv seine einzige Chance<br />
im deutschsprachigen Raum. Nur die Zeit kann zeigen, ob er dort<br />
zurechtkommt. Platz wäre genug, Ruhe hätte er auch, aber ich bin mir<br />
nicht sicher, ob er seine Futteransprüche ausreichend sichern kann,<br />
ohne auf Nutztiere zurückzugreifen. Hier frisst er gerade im Herbst<br />
viele Eicheln und Bucheckern, die hätte er dort nicht überall. Sonst<br />
braucht er Insekten, Waldbeeren, mal eine Maus oder Aas – eigentlich<br />
nicht viel. Nur einige wenige Tiere gehen aktiv auf die Jagd, etwa nach<br />
Wildschwein oder Rothirsch.<br />
Interview: B. Willmes<br />
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#runnerheroes
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 05/13 AKTUELL<br />
Berg-Splitter<br />
Foto: OeAV/Markus Schwaiger<br />
Foto: Peter/Bernhard Auer<br />
Bald wieder möglich:<br />
Klettern am Fels<br />
Start in die Klettersaison<br />
Endlich wieder raus an den Fels! Als Warm-up<br />
bietet sich das Ötztal an. Dort fi ndet vom 26. bis<br />
28. April ein Kletteropening <strong>für</strong> Anfänger und<br />
Fortgeschrittene statt. Auf dem Programm<br />
stehen Workshops zum Sportklettern, Bouldern<br />
oder Klettersteiggehen, auch ein Vortrag von<br />
Extremkletterer Hansjörg Auer ist geplant. Mit<br />
dabei sind Kletterprofi s wie Angy Eiter oder<br />
Jakob Schubert. www.kletteropening.at –bd–<br />
Glace Glisse: Favorit gewinnt!<br />
In Unken im Heutal war erneut Eisklettern auf<br />
höchstem Niveau geboten. Den Sieg beim<br />
internationalen Eiskletterevent Glace Glisse sicherte<br />
sich zum vierten Mal in Folge der Favorit und<br />
mehrfache Weltmeister Markus Bendler. Mit seiner<br />
Teilnahme verabschiedete sich der 28-Jährige<br />
gleichzeitig vom aktiven Wettkampfklettern. –bd–<br />
Erfolg <strong>für</strong> Green Climbers Home<br />
Das Klettercamp »Green Climbers Home« in<br />
Laos ist bei einem Brand in der Silvesternacht<br />
vollständig zerstört worden. Gäste und Freunde<br />
des Camps wie Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf<br />
Dujmovits starteten daraufhin einen Spendenaufruf.<br />
Dadurch kamen mehr als 25 000 US-<br />
Dollar zusammen. Für den Wiederaufbau<br />
brauchen die Betreiber, Tanja und Uli Weidner,<br />
allerdings weitere 50 000 Dollar. Wer spenden<br />
möchte, fi ndet alle Infos unter: www.greenclimbershome.com/deutsch/donation_g.html<br />
–bd–<br />
Foto: Thomas Senf<br />
Eiskalte Leidenschaft<br />
ROBERT JASPER UND INES PAPERT BEGEHEN NEUE ROUTEN; GEORG SAN-<br />
TER KLETTERT FREE SOLO DURCH »MORDOR«<br />
An der Breitwangfluh bei Kandersteg gibt es bereits mehrere schwere Eiskletterrouten.<br />
Im Februar ist eine weitere dazu gekommen: »Ritter der Kokosnuss«<br />
(M12/WI5, 165 m) heißt die neue Route von Robert Jasper, deren Realisierung<br />
der deutsche Extrembergsteiger nach eigenen Angaben schon seit mehr als zehn<br />
Jahren im Kopf hatte. Es war vor allem der brüchige Fels, wie er berichtet, dem er<br />
sich bei früheren Versuchen mental nicht gewachsen fühlte. Schließlich wollte<br />
er die Route im Trad-Stil ohne Bohrhaken klettern, was ihm am 13. Februar gemeinsam<br />
mit dem Bergführerkollegen Rainer Treppte gelungen ist. Auch Ines<br />
Papert kam von ihrer Reise auf Senja Island, einer norwegischen Insel über dem<br />
Polarkreis, mit einer neuen Mixedroute zurück. Gemäß norwegischer Tradition<br />
kletterte die 39-Jährige die technisch anspruchsvollen Leisten und dünnen<br />
Eisglasuren in »Finnmannen« (M9+/WI7/E8, 400 m) ausschließlich mit mobilen<br />
Sicherungsmitteln. Nicht in einer neuen Tour, da<strong>für</strong> aber ganz allein und ohne<br />
Sicherung war Georg Santer unterwegs: Am 23. Februar kletterte der 27-Jährige<br />
Eisprofi aus Werfen free solo durch »Mordor« (WI5+, 315 m), den mächtigen Eisfall<br />
im Gasteinertal.<br />
–bd–<br />
Der »Adventurer of the Year«<br />
BASEJUMPER FELIX BAUMGARTNER<br />
BEKOMMT BEI ONLINE-WAHL DIE<br />
MEISTEN STIMMEN<br />
Nur mit mobilen Sicherungsmitteln<br />
unterwegs: Ines<br />
Papert auf Senja Island<br />
Mit David Lama und Felix Baumgartner<br />
waren gleich zwei österreichische<br />
Extremsportler unter den Nominierten<br />
zur Wahl des »Adventurer of the<br />
Year 2013«. 55 000 Fans, die online ihre<br />
Stimme abgaben, waren der Meinung,<br />
dass Baumgartner mit seinem 39 Kilometer<br />
langen Fallschirmsprung aus dem<br />
Weltall im Jahr 2012 das größte Abenteuer<br />
vollbracht hat. Im Interview mit machte Felix Baumgartner weltbekannt.<br />
Sein Fallschirmsprung aus dem Weltall<br />
National Geographic betont »Fearless<br />
Felix«, wie er in den Medien zum Teil genannt wird, kein Adrenalin-Junkie zu<br />
sein. Vor dem Rekordsprung, mit dem er als erster Mensch die Schallmauer ohne<br />
technische Hilfsmittel durchbrochen hat, lagen Jahre der Vorbereitung. –bd–<br />
Foto: Jörg Mitter/Red Bull<br />
14 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Foto: Agentur Grassl<br />
In leichtem Gelände lernen die<br />
Teilnehmer die Grundlagen der<br />
Aufstiegstechnik.<br />
Erste Wahl <strong>für</strong> Einsteiger<br />
2. BERCHTESGADENER LAND SKITOUREN-FESTIVAL ZÄHLT DOPPELT<br />
SO VIELE TEILNEHMER WIE IM VORJAHR<br />
Nach dem erfolgreichen Auftakt im Vorjahr konnten die Organisatoren<br />
2013 noch einen draufsetzen: Insgesamt 270 Tourengeher, doppelt so viele<br />
wie bei der Premiere 2012, haben sich zum Skitouren-Festival am Hochschwarzeck<br />
vom 22. bis zum 24. Februar angemeldet. Die Atmosphäre blieb<br />
trotzdem familiär. Die Teilnehmer lobten die gute Organisation und die<br />
Tatsache, dass immer ein Ansprechpartner greif bar war. Jürgen Schweitzer<br />
aus Heilbronn zum Beispiel war schon zum zweiten Mal dabei. Vor allem das<br />
vielseitige Programm bei gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und die Möglichkeit,<br />
sich aktuelles Testmaterial auszuleihen, war <strong>für</strong> ihn der Grund, wieder<br />
nach Berchtesgaden zu kommen. »Der Renner«, so das Organisationsteam,<br />
»waren erneut die Anfänger-Skitouren. Für diese Zielgruppe scheint das<br />
Konzept besonders gut zu passen«. Wer einfach mal reinschnuppern wollte<br />
ins Skitourengehen, konnte sich bei den Workshops am Samstag Grundlagen<br />
in Sachen Technik, Sicherheit und Umweltverträglichkeit aneignen. Bei den<br />
begleiteten Skitouren am Sonntag waren neben anspruchsvollen Touren wie<br />
der zum Watzmannkar und mittelschweren Touren wie der Predigtstuhl-<br />
Runde auch solche dabei, bei denen zwar im Gelände aufgestiegen, dann<br />
aber über die Piste abgefahren wurde. So sind am Tourensonntag alle Teilnehmer<br />
unterschiedlicher Könnens-Stufen auf ihre Kosten gekommen. –bd–<br />
Foto: DAV<br />
Die Gedanken<br />
sind frei<br />
JUGEND-DAV UNTERSTÜTZT DREI<br />
PROJEKTE AMBITIONIERTER<br />
NACHWUCHSBERGSTEIGER<br />
Das Motto vom aktuellen Projekt<br />
»create new limits« der Jugend des Deutschen<br />
Alpenvereins (JDAV) lautet »Grenzen?<br />
Los! Denken!«. Bis Dezember 2012 konnten<br />
sich Jugendgruppen mit ihrem eigenen<br />
Bergprojekt <strong>für</strong> das Jahr 2013 beim JDAV bewerben.<br />
Im Vordergrund stand dabei nicht<br />
der Leistungsgedanke, vielmehr sollten es<br />
kreative und ungewöhnliche Ideen sein. Mit<br />
mehr als 18 500 Klicks ist Ende Januar die<br />
Onlineabstimmung über die eingereichten<br />
Projekte zu Ende gegangen. Von folgenden<br />
Unternehmungen werden nun 80 Prozent<br />
der Projektkosten durch die JDAV übernommen:<br />
»Arco autofrei« (JDAV Düsseldorf),<br />
»Slowmountain – naturnah bergsteigen«<br />
(JDAV Nürnberg), »Monte-Rosa-Hütte« (JDAV<br />
Tölz). Mehr Infos zu den einzelnen Projekten<br />
unter www.jdav.de<br />
–bd–<br />
Grenzenlos<br />
denken: Der<br />
Deutsche<br />
Alpenverein<br />
unterstützt<br />
kreative<br />
Bergideen.<br />
Sind Sie noch mit Aluminiumstöcken unterwegs?<br />
Dann wird es Zeit umzudenken!<br />
Carbonstöcke sind leichter, steifer und korrosionsbeständiger als herkömmliche Aluminiumstöcke.<br />
Deshalb sind heute bereits mehr als die Hälfte unserer Stöcke aus Carbon. Finden Sie<br />
das <strong>für</strong> Sie optimale Modell auf www.komperdell.com
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 05/13 AKTUELL<br />
Blöderweise ist dieses Bild so klein!<br />
GASTBeitrag<br />
Foto: privat<br />
Claire Simon ist<br />
stellvertretende<br />
Geschäftsführerin<br />
der Internationalen<br />
Alpenschutzkonvention<br />
CIPRA<br />
Fair Trade <strong>für</strong> Wasser!<br />
Wasser – eine Selbstverständlichkeit? Nicht <strong>für</strong><br />
alle Menschen. Wasser wandelt sich immer mehr<br />
vom Allgemein- zum Privatgut. Was bedeutet das<br />
<strong>für</strong> die Alpen? Nun, in erster Linie Gewinne – <strong>für</strong><br />
Konzerne, die es nutzen zur Energiegewinnung<br />
oder <strong>für</strong> die Schneeproduktion. Die anderen<br />
be kommen, was übrig bleibt. Es gibt Beispiele in<br />
den französischen Alpen, wo Trinkwasser im<br />
Winter herangeführt werden musste, weil das<br />
verfügbare Wasser verschneit wird. Interessenskonfl<br />
ikte sind programmiert. Die Frage ist, wer<br />
am längeren Hebel sitzt. Das Problem verschärft<br />
sich durch den Klimawandel: Weniger Regen,<br />
zunehmende Trockenheit im Sommer und<br />
deutlich geringere Schneefälle im Winter<br />
dezimieren das »blaue Gold« der Alpen.<br />
Der Vorstoß der Europäischen Kommission, die<br />
Vergabe von Konzessionen zur Trinkwasserversorgung<br />
zu reglementieren, hat eine Diskussion<br />
losgetreten, wem das Wasser eigentlich gehört.<br />
Eine notwendige und überfällige Frage.<br />
Kommunale Betriebe können mit großen<br />
Konzernen nicht konkurrieren. Die Alpengemeinden<br />
haben gegenüber diesen Konzernen einen<br />
schwierigen Stand, um Vorgaben zu Preis,<br />
Qualität und Umweltschutz durchzusetzen.<br />
Die Alpenfl üsse versorgen 170 Millionen<br />
Menschen inner- und außerhalb der Alpen mit<br />
Wasser. Die Hoheit über dieses Wasser gehört in<br />
die öffent liche Hand. Und daher braucht es eine<br />
gemeinsame Strategie der Alpenstaaten und der<br />
EU <strong>für</strong> das Wassermanagement. Es ist höchste<br />
Zeit, sich mit der Privatisierung und mit der Frage<br />
nach der Verantwortung <strong>für</strong> den nachhaltigen<br />
Umgang mit Wasser auseinanderzusetzen. Das<br />
UNO-Jahr der Zusammenarbeit im Bereich<br />
Wasser bietet gute Gelegenheiten dazu. Wir<br />
werden alles tun, sie zu nutzen.<br />
Foto: Nationalparkverwaltung Berchtesgaden (2)<br />
Foto: pixelio/Rudolpho Duba<br />
Ein Ort <strong>für</strong> alle Sinne<br />
NATIONALPARKZENTRUM »HAUS DER BERGE« ERÖFFNET IM MAI<br />
In Berchtesgaden entsteht ein neues Bildungs- und Informationszentrum: Am<br />
10. Mai öffnet das neue Nationalparkzentrum »Haus der Berge« erstmals seine<br />
Pforten. Auf 17 000 Quadratmetern können Besucher künftig Natur mit allen<br />
Sinnen erleben. Da<strong>für</strong> sorgen spezielle Ton- und Lichtinszenierungen, die jahreszeitenabhängig<br />
die einzelnen Stationen immer wieder neu erfahrbar machen.<br />
In der Waldwerkstatt und in der Wiesenküche werden den Besuchern die<br />
verschiedenen natürlichen Lebensräume näher gebracht. Dies, so die Initiatoren,<br />
soll einen wichtigen Beitrag zur Umweltbildung<br />
leisten und die Sensibilität<br />
der Besucher <strong>für</strong> die Natur des Nationalparks<br />
Berchtesgaden schärfen. Die 19<br />
Millionen Euro Investitionskosten des<br />
Projekts übernehmen der Freistaat Bayern,<br />
die EU sowie weitere Sponsoren und<br />
Förderer.<br />
–bd–<br />
Wieder da: Fischotter werden in Italien<br />
wieder heimisch.<br />
Umweltbildung: Im<br />
neuen Nationalparkzentrum<br />
(Bild unten) sollen<br />
Besucher Einblick in<br />
die Natur der Bergwelt<br />
(links die Watzmann-<br />
Ostwand) bekommen.<br />
Willkomen<br />
daheim!<br />
ERSTER FISCHOTTER SEIT<br />
50 JAHREN WIEDER IM TRENTINO<br />
In einem Südtiroler Gewässer ist ein<br />
Fischotter-Männchen in die Falle getappt<br />
– zum Glück nur in eine Videofalle. In<br />
Europa zählt der Nager zu den bedrohten<br />
Tierarten. In den österreichischen Alpen<br />
vermuten Experten 50 Tiere, in Italien knapp 200 Tiere. Der letzte seiner Art<br />
wurde im italienischen Teil der Alpen 1958 vor mehr als einem halben Jahrhundert<br />
gesehen, weshalb der flinke Jäger im Trentino/Südtirol als ausgestorben galt.<br />
Wie viele Fischotter tatsächlich in ihren früheren Lebensraum zurückgekehrt sind,<br />
soll jetzt herausgefunden werden.<br />
–bd–<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13
GUARANTEED<br />
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
beSIEGELt<br />
Wer dieses Siegel erhält, erfüllt<br />
die ökologischen, gesundheitlichen<br />
und sozialen Anforderungen der gemeinnützigen<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Zertifizierung im Tourismus,<br />
TourCert. Berücksichtigt wird die gesamte Kette – von Veranstalter<br />
bis Anbieter vor Ort. Derzeit haben sich 57 vorrangig<br />
deutsche Reiseveranstalter und acht Reisebüros<br />
qualifiziert. Mehr Infos unter www.tourcert.org –bw–<br />
Schutz ohne<br />
Ausnahmen<br />
MOUNTAIN WILDERNESS MACHT SICH GEGEN<br />
WINTERFAHRTRAININGS AUF GESPERRTER<br />
PASSSTRASSE STARK<br />
Eigentlich unterliegen die Flüelapassstraße und der Schottersee<br />
im Schweizer Kanton Graubünden im Winter einer saisonalen<br />
Sperre. BMW aber erhält <strong>für</strong> Winterfahrtrainings Jahr<br />
<strong>für</strong> Jahr eine Ausnahme. Dieses seit 2005 währende Nutzungsrecht<br />
erhält der Automobilkonzern von der Davos Services<br />
GmbH, der wiederum die Erlaubnis des Kantons Graubünden<br />
vorliegt. Frisch saniert: Im kommenden der Weg Sommer läuft diese Regelung aus.<br />
Umweltorganisationen über die Brunnenauscharte wie Mountain Wilderness, WWF und<br />
Pro Natura fordern nun, dass der Kanton Graubünden die Straßen<br />
nicht mehr <strong>für</strong> private Zwecke zur Verfügung stellt. »Die<br />
Trainingsfahrten stellen einen unnötigen Stressfaktor <strong>für</strong> die<br />
im Winter besonders sensiblen Wildtiere dar«, begründet etwa<br />
Mountain Wilderness seine Haltung. Zudem liege der Schottensee<br />
in einer Gewässerschutzzone.<br />
–bw–<br />
Hansjoerg Auer, Baffi n Island. Photo: Riky Felderer<br />
TM<br />
ATHLETE TESTED. EXPEDITION PROVEN.<br />
ERSTKLASSIGE OUTDOOR BEKLEIDUNG UND EQUIPMENT.<br />
Outdoor Bekleidung und Equipment der The North Face ® Summit Series wurden<br />
speziell entwickelt, um den härtesten Bedingungen auf unserem Planeten trotzen<br />
®<br />
zu können. Erstklassig, authentisch, technisch, innovativ: die The North Face<br />
Summit Series ist <strong>für</strong> alle, die Never Stop Exploring zum Motto haben. Den<br />
gleichen Ethos fi ndet man bei den nachfolgenden Summit Series Spezialisten.<br />
Foto: Hans Peter Jost<br />
Mountain Wilderness macht Front gegen Winterfahrtrainings<br />
auf der Flüelapassstraße in Graubünden.<br />
Bergfreunde, www.bergfreunde.de +49 7121 70120<br />
Bergzeit, Am Eisweiher 2 - Gmund +49 8021 5062000<br />
Bernd Woick, Plieninger Strasse 21 - Filderstadt +49 711 7096700<br />
Bittl, Georg-Reismüller-Strasse 5, München +49 89 89219-198<br />
Blackfoot, Siegburger Strasse 227 - Köln-Deutz +49 221 9922570<br />
Der Ausrüster, Brunngasse 7 - Passau +49 851 4909549<br />
Der Aussteiger, Danziger Strasse 41 - Berlin +49 30 4410414<br />
Doorout.com, Frankfurter Strasse 62 - Fulda +49 661 480 1990<br />
Eiger & Jungfrau, Heilig-Geist-Str. 7 - Rosenheim +49 8031 9006544<br />
Engelhorn Sports, N5 - Mannheim +49 621 16700<br />
Rolands’s Alpin-Laden, Nürnberger Strasse 100 - Bamberg +49 951 25767<br />
Sport Conrad, Bahnhofstrasse 20 - Penzberg +49 8856 8110<br />
Sport Conrad, Chamonixstrasse 3-9 - Garmisch-Partenkirchen +49 8821 732270<br />
Sporthaus Schuster, Rosenstrasse 1-5 - München +49 89 237070<br />
Terracamp, Aegidiimarkt 7 - Münster +49 25 14 57 77<br />
Trekking König, Am Berge 36A - Lüneburg +49 4131 7547320<br />
Alpin Loacker Bergsport, Im Buch 18 - Götzis +43 5523 55392<br />
Bergfuchs, Kaiserstr. 15 - Wien +43 15 23 96 98<br />
Sportalp, Waldhart - Lech am Arlberg +43 5583 2110<br />
Steppenwolf, Kirchengasse 34 - Wien +43 1 5234055<br />
TO KEEP YOU DRY<br />
thenorthface.com<br />
OFFICIAL PARTNER
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
05/13 AKTUELL<br />
Medien<br />
BergBücher …<br />
Martin Krauß<br />
»DER TRÄGER WAR IMMER<br />
SCHON VORHER DA«<br />
224 Seiten, Format 13,5 x 21 cm, Hardcover<br />
mit Schutzumschlag, Nagel & Kimche Verlag,<br />
Zürich 2013, 19,90 €<br />
»Die Besteigung des Montblanc<br />
dürfte <strong>für</strong> die Durchsetzung des<br />
Bürgertums in Europa von größerer<br />
Bedeutung sein als die Erstürmung der Bastille« – mit dieser<br />
provokant formulierten Aussage beginnt eine Kulturgeschichte<br />
des Alpinismus, die außer den Protagonisten aus Erstbesteigern<br />
und Rekordhaltern auch namenlose Wegbereiter des<br />
Bergsteigens wie Schmuggler, Kristallsucher, Gebirgsjäger und<br />
Natürschützer präsentiert. Der Autor hat gut recherchiert und<br />
versucht, auch politische, gesellschaftliche und ökologische<br />
Bewegungen, die den Alpinismus beeinflusst haben, darzustellen.<br />
Entstanden ist eine lesenswerte Übersicht über bekannte<br />
und weniger bekannte Meilensteine des Alpinismus <strong>für</strong> alle<br />
Berginteressierten.<br />
–pgk–<br />
Tobias Bach, Franz Hölzl<br />
»HOCHTOUREN. PRAXISWISSEN<br />
VOM PROFI ZU AUSRÜSTUNG,<br />
TECHNIK UND SICHERHEIT «<br />
192 Seiten, Format 16,5 x 23,5<br />
cm, Softcover, Bruckmann Verlag,<br />
München 2013, Preis 19,99 €<br />
Hochtouren erfordern Erfahrung<br />
und gute Vorbereitung.<br />
Die staatlich geprüften Bergund<br />
Skiführer Franz Hölzl und<br />
Tobias Bach beschreiben anschaulich,<br />
wie man sich sicher<br />
in Fels und Eis, am Seil und<br />
mit Steigeisen bewegt. Ausführliche<br />
Kapitel widmen sich<br />
der Ausrüstung, Sicherungstechnik<br />
und Spaltenbergung.<br />
Auch ein Eis kletter-Exkurs ist<br />
enthalten.<br />
–bd–<br />
Stephan Siegrist<br />
»UNTERWEGS ZWISCHEN<br />
HIMMEL UND ERDE«<br />
144 Seiten, Format 27 x 31 cm,<br />
geb. m. Schutzumschlag, Delius<br />
Klasing, Bielefeld 2013, 39,90 €<br />
Feuer, Wasser, Luft und<br />
Stein: Der Extrembergsteiger<br />
Stephan Siegrist gliedert seinen<br />
Bildband ungewöhnlich<br />
<strong>für</strong> einen, der zumeist festen<br />
Boden unter den Füßen hat.<br />
Doch bald wird klar, dass das<br />
Leben des Schweizers in der<br />
Tat sehr stark mit diesen Elementen<br />
verbunden ist. Es ist<br />
ein sehr persönliches Buch,<br />
mit grandiosen Bildern und<br />
tiefen Einblicken in die Seele<br />
des Profi-<strong>Bergsteiger</strong>s. –mr–<br />
BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />
Foto: Red Bull Content Pool/K. Fengler<br />
ALARM IN SEKUNDENSCHNELLE<br />
Wo<strong>für</strong>? Notrufe innerhalb Tirols<br />
Wie? Vorab hinterlegt man seine persönlichen<br />
Angaben. Im Notfall heißt es dann einfach nur App<br />
öffnen, diese ermittel via GPS den aktuellen<br />
Standort und übermittelt ihn an die Bergrettung.<br />
Wieviel? Die »Notfall App« ist gratis<br />
Warum? Weil in kritischen Situationen unter<br />
Umständen jede Sekunde zählt.<br />
»JÄGER DES AUGENBLICKS«<br />
2010 startete Stefan Glowacz gemeinsam<br />
mit seinen langjährigen Partnern Kurt<br />
Albert und Holger Heuber zu einer Expedition<br />
auf den Tafelberg Roraima im<br />
Dreiländereck von Brasilien, Venezuela<br />
und Guyana. Zunächst in Einbäumen über<br />
Flussläufe, dann zu Fuß, geht es zwei Wochen<br />
durch den Dschungel – um dann<br />
den überhängenden, 600 Meter hohen<br />
Felspfeiler »La Proa« zu bewältigen. –sz–<br />
Von: Philipp Manderla; ab 25. April im Kino<br />
Mit: Stefan Glowacz, Holger Heuber, Kurt Albert<br />
Aus: Österreich<br />
www.8000ers.com<br />
Homepage mit sämtlichen Neuigkeiten<br />
und Infos rund um die Besteigungen der<br />
höchsten Berge der Welt. Wer hat Everest,<br />
K2 und Kangchenjunga bestiegen, wer mit,<br />
wer ohne Sauerstoff ? Solche und ähnliche<br />
Fragen lassen sich auf dieser Seite mit wenigen<br />
Klicks beantworten. Gepflegt wird<br />
www.8000ers.com von dem deutschen<br />
Berg-Chronisten Eberhard Jurgalski.<br />
www.bergruf.de<br />
Schlicht, aber nützlich: Auf dieser Homepage<br />
findet man sämtliche Webcams im<br />
Alpenraum, regional geordnet. –bw–<br />
18 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Gut ausgerüstet ...<br />
mit 12 Ausgaben BERGSTEIGER +<br />
Original-BUFF-Schlauchtuch<br />
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nach Hause, sogar 2 Tage, bevor er am Kiosk liegt.<br />
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• 2013 in jeder Ausgabe nur <strong>für</strong> Abonnenten:<br />
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in limitierter Auflage.<br />
Gratis <strong>für</strong> Sie!<br />
Foto: Andreas Strauß<br />
Upps, Karte schon weg?<br />
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TV-Programm April / Mai 2013<br />
J8.4. | 11.30 | N 3<br />
Der Tafelberg<br />
Dauer: 45 Min.<br />
8.4. | 23.30 | RTL<br />
30 Minuten Deutschland<br />
Saisonarbeit im Selbstversuch<br />
– Buckeln in den Bergen<br />
Dauer: 30 Min.<br />
9.4. | 15.15 | RBB Berlin<br />
Heu, Absinth und Asphaltschinken<br />
Eine Genussreise durch die<br />
Schweiz<br />
Dauer: 45 Min.<br />
10.4. | 21.15 | MDR<br />
Biwak<br />
Bergsport, Wandern,<br />
Abenteuer<br />
Dauer: 30 Min.<br />
11.4. | 8.25 | Arte<br />
Mit dem Zug durch ...<br />
Die Julischen Alpen<br />
Dauer: 35 Min.<br />
11.4. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Schottlands wilde Inseln –<br />
Die Orkneys<br />
Dauer: 55 Min.<br />
12.4. | 7.45 | alpha<br />
Portugal: Land, Leute und<br />
Sprache Das Land hinter den<br />
Bergen – Tras-os-Montes<br />
Dauer: 30 Min.<br />
12.4. | 13.15 | 3sat<br />
Wunderland: AH<br />
Das Schwarzbubenland<br />
Eine Reise durch die Schweiz<br />
Dauer: 45 Min.<br />
12.4. | 14.00 | 3sat<br />
Die sprechenden Felsen<br />
der Aborigines<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 50 Min.<br />
13.4. | 16.00 | SWR<br />
An der Küste des Lichts –<br />
Zwischen Izmir und Bergama<br />
Dauer: 45 Min.<br />
13.4. | 16.35 | Servus TV<br />
Aus dem Leben<br />
Die letzten Alpenfischer<br />
Dauer: 30 Min.<br />
13.4. | 16.45 | alpha<br />
Fernweh<br />
Myanmar<br />
Dauer: 30 Min.<br />
J13.4. | 19.30 | Arte<br />
360° – Geo Reportage<br />
Dauer: 45 Min.<br />
14.4. | 13.40 | Arte<br />
360° – Geo Reportage<br />
Die Marmorberge von Italien:<br />
Die Apuanischen Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
14.4. | 18.00 | Servus TV<br />
Die Bergretter im Himalaya<br />
Wenn der Mensch über sich<br />
hinauswächst<br />
Dauer: 105 Min.<br />
16.4. | 13.00 | Servus TV<br />
Lebendige Kulturen<br />
In den Bergen Vietnams:<br />
Die Kunst des Gongspiels<br />
Dauer: 60 Min.<br />
16.4. | 15.15 | HR<br />
mare TV<br />
Azoren –<br />
Grüne Gipfel im Atlantik<br />
Dauer: 45 Min.<br />
16.4. | 18.25 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise<br />
Patagonien: Land des Windes<br />
und des Feuers<br />
Dauer: 50 Min.<br />
17.4. | 15.15 | RBB Berlin<br />
Lechtal – Lebensraum Berg<br />
Dauer: 45 Min.<br />
17.4. | 15.15 | HR<br />
Weites, wildes Kasachstan AH<br />
In den Himmelsbergen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
19.4. | 15.25 | 3sat<br />
Argentinien, der Norden<br />
Berge, Wein und Wasserfälle-<br />
Dauer: 40 Min.<br />
19.4. | 19.30 | Arte<br />
Tierisches Nachtleben<br />
In den Bergen von Patagonien<br />
Dauer: 45 Min.<br />
19.4. | 20.15 | HR<br />
Gipfelglück auf Schienen<br />
Die Bahnstrecken<br />
rund ums Matterhorn<br />
Dauer: 45 Min.<br />
20.4. | 16.35 | Servus TV<br />
Aus dem Leben<br />
Die Brüder Ikarus – Helikoptereinsatz<br />
in den Alpen<br />
Dauer: 30 Min.<br />
20.4. | 19.00 | BR<br />
natur exclusiv<br />
Lena und der Ruf der Taiga<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.4. | 16.05 | MDR<br />
Heute auf Tour<br />
Ballontrekking über den<br />
Thüringer Wald (2)<br />
Dauer: 25 Min.<br />
21.4. | 20.05 | n-tv<br />
Tödliche Straßen<br />
Bergpass bei Nacht:<br />
»Freefall Freeway«<br />
Dauer: 55 Min.<br />
22.4. | 16.05 | Servus TV<br />
Naturschützer im Einsatz<br />
Neuseeland<br />
Nationalparks und Schutzgebiete<br />
des Inselstaates<br />
Dauer: 55 Min.<br />
23.4. | 11.20 | Arte<br />
Kulinarische Abenteuer der<br />
Sarah Wiener in den Alpen<br />
Im Salzkammergut<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J23.4. | 15.15 | DMAX<br />
Everest<br />
Höllentrip in eisige Höhen<br />
Aufbruch zum Gipfel<br />
Dauer: 60 Min.<br />
23.4. | 20.15 | WDR<br />
Wildes Deutschland – AH<br />
Die Berchtesgadener Alpen<br />
Doku Dauer: 45 Min.<br />
25.4. | 17.15 | alpha<br />
Alpha-Campus Auditorium<br />
Walchensee-Kraftwerk:<br />
zwischen Energieeuphorie<br />
und Naturzerstörung<br />
Dauer: 30 Min.<br />
25.4. | 18.15 | alpha<br />
Bergauf-Bergab AH<br />
Das Magazin <strong>für</strong> <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
26.4. | 13.15 | 3sat<br />
Abenteuer Dhaulagiri<br />
Auf den Spuren Schweizer<br />
Himalaya-Pioniere<br />
Dauer: 50 Min.<br />
26.4. | 20.15 | Servus TV<br />
Bergwelten<br />
Die Bayrische Direttissima –<br />
Huber Buam extrem<br />
Dauer: 60 Min.<br />
J1.5. | 13.15 | ARD<br />
Der Inn<br />
Grüner Fluss aus den Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
2.5. | 11.20 | Arte<br />
Kulinarische Abenteuer der<br />
Sarah Wiener in den Alpen<br />
Im Waadt<br />
Dauer: 45 Min.<br />
3.5. | 19.45 | BR<br />
Landgasthäuser Bayern<br />
Rund um den Wendelstein<br />
Dauer: 30 Min.<br />
5.5. | 16.05 | MDR<br />
Heute auf Tour<br />
Am <strong>Gardasee</strong> –<br />
Wandern und Radeln<br />
Dauer: 25 Min.<br />
9.5. | 08.55 | Arte<br />
Extreme Landschaften,<br />
Leben am Limit<br />
Himalaya –<br />
Leben am Abgrund<br />
Dauer: 45 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm finden Sie<br />
auf bergsteiger.de<br />
20 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Quality since 1923<br />
05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 21
TITELTHEMA<br />
Über dem <strong>Gardasee</strong><br />
Weg vom Trubel<br />
Nur ein paar Kilometer entfernt<br />
von den touristischen Zentren<br />
beginnt die Einsamkeit. Manch ein<br />
Pfad hat jedoch seine Tücken.<br />
Von Eugen E. Hüsler<br />
22 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Von oben wirkt der See<br />
ruhig und beschaulich:<br />
Blick von der Cima Rocca<br />
Foto: Manfred Kostner
Ein Belvedere über dem See,<br />
die Cima Comer. Gegenüber<br />
der Monte Baldo<br />
Pfingsten, <strong>Gardasee</strong>, Malcèsine. Großes<br />
Gedränge rund um die Burg<br />
und in den engen Gassen. Deutschitalienisches<br />
Sprachengewirr,<br />
Eleganz neben Übergewichtigem,<br />
brauner Teint und rote Haut. Alles wird digital<br />
festgehalten, die alten Mauern und die<br />
junge Freundin. Erlebnis <strong>Gardasee</strong>, Traum<br />
des Südens.<br />
Er ist seit jeher der Lieblingssee der Tedeschi,<br />
Goethe war vor mehr als zwei Jahrhunderten<br />
hier und wurde – in fast jedem Reiseführer<br />
ist es nachzulesen – um ein Haar als<br />
Spion verhaftet. Damals verlief die Grenze<br />
zwischen Österreich und Italien quer über<br />
den See, später war’s dann auch die Alpenfront.<br />
Mancher Ort am Lago hatte noch keinen<br />
Straßenanschluss, wozu auch, übers<br />
Wasser ging’s leichter, billiger. Oliven und<br />
Zitronen fanden auch so ihren Weg auf den<br />
Markt in Verona und Zigaretten ihre Abnehmer<br />
jenseits der Grenze. Heute reicht das<br />
Staatsgebiet Italiens bis hinauf zum Brenner,<br />
und das Wasser steht dem Land bis zum<br />
Hals. An diesem sonnigen Fast-Sommertag<br />
stört das in Malcèsine niemanden, Bella<br />
Italia mag perdu sein – Hauptsache, das<br />
Geschäft boomt. Auf der Hauptstraße, die<br />
mitten durch den Ort verläuft, staut sich der<br />
Verkehr, nur ein paar Rennradler kommen<br />
noch einigermaßen voran, aber bloß, weil<br />
sie Kopf und Kragen riskieren. An der Piazza<br />
vor dem Supermarkt hat’s gekracht, Blechschaden,<br />
Schuld ist natürlich niemand. Die<br />
Donna war aber auch zu schön: viel Bein,<br />
ein bisschen Textil und eine monumentale<br />
Sonnenbrille.<br />
Monti deserti<br />
Es ist heiß, stickig. Mücken umschwirren<br />
mich – Blutsauger! Ich wedle mit den Armen,<br />
bleibe an einem Ast hängen, Dornen<br />
bohren sich in die gerötete Haut. Ein bisschen<br />
Blut fließt, was die winzigen Viecher<br />
noch aufgeregter, noch gieriger macht. Der<br />
Weg, den ich verfolge, ist längst zu einer<br />
Spur geworden, die an Schwindsucht leidet,<br />
kaum mehr breiter als die roten Punkte auf<br />
meiner Wanderkarte. Ich übersteige einen<br />
umgestürzten Baum, versuche seine morschen<br />
Zweige von meinem Gesicht fernzuhalten,<br />
bleibe mit dem Rucksack hängen.<br />
Verdammt!<br />
Es hilft nichts, ich muss, ich will weiter. Eine<br />
richtige Machete wäre jetzt gefragt, so ein<br />
Ding wie Crocodile Dundee in seinen Filmen<br />
schwingt. Ich umgehe die nächste grüne Falle,<br />
entdecke einen Durchschlupf. Der Kamm<br />
scheint nur aus Steinen und stacheligem<br />
Grünzeug zu bestehen. Aus der Ferne garantiert<br />
ein malerischer Anblick, aber eben bloß<br />
aus der Ferne. Aber nicht mittendrin an einem<br />
heißen Tag. Ich atme tief durch, gönne<br />
24 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Etwas wackelige<br />
Brücke am Weg zum<br />
Monte Stigolo<br />
Wo heute nur noch<br />
Mauerreste stehen, wo<br />
die terrassierten Felder<br />
allmählich zuwachsen, war<br />
vor wenigen Generationen<br />
noch Leben.<br />
Blumenparadies <strong>Gardasee</strong>berge: Stengelloser Enzian<br />
mir eine kleine Pause und einen Schluck aus<br />
der fast leeren Sigg-Patrone.<br />
Wandern überm <strong>Gardasee</strong>. Eine Disziplin<br />
mit ein paar Tücken: verschwundene Wege,<br />
wuchernde Vegetation, eine vielfältige Tierwelt,<br />
von der winzigen, bösartigen Gattung<br />
der Culicidae bis zur giftigen Vipera ammodytes.<br />
Und kein Mensch weit und breit.<br />
Damit hatte ich allerdings gerechnet, meine<br />
Tour sollte ja in die Stille führen, weg vom<br />
See, von der Zivilisation, die sich oft so unzivilisiert<br />
benimmt. Allein sein in der Natur.<br />
Ein Hauch von Verfall<br />
Bei meinem Ausflug in die Einsamkeit bin<br />
ich an ein paar verfallenen Gebäuden vorbeigekommen.<br />
Ställe oder Überreste alter<br />
Militärbauten? Hier, im Hinterland des<br />
großen Sees, ein paar Kilometer nur vom<br />
Massentourismus, wird der Homo ludens<br />
zum Zeitreisenden, wandert er zurück in<br />
die Vergangenheit, Generationen, sogar<br />
Jahrhunderte weit. Wo heute nur noch<br />
Mauerreste stehen, wo die terrassierten<br />
Felder allmählich zuwachsen, war vor wenigen<br />
Generationen noch Leben, wurde<br />
gesät und geerntet, wurde gebaut, das Vieh<br />
auf die Weiden getrieben. Längst weht mehr<br />
als nur ein Hauch von Verfall durch die engen<br />
Gassen der alten Dörfer, die an steilen<br />
Hängen kleben, sich ans Leben klammern,<br />
buchstäblich, die nicht immer weiter abrutschen<br />
wollen.<br />
Sie sind Verlierer hier oben in den Bergen.<br />
Ein ganzes Leben Arbeit – und dann? Die<br />
Jungen gehen, erst nur zur Schule, dann zur<br />
Arbeit und schließlich bleiben sie ganz weg.<br />
Die Dörfer veröden, sterben nach und nach,<br />
das leichtere Leben lockt, der Bauer wird<br />
Arbeiter, er buckelt nicht mehr am Feld,<br />
sondern in der Fabrik. Manche pendeln zwischen<br />
Berg und Tal, mögen nicht loslas-<br />
Alte Kriegsstollen am Corno<br />
Fotos: Eugen Hüsler<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 25
Zwischen den Olivenbäumen blüht<br />
der rote Mohn; am Weg zur Einsiedelei<br />
des heiligen Benigno<br />
Wandern überm <strong>Gardasee</strong>.<br />
Eine Disziplin mit ein<br />
paar Tücken: verschwundene<br />
Wege, wuchernde<br />
Vegetation, eine vielfältige<br />
Tierwelt<br />
sen, und ein paar Idealisten, des Stadtlebens<br />
überdrüssig, suchen auf den Bergen das, was<br />
sie <strong>für</strong> ein gutes, das richtige Leben halten.<br />
Ich suche den Weg, und dabei wird meine<br />
Liebe zum großen See des Südens und vor allem<br />
zu seinen Bergen auf die Probe gestellt.<br />
Mittlerweile hat sich die Sonne hinter einen<br />
weißen Vorhang verzogen, am Monte Baldo<br />
hängen die Wolken, bleiernes Licht liegt<br />
über der Landschaft. Es raschelt im Gehölz<br />
– eine Schlange? Dann: ein roter Punkt,<br />
bestimmt nicht absichtslos vor längerer Zeit<br />
an einen Baum gepinselt. Bin ich richtig? Es<br />
scheint fast, denn nur wenig später verwandelt<br />
sich meine Minispur in eine solide Trasse.<br />
Eine Straße, offensichtlich <strong>für</strong> schwere<br />
Fahrzeuge geplant, einst zwei Meter breit,<br />
jetzt auf Pfadformat zugewachsen.<br />
Strada del Tremalzo<br />
Der Krieg. Er ist verantwortlich <strong>für</strong> ein Straßen-<br />
und Wegnetz am <strong>Gardasee</strong>, das Biker<br />
in helle Verzückung versetzt. Manche der<br />
Strecken sind absolute Klassiker, die muss<br />
man ganz einfach gemacht haben. Wie beispielsweise<br />
die Tremalzo-Route.<br />
Ach ja, lang ist’s her, und »Mountains« gab’s<br />
zwar schon seit einer Ewigkeit, nicht aber<br />
die passenden Räder dazu, die mit den dicken,<br />
griffigen Stollen. Mein Rennrad hatte<br />
acht Gänge, nicht ganz so schmale Reifen,<br />
wie es heute üblich ist, und die Lederschuhe<br />
fixierte man mit Lederriemchen an den Pedalen.<br />
Achtzehn war der Schlacks aus Zürich<br />
gerade, zäh und voller Energie. Hinauf! Das<br />
ließ sich auf dem Asphalt der Ponalestraße<br />
gut an, und auch die Serpentinen der feinen<br />
Sandstraße zum Tremalzo bereiteten kaum<br />
Probleme. Querrillen in den Kehren, da<br />
fährst du ganz außen, und nur wenige Löcher,<br />
kaum grober Schotter. Hinter dem Pass<br />
geht’s dann nicht etwa bergab (wie man meinen<br />
würde), sondern noch ein ganzes Stück<br />
durch die Südhänge des Monte Tremalzo<br />
bergan zum Scheiteltunnel an der Bocca di<br />
Val Marza. Der ist zwar nicht besonders lang,<br />
aber schon ziemlich alt – Baujahr 1915 –<br />
und lange kaum mehr unterhalten. Nicht<br />
zu übersehen, dass ein Teil der Tunneldecke<br />
heruntergebrochen war und die Fahrbahn<br />
blockierte. Was tun? Tja, was Mountainbiker<br />
ein halbes Jahrhundert später in solchen<br />
Fällen auch tun: das Rad schultern und oben<br />
drüber. Das klappte ohne Probleme – die<br />
lange Abfahrt nach Tremòsine konnte beginnen.<br />
Sie erwies sich dann als echter Härtetest,<br />
<strong>für</strong> mein Rennrad wie <strong>für</strong> mich. Beides<br />
wurde gnadenlos durchgeschüttelt auf<br />
dem mehr als nur holperigen Untergrund,<br />
und einmal landete ich sogar in dem Geröll.<br />
Für die faszinierende Kulisse mit ihren Felsnadeln<br />
und tiefen Abgründen hatte ich da<br />
keinen Blick; meine ganze Konzentration<br />
galt dem wilden Trail. Den Seufzer, den ich,<br />
drunten im Flachen angekommen, tat, hat<br />
man wohl noch in Torbole gehört, und als<br />
ich wieder auf Asphalt dahinrollte, kam mir<br />
das geradezu paradiesisch vor. Die Rückfahrt<br />
nach Riva absolvierte ich dann teilweise im<br />
Stehen, weil mir das Kreuz und der Hintern<br />
so scheußlich weh taten…<br />
Italien-Monsun<br />
Es grummelt. Vernehmlich. Der Monte Pizzocolo<br />
(1581m) hat sich mittlerweile eine<br />
Mütze aufgesetzt, und das verheißt nichts<br />
Gutes. Denn der Alpenrandberg über Salò<br />
gilt bei den Einheimischen als Wetterzeiger.<br />
Unwillkürlich gehe ich schneller, der Pfad<br />
lässt es mittlerweile auch zu. Der Weg zurück<br />
ist noch recht weit, und dazu – das hat<br />
mir die Karte verraten – mit einer Gegensteigung<br />
gewürzt. Die Kamera verschwindet<br />
schon mal im Rucksack. Endlich stehe ich<br />
am Wendepunkt der Route, biege ein in die<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Bergsturzgelände<br />
über dem <strong>Gardasee</strong><br />
Den Monte Cadria<br />
besteigt man über<br />
alte Kriegswege.<br />
Fotos: Eugen Hüsler<br />
Blick auf die Berge über<br />
dem Brescianer Westufer<br />
Unwetter, sondern ein Traktor. Unter dem<br />
Verdeck schaut ein freundliches Gesicht<br />
hervor, fragend. Ich nehme die Einladung<br />
gerne an, ziemlich müde gelaufen bin ich ja<br />
auch, und so rattert der Fiat, Baujahr 1955,<br />
mit seiner Bagage hinauf und zurück zum<br />
Parkplatz, wo mein Auto steht. Er hat viel zu<br />
erzählen, der Bauer aus dem Valvestino, ich<br />
verstehe höchstens die Hälfte, was an überschaubaren<br />
Sprachkenntnissen, aber auch<br />
an seinem Dialekt liegt und daran, dass der<br />
alte Traktormotor einen ziemlichen Lärm<br />
verursacht.Natürlich lade ich Francesco<br />
dann zu einem Bier ein, in der Trattoria oben<br />
am Pass. Da muss ich dann auch noch einen<br />
Grappa kippen, und noch einen. Salute! Salute,<br />
Eugenio! Das bleibt nicht ganz ohne<br />
Wirkung. Fast hätte ich meinen Rucksack<br />
vergessen und den Autoschlüssel fand ich<br />
erst nach längerem Herumsuchen, genau so<br />
wie das Türschloss…<br />
holperige Fahrspur. Eine halbe Stunde später<br />
gießt es so, wie es in den Alpen nur ein<br />
Italien-Monsun kann: aus Kübeln. Ich habe<br />
Glück, finde rechtzeitig unter einem Felsen<br />
Schutz. Schaue zu, wie aus einem Rinnsal,<br />
das die Straße quert, in wenigen Minuten<br />
ein ahnsehnlicher Bach wird, dessen braune<br />
Brühe talwärts schießt. Dazu genieße<br />
ich eine fulminante Licht-Ton-Show: Blitze<br />
im Stakkato, Krachen und Grollen. Infernalisch.<br />
Bis es dann mit einem Mal nur noch<br />
regnet. Das Gewitter zieht ab über den See,<br />
und dann: ein erster Sonnenstrahl. Ich warte<br />
noch kurz, denke daran, dass auf ein erstes<br />
auch noch ein zweites Gewitter folgen kann<br />
– also los! Dann knattert es hinter mir. Kein<br />
In einer anderen Welt<br />
Alles erfunden, ganz ehrlich. Geregnet<br />
hat’s und zwar ordentlich, aber niemand<br />
hat mich am Weg aufgelesen, und zu trinken<br />
gab’s auf der Alm nur Wasser. Die Fahrt<br />
hinab zum See und auf der »Gardesana occidentale«<br />
nach Norden verlief ohne Zwischenfälle.<br />
Kaum Verkehr, und es dämmerte<br />
bereits. Da wurde mir erst klar, wie lange ich<br />
unterwegs gewesen war, per pedes und ganz<br />
allein. Und dass mir unterwegs keine einzige<br />
Menschenseele begegnet war, nur der Geist<br />
eines Bauern. So nah am <strong>Gardasee</strong> – und<br />
doch in einer anderen Welt. Eine kleine, alpine<br />
Weltreise, wieder einmal.<br />
Auf der Höhe von Malcèsine halte ich kurz<br />
an, schaue übers Wasser. Drüben gehen die<br />
Lichter an, und rund um die Scaligerburg<br />
wird’s jetzt wohl auch ruhig sein. Ruhig<br />
schon, aber nicht so still wie auf meiner<br />
Haute Route. Ich zupfe ein paar Dornen vom<br />
Leibchen, muss dabei unwillkürlich lächeln:<br />
der späte Gruß vom Berg.<br />
◀<br />
Auch mit Kindern gibt es viele schöne Touren rund<br />
um den <strong>Gardasee</strong>. Eine davon stellen wir Ihnen auf<br />
Seite 78 vor.<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 27
TOUREN<br />
10 Wege <strong>für</strong> Abenteuerlustige und <strong>Entdecker</strong><br />
Ungewöhnliche Wanderungen mit fantastischen See-Blicken: Zehn Top-Touren auf teils verwegenen<br />
Pfaden führen Sie mitten hinein in die <strong>Gardasee</strong>berge.<br />
1 Monte Altissimo di Nago<br />
(2079 m)<br />
▶ schwierig 5½ Std.<br />
900 Hm ––<br />
Charakter: Auf verwegenen Pfaden<br />
auf den Altissimo. Wegsuche in<br />
der Westfl anke des Berges, extrem<br />
mühsamer Anstieg durch den Geröllschlauch<br />
des Val Cantone<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Prati di<br />
Nago (1310 m); Parkmöglichkeit in<br />
der Nähe der Kapelle<br />
Anfahrt: Anfahrt von Nago auf<br />
asphaltierter Straße, 12 km<br />
Route: Auf einer Forstpiste etwa<br />
1,5 km fl ach in die Westfl anke des<br />
Altissimo, dann links (rote Punkte)<br />
aufwärts, teils auf Bändern, zuletzt<br />
mit Zwischenabstieg ins Val Cantone.<br />
Mühsam (Teleskopstöcke!) hinauf<br />
zum Ansatzpunkt des Grabens und<br />
rechts auf den Südwestrücken des<br />
Altissimo. Dem markierten Wanderweg<br />
folgend zur alten Militärstraße<br />
und mit ihr auf den Altissimo. Abstieg<br />
nordseitig auf der Mulattiera zu den<br />
Prati di Nago<br />
Einkehr: Rifugio Altissimo (2060 m)<br />
am Gipfel<br />
2 Monte Creino (1292 m)<br />
▶ mittel 4¼ Std.<br />
1060 Hm +12 J.<br />
Charakter: Langer, aber interessanter<br />
Aufstieg zum abgefl achten Gipfel<br />
des Monte Creino mit seinen großen<br />
Gemüseäckern. Unterwegs alte Stellungen,<br />
packende Tiefblicke<br />
Ausgangspunkt: Nago (220 m)<br />
Endpunkt: Chienis (975 m),<br />
Busverbindung mit Nago bzw. dem<br />
<strong>Gardasee</strong><br />
Anfahrt: Nago liegt an der Straße<br />
von Rovereto nach Torbole.<br />
Route: Von Nago mit rot-weißen<br />
Markierungen steil hinauf zum<br />
Dorsale Tre Croci (Schautafel,<br />
Bank), dann querend zum Busa dei<br />
Capitani. Weiter in Schleifen bergan,<br />
eine Forstpiste querend. Vorbei an<br />
alten k. u. k. Stellungen, immer in der<br />
Nähe der Geländekante bergan zur<br />
verfallenen Malga Flavi (922 m). Nun<br />
auf einer Straße zum Straßenpass<br />
von Santa Barbara (1168 m). Hier<br />
rechts auf Güterwegen in moderater<br />
Steigung zum Gipfel mit bezaubernder<br />
Aussicht. Ostseitig auf markiertem<br />
Weg hinab nach Chienis<br />
Einkehr: Santa Barbara, Chienis<br />
3 Sentiero dell’Anglone<br />
(507 m)<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
410 Hm +10 J.<br />
Charakter: Spannende kleine<br />
Runde am Steilabbruch der<br />
Coste dell’Anglone mit originellen<br />
gesicherten Passagen im Auf- und<br />
Abstieg. Kleines Freilichtmuseum<br />
mit Picknickplatz am Weg (Waldarbeit).<br />
Kinder ans kurze Seil oder mit<br />
Klettersteigset<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Dro (122<br />
m), Parkplatz bei der Sportanlage.<br />
Anfahrt: Dro liegt ein paar Kilometer<br />
nördlich von Arco an der Hauptstraße<br />
nach Trento.<br />
Route: In Dro über die Sarca, dann<br />
rechts fl ach zum Beginn des Anstiegs.<br />
Teilweise gesichert über Felsstufen<br />
auf die Waldterrasse, anschließend<br />
links (Tafel) in leichtem Auf und Ab<br />
zum Picknickplatz. 20 Min. weiter<br />
Weggabelung: links über den »Sentiero<br />
degli Scaloni« (lange Stiegen,<br />
Drahtseile) wieder hinunter zum<br />
Wandfuß und an der Sarca entlang<br />
zurück nach Dro<br />
Einkehr: Nur in Dro<br />
4 Monte Cadria (2254 m)<br />
▶ schwierig 6½ Std.<br />
1350 Hm +14 J.<br />
Charakter: Recht lange Gipfeltour<br />
mit felsigen Passagen im Gipfelbereich.<br />
Bis zur Malga Vies steile<br />
Güterstraße, dann alte Kriegspfade.<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Kleiner<br />
Parkplatz im Valle dei Molini (930 m)<br />
Anfahrt: Von Riva zum Lago di Ledro,<br />
dann rechts ins Valle dei Concei.<br />
Knapp einen Kilometer hinter dem<br />
Flecken Lenzumo links ins Mühlental<br />
Route: Auf der Sandstraße sehr steil<br />
hinauf zur Malga Vies (1556 m).<br />
Weiter auf steinigem Pfad über eine<br />
Geländestufe in den weiten Boden<br />
der Malga Cadria (1914 m). Hier<br />
rechts im Zickzack auf den Südgrat<br />
und an ihm, teilweise etwas luftig,<br />
zum Gipfel mit großem Kreuz. Abstieg<br />
westseitig in die Talmulde und hinaus<br />
zur Malga Cadria. Auf dem Anstiegweg<br />
zurück ins Valle dei Molini<br />
Einkehr: Keine<br />
5 Monte Stigolo (1699 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1000 Hm +12 J.<br />
Charakter: Gipfelrunde an der<br />
Grenze zu Judikarien mit steilem<br />
Finale. Vom (einst befestigten) Gipfel<br />
zauberhafter Blick auf den Idrosee.<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Tiarno di<br />
sopra (749 m); Parkplätze im Ort<br />
Anfahrt: Von Riva zum Ledrosee und<br />
weiter Richtung Bréscia bis Tiarno<br />
di sopra<br />
Route: Von der Ortsmitte auf einer<br />
Straße ins waldreiche Valle Sacche.<br />
Im Talschluss steil hinauf zum<br />
Passo di Rango (1304 m), dann<br />
links hinauf zum Grat. Nun in spannender,<br />
teilweise felsiger Querung<br />
weiter zur Sella nord del Monte<br />
Spigolo (1503 m) und zunehmend<br />
steiler, zuletzt unangenehm rutschig<br />
(Laub) zum Gipfel. Zurück zur<br />
Sella nord, dann spitzwinklig rechts<br />
zum Ostgrat und an ihm hinab zur<br />
Malga Stigolo (1271 m). Auf dem<br />
alten Almweg hinunter ins Tal und<br />
mit der Hauptstraße zurück nach<br />
Tiarno di sopra<br />
Einkehr: Nur in Tiarno di sopra<br />
6 Il Corno (1729 m)<br />
▶ schwierig 6½ Std.<br />
1200 Hm +15 J.<br />
Charakter: Recht abenteuerliche<br />
Kammüberschreitung westlich über<br />
dem Lago di Ledro mit ein paar<br />
Kletterstellen (I) und zwei gesicherten<br />
Passagen. Steiler Zustieg zuerst auf<br />
Zement. Nur bei trockenem Wetter<br />
gehen (Steilgras)!<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Wochenendhäuser<br />
von Pur über dem Westufer<br />
des Ledrosees. Hier beschränkte<br />
Parkmöglichkeit (ca. 820 m)<br />
Anfahrt: Von Riva zum Lago di Ledro,<br />
dann auf der Süduferstraße zur<br />
erwähnten Siedlung und hinauf bis zu<br />
den obersten Häusern<br />
Route: Zunächst auf zementiertem<br />
Fahrweg steil bergan, dann auf einer<br />
alten Mulattiera zur Kapelle San<br />
Martino (1228 m). Sanft steigend<br />
weiter zur Bochet de la Spinera<br />
(1320 m), dann steil hinauf gegen<br />
die Südfl anke des Corno und in<br />
die Scharte (1654 m) in seinem<br />
Rücken. Rechts kurz zum Gipfel,<br />
links in anregendem Auf und Ab am<br />
Kamm entlang, mehrere Türmchen<br />
überschreitend bzw. umgehend. Aus<br />
der Bochet de Casèt (1608 m) auf<br />
einer Schotterpiste bergab gegen<br />
die Malga Giù, in einer Kehre links<br />
ab und fl ach zurück zur Bochet de la<br />
Spinera. Auf dem Anstiegsweg zurück<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
zum Ausgangspunkt<br />
Einkehr: Keine<br />
7 Cima della Nara (1376 m)<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
970 Hm +12 J.<br />
Charakter: Aussichtsreiche Kammüberschreitung<br />
mit einigem Auf und<br />
Ab. Überall Reste alter Kriegsstellungen,<br />
herrliche Aussicht auf den<br />
<strong>Gardasee</strong><br />
Ausgangs- und Endpunkt: Pregàsina<br />
(532 m); Parkmöglichkeit am Ortseingang<br />
Anfahrt: Von Riva ins unterste Val<br />
di Ledro, dann rechts ab und durch<br />
einen längeren Tunnel nach Pregàsina<br />
Route: Vom Ort auf einer Sandstraße,<br />
zuletzt auf einem Fußweg in die Passo<br />
Rocchetta (1159 m). Am Monte<br />
Guil zweigt spitzwinklig die Kammroute<br />
ab. Sie läuft über die Cima della<br />
Nara, senkt sich dann in die Bocca di<br />
Lè (806 m). Hier rechts und hinunter<br />
nach Pregàsina<br />
Einkehr: Nur in Pregàsina<br />
8 Rund um den Monte Zenone<br />
▶ mittel 5¼ Std.<br />
840 Hm +10 J.<br />
Charakter: Alm- und Kriegswege im<br />
Hinterland von Tremòsine. Trittsicherheit<br />
unerlässlich, spärliche Markierungen.<br />
Tolle Aussicht auf den Monte<br />
Baldo und den <strong>Gardasee</strong><br />
Ausgangs- und Endpunkt: Straßengabelung<br />
am Eingang ins Valle San<br />
Michele; kleiner Parkplatz (632 m)<br />
Anfahrt: Von Limone bergan zu dem<br />
Hochplateau von Tremòsine, dann<br />
via Vesio zur Mündung des Valle San<br />
Michele<br />
Route: Etwa 300 Meter taleinwärts,<br />
dann rechts ab und auf der alten<br />
Militärstraße bergan zu einer Scharte<br />
(966 m). Unmarkiert und sanft<br />
steigend über dem Val Bondo dahin.<br />
Oberhalb der Lichtung von Piazzolo<br />
links und steil hinauf zur Bocca delle<br />
Volte (1352 m). Gleich dahinter stößt<br />
man auf die alte Kriegsstraße, die<br />
das Massiv des Monte Zenone auf<br />
seiner Westseite quert. Auf ihr zurück<br />
zur erwähnten Scharte und hinunter<br />
ins Valle San Michele<br />
Einkehr: Keine<br />
9 Monte Caplone (1976 m)<br />
▶ schwierig 7 Std.<br />
1080 Hm ––<br />
Kammüberschreitung: auf dem Weg zum Passo Rocchetta<br />
Charakter: Große Gipfeltour,<br />
Überschreitung des langgestreckten<br />
Costone-Grates mit viel Unterholz,<br />
Steilgras und leichten Kletterstellen<br />
(I). Orientierung nicht einfach, da<br />
kaum markiert<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />
beim Rifugio Cima Rest (1205 m)<br />
Anfahrt: Von Gargnano am Westufer<br />
des <strong>Gardasee</strong>s ins Val Vestino, am<br />
großen Stausee vorbei und hinauf<br />
zum Rifugio Cima Rest<br />
Route: Auf teilweise betoniertem<br />
Fahrweg zur Malga Alvezza (1266 m),<br />
an der Verzweigung rechts, allmählich<br />
an Höhe verlierend, ins Valle di Campei<br />
zuletzt wieder ansteigend zum<br />
Passo della Puria. Kurz zuvor zweigt<br />
links spitzwinklig ein alter Militärweg<br />
ab, der in Schleifen am Costone-<br />
Kamm ansteigt, dann endet. Einer<br />
dünnen Spur folgend mit einigem<br />
Auf und Ab um die Cima Bus de Balì<br />
(1735 m) herum und über steile,<br />
steinige Grashänge hinauf zum Gipfel<br />
des Monte Caplone mit großem Panorama.<br />
Kurz nordseitig hinab zu einer<br />
alten Kriegsstraße mit ihr bis in die<br />
Südfl anke der Cima Tombea, dann<br />
nach Süden hinunter in den Wald<br />
und zurück zum Anstiegsweg bzw. zur<br />
Malga Alvezza<br />
Einkehr: Rifugio Cima Rest<br />
10 San Benigno e Caro<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
800 Hm +10 J.<br />
Charakter: Überwiegend schattige<br />
Rundwanderung über dem Ostufer<br />
des <strong>Gardasee</strong>s. Der Weg führt durch<br />
schöne Olivenhaine bei Cassone;<br />
eine malerische Kulisse umgibt die<br />
ehemalige Einsiedelei der heiligen<br />
Benigno und Caro.<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Cassone<br />
(85 m) am Ostufer des <strong>Gardasee</strong>s.<br />
Parkplätze an der Hauptstraße und<br />
im Ort<br />
Anfahrt: Von Torbole auf der »Gardesana<br />
Orientale« via Malcèsine nach<br />
Cassone<br />
Route: Von der Pfarrkirche auf der<br />
Straße kurz nordwärts, dann auf<br />
steilem Fahrweg durch die Olivenhaine<br />
bergan. Hinter der Malga<br />
Fiabio (721 m) rechts zur Porta del<br />
Vescovò (ca. 880 m) und um den<br />
Graben des Valle dei Molini herum<br />
zum Wallfahrtskirchlein (830 m). Auf<br />
einer alten Mulattiera hinunter nach<br />
Cassone<br />
Einkehr: Keine<br />
Foto: Manfred Kasper<br />
■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />
WELCOME OUTDOORS.<br />
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leichte, reiß- und abriebfeste<br />
Materialien<br />
Kontaktrücken-Tragesys tem<br />
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Made in Germany<br />
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AUF TOUR<br />
Von Goethe bis Che<br />
Arco; Mekka des Sportkletterns nördlich<br />
des <strong>Gardasee</strong>s. War einst der<br />
Wintersitz des österreichischen Kaiserhofs<br />
mit wenigen Touristen. Entwickelte<br />
sich später zum Ganzjahresziel des Kletteradels<br />
und -fußvolks mit entsprechend<br />
vielen Touristen. Trotzdem grandios.<br />
Bavaria; ganz und gar unwürdiger Name<br />
<strong>für</strong> den hässlichsten Campingplatz<br />
der an hässlichen Campingplätzen<br />
nicht armen <strong>Gardasee</strong>region. Liegt<br />
völlig unbayrisch direkt am See in Riva del<br />
Garda.<br />
Conti, das; Szenebar in Arco, auch bekannt<br />
unter »bei Pio«. Treffpunkt <strong>für</strong><br />
all jene, die ein 7000-Euro-Carbonbike<br />
von Rotwild vor den Tischen parken<br />
oder den Achter schon zum Frühstück rotpunkten.<br />
Trotzdem nett.<br />
Dro, Marocche di; Name einer Mondlandschaft<br />
nördlich von Arco. Vor<br />
Jahrtausenden durch einen Bergsturz<br />
entstandener Beweis da<strong>für</strong>, was passieren<br />
kann, wenn Steine ins Rollen kommen.<br />
Engelstraverse, die (deutsch <strong>für</strong> Traversata<br />
degli Angeli); seit 1976 von<br />
tausenden Schuhsohlen blankpolierter<br />
Foto-Hotspot am Klettersteigklassiker<br />
Via attrezzata Monte Albano bei Mori.<br />
Teuflisch speckig.<br />
Fahrrad, das; gibt es am <strong>Gardasee</strong> nur<br />
noch beim Antiquitätenhändler.<br />
Wurde in den 1980ern durch das<br />
Mountainbike ersetzt.<br />
Goethe, Johann Wolfgang von; war<br />
1786 als Namensgeber eines Platzes<br />
in Torbole lange vor allen Mountainbikern,<br />
Surfern und Freeclimbern als<br />
Trendsetter zu Gast am <strong>Gardasee</strong>. Kein<br />
Freund der Anglizismen. Ließ lieber Worte<br />
als Taten am Fels sprechen.<br />
Heinrich Mann; noch so ein Schriftsteller,<br />
der lange nach Goethe, aber<br />
lange vor den Freeclimbern, Surfern<br />
und Mountainbikern nach Riva del Garda<br />
reiste. Ließ sich ebenfalls von den Bergen<br />
inspirieren.<br />
Idrosee, der; kleiner Bruder des <strong>Gardasee</strong>s<br />
mit weniger Fläche, weniger Wasser<br />
und noch viel weniger Hotels. Hat da<strong>für</strong><br />
auch weniger Touristen.<br />
Jahressonnenscheindauer, die; liegt<br />
laut Volksmund und diversen Publikationen<br />
am <strong>Gardasee</strong> durchschnittlich<br />
bei etwa 2000 Stunden, was sich viel anhört,<br />
aber gar nicht so viel ist. In München<br />
scheint die Sonne gut 1700 Stunden, in<br />
Palma de Mallorca beinahe 3000 Stunden<br />
pro Jahr.<br />
Limone; 1. Zitrusfrucht; 2. Ort am Westufer<br />
des <strong>Gardasee</strong>s, der sich nicht von<br />
Zitrone ableitet, sondern von limes<br />
(Grenze). Einst Endpunkt der Republik Venedig,<br />
heute die inoffizielle Demarkationslinie<br />
zwischen den Bergfexen im Norden<br />
und den Flachlandurlaubern im Süden.<br />
Massone; das wahrscheinlich bekannteste<br />
Klettergebiet am <strong>Gardasee</strong>,<br />
nein, ganz Italiens, ach was,<br />
von Europa, quatsch: weltweit. Wer daran<br />
zweifelt sollte die Ecke mal an einem sonnigen<br />
Maisonntag besuchen.<br />
Nunatak; Fachbegriff <strong>für</strong> einen aus der<br />
Eisoberfläche ragenden Berg, was die<br />
Spitze des weithin sichtbaren Monte<br />
Baldo östlich des <strong>Gardasee</strong>s während der<br />
letzten Eiszeit getan hat. Erstaunlicherweise<br />
ist es heutzutage häufig genau andersrum:<br />
oben eisig, unten grün.<br />
Österreich-Ungarn; bis ins Jahr 1918<br />
Territorialmacht des nördlichen<br />
<strong>Gardasee</strong>-Teils, der heute zwar zum<br />
italienischen Staatsgebiet zählt, von April<br />
bis Oktober allerdings fest in deutscher<br />
Hand ist.<br />
Pater, der; ehemaliger Theologiestudent,<br />
der mit bürgerlichem Namen<br />
Hans-Martin Götz heißt. Betreibt als<br />
Urgestein der Kletterszene unter anderem<br />
das Arco-Guesthouse, wohin man nicht<br />
zwingend Bibel und Rosenkranz, unbedingt<br />
aber Seil und Wein mitbringen sollte.<br />
Qual, die; grundlegendes Prinzip <strong>für</strong><br />
viele Aktivitäten im nördlichen Teil<br />
des <strong>Gardasee</strong>s. Wer ganz ohne selbige<br />
auskommt, hat etwas falsch gemacht.<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Die <strong>Gardasee</strong>-Saison steht vor der Tür. Höchste Zeit, um einige<br />
Begriffe klarzustellen. Ein Glossar von Dominik Prantl<br />
Rockmaster, der; seit 1987 jährlich<br />
ausgetragener und trotz seines immer<br />
noch relativ jungen Alters inzwischen<br />
legendärer Kletter-Wettkampf.<br />
Gilt als inoffizielle Weltmeisterschaft.<br />
S<br />
S240; stark beanspruchte Straße<br />
von Torbole zur Autobahn-Anschlussstelle<br />
Rovereto. Leidet vor<br />
allem nach längeren Wochenenden an<br />
akuter Verstopfung.<br />
Teroldego, der; autochthone Rebsorte,<br />
die besonders nach einem ausgiebigen<br />
Bergprogramm leider viel zu gut<br />
ist, um Finger und Lippen davon zu lassen.<br />
Schmeckt nicht nur in geringen Mengen.<br />
Underground; Name einer Kletterroute,<br />
die noch immer als eine der<br />
schwersten Italiens gilt. Hängt so<br />
stark über, dass Kletterer auf 25 Klettermetern<br />
nur fünf Höhenmeter überwinden.<br />
Wurde bislang erst von acht Menschen<br />
bezwungen.<br />
Via Ferrata Ernesto Che Guevara; alles<br />
überragender Klettersteig am Monte<br />
Casale unweit des Ortes Pietramurata.<br />
Nicht sonderlich schwer, aber mit 1400<br />
Höhenmetern etwas <strong>für</strong> Guerillakämpfer<br />
mit langem Atem.<br />
Wind, der; häufiger Gast am <strong>Gardasee</strong>,<br />
der je nach Tageszeit aus den<br />
unterschiedlichsten Richtungen<br />
daherkommt und neben frischer Luft so<br />
wunderliche Namen wie Ora, Pelér, Ponale<br />
oder Fassanella trägt.<br />
X; Symbol im Klettertopo <strong>für</strong> Bohrhaken.<br />
Taucht in <strong>Gardasee</strong>-Kletterführern<br />
überdurchschnittlich oft auf.<br />
Yuji Hirayama; japanischer Sportkletterer.<br />
Gewann 1991 das ▶Rockmaster<br />
und beging höchstwahrscheinlich<br />
als erster die Route ▶Underground.<br />
Der lebende Beweis, wie wunderbar international<br />
die Ecke seit ▶ Johann Wolfgang<br />
von Goethe, ▶Heinrich Mann und ▶<br />
Österreich-Ungarn geworden ist.<br />
Zollhaus, das; Reste der ehemaligen<br />
Grenze zwischen ▶Österreich-<br />
Ungarn und Italien aus Zeiten der<br />
k.u.k.-Monarchie. Befindet sich heute auf<br />
einer Mole des Hafenbeckens und markiert<br />
die Grenze zwischen Berg- und Wassersportlern.<br />
Fotos: Carlo Baroni (2), Lucio Tonina, Marco Simonini (2) / Fototeca Trentino Sviluppo
AUF TOUR<br />
Entdeckungen am neuen Alpe-Adria-Trail<br />
Vom Glockner<br />
Die Idee ist bestechend: aus dem Hochgebirge<br />
ganz allmählich zum Meer zu wandern<br />
und dabei zwei Ländergrenzen zu<br />
überschreiten. In Kärnten beginnt der im<br />
Sommer 2012 eröffnete Alpe-Adria-Trail<br />
und endet nach 700 Kilometern bei Muggia<br />
naheTriest am Meer. Eine Annäherung.<br />
Von Sandra Zistl<br />
Fotos: Daniel Zupanc, Marco Milani<br />
Die Dialektik ist ein Mittel der Rhetorik.<br />
Über These und Antithese<br />
führt sie zur Synthese, zum Verständnis.<br />
Wer hätte gedacht, dass<br />
diese Methode ausgerechnet an<br />
einem Ort ihre Berechtigung finden würde,<br />
an dem wenig oder nichts gesprochen wird:<br />
auf dem Gipfel eines Berges. Doch manchmal<br />
hilft es eben, sich den Dingen über ihr<br />
Gegenteil zu nähern und sie dadurch besser<br />
zu begreifen.<br />
Der Alpe-Adria-Trail, ein neu konzipierter<br />
Weitwanderweg, führt in 43 Etappen von<br />
der Franz-Josefs-Höhe (2362 m) gegenüber<br />
des Großglockner (3798 m) bis zum Meer.<br />
Auf 700 Kilometern und über etwa 23 000<br />
Höhenmeter schlängelt er sich zunächst<br />
durch die Berg- und Seenwelt Kärntens,<br />
begleitet dann den slowenischen Gebirgsfluss<br />
Soca in seinem mäandernden Verlauf<br />
Richtung Südosten, und lässt diesen nur im<br />
Stich, um über slowenische und norditalienische<br />
Kirsch- und Weingärten den direkten<br />
Weg Richtung Adria einzuschlagen. Hochalpines<br />
Gelände und Gipfel lässt er bewusst<br />
32 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13
Noch ein letzter<br />
Blick zurück von<br />
der Moharalm ins<br />
Glocknermassiv,<br />
bevor der Alpe-<br />
Adria-Trail das<br />
Mölltal in Richtung<br />
moderaterer Klimazonen<br />
verlässt.<br />
ans Meer<br />
seitlich liegen zugunsten der Gemütlichkeit.<br />
These: Vom Gletscher über Bäche, Seen,<br />
einen Fluss Richtung Meer ist Wasser der<br />
ständige Begleiter auf dem Alpe-Adria-Trail.<br />
Antithese: Der Gipfel des Mohar (2604 m) –<br />
abseits der Hauptroute, ohne Wasser, da<strong>für</strong><br />
voller Steine und Felsen – ist der ideale Ort,<br />
um die Dimension dieses Weges zu begreifen.<br />
Denn wer, gestartet am Großglockner,<br />
am Morgen des dritten oder vierten Tages<br />
diesen kleinen Schlenker in Kauf nimmt,<br />
steht höher als der höchste Punkt des gesamten<br />
Trails und hat sowohl den Großglockner<br />
im Blick als auch freie Sicht über Kärnten<br />
hinweg gen Adria. Der Mohar ist laut Karte<br />
kein Bestandteil des Weitwanderweges.<br />
Doch die Synthese lautet: Er ist das Dach des<br />
Alpe-Adria-Trails. Hier, von oben, wird die<br />
reizvolle Idee, von den Bergen bis zum Meer<br />
zu wandern, optisch manifest.<br />
Da ist sie, die Adria (im<br />
Bild Schloss Duino):<br />
nach 43 Etappen, 700<br />
Kilometern und 23 000<br />
Höhenmetern<br />
Italien verspricht nachzuarbeiten<br />
Die neue Route führt auf bereits bestehenden<br />
Pfaden des Nationalparks Hohe Tauern<br />
von der kargen Landschaft oberhalb der<br />
05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 33
Vom kargen<br />
Bergland führt<br />
der Weitwanderweg<br />
hinab zu den<br />
Weinbergen bei<br />
Cividale in Friaul.<br />
Wasser ist der ständige<br />
Begleiter auf den Wegen des<br />
Alpe-Adria-Trails wie hier im<br />
Nationalpark Nockberge.<br />
Wo einst Krieg herrschte, verbindet heute ein<br />
gemeinsames Projekt Kärnten, Slowenien und<br />
die Region »Friaul-Julisch-Venetien«.<br />
Baumgrenze hinab zu Kirschen und Weinbergen.<br />
Sie durchquert dabei auch mehrere<br />
Kulturräume. Wo einst Krieg herrschte<br />
und dann lange Zeit ein nicht sichtbarer,<br />
aber undurchdringbarer Vorhang länderübergreifende<br />
Projekte unmöglich machte,<br />
verbindet heute ein gemeinsames Projekt<br />
Kärnten, Slowenien und die Region »Friaul-<br />
Julisch-Venetien«.<br />
Die Idee hatten die Kärntner, sie sind professionelle<br />
Selbstvermarkter ihrer Alpenregion.<br />
Wenn die Touristiker hier etwas in die Hand<br />
nehmen, dann richtig. So stammt nicht nur<br />
die Initiative <strong>für</strong> den Alpe-Adria-Trail aus<br />
der österreichischen Region, sondern hier<br />
ist auch dessen Infrastruktur bereits am<br />
weitesten fortgeschritten. In Kärnten wiesen<br />
im August 2012 kleine Schildchen alle<br />
Etappen aus, ebenso in Slowenien. In Italien<br />
hingegen suchte der Wanderer im Herbst<br />
desselben Jahres noch vergeblich nach den<br />
weißen Zeichen – und musste sich mühsam<br />
mit Hilfe topografischer Karten seinen<br />
Weg suchen.<br />
Doch das soll jetzt anders werden, versichert<br />
Sara Ehrlich von der zuständigen<br />
italienischen Tourismusvereinigung: »Mit<br />
Infrastruktur und Promotion waren wir hinterher«,<br />
gibt sie zu, »aber noch vor diesem<br />
Sommer wird die Beschilderung verbessert«,<br />
beteuert sie. »Und wir werden <strong>für</strong> fast alle<br />
Etappen einheitliche Start- und Zielstationen<br />
auf bauen.« Ein Teil der Kosten werde<br />
über EU-Gelder gedeckt. Allein <strong>für</strong> Marketing<br />
und Produktentwicklung könnten die<br />
drei Partner somit weitere 600 000 Euro in<br />
die Hand nehmen. »Es tut sich laufend was«,<br />
versichert auch Roland Oberdorfer von der<br />
Kärnten Werbung. Aktuell arbeiteten die<br />
Die restaurierte Knappenhütte in der Nähe<br />
des Schaustollens im Kar des »Blindis«<br />
INFO<br />
Wanderhotels<br />
Es gibt Kinderhotels, Anlagen nur <strong>für</strong><br />
Erwachsene sowie auf Radler, Skifahrer<br />
oder Motorradfahrer spezialisierte Häuser.<br />
Nur die Wanderer hielten Hoteliers lange<br />
Zeit <strong>für</strong> Gäste, die ohnehin ihr eigenes Ding<br />
durchziehen. Eckart Mandler ist der Mann,<br />
der Mitte der neunziger Jahre als Erster<br />
realisierte, dass darin Potential steckt.<br />
»Das Weitwandern hat sich immer mehr<br />
zum Trend entwickelt, genauso wie das<br />
Luxuswandern«, analysiert der ehemalige<br />
Hotelier aus dem Kärntener Dorf Irschen<br />
die Entwicklung. Wandern habe sich immer<br />
mehr zum Breitensport entwickelt und viele<br />
Gäste wüssten es zu schätzen, wenn sie<br />
nachts nicht ein Lager mit anderen Sportlern<br />
teilten, sondern nach einem Menü ins<br />
bequeme Bett eines Hotels fallen dürften.<br />
So wurde aus Mandlers Instinkt eine Marke<br />
und er zum Gründer und Geschäftsführer<br />
der Wanderhotels. Mittlerweile sind mehr<br />
als 70 Häuser in Österreich, Italien und<br />
Deutschland Mitglied des Verbandes.<br />
Voraussetzung da<strong>für</strong> ist, dass die Häuser<br />
bestimmte Qualitätsstandards erfüllen<br />
und an mindestens drei Tagen pro Woche<br />
geführte Touren anbieten. Auch die Ausrüstung<br />
sowie ein Hol- und Bringdienst werden<br />
gratis angeboten. Damit sich die Häuser<br />
nicht gegenseitig die Gäste wegschnappen,<br />
gilt ein Gebietsschutz: Im Umkreis von etwa<br />
20 Kilometern kann kein zweites Hotel<br />
Mitglied des Verbandes werden.<br />
Wanderhotels entlang des<br />
Alpe Adria Trails:<br />
• »Der Glocknerhof«, Heiligenblut,<br />
www.glocknerhof.info<br />
• »Ferienhotel Alber«, Mallnitz,<br />
www.ferienhotel-alber.at<br />
• »Heidi-Hotel Falkertsee«, Patergassen<br />
(Nockberge), www.heidi-hotel.at<br />
Übersicht über alle Wanderhotels:<br />
www.wanderhotels.com<br />
Fotos: Kärnten Werbung; Sandra Zistl; Turismo FVG; Lenarcic; MTG<br />
34 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13
Bereits der Blick<br />
verschafft Kühlung.<br />
Der Wanderer<br />
hat das Glück,<br />
bei Bedarf ins<br />
türkise Nass der<br />
Soca eintauchen<br />
zu können.<br />
Kärntner daran, die Geschichte der Region<br />
noch mehr in den Vordergrund zu stellen.<br />
Für Romantiker: Sonnenuntergang am<br />
Millstätter See.<br />
Eine Woche Arbeit – 150 Euro<br />
Vincent Gorgasser ist jemand, der lieber im<br />
Hintergrund wirkt und still seine Arbeit<br />
verrichtet. Dabei hätte der Bauer aus Heiligenblut<br />
das Potential, ein lebendiger kulturhistorischer<br />
Höhepunkt am Rande des Trails<br />
zu werden. Er beschränkt sich jedoch lieber<br />
darauf, fremden Wanderern freundlich zuzulächeln<br />
und sie weiterziehen zu lassen.<br />
Wer das Glück hat, dennoch mit ihm ins<br />
Gespräch zu kommen, steht kurz darauf im<br />
schönsten Haus Heiligenbluts: ein stattliches<br />
Gebäude aus dem frühen 18. Jahrhundert<br />
mit Quergiebel und Holzauf bau. Still und<br />
stolz steht es zwischen allerlei architektonischem<br />
Wirrwarr jüngeren Datums. Die<br />
Gorgassers bewohnen es nicht mehr, weil<br />
es saniert werden müsste. Doch der Senior<br />
zieht sich im Winter hierher zurück, schürt<br />
den Ofen ein und »kerbelt«: Aus Lärchenholz<br />
flicht er traditionelle Körbe. »Das ist eine<br />
Wissenschaft«, erzählt er mit bedächtiger<br />
Stimme. Denn die langen, dünnen Holzstreifen<br />
müssten biegsam sein, sie dürften nicht<br />
brechen. Selbst <strong>für</strong> den Kenner sei es Glück,<br />
das Holz in diesem Zustand zu finden. Eine<br />
Woche braucht er pro Korb, <strong>für</strong> etwa 150 Euro<br />
verkauft er sie – einen Stundenlohn will<br />
Vincent Gorgasser lieber nicht ausrechnen.<br />
Zum Leben reicht das natürlich nicht, weshalb<br />
die Familie Angusrinder züchtet. Das<br />
Kerbeln bereitet dem Senior trotzdem Freude.<br />
Es ist etwas, das Bestand hat, in einer Zeit,<br />
in der seine Heimat schon längst nicht mehr<br />
das ist, was sie einmal war. Spätestens seit<br />
dem Bau der Großglockner-Höhenstraße.<br />
Sie führt dazu, dass auf den ersten Etappen<br />
des Alpe-Adria-Trails visuelle und akustische<br />
Reize auf unvorteilhafte Weise zusammentreffen.<br />
Wer Vincent Gorgasser und seine<br />
Körbe hinter sich gelassen hat, betritt bald<br />
einen schmalen Saumpfad, der über saftige<br />
Wiesen und kleine Bäche führt. Das Auge<br />
nimmt Wasser, Blumen und Schmetterlinge<br />
wahr. Das Ohr hört Autos und Motorräder<br />
die Höhenstraße hinaufknattern. Ein seltsamer<br />
Soundtrack, der auch den Blick zurück<br />
zum Eisriesen untermalt. Zum Glück taucht<br />
man bald in stille Wälder ein.<br />
Die wirtschaftliche Geschichte des Tales illustriert<br />
diese zweite Etappe, vorbei an einer<br />
alten Goldmine und Mühlen, bestens.<br />
Für den Geschmack vieler <strong>Bergsteiger</strong> dürfte<br />
jedoch der Anteil an Teerstraßen, die es<br />
kurzzeitig zu bewandern oder immer wieder<br />
zu queren gilt, zu hoch sein. Deshalb ist es<br />
lohnend, noch eine weitere Etappe des Alpe-<br />
Adria-Trails dranzuhängen. Sie führt von<br />
Großkirchheim in drei Kilometern recht<br />
steil mehr als 1000 Höhenmeter hinauf zum<br />
Gasthof Glocknerblick auf der Moharalm.<br />
Der Pfad steigt steil bergan durch dichten<br />
Wald, der den Blick ins Tal nur zweimal freigibt.<br />
Mehrere Zentimeter dickes Moos liegt<br />
wie ein Teppich über Wurzeln und Steinen.<br />
Es duftet nach Pilzen. Als der Wald zurückweicht,<br />
taucht das Tagesziel auf. Auf einem<br />
Plateau ruhen die Hütte und eine Kapelle<br />
unterhalb des Mohar (2604 m).<br />
Kein Abenteuer, aber Überraschungen<br />
Von diesem erhabenen Ort sind es am nächsten<br />
Morgen nur noch 550 Höhenmeter hinauf<br />
zum Gipfel und inoffiziellen Dach<br />
des Trails. Wer dort oben in Gemeinschaft<br />
von Kühen die ersten Sonnenstrahlen, die<br />
Einsamkeit und den Blick genossen hat, ist<br />
gewappnet gegen das Gewusel, das ihn<br />
05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 35
Eisige Zunge: Trotz<br />
des Klimawandels,<br />
der sie bereits<br />
beträchtlich schrumpfen<br />
ließ, fasziniert<br />
die Pasterze, der<br />
Gletscher am Fuße<br />
des Großglockner, die<br />
Wanderer.<br />
Auf organisierten Touren<br />
wird Gepäcktransport<br />
angeboten. Mit<br />
einem leichten Tagesrucksack<br />
wandert es<br />
sich komfortabel.<br />
In Kärnten findet man manchmal<br />
interessante Zusatzschilder.<br />
KOMPAKT<br />
Alpe-Adria-Trail – in 43 Etappen vom Großglockner zur Küste<br />
Fotos: Sandra Zistl (3), ; K. Dapra<br />
Charakter der Tour: Neben der<br />
reizvollen Landschaft zeichnet sich<br />
der Alpe-Adria-Trail vor allem durch<br />
Komfort aus. Von der trotz Klimawandel<br />
noch immer beeindruckenden<br />
Zunge der Pasterze führt er<br />
in 43 Etappen vom Großglockner<br />
(3798 m) durch Kärnten, an der<br />
Soca entlang und bis nach Muggia<br />
an der Küste. Vom kargen Bergland<br />
geht es hinunter zu Weinreben.<br />
Der 700 Kilometer lange Weg führt<br />
anfangs über Berge, durch Täler<br />
und Schluchten, bewegt sich aber<br />
nie im hochalpinen Bereich. Er<br />
kommt dem Gletscher und den<br />
Gipfeln nahe, aber er führt auf<br />
seiner Hauptroute daran vorbei.<br />
Er beinhaltet mehrere konditionell<br />
anstrengende Etappen mit Gehzeiten<br />
von bis zu acht Stunden,<br />
aber erfordert kein besonderes<br />
technisches Können. Trotzdem<br />
kommen bis zum Schluss 23 000<br />
Höhenmeter zusammen – die<br />
abwärts mitgerechnet.<br />
Touristische Angebote: Da<br />
sich das gemeinsame Projekt der<br />
Region Kärnten, Sloweniens und<br />
der Region Friaul-Julisch-Venetien<br />
an Genusswanderer richtet, bleibt<br />
das Abenteuer kalkulierbar. Wer<br />
einen schlechten Tag erwischt hat,<br />
kann auf den Etappen, die durch<br />
die Hohen Tauern führen, auf den<br />
Wanderbus des Nationalparks zurückgreifen<br />
und sich ans nächste<br />
Ziel bringen lassen. Auf mehrtägigen<br />
organisierten Touren wird<br />
in Kärnten und Slowenien sogar<br />
Gepäcktransport angeboten. Mit<br />
einem leichten Tagesrucksack auf<br />
dem Rücken spaziert es sich dann<br />
fast schon gemütlich gen Adria.<br />
Karten: Den besten Überblick<br />
bietet die interaktive Karte auf der<br />
Website www.alpe-adria-trail.com.<br />
Für jede Etappe sind Bilder und<br />
Informationen hinterlegt: Distanz,<br />
Höhenmeter, Schwierigkeitsgrad<br />
und GPS-Daten der Route und ein<br />
3-D-Flug über den betreffenden<br />
Streckenabschnitt. Eine mobile<br />
Version der Seite ist in Arbeit.<br />
Wanderführer: Guido Seyerle<br />
»Bruckmanns Wanderführer Alpe-<br />
Adria-Trail«, Bruckmann Verlag,<br />
2013, 12,99 Euro<br />
Beste Jahreszeit: Mai bis<br />
Oktober<br />
Anfahrt: Der Einstieg in den Weitwanderweg<br />
ist an Anfang und Ende<br />
jeder Etappe möglich. Er kann<br />
auch in umgekehrter Richtung, von<br />
der Adria Richtung Großglockner,<br />
begangen werden.<br />
Unterkunft: Die Etappen sind so<br />
ausgelegt, dass der Wanderer am<br />
Ende jeder Etappe einen Ort mit<br />
Hotel, Pension oder Hütte erreicht.<br />
■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13
kurze Zeit später rund um das Sadnighaus<br />
(1880 m) erwartet, das (leider) auf einer<br />
schmalen Bergstraße mit dem Auto zu erreichen<br />
ist. Diese dialektischen Eindrücke<br />
sind symptomatisch <strong>für</strong> den Trail. Absolute<br />
Abgeschiedenheit bietet er zumindest in Österreich<br />
in der Hochsaison nicht. Denn die<br />
Zielgruppe sind sogenannte Genusswanderer.<br />
»Wir haben auf eher gemütliche Touren<br />
gesetzt, die nie in den hochalpinen Bereich<br />
hineinragen und nie weiter als 20 Kilometer<br />
sind«, fasst Roland Oberdorfer von »Kärnten<br />
Werbung« das Konzept zusammen. Unterwegs<br />
sollen die Gäste Zeit haben <strong>für</strong> Kulinarisches<br />
und Kultur.<br />
So ist wenig Platz <strong>für</strong> Abenteuer. Was allerdings<br />
nicht bedeutet, dass der Alpe-Adria-<br />
Trail eine garantiert überraschungsfreie<br />
Zone wäre. Manchmal genügt es schon, mit<br />
Papier zu rascheln und knackige Äpfel aus<br />
dem Rucksack zu holen, und aus der gemütlichen<br />
Rast auf einem Sattel mit saftigen<br />
Almwiesen wird eine Dompteurnummer<br />
mit zehn Pferden. Mähne und Schweif vom<br />
Bergwind gezaust, die Nüstern gebläht, stürmen<br />
sie auf die Gruppe Wanderer zu, die<br />
auf der Passhöhe am Schobertörl (2360 m)<br />
pausiert, um sich zu stärken, bevor es drei<br />
Stunden lang hinab geht nach Innerfragant<br />
(1074 m). Angesichts der geballten Muskelkraft,<br />
die da herantrabt, erscheint es vernünftig,<br />
die Äpfel in den Pferderachen zu<br />
werfen.<br />
Wegelagerer am Schobertörl: Äpfel im Rucksack<br />
können das Vorankommen erleichtern.<br />
Der Abstieg ist dann ein weiteres Lehrstück<br />
in Dialektik. Denn der Alpe-Adria-Trail stellt<br />
zwar den Genuss in den Vordergrund, doch<br />
er hält durchaus kernige Etappen bereit.<br />
Wer am Morgen noch schnell auf den Mohar<br />
gestiegen und damit am Ende insgesamt<br />
1214 Meter auf- und 2194 abgestiegen ist, ist<br />
nicht unglücklich darüber, dass er mit dem<br />
Nationalpark-Wanderbus in die Unterkunft<br />
gefahren wird. Gut, dass es heute nicht mehr<br />
bis zur Adria geht.<br />
◀<br />
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Regionen in die Anbaugebiete<br />
von Wein, Kirschen und Kiwis,<br />
von den Alpen hinunter zu Adria<br />
– heute ist das ein genussvolles<br />
Unterfangen. Doch die Regionen,<br />
die auf dem Trail durchwandert<br />
werden und die heute recht<br />
komfortabel vom Tourismus leben, kannten auch<br />
andere Zeiten. Um die Geschichte des Mölltals,<br />
der Soca und Norditaliens geht es deshalb<br />
auf Hinweisschildern, die den Weitwanderweg<br />
fl ankieren. Beziehungsweise: die ihn fl ankieren<br />
sollen. Denn aktuell befi ndet sich die Infrastruktur<br />
des Alpe-Adria-Trails noch im Aufbau. Wer<br />
allerdings auf dem Kärntner Teil unterwegs ist,<br />
kann unterwegs bereits einiges lernen. Zum<br />
Beispiel, dass das Tal, das in Heiligenblut endet,<br />
einst ein österreichisches Dorado war: ein Goldabbaugebiet.<br />
Dummerweise wurde mit Kolumbus<br />
publik, dass sich in einer anderen, einer »neuen«<br />
Welt, noch viel größere Vorkommen<br />
fi nden ließen. Der Preis <strong>für</strong> die<br />
vergleichsweise geringen Mengen in<br />
Europa sank und stürzte die Menschen<br />
im Mölltal in die Arbeitslosigkeit.<br />
Eine kurze Renaissance in der<br />
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
konnte das Ende der »goldenen<br />
Zeiten« nicht aufhalten.<br />
Zum Glück ist eine andere Episode mittlerweile<br />
auch Geschichte. Der Alpe-Adria-Trail könnte<br />
auch den Namen Friedensweg tragen. Denn der<br />
Lauf des Flusses Soca, der damals den Namen<br />
Isonzo trug, war in den Jahren 1915 und 1916<br />
Schauplatz der größten und verlustreichsten<br />
Massenkämpfe der österreichisch-italienischen<br />
Front. Wer heute durch die zauberhafte Landschaft<br />
spaziert, kann sich das Gemetzel nicht<br />
mehr vorstellen. Die slowenischen Partner planen<br />
deshalb neben den erklärenden Schildern auch<br />
eine organisierte mehrtägige Tour. Ihr Name:<br />
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vergessene Kinder<br />
40 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Die Berchtesgadener Alpen haben weit mehr<br />
zu bieten als die bekannten Touren auf Watzmann<br />
und Untersberg. Teilweise reicht es schon,<br />
auf Nebenpfade auszuweichen, um sehr stille und<br />
ausgefallene Routen zu finden.<br />
Von Max Rudess<br />
König Watzmann und Gefolge<br />
gehören zu den charismatischsten<br />
Landschaften Bayerns.<br />
Schon von frühen Reiseschriftstellern<br />
wurde das Berchtesgadener<br />
Land in schwärmerischen Ergüssen<br />
beschrieben. Vom »Yellowstone der deutschen<br />
Alpen« war da die Rede oder von der<br />
»Schweiz im Kleinen«. Objektiv betrachtet<br />
ist das topografische Gefüge absolut<br />
bemerkenswert. Acht unverwechselbare<br />
Gebirgsstöcke gruppieren sich um den<br />
Berchtesgadener Talkessel einschließlich<br />
der markanten Königsseefurche (der Hochkönig<br />
als neunter steht etwas abseits), und<br />
zwar in einer Anordnung, die wie ein effektvoll<br />
gestaltetes Bühnenbild der Natur<br />
anmutet.<br />
Tourenklassiker, die man unbedingt persönlich<br />
erleben möchte, gibt es in der Region<br />
zuhauf. Es können Wanderausflüge<br />
zu Hütten und lieblichen Almen sein, vor<br />
allem aber auch strammere Bergtouren auf<br />
die Gipfelprominenz. Wer denkt da nicht an<br />
die mitunter allzu frequentierte Watzmann-<br />
Überschreitung? Doch erst wenn man die<br />
Standardrouten verlässt, kann man die<br />
Berchtesgadener Alpen wirklich kennenlernen.<br />
So wie bei den acht Touren, die auf den<br />
folgenden Seiten beschrieben sind.<br />
Foto: Mark Zahel
Der Rauhe Kopf bietet einen<br />
guten Überblick über das<br />
Berchtesgadener Land.<br />
UNTERSBERG<br />
Mittagsloch und Rauher Kopf: Geteiltes Revier<br />
Den Untersberg teilen sich die Salzburger<br />
und Berchtesgadener als heimatliches Revier.<br />
Das klappt angesichts der chaotischen<br />
Weitläufigkeit eines wasserzerfressenen<br />
Karststocks ganz gut. Die attraktivere Seite<br />
gehört freilich den Bayern, denn sie haben<br />
die fotogene kilometerlange Wandflucht<br />
auf der Süd- und Ostseite. Nackter Fels erregt<br />
halt immer noch die meiste Aufmerksamkeit.<br />
Kletterführen gibt es am Untersberg<br />
diverse, jüngst ergänzt durch einen<br />
rassigen Sportklettersteig, der Anwärter<br />
ganz schön auf Trab hält. Daneben gibt es<br />
aber auch eine Reihe verschlungener Pfade<br />
sowie Finessen, die gewiss nicht jeder Berg<br />
zu bieten hat. Unter Umständen kann man<br />
sogar arglose Wanderer erschrecken, wenn<br />
man wenige Meter neben ihnen plötzlich<br />
aus dem Erdboden gekrochen kommt. Das<br />
Mittagsloch ist ein echter Clou – zu erreichen<br />
vom Scheibenkaser her über einen<br />
ausgesetzten Schrofensteig. Dann tastet<br />
man sich mutig in ein glitschiges Höhlenportal<br />
und entsteigt dem düsteren Loch mittels<br />
einer Leiter. Wer pfiffige Schleichpfade<br />
mit gelegentlichen Hindernissen schätzt,<br />
kann anschließend gleich noch den Kammausläufer<br />
zum Rauhen Kopf überschreiten<br />
und damit eine exklusive Untersbergtour<br />
perfekt machen.<br />
LATTENGEBIRGE<br />
Vom Predigtstuhl zum Karspitz: Weg in die Stille<br />
Nur die Paraglider haben einen<br />
exklusiveren Blick auf Chiemgauer<br />
Alpen und Kaisergebirge.<br />
Das Lattengebirge ist eine Art graue Maus unter<br />
den Berchtesgadener Massiven. Die Höhe<br />
ist bescheiden, das alpinistische Renommee<br />
ebenso. Natürlich versäumt niemand, aus<br />
gewissen Perspektiven die »Schlafende Hexe«<br />
in Augenschein zu nehmen; natürlich<br />
birgt das Lattengebirge mit der »Steinernen<br />
Agnes« ein sagenumwobenes Geotop und<br />
wird rund um die Reichenhaller Predigtstuhlbahn<br />
auch stark frequentiert. Eine ausgesprochen<br />
faszinierende Tour ist die Längsüberschreitung,<br />
auf der man nach einer<br />
Weile die offiziellen Routen verlässt und via<br />
Törl- und Karschneid zum Pfadsucher wird.<br />
Früher war das durchaus ein verzwicktes Unterfangen,<br />
doch sind nun in regelmäßigen<br />
Abständen Farbkleckse zu sichten. Einerseits<br />
schade, andererseits kann man sich so sicher<br />
sein, dass man auch wirklich ankommt. Einsam<br />
wird die Tour trotzdem bleiben, so dass<br />
man gute Aussichten hat, das Rastbankerl<br />
am Karspitz unbesetzt anzutreffen.<br />
Fotos: Mark Zahel<br />
42 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
REITERALM<br />
Edelweißlahner: Logenplatz über dem Hintersee<br />
Die Reiteralm ist einer der typischen Plateaustöcke,<br />
welche die Berchtesgadener<br />
Alpen prägen. Oben sanft gewellt, in weiten<br />
Bereichen aber auch von unwegsamen<br />
Karrenfeldern durchsetzt, an den Rändern<br />
hingegen steil und abweisend. Dass die<br />
Mühlsturz- und Grundübelhörner alias<br />
»Ramsauer Dolomiten« nur etwas <strong>für</strong><br />
gewiefte Kletterer sind, erkennt man sofort;<br />
dass die Schrofenflanken über dem<br />
Ausblick bis in die Leoganger Steinberge<br />
Der Edelweißlahner lässt<br />
tief blicken auf Ramsauer<br />
Tal und Hintersee.<br />
Hintersee sogar <strong>für</strong> den Normalbergsteiger<br />
Durchschlupfe bieten, jedoch nicht unbedingt.<br />
Wer den Edelweißlahner über die Traunsteiner<br />
Hütter ansteuert, muss sich auf<br />
einen langen Hatscher gefasst machen. Es<br />
gibt aber auch einen Direktanstieg zum<br />
Edelweißlahner. Diese Variante, die sich<br />
gleich noch mit dem Eisberg kombinieren<br />
lässt, gewährt ungeahnt faszinierende<br />
Perspektiven. Abrupte Szenenwechsel,<br />
einzigartige Tief blicke zum blauen Auge<br />
des Hintersees und ins Ramsauer Tal. Allerdings<br />
muss man sich auch auf mentale<br />
und physische Herausforderungen im »extremen«<br />
Wandergelände gefasst machen.<br />
HOCHKALTERGRUPPE<br />
Steinberg: Der Handzahme unter den Wilden<br />
Der Steinberg ist<br />
der Schärtenspitze<br />
vorgelagert.<br />
Blick vom Steinberg über das Ramsauer Tal zum Untersberg<br />
Dem Hochkalter hängt seit jeher der Nimbus<br />
des ewigen Zweiten an. Dabei ist der<br />
Hochkalter der höchste Gipfel eines ausgedehnten<br />
zerklüfteten Massivs, das speziell<br />
gegen Süden hin eine brüchig-wilde Ein-<br />
samkeit fristet. Da sind <strong>Bergsteiger</strong><br />
alter Schule gefragt!<br />
Eine nicht alltägliche, aber<br />
auch nicht zu waghalsige<br />
Fährte führt auf den Steinberg.<br />
Der ist dem imposanten<br />
Blaueiskar-Hufeisen nordseitig<br />
vorgelagert und gewährt<br />
somit neben aller grimmigen<br />
Felsenwucht auch einen<br />
klasse Blick ins grüne Tal.<br />
Unmittelbar bei der Schärtenalm<br />
schlägt man einen<br />
unscheinbaren, nicht beschilderten<br />
Pfad ein, der zur<br />
freien Nordabdachung des<br />
Steinbergs hinaufleitet. Nennenswerte<br />
Kletterhürden sind dort ebenso<br />
wenig zu erwarten wie auf der Abstiegsseite<br />
zur Blaueishütte. Fazit: ein toller Bergwandergipfel<br />
am sonst so anspruchsvollen<br />
Hochkalterstock!<br />
05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 43
TOUREN<br />
Wilde Wege in<br />
den Berchtesgadener<br />
Alpen<br />
1 Mittagsloch und Rauer Kopf<br />
(1604 m)<br />
Markante Westwand: der kleine Watzmann im Profil<br />
WATZMANNSTOCK<br />
Kleiner Watzmann: Die Frau im Schatten des Königs<br />
Millionen Bewunderer und Zigtausende<br />
Besteiger zählt der Watzmann alljährlich.<br />
Die Ostwand, jäh und dräuend über dem<br />
Königssee emporschießend, wurde zum<br />
Mythos, die Berchtesgadener Nordansicht<br />
des siebenköpfigen Gipfelensembles zum<br />
klischeehaften Motiv alpiner Erhabenheit.<br />
Ehrlich: Wen dieser Berg nicht in seinen<br />
Bann zieht, der ist ein (gefühls)armer<br />
Mensch. Und hinauf will man natürlich<br />
auch, lieber heute als morgen. Deshalb<br />
kann es mitunter eine Weile dauern, ehe<br />
man in seinem Traumtourentaumel um die<br />
legendäre Gratüberschreitung auch dem<br />
Kleinen Watzmann gebührende Aufmerksamkeit<br />
widmet. Figürlich ist die Watzfrau<br />
Über dem Nebelmeer<br />
strahlt der Watzmann<br />
gleich doppelt so schön.<br />
– wie der Ableger im Volksmund genannt<br />
wird – zwar schon auf den ersten Blick<br />
sehr ansprechend, aber auch ein wenig<br />
unnahbar. Mit den Händen in den Hosentaschen<br />
ist ihr selbst auf den leichteren Routen<br />
nicht beizukommen. Da<strong>für</strong> braucht ein<br />
Massenandrang wie gegenüber am Watzmanngrat<br />
kaum be<strong>für</strong>chtet werden, es sei<br />
denn, eine ganze Gebirgsjägerkompanie<br />
betätigt sich gerade an einer Kletterübung.<br />
Auch die Normalroute über den Kederbichl<br />
im Bergauf, mit dem sogenannten »Gendarm«<br />
als luftige Schlüsselstelle hat ihre<br />
Besonderheiten, doch die Überschreitung<br />
hinüber zum Mooslahnerkopf bietet das<br />
gewisse Extra!<br />
GÖLLSTOCK<br />
Hohes Brett: Modeberg auf die andere Tour<br />
Mit seinen teils ausladenden Gratarmen<br />
besitzt der Göllstock eine starke Präsenz im<br />
Berchtesgadener Land. Der klassische Anstieg<br />
vom Purtschellerhaus, der abwechslungsreiche<br />
Mannlgrat – beide mit mäßig<br />
schwierigen Klettersteigeinlagen – sowie<br />
die Überschreitung vom Hohen Göll zum<br />
Hohen Brett oder umgekehrt stehen bei ambitionierten<br />
Berggängern hoch im Kurs. Ein<br />
besonders eindringliches Erlebnis bietet der<br />
ostwärts Richtung Salzachtal ausstreichende<br />
Kuchler Kamm, der eine Handvoll eigenständige<br />
Erhebungen aufwirft und weithin weglos<br />
begangen wird –was <strong>für</strong> ein Abenteuer!<br />
Doch zurück auf die Berchtesgadener Seite:<br />
Hier ist das eher unspektakuläre Hohe Brett<br />
ein beliebtes Wanderziel aus dem Jennergebiet.<br />
Wer die Ruhe schätzt, sollte den Anstieg<br />
über die Brettgabel wählen. Zumal sie eine<br />
der reizvollsten Aussichtskanzeln über dem<br />
Talkessel ist.<br />
Fotos: Mark Zahel<br />
▶ schwierig 8 Std.<br />
1350 Hm ––<br />
Charakter: Pfi ffi ge, unbezeichnete<br />
Abenteuerpfade, teils ausgesetzt, mit<br />
dem Clou in einer kleinen Felshöhle.<br />
Kurzzeitig I. Grad und Sicherungen an<br />
den heikelsten Stellen<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Rossboden<br />
bei Ettenberg (ca. 780 m);<br />
Zufahrt von Marktschellenberg<br />
Einkehr: Scheibenkaser, Stöhrhaus<br />
Route: Auf Wanderweg zum Scheibenkaser,<br />
dort kurz nach rechts und<br />
gegen die Felsen hoch. Dann Linkstraverse<br />
und an Drahtseilen in die<br />
Höhle. Oben zum Stöhrhaus (1894<br />
m) und evtl. Hochthron (+ ½ Std.).<br />
Abstieg zum Gatterl (Leiterl) und<br />
dort auf schwach bezeichnetem Pfad<br />
südwärts mit zunehmender Kraxelei<br />
über diverse Gratzacken zum Rauhen<br />
Kopf (1604 m). Den südseitigen Normalweg<br />
auf ca. 1250 m scharf links<br />
verlassen, zum Stöhrweg queren, aber<br />
knapp oberhalb nach Hintergern einschlagen.<br />
Die Schlucht des Almbachs<br />
kreuzend zurück nach Ettenberg<br />
2 Vom Predigtstuhl zum<br />
Karspitz (1641 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
560 Hm +12 J.<br />
Charakter: Voralpin geprägte Kammwanderung,<br />
anfangs auf offi ziellen<br />
Wanderwegen, im Kernbereich auf<br />
verschlungenen Pfadspuren (inzwischen<br />
recht zuverlässig markiert).<br />
Viel Bewuchs mit Latschen etc., am<br />
Karspitz etwas ausgesetzt<br />
Ausgangspunkt: Predigtstuhlbahn in<br />
Bad Reichenhall<br />
Endpunkt: Baumgarten (ca. 500 m)<br />
im Saalachtal. Per Bus zurück nach<br />
Bad Reichenhall<br />
Einkehr: Almhütte Schlegelmulde,<br />
Moosenalm, Gasthaus Baumgarten<br />
Route: Von der Bergstation über<br />
Hochschlegel und Karkopf, am Törlkopf<br />
knapp rechts vorbei bis ins Törl.<br />
Danach ohne offi ziellen Weg über die<br />
Kammlinie der Törl- und Karschneid<br />
(geringe Abweichungen nach roten<br />
Punkten) Richtung Karspitz (1641 m)<br />
und vom Sattel dahinter rechts ab zur<br />
44 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Wer rund um Berchtesgaden ungewöhnliche Routen beschreiten möchte, ist mit diesen acht Touren<br />
(eine <strong>für</strong> jeden Bergstock) erlebnismäßig gut beraten. Solide Bergerfahrung, Trittsicherheit und ein<br />
gutes Orientierungsvermögen sind überall Voraussetzung.<br />
Moosenalm. Zuletzt 8 km Forststraße<br />
talwärts<br />
3 Edelweißlahner (1953 m)<br />
▶ schwierig 6 Std.<br />
1130 Hm ––<br />
Charakter: Bergtour auf kleinen, abschüssigen<br />
und nur spärlich markierten<br />
Pfaden. Zwischendurch etwas Kraxelei<br />
(I) und Sicherungen an besonders<br />
exponierten Stellen.<br />
Ausgangspunkt: Parkmöglichkeit nahe<br />
dem Triebenbachlehen; Zufahrt über<br />
Ramsau<br />
Einkehr: –<br />
Route: Am Weg zur Halsalm kurz vor<br />
dem Antonigraben rechts ab (unbeschildert)<br />
und gegen die Wände hinauf.<br />
Bei Gabelung links, in schrofi gem<br />
Steilgelände zur Ausstiegsscharte, via<br />
Nordostgrat zum Gipfel. Abstieg über<br />
Karstgelände zur Eisbergscharte, über<br />
die Fernsebnerplatte<br />
oder das Leiterl<br />
ausgesetzt abwärts.<br />
4 Steinberg (2065 m)<br />
Tourenkarte 5<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 5¾ Std.<br />
1280 Hm +12 J.<br />
Charakter: Oberhalb des Bergwaldes<br />
typisches Schrofengelände, im Abstieg<br />
eher Schutt und Platten. Meist<br />
gepfadet, aber nicht offi ziell, kaum<br />
Kletterstellen<br />
Ausgangspunkt: Parkplätze Holzlagerplatz<br />
oder Seeklause (789 m),<br />
an der Straße von Ramsau zum<br />
Hintersee<br />
Einkehr: Schärtenalm, Blaueishütte<br />
(Übernachtung möglich)<br />
Route: Komfortabler Weg zur<br />
Schärtenalm (1362 m), dort scharf<br />
links ab und auf dürftig markiertem<br />
Pfad durch den Hochwald in freies<br />
Schrofengelände. Links unterhalb<br />
des Grates höher und zuletzt von<br />
Osten auf den Gipfel. Eine längere<br />
Abwärtstraverse führt ins Blaueiskar.<br />
Via Blaueishütte (1651 m) und<br />
Schärtenalm zurück ins Tal<br />
5 Kleiner Watzmann (2307 m)<br />
▶ schwierig 8¾ Std.<br />
1600 Hm ––<br />
Charakter: Anspruchsvolle Bergtour<br />
mit ausgesetzten Kletterstellen bis II.<br />
Abstiegsroute erfordert Orientierung.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Hammerstiel<br />
(770 m) in Hinterschönau<br />
Einkehr: Kührointalm<br />
Route: Kühroint (1420 m) – dem<br />
bewaldeten Kederbichl folgend zum<br />
Nordostgrat, nach der ausgesetzten<br />
Schlüsselstelle (»Gendarm«,<br />
II) meist knapp links der Kante<br />
mit gelegentlichen Klettereinlagen<br />
zum Gipfel. Ostwärts durch steile<br />
Schotter- und Schrofenfl anke bergab,<br />
sehr exponiert »Fensterl« traversieren<br />
und verwickelt weiter<br />
zum Mooslahnerkopf<br />
(1815 m) – Kühroint<br />
6 Hohes Brett (2340 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1220 Hm +12 J.<br />
Charakter: Technisch nicht besonders<br />
schwierige Tour, streckenweise<br />
weglos, bei Nebel Verirrungsgefahr<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Hinterbrand<br />
(ca. 1120 m)<br />
Einkehr: Mitterkaseralm<br />
Route: Von Hinterbrand kurz<br />
Richtung Jenner-Mittelstation, dann<br />
ohne Bezeichnung links ab und zu<br />
Wiesenhängen. Hier zur Brettgabel<br />
(1805 m) ansteigen und von dem<br />
aussichtsreichen Vorsprung an die<br />
Hauptmasse des Hohen Bretts heran.<br />
Unterhalb des Nordwestrückens<br />
schräg durch die weitläufi ge Flanke<br />
querend zum Jägerkreuz und mit<br />
dem Normalweg zum Gipfel. Abstieg<br />
gegen das Torrener Joch und vor den<br />
Pfaffenkegeln ggf. die Abkürzung<br />
zur Mitterkaseralm<br />
einschlagen<br />
7 Rothspielscheibe und<br />
Fagstein (2164 m)<br />
Tourenkarte 6<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 7<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 7¼ Std.<br />
1270 Hm +14 J.<br />
Charakter: Selten begangene Bergtour<br />
auf allenfalls kleinen Pfaden,<br />
z. T. auch weglos über Karrenfelder.<br />
Ausgesetzte Passagen oberhalb der<br />
Farrenleiten und beim Abstieg auf die<br />
Roßfelder, aber ohne Kletterei<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Hinterbrand<br />
(ca. 1120 m); Zufahrt von<br />
Berchtesgaden via Obersalzberg und<br />
die Dürreckstraße<br />
Einkehr: Jenner-Mittelstation sowie<br />
evtl. Königstalalm und Priesbergalm<br />
Route: Am Höhenweg nach Süden,<br />
später Richtung Königstalalm einbiegend.<br />
Nun auf spärlichen Pfaden<br />
via Farrenleiten zur Rothspielscheibe<br />
(1940 m). Etwas abwärts in eine<br />
karstige Senke und über unwegsame<br />
Karrenfelder zur Einsattelung<br />
zwischen Windschartenkopf und<br />
Fagstein hinauf. Rechts haltend zum<br />
Gipfel. Am Südwestgrat den Einstieg<br />
auf die Roßfelder aufspüren, dann<br />
durch den oberen Grashang quer<br />
nach rechts und im Bereich eines<br />
Rückens hinunter zur Priesbergalm<br />
(1460 m). Auf breiten<br />
Trassen zurück nach<br />
Hinterbrand<br />
Tourenkarte 8<br />
Heftmitte<br />
8 Funtenseetauern (2578 m)<br />
▶ schwierig 13 Std.<br />
2200 Hm ––<br />
Charakter: Ausschweifende, anspruchsvolle<br />
Bergtour mit mindestens<br />
einer Übernachtung. Schon<br />
beim Zustieg ausgesetzte Passagen<br />
mit Sicherungen, Richtung Gipfel<br />
weithin stark verkarstetes wegloses<br />
Gelände mit hoher Anforderung an<br />
den Orientierungssinn. Abstieg auf<br />
Normalroute deutlicher gepfadet,<br />
aber ebenfalls nicht leicht<br />
Ausgangspunkt: Salet (604 m), erreichbar<br />
mit der Königsseeschifffahrt<br />
Endpunkt: St. Bartholomä<br />
Einkehr: Wasseralm, Kärlingerhaus<br />
(jeweils Übernachtung möglich),<br />
zudem am Königssee<br />
Route: Von Salet am Obersee<br />
vorbei und über den Röthsteig zur<br />
Wasseralm (1416 m). Tags darauf<br />
zuerst Route Nr. 424 einschlagen,<br />
nach 200 Hm unscheinbarer Abzweig<br />
ins Kar zwischen Gamsscheibe und<br />
Hocheck. Auf zunehmend nackten<br />
Karrenfeldern von Steindauben<br />
geleitet bis zum Sattel P. 2327 genau<br />
auf der Landesgrenze. Markant nach<br />
rechts und oberhalb der Steinigen<br />
Grube durch Blockgelände dem Funtenseetauern<br />
entgegen. Im Abstieg<br />
über dem Stuhlwandrücken zum<br />
Funtensee und vom Kärlingerhaus<br />
(1630 m) durch die Saugasse nach<br />
St. Bartholomä<br />
■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />
05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 45
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Da<strong>für</strong> sind wir hergekommen und wir haben‘s geschafft!<br />
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Seillänge überlassen haben – wir hatten eine verdammt gute Zeit!<br />
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© 2013 adidas AG. adidas und die 3-Streifen sind registrierte Warenzeichen der adidas Gruppe. South Tower, Mt. Asgard, Auyuittuq National Park, Baffin Island, Canada timeline productions
HAGENGEBIRGE<br />
Rothspielscheibe und Fagstein:<br />
Vergessene Berge über dem Königssee<br />
Der Fagstein ist<br />
der ideale Gipfel<br />
<strong>für</strong> Sonnenanbeter.<br />
Geheimnisumwittert erstreckt sich die<br />
Hochfläche des Hagengebirges gegen das<br />
Salzachtal – die wohl einsamste Ecke der<br />
gesamten Berchtesgadener Alpen. Spuren<br />
der Wanderer verlieren sich in dem un-<br />
STEINERNES MEER<br />
Funtenseetauern: Im Ozean der Erdgeschichte<br />
Steinernes Meer – der Name liest sich wie<br />
eine Metapher. Was sich zwischen dem tief<br />
eingeschnittenen Königsseetal und dem<br />
Salzburger Pinzgau bis in Höhen von über<br />
2600 Meter aufbaut, gilt als Musterbeispiel<br />
eines ostalpinen Karstgebirges. Die Emotionen<br />
hier können sehr unterschiedlich sein.<br />
Den einen verängstigt diese weltverlorene<br />
Ödnis regelrecht, während sich ein anderer<br />
an einer unversehrten Alpennatur in ungeahntem<br />
Ausmaß begeistert, auch wenn ihre<br />
lieblichen Momente selten sein mögen. In<br />
der Funtenseemulde liegt so ein oasengleiches<br />
Fleckchen, wo ringsum doch allenthal-<br />
übersichtlichen Geflecht aus<br />
Kuppen und Mulden. So bleiben<br />
die alten Bestrebungen<br />
der Jagdherren, das Gebiet frei<br />
vom Tourismus zu halten, im<br />
Grunde wirksam. Nur der bayerische<br />
Anteil des Hagengebirges,<br />
mitunter als Gotzenberge<br />
bezeichnet, weist eine gewisse<br />
Erschließung auf: die Wege der<br />
Kleinen Reib’n, zur Gotzenalm<br />
und hinüber in die Röth.<br />
Das sind feine Wanderungen,<br />
bei denen man dem Trubel gut entfliehen<br />
kann. Sie lassen sich auch mit etwas<br />
Abenteuer würzen, etwa indem man den<br />
Fagstein über die vorgelagerte Rothspielscheibe<br />
erkundet.<br />
ben die Strenge des bleichen Kalkgesteins<br />
regiert. Wer sich von den offiziellen Übergängen<br />
entfernt, braucht viel Erfahrung<br />
und einen guten Orientierungssinn. Oft geben<br />
dann allenfalls noch Steindauben eine<br />
Leitlinie vor – wie etwa beim Anstieg von<br />
der Wasseralm zum Funtenseetauern. Das<br />
Beschreiten der rauen, vom Zahn der Zeit<br />
zernagten Karrenfelder kann beschwerlich<br />
und ermüdend sein, manchmal aber auch<br />
der reinste Genuss im Geist des freien Bergsteigens.<br />
Egal ob ermüdend oder nicht – einen<br />
Abstecher ins Kärlingerhaus sollte man<br />
sich auf keinen Fall entgehen lassen. ◀<br />
Über die Wogen des Steinernen Meeres<br />
reicht der Blick bis zur Hochkaltergruppe.<br />
Thomas Huber | Mt. Asgard, Baffin Island timeline production<br />
© 2013 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.<br />
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Conny’s Sport<br />
A-6230 Brixlegg<br />
SUNUP<br />
A-6450 Sölden<br />
INTERSPORT Rankweil<br />
A-6830 Rankweil<br />
Bergsport Vasold<br />
A-8940 Liezen<br />
Sport 2000 Ski Willy A-8972 Ramsau am Dachstein<br />
Sport 2000 Wibmer<br />
A-9900 Lienz
INTERVIEW
Das große<br />
-Interview<br />
Alexander und Thomas Huber<br />
»Danke, dass wir<br />
streiten dürfen«<br />
Schon vor mehr als 30 Jahren machten sie sich als Kinder unter der Regie ihres<br />
Vaters mit Fels und Eis vertraut, heute sind sie als Kletterseilschaft Kult: die<br />
Huberbuam. Im BERGSTEIGER-Interview sprechen Alexander und Thomas Huber<br />
vom Umgang mit dem Älterwerden, wie sie sich gegenseitig auf die Nerven gehen<br />
und über die Dankbarkeit da<strong>für</strong>, eine schwere Krankheit überstanden zu haben.<br />
Von Dominik Prantl und Michael Ruhland<br />
Foto: Meike Birck<br />
BERGSTEIGER: Sie wohnen ja in einer unverschämt<br />
schönen Gegend hier! Können Sie<br />
als Weltreisende die Berchtesgadener Berge,<br />
Ihre Heimat, noch wirklich genießen?<br />
Alexander Huber: Es gilt bei uns schon das<br />
Sprichwort: In der Welt unterwegs und in<br />
Bayern zuhause. Und der Chiemgau, wo<br />
wir aufgewachsen sind, und die Berchtesgadener<br />
Berge, wo wir heute leben, sind die<br />
Orte, an denen wir wirklich zuhause sind.<br />
Thomas Huber: Ich war gestern erst wieder<br />
auf Skitour. Und jeden Tag denk’ ich<br />
mir wieder, wie schön es ist, hier leben zu<br />
dürfen. Wir sind ja in Palling aufgewachsen<br />
und waren dadurch relativ weit weg<br />
von den Bergen. Damals war mein größter<br />
Traum: ein Boulderblock im Garten.<br />
Und?<br />
Thomas: Ich habe mir heute den Traum<br />
erfüllen können, fast! Zumindest muss ich<br />
nur fünf Minuten mit dem Auto fahren und<br />
bin am perfekten Boulderblock.<br />
Hat sich Ihre Heimatverbundenheit durch<br />
Ihre vielen Reisen verändert?<br />
Alexander: Verändert hat sich durch die<br />
Reisen nicht unbedingt die Verbundenheit,<br />
die ja immer schon da war, sondern einfach<br />
die Sichtweise. Und ja, nach den Reisen ins<br />
Yosemite, in den Himalaya oder nach Patagonien<br />
sieht man die Hausberge anders.<br />
Die Berchtesgadener Berge und der Wilde<br />
Kaiser, wo wir unsere ersten Kletter-und<br />
Skitouren gemacht haben, sind aber unsere<br />
alpine Heimat geblieben. Wir bewahren<br />
damit das Erbe unseres Vaters, denn diese<br />
Berge hat er uns im Leben mitgegeben.<br />
Thomas: Aber es sind nicht nur die Berge,<br />
sondern es ist das Gefühl von Heimat, zu<br />
wissen, wo man hingehört. Obwohl wir<br />
nach außen hin betrachtet sehr verrückt<br />
erscheinen – wir lassen uns immer wilde<br />
Projekte einfallen, Alexander manchmal<br />
ohne Seil, ich springe hin und wieder mit<br />
dem Fallschirm vom Berg oder singe in einer<br />
Rockband – so empfinde ich mich im<br />
»normalen Leben« als eher konservativ. Ich<br />
brauche diesen Gegenpol als Erdung, dieses<br />
Bewahren von Werten und die heimatlichen<br />
Traditionen. So war ich vor etlichen<br />
Jahren im Fasching beim Kramperllauf in<br />
Berchtesgaden dabei und bin heute aktiver<br />
Weihnachtsschütz im heimatlichen Verein<br />
– und mir taugt des einfach…<br />
Alexander: …wobei das auch mit dem Älterwerden<br />
zu tun hat. Mit 20 hätten wir <strong>für</strong><br />
die ganzen Traditionen, die unsere Region<br />
und Bayern hat, gar keine Zeit gehabt. Da<br />
gab’s <strong>für</strong> uns eben vor allem eines: die senkrechte<br />
Welt des Kletterns.<br />
Thomas: Wobei Berchtesgaden im Gegensatz<br />
zu Palling eben andere Traditionen<br />
pflegt, die <strong>für</strong> eine Jugend attraktiv sind:<br />
Fast jeder Jugendliche ist beim Kramperllaufen<br />
oder ist ein Schütz. Wären wir hier<br />
aufgewachsen, wären wir von Anfang an<br />
mit dabei gewesen.<br />
Alexander, ist Thomas aus Ihrer Sicht der<br />
Konservativere von Ihnen beiden?<br />
Alexander: Keine Ahnung. Was ist denn bitte<br />
genau konservativ? Wenn Thomas sich<br />
als konservativ einschätzt, dann heißt das<br />
ja nicht, dass ihn alle anderen auch als konservativ<br />
betrachten. Und ob ich selbst mit<br />
meinem Leben einen konservativen Kurs<br />
eingeschlagen habe, kann ich nicht<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 49
Free solo: Alexander an der »Voie<br />
des Suisses« (VII) am Grand Capucin<br />
im Mont-Blanc-Massiv<br />
Wie hat sich der Stellenwert<br />
des Kletterns und<br />
Bergsteigens durch Familie<br />
und Kinder verschoben?<br />
Thomas: Früher war der<br />
Fokus immer auf Klettern,<br />
Klettern, Expeditionen,<br />
wieder Klettern – hin<br />
und wieder hielten wir<br />
ein paar Vorträge und hatten<br />
wieder etwas Geld <strong>für</strong> unsere nächsten<br />
Projekte. Wir lebten <strong>für</strong> den Moment. Als<br />
ich aber eine eigene Familie hatte, kam die<br />
Verantwortung hinzu. Wir verstanden sehr<br />
schnell, dass <strong>für</strong> uns das Bergsteigen die beste<br />
Form war, nachhaltig Geld zu verdienen.<br />
Wir arbeiteten aktiv mit unseren Sponsoren<br />
zusammen, die Vorträge wurden professioneller,<br />
zahlreicher, und heute werden wir<br />
von vielen Firmen gebucht <strong>für</strong> Motivationsvorträge.<br />
Trotzdem haben wir unsere Wurzeln<br />
nie verloren: Wir sind <strong>Bergsteiger</strong>!<br />
selbst beurteilen. Ich denke, die meisten<br />
werden aber meinen Weg eher als progressiv<br />
denn als konservativ einschätzen. Ich<br />
selbst kann nur dazu sagen: Ja, ich war in<br />
meinem Leben immer neugierig auf das<br />
Neue.<br />
Thomas: Ich habe ja gesagt, dass das Bild<br />
nach außen was anderes verkörpert, als das,<br />
was in einem selbst drinnen ist. Und je verrückter<br />
du bist, desto mehr musst du diesen<br />
Gegenpol auf bauen. Für mich ist beispielsweise<br />
das Konstrukt Familie schon immer<br />
wichtig gewesen. Mit meinen Kindern bekamen<br />
meine Reisen eine<br />
andere Dimension.<br />
»Meine Buam<br />
machen ihr eigenes<br />
Ding. Sie gehen<br />
lieber zum Snowboarden<br />
als zum<br />
Klettern. «<br />
Wie viele Vorträge sind das ungefähr pro<br />
Jahr?<br />
Alexander: Schon bis zu 100. Das ändert<br />
sich aber auch von Jahr zu Jahr und hängt<br />
davon ab, ob man gerade wieder mit einem<br />
neuen Vortrag auf Tour geht.<br />
Thomas: Dadurch hat man natürlich nicht<br />
mehr so viel Zeit zum Klettern. Wir haben<br />
aber <strong>für</strong> uns ein gutes System gefunden.<br />
Jeder Sportler braucht irgendwann eine<br />
Ruhephase, bei uns ist das eben unsere Vortragszeit.<br />
Im Sommer, wenn zum Beispiel<br />
eine Expedition geplant ist, gibt es eben keine<br />
Vorträge, das heißt, wir müssen unsere<br />
Projekte und Termine langfristig planen.<br />
Macht man sich also automatisch rar am<br />
Fels, wenn man nachhaltig denken muss?<br />
Alexander: Das hat damit nichts zu tun.<br />
Von irgendwas muss man ja leben, und<br />
meine Arbeit sind eben die Vorträge. Man<br />
muss seine Zeit allerdings gut einteilen. Ich<br />
kann <strong>für</strong> mich sagen, dass ich auch heute<br />
noch genug Zeit zum Klettern finde. Es ist<br />
ja auch nicht mehr so wie Mitte der Neunziger,<br />
als ich extrem viel Zeit und Energie<br />
in die schwierigsten Sportkletterrouten investierte.<br />
Die Weltspitze im Sportklettern<br />
Fotos: Meike Birck (3), Heinz Zak (2)<br />
Heimspiel der Huberbuam: Das Interview fand bei Thomas in Oberau statt.<br />
50 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Ding machen. Sie sagen: Papa, wir gehen<br />
zwar gerne mit dir klettern, aber snowboarden<br />
ist uns noch lieber. Ich finde es gut, dass<br />
sie ihren eigenen Weg gehen!<br />
Alexander: Bergsteigen und Klettern ist ja<br />
auch anders, als es bei uns war. Jeder soll sich<br />
das suchen, was ihm gefällt. Im Idealfall.<br />
Thomas (hinten) und Alexander Huber bezwangen die Nose 2007 in 2:45:45 Stunden.<br />
Ihr Rekord wurde inzwischen mehrmals unterboten. Er liegt jetzt bei 2:23:51 Stunden.<br />
ist seitdem <strong>für</strong> mich nicht mehr erreichbar.<br />
Das ist das ganz normale Gesetz des Älterwerdens.<br />
Wenn wir am Berg heute noch<br />
was reißen, dann ist das vor allem unserer<br />
Erfahrung geschuldet. Und vielleicht guten<br />
Ideen, die andere nicht haben.<br />
Thomas: Es wäre auch vermessen, sich<br />
heute im Sportklettern mit der Weltspitze<br />
messen zu wollen. Was die Jungs und auch<br />
Mädels im Bouldern und Sportklettern reißen,<br />
ist unglaublich. Ein Adam Ondra zieht<br />
an einem Tag eine 9b und schiebt noch zwei<br />
9a’s hinterher. Astronomisch! Das ist eine<br />
andere Dimension. Und die neue Generation<br />
ist schon bereit, noch eine Schippe draufzulegen.<br />
Ja, da kann man sich dann schon<br />
Fragen, wo san da die Huberbuam? Zugegeben:<br />
Im Sportklettern sind wir Alteisen.<br />
Aber wir haben das Potenzial durch unsere<br />
langjährige <strong>Bergsteiger</strong>erfahrung, tolle Geschichten<br />
in den großen Wänden der Welt<br />
zu machen. Wir haben die Motivation, weil<br />
wir eine riesige Freude daran haben.<br />
Von Thomas war der Satz zu lesen, dass die<br />
Route »Karma« an der Loferer Alm »eines<br />
unserer letzten großen Kletterprojekte«<br />
sein soll.<br />
Thomas: Das stimmt vielleicht. In Sachen<br />
alpines Sportklettern könnte Karma die<br />
letzte große Herausforderung sein. Vielleicht<br />
aber auch nicht. Auf jeden Fall hat<br />
die Presse es so interpretiert: Jetzt hören die<br />
Huberbuam auf. Das ist ein Blödsinn!<br />
Alexander: Man muss sich nur unseren Vater<br />
anschauen: Der hat immer noch seine<br />
Träume und Ziele in den Bergen. Sie wandeln<br />
sich aber mit der Zeit. Sie altern mit<br />
ihm und passen sich dem Alter an. So ist<br />
es bei uns auch. Ich gehe trotzdem gerne<br />
sportklettern. Es macht mir auch heute<br />
noch unheimlich Spaß und ich weiß, dass<br />
mir das an den großen Bergen hilft.<br />
Und <strong>für</strong> den Nachwuchs an Huberbuam haben<br />
Sie ja schon gesorgt.<br />
Thomas: Wobei meine Buam ihr eigenes<br />
Sie haben sich unter anderem das Speedklettern<br />
ausgesucht. Einer Ihrer größten<br />
Erfolge – der Film »Am Limit« – handelt<br />
vom Speedrekord-Versuch an der Nose. Geklappt<br />
hat es mit dem Rekord aber erst im<br />
dritten Jahr…<br />
Thomas: …wobei das schon im ersten Jahr<br />
hätte klappen können. Beim ersten Mal<br />
ist Alexander beim Erkunden einer Kameraposition<br />
abgestürzt. Er hatte viel Glück,<br />
dass er diesen Sturz mit nur wenigen Blessuren<br />
überlebte. Im zweiten Anlauf stürzte<br />
ich in der Aktion acht Meter auf einen<br />
Felsvorsprung. Ich war damals wegen einer<br />
Erkältung nicht hundertprozentig fit, habe<br />
aber den Fehler gemacht, es trotzdem zu<br />
versuchen.<br />
Der Spaßfaktor war da wohl eher geringer?<br />
Alexander: Die Arbeit am Film war schon<br />
stressig. Den Rekord an der Nose und den<br />
Film in Einklang zu bringen, war aber auch<br />
fast unmöglich. Wir als Kletterer wollten<br />
möglichst schnell den Rekord, Pepe Danquart<br />
als Regisseur wollte den Film möglichst<br />
seinen Vorstellungen entsprechend.<br />
Und jeder hat um sein Ziel gekämpft. Im<br />
Nachhinein kann ich aber uneingeschränkt<br />
sagen: Die Begegnung mit der Welt des<br />
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05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 51<br />
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Nach einem<br />
14-Stunden-Tag<br />
erledigt, aber<br />
zufrieden am<br />
Biwakplatz auf<br />
6600 Meter<br />
Höhe.<br />
»Wir haben viel mehr<br />
Gemeinsamkeiten als<br />
Unterschiede. Wir sind<br />
beide Bayern, beide bodenständig,<br />
beide von<br />
Beruf <strong>Bergsteiger</strong> und<br />
Vortragsredner. «<br />
Films war eine super Erfahrung. Die machst<br />
du nur einmal im Leben.<br />
Thomas: Ganz am Ende der Dreharbeiten<br />
gab es noch einmal eine Diskussion, weil<br />
der Film mit einer Niederlage aufhören<br />
sollte. Wir wollten natürlich, dass der Film<br />
positiv endet. Wir wollten den Erfolg und<br />
wären gerne bereit gewesen, im nächsten<br />
Jahr das Projekt Speed Nose und das Filmprojekt<br />
»Am Limit« positiv abzuschließen.<br />
Dieser Plan war aber nicht realisierbar, weil<br />
das Budget da<strong>für</strong> einfach nicht mehr da<br />
Fotos: Thomas Huber senior, Heinz Zak<br />
TOUR<br />
Auf den Spuren der Huberbuam<br />
Früh übt sich, wer ein<br />
<strong>Bergsteiger</strong> werden will:<br />
die Huberbuam 1980<br />
Der 4608 Meter hohe<br />
Nordend, auf dem Thomas<br />
und Alexander schon im Alter<br />
war. Wobei Pepe (Danquart, der Regisseur,<br />
Anm. d. Red.) uns damals schon zusicherte,<br />
dass der Film durch das Scheitern nicht verliert,<br />
sondern gewinnt! Und er hatte Recht.<br />
Den Speed-Rekord an der Nose holten wir<br />
uns dann eben ein Jahr später.<br />
Alexander: Natürlich gibt’s hunderttausend<br />
Sachen, die man an einem Film besser machen<br />
könnte. Aber mach’s erstmal besser!<br />
Was <strong>für</strong> ein Erfolg der Film ist, wissen wir<br />
im Nachhinein noch viel mehr zu schätzen<br />
als damals.<br />
von 14 und 12 Jahren<br />
standen, steht im Monte-<br />
Rosa-Massiv – und im<br />
Schatten der weit bekannteren<br />
Dufourspitze. Er wird als<br />
Nebengipfel entsprechend<br />
seltener begangen.<br />
Route: Der übliche Ansteig<br />
führt über den Silbersattel und<br />
den Südgrat zum Gipfel. Dabei<br />
steigt man am besten von der<br />
neuen Monte-Rosa-Hütte zum<br />
Oberen Plattje auf und folgt<br />
dem Monte-Rosa-Gletscher in<br />
ost-südöstlicher Richtung.<br />
Zwischen einer Felseninsel<br />
(3823 m) und der sogenannten<br />
Scholle wählt man den<br />
besten Weg bis hinauf zum<br />
Silbersattel. Dabei ist die Linie<br />
über den mit Spalten<br />
durchsetzten Gletscher vor<br />
allem im oberen Teil von den<br />
Verhältnissen abhängig. Im<br />
Winter ist der Nordend auch<br />
eine lohnende Skitour mit<br />
einer der längsten Abfahrten<br />
hinunter nach Zermatt<br />
(Skidepot am Silbersattel).<br />
Schwierigkeit: Der Nordend<br />
wird nach SAC-Hochtouren-<br />
Skala als »wenig schwierig«<br />
eingestuft (UIAA II).<br />
Karte: Landeskarte der<br />
Schweiz 1:25 000 »Zermatt«,<br />
Kompass-Karte 1:50 000,<br />
Nr. 88 »Monte Rosa«<br />
Hütten: Neue Monte-Rosa-<br />
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Sie präsentieren sich gerne als gegensätzliche<br />
Charaktere: Hier der rationale Alexander,<br />
dort der emotionale Thomas. Ist das<br />
wirklich so simpel?<br />
Thomas: Wir sind Antipoden. Aber nicht so,<br />
wie uns viele sehen wollen: Alexander der<br />
rationale Typ und ich der emotionale. Faktisch<br />
sind wir Brüder, eine Seilschaft, aber<br />
zwei Individuen mit unterschiedlichen<br />
Sichtweisen.<br />
Alexander: Ich präsentiere mich so nicht<br />
und mir gefällt diese Charakterisierung<br />
auch nicht. Genauso wenig stimmt sie.<br />
Wenn ich rein rational gehandelt hätte,<br />
dann wäre ich nach dem Physik-Diplom<br />
nicht dem unbekannten Weg in die Berge<br />
gefolgt. Ich habe diesen Weg gewählt,<br />
weil es mein Traum war. Das war keine<br />
rationale Entscheidung… Und tatsächlich<br />
haben Thomas und ich ja auch viel mehr<br />
Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Wir<br />
sind beide Bayern, beide bodenständig,<br />
beide <strong>Bergsteiger</strong> und von Berufs wegen<br />
Vortragsredner.<br />
Thomas: Manche können uns ja nicht einmal<br />
auseinander halten. Aber wenn man<br />
uns nebeneinander sieht: Ich bin ein bisserl<br />
größer, der Alexander hat ein breiteres<br />
Kreuz. Ich habe braune, lockige Haare, der<br />
Alexander glatte, schwarze… und um ehrlich<br />
zu sein, sind das unsere größten Unterschiede.<br />
Alexander: Nach Vorträgen passiert es immer<br />
wieder mal, dass jemand zu mir sagt:<br />
»Ich habe Sie schon vor so und so viel Jahren<br />
mal gesehen.« Wenn ich nachfrage, kommt<br />
raus: Es war der Thomas. Lange Haare, klettern<br />
– und schon können uns die Leute<br />
nicht mehr auseinanderhalten. Und auf<br />
der Leinwand sind wir ja sowieso immer zu<br />
52 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Im Dach der Westlichen Zinne:<br />
Alexander Huber klettert<br />
»PanAroma« (8c/XI-).<br />
Fotos: Michael Meisl<br />
zweit zu sehen. Deswegen ist immer dort,<br />
wo einer von uns ist, auch der andere!<br />
Nervt Sie ihr Bruder mehr als andere Menschen?<br />
Thomas: Klar nervt er mich mehr. Weil ich<br />
eine viel innigere Beziehung zu ihm habe.<br />
Und dann gibt’s halt mal eine Kommunikationsgeschichte,<br />
oder sagen wir es so: Wir<br />
streiten. Danach haben wir wieder ein sauberes<br />
Fundament, auf das man auf bauen<br />
kann.<br />
Alexander: Wenn man sich nahe steht,<br />
kann man ja auch schwierig auf Distanz<br />
gehen. Gibt es einen Konflikt mit einem<br />
nicht so engen Freund, dann geht man sich<br />
einfach mal eine Zeitlang aus dem Weg. So<br />
erledigt sich der Konflikt mit der Zeit ganz<br />
von selbst. Aber der eigenen Familie kannst<br />
du nicht aus dem Weg gehen. Du musst<br />
dich der Sache stellen. Und dann raucht’s<br />
halt mal!<br />
Das wird dann auch mal lauter?<br />
Alexander: Das kommt vor und ist auch<br />
ganz normal <strong>für</strong> uns. Wenn ich aber bei<br />
anderen so Gas geben würde wie beim Thomas,<br />
wären da gewisse Limits überschritten.<br />
Wir zwei haben das schon als Kinder<br />
so gemacht. Mit vier, zehn oder 15 Jahren.<br />
Diese intensive Art, Konflikte auszutragen,<br />
ist auch ein Zeichen da<strong>für</strong>, dass man sehr<br />
stark verbunden ist. Nur wenn man sich nahe<br />
steht, packt man wirklich aus.<br />
Thomas: Es ist auch keine Seltenheit. Ich<br />
kenne einige <strong>Bergsteiger</strong>brüder, und die<br />
streiten alle, wenn’s sein muss.<br />
Sie werden von außen als die <strong>Bergsteiger</strong>-<br />
Einheit Huberbuam wahrgenommen. Ist es<br />
der Regelfall, dass die Medien Sie am liebsten<br />
im Doppelpack wollen?<br />
Thomas: Nicht nur die Medien. Auch bei<br />
Vorträgen, speziell bei Anfragen aus der<br />
Industrie, will man uns immer gemeinsam<br />
auf der Bühne haben. Grundsätzlich ist das<br />
aber viel schwieriger, weil wir unterschiedlich<br />
agieren und einen unterschiedlichen<br />
Stil pflegen. Wir müssten dann gemeinsam<br />
proben.<br />
Alexander: Wir haben aber auch schon<br />
Die Magie<br />
des Gehens<br />
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© Galyna Andrushko/shutterstock
Alexander im September 2012<br />
an der Sonnwendwand, Loferer<br />
Alm, bei der Erstbegehung von<br />
»Nirwana« (XI-/8c+)<br />
einige Vorträge gemeinsam gemacht, und<br />
das durchaus systematisch. Nach der Expedition<br />
1997 am Latok II hatten wir einfach<br />
noch nicht die Menge an Anfragen.<br />
Da ging es mehr darum, sich überhaupt zu<br />
präsentieren. Irgendwann kamen so viele<br />
Vortragsanfragen, dass wir es uns aufgeteilt<br />
haben.<br />
Thomas: Das begann um das Jahr 2001, als<br />
sich unsere Interessen kurzfristig getrennt<br />
hatten. Alexander hatte den großen Erfolg<br />
mit »Bellavista« und der »Direttissima« an<br />
den Drei Zinnen. Und ich hatte meine Erfolge<br />
am Ogre und am Shivling. Da merkten<br />
wir: Das funktioniert wunderbar. Wir<br />
können so am gleichen Abend getrennt und<br />
damit gleichzeitig an zwei verschiedenen<br />
Orten als Huberbuam auftreten. Weil immer<br />
dann, wenn nur einer von uns auf der<br />
Bühne steht, der andere automatisch »mit<br />
dabei« ist.<br />
dienen. Weil’s einfach mehr einbrachte, als<br />
in der Kneipe zu arbeiten.<br />
Thomas: Wir wollten früher einfach nur<br />
gut klettern, Spaß haben, aber sahen uns<br />
nicht unbedingt als Profi-<strong>Bergsteiger</strong>. Eigentlich<br />
wollte ich ja ursprünglich Lehrer<br />
werden und Alexander Physiker. Wir haben<br />
dann entdeckt, dass wir mit dem Bergsteigen<br />
nachhaltig Geld verdienen können.<br />
Und was steht nun hinter der Marke Huberbuam?<br />
Thomas: Team, Authentizität, vielleicht<br />
zwei coole, wilde Bayern mit langen Haaren.<br />
Auf jeden Fall zwei <strong>Bergsteiger</strong>, die<br />
einen Riesenspaß haben. Wenn jetzt der<br />
Alexander zum Beispiel sagen würde, er<br />
hat keinen Bock mehr, wäre das <strong>für</strong> mich<br />
schwierig. Weil uns die Medien einfach gerne<br />
miteinander sehen.<br />
Thomas hatte vor zwei Jahren eine Operation<br />
wegen eines Nierentumors. Wie ist das<br />
<strong>für</strong> den Bruder, wenn der Seilschaftspartner<br />
nicht nur ausfällt, sondern plötzlich sein Leben<br />
auf dem Spiel steht?<br />
Alexander: In so einem Moment tritt alles<br />
andere im Leben in den Hintergrund. Natürlich<br />
auch das Bergsteigen. Für mich war in<br />
dem Moment klar: Es wird alles andere zurückgestellt.<br />
Wir hatten Patagonien geplant,<br />
wollten nach Baffin Island, die Route »Karma«<br />
an der Loferer Sonnwendwand klettern.<br />
Es wurde dann jeder Plan annulliert. Es gibt<br />
Wichtigeres, als einen bestimmten Berg raufzukommen.<br />
Thomas: Gott sei Dank konnten wir schon 14<br />
Tage nach der Diagnose wieder planen. Die<br />
Chancen, dass es sich um diese gutartige Variante<br />
des Tumors handelte, standen <strong>für</strong> mich<br />
ja nur bei vier Prozent. Und ich durfte zu den<br />
Fotos: Max Reichel, Michael Meisl<br />
Funktioniert die Marke Huberbuam denn<br />
überhaupt mit getrennten Huberbuam?<br />
Alexander: Marke ist ein bisserl übertrieben.<br />
Wir haben das ja nicht gemacht, weil<br />
wir uns vorher eine Marketingstrategie<br />
überlegten, sondern weil sich’s so entwickelte.<br />
Schon nach der Rotpunktbegehung<br />
der »Salathé« (Klassiker-Route am El Capitan,<br />
d. Red.) begann ich 1995, mir mit Vorträgen<br />
die Kohle <strong>für</strong> mein Studium zu ver-<br />
Eiszeit: 2008 an der<br />
Westwand des<br />
Holtanna in der Antarktis<br />
54 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
vier Prozent gehören! Jawohl, ich kann leben,<br />
ich darf weiterleben! Diese Nachricht war wie<br />
eine Wiedergeburt. Ich weiß auch noch das<br />
Datum. Das feiere ich wie einen zweiten Geburtstag.<br />
Heute sehe ich das Leben definitiv<br />
anders als zuvor.<br />
er gestorben. Das sind Momente, wo man<br />
sagt: Danke, dass wir Leben dürfen, <strong>für</strong> unsere<br />
Familien und Freunde. Danke, dass wir<br />
steile Pläne schmieden dürfen. Danke, dass<br />
wir uns streiten dürfen. Danke, dass wir<br />
Profibergsteiger sein dürfen.<br />
◀<br />
<br />
<br />
<br />
Fotos: Thomas Huber senior (2), Thoms Huber<br />
Bewusster?<br />
Thomas: Definitiv bewusster.<br />
Aber noch viel mehr hat es mit<br />
Dankbarkeit zu tun. Es ist ja<br />
nicht selbstverständlich, so ein<br />
Glück zu haben. Bei einem amerikanischen<br />
Freund, den ich in<br />
Patagonien kennen gelernt<br />
habe, wurde nach einem Skiunfall<br />
ein etwas merkwürdiges<br />
Blutbild diagnostiziert. Ausgehend<br />
von einem Nierentumor<br />
hatten sich Metastasen im Kopf<br />
gebildet. Vier Monate später ist<br />
Thomas Huber (re.) und Mario<br />
Walder im Januar 2013 am<br />
Cerro Standhardt<br />
ZU DEN PERSONEN<br />
Brüder, Bergführer, Basejumper<br />
Thomas Huber, Jahrgang 1966, sucht schon<br />
bald nach seinem Abitur die Herausforderung<br />
in schweren alpinen Unternehmungen. So<br />
gelingt ihm 1994 unter anderem die erste Rotpunktbegehung<br />
von »End of Silence« (X+) bei<br />
Berchtesgaden, einer der schwersten alpinen<br />
Sportklettereien überhaupt. In den Folgejahren<br />
widmet er sich mehr und mehr den hohen<br />
Wänden des Karakorum und Himalaya. Für die<br />
erste Begehung einer direkten Route über den<br />
Nordpfeiler am Shivling (6543 m) erhält er<br />
2001 zusammen mit Iwan Wolf den Piolet d’Or,<br />
den Oskar des Bergsteigens. Zu seinen großen<br />
Leidenschaften zählt auch das Basejumpen,<br />
das er mit dem Bergsteigen kombiniert. Er lebt<br />
mit seiner Ehefrau und seinen drei Kindern in<br />
Oberau in der Nähe von Berchtesgaden.<br />
Alexander Huber, Jahrgang 1968, ist diplomierter<br />
Physiker. Als Alpinist macht er international<br />
erstmals mit der Rotpunkt-Begehung der<br />
»Salathé« am El Capitan im Jahr 1995 auf sich<br />
aufmerksam. Später geht es an der Westwand<br />
des Latok II (7108 m) und am Achttausender<br />
Cho Oyu hoch hinaus. Als Sportkletterer setzt<br />
er jahrelang Maßstäbe; unter anderem 1996<br />
mit »Open Air«, die zwölf Jahre später vom<br />
ersten Wiederholer Adam Ondra auf 9a+ (XI+)<br />
hochgestuft wird. Die berühmte »Hasse-Brandler-Direttissima«<br />
an der Großen Zinne begeht er<br />
2002 free solo. Seine Routen »PanAroma« und<br />
»Bellavista« (beide 8c) an der Westlichen Zinne<br />
gelten als Meilensteine des alpinen Sportkletterns.<br />
Er lebt mit seiner Lebensgefährtin in der<br />
Nähe von Marktschellenberg und in Traunstein.<br />
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Gemeinsam bilden die beiden staatlich geprüften Bergführer immer wieder<br />
eine Seilschaft, die unter dem Namen Huberbuam mittlerweile einen gewissen<br />
Kultstatus erreicht hat. Dabei treten sie auch abseits der großen Wände<br />
gemeinsam auf – so wie vor einigen Jahren im Werbespot der »Milchschnitte«.<br />
Maßgeblich zu ihrer Popularität hat der Kletterfi lm »Am Limit« von Pepe<br />
Danquart aus dem Jahr 2006 beigetragen. Er handelt vom Speedrekord-Versuch<br />
an der Nose, den die beiden allerdings erst ein Jahr später schafften<br />
– ohne Kamerateam. Sie legten die 1000<br />
Klettermeter in 2 Stunden, 45 Minuten und<br />
45 Sekunden zurück. Normale Seilschaften<br />
benötigen da<strong>für</strong> mehrere Tage.
KOLUMNE<br />
Ende der Welt<br />
Die Nacht kommt gewöhnlich dann, wenn der Tag sich<br />
verabschiedet. Und wer stetig nach oben steigt, wird<br />
in aller Regel den Gipfel erreichen. Wenn er nicht vorher<br />
vor lauter Ins-GPS-Gerät-Schauen strauchelt.<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Axel Klemmer<br />
ist im Alter von fünf Jahren von<br />
Berlin nach München gezogen.<br />
Seither lassen ihn die Berge<br />
nicht mehr los. In den 90er-<br />
Jahren war er Redakteur beim<br />
BERGSTEIGER. Der 49-Jährige<br />
schreibt im Wechsel mit<br />
Sandra Zistl, Eugen E. Hüsler<br />
und Caroline Fink über das<br />
Geschehen in den Bergen.<br />
In der Mitgliederzeitschrift des Deutschen<br />
Alpenvereins, Heft 1/2013, las ich<br />
den Artikel »Elektronisch geführt«. Er<br />
begann so: »Sie gehen immer noch ohne<br />
GPS-Gerät auf Tour? Haben Sie keine Angst,<br />
sich beim Wandern und Bergsteigen zu verirren,<br />
überrascht von Nebel, Schlechtwetter<br />
oder Dunkelheit?« Es handelte sich um eine<br />
suggestive Frage, wie der Nachsatz deutlich<br />
machte: »Mit einem GPS-Lotsen passiert das<br />
nicht so leicht!« Das Foto zum Text zeigte<br />
einen Mann, der in der Hand ein mobiles<br />
Endgerät hielt, auf dessen Bildschirm er<br />
blickte. Der Mann stand nicht in der U-<br />
Bahn, sondern auf einem schmalen Pfad<br />
mit vielen Steinen, über die er sicher stolpern<br />
würde, wenn er beim Gehen weiter<br />
auf den Bildschirm und nicht nach unten,<br />
auf den Pfad, sähe.<br />
Das machte mich nachdenklich. Ich gehe ohne<br />
GPS-Gerät auf Tour. Ich habe keine Angst<br />
davor, dass mich die Dunkelheit überrascht.<br />
Sie kommt immer genau zu der Zeit, zu der<br />
ich sie erwarte – auch ohne vorher einen<br />
GPS-Lotsen bemüht zu haben. Vielleicht bin<br />
ich ungewöhnlich begabt. Ich schaffe es irgendwie<br />
auch so.<br />
Ohne Endgerät ins gelobte Land<br />
Vor einer Weile haben mich die Zeugen Jehovas<br />
zu einem Kongress eingeladen. Auf dem<br />
Zettel, den ich in meinem Briefkasten fand,<br />
war eine farbige Zeichnung. Sie zeigte einen<br />
langen Zug von Menschen, die über das Land<br />
wanderten. Hinten, wo sie herkamen, war<br />
Dunkelheit, und Blitze zuckten am Himmel,<br />
aber die Menschen blickten freudig nach<br />
vorn, und sie schienen nicht wirklich überrascht<br />
zu sein, dass sich über ihnen die Wolken<br />
verzogen und vor ihnen, der Zeichner<br />
deutete es mit hellen Farben an, die Sonne<br />
schien. Unter der Zeichnung stand in Großbuchstaben<br />
die Frage »WIE KANN MAN DAS<br />
ENDE DER WELT ÜBERLEBEN?«<br />
An dieses Bild erinnerte ich mich nun. Wie<br />
hatten die Menschen den Weg über das<br />
Ende der Welt hinaus gefunden? Niemand<br />
auf dem Bild hatte ein Endgerät, aber alle<br />
schauten nach vorne und freuten sich. Ist so<br />
ein anspruchsvoller Weg einfach zu finden,<br />
wenn man die Augen offen hält? Oder wie<br />
hatten sie es geschafft, nicht in die Irre zu<br />
gehen, sondern sozusagen von der Helligkeit<br />
überrascht zu werden?<br />
Mit einem Navi im Auto oder einem GPS-Gerät<br />
sei das kein Problem mehr, las ich in der<br />
Zeitschrift des Alpenvereins. Der »Outdoor-<br />
Lotse« kündige Abzweigungen zwar nicht<br />
mit einer freundlichen Stimme an, da<strong>für</strong><br />
aber durch ein akustisches Signal. Wenn es<br />
piepst, geht man links. Oder rechts. Dann<br />
dürfe man auch mal den Blick vom Bildschirm<br />
heben. Das stand da nicht, aber ich<br />
dachte es mir.<br />
Im Höllental an der Zugspitze habe ich einen<br />
jungen Mann mit einem neuen, viel zu<br />
großen Rucksack und einem GPS-Gerät gesehen.<br />
Kennen Sie das Höllental? Man geht<br />
unten rein und kommt oben am Gipfel raus.<br />
Ich überlege, was man im Höllental mit einem<br />
GPS-Gerät macht. Und die Zugspitze ist<br />
noch nicht mal das Ende der Welt. ◀
Chamonix, Frankreich<br />
Träume …<br />
… leben.<br />
Spannende Ausrüstungs- und Reisetipps von<br />
Globetrotter Experten zum Thema Sportklettern<br />
unter www.4-Seasons.TV/sportklettern
TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/13<br />
<strong>Gardasee</strong>berge, Berchtesgadener und Ligurische<br />
Alpen, Ester- und Mangfallgebirge<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
3 Punta Marguareis, 10 Hohe Kiste, steiler<br />
9 Riegsee, leichte<br />
11 Taubenberg, leichte<br />
5 Edelweißlahner,<br />
7 Hohes Brett,<br />
zum Teil weglose Wanderung<br />
<strong>für</strong> Trittsichere<br />
Anstieg über den Hahnbichlsteig<br />
Rundwanderung ohne<br />
viel Höhenunterschied Voralpenwanderung<br />
meist im Wald<br />
Steilpfade zum Teil im<br />
Schrofengelände<br />
abwechslungsreiche<br />
Überschreitung<br />
4 Cima delle Saline,<br />
1 Cima SAT,<br />
2 Monte Casale,<br />
12 Halserspitz, reizvolle<br />
6 Kl. Watzmann,<br />
Wanderung über steile<br />
Bergpfade<br />
Klettersteig-Klassiker<br />
über dem <strong>Gardasee</strong><br />
langer und ziemlich<br />
schwieriger Klettersteig Gipfeltour mit op-<br />
tionaler Überschreitung<br />
schwierige Bergtour mit<br />
Stellen bis II<br />
8 Fagstein, spannende<br />
Bergtour auf<br />
teils »wilden Wegen«<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
<strong>Gardasee</strong>berge Via dell’Amicizia – Cima SAT (1246 m)<br />
1<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />
Ein absoluter Klettersteig-Klassiker<br />
Im Jahr 1972, zum hundertsten Geburtstag der »Società degli Alpinisti Tridentini« (SAT), wurde die<br />
»Via dell’Amicizia« eröffnet, ein Jubiläumsgeschenk des Trentiner Alpenclubs an die <strong>Bergsteiger</strong>gemeinde.<br />
Mittlerweile ist sie zu einem absoluten Klassiker am <strong>Gardasee</strong> geworden.<br />
1170 Hm | 6 Std.<br />
komplette Klettersteigausrüstung<br />
inkl. Helm<br />
Talort: Riva del Garda (70 m)<br />
Ausgangspunkt: An der Hauptstraße Richtung Bréscia,<br />
beim neuen Parkhaus<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Riva hat gute Busverbindungen<br />
mit Trento und Rovereto.<br />
Gehzeiten: Riva – Rifugio Barbara 1½ Std., »Via<br />
dell’Amicizia« – Cima SAT 2¼ Std., Abstieg 2¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühling und Herbst,<br />
im Sommer zu heiß<br />
Karten/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 055 »Valle del Sarca<br />
– Arco – Riva del Garda«; »Hüslers Klettersteigführer <strong>Gardasee</strong>«,<br />
Bruckmann Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: APT Garda Trentino, Büro Riva,<br />
Tel. 00 39/04 64/55 44 44, www.gardatrentino.it<br />
Hütte: Rifugio Barbara (560 m), meist nur an Wochenenden<br />
bewirtschaftet. Besser also auf Selbstversorgung setzen.<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Klettersteig mittlerer<br />
Schwierigkeit mit längeren Gehstrecken (K 2). Schlüsselstelle der<br />
Route ist eine 40 Meter hohe, senkrechte Leiter. Insgesamt langer<br />
und steiler ostseitiger Anstieg; Vormittagssonne!<br />
<strong>Gardasee</strong>berge Via ferrata Che Guevara – Monte Casale (1632 m)<br />
Der schönste Klettersteig der Region!<br />
Da müssen schon ein paar Superlative her: der längste, spannendste und schönste Klettersteig der<br />
<strong>Gardasee</strong>-Region. Wer allerdings von Pietramurata zu lange hinaufschaut in die unglaubliche Ostwand<br />
des Monte Casale, dem droht Genickstarre. Dagegen hilft nur eines: hinauf!<br />
1380 Hm | 8¼ Std.<br />
komplette Klettersteigausrüstung<br />
inkl. Helm<br />
Talort: Pietramurata (254 m) an der Straße Riva –<br />
Trento, 13 km nördlich von Arco<br />
Ausgangspunkt: An der Hauptstraße weisen Schilder<br />
zu dem Parkplatz vor dem riesigen Steinbruch.<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie Trento –<br />
Sarche – Pietramurata – Riva<br />
Gehzeiten: »Ferrata Che Guevara« – Monte Casale 5<br />
Std., Abstieg nach Sarche 2¾ Std., Sarche –<br />
Pietramurata ½ Std. – Alternativer Abstieg via Busòn<br />
nach Pietramurata etwas kürzer<br />
Beste Jahreszeit: Frühling und Herbst – im Hochsommer zu<br />
heiß!<br />
Karten/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 055 »Valle del Sarca<br />
– Arco – Riva del Garda«; »Hüslers Klettersteigführer <strong>Gardasee</strong>«,<br />
Bruckmann Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: APT Garda Trentino, Büro Arco,<br />
Tel. 00 39/04 64/53 22 55, www.gardatrentino.it<br />
Hütte: Rifugio Don Zio (1610 m), bewirtschaftet Mai bis Oktober<br />
an Wochenenden<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Ziemlich schwierig (K3), tadellose<br />
Kondition unerlässlich! Das Kernstück der Route, etwa<br />
600 Höhenmeter, ist durchgehend mit Fixseilen und Klammern<br />
gesichert. Genug Wasser mitnehmen, unterwegs gibt’s nur Sonne<br />
und Steine!<br />
2<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
TIPP<br />
Ligurische Alpen Punta Marguareis (2651 m), über das Rifugio Don Barbera<br />
3<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />
Unterwegs in uriger Landschaft<br />
Der leichteste Gipfelsturm auf die Königin der Ligurischen Alpen erfolgt über ihren Südrücken.<br />
Von Norden kommend lässt sie sich damit auch auf eindrückliche Weise umrunden – eine Gelegenheit,<br />
faszinierende Karstplateaus zu durchstreiften.<br />
1702 Hm | 2–3 Tage<br />
Wanderausrüstung,<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
Talort: Chiusa di Pesio (575 m)<br />
Ausgangspunkt: Pian delle Gorre (1032 m), am Ende<br />
der Straße im Valle Pesio<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Zug bis Cuneo, dann<br />
Bus: bis Chiusa Pesio ganzjährig, bis Certosa di Pesio nur<br />
15. Juni bis 15. Sept., wie auch der Shuttleservice Certosa<br />
di Pesio – Pian delle Gorre<br />
Gehzeiten: Zustieg Rif. Don Barbera 5 Std.; Gipfel hinund<br />
zurück 2½ Std.; Rif. Don Barbera – Rif. Garelli 3 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />
Karte: Blu Edizioni 1:25 000, Cartoguida 2 »Alpi Liguri«<br />
Führer: Iris Kürschner »Piemont Süd«, Bergverlag Rother<br />
Information: Uffi cio Turistico, Piazza Cavour, I-12013 Chiusa di<br />
Pesio, Tel. 00 39/01 71/73 49 90, www.vallepesio.it<br />
Hütten: Rif. Pian delle Gorre (1032 m), Tel. 00 39/01 71/73<br />
80 77 oder 3 33/2 70 03 14; Rif. Don Barbera (2071 m), Tel. 00<br />
39/01 74/54 28 02 oder 3 33/9 11 79 75, www.rifugiodonbarbera.eu;<br />
Rif. Garelli (1970 m), Tel. 00 39/01 71/73 80 78 oder<br />
3 33/97 70 99 37<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Stark gegliedertes Gelände,<br />
das Trittsicherheit und Kondition voraussetzt. Zwischen Passo del<br />
Duca und Passo di Scarason weglos, doch gut markiert. Im Sommer<br />
oft schon ab Mittag Wolkenbildung. Die Hochfl ächen hüllen<br />
sich dann in Nebel und die Markierungen sind schwer zu fi nden.<br />
Früher Start ratsam; genügend Trinkwasser mitnehmen<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen
TIPP<br />
<strong>Gardasee</strong>berge Via dell’Amicizia – Cima SAT (1246 m)<br />
TIPP<br />
Zustieg: Von der Hauptstraße nach Bréscia (große Schautafel)<br />
auf gepfl astertem, breitem Zickzackweg zur Bastione<br />
(211 m), dann mit der rot-weißen Markierung 404 am<br />
teilweise bewaldeten Steilhang der Rocchetta hinauf zum<br />
Rifugio Barbara (560 m). Von der Hütte kurz bergan zu einer<br />
Verzweigung (Wegweiser): links zum Kirchlein Santa Barbara,<br />
rechts fl ach zu einer großen Picknickwiese, wo man sich<br />
einseilt (ca. 620 m).<br />
Via dell’Amicizia: Drahtseile helfen über einen ersten,<br />
stark gestuften Felsaufschwung hinweg, dann folgt Gehgelände<br />
bis zum Fuß der berühmten Doppelleiter. Ihre erste<br />
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<strong>Gardasee</strong>berge Via ferrata Che Guevara – Monte Casale (1632 m)<br />
Zustieg: Zunächst um das Firmengebäude von Eurotex herum,<br />
dann am linken Rand des Steinbruchs zum Ansatzpunkt<br />
des Geröllkegels und über ihn in lichtem Pinienwald bergan<br />
gegen die Felsen und zum Einstieg (ca. 400 m).<br />
Via ferrata Che Guevara: Drahtseile leiten, schräg nach<br />
rechts ansteigend, durch die Felsen hoch über dem Steinbruch,<br />
abschnittweise ziemlich ausgesetzt. Durch kurze, steile<br />
Rinne. Weiter gut gesichert auf den felsigen Buckel im Vorgelände<br />
der Wand mit der kleinen Bait dei Pini (620 m). Ohne<br />
Sicherungen über leichte Felsen (I) in eine winzige Scharte<br />
(675 m). Nun den Drahtseilen folgend über die sehr kompakte<br />
Mauer aufwärts und zu markantem Horizontalband.<br />
Weniger steil rechts haltend zu einem Rastplatz (»Tiramisu«.)<br />
Über eine steile Felsstufe, dann auf einem weiteren Band<br />
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Hälfte ist bloß steil, die zweite – nach der Plattform – nahezu<br />
senkrecht. Ein Schild weist darauf hin, dass nur drei Personen<br />
gleichzeitig hochsteigen dürfen – theoretisch. Nach dem luftigen<br />
Intermezzo wird aus der Ferrata wieder ein Wanderweg;<br />
über den teilweise mit Büschen bewachsenen Hang steigt<br />
man an zur nächsten Felsbarriere. Über die erste Steilstufe<br />
hilft eine kurze Leiter; wenig weiter rechts beginnt die dritte<br />
Leiter – garantiert die längste über dem <strong>Gardasee</strong>! Sie verläuft<br />
parallel zu einer markanten Verschneidung, wird immer<br />
steiler und mündet auf einen geräumigen Absatz: aufatmen.<br />
Der Rest ist eher vergnügliche Zugabe mit drei Leitern, ein<br />
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nach links zum Beginn längerer Klammerreihen (ca. 1000<br />
m). In leichterem Gelände teilweise an Fixseilen zu dem mit<br />
Büschen bewachsenen Maurizio-Band (1200 m). Auf dem<br />
Band nach links, über eine breite Geröllrinne (Drahtseil) und<br />
am Hang hinauf zu einer Graskanzel. Weiter an der Steilfl anke<br />
bergan, über zwei kurze, gesicherte Aufschwünge, dann<br />
nochmals mit Seilhilfe an einem felsigen Nebengrat auf den<br />
Schlusshang und rechts hinüber zum großen Kreuz.<br />
Abstieg via Sarca: Vom abgefl achten Gipfel (Panoramatafel)<br />
zunächst über Blumenwiesen zum nahen Rifugio Don<br />
Zio (1610 m). Am Haus vorbei und in offenem Gelände erst<br />
sanft, dann steiler an einem bewaldeten Rücken bergab. Bei<br />
Godesi (1305 m; Wegzeiger) scharf rechts und in längerer<br />
Querung durch die Nordfl anke des Monte Casale. In einer<br />
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paar Drahtseilen, dazwischen auch Gehgelände, dann steht<br />
man auf dem Gipfel, passend unter einer Fahne aus Eisen.<br />
Dass die Cima SAT nur ein felsiger Zacken in der Ostfl anke<br />
der Rocchetta ist, stört überhaupt nicht – zu schön ist der<br />
Blick auf Riva, den See und talaufwärts nach Arco.<br />
Abstieg: Vom Gipfel kurz, aber sehr steil (Drahtseile, Haken)<br />
hinab zum Felsfuß, dann hinüber zum querführenden Weg<br />
418. Hier rechts und auf dem »Sentiero Crazidei« in unzähligen<br />
Kehren durch das Val Mera bergab. Auf einem breiten<br />
Karrenweg, Markierung 402, zurück nach Riva.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
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schattigen Mulde nach links ab. Zunächst noch steil und ab<br />
und zu etwas rutschig, dann in angenehm weiten Schleifen<br />
verlaufend im Wald talwärts. Ein Abzweig nach Comano bleibt<br />
links; rechts haltend weiter hinab zur Straße, verlässt sie aber<br />
gleich wieder nach rechts, um direkt Sarche (259 m) anzusteuern.<br />
Im Dorf weist ein Schild zurück nach Pietramurata,<br />
rechts der Sarca und abseits der Hauptstraße.<br />
Abstieg nach Pietramurata: Vom Rifugio Don Zio südwärts<br />
auf einem Karrenweg in die Senke des Busòn (1345<br />
m). Hier links und an den durchlaufenden Drahtseilen sehr<br />
steil im Buchenwald bergab (bei Nässe rutschig!). Über eine<br />
Eisenleiter läuft die »Ferrata del Rampin« aus. Etwas tiefer<br />
stößt man auf eine Forstpiste, die in Kehren direkt hinunterleitet<br />
nach Pietramurata.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
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Panorama: www.peakfinder.org Panorama: www.peakfinder.org<br />
TIPP<br />
Ligurische Alpen Punta Marguareis (2651 m), über das Rifugio Don Barbera<br />
1. Tag: Von Pian delle Gore südöstlich auf breitem Forstweg<br />
durch das Vallone del Salto bergwärts. Den Abzweig Cascata<br />
del Saut rechts liegenlassend zur Gias Sottano di Sestrera<br />
und rechts. Im Vallone del Marguareis in den rechts abzweigenden<br />
Weg unter den Felsabstürzen der Rocce Scarason<br />
hindurch zum Colle del Prel und über den Passo del Duca<br />
(1989 m). In der ersten Kurve nach dem Pass zweigt man<br />
links von der Hauptroute ab und folgt der roten Markierung<br />
weglos durch das Karstgelände. Die Route steigt am östlichen<br />
Rand der Conca delle Carsene mehr oder weniger in<br />
südliche Richtung an, berührt kurz die Abbruchkante der<br />
Rocce Scarason und quert dann durch eine exponierte Felsenpartie<br />
auf den von der Cima Scarason herabziehenden<br />
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Bergrücken. Über diesen kann nach links leicht die Cima<br />
Scarason (2352 m) bestiegen werden. Südwestlich verbindet<br />
sich der Bergrücken mit dem Grenzkamm und man betritt am<br />
Passo Scarason (2302 m) französisches Terrain. Durch die<br />
weite Karstfl äche schlängelt sich die von Mussolini erbaute,<br />
vom Tendapass kommende Militärstraße, zu der südlich über<br />
Wiesenhänge abgestiegen wird. Angenehmer, als der Schotterpiste<br />
zu folgen, ist der von Napoleon erbaute Militärweg,<br />
die sog. Via Cannoniera, die bald, dass man der Militärpiste<br />
nach links gefolgt ist, von dieser abzweigt. In leichtem Anstieg<br />
geht es zum Colle dei Signori mit dem Rifugio Don Barbera.<br />
2. Tag: Der Zustieg zur Punta Marguareis erfolgt vom Colle<br />
dei Signori nordöstlich über den Colle Galine. Auf gleichem<br />
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Weg zurück. Von der gelben Biwakschachtel gleich neben<br />
dem Rifugio Don Barbera dem rot markierten Pfad nach und<br />
im Auf und Ab nordöstlich zur Hochebene Piaggia Bella. Wer<br />
genau schaut, sieht die gewaltige Doline unterhalb des Wanderweges,<br />
in die sich ein sprudelnder Bach stürzt und im Untergrund<br />
verschwindet. Es ist einer von 14 Eingängen in ein<br />
54 km umfassendes Höhlensystem. Ein kurzer Steilaufstieg<br />
führt nördlich zum Colle del Pas, Übergang ins Ellero-Tal. Am<br />
Lago Ratauoloira biegt man links von der Hauptroute ab und<br />
quert nordwestlich zur Porta Sestrera (2225 m). Jenseits zum<br />
Rifugio Garelli hinunter. Anderntags wahlweise auf dem Hüttenweg<br />
nordwestlich zum Pian delle Gorre.<br />
Iris Kürschner<br />
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Panorama: www.peakfinder.org
TIPP<br />
Ligurische Alpen Cima delle Saline (2612 m)<br />
4<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013–<br />
Wo die Hexen tanzen<br />
Der breite Rücken des zweithöchsten Gipfels der ligurischen Alpen bietet<br />
phantastische Tiefblicke in seine schroffen nordseitigen Abstürze,<br />
ein Felsenreich voller mystischer Legenden, was sich auch in den Ortsbezeichnungen<br />
widerspiegelt: Cima delle Masche, der Hexengipfel, Rocca<br />
di Maraquaia, von den Einheimischen »il Magu«, der Zauberer genannt.<br />
1200 Hm | 2–3 Tage<br />
Wanderausrüstung,<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
Talort: Chiusa di Pesio (575 m)<br />
Ausgangspunkt: Pian delle Gorre (1032 m), am Ende der<br />
Straße im Valle Pesio<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Zug bis Cuneo, dann Bus:<br />
bis Chiusa Pesio ganzjährig, bis Certosa di Pesio nur 15. Juni<br />
bis 15. Sept., wie auch der Shuttleservice Certosa di Pesio –<br />
Pian delle Gorre<br />
Berchtesgadener Alpen Edelweißlahner (1953 m)<br />
Die Direttissima vom Hintersee<br />
Mit dem Edelweißlahner baut die Reiteralm ihr Ostbollwerk über dem Ramsauer Tal auf – eine respektable<br />
Steilschrofenflanke, die überraschenderweise von wilden Pfaden durchzogen wird und<br />
routinierten Berggängern ein zünftiges Abenteuer bietet. Die Gipfelschau ist fantastisch!<br />
1130 Hm | 6 Std.<br />
alpine Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Ramsau (670 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkmöglichkeit nahe dem Triebenbachlehen<br />
(ca. 840 m), am Beginn des Weges zur Halsalm<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Nächste Bushaltestelle<br />
am Hintersee (Linie von Berchtesgaden über Ramsau);<br />
der Mehraufwand ist gering.<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abstieg 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober, nicht bei Schnee!<br />
Karte: Alpenvereinskarte, 1:25 000, Blatt BY 20<br />
Gehzeiten: Zustieg Hütte 2¾ Std. – Colle del Pas 1¾ Std.<br />
– Cima delle Saline 1½ Std. – Rif. Mondovi 2¼ Std. – Porta<br />
Sestrera 1½ Std. – Rif. Garelli ½ Std. – Pian delle Gorre 2 Std.<br />
Karte: Blu Edizioni 1:25 000, Cartoguida 2 »Alpi Liguri«<br />
Führer: Iris Kürschner »Piemont Süd«, Bergverlag Rother<br />
Information: Uffi cio Turistico, www.vallepesio.it<br />
Hütten: Rifugio Garelli, Tel. 00 39/01 71/73 80 78 oder 3<br />
»Lattengebirge, Reiteralm«<br />
Führer: Mark Zahel »Berchtesgadener Alpen«, Bruckmann<br />
Verlag, 2009. Mark Zahel »Wilde Wege Bayerische Alpen«,<br />
Bergverlag Rother, 2013<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information, 83486 Ramsau,<br />
Tel. 0 86 57/98 89 20, www.ramsau.de<br />
Hütte/Einkehr: keine<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Recht anspruchsvolle Bergtour<br />
auf kleinen, oft nur spärlich markierten Steilpfaden. Einige<br />
Kletterstellen im I. Grad sowie vereinzelte Drahtseile an den exponiertesten<br />
Passagen. Perfekte Trittsicherheit im Schrofengelände,<br />
Schwindelfreiheit und gutes Orientierungsvermögen notwendig.<br />
Tipp: Von der Eisbergscharte lässt sich auf einem Latschenpfad<br />
der Eisberg (1800 m) mitnehmen.<br />
33/97 70 99 37; Rifugio Mondovi (1761 m), Tel. 00 39/01<br />
74/6 55 55 oder 3 35/54758 07, www.rifugiomondovi.com<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Teils steile Bergpfade,<br />
Trittsicherheit wichtig. Zwischen Cima Pian Ballaur und Cima<br />
delle Saline weglos, doch markiert. Schlüsselstelle ist der<br />
Ostabbruch der Cima delle Saline. Bei Nebel ist von der Überschreitung<br />
abzuraten. Genügend Trinkwasser mitnehmen!<br />
5<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
TIPP<br />
Berchtesgadener Alpen Kleiner Watzmann (2307 m), Überschreitung<br />
6<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />
Alpines Schmankerl an der Watzfrau<br />
Als Bestandteil der populärsten Berchtesgadener Gipfelsilhouette macht der Kleine Watzmann<br />
eine gute Figur, wird aber doch verhältnismäßig selten bestiegen. Ohne präparierte Routen braucht<br />
man schon eine gehörige Portion alpiner Erfahrung. Landschaftlich wird man auf der Überschreitung<br />
reich belohnt.<br />
1600 Hm | 8¾ Std.<br />
alpine Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Schönau am Königssee<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Hammerstiel (770 m) in<br />
Hinterschönau<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Nächste Haltestelle an der<br />
Zufahrt nach Hammerstiel<br />
Gehzeiten: Aufstieg bis Kühroint 2 Std., Gipfelaufstieg 2¾<br />
Std., Abstieg zum Mooslahnerkopf 2 Std., Talabstieg 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis Oktober, nicht bei Schnee!<br />
Karte: Alpenvereinskarte, 1:25 000, Blatt BY 21 »Nationalpark<br />
Berchtesgaden, Watzmann«<br />
Führer: Mark Zahel »Wilde Wege Bayerische Alpen«,<br />
Bergverlag Rother, 2013<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information,<br />
83471 Schönau am Königssee, Tel. 0 86 52/17 60<br />
Hütte/Einkehr: Kührointhütte (1420 m), Mitte Mai bis<br />
Mitte Oktober, Tel. 01 71/3 53 33 69<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Schwierige Bergtour in<br />
überwiegend steilem Schrofengelände. Einige Kletterstellen<br />
bis II, ohne Sicherungen. In den unteren Bereichen (Kederbichl<br />
und Mooslahnerkopf) bei Nässe unangenehm rutschig.<br />
Nur <strong>für</strong> Bergerfahrene – Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und<br />
elementare Kletterfähigkeiten obligatorisch. Orientierungsmäßig<br />
ist vor allem die Abstiegsroute recht kompliziert.<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen
TIPP<br />
Ligurische Alpen Cima delle Saline (2612 m)<br />
TIPP<br />
Route: Vom Rifugio Garelli der weiß-rot-weißen GTA-<br />
Markierung nach östlich in steilen Kehren zur Porta Sestrera<br />
(2225 m) hinauf. Nach einem kurzen Abstieg durch ein<br />
Tälchen darf man den Abzweig rechts nicht verpassen. Es<br />
geht südlich ansteigend zum Lago Ratauoloira (2171 m).<br />
Die rot markierte Route zieht dann südwestlich in den Colle<br />
del Pas (2350 m). Dort links den breiten Gratzug hinauf zur<br />
Cima Pian Ballaur (2603 m) und durch eine Senke auf den<br />
Gipfel der Cima delle Saline. Gegen Osten gilt es nun eine<br />
Steilstufe zu überwinden. Der Pfad durch Felsen und Schutt<br />
(rutschig!) fordert die Knie. Nach dem etwa 80 Meter hohen<br />
<br />
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Berchtesgadener Alpen Edelweißlahner (1953 m)<br />
Abbruch geht es durch sanfteres Gefälle den Schrofenhang<br />
abwärts in den Passo delle Saline (2178 m), über den einst<br />
eine alte Salzstraße führte. Dort stößt man wieder auf die<br />
GTA, der nördlich, also links in den Talschluß des Val Ellero<br />
gefolgt wird. In Bachnähe mündet der Pfad in den von der<br />
Gias Gruppetti kommenden Fahrweg ein, der durch das idyllische<br />
Hochtal (im Juni große botanische Vielfalt) zum Rifugio<br />
Mondovi (1761 m) leitet.<br />
Von der Hütte nordwestlich durch einen Alprosenhang<br />
aufwärts. Der Pfad knickt nach Südwesten, quert die rechte<br />
Talseite des Rio Ciappa und steigt zur Porta Biecai (1998 m).<br />
<br />
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<br />
Aufstieg: Man nimmt den Weg zur Halsalm auf und steigt<br />
gen Westen schräg an. Nach gut 20 Gehminuten zweigt kurz<br />
vor dem Antonigraben ohne Beschilderung ein unscheinbarer<br />
Pfad ab. Dieser führt noch eine Weile durch den Wald<br />
und schmiegt sich dann dem Antonigraben an, wo dieser<br />
seichter und gangbarer wird. Man nähert sich dem Wandsockel<br />
und trifft auf die Gabelung der Routen zum Eisberg<br />
rechts und zum Edelweißlahner links.<br />
Mit einer gut signalisierten Traverse weicht man dem Riegel<br />
aus, muss danach aber trotzdem eine kleine gesicherte<br />
Felsstufe überwinden. Der Verlauf bleibt abwechslungsreich:<br />
Nach einer Rechtsdiagonale quert man wieder<br />
markant nach links, schlüpft durch eine Rinne und durchquert<br />
schräg rechts eine abschüssige Hangeinbuchtung,<br />
um mit etwas Kraxelei – zuletzt durch eine Latschengasse<br />
– den Ausstieg auf den Grat zu gewinnen. Jetzt nochmals<br />
aufsteilend (Stellen I) von Nordosten her zum Gipfel des<br />
Edelweißlahners.<br />
Abstieg: Zunächst wieder zurück zum Schärtchen, dort<br />
aber links haltend in die von Karren zerklüftete Nordfl anke<br />
der Hüfelwand hinein. Verschlungen leiten die Markierungen<br />
durch das unwegsame Karstterrain hinunter in die<br />
grasige Mulde bei der Eisbergalm. Hier rechts nochmals<br />
geringfügig ansteigend zur Eisbergscharte (1600 m) und<br />
am Rande einer Mulde allmählich wieder in die steilen<br />
Randabstürze des Massivs hinein.<br />
Hier gibt es bald zwei gleichwertige Möglichkeiten: entweder<br />
links über die sehr ausgesetzte Rampe der »Fernsebnerplatte«,<br />
die mit Drahtseilen entschärft wurde, oder<br />
rechts querend und nachfolgend über das ebenfalls gesicherte<br />
»Leiterl« bergab. Kurz nach Vereinigung beider Varianten<br />
gabelt sich der Pfad erneut. Einerseits könnte man<br />
nun nach rechts wieder zum Antonigraben hinüberqueren,<br />
doch erscheint der Linksschwenk zu einem Schotterfeld<br />
etwas günstiger. Gegenüber leitet ein ordentlicher Pfad<br />
(rote Punkte) und schließlich ein breiterer Forstweg durch<br />
den Bergwald tiefer, sodass man in unmittelbarer Nähe des<br />
Ausgangspunktes wieder herauskommt.<br />
Mark Zahel<br />
Die Südostflanke der Reiteralm<br />
Zu Füßen liegt ein hübscher Talkessel, in den sich der Lago<br />
Biecai bettet, ein reiner Schmelzsee, der nur nach Schneewintern<br />
und längeren Regenperioden mit Wasser gefüllt ist.<br />
Man quert den Kessel oberhalb gegen Südwesten, lässt den<br />
Abzweig zum Lago delle Moglie rechts liegen und steigt durch<br />
einen Bachgraben westlich zu einer nächsten Hochfl äche<br />
auf. Links führt ein Pfad in den Colle del Pas, man hält sich<br />
rechts nordwestlich zur Porta Sestrera und kehrt auf bekanntem<br />
Weg zum Rifugio Garelli zurück.<br />
Iris Kürschner<br />
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Foto: Mark Zahel Panorama: www.peakfinder.org<br />
TIPP<br />
Berchtesgadener Alpen Kleiner Watzmann (2307 m), Überschreitung<br />
Aufstieg: Von Hammerstiel ins Schapbachtal und mit einigen<br />
Abkürzungen der Forststraße zur Kührointalm hinauf. Bei<br />
der Klimastation beginnt eine Wiesenschneise, über die man<br />
auf den bewaldeten Rücken des Kederbichls gelangt. Hier<br />
folgt man einem deutlichen, aber zuweilen glitschigen Pfad<br />
weiter bergauf. Durch eine Latschengasse in freies Gelände<br />
nahe der Abbruchkante ins Watzmannkar. Hier schwingt sich<br />
auf ca. 1840 m der »Gendarm« als schwierigste Kletterstelle<br />
(II, Haken) auf. Oberhalb wieder in gemäßigteren Schrofenfl<br />
anken weiter, Klettern muss man nur noch hin und wieder<br />
an einigen überschaubaren Stufen. Gelbe Punkte und gelegentliche<br />
Steinmännchen unterstützen die Feinorientierung,<br />
bevor man rechts haltend die gipfelnahen Plattenzonen<br />
erreicht. Sie werden entlang einiger Risse bis zum höchsten<br />
Punkt durchstiegen.<br />
Abstieg: Anfangs kurz nach Süden, aber noch vor dem<br />
rundlichen Nebengipfel anhand von Steigspuren und<br />
Steindauben links in die Ostfl anke hinab. Nach einer markanten<br />
Rechtstraverse wird ein kleines Schotterkar betreten,<br />
in dem schon von oben Spuren zu erkennen waren. Damit<br />
nähert man sich dem spektakulären Einschnitt des Fensterls,<br />
wo aus exponierter Position der Tiefblick auf den Königssee<br />
fällt. Gegenüber ersteigt man eine abschüssige Rampe und<br />
wechselt durch eine Minilücke zwischen zwei Köpfen wieder<br />
auf die linke Seite. Die Route laviert mit einigen Kraxelstellen<br />
um die Hindernisse entlang des Ostgrates, passiert Blockgelände<br />
und Latschenbewuchs und gewinnt in kurzem Gegenanstieg<br />
den aussichtsreichen Mooslahnerkopf (1815 m).<br />
Von dort auf dem ebenfalls nicht markierten, aber kaum zu<br />
verfehlenden Steig nordostseitig bergab. Erdig verschmierte<br />
Felsen können etwas lästig sein. Im Kar kreuzt man eine<br />
Forststraße und wandert im Bogen zurück nach Kühroint,<br />
wo sich der Kreis der Überschreitung schließt. Zurück nach<br />
Hammerstiel wie gehabt.<br />
Mark Zahel<br />
Der Kleine Watzmann im Profil<br />
Foto: Mark Zahel
TIPP<br />
Berchtesgadener Alpen Hohes Brett (2340 m), über die Brettgabel<br />
7<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />
Abwechslungsreiche Überschreitung des Göll-Ausläufers<br />
Von der Jennerbahn über die Südflanke wird das Hohe Brett häufig<br />
und ohne größere Mühen bestiegen. Kenner wissen um die stillere und<br />
abwechslungsreichere Route über die Brettgabel, die allein schon ein<br />
Tourenziel wert wäre. So gestaltet sich eine interessante Rundtour.<br />
1220 Hm | 6 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Berchtesgaden (571 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Hinterbrand (ca. 1120 m) am<br />
Ende der Dürreckstraße; Zufahrt via Obersalzberg<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung von<br />
Berchtesgaden bis Hinterbrand<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abstieg 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />
Karte: Alpenvereinskarte, 1:25 000, Blatt BY 21 »Nationalpark<br />
Berchtesgaden, Watzmann« oder Blatt BY 22 »Berchtesgaden,<br />
Untersberg«<br />
Führer: Mark Zahel »Berchtesgadener Alpen«,<br />
Bruckmann Verlag, 2009<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information, 83471 Berchtesgaden,<br />
Tel. 0 86 52/94 45-3 00<br />
Berchtesgadener Alpen Rothspielscheibe (1940 m) und Fagstein (2164 m)<br />
Über den Almen der Gotzenberge<br />
Eine anmutig geformte Berglandschaft, idyllisch mit strengeren Einschüben, prägt die Gotzenberge<br />
auf der Ostseite des Königssees – vis-à-vis der Watzmann-Ostwand. Über die Farrenleiten<br />
und die Rothspielscheibe zum Fagstein führt ein »wilder Weg«, der immer mehr Spannung aufbaut.<br />
1270 Hm | 7¼ Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Berchtesgaden (571 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Hinterbrand (ca. 1120 m)<br />
am Ende der Dürreckstraße; Zufahrt von Berchtesgaden via<br />
Obersalzberg<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung von Berchtesgaden<br />
bis Hinterbrand<br />
Gehzeiten: Aufstieg Rothspielscheibe 3 Std., Fagstein 1½<br />
Std., Abstieg zur Priesbergalm 1½ Std., Rückweg 1¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis Oktober, sofern schneefrei<br />
Karte: AV-Karte, 1:25 000, Blatt BY 21 »Nationalpark Berchtesgaden,<br />
Watzmann« oder Blatt 10/2 »Hochkönig – Hagengebirge«<br />
Führer: Mark Zahel »Wilde Wege Bayerische Alpen«, Bergverlag<br />
Rother, 2013<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information, 83471 Berchtesgaden,<br />
Tel. 0 86 52/94 45-3 00<br />
Einkehr: Sommers Brotzeiten in der Königstalalm und der Priesbergalm;<br />
sonst Jenner-Mittelstation sowie Dr.-Hugo-Beck-Haus<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Abseits der Wanderpromenaden<br />
nur kleine inoffi zielle Pfade und teils auch wegloses Karrengelände.<br />
Steilpassagen oberhalb der Farrenleiten sowie beim<br />
Abstieg über die Roßfelder. Bergerfahrung und gute Trittsicherheit<br />
wichtig, zudem auch Ausdauer und Routeninstinkt<br />
Tipp: Man kann auch von Dorf-Königssee mit der Jennerbahn in<br />
die Tour einsteigen.<br />
Hütte/Einkehr: Stahlhaus (1736 m), fast ganzjährig, Tel.<br />
0 86 52/27 52; Mitterkaseralm (1534 m), Jausenstation<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Bergtour ohne wesentliche<br />
Kletterei, jedoch nur <strong>für</strong> im weglosen Gelände Erfahrene geeignet.<br />
Schon bei guter Sicht gewisser Routeninstinkt nötig, zudem<br />
Trittsicherheit im Bereich der Brettgabel und stellenweise auch<br />
am Normalweg.<br />
8<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
TIPP<br />
Werdenfelser Land Riegsee (660 m)<br />
9<br />
Anregende Rundtour mit großartigem Bergblick<br />
Der Riegsee wird aufgrund seiner geringen Tiefe oft schon im späten<br />
Frühjahr warm. Vor allem aber hat er eine Rundwanderung zu bieten,<br />
deren traumhafter Bergblick genau das richtige Mittel ist, um Lust<br />
auf eine große Gipfelbesteigung, z. B. auf die deutlich sichtbare Hohe<br />
Kiste zu bekommen.<br />
100 Hm | 2½ Std.<br />
normale Wanderausrüstung<br />
(plus Badezeug)<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />
Talort/Ausgangspunkt: Aidling (724 m)<br />
Gehzeiten: Aidling – Riegsee 1½ Std., Riegsee –<br />
Aidling 1 Std.<br />
Beste Jahreszeit: April bis Oktober<br />
Karte: Bay. Landesvermessungsamt 1:50 000,<br />
UK L 31 »Werdenfelser Land«<br />
Führer: M. Pröttel »Tagesausfl üge Pfaffenwinkel«,<br />
J. Berg Verlag, München 2010<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusgemeinschaft<br />
»Das Blaue Land«, Tel. 0 88 41/61 41-14<br />
www.dasblaueland.de<br />
Einkehr: Gasthof zu Post in Aidling<br />
(www.gasthof-post-aidling.de) sowie Seestuben und<br />
Gasthof Westner in Riegsee<br />
Charakter/Schwierigkeit: Leichte Rundtour mit tollem<br />
Bergblick. Auf der ersten Hälfte Landwirtschaftswege, dann<br />
schöner Fußweg am Ufer entlang
TIPP<br />
Berchtesgadener Alpen Hohes Brett (2340 m), über die Brettgabel<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz Hinterbrand auf breitem Wirtschaftsweg<br />
ein Stück in Richtung Jenner-Mittelstation. Bereits ca. 70<br />
Meter hinter der Schranke zweigt nach links ein unbezeichneter<br />
Weg ab, der durch Wald zu einer Almwiese leitet. Auf dieser vollzieht<br />
man einen Bogen um die weiter hinaufreichenden Waldparzellen<br />
und gewinnt auf steilem, erdigem Pfad zusehends an<br />
Höhe. Unterhalb schrofferer Felshänge mit einer Traverse nach<br />
links. Eine schrofi ge Rinne leitet zum Grat hinauf, wo man in<br />
wenigen Schritten nach links zum herrlichen Aussichtspunkt<br />
der Brettgabel (1805 m) gelangt.<br />
Anschließend begibt man sich weiter an die Bergmasse des<br />
Hohen Bretts heran. Durch eine Rinne und eine Latschengasse<br />
hinauf zur freien Nordwestabdachung, die jetzt keinerlei geländebedingte<br />
Schwierigkeiten mehr aufwirft, bei mangelhafter<br />
Sicht unter Umständen jedoch immense Orientierungsprobleme.<br />
Wahlweise kann man unmittelbar den Nordwestrücken<br />
begehen (schwieriger) oder schwachen Trittspuren in den Rasenpolstern<br />
schräg durch die Flanke folgen. In diesem Fall trifft<br />
man beim Jägerkreuz (2182 m) auf den Normalweg und wandert<br />
auf ihm das letzte Stück hinauf zum abgefl achten Gipfel.<br />
Abstieg: Zurück zur Westschulter mit dem Jägerkreuz, wo<br />
Berchtesgadener Alpen Rothspielscheibe (1940 m) und Fagstein (2164 m)<br />
Aufstieg: Von Hinterbrand auf breit ausgebautem Höhenweg<br />
über die Jenner-Mittelstation und die Strubalm zur<br />
Weggabelung oberhalb der Königsbachalm. Nun folgt man<br />
Route Nr. 498 Richtung Schneibsteinhaus/Stahlhaus und<br />
zweigt an bezeichneter Stelle in das zwischen Bärenwand<br />
und Farrenleitenwand eingelagerte Königstal ab. Über einen<br />
Boden einwärts und mit einigen Serpentinen zur Königstalalm<br />
(ca. 1530 m). Ein nicht markierter, aber klar erkennbarer<br />
Weg zieht von hier in den Waldkessel am Fuße<br />
der Rothspielscheibe. Wo sich die Trasse auf einer Lichtung<br />
verzweigt, geht man rechts und gelangt mit einigen Serpentinen<br />
gegen die Farrenleiten hinauf. Neben der Kuppe (P.<br />
1716) links in die baumbestandene Steilfl anke, wo der<br />
Pfad schmal und ausgesetzt auf einem schrägen Grasband<br />
berganzieht und auf den Westgrat leitet. Gemeinsam mit<br />
einer von der Priesbergalm kommenden Spur zum Gipfelkreuz<br />
auf der Rothspielscheibe (1940 m).<br />
Man überschreitet die grüne Kanzel südostwärts und gelangt<br />
mit etwas Zwischenabstieg in die unübersichtlichen,<br />
stark zerklüfteten Karrenzonen, die zum Teil von Latschen<br />
durchsetzt sind. Nach Steindauben Ausschau haltend fi n-<br />
scharf links der Einstieg in die steilere Südfl anke erfolgt.<br />
Durch brüchige Schrofen führt der Steig in Serpentinen rasch<br />
abwärts. Man quert nahe dem Kammrücken weiter auf die<br />
Verfl achung bei den Pfaffenkegeln und steigt nochmals über<br />
einen steileren Hang zum Stahlhaus (1734 m) am Torrener<br />
Joch ab. Ein breiter Weg zieht fast eben Richtung Jenner<br />
hinüber, vor diesem auf die Nordseite und zur Mitterkaseralm<br />
hinab. Wer den Abstieg abkürzen möchte, kann unter Auslassung<br />
des Stahlhauses schon vor den Pfaffenkegeln einer nicht<br />
bezeichneten, aber deutlich ausgeprägten Steigspur durch<br />
einen Grabeneinschnitt zur Mitterkaseralm folgen. Von dort<br />
auf breiten Wirtschaftswegen über die Wasserfallalm und die<br />
Jenner-Mittelstation (etwaige Abkürzung via Krautkaser) zum<br />
Parkplatz Hinterbrand.<br />
Mark Zahel<br />
Die weitläufige Gipfelabdachung<br />
des Hohen Bretts<br />
det man eine günstige Linie durch das Chaos und peilt die<br />
breite Einsattelung zwischen Fagstein und Windschartenkopf<br />
an. Dort nach rechts und über weitere Karren und Rasenfl<br />
ecke auf den Ostgrat, der ohne Hürden zum Gipfel des<br />
Fagstein aufschließt.<br />
Abstieg: Die Überschreitung verläuft zunächst längs der<br />
Schneide gen Südwesten, bis man an den Felsabbrüchen<br />
zur Rechten vorbei ist und auf ca. 2030 m eine Pfadspur<br />
entdeckt, die schräg in die Flanken hinabzieht. Sie knickt<br />
bald scharf rechts ab und leitet quer durch den oberen<br />
grasigen Steilhang auf die Roßfelder. Hier noch oberhalb<br />
eines Grabenansatzes entlang und anschließend über einen<br />
Wiesenrücken zum Geländebalkon der Priesbergalm<br />
(1460 m) hinab. Auf breiten Wegen geht es an der Enzianbrennhütte<br />
vorbei zum Königsbachgraben und auf bekannter<br />
Strecke zurück nach Hinterbrand.<br />
Mark Zahel<br />
Am Gipfel des Fagstein<br />
Foto: Mark Zahel Foto: Mark Zahel<br />
TIPP<br />
Werdenfelser Land Riegsee (660 m)<br />
Wegverlauf: In Aidling folgt man der Dorfstraße nach Osten<br />
und zweigt dann halbrechts in die »Höhlmühlstraße« ab. Man<br />
folgt diesem geteerten Sträßchen etwa 700 Meter und zweigt<br />
dann in einem Wäldchen wiederum halbrechts in einen<br />
Schotterfahrweg ab. Dieser führt leicht bergab zu einer schönen<br />
großen Wiese. Abermals gabelt sich der Fahrweg, wieder<br />
hält man sich rechts und gelangt so in einen größeren Wald<br />
(hier an Gabelung rechtshaltend), den man ohne Orientierungsprobleme<br />
nach Süden durchquert. Der Weg kommt aus<br />
dem Wald heraus und wendet sich nach Westen. An einer Gabelung<br />
geht man weiter geradeaus und wandert zwischen<br />
freien Wiesen mit schöner Aussicht auf den Alpenrand in den<br />
Ort Riegsee. Hier folgt man links der »Dorfstraße« in Richtung<br />
See und dann rechts der »Seestraße« zum Campingplatz,<br />
den man geradeaus durchquert. Am Ende des Campingplatzes<br />
beginnt das schönste Wegstück der gesamten Runde: Parallel<br />
zum Ufer des Riegsees führt uns der Fußweg an einem<br />
Waldrand entlang, dann durch ein Waldstück und zuletzt direkt<br />
am Seeufer in Richtung Norden zu einer schönen Badestelle<br />
mit kleinem Steg und Schwimmponton.<br />
Nach der Badepause folgt man dem Fahrweg nach Osten,<br />
überquert eine Querstraße und stößt auf die Straße, die von<br />
Aidling nach Riegsee führt. Dieser folgt man ein Stück nach<br />
links um so gleich wieder nach rechts in einen Landwirtschaftsweg<br />
abzuzweigen, der zurück nach Aidling führt .<br />
Michael Pröttel<br />
Von der Aidlinger Höhe reicht das Panorama<br />
bis zum Wetterstein und zum Ettaler Manndl.<br />
Foto: Michael Pröttel
TIPP<br />
Estergebirge Hohe Kiste (1922 m)<br />
10<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />
TIPP<br />
Meisterprüfung hoch über dem Loisachtal<br />
Dank der schnellen Erreichbarkeit des Ausgangspunkts kann man die Besteigung problemlos als<br />
Tagestour bewältigen. Man muss nur früh genug starten, den Anstieg gut einteilen und sich bei der<br />
wunderschönen (aber unbewirteten) Pustertalhütte eine ausgiebige Pause gönnen.<br />
1280 Hm | 6 Std.<br />
normale Wanderausrüstung<br />
Talort: Eschenlohe (640 m)<br />
Ausgangspunkt: Bhf. Eschenlohe (640 m) bzw.<br />
Parkplatz am Ende der Schellenbergstraße<br />
Öffentliche Verkehsmittel: Von München direkt mit<br />
dem Zug nach Eschenlohe<br />
Gehzeiten: Eschenlohe – Pustertalhütte 2 Std. Pustertalhütte<br />
– Hohe Kiste 1½ Std., Hohe Kiste – Eschenlohe 2½ Std.<br />
Mangfallgebirge Taubenberg (894 m)<br />
Schöne Voralpenwanderung mit herrlicher Einkehr<br />
Der Taubenberg ist ein beliebtes Wanderziel und das wichtigste Wasserversorgungsgebiet<br />
von München. Nicht zuletzt wegen seines einladenden<br />
Berggasthauses mit grandioser Aussicht ist der Taubenberg<br />
eine ideale Einstiegstour, die große Lust auf höhere Berge macht.<br />
180 Hm | 3 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ende Mai bis Oktober<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 9<br />
»Estergebirge, Herzogstand, Wank«<br />
Führer: M. Pröttel »Das perfekte Bergwochenende«,<br />
Bruckmann Verlag, München 2013<br />
Fremdenverkehrsamt: Gästeinformation Eschenlohe,<br />
Tel. 0 88 24/82 28, www.eschenlohe.de<br />
Einkehr: unterwegs keine Möglichkeit<br />
Charakter/Schwierigkeit: Der Anstieg über den<br />
Hahnbichlsteig zur Hohen Kiste erfordert Trittsicherheit<br />
und gute Kondition; bei Nässe nicht zu empfehlen.<br />
Zur Belohnung gibt es eine überwältigende Aussicht!<br />
11<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
normale Wanderausrüstung<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />
Talort/Ausgangspunkt: Osterwarngau (715 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der BOB oder der S 5 bis<br />
Holzkirchen. Von dort mit Bus 9567 bis zur Haltestelle Osterwarngau,<br />
die sich gegenüber der Kirche befi ndet.<br />
(Verbindungen: www.bahn.de)<br />
Gehzeiten: Osterwarngau – Nüchternbrunn 1 Std., Nüchternbrunn<br />
– Gasthaus Taubenberg 30 Min., Gasthaus Taubenberg<br />
– Osterwarngau 1½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: April bis Oktober<br />
Karte: Bayerisches Landesvermessungsamt 1:50 000,<br />
UK L12 »Mangfallgebirge«<br />
Führer: M. Pröttel »Wandern wenn die Sonne brennt«,<br />
J. Berg Verlag, München 2009<br />
Fremdenverkehrsamt: Gemeinde Warngau, www.warngau.de<br />
Einkehr: Taubenberg-Gasthaus. Im August Betriebsurlaub, aber<br />
selbst dann stehen Getränke vor der Türe; www.taubenberg.de<br />
Charakter/Schwierigkeit: Sehr waldreiche Rundtour auf<br />
guten Fußwegen und mit sanften Anstiegen. Bei der großen<br />
Runde über Oberwarngau wird das Schlussstück allerdings<br />
über schattenlose Wiesen zurückgelegt.<br />
Tipp: Wer den großen Aussichtsturm am Taubenberg besteigen<br />
will, kann sich den Schlüssel <strong>für</strong> 20 Euro Pfand beim Gasthaus<br />
Taubenberg ausleihen.<br />
TIPP<br />
w<br />
Mangfallgebirge Halserspitz (1862 m)<br />
12<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 5/2013<br />
Auf den höchsten Gipfel des Blaubergkamms<br />
Die Besteigung des Halserspitz ist eine der landschaftlich reizvollsten Touren am Bayerischen<br />
Alpenrand. Wer nach dem Gipfel die Zusatztour über den Blaubergkamm noch dranhängt, darf ohne<br />
Übertreibung seine »erste richtig große Überschreitung« ins Tourenbuch eintragen.<br />
1100 Hm | 5 Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Kreuth (793 m)<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz bzw. Bushaltestelle<br />
Siebenhütten (800 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Von München-Hbf. mit<br />
der BOB zum Bahnhof Tegernsee und weiter mit RVO-Bus<br />
9556 bis zur Haltestelle »Siebenhütten« (Verbindungen<br />
unter www.bahn.de)<br />
Gehzeiten: Parkplatz – Siebenhütten ½ Std., Siebenhütten<br />
– Halserspitz 2½ Std., Halserspitz – Parkplatz 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: April bis Oktober<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 13 »Mangfallgebirge West«<br />
Führer: M. Pröttel »Das perfekte Bergwochenende«,<br />
Bruckmann Verlag, München 2013<br />
Einkehr: Almwirtschaft Siebenhütten; je nach Schneelage<br />
von Mai bis Oktober durchgehend geöffnet; Blaubergalm<br />
geöffnet von Juni bis Ende Oktober<br />
Information: Tegernseer Tal Tourismus, Tel. 0 80 22/<br />
92 73 80, E-Mail: info@tegernsee.com<br />
Charakter/Schwierigkeit: Landschaftlich extrem reizvolle<br />
Bergtour, die am Gipfelanstieg Trittsicherheit erfordert.<br />
Bei der Variante ist zudem gute Kondition erforderlich.<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen
TIPP<br />
Estergebirge Hohe Kiste (1922 m)<br />
Aufstieg: Vom Bahnhof Eschenlohe folgt man der »Bahnhofstraße«<br />
ins Ortszentrum, überquert die Loisach und folgt<br />
der »Krottenkopfstraße« und der »Schellenbergstraße« zu<br />
einer Forststraße (immer der Beschilderung »Krottenkopf«<br />
folgen), die bald eine Linkskurve macht und von nun an leicht<br />
ansteigt. Bald kann man die Forststraße rechts verlassen, indem<br />
man dem Schild »Hahnbichlsteig, Nur <strong>für</strong> Geübte« folgt.<br />
(Alternativ kann man auch den leichteren, aber längeren und<br />
weniger attraktiven Anstieg wählen, der weiter der Forststraße<br />
folgt.) Über einen steilen Karrenweg und dann noch einmal<br />
auf einem etwas fl acheren Fahrweg geht es zum Beginn des<br />
eigentlichen Steigs, der als schmaler Pfad das steile Waldgelände<br />
hinauf führt. Sobald es wieder fl acher wird, wird der<br />
Weg breiter und man kommt zu einer Gabelung, wo man dem<br />
Schild »Krottenkopf über Pustertalhütte« folgt. In einer Querung<br />
und dann leicht absteigend gelangt man zum Anstieg,<br />
der von der oben erwähnten Forststraße hinauf führt. Bald<br />
gelangt man zur wunderschönen Wiese bei der Pustertal-<br />
Jagdhütte. Von hier steigt man südlich in einen Karboden und<br />
in Kehren über zunehmend steiles Geröll bis unter die Gipfelfelsen.<br />
Zuletzt geht es links haltend zum Kamm. Man hat nun<br />
den weiten Bergkessel des Estergebirges erreicht,<br />
wo ein guter Weg nach rechts Richtung »Weilheimer Hütte/<br />
Krottenkopf« führt. Man folgt diesem nun ein Stück nach<br />
rechts und kann dann entweder gleich dem ersten, teils<br />
erodierten Steig zum Gipfel folgen, oder man folgt dem<br />
Hauptweg noch ein gutes Stück weiter und steigt auf dem<br />
besseren zweiten Pfad durch die Latschen zum Gipfelkreuz.<br />
Abstieg: Zurück nach Eschenlohe geht es auf dem Anstiegsweg.<br />
Michael Pröttel<br />
Der Name »Hohe Kiste« kommt<br />
nicht von ungefähr.<br />
Foto: Michael Ptöttel<br />
TIPP<br />
Mangfallgebirge Taubenberg (894 m)<br />
Wegverlauf: Gegenüber der Kirche folgt man dem Birkenweg,<br />
bis dieser auf den Nüchternbrunnweg stößt. Hier<br />
geht man nach links, bis bei einer Christusskulptur rechts<br />
der Fußweg Richtung Nüchternbrunn abzweigt. Man folgt<br />
dem Fußweg ansteigend in den Wald hinein. Der Weg quert<br />
einen Bach und teilt sich. Hier gehen wir geradeaus und<br />
somit über einen steiler ansteigenden Hohlweg weiter. Der<br />
Weg wird fl acher und man kommt zu einer Wegkreuzung, wo<br />
man geradeaus geht. Es geht bergab und zur Waldkappelle<br />
Nüchternbrunn. Man geht an dem Sakralbau rechts vorbei<br />
und über einen Bach. Entlang von Holzstufen geht es ein kurzes<br />
Stück auf schmalerem Weg bergab, bevor der Weg wieder<br />
fl ach Seitenbäche quert. Auf wieder breiterem Waldweg geht<br />
es in derselben Richtung weiter, bis man aus dem Wald heraustritt<br />
und das Taubenberg-Gasthaus vor sich liegen sieht.<br />
Man folgt nach der Einkehr der Teerstraße in freiem Gelände<br />
nach Westen bergan. Die Straße wird zum Schotterweg und<br />
tritt in den Wald ein und wieder aus ihm heraus. Bei einer<br />
Kreuzung folgt man den Schildern zum Aussichtsturm und<br />
geht an einer weiteren Kapelle vorbei. Bald darauf kommt<br />
man an dem Aussichtsturm vorbei. Weiter geradeaus gehend<br />
kommt man an eine Gabelung, wo es geradeaus Richtung<br />
Oberwarngau hinab geht. An einer leichten Rechtskurve<br />
kann man den breiten Weg verlassen, indem man geradeaus<br />
geht (Pfeile und Punkte an Bäumen). Auf dem alten Fußweg<br />
geht es nun schöner bergab. Dort, wo er sich teilt, hält man<br />
sich rechts. Der Weg ist kurz etwas undeutlicher und auch<br />
mit Ästen bedeckt, bevor er wieder auf den breiten Weg<br />
stößt. Diesem folgt man nach links und gleich wieder einem<br />
Teerweg nach rechts, der nach Oberwarngau führt. Hier geht<br />
man geradeaus und folgt einem Bach erst auf dessen linker,<br />
dann auf dessen rechter Seite. An einer Kreuzung geht man<br />
rechts in Richtung Friedhof und aus dem Ort hinaus. Bei<br />
einer Gabelung geht man weiter geradeaus und erreicht auf<br />
einem Landwirtschaftsweg an freien Wiesen vorbei laufend<br />
Osterwarngau.<br />
Michael Pröttel<br />
Der große Aussichtsturm am Taubenberg<br />
Foto: Michael Pröttel<br />
TIPP<br />
Mangfallgebirge Halserspitz (1862 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz geht man über die Brücke und<br />
wendet sich nach links. Auf einem Fahrweg geht es zum Hofbauernweißbach,<br />
dessen in Gehrichtung gesehen rechtem<br />
Ufer man nach Süden folgt. Die Schotterstraße macht eine<br />
Kurve und man sieht auf der anderen Flussseite die Almwirtschaft<br />
Siebenhütten liegen. Man geht weiter gerade aus und<br />
überquert eine breite Brücke. Auf der anderen Seite sieht man<br />
auch die Beschilderung zum Halserspitz. Ab nun geht es auf<br />
einem schönen Bergweg weiter, der dem Tal des Hohlensteinbachs<br />
folgt. In angenehmer Steigung geht es ein gutes Stück<br />
oberhalb des Baches bergan, bis nach einiger Zeit der Bach<br />
erreicht und gequert wird. Der Weg folgt ein Stück dem Bachbett,<br />
um dann bei einem Waldsattel nach rechts wegzuführen.<br />
In zunächst dichtem Wald geht es nach Süden auf den breiten<br />
Bergrücken des Weißenbachkopf hinauf. Man kommt an einer<br />
Jagdhütte vorbei und folgt dem Weg weiter nach Süden, um<br />
auf den schmaleren Latschenkamm zu gelangen, der direkt<br />
auf den Halserspitz zuführt. An beschilderter Weggabelung<br />
hält man sich rechts und folgt einem Steig, der Trittsicherheit<br />
erfordert und unter der Nordwestfl anke des Halserspitz bis zum<br />
Grat quert. Dort angekommen wendet man sich nach links und<br />
steht kurz darauf am Gipfel.<br />
Abstieg: Der Rückweg erfolgt auf dem Anstiegsweg.<br />
Variante: Wer noch gute Kondition hat und früh genug dran<br />
ist, kann vom Halserspitz dem wunderschönen, unschweren<br />
Blaubergkamm zur bewirteten Blaubergalm folgen. Kurz danach<br />
muss man sich entscheiden: Entweder man nimmt den<br />
kürzeren, aber schwereren Abstieg über die Wolfsschlucht (absolute<br />
Trittsicherheit erforderlich), der direkt zur Almwirtschaft<br />
Siebenhütten führt. Oder man nimmt den längeren Abstieg in<br />
Richtung Westen, kommt dabei am Schildenstein vorbei und<br />
hält sich später beim Graseck nach rechts, um über die Geißalm<br />
den Ausgangspunkt zu erreichen. Für die beschriebenen<br />
Varianten muss man vom Gipfel aus etwa 3 bis 3½ Stunden<br />
einrechnen.<br />
Michael Pröttel<br />
Der Halserspitz im Blaubergekamm<br />
Foto: Michael Ptöttel
kraftvoll.berührend<br />
Ihr Gipfelerlebnis in den Pitztaler Alpen.<br />
Mitten im Reich der 3.000er<br />
3.774 m Die Wildspitze, der höchste Berg Tirols<br />
36 gemütliche Hütten und Almen<br />
120 Kletterrouten<br />
6 Klettersteige<br />
www.pitztal.com
AUF TOUR<br />
SERIE: Hüttenzauber<br />
TEIL 7: Rifugio Garelli<br />
HÜTTENZAUBER<br />
Hundert<br />
Prozent öko<br />
Im Rifugio Garelli lässt sich’s aushalten.<br />
Etwa, indem man sich am Orchideenmeer<br />
erfreut, ein Fußbad nimmt und den Ausblick<br />
auf Poebene und Westalpenkamm genießt.<br />
Nicht zu vergessen: das grandiose Essen mit<br />
Zutaten aus eigenem Anbau.<br />
Von Iris Kürschner (Text und Fotos)<br />
Wer wandern geht, um abzunehmen,<br />
ist im Rifugio<br />
Garelli fehl am Platz. Denn<br />
der Wirt der Hütte ist ein<br />
leidenschaftlicher Koch.<br />
Am liebsten arbeitet Guido Colombo mit<br />
Salat, Gemüse und Kräutern aus dem selbst<br />
gebauten Gewächshaus, das neben der Hütte<br />
steht. Beheizt, versteht sich, denn Guidos<br />
zwei Turbinen erzeugen viel Strom, den er<br />
aufbrauchen muss, damit das Wasserkraftwerk<br />
funktioniert. Das Ergebnis seiner Anbau-<br />
und Kochleidenschaft sieht dann so<br />
oder so ähnlich aus: Zucchini mit Speck zu
Oben kahl, unten lieblich: unterwegs zwischen Colle del Pas und Porta Sestrera<br />
Das Rifugio setzt auf Strom<br />
aus Wasserkraft. Damit wird<br />
auch das kleine Gewächshaus<br />
links der Hütte beheizt.<br />
Ravioli verarbeitet, dazu Fleischtomatensalat,<br />
Entenbrust mit Pilzen und später ein<br />
selbstgebackener Kuchen.<br />
Das Projekt Abnehmen ist also vertagt. Wer<br />
zumindest nicht das Gegenteil erreichen<br />
möchte, erklimmt am besten den Marguareis,<br />
der sich gleich hinter der Hütte aufbäumt.<br />
Er ist mit 2651 Metern der höchste<br />
der Ligurischen Alpen, die am nur wenig<br />
weiter westlich gelegenen Tendapass beginnen<br />
und sich bis zum Mittelmeer ziehen. Der<br />
Berg gibt seit 2011 auch dem Naturpark den<br />
Namen. Zuvor hieß er Parco Naturale Alta<br />
Valle Pesio e Tanaro. Der Parco del Marguareis<br />
umfasst ein Karstgebiet, das an die Dolomiten<br />
erinnert und damit auch den Beinamen<br />
Piccole Dolomiti trägt. Eine abgefahrene<br />
Landschaft aus weiten Karrenfeldern, bizarren<br />
Felsformationen, Dolinen und Grotten.<br />
Der Untergrund birgt mit 150 Kilometern eines<br />
der größten Höhlensysteme Italiens. Die<br />
Durchlässigkeit des Gesteins lässt viele Bäche<br />
abtauchen, so dass man sich vor jedem Start<br />
zu einer Bergtour unbedingt mit genügend<br />
Trinkwasser eindecken sollte. Nach heftigen<br />
Gewittern oder längeren Regenperioden füllen<br />
sich die unterirdischen Karstgänge auf<br />
und spucken vielerorts herrliche Wasserfälle<br />
KOMPAKT<br />
oder Bäche aus. So wie den Piscio del Pesio<br />
oder die Cascata del Saut, die man beim Zustieg<br />
aus dem Pesio-Tal besuchen kann.<br />
Der geheimnisvolle Alpenwolf<br />
In der Stube hängt ein Bild von Piero Garelli.<br />
Auf den 1905 geborenen Namensgeber der<br />
Hütte und Präsidenten des CAI Mondovi<br />
gehen einige Erstbesteigungen im Gebiet<br />
zurück. 1945 starb er im oberösterreichischen<br />
Konzentrationslager Mauthausen,<br />
erzählt Guido. Ein erstes Rifugio, 1950 vom<br />
CAI Mondovi erbaut, brannte bereits 1987<br />
ab. Im Oktober 1991 konnte ein neues Bauwerk<br />
eingeweiht werden, das besondere Beachtung<br />
fand. Die Architektur der Hütte ist<br />
den Bergen der Umgebung abgeschaut und<br />
hat sich mit ihrer vorbildlichen Ausstattung<br />
auch einen Preis eingehandelt. Die Lagerzimmer<br />
bieten angenehm breite Betten und<br />
im großzügigen Sanitärbereich kann<br />
Am liebsten kocht Hüttenwirt Guido<br />
Colombo mit selbst angebauten Zutaten.<br />
Hütteneinmaleins<br />
Lage: Hoch über dem Pesio-Tal<br />
auf dem Pian del Lupo (1970<br />
m), von den eindrucksvollen<br />
Nordabbrüchen der Punta Marguareis<br />
nur durch das Vallone<br />
del Marguareis getrennt. Nach<br />
Norden ist das natürliche Amphitheater<br />
offen. So kann der<br />
Blick über die Ebene von Cuneo<br />
zum Alpenkamm schweifen.<br />
Zugänge: Von Pian delle Gorre<br />
(1032 m) im Talschluss des<br />
Valle di Pesio mehrere Varianten.<br />
Kürzester Zustieg 2¾ Std.<br />
Von Limone im Vermenagna-Tal<br />
über Col della Boaria 7 Std.<br />
Karte: Wanderkarte Blu<br />
Edizioni, 1:25 000, Cartoguida<br />
2 »Alpi Liguri«<br />
Kapazität: 90 Schlafplätze,<br />
Doppelstockbetten auf mehrere<br />
Zimmer verteilt, zwölf Plätze im<br />
Winterraum<br />
Öffnungszeiten: Mitte Juni<br />
bis Mitte Sept., Mai und Okt an<br />
Wochenenden. Stets geöffnet<br />
ist ein kleiner Winterraum.<br />
Wirt/Adresse: Guido Colombo,<br />
Rifugio Garelli, Pian del<br />
Lupo, I-12013 Chiusa di Pesio<br />
Internet: www.vallepesio.it/<br />
vedi/130,rifugio-garelli<br />
Kontakt: Tel. 00 39/01 71/<br />
73 80 78 oder 3 33/97 70 99<br />
37, mccoulomb@tiscalinet.it<br />
Stromversorgung: eigenes<br />
Wasserkraftwerk<br />
Abwasserentsorgung:<br />
biologische Kläranlage<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 69
TOUREN<br />
Rund um das Rifugio Garelli<br />
Nur einen Katzensprung von der Provinzhauptstadt Cuneo entfernt, bietet der Parco<br />
Naturale del Marguareis ein Wander- und Alpinistendorado abseits des Mainstreams.<br />
Am Wasserfall Piscio del Pesio<br />
1 Piscio del Pesio (1426 m);<br />
Cascata del Saut (1184 m)<br />
▶ leicht 3¾ Std.<br />
500 Hm + 8 J.<br />
Charakter: Abgesehen von einem<br />
Steilaufstieg leichte, gut markierte<br />
Waldwanderung zu wasserspeienden<br />
Felsen<br />
Ausgangspunkt: Pian delle Gorre<br />
(1032 m)<br />
Route: Pian delle Gorre – Gias Fontana<br />
– Piscio del Pesio – Gias degli<br />
Arpi (1435 m) – Vallone del Salto<br />
– Cascata del Saut (3 Std.) – Pian<br />
delle Gorre. Zustieg von der Cascata<br />
del Saut zum Rifugio Garelli 2 Std.<br />
2 Rifugio Garelli (1970 m)<br />
▶ leicht 6 Std.<br />
940 Hm + 8 J.<br />
Charakter: Rundtour durch einsame<br />
Hochtäler, vorbei an zahlreichen<br />
verlassenen Alphütten. Nur noch im<br />
Vallone Serpentera wird Alpwirtschaft<br />
betrieben.<br />
Ausgangspunkt: Pian delle Gorre<br />
(1032 m)<br />
Route: Pian delle Gorre – Gias<br />
Sottano di Sestrera – Vallone del<br />
Marguareis – Laghetto del Marguareis<br />
– Rifugio Garelli – Gias Soprano<br />
di Sestrera – Gias della Costa – Gias<br />
Madonna – Gias Pian del Creus<br />
– Pian delle Gorre. Von der Gias<br />
Soprano di Sestrera kann auch direkt<br />
nach Pian delle Gorre abgestiegen<br />
werden, dann 1 Std. kürzer.<br />
3 Punta Marguareis (2651 m)<br />
▶ mittel 2–3 Tg.<br />
1700 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Spannendes Karsttrekking.<br />
Der Abschnitt zwischen Passo<br />
del Duca und Passo di Scarason<br />
ist weglos, aber markiert. Bei Nebel<br />
muss man sich auf Orientierungsprobleme<br />
einstellen.<br />
Ausgangspunkt: Pian delle Gorre<br />
(1032 m)<br />
Route: Pian delle Gorre – Passo del<br />
Duca – Passo di Scarason – Rifugio<br />
Don Barbera – Punta Marguareis<br />
– Rifugio Don Barbera – Colle del<br />
Pas – Porta Sestrera –<br />
Rifugio Garelli – Pian<br />
delle Gorre<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
4 Cima delle Saline (2612 m)<br />
▶ mittel 2–3 Tg.<br />
1200 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Die Überschreitung<br />
der Saline bietet aussichtsreiches<br />
Kammwandern mit Blick vom Monte<br />
Rosa bis zum Mittelmeer. Trittsicher<br />
muss man auf jeden Fall <strong>für</strong> die<br />
Schlüsselstelle durch den steilen<br />
Ostabbruch sein. Ansonsten überwiegen<br />
gute Bergpfade. Am Kamm<br />
abschnittsweise weglos, jedoch markiert.<br />
Man sollte allerdings beachten,<br />
dass bei Nebel die Orientierung sehr<br />
erschwert ist.<br />
Ausgangspunkt: Rifugio<br />
Garelli (1970 m)<br />
Route: Rifugio Garelli – Porta Sestrera<br />
(2225 m) – Colle del Pas (2350<br />
m) – Cima Pian Ballaur – Cima delle<br />
Saline – Passo delle Saline – Rifugio<br />
Mondovi – Porta Biecai – Porta Sestrera<br />
– Rifugio Garelli<br />
Tourenkarte 4<br />
Heftmitte<br />
■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />
Die Rojacherhütte bietet Platz <strong>für</strong> neun Personen.<br />
Meine Lieblingshütte:<br />
Rojacherhütte, Hohe Tauern<br />
Von BERGSTEIGER-Leser Marcell Büttner<br />
aus Ebsdorf<br />
Foto: Martin Oberlechner<br />
Die Hütte und die Lage sind der Hammer.<br />
Sie ist mitten in den Felswänden<br />
des Süd-West-Grates des Hohen Sonnblick<br />
mit Stahlseilen befestigt in den Berg<br />
gebaut. Im Sommer ein idealer Zwischenstopp<br />
auf dem Weg zum Hohen Sonnblick<br />
mit der höchstgelegenen 24 Stunden besetzten<br />
Wetterstation Europas!<br />
Man kann sich heute kaum vorstellen, wie<br />
im Jahr 1899 diese Hütte errichtet wurde.<br />
Auch heute noch kann sie nur vom Hubschrauber<br />
aus oder per Gepäcktransport<br />
aus dem Tal beliefert werden. Materialseilbahn<br />
Fehlanzeige! Und trotzdem fehlt es ihr<br />
an nichts – Improvisation ist bekanntlich<br />
alles. Sehenswert und ein Ausflugsmuss!<br />
Auch der Sonnenaufgang über dem Gasteiner<br />
Tal Richtig Schareck ist ausgesprochen<br />
sehenswert.<br />
Steckbrief:<br />
Rojacherhütte,<br />
Hohe Tauern<br />
Lage: Goldberggruppe/<br />
Hohe Tauern auf 2719 m<br />
(Talort Kolm-Saigurn)<br />
Schlafplätze: 9 Lager<br />
Kontakt: Tel. 00 43/<br />
6 64/75 01 11 18,<br />
rojacher@mascht.com<br />
Öffnungszeiten: voraussichtlich<br />
29. Juni bis Ende<br />
September<br />
Schicken Sie uns Ihre Lieblingshütte<br />
per Post oder an<br />
bergsteiger@bruckmann.de!<br />
Es gibt Preise…<br />
70 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Entlang des Col della Boaria führt ein Militärweg.<br />
So kann man während des Gehens den<br />
Blick aufs Argentera-Massiv genießen.<br />
Auf <strong>Entdecker</strong>kurs in der Grotta della Vene<br />
Schöner Rastplatz: am Colle del Preldel Mar-<br />
man nicht nur duschen, sondern darüber<br />
hinaus auch warme Fußbäder nehmen.<br />
In der lichtdurchfluteten Gaststube hat Guido<br />
sein Fernrohr positioniert. Den Tag im<br />
Juni, an dem er damit einen Wolf entdeckte,<br />
wird er nie vergessen. Zuerst dachte er, es<br />
wären Gämsen. Als Beweis hält er uns ein<br />
Foto unter die Nase. In den vielen Jahren hier<br />
oben sei ihm das noch nicht passiert, obwohl<br />
sich seit den neunziger Jahren Wölfe im Park<br />
aufhalten. Sie hinterlassen Spuren, doch<br />
man sieht sie nicht. Sie sind da und doch<br />
unsichtbar. Wie Geister. Perfekt getarnt und<br />
mit so feinen Sinnesorganen ausgerüstet,<br />
dass sie Regungen im Gelände lange im Voraus<br />
registrieren können.<br />
Guidos Sohn arbeitet <strong>für</strong> das »Progetto Lupo<br />
Piemonte« und kann ein Lied davon singen.<br />
Im Schnee sei die Spurensuche einfacher,<br />
weshalb die Feldforschung vor allem im<br />
Winter stattfindet. Das seit 1999 bestehende,<br />
staatlich finanzierte Wolfsprojekt möchte<br />
aber auch herausbekommen, ob ein Zusammenleben<br />
von Wolf und Mensch möglich<br />
ist. So geht es im Sommer vor allem darum,<br />
Bauern und Hirten aufzuklären, die bisher<br />
ihre Herden frei grasen ließen. Sie erhalten<br />
kostenlose Elektrozäune und können spezielle<br />
Schutzhunde beantragen: Maremmano-<br />
Hunde. Sie sehen aus wie ein Schaf, und weil<br />
sie unter Schafen aufwachsen, fühlen sie<br />
sich auch als solche. Ob nun vorm Wolf oder<br />
vorm Wanderer, sie verteidigen rigoros ihre<br />
Herde. »Wenn der Hirte nicht in der Nähe ist,<br />
sollte man von den ›Cane da Pastore‹ besser<br />
Abstand halten«, rät Guido.<br />
Blumenparadies Wolfsebene<br />
Frühstück mit selbstgebackenem Brot. Die<br />
ersten Sonnenstrahlen kitzeln das kleine<br />
Wiesenplateau vor der Hütte, das ausgerechnet<br />
Pian del Lupo, Wolfsebene, heißt.<br />
Friedlich grast dort Lara, Guidos Pferd. Allwöchentlich<br />
wandern die zwei ins Tal, um<br />
Frischwaren einzukaufen, die Lara dann<br />
hinauftragen darf. Besonders zu Beginn der<br />
Saison ist das nicht so einfach, oft liegen<br />
dann noch Schneereste. Die Südalpen haben<br />
durchaus strenge Winter, auch wenn<br />
man sich das bei einer Luftlinie von etwa 30<br />
Kilometern zum Mittelmeer nur schwer vorstellen<br />
kann. Wenn der Schnee dann aber<br />
gänzlich verschwunden ist, erstrahlt die<br />
Wolfsebene in einer blumigen Vielfalt, die<br />
nicht nur Botanikerherzen höher schlagen<br />
lässt. Im Juni überziehen den Pian del Lupo<br />
wahre Orchideenmeere und dazwischen<br />
leuchten die seltenen gelben Schachbrettblumen<br />
heraus. Jede Jahreszeit hat hier ihre<br />
Besonderheiten.<br />
◀
TOUREN<br />
DER WEG ZUM BERG<br />
Teil 2: Werdenfelser Land und Mangfallgebirge<br />
Fit im<br />
Frühling<br />
Wieder haben wir aufeinander aufbauende Trainingstouren<br />
parat, mit denen man sich als Einsteiger,<br />
nach der Winter-Auszeit oder nach einer<br />
Verletzungspause am besten an die großen Gipfelziele<br />
des Bayerischen Alpenrands herantastet.<br />
Von Michael Pröttel (Text und Fotos)<br />
Auf dem Weg in die großartige<br />
Bergwelt des Werdenfelser Landes<br />
muss man unbedingt zunächst<br />
im »Blauen Land« hängen<br />
bleiben. Dass die Gegend rund<br />
um Murnau nicht nur ihrer Seen und Moore<br />
wegen die Maler Kandinsky, Münter & Co. inspiriert<br />
hat, wird spätestens dann klar, wenn<br />
man seine Blicke über den Riegsee in Richtung<br />
Berge streifen lässt.<br />
Die Frage, wer von Ammergauer Alpen,<br />
Wetterstein und Estergebirge die spektakulärste<br />
Kulisse hinlegt, entscheidet das<br />
72 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Familien-TIPP<br />
WERDENFELSER LAND<br />
1| Idealstart am Riegsee<br />
Eine sanfte Annäherung an die hohen Berge<br />
beginnt am besten mit der genauso aussichtsreichen<br />
wie feuchten Runde um den<br />
Riegsee. Auf der ersten Hälfte läuft einem<br />
nämlich beim Blick auf die Berge das Wasser<br />
im Mund zusammen. Und im zweiten<br />
Teil kommt man an einer der schönsten Badestellen<br />
Oberbayerns vorbei.<br />
Warmduscher-Ausreden gelten nicht. Der<br />
Riegsee gehört nämlich zu den wärmsten<br />
Badeseen Oberbayerns und erreicht oft<br />
schon im Mai Temperaturen von über 20<br />
Grad Celsius.<br />
Es gibt noch einen weiteren Grund, die<br />
Bergsaison am Riegsee zu starten. Von seinem<br />
Wasserstand soll man der Überlieferung<br />
zufolge das Wetter der kommenden<br />
Monate ablesen können: Einst kamen die<br />
Getreidebauern aus dem Donauboden<br />
an den See, um den Pegel zu beobachten.<br />
Hatte der See viel Wasser, so galt das als ein<br />
schlimmes Vorzeichen. Bleibt <strong>für</strong> die folgenden<br />
Touren zu hoffen, dass kein Frühjahrshochwasser<br />
den Riegsee anschwellen<br />
ließ.<br />
Die hohen Berge immer<br />
im Blick: Rundweg um den<br />
Riegsee bei Murnau<br />
Die Aussicht vom<br />
Jochberg zum<br />
Kochelsee ist<br />
unschlagbar.<br />
Estergebirge wegen eines eindeutigen<br />
Standortvorteils <strong>für</strong> sich. Gerade einmal<br />
15 Kilometer Luftlinie trennen den Riegsee<br />
vom Gipfel der Hohen Kiste. Diese wiederum<br />
ragt so gewaltig über dem Voralpenland<br />
auf, dass jeder, der sie vom Riegsee-Ufer aus<br />
sieht, dort einmal hinauf will.<br />
Weiter im Osten erwartet dann das Mangfallgebirge<br />
die Gipfelaspiranten mit Wendelstein-Panorama,<br />
dem Hausberg von<br />
Tegernsee und (wahlweise) einer langen<br />
Kammüberschreitung und einem steilen<br />
Schluchtweg.<br />
Die Erfrischung nach der<br />
Riegsee-Runde lässt nicht lange<br />
auf sich warten.
Kein Wunder, dass der Gipfel<br />
des Jochbergs an schönen<br />
Tagen meist gut besucht ist<br />
Tief blicke ins Alpenvorland – den Riegsee<br />
inklusive.<br />
Wenn es nach den Plänen der Energieallianz<br />
Bayern geht, würde im Süden ein<br />
weiteres Gewässer hinzukommen. Wie im<br />
Februar bekannt wurde, plant das Unternehmen<br />
einen ca. vier Millionen Kubikmeter<br />
fassenden Pumpspeicher direkt unterhalb<br />
des Gipfels, wodurch auch die Jocher<br />
Alm unter Wasser gesetzt würde. Bleibt zu<br />
hoffen, dass uns Wanderern diese neue<br />
Aussicht durch einen möglichst breiten<br />
Widerstand erspart bleibt! Etwaige Blicke<br />
hinüber zur Hohen Kiste bleiben übrigens<br />
wegen des höheren Herzogstand versperrt.<br />
Was die Lust auf das, was wohl dahinter<br />
liegt, nur noch größer macht.<br />
WERDENFELSER LAND<br />
2| Gesellenstück<br />
am Jochberg<br />
Noch sagenumwobener als der Riegsee ist<br />
bekannterweise der Walchensee, in dessen<br />
Tiefen ein gefährlicher Riesen-Waller lebt.<br />
Das Untier ist freilich nicht der Grund da<strong>für</strong>,<br />
die nächste Stufe zum Gipfelglück südlich<br />
von Kochel zu erklimmen. Was zählt,<br />
ist hier das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />
Kein Gipfel kommt an den zwischen Walchen-<br />
und Kochelsee gelegenen Jochberg<br />
heran, wenn es darum geht, ein erobertes<br />
Panorama in Bezug zu der zu bewältigenden<br />
Vertikaldistanz zu setzen.<br />
Gemütliche 700 Höhenmeter ermöglichen<br />
sowohl beeindruckende Aussichten aufs<br />
Karwendelgebirge als auch spektakuläre<br />
Tiefblick auf den Walchensee<br />
15 Kilometer Luftlinie trennen<br />
den Gipfel der Hohen<br />
Kiste vom Riegsee.<br />
WERDENFELSER LAND<br />
3| Meisterprüfung<br />
Hohe Kiste<br />
Bevor man den markanten Bergfried des<br />
Estergebirges, der wie eine Felsburg über<br />
dem Loisachtal thront, in Angriff nimmt,<br />
sollte man seine konditionellen Fähigkeiten<br />
vielleicht ein zweites Mal am Jochberg<br />
vertiefen. Schließlich sind es bis zum Gipfel<br />
fast 1300 Höhenmeter. Dank der perfekten<br />
Erreichbarkeit des Ausgangspunkts – egal<br />
ob mit dem Auto oder Zug – kann man<br />
die Besteigung trotzdem gut als Tagestour<br />
bewältigen. Man muss halt nur früh genug<br />
starten, sich den Anstieg gut einteilen und<br />
vor allem bei der wunderschönen, aber<br />
unbewirteten Pustertalhütte eine ausgiebige<br />
Pause einlegen. Mit ausgeruhten Oberschenkeln<br />
ist dann auch der Trittsicherheit<br />
erfordernde Schlussanstieg zu schaffen, zumal<br />
an der Hohen Kiste keine ausgesetzten<br />
Stellen zu meistern sind.<br />
74 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Der Weg zum Taubenberg<br />
führt meist durch lauschigen<br />
Mischwald .<br />
Den Aussichtsturm kann man besteigen.<br />
MANGFALLGEBIRGE<br />
1| Lust auf mehr am<br />
Taubenberg<br />
Auch bei der Einstiegstour ins Mangfallgebirge<br />
hat Wasser eine große Bedeutung.<br />
Die 180 Höhenmeter zum Taubenberg<br />
werden nämlich in einem Wasserschutzwald<br />
zurückgelegt, den die Stadt München<br />
seit über 80 Jahren so naturnah wie möglich<br />
bewirtschaftet. Schließlich soll nur<br />
bestes, vom Waldboden gefiltertes Wasser<br />
in die Mangfall fließen. Die beschert<br />
der Landeshauptstadt ein so hochwertiges<br />
Wasser, das sogar <strong>für</strong> Säuglinge geeignet<br />
ist.<br />
Zum Bierbrauen eignet sich das exquisite<br />
H 2<br />
O natürlich auch, was noch vor dem<br />
Gipfel im Gasthaus Taubenberg verifiziert<br />
werden kann. Zu tief ins Glas sollte man<br />
allerdings nicht schauen. Die läppischen<br />
60 Höhenmeter zum höchsten Punkt trauen<br />
wir Ihnen zwar auch nach drei Halben<br />
zu. Ob Sie dann aber noch das großartige<br />
Gipfel-Spalier auseinanderhalten können,<br />
welches vom Wendelstein über die Rotwandgruppe<br />
bis zur Baumgartenschneid<br />
reicht, sei dahin gestellt. Letztgenannte<br />
sollte man sich nämlich besonders gut<br />
merken.<br />
MANGFALLGEBIRGE<br />
2| Mit der Bahn zur<br />
Baumgartenschneid<br />
Blick von der Baumgartenschneid<br />
über das Tegernseer<br />
Tal zum Hirschberg.<br />
Ein abwechslungsreicher Anstiegsweg, eine<br />
nette Einkehrmöglichkeit und eine »Wahnsinnsaussicht«<br />
– der 1448 Meter hohe Tegernseeer<br />
Hausberg ist die perfekte Wahl<br />
<strong>für</strong> die erste gescheite Bergtour im Mangfallgebirge.<br />
Eine optimale Zuganbindung trägt<br />
das ihre dazu bei,<br />
dem üblichen<br />
Wochenendstau<br />
vor Gmund ein<br />
Schnippchen zu<br />
schlagen.<br />
Die Aussichtskapelle Auf dem Weg<br />
am Riederstein vom Bahnhof Tegernsee<br />
über das<br />
Pfliegeleck lernen alpine Greenhorns allerdings<br />
auch ein Ärgernis kennen, das gerade<br />
am bayerischen Alpenrand leider immer<br />
häufiger auf dem Weg liegt: Im Rahmen der<br />
sogenannten »Bergwaldoffensive« wurde<br />
in den letzten Jahren der Forststraßenbau<br />
in Bayerns Bergen massiv angekurbelt. So<br />
muss man seit 2008 auch am Pfliegeleck einen<br />
etwa 20-minütigen »Forststraßen-Hatscher«<br />
in Kauf nehmen, der auf der Schlussetappe<br />
gleich wieder vergessen ist.<br />
In wunderschönem Bergmischwald geht<br />
es an der – natürlich obligatorischen –<br />
Aussichtskapelle Riederstein vorbei zum<br />
herrlich freien Gipfelrücken – und schon<br />
liegt einem das ganze Tegernseer Tal samt<br />
Brauhaus zu Füßen.<br />
05⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 75
Über den Halserspitz<br />
im Blaubergekamm<br />
verläuft<br />
die bayerischtirolerische<br />
Grenze.<br />
MANGFALLGEBIRGE<br />
3| Traumfinale Halserspitz<br />
Vom geschichtsträchtigen<br />
Biertempel ist<br />
es eigentlich nur ein<br />
Katzensprung zum<br />
CSU-Treff Wildbad<br />
Kreuth. Aber keine<br />
Angst: Wenn der<br />
Schnee geschmolzen<br />
ist, sind Unionspolitiker<br />
und Journalisten<br />
längst über alle Berge und machen einem<br />
keinen Tisch an der urigen Almwirtschaft<br />
Siebenhütten streitig. Dorthin führt einer<br />
der schönsten Anstiege, den das Mangfallgebirges<br />
zu bieten hat. Ein romantischer Bergbach,<br />
gefolgt von einem bewaldeten Bergrücken<br />
und zuletzt ein Gipfelsteig, der etwas<br />
Trittsicherheit erfordert – schon hat man<br />
den Bachelor im Bergsteigen im Rucksack.<br />
Der Weg zum Master-Abschluss ist drei Kilometer<br />
länger. So weit ist nämlich die optionale<br />
Kammüberschreitung vom Halserspitz<br />
zur Blaubergalm. Dort heißt es Kopf oder<br />
Zahl. Mit dem längeren Weg über die Geißalm<br />
und der anspruchsvollen, weil steilen<br />
Wolfsschlucht stehen hier zwei Abstiegs-<br />
Alternativen zur Wahl. Aber nachdem Sie<br />
jetzt, nach vier mal drei Touren, das Bergsteigen<br />
aus dem Effeff beherrschen, wird<br />
Isegrims Rachen Sie bestimmt nicht verschlingen.<br />
◀<br />
TOUREN<br />
Der Weg zum Berg 2: Werdenfelser Land und Mangfallgebirge<br />
Drei jeweils aufeinander aufbauende Touren in den bayerischen Bergen führen nach<br />
Winter- oder Verletzungspause sukzessive zur gewünschten Kondition.<br />
WERDENFELSER LAND<br />
1 Riegsee (660 m)<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
100 Hm + 4 J.<br />
Charakter/Schwierigkeit: Abwechslungsreiche<br />
und sehr aussichtsreiche<br />
Rundtour mit netten Einkehrmöglichkeiten.<br />
Nur ganz am Anfang ist ein<br />
steilerer Anstieg zu meistern.<br />
Ausgangspunkt: Aidling (724 m)<br />
Route: Aidling – Riegsee<br />
– Riegsee-Ostufer –<br />
Aidling<br />
2 Jochberg (1565 m)<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
Ausgangspunkt: Eschenlohe<br />
(640 m)<br />
Charakter/Schwierigkeit: Der<br />
Anstieg über den Hahnbichlsteig<br />
erfordert Trittsicherheit und gute<br />
Kondition; nicht bei Nässe zu empfehlen.<br />
Zur Belohnung gibt es eine<br />
überwältigende Aussicht!<br />
Route: Eschenlohe – Pustertal<br />
– Hohe Kiste – Pustertal<br />
– Eschenlohe<br />
MANGFALLGEBIRGE<br />
1 Taubenberg (894 m)<br />
Tourenkarte 2<br />
Heftmitte<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
180 Hm + 5 J.<br />
Wald und angenehmen Anstiegen.<br />
Großartige Aussicht vom Riederstein<br />
und vom Gipfel. Ein Wegstück erfolgt<br />
auf einer breiten Forststraße.<br />
Route: Tegernsee – Berggasthof<br />
Galaun – Riederstein – Baumgartenschneid<br />
– Riederstein – Berggasthof<br />
Galaun – Tegernsee<br />
3 Halserspitz (1862 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
1100 Hm + 10 J.<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />
bzw. Bushaltestelle Siebenhütten<br />
(800 m)<br />
Charakter/Schwierigkeit: Landschaftlich<br />
extrem reizvolle Bergtour,<br />
die am Gipfelanstieg Trittsicherheit<br />
erfordert. Bei den Alternativabstiegen<br />
ist zudem gute Kondition erforderlich.<br />
Route: P – Siebenhütten – Weißenbachkopf<br />
– Halserspitz – Weißenbachkopf<br />
– Siebenhütten – P<br />
Alternativabstiege: Halserspitz<br />
– Blaubergkamm – Blaubergalm –<br />
Wolfsschlucht – Siebenhütten – P.<br />
Oder: Blaubergalm –<br />
Geißalm – P<br />
Tourenkarte 4<br />
Heftmitte<br />
▶ leicht 3¼ Std.<br />
720 Hm + 6 J.<br />
Charakter/Schwierigkeit: Beliebte<br />
Gipfelbesteigung mit überwältigendem<br />
Panorama. Wer Kinder dabei<br />
hat, muss am Wegstück, das an den<br />
Nordabstürzen entlang führt, aufpassen,<br />
dass diese auf dem Weg bleiben.<br />
Ausgangspunkt: Kesselbergsattel<br />
(850 m)<br />
Route: Kesselbergsattel – Jochberg –<br />
Kesselbergsattel;<br />
Alternative: Rundtour über Sachenbach<br />
3 Hohe Kiste (1922 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1280 Hm + 12 J.<br />
Ausgangspunkt: Osterwarngau (715<br />
m)<br />
Charakter/Schwierigkeit: Rundtour<br />
auf guten Wegen meist im Wald und<br />
mit sanften Anstiegen<br />
Route: Osterwarngau – Kapelle<br />
Nüchternbrunn – Gasthaus<br />
Taubenberg – Taubenberg<br />
– Oberwarngau –<br />
Osterwarngau<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
2Baumgartenschneid (1448 m)<br />
▶ leicht 4½ Std.<br />
700 Hm + 6 J.<br />
Ausgangspunkt: Bhf. Tegernsee<br />
(748 m)<br />
Charakter/Schwierigkeit: Bergwanderung<br />
auf guten Wegen meist im<br />
■ ■ = leicht = leicht ■ ■ = mittelschwer = mittelschwer ■ ■ = schwierig = schwierig<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
AUF TOUR<br />
SERIE: Mit der Familie in die Berge<br />
TEIL 11: Valle delle Cartiere am <strong>Gardasee</strong><br />
Familien-TIPP<br />
Ein Fluss, Berge und<br />
Ruinen: Im Papiermühlental<br />
gibt es<br />
viel zu entdecken.<br />
Von Carta<br />
und Katzen<br />
Hier eine Katze, dort ein<br />
Späßchen mit der Sonnenbrille<br />
– Kinder mögen<br />
es beim Wandern gerne<br />
abwechslungsreich.
Wann immer es<br />
möglich ist, legt<br />
Lilli kleine Kraxeleinheiten<br />
ein.<br />
Wenn es Franka<br />
zuviel wird,<br />
stehen Papa und<br />
Kraxe bereit.<br />
Einst das Zentrum der Papierherstellung ist das Valle<br />
delle Cartiere heute ein schönes Ziel <strong>für</strong> Wanderungen<br />
mit Kindern. Dort können sie nicht nur die Ruinen der<br />
Fabrik erkunden, sondern auch eine kurze Kletterpartie<br />
einlegen. Von Uli Wittmann (Text und Bilder)<br />
TIPP<br />
Das richtige Taschenmesser<br />
<strong>für</strong> Kinder<br />
Beim Wandern kann ein eigenes Taschenmesser<br />
den kleinen Abenteurern gute<br />
Dienste leisten: Zum einen ist es beim<br />
Schneiden von Wurst oder Käse nützlich,<br />
zudem können sie damit zum Zeitvertreib<br />
kleinere Schnitzereien anfertigen. Doch<br />
nicht jedes Messer eignet sich <strong>für</strong> Kinder.<br />
○ Eine an der Spitze abgerundete Klinge<br />
sowie ein Einklappschutz sind wichtig und<br />
verhindern Verletzungen<br />
○ Eine Klingenlänge von sechs bis acht<br />
Zentimeter reicht aus<br />
○ Wenn das Taschenmesser mit einer Kette<br />
ausgerüstet ist, lässt es sich am Gürtel<br />
befestigen und geht nicht verloren.<br />
Genervt steige ich aus dem Auto.<br />
Den Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Tour<br />
zu finden, erinnert mich mehr an<br />
eine Schnitzeljagd. Nur hin und<br />
wieder zeigen große Hinweisschilder<br />
den Weg zum Valle delle Cartiere<br />
(Papiermühlental) am Westufer des <strong>Gardasee</strong>s.<br />
Dann wieder fehlen sie komplett oder<br />
sind versteckt. Meine Töchter versuchen<br />
mich zu beruhigen. Franka möchte noch<br />
ein wenig weiter mit dem Auto fahren. »Das<br />
geht nicht!«, erkläre ich ihr. Sie blickt mich<br />
düster an. Wir marschieren von der Via Valle<br />
delle Cartiere in Toscolano-Maderno los zur<br />
Schlucht. Zuerst gehen wir auf einer schmalen<br />
Straße und durchqueren kleine Tunnel.<br />
Plötzlich überholt uns von hinten ein Auto.<br />
Franka stänkert los. »Der hätte da gar nicht<br />
fahren dürfen!«, halte ich dagegen. Eine<br />
Kurve später bin ich meiner Argumente beraubt:<br />
Hier ist ein kleiner Parkplatz und ich<br />
muss bei meiner jüngsten Tochter Abbitte<br />
leisten. Die macht keinen Hehl daraus, dass<br />
sie ihren Triumph genießt.<br />
Lilli (7) hat in der Zwischenzeit einen Wasserfall<br />
entdeckt. Über 30 Meter stürzt das Wasser<br />
von der Felswand in den wilden Toscolano-Fluss.<br />
Franka und ihre große Schwester<br />
möchten sofort zu dem Wasserfall auf der<br />
anderen Talseite. Zum Glück kann ich sie<br />
davon abhalten. Wegen der Hitze fehlt dem<br />
Fluss Wasser, doch die ausgespülten Felsen<br />
und die mitgespülten Baumstämme zeigen<br />
deutlich, wie wild das jetzige Rinnsal sein<br />
kann. Bald erreichen wir die ersten Ruinen.<br />
Eher gelangweilt schauen sich die Kinder die<br />
Überreste einer ehemaligen Papiermühle<br />
an. Ich erkläre Lilli und Franka, dass hier im<br />
Mittelalter das Zentrum <strong>für</strong> Papierherstellung<br />
gewesen ist. Der wilde Fluss trieb die<br />
Mühlen an, das Holz kam aus den umliegenden<br />
Wäldern. Während ich zu beschreiben<br />
versuche, wie eine solche Papiermühle ausgesehen<br />
hat, zeigt Lilli auf eine Infota-<br />
Nur eine Papiermühle im Tal blieb.<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 79
Keine Wanderung<br />
ohne Streichelkatze:<br />
Nicht nur Lilli, auch der<br />
Vierbeiner genießt das<br />
Zusammentreffen.<br />
Wann immer uns ein Wanderer begegnet, sagt Lilli<br />
stolz ihren gesamten italienischen Wortschatz auf.<br />
Anti-Quengel-Mittel:<br />
Topolinos schnitzen<br />
Mäuschen heißt auf italienisch Topolino. Bei<br />
einer Rast im Valle delle Cartiere können<br />
die Kinder mit wenig Aufwand eine solche<br />
kleine Maus schnitzen. Dazu brauchen sie<br />
nur ein zeigefi ngerdickes Stück Holz und<br />
ein Taschenmesser. Haselnussholz ist<br />
ideal. Zuerst schnitzen sie<br />
die Schnauze. Dazu<br />
sollten sie auf einer Seite<br />
das Holz wie einen Bleistift anstiften.<br />
Beim Hinterteil gilt es, das andere<br />
Ende vom Holz mit dem Taschenmesser<br />
abzurunden. Je nach Geschmack kann<br />
man die Rinde dranlassen oder nicht.<br />
Dann bohrt man am Kopf der Maus<br />
zwei kleine Löcher und steckt dort<br />
Stoff oder Lederreste als Ohren hinein. Zum<br />
Schluss kommt noch – ebenfalls aus Stoff<br />
oder Leder – der Mäuseschwanz ran. Fertig<br />
ist die Maus!<br />
fel und fragt trocken: »So vielleicht Papa?«<br />
Beide sehen sich kurz die Stele mit den historischen<br />
Fotos an und wir wandern weiter.<br />
Spezialgruß »Murmeltier«<br />
Auf unserem Weg ins Tal sehen wir immer<br />
wieder den Monte Castello di Gaino aufragen.<br />
Ein Paradies <strong>für</strong> Kletterer. Bald erreichen<br />
wir den Ort Lupo oder das, was von<br />
ihm übrig ist. Ohne die Infotafel hätten wir<br />
nicht gemerkt, dass hier einmal Menschen<br />
lebten und arbeiteten. Vom 15. Jahrhundert<br />
bis 1852 standen hier Papierfabriken.<br />
Als ich den Kindern erzähle, dass Lupo auf<br />
italienisch Wolf bedeutet, bekommt es Franka<br />
mit der Angst zu tun und drängt mich<br />
weiterzugehen. Lilli freut sich, denn nun<br />
kann sie ein weiteres italienisches Wort.<br />
Bisher kann sie in der Landessprache »Grazie«,<br />
»Gelati« und »Marmotta« – übersetzt<br />
Murmeltier. Wenn uns andere Wanderer<br />
entgegenkommen, sagt sie ganz stolz ihren<br />
italienischen Wortschatz auf und Franka<br />
babbelt eifrig nach. Freundlich grinsen uns<br />
die Einheimischen an. Wer wird auch schon<br />
mit »Murmeltier« begrüßt?<br />
Bald haben wir das Museo della Carta erreicht.<br />
Das Museum ist die einzige im Tal<br />
erhaltene Papiermühle. Ein Mühlstein steht<br />
vor dem renovierten Gebäude und beeindruckt<br />
die Kinder. Sofort singen sie das Lied<br />
von der Mühle, die am rauschenden Bach<br />
klappert. Franka setzt ihren Technikerblick<br />
auf und erklärt uns, wie ein Mahlwerk <strong>für</strong><br />
die Papierherstellung funktioniert hat. Den<br />
Besuch vom Museum sparen wir uns und gehen<br />
weiter in das Tal hinein. Immer wieder<br />
klettern die Kinder an den Felswänden am<br />
Wegesrand. Als wir auf einer alten Steinbrücke<br />
den Toscolano überqueren, glaubt<br />
Franka, Fische im Fluss zu sehen. Lilli widerspricht<br />
und schon fliegen zwischen den beiden<br />
die Fetzen. Nachdem sie sich beruhigt<br />
haben, erreichen wir den Weiler Vango. Er<br />
besteht aus zwei Häusern und einer Fischerhütte,<br />
in der es Erfrischungen und kleine<br />
Speisen zu kaufen gibt. Lilli geht hin und<br />
sagt: »Gelati!« Der Fischer grinst und holt ein<br />
Eis hervor. Unsere Kinder sind im Glück.<br />
Wie immer, wenn wir wandern, treffen wir<br />
auch diesmal auf eine Streichelkatze. Lilli<br />
und Franka jauchzen, als sie sie erblicken.<br />
Nun bekommt der schwarz-weiße Vierbei-<br />
80 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Ruinen, Schlangen und ein reißender<br />
Fluss im Valle delle Cartiere<br />
Über 30 Meter<br />
stürzt das Wasser<br />
in den Fluss.<br />
KOMPAKT<br />
Anreise: Auf der E 45<br />
über den Brenner. Weiter<br />
auf der E 22 bis zur Ausfahrt<br />
Rovereto Sud-Lago<br />
di Garda Nord. Der SS<br />
240 bis Toscolano-Maderno<br />
folgen. Auf der Piazza<br />
dei Candutti oder in der<br />
Via Valle delle Carteriere<br />
parken. Der Parkplatz am<br />
Eingang der Schlucht ist<br />
klein und oft überfüllt.<br />
Kinder: Die Tour ist 7,5<br />
km lang und verläuft, bis<br />
auf den Aufstieg nach Gaino,<br />
fl ach (insgesamt 190<br />
Hm). Für Kinderwagen<br />
oder Rollstühle ist der Talweg<br />
geeignet, jedoch nicht<br />
der grobe Pfad ins Dorf<br />
Gaino. Die Wanderung<br />
dauert 2½ bis 3 Std.<br />
Karte: Kompass Wanderkarte<br />
1:50 000, Blatt 102<br />
»Lago di Garda, Monte<br />
Baldo«<br />
Beste Jahreszeit: Von<br />
April an, wenn die Hochwasser<br />
vorbei sind, ist<br />
das Papiermühlental ideal<br />
zum Wandern. Der Eintritt<br />
ist kostenlos.<br />
Einkehr: In der Schlucht<br />
keine Möglichkeit zur Einkehr,<br />
deshalb genügend<br />
Proviant mitnehmen. In<br />
Toscolano-Maderno gibt<br />
es mehrere Cafés und<br />
Restaurants.<br />
Weitere Infos:<br />
www.planetoutdoor.de<br />
www.valledellecartiere.it<br />
(auf Italienisch)<br />
www.gardasee.de<br />
ner eine Überdosis Streicheleinheiten und<br />
genießt es. Legt sich schnurrend auf den<br />
Rücken und lässt die beiden Mädchen gewähren.<br />
Als ich mit den Kindern durch das<br />
hohe Gras zum Fluss will, warnt mich der<br />
Angler: »Attenzione serpente!« Ich verstehe<br />
nicht, was er meint, und so nimmt der Mann<br />
einen Stock und streicht über das Gestrüpp.<br />
Plötzlich kriechen vier Schlangen am Boden.<br />
Erschrocken springen die Kinder zurück.<br />
Bevor wir weitergehen, ermahnt Lilli<br />
die Streichelkatze, nicht im Gras zu spielen.<br />
Franka hat genug. Vom Wandern und von<br />
den Schlangen. Sie will in die Kraxe. Immer<br />
den Monte Castello di Gaino vor Augen gehen<br />
wir in den Talhintergrund. Ruinen von<br />
Papiermühlen säumen unseren Weg. Lilli<br />
sieht fasziniert zu, wie sich darauf Eidechsen<br />
sonnen. In einer Ruine entdeckt sie die Reste<br />
von Kacheln. Sie fühlt sich nun als große<br />
Archäologin. Immer enger wird nun das Tal.<br />
Auf Brückenkonstruktionen überqueren wir<br />
den Wildbach. Im Bett des Toscolano reihen<br />
sich jetzt kleine Wasserfälle aneinander.<br />
Finale am Stahlseil<br />
Wir wechseln auf die andere Talseite und<br />
steigen zum Dorf Gaino auf. In einem kleinen<br />
Lebensmittelgeschäft stellt Lilli erneut<br />
ihre Italienisch-Kenntnisse unter Beweis<br />
und bestellt Gelati. Sie bekommt, was sie<br />
will. Franka ist beeindruckt. Anstatt in das<br />
Tal abzusteigen, wandern wir über San Mi-<br />
chele nach Toscolano-Maderno zurück. Wir<br />
kommen gut voran und haben einen tollen<br />
Blick auf den <strong>Gardasee</strong>. Es geht immer angenehm<br />
bergab. Bald erreichen wir einen Wald<br />
und verlaufen uns – dank meiner Führung.<br />
Im Dickicht kämpfen wir uns zum Waldrand<br />
vor und stellen fest, dass wir fünf Meter über<br />
einer Straße aus dem Gehölz gekommen<br />
sind. Zurückgehen ist ausgeschlossen. Ich<br />
entdecke ein rostiges Stahlseil, das bis zur<br />
Straße runterreicht. Die ganze Familie klettert<br />
daran hinunter. Für Lilli und Franka<br />
ein großes Abenteuer. Zum Auto finden wir<br />
– seltsamerweise – ohne Probleme. Noch<br />
Wochen später erinnert mich meine große<br />
Tochter an diese missglückte Abkürzung: »Also<br />
wenn wir uns nicht verlaufen hätten, dann<br />
wäre das Klettern noch toller gewesen!« ◀<br />
Alle Mann auf See!<br />
Kinder lieben es, mit dem Schiff auf dem<br />
<strong>Gardasee</strong> zu fahren. Mehrmals am Tag<br />
legt in Toscolano-Maderno die Autofähre<br />
an. Ein wunderbares Erlebnis ist es <strong>für</strong> die<br />
Kinder, mit den schnellen Passagierschiffen<br />
auf dem <strong>Gardasee</strong> zu schippern. Zwischen<br />
Desenzano und Riva verkehren regelmäßig<br />
die Dampfer und haben reizvolle Zwischenhalte.<br />
Für Familien gibt es ein spezielles und<br />
günstiges Ticket.
ALPINISMUS<br />
Klettern in der Brenta<br />
Legenden und<br />
Kopfschmerzen<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Die klassischen Routen in den Felstürmen<br />
der Brenta sind <strong>für</strong> Könner das reinste<br />
Vergnügen. Man sollte am Abend zuvor<br />
nur nicht zu viel sauren Wein trinken.<br />
Von Christoph Willumeit (Text) und<br />
Ralf Gantzhorn (Fotos)<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 83
Einsam am Campanile<br />
Basso: Die 9. Seillänge<br />
der wenig begangenen<br />
Grafferkante (VI)<br />
Zweite Seillänge. Gerade habe ich<br />
den nächsten Stand nicht gefunden<br />
und bin wieder abgeklettert.<br />
Zehn, fünfzehn Meter nix gelegt.<br />
Angespanntes Tasten nach<br />
Griffen, die man beim Hochklettern leicht<br />
gefunden hat, übervorsichtiges Hin- und<br />
Herschieben der Füße auf kleinsten Kanten,<br />
die eben noch richtig gute Tritte waren, unsichere<br />
Balanceakte und blindes Stochern<br />
mit der Fußspitze, um Halt zu gewinnen.<br />
Zurück am Stand atme ich unregelmäßig.<br />
Ich fühle mich nicht gut. »Lass uns abseilen.«<br />
Ralf sagt: »An diesem Gelumpe? Ne,<br />
daran seil’ ich mich nicht ab.« Und recht<br />
hatte er, denn der Stand ist das Letzte: Zwei<br />
wackelige Messerhaken in einem flachen<br />
Riss, einer der Haken sogar umgeschlagen.<br />
Keine Möglichkeit, noch einen weiteren<br />
Friend oder Keil unterzubringen. Ich leiste<br />
quengelig etwas Widerstand. Mein Magen<br />
fühlt sich an wie eine mit Küchenabfällen<br />
gefüllte Moulinette auf höchster Stufe. Sodbrennen,<br />
Kopfschmerzen, Allgemeinbefinden:<br />
unter aller Kanone. Der letzte Rotwein<br />
am Vortag muss schlecht gewesen sein.<br />
Aber dann klettern wir weiter, mitten in der<br />
Brenta, immer weiter, immer entlang der<br />
»Via della Soddisfazione« (VI+, 12 Seillängen)<br />
an der Cima d’Ambiez (3096 m). Dort,<br />
wo sich die Südostwand des Berges wie der<br />
computeranimierte Prototyp einer Dolomitenwand<br />
350 Meter in den italienisch<br />
84 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13
Spielzeugartige<br />
Hütte vor gigantischem<br />
Amphitheater:<br />
das Rifugio Agostini<br />
Direkt gegenüber ragt<br />
die Nordkante des<br />
Crozzon di Brenta wie<br />
ein riesiger Schiffsbug<br />
in die grünen Wiesen .<br />
blauen Himmel aufsteilt. Ich höre Adriano<br />
Celentano »Azzurro« singen. Aber vielleicht<br />
ist das nur eine Sinnestäuschung.<br />
Man staunt, dass lediglich der VI. Grad –<br />
mal plus mal minus – <strong>für</strong> die Klassiker<br />
dieser Wand angegeben wird: die »Fox/Stenico«<br />
am südlichen Ende, die »Via Vienna«<br />
oder die »Soddisfazione« im zentralen Teil<br />
der Wand. Am Tage zuvor hatten wir in der<br />
»Via Vienna« bereits festgestellt, dass der<br />
Fels unglaublich fest, phantastisch rau und<br />
in den schweren Seillängen voller griffiger<br />
Überraschungen ist, der Fels einem also gutmütig<br />
durch die beeindruckende Senkrechte<br />
hindurch hilft.<br />
Mit Maestri durch Madonna<br />
Die Brenta ist anders. Und das nicht nur<br />
wegen der Bärenpopulation oder weil es<br />
passieren kann, dass man den großen Alpinisten<br />
Cesare Maestri in der völlig bohrhakenfreien<br />
Fußgängerzone von Madonna<br />
di Campiglio trifft. Nein, es wirkt, als<br />
hätte die Natur westlich der Etsch eine Art<br />
Schaugarten eingerichtet, in dem sie auf<br />
engstem Raum die ganze Großartigkeit der<br />
Dolomiten präsentieren will. Dramatische<br />
und zugleich liebliche Landschaften stellen<br />
sich dann auch sofort ein, wenn man sich<br />
der Brenta und ihren Kletterjuwelen von<br />
Süden nähert. Nach drei bis vier Stunden<br />
Wanderung durch einen Nationalpark erreicht<br />
man das Rifugio Agostini, das sich als<br />
spielzeugartige Hütte vor dem gigantischen<br />
Amphitheater aus Cima d’Ambiez, Cima Tosa<br />
und Crozzon di Brenta präsentiert. Wenn<br />
gerade kein Nebel ist.<br />
Das mit dem Wetter ist ohnehin so eine<br />
Sache: Am Abend hatte der Wetterbericht<br />
großspurig verkündet, dass es den kompletten<br />
nächsten Tag regnen würde. Nachts<br />
schüttete es dann auch noch wie aus Eimern,<br />
weshalb manch einem in vorauseilender<br />
Resignation kaum eine andere Wahl<br />
blieb, als sich diverse halbe Liter sauren<br />
Rotwein aus Kanistern reinzukübeln. Dazu<br />
erzählten zwei Bayern, die auch noch<br />
Selbstironie besaßen, sehr nett von den<br />
Bruderfehden zwischen den landeshauptstädtischen<br />
Alpenvereinssektionen.Der<br />
Abend glitt wie auf Schienen dahin, wobei<br />
sich Ralf, der Asket, deutlich mit dem Rotweintrinken<br />
zurückhielt. Vielleicht hatte<br />
er einen geheimen Draht zu den Wettergöttern.<br />
Morgens klarte es jedenfalls gegen alle<br />
Erwartung ein bisschen auf. Und während<br />
ich vor der Hütte mit halbgeschlossenen<br />
Augen skeptisch in die Südwand der Cima<br />
d’Ambiez äugte, stand plötzlich ein Derwisch<br />
im orangen Fleece neben mir. Ich<br />
hörte Phrasen wie »Schaffen wir noch, bis es<br />
wieder zu regnen anfängt« und »Wir müssen<br />
uns nur ein bisschen beeilen« und »Den<br />
Abstieg kriegen wir auch im Regen hin«. In<br />
diesem Moment ahnte ich, dass mir ein interessanter<br />
Tag bevorstehen würde.<br />
Vielleicht ist es an diesem Punkt angebracht,<br />
noch ein bisschen mehr über die<br />
Brenta zu erzählen. Denn der Brenta und ihren<br />
Schätzen kann man sich auch von Norden<br />
über das Rifugio Brentei im Val Brenta<br />
nähern, das nur wenige Wanderstunden<br />
von Madonna di Campiglio entfernt liegt.<br />
In Madonna kam es zu dem – oben bereits<br />
erwähnten – bewegenden Treffen mit<br />
der Kletterlegende Cesare Maestri, einem<br />
Mann, der zu Unrecht nur durch seine Kompressor-Route<br />
am Cerro Torre Berühmtheit<br />
erlangte. Dieser Greis mit den leuchtenden<br />
Augen hatte nämlich durchaus diverse<br />
großartige und Respekt einflößende Routen<br />
in den Dolomiten und speziell in der<br />
Brenta erschlossen. Der Mann erzählte mit<br />
einer Hingabe und Leidenschaft von seiner<br />
Kletterei, die anrührend war, und je länger<br />
das Gespräch dauerte, desto engagierter<br />
wurde er, desto mehr Tipps und Ratschläge<br />
musste er einfach loswerden.<br />
Dann, nach drei Stunden Aufstieg zur<br />
Brentei-Hütte (2182 m), bietet sich das<br />
große Brenta-Spektakel: Campanile Basso,<br />
Campanile Alto oder die Cima Brenta Alta.<br />
Sie alle stehen Spalier in einem weiten<br />
Halbkreis um das altehrwürdige Rifugio.<br />
Direkt gegenüber ragt der Crozzon di Brenta<br />
auf, dessen Nordkante sich wie ein riesiger<br />
Schiffsbug in die grünen Wiesen des<br />
Val Brenta schiebt. Wer die rund 1000 Meter<br />
bis zum 3135 Meter hohen Gipfel gehen<br />
möchte, muss mit viel Schutt und einigen<br />
Seillängen bis zum IV. Grad rechnen. Beeindruckender<br />
als die Kante ist jedoch die sich<br />
nach links anschließende Nordostwand:<br />
Mit über 800 Metern Wandhöhe gehört sie<br />
zu den ganz großen Zielen des Dolomitenkletterns.<br />
Bruno Detassis, einer der großen<br />
Dolomitenpioniere mit zahllosen Erstbegehungen,<br />
war hier über 30 Jahre lang Hüttenwirt<br />
gewesen, hatte also ausreichend<br />
Zeit gehabt, diese Wand zu studieren. Als<br />
Ergebnis konnte er im August 1935 dem<br />
staunenden Klettervolk die »Via delle<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 85
Wer trinken kann,<br />
kann auch klettern!<br />
Die ein oder andere<br />
Pause muss<br />
dann eben sein.<br />
Guide« präsentieren, die vielleicht schönste<br />
Tour im V. Grad in der Brenta, wenn nicht<br />
gar in den gesamten Dolomiten. Gleich nebenan<br />
findet sich der Franzosenpfeiler, der<br />
etwas länger, aber da<strong>für</strong> deutlich schwerer<br />
ist. Es handelt sich dabei um den alten Pause-Extremklassiker<br />
am Crozzon: Auf recht<br />
luftige und vor allen Dingen freie Kletterei<br />
muss man sich hier einstellen. Nach rund<br />
zehn Stunden erreicht man dann das Gipfelplateau,<br />
wo eine graue Biwakschachtel<br />
post-industriellen Charme versprüht. Sie<br />
ist rettende Unterkunft <strong>für</strong> viele, die jene<br />
im Führer angegebenen Zeiten <strong>für</strong> »Franzosenpfeiler«<br />
und »Via delle Guide« nicht geschafft<br />
haben. Wer nicht noch mindestens<br />
vier Stunden Tageslicht <strong>für</strong> den langen,<br />
heiklen und recht komplizierten Abstieg<br />
hat, sollte sich flugs dort einmieten. Man<br />
hat dann jedenfalls Zeit, das direkt gegenüber<br />
der alten Schachtel stehende »Welträtsel<br />
aus Stein« zu betrachten, wie Walter<br />
Pause einst das Wahrzeichen des Trentino,<br />
den Campanile Basso, titulierte. Trotz seiner<br />
relativ geringen Höhe zieht die bedrohlich<br />
schief stehende Nadel unweigerlich<br />
alle Blicke auf sich.<br />
Allein dieser nach allen Seiten rund 400<br />
Meter senkrecht abfallende Obelisk ist einen<br />
Besuch in der Brenta wert. Die Frage<br />
ist nur: Auf welcher Route sich dem Monstrum<br />
nähern? Mittlerweile führen deutlich<br />
mehr als zwei Dutzend verschiedener Führen<br />
auf das erstaunlich geräumige Gipfelplateau.<br />
Am 18. August 1899 erreichten<br />
Otto Ampferer und Karl Berger den Gipfel<br />
des Campanile als erste und schmetterten<br />
– passend zum nationalen Taumel der Zeit<br />
– lauthals die »Wacht am Rhein«. In der<br />
Folge galt (und gilt) der Campanile als einer<br />
der begehrtesten Gipfel der Alpen, an<br />
dessen Felsen die<br />
Besten ihrer Zeit<br />
allesamt Spuren<br />
hinterließen. Im<br />
Juli 1911 machte<br />
Paul Preuß<br />
dem Turm seine<br />
Aufwartung,<br />
kletterte hinauf<br />
und auf dem selben<br />
Wege wieder<br />
Otto Ampferer und Karl<br />
Berger standen anno<br />
1899 als erste auf dem<br />
»Welträtsel aus Stein«.<br />
hinunter, wie<br />
es so seine Art<br />
war. 1934 wurde<br />
die Südwestkante<br />
der Schulter<br />
von Giorgio Graffer und Antonio Miotti<br />
durchstiegen, eine Route – anders als die<br />
Fehrmann-Verschneidung oder der Normalweg<br />
– die wegen ihrer Schwierigkeit (VI+)<br />
auch heute noch nicht gerade überlaufen<br />
ist. Wunderschöne Kletterei in der Südwestwand<br />
bietet auch die »Maestri« (VI+), die er<br />
im August 1969 zusammen Ezio Alimonta<br />
erstbeging. Berühmt ist neben diesen Rou-<br />
Draußen und …<br />
… drinnen: das Biwak auf dem Crozzon<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Die Landschaft passt<br />
nicht auf Fotos und<br />
auch nicht in Magazinartikel.<br />
Man muss sie<br />
sehen und erleben.<br />
Bunter Gast am Fels I: der Frauenschuh<br />
Regen erst während des Abstiegs auf. Käme<br />
er davor, würde es spannend werden ...<br />
»Nachkommen!« Ugh, jetzt auch noch klettern.<br />
Aber dann, einmal in Fahrt, geschieht<br />
das, was immer geschieht: Irgendwie ist<br />
man der Sache dann doch gewachsen und<br />
alle schlechten Zustände und Gefühle lösen<br />
sich im reinen Tun, im Zutiefst-mit-der-<br />
Sache-verschränkt-sein auf. Und <strong>für</strong> eine<br />
Weile gelingt es dann auch, Kopfschmerzen<br />
und Übelkeit zu ignorieren, jedenfalls<br />
bis die Schlüsselseillänge der »Soddisfazione«<br />
in Sicht kommt: Ein kleiner Quasi-<br />
Quergang durch eine etwas splittrige, gelbe<br />
Passage, die vom Stand aus bedenklich<br />
kleingriffig aussieht. Die Übelkeit nimmt<br />
jetzt unerklärlicherweise stark zu. Doch in<br />
der Seillänge befinden sich überall kleine,<br />
aber scharfe Käntchen und Tritte, was die<br />
Passage zu einer wahren Freude macht.<br />
Einzig der dann folgende Stand gehört in<br />
die Abteilung »Alpines Gelumpe«: unbequemes<br />
Gewurschtel und Geturne an einer<br />
kleinen Schuppe, über der zwei dubiose Haken<br />
die Illusion von Sicherheit gerade eben<br />
so aufrecht erhalten. Es bleibt einem nur<br />
gespielte Gleichgültigkeit und der geheime<br />
Wunsch, möglichst schnell von dem Kram<br />
wegzukommen.<br />
Ausstiegsgriff.<br />
Die Wolken im<br />
Hintergrund<br />
versprechen<br />
einen spannenden<br />
Abstieg.<br />
Bunter Gast am Fels II: der Kletterer<br />
ten allerdings auch der Abstieg vom Campanile,<br />
welcher, egal wie man hochgekommen<br />
ist, <strong>für</strong> alle der gleiche ist: Man seilt an<br />
riesigen, einbetonierten Ringen über den<br />
Normalweg ab und umrundet auf diese<br />
Weise den gesamten Berg – Ansichten und<br />
Aussichten auf die umliegenden Felslegenden<br />
gibt’s umsonst dazu.<br />
Wir schalten zurück in die »Via della Soddisfazione«,<br />
wo die verheerenden Nachwirkungen<br />
des lausigen Rotweins Wirkung<br />
zeigen. Die beiden selbstironischen Bayern<br />
hatten am Abend zuvor gesagt, dass die<br />
Route kommod zu klettern sei. Jetzt stellen<br />
wir fest: die VIer-Seillängen sind gepfeffert<br />
und äußerst frei. Die Wegfindung ist auch<br />
nicht gerade einfach in dem kompakten,<br />
meist plattigen Fels, der wenig auffällige<br />
Geländemerkmale hat. Während Ralf über<br />
mir herumturnt und das Seil durch meine<br />
Hände läuft, beobachte ich das Zusammenballen<br />
der dunkel-dräuenden Wolkenhaufen.<br />
Wenn wir Glück haben, kommt der<br />
Elend langes Abklettern<br />
In der Ausstiegsseillänge beginnt es zu regnen.<br />
Gerade die letzten Züge machend, stelle<br />
ich fest: das Pochen in meinem Kopf ist<br />
nur ein sanft tröpfelnder Dauerregen. Oben<br />
geben wir uns die Hand und machen uns an<br />
den Weg hinunter. Wie häufig in der Brenta<br />
muss man sich auch den Abstieg von der<br />
Cima d’Ambiez regelrecht zusammenpuzzeln:<br />
Eine elend lange Abkletterei durch<br />
IIer- und IIIer-Gelände, gewürzt mit allerlei<br />
Bruch und Schotter und zwei Stunden<br />
langem, mehr oder weniger kontrolliertem<br />
Gerutsche auf klatschnassem bröseligem<br />
Kalk. Hinein geht es in einen fetten Nebel,<br />
der uns entgegen steigt wie aus einem Hexenkessel.<br />
Alle Geräusche um uns herum,<br />
das Tropfen des Wassers, unsere Schritte,<br />
gelegentlich abgehende Felsfragmente,<br />
klingen seltsam nah. Ich lasse die letzten<br />
Stunden Revue passieren und stelle fest,<br />
dass die »Soddisfazione« auch mit tiefer innerer<br />
Müdigkeit ein höchst befriedigendes<br />
Erlebnis gewesen ist. Eigentlich passt diese<br />
Landschaft nicht auf Fotos und auch nicht<br />
in kleine Magazinartikel. Man muss die Historie<br />
am besten selbst erleben und klettern.<br />
Denn sie steht in den Bergen geschrieben.<br />
Still! Ich höre Adriano Celentano singen.<br />
Oder nein, doch nicht. Meine Kopfschmerzen<br />
lassen nach.<br />
◀<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 87<br />
Kleine<br />
Griffe,<br />
große<br />
Freude:<br />
Die Schlüsselstelle<br />
in der<br />
»Via della<br />
Soddisfazione«
TOUREN<br />
Alpine Klassiker in der Brenta<br />
Fünf zeitlose Favoriten im V. und VI. Schwierigkeitsgrad. Die Gipfelziele sind von Nord nach Süd geordnet. Da es in<br />
der Brenta häufig gewittert und Nebel die Orientierung erschweren kann, sind Touren entsprechend zu planen.<br />
1 Castelletto Inferiore (2601 m)<br />
Südwand »Kiene«<br />
V- 3 Std.<br />
250 Hm 12 SL<br />
Material: 6–8 Expressschlingen,<br />
einige mittlere Camalots, 1 Satz Keile,<br />
Schlingen, Doppelseil<br />
Zustieg: vom Rifugio Tuckett in einer<br />
Viertelstunde zu einem auffallenden<br />
Kamin direkt unterhalb der Gipfelfalllinie<br />
Route: Durch den Kamin auf ein<br />
breites Schotterband. In einer Rechts-<br />
Links-Schleife zu einem Verschneidungssystem,<br />
welches in schöner<br />
Kletterei auf ein weiteres Band leitet.<br />
Anschließend über eine Reihe von<br />
Kaminen auf die Schulter unterhalb<br />
des Gipfels. Durch das Gipfelwändchen<br />
zum höchsten Punkt<br />
Abstieg: Vom Gipfelplateau nach<br />
Osten in eine Scharte absteigen<br />
(Steinmann). Wenige Meter unterhalb<br />
befi ndet sich ein Abseilring. Dreimal<br />
20 Meter auf ein markantes Band<br />
abseilen. Hinunter zum Verbindungsweg<br />
Rifugio Tuckett – Rifugio Graffer<br />
(1½ Std.)<br />
Hinweis: Eingewöhnungstour mit<br />
einigen schönen Seillängen im zentralen<br />
Teil. Schwierigkeit überwiegend<br />
III und IV<br />
2A Campanile Basso (2877 m)<br />
Via Graffer (SW-Kante bis<br />
zur Schulter)<br />
VI 5–7<br />
350 Hm 13 SL<br />
Material: 10 Expressschlingen,<br />
jeweils ein Satz Friends und Keile,<br />
Schlingen, Doppelseil<br />
Zustieg: Von der Brentei-Hütte auf<br />
markiertem Weg bis unter die Westwand.<br />
Von dort über Schotter bis zum<br />
Einstieg, der sich ca. 30 m rechts des<br />
tiefsten Punktes der Kante befi ndet<br />
(¾ Std.).<br />
Route: Bis auf die letzten zwei<br />
Seillängen stets rechts der Kante oder<br />
auf derselben<br />
Abstieg: s. Nordostkante 2B<br />
Hinweis: Wunderschöne, allerdings<br />
auch etwas schwierigere Alternative<br />
zur häufi g hoffnungslos überlaufenen<br />
Fehrmannverschneidung<br />
2B Campanile Basso (2877 m)<br />
»Nordostkante« (ab Schulter<br />
bis Gipfel)<br />
V 2 Std.<br />
120 Hm 4 SL<br />
Material: gute Moral, sonst s. Via<br />
Graffer (viel legen lässt sich nicht)<br />
Zustieg: Von der Schulter auf dem<br />
»Stradone Provinciale« (Ringband auf<br />
Höhe der Schulter) zur Nordostkante.<br />
Route: Beginn 2 m rechts der Kante,<br />
gerade hoch, dann schräg links auf<br />
die andere Seite der Kante, Stand.<br />
Entlang der Kante zum weiteren<br />
Stand rechts der Kante. Weiter über<br />
die Kante hoch, nochmals Stand. Die<br />
letzte Seillänge zum Gipfel ist deutlich<br />
leichter.<br />
Abstieg: Gebohrte Abseilringe entlang<br />
des Normalweges. Doppelseil! Der<br />
erste Ring befi ndet sich Nahe der<br />
Nordwestkante. Von der Schulter auf<br />
dem »Stradone Provinciale« in die<br />
Ostwand, dann weiter abseilen bis<br />
zum Bochetteweg (1½ Std.)<br />
Hinweis: Ausgesetzte Kletterei in<br />
bestem Gestein, kaum Sicherungsmöglichkeiten.<br />
Vom Charakter wie die<br />
berühmte Ostwand von Paul Preuss<br />
3 Cima Brenta Alta, (2960 m)<br />
Nordostwand »Detassis«<br />
VI 6–8<br />
550 Hm 17–19<br />
Material: 10–12 Expressschlingen,<br />
jeweils kompletter Satz Friends und<br />
Keile, Schlingen, Doppelseil<br />
Zustieg: Vom Rifugio Predotti auf dem<br />
Orsi-Weg in ein Kar unterhalb der<br />
Guglia bzw. der Brenta Alta. Auf Steigspuren<br />
(Steinmänner) bis unter die<br />
Nordostwand. Der Einstieg (Riss, der<br />
unter einen Dachriegel führt) befi ndet<br />
sich ca. 50 m links der Gognakante,<br />
die die Nordostwand rechts begrenzt<br />
(1 Std.).<br />
Route: Im komplizierten Verlauf stets<br />
links der markanten Verscheidung (die<br />
einmal kurz berührt wird) bis auf ein<br />
Band (zwei Drittel der Wand). Von dort<br />
führen mehrere Möglichkeiten zum<br />
Gipfel, meistens Riss und Kaminkletterei.<br />
Abstieg: Vom Gipfel über den Normalweg<br />
nach Südosten zur oberen<br />
Schotterterrasse (Steinmänner).<br />
Erste Steilstufe abklettern oder abseilen.<br />
Über zweite Schotterterrasse<br />
zum Einstiegskamin des Normalweges,<br />
nochmals abseilen. Von dort in<br />
die Bocca di Brenta queren (1 Std.)<br />
Hinweis: Grandiose Kletterei an<br />
festem und kompaktem Fels, die,<br />
wenn sie anders abgesichert wäre,<br />
jeden Sportkletterer jubilieren ließe.<br />
Allerdings ist die Wegführung recht<br />
kompliziert, zahlreiche Verhauerhaken<br />
locken in interessante Sackgassen.<br />
Im oberen Drittel lässt die<br />
Qualität der Route deutlich nach.<br />
4 Crozzon di Brenta, (3135 m)<br />
Nordostwand »Via delle<br />
Guide«<br />
V+ 8 Std.<br />
850 Hm 20 SL<br />
Material: 10–12 Expressschlingen,<br />
jeweils kompletter Satz Friends und<br />
Keile, Schlingen (auch <strong>für</strong> Sanduhren),<br />
Doppelseil<br />
Zustieg: Von der Brentei-Hütte<br />
über den Martinazzi-Weg unter die<br />
Nordostwand des Crozzon. Dort auf<br />
Steigspuren nach links in Richtung<br />
Tosa-Rinne. Die Firnrinne ein Stück<br />
empor, bis man rechts in der Wand<br />
auf den markierten Einstieg (am Fuß<br />
eines steilen Risses) trifft<br />
Route: Man folgt stets dem rechten<br />
der beiden parallelen schwarzen<br />
Wasserstreifen im linken Teil der<br />
Nordostwand.<br />
Abstieg: Auf dem Gipfel des Crozzon<br />
befi ndet sich eine Biwakschachtel,<br />
die bei Müdigkeit oder, ab etwa 2<br />
Std. vor Eintritt der Dunkelheit, auch<br />
frequentiert werden sollte. Der Abstieg<br />
selbst gilt als einer der schwierigsten<br />
in den Dolomiten und erfordert<br />
100%ige Aufmerksamkeit. Zu Beginn<br />
ist der Weg zurück in die Zivilisation<br />
gleichzusetzen mit dem Übergang<br />
zur Cima Tosa. Er erfolgt generell<br />
über Bänder auf der Westseite des<br />
Crozzon und ist mit Steinmännern gut<br />
markiert. Allerdings ist das Gestein<br />
brüchig und die zu querenden Rinnen<br />
können bis weit in den Sommer<br />
hinein mit Schnee gefüllt sein. Den<br />
III. Schwierigkeitsgrad sollte man<br />
solo beherrschen. Von der Cima Tosa<br />
erfolgt der weitere Abstieg über den<br />
Normalweg (markiert) zum Rifugio<br />
Pedrotti (2 Std. zur Cima Tosa, weitere<br />
1½–2 Std. bis zur Hütte).<br />
Hinweis: Bei tockenem Fels die<br />
vielleicht schönste Tour im V. Grad in<br />
den Dolomiten<br />
5 Cima d’Ambiez (3102 m)<br />
Ostwand »Via della<br />
Soddisfazione«<br />
VI+ 4–5<br />
850 Hm 12 SL<br />
Material: 10 Expressschlingen, kleine<br />
und mittlere Friends, ein Satz Keile,<br />
Schlingen (Sanduhren!), Doppelseil<br />
Zustieg: Von der Agostini-Hütte über<br />
den Brentari-Weg bis man nach<br />
links, auf das breite, die gesamte<br />
Südostwand durchziehende Band<br />
abbiegen kann (1 Std.). Einstieg 50<br />
m rechts des markanten schwarzen<br />
Wasserstreifens<br />
Route: Immer am rechten Rand des<br />
Wasserstreifens entlang nach oben<br />
Abstieg: Über den Normalweg.<br />
Zunächst entlang des Südgrates,<br />
dann in der Westwand durch eine<br />
Rinne und schuttbedeckte Steilstufen<br />
(Steinmänner) zu einer Scharte<br />
zwischen Diente und Cima d‘Ambiez.<br />
Von dort Rinne zum Einstiegsband<br />
(2½ Std.)<br />
Hinweis: Eine der besten Klettereien<br />
dieser Schwierigkeit in den Dolomiten,<br />
perfekte Linienführung<br />
Beste Jahreszeit: Zum Klettern eignet<br />
sich mehr der Spätsommer, da im Juli<br />
mit starker Nebelbildung und vielen<br />
Gewittern zu rechnen ist.<br />
Karte: Kompass-Karte 1:50 000,<br />
Nr. 73 »Gruppo di Brenta«<br />
Hütten: Rifugio Agostini (2410 m),<br />
www.rifugioagostini.com<br />
Tel. 00 39/04 65/73 41 38;<br />
Rifugio Brentei (2182 m),<br />
Tel. 00 39/04 65/44 12 44,<br />
Rifugio Tuckett (2272 m),<br />
www.rifugio-tuckett.it<br />
Tel. 00 39/04 65/44 12 26<br />
Literatur: Stefan Wagenhals & Freunde<br />
»Dolomiten Vertikal – Band Süd«,<br />
Loboedition, Leonberg 2004.<br />
Anette Köhler u. Norbert Memmel<br />
»Dolomiten«, Bergverlag Rother,<br />
Oberhaching 2000<br />
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Ski und Schneeschuhe haben bis auf weiteres ausgedient,<br />
die Sommersaison steht vor der Tür. Die<br />
beste Gelegenheit, um sich mit neuer Ausrüstung<br />
einzudecken. Wir zeigen Ihnen, welche Neuheiten<br />
es auf dem Markt gibt. Von Christian Schneeweiß<br />
Foto: Bernd Ritschel<br />
Atmungsaktivität ist Trumpf:<br />
Auch wenn man meinen könnte,<br />
die Membrantechnologie<br />
sei ausgereift – es kommen<br />
nach wie vor immer atmungsaktivere<br />
wasserdichte Membranen auf den<br />
Markt. RET-Werte unter 3 (Dampfdurchgangswiderstand;<br />
z. B. GoreTex Active Shell<br />
aus ePTFE) oder über 30 000 g (Dampfdurchlass<br />
pro Quadratmeter in 24 Stunden; z. B.<br />
Sympatex Performance aus recycelbarem<br />
Polyester) sind heutzutage keine Seltenheit.<br />
Die Atmungsaktivität einer Jacke hängt<br />
aber auch von der Laminierung (Verklebung<br />
und Außenmaterial) ab. Das atmungsaktivere<br />
Neoshell von Polartec (aus PU) wird<br />
wieder anders gemessen.<br />
Noch atmungsaktiver (also schweißdampfdurchlässiger)<br />
sind Softshells oder<br />
Windshells <strong>für</strong> Hochtouren oder Bergwanderungen<br />
mit hybriden Stoffen: Je nach<br />
Schweißbildung oder Windempfindlichkeit<br />
einer Körperzone wird unterschiedliches<br />
Material verwendet, also beispielsweise<br />
Softshell ohne bzw. mit Windschutz-Membran,<br />
oder luftigeres Material dort, wo der<br />
Rucksack aufliegt. Gleichzeitig sind Windshells<br />
möglichst leicht.<br />
Leicht und doch robust sind auch die von<br />
Komperdell initiierten, wie Zeltstangen zer-<br />
legbaren Trekkingstöcke der großen Hersteller,<br />
die nicht zusammenrutschen können,<br />
eine minimale Packlänge teils unter 40<br />
Zentimeter haben und sich sogar begrenzt<br />
in der Länge verstellen lassen. Damit lässt<br />
sich problemlos eine Tour mit Klettersteig<br />
gehen.<br />
Auch die Klettersteigsets und ihre Karabiner<br />
werden immer raffinierter. 2012<br />
mussten allerdings die meisten Sets mit<br />
elastisch verwobenen Sicherungsbändern<br />
wegen Verschleißanfälligkeit zurückgerufen<br />
werden. Die meisten neuen Sets<br />
trennen Gummiband und sturzhaltendes<br />
Hohlband und sind dauerhaft sicher. Trotzdem<br />
wurden auch im Februar wieder Sets<br />
zurückgerufen – diesmal aber nur jene mit<br />
Reibungsbremse. Wer ein solches hat, sollte<br />
es dringend austauschen. In Sachen Schuhe<br />
sind <strong>für</strong> Klettersteige Approachschuhe, also<br />
Zustiegsschuhe aus dem Kletterbereich, gut<br />
geeignet.<br />
Vielseitig einsetzbar sind auch die fest am<br />
Rücken anliegenden Rucksäcke. Sie sind<br />
ideal <strong>für</strong> längere alpine Klettertouren oder<br />
Alpintouren (bei größeren Modellen mit<br />
Lüftungskanälen). Die immer raffinierteren<br />
Sommerrucksäcke mit Luftzirkulation hinterm<br />
Rücken eignen sich <strong>für</strong> bewegungsintensive<br />
Aktivitäten dagegen nicht.
Bergwandern<br />
… am besten mit wenig Ballast<br />
Fotos: Andreas Strauß, Bernd Ritschel, Hersteller<br />
Kurze Hose<br />
Men’s Elbert Shorts von Vaude<br />
Die lässigen, übers Knie reichenden Softshell-Shorts<br />
sind wasserabweisend, windresistent und doch luftig,<br />
wie man es auf Sommer-Bergtour braucht. Zudem<br />
werden sie ressourcenschonend nach dem Bluesign-<br />
Standard hergestellt. Viele Taschen und verstellbarer<br />
Bund erhöhen den Komfort.<br />
• auch <strong>für</strong> Frauen oder mit langen Beinen, Beintaschen<br />
mit RV<br />
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Polyamid<br />
Preis: 70,- €<br />
Info: www.vaude.com<br />
TIPP<br />
Rucksack und Stock<br />
richtig wählen<br />
Wer den Rucksack nur zum Wandern nutzt,<br />
sollte ein Modell mit Netzrücken oder<br />
konkavem Rücken kaufen. Wer auch auf<br />
ausgesetzte Passagen vordringt, braucht ein<br />
eng am Rücken liegendes Modell mit<br />
Schaumpolsterung und Lüftungskanälen. Für<br />
Alpintouren sind klein faltbare Trekkingstöcke<br />
empfehlenswert. Mit ihnen lassen sich<br />
steile Hänge oder Que rungen besser<br />
meistern – bei Kletterpassagen hingegen<br />
kann man sie am Rucksack fi xieren.<br />
Wanderer auf Wegen brauchen Stöcke<br />
primär, um die Knie im Abstieg zu entlasten.<br />
Komfort-Trekkingstock<br />
Maldona Antishock von Leki<br />
Rundum komfortabel ist der dreiteilige Aluminiumstock<br />
mit ergonomisch in der Hand liegendem, kantenfreiem<br />
Round-Top-Griff aus belüftetem Kunstkork. Eine<br />
Federung entlastet die Gelenke im Abstieg, und das<br />
TÜV-zertifi zierte, externe Super Lock ermöglicht eine<br />
leichte und zuverlässige Längenverstellung.<br />
• sehr preisgünstig, verstellbare Handschlaufe<br />
• Längenverstellung 69–145 cm, Gewicht 572 g/Paar<br />
Preis: 79,95 €<br />
Info: www.leki.de<br />
Sommer-Rucksack<br />
Livaz 25 von Tatonka<br />
Das X Vent Zero-Tragesystem mit Luftzirkulation bietet<br />
maximale Belüftung bei minimalem Kontakt mit dem<br />
Rücken. Der konkave Rücken des Leichtrucksacks lässt<br />
sich stufenlos auf- und abspannen. Das Spannsystem<br />
lässt sich auch entfernen, um Gewicht zu sparen oder<br />
den Rucksack am Körper anliegen zu lassen.<br />
• Tragsystem mit frauenspezifi schem Schnitt, Kompressionsriemen<br />
• RV-Deckel mit vielen Extras<br />
Preis: 100,- €<br />
Info: www.tatonka.com<br />
Langarm-Berghemd<br />
Luis M’s LS Shirt von Tatonka<br />
Dehnbares Tech Weave Light macht das Hemd schnell<br />
trocknend und in allen Situationen voll beweglich.<br />
UV-Schutz sichert die Haut vor der Höhensonne, und<br />
dank antibakterieller Ausrüstung kann man das Hemd<br />
mehrere Tage tragen, ohne dass sich Geruch bildet.<br />
• Brusttasche, Aufkrempel-Fixierung, Schultern nahtfrei,<br />
Hemdkragen<br />
• Gewicht: 180 g, Größen: S–XXL<br />
Preis: 95,- €<br />
Info: www.tatonka.com<br />
Faltbarer Trekkingstock<br />
Women’s Ultra Mountain FL von Black<br />
Diamond<br />
Der Schaumstoff-Griff mit dampfdurchlässigen, weichen<br />
Handschlaufen der wie Zeltstangen faltbaren, robusten<br />
Dreisegmente-Stöcke (Z-Poles) mit konischen Verbindungsstücken<br />
wurde speziell <strong>für</strong> Frauen entwickelt.<br />
Externe Verstellbarkeit mit FlickLock Pro am oberen<br />
Segment<br />
• 100 % Aluminium, kurze rutschfeste Griffverlängerung<br />
• Gewicht 591 g, fl exible Karbid- und Gummispitzen,<br />
Trekking- und Powder-Teller<br />
Preis: 129,- €<br />
Info: www.blackdiamondequipment.com<br />
Funktions-<br />
Unterhemd<br />
Trekking Summerlight<br />
M/W<br />
von X-Bionic<br />
Ein Hightech-Shirt muss<br />
wärmen und kühlen, wenn<br />
der Körper es benötigt,<br />
auch unter mechanischem<br />
Druck des Rucksacks<br />
funktionieren, leicht sein<br />
und auf Mehrtagetouren<br />
geruchsneutral bleiben: <strong>für</strong><br />
all das sorgt die patentierte 3D-BionicSphere-Webung<br />
• Kompression <strong>für</strong> Durchblutung/gegen Muskelvibration,<br />
NODOR-Geruchshemmer<br />
• Luftkanäle und luftige Polster (5 mm) <strong>für</strong> Dampfableitung<br />
und optimale Isolation<br />
Preis: Shirt Short Sleeves 80,- €, ohne Ärmel 60,- €<br />
Info: www.x-bionic.com<br />
92 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Klettersteige<br />
… sicher auf Eisenwegen unterwegs<br />
Klettersteig-/Kletterhandschuhe<br />
SeamSeeker Gloves W’s von Outdoor<br />
Research<br />
Die extrem robusten Halbfi ngerhandschuhe mit<br />
griffi gem Ziegenlederbesatz und Gelkissen schützen<br />
vor Blasen und Drahtspleißen bzw. beim Alpinklettern<br />
vor Reibungswärme beim Abseilen. Der anpassende<br />
Stretch-Handrücken führt Wärme und Schweißfeuchte<br />
ab.<br />
• Veloursspaltleder mit Kevlarnähten, Neopren-Klettverschluss<br />
• Damen M: 88 g/Paar (Herren L: 96 g), auch als<br />
taktiler Fingerhandschuh erhältlich<br />
Preis: 40,- €<br />
Info: www.outdoorresearch.com<br />
Klettersteigset<br />
Ergo Zip von Salewa<br />
Das Set mit längenanpassenden Zip-Rollern ist genial.<br />
Die Sicherungsäste sind dadurch immer so kurz wie<br />
möglich aufgerollt, die Ergotec-Karabiner immer griffbereit.<br />
Diese liegen ergonomisch in der Hand und sparen<br />
Kraft (30 %) und Zeit beim Umhängen. Entwickelt in Zusammenarbeit<br />
mit der Technischen Universität München<br />
• Set mit Bandfalldämpfer, Einrollsystem und leichtgängigen<br />
Karabinern<br />
• 540 g, Fangstoß < 6 kN<br />
Preis: 119,95 €<br />
Info: www.salewa.de<br />
Komfort-Klettersteigset<br />
Easy Rider von Black Diamond<br />
Der einzigartige Ent- und Verriegelungs-Mechanismus<br />
an den besonders weit öffnenden Easy Rider-Karabinern<br />
ermöglicht deren komfortables und kraftsparendes<br />
Einhängen ins Drahtseil. Die Sicherungsäste, an denen<br />
die Karabiner hängen, sind elastisch (keine Reißgefahr<br />
durch Verschleiß).<br />
• Set aus Schlaufe <strong>für</strong> Ankerstich-Fixierung, Bandfalldämpfer<br />
und Sicherungsästen mit Karabinern<br />
• Gewicht 492 g, Fangstoß < 6 kN<br />
Preis: 99,90 €<br />
Info: www.blackdiamondequipment.com<br />
Klettersteig-/Hochseilgarten-Set<br />
Tofana Lock von Singing Rock<br />
Bis auf 90 Zentimeter (von 50 cm) lassen sich die<br />
elastischen Sicherungsbänder des Sets dehnen.<br />
Zur besseren Identifi kation gegen Verdrillen sind<br />
sie unterschiedlich gefärbt. Ihre Zentralschlaufe am<br />
Dämpfer eignet sich zum Einhängen von Karabinern<br />
zum Hängen oder sichern (900 kg).<br />
• gesicherter Key Lock Karabiner, in sich gedrehte<br />
Schlaufe <strong>für</strong> perfekten Ankerstich<br />
• Gewicht: 515 g, Fangstoß: 4,85 kN, Bandfalldämpfer<br />
leicht zu überprüfen<br />
Preis: 95,- €<br />
Info: www.singingrock.de<br />
Vielseitiges<br />
Klettersteigset<br />
Hydra von Austrialpin<br />
Das vielseitige Klettersteigset Hydra wird jetzt mit<br />
überarbeiteten Stretch-Armen ohne Festigkeitsverlust<br />
bei Verwendung ausgestattet. Lange Colt-Karabinerschnapper<br />
mit großer Öffnung ermöglichen bequemes<br />
und sicheres Einhängen, der Ferrata.Bloc-Arm erlaubt<br />
Hängen und verhindert Stürze an schwierigen Stellen.<br />
• Getestet mit 300 000 Be- und Entlastungszyklen<br />
• Gewicht 660 g, Fangstoß < 6kN, optionaler Schalldämpfer<br />
Preis: 131,80 €, Schalldämpfer 5,98 €/Paar<br />
Info: www.austrialpin.at<br />
Vierfach-Faltstock<br />
Micro Vario Carbon von Leki<br />
Dank des minimalen Packmaßes des<br />
Faltstocks lässt er sich komplett im<br />
Rucksack verstauen, so dass man<br />
ungehindert am Drahtseil gehen kann.<br />
Zusammengesetzt <strong>für</strong> Zu- und Abstieg ist<br />
der Stock sogar längenvariabel, zerlegt<br />
ist er blitzschnell durch den Push-Button-<br />
Release-Mechanismus.<br />
• kantenfreier Aergon-Griff mit griffi ger<br />
Verlängerung zum Tiefergreifen<br />
• Gewicht 468 g/Paar, Packmaß 38 cm,<br />
Verstellbereich 110–130 cm<br />
Preis: 149,95 €<br />
Info: www.leki.de<br />
TIPP<br />
Nicht jedes Set ist<br />
wirklich sicher<br />
2012 wurden viele Klettersteigsets mit<br />
dehnbaren Sicherungsästen zurückgerufen,<br />
weil es hier zu einem verschleißbedingten<br />
Riss mit Absturz gekommen war. Bei<br />
neugekauften Sets besteht dieses Risiko<br />
nicht mehr. Vorsicht ist auch bei Sets mit<br />
Reibungsbremsen (Seilschwanz in<br />
Alu-Lochplatte) geboten, die teils mit dem<br />
Alter an Funktion einbüßen (Bandfalldämpfer<br />
nicht betroffen). Es empfi ehlt sich, auf<br />
der Homepage des Herstellers oder des<br />
Alpenvereins nachzusehen, ob das eigene<br />
Set betroffen ist (siehe Meldung Seite 12).<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 93
Hochtouren<br />
… gut gerüstet in die Höhe<br />
Fotos: Bernd Ritschel, Hersteller<br />
3-Lagen-Schutzjacke<br />
Men’s Marzell Jacket von Vaude<br />
Wasserdichte 3-Lagen-Membran, die umweltfreundlich<br />
hergestellt wird (Bluesign) bildet das Herz der leichten,<br />
dehnbaren Hardshelljacke mit voller Beweglichkeit.<br />
Hohe Atmungsaktivität und die langen Belüftungsreißverschlüsse<br />
sorgen <strong>für</strong> angenehmes Körperklima.<br />
• verstellbare Kapuze helmtauglich, Saumzug durch die<br />
Taschen regulierbar<br />
• recycelbare Sympatex-Performance-Membran, Außenstoff<br />
Stretch-Polyester<br />
Preis: 350,- €<br />
Info: www.vaude.com<br />
Spaltenbergungs-Flaschenzug<br />
RescYou von Mammut<br />
Bahnbrechendes Gerät <strong>für</strong> Fremd- und Selbstrettung<br />
nach einem Spaltensturz. Nach Einhängen der beiden<br />
Klemmen ins Seil beim Fixpunkt bzw. Klettergurt zieht<br />
man den anderen bzw. sich selbst kraftsparend am<br />
6-fachen Kompakt-Flachenzug aus der Spalte.<br />
• Einfache Fremdrettung auch bei Zweipersonenseilschaft,<br />
Gewicht 400 g<br />
• EN 567 (Steigklemme), Safety Card mit Kurzanleitung<br />
zur Spaltenrettung<br />
Preis: 120,- €<br />
Info: www.mammut.ch<br />
Hochtourenrucksack<br />
Guide 35+ von Deuter<br />
Zwei Airmesh-Polster mit Lüftungskanal sorgen <strong>für</strong> gute<br />
Rückenbelüftung bei perfektem Sitz. Lageverstellriemen<br />
an den Schulterträgern ermöglichen bessere Lüftung<br />
oder kompakteren Sitz. Die gepolsterten, abnehmbaren<br />
Vari Flex-Hüftfl ossen nehmen die Last auf und folgen<br />
jeder Bewegung.<br />
• <strong>für</strong> schwere Lasten, RV-Eingriff, Alugestänge ausziehbar,<br />
RV-Seiteneingriff<br />
• auch als 45+ und Frauenversion, Volumen erweiterbar<br />
Preis: 129,95 €<br />
Info: www.deuter.com<br />
Safelock-HMS-Karabiner<br />
HMS magic 4 lock von Austrialpin<br />
Immer verschlossen beim Sichern bleibt der Safelock-<br />
HMS-Karabiner aus eloxiertem Aluminium dank des<br />
geradezu magischen 3-Wege-PLUS-Systems (heben,<br />
drehen, drücken), das um eine Verriegelung zu ergänzen<br />
ist. Der Karabiner kann sich nicht mehr durch Seilbewegung<br />
oder Reibung aufvibrieren.<br />
• Festigkeiten: 24/10/8 kN, geprüft nach CE und UIAA<br />
• Gewicht 95 g, hergestellt in Tirol<br />
Preis: 15,90 €<br />
Info: www.austrialpin.at<br />
Daunenschlafsack<br />
Glacier 500<br />
wms von Mountain<br />
Equipment<br />
Ein hervorragendes Wärme-<br />
Gewichts-Verhältnis bei minimalem<br />
Packvolumen und starker<br />
Wasserabweisung (Drilite Loft II,<br />
1500 mm Wassersäule) bietet dieser<br />
Schlafsack <strong>für</strong> Übernachtungen im Freien.<br />
Die DownCodex-zertifi zierte Daune wird nach höchsten<br />
Tierschutz-Standards gewonnen.<br />
• 1160 g Gewicht mit 500 g Daune, 725 cuin Fillpower,<br />
90 % Daunenanteil<br />
• Temperatur-Übergangsbereich -5 bis +2 Grad, Packmaß:<br />
18 x 29cm<br />
Preis: 349,90 € (Standardlänge Damen und Herren),<br />
379,90 € in XL<br />
Info: www.mountain-equipment.de<br />
94 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Allround-Gamaschen<br />
Endurance Gaiters von Outdoor Research<br />
Egal ob Hochtour oder Alpin-/Trekkingtour im Frühsommer<br />
– die robusten Softshell-Gamaschen bestechen<br />
durch hohe Atmungsaktivität, Wasserabweisung und<br />
optimale Schuhanpassung. Schräg verlaufender<br />
Reißverschluss mit Klettabdeckung und BioThane-<br />
Sohlensteg garantieren besten Halt.<br />
• Fixierungshaken unten, Klett mit Gummizug oben,<br />
Schuhbereich verstärkt<br />
• Gewicht: 146 g/pro Paar (L/XL; auch in S/M)<br />
Preis: 55,- €<br />
Info: www.outdoorresearch.com<br />
Leicht-Stirnlampe<br />
ReVolt von Black Diamond<br />
An jedem USB-Anschluss lassen sich die drei AAA-Akkubatterien<br />
der handlichen und vielseitigen Stirnlampe<br />
aufl aden (alternativ Alkali-Batterien). Bis zu 110 Lumen<br />
stark leuchten die zentrale TriplePower LED und je zwei<br />
Power- und Rotlicht-LEDs.<br />
• Fernlicht, Nahbereich, Dimmfunktion, Blinkmodus,<br />
Nachtsicht, Sperrmodus<br />
• Gewicht mit Batterien: 97 g, Batteriestandanzeige,<br />
Spritzwasserschutz<br />
Preis: 69,90 €<br />
Info: www.blackdiamondequipment.com<br />
Gletscher- und Trekking-Rucksack<br />
Pyrox 45 von Tatonka<br />
Leicht und doch robust und wasserresistent ist der<br />
Allround-Mehrtagerucksack mit zweischnalligem Deckelverschluss<br />
über der mittels RV stark erweiterbaren<br />
Öffnung. Längenverstellbares X Light Vario-Tragesystem<br />
und Lastkontrollriemen ermöglichen eine perfekte<br />
Anpassung an den Körper.<br />
• Wanderstock-/Eisgerätehalterung, Brustriemen mit<br />
Signalpfeife, Bodenfach<br />
• Kompressionsriemen mit aufrollbaren Bändeln<br />
Preis: 160 €<br />
Info: www.tatonka.com<br />
Robuste Trekkingstöcke<br />
Sherpa XL von Leki<br />
Der Trekkingstock <strong>für</strong> Hochtouren- und Trekkingeinsätze<br />
ist durch die hochfeste Aluminiumlegierung höchst<br />
robust. Die fl exible, langlebige Hartmetallspitze bietet<br />
bestmöglichen Halt auf Eis und Fels, und der kantenfreie<br />
Aergon-Griff mit griffi ger Verlängerung liegt optimal<br />
in der Hand.<br />
• einfacher Wechsel von Trekking- zu Schneeteller<br />
• Länge 70–145 cm, Gewicht 580 g/Paar, Außenverstellsystem<br />
Speed Lock<br />
Preis: 109,95 €<br />
Info: www.leki.de<br />
TIPP<br />
Das Equipment<br />
<strong>für</strong> Hochtouren<br />
Schneefänge und Schnürungshaken von<br />
(Winter-)Tourenhosen sind auf Hochtour<br />
kein zuverlässiger Ersatz <strong>für</strong> Gamaschen,<br />
da sie zumindest beim Bergabgehen im<br />
Sulz hinten hochrutschen können.<br />
Gute Hochtourenrucksäcke sind Alleskönner:<br />
Sie lassen sich trotz höheren Gewichts<br />
durch Eisenteile und evtl. Seil in Zu- und<br />
Abstieg wie auf dem Gletscher bequem<br />
tragen (variable Lastpositionierung, gute<br />
Polsterung, leicht konkave Lüftung). Beim<br />
seilfreien Kraxeln, leichten Klettern oder auf<br />
Eistour muss der Rucksack zuverlässig und<br />
ohne Verwackeln am Rücken sitzen, ohne<br />
zu behindern. Gestell und Hüftfl ossen<br />
sollten abnehmbar sein, Geräte wie<br />
Eisbeile, Stöcke, Steigeisen etc. und Seil<br />
(unterm Deckel) sind außen zu befestigen.<br />
Eine geniale Neuerung ist der direkt am<br />
oberen Rand des relativ schlanken<br />
Packsacks ansetzende Eingriffs-RV, der eine<br />
viel bequemere Be- und Entladung der<br />
Ausrüstung erlaubt.<br />
Eiskletter- und Hochtourenschuh<br />
Eiswand GTX von Mammut<br />
Aus dem bewährten Mamook GTX entwickelte Mammut<br />
diesen voll steigeisenfesten Schuh mit reduziertem<br />
Gewicht, asymmetrischer 3-Zonen-Schnürung und noch<br />
präziserer Kletter-Performance. Komfortsteigerung beim<br />
Ein- und Ausstieg durch das Easy-Entry-System mit<br />
elastischer Zunge<br />
• Gore-Tex Performance Footwear-Membran, isolierte<br />
Karbon-Brandsohle<br />
• 1688 g/Paar in Größe UK 8.5, Isolation bis -25 °C<br />
(EN ISO 20344)<br />
Preis: 400,- €<br />
Info: www.mammut.ch<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 95
Klettern<br />
… <strong>für</strong> ein gutes Gefühl an der Wand<br />
TIPP<br />
Der Rucksack muss<br />
eng anliegen<br />
Niedrige Zustiegsschuhe lassen sich auch<br />
<strong>für</strong> leichte Klettereien (bis IV. Grad) gut<br />
verwenden, wobei Modelle mit weicher<br />
Sohle bequemer und reibungstauglicher<br />
sind, mit mittelharter Sohle hingegen<br />
alpiner und kantentauglicher. Ohne<br />
Membran besitzen die Schuhe das beste<br />
Fußklima.<br />
Ein guter Kletterrucksack sollte möglichst<br />
leicht sein, fest und schlank am Rücken<br />
anliegen und weder nach hinten ziehen<br />
noch seitlich verwackeln. Ein einfacher<br />
Riemen ersetzt die Hüftfl ossen (ohne<br />
Riemen wackelt der Rucksack).<br />
Der Slidelock-Verschluss mit seinen<br />
Varianten ist inzwischen allgemeiner<br />
Standard am Hüftgurt. Sein großer Vorteil:<br />
Er kann nicht von alleine aufgehen.<br />
Bei Ultraleichtgurten (<strong>für</strong> Gletscher)<br />
ermöglichen an den verstellbaren<br />
Beinschlaufen komplett zu öffnende<br />
Slidelocks, Klick-Schnallen oder schlicht<br />
mit einem Griff geöffnete Kunststoffschnallen,<br />
dass man auch mit Bergstiefeln,<br />
Steigeisen, Ski oder Schneeschuhen<br />
direkt einsteigen kann und diese nicht<br />
extra ausziehen muss.<br />
Alpin- und Kletterrucksack<br />
Bulin 30 von Vaude<br />
Dieser annähernd wasserdichte<br />
Rucksack mit verschweißtem,<br />
wasserdichtem Boden und<br />
getapetem, abnehmbarem<br />
Deckel ist made in Germany.<br />
Unter dem Deckel befi nden<br />
sich Wickelverschluss und RV-<br />
Fronteingriff. Geringes Gewicht, anliegender Rücken und<br />
Eisgerätehalterung <strong>für</strong> den Extremeinsatz.<br />
• Kompressionsgurte, Innentasche, Brustgurt mit Pfeife,<br />
Hüftgurt abnehmbar<br />
• Volumen 30 l (auch 40 l), Notsignalanweisungen im<br />
Hauptfach<br />
Preis: 200,- €<br />
Info: www.vaude.com<br />
Fotos: Andreas Strauß, Hersteller<br />
Einfachseil<br />
10.0 Sensor von Mammut<br />
Optische und haptische Markierungen (BiCo Sense)<br />
dieses revolutionären Seils zeigen sicht- und spürbar<br />
dem Sichernden und dem Kletterer, wenn die Seilmitte<br />
durchläuft oder beim Ablassen das Seilende naht.<br />
• dauerhafte superDRY-Ausrüstung, v. a. <strong>für</strong> Sport- und<br />
Hallenklettern<br />
• Längen 50, 60, 70 m, 67 g/m, Fangstoß 8,9 kN,<br />
kein Mantelrutsch<br />
Preis: 200,- €<br />
Info: www.mammut.ch<br />
Zustiegs-Schuh<br />
MS Wildfire GTX von Salewa<br />
Präzise Passgenauigkeit dank anatomischer Form<br />
sowie die exklusive Vibram EVO-Sohle mit aggressivhaftendem<br />
Profi l machen diesen Schuh zur optimalen<br />
Wahl <strong>für</strong> den technischen Zustieg. Der durch gekreuzte<br />
Kunststoffbänder stabilisierte Außenstoff garantiert<br />
Leichtigkeit und Abriebfestigkeit.<br />
• anpassende Einlage<br />
• sehr atmungsaktives, wasserdichtes Gore-Tex-Futter<br />
Preis: 159,95 €<br />
Info: www.salewa.de<br />
Allround-Klettergurt<br />
Sama von Petzl<br />
Verbreiterte Hüften<br />
und elastische Beinschlaufen,<br />
die sich<br />
optimal anpassen,<br />
nicht verrutschen und<br />
maximale Bewegungsfreiheit<br />
erlauben, gewährleisten eine gute Druckverteilung.<br />
Dank DoubleBack-Schnalle lässt sich der Hüftgurt<br />
schnell einstellen.<br />
• Robuste Dyneema-Anseilschlaufen gegen Seilabrieb,<br />
Elastik-Riemen abhängbar<br />
• 2 abstehende (bester Zugriff) + 2 hängende Materialschlaufen,<br />
Clip-Fixierung<br />
Preis: 69,95 €<br />
Info: www.petzl.com<br />
Hybrid-Softshell<br />
W’s/M’s Enchainment Jacket von Outdoor<br />
Research<br />
Die Hybridjacke mit stärker dampfdurchlässigen<br />
und die Beweglichkeit maximierenden Schoeller<br />
Nanosphere-Einsätzen im Achsel- und Kopfbereich ist<br />
hoch atmungsaktiv und doch stark<br />
wind- und wasserabweisend.<br />
Die perfekt anpassbare und<br />
bewegliche Kapuze besitzt einen<br />
drahtverstärkten Schild.<br />
• an Schultern/Kapuze getapete<br />
Nähte, dauerhaft wasserabweisende<br />
RVs<br />
• Gewicht: Herren: 512 g<br />
(Größe L), Damen: 415<br />
g (Größe M)<br />
Preis: 190,- €<br />
Info: www.outdoorresearch.com<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Kletterhelm<br />
Women’s Vector von Black Diamond<br />
Kaum spürbar ist der leichte, mit hartem EPS-Formschaum<br />
ergonomisch ausgekleidete Helm am Kopf.<br />
Die zum Transport hochklappbaren Verstellratschen<br />
ermöglichen eine optimale Hinterkopf-Anpassung, und<br />
große Lüftungsöffnungen sorgen <strong>für</strong> eine angenehme<br />
Luftzirkulation.<br />
• Helmschale aus Polykarbonat, eingeformte Stirnlampenclips<br />
• sichere Einstellung des Kinnriemens<br />
Preis: 89,90 €<br />
Info: www.blackdiamondequipment.com<br />
Hybrid-Daunenjacke<br />
Verto Micro Hoodie von The North Face<br />
Die ultraleichte Hybrid-Jacke isoliert mit feinster Daune<br />
am Rumpf sowie in Gesicht und Nacken, die voll bewegliche<br />
Kapuze mit Gummizug schützt vor Wind und<br />
Feuchtigkeit. Die seitlichen FlashDry-Stretcheinsätze mit<br />
integrierten Mikropartikeln saugen Schweißfeuchte auf.<br />
• in eigene Tasche verstaubar, Stretch-Polyamid mit<br />
DWR<br />
• Gewicht 245 g, 37 g Gänsedaunen mit 800 cuin<br />
Preis: 220,- €<br />
Info: www.thenorthface.com<br />
Italien<br />
Rund um den Ortler<br />
Gehen Sie mit Wikinger Reisen<br />
auf eine 8-tägige Trekkingtour:<br />
· Auf uralten Passwegen und eindrucksvollen<br />
Panoramapfaden entlang des<br />
höchsten Bergs Südtirols<br />
· 6 Hotel- und eine Hüttenübernachtung<br />
· Inkl. Übernachtungen, Halbpension<br />
und deutschsprachiger Wikinger-<br />
Reiseleitung ab 995 €<br />
Expressschlingen<br />
Rockit 5er-Set von Austrialpin<br />
Made in Tirol ist der Expressschlingen-Satz<br />
aus je zwei farbig<br />
eloxierten Aluminiumkarabinern mit<br />
nasenfreiem Keylock-Verschluss,<br />
verbunden durch eine robuste<br />
Polyamidschlinge. Bei nochmals<br />
erhöhten Festigkeitswerten ergibt<br />
sich ein phänomenales Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis.<br />
• Karabiner-Festigkeiten:<br />
26/10/10 KN (geprüft nach<br />
CE und UIAA)<br />
• Gewicht 111 g/Expressschlinge<br />
Preis: 65,90 €<br />
Info: www.austrialpin.at<br />
Kletterhose<br />
Capsico M Pant von Salewa<br />
Mehr sein als scheinen ist das Motto der Kletterhose<br />
aus robustem Baumwoll-Ripstop mit Durastretch-<br />
Einsätzen <strong>für</strong> maximale Bewegungsfreiheit. Flachnähte<br />
und Klettverstellung am Bund verhindern<br />
Druckstellen durch den Klettergurt,<br />
und Züge an den Knien passen die<br />
Hose optimal ans Bein an.<br />
• am Oberschenkel anbringbare<br />
Schutzhülle <strong>für</strong> Topo/Smartphone,<br />
4 Taschen<br />
• gebrauchtes Erscheinungsbild,<br />
luftig weit, Mesh-Einsätze <strong>für</strong><br />
Lüftung<br />
Preis: 150,- €<br />
Info: www.salewa.de<br />
Aktiv-Leichtrucksack<br />
Speed Lite 20 von Deuter<br />
Dank fl exiblem Delrin-Rahmen und komplettem<br />
Meshrücken sitzt der Minirucksack<br />
wie angegossen am Rücken. Um ihn in<br />
einen größeren Rucksack zu packen oder<br />
Gewicht zu sparen, lässt sich der Rahmen<br />
ausziehen. Die Kompressionsriemen lassen<br />
sich als Fixierung mittig über dem Packsack<br />
schließen.<br />
• Rahmen + Bauchriemen abnehmbar,<br />
frontale + seitliche Netztaschen<br />
• anatomischer Schultergurt- und Rucksackschnitt,<br />
Helmnetz optional<br />
Preis: 59,95 €<br />
Info: www.deuter.com<br />
WIKINGER REISEN<br />
UND WWF<br />
DEUTSCHLAND<br />
SIND PARTNER FÜR<br />
NACHHALTIGERES<br />
REISEN<br />
Infos und Katalog unter<br />
Wikinger Reisen GmbH<br />
Kölner Str. 20 · 58135 Hagen<br />
www.wikinger.de oder 02331-9046
GEWINNSPIEL<br />
Der große BERGSTEIGER-Wissenstest<br />
Des Rätsels Lösung<br />
Zugegeben, das diesjährige Quiz war<br />
nicht einfach. Umso mehr haben wir<br />
uns über die vielen Zusendungen gefreut.<br />
Rund 850 Karten, Briefe und<br />
E-Mails haben uns in den vergangenen<br />
Wochen erreicht. Nun verraten<br />
wir Ihnen, wer die Gewinner sind.<br />
DIE FÜNF HAUPTGEWINNER:<br />
DIE BERGSTEIGER-JURY:<br />
Jeder darf mal<br />
ziehen: die BERG-<br />
STEIGER-Redaktion<br />
ermittelt die 20<br />
Gewinner.<br />
1. PREIS<br />
BENJAMIN HART aus Hausham<br />
gewinnt eine Woche im<br />
Wellnesshotel in Nauders<br />
2. PREIS<br />
ANTON RICHTER<br />
aus Taufkirchen<br />
gewinnt den<br />
Lawinenrucksack ABS Vario<br />
5. PREIS<br />
LUDWIG BAGUS<br />
aus Trunkelsberg gewinnt das<br />
LVS-Gerät Pieps Vector<br />
3. UND 4. PREIS<br />
DORIS STENGL-<br />
HERMANN aus Fürth<br />
und ALBERT RAUFER<br />
aus Unterhaching<br />
gewinnen jeweils ein<br />
Wochenende <strong>für</strong> zwei<br />
Personen in Südtirol<br />
6. PREIS<br />
KJELL ZETTWITZ<br />
aus Forchheim<br />
Garmin<br />
GPS-Uhr<br />
7. PREIS ANN-<br />
KATHRIN KOHLHEPP<br />
aus Bamberg<br />
Patagonia Jacke<br />
8. PREIS RALF MACKELS<br />
aus Elsenborn, Belgien<br />
Adidas<br />
Sonnenbrille<br />
9. PREIS<br />
HERMANN SCHEER<br />
aus Rauris, Österreich<br />
RAB Jacke<br />
10. PREIS<br />
DIETRICH STRAUSS<br />
aus Groß-Zimmern<br />
Lowe Rucksack<br />
11. PREIS<br />
GÜNTHER SCHABLOWSKI<br />
aus Neustrelitz<br />
Salewa Rucksack<br />
12. PREIS<br />
PAUL GAPP<br />
aus Bozen, Italien<br />
Odlo Wäsche-Set<br />
13. PREIS<br />
DAGMAR CREUTZ<br />
aus Stolpen<br />
Dynafit Jacke<br />
14. PREIS<br />
FRANZISKA GRAF<br />
aus Neuhof a. d. Zenn<br />
Julbo Brille<br />
15. PREIS<br />
BERTA KAPPELMAIER<br />
aus München<br />
Maier Sports<br />
Softshelljacke<br />
16. PREIS<br />
STEPHAN OBERPRIELLER<br />
aus Bad Feilnbach<br />
X-Bionic Shirt<br />
17. PREIS<br />
VOLKER THÖNGES<br />
aus Butzbach-Griede<br />
Silva Stirnlampe<br />
18. PREIS<br />
GERHARD MEYER<br />
aus Seligenporten<br />
Nikwax Pflege-Set<br />
19. PREIS<br />
UELI BRIKER<br />
aus Sisikon/UR, Schweiz<br />
Reversible Polar Buff<br />
20. PREIS<br />
RAINER HERRMANN<br />
aus Waldshut-Timgen<br />
Buff Stirnband<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13
Die Lösung: Die Bergsilhouette »Drei Zinnen«<br />
Wenn man die richtigen Antwortzahlen korrekt eingetragen hat, ergab sich folgende<br />
Silhouette. Als letzten Schritt galt es, daraus das gesuchte Lösungswort abzulesen.<br />
Lösungsnummer<br />
1 Ausgabe (12/12) 2 Ausgabe (1/13) 3 Ausgabe (2/13)<br />
20<br />
19<br />
18<br />
x x<br />
17<br />
x<br />
x<br />
16<br />
x<br />
x<br />
x x<br />
15<br />
x<br />
x<br />
x<br />
14<br />
x<br />
x<br />
13<br />
x x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
12<br />
x x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
11<br />
x<br />
x<br />
x<br />
10<br />
x x<br />
x<br />
9<br />
x x<br />
x<br />
8<br />
7<br />
x<br />
x<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
x<br />
2 x x<br />
1 x<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39<br />
Frage<br />
„DIE KLETTEREI<br />
FRUSTRIERT, TUT<br />
WEH UND NERVT<br />
GEWALTIG.“<br />
„DOCH TROTZDEM<br />
LIEBE ICH SIE.“<br />
HANWAG ProTeam: Ursula Wolfgruber<br />
<strong>Bergsteiger</strong>in<br />
www.hanwag.de<br />
KATEGORIE ROCK | CENGALO GTX ®<br />
Technischer und klettertauglicher Bergschuh <strong>für</strong><br />
alpine Felsrouten, kombiniertes Gelände oder<br />
den Zustieg zum Fels. Robust und langlebig in<br />
gezwickter Machart geschustert.<br />
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SERVICE<br />
Stille<br />
Helfer<br />
SERIE: Stille Helfer<br />
Teil 2: Schuhe <strong>für</strong> mehr Schwung<br />
EINE INITIATIVE VON<br />
+<br />
Schneller,<br />
leichter,<br />
greller<br />
Trailrunning ist ein Beispiel da<strong>für</strong>, wie im Bergsport<br />
Märkte von der Industrie geschaffen werden.<br />
Zugleich trägt der Sport aber auch einem<br />
wachsenden Wunsch Rechnung: Naturgenuss im<br />
Laufschritt. Von Moritz Baumstieger<br />
102 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13
Entschleunigung?<br />
War gestern.<br />
Heutzutage wird<br />
öfter mal durch das<br />
Gebirge gerannt.<br />
Bergläufe, wie hier beim Jungfrau-Marathon, sind inzwischen Massenveranstaltungen.<br />
In den vergangenen Jahren bemühten<br />
gestresste Großstädter gerne das Wort<br />
»Entschleunigung«, wenn es um den<br />
Ausgleich im Freien ging. Seltsamerweise<br />
war in der Natur oft das Gegenteil zu beobachten:<br />
Leichtbekleidete und -beschuhte<br />
Menschen rannten plötzlich da, wo andere<br />
wanderten. Trailrunner nannten sich diese<br />
Läufer, denen ihre angestammte Runde im<br />
Park zu langweilig geworden war, unter ihnen<br />
auch Bergsportler, die ihr Training im<br />
leichten bis mittelschweren Gelände auf eine<br />
neue Stufe heben wollten. Früher kannte<br />
man diese Fortbewegungsart als »Querfeldeinlauf«.<br />
Unter dem neuen Namen wurde sie<br />
zum Massenphänomen, das in eigenen Magazinen<br />
besprochen wird, das seine Meister<br />
in spektakulären Wettbewerben kürt.<br />
Und in dem nicht zuletzt auch Bergsport-<br />
Ausrüster großes Potential sahen und sehen,<br />
auch wenn Laufschuhe bisher nicht zu ihrem<br />
Portfolio zählten. 2009 gaben zwar nur<br />
fünf Prozent der Mitglieder des Deutschen Alpenvereins<br />
(DAV) an, auch Bergläufe zu machen,<br />
bei heute knapp einer Million DAV-Mitgliedern<br />
ergibt das aber immerhin fast 50 000<br />
potentielle Kunden. Hinzu kommen all die<br />
Bergsportler, die nicht im Verein organisiert<br />
sind und jene Läufer, die bisher im Flachen<br />
liefen. Allein deren Markt ist attraktiv: Rund<br />
165 Millionen Euro werden in Deutschland<br />
jährlich mit klassischen Laufschuhen umgesetzt.<br />
Eine große Chance <strong>für</strong> Unternehmen,<br />
in deren klassischen Geschäftsfeldern –<br />
Wanderschuhe, Kletterschuhe, Bergstiefel –<br />
der Aufwand in der Produktion sehr hoch ist,<br />
die Wachstumschancen aber begrenzt sind.<br />
Bergschuhe zu bauen, das erfordert Feingefühl<br />
in der Materialauswahl, millimetergenaues<br />
Arbeiten beim Zuschnitt und langjährige<br />
Erfahrung beim Zusammenfügen<br />
der Teile. Es ist kein Zufall, dass die meisten<br />
Fotos: Robert Bösch/Mammut (2), swiss-image.ch/Andy Mettler<br />
Bergschuhe weiter in Europa produziert<br />
werden (im norditalienischen Montebelluna<br />
etwa sitzt die halbe Branche fast Tür an Tür)<br />
während man Jacken, Hosen und anderes<br />
seit langem in Asiens Fabriken nähen lässt.<br />
<strong>Bergsteiger</strong> legen zwar generell Wert auf gutes<br />
Material, denn wenn unterwegs etwas kaputt<br />
geht, endet eine Tour schnell in einem<br />
Problem. Doch der Ausrüstungsgegenstand,<br />
der Bergsportler direkt mit Fels und Eis verbindet,<br />
soll nicht nur langlebig sein, sondern<br />
auch leicht, wasserdicht und vor allem bequem.<br />
Wer einmal ein Modell gefunden hat,<br />
in dem er blasenfrei bis zum Horizont laufen<br />
konnte, ist an Innovationen nicht mehr großartig<br />
interessiert. Richtiggehende Revolutionen<br />
sind in der Produktentwicklung auch<br />
kaum mehr zu erwarten, das Prinzip Schuh<br />
lässt sich nicht grundlegend neu erfinden.<br />
Hinzu kommt: Mit einem mittelfesten Allroundmodell<br />
kann fast alles gemeistert werden,<br />
von der Wanderung bis hin zur leichten<br />
Eistour. Wer weiter wachsen will, muss sich<br />
also neue Geschäftsfelder erschließen – und<br />
dazu neue Trends rechtzeitig erspüren.<br />
Die neuen Querfeldeinläufer, Tempowanderer,<br />
Speedhiker – oder wie immer man<br />
die Beschleunigten auch nennen will –<br />
schienen da wie gerufen zu kommen. »Der<br />
Trend des Trailrunning war seit einigen Jahren<br />
zu beobachten«, sagt etwa Reto Rüegger,<br />
leitender Produktmanager <strong>für</strong> Schuhe bei<br />
Mammut, »aber ohne spezifische Ausrichtung<br />
auf die Berge«. Dorthin wollte man die<br />
Sportler nun locken, auch wenn das Segment<br />
der Laufschuhe bisher fest in der Hand von<br />
Riesen wie Nike, Adidas oder Asics war. Doch<br />
weil die Bergsport-Ausrüster wussten, welchen<br />
Anforderungen Schuhe in den Bergen<br />
genügen müssen, hatten sie die Hoffnung,<br />
sich hier durchzusetzen. »Es gab viele sehr<br />
gute Trailrunning-Schuhe, jedoch kaum<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 103
T<br />
e<br />
Trailrunningschuhe sind<br />
ein Kompromiss aus<br />
robustem Berg- und<br />
leichtem Laufschuh.<br />
welche <strong>für</strong> richtig schweres Gelände. Diese<br />
Info haben uns auch zahlreiche Profi-Trailrunner<br />
gegeben«, erzählt Rüegger. Das zehnköpfige<br />
Entwicklungsteam des Traditions-<br />
Schuhherstellers Raichle kreierte einen<br />
festen Laufschuh, der zwar etwas schwerer<br />
ist, aber da<strong>für</strong> mit seiner Festigkeit besser <strong>für</strong><br />
Traversen und schnelles Bergablaufen im<br />
steilen Gelände geeignet ist. »Im alpinen Bereich<br />
braucht es außerdem einen robusteren<br />
Schaft und eine griffigere Sohle« sagt Rüegger,<br />
»das haben wir umgesetzt.«<br />
Die Elite der Trailrunning-Profis reichte natürlich<br />
nicht als Kundschaft. Um eine breitere<br />
Nachfrage zu schaffen, mussten mehr<br />
Querfeldeinläufer in die Berge gelockt werden.<br />
Die neuen Schuhkollektionen erhielten<br />
Namen wie »Mountain-Trail-Running«,<br />
»Skyrunning« oder »Speedcross«. Als gute<br />
Marketing-Instrumente erwiesen sich <strong>für</strong><br />
die Ausrüster Extremläufe und diverse Veranstaltungen,<br />
die <strong>für</strong> spektakuläre Bilder<br />
sorgten. Ein Wettkampf an der Zugspitze gelangte<br />
2008 allerdings zu trauriger Berühmtheit,<br />
als zwei Läufer nach einem Wetterumschwung<br />
an Unterkühlung starben.<br />
Doch auch wenn viele klassische Berggeher<br />
die Entwicklung kritisch und als von der<br />
Industrie gelenkt sahen: Laufen im alpinen<br />
Gelände etablierte sich als eigene Bergsport-<br />
Sparte; das neue Angebot schuf sich seine<br />
Nachfrage quasi selbst. Dort, wo es früher im<br />
gemütlichen Westalpenschritt dem Gipfel zu<br />
ging, wurde plötzlich gerannt – ein neuer<br />
Trend war zwar nicht künstlich geschaffen,<br />
ein bestehender aber zumindest gelenkt wor-<br />
TOUREN<br />
Drei Tempotouren in Bayern<br />
Im Laufschritt auf die Münchner Hausberge. Wir stellen<br />
drei Klassiker in verschiedenen Schwierigkeitsgraden vor.<br />
Schnell mal um<br />
den Kramer<br />
Fotos: Robert Bösch/Mammut, Thomas Bucher, privat, Mammut (7)<br />
1 Kranzberg (1391 m)<br />
▶ leicht 1:35 h<br />
450 Hm 8,6 km<br />
Charakter: Durch das Alpinum eines<br />
botanischen Gartens laufen? Wer<br />
diesen Wunsch hegt, ist am Kranzberg<br />
genau an der richtigen Stelle. Buckelwiesen<br />
voller Blumen wechseln sich<br />
ab mit Kiefernbeständen, Mischwald<br />
und kleinen Bergseen, und durch<br />
all diese Kleinode schlängeln sich<br />
Wanderwege in angenehmer Breite.<br />
Komplettiert wird das oberbayerische<br />
Landschaftsidyll durch das Panorama<br />
auf die schroffen Felsen von Karwendel<br />
und Wetterstein.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz an der<br />
Kranzberg-Sesselbahn (960 m) etwas<br />
oberhalb von Mittenwald<br />
Einkehr: Einige Möglichkeiten auf<br />
der Route, die allesamt schön liegen.<br />
Highlight in Sachen Ausblick ist natürlich<br />
das Kranzberghaus.<br />
Wegabschnitte: 0,7 km Asphalt /<br />
4,3 km Kiesweg / 3,6 km Wanderweg<br />
Route: Vom Sesselbahn-Parkplatz<br />
Richtung Lautersee. Kurz vor dem See<br />
an einer Kapelle rechts zur St.-Anton-<br />
Hütte, dort links über Kranzberghaus<br />
in einer großen Runde (meist eher<br />
links halten) zurück zum Lautersee<br />
und schließlich zum Ausgangspunkt.<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000,<br />
BY 10 »Karwendelgebirge Nordwest –<br />
Soierngruppe«<br />
Zeit im Wandertempo: 3 Std.<br />
2 Hirschberg (1668 m)<br />
▶ mittel 1:40 h<br />
920 Hm 12,5 km<br />
Charakter: Der Berg ist natürlich per<br />
se schon ein Wanderklassiker. Was<br />
leider bedeutet: Viele Leute, wenig<br />
Charme. Für Tempowanderer und<br />
Bergläufer ist das anders – denn: Man<br />
kann sich eine etwas längere, etwas<br />
raffi niertere Route erlauben. Besonders<br />
würzig ist der kleine Knieschnackler-<br />
Härtetest ganz am Ende.<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz an<br />
der Hirschbergstraße (765 m, gebührenpfl<br />
ichtig) bei Scharling/Kreuth<br />
Einkehr: Das Hirschberghaus ist nicht<br />
gerade einsam – außer wochentags<br />
am Abend.<br />
Wegabschnitte: 1,6 km Asphalt / 5,2<br />
km Kiesweg / 5,7 km Weg<br />
Route: Vom Wanderparkplatz zur<br />
Holzpoint-Alm, weiter zur Materialseilbahn-Talstation<br />
und über einen steilen<br />
Latschenhang zum Hirschberghaus.<br />
Von dort – evtl. mit zwischenzeitlichem<br />
Gipfel-Abstecher – zur Rauheck-Alm.<br />
Dann immer Richtung Kreuth und<br />
Scharling. Am Skigebiet Hirschberglifte<br />
auf einem Trampelpfad hinunter<br />
zum Parkplatz des Skigebiets. Der<br />
Schlussspurt verläuft ebenerdig auf<br />
einer asphaltierten Nebenstraße.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 13<br />
»Mangfallgebirge West – Tegernsee,<br />
Hirschberg«<br />
Zeit im Wandertempo: 4½ Std.<br />
3 Kramer (1982 m)<br />
▶ schwer 3:15 h<br />
1250 Hm 16,7 km<br />
Charakter: Die Argumente <strong>für</strong> die<br />
Kramerüberschreitung sind eigentlich<br />
unschlagbar: Die abwechslungsreiche<br />
Tour bietet sensationelle Ausblicke auf<br />
den höchsten Berg Deutschlands, und<br />
es gibt sogar eine unbedingt zu empfehlende<br />
Einkehr. Für eine Wanderung<br />
ist die Überschreitung den meisten zu<br />
lang. Genau nach dem Geschmack<br />
eines Tempobergsportlers also.<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />
an der Maximilianshöhe (780 m) bei<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
Einkehr: Die private Stepbergalm<br />
(1583 m) liegt schön sonnig auf einer<br />
großen Almfl äche.<br />
Wegabschnitte: 6,2 km Kiesweg /<br />
10,5 km Wanderweg<br />
Route: 200 Meter Richtung Berggasthof<br />
Almhütte. Dem Schild<br />
»Kramer« folgend über St. Martin<br />
auf dem immer steiler werdenden<br />
alpinen Wanderweg (nicht auf dem<br />
königlichen Reitweg bleiben) über<br />
einen Gipfelkamm zum Kramerspitz.<br />
Auf der anderen Seite hinunter zur<br />
Stepbergalm und am besten über das<br />
Gelbe Gwänd – einer schluchtartigen<br />
Steilstufe – in einem weiten Bogen<br />
zurück zum Ausgangspunkt.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 7 »Ammergebirge<br />
Ost – Pürschling, Hörnle«<br />
Zeit im Wandertempo: 6½ Std.<br />
Literaturtipp:<br />
Mehr Tempowanderungen<br />
in<br />
Thomas Buchers<br />
»Speedhiking<br />
Münchner<br />
Hausberge«,<br />
Bruckmann,<br />
München 2013<br />
Speedhiking Münchner Hausberge<br />
ErlebnisBergsteigen<br />
Thomas Bucher<br />
Speedhiking<br />
Münchner Hausberge<br />
Mit einem Vorwort von<br />
Peter Schlickenrieder<br />
30 Touren <strong>für</strong> ganz<br />
Schnelle zwischen<br />
Lech und<br />
Chiemsee<br />
D<br />
da<br />
ne<br />
we<br />
Tho<br />
Deu<br />
104 <strong>Bergsteiger</strong> 05⁄13
den. Damit erreichten die Outdoor-Firmen<br />
neue Käuferschichten. »Nur unsere schon<br />
bekannte Stammkundschaft abzuholen,<br />
reicht nicht«, sagt Rüegger. Die Schuhe sind<br />
plötzlich auch in Geschäften zu finden, die<br />
bisher kaum Outdoor-Artikelführten.<br />
Die Paarung von Bergschuh mit dem Laufschuh<br />
steht stellvertretend <strong>für</strong> die Bemühungen<br />
der Branche, neue Märkte zu besetzen.<br />
Outdoor-Firmen dringen immer weiter in<br />
das Lifestyle-Segment vor. Der Straßentreter<br />
in Kletterschuh-Optik des italienischen<br />
Herstellers Scarpa etwa entwickelte sich in<br />
Großstädten zum Ausweis der Szenezugehörigkeit<br />
und damit zum Verkaufshit. Bei der<br />
Entwicklung des Laufschuhs <strong>für</strong> das alpine<br />
Gelände bedienten sich Rüeggers Entwickler<br />
zwar einerseits im Erfahrungsschatz der<br />
114-jährigen Raichle-Tradition. Andererseits<br />
ist der Transfer von Knowhow keine Einbahnstraße<br />
mehr: »Das Form und Farbe zu<br />
den aktuellen Trends passen ist unabdingbar«,<br />
sagt Rüegger, »das gilt aber längst <strong>für</strong><br />
alle Segmente!« Auch im Bekleidungsbereich<br />
werden die Outdoor-Produkte immer bunter<br />
und modischer, Funktionsjacken etwa sind<br />
längst auch in den Städten salonfähig. Bisher<br />
wuchs die Branche konstant und kräftig, zumeist<br />
auf Kosten der klassischen Sport- und<br />
Modeindustrie. Doch auch diese Entwicklung<br />
läuft nicht nur in eine Richtung: Adidas<br />
etwa versucht mit der Übernahme des US-<br />
Outdoorherstellers Five Ten einen weiteren<br />
Anlauf im Berg-Segment. Ein paar Versuche<br />
davor sind schon gescheitert, diesmal könnte<br />
es klappen. Auch wegen des neuen Trends<br />
des Trailrunnings. Denn wie man Laufschuhe<br />
baut, das wissen sie bei Adidas. ◀<br />
Taglingers<br />
Tipp: Nicht an<br />
Socken sparen<br />
Zeit ist beim Schuhkauf wichtig. Man sollte<br />
dem Verkäufer erklären, <strong>für</strong> welche Einsatzbereiche<br />
der Schuh benötigt wird und verschiedene<br />
Typen und Marken probieren. Einen<br />
kompletten Allround-Schuh gibt es nicht, aber<br />
wer mehr im Hochgebirge unterwegs ist, sollte<br />
ein steiferes Modell wählen. Mit dem sind<br />
auch leichte Wanderungen möglich – andersrum<br />
gilt das nicht. Am besten probiert man<br />
Schuhe mit den Socken, die man am Berg<br />
trägt. Und im Idealfall nicht morgens, sondern<br />
nachmittags oder abends. Dann sind die<br />
Füße »eingelaufen« und ein wenig dicker als<br />
am Vormittag.<br />
Es gibt aber auch Leute, bei denen der bestsitzende<br />
Schuh nichts bringt: Sie bekommen<br />
wegen der Beschaffenheit ihrer Haut fast<br />
immer Blasen. Dann hilft nur noch, die betroffenen<br />
Stellen vor der Tour mit Gewebetape<br />
abzukleben und die Schuhe fest zu binden.<br />
Vor allem <strong>für</strong> den Abstieg empfehle ich eine<br />
straffe Schnürung im Vorfußbereich, so dass<br />
der Fuß nicht nach vorne rutscht. Der Schaft<br />
darf ruhig etwas lockerer sein.<br />
Selbsternannte Experten meinen oft, dass<br />
man auf längeren Touren besser nur ein Paar<br />
Socken trägt, das sich immer besser an<br />
den Fuß anpasst. Frische Socken <strong>für</strong> jeden<br />
Tag sind zwar schon wegen des Gepäcks<br />
nicht ganz praxisnah, nehmen aber nun mal<br />
mehr Feuchtigkeit auf als schweißgetränkte<br />
Strümpfe. Für eine Wochentour empfehle ich<br />
deshalb zwei bis drei Paar – was auch das Klima<br />
auf den Hütten oder im Biwak verbessert.<br />
Reiner Taglinger, Jahrgang 69, ist Leiter der<br />
Mammut Alpine School, Vorstand Ausbildung<br />
des deutschen Bergführerverbandes und<br />
Profi bergführer seit mehr als 20 Jahren.<br />
Ideale Tour zu Beginn der Wandersaison<br />
Die Tour ist Teil des Tiroler Adlerweges<br />
Rückfahrt mit gratis Wanderbus „KaiserJet“<br />
Nur eine Stunde von München entfernt<br />
Die dreitägige Wanderung<br />
von Hütte zu Hütte führt<br />
vom Goinger Badesee über<br />
die Gruttenhütte und die<br />
Walleralm bis zum kristall<br />
klaren Hintersteiner See in<br />
<br />
<br />
<br />
Nagelschuh, was ist<br />
aus dir geworden<br />
Bergschuhe gibt es heute <strong>für</strong> alle möglichen Aktivitäten<br />
– in vielen Farben, Formen und Größen.<br />
Der Trailrunner<br />
Remote Men: leichter und<br />
robuster Laufschuh <strong>für</strong><br />
alpines Gelände<br />
Das Leichtgewicht<br />
Redburn Pro: <strong>für</strong> einfaches<br />
Gelände, zum Wandern,<br />
Biken und <strong>für</strong> den Zustieg<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Hintersteinersee<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Früher waren <strong>Bergsteiger</strong> froh, wenn sie ein<br />
vernünftiges Paar Schuhe hatten. Heute dürfen<br />
es – passend zur wachsenden Zahl an Bergsportarten<br />
– gerne ein paar Paar mehr sein: Für die<br />
Expedition, <strong>für</strong> Hochtouren, Trekking, Zustieg zur<br />
Klettertour – oder eben Trailrunning.<br />
Das Schwergewicht<br />
Nordwand TL: steigeisenfester<br />
Expeditionsschuh<br />
mit 1888 Gramm<br />
Der Kompromiss<br />
Magic GTX: bedingt steigeisenfester<br />
Klettersteigschuh<br />
Bunter Langläufer<br />
T Aenergy GTX: knöchelhoher<br />
Schuh <strong>für</strong> Mehrtagewanderungen<br />
und Trekking<br />
Grauer Langläufer<br />
Impact GTX: Velours-Lederschuh<br />
<strong>für</strong> Wanderungen<br />
und Reisen<br />
Der Alpinist<br />
Meridian GTX: <strong>für</strong> klassische<br />
Hochtouren, Eis- und<br />
Mixedklettern geeignet<br />
Genaue Tourenbeschreibung und<br />
gratis Wanderkarte „Wilder Kaiser“<br />
mit Code 05BeSt13 auf<br />
wandern.wilderkaiser.info<br />
gratis<br />
Tourismusverband<br />
Wilder Kaiser<br />
Ellmau, Österreich<br />
T: +43 (0) 50509
Glaubt man den Herstellern,<br />
ist so gut wie jedes Produkt<br />
grandios. Doch stimmt das<br />
wirklich? Die BERGSTEIGER-<br />
Redaktion schildert ihre<br />
Eindrücke.<br />
Mountain Equipment Shirt<br />
Eclipse Hooded Zip Tee<br />
▶ Das sagt der Hersteller:<br />
Extrem atmungsaktives und doch<br />
wärmendes Base- oder Midlayer aus<br />
Technostretch, mit Würfel-Fleece innen<br />
und glatter Oberfl äche. Einfache<br />
Kapuze mit dünnem Schutz-Flap.<br />
Extras: asymmetrischer langer<br />
Brust-RV, Daumenlöcher, Geruchshemmer<br />
Polygiene.<br />
Gewicht: 335 g (Größe L)<br />
Farben: grau/schwarz, dunkelblau/hellblau,<br />
grün/grau<br />
Preis: 99,90 €<br />
Info: www.mountain-equipment.de<br />
▶ Das sagen wir: Die Dampf-Durchlässigkeit ist<br />
phänomenal – trotz merklicher Wärmung. Gleiches<br />
gilt <strong>für</strong> die Kapuze und deren Flap, mit der man<br />
das Gesicht bis unter die Augen schützen kann.<br />
Das Flap ist allerdings etwas lästig beim Anziehen.<br />
Atmungsaktivität ■■■■■<br />
Design ■■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■■■<br />
Pfanner Strickfleecee<br />
Grizzly<br />
Fotos: Hersteller, Andreas Strauß<br />
Julbo Sonnenbrille<br />
Bivouak<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Brille mit abnehmbarem,<br />
magnetischem Seitenschutz. Die Gläser be schla gen<br />
dank Belüftungsöffnungen bzw. Antibeschlagschutz<br />
bei Zebra- und Cha meleongläsern nicht. Diese sind<br />
selbsttönend und somit <strong>für</strong> normale Wanderungen<br />
ebenso geeignet wie <strong>für</strong> Gletschertouren.<br />
Gläser: Spectron 4, Zebra oder Chameleon<br />
Preis: abh. vom Glas 84,95 bis 169,95 €<br />
Info: www.julbo-eyewear.com<br />
▶ Das sagen wir: Brille sitzt ausgesprochen gut,<br />
auch bei ruckartigen Bewegungen. Zudem<br />
beschlägt sie kaum. Der Seitenschutz lässt sich<br />
sehr einfach bedienen, mit Fäustlingen stößt man<br />
aber an Grenzen.<br />
Sitz ■■■■■<br />
Beschlagschutz ■■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■■■<br />
Garmin GPS-Uhr<br />
Fénix<br />
▶ Das sagt der Hersteller:<br />
GPS-Navigationsgerät <strong>für</strong>s Handgelenk mit<br />
Track- und Wegpunktnavigation, TracBack-Funktion,<br />
barometrischem Höhenmesser, 3-Achsen-<br />
Kompass, Darstellung von Höhenprofi len.<br />
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dem kleinen Display erfordert aber etwas Übung.<br />
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05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 109
AUF TOUR<br />
Wandern in den Cinque Terre<br />
Ruhe nach<br />
dem Sturm<br />
Lage mit Tücken: Die Ortschaft<br />
Vernazza besticht<br />
mit ihrer idyllischen Felsenlage.<br />
Dem Unwetter<br />
war sie dadurch jedoch<br />
schutzlos ausgesetzt.<br />
110 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Viel Grün und immer<br />
wieder das Meer: die<br />
besonderen Reize<br />
der Cinque Terre<br />
Unterwegs nach<br />
Monterosso, dem<br />
nördlichsten der fünf<br />
Küstendorfer<br />
Auch wenn noch längst nicht alle Schäden<br />
behoben sind – die Cinque Terre erholen sich<br />
zusehends von dem Unwetter im Oktober<br />
2011. Wer zum Wandern hierher kommt, kann<br />
die meisten Touren schon wieder ohne Einschränkungen<br />
in Angriff nehmen.<br />
Von Andrea (Text) und Andreas Strauß (Fotos)<br />
wird noch gearbeitet, die Straße ins Dorf<br />
ist offiziell gesperrt. Der Nationalparkbus,<br />
der die Touristen bringt, holpert über eine<br />
Behelfsbrücke, aus der die Armierungseisen<br />
wie Finger in die Luft greifen. Man mag<br />
kaum glauben, wie viel geschehen ist in diesem<br />
Jahr. Bürgermeister Resasco schmunzelt:<br />
»Italien im Alltag ist schrecklich. Aber<br />
im Notfall sind wir außergewöhnlich.«<br />
Im vergangenen Sommer sind auch die<br />
ersten Wanderer zurückgekommen. In<br />
den Cinque Terre bringt man ihnen viel<br />
Sympathie entgegen. Und so waren viele<br />
Eine Lawine aus Schlamm bahnt<br />
sich ihren Weg durch Vernazza,<br />
angeschoben von Regen und immer<br />
mehr Regen, der an diesem 25.<br />
Oktober 2011 in einer ungekannten<br />
Heftigkeit vom Himmel fällt. Die Schulkinder<br />
können auf ihrem Heimweg gerade noch<br />
durchs Wasser waten. Der Bäcker und seine<br />
Frau sind bereits damit beschäftigt, den Eingang<br />
ihres Ladens mit Brettern abzusichern.<br />
Am Ende ist von der Bäckerei, den Vinotheken,<br />
Bars und Wohnungen nichts mehr<br />
zu sehen. Bis zum ersten Stock reichen die<br />
Wassermassen, die durchs Dorf schießen –<br />
und mit ihnen Baumstämme, Teddybären,<br />
Autos. Den Geruch von Schlamm werden die<br />
Einwohner über Wochen und Monate nicht<br />
mehr aus den Nasen bekommen.<br />
Als es endlich zu regnen aufhört, wird<br />
aus der braunen Brühe eine kompakte,<br />
stinkende Masse. Die Bilanz: drei Tote; der<br />
Sachschaden ist immens. 120 Touristen,<br />
die zum Saisonende noch hier waren, und<br />
der Großteil der Einwohner werden evakuiert.<br />
Das Dorf ist ohne Trinkwasser, Essen,<br />
Strom, Heizung, Hafen, Straßen- und Bahnanschluss.<br />
»Vernazza gibt es nicht mehr«,<br />
sagt Bürgermeister Vincenzo Resasco. So<br />
richtig verstanden, was das heißt, hat er<br />
Auch heute noch zeugen Ruinen und Bagger von dem Unwetter im Oktober 2011.<br />
allerdings erst später. »Anfang Dezember<br />
kam ich nachts vom Aufräumen heim. Vierzig<br />
Leute waren ja hier geblieben, um die<br />
Trümmer und den Schlamm wegzubringen.<br />
Ich habe übers Land geschaut und da war<br />
nichts mehr. Kein Licht, kein Mensch. Wir<br />
waren regelrecht ausgelöscht. Das war der<br />
schlimmste Moment in meinem Leben.«<br />
Ein Jahr später. Zwei Engländer kaufen in<br />
der Bäckerei Panini ein. Die Einrichtung<br />
glänzt und strahlt. Nur ein Foto an der<br />
Wand zeigt, wie der Laden nach dem 25.<br />
Oktober ausgesehen hat. Auch die anderen<br />
Geschäfte haben wieder geöffnet, die Bewohner<br />
sind zurückgekommen. Am Kanal<br />
Wege schon bald wieder begehbar. Der bekannteste<br />
Weg, die Via dell’ amore, führt<br />
nur wenig oberhalb der Küste durch Steilgelände<br />
und ist daher besonders gefährdet<br />
<strong>für</strong> Steinschlag und Erdrutsch. Nach dem<br />
ersten kräftigen Herbstregen hieß es daher<br />
auch 2012: Italien ohne l’amore, Liguriens<br />
berühmtester Wanderweg ist gesperrt.<br />
Ernst gemeinte Sperrung<br />
Ein massives Eisengitter mit Vorhängeschloss<br />
bestätigt auch dem jeder staatlichen<br />
Autorität gegenüber skeptischen Italiener,<br />
dass die Sperrung ernst gemeint ist. Ein japanisches<br />
Pärchen beschränkt sich da-<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 111
Manarola bietet das perfekte Ambiente <strong>für</strong> Wein und Pizza.<br />
KOMPAKT<br />
Cinque Terre auf<br />
einen Blick<br />
Anfahrt: Mit dem Auto von Norden<br />
kommend entweder über Verona – Modena<br />
– Parma nach La Spezia oder über Verona –<br />
Brescia – Piacenza nach La Spezia. Die Dörfer<br />
der Cinque Terre können zwar auf Stichstraßen<br />
erreicht werden, bequemer ist die<br />
Weiterfahrt mit dem Zug von La Spezia aus.<br />
Beste Jahreszeit: Ganzjährig möglich;<br />
im Sommer sehr heiß, im Winter üblicherweise<br />
im Januar und Februar am kühlsten.<br />
Frühling und Herbst sind bezüglich der Temperaturen<br />
am angenehmsten. Die Ostertage<br />
sollte man wegen des Andrangs meiden.<br />
Unterkunft: In jedem der Dörfer gibt es<br />
zahlreiche Hotels und Pensionen.<br />
Karte: Istituto Geografi co Centrale<br />
1:50 000, Nr. 23 »Cinque Terre e Golfo del<br />
Tigullio«<br />
Literatur: Pröttel »Wanderführer Cinque<br />
Terre und Ligurien«, Bruckmann Verlag<br />
Touristinfo: Agenzia regionale Promozione<br />
Turistica In Liguria, Via Roma 11/3,<br />
Genova, Tel. 00 39/0 10/53 08 21, www.<br />
turismoinliguria.it<br />
Tipp: Es empfi ehlt sich, sich vor Beginn<br />
der Reise über den aktuellen Zustand der<br />
Wanderwege zu informieren:<br />
www.parconazionale5terre.it<br />
»<br />
Ich habe übers Land<br />
geschaut und da war<br />
nichts mehr. Das war<br />
der schlimmste Moment<br />
überhaupt.«<br />
Hat harte Zeiten hinter sich: Vincenzo<br />
Resasco, Bürgermeister von Vernazza<br />
rauf, ein Bild vom Meer zu machen, dann<br />
geht es zurück ins Zentrum von Riomaggiore.<br />
Statt des halbstündigen Spaziergangs<br />
nach Manarola auf der Via dell’amore werden<br />
die beiden die Cinque Terre eben von<br />
der gemütlichen Seite genießen.<br />
Von November bis März ist es ruhig in den<br />
Cinque Terre, einem der schönsten Küstenabschnitte<br />
Italiens. Dann können die Kinder<br />
auf dem Dorfplatz von Riomaggiore Fußball<br />
spielen, in der Bar stehen ein paar alte Män-<br />
ner und plauschen mit dem Barista. Erst an<br />
Ostern fallen die Touristen ein. Sie kommen<br />
um die fünf malerischen Dörfer zu sehen,<br />
deren bunte Häuser an der Steilküste zu kleben<br />
scheinen: Riomaggiore, Manarola, Corniglia,<br />
Vernazza und Monterosso. Und sie<br />
kommen, um die Via dell’ amore zu gehen.<br />
Vor allem der Abschnitt von Riomaggiore<br />
nach Manarola ist spektakulär: Mitten in die<br />
Steilküste ist der Weg in den Felsen gehauen.<br />
Immer noch gesperrt: Wer die Via dell’ Amore<br />
gehen möchte, muss sich gedulden.<br />
Wer hier entlang geht, hat das Gefühl über<br />
das Wasser zu wandern. Aber auch der Pfad<br />
weiter bis nach Monterosso verläuft knapp<br />
über dem Meer und gibt den Blick frei auf<br />
tiefblaues Wasser und bunte Dörfer.<br />
Seit Jahrzehnten ist die Via dell’ Amore fester<br />
Programmpunkt <strong>für</strong> jeden Ligurienreisenden<br />
und im Angebot unzähliger Veranstalter.<br />
Ruhiger, aber nicht weniger schön<br />
sind die Wanderwege, die von den Dörfern<br />
über die Terrassen nach oben führen.<br />
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Stets mit Blick aufs Meer<br />
Für Gipfelstürmer sind die Cinque Terre das falsche<br />
Terrain. Wer es hingegen beschaulich mag und gerne<br />
aufs Meer schaut, wird sich wohlfühlen.<br />
Corniglia ist<br />
umgeben von drei<br />
Weinbergflächen.<br />
1 Via dell’ Amore<br />
▶ leicht ¾ Std.<br />
20 Hm + 4 J.<br />
Charakter: Die eigentliche Via<br />
dell’amore von Riomaggiore nach<br />
Manarola ist ein kurzer, einfacher<br />
Spaziergang auf einem in den Fels<br />
gehauenen Wanderweg. Zur Hauptsaison<br />
hoffnungslos überlaufen, in<br />
der Nebensaison ein schöner Einstieg<br />
ins Gebiet<br />
Ausgangspunkt: Riomaggiore (35 m)<br />
Route: Vom nordwestlichen Ortsrand<br />
auf einem breiten Höhenweg nach<br />
Manarola. Ab Riomaggiore Zentrum<br />
eindeutig als Via dell’ Amore beschildert<br />
(1 km)<br />
2 Vernazza – Monterosso<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
200 Hm + 6 J.<br />
Charakter: Weiterführung der Via<br />
dell‘amore. Abwechslungsreiche<br />
Wegführung, stellenweise auch<br />
schmaler Pfad und Treppenstufen.<br />
Immer Ausblick aufs Meer<br />
Ausgangspunkt: Vernazza (3 m)<br />
Route: Vom Dorfplatz in Vernazza<br />
oder auch bereits oberhalb im Ort<br />
ans nordwestliche Ende des Orts<br />
(oberhalb der Kirche). Hier führt der<br />
Weg Nr. 2 anfangs steigend, dann<br />
als Höhenweg und schließlich durch<br />
Gärten mit Oliven und Zitronen über<br />
einige Terrassen absteigend bis ins<br />
Ortszentrum von Monterosso (3,6 km)<br />
3 Manarola – Corniglia<br />
über Volastra<br />
▶ leicht 1¼ Std.<br />
440 Hm + 10 J.<br />
Charakter: Diese Tour ist weit mehr<br />
als nur die Ausweichroute <strong>für</strong> die direkte<br />
Verbindung von Manarola nach<br />
Corniglia. Sie ist etwas länger und<br />
mit mehr Höhenunterschied als die<br />
Originalroute. Entschädigt wird man<br />
<strong>für</strong> die zusätzliche Anstrengung mit<br />
einer schönen Wegführung und einer<br />
mindestens so guten Sicht.<br />
Ausgangspunkt: Manarola (25 m)<br />
Route: Von Manarola oberhalb der<br />
Kirche auf dem Weg Nr. 6 beständig<br />
steigend hinauf in den Ort Volastra<br />
(334 m). Nun auf dem Weg 6d durch<br />
Gärten und über Terrassen immer<br />
unterhalb der Höhenstraße nach<br />
Nordwesten, bis man auf den Weg<br />
Nr. 7a trifft. Auf diesem hinab nach<br />
Corniglia (5,7 km)<br />
4 Porto Venere – Levanto-<br />
Höhenweg/Alta via delle<br />
Cinque Terre<br />
▶ mittel 2 Tage<br />
1600 Hm + 14 J.<br />
Charakter: Die ruhige Alternative zum<br />
Küstenweg. Mit einigem Auf und Ab<br />
geht der Weg über den Höhenrücken,<br />
der die Cinque Terre vom Hinterland<br />
abgrenzt.<br />
Ausgangspunkt: Porto Venere (0 m)<br />
Route: Von Porto Venere immer auf<br />
dem Weg Nr. 1 über das Rifugio Muzzerone<br />
ins Dorf Campiglia und weiter<br />
über den Colle del Telegrafo und den<br />
Monte Cuna (776 m) zum Pass Cigoletta;<br />
6 Std. (15 km). Über den Monte<br />
Gaginara und den Monte Castello zum<br />
Kloster Santuario Madonna di Saviore.<br />
Hinab zum Landsporn Punta Mesco<br />
und nach Levanto; 6–7 Std. (19 km)<br />
5 Vernazza – Madonna<br />
di Saviore<br />
▶ mittel 2½ Std.<br />
500 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Auf alten Wallfahrtswegen<br />
und zuletzt auf einer Nebenstraße<br />
führt diese Tour über das Kloster<br />
Madonna di Reggio zum Kloster<br />
Madonna di Saviore<br />
Ausgangspunkt: Vernazza (3 m)<br />
Route: Von Vernazza auf einem Steinpfad<br />
den steilen Südhang hinauf<br />
zum alten Kloster Madonna di Reggio<br />
(Weg Nr. 8), teils durch Olivengärten.<br />
Weiter auf dem Weg 8b kurz auf der<br />
Zufahrtsstraße nach Westen, dann<br />
auf einem Weg nach Termine, wo man<br />
auf die Straße nach Saviore trifft, auf<br />
dieser zum Kloster (4 km)<br />
■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />
»Even better!«, findet das englische Ehepaar<br />
in der Bäckerei. Sie sind zum siebten Mal<br />
in den Cinque Terre. Dass sie auch 2012<br />
wieder gekommen sind, war <strong>für</strong> sie keine<br />
Frage. Auch wegen der Überschwemmung.<br />
Gerade jetzt brauche man hier doch das<br />
Geld aus dem Tourismus.<br />
40 Milliarden Euro wären in Italien nötig,<br />
um sich <strong>für</strong> Umweltkatastrophen wie jene<br />
am 25. Oktober 2011 zu rüsten. Solche<br />
Beträge sind nicht da. In Vernazza hat Bürgermeister<br />
Vincenzo Resasco ein griffigeres<br />
Konzept. Ein Gleichgewicht aus Tourismus<br />
und funktionierender Landwirtschaft. Er<br />
setzt sich da<strong>für</strong> ein, dass die Wein- und<br />
Oliventerrassen in Stand gehalten werden<br />
und die charakteristischen Trockenmauern<br />
gepflegt und wieder aufgebaut werden. Sie<br />
stützen die Hänge und sind gleichzeitig <strong>für</strong><br />
den Wanderer einzigartig. Tatsächlich wird<br />
seit kurzem wieder gemauert an den steilen<br />
Hängen über Vernazza und Corniglia. Oben<br />
an der Hangkante wird aufgeforstet. Durch<br />
den Klimawandel wird es den Pinien dort<br />
zu trocken, die Zusammenarbeit mit der<br />
Nachbargemeinde im Hinterland läuft bereits.<br />
Intakte Landschaft bietet Schutz und<br />
erhält den Tourismus langfristig. Dass das<br />
in den Cinque Terre nicht einfach ist, weiß<br />
man hier: »Natura dura«, die Härten der Natur.<br />
Dagegen hilft nur eines, nämlich anpacken<br />
und den Mut nicht verlieren. So haben<br />
sich die Vernazzesi in den Wochen nach<br />
dem 25. Oktober geholfen und so wird es<br />
auch in Zukunft sein. Ihr Lebensgeist wird<br />
auch den Wanderern zu Gute kommen, bis<br />
zum Frühling soll die Via dell’Amore wieder<br />
begehbar sein.<br />
◀<br />
UNESCO Weltkulturerbe<br />
1997 sind die Cinque Terre gemeinsam mit<br />
dem Ort Porto Venere zum UNESCO Weltkulturerbe<br />
erklärt worden. Ausschlaggebend<br />
war die einzigartige Kulturlandschaft mit fast<br />
7000 Kilometern Trockenmauern, die über<br />
Jahrhunderte durch das Anlegen von Weinund<br />
Obstterrassen entstanden sind. Seit<br />
1999 genießen die Cinque Terre und der<br />
vorgelagerte Meeresabschnitt zudem den<br />
Schutz als Nationalpark. Altes Kulturland,<br />
unberührte Macchia mit vielen seltenen<br />
Tierarten und eine reiche Meeresfl ora und<br />
-fauna mit Streifendelfi nen und Finnwalen<br />
zeichnen den Park aus. Wer im Park wandern<br />
möchte, benötigt die »Cinque-Terre-Card«<br />
(5 € als Tageskarte, 10 € <strong>für</strong> freie Benutzung<br />
der Verkehrsmittel).<br />
114 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
Filme <strong>für</strong> Ihr Hobby.<br />
Große Auswahl <strong>für</strong> echte Bergfreunde.<br />
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Zwei Wanderer legen 150 Kilometer zurück und passieren die Alpen<br />
auf ihrem faszinierenden Weg von Oberstdorf nach Meran in Südtirol.<br />
2012 DVD: Best.-Nr. 6274<br />
ca. 65 Min. € 19,99<br />
Faszination Matterhorn: Der Aufstieg<br />
zum König der Schweizer Berge erfolgt<br />
vom Hörnligrat zum Gipfel mit<br />
einer Höhe von 4478 Metern über<br />
dem Meer.<br />
2013 · ca. 50 Min.<br />
DVD: Best.-Nr. 5943<br />
€ 19,95<br />
Die berühmteste und begehrteste<br />
große Einzeltour der Allgäuer Alpen<br />
ist der Heilbronner Weg. Begleiten<br />
Sie uns auf unseren Erkundungen<br />
durch dieses Wanderparadies.<br />
2006 · ca. 60 Min.<br />
DVD: Best.-Nr. 4177<br />
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Die Tannheimer Berge in den Allgäuer<br />
Alpen bieten zahlreiche Wander- und<br />
Klettererlebnisse. Eine Ein-Tages-Tour<br />
führt zur Landsberger Hütte und zurück.<br />
2012 · ca. 50 Min.<br />
DVD:<br />
Best.-Nr. 6091<br />
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Eine faszinierende Bergtour durch<br />
das Hochpustertal von Sexten hinauf<br />
zum Paternkofel. Zusätzliche<br />
Luftaufnahmen zeigen die einzigartige<br />
Landschaft.<br />
2011 · ca. 50 Min.<br />
DVD: Best.-Nr. 5681<br />
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Vom Höllental aus erfolgt der atemberaubende<br />
Aufstieg zur Zugspitze. Nicht<br />
minder faszinierend gestaltet sich der<br />
Abstieg nach Garmisch-Partenkirchen.<br />
2011 · ca. 50 Min.<br />
DVD:<br />
Best.-Nr. 5794<br />
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Der nördliche Teil des gut ausgebauten<br />
Meeraner Höhenwegs bis zum<br />
Wanderziel Pfleders bietet herrliche<br />
Bergszenerien und führt hinauf bis<br />
über 3000 m Höhe.<br />
2009 · ca. 60 Min.<br />
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Faszinierende Bergtouren in den<br />
Sextener Dolomiten, gekonnt und<br />
professionell gefilmt. Mit Bonusmaterial:<br />
Bergstimmungen in den<br />
Sextener Dolomiten.<br />
2010 · ca. 50 Min.<br />
DVD: Best.-Nr. 5545<br />
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Auf dem Meraner Höhenweg kann<br />
die gesamte Texelgruppe in einer<br />
Wandertour von sechs Tagen umrundet<br />
werden. Dieser Film widmet<br />
sich der Südroute des Weges.<br />
2009 · ca. 60 Min.<br />
Blu-ray: Best.-Nr. 5364<br />
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DVD- und Blu-ray-Preise: € 19,90 = [A] 19,90 · sFr. 29,90 € 19,95 = [A] 19,95 · sFr. 22,90 € 19,99 = [A] 19,99 · sFr. 21,90<br />
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RUBRIK<br />
Neue SERIE: Geheimnisvolle Alpen<br />
Teil 1: Die Schlacht von Oberammergau<br />
Kampfgeschrei<br />
am Kofel<br />
Mythos Kofel: Den freistehenden<br />
Felsgipfel<br />
umranken Märchen und<br />
Legenden.<br />
Von wegen Kelten. Es deutet einiges darauf hin,<br />
dass die Oberammergauer von Rätern abstammen,<br />
ziemlich tapferen sogar. Sie fügten den<br />
Römern vor mehr als 2000 Jahren eine empfindliche<br />
Niederlage zu. Zeugnisse da<strong>für</strong> finden<br />
sich heute noch. Von Isabel Meixner<br />
»»Kofelgschroa« heißt die Band.<br />
Junge Wilde aus Oberammergau,<br />
die oberbayerische Blasmusik bis<br />
nach Neukölln bringen. Blech goes Dancefloor.<br />
»Kofelgschroa« – wie soll man in<br />
Oberammergau auch anders heißen? »Die<br />
Herrgottschnitzer« vielleicht? Immerhin<br />
ist einer der Ammer-Musiker genau das<br />
von Beruf. Tradition verpflichtet in Oberammergau,<br />
und auch »Kofelgschroa« hat<br />
Tradition, irgendwie.<br />
Ein Sommertag vor mehr als 2000 Jahren,<br />
um genau zu sein: im Jahr 15 vor Christus.<br />
116 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
INFO<br />
Die Babyfabrik<br />
der Kofel-Hexe<br />
Um den Kofel ranken sich einige Mythen<br />
und Märchen. So soll eine Hexe in einer<br />
Höhle am Berg gelebt und, dem Klapperstorch<br />
ähnlich, den Oberammergauern<br />
jahrhundertelang die Kinder gebracht<br />
haben. Gesehen hat sie freilich niemand:<br />
Immer, wenn ein <strong>Bergsteiger</strong> ihrer Höhle<br />
zu nahe kam, hat sie den Eingang mit<br />
einem Steinblock verschlossen. Nur einmal<br />
gelang es einem mutigen Mann,<br />
sich nächtens unbemerkt zur Höhle zu<br />
schleichen und einen Blick hineinzuwerfen.<br />
Er berichtete von einem Holztisch mit<br />
Stühlen, einem Kerzenleuchter, einem<br />
Wandteppich und einem leisen Wimmern:<br />
Dem Wimmern von Babys, die die Kofelhexe<br />
in ihrer Küche »herstellte«. 1845 soll<br />
die Hexe letztmals ein Kind nach Oberammergau<br />
gebracht haben. Eine andere<br />
Geschichte erzählt von Zwerg Uli, der ein<br />
pestkrankes Kind gerettet haben soll,<br />
indem er die Tränen der weinenden Mutter<br />
Gottes in einem goldenen Becher sammelte.<br />
Ein Zusammenhang mit der Statue<br />
in der Mariengrotte, eine Station des<br />
Rätselwegs am Fuße des Kofels, besteht<br />
indes nicht: Das Marienabbild hat ein<br />
Vater mit seinen beiden Söhnen errichtet,<br />
nachdem Maria seine Frau von einer<br />
schweren Krankheit geheilt haben soll.<br />
Sagen rund um den Kofel erzählt Markus<br />
Gerum bei seinen Themenführungen.<br />
Kontakt: www.naturerlebnis-ammertal.de<br />
Die steilen Felswände des Kofels hallen<br />
wider von Geschrei, von Kampfgeschrei.<br />
Die Römer sind – aus nordalpiner Sicht<br />
– frech geworden und machen sich unter<br />
Führung der Augustus-Stiefsöhne Drusus<br />
und Tiberius daran, die Alpen und das Alpenvorland<br />
zu unterwerfen. Bald werden<br />
Historiker schreiben können: Ganz Rätien<br />
ist von den Römern besetzt.<br />
Die Vorfahren der Herrgottschnitzer<br />
Ganz Rätien? Zumindest ein kleiner Stamm<br />
leistet den Eindringlingen Widerstand.<br />
Fotos: Isabel Meixner (3), Bernd Ritschel, Eberhard Starosczik<br />
Entlang des Wegs gibt es einen<br />
»Fußabdruck« als Zeichen<br />
<strong>für</strong> die Anwesenheit eines<br />
Gottes, Gesichter, Wappen<br />
und Senkbleie zu entdecken.<br />
Ohne Druidentrank, soweit man weiß,<br />
aber zunächst sogar erfolgreich. Es sind die<br />
Vorfahren der späteren Oberammergauer<br />
Herrgottschnitzer und Blasmusiker, wahrscheinlich<br />
Räter, wie sie in vielen Tälern im<br />
inneralpinen Raum lebten. Das vermutet zumindest<br />
der Archäologe Dr. Werner Zanier<br />
von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.<br />
Die Funde in einem eisenzeitlichen<br />
Heiligtum und eine Felszeichnung, die ein<br />
paar Kilometer von Oberammergau entfernt<br />
gefunden wurde, lassen ihn vermuten, dass<br />
die Räter und nicht die Kelten, die nördlich<br />
der Alpen hausten und von denen wohl der<br />
keltische Name »Ammer« stammt, das Gebiet<br />
um Christi Geburt bewohnt haben: Bei<br />
Unterammergau in Richtung Pürschling fanden<br />
Archäologen eine Inschrift, die Zanier<br />
zufolge zweifelsfrei rätischen Ursprungs ist<br />
– es wäre die erste in Bayern.<br />
Auch die Funde, die der Historiker am Döttenbichl<br />
gemacht hat – einem Opferplatz,<br />
der wahrscheinlich von 100 vor bis 50 nach<br />
Christus genutzt wurde –, weisen auf eine<br />
rätische Bevölkerung hin. Hier opferten die<br />
Menschen ihren Göttern nach der erfolgreichen<br />
Schlacht gegen die Römer mehr als 700<br />
Metallstücke – Fibeln, Werkzeuge, Dolche,<br />
300 Lanzen- und Katapultspitzen, Schuhnägel,<br />
wie sie die römischen Legionäre in ihren<br />
Stiefeln, den »caligae«, hatten, Münzen…<br />
Alles Funde, die sich der frühen Kaiserzeit<br />
zuordnen ließen und die nach Auskunft<br />
von Museumsleiterin Dr. Constanze Werner<br />
vom Herbst dieses Jahres an im Oberammergauer<br />
Museum zu besichtigen sein werden.<br />
Für Zanier steht fest, dass die Waffen, von<br />
der Bevölkerung auf einem Schlachtfeld<br />
aufgesammelt, bewusst im Heiligtum platziert<br />
wurden und nicht die Schlacht selbst<br />
am Döttenbichl stattfand. Wo genau der<br />
Kampf zwischen heimischer Bevölkerung<br />
und Römern stattfand, haben die Wissenschaftler<br />
noch nicht herausgefunden.<br />
Vorgeschmack der Varusschlacht<br />
Bei Ausgrabungen fanden Historiker zwischen<br />
1992 und 1997 außerdem zwei silberverzierte<br />
römische Dolche (ein weiterer<br />
Der Wanderweg führt in Serpentinen zum<br />
Kolbensattel.<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 117
Richtung Pürschling wurde<br />
nahe des Kofels eine rätische<br />
Inschrift gefunden.<br />
Früher warnten die Oberammergauer<br />
Wanderer<br />
vor der Kofel-Hexe.<br />
Die Felszeichnungen stellen Historiker und<br />
Wanderer gleichermaßen vor Rätsel.<br />
war bereits 1901 gefunden worden) und<br />
drei eiserne Katapultspitzen, die den Stempel<br />
der 19. Legion tragen. Es ist jene Heereseinheit,<br />
die 24 Jahre später in der Varusschlacht<br />
von den Germanen des Arminius<br />
komplett vernichtet wurde. Möglich, dass<br />
Rekruten, die in der Schlacht bei Oberammergau<br />
ihre militärische Feuertaufe erlebten,<br />
zu den Opfern des Gemetzels im<br />
Teutoburger Wald zählten: Die Dienstzeit<br />
eines Legionärs konnte durchaus 25 Jahre<br />
dauern.<br />
Ein paar hundert Meter vom Opferplatz<br />
entfernt finden sich am Malenstein, einem<br />
mächtigen Felsbrocken am Rande des Wanderwegs,<br />
zahlreiche Felszeichnungen –<br />
KOMPAKT<br />
unter ihnen, wie immer wieder beschrieben<br />
wird, in vier Metern Höhe ein Römerkopf<br />
mit Helm. Ein Zufall? Oder neben den Funden<br />
am Döttenbichl ein weiterer Hinweis<br />
auf eine Schlacht zwischen einheimischer<br />
Bevölkerung und Römern?<br />
Der Archäologe Werner Zanier ist skeptisch:<br />
»Es gibt keinen Anlass zu glauben, dass die<br />
Felszeichnungen mit dem Opferplatz am<br />
Döttenbichl in Verbindung stehen«, sagt er.<br />
Er hat ein paar offene Fragen: Soll der Kopf<br />
wirklich einen Römer abbilden? Und trägt<br />
er wirklich einen Helm? Wenn ja, ist das der<br />
Helmtyp, den die Römer kurz vor Christi<br />
Geburt trugen? Für den Archäologen deuten<br />
vor allem die in Stein geritzten Motive<br />
Rund um den Kofel in Oberammergau<br />
Charakter: Einfache<br />
Wanderungen; wer auf den<br />
Kofelgipfel will, muss aber<br />
trittsicher sein.<br />
Anreise: Über die Autobahn<br />
München – Garmisch-Partenkirchen<br />
und anschließend auf<br />
der B 2 bis Oberau fahren,<br />
dann rechts auf die B 23 bis<br />
nach Oberammergau, im Ort<br />
die Ettaler Straße entlang<br />
fahren und links in die König-<br />
Ludwig-Straße, nach der Brücke<br />
links in den Malensteinweg<br />
und geradeaus bis zum<br />
Parkplatz »Döttenbühl« fahren;<br />
oder aus Richtung Schongau<br />
kommend auf der<br />
B 23. Öffentliche Verkehrsmittel:<br />
Von Murnau fährt stündlich<br />
ein Zug nach Oberammergau.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz<br />
»Döttenbühl« beim Oberammergauer<br />
Friedhof<br />
Hütten: Kolbenalm (1040 m),<br />
ganzjährig geöffnet,<br />
Tel. 0 88 22/63 64,<br />
Lenz@kolbenalm.de;<br />
Kolbensattelhütte (1258 m),<br />
Tel. 0 88 22/12 22<br />
Karten: Kompass-Wanderkarte<br />
1:50 000, Nr. 5<br />
»Wettersteingebirge«; Topografi<br />
sche Karte LVG 1:50 000<br />
»Werdenfelser Land«<br />
Wanderführer: Kompass-<br />
Wanderführer WF 930 »Ammergauer<br />
Alpen«<br />
Tourismusbüro: Ammergauer<br />
Alpen GmbH, Eugen-Papst-<br />
Str. 9a, 82487 Oberammergau,<br />
Tel. 0 88 22/92 27 40,<br />
Fax 0 88 22/92 27 45,<br />
info@ammergauer-alpen.de,<br />
www.ammergauer-alpen.de<br />
darauf hin, dass die meisten Felszeichnungen<br />
unterhalb des Kofels aus der Neuzeit<br />
stammen. Manche kann man aufgrund der<br />
eingeritzten Jahreszahlen datieren, etwa<br />
die an der glatten, steilen Kofelwand, in<br />
die einige Haken <strong>für</strong> Kletterrouten gebohrt<br />
wurden: Dort entdeckt der Wanderer etwa<br />
ein Kreuz und ein Quadrat mit der Schrift<br />
»FN 1772« darin; an einer Stelle ist die Zahl<br />
1482 sichtbar.<br />
Drudenfuß und Senkblei<br />
Die Felszeichnungen stellen Historiker und<br />
Wanderer gleichermaßen vor Rätsel – kein<br />
Zufall daher, dass sich unterhalb des Kofels<br />
der »Rätselweg« entlang schlängelt. Er verbindet<br />
den Opferplatz am Döttenbichl, die<br />
Mariengrotte oberhalb des Friedhofs und<br />
drei imposante, glatte Felsen, an denen<br />
zahlreiche Ritzungen gefunden wurden.<br />
Wer vor den Felsen stehen bleibt, erkennt eine<br />
Fülle an unterschiedlichen Motiven, die<br />
bis ins Mittelalter zurückreichen – wenn<br />
nicht länger: ein Drudenfuß, ein Herz, runde<br />
und rechteckige Gesichter, ein Senkblei,<br />
ein antikes Symbol der Vergänglichkeit,<br />
ein »Fußabdruck«, der die Anwesenheit<br />
eines Gottes veranschaulichen sollte, ein<br />
doppeltes Viereck, das als Ritzzeichnungen<br />
bis in die Lombardei gefunden wurde und<br />
die Oberammergauer Museumsmacher, die<br />
einen Flyer zum Rätselweg herausgebracht<br />
haben, zu der Frage verleitete, ob die Felszeichnung<br />
nicht doch die Anwesenheit von<br />
römischen Soldaten belegt und diesen als<br />
Wegmarkierung diente…<br />
Bei einigen Ritzungen kann man die Form<br />
nur erahnen. Auch christliche Symbole finden<br />
sich – und eine Teufelsfratze an der<br />
zweiten Station des »Rätselwegs« auf ein<br />
Meter Höhe, zu erkennen an den zwei Hörnern,<br />
zwei großen Augen und den Buch-<br />
Fotos: Bernd Ritschel, Sabine Gistl/boccalu<br />
118 <strong>Bergsteiger</strong> 05 ⁄13
TOUREN<br />
Gewürzt mit Mystik<br />
Der Gipfel ist bei diesen Touren nur das zusätzliche<br />
Schmankerl am Schluss. Das wirklich Spannende gibt es<br />
bereits auf dem Weg dorthin zu entdecken.<br />
staben »MB« darunter. In denselben Felsen<br />
wurde ein Gesicht, umgeben von einem<br />
Strahlenkranz, geritzt, das Ähnlichkeiten<br />
mit der Abbildung eines Quellengottes aufweist.<br />
Oder sollen die beiden Köpfe die Doppelgesichtigkeit<br />
einer Gottheit, ihre strahlende<br />
und ihre finstere Seite symbolisieren?<br />
Wer hat diese Ritzungen vorgenommen?<br />
Und wann? Welche Absicht hatte er dabei?<br />
Diese Fragen sind bis heute ungeklärt und<br />
lassen den Wanderer über den Ursprung<br />
der Darstellungen phantasieren. Wer genau<br />
hinschaut, meint, eingravierte Waffen<br />
und Helme zu erkennen. Vor seinem<br />
geistigen Auge sieht der <strong>Bergsteiger</strong> schwer<br />
bepackte Römer mit schweren Schutzschilden,<br />
Schwertern und Speeren durch den<br />
dichten Wald unterhalb des Kofels an sich<br />
vorbeiziehen in Richtung Schlachtfeld. Das<br />
Geschrei der Krieger, es hallt nach. ◀<br />
IM JULI-HEFT: Teil 2: Obelix in den Bergen –<br />
Dolmen und Hinkelsteine in den Alpen<br />
Bepackt mit neuen Erkenntnissen geht es leichtfüßig zum Gipfel.<br />
1 Rätselweg am Fuße des<br />
Kofels<br />
▶ leicht 40 Min.<br />
150 Hm +6 J.<br />
Charakter: Der »Rätselweg« ist eine<br />
einfache Wanderung im Wald unterhalb<br />
des Kofels, die den Besucher<br />
über fünf Stationen auf den Spuren<br />
der Oberammergauer Geschichte<br />
wandeln lässt.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz »Döttenbühl«<br />
Route: Opferplatz »Döttenbichl« –<br />
Felsritzungen oberhalb des Neuen<br />
Friedhofs – Mariengrotte – Lange<br />
Kofelwand – Malenstein<br />
die kurz vor dem Gipfel Trittsicherheit<br />
erfordert; zunächst über eine Wiese<br />
und in Serpentinen zum Kolbensattel<br />
Richtung Kofel, der Schlussanstieg<br />
hinauf zum Gipfel (1342 m)<br />
erfolgt über einen teils mit Drahtseil<br />
gesicherten Weg; Abstieg über die<br />
Kolbensattelhütte und die Kolbenalm<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz »Döttenbühl«<br />
(840 m)<br />
Einkehr: Kolbensattelhütte (1258 m),<br />
Kolbenalm (1040 m)<br />
Route: Parkplatz – Kälbererplatte –<br />
Kofel-Sattel (1215 m) – Kofel<br />
(1342 m) – Kofel-Sattel (1215 m)<br />
– Kolbensattelhütte (1258 m) –<br />
Kolbenalm (1040 m) – Grottenweg<br />
– Parkplatz<br />
Traditionsverbunden und stolz: Die Oberammergauer haben<br />
den Römern einst erfolgreich Widerstand geleistet.<br />
2 Rundtour Kofel (1342 m)<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
500 Hm +10 J.<br />
Charakter: leichte Bergwanderung,<br />
■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />
3 Von Unterammergau auf den<br />
Teufelstättkopf (1758 m)<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
900 Hm +12 J.<br />
Charakter: Bis zum Pürschling-Haus<br />
eine leichte Bergtour auf einem<br />
breiten Forstweg; der Anstieg zum Teufelstättkopf<br />
(1758 m) am Schluss ist<br />
mit Drahtseil versichert und erfordert<br />
Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit;<br />
Abstieg über den gleichen Weg<br />
Ausgangspunkt: Unterammergau,<br />
Parkplatz beim Gasthof »Schleifmühle«<br />
Einkehr: Pürschling-Haus (1564 m)<br />
Route: Parkplatz – Langentalalm<br />
(1192 m) – Pürschling-Haus<br />
(1564 m) – Teufelstättkopf (1758 m)<br />
05 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 119
LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />
GRASSLS TIPP<br />
Toni Grassl ist staatlich geprüfter<br />
Berg- und Skiführer<br />
und Inhaber der Eventagentur<br />
grassl-eps. Exklusiv <strong>für</strong><br />
den BERGSTEIGER gibt er<br />
Tipps rund ums Bergsteigen.<br />
In dieser Ausgabe geht es um<br />
das richtige Verhalten auf<br />
Klettersteigen.<br />
»Fangen Sie zu Saisonbeginn<br />
mit leichteren Routen an,<br />
und Sie werden sehen, dass<br />
das Gefühl <strong>für</strong> den Fels und<br />
die Bewegungsabläufe von<br />
Mal zu Mal besser werden.<br />
Starten Sie langsam und denken<br />
Sie daran, dass es immer<br />
noch einen Rückweg gibt und<br />
unvorhersehbare Situationen<br />
Kraft erfordern können.<br />
Sicherheit hat oberste Priorität.<br />
Deshalb immer mit zwei<br />
Karabinern gesichert sein!<br />
BERGSTEIGER<br />
April 2013<br />
Sachlicher Fehler<br />
Betrifft: Schatz im Silberberg<br />
Das Bremsseil darf niemals<br />
um den Körper gewickelt<br />
oder mit einem Knoten verkürzt<br />
werden. Diese Maßnahmen<br />
verhindern bei einem<br />
Sturz das dynamische Abfangen<br />
des Stürzenden und behindern<br />
somit die Funktionsweise<br />
des Klettersteigsets. Im<br />
schlimmsten Fall kann dabei<br />
das Set reißen. Die Karabiner<br />
sollten unbedingt immer einzeln<br />
an den Zwischensicherungen<br />
umgehängt werden,<br />
niemals gleichzeitig.<br />
In Steilpassagen ist es vorteilhaft,<br />
wenn man die beiden<br />
Karabiner mit einer Hand am<br />
Drahtseil mitschiebt. So hat<br />
man die Karabiner beim Umhängen<br />
gleich in Griffweite.<br />
Beim Begehen von Dreiseilbrücken<br />
setzen Sie die Füße<br />
schräg zur Seilrichtung auf,<br />
damit Sie sicherer stehen. Versuchen<br />
Sie auch am Klettersteig<br />
möglichst zu klettern,<br />
das Drahtseil dient in erster<br />
Linie der Sicherung. Wo dies<br />
nicht möglich ist, achten Sie<br />
darauf, dass nur ein <strong>Bergsteiger</strong><br />
zwischen den Fixpunkten<br />
des Drahseiles ist. Im Falle eines<br />
Sturzes kann Ihnen der<br />
Vorsteiger entgegen fallen.«<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
im Heft 4/2013 des BERGSTEI-<br />
GER wird im Aufsatz »Der<br />
Schatz im Silberberg« die Geschichte<br />
eines 90-jährigen Stollenbaus<br />
erzählt. Dabei sollen<br />
die Bergleute ab 1660 vier Generationen<br />
lang im Licht der<br />
»Karbitlampen«geschuftet haben.<br />
Sie haben sicher geschuftet,<br />
aber im Licht von Öllampen<br />
und/oder Kienspänen! Denn<br />
Karbidlampen, (Karbit ist<br />
falsch) gibt es erst seit Ende des<br />
19. Jahrhunderts. Calciumcarbid<br />
wurde wurde nämlich erstmals<br />
1836 von E. Davy hergestellt,<br />
1862 von F. Wöhler und<br />
M. Berthelot beschrieben, und<br />
erst seit 1895 industriell hergestellt.<br />
Vorher waren daher gar<br />
keine Karbidlampen möglich.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Univ. Prof. Dr. Helmut Trutnovsky,<br />
Graz<br />
BERGSTEIGER<br />
April 2013<br />
Falsche Höhenangabe<br />
Betrifft: Krankenhaus in Khunde<br />
Sehr geehrte Redaktion,<br />
im letzten BERGSTEIGER-Heft<br />
las ich mit großem Interesse<br />
den Bericht »Mount Madness«.<br />
Unter anderem ist darin auch<br />
ein Artikel über das Hillary-<br />
Krankenhaus in Khunde enthalten.<br />
Frau Kerstin Wolters schreibt<br />
darin, dass das Krankenhaus in<br />
Khunde auf einer Höhe von<br />
4236 Metern liegt. Das stimmt<br />
aber nicht. Khunde liegt auf<br />
3840 Metern.<br />
Wir besuchten das Krankenhaus<br />
1997 und 2000. Es ist sehr<br />
beeindruckend, was da alles<br />
unter welchen Bedingungen<br />
geleistet wird.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Christian Stehl, Dettingen-Teck<br />
BERGSTEIGER<br />
sämtliche Ausgaben<br />
TV-Programm<br />
Betrifft: Wichtige Sendung<br />
Liebe Bergfreunde,<br />
seit vielen Jahren bin ich Abonnent<br />
Eurer Zeitung, die ich<br />
sehr gut finde. Besonders angetan<br />
bin ich von Euren Hinweisen<br />
zum TV-Programm, über<br />
die ich gleich noch meinen<br />
Kletterclub informiere.<br />
Ärgerlich finde ich aber, dass<br />
darin die <strong>Bergsteiger</strong>sendung<br />
»Biwak« des MDR bewusst oder<br />
unbewusst nicht aufgeführt<br />
wird. Meiner Meinung nach<br />
entspricht diese Sendung<br />
schon seit Jahrzehnten dem<br />
»Bergauf-Bergab« des Bayerischen<br />
Fernsehens und gehört<br />
unbedingt mit in Eure Hinweise.<br />
Vielleicht kann man das ja<br />
künftig berücksichtigen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Peter Hähnel, Dresden<br />
Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />
Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />
BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />
sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />
05/13 | 80. Jahrgang<br />
Internet: www.bergsteiger.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
BERGSTEIGER<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />
Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />
bergsteiger@bruckmann.de<br />
Chefredakteur Michael Ruhland<br />
Redaktion Beate Dreher, Petra Gössl-Kubin,<br />
Dominik Prantl, Bettina Willmes<br />
Assistenz Beate Dreher<br />
Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic,<br />
Ralph Hellberg<br />
Kartographie Christian Rolle<br />
Illustrationen Max Baitinger, Moritz Reischl<br />
Aboservice/Leserservice<br />
BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />
82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />
Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />
Fax 01 80-5 32 16 20*<br />
(* 14 Cent pro Minute)<br />
leserservice@bruckmann.de<br />
Anzeigenleitung<br />
Helmut Kramer, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270,<br />
helmut.kramer@verlagshaus.de<br />
Anzeigenverkauf<br />
Peter Schachtl (Bergsport),<br />
Tel. +49 (0) 80 64.90 59 75,<br />
medienservice@schachtl.de<br />
Tourismus-Marketing<br />
Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />
angelika.genat@verlagshaus.de<br />
Anzeigendisposition<br />
Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />
johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 49 vom<br />
1. Januar 2013, www.verlagshaus-media.de<br />
Repro ludwig:media, Zell am See<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.bruckmann.de<br />
Geschäftsführer Clemens Schüssler,<br />
Carsten Leininger, Clemens Hahn<br />
Herstellungsleitung: Sandra Kho<br />
Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />
MZV, Unterschleißheim<br />