Bergsteiger Der Weg als Ziel (Vorschau)
02 Neue Serie! Winterfluchten Ski-Transalp: Die Haute Route im Blick D 5.90 € A 6.50 € CH 9.90 sFr I 7.50 € LU 6.50 € F 6.50 € | Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus 02 / Februar Juli 2014 2013 Der Weg als Ziel IM TESTT Tourenstiefel & Splitboards PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Verwall • Silvretta • Totes Gebirge • Engadiner Alpen Die schönsten Fernwanderwege Teil 1 • Grande Traversata delle Alpi • Laugavegur in Island • Alpe-Adria-Trail Skitouren-Special Närrische Skitouren in den Bayerischen Alpen Bayerisches Oberland Estergebirge Chiemgauer Alpen Allgäuer Alpen Alpbachtal Zu Gast bei Gewinnern HÜTTENZAUBER Schnee&Schmaus Magnet in den Radstädter Tauern: die Südwiener Hütte SERVICE Feder&Faser Frage der Füllung: Was für Kunstfaser oder Daune spricht Ausseerland Schätze im Salzkammergut PORTRÄT Berg&Blog Webreport: Wir stellen drei Berg-Blogger vor
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02<br />
Neue Serie!<br />
Winterfluchten<br />
Ski-Transalp: Die Haute Route im Blick<br />
D 5.90 €<br />
A 6.50 €<br />
CH 9.90 sFr<br />
I 7.50 €<br />
LU 6.50 €<br />
F 6.50 €<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
02 / Februar Juli 2014 2013<br />
<strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> <strong>als</strong> <strong>Ziel</strong><br />
IM<br />
TESTT<br />
Tourenstiefel &<br />
Splitboards<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Verwall • Silvretta • Totes Gebirge • Engadiner Alpen<br />
Die schönsten Fernwanderwege Teil 1<br />
• Grande Traversata delle Alpi<br />
• Laugavegur in Island<br />
• Alpe-Adria-Trail<br />
Skitouren-Special<br />
Närrische Skitouren<br />
in den Bayerischen Alpen<br />
Bayerisches Oberland<br />
Estergebirge<br />
Chiemgauer Alpen<br />
Allgäuer Alpen<br />
Alpbachtal<br />
Zu Gast bei Gewinnern<br />
HÜTTENZAUBER<br />
Schnee&Schmaus<br />
Magnet in den Radstädter<br />
Tauern: die Südwiener Hütte<br />
SERVICE<br />
Feder&Faser<br />
Frage der Füllung: Was für<br />
Kunstfaser oder Daune spricht<br />
Ausseerland<br />
Schätze im<br />
Salzkammergut<br />
PORTRÄT<br />
Berg&Blog<br />
Webreport: Wir stellen<br />
drei Berg-Blogger vor
EDITORIAL<br />
Ästhetik,<br />
Erlebnis und<br />
ein wenig<br />
Verrücktes<br />
Von dem großen britischen <strong>Bergsteiger</strong> George<br />
Mallory (1886-1924) ist ein Ausspruch überliefert,<br />
der ihn berühmt gemacht hat. Auf die Frage,<br />
warum er den Everest besteigen wolle, antwortete<br />
er lakonisch: »Because it is there.« Weil er da ist.<br />
<strong>Der</strong> schlichte Satz barg Revolutionäres, weil die Menschen seit dem Altertum Gebirge<br />
eher <strong>als</strong> gefährliches Verkehrshindernis betrachteten, denn <strong>als</strong> Einladung, Gipfel zu<br />
besteigen. Erst im Zeitalter der Aufklärung änderte sich die Wahrnehmung. Als einer<br />
der Ersten beschrieb der Schweizer Mediziner und Botaniker Albrecht von Haller<br />
1729 in seinem monumentalen Lehrgedicht »Die Alpen« eine Reise durchs Gebirge<br />
und pries diese <strong>als</strong> ästhetisches Erlebnis. Das entbehrungsreiche, aber tugendhafte<br />
Leben der Älpler glorifizierte er <strong>als</strong> Kontrast zu den verkommenen Sitten der Städter.<br />
Von Haller weckte Begeisterung bei Wissenschaftlern, Künstlern und Literaten.<br />
Auch wenn sich seither der Tourismus in den Alpen allmählich<br />
breit gemacht und manche Zerstörung nach sich<br />
gezogen hat: Wir dürfen Albrecht von Haller dankbar sein<br />
für die Erkenntnis, dass das Gebirge ein unerschöpfliches<br />
Reservoire an Eindrücken und Erlebnissen vorhält. Wer<br />
länger unterwegs ist, kann diese am besten aufsaugen. Wir<br />
stellen Ihnen in einer zweiteiligen Serie Weitwanderwege vor, die mit einer Garantie<br />
versehen sind: <strong>Der</strong> <strong>Bergsteiger</strong> wird bald in einen Rhythmus verfallen, der alles Belastende<br />
sehr weit weg erscheinen lässt. Letztlich kann sich der Weitwanderer durch<br />
sein Tun auch noch <strong>als</strong> Förderer der regionalen Wirtschaft verstehen. Auf der GTA<br />
entstand dank dem <strong>Weg</strong> neues Leben in einst verlassenen Bergdörfern (S. 26 – 31).<br />
Weil zwar auch das Planen für eine Fernwandertour Spaß macht, das Umsetzen aber<br />
noch dauern wird, haben wir unsere Titelstory zweigeteilt. Skitourenfans stellen wir<br />
in der Hochzeit der Narren ein paar ungewöhnliche Routen vor, getreu der Devise:<br />
Mühsal wird meist reich belohnt (S. 20 – 25). Das gilt im Übrigen auch für die Transalp,<br />
wie unser Autor Janek Schmidt erfahren durfte (S. 44 – 48). Falls Sie lieber die<br />
Wandersaison vorziehen wollen, dann raten wir Ihnen zu einer Reise nach Gran<br />
Canaria (S. 38 – 43). Eigentlich dürften jetzt keine Wünsche mehr offen sein.<br />
Skitourenkurs<br />
für Einsteiger<br />
in den Tuxer Alpen<br />
# <strong>Der</strong> Einstieg zum Aufstieg mit Tourenski<br />
# Lizumer Hütte in den Tuxer Alpen<br />
# Lawinenbeurteilung, Aufstiegstechniken<br />
und Tourenplanung<br />
# Für gute Pistenskifahrer mit sicherem<br />
Parallelschwung<br />
Frühmorgens <strong>als</strong> erster eine Spur in<br />
den frischen Schnee ziehen und aus<br />
eigener Kraft Spitzkehre für Spitzkehre<br />
den Gipfel mit Skier zu erreichen: Das<br />
macht die Faszination von Skitouren<br />
aus – und mit etwas Glück treffen<br />
Sie bei der Abfahrt auf knietiefen<br />
Pulverschnee …<br />
Wir bieten Einsteiger- und Aufbaukurse,<br />
einfache und anspruchsvolle<br />
Skitourenwochen im gesamten Alpenraum<br />
an. Oder besser: überall wo es<br />
„wahnsinnig schön“ ist.<br />
<br />
Skitourenkurs für Einsteiger<br />
in den Tuxer Alpen<br />
5 Tage ab € 555,–<br />
Details anfordern unter Telefon:<br />
089 / 23 50 06 - 0<br />
Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
WandernTrekkingBergtourenweltweit<br />
hauser-exkursionen.de
INHALT<br />
20<br />
Narrenfreiheit<br />
Wenn der Fasching in Bayern Einzug hält, kommt<br />
oft auch der große Schnee. Dann ist die Zeit für<br />
närrische Skitouren, die nicht ganz normal sind.<br />
TITELTHEMA<br />
20 Im Ausnahmezustand<br />
Die Skitouren-Klassiker im Bayerischen<br />
Oberland kennt jeder Bergfex. Zur Faschingssaison<br />
blicken wir einmal neben die Spur.<br />
26 Die Entschleuniger<br />
Die beste Nebenwikung beim Weitwandern:<br />
die Alltags-Ab-Kapsel. GTA, Laugavegur und<br />
Alpe-Adria sind <strong>Weg</strong>e zum Runterkommen.<br />
AKTUELL<br />
26<br />
Läuft nach Plan<br />
Die Saison der Weitwanderwege ist<br />
noch nicht gekommen. Wohl aber<br />
die Zeit, mit der Planung zu beginnen.<br />
12 Neues aus der Welt der Berge<br />
12 TAUZIEHEN Streit um Pistenskitouren wird<br />
vor Gericht fortgesetzt<br />
16 JOCHBERG Kraftwerks-Gegner marschieren<br />
von Kochel nach München<br />
26 MEDIEN Aktuelle Bücher, Apps und<br />
Webseiten zum Thema Berg<br />
REPORTAGE<br />
96 Ein Berber im Schnee<br />
Im Hohen Atlas in Nordafrika rüstet man<br />
sich für die Saison: In wenigen Wochen<br />
kommen die Skitourengeher nach Marokko.
44<br />
Ins Ungewisse<br />
Eine Transalp auf Ski ist auch<br />
geführt kein Kinderspiel.<br />
38<br />
Im milden Westen<br />
Gran Canaria liegt nicht um<br />
die Ecke, aber voll in der Sonne.<br />
TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
12 Touren für den Hochwinter<br />
Barmsee ............................................................................................ 51<br />
Almkogel ......................................................................................... 51<br />
Schatzberg ..................................................................................... 51<br />
Großer Galtenberg .............................................................. 53<br />
Warther Horn ........................................................................... 53<br />
Piz da Val Gronda ................................................................. 53<br />
Piz Tasna ......................................................................................... 55<br />
Mot Falein .......................................................................... 55<br />
Haute Route Oberland .................................................... 55<br />
H<strong>als</strong>erspitz .................................................................................... 57<br />
Wallgauer Eck .......................................................................... 57<br />
Westlicher Geierkopf ....................................................... 57<br />
80<br />
Schnallt euch an<br />
Das sollte passen:<br />
Die aktuellen<br />
Skitourenstiefel efel<br />
im großen<br />
BERGSTEIGER-ER-<br />
Test<br />
96<br />
Skisafari<br />
In Marokko<br />
bringt man<br />
seine Felle mit.<br />
Cover: Iris Kürschner, Grignemassiv; weitere Fotos: Christian Weiermann, Martin Falk, Axel Veeser, Uli Ertle, Klaus Kranebitter, Heinz Zak<br />
AUF TOUR<br />
32 Schatzkammern<br />
Das Salzkammergut war das Kleinod des<br />
österreichischen Kaisers. Auch heute noch<br />
birgt es wertvolle Schätze.<br />
38 Serie: Winterfluchten<br />
Auf Gran Canaria überwintern Wanderer<br />
im Warmen – ganz ohne Winterschlaf.<br />
Familien-TIPP<br />
44 Nächster Halt Haute Route<br />
Eine Skitour von Oberstdorf nach Südtirol ist<br />
kein Selbstläufer. Und Vorstufe für Höheres.<br />
60 Serie: Hüttenzauber<br />
Die Südwiener Hütte in den Tauern ist<br />
ein Magnet für Skitoureneinsteiger.<br />
Viele kommen aber auch, um gut zu essen.<br />
64 Serie: Geotop<br />
Eine Laune der Natur: Die Buckelwiesen<br />
bei Mittenwald sind so schön wie rätselhaft<br />
und im Winter ein ideales Ausflugsziel.<br />
Familien-TIPP<br />
102 Zu Gast bei Gewinnern<br />
Ausgezeichnet: Ein perfektes Bergwochenende<br />
im Alpbachtal südlich vom Inn.<br />
SERVICE<br />
74 Serie: Stille Helfer<br />
Daunenfeder oder Kunstfaser? Auf die Frage<br />
der Füllung gibt es keine klare Antwort.<br />
Wir zeigen die Vor- und Nachteile.<br />
78 Teilen macht Freude<br />
Nie mehr stapfen: Auf Splitboards erobern<br />
Snowboarder klassisches Skitourengelände.<br />
Autor Janek Schmidt erklärt den Trend.<br />
80 Harte Schale, weicher Kern<br />
Wenn er nicht passt, nützt der beste Ski<br />
nichts: Damit der Skitourenstiefel richtig<br />
sitzt, haben wir die neuen Modelle getestet.<br />
88 Serie: Hersteller im Profil<br />
Das Label Maloja boomt – zum Leidwesen<br />
von Firmengründer Peter Räuber. Denn jetzt<br />
bleibt ihm kaum mehr Zeit zum Boarden.<br />
PORTRÄT<br />
68 Gipfelglück 2.0<br />
Berge im Netz: Manche Online-Gipfelbücher<br />
haben Tausende von Lesern. Autor Frank<br />
Eberhard zeigt, wer hinter der Tastatur sitzt.<br />
94 Fotowettbewerb:<br />
Die große<br />
Auflösung<br />
Im <strong>Bergsteiger</strong> 12/13<br />
hatten wir zum Winter-<br />
Fotowettbewerb<br />
aufgerufen. Heinz Zak<br />
nahm die<br />
vielen Einsendungen<br />
unter die<br />
Lupe. Fazit:<br />
Die Gewinner<br />
können sich<br />
sehen lassen.<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
Bildstrecke 6<br />
TV-Programm 19<br />
Bergpredigt 49<br />
Härtetest 87<br />
Briefe/Impressum 104<br />
<strong>Vorschau</strong> 106<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 5
BERGBILDER<br />
Kurvenrausch<br />
Ein ganzes Jahr Schnee: Während weiter unten<br />
die deutschen Skirennläuferinnen ihr Sommertraining<br />
absolvieren, kurvt Roman Rohrmoser an<br />
einem klirrekalten Augustabend den Vulkan hinab.<br />
Termas de Chillan, Chile
Alle Fotos: Michael Neumann<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 7
8 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Schneetaumel<br />
Um dem losgetretenen »Sluff« zu entkommen,<br />
gibt Roman Rohrmoser an der »Wiley’s Wall« noch<br />
mal richtig Gas (li.). Zehn bis zwölf Ausnahmetage<br />
hat jeder Alpenwinter, an denen alles passt. <strong>Der</strong><br />
Innsbrucker Flo Orley verpasst keinen davon (re.).<br />
Alyeska, Alaska; Zell am Ziller, Tirol; Hochfügen, Tirol (v. li. nach re.)
Wer bei der Skitouren-Abfahrt vom Roßkopf<br />
einen Schlenker einbaut, hat diese Schlucht<br />
ganz für sich allein. Das muss man dem Freerider<br />
Sebastian Hannemann nicht zweimal sagen.<br />
Hochfügen, Tirol<br />
Schluchtenglück<br />
10 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Skifahren nonstop<br />
Fünf Jahre brauchte Michael Neumann,<br />
um seinen Traum vom endlosen Winter<br />
in die Tat umzusetzen und daraus<br />
einen fulminanten Bildband zu stricken.<br />
Getreu der Devise »irgendwo<br />
auf der Welt ist immer<br />
Winter«, reiste Neumann<br />
Monat für Monat dem<br />
Schnee hinterher. Vom<br />
Arlberg führte seine Reise<br />
über die Südalpen bis<br />
nach Colorado und Alaska, bevor es nach<br />
zwei weiteren Europa-Kapiteln in Chamonix<br />
und den Lyngen Alps auf die Südhalbkugel<br />
nach Argentinien und Chile ging. <strong>Der</strong> Kreis<br />
schließt sich über einen Umweg ins kanadische<br />
Whistler nach 365 Tagen im schönen<br />
Zillertal. Dort brütet Neumann derzeit über<br />
der Weltkarte und sucht neue <strong>Ziel</strong>e für eine<br />
zweite Auflage seines Buches, welches im<br />
Frühjahr 2015 erscheinen soll.<br />
Denn eines ist klar: Die Suche<br />
nach dem perfekten Schnee<br />
und die Sehnsucht nach dem<br />
»endless winter« endet nie.<br />
Michael Neumann »endless<br />
winter«, 232 S., 34,95 Euro,<br />
www.endless-winter.net<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 11
<strong>Bergsteiger</strong><br />
02/14 AKTUELL<br />
Zitat des Monats<br />
»Ich steige in keine<br />
Route ein, in der<br />
ich Glück zum Überleben<br />
brauche.<br />
Aber es kann sein,<br />
dass ich kein<br />
Pech haben darf.«<br />
David Lama (23), Kletterer und Alpinist<br />
Tourengehen auf Skipisten:<br />
Das Tauziehen geht weiter<br />
Die Zahl der Tourengeher wächst seit Jahren massiv. Gerade Einsteigern bieten<br />
präparierte Pisten ideale Bedingungen – zum Ärger vieler Liftbetreiber, die um die<br />
Sicherheit und Qualität ihrer Pisten fürchten. Immer wieder landen Fälle vor Gericht.<br />
Foto: Thomas Ebert, picture alliance (2)<br />
Pistenverbot am<br />
Spitzingsee<br />
In den Skigebieten Stümpfling und Taubenstein<br />
hat der Markt Schliersee Skipisten pauschal<br />
für Tourengeher gesperrt. <strong>Der</strong> zuständige<br />
DAV-Geschäftsbereichleiter Hanspeter Mair<br />
reichte Klage ein. Noch zu Jahresbeginn 2013<br />
hatte der DAV sich mit dem Verband Deutscher<br />
Seilbahnen (VDS) auf einen Kompromiss<br />
verständigt, wonach Tourengehern in den<br />
bayerischen Skigebieten tagsüber Aufstiegsrouten<br />
zur Verfügung stehen. Eine ausgewiesene<br />
Route gibt es auch noch am Spitzingsee,<br />
allerdings sei diese »optimierungsbedürftig«,<br />
kritisierte DAV-Sprecher Thomas Bucher. Er<br />
appellierte an die Liftbetreiber: »Wenn die<br />
ausgewiesenen Aufstiegswege gut sind, dann<br />
werden sie auch angenommen.« –dg–<br />
Die Karawane zieht vorbei: Tourengeher am Rande<br />
einer Skipiste nahe der Wurzeralm, Spital am Pyhrn<br />
Schwelender Konflikt: Eine Demo gab‘s<br />
schon im Februar 2012 in Garmisch.<br />
VGH räumt Tourengehern die Bahn frei<br />
Etappensieg für Skitourengeher im Streit um die Nutzung von Skipisten:<br />
Ende November 2013 entschied der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH),<br />
dass Tourengeher überall in Skigebieten aufsteigen dürfen – außer während der<br />
Präparierung der Pisten. Im konkreten Fall ging es um ein Verbot im Gebiet »Garmisch<br />
Classic«. Die Bayerische Zugspitzbahn hatte für Tourengeher das Gebiet bis<br />
auf eine Aufstiegsroute gesperrt. Sie berief sich dabei auf das Naturschutzgesetz.<br />
Das schmetterte der VGH nun ab. Dieses Urteil dürfte Modellcharakter haben.<br />
Immer öfter kommt es zu Konflikten, weil Tourengeher auch präparierte Pisten<br />
nutzen. Erst vor kurzem sperrte der Markt Schliersee in den Gebieten Stümpfling<br />
und Taubenstein die Pisten pauschal für Tourengeher (siehe Bericht links).<br />
<strong>Der</strong> DAV reagierte empört, kritisierte das Verbot <strong>als</strong> »rechtswidrig und kontraproduktiv«<br />
und forderte stattdessen »individuell abgestimmte Lösungen«.<br />
In Garmisch ist Robert Herz vom Verein Skitourensportler e.V. glücklich über das<br />
VGH-Urteil. Er hatte geklagt, weil von fünf alten Aufstiegsrouten nur noch eine<br />
erlaubt gewesen war. »Wir wollen da, wo alte Routen waren, auch weiterhin gehen<br />
können.« Herz hält es für hanebüchen, dass Tourengeher eine Gefahr darstellen.<br />
»Wir gehen im Schrittempo«, betont er. Dazu gebe es klare Regeln wie etwa das<br />
Aufsteigen am linken Pistenrand. Zugspitzbahn-Vorstand Peter Huber hingegen<br />
ist überzeugt: Durch das Urteil »wird das Risiko von Kollisionen zwischen abfahrenden<br />
Skifahrern und aufsteigenden Pistengehern definitiv steigen«.<br />
<strong>Der</strong> DAV hingegen verweist auf die Chance für die Skigebiete, eine zusätzliche<br />
<strong>Ziel</strong>gruppe zu erschließen. »Wir glauben, dass das Skitourengehen auf Pisten eine<br />
Riesenzukunft hat«, sagte DAV-Sprecher Thomas Bucher. Dies müssten die Skigebiete<br />
»positiv aufgreifen«. Das Skigebiet Ehrwald Wettersteinbahnen in der Tiroler<br />
Zugspitz-Arena wirbt bereits per Anzeigenkampagne um die Bergsportler. –dg–<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Fünf Fragen an …<br />
Ursula Wolfgruber<br />
aus dem Team<br />
des ersten DAV-<br />
Expeditions-Kaders<br />
für Frauen<br />
die Exped-Expertin<br />
Du hast jetzt zwei Jahre Exped-Kader hinter dir. Hat sich an<br />
deiner Lebensplanung dadurch etwas verändert?<br />
Nein. Mein <strong>Ziel</strong> ist nach wie vor, Grundschullehrerin zu werden. Die<br />
Berge sind mir natürlich auch wichtig, und das Führen könnte für<br />
mich vielleicht einmal das zweite Standbein werden. Insgesamt sehe<br />
ich das Bergsteigen aber eher <strong>als</strong> Ausgleich zu meiner künftigen<br />
Arbeit <strong>als</strong> Lehrerin, bei der vor allem Einfühlungsvermögen gefragt<br />
ist. Beim Bergsteigen brauche ich dagegen einen starken Willen.<br />
Welches Exped-Erlebnis ist dir am deutlichsten in Erinnerung?<br />
Das markanteste Erlebnis war sicher die Expedition ins Satling Valley<br />
nach Indien. Mein Highlight dort war die Erstbesteigung des etwa<br />
5618 Meter hohen Ice Wave-Westgipfels (Anm. d. Red.: Noch gibt es<br />
keine exakte Vermessung des Gipfels). Das Gefühl, <strong>als</strong> erste<br />
Menschen überhaupt dort oben zu stehen, war natürlich saugut!<br />
Auch, weil wir vorher an einem anderen Berg gescheitert waren.<br />
Ihr habt die Expedition komplett selbst geplant und organisiert.<br />
Wie aufwändig war das?<br />
Gut ein Jahr vorher haben wir damit begonnen und uns erst mal ein<br />
<strong>Ziel</strong> ausgesucht, was in einer Gruppe von sechs Frauen mit<br />
unterschiedlichen Vorlieben und Schwerpunkten nicht ganz einfach<br />
war. Bei der Recherche hat uns sehr geholfen, dass schon mehrere<br />
Expeditionen im Satling waren und alles sehr ausführlich dokumentiert<br />
haben. Trotzdem habe ich in der Hochphase fast täglich Zeit<br />
damit verbracht, etwas für die Abschlussexpedition zu organisieren.<br />
Ich habe mich hauptsächlich um die Luftfracht gekümmert.<br />
Premiere <strong>als</strong> erster Frauen-Kader. Was war anders <strong>als</strong> in einer<br />
gemischten Gruppe?<br />
Die Gesprächsthemen, die Herangehensweise an ein Problem...<br />
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in gemischten Gruppen<br />
die Strukturen oft ganz natürlich vorhanden sind. Ob nun das eine<br />
oder das andere besser ist, kann ich aber nicht sagen.<br />
Dein nächstes <strong>Ziel</strong>?<br />
Das Staatsexamen! Und in den Bergen eine Erstbegehung im Fels.<br />
Ich würde mir unheimlich gern mal eine Linie suchen, sie einbohren<br />
und dann versuchen, die Route frei zu klettern.<br />
Interview: Dagmar Steigenberger<br />
Super einfach – extrem leistungsstark.<br />
Das ist das ARVA NEO. Das Neo liegt<br />
angenehm in der Hand und ist super einfach zu bedienen.<br />
60m<br />
Suchstreifenbreite !<br />
Das Neo ist das erste LSV, welches so leistungsstark ist.<br />
ISOTECH Technologie verhilft dem NEO zu (fast)<br />
gleich starker Leistung auf der x- und<br />
der y- Antenne. Eine dadurch schnellere<br />
Sign<strong>als</strong>uche bedeutet kürzere Bergezeiten<br />
und bessere Überlebenschancen<br />
für Verschüttetete.
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 02/14 AKTUELL<br />
Berg-Splitter<br />
Foto: Globetrotter<br />
Erstbegehung am Lagazuoi<br />
Simon Gietl glückte zusammen mit Patrick<br />
Seiwald eine weitere Erstbegehung in den<br />
Dolomiten. Die beiden erreichten den<br />
Nordgipfel des Lagazuoi (2762 m) über eine<br />
320 Meter lange Route mit Schlüsselstellen im<br />
neunten Grad und gaben ihr den mystischen<br />
Namen »Das Orakel«.<br />
–dst–<br />
Transpatagonica<br />
Holger Buchmann, Karsten Hübener, Folkert<br />
Lenz und Georg Schmitz vom DAV Bremen<br />
wollen das Nördliche Patagonische Inlandeis<br />
auf einer 110 Kilometer langen Strecke<br />
überqueren. Mit Hilfe von Ski, Lastschlitten und<br />
Raftbooten soll so eine neue Route von den<br />
Anden zum Pazifi k erschlossen werden. Seit<br />
Anfang Dezember sind sie unterwegs, bis Mitte<br />
Januar wollen sie es geschafft haben. –dst–<br />
20. Salzburger Bergfilmfestival<br />
9000 Gäste besuchten im Dezember das<br />
»alpine Familientreffen«. Highlights waren die<br />
Aufführung eines Stummfi lms von Arnold Fanck,<br />
begleitet von den Salzburger Philharmonikern,<br />
und der Everest-Film von Norman G. Dyhrenfurth<br />
aus dem Jahr 1963. Auch die Vorträge von<br />
Herbert Raffalt, Albert Precht und Karl Gabl<br />
waren ausverkauft. Das 21. Bergfi lmfest fi ndet<br />
im Spätherbst 2014 statt.<br />
–te–<br />
Will geübt sein: Einsatz von Intubation<br />
und Defibrillator bei -10° Celsius<br />
Training in der Kältekammer<br />
Mit dem Bergwacht-Zentrum Bad Tölz besitzt<br />
die Bergwacht Bayern seit 2008 ein Ausbildungszentrum,<br />
in dem sogar Hubschrauberbergungen<br />
simuliert werden. Die medizinische<br />
Versorgung in Eiseskälte trainierten die<br />
Bergretter nun in der Kältekammer des<br />
Globetrotter-Kaufhauses in München. –te–<br />
Improvisiert: Wer seinen<br />
Löffel vergisst, muss<br />
mit dem Firnanker essen.<br />
Allein im Eis<br />
INES PAPERT GELINGT ERSTBESTEIGUNG DES »LIKHU CHULI I« IN NEPAL<br />
Erstens kommt es anders und zweitens <strong>als</strong> man denkt: Eigentlich planten Ines<br />
Papert und Thomas Senf, eine neue Linie durch die Nordwand des Tengkangpoche<br />
zu legen. Mangels Eis in der Route und zu vielen Séracs über der Wand keine<br />
gute Idee. Dafür stellte sich ein zuvor erspähter Gipfel im Nebental auf Nachfrage<br />
beim örtlichen Lodgebetreiber <strong>als</strong> der noch unbestiegene Likhu Chuli I (6719 m)<br />
heraus. »Wir hatten sonst gar keine Informationen vom Berg«, sagte Papert.<br />
Die 1800 Meter hohe Nordwand auf den Gipfel zwischen Khumbu und Rowaling<br />
war »nicht extrem schwer«, das bis zu 70 Grad steile Mixedgelände begingen<br />
die beiden im Alpinstil und mit leichtem Gepäck. Etwa 150 Höhenmeter unter<br />
dem Gipfel blieb Senf im letzten Lager, um Erfrierungen zu vermeiden. »Normal<br />
löse ich eine Seilschaft nicht auf, aber Thomas wollte es so, und das Gelände<br />
war gutmütig.« So stand Papert am 14. November allein auf dem Gipfel. Ihre erste<br />
Erstbesteigung war »ein Erlebnis, dass ich gerne geteilt hätte. Saukalt war‘s!«<br />
Ganz verleidet hat ihr die Kälte das Höhenbergsteigen aber nicht: »Ich muss jetzt<br />
nicht sofort wieder losreiten, aber die Schmerzen vergisst man ja sehr schnell.« –te–<br />
Kreditkarte <strong>als</strong> AV-Ausweis?<br />
HÜTTENWIRTE LEIDEN UNTER »NO-SHOWS«<br />
Das Problem kennt wohl jeder Hüttenwirt: Die<br />
Wettervorhersage passt, die Hütte ist ausgebucht.<br />
Am Wochenende dann ein Wetterumschwung, und<br />
das Haus bleibt so gut wie leer. Abgesagt hat natürlich<br />
kaum einer. Markus Jankowitsch, Hüttenwirt<br />
der Freiburger Hütte, reicht es jetzt: »Im August hatten<br />
wir in vier Tagen 86 No-Shows«, <strong>als</strong>o Gäste, die reservieren, aber ohne Absage<br />
fernbleiben. Auf den Personal- und Verpflegungskosten bleibt Jankowitsch dann<br />
sitzen: Rund 10 000 Euro waren es im vergangenen Sommer.<br />
»Diese Probleme allein auf den Wirt abzuwälzen, ist nicht in Ordnung«, sagt auch<br />
Andrea Bichler, Leiterin des Hüttenmarketings beim DAV. Gemäß der Stornoempfehlung<br />
des Alpenvereins, die seit 2012 gilt, kann ein Wirt bei einer Absage<br />
ab fünf Tagen vor der eigentlichen Ankunft zehn Euro pro Person und Nacht<br />
einfordern. Jankowitsch hat diese Frist sogar auf drei Tage herabgesetzt. Trotzdem<br />
zählte er bei 6800 Übernachtungen knapp 400 No-Shows, von denen bis heute<br />
niemand gezahlt hat. Im Januar wird sich Jankowitsch mit der Sektionsführung<br />
zusammensetzen. Eine Umstellung auf Vorauszahlung? »<strong>Weg</strong>en der Büroarbeit<br />
ein Ding der Unmöglichkeit!« Er liebäugelt eher mit dem Prinzip der Monte-Rosa-<br />
Hütte, wo ohne Kreditkartennummer keine Reservierung möglich ist. Denn für<br />
ihn steht fest: »Die Erziehung geht nur über den Klingelbeutel.« Christian Geist<br />
Foto: Thomas Senf / visualimpact<br />
14 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
In die Kältekammer<br />
MORO UND GÖTTLER ZUM NANGA PARBAT<br />
Winterspezialist Simone Moro hat es wieder ganz<br />
genau genommen: Am 21. Dezember, dem kalendarischen<br />
Winteranfang, brach er mit dem Starnberger<br />
David Göttler zum Nanga Parbat auf. Ihr <strong>Ziel</strong>: Die<br />
erste Winterbegehung des 8125 Meter hohen Berges.<br />
<strong>Der</strong> Italiener Moro, der bereits drei 8000er im Winter<br />
erstbestieg, kam im Januar 2012 am Nanga Parbat bis<br />
auf 6600 Meter. Geplant ist der Aufstieg über die Rup<strong>als</strong>eite.<br />
<strong>Der</strong> Nanga Parbat und der K2 sind die letzten<br />
im Winter noch unbestiegenen Achttausender. Moro<br />
und Göttler waren noch nie gemeinsam auf Expedition,<br />
kennen sich aber von vielen Unternehmungen.<br />
Neue Seilschaft:<br />
Simone Moro (oben)<br />
und David Göttler<br />
Vom kommenden Heft an wird David Göttler regelmäßig im BERGSTEIGER in<br />
einer Kolumne über seine Extremerfahrungen berichten.<br />
–te–<br />
Fotos: Chiara Dendena, Daniel Bartsch<br />
Berg-Fundstück<br />
BLAS DIR DOCH<br />
EINEN SCHUH AUF!<br />
Die aufblasbaren Schneeschuhe<br />
der bulgarischen<br />
Firma Small Foot passen in<br />
jeden Rucksack und werden<br />
inklusive Steigeisen und<br />
Mini-Luftpumpe geliefert.<br />
Bestellbar für 118,30 € bei www.sportler.com;<br />
mehr Infos unter www.smallfoot.eu<br />
+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />
+++ Obwohl von vielen<br />
Outdoormarken erst für<br />
2020 versprochen, hat Nikwax<br />
jetzt schon gemeinsam mit dem<br />
britischen Hersteller Páramo eine Imprägniertechnik<br />
namens Nikwax Analogy<br />
System entwickelt, die ohne perfl uorierte<br />
und polyfl uorierte Chemikalien (PFC)<br />
funktioniert. Auch die deutsche Firma<br />
Jack Wolfskin bringt zum Winter 2014/15<br />
eine Kollektion, die nahezu zur Hälfte<br />
ohne den Einsatz von PFC auskommt.<br />
PFC wurden bisher dazu eingesetzt, die<br />
Bekleidung wasser-, öl-, und schmutzabweisend<br />
zu machen. Jedoch können<br />
sie laut einer Studie von Greenpeace<br />
Umwelt- und Gesundheitsschäden verursachen.<br />
+++<br />
+++ Vipec 12, die neue Tourenbindung<br />
von Fritschi Diamir, ist ab Januar<br />
2014 im Handel erhältlich. <strong>Der</strong> Schweizer<br />
Hersteller hat die Dornbindung, wie sie<br />
zuerst Dynafi t verwendete, weiterentwickelt<br />
und um eine Frontalauslösung<br />
ergänzt, was das<br />
Verletzungsrisiko bei Stürzen<br />
minimiert. +++<br />
+++ Für die Wintersaison präsentiert<br />
sich die Ortovox-Website mit neuem<br />
Gesicht. Neben diversen Verbesserungen<br />
wurde auch eine neue Microsite, die<br />
»Faserwelt« entwickelt. Besucher können<br />
sich fortan ausgiebig über die Ortovox-<br />
Schafe und ihre Wolle informieren. +++<br />
+++ Die deutschen Berg- und<br />
Skiführer werden ab sofort von den<br />
Unternehmen Völkl und Marker ausgestattet.<br />
Ab dem 01. Januar erhalten die<br />
etwa 500 staatlich geprüften Führer Ski,<br />
Bindungen, Helme und Brillen der beiden<br />
bayerischen Hersteller. +++<br />
STEFAN MOSER<br />
climbing Couloir<br />
Cortina d’Ampezzo<br />
Carbonstöcke sind leichter, steifer und korrosionsbeständiger <strong>als</strong> herkömmliche<br />
Aluminiumstöcke. Deshalb sind heute bereits mehr <strong>als</strong> die Hälfte unserer Stöcke<br />
aus Carbon. Finden Sie das für Sie optimale Modell auf:<br />
http://www.komperdell.com/en/poles/touring/carbon/index.php
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 02/14 AKTUELL<br />
Am »Schmied-von-Kochel-Denkmal«<br />
endete der Protestmarsch.<br />
GASTBeitrag<br />
Foto: privat<br />
Stefan König (54) ist Autor zahlreicher<br />
Bergkrimis Xxxxxxx ist und stellvertretende Mit-Organisator Geschäftsführerin<br />
der Internationalen von Kochel nach Alpenschutz-<br />
München.<br />
des Protestmarschekonvention<br />
CIPRA<br />
»Nein zum Mammutbau<br />
am Münchner Hausberg«<br />
Ein Pumpspeicherwerk am Jochberg wäre<br />
für Landschaft, Natur und die Bevölkerung<br />
des Umlandes eine Katastrophe. Zum Glück<br />
hat sich der Widerstand formiert und breit<br />
aufgestellt. Neben dem Aktionsbündnis<br />
»nochBERG« (Kochel) gibt es in Lenggries die<br />
»Bammer-Petition« und in der Jachenau die<br />
Initiative »KEIN PumpSpeicherWahnsinn«. Damit<br />
haben die Bürger aller umliegenden Gemeinden<br />
die Möglichkeit, sich über das Projekt zu<br />
informieren und den Gegnern anzuschließen.<br />
Wir »nochBergler« organisieren unsere Aktionen<br />
gemäß dem Motto des bekannten Tiroler<br />
Naturschützers Hans Haid – »mit Mut, Witz und<br />
Widerstand in den Alpen«. Unser Hauptanliegen<br />
ist es, mehr und mehr Menschen von der<br />
Unsinnigkeit dieses Projektes zu überzeugen,<br />
klar zu machen, dass bei einem Pumpspeicherkraftwerk<br />
auf dem Jochberg von Innovation,<br />
Nachhaltigkeit und Naturverträglichkeit nicht<br />
die Rede sein kann. Mit außergewöhnlichen<br />
Aktionen und Veranstaltungen wollen wir dafür<br />
sorgen, dass immer mehr Menschen ihre<br />
Stimme gegen einen solchen Mammutbau<br />
erheben – Anwohner, Menschen aus dem<br />
Umland, aber auch die Unzähligen, denen der<br />
Jochberg ein geliebter »Münchner Hausberg«<br />
ist. Wir nehmen Ministerpräsident Seehofer<br />
beim Wort: Dieses Speicherwerk werde nicht<br />
über die Köpfe der Leute hinweg entschieden.<br />
Es ist an der Zeit, dass viele und immer<br />
mehr ein klares »Nein!« sagen. Denn zwei<br />
Seen sind genug!<br />
Weitere Infos unter www.nochberg.de<br />
Foto: Thomas Ebert<br />
Protest unter dem Schmied<br />
GEGNER DES GEPLANTEN JOCHBERG-KRAFTWERKS DEMONSTRIERTEN<br />
Mit einem Marsch von Kochel nach München haben etwa 60 Teilnehmer gegen<br />
das geplante Pumpspeicherkraftwerk am Jochberg protestiert. Am 11. Dezember<br />
hatten die drei großen Gegeninitiativen »Kein PumpSpeicherWahnsinn«,<br />
»Bammer-Petition« und »nochBERG« zu der Aktion aufgerufen. Organisator Stefan<br />
König zeigte sich vom Marsch, der unterwegs von Medien und Politik begleitet<br />
wurde, hocherfreut: »Das Thema wurde stark aufgenommen. Die drei Bündnisse<br />
arbeiten jetzt noch viel intensiver zusammen«. Oberstes <strong>Ziel</strong> sei weiterhin, den<br />
Bau eines Speichersees auf dem Jochberg zu verhindern. Dass die Energieallianz<br />
Bayern (EAB) die Planungen kürzlich auf Eis gelegt hatte, verstand nochBERG-<br />
Sprecher Friedl Krönauer <strong>als</strong> »ein Warten auf bessere politische Rahmenbedin gungen«.<br />
Offiziell rechnet die EAB mit einem Baubeginn im Jahr 2018. Ein nötiges<br />
Raumordnungsverfahren will die EAB unter Beteiligung der Bürger 2014 einreichen.<br />
<strong>Der</strong>en Zustimmung bezweifelte die Kochler Bürgerin Rosi Marksteiner<br />
am Rande des Marsches stark: »Mittlerweile haben fast alle gemerkt, dass das<br />
Kraftwerk absoluter Wahnsinn ist.« Die zweitägige Wanderung über 70 Kilometer<br />
begann und endete jeweils an den Denkmälern des »Schmied von Kochel«, der bei<br />
der Sendlinger Bauernschlacht von 1705 <strong>als</strong> letzter Bauer gefallen sein soll. –te–<br />
Gegen den Wandel<br />
ALPENVEREIN STELLT KLIMAREFERENTEN EIN<br />
Maximilian Witting besetzt seit 1. Januar die neu geschaffene<br />
Stelle des Klimareferenten im Ressort Natur und<br />
Umwelt des Deutschen Alpenvereins. Ressortleiter Jörg<br />
Ruckriegel bestätigte, dass das Bayerische Umweltministerium<br />
das zunächst auf drei Jahre beschränkte Projekt fördere. <strong>Der</strong> Geograph soll die<br />
wachsenden Aufgaben des Vereins zum Thema Klimawandel bündeln und<br />
koordinieren, etwa die weitere Förderung öffentlicher Verkehrsmittel auf dem<br />
<strong>Weg</strong> zur Bergtour, die Verankerung ökologischer Inhalte im Ausbildungsprogramm<br />
der Sektionen und Bildung eines breiten öffentlichen Bewusstseins.<br />
»Viele Mitglieder und Sektionen fordern diesen <strong>Weg</strong> offen ein, bisher waren wir<br />
aber personell begrenzt“, sagte Ruckriegel. Vor allem das Ausbildungsprogramm<br />
und die Fortbildungsinhalte werden nun auf klimafreundlich getrimmt. –te–<br />
Foto: www.ehs.unu.edu<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
Kaum Alternativen zu PFC<br />
WIRBEL UM GREENPEACE-STUDIE ZU OUTDOORJACKEN<br />
Foto: Marcus Meyer/Greenpeace<br />
PFC bauen sich nicht ab und können<br />
Mensch und Umwelt schädigen.<br />
Mitte Dezember hatte Greenpeace die PR-Abteilungen<br />
der Outdoor-Industrie heißlaufen lassen. Für ihren Bericht<br />
»Chemie für Gipfelstürmer« untersuchten die Umweltschützer<br />
erneut Outdoor-Bekleidung, darunter 15 Outdoor-Jacken, auf<br />
perfluorierte Chemikalien (PFC). Ergebnis: In 16 von 17 Produkten<br />
fanden sich PFC-Stoffe. Insgesamt nahm der PFC-Anteil im<br />
Vergleich zum Vorjahr aber ab.<br />
Salewa kündigte an, die getestete Jacke nochm<strong>als</strong> unabhängig<br />
prüfen zu lassen. Das Unternehmen W. L. Gore, das seit langem<br />
Alternativen zu PFC sucht, befürchtete in einer Stellungnahme,<br />
ein vollständiges Verbot von fluorhaltigen Chemikalien könne<br />
die Produkte schneller verschleißen lassen. Dabei sei »die effektivste<br />
Art, die Auswirkung von Outdoor-Kleidung auf die Umwelt<br />
zu verringern, ist die Verlängerung ihrer Lebensdauer.«<br />
Die Greenpeace-Studie behauptete zudem, PFC würden die<br />
Raumluft in Sportartikelgeschäften erheblich belasten.<br />
<strong>Der</strong> Bundesverband der<br />
Deutschen Sportartikel-<br />
Industrie (BSI) forderte<br />
stärkere politische Anreize<br />
zur Erforschung<br />
von PFC-Alternativen,<br />
gab aber auch zu, wegen<br />
langer Produktionszyklen<br />
noch länger an die Fluorchemie<br />
gebunden zu<br />
sein. PFC werden vor allem<br />
verwendet, um Bekleidung<br />
wasserabweisend zu<br />
machen.<br />
–te–<br />
MADE IN ITALY<br />
Umwelt-Ticker<br />
+++ Die Höllentalangerhütte ist abgerissen, die Petition läuft weiter:<br />
Unter www.openpetition.de kämpft Anna Huber nun gegen andere<br />
Neubauten, u.a. an der Weißkugelhütte +++<br />
<strong>Der</strong> Grasleitensteig zur Lenggrieser Hütte<br />
wurde im Oktober zur »Forstautobahn«<br />
umgebaut. Mountain Wilderness Deutschland<br />
will sich ab 2014 verstärkt für den<br />
Erhalt von Bergpfaden einsetzen +++<br />
Zum »Bock des Jahres 2013« kürte Mountain Wilderness außerdem<br />
den »Alpspitzkick«, eine Seilrutsche oberhalb von Nesselwang. +++<br />
Für Kletterer wird es auf Mallorca teuer: Nachdem bereits das<br />
Deep Water Soloing verboten wurde, sind für viele Klettergebiete auf der<br />
Insel nun Eintrittsgelder bis zu zehn Euro fällig, berichtete klettern.de<br />
+++ Zahlendreher: <strong>Der</strong> weltweit wichtigste Bericht zum Klimawandel,<br />
der IPCC-Report, kündigte 2007 das Abschmelzen der Himalaya-<br />
Gletscher für 2035 an. Erst 2010 wurde der Fehler auf Drängen des<br />
Innsbrucker Glaziologen Georg Kaser korrigiert: Gemeint war 2350. +++<br />
Einen solchen 4-Schnaller<br />
habt ihr noch nie gesehen....<br />
Spectre und Sparkle sind eine Neuinterpretation des 4-schnalligen<br />
Skitourenschuhes: Kraft, Kontrolle und Ausdauer eines<br />
klassischen Skischuhes, vereint mit Beweglichkeit, Kompaktheit<br />
und Leichtigkeit eines Skitourenschuhes. Noch nie gesehen, der<br />
nächste Evolutionsschritt.<br />
Become a La Sportiva fan<br />
#LaSportiva<br />
www.lasportiva.com
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
02/14 AKTUELL<br />
Medien<br />
BergBücher …<br />
Clemens M. Hutter<br />
ȆBER DEN GIPFELN. ALPEN AUS<br />
DER VOGELPERSPEKTIVE«<br />
176 Seiten, 100 großformatige<br />
Panorama-Ansichten mit<br />
Kennzeichnung markanter Gipfel, 29,7 x 24 cm, Hardcover mit Schutzumschlag,<br />
Verlag Anton Pustet, Salzburg 2013, 34 €<br />
Die Alpen galten den Menschen lange Zeit <strong>als</strong> Hort von<br />
bösen Geistern und Ungeheuern. Wer sonst braut Unwetter zusammen,<br />
lässt Lawinen, Muren und Felsstürze zu Tale donnern<br />
und die Flüsse über die Ufer treten? Trotz aller Unbilden wagten<br />
sich Mutige auch schon in der Vorzeit ins Gebirge, angelockt von<br />
Schätzen wie Salz und Silber. Clemens M. Hutter versteht es auf<br />
kurzweilige Weise, dem Leser die Faszination des Gebirges nahe<br />
zu bringen, das erst seit der Zeit der Aufklärung zum <strong>Ziel</strong> von<br />
Alpinisten und Touristen wurde. »Über den Gipfeln« präsentiert<br />
nicht nur eine Fülle von aus der Luft aufgenommenen Alpenansichten<br />
mit den wichtigsten Gipfeln der jeweiligen Region. Es<br />
ist angereichert mit lehrreichen Kapitel, die zum Beispiel über<br />
Geologie, Gletscher und Gipfelkreuze aufklären. –mr–<br />
Peter und Benno Keill,<br />
Markus Stadler<br />
ȆBERSCHREITUNGEN<br />
IN PULVER UND FIRN«<br />
144 Seiten, 16,5 x 23,5 cm,<br />
Klappenbroschur, Bruckmann Verlag,<br />
München 2013, 19,95 €<br />
Als »Prinzendisziplin«<br />
verstehen die Autoren jene<br />
Eintages-Skitouren, bei denen<br />
der Gipfel überschritten wird<br />
–Königen bleiben die »Hautes<br />
Routes« vorbehalten. Aber<br />
auch die Vorstufe enthält große<br />
und kleine Traumtouren,<br />
die der Tourenführer mit allen<br />
nötigen Infos und guten Routenskizzen<br />
ausweist. Wer nur<br />
die Hälfte davon geht, ist ein<br />
reicher Skibergsteiger. –te–<br />
Simone Moro<br />
»IN EISESKÄLTE«<br />
256 Seiten, davon 32 Seiten<br />
Farbbildteil, gebunden<br />
mit Schutzumschlag,<br />
Malik Verlag, München 2013,<br />
19,99 €<br />
Nicht die Gipfel sind es,<br />
was Simone Moro sucht, sondern<br />
die Abenteuer. Das ist<br />
der Grund, warum der Extrembergsteiger<br />
aus dem italienischen<br />
Bergamo ausgerechnet<br />
zu den härtesten Bedingungen<br />
im Winter Expeditionen zu<br />
den höchsten Bergen der Welt<br />
unternimmt. Seine Berichte<br />
über diese eiskalten Abenteuer<br />
sind nun erstm<strong>als</strong> auf<br />
Deutsch erschienen. –dst–<br />
BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />
Foto: Posing Productions<br />
»ALPEN GUIDE SKITOUREN«<br />
Wofür? Mobiler Skitourenführer mit professionell<br />
erstellten Tourentipps aus der Buchserie<br />
»ErlebnisBergsteigen« des Bruckmann Verlags<br />
Wie? Entsprechend der Buchreihe regional geordnete,<br />
genaue Beschreibungen und Routenskizzen<br />
Wieviel? Kostenlos für iOS und Android,<br />
Tourenpakete je 7,99 EUR<br />
Warum? Damit der Lawinenlagebericht auch<br />
bei der Smartphone-Fraktion ankommt. –te–<br />
»THE LAST GREAT CLIMB«<br />
Mit 2931 Metern zwar nicht besonders<br />
hoch, gilt er dennoch <strong>als</strong> einer der entlegensten<br />
und schwierigsten Gipfel: der Ulvetanna<br />
in der Antarktis. Im Januar 2013<br />
haben Leo Houlding und sein Team den<br />
Gipfel erreicht. Die Mannschaft verbrachte<br />
sowohl Weihnachten <strong>als</strong> auch Silvester<br />
im Base Camp, bevor sie letztlich zu ihrer<br />
zehntägigen Klettertour auf brach. –sz–<br />
Von: Alastair Lee / Posing Productions<br />
Mit: Leo Houlding, Jason Pickles,<br />
Sean Stanley Leary u.a.<br />
Aus: Großbritannien; auf DVD in Englisch erhältlich<br />
hermannhuber.de<br />
Die Geschichten, die Hermann Huber zu<br />
erzählen hat, sind so viele, dass sie den<br />
Rahmen eines Buches sprengen würden.<br />
Da sind jene über seine Expeditionen<br />
nach Südamerika, Nordost-Grönland und<br />
in den Pamir. Oder jene, <strong>als</strong> er mit<br />
Ausrüstungspionieren im Rahmen seiner<br />
Arbeit beim DAV-Sicherheitskreis und<br />
<strong>als</strong> langjähriger Geschäftsführer der Firma<br />
Salewa unterwegs war. All diese kurzen<br />
Erzählungen hat der 83-Jährige nun auf<br />
einer Homepage veröffentlicht – zusammen<br />
mit Fotos, die ein halbes Jahrhundert<br />
<strong>Bergsteiger</strong>-Geschichte illustrieren. –dst–<br />
18 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
TV-Programm Januar / Februar 2014<br />
18.1. | 12.15 | N 3<br />
Weltreisen<br />
Abenteuer Eismeer<br />
Dauer: 30 Min.<br />
19.1. | 16.30 | MDR<br />
Weltreisen<br />
Die Andamanen –<br />
unentdecktes Paradies<br />
Dauer: 30 Min.<br />
19.1. | 20.15 | HR<br />
Entdeckungen in der Rhön<br />
Dauer: 90 Min.<br />
19.1. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
20.1. | 13.50 | Servus TV<br />
Art Wolfe – Reisen<br />
an die Grenzen der Erde<br />
Patagonien: Torres del Paine<br />
Dauer: 27 Min.<br />
20.1. | 20.15 | alpha<br />
Reisewege<br />
Wintertraum Norwegen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.1. | 15.00 | WDR<br />
Planet Wissen:<br />
Abenteuer Naturfilm<br />
Dauer: 60 Min.<br />
21.1. | 19.30 | Arte<br />
Australiens Nationalparks<br />
Die australischen Alpen<br />
Dauer: 43 Min.<br />
24.1. | 15.15 | HR<br />
<strong>Der</strong> Arlberg<br />
Dauer: 45 Min.<br />
25.1. | 12.45 | N 3<br />
Reisewege<br />
Im Land der Dreitausender<br />
Dauer: 45 Min.<br />
25.1. | 13.30 | ZDF Info<br />
Auf dem Dach Europas<br />
Im Bann der Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.1. | 16.30 | ORF 2<br />
Erlebnis Österreich<br />
Naturpark Dobratsch<br />
Dauer: 25 Min.<br />
27.1. | 14.00 | 3sat<br />
Hinter den 7 Bergen<br />
Das Lesachtal<br />
Dauer: 45 Min.<br />
27.1. | 15.30 | 3sat<br />
Arlberg – <strong>Der</strong> weiße Rausch<br />
Geschichten aus Österreich<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J27.1. | 16.35 | 3sat<br />
Reinhold Messner<br />
Grenzgänger<br />
zwischen Berg und Eis<br />
Dauer: 45 Min.<br />
AH<br />
31.1. | 14.05 | 3sat<br />
Im Bann der Berge<br />
Dokumentationsreihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
31.1. | 21.15 | Servus TV<br />
Retroalpin<br />
<strong>Der</strong> Berg war stärker<br />
Dauer: 63 Min.<br />
2.2. | 10.15 | MDR<br />
Schladminger Bergwelten<br />
Von Gipfeln und Gemsen<br />
Dauer: 43 Min.<br />
2.2. | 16.15 | BR<br />
Fernweh<br />
Reisereportage: Provence<br />
Dauer: 30 Min.<br />
2.2. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
3.2. | 11.30 | N 3<br />
Im Bann der Drachenberge<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
4.2. | 18.50 | HR<br />
service: reisen<br />
Südafrika – das Land am Kap<br />
Dauer: 25 Min.<br />
8.2. | 19.30 | 3sat<br />
Myanmars Reise<br />
in die Zukunft<br />
Reportage<br />
Dauer: 30 Min.<br />
9.2. | 21.45 | Phoenix<br />
Wer die Kälte liebt...<br />
Winterreise durch Schweden<br />
Dauer: 45 Min.<br />
11.2. | 13.45 | 3sat<br />
Im Schatten des Himalaya<br />
Chinas weiter Westen<br />
Reportage<br />
Dauer: 30 Min.<br />
J11.2. | 14.30 | HR<br />
La Réunion<br />
Naturwunder<br />
im Indischen Ozean<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
11.2. | 18.50 | HR<br />
service: reisen<br />
Gardasee<br />
Dauer: 25 Min.<br />
12.2. | 13.50 | Servus TV<br />
Art Wolfe – Reisen<br />
an die Grenzen der Erde<br />
Neuseeland<br />
Dauer: 27 Min.<br />
J22.1. | 15.15 | N 3 AH<br />
Wandern in Patagonien<br />
Dauer: 45 Min.<br />
23.1. | 21.00 | N 3<br />
Länder – Menschen –<br />
Abenteuer<br />
Grönland – Reich der<br />
Gletscher und Eisberge<br />
Dauer: 45 Min.<br />
24.1. | 6.45 | Phoenix<br />
Magische Orte<br />
Island – Im Bann<br />
der Naturgewalten<br />
Dauer: 45 Min.<br />
28.1. | 17.00 | BR<br />
Auf höchstem Niveau<br />
Lebensretter am Berg<br />
Dauer: 30 Min.<br />
29.1. | 13.20 | 3sat<br />
Himalaya –<br />
Reich des Windpferds<br />
Ladakh<br />
Dauer: 45 Min.<br />
29.1. | 13.50 | Servus TV<br />
Art Wolfe – Reisen<br />
an die Grenzen der Erde<br />
<strong>Der</strong> Südwesten der USA:<br />
Zion und Canyon de Chelly<br />
Dauer: 27 Min.<br />
29.1. | 15.00 | WDR<br />
Planet Wissen:<br />
Leben retten in den Bergen<br />
Dauer: 60 Min.<br />
J5.2. | 17.45 | 3sat<br />
Auf dem Dach Europas<br />
Gletscherglück<br />
und Gipfelstürmer<br />
Dauer: 45 Min.<br />
6.2. | 14.30 | HR<br />
<strong>Der</strong> Große Himalaya-Trail AH<br />
Reportage<br />
Dauer: 45 Min.<br />
7.2. | 11.50 | Servus TV<br />
Auf legendären Routen<br />
Von Vancouver<br />
nach Anchorage<br />
Dauer: 60 Min.<br />
7.2. | 17.00 | BR<br />
Leben am Abgrund<br />
Die Bergretter<br />
vom Dachstein<br />
Dauer: 30 Min.<br />
13.2. | 13.50 | Servus TV<br />
Art Wolfe – Reisen<br />
an die Grenzen der Erde<br />
Wildes Asien:<br />
Nepal und Indien<br />
Dauer: 28 Min.<br />
13.2. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Kreta – Berge im Meer<br />
Dauer: 54 Min.<br />
14.2. | 17.45 | 3sat<br />
Fahrt ins Risiko<br />
Highway im Himalaya<br />
Dauer: 45 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm finden Sie<br />
auf bergsteiger.de<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 19
TITELTHEMA<br />
Im Ausnahme<br />
Viertel aller Deutschen<br />
sind Faschingsmuffel«,<br />
hat eine Umfrage<br />
herausgefunden.<br />
»Drei<br />
Spontan würde man der<br />
nicht gerade steilen These zu allen vier Jahreszeiten<br />
zustimmen – bis in der fünften<br />
dann zuverlässig die Narren das bayerische<br />
Oberland übernehmen.<br />
Ähnlich repräsentativ könnte eine Umfrage<br />
unter Skitourengehern ausfallen. »Drei<br />
Viertel aller Skitourengeher bevorzugen<br />
einsame Touren«. Das würde man unterschreiben,<br />
bis man sich an Pürschling, Herzogstand<br />
und Hirschberg in die Schlangen<br />
einreiht. Die Faschingshochburg Südbayern<br />
ist eben auch ein klassisches Tourenrevier<br />
– ein gewisser Karl Otto unternahm 1890<br />
am Heimgarten die erste alpine Skitour.<br />
In beiden Fällen, so scheint es, wird die<br />
Brauchtumspflege ein wenig vernachlässigt.<br />
Einst trieben die Maschkera böse Geister<br />
aus dem Ort, heute treiben sie Geister in<br />
den Körper hinein, besonders Kirschgeister<br />
und Artverwandte. Und mit dem Erkundungstrieb<br />
eines Karl Otto ist es bei vielen<br />
Skitouristen nicht mehr weit her, wenn<br />
inzwischen schon Pisten für Tourengeher<br />
gesperrt werden müssen.<br />
Für alle Muffel gibt es eine simple Lösung:<br />
Wenn beim großen Festzug die Hauptstraße<br />
gesperrt ist, muss man Umwege in Kauf nehmen.<br />
Es widerspricht der Norm, sich durch<br />
Flachstücke zu schieben, in Latschengürteln<br />
zu wühlen, die Ski auch mal abzuschnallen.<br />
Aber nur so erreicht man die einsamen, oft<br />
lohnenden Hänge: mit ein bisschen Narrenfreiheit.<br />
Die darf man sich im Februar ruhig<br />
nehmen. Sei es nur, weil dann am meisten<br />
Schnee liegt.<br />
Thomas Ebert<br />
Foto: Siegfried Garnweidner
TOUR<br />
2 Risserkogel (1826 m)<br />
▶ schwierig 4 Std.<br />
1140 Hm 1140 Hm<br />
Auf Routensuche am Risserkogel<br />
Neben der Spur<br />
Frau Holle zeigt sich in bester Laune. Über<br />
Nacht hat sie der Bergwelt ein makellos<br />
weißes Hermelinkleid geschneidert. Ein<br />
Tag, an dem man genau überlegt, wo man<br />
seine Spuren pflügt. <strong>Der</strong> Risserkogel am Tegernsee<br />
ist zwar kein Paradeziel, dank der<br />
berühmten Nachbarn sicher nicht überlaufen.<br />
Genau richtig, meinen wir, ein Abenteuer<br />
abseits der Klassiker (und Massen).<br />
Werner ist nicht zu bremsen. Mit eingeschaltetem<br />
Navi spurt er voraus und späht<br />
auf den kleinen Bildschirm. Hoffentlich<br />
blickt er nicht nur auf sein Gerät, sondern<br />
auch ins Gelände, denn gleich kommt die<br />
Schlüsselstelle am Grubereck, die wir aus<br />
dem Sommer kennen. Hier war mal eine<br />
Drahtseilsicherung angebracht, die aber<br />
längst fehlt. Braucht es auch nicht, denn<br />
der Bergpfad ist breit genug und von jedem<br />
trittsicheren Wanderer locker zu schaffen.<br />
Jetzt sieht das allerdings ganz anders aus.<br />
<strong>Der</strong> Schnee hängt dick angeweht an der<br />
Felsenwand, und über dem Steig hat sich<br />
eine meterdicke Schneeflanke gebildet, die<br />
bis zu den Röthensteiner Seen gleichmäßig<br />
und gigantisch steil abfällt.<br />
Heute ist Werners Tag. Er zieht durch und<br />
legt die erste Spur in die Steilflanke. Alles<br />
hält. Einzeln und wie auf rohen Eiern balancieren<br />
wir über die Engstelle und sehen nicht<br />
nur einmal Luft unter dem Ski. Nur nicht abrutschen<br />
in diesem steilen Gelände! Endlich<br />
weitet sich der Grat zum Rücken und führt<br />
in beruhigender Breite zum Gipfel.<br />
Schräge Skitour: In der<br />
Schlüsselstelle am Grat<br />
ist Stürzen verboten.<br />
Dort wird nicht viel geredet, nur laut gedacht.<br />
Wie kommen wir wieder herunter?<br />
Welche Folgen hat ein Sturz in der Steilflanke?<br />
Und was kostet eigentlich so eine<br />
Hubschrauberrettung? Immerhin heißen<br />
wir nicht Hinterstoißer und der Risserkogel<br />
nicht Eiger-Nordwand. Wir müssen nicht<br />
den gleichen <strong>Weg</strong> hinunter, denn mir fällt<br />
ein, dass ein alter Sommerweg vom Gipfel<br />
nach Süden führt. Dass der <strong>Weg</strong> in meiner<br />
Erinnerung enorm steil abfällt, wird unter<br />
Abenteuer verbucht.<br />
Erst einmal staubt der Pulver. Im üppigen<br />
Schnee lassen sich die Ski erstaunlich gut<br />
beherrschen. Die Hänge werden freier, unser<br />
Gemüt auch, und schließlich erreichen<br />
wir die ehemalige Rißalm. Wir sind fast<br />
am <strong>Ziel</strong>, denn hier dreht die Route nach<br />
rechts ab und führt uns durch sicheren<br />
Charakter: Landschaftlich tolle<br />
Hochwinter-Skitour. Auch im Frühjahr<br />
lohnend, apert aber schnell aus.<br />
Ausrüstung: LVS-Ausrüstung,<br />
GPS-Gerät für die Abfahrtsvariante<br />
Talort: Kreuth (772 m)<br />
Ausgangspunkt: Wildbad Kreuth,<br />
Parkplatz Schwaigeralm (793 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung<br />
ab Bahnhof Tegernsee<br />
Beste Jahreszeit: Hochwinter bei<br />
reichlicher Schneelage<br />
Karte: Kompass Wander- und<br />
Radtourenkarte 1: 50 000, Blatt 8<br />
Einkehr: Schwaigeralm<br />
Aufstieg: Man folgt der Straße zur<br />
Schwaigeralm. Am Abzweig des Sommerwegs<br />
biegt man links in den Wald<br />
ab und steigt steil durch Wald und<br />
über freie Hänge hinauf zur Ableitenalm.<br />
Weiter zum Gratrücken zwischen<br />
Risserkogel und Grubereck, wo die<br />
Schlüsselstelle liegt. Bei optimalen<br />
Verhältnissen lässt sich der zackige<br />
Gipfelgrat begehen, ersatzweise<br />
geht man nach links zum Grubereck.<br />
Abfahrt: Wie Aufstieg. Variante:<br />
Über den steilen Südrücken bis kurz<br />
vor die verfallene Rißalm abfahren.<br />
Dort rechts abdrehen und auf der<br />
rechten Seite eines breiten Grabens<br />
hinab, bis der Sommerweg erreicht<br />
wird. Mit Fellen, steile Hänge querend,<br />
durch einen Graben zur Ableitenalm.<br />
Wald… nicht zur Ableitenalm, sondern in<br />
eine grimmige Lawinenrinne, die weder ich<br />
noch das GPS auf dem Zettel hatten. Uns<br />
bleibt nur der Biss in den skitouristischen<br />
Senfkrapfen: mühsames Tiefschnee-Gegenanstieg-Gewühle.<br />
Oben stehen wir am Rand<br />
einer weiteren Rinne. Die fällt nicht ganz so<br />
wild ab, wir erkennen sogar alte Abfahrtsspuren.<br />
Das muss es doch jetzt sein?<br />
Wir wählen die Vorsichtsvariante, genug<br />
Harakiri für heute. »Folge nie einer Spur,<br />
die du nicht selbst f<strong>als</strong>ch angelegt hast«,<br />
sagt der Volksmund, und tatsächlich lotst<br />
uns das GPS zur erlösenden Ableitenalm,<br />
noch bevor die Nacht anbricht. Dass es zum<br />
Schluss ein bisserl mehr Abenteuer war, <strong>als</strong><br />
geplant – geschenkt! Siegfried Garnweidner<br />
Die Variante nach Süden<br />
ist oben genial, unten<br />
aber schwer zu finden.<br />
Foto: Siegfried Garnweidner (2), Christian Weiermann (3)<br />
22 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Zur Schneeschmelze<br />
verwandeln sich Rinnsale<br />
in wahre Sturzbäche.<br />
Wer die Aussicht vom<br />
Brauneck schon kennt,<br />
genießt sie trotz Wolken.<br />
Unterwegs auf der Haute Route Oberland<br />
Schnapsidee<br />
Auf solche Ideen kommt man nicht alle Tage.<br />
Die Schmankerl-Skitouren vor den Toren<br />
Münchens aneinandergereiht zu einer Oberland-Überquerung,<br />
gar einer »Haute Route<br />
Oberland«? Nach ein paar Bier gewann die<br />
Idee an Charme, und irgendwann hatten<br />
wir sie uns derart schön getrunken, dass wir<br />
mit der Landkarte in der Hand zur Planung<br />
schwankten: Zwischen Brannenburg und<br />
Garmisch-Partenkirchen liegen die stark<br />
frequentierten Sehnsuchtsberge der Münchner<br />
– Wendelstein, Wallberg, Hirschberg,<br />
Brauneck und Herzogstand. Unsere <strong>Ziel</strong>e<br />
lagen haarscharf neben dem Skizirkus: die<br />
Weidbergalm mit ihrer sanften Kuppe südlich<br />
des Hirschbergs, der abgelegene Kessel<br />
der Rauhalm unter dem Seekarkreuz oder<br />
der schon ein bisserl hochalpine Kamm zur<br />
Benediktenwand und schließlich die freien<br />
Hänge des Simetsberg! Über die würden wir<br />
den Gipfeln rund um die Krottenkopfhütte<br />
und unserem finalen <strong>Ziel</strong> entgegen tanzen.<br />
In den Tälern würden wir alte Freunde wiedertreffen,<br />
ach wie schön!<br />
Als wir nach drei mühseligen Tagen den<br />
Walchensee erreichen, hilft auch das<br />
Schöntrinken im dortigen Gasthof nicht<br />
mehr. Wir fluchen über den Bruchharsch<br />
im Wald, wettern gegen die elendslangen<br />
Schiebestrecken und ärgern uns über die<br />
dicken Schneeflocken, die uns der Wind in<br />
Massen ins Gesicht trieb. Zuvor waren wir<br />
am Wendelstein von Schneerest zu Schneerest<br />
gehüpft und hatten bei der steilen Abfahrt<br />
vom Wallberg blankes Eis ertragen.<br />
Zwei von uns geben auf. <strong>Der</strong> Rest wühlt sich<br />
nach einer Verschnaufpause von mehreren<br />
Wochen und endlich auch bei Sonnenschein<br />
durch die Schneemassen auf den Simetsberg<br />
und zur Krottenkopfhütte. Dort resümieren<br />
wir bei selbst gebranntem Schnaps die Tour:<br />
Welch nette Menschen wir auf unserer Haute<br />
Route Oberland getroffen hatten! Und<br />
der Hang unter der Benediktenwand war,<br />
abgesehen von den schlechten Schneeverhältnissen,<br />
gar nicht so übel! Während dieser<br />
hochprozentig seligen Stunden auf dem<br />
sonnenbeschienenen Blechdach der Hütte<br />
erkennen wir endlich die Schönheit dieser<br />
Tour. Es ist halt alles eine Sache der richtigen<br />
Perspektive. Dagmar Steigenberger<br />
Auf der Taubensteinhütte<br />
bekommt die Planung<br />
den letzten Schliff.<br />
TOUR<br />
8 Haute Route Oberland<br />
▶ mittel 5 Tage<br />
7240 Hm 5610 Hm<br />
Charakter: Mehrtägige Tour, die viel<br />
begangene Skitourenziele in den<br />
bayerischen Hausbergen miteinander<br />
verknüpft; schwierigste und längste<br />
Etappe vom Brauneck über Benediktenwand<br />
bis Walchensee; teils Lifte<br />
<strong>als</strong> Aufstiegshilfen, Transfers in den<br />
Tälern nötig (per Anhalter, öffentliche<br />
Busse oder nette Bekannte)<br />
Ausgangspunkt: Wendelstein-<br />
Bergstation (1730 m)<br />
Hütten/Einkehr: Taubensteinhaus<br />
(1567 m); Wallberg-Panoramarestaurant<br />
(1620 m), Lenggrieser Hütte<br />
(1338 m); Brauneck Panoramarestaurant<br />
(1500 m); Brauneckhaus<br />
(1555 m); Gasthöfe in den Tälern<br />
Route: Wendelstein-Bergstation –<br />
Geitau (790 m) – Taubensteinhaus<br />
(1567 m) – Spitzing (1084 m) –<br />
Bodenschneid (1668 m) – Sutten<br />
(950 m) – Wallberg (1722 m) –<br />
Scharling (760 m) – Weidbergalm/<br />
Silberkopf (1540 m) – Schwarzentenn<br />
(1045 m) – Seekarkreuz (1601 m)<br />
– Lenggries (679 m) – Brauneck<br />
(1555 m, per Bahn) – Rotohrsattel<br />
(1660 m) – Tutzinger Hütte (1325 m)<br />
– Glaswandscharte (1335 m) –<br />
Staffelalm (1321 m) – Jocheralm<br />
(1381 m) – Walchensee (814 m) –<br />
Simetsberg (1840 m) – Kesselköpfe<br />
(1450 m) – Krottenkopfhütte<br />
(1946 m) – Garmisch-<br />
Partenkirchen (708 m)<br />
Tourenkarte 9<br />
Heftmitte<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 23
Eisorgel: Im frostigen<br />
Geierkar sorgt die Steigung<br />
für warme Beine.<br />
Himmelspforte: <strong>Der</strong> <strong>Weg</strong><br />
zum Gipfel führt nur<br />
durch dieses Felsentor.<br />
Durchs Felsentor im Geierkar<br />
Schräge Vögel<br />
»Als Geier hätten wir gehen können!«. Die<br />
Idee kommt uns erst, <strong>als</strong> die Ski schon<br />
wieder im Kofferraum liegen. Die Verkleidungsfrage<br />
war bis zum letzten Schwung<br />
offen geblieben, wir hatten uns einfach<br />
nicht entscheiden können. Das Geierkar im<br />
Februar ist eben keine ganz normale Tour…<br />
Je weiter man zum Ammersattel hinauffährt,<br />
desto dicker sind die Fichten vom<br />
Schnee eingepackt. Eine ganze Schneemann-Armee<br />
hat sich am Straßenrand entlang<br />
aufgereiht. Bis wir unseren Parkplatz<br />
freigeschaufelt haben, könnten wir uns<br />
dazugesellen und <strong>als</strong> Schneemann gehen.<br />
Tourenziel ist der Westliche Geierkopf in<br />
den Ammergauer Alpen. Gute tausend Höhenmeter<br />
steigt man durch ein nordseitiges<br />
Kar auf, jetzt im Hochwinter sind wir hier<br />
allein unterwegs. Die Ideen für die passende<br />
Kostümierung liefert die Tour selbst:<br />
Gleich unten bei der Durchquerung des<br />
dichten Waldsaums wären Fichtenzweige<br />
und Rindenstücke die Komponenten für<br />
eine Maske <strong>als</strong> Waldschrat. Da keine Spuren<br />
vorhanden sind, muss man ein wenig<br />
suchen, um den Einstieg ins richtige Kar zu<br />
finden.<br />
Weiter oben dann dreht die Meinung auf<br />
»Eiszapfen«. Davon hängen nicht nur genug<br />
an den Felsstufen, unter denen es<br />
durch geht, sondern das würde auch zu Nasenspitzen,<br />
Fingern und Zehen passen. Im<br />
Winter scheint nämlich kein Sonnenstrahl<br />
in diesen Eiskeller. Abwechslungsreich geht<br />
es weiter, denn am oberen Ende des Kars<br />
wartet ein Felsentor. <strong>Der</strong> Durchstieg durch<br />
dieses Steilstück ist bei dem harten Schnee<br />
nicht einfach, so dass sich die Frage stellt,<br />
ob man <strong>als</strong> Fußball verkleidet leichter durch<br />
das Tor käme.<br />
Wenn diese Hürde genommen und der kurze<br />
Felsgrat zum Gipfel absolviert ist, dann<br />
bleibt bei der Aussicht <strong>als</strong> einzig wahre Verkleidung<br />
das Geierkostüm. Fürs nächste<br />
Mal wissen wir das jetzt! Andrea Strauß<br />
TOUR<br />
6 Westlicher Geierkopf<br />
(2143 m)<br />
▶ schwierig 4 Std.<br />
1040 Hm 1040 Hm<br />
Charakter: Schneesichere, knackige<br />
Tour in den Ammergauer Alpen.<br />
Selten begangen.<br />
Anforderungen: Steile, nordseitige<br />
Tour für sichere Tourengeher. Bei<br />
sicheren Lawinenverhältnissen auch<br />
schon im Hochwinter möglich.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz bei der<br />
Ammerwald Alm an der Straße Linderhof–Plansee<br />
(ca. 1100 m)<br />
Route: Ammerwaldalm – Geierkar –<br />
Felsentor – Westgrat des Westlichen<br />
Geierkopfs – Westlicher Geierkopf<br />
(2143 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz über die<br />
Straße und durch dichten Wald bis<br />
zu einer Schneise. LInkshaltend zur<br />
Wald-grenze und hinein ins düstere,<br />
steile Geierkar. Hier nun gerade<br />
hinauf, direkt auf die Scharte zwischen<br />
beiden Gipfeln zu und je nach<br />
Schneelage durch oder über das<br />
Felsentor. Skidepot in der Scharte,<br />
über den Westgrat (manchmal<br />
heikel) zum Gipfel.<br />
Abfahrt: Wie Aufstieg.<br />
In den bayerischen<br />
Alpen ist genug Platz für<br />
Touren neben der Spur.<br />
Tourenkarte 12<br />
Heftmitte<br />
Foto: Siegfried Garnweidner, Andrea Strauß (2)<br />
24 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
TOUREN<br />
Närrische Touren zwischen Allgäu und Chiemgau<br />
Abseits der Massen finden nicht nur Hasardeure ihr Glück. Viele Hänge fallen auf der Suche nach<br />
der perfekten Abfahrt aus dem Raster, obwohl sie sich durchaus auch für Einsteiger eignen.<br />
CHIEMGAUER ALPEN (AUT)<br />
1 Schnappen (1546 m)<br />
▶ einfach 2½ Std.<br />
870 Hm 870 Hm<br />
Exposition: Westen und Süden<br />
Charakter: Ohne größere Schwierigkeiten.<br />
Bei kaltem Wetter und hoher<br />
Schneelage fi ndet am Schnappen<br />
jeder seine Freude: <strong>Der</strong> Anfänger<br />
zum Üben und der alte Hase zum<br />
Schwelgen.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Wiesen im<br />
Kohlental (680 m)<br />
Aufstieg: Vom Wiesenhof auf einem<br />
Fahrweg im Wald, später auf freien<br />
Hängen in geringer Steigung zur<br />
Wiesenalm hinauf. Von ihr mit fl achen<br />
Etappen zur Stubenalm und nach<br />
dem Weidezaun links abbiegen.<br />
Dabei die Straße verlassen und in<br />
freiem Wiesenhang nach Nordosten<br />
hinauf. Anschließend in einem<br />
Bogen nach links, über einen Graben,<br />
durch ein Weidegatter und nach<br />
Norden zur Unteren Schnappenalm.<br />
Von der Alm nach Norden zum<br />
höchsten Punkt hinauf.<br />
Abfahrt: Im Wesentlichen entlang<br />
der Aufstiegsroute, wobei die<br />
freien Almhänge zahlreiche Varianten<br />
zulassen.<br />
BAYERISCHE VORALPEN (D)<br />
3 H<strong>als</strong>erspitz (1862 m)<br />
▶ mittel 3¼ Std.<br />
1050 Hm 1050 Hm<br />
Exposition: Süden<br />
Charakter: Sehr selten durchgeführte<br />
Skitour auf einen einsamen, großartigen<br />
Aussichtsberg. Meist Spurarbeit<br />
notwendig. <strong>Weg</strong>en Lawinen gefahr<br />
sollte die Abfahrt bis 10 Uhr begonnen<br />
werden.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz am<br />
Eingang ins Ampelsbachtal (963 m)<br />
Aufstieg: Etwa eine Stunde lang<br />
durch das Ampelsbachtal und bei der<br />
Verzweigung hinter der Bachbrücke<br />
links halten. 100 m weiter vorne nach<br />
rechts in den Wald hinein, weiter<br />
oben über freies Gelände, wieder in<br />
den Wald hinein, an einer Jagdhütte<br />
vorbei und zur Schönleitenalm.<br />
Nach Osten nur gering ansteigend<br />
einen Lawinenhang queren und<br />
bei der Beschilderung links abbiegen,<br />
um dem Verlauf des Sommerwegs<br />
bis zum Blaubergkamm hinauf<br />
zu folgen. Auf der Grathöhe rechts<br />
abdrehen und – auf Wechten<br />
achtend – zum Gipfel.<br />
Abfahrt:<br />
Wie Aufstieg.<br />
Tourenkarte 10<br />
Heftmitte<br />
BAYERISCHE VORALPEN (D)<br />
4 Schürfenkopf und<br />
Rechelkopf (1328 m)<br />
▶ einfach 2¾ Std.<br />
929 Hm 929 Hm<br />
Exposition: Süden<br />
Charakter: Kurze sonnseitige Tour,<br />
für die man satt Neuschnee braucht.<br />
<strong>Der</strong> unbedeutende, aber schöne<br />
Schürfenkopf über die Sonntraten ist<br />
<strong>als</strong> Skitourenziel fast nur Einheimischen<br />
bekannt. Neben dem kurzen<br />
Bergsprint lohnt sich die Tour aber<br />
auch für Einsteiger, die ihre Technik<br />
optimieren wollen.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Gaißach-<br />
Grundnern (693 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz in Grundnern<br />
auf dem Sonntratensteig hinauf.<br />
Bei sehr hoher Schneelage den<br />
Treppenstufen des Wanderweges ausweichen<br />
(soweit es der Stacheldraht<br />
zulässt). Auch das steile Stück durch<br />
dichten Wald, kurz unter dem Schürfenkopf<br />
lässt sich bei entsprechender<br />
Geländekenntnis links umgehen,<br />
bis nach etwa einer Stunde die Gipfel -<br />
hochfl äche erreicht ist. Von dort<br />
kann man auf den Rechelkopf weitergehen,<br />
wenn man nach dem kurzen<br />
Aufstieg noch etwas »Auslauf«<br />
braucht.<br />
Abfahrt: im Wesentlichen entlang der<br />
Aufstiegsroute. Bei der Abfahrt vom<br />
Schürfenkopf lohnt es sich, sich etwas<br />
östlich der Aufstiegsroute an den<br />
freien Sonnenhängen zu orientieren;<br />
dort lässt es sich schöner schwingen.<br />
Unten aber rechtzeitig nach rechts<br />
orientieren!<br />
ESTERGEBIRGE (D)<br />
5 Wallgauer Eck (1769 m)<br />
▶ einfach 5½ Std.<br />
1125 Hm 1500 Hm<br />
Exposition: Südosten<br />
Charakter: Lange, aber – bis auf den<br />
Gipfelhang – einfache Skiwanderung.<br />
Hohe Schneelage ist erforderlich.<br />
Die Tour wird sehr selten durchgeführt<br />
und ist deshalb meist nicht<br />
gespurt.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Wallgau,<br />
Haus des Gastes (866 m)<br />
Aufstieg: Auf dem Fahrweg gegen<br />
Südosten Richtung Wallgauer Alm.<br />
Bei der Abzweigung dem Sommerweg<br />
folgen, bis wieder eine Straße<br />
erreicht wird. Dort links bis zur<br />
Wildbadermoos-Diensthütte.<br />
Hier dem Fahrweg nach rechts zur<br />
Wallgauer Alm folgen. Von ihr zu<br />
einem Marterl hinauf und gering<br />
abwärts, dann gegen Nordwesten<br />
zum steilen Gipfelaufschwung.<br />
Über ihn die letzten 80 Höhenmeter<br />
zum höchsten Punkt.<br />
Abfahrt: Wie Aufstieg. Oder bei<br />
der Wallgauer Alm auf dem<br />
Sommerweg bleibend,<br />
später auf einem<br />
Fahrweg bis zu den<br />
Tourenkarte 11<br />
Heftmitte<br />
drei Grabeln hinab. Dort links bis<br />
zum Finzbach hinaus. Zuletzt eben<br />
bis Wallgau zurück.<br />
ALLGÄUER ALPEN (D)<br />
7 Südlicher Schartenkopf<br />
(1977 m)<br />
▶ schwierig 3½ Std.<br />
1120 Hm 1120 Hm<br />
Exposition: Nordosten und Osten<br />
Charakter: Sehr steile Skitour, die<br />
eine besonders stabile Schneelage<br />
und starke Kondition verlangt.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Faistenoy,<br />
T<strong>als</strong>tation der Fellhornbahn (904 m)<br />
Aufstieg: Vom Ausgangspunkt nach<br />
Süden bis Birgsau. Dort rechts<br />
abbiegen, über die Stillach und dem<br />
Sommerweg folgen. Diesen entweder<br />
nach rechts in eine Steilrinne verlassen<br />
und zum Griesgrund aufsteigen.<br />
Oder dem Sommerweg bis 1400<br />
Meter folgen und gegen Westen über<br />
ostseitige Hänge in eine immer steiler<br />
werdende Rinne hinein. Mühsam<br />
durch sie bis zur Scharte zwischen<br />
Griesgrundgkopf und Schartenkopf<br />
hinauf (evtl. Ski tragen).<br />
In der Scharte nach rechts und den<br />
steilen, freien Hang westlich des<br />
Gipfels queren. Hinter einem Schrofenhang<br />
rechts abbiegen und sehr<br />
steil zum höchsten Punkt hinauf.<br />
Abfahrt: Wie Aufstieg. Alternativ in<br />
die weiten Hänge unter dem Griesgundkopf<br />
einfahren und nach Norden<br />
hinab in das Warmatsgundtal. Auf<br />
dem Skiweg zur Mittelstation der<br />
Fellhornbahn und auf der Piste zum<br />
Ausgangspunkt zurück.<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 25
TITELTHEMA<br />
Die<br />
Weitwanderwege in Europa: Teil 1<br />
Entschleuniger<br />
Wundermittel Weitwandern: Es gibt wohl keine bessere<br />
Art, so spektakulär zur Ruhe zu kommen. Schon die Vorbereitung<br />
ist ein Genuss. Jetzt ist die ideale Zeit, um sich<br />
neue <strong>Ziel</strong>e zu suchen. In dieser und der nächsten Ausgabe<br />
stellen wir je drei Denkanstöße vor. Von Michael Vogeley<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Weit und breit: Das Plateau der 13 Seen im<br />
Valle di Susa hat man meist für sich allein.<br />
Auch dank der GTA können Bauern und<br />
Hirten im entsiedelten Piemont bleiben.<br />
te Fluss Italiens. Und nicht umsonst bedeutet<br />
der Name Piemont »Am Fuße der Berge«.<br />
Im Anblick dieser unvergleichlichen Kulissen<br />
und immer mit Blick in die Weite der<br />
Po-Ebene schlängelt sich die GTA auf einer<br />
aussichtsreichen Zwischenebene, wie ein<br />
Balkon zwischen Hoch- und Tiefland.<br />
Fotos: Iris Kürschner, Martin Falk<br />
Grande Traversata delle Alpi<br />
1000 Kilometer durch den italienischen Alpenbogen<br />
Die GTA – was für ein Trail! Die Grande<br />
Traversata delle Alpi, deren Bedeutung sich<br />
auch des Italienischen Unkundige ausmalen<br />
können und die niemand beim vollen<br />
Namen in den Mund nimmt, schmiegt<br />
sich wie eine weichgekochte Spaghetti in<br />
den italienischen Westalpenbogen. Eine<br />
sehr lange Spaghetti: Vor den gewaltigen<br />
Gebirgskulissen an der Schweizer Grenze<br />
durch die westlichen italienischen Alpen<br />
bis nach Ligurien misst die GTA über 1000<br />
Kilometer – etwa 55 bis 60 Tagesetappen<br />
müssen dafür schon investiert werden.<br />
Üblicher ist es daher, den <strong>Weg</strong> in mehrere<br />
Etappen aufzuteilen. Eine beliebte Variante<br />
ist das Trennen in einen Nord- und Südteil.<br />
Die erste Hälfte beginnt dabei mit einem<br />
wahren Panorama-Feuerwerk, denn im<br />
Norden grenzt das Piemont an die Schweizer<br />
Kantone Wallis und Tessin, im Westen<br />
an Frankreich mit den Départements Rhône-Alpes<br />
und Provence-Alpes-Côte d’Azur.<br />
Die Kulminationspunkte dieser Regionen<br />
sind weit über ihre Grenzen bekannt: Im<br />
Piemont thront mit 4618 Metern der berühmte<br />
Monte Rosa, obwohl auch hier die<br />
Hälfte zum Schweizer Wallis gehört. Ein<br />
rein italienischer Viertausender ist der Gran<br />
Paradiso (4061 m) im gleichnamigen Nationalpark,<br />
der ebenfalls in den Blick gerät.<br />
Aber selbst nachdem man den spektakulären<br />
Nordteil hinter sich gelassen hat, geizt<br />
die GTA nicht mit Panorama-Reizen. Im<br />
Mittelteil des <strong>Weg</strong>s schwingt sich die Pyramide<br />
des Monviso immerhin noch auf<br />
3841 Meter. Die Römer nannten ihn »König<br />
aus Stein« und dachten, er sei das Dach der<br />
Welt. Unter ihm entspringt der Po, der größ-<br />
Keine richtigen Alpen?<br />
Von berühmten Bergen bis zum Flachland<br />
fällt das Gebirge in nur wenigen Kilometern<br />
ab. Die Nähe zur Ebene ist der Nährboden<br />
für ein weitverbreitetes Vorurteil: »Da unten<br />
gibt es ja gar keine richtigen Alpen.«<br />
Aber: <strong>Der</strong> Hauptkamm, in dessen Nähe<br />
sich der <strong>Weg</strong> windet, überschreitet auch im<br />
tiefen Süden bei weitem die Dreitausendergrenze.<br />
Trotzdem ist die GTA keine alpine Hochtour,<br />
eher ein subalpiner <strong>Weg</strong>. Sie verläuft<br />
überwiegend durch früher intensiv genutzte,<br />
besiedelte Kulturlandschaften. Die große<br />
Tour durch die Westalpen durchquert<br />
Gebiete, die zu den einsamsten Regionen<br />
der Alpen zählen. Und ist bergsteigerisch<br />
nicht besonders anspruchsvoll, denn es<br />
gibt weder Kletterstellen noch Gletscherquerungen.<br />
Eine gute Grundkondition und<br />
Trittsicherheit sind aber erforderlich, einige<br />
Etappen sind recht lang. Pro Tag sind durchschnittlich<br />
etwa 1000 Höhenmeter im Aufwie<br />
im Abstieg – in Summe etwa 65 000 (!)<br />
– zu bewältigen.<br />
Auf einsamen Pfaden<br />
<strong>Der</strong> vor etwa drei Jahrzehnten konzipierte<br />
<strong>Weg</strong> spart systematisch erschlossene Gebiete<br />
aus und führt durch die einsamsten<br />
Regionen der Westalpen. Mit dem Projekt<br />
wurden bewusst neue <strong>Weg</strong>e oder Hüttenneubauten<br />
vermieden. <strong>Der</strong> Pfad nutzt die<br />
traditionelle Infrastruktur auf Maultierpfaden<br />
(»mulattieras«), historischen<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 27
Die GTA ist nicht immer nagelneu, aber<br />
durchgehend markiert. Die vielen Seitentäler<br />
am <strong>Weg</strong> sind meist menschenleer.<br />
Militärstraßen und alten Almwegen im<br />
»Wilden Westen« der Alpen. Das Besondere<br />
am <strong>Weg</strong> ist auch, dass nur selten in<br />
Hütten übernachtet wird, sondern oft in<br />
den kleinen, authentischen Berghöfen<br />
(»posti tappa«) der W<strong>als</strong>erdörfer, in denen<br />
man manchmal Brocken altdeutschen Dialekts<br />
hören, immer aber gut essen kann:<br />
Die Küche des Piemont ist legendär und<br />
eine der besten Europas. Gastfreundschaft<br />
und Kochkunst gehören hier zusammen.<br />
<strong>Der</strong> Wanderer genießt das »Slow food« aus<br />
regionalen Produkten, die aus artgerechter<br />
Tierhaltung stammen und in uralten<br />
Rezepten verarbeitet werden.<br />
Am besten probiert man erst einmal einige<br />
zeitlich überschaubare Abschnitte<br />
aus und nippt an dem Cocktail aus Landschaft,<br />
Küche, Gastfreundschaft und Klima<br />
– aber Vorsicht, er macht süchtig! Die<br />
Große Alpentraverse ist eine Labsal für<br />
Körper, Geist und Seele, und so wird man<br />
zurückkehren auf den gestandenen Treck<br />
vom ewigen Eis der Viertausender bis dahin,<br />
wo jeder anständige Weitwanderweg<br />
endet: am Meer.<br />
Island: Laugavegur<br />
Durch die wildeste Landschaft Islands<br />
TOUR<br />
GTA: Die große Alpentraverse<br />
Charakter: Ultralange Bergwanderung durch<br />
einsame Gebiete. Die GTA folgt dem Westalpenbogen<br />
über hohe Pässe von einem Quertal<br />
ins nächste. Meist in Etappen begangen<br />
Dauer: Je nach Varianten mehr <strong>als</strong> 55 bis<br />
65 Etappen auf etwa 1000 Kilometern und<br />
65 000 Höhenmetern<br />
Schwierigkeit: Ohne technische Schwierigkeiten,<br />
keine Gletscher. Trittsicherheit und<br />
Schwindelfreiheit sind jedoch Grundvoraussetzungen.<br />
Sehr gute Orientierungsfähigkeiten<br />
im oft menschenleeren Gebiet mit Karte,<br />
Kompass, Höhenmesser, GPS<br />
Anreise/Rückreise: Mit dem Flugzeug<br />
nach Mailand, Turin oder Nizza. Vom Ausgangspunkt<br />
Molini di Calasca (480 m) sehr<br />
gute Straßen- und Zugverbindungen nach<br />
Domodossola. Von dort gute Busverbindung.<br />
Vom Endpunkt Viozene (1245 m): Busverbindung<br />
nach Cuneo. Von dort Straßen-,<br />
Bus- und Zugverbindungen<br />
Beste Reisezeit: Anfang Juni bis Ende<br />
September. Die höheren Teile des <strong>Weg</strong>es sind<br />
oft erst ab Anfang Juli schneefrei, die Taletappen<br />
können auch im Frühjahr und Spätherbst<br />
begangen werden.<br />
Ausrüstung: Großer Rucksack, Schlafsack,<br />
gute Bergstiefel, Trekkingstöcke, Notbiwakausrüstung,<br />
Kompass, Höhenmesser (evtl. GPS)<br />
Karten: Instituto Geografi co Centrale (IGC)<br />
1:50 000, Blätter 1–3 und 6–12. Abseits<br />
der eingezeichneten GTA nicht immer<br />
zuverlässig. Die Karten sind vor Ort kaum<br />
erhältlich, unbedingt vorbestellen!<br />
Informationen: Iris Kürschner/Dieter<br />
Haas »GTA – Grande Traversata delle Alpi«,<br />
Rother Wanderführer, 2. Aufl age 2013. Werner<br />
Bätzing »Grande Traversata delle Alpi Teil 1:<br />
<strong>Der</strong> Norden« und »Teil 2: <strong>Der</strong> Süden«, beide<br />
Rotpunktverlag Zürich. Veranstalter: DAV Summit<br />
Club (www.dav-summit-club.de),<br />
u.a. mit Gepäcktransport. Tipp: profunder<br />
Kenner und Guide für individuelle Touren:<br />
Martin Falk, M-Art@gmx.at<br />
A<br />
Zugegeben, der »<strong>Weg</strong> der heißen Quellen«<br />
gehört nicht zu den längsten Weitwanderwegen.<br />
Dafür ist er vor allem eines: exotisch.<br />
<strong>Der</strong> Klassiker der Island-Trekkings<br />
führt durch die unvergleichliche Vielfalt<br />
der Fjallabak-Hochebene, wo bunte<br />
Rhyolith-Berge und fauchende Solfatare<br />
aufragen, schwarze Wüsten neben glitzernden<br />
Eiskappen liegen und reißende<br />
Bäche tiefe Schluchten gegraben haben.<br />
Die weltgrößte Vulkaninsel ist ein Paradies,<br />
das nach Hölle riecht: überall liegt<br />
der Geruch von Schwefel in der Luft. Wen<br />
das nicht stört, geht den Laugavegur: <strong>Der</strong><br />
<strong>Weg</strong> durch das unbewohnte Hochland ist<br />
der schönste, typischste und einer der wildesten<br />
der Insel.<br />
Erde im Urzustand<br />
Die »heißen Quellen der Landmänner« in<br />
Landmannalaugar dampfen, <strong>als</strong> wir die<br />
Rucksäcke schultern und durch glänzend<br />
schwarze Obsidianlava aufwärts ziehen.<br />
Am Fuße des Brennisteinsalda-Vulkans<br />
überbietet ein Spektakel das andere. Farbenprächtige<br />
Bergrücken leuchten im<br />
Sonnenlicht auf, wie mit dem Textmarker<br />
hingemalt. Schwefelgestank foltert unsere<br />
Nasen, aus gelben Schlammkesseln faucht<br />
Dampf. Neben Schneefeldern brodeln<br />
heiße Solfataren. An den Hüttchen von<br />
Emstrur dann ein überraschender Szenenwechsel.<br />
Zwar blubbert es weiter aus<br />
den Geysiren am <strong>Weg</strong>rand, aber die knallbunten<br />
Berge weichen jetzt Palagonit-<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14<br />
E
Kegeln und einer kohlrabenschwarzen,<br />
bizarren Sandwüste, deren Durchquerung<br />
endlos erscheint. Bei hohen Windstärken<br />
ist hier kein Weiterkommen, dann fegen<br />
die feinen Körner wie aus dem Sandstrahler<br />
über das mondähnliche Plateau und<br />
zerfetzen selbst die widerstandsfähigste<br />
Outdoor-Kleidung. Endlich verlieren wir<br />
an Höhe und tauchen ein in eine farbige<br />
Blütenwelt. Im Birkenwald der grünen<br />
Oase Þórsmörk lassen wir die Rucksäcke<br />
ins Gras fallen. Hier könnten wir die Wanderung<br />
problemlos beenden, bis uns die<br />
Bustouristen aus Reykjavík dann doch zu<br />
viel werden.<br />
Nicht nur »Fire & Ice«:<br />
Auf der Vulkaninsel Island<br />
fließt Wasser en masse.<br />
man auf diesem grandiosen Weitwanderweg<br />
über den Pass Fimmvörðuháls,<br />
unterliegt ständigem Wandel. Die Landschaft<br />
verändert sich deutlich rascher <strong>als</strong><br />
die heimischen Alpen, und die Naturgewalten,<br />
allen voran der Wind, kommen<br />
unvermittelt.<br />
Unter normalen Bedingungen ist der <strong>Weg</strong><br />
nicht besonders schwer. Aber was ist hier<br />
schon normal? Man kann an einem Tag alle<br />
Jahreszeiten durchleben, samt horizontalem<br />
Regen, sanfter Sommerbrise und<br />
dichtem Schneefall. Dafür ist der steile<br />
Anstieg zum Pass mit Drahtseilen gesichert<br />
– auch wenn sie etwas wackeln.<br />
TOUR<br />
Wandern wie auf<br />
fremden Planeten<br />
Charakter: Mystisches Wandertrekking<br />
durch aktive Vulkanlandschaften. Schön und<br />
berühmt, bis Þórsmörk stark frequentiert<br />
Dauer: Ca. 6 Tage, etwa 80 km, 1920<br />
Höhenmeter bergauf, 2520 Höhenmeter<br />
bergab<br />
<strong>Weg</strong>verlauf: Landmannalaugar – Hrafntinnusker<br />
– Hvanngil – Markarfl jótsgljúfur<br />
– Þórsmörk – Fjallabak – Skógar<br />
Schwierigkeit: Keine besonderen technischen<br />
Schwierigkeiten. Kaum Orientierungsprobleme,<br />
Vorsicht aber bei dichtem Nebel.<br />
Zu passierende Flüsse können bei Glet scherschmelze<br />
oder Starkregen rasch anschwellen.<br />
Bis Skógar Schwindelfreiheit und Trittsicherheit<br />
unerlässlich<br />
Anreise/Rückreise: Mit dem Flugzeug<br />
nach Reykjavík/Kefl avík oder per Autofähre<br />
von Dänemark (April bis September).<br />
Von Mitte Juni bis Mitte September tägliche<br />
Busverbindungen von/nach Reykjavík –<br />
Skógar – Þórsmörk – Landmannalaugar<br />
Beste Reisezeit: Mitte Juni bis Mitte<br />
September. Ab Ende August werden Busund<br />
Bootsverbindungen stark reduziert.<br />
Ausrüstung: Komplette Campingausrüstung<br />
und Verpfl egung für mehrere Tage.<br />
Gute Kleidung für Temperaturen bis 0° C<br />
und alle Niederschlagsarten<br />
Karten: Mál og Menning, Sérkort 4:<br />
Landmannalaugar – Þórsmörk – Fjallabak,<br />
1:100 000. Ferðakort, Sérkort Þórsmörk –<br />
Landmannalaugar, 1:100 000<br />
Übernachtung: Wanderhütten des Isländischen<br />
Touringclub (Ferðafélag Íslands);<br />
Im Hochsommer oft ausgebucht (dann<br />
Zelten!). Die Küche in den Hütten kann<br />
benutzt werden.<br />
Informationen: Erik van de Perre »Island:<br />
Trekking-Klassiker«, Conrad Stein Verlag,<br />
2007, www.dav-summit-club.de<br />
Fotos: Martin Falk (2), Hans Steinbichler, Rhys Jones/fl ickr<br />
Schläft der Vulkan?<br />
Über dem kleinen Bauernhof<br />
am Fuße des Eyjafjallajökull<br />
verdunkelte 2010 ein schwarzer<br />
Brodem den Himmel.<br />
Unheilvoll stieg eine gewaltige<br />
Aschewolke auf, so irreal<br />
hoch, dass die Szenerie eher<br />
an einen Katastrophenfilm<br />
hollywoodscher Machart erinnerte.<br />
Die Folgen waren allerdings<br />
ganz real: <strong>Der</strong> feuerspeiende<br />
Berg brachte mit seiner<br />
gigantischen Aschewolke den<br />
gesamten Flugverkehr in Europa<br />
zeitweise zum Erliegen.<br />
<strong>Der</strong> Vulkan schläft nun wieder,<br />
die Frage ist: wie lange?<br />
Denn alles in Island, das lernt<br />
Grüne Wüste: der Auslauf der Landmannalaugar<br />
E<br />
A<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29
<strong>Der</strong> »Strokkur« (»Butterfass«) bläst alle<br />
fünf Minuten und bis zu 30 Meter hoch.<br />
Die heißen Quellen von Landmannalaugar<br />
machen müde Wander-Waden wieder fit.<br />
Auf dem Pass, der eher eine Hochebene <strong>als</strong><br />
ein Übergang ist, wählen wir für die Übernachtung<br />
die biwakschachtelartige rote<br />
Hütte Baldvínskáli. Eine weitere, bewirtschaftete<br />
Hütte sehen wir einen Kilometer<br />
entfernt. Wir wählen die Individualität<br />
und haben alles dabei, was zum alternativen<br />
Übernachten gehört. Ein Ofen macht<br />
unsere karge, windgebeutelte Unterkunft<br />
heimelig.<br />
Anderntags lässt sich beim Anblick des<br />
Eyjafjallajökull erahnen, welches Inferno<br />
hier geherrscht haben muss. Wir werden<br />
demütig im Anblick der ungestümen Natur<br />
und waten mühsam durch knöchelhohe<br />
Aschefelder. Drunten blinken die<br />
Irmingersee und die roten Dächer von<br />
Skógar an der berühmten Ringstraße: ein<br />
Stück Zivilisation. Dabei haben wir gerade<br />
noch in die Eingeweide unseres Planeten<br />
geblickt.<br />
BUCHTIPP<br />
Michael Vogeley, Fernwanderwege in Europa,<br />
25 Traumstrecken vom Nordkap bis zum Mittelmeer<br />
und die <strong>Weg</strong>e E1–E11 im Überblick<br />
Europa zu Fuß erleben<br />
Wandern, soweit die Füße tragen. Das haben<br />
sie alle gemeinsam, und doch sind Fernwanderwege<br />
so unterschiedlich wie die Natur, die man<br />
durchwandert. Michael Vogeley zeigt die Charakteristika<br />
der Weitwander-Klassiker<br />
informativ und detailliert auf.<br />
Bruckmann Verlag, 168 Seiten,<br />
ca. 320 Abbildungen, Format<br />
22,7 x 27,4 cm, Hardcover,<br />
32,99 €<br />
Ostalpen: Alpe-Adria-Trail<br />
Ein Mammut-Pfad vom Eis zum Meer<br />
Er ist wahrhaftig ein Fernwanderweg! Ein<br />
760 Kilometer langer Marsch, inmitten majestätischer<br />
Berge, mit Stationen in Hütten<br />
mit deftigen Kasnudel-Gerichten bis hin<br />
zu den kulinarischen Köstlichkeiten der<br />
blauen Adria. Die Route von Österreich<br />
über Slowenien bis Italien ist ein <strong>Weg</strong> der<br />
Natur- und Kulturkontraste. Hochgebirge<br />
und glitzernde Seen in Kärnten, kühne<br />
Wildflüsse und mächtige Berge in Slowenien,<br />
mediterranes Flair in Italien.<br />
Wandern hat viele Beweggründe. Eine davon<br />
ist Entschleunigung, und dafür eignet<br />
sich der Alpe-Adria-Trail perfekt. Er ist<br />
kein Hochgebirgsweg und schlängelt sich<br />
eher zwischen den Gipfeln <strong>als</strong> über sie –<br />
nach dem spektakulären Auftakt an Österreichs<br />
Höchstem geht es gemächlicher<br />
zu. An der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe, unter<br />
dem 3798 Meter hohen eisgepanzerten<br />
Großglockner ist die kühle Luft so klar wie<br />
Glas. <strong>Der</strong> Wanderer verlässt den quirligen<br />
Platz und taucht beim steilen Abstieg<br />
nach Heiligenblut in die Stille ein, noch<br />
beeindruckt und bedrückt vom raschen<br />
Rückgang der Pasterze. Stunden in Einsamkeit<br />
und Ruhe, unterbrochen nur von<br />
den gellenden Pfiffen der Murmeltiere.<br />
Beachtliche Höhenmeter<br />
Es ist ein Mammut-Projekt, das sich Österreich,<br />
Slowenien und Italien vorgenommen<br />
haben: vom höchsten Berg Österreichs<br />
bis ans Meer. Obwohl der <strong>Weg</strong> dem<br />
Lauf der Natur folgt – vom Gletscherursprung<br />
des Wassers bis hin zur Mündung<br />
in der Adria – geht es nicht nur bergab.<br />
Auf einigen der durchschnittlich 17 Kilometer<br />
langen Etappen müssen auch im<br />
Aufstieg beträchtliche Höhenunterschiede<br />
überwunden werden. Denn der fulminante<br />
Trail führt bewusst immer wieder<br />
ins Tal, um den Wanderern neben der<br />
sportlichen Komponente auch die kulturelle<br />
und lukullische Vielfalt der Alpe-<br />
Adria-Region näher zu bringen. Und das<br />
nicht nur auf Berg-Steigen, sondern auch<br />
über geschichtsträchtige <strong>Weg</strong>e. Das Erbe<br />
der k. u. k.-Monarchie scheint hier noch<br />
immer und überall lebendig zu sein.<br />
Aufgeladen von der Energie des eisigen<br />
und felsigen Hochgebirges, zieht der Wanderer<br />
durch eine vom Licht durchflutete<br />
Landschaft, quert Kärnten, Friaul und Slowenien,<br />
um schlussendlich am Fischerdorf<br />
Muggia bei Triest an der warmen Adria am<br />
Strand die Beine ausstrecken zu können.<br />
Juwel Soča<br />
<strong>Der</strong> Alpe-Adria-Trail-»Pilger« taucht auch<br />
ein in das geschützte und mit einem<br />
»EDEN-Award« ausgezeichnete Naturjuwel<br />
der Soča, dem Fluss, der weiter südlich<br />
<strong>als</strong> Isonzo in die Adria mündet. Mit<br />
ihren Wasserfällen, Höhlen und abgelegenen<br />
Flusstälern ist die kristallklare Soča<br />
eigentlich ein eigenes Reiseziel, deren<br />
Hüter für ihr nachhaltiges Nationalpark-<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Von der Millstädter<br />
Alpe blickt man auf<br />
die zuvor durchwanderten<br />
Nockberge.<br />
Fotos: visiticeland.com, StrokkurFeaturingPhotographers, Franz Gerdl, Slowenien Tourismus<br />
Auf dem Alpe-Adria-Trail<br />
lässt sich Slowenien<br />
entdecken, z. B. im Naturreservat<br />
Zelenci<br />
Konzept zu Recht mit dem begehrten Preis<br />
ausgezeichnet wurden.<br />
Weiter treckt man durch den Nationalpark<br />
Triglav, dem einzigen Sloweniens, inmitten<br />
der mächtigen Julischen Alpen. Immer<br />
begleitet vom mediterranen Klima, das viele<br />
Sonnenstunden und angenehme Temperaturen<br />
verspricht. Mit eindrucksvollen<br />
Ausblicken in die Landschaftskomposition<br />
aus Alpen und Adria. Im äußersten Westen<br />
Sloweniens durchquert der Steig das<br />
Gebiet Goriška Brda, in dessen sonnenexponierter<br />
Hügellage viele international<br />
prämierte Weine herangereift sind.<br />
Italienisches Finale<br />
Wie das Wasser der Flussläufe, kommt<br />
auch der Wanderer seinem <strong>Ziel</strong> allmählich<br />
näher. Wenn die Schwarzkiefern in<br />
Duino erstm<strong>als</strong> den Blick auf die Adria<br />
frei geben, die salzige Luft in die Lungen<br />
strömt und eine milde Brise die müden<br />
Beine kühlt, scheint der erhabene Großglockner<br />
plötzlich weit weg zu sein.<br />
Und so endet der Fußmarsch im Fischerdorf<br />
Muggia typisch italienisch. In dem<br />
Hafenstädtchen, das geprägt ist von Einflüssen<br />
venezianischer Kultur, genießt<br />
man den Ausblick auf die Stadt Triest, das<br />
»Wien am Meer«. Hier lässt sich das Resultat<br />
des Weitwanderns am ganzen Körper<br />
erleben: Mit vollem Herzen, klarem Kopf<br />
und zufriedenem Bauch klingt der Alpe-<br />
Adria aus. Versprochen!<br />
◀<br />
A<br />
TOUR<br />
Drei-Länder-Erlebnis im »Garten Eden«<br />
Charakter: Kein hochalpiner Höhenweg,<br />
obwohl auch die 2000 Meter-Grenze<br />
überschritten wird. Vorbei an schönsten und<br />
wildesten Bergwelten. Sanfte Tourenführung,<br />
um viel Natur und Kultur zu erleben<br />
Dauer: ungefähr 40 Tagesetappen<br />
<strong>Weg</strong>verlauf: Kaiser-Franz-Josefs-Höhe –<br />
Heiligenblut – Oberfellach – Spittal – Velden<br />
(Villach) – Tolmin – Cividale – Monfalcone –<br />
Triest – Muggia<br />
Schwierigkeit: Trotz der kurzen Luftlinie<br />
zählt der Alpe-Adria-Trail etwa 760 Kilometer<br />
und knapp 30 000 Höhenmeter. Das Etappenmaximum<br />
beträgt etwa 30 Kilometer und<br />
1600 Höhenmeter. Im Durchschnitt moderate<br />
Etappen mit etwa sechs Stunden Gehzeit auf<br />
ca. 17 Kilometer<br />
Anreise/Rückreise: Gute Busverbindungen<br />
nach Heiligenblut und von Muggia zurück. Zugverbindungen<br />
zu allen größeren Orten am Trail<br />
Beste Reisezeit: Juli bis Oktober; startet<br />
man nicht am Großglockner, sondern tiefer,<br />
auch Juni bis Oktober<br />
Ausrüstung: Wanderausrüstung fürs Gebirge.<br />
GPS oder Smartphone vorteilhaft (siehe<br />
Informationen). Griffi ge Bergstiefel, Rucksack,<br />
Stöcke, Kompass, Höhenmesser, Führer mit<br />
Karten. Wind- und wetterfeste Überkleidung.<br />
Zur Sicherheit Biwaksack<br />
Markierung: Erst 2012 begannen die drei<br />
zuständigen Alpenvereine mit der Bezeichnung<br />
des <strong>Weg</strong>s, der Großteil ist geschafft. Die vollständige<br />
Markierung wird (Stand 2013) aber<br />
noch einige Jahre in Anspruch nehmen.<br />
Übernachtung: Hütten, Hotels, Pensionen;<br />
im Allgemeinen gute touristische Infrastruktur;<br />
kein Schlafsack nötig<br />
Informationen: Guido Seyerle »Alpe-Adria-<br />
Trail. Die 43 Etappen«, Bruckmann-Verlag,<br />
München. Mit Karten und Höhenprofi len zum<br />
GPS-Download. Ebenso www.alpe-adria-trail.<br />
com, mit vielen Links zu Veranstaltern, die<br />
Gepäcktransport und Übernachtungsorganisation<br />
anbieten. Perfekte Reiseorganisation auf<br />
den schönsten Teilstrecken u. a. durch den DAV<br />
Summit Club (www.dav-summit-club.de)<br />
Karten: Heidi Schmalfuß<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 31<br />
E
AUF TOUR<br />
Winterreise durchs Ausseerland<br />
Schatzkammern<br />
Als es noch einen Kaiser in Österreich gab,<br />
gehörte ihm das Salzkammergut. Die Berge<br />
dort waren seine Schatztruhe, das Salz<br />
war das weiße Gold darin. Doch es ist längst<br />
nicht das einzige Kleinod in dieser Gegend.<br />
Von Dagmar Steigenberger<br />
32 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Foto: Dagmar Steigenberger<br />
Kistenweise Gold sollen die<br />
Nazis im Toplitzsee versenkt<br />
haben. Doch noch hat niemand<br />
den Schatz gefunden.
Ein Postbote auf Ski. Nicht irgendwo<br />
in Grönland oder Sibirien.<br />
Nein, mitten in Europa. Sogar<br />
ziemlich genau in der Mitte von<br />
Österreich, die laut geografischen<br />
Berechnungen in Bad Aussee liegt. Auf der<br />
Tauplitzalm, nur wenige Kilometer südöstlich<br />
davon, war Kurt Sölkner vor 30 Jahren<br />
mit zwei blauen Rucksäcken voller Briefe<br />
unterwegs. Jeden Werktag acht Stunden,<br />
sieben Jahre lang, Sommer wie Winter. Ein<br />
paar Aufstiegshilfen hatte Sölkner immerhin,<br />
beispielsweise den Einer-Sessellift auf<br />
die Tauplitzalm, dam<strong>als</strong> der längste der<br />
Welt. Die Fahrt dauerte exakt 46 Minuten.<br />
»Im Winter hast du ein paar Minuten vor<br />
dem Aussteigen deine Beine soweit warm<br />
geklopft, dass sie dich wenigstens wieder<br />
getragen haben«, erzählt er.<br />
Winter. »Ich mag diese Tour vor allem deshalb,<br />
weil sie trotz mäßiger Schwierigkeit<br />
ins hochalpine Gelände führt.« Hochalpin,<br />
das bedeutet im Toten Gebirge immer auch<br />
Dolinengefahr. Jene Felsspalten und Löcher<br />
im Boden sind typisch für das Karstgebirge.<br />
Wenn ein Skifahrer in eine dieser Fallen<br />
tritt, kann das mit einem Knochenbruch<br />
oder schlimmer enden. Deshalb haben die<br />
Tourismusbehörden einige der beliebtesten<br />
Skirouten mit Stöcken markiert.<br />
Kurt Sölkner war einst Postbote<br />
auf der Tauplitzalm.<br />
Die Trisselwand spiegelt<br />
sich im Altausseer See.<br />
Hochalpin, das bedeutet im Toten Gebirge immer auch Dolinengefahr.<br />
Die Felsspalten und Löcher im Boden sind typisch für das Karstgebirge.<br />
Tückische Dolinen<br />
Mittlerweile hat eine moderne Vierer-Sesselbahn<br />
den alten Sessellift abgelöst. Die<br />
Kommunikation funktioniert auch in den<br />
Bergen via Internet und das, was es noch<br />
an Briefen gibt, wird per Skidoo auf die<br />
Tauplitzalm transportiert. Kurt Sölkner ist<br />
längst kein Postbote mehr, sondern Tourismusreferent<br />
in seiner Heimatgemeinde Bad<br />
Mitterndorf. Aber die Tauplitzalm liebt der<br />
sportliche Endvierziger immer noch – zum<br />
Langlaufen oder <strong>als</strong> Ausgangspunkt für Skitouren<br />
im Winter. <strong>Der</strong> Schnee verwandelt<br />
die schroffe Karstlandschaft mit ihren Tümpeln<br />
und felsdurchsetzten Wiesen in ein<br />
sanft gewelltes Meer. Glitzernde Eiskristalle<br />
stauben durch die Luft, wenn der Wind eine<br />
der Fichten von der gefrorenen Last befreit.<br />
Hasen und Gämsen haben ihre Spuren neben<br />
denen der Loipen- und Pistenfahrzeuge<br />
hinterlassen. Ein paar Hinweisschilder<br />
helfen den Wintersportlern, sich auf dem<br />
ausgedehnten Plateau zurecht zu finden.<br />
Dam<strong>als</strong>, <strong>als</strong> Kurt Sölkner Briefträger war,<br />
gab es diese Tafeln noch nicht. »Bei Nebel<br />
oder Schneegestöber hat es schon eine gute<br />
Portion Orientierungssinn gebraucht«, erzählt<br />
er. Den <strong>Weg</strong> zum Almkogel kennt er<br />
aber sowieso in- und auswendig.<br />
Sanfte, freie Hügel wellen sich bis zum<br />
Gipfel am südöstlichen Rand des Toten Gebirges.<br />
<strong>Der</strong> Aussichtsberg ist ein Klassiker<br />
unter den Skitouren rund um die Tauplitzalm<br />
und Kurt Sölkners Lieblingsziel im<br />
Wächter des Schatzes<br />
Die erste Etappe auf dem <strong>Weg</strong> zum Almkogel<br />
führt wenige Meter abwärts zur Eisfläche<br />
des Steirersees, von dem die Einheimischen<br />
sagen, dass er selbst dann noch<br />
zugefroren sei, wenn längst niemand mehr<br />
ans Skifahren denkt. Ein paar Tierspuren<br />
begleiten Kurt Sölkner über die weiße Ebene.<br />
»Da zweigt die Spur zum Großen Tragl<br />
ab«, Kurt weist mit der Hand nach links zu<br />
einem Sattel. »Auch eine schöne Skitour,<br />
aber etwas steilere Hänge«, befindet er. Hinter<br />
dem Großen Tragl geht es weiter auf die<br />
Weiße Wand, und von dort kann man auf<br />
Ski in zwei bis drei Tagen das Tote Gebirge<br />
bis zum Loser durchqueren. »Eine sehr<br />
anspruchsvolle Tour«, warnt Kurt, »dafür<br />
braucht es viel Erfahrung.« <strong>Der</strong> Almkogel<br />
ist da um einiges einfacher. Gemütlich geht<br />
es im Talboden weiter bis zum Schwarzsee,<br />
an den tief verschneiten Leistalmhütten<br />
vorbei und sanft ansteigend den Kamphütten<br />
entgegen. Erst auf den letzten 450 Höhenmetern<br />
zum Gipfel steilt der Hang auf.<br />
So hoch der Schnee im Tal auch lag, hier<br />
oben hat der eisige Wind die Schotter- und<br />
Wiesenhänge freigeblasen, so dass die Ski<br />
zum Endspurt abgeschnallt werden müssen.<br />
Am Gipfelkreuz angekommen, schweifen<br />
die Augen über das herrliche Panorama:<br />
<strong>Der</strong> wuchtigste Berg unter allen ist der<br />
2351 Meter hohe Grimming, der sich mehr<br />
<strong>als</strong> 1500 Meter über dem Taleingang zum<br />
Steirischen Salzkammergut erhebt. Wie ein<br />
Wachtposten vor der Schatzkammer des<br />
Kaisers steht er dort.<br />
Eingesperrt in der Heimat<br />
Tatsächlich verbirgt sich hier ein Schatz,<br />
auf den der Kaiser einst ein Monopol besaß:<br />
»weißes Gold«. So nennen die Einheimischen<br />
das Salz, das aus den Bergwerken<br />
<strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> zum Kampl führt über<br />
sanft ansteigende, freie Hänge.<br />
34 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Um 1500 Meter überragt<br />
der Grimming das Tal<br />
bei Bad Mitterndorf.<br />
Trotz Schneemassen haben<br />
einige Hütten auf der Tauplitzalm<br />
im Winter geöffnet.<br />
bei Hallein, Hallstatt und Altaussee kommt.<br />
Hallstatt, wo das »weiße Gold« mindestens<br />
seit Ende der Bronzezeit vor 3200 Jahren<br />
abgebaut wird, gilt <strong>als</strong> das älteste Salzbergwerk<br />
der Welt. Das Bergwerk in Altaussee<br />
ist Österreichs größte aktive Salzabbaustätte.<br />
Seit dem Mittelalter war die Region im<br />
direkten Besitz des Kaisers. Das Salz war<br />
den Herrschenden so wichtig, dass es den<br />
Bergarbeitern im Ausseerland sogar gewisse<br />
Privilegien brachte: »Als Hungersnöte<br />
das gesamte Reich beutelten, wurden die<br />
Ausseer extra aus den kaiserlichen Kornkammern<br />
mit Lebensmitteln versorgt, um<br />
ihre Arbeitskraft zu erhalten«, erzählt Ernst<br />
Kammerer. Obwohl er ursprünglich aus<br />
Graz stammt, kennt der Chef des Tourismusverbands<br />
Ausseerland die Geschichte<br />
des Salzkammerguts so gut wie kaum ein<br />
anderer. »<strong>Der</strong> Kaiser brauchte die Ausseer<br />
so dringend bei der Salzgewinnung, dass<br />
niemand die Region verlassen durfte, sei<br />
es um zu heiraten oder um einen Beruf<br />
zu ergreifen, der nichts mit der Salzgewinnung<br />
zu tun hatte. Die Bevölkerung blieb<br />
notgedrungen unter sich, und so haben sich<br />
hier Bräuche erhalten wie sonst nirgendwo<br />
in Österreich«, erzählt Kammerer und<br />
nennt auch gleich ein paar Beispiele: das<br />
Nikolospiel etwa, bei dem die Ausseer sich<br />
fratzenhafte Holzmasken aufsetzen und<br />
mit wilden Drohgebärden durch die Dörfer<br />
tanzen; die lärmenden Trommelweiber,<br />
die im Fasching den Frühling ankündigen.<br />
Oder auch die Ausseer Tracht in den Farben<br />
Grün, Lila und Rosa, die die Einheimi-<br />
<strong>Der</strong> Dachstein zeigt sich auf<br />
einem Winterspaziergang<br />
durch Altaussee am Horizont.<br />
Fotos: Dagmar Steigenberger (4), Christian Remschak, Kurt Sölkner<br />
KOMPAKT<br />
Steirisches<br />
Salzkammergut<br />
Anreise: Mit dem Auto von München über<br />
die A8 bis kurz vor Salzburg, weiter auf der<br />
A10 bis Abfahrt Golling, über Pass Gschütt<br />
und Hallstätter See bis Bad Aussee. Mit der<br />
Bahn über Bischofshofen und Stainach-<br />
Irdning bis Bad Mitterndorf und Bad Aussee.<br />
Informationen: Tourismusverband<br />
Ausseerland-Salzkammergut, Bahnhofstr.<br />
132, A-8990 Bad Aussee, Tel. 00 43/<br />
(0)36 22/5 40 40-0, www.ausseerland.at<br />
Skitourenführer: Wolfgang Heitzmann<br />
»Skitouren: Vom Gesäuse bis zum Salzkammergut«,<br />
Steirische Verlagsgesellschaft,<br />
2012; Sepp Brandl »Dachstein – Tauern<br />
mit Salzkammergut und Tennengebirge«,<br />
Rother Skitourenführer, 2009<br />
Karten: Kompass Wander-, Bike- und<br />
Skitourenkarte mit Tourenführer 1:50 000,<br />
WK 68 »Ausseerland – Ennstal«<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 35
TOUREN<br />
Durchs winterliche Salzkammergut<br />
Rund um die Tauplitz gibt es unzählige Möglichkeiten für Wintersportler. Neben Langlaufen<br />
und Ski alpin kann man dort auch winterwandern oder Ski- und Schneeschuhtouren machen.<br />
WINTERWANDERUNGEN<br />
1 Lawinenstein (1965 m)<br />
▶ leicht 1 Std.<br />
85 Hm 85 Hm<br />
Charakter: Wanderung über 2,5 km<br />
auf gewalzten <strong>Weg</strong>en mit Blick<br />
auf Dachstein und Totes Gebirge<br />
Ausgangspunkt: Bergstation<br />
der Mitterstein-Gondelbahn (1912 m)<br />
Hütte: S’Kriemandl (1880 m)<br />
Route: Bergstation – Lawinenstein –<br />
S’Kriemandl – Bergstation<br />
2 Tauplitzalm (1640 m)<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
80 Hm 80 Hm<br />
Charakter: Fünf Kilometer lange<br />
Rundwanderung auf ausgeschilderten,<br />
gewalzten <strong>Weg</strong>en über das<br />
Hochplateau der Tauplitzalm<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der<br />
Vierer-Sesselbahn Tauplitz (1650 m)<br />
Einkehr: Gasthöfe & Hütten am <strong>Weg</strong><br />
Route: Bergstation – Hotel Alpenrose<br />
– Naturfreundehaus – Lenzbauer -<br />
hütte – Grazer Hütte – Linzer Haus –<br />
Hotel Kirchenwirt – Bergstation<br />
3 Toplitzsee (718 m)<br />
▶ leicht 1½ Std.<br />
10 Hm 10 Hm<br />
Charakter: Einfache Wanderung auf<br />
geräumten <strong>Weg</strong>en von der Ortschaft<br />
Gössl westlich des Grundlsees bis<br />
zur Fischerhütte (im Winter unbewirtschaftet)<br />
am mystischen Toplitzsee<br />
Ausgangspunkt: Gössl (708 m)<br />
Route: Gössl – am Toplitzbach entlang<br />
– Toplitzsee – Fischerhütte – auf<br />
demselben <strong>Weg</strong> zurück<br />
4 Pürgg (790 m)<br />
Bundesstraße folgend – nach Vinothek<br />
Sawka links abbiegen – parallel<br />
zur Bahn nach Lessern und weiter<br />
nach Pürgg (790 m) – mit Bus oder<br />
Taxi zurück<br />
5 Altausseer See (712 m)<br />
▶ mittel 2½ Std.<br />
60 Hm 60 Hm<br />
Charakter: Wanderung durch Altaussee<br />
und am See entlang. Teilstrecke<br />
evtl. wegen Lawinengefahr gesperrt –<br />
aktuelle Infos im Tourismusbüro!<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Scheichlmühle<br />
in Puchen (700 m)<br />
Route: Scheichlmühle – Altausseer<br />
Traun – Altaussee (719 m)<br />
– Fischerndorf – Seewiese – zurück<br />
auf demselben <strong>Weg</strong> oder (wenn <strong>Weg</strong><br />
freigegeben) über das Südufer zurück<br />
zur Scheichlmühle<br />
SKITOUREN<br />
6 Bräuningzinken (1899 m)<br />
▶ mittel 4½ Std.<br />
1050 Hm 1050 Hm<br />
Charakter: Aussichtsgipfel mit Sicht<br />
auf Totes Gebirge, Niedere Tauern,<br />
Dachsteinmassiv und Hochkönig.<br />
Die Tour kann mittels Loserliften bis<br />
kurz vor die Bräuningalm auf 2½ Std.<br />
verkürzt werden (an Liften nach<br />
Skitourengeherkarte fragen).<br />
Ausgangspunkt: T<strong>als</strong>tation Loser/<br />
Sandling im Ausseer Ortsteil Ramsau<br />
(854 m), erreichbar über Loser-<br />
Panoramastraße<br />
Hütte: Loserhütte (1498 m)<br />
Route: T<strong>als</strong>tation – am Rand der<br />
präparierten Piste der Loserstraße<br />
folgen – Loserhütte – Bräuningalm<br />
(1607 m) – Sattel – Ostgrat – kleines<br />
Felsfenster – Bräuningzinken –<br />
Abfahrt entlang des Aufstiegswegs<br />
wirt auf der Alten Salzstraße zwischen<br />
Kainisch und Bad Aussee (790 m)<br />
Route: Almwirt – Weißenbachalm –<br />
in Linkskurve nach Weiderost rechts<br />
abzweigen – Hasenkogel (1616 m)<br />
– Kampl – Abfahrt am Aufstiegsweg<br />
8 Großes Tragl (2179 m)<br />
▶ mittel 2¾ Std.<br />
650 Hm 650 Hm<br />
Charakter: Beliebte Skitour im Toten<br />
Gebirge. Dolinengefahr bei »In den<br />
Karen«: hier unbedingt der Wintermarkierung<br />
folgen!<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Tauplitzalm/Hollhaus<br />
(1621 m), erreichbar<br />
über Mautstraße<br />
Einkehr: mehrere Hütten und Gasthöfe<br />
auf der Tauplitzalm<br />
Route: Hollhaus – Bergstation Vierer-<br />
Sessellift – Hotel Kirchenwirt – Naturfreundehaus<br />
– Sturzhahn-Loipe –<br />
Steirerseehütten – Salzsteig – In den<br />
Karen – Jungbauer-Kreuz – Schwaigbrunn<br />
(2030 m) – Traglh<strong>als</strong> – Großes<br />
Tragl – Abfahrt entlang Aufstieg<br />
9 Almkogel (2116 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
750 Hm 1400 Hm<br />
Charakter: Mäßig steile Skitour auf<br />
den südöstlichsten Gipfel des Toten<br />
Gebirges. Bei Abfahrt in die Gnanitz<br />
Geländekenntnis erforderlich.<br />
Ausgangspunkt: Bergstation Tauplitzalm<br />
(1640 m) von Tauplitz aus<br />
Hütten: mehrere Einkehrmöglichkeiten<br />
auf der Tauplitzalm<br />
Route: Tauplitzalm – Steirersee<br />
(1445 m) – Schwarzensee (1549 m)<br />
– Leistalm (1647 m) – Kamphütten<br />
– Almkogel – Abfahrt entlang des<br />
Aufstiegs oder über Gegenanstieg auf<br />
Roßkogel (1890 m)<br />
ins Gnanitztal<br />
10 Weiße Wand (2198 m)<br />
Tourenkarte 2<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 8 Std.<br />
800 Hm 1160 Hm<br />
Charakter: Anspruchsvolle Skitour<br />
durch Dolinengebiet, weshalb man<br />
der Wintermarkierung folgen und den<br />
letzten Gipfelanstieg nur bei sicherer<br />
Schneelage in Angriff nehmen sollte.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Tauplitzalm/Hollhaus<br />
(1621 m), auch per<br />
Bus über Mautstraße erreichbar<br />
Endpunkt: Gh. Kochalmbauer (902 m)<br />
Einkehr: Tauplitzalm, Gasthof<br />
Kochalmbauer (902 m)<br />
Route: Hollhaus – Steirerseehütten –<br />
In den Karen – Schwaigbrunn (2030 m)<br />
– Schneiderkare – Abfahrt ins Mäuerltal<br />
– Aufstieg zur Rickmers-Scharte<br />
(2040 m) – Weiße Wand – Abfahrt<br />
»Im Zwisch« – Hohe Sideln (1982 m)<br />
– Abfahrt zum Plankeraueck<br />
(1785 m) – Plankeraumoos<br />
(1367 m) – Rechenplatz (1008 m) –<br />
Kochalmbauer (902 m)<br />
▶ mittel 3 Std.<br />
20 Hm 60 Hm<br />
7 Kampl (1685 m)<br />
Charakter: Acht Kilometer lange<br />
Winterwanderung in das urige Dorf<br />
Pürgg. Wanderung nur bei geringer<br />
Schneelage möglich – Lawinengefahr!<br />
Ausgangspunkt: Tauplitz-Bhf (830 m)<br />
Route: Tauplitz – Klachau (833 m)<br />
– Unterführung Eisenbahn – der alten<br />
▶ einfach 3 Std.<br />
890 Hm 890 Hm<br />
Charakter: Einsteiger-Skitour mit<br />
mäßig steilen Anstiegen auf Forstwegen,<br />
ungefährlicher Abfahrt und<br />
wunderschöner Aussicht<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz des Alm-<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
<strong>Der</strong> Grundlsee ist die Heimat der Saiblinge,<br />
die im Ausseerland <strong>als</strong> Delikatesse gelten.<br />
Die Trommelweiber veranstalten zu Fasching<br />
ein Mords-Spektakel in Bad Aussee.<br />
Aktiv- & Vitalhotel Taubers Unterwirt ****<br />
Dunkel schimmert das gut 100 Meter tiefe Wasser<br />
zwischen dem Eis, das vom Ufer aus in den See wächst.<br />
Fotos: Steiermark Tourismus (2)<br />
schen so selbstverständlich tragen, dass es<br />
zu ihrem Erhalt nicht mal einen Trachtenverein<br />
braucht.<br />
Gold im Toplitzsee<br />
Heute zählt das weiße Gold, das vom Himmel<br />
fällt, mehr <strong>als</strong> jenes im Innern der<br />
Berge. <strong>Der</strong> Winter lockt zahlreiche Gäste<br />
ins Ausseerland; die Türen zur Schatzkammer<br />
sind längst nicht mehr verschlossen.<br />
Die europäischen Nationalmannschaften<br />
der Langlaufelite ziehen ihre Trainingsrunden<br />
auf der Tauplitzalm, die schon ab<br />
November und bis in den April hinein <strong>als</strong><br />
schneesicher gilt. Spazierwege für Winterwanderer<br />
verbinden die weit verstreuten<br />
Hütten und Gasthäuser des Almdorfes miteinander<br />
oder führen zu stillen Aussichtsplätzen<br />
an den zahlreichen Seen im Tal.<br />
Auf einem der <strong>Weg</strong>e wandert man vorbei<br />
an den urigen Häuschen von Altaussee und<br />
seiner Kirche bis zum Altausseersee, hinter<br />
dem sich die breite Trisselwand erhebt. Ein<br />
weiterer <strong>Weg</strong> verläuft entlang der bewaldeten<br />
Ufer rund um den schattigen Ödensee.<br />
Und wieder ein anderer führt vom Grundlsee<br />
unter der Gössler Wand – berühmt<br />
geworden dank einer Kletteraktion der<br />
Huberbuam – zum mystischen Toplitzsee.<br />
Dunkel schimmert das gut 100 Meter tiefe<br />
Wasser zwischen dem weiß überzuckerten<br />
Eis, das vom Ufer aus in den See hinein<br />
wächst. Die Fischerhütte, im Sommer<br />
ein Touristenmagnet, liegt verlassen am<br />
Seeufer. Ihre Türen und Fensterläden sind<br />
verschlossen, doch die Zeitungsausschnit-<br />
te, die der Wirt über die Schatzsucher am<br />
Toplitzsee gesammelt und vor der Hütte<br />
ausgestellt hat, erzählen spannende Geschichten:<br />
von den letzten Goldreserven<br />
des Dritten Reichs, welche die Nazis gegen<br />
Ende des Zweiten Weltkriegs angeblich im<br />
Wasser versenkten. Und von Wissenschaftlern,<br />
die im Toplitzsee tatsächlich Kisten<br />
voller gefälschter englischer Pfundnoten,<br />
gefälschter Briefmarken, Sprengstoff, Waffen<br />
und anderer Kriegsrelikte fanden. Gold<br />
fanden sie nicht. Dennoch hat sich das Gerücht<br />
vom Schatz im Toplitzsee bis heute<br />
gehalten.<br />
Heinrich Harrer <strong>als</strong> Hüttenwirt<br />
Die Sonne steht schon tief, <strong>als</strong> Kurt Sölkner<br />
am Nachmittag zum verdienten Einkehrschwung<br />
auf der Tauplitzalm ansetzt.<br />
Eine Vielzahl gemütlicher Hütten und<br />
Restaurants stehen zur Auswahl. Das Grazer<br />
Haus etwa, das Heinrich Harrer in den<br />
1930er-Jahren <strong>als</strong> Hüttenwart betreute,<br />
noch bevor er zu Herausforderungen wie<br />
der Eiger-Nordwand und dem Nanga Parbat<br />
aufgebrochen war. Daneben ein paar weitere<br />
Hütten mit einer ebenfalls recht urigen<br />
Atmosphäre, gediegene Berggasthöfe und<br />
mehrere Skihütten; allesamt mit regionalen<br />
Spezialitäten auf der Speisekarte wie<br />
Steirerkas-Nockerln, hausgemachten Krapfen<br />
und dem berühmten Saibling aus dem<br />
Grundlsee. Mit Sesam garniert und diversen<br />
Gewürzen zubereitet, wird der zartrosa-farbene<br />
Fisch <strong>als</strong> regionale Delikatesse serviert.<br />
Es gibt so viele Schätze im Ausseerland … ◀<br />
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Weitere Winterangebote<br />
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02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37
AUF TOUR<br />
SERIE: Winterfluchten | Teil 1: Gran Canaria<br />
Auf alten Handelsrouten durch Gran Canaria<br />
Frühling in<br />
den Canyons<br />
Für Wanderer, die sich ungern<br />
Ski oder Schneeschuhe<br />
anschnallen, ist der Winter<br />
eine unerquickliche Zeit.<br />
Elend lang kann die Warterei<br />
bis ins Frühjahr werden.<br />
Dabei locken ein paar Flugstunden<br />
entfernt <strong>Ziel</strong>e<br />
mit angenehmen Temperaturen<br />
und Sonnenschein<br />
während des ganzen Jahres.<br />
Wir stellen Ihnen in unserer<br />
Serie »Winterfluchten«<br />
einige davon vor – im ersten<br />
Teil die schroffe Bergwelt<br />
und die tiefen Canyons auf<br />
Gran Canaria. Von Uli Ertle (Text und Fotos)<br />
Zu den erhebendsten Augenblicken<br />
des <strong>Bergsteiger</strong>daseins gehört<br />
wohl der Moment, wenn<br />
man von unten, <strong>als</strong>o aus der so<br />
genannten »Suppe« kommend,<br />
die Wolkendecke durchstößt und auf einmal<br />
im gleißend hellen Sonnenlicht steht,<br />
einen tief blauen Himmel über sich. Wie<br />
leicht wird da das Herz! Imposante Berggipfel<br />
wachsen aus dem Nebelmeer, die Welt<br />
sieht aus wie in Watte gepackt. Die Sonne<br />
wärmt. Man schlüpft aus der Jacke und hat<br />
sich und der Welt einmal mehr bewiesen,<br />
dass man der schönsten Freizeitbeschäftigung<br />
der Welt nachgeht.<br />
Nun sind diese Momente während der<br />
Wintermonate leider rar. Lethargie macht<br />
38 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Kakteen und Canyons, Sonne und Wärme:<br />
Auf Gran Canaria überwintert der Frühling.<br />
sich breit und ein Entschluss wird zur fixen<br />
Idee: Nichts wie raus hier, einfach weg, auf<br />
direktem <strong>Weg</strong> in die Sonne. Zum Beispiel<br />
nach Gran Canaria. Die kleine Kanareninsel<br />
im Atlantik auf Höhe der Sahara konserviert<br />
Dank der ausgewogenen Einflüsse von<br />
Sonne, Passatwinden und dem Golfstrom<br />
das ganze Jahr hindurch ein angenehmes<br />
Frühlingsklima. Die durchschnittliche<br />
Temperatur beträgt 24 Grad, während der<br />
Wintermonate steigt das Quecksilber im<br />
Schnitt auf 20 bis 22 Grad. Na <strong>als</strong>o! Winter,<br />
du kannst uns mal!<br />
Eine Bergkette teilt die Insel klimatisch<br />
Gran Canaria ist eine annähernd kreisrunde<br />
Insel vulkanischen Ursprungs, auf der<br />
man im Süden wüstenähnliche Dünen, im<br />
Norden alte Kiefernwälder und im Zentrum<br />
zerklüftete Canyons und schroffe Berggipfel<br />
findet. Knapp die Hälfte der Insel steht<br />
unter Naturschutz. Bedenkt man die doch<br />
überschaubare Größe von 55 Kilometern<br />
im Durchmesser (an der breitesten Stelle),<br />
so ist der höchste Berg, der Pico del Pozo de<br />
las Nieves, mit seinen knapp 2000 Metern<br />
Höhe doch recht imposant. Eine zentrale<br />
Gebirgskette, der Cumbre, teilt die Insel klimatisch<br />
in zwei Hälften.<br />
<strong>Der</strong> Süden wartet mit subtropischen Temperaturen<br />
und meist blauem Himmel auf.<br />
Hier sind die Badeurlauber zuhause. Ein<br />
17 Kilometer langer Sandstrand lockt die<br />
Sonnenanbeter, die sich in und um Maspalomas<br />
in eines der zahlreichen Resorts einmieten.<br />
<strong>Der</strong> Atlantik ist mit 18 bis 22 Grad<br />
Wassertemperatur angenehm warm. Für<br />
Wanderer ist hier allerdings nicht viel zu<br />
holen. Sie finden in der Regel das Zentrum<br />
und den nördlichen Teil der Insel reizvoller.<br />
Hier spürt man den Einfluss der Passatwinde,<br />
die an der natürlichen Barriere in der<br />
Inselmitte hängen bleiben. Die Feuchtigkeit<br />
kondensiert an den Pflanzen, so dass die<br />
Vegetation in einigen Tälern eher an Asien<br />
<strong>als</strong> an Europa erinnert. Uralte Kiefernwälder<br />
dominieren die Bergrücken.<br />
Junge Triebe aus verkohlten Baumgerippen<br />
»Die kanarische Kiefer ist ein außergewöhnlich<br />
zäher Baum«, sagt Rafael Molina (38),<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 39
Die meisten Wandertouren sind einfach bis mittelschwierig.<br />
Nur auf Gran Canaria werden Grottenwohnungen noch genutzt.<br />
Bergführer auf Gran Canaria. Vor sechs Jahren,<br />
im Juli 2007, habe ein verheerender<br />
Waldbrand auf der Insel gewütet und weite<br />
Teile des alten Baumbestandes vernichtet.<br />
Noch heute sieht man, aller Wiederaufforstprojekte<br />
zum Trotz, große Lücken<br />
im Bergwald und viele schwarz verkohlte<br />
Baumstämme – aus denen, Wunder der<br />
Natur, frische grüne Triebe sprießen. »Die<br />
kanarische Kiefer kann Temperaturen von<br />
über 300 Grad Celsius aushalten«, sagt Molina.<br />
Auch wenn die Hülle verbrennt bleibt<br />
ein Kern in der Mitte des Stammes am Leben.<br />
Im Sommer erreichen die Temperaturen<br />
an außergewöhnlich heißen Tagen bis<br />
zu 40 Grad, weswegen in den Bergwäldern<br />
KOMPAKT<br />
absolutes Rauchverbot herrscht – das ganze<br />
Jahr hindurch. »Niemand darf hier Feuer<br />
machen oder seine Zigaretten wegwerfen«,<br />
sagt Molina. Die Feuerwehr patrouilliert<br />
täglich und verhängt empfindlich hohe<br />
Bußgelder bei Zuwiderhandlung.<br />
In den Dauerfrühling nach Gran Canaria<br />
Anreise: Per Flugzeug nach<br />
Las Palmas de Gran Canaria<br />
oder per Fähre vom spanischen<br />
Festland.<br />
Klima: Die fast kreisrunde Insel<br />
hat einen maximalen Durchmesser<br />
von 55 Kilometern<br />
und liegt etwa 210 Kilometer<br />
westlich der afrikani schen<br />
Küste auf Höhe der Sahara.<br />
Höchster Berg: Pico del Pozo<br />
de las Nieves (1949 m).<br />
Durchschnittstemperatur:<br />
24°C, im Winter 21°C.<br />
<strong>Der</strong> Süden der Insel unterliegt<br />
subtropischen Einfl üssen, ist<br />
<strong>als</strong>o oft sonnig und heiß, der<br />
Norden und mit ihm die Berge<br />
befi nden sich im Einzugsbereich<br />
der Passatwinde und<br />
weisen ein raueres Klima auf.<br />
Die Barriere zwischen den<br />
Klimazonen bilden die<br />
Gebirgszüge im Zentrum der<br />
Insel. Experten unterscheiden<br />
14 Klimazonen, daher wird<br />
Gran Canaria <strong>als</strong> »Miniaturkontinent«<br />
bezeichnet. In<br />
einem Tal liegt der einzige Ort<br />
Europas, an dem Kaffee<br />
angebaut werden kann (siehe<br />
Kasten).<br />
Unterwegs: Gut ausgebautes<br />
Straßennetz<br />
Mietwagen: CICAR (www.<br />
cicar.com), Avis (www.avis.de),<br />
Sixt (www.sixt.de), CarCanaria<br />
(www.carcanaria.com)<br />
Bus: »Global« fährt etwa 800<br />
Haltestellen an (Tel. 00 34/<br />
9 02/38 11 10). Stadtbusse<br />
in Las Palmas: »Guaguas Municipales«<br />
(www.guaguas.com;<br />
Tel. 00 34/9 02/07 77 78).<br />
Taxis: In allen größeren Orten<br />
gibt es einen Taxistand. Oder<br />
anrufen unter: Las Palmas<br />
Tel. 00 34/9 28/46 18 18<br />
oder Tel. 00 34/9 28/46 22 22;<br />
Telde Tel. 00 34/9 28/<br />
68 37 13 oder Tel. 00 34/<br />
9 28/69 49 08.<br />
Preise vor der Fahrt klären!<br />
Fremdenverkehrsbüros:<br />
Am Flughafen: Aeropuerto<br />
de Gran Canaria, Tel. 00 34/<br />
9 28/57 41 17,<br />
www.grancanaria.com<br />
Las Palmas: Fremdenverkehrsbüro<br />
von Gran Canaria,<br />
Calle Triana, 93, Tel. 00 34/<br />
9 28/21 96 00,<br />
www.grancanaria.com<br />
Hotels: Es gibt wunderschöne<br />
Landhotels.<br />
Tipp: Hotel Rural Las Longueras,<br />
35480 Agaete, Tel. 00 34/<br />
9 28/89 81 45,<br />
www.laslongueras.com<br />
Wohnen im Fels<br />
Molina zeigt seine Insel gern und hat eine<br />
einfache, aber wunderschöne Wanderung<br />
ausgesucht (vgl. Tour 2). Über sanfte Hänge<br />
führt der <strong>Weg</strong> vom Zentrum der Insel aus<br />
in Richtung Westen, vorbei an imposanten<br />
Naturdenkmälern und den Höhlen der Ureinwohner<br />
der Insel, der prähispanischen<br />
Bevölkerung. In Stammesgesellschaften organisiert,<br />
teilten sich Sippen die Insel auf.<br />
Als die Spanier die Kanaren im 16. Jahrhundert<br />
eroberten, trafen sie dort auf Menschen,<br />
die noch wie in der Steinzeit lebten.<br />
Die Bewohner hausten in Höhlen, die zum<br />
einen heute noch zu besichtigen sind oder<br />
teils sogar noch heute bewohnt werden. Es<br />
sei, so sagt Molina, einfach billiger, in den<br />
weichen Stein zu graben, <strong>als</strong> ein Haus zu<br />
bauen. »Wir Canarios müssen auf unser<br />
Geld achten.« Die europäische Wirtschaftskrise<br />
hat Spanien fest im Griff.<br />
Ausgangspunkt der Tour ist Cruz de Tejeda<br />
im Zentrum der Insel. <strong>Der</strong> Ort ist zugleich<br />
der geografische Mittelpunkt und die Kreuzung<br />
einiger wichtiger Traversen quer durch<br />
die Insel. Von hier aus wandert man nach<br />
Artenara und Teror, zum Roque Nublo (dem<br />
spektakulären Felsen und Wahrzeichen der<br />
Insel) oder zum Barranco de la Mina. Auch<br />
ein Jakobsweg wurde quer durch die Insel<br />
gelegt, der das Cruz de Tejeda passiert. Auf<br />
einem großen Parkplatz kann man das Auto<br />
bequem abstellen, die Buslinien 18 und 305<br />
bringen die Wanderer wieder zurück zum<br />
Ausgangspunkt. Man sollte sich aber unbedingt<br />
vorher über den Fahrplan informieren<br />
(siehe <strong>Bergsteiger</strong>KOMPAKT).<br />
Die ersten 20 Minuten führt ein sandiger<br />
Pfad in Richtung Norden steil hinauf zum<br />
Die große Düne von Maspalomas ist fest in<br />
der Hand der Sonnenanbeter.<br />
40 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Sonne, blauer Himmel und<br />
grüne Natur: gute Gründe<br />
für eine Winterflucht<br />
INFO<br />
Es gibt mehr <strong>als</strong> 2000.<br />
»Die meisten Einsätze<br />
der Bergrettung auf<br />
Gran Canaria haben<br />
mit Kreislauferkrankungen<br />
zu tun.«<br />
Paso Blanco, dem mit 1670 Meter höchsten<br />
Punkt der Tour. Innerhalb kürzester Zeit<br />
hat man die knapp 300 Höhenmeter hinter<br />
sich gebracht und genießt nun den Blick<br />
auf den großen Canyon, der die Bergwelt<br />
durchschneidet und nach Westen sanft in<br />
Richtung Meer abfällt. Gut sichtbar sind<br />
linkerhand die markanten Gipfel des Roque<br />
Nublo und des Roque Bentayga. Im Dunst<br />
über dem Atlantik ist der Teide zu sehen,<br />
der höchste Berg der kanarischen Inseln auf<br />
Teneriffa. Auf einem angenehmen Höhenniveau<br />
führt uns der <strong>Weg</strong> nun leicht bergab<br />
durch Kiefernwälder und sandige Pisten in<br />
Richtung Artenara, dem höchstgelegenen<br />
Dorf Gran Canarias mit den herrlichen Höhlenhäusern.<br />
Breite Forstpisten machen die<br />
Wanderung meist zu einem Spaziergang.<br />
Nicht zu unterschätzen sind für Win-<br />
Café de Europa – der Einzige seiner Art<br />
Immer wieder schielt Viktor Lugo Jorge<br />
an diesem Morgen auf sein Mobiltelefon.<br />
»Ich muss heute noch ein Radio-Interview<br />
geben«, sagt der junge Mann mit den breiten<br />
Schultern und den stahlblauen Augen entschuldigend.<br />
Viktor Lugo Jorge ist Bodeguero.<br />
Das klingt deutlich besser <strong>als</strong> Winzer, bezeichnet<br />
aber denselben Beruf. Er baut auch<br />
Orangen an. Was ihn und seine Arbeit auf<br />
der Finca de La Laja am Fuße der schwarzen<br />
Klippen im Tamadaba-Tal aber einzigartig<br />
macht, sind seine Kaffeepfl anzen. Viktor Lugo<br />
Jorge ist nach eigenen Angaben der einzige<br />
Kaffeebauer Europas – aus Liebe zum Kaffee.<br />
Nicht aus Gründen des Business. Das interessiert<br />
auch die Radiostation auf der Insel.<br />
Ob er nun tatsächlich der einzige Kaffeebauer<br />
Europas ist, bleibt mangels Beweise dahingestellt.<br />
Fest steht aber, dass seine Leidenschaft<br />
in Europa andernorts kaum realisierbar<br />
ist. Zu speziell sind die Bedingungen, die<br />
Kaffeepfl anzen für ihr Wachstum brauchen.<br />
Die Temperatur darf auch nachts nie unter<br />
16 Grad fallen, die Erde muss sehr nährstoffreich<br />
und die Luft darf nicht zu intensiv mit Salz<br />
aus dem Meer gesättigt sein. Auf Gran Canaria<br />
zumindest gibt es diese Bedingungen nur an<br />
diesem einen Ort, in diesem Tal am Nordwestende<br />
der Insel, nicht weit von Agaete.<br />
So zieht Viktor Lugo Jorge hier in dem kleinen<br />
Barranco rund um die herrschaftliche Finca de<br />
la Laja seine Kaffeepfl anzen groß. Er produziere<br />
»in erster Linie für den heimischen Markt«,<br />
sagt er bescheiden. Die Preise lassen aber<br />
doch eher an vermögende Touristen denken.<br />
Pro Jahr gewinnt er die beachtliche Menge von<br />
rund 1500 Kilo Bohnen. Die grünen Früchte<br />
werden von Hand geerntet, verlesen und auf<br />
großen Trockentischen in die Sonne gelegt.<br />
Geschält werden sie mithilfe einer Maschine<br />
aus Südamerika.<br />
Bei der technischen Lösung zur Röstung<br />
konnte die Familie auf ein heimisches Produkt<br />
zurückgreifen: Ein Elektromotor treibt ein altes<br />
Bierfass an, das über einer Gasfl amme erhitzt<br />
wird und die blassgrünen Bohnen zu jenen<br />
dunkelbraunen duftenden Bohnen macht, die<br />
letztlich in Supermärkten angeboten werden.<br />
»Viele industriell produzierten Kaffees werden<br />
beim Rösten mit Aromastoffen versehen, um die<br />
Bitterkeit zu nehmen« (die man beim Rösten<br />
von Bohnen minderer Qualität notwendigerweise<br />
erhält), erklärt er. »Bei uns kommen keine Zusatzstoffe<br />
in den Kaffee«, sagt Viktor Lugo Jorge<br />
entschieden. »Das gibt es hier nicht.«<br />
Übertriebene Hektik scheinbar auch nicht. Vater<br />
Inocencio lehnt gemütlich an einer Stele, die<br />
alte Weinreben nach oben in die Pergola wachsen<br />
lässt, und überwacht den Röstvorgang. Im<br />
rechten Moment – den kennt nur er – schwenkt<br />
er das Fass nach vorne und die Bohnen fallen<br />
in einen fl achen Bastkorb. Von dort kommen sie<br />
in die Kaffeemühle zu Mutter Maria del Carmen.<br />
Unterdessen bleibt für den Sohn und seine<br />
Gäste Zeit, bei regionalem Käse und Schinken<br />
den Wein der Familie zu verkosten. Rot und<br />
weiß, schön trocken. Warum auch nicht, schließlich<br />
ist es schon fast halb zehn Uhr auf<br />
Gran Canaria – man ist schließlich im Urlaub.<br />
Kontakt: Los Berrazales, Viktor Lugo Jorge,<br />
Bodeguero, C/. León y Castillo, n° 43,<br />
C.P. 35480-Agaete – G.C., Tel. 00 34/6 28/<br />
92 25 88, www.bodegalosberrazales.com<br />
Die schroffen Felsen treffen an der Küste<br />
auf ein frühlingshaft warmes Meer.<br />
Viktor Lugo Jorge rühmt sich <strong>als</strong> einziger<br />
Kaffeebauer Europas.<br />
Vater Inocencio füllt die gerösteten<br />
Bohnen in die Kaffeemühle.<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 41
Ein Erinnerungsfoto hält die Hochstimmung über den Wolken fest.<br />
<strong>Der</strong> Blick reicht über den Roque Bentayga und das Meer bis Teneriffa.<br />
TOUREN<br />
Hinein in Vulkankrater und durch tiefe Abgründe<br />
Erosion und Vulkanausbrüche durchfurchten Gran Canaria vom Zentrum bis an die Küste.<br />
Durch jede Schlucht führt eine Tour, oft vorbei an archäologischen Stätten.<br />
TOUR 1: Barranco del Andén<br />
▶ leicht 4½ Std.<br />
254 Hm 921 Hm<br />
Distanz: 7,5 km. Pfad, Schotterweg,<br />
Asphalt<br />
Charakter: Reizvolle Tour ohne allzu<br />
große alpine Herausforderungen<br />
entlang eines Canyons<br />
Ausgangspunkt: Cruz de Tejeda<br />
Beschreibung: Diese Tour verläuft<br />
entlang der längsten Schlucht auf<br />
Gran Canaria. <strong>Der</strong> Canyon beginnt<br />
bereits im Hochgebirge bei Tejeda<br />
in rund 1625 Metern und mündet<br />
nach einigen Kilometern in den<br />
häufi ger begangenen Barranco de<br />
la Virgen. Dabei passiert man viele<br />
landschaftliche Sehenswürdigkeiten:<br />
den großen Vulkankrater von Tejeda,<br />
Kiefernwälder, Kastanien- sowie<br />
Walnuss- und Fruchtbäume, den<br />
Vulkankessel von Montañón Negro,<br />
feuchte und üppige Passatwälder<br />
aus Lorbeerbäumen.<br />
TOUR 2: Cruz de Tejeda –<br />
Artenara – Acusa Seca – Acusa<br />
Verde<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
500 Hm 1000 Hm<br />
Alternativ zwei kürzere Etappen:<br />
1. Cruz de Tejeda – Artenara<br />
2. Artenara – Acusa Seca – Acusa<br />
Verde<br />
Distanz: 18,5 km. Pfad, Schotterweg,<br />
Asphalt<br />
Charakter: Anfangs geht es kurz steil<br />
bergauf bis zur Passhöhe, von dort<br />
führt der <strong>Weg</strong> auf einem Level, stets<br />
leicht bergab, durch Wälder und zu<br />
den Getreidespeichern der Höhlenmenschen.<br />
Beschreibung: Diese Route führt<br />
durch prächtige und monumentale<br />
vulkanische Landschaft, die sich über<br />
eine wilde Gestaltung des Reliefs erstreckt.<br />
Nach Jahrtausenden hat die<br />
Erosion Figuren aus dem Gebirgsgestein<br />
gemeißelt, von denen viele noch<br />
<strong>als</strong> Symbol für die Einwohner gelten.<br />
Die Route umrundet zunächst den<br />
großen Vulkankrater von Tejeda, auf<br />
Gestein vulkanischen Ursprungs,<br />
das zwischen fünf und 15 Millionen<br />
Jahre alt ist. <strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> führt zu dem<br />
Weiler Acusa im Bezirk von Artenara.<br />
Hier befi ndet sich ein wichtiges<br />
Natur- und Kulturerbe sowie eine der<br />
wertvollsten archäologischen Fundstellen<br />
auf Gran Canaria, außerdem<br />
eine wichtige Grottensiedlung der<br />
Ureinwohner. Es gibt 2197 registrierte<br />
Grottenwohnungen auf Gran Canaria.<br />
Nur dort werden sie noch <strong>als</strong> Wohnungen<br />
benutzt. Knapp ein Fünftel<br />
davon liegen in dieser Gegend.<br />
TOUR 3: Durch den Barranco<br />
Hondo hinauf zum Arco del<br />
Coronadero<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
300 Hm 300 Hm<br />
Distanz: 11,5 km. Pfad, Schotterweg,<br />
Asphalt<br />
Charakter: Kurze, aber knackige Tour<br />
durch einen der schönsten Canyons<br />
auf Gran Canaria. Nicht bei Regen<br />
gehen! <strong>Der</strong> Wasserstand im Barranco<br />
kann rasend schnell steigen.<br />
Beschreibung: Arco del Coronadero<br />
heißt die größte Felsenbrücke auf<br />
Gran Canaria. Um dorthin zu gelangen,<br />
muss man durch einen Canyon<br />
namens »Barranco Hondo« stets<br />
bergauf laufen. Die Tour beginnt am<br />
breiten, fl achen Barranco-Eingang<br />
hinter dem Kieswerk und führt am<br />
Rand des Bachbettes entlang.<br />
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />
sind wichtig, an einigen Stellen muss<br />
auch ein wenig geklettert werden.<br />
Durch die Erosion entstand eine<br />
spektakuläre Szenerie mit hohen,<br />
rötlichen Felsenwänden, Grotten und<br />
scheinbar willkürlichen Steingebilden.<br />
Die Pfl anzen klammern sich<br />
regelrecht an die Abhänge. Vom<br />
Felsenbogen aus sieht man die gut<br />
erhaltene archäologische Fundstelle<br />
Altos del Coronadero.<br />
TOUR 4: Caldera de Bandama<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
200 Hm 200 Hm<br />
Distanz: 6,2 km. Pfad, Schotterweg,<br />
Pfl astersteinweg, Asphalt<br />
2<br />
Charakter: Es geht gemächlich hinauf<br />
zum Krater und von dort auf teils<br />
rutschiger Asche in den Vulkankessel.<br />
Beschreibung: <strong>Der</strong> Vulkankessel<br />
von Bandama, benannt nach einem<br />
fl ämischen Händler aus dem<br />
16. Jahrhundert, der im Krater Wein<br />
anbaute, gehört zu den beeindruckenden<br />
vulkanischen Gebilden auf<br />
Gran Canaria.<br />
Ein Vulkanausbruch vor 5000 Jahren<br />
formte zunächst den riesigen Konus,<br />
der später auf der leeren Magmakammer<br />
zusammenbrach. <strong>Der</strong> Krater<br />
zählt zu den größten Explosionscalderen<br />
auf den Kanaren und wurde <strong>als</strong><br />
Naturdenkmal unter Schutz gestellt.<br />
Am Nordhang des Kessels befi ndet<br />
sich die archäologische Ausgrabungsstätte<br />
»Cueva de los Canarios«<br />
(Grotte der Kanarer), eine Grottensiedlung<br />
der Ureinwohner.<br />
1<br />
3<br />
4<br />
Karte: www.openstreetmap.com<br />
42 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Wie Oasen schmiegen<br />
sich weiße Bergdörfer<br />
an die Hänge, umgeben<br />
von Palmen, Orangenoder<br />
Mandelbäumchen.<br />
terflüchtlinge die im Februar zunächst ungewohnten<br />
Temperaturen und die hoch<br />
stehende Sonne. »Die meisten Einsätze der<br />
Bergrettung auf Gran Canaria haben deshalb<br />
mit Kreislauferkrankungen zu tun«,<br />
sagt Molina. Wichtig seien eine Kopf bedeckung<br />
und ausreichend zu trinken. »Mindestens<br />
zwei Liter Wasser, eher mehr«, rät<br />
er. Aus dem Kiefernwald heraus geht es<br />
auf einem schmalen <strong>Weg</strong> hinunter nach<br />
Artenara, das Dorf mit den Höhlenhäusern,<br />
wo sogar der Glockenturm des Dorfkirchleins<br />
durch eine Felswand hindurch<br />
geführt wurde. Man lässt den Blick über<br />
die Landschaft schweifen oder setzt sich in<br />
eines der Straßencafés. Langsam schmilzt<br />
die Sonne den Winter aus den Knochen.<br />
Wenn dieses Stadium erreicht ist, hat man<br />
den ersten, nicht eben einladenden Eindruck<br />
der Insel bereits verdaut. Grau-braune<br />
Sandsteinhügel dominieren das Bild an der<br />
Ostküste, zwischen Flughafen, der Autobahn<br />
GC-1 und der Hauptstadt Las Palmas<br />
verschmelzen die Outlet-Center zu einer einzigen<br />
Shopping-Mall: Ikea und McDonald’s,<br />
Aldi und Lidl gibt’s <strong>als</strong>o auch hier. Immerhin:<br />
Man fährt bei geöffnetem Fenster und<br />
spürt die warme, salzige Luft. Zusehens<br />
versöhnt man sich mit der Welt, die wenig<br />
später, wenn man ein Bergdörfchen erreicht<br />
hat, wieder völlig in Ordnung ist: Bei einem<br />
Glas Rotwein sitzt man im Freien, hört allenthalben<br />
die Grillen zirpen und die Vögel<br />
singen. <strong>Der</strong> Sommer. Er hat uns wieder.<br />
Eher leichte Routen<br />
Für Wanderer hält Gran Canaria ein reichhaltiges<br />
Angebot bereit. Von kurzen Touren<br />
durch grüne Hügellandschaften über<br />
knifflige Routen durch schroffe Canyons<br />
bietet die Insel ein schönes Spektrum an<br />
Möglichkeiten. Tendenziell sind die Wanderungen<br />
einfach bis mittelschwer. Ehemalige<br />
Handelsrouten durchziehen die<br />
Insel und offerieren ein dichtes, rund 300<br />
Kilometer langes <strong>Weg</strong>enetz. Diese Verbindungen<br />
sind meist Sand- oder Lavapisten,<br />
auf denen Trittsicherheit gefragt ist – Lava<br />
ist extrem rutschig. Zum Teil geht man<br />
auf alten »Caminos Reales«, die bereits von<br />
den Ureinwohnern angelegt wurden. Hin<br />
und wieder führen die Wanderungen auch<br />
durch Bachbetten oder über schmale Pfade<br />
entlang ausgesetzter Stellen.<br />
Die Berge sind schroff und erinnern mit<br />
ihren tiefen Einschnitten, den Barrancos,<br />
an die großen Canyons in den USA. Immer<br />
wieder schmiegen sich, Oasen gleich, weiße<br />
Bergdörfer an die Hänge, umgeben von<br />
Orangen- oder Bananenplantagen, Mandelbäumchen<br />
oder den typischen gedrungenen<br />
Palmen. Unter ihnen ist Tejeda, das<br />
Zentrum der Mandel- und Marzipanproduktion,<br />
einen Besuch wert. Ende Januar feiern<br />
sie dort das Mandelblütenfest, eine Woche<br />
später in V<strong>als</strong>equillo. Wer es noch bunter<br />
möchte, dem sei Ende Februar der Karneval<br />
in Las Palmas ans Herz gelegt. Doch wir sind<br />
ja eigentlich zum Wandern da.<br />
◀<br />
IM MÄRZ-HEFT lesen Sie eine Reportage über die<br />
Wanderinsel La Réunion im Indischen Ozean.<br />
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AUF TOUR<br />
Auf Ski über die Alpen<br />
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Haute Route<br />
Gipfel-Panoramen im Überfluss: Wer im Winter auf Ski<br />
die Alpen überquert, den erwartet eine zauberhaft stille<br />
Bergwelt. Auf der fünftägigen Tour von Oberstdorf nach<br />
Südtirol müssen die Bergsportler die Lawinensituation<br />
allerdings ständig im Blick haben. Von Janek Schmidt<br />
44 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Bei Sonnenschein steigt die Gruppe am ersten Tag auf<br />
die Höferspitze. Im Hintergrund liegt der Hochalppass.<br />
Foto: Oase Alpin Center / Matthias Vogler<br />
Die Beschreibung klingt hart,<br />
doch noch härter ist für Armin<br />
Schaupps Zuhörer seine<br />
anschließende Frage. »Morgen<br />
müssen wir diesen Hang queren:<br />
600 Meter lang, 33 Grad steil und total<br />
vereist«, erklärt der Bergführer in ruhigem<br />
Tonfall und tiefem Allgäuer Dialekt. »Wer<br />
da abrutscht, fällt über die Bergkuppe und<br />
isch mausitot.« Schaupp zeigt der Gruppe<br />
um ihn herum den Hang auf einer Karte<br />
und fragt dann: »So, wer traut sich das zu?«<br />
Willkommen im Abenteuer. Ein bisschen<br />
davon hatten sich die acht Tourengeher ja<br />
gewünscht, <strong>als</strong> sie beschlossen, mit einem<br />
Bergführer auf Tourenski von Deutschland<br />
nach Italien zu gehen. Doch dachten sie<br />
dabei eher an Pulverschneeabfahrten und<br />
einsames Hochgebirge <strong>als</strong> an trockenes Kartenstudium,<br />
bei dem man auch noch weiche<br />
Knie bekommt.<br />
Von dieser Vorbereitung kann Thomas<br />
Dempfle lange erzählen. Er leitet die Bergschule<br />
Oase Alpincenter in Oberstdorf und<br />
bekam dort im Laufe der Zeit immer mehr<br />
Anfragen von Gästen, die im Winter die<br />
Alpen überqueren wollten. »Also habe ich<br />
angefangen, mir viele Routen anzuschauen«,<br />
erzählt er. Zusammen mit seinen 15<br />
angestellten Bergführern, die aus verschiedenen<br />
Alpentälern stammen, analysierte er<br />
viele Karten und erkundete vier Jahre lang<br />
an freien Tagen etliche <strong>Weg</strong>e. »Wenn man<br />
das für Gäste plant, darf es nicht zu schwer<br />
sein, und du brauchst immer Ausweichmöglichkeiten,<br />
falls die Lawinengefahr
»Du brauchst immer<br />
Ausweichmöglichkeiten,<br />
falls die<br />
Lawinengefahr<br />
in einzelnen Tälern<br />
zu groß wird.«<br />
Einsame Spuren im Schnee führen zu traumhaften Aussichtspunkten wie der Höferspitze.<br />
in einzelnen Tälern zu groß wird«, erklärt<br />
er. Schließlich hatte er eine passende Route<br />
für eine Fünf-Tage-Tour gefunden.<br />
Um diese auch bei ungünstigen Verhältnissen<br />
zu untersuchen, wartete er auf den<br />
nächsten großen Schneefall. »Als der kam,<br />
und überall Lawinen abgingen, sind wir<br />
die ganze Strecke mit einem Husky Motorflugzeug<br />
abgeflogen«, erinnert er sich. Aus<br />
der Luft konnte er noch einmal überprüfen:<br />
Wo kommt man am schnellsten und<br />
Kraft sparendsten durch einzelne Täler? Um<br />
wie viel Uhr trifft die Sonne auf Südhänge<br />
und weicht dort den Schnee auf ? Und an<br />
welchen Stellen gibt es selbstausgelöste<br />
Lawinen? Einer dieser problematischeren<br />
KOMPAKT<br />
Auf Ski über die Alpen<br />
Anbieter: Oase Alpincenter,<br />
Bahnhofplatz 5,<br />
87561 Oberstdorf,<br />
Tel. 0 83 22/8 00 09 80,<br />
bergschule@oase-alpin.de,<br />
www.oase-alpin.de<br />
Region: Allgäuer Alpen,<br />
Lechtaler Alpen, Verwall,<br />
Silvretta, Engadin, Südtirol<br />
Dauer: 5 Tage<br />
Preis: 925 Euro, inkl. Bergführer,<br />
Halbpension, Bus,<br />
Kutsche, Lawinenausrüstung<br />
Zusatzkosten: 4 Mal<br />
Skipass (ins. ca. 80 Euro),<br />
evtl. Leihgebühr für Tourenski,<br />
Felle, Stöcke, Dynafi t-<br />
Tourenschuhe<br />
Packtipps:<br />
www.oase-alpin.de/service/<br />
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Weiterer Anbieter: Alpinschule<br />
Oberstdorf, Im Oberen<br />
Winkel 12a, 87561 Oberstdorf,<br />
Tel. 0 83 22/94 07 50,<br />
info@alpinschule-oberstdorf.de<br />
Kartenmaterial: Kompass-<br />
Karte 1:50 000, Nr. 3 »Allgäuer<br />
Alpen – Kleinw<strong>als</strong>ertal«; Kompass-Karte<br />
1:25 000, Nr. 03<br />
»Oberstdorf – Kleinw<strong>als</strong>ertal«;<br />
Kompass-Karte 1:50 000,<br />
Hänge liegt nun vor den Tourengehern und<br />
soll am kommenden Morgen überschritten<br />
werden: die Querung unter dem Karhorn,<br />
raus aus dem Skigebiet Warth und hinüber<br />
nach Lech, den zwei Orten, die seit dieser<br />
Saison auch durch einen neuen Lift verbunden<br />
sind. Auf die Frage von Bergführer<br />
Schaupp, welche Teilnehmer sich diese Passage<br />
trotz der starken Vereisung zutrauten,<br />
schauen die meisten etwas verunsichert.<br />
»Wie soll ich das von hier aus wissen, wenn<br />
ich nur die Karte sehe?«, fragt einer. Und<br />
somit wird letztlich der Beschluss gefasst,<br />
am kommenden Tag gemeinsam zu der kritischen<br />
Stelle aufzusteigen und erst dort zu<br />
entscheiden, ob sich alle die weitere Strecke<br />
Nr. 41 »Silvretta –Verwallgruppe«;<br />
Kompass-Karte 1:50 000,<br />
Nr. 98 »Unterengadin«;<br />
Alpenvereinskarte 1:25 000,<br />
3/2 »Lechtaler Alpen–Arlberggebiet«;<br />
Alpenvereinskarte<br />
1:25 000, 3/3 »Silvrettagruppe«.<br />
Literatur: Christian Schneeweiß,<br />
Bernd Ritschel »Abenteuer<br />
SkiTransalp – Außergewöhnliche<br />
Überschreitungen<br />
des Alpenhauptkamms«,<br />
Bruckmann Verlag, 168 Seiten,<br />
ca. 160 Abb., Format 22,3<br />
x 26,5 cm, Hardcover mit<br />
Schutzumschlag<br />
zutrauen, oder ob die Gruppe einen größeren<br />
Umweg einschlägt.<br />
Hochsteigen ist eh nur »notwendiges Übel«<br />
Als die Tourengeher am nächsten Morgen<br />
bei blauem Föhn-Himmel den Berg emporsteigen<br />
und den Hang in der Morgensonne<br />
glitzern sehen, wirkt er weniger bedrohlich<br />
<strong>als</strong> noch beim abendlichen Kartenlesen.<br />
Auch die Lawinenwarnstufe steht auf eins,<br />
der Schnee ist überall gesetzt und über<br />
Nacht hartgefroren. So ist der Hang trotz<br />
der größeren eisigen Stellen gut zu passieren.<br />
Alle neun Tourengeher schaffen die<br />
Querung ohne Probleme und gelangen<br />
nach einer langen Abfahrt in das Skigebiet<br />
von Lech. Dort nehmen sie zunächst einen<br />
Lift, um von Alpe Rauz zum Nachtlager<br />
auf die Ulmer Hütte zu gelangen. Puristen<br />
würden über Fahrten mit Sesselliften<br />
auf einer Transalp die Stirn runzeln. Doch<br />
Schaupps Gäste sind begeistert. »Für mich<br />
ist das Hochsteigen eh nur notwendiges<br />
Übel«, sagt etwa Oliver Zschunke. Er war<br />
früher einmal einer der besten deutschen<br />
Speerwerfer, doch heute leitet er seine eigene<br />
Zahnarztpraxis und plant eher beruflich<br />
den großen Wurf. »Warum soll ich mich<br />
noch quälen, das coolste ist doch eh das<br />
Runterfahren im Pulverschnee.«<br />
Doch bald muss auch Zschunke auf die Zähne<br />
beißen. Denn schon am nächsten Tag<br />
merkt die Gruppe, wie schnell sich die Lage<br />
in den Bergen ändern kann: <strong>Der</strong> Föhn, der<br />
beim Start im Allgäu noch ein angenehmes,<br />
warmes Lüftchen war, pfeift auf bald 3000<br />
46 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
<strong>Der</strong> Übergang über das S-charl-Joch ist einer<br />
der letzten Abschnitte der Alpenüberquerung.<br />
Per Flugzeug wird die Lawinenlage erkundet.<br />
Den Sturm gut überstanden: Beim Aufstieg auf die Rossfallscharte ist die Gefahr vorüber.<br />
Foto: Oase Alpin Center / Matthias Vogler (4), Lech Zürs Tourismus / Sepp Mallaun<br />
Metern Höhe mit 100 Kilometern pro Stunde<br />
über die Gipfel. Über das Smartphone<br />
eines Tourengehers kommt dazu passend<br />
die Nachrichtenmeldung: »Sieben Tote bei<br />
Lawinen in den Alpen!« Zwar herrscht in<br />
den meisten Regionen nur Lawinenwarnstufe<br />
eins bis zwei. Doch zwei Faktoren haben<br />
ausgereicht, dass Tourengeher mehrere<br />
tödliche Lawinen auslösten: starke Windverfrachtungen<br />
des Schnees und schlechte<br />
Sicht – genau die Situation, mit der auch<br />
die Gruppe auf dem <strong>Weg</strong> nach Italien nun<br />
konfrontiert ist.<br />
Somit wird auch Bergführer Schaupp nun<br />
besonders vorsichtig und holt sich zunächst<br />
genauere Informationen im Internet. Dabei<br />
kommt ihm zugute, dass er früher <strong>als</strong> Ingenieur<br />
Lawinenverbauungen im Gebirge<br />
plante und somit auch viel theoretische<br />
Erfahrung mit Schneerutschen hat. Zudem<br />
arbeitete er in einer Zentrale für Hochwasser-Vorhersagen<br />
und kann Rohdaten aus<br />
Wetterstationen gut interpretieren. Daher<br />
lädt er auf einem Smartphone zusätzlich<br />
zum Lawinenlagebericht auch die Webseite<br />
wetterzentrale.de, eine Datensammlung<br />
für Meteorologen. Dort findet er unter anderem<br />
Vorhersagen über die Wolkendichte<br />
in verschiedenen Höhen, heruntergebrochen<br />
auf einen Drei-Stunden-Takt. Somit<br />
kommt er zu einer düsteren Prognose: »Wir<br />
bekommen hohe Wolken, die die Sonne<br />
nicht durchlassen, und auch weiter unten<br />
wird die Sicht mittelmäßig.«<br />
Um sich Orientierungshilfen für den kommenden<br />
Tag zu schaffen, beginnt Schaupp,<br />
42 Markierungspunkte der geplanten Etappe<br />
von einer Landkarte in sein GPS-Gerät<br />
einzutippen. So kann er etwa bei Nebel auf<br />
einem kleinen Bildschirm prüfen, ob er<br />
vom <strong>Weg</strong> abkommt.<br />
Heftige Windböen<br />
Gerüstet mit 15 Reserve-Batterien, die auch<br />
bei den Temperaturen von minus sieben<br />
Grad Celcius ausreichend lange halten, zieht<br />
er am nächsten Morgen mit der Gruppe los.<br />
Doch <strong>als</strong> sie die Ulmer Hütte nahe St. Anton<br />
verlassen haben und über die Rossfallscharte<br />
ins abgelegene Malfontal gestiegen sind,<br />
klingt Schaupp ungewohnt angespannt.<br />
»Das isch jetzt kein Kinderspiel!«, warnt er<br />
am Fuße eines 500 Meter hohen Nordhangs.<br />
Dann kommt die Frage, die naheliegt – und<br />
die doch keiner erwartet hatte: »Wer leitet<br />
die Suche, falls uns eine Lawine erwischt?«<br />
Schaupps Gäste blicken etwas bleich durch<br />
das Schneetreiben. Plötzlich wirkt der Pulverschnee<br />
nicht mehr so cool, wie ihn Zahnarzt<br />
Zschunke vor wenigen Tagen noch bejubelt<br />
hatte. Letztlich erklärt sich einer aus<br />
der Gruppe bereit, die Verantwortung<br />
Nach schweißtreibenden Aufstiegen locken traumhafte Abfahrten wie hier in Lech-Zürs.<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 47
TOUREN<br />
Auf Ski von Oberstdorf nach Taufers<br />
Die Alpenüberquerung im Winter belohnt schweißtreibende<br />
Anstiege mit einsamen Abfahrten und Abstechern<br />
in Parade-Skigebiete. Eine fünftägige Skitour führt<br />
vom Allgäu nach Taufers im Vinschgau.<br />
Tourenkarten<br />
5–8 Heftmitte<br />
1. Tag<br />
Baad (1244 m) – Warth (1495 m)<br />
▶ mittel 3 Std.<br />
880 Hm 250 Hm<br />
Charakter: Eingehtour durch das<br />
Bärgunttal mit grandiosem Blick auf den<br />
Großen Widderstein und Übergang vom<br />
Allgäu nach Vorarlberg<br />
Ausgangspunkt: per Bus von Oberstdorf<br />
nach Baad (1244 m) im Kleinw<strong>als</strong>ertal<br />
Einkehr: Bärgunthütte<br />
Route: Baad – über das Bärgunttal<br />
zur Bärgunthütte – nach Rast weiter<br />
zum Hochalppass (1938 m) – Hochtannbergpass<br />
(1676 m) – Hotel Körbersee<br />
(1656 m)<br />
2. Tag<br />
Warth (1495 m) – Ulmer Hütte<br />
(2288 m) bei St. Anton am Arlberg<br />
▶ mittel 2 Std.<br />
250 Hm 1000 Hm<br />
Charakter: Überquerung zum Arlberg –<br />
der Wiege des Skilaufs<br />
Einkehr: diverse Hütten im Skigebiet<br />
Arlberg<br />
Route: Rundtour um das Karhorn –<br />
Abfahrten über Bürstegg zur Bodenalpe<br />
– Lech am Arlberg – Abfahrten nach Zürs,<br />
Zug, Stuben, St. Christoph – Übernachtung<br />
auf der Ulmer Hütte<br />
3. Tag<br />
Ulmer Hütte (2288 m) –<br />
Heidelberger Hütte (2264 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
1200 Hm 800 Hm<br />
Charakter: Ein gegensätzlicher Tag:<br />
Ruhe am Vormittag auf Skitour –<br />
Trubel am Nachmittag in Ischgl<br />
Einkehr: Heidelberger Hütte<br />
Route: Abfahrt nach St. Anton –<br />
per Seilbahn ins Skigebiet Vordere<br />
Rendlspitze – Roßfallscharte (2732 m)<br />
– Tiefschneeabfahrt ins Malfontal<br />
– Aufstieg ins Lattejoch (2605 m) –<br />
Kappl – per Skibus nach Ischgl –<br />
Skifahren im Gebiet von Ischgl und<br />
Samnaun – Abfahrt ins Val Gronda –<br />
Übernachtung auf der Heidelberger<br />
Hütte (2264 m)<br />
4. Tag<br />
Heidelberger Hütte (2264 m) –<br />
S-charl (1810 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
1150 Hm 1000 Hm<br />
Charakter: Hochalpiner Übergang in der<br />
Silvretta<br />
Einkehr: Skihütten und San-Jon-Ranch<br />
Route: Fimbertal – Fuorcla da Tasna<br />
(2835 m) – Vadret da Tasna – Piz Tasna<br />
(3179 m) – Abfahrt in das Val Laver –<br />
Aufstieg zur Fuorcla Champatsch (2730 m)<br />
– 1500 Hm Abfahrt nach Scoul – per<br />
Pferdekutsche ins Val S-charl (1810 m) –<br />
Übernachtung im Gasthaus Mayor<br />
5. Tag<br />
S-charl (1810 m) – Taufers im<br />
Vinschgau (1250 m)<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
900 Hm 1500 Hm<br />
Charakter: Über die bekannte »Cruschetta«<br />
nach Taufers in Südtirol<br />
Einkehr: Hotel Lamm in Taufers<br />
Route: S-charl-Joch (2296 m) – Mot<br />
Falain (2690 m) – Abfahrt ins Val Plazer<br />
(2183 m) – Val d’Avigna – Taufers –<br />
per Bus zurück nach Oberstdorf<br />
Zu abgelegen: In Graubünden geht es mit<br />
der Pferdekutsche ins einsame Val S-charl.<br />
für eine mögliche Lawinensuche zu übernehmen<br />
– und der Anstieg beginnt.<br />
Je näher die Gruppe an den Bergrücken<br />
kommt, desto stärker bläst ihnen der Wind<br />
entgegen. Mehrere Tourengeher geraten<br />
ins Schwanken, <strong>als</strong> sie bei ihren Spitzkehren<br />
von Böen erfasst werden. Doch letztlich<br />
erreichen alle die Scharte, die sie ins Skigebiet<br />
Kappl führt. Am Ende des Anstiegs<br />
jubeln einige los und recken ihre Arme in<br />
den Himmel über dem Paznauntal – aus<br />
Freude, wegen des Überschusses an Adrenalin<br />
oder einfach aus Lust am Männerritual.<br />
Und dann kommt auch Tiefschnee-Fan<br />
Zschunke zu seinen Abfahrten. Dafür muss<br />
er am nächsten Tag noch einmal von der<br />
Heidelberger Hütte, vorbei am Piz Tasna<br />
und durch die Silvretta insgesamt 1300 Höhenmeter<br />
aufsteigen. Doch wird er belohnt<br />
mit einer langen Abfahrt durch unverspurten,<br />
lockeren Schnee.<br />
Als er und seine Gruppe dann in Scuol in<br />
Graubünden ankommen, gelangen sie zum<br />
Schweizerischen Nationalpark, an dessen<br />
Rand ihre letzte Unterkunft liegt. Dorthin<br />
führt eine neun Kilometer lange, verschneite<br />
Straße, die kein Auto im Winter passieren<br />
kann. So steigen die Tourengeher im<br />
Bergdorf S-charl in zwei Pferdeschlitten, in<br />
denen dicke Felle und frisch gefüllte Wärmflaschen<br />
für sie bereitliegen.<br />
Am kommenden Morgen liegt nur noch ein<br />
kurzer Aufstieg zur italienischen Grenze vor<br />
ihnen, anschließend fahren sie nach Taufers<br />
in Südtirol ab. Müde kommen sie dort an –<br />
doch zugleich euphorisiert. So vergeht nicht<br />
einmal eine Woche nach der Tour, bis sich<br />
Tiefschnee-Fan Zschunke per Mail an die<br />
ganze Gruppe wendet: »Wie wäre es, wenn<br />
wir gemeinsam die Haute Route machen?«,<br />
fragt er und begeistert sich sogar für die Strapazen<br />
der Anstiege: »Die zieht uns dann die<br />
letzten Körner aus dem Körper!«<br />
◀<br />
Foto: Axel Veeser<br />
48 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
KOLUMNE<br />
Im Mützenland<br />
Kleidung ist nicht nur wetterabhängig. Sie ist auch<br />
vom sozialen Umfeld geprägt. Deshalb fühlen sich<br />
Boulderer cool, wenn sie im Juli Wollmützen und im<br />
Januar Shorts tragen. Doch die Szene ändert sich …<br />
Als Kinder lernten wir viele alltägliche<br />
Dinge. Zum Beispiel, dass wir im<br />
Sommer T-Shirts anziehen und im<br />
Winter warme Jacken. Und dass<br />
wir zu den T-Shirts auch mal kurze Hosen<br />
tragen und zu den dicken Jacken – wenn<br />
es wirklich kalt war – eine Mütze. Später,<br />
<strong>als</strong> <strong>Bergsteiger</strong> und Alpinistinnen, hörten<br />
wir vom Zwiebelsystem. Zogen fortan über<br />
dem Trägerleibchen ein Langarmshirt und<br />
unter der Windschutzjacke einen Faserpelz<br />
an. Wobei dieses Schichtprinzip in den vergangenen<br />
Jahren ins Wanken geriet: Nextto-Skin-Shirts<br />
mit Windstoppermembran<br />
warfen neue Fragen auf. Erst haderte ich<br />
mit diesen neuen Tatsachen, kam aber bald<br />
damit klar. Was mich zur Annahme verleitete,<br />
die alpinistischen Kleiderregeln für die<br />
nächsten Jahre begriffen zu haben.<br />
Schwitzen und frieren<br />
Doch sie sollten noch mehr durcheinander<br />
geraten. Grund dafür war eine kleine Boulderhalle<br />
namens Minimum. In einem alten<br />
Schuppen am Stadtrand Zürichs eingerichtet,<br />
war diese im Sommer stickig heiß, im<br />
Winter eiskalt. Was der guten Stimmung<br />
keinen Abbruch tat. Man kannte sich, grüßte<br />
sich, und meist dröhnten die Beats einer<br />
angesagten Electro-Band aus zwei Boxen,<br />
während gerade jüngere Boulderer sich über<br />
Kanten wuchteten und an minimalistischen<br />
Griffen hochhangelten. Ich war im Schnitt<br />
zehn Jahre älter <strong>als</strong> die anderen Besucher,<br />
fühlte mich aber wohl und mochte den Ort<br />
ganz gern. Bloß eines verstand ich nie: Wäh-<br />
rend ich im Sommer im Trägertop schwitzte,<br />
trugen die Jungs neben mir zwar kein T-<br />
Shirt, dafür eine Wollkappe. Und während<br />
ich im Januar trotz Primaloftjacke und Wollkappe<br />
fror, standen sie in Kappe und kurzen<br />
Hosen neben mir auf der Matte. Ich schloss<br />
daraus: Egal, wie heiß, egal wie kalt – coole<br />
Boulderer setzen sich Mützen auf. Was<br />
bedeutete, dass auch ich ziemlich cool war.<br />
Immerhin von Dezember bis Februar.<br />
Die echte Szene<br />
Doch die Zeiten ändern sich. Das »alte Minimum«<br />
verschwand und das »neue Minimum«<br />
öffnete letzten September seine<br />
Türen. Eine große, helle Boulderhalle im<br />
Zentrum Zürichs, die Kletterer aus der ganzen<br />
Stadt anlockt. Auch solche, die ganz<br />
ohne Mützen bouldern und bisher nur in<br />
warm geheizten Kletterhallen trainierten.<br />
Diese neue Klientel – sie ist derzeit in der<br />
Überzahl – ist ganz nett, hat aber manches<br />
noch nicht verstanden. Etwa, dass<br />
coole Boulderer Mützen tragen. Oder dass<br />
das neue Minimum im Winter wie seine<br />
Vorgängerin ungeheizt bleibt. Und so saß<br />
ich kürzlich an einem eisigen Wintertag<br />
im neuen Minimum auf der Matte unter<br />
meinem Boulderproblem, blickte um mich<br />
und stellte erstaunt fest, <strong>als</strong> einzige eine<br />
Wollmütze zu tragen; alle anderen standen<br />
fröstelnd in Trägertops und T-Shirts neben<br />
mir. Zugegeben: Ich fühlte mich in diesem<br />
Moment ziemlich cool. Ein wenig old school<br />
quasi. Ganz so, <strong>als</strong> hätte ich immer schon<br />
zur echten Boulderszene Zürichs gehört. ◀<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Caroline Fink<br />
berichtet am liebsten über die<br />
stillen Winkel in den Alpen.<br />
Die Autorin lebt in Zürich und<br />
arbeitet unter anderem frei für<br />
die NZZ und das SAC-Magazin<br />
»Die Alpen«. Die 36-Jährige<br />
schreibt im Wechsel mit<br />
Sandra Zistl, Axel Klemmer und<br />
Eugen Hüsler über das aktuelle<br />
Geschehen in den Bergen.<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49
TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 02/14<br />
Totes Gebirge, Verwall, Silvretta,<br />
Kitzbüheler und Engadiner Alpen<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
6 Piz da Val Gronda, 5 Warther Horn,<br />
12 Westl. Geierkopf, 9 Haute Route Oberland,<br />
10 H<strong>als</strong>erspitz, lange, 2 Almkogel,<br />
kurzer, knackiger Aufstieg<br />
+ Genussabfahrt<br />
Freeride-Tour <strong>als</strong> Einstieg<br />
zur Ski-Transalp<br />
steile, nordseitige<br />
Skitour; wenig Sonne fünf Tage auf Ski<br />
am Alpenrand entlang<br />
einsame Skitour; teils<br />
unübersichtliche Route<br />
mäßig steile Skitour;<br />
Achtung auf Dolinen!<br />
7 Piz Tasna, langer,<br />
8 Mot Falein, leicht<br />
1 Barmsee, Winter-<br />
11 Wallgauer Eck, lange, 3 Schatzberg,<br />
nordseitiger Skiaufstieg;<br />
Gipfel zu Fuß<br />
oder rassig (Variante)<br />
über den Hauptkamm<br />
Spaziergang fast ohne<br />
Höhenunterschiede<br />
flache Ski-Wanderung;<br />
Gipfelhang steil<br />
einfache Skitour mit<br />
Abfahrtsvergnügen<br />
4 Gr. Galtenberg,<br />
beliebte Skitour mit<br />
vielen Höhenmetern<br />
GPS-Daten <strong>als</strong> Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Karwendel Barmsee (940 m)<br />
1<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014 – Seite 64<br />
TIPP<br />
Winterliche Rundtour um Barmsee und Geroldsee<br />
Dieser See-Spaziergang mit einmaligen Ausblicken ist zu allen<br />
Jahreszeiten beliebt. Außer diesem Tourentipp sind etliche<br />
Varianten und Erweiterungen möglich. Bei sicherer Eisdecke ist<br />
Schlittschuhlauf auf dem Barmsee möglich.<br />
90 Hm | 3 Std.<br />
normale Wanderausrüstung,<br />
evtl. Grödel<br />
Talort: Krün (875 m)<br />
Ausgangspunkt: Barmsee-Hotel (900 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />
47.495856° Länge E 011.253658°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung von<br />
Garmisch-Partenkirchen nach Mittenwald<br />
Kindereignung: ab 10 Jahren<br />
Totes Gebirge Almkogel (2116 m)<br />
Über sanfte, freie Hügel, aber mit Dolinengefahr<br />
Die Skitour führt vom Almplateau der Tauplitz mit zahlreichen urigen<br />
Hütten über die Eisdecken zweier Seen hinauf auf den südlichsten<br />
Gipfel des Toten Gebirges. Von hier aus hat man nicht nur eine wunderbare<br />
Aussicht, sondern auch ganze 1400 Höhenmeter Abfahrt vor sich.<br />
750 auf/1400 Hm ab | 5 Std.<br />
normale<br />
Skitourenausrüstung<br />
Entfernung: 10,2 km<br />
Gehzeit: ca. 3 Std., je nach Schneehöhe<br />
Beste Jahreszeit: das ganze Jahr über möglich<br />
Karte: Topografi sche Karte des Bayer. Landesamtes für Vermessung<br />
und Geoinformation 1:50 000, Blatt UK50-51 »Karwendel«<br />
Informationen: Krün, Tel. 00 49/88 25/10 94, www.kruen.de<br />
Einkehr: Alpengasthaus Barmsee<br />
Schwierigkeiten: Bei Vereisung kann es an einigen Stellen<br />
sehr glatt sein; entsprechende Vorsicht ist angebracht.<br />
2<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014– Seite 36<br />
Talort: Bad Mitterndorf (809 m)<br />
Ausgangspunkt: P Hollhaus / Tauplitzalm (1621 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn von Salzburg<br />
über Stainach-Irdning bis Bad Mitterndorf<br />
Gehzeiten: Tauplitzalm – Steirerseehütten – Steirersee<br />
(1445 m) ½ Std. – Sattel – Schwarzensee (1549 m)– Leistalmhütte<br />
(1647 m) ¾ Std. – Kamphütten – Almkogel 1½<br />
Std. – Abfahrt entlang des Aufstiegswegs oder über Gegenanstieg<br />
Kamphütten – Roßkogel (1890 m) ¾ Std. mit Abfahrt ins Gnanitztal<br />
Beste Jahreszeit: Dezember bis April, je nach Schneelage<br />
Karte: Kompass 1:50 000, Blatt 68 »Ausseerland – Ennstal«<br />
Führer: Heitzmann »Skitouren: Vom Gesäuse bis zum Salzkammergut«,<br />
Steirische VerlagsGmH; Brandl »Dachstein – Tauern mit<br />
Salzkammergut und Tennengebirge. 50 Skitouren«, Rother Verlag<br />
Informationen: TVB Ausseerland, Bahnhofstr. 132, A-8990<br />
Bad Aussee, Tel. +43/(0)36 22/5 40 40-0, www.ausseerland.at<br />
Einkehr: Gasthöfe und Hütten auf der Tauplitzalm<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Mäßig steile Skitour im<br />
Südosten des Toten Gebirges. Achtung: neben Lawinen- auch<br />
Dolinen-Gefahr (Spalten im Winter zugeschneit). Für die<br />
Abfahrt in die Gnanitz Orts- und Geländekenntnis erforderlich.<br />
TIPP<br />
Kitzbüheler Alpen Schatzberg (1898 m)<br />
3<br />
Leichte Skitour mit großem Abfahrtsvergnügen<br />
Für Skitouren-Neulinge ist der Schatzberg die ideale Einsteigertour.<br />
<strong>Der</strong> meist gespurte Aufstieg führt über Wiesenhänge und Lichtungen<br />
und ist in den seltensten Fällen lawinengefährlich. Abwärts kann<br />
man bei Unsicherheit im Tiefschnee auch die Piste benutzen.<br />
890 Hm | 2 Std.<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
normale<br />
Skitourenausrüstung<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014 – Seite 102<br />
Talort: Alpbach (974 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Inneralpbach (1022 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn von Innsbruck<br />
oder München (über Kufstein) bis Brixlegg und weiter<br />
mit der Buslinie 4074 (www.vvt.at) nach Inneralpbach<br />
Gehzeiten: Parkplatz – Jochumalm 1 Std. – Hahnkopf<br />
(1902 m) ¾ Std. – Schatzberg 10 Min.<br />
Beste Jahreszeit: Dezember bis März, je nach Schneelage<br />
Karte: Kompass 1:50 000, Blatt 28 »Vorderes Zillertal.<br />
Alpbach – Rofan – Wildschönau«; AV-Karte 1:50 000, Blatt 34/1<br />
»Kitzbüheler Alpen West«<br />
Führer: Jentzsch-Rabl, Zagajsek »Skitourenführer Tirol: Die<br />
schönsten Skitouren von Kitzbühel bis ins Sellraintal«, Alpinverlag<br />
Informationen: Alpbachtal Seenland Tourismus, Zentrum 1,<br />
A-6233 Kramsach/Tirol, Tel. 00 43/(0) 53 36/60 06 00,<br />
www.alpbachtal.at, info@alpbachtal.at<br />
Einkehr: Gasthöfe in Inneralpbach<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Einfache Einsteiger-Skitour<br />
mit Abfahrtsvergnügen auf freien Bauernwiesen ohne übermäßige<br />
Lawinengefahr. Meist ist bereits nach den ersten<br />
Schneefällen gespurt.
TIPP<br />
Karwendel Barmsee (940 m)<br />
TIPP<br />
Route: Vom Gasthaus in Barmsee nach links, <strong>als</strong>o<br />
gegen Westen dem Barmsee-Rundweg folgen. Bei der<br />
Promenade über dem Sportplatz rechts weiter und bei der<br />
Badeanstalt Grubsee geradeaus in den Etzwald hinein.<br />
Durch den Wald nach Südwesten weiter und nördlich des<br />
Geißschädels ein wenig rechts halten, nach Westen weiter<br />
und auf Fahrwegen bis kurz vor die Bundesstraße hinaus.<br />
Hinter einer Gefällstrecke scharf rechts abknicken, nach<br />
Nordwesten auf einem schmalem Forststräßchen und<br />
über freies Feld zum Südufer des Wagenbrüchsees. Von<br />
ihm nach Westen zur Straße bei Gerold weiter, dort rechts<br />
schwenken, an der Kapelle vorbei, durch Gerold hindurch<br />
und dann rechts halten; am Nordufer des malerischen<br />
Wagenbrüchsees nach Osten weiter.<br />
Hinter dem Seeufer steigt der <strong>Weg</strong> etwas an und führt auf<br />
der Scheitelstrecke in lichten Wald hinein. <strong>Der</strong> Wald verdichtet<br />
sich im weiteren Verlauf und dann geht es grimmig<br />
steil hinab (Vorsicht bei Vereisung!), bis man auf eine<br />
hoffentlich gefrorene feuchte Auwiese kommt, über die<br />
das Westufer des Barmsees erreicht wird.<br />
Nach links am Ufer entlang, rechts auf einen Fahrweg<br />
Totes Gebirge Almkogel (2116 m)<br />
Route: Vom Parkplatz am Ende der Tauplitzalm-Mautstraße<br />
nahe dem Hollhaus (1621 m) auf leicht steigendem<br />
Fahrweg für Pistenfahrzeuge in Richtung Norden. Bei<br />
der Gabelung beim Hollhaus rechts und auf dem bestens<br />
präparierten Fahrweg in östlicher Richtung auf das<br />
Hochplateau der Tauplitzalm und weiter zur Bergstation<br />
der Vierer-Sessel-Bahn. Von dort in östlicher Richtung<br />
am Hotel Kirchenwirt vorbei und leicht abwärts zum<br />
Naturfreundehaus, von wo aus ein präparierter Fahrweg<br />
bis zu den ersten Almhütten führt. Auf der Skaterpiste der<br />
Sturzhahn-Loipe über den Almboden in östlicher Richtung<br />
einbiegen und im Wald neben dem See weiter, im weiteren Verlauf<br />
ein wenig nach links vom Wasser weg und geringfügig aufwärts.<br />
An der nördlichsten Stelle des Spaziergangs zweigt vom Sträßchen<br />
nach rechts eine <strong>Weg</strong>spur zum See ab. Dort rechts abbiegen<br />
und durch einen kurzen Waldgürtel zum Nordufer des Barmsees.<br />
Dort gibt es die schönsten Ausblicke auf der ganzen Wanderung<br />
zu bewundern.<br />
Anschließend gegen Osten weiter und wieder auf den Fahrweg<br />
zwischen dem Bannwald und dem östlichen, aus Naturschutzgründen<br />
gesperrten Schilfbereich des Barmsees. Bei der<br />
Verzweigung rechts abbiegen und im Wald auf ebenem Fahrweg<br />
nach Süden dahin. Am Waldrand zur <strong>Weg</strong>verzweigung weiter.<br />
Dort rechts halten, über den Bach und gleich dahinter nochm<strong>als</strong><br />
rechts, um dem schönen Wanderweg zu folgen, der zur schmalen<br />
Asphaltstraße neben der Bundesstraße führt. Auf ihr nach Barmsee<br />
zurück.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Die Westliche Karwendelspitze<br />
hinter Buckelwiesen<br />
bis auf Höhe der Marburger Hütte, hinter der man bald das Ende<br />
des Almgebietes erreicht. Ab hier fast ausschließlich im alpinen<br />
Gelände, worauf auch die Tafel zur Lawinengefahr hinweist. Eine<br />
kurze Abfahrt auf dem nunmehr mäßig fallenden, präparierten<br />
Fahrweg für Pistenfahrzeuge führt durch das »Kanonenrohr«,<br />
eine Talenge auf dem <strong>Weg</strong> zu den Steirerseehütten. Weiter leicht<br />
bergab durch nunmehr unmarkiertes Gelände bis an das Westufer<br />
des Steirersees. Meistens ist die Eisschicht dick genug, um<br />
über den zugefrorenen See bis ans Ostufer zu gelangen. Richtung<br />
Osten über einen kleinen Sattel zum Schwarzensee, dessen Eis<br />
bei entsprechend kalter Witterung ebenfalls dick genug ist, um es<br />
mit Ski zu überqueren. Anschließend folgt man dem markierten<br />
Salzsteig 218/209A leicht ansteigend bis zu den Leistalmen.<br />
Links an den Hütten vorbei über die freie Fläche und weiter<br />
durch den Hochwald bis zum Anstieg auf der Westseite des<br />
vorgelagerten Rückens des Almkogels. Auf diesem Rücken stetig<br />
steigend bis auf eine kleine Anhöhe. Von dort etwa 30 Hm abfahren,<br />
dann beginnt der Gipfelanstieg über waldfreies Gelände<br />
Richtung Nordosten.<br />
Abfahrt: wie Aufstieg; je nach Schneelage kann man auch<br />
über einen Gegenanstieg von etwa 200 Höhenmetern auf den<br />
Rosskogel in die Gnanitz abfahren. Dagmar Steigenberger<br />
Panorama: www.peakfinder.org Foto: Siegfried Garnweidner<br />
<br />
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TIPP<br />
Kitzbüheler Alpen Schatzberg (1898 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz Inneralpbach geht es wenige<br />
Meter auf der Straße zurück Richtung Alpbach. Hinter der<br />
Brücke zweigt die Spur nach rechts ab und folgt dem Bach<br />
wenige Meter aufwärts, wo man zwischen zwei Häusern<br />
den »Anschnallplatz« für die Ski erreicht. Zwischen den<br />
Höfen hindurch geht es leicht rechtshaltend zum ersten<br />
Zaundurchschlupf, eine Fahrstraße querend und über Wiesenhänge<br />
aufwärts bis zu einer zweiten Fahrstraße. Über<br />
weitere Wiesenhänge erreicht man ein Waldstück, welches<br />
durch eine Schneise geteilt ist. Am Schneisenrand entlang,<br />
kommt man bald zu den verschneiten Wiesenhängen<br />
der Jochumalm mit ihren drei Hütten. Ab hier tauchen nun<br />
hin und wieder gelb/rote Markierungen auf. Ihnen folgend,<br />
erreicht man nach einem Wetterkreuz den Hahnkopf, von<br />
dessen Gipfelkuppe man bereits die Bergstation des Skigebiets<br />
rund um den Schatzberg sieht.<br />
Abfahrt: Wer will, kann hinter der Bergstation des Skiliftes<br />
queren und die letzten Meter eben zum Schatzberg-<br />
Gipfel gleiten. Die meisten Tourengeher fahren jedoch<br />
schon vom Hahnkopf ab, indem sie im Groben der Aufstiegsspur<br />
folgen. Man kann aber auch vom Hahnkopf ein<br />
kurzes Stück Richtung Südosten, anschließend rechts über Lichtungen<br />
und kurze Waldpassagen abfahren. Man kommt dann im<br />
Luegergraben ins Tal und fährt entlang der Loipe zurück nach Inneralpbach.<br />
Wer den Tiefschnee scheut, kann auch auf die Piste<br />
des neu gebauten Skiliftes von Inneralpbach auf den Schatzberg<br />
ausweichen<br />
Dagmar Steigenberger<br />
Vor der Gernalm am Schatzberg<br />
Foto: Dagmar Steigenberger
TIPP<br />
Kitzbüheler Alpen Großer Galtenberg (2424 m)<br />
4<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014– Seite 102<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/20114– Seite 44<br />
Unterm Gipfel trennt sich die Spreu vom Weizen<br />
Hoch und spitz thront der Große Galtenberg über dem Alpbachtal. Als Skitour beliebt, bleibt<br />
er wegen der zu bewältigenden Höhenmeter allerdings den konditionell Stärkeren vorbehalten.<br />
<strong>Der</strong> steile Gipfelhang ist häufig abgeblasen und muss deshalb zu Fuß erklommen werden.<br />
1330 Hm | 4 Std.<br />
normale<br />
Skitourenausrüstung<br />
Talort: Alpbach (974 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Luegergraben (1120 m),<br />
alternativ Parkplatz Inneralpbach (1022 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn von Innsbruck<br />
oder München (über Kufstein) bis Brixlegg und weiter<br />
mit der Buslinie 4074 (www.vvt.at) nach Inneralpbach<br />
Gehzeiten: Luegergraben – Buamalm (1376 m) –<br />
Kolbentalalm (1582 m) – Rücken (ca. 1800 m) 2½ Std. –<br />
Skidepot (ca. 2040 m) ½ Std. – Großer Galtenberg 1 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Dezember bis März, je nach Schneelage<br />
Karte: Kompass 1:50 000, Blatt 28 »Vorderes Zillertal. Alpbach<br />
– Rofan – Wildschönau«<br />
Führer: Jentzsch-Rabl, Zagajsek »Skitourenführer Tirol: Die<br />
schönsten Skitouren von Kitzbühel bis ins Sellraintal«, Alpinverlag<br />
Informationen: Alpbachtal Seenland Tourismus, Zentrum 1,<br />
A-6233 Kramsach/Tirol, Tel. 00 43/(0) 53 36/60 06 00,<br />
www.alpbachtal.at, info@alpbachtal.at<br />
Einkehr: Gasthöfe in Inneralpbach<br />
Charakter/Schwierigkeiten: <strong>Der</strong> höchste Gipfel über dem<br />
Alpbachtal ist beliebt unter Skitourengehern, aber aufgrund der<br />
zahlreichen Höhenmeter nichts für Anfänger. Bis auf den freien<br />
Rücken mit toller Aussicht schaffen es zwar die meisten, doch auf<br />
den letzten 400 Höhenmetern am steilen Gipfelaufbau wird ausgesiebt.<br />
Je nach Schneelage lässt man die Ski am besten stehen<br />
und stapft zu Fuß hoch.<br />
Allgäuer Alpen/Lechquellengebirge Warther Horn (2256 m)<br />
Ski-Transalp mit Freeride-Einstieg<br />
Vom Allgäuer Kleinw<strong>als</strong>ertal aus bietet sich eine relativ leichte und lawinensichere Route<br />
durch West-Tirol und Ost-Graubünden in den Vinschgau an. Dies ist keine reine Skidurchquerung,<br />
denn dem keineswegs trivialen Einstieg folgt eine Freeride-Orgie mit Liftauffahrten.<br />
1100 Hm + Lifte | 6 Std. + Lifte<br />
abfahrtsorientierte<br />
Skitourenausrüstung<br />
Talort: Oberstdorf (813 m)<br />
Ausgangspunkt: Bushaltestelle in Baad (1244 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Per Bahn nach Oberstdorf<br />
und per Bus durchs Kleinw<strong>als</strong>ertal nach Baad<br />
Zeiten: 1. Tag: 3 Std. Aufstieg, 1 Std. Abfahrt + Freeriding<br />
(Lifte + Tiefschneeabfahrten); 2. Tag: 1 Std. Aufstieg,<br />
1 Std. Abfahrt + Freeriding + Skibusse<br />
Karten: Kompass 1:50 000, Nr. 3 oder AV-Karte<br />
1:25 000, BY 2; Kompass 1:50 000, Nr. 32 oder<br />
AV-Karte 1:25 000, Blatt 3/2<br />
Informationen: Warth-Schröcken Tourismus, Büro Warth,<br />
A-6767 Warth, Tel. 00 43/(0)55 83/35 15-0, tbwarth@warth.at,<br />
www.warth-schroecken.com; Tourismusverband St. Anton<br />
am Arlberg, A-6580 St. Anton, Tel. 00 43/(0)54 46/22 69-0,<br />
info@stantonamarlberg.com, www.stantonamarlberg.com<br />
Übernachtungen: Hotel Körbersee, Körbersee 75, A-6888<br />
Schröcken, Tel. 00 43/(0)55 19/265, www.koerbersee.at;<br />
Ulmer Hütte, DAV, bewirtet Dezember bis April, 55 Betten,<br />
Tel. 00 43/(0)54 46/3 02-00, www.ulmerhuette.at<br />
Charakter/Schwierigkeiten: <strong>Der</strong> meist einsamen, nicht zu<br />
unterschätzenden (mittlere Lawinengefahr), nordseitigen Einstiegstour<br />
folgt das Eintauchen ins Warther Skigebiet mit je nach<br />
Tageszeit ein bis mehreren Lift- und Abfahrten mit Endstation<br />
im Skihotel abseits des Trubels. <strong>Der</strong> nächste Tag besteht fast nur<br />
aus Freeriding mit Lifthilfe bis St. Anton.<br />
5<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
TIPP<br />
Verwall-/Silvretta-Gruppe Piz da Val Gronda (2812 m)<br />
6<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/20124– Seite 44<br />
Über zwei Jöcher zur Silvretta<br />
Alpiner geht es bei der Skidurchquerung der Verwallgruppe mit den meisten Höhenmetern<br />
der Überschreitung zu, die über die morgens haarige Rossfallscharte begonnen wird.<br />
Und wieder erleichtert ein Skigebiet das Eintauchen in das Skitourenparadies der Silvretta.<br />
1200 Hm | 5 Std. + Liftfahrten<br />
vollständige Skitourenausrüstung,<br />
evtl. mit Steigeisen<br />
Talort: St. Anton (1286 m)<br />
Ausgangspunkt: Ulmer Hütte (2279 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Per Bahn via Inntal oder<br />
Vorarlberg nach St. Anton. Auffahrt per Gondel via Galzigbahn/Vallugabahn<br />
zur Valluga und Abfahrt zur Ulmer Hütte<br />
Zeiten: 3½ Std. Aufstieg, 1½ Std. Abfahrt + SkiPlus<br />
(Lifte + Abfahrten) + Busfahrt<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Januar bis März<br />
Karten: Kompass 1:50 000, Nr. 41 »Silvretta, Verwall-<br />
gruppe« oder AV-Karte 1:25 000, Blatt 3/2 »Lechtaler Alpen/<br />
Arlberggebiet« mit Skirouten<br />
Informationen: Tourismusverband St. Anton am Arlberg,<br />
A-6580 St. Anton, Tel. 00 43/(0)54 46/2 26-90, www.stantonamarlberg.com;<br />
Tourismusverband Paznaun–Ischgl, Dorfstraße 43,<br />
A-6561 Ischgl, Tel. 00 43/(0)5 09 90-100, www.ischgl.com<br />
Hütte: Heidelberger Hütte (2264 m), DAV, bewirtet Mitte Dezember<br />
bis Mitte Mai, 176 Schlafplätze (Winterraum 8),<br />
Tel. 00 43/(0)6 64/4 25 30 70, Tal: 00 43/(0)54 45/66 66,<br />
www.heidelbergerhuette.com<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Nach der Auffahrt im Angesicht<br />
des schroffen West-Verwalls und dem kurzen, aber knackigen Aufstieg<br />
zur Roßfallscharte (Harscheisen), folgt eine Genussabfahrt<br />
im Morgenlicht. <strong>Der</strong> Nordwest-Aufstieg zum Lattejoch wird mit Abfahrt<br />
ins Paznauntal belohnt, von dem es mit Lifthilfe zum Ostrand<br />
der Silvrettagruppe geht.<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen
TIPP<br />
Kitzbüheler Alpen Großer Galtenberg (2424 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Direkt beim Parkplatz im Luegergraben geht<br />
es über die Brücke auf die Westseite des Baches, wo der<br />
Forstweg zur Buamalm und zur Kolbentalalm beginnt. Bei<br />
der Buamalm (1376 m) stößt die Spur von denjenigen<br />
dazu, die ihren Aufstieg schon am Parkplatz Inneralpbach<br />
begonnen haben. Wer es ihnen nachtun will, folgt zunächst<br />
der Alpbacher Ache auf deren Westseite bis zu einer Waldschneise,<br />
durch die es dann zur Buamalm aufwärts geht.<br />
Dort quert man einen Forstweg und marschiert linkshaltend<br />
aufwärts über das freie Wiesengelände der Kolbentalalm<br />
bis zum Rücken, den man bei etwa 1800 Metern<br />
erreicht. Nun führt die Spur Richtung Süden immer auf<br />
dem Rücken entlang bis zur steilen Nordwestfl anke des<br />
Großen Galtenberg. Meistens erlaubt es die Schneelage<br />
nicht, mit Ski bis ganz auf den Gipfel zu gehen. Zu abgeblasen<br />
ist der Hang. Vom Skidepot auf etwa 2000 Metern<br />
stapft man die letzten 400 Höhenmeter zu Fuß zum Gipfel,<br />
was in jedem Fall die sicherste Aufstiegsvariante ist.<br />
Abfahrt: Vom Skidepot gibt es mehrere Abfahrtsmöglichkeiten.<br />
Eine verläuft entlang der Aufstiegsroute; die ideal<br />
geneigten Almwiesen unterhalb des Rückens sind bei<br />
Die steile Nordwestflanke<br />
des Großen Galtenbergs<br />
Allgäuer Alpen/Lechquellengebirge Warther Horn (2256 m)<br />
Route: 1. Tag: Südwärts auf normalerweise geräumtem,<br />
aber nicht gestreutem Fahrweg das Bärgünttal einwärts<br />
zur Bärgünthütte (1392 m). Grob dem Sommerweg<br />
folgend im Wald und bald frei aufwärts in einen Talkessel<br />
und im Wechsel zwischen Steilstufen und fl acheren<br />
Hängen hinauf unter einen markanten Abbruch. Soweit<br />
möglich dem <strong>Weg</strong> folgend in einer aufwärts führenden<br />
Querung von links nach rechts durchschlüpfen. Links<br />
auf einen Westrücken einschwenken, über diesen zu<br />
einem Wetterkreuz und rechts querend zum Hochalppass<br />
(1921 m; gerade weiter zum Seekopf, 2039 m).<br />
Nach Abfellen und Südostquerung zu einem Ostrücken<br />
von diesem südwärts hinab zur Straße westlich des<br />
Hochtannbergpasses (1679 m). Per Sessellift auf den<br />
Saloberkopf (2043 m), evtl. Variantenfahren (3 Lifte)<br />
und Westabfahrt zum Hotel Körbersee (1667 m).<br />
2. Tag: Mit dem Lift Falken wieder ins Skigebiet Warth-<br />
Schröcken und die nordseitigen Lifte von Saloberkopf<br />
und Jägeralpbahn bzw. zwei Variantenabfahrten bis<br />
zur Bergstation der Warther-Horn-Bahn. Kurz südwärts<br />
hinauf, links durchs östliche Kar des Karhorns (2416 m)<br />
Neuschnee ein Traum für jeden Skifahrer. Eine ebenfalls häufi g<br />
gewählte Abfahrt führt über die weniger steilen Osthänge des<br />
Galtenbergs: vom Sattel unter dem Gipfel nach rechts und über<br />
freie Hänge mal sanfter mal steiler zur Kolbentalalm und weiter<br />
zur Buamalm. Dort erreicht man einen breiten <strong>Weg</strong>, auf dem man<br />
(meist im Pfl ugschwung) durch den Wald zur Bachbrücke mit<br />
verkrampften Waden hinabrutscht. Die dritte Variante für geübte<br />
Skifahrer führt vom Sattel unter dem Gipfelaufschwung nach<br />
links, <strong>als</strong>o gegen Westen, um auf weiten, freien und steilen Hängen<br />
zur Farmkehralm hinabzuwedeln. Von dort kann man noch<br />
zur Salcheralm queren, um dann die Bretter durch den Greiter<br />
Graben nach Inneralpbach hinauslaufen zu lassen.<br />
Dagmar Steigenberger<br />
und das Westkar hinauf zum Warther Horn-Sattel (links zu Fuß<br />
zum Gipfel, 2256 m). Dahinter südwestwärts queren, durch eine<br />
anfangs weite Mulde steil südwärts hinab und über Almfl ächen<br />
auslaufen zum bewirteten Bodenhaus (1410 m) im Lechtal. Bei<br />
Lawinengefahr vom Saloberkopf südwestwärts hinab und südwärts<br />
abwärts zum Auenfeldsattel (1709 m) und südostwärts<br />
fl ach durch den Gaisbachtobel dorthin. Per Skibus nach Lech<br />
(1444 m) und Freeriding über Rüfi kopf (Bergstation 2350 m),<br />
Zürs (1716 m) und Madlochjoch (2438 m) wieder nach Zürs.<br />
Per Skibus nach St. Christoph, Auffahrt zur Valluga (2811 m)<br />
und über das Valfagehrjoch zur Ulmer Hütte (2279 m).<br />
Christian Schneeweiß<br />
Die Ulmer Hütte ist Etappenziel.<br />
Foto: Thomas Dempfle/OASE AlpinCenter Foto: Dagmar Steigenberger<br />
TIPP<br />
Verwall-/Silvretta-Gruppe Piz da Val Gronda (2812 m)<br />
Route: Abfahrt südostwärts querend zum Arlensattel<br />
(2053 m) und ostwärts ins Steißbachtal, das sich nach<br />
St. Anton (1284 m) zur T<strong>als</strong>tation der Galzigbahn herunterzieht.<br />
Zu Fuß scharf rechts abwärts durch den Ort zur Bundesstraße<br />
und der T<strong>als</strong>tation der Rendlbahn (1350 m). Per<br />
Gondel hoch zur Bergstation am Brandkreuz (2000 m),<br />
Ski wieder anlegen, über die Piste abwärts queren zur T<strong>als</strong>tation<br />
des Sessellifts Rendlspitze I und hoch zu dessen<br />
Bergstation (2410 m). Mit Fellen Richtung Süden queren<br />
und steil hinauf zur Roßfallscharte (2732 m; Harscheisen!).<br />
Dahinter südostwärts in Genussneigung (bis<br />
auf eine Steilstufe) hinab in den Kessel des hintersten<br />
Malfont<strong>als</strong> (2180 m) und gegenüber ostwärts durch das<br />
Latte-Kar zügig hinauf zum Lattejoch (2605 m). Dahinter<br />
südostwärts hinab, südwärts ins Kappler Skigebiet<br />
queren (evtl. Einkehr im Dias, 1863 m) und südostwärts<br />
zur T<strong>als</strong>tation in Kappl (1256 m) an der Bundesstraße.<br />
Per Skibus durchs Paznauntal nach Ischgl (1376 m) zur<br />
T<strong>als</strong>tation der Silvrettabahn. Mit dieser und der folgenden<br />
Fimbabahn (bewirtete Idalpe, 2311 m) ins Skigebiet und<br />
via Palinkopf (Bergstation 2850 m) ins Variantenrevier der<br />
Gampenalpe (1975 m; bewirtet). Abschließend vom Palinkopf zur<br />
T<strong>als</strong>tation des Vesillifts und auf den Piz da Val Gronda (2812 m).<br />
Bei genug Zeit vom Palinkopf auf dem Kamm-Ziehweg südwärts<br />
Richtung Samnauner Joch und südwestwärts abwärts in den<br />
Kessel des Vesilt<strong>als</strong>. Gegenüber aufwärts zur Forcla da Val Gronda<br />
(2752 m) und in einer Rechtsschleife zum Gipfel. Südwestwärts<br />
über die Hochfl äche Fenga Pitschna unter den Piz Davo Sassè<br />
(2792 m) und über Westhänge, ab der Mitte links haltend hinab<br />
zur Heidelberger Hütte (2264 m). Christian Schneeweiß<br />
Aufstieg zur Rossfallscharte<br />
Foto: Thomas Dempfle/OASE AlpinCenter
TIPP<br />
Silvretta/Engadiner Alpen Piz Tasna (3179 m)<br />
7<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014 – Seite 44<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014 – Seite 44<br />
Vom Tour-Höhepunkt in die Schweiz<br />
Lang und kostspielig, aber abwechslungsreich ist der vierte Tag mit langgezogenem Aufstieg zum<br />
zu Fuß erkraxelten, freistehenden Höhepunkt der Hauptkammüberschreitung. Eine Kutschfahrt<br />
durchs Val S-charl in die Nacht zum einsamen Almgasthaus rundet den Tag ab.<br />
1000 Hm | 5 Std. + Taxi/Kutsche<br />
vollständige Skitourenausrüstung,<br />
Steigeisen<br />
Talort: Ischgl (1376 m)<br />
Ausgangspunkt: Heidelberger Hütte (2264 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Per Bahn via Inntal bis<br />
Landeck und per Bus durchs Paznauntal bis Ischgl.<br />
Mit Ski durchs Fimbatal oder mit Liften im Skigebiet zur<br />
Heidelberger Hütte<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abfahrt 1½ Std. + Taxi +<br />
2 Std. Kutsche<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Januar bis März<br />
Karten: Landeskarte der Schweiz 1:50 000, 249 S »Tarasp« und<br />
Landeskarte der Schweiz 1:50 000, 259 S »Ofenpass«<br />
Informationen: Tourismusverband Paznaun–Ischgl, Dorfstraße<br />
43, A-6561 Ischgl, Tel. 00 43/(0)5 09 90-100, www.ischgl.com;<br />
Tourismus Engadin (Scuol, Samnaun, Val Müstair), Staziun<br />
Scuol-Tarasp, CH-7550 Scuol, 00 41/(0)81/8 61 88 00,<br />
www.engadin.com<br />
Übernachtung: Gasthaus Mayor, privat, CH-7550 S-charl,<br />
Tel. 00 41/(0)81/8 64 14 12, info@gasthaus-mayor.ch,<br />
www.gasthaus-mayor.ch<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Lang, aber leicht ist der<br />
nordseitige Aufstieg durch die Wanne des Val Fenga Richtung Piz<br />
Tasna, der anstrengend zu Fuß erstiegen werden muss.<br />
<strong>Der</strong> Ostabfahrt ins Val Sinestra und das Unterengadin folgt meist<br />
ein Abschlussmarsch zu Fuß, eine Taxifahrt nach Scuol und der<br />
Tagesabschluss mit einer Kutschfahrt.<br />
Sesvennagruppe Mot Falein (2690 m)<br />
Hüpfer über den Alpenhauptkamm<br />
Idyllisch, aber ziemlich unspektakulär präsentiert sich die Überschreitung der Wasserscheide zwischen<br />
Inn und Donau sowie Etsch und Po. Über dem S-charl-Jöchl steht die schroffe Südflanke des<br />
Piz Sesvenna, gegenüber erhebt sich der Mot Falain mit seiner rassigen Abfahrt ins Münstertal.<br />
900 Hm | 4 Std.<br />
normale<br />
Skitourenausrüstung<br />
Talort: Scuol (1243 m)<br />
Ausgangspunkt: Gasthof Mayor in S-charl (1810 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Per Bahn via Inntal bis<br />
Landeck und per Bus durchs Oberinntal/Unterengadin bis<br />
Scuol (Ausweis!).<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2¾ Std., Abfahrt 1¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Januar bis März<br />
Karten: LKS 1:50 000, 259 S »Ofenpass« und Kompass<br />
1:50 000, Nr. 52 »Vinschgau – Val Venosta«<br />
Führer: Christian Schneeweiß (Hrg.), Bernd Ritschel »Abenteuer<br />
Skitransalp«, Bruckmann-Verlag (Bildband über 5 Skitransalps<br />
mit Infoteil)<br />
Informationen: Tourismus Engadin (Scuol, Samnaun, Val Müstair),<br />
Staziun Scuol-Tarasp, CH-7550 Scuol, Tel. 00 41/(0)81/<br />
8 61 88-00, iwww.engadin.com; Tourismusverein Taufers i. Münstertal,<br />
St.-Johann-Straße, I-39020 Taufers (Vinschgau/Südtirol/<br />
Italien), Tel. 00 39/(0)4 73/8 31-1 90, info@taufers.org<br />
Unterkunft/Einkehr: in Taufers (Biwakhütte hinterm<br />
S-charl-Jöchl)<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Abschluss und leichtester<br />
Abschnitt (außer Variante Mot Falain) des Ski-Transalps vom<br />
Kleinw<strong>als</strong>ertal in den Vinschgau. Einem Spaziergang durch lichte<br />
Arvenbestände folgt der Aufstieg zum Hauptkamm-Übergang<br />
des S-charl-Jöchl mit rassiger Variante und die Talabfahrt in den<br />
Vinschgau.<br />
8<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
TIPP<br />
Bayerische Voralpen Haute Route Oberland<br />
9<br />
Auf Ski vom Wendelstein ins Estergebirge<br />
Es muss nicht immer die Transalp sein, und auch nicht die Haute<br />
Route über die Walliser Viertausender. Schließlich kann man auch<br />
die schönsten Touren vor der eigenen Haustür zu einer fünftägigen<br />
Haute Route Oberland aneinander reihen.<br />
5610 Hm/7240 Hm | 5 Tage<br />
normale<br />
Skitourenausrüstung<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/20124– Seite 20<br />
Talorte: Brannenburg, Bayrischzell, Spitzingsee, Rottach-<br />
Egern, Lenggries, Walchensee, Garmisch-Partenkirchen<br />
Ausgangspunkt: Wendelstein-Bergstation (1730 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der BOB von München<br />
nach Osterhofen oder mit der DB nach Brannenburg;<br />
zurück von Garmisch-Partenkirchen bis München<br />
Gehzeiten: Wendelstein-Bergstation – Geitau – Taubensteinhaus<br />
3½ Std. – Spitzing – Bodenschneid – Sutten – Wallberg<br />
– Scharling 6 Std. – Silberkopf – Schwarzentenn – Seekarkreuz –<br />
Lenggries 5 Std. – Brauneck (per Bahn) – Tutzinger Hütte – Glaswandscharte<br />
– Staffelalm – Jocheralm – Walchensee 7 Std. – Simetsberg<br />
– Krottenkopfhütte – Garmisch-Partenkirchen 6½ Std.<br />
Karten: Kompass 1:50 000, Blatt 8 und Blatt 6; AV-Karten<br />
1:25 000, Blatt BY 16, BY 15, BY 13, BY 11, BY 9<br />
Fremdenverkehrsämter: Tegernsee Schliersee,<br />
Tel. 0 80 22/9 27 38 90; Lenggries, Tel. 0 80 42/50 08-800;<br />
Walchensee, Tel. 0 88 58/4 11; Garmisch-Partenkirchen,<br />
Tel. 0 88 21/18 04 19<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Schwierigste Etappe vom<br />
Brauneck zur Benediktenwand und weiter bis Walchensee;<br />
teils Lifte <strong>als</strong> Aufstiegshilfen, Transfers in den Tälern nötig.
TIPP<br />
Silvretta/Engadiner Alpen Piz Tasna (3179 m)<br />
TIPP<br />
Route: Westlich des Val Fenga durch Mulden südwärts aufwärts<br />
und über eine Stufe in einen schmalen Schlauch, der<br />
im Linksbogen in den Kessel Davo Dieu leitet. Rechts haltend<br />
aufwärts queren und gerade hinauf zu einer Mulde östlich<br />
der Breiten Krone (3079 m), die über einen Gletscher<br />
zur Furcla da Tasna (2835 m) leitet. Südostwärts aufwärts<br />
unter steile Schneefl anken queren und über einen Kolkrand<br />
(in Wirklichkeit Moräne; Lawinengefahr von oben) weiter<br />
zum Vadret da Tasna. Über diesen südwärts aufwärts, zum<br />
Schluss links über einen Steilhang hinauf zum Skidepot am<br />
Beginn des Ostgrats des Piz Tasna. Je nach Verhältnissen in<br />
Schneestapferei oder mit klettrigen Einlagen (Fixpunkte für<br />
Seil vorhanden; häufi g Steigeisen!) überwiegend südlich<br />
des Grats zum Gipfel des Piz Tasna (3179 m).<br />
Abfahrt vom Depot kurz zurück, rechts auf die Nordostseite<br />
des Vadret da Tasna, über diesen hinab, bei sicherer<br />
Lawinenlage durchs steile Val Davo Lais – lawinensicherer<br />
in Rechts-Links-Schleife – ins fl ache Val Laver und zum<br />
bewirteten Hof Zuort (1711 m). Bei tiefem Schnee statt zu<br />
einem der Fahrwege beidseits des T<strong>als</strong> aufwärts zu queren<br />
südwärts durch das Bachbett abfahren bis zum Sträßchen<br />
Sesvennagruppe Mot Falein (2690 m)<br />
am Kurhaus Val Sinestra (1521 m). Auf diesem queren nach Sent<br />
im Unterengadin (1430 m; evtl. teils zu Fuß). Per Taxi von Sent<br />
taleinwärts nach Scuol (1198 m) und auf der Südostseite des<br />
Inns hoch zum Hof San Jon (1465 m). Mit der Pferdekutsche<br />
(alles anziehen; teuer, da auch Rückfahrt zu zahlen) südwärts auf<br />
geräumtem Fahrweg ins Val S-charl und zwei Stunden talein bis<br />
zum Gasthof Mayor im Almweiler S-charl (1810 m). Alternativ in<br />
der gleichen Zeit auf Ski.<br />
Christian Schneeweiß<br />
Mit der Pferdekutsche geht’s nach S-charl.<br />
Route: Von S-charl (1810 m) südostwärts durch das<br />
Val S-charl zwischen Arvenwäldern und Almfl ächen<br />
fl ach einwärts und nach 1,5 km links ab ins Val Plazer<br />
(2000 m). Relativ zügig ostwärts über die Alm Plazer<br />
aufwärts und bei ca. 2150 m rechts queren zum Nordwestrücken<br />
des Mot Falain (2690 m), der anfangs steiler<br />
und sich dann zurücklehnend hinaufführt zum Gipfelkamm<br />
mit dem Grenzgipfel. Abfahrt vom Gipfelkamm<br />
durch die Nordnordostfl anke wieder ins Val Plazer, bei<br />
Lawinengefahr auf dem Rücken dorthin zurück. Wieder<br />
anfellen und fl ach das Tal einwärts weiter zur Cruschetta<br />
alias S-charl-Jöchl (2296 m).<br />
Abfellen, auf der anderen Seite gerade abwärts weiter,<br />
in Rechts-Links-Schleife über eine Steilstufe hinab<br />
(rechts felsiges Gelände mit der kleinen Biwakhütte der<br />
Sektion Trafoi des Alpenvereins Südtirol) und südostwärts<br />
durch das fl ache Avignatal, teilweise schiebend<br />
auswärts über die Mitteralm (2024 m) zur Mangitzer<br />
Alm (1836 m).<br />
Ab hier den Fahrweg auf der linken T<strong>als</strong>eite nehmen, auf<br />
diesem zügig abwärts und links haltend über eine Freifl<br />
äche (auf dem Fahrweg tragend oder daneben schiebend),<br />
zum Schluss rechts, nach Taufers (1240 m). Mit Bus vom Obervinschgau<br />
retour ins Unterengadin bzw. mit Bus und Bahn oder<br />
Abholfahrzeug nach Hause. Christian Schneeweiß<br />
Beim Aufstieg zur Cruschetta<br />
Foto: Thomas Dempfle/OASE AlpinCenter Foto: Thomas Dempfle/OASE AlpinCenter<br />
TIPP<br />
Bayerische Voralpen Haute Route Oberland<br />
Route: 1. Tag: Mit der Zahnradbahn von Brannenburg<br />
zum Wendelstein. Über die Piste Abfahrt nach Osterhofen,<br />
dann einen Kilometer langer Hatscher entlang der B307<br />
bis Geitau. Über den Forstweg durch den Krottenthaler<br />
Graben zum ersten Nachtlager am Taubensteinhaus. Bei<br />
hoher Lawinenwarnstufe Querung an der Nordseite des<br />
Hochmiesing gefährlich. 2. Tag: Pisten-Abfahrt Richtung<br />
Spitzingsee. Ist der See zugefroren, bis zum Firstgraben<br />
überqueren. Alternativ im fl achen Pistenabschnitt (Lochgraben)<br />
nach rechts in den Wald, bis zum Spitzingsattel<br />
und über die Obere Firstalm ebenfalls bis zur Aufstiegsspur<br />
Richtung Bodenschneid (bei hoher Lawinengefahr<br />
über den Stümpfl ing). Bei der Abfahrt von der Bodenschneid<br />
links halten und möglichst nahe beim Parkplatz<br />
am Eingang der Sutten enden. Von dort über Forstwege auf<br />
den Wallberg und über die steile, unpräparierte Abfahrt<br />
des Glaslhangs bis zur T<strong>als</strong>tation der Wallbergbahn. Per<br />
Bus nach Scharling (Übernachtung). 3. Tag: Den Hirschbergliften<br />
bis zur Bergstation folgen und oberhalb der<br />
Gründlhütte nach links auf einen Waldrücken queren, der<br />
bei der Weidbergalm in einen sanften Hang zum Silberkopf<br />
übergeht. Bei der Abfahrt durch den Wald Richtung Schwarzentenn<br />
guter Orientierungssinn erforderlich, um möglichst nahe<br />
beim Aufstieg zur Rauhalm und zum Seekarkreuz rauszukommen.<br />
Kurze Abfahrt zur Lenggrieser Hütte, dann langwierig über Forstwege<br />
bis nach Lenggries. 4. Tag: Am besten mit Brauneck-Bergbahn<br />
und Skiliften bis zum Idealhang. Vom Idealhanglift zum Sattel<br />
westlich des Latschenkopfes, dann abwärts Richtung Probstalm<br />
bis etwa 1500 m. Nach der Querung nördlich unter den Achselköfpen<br />
zum Rotohrsattel hinauf, von dort bis zur Tutzinger Hütte<br />
abwärts. An den Markierungen des Sommerweges orientieren<br />
Richtung Glaswandscharte und südlich unter der Glaswand auf<br />
dem Sommerweg queren bis zur Pessenbacher Schneid und zur<br />
Staffelalm. Kurze Abfahrt zur Kochler Alm, dann beinahe eben bis<br />
zum Schlussanstieg auf die Jocheralm und mühsam abwärts<br />
durch den Wald bis Urfeld. Von dort per Bus/Anhalter nach Walchensee<br />
(diverse Übernachtungsmöglichkeiten). 5. Tag: Bustransfer<br />
bis Einsiedl und ab dem Parkplatz am Obernachkanal zunächst<br />
auf dem Forstweg, später den Markierungen des Sommerweges<br />
folgend zum Simetsberg hinauf. Abfahrt nach Süden zum<br />
Walchenseer Steig und zur Kühalm in den weiten Kessel unterhalb<br />
der Krottenkopfhütte, die man leicht rechtshaltend (und<br />
ohne zuviel Höhe zu verlieren) ansteuert. Von der Hütte lange,<br />
fi nale Abfahrt über die Esterbergalm und den Forstweg nach<br />
Garmisch-Partenkirchen.<br />
Dagmar Steigenberger<br />
<strong>Der</strong> Blick vom Brauneck ins Karwendelgebirge<br />
Foto: Dagmar Steigenberger
TIPP<br />
Bayerische Voralpen H<strong>als</strong>erspitz (1862 m)<br />
10<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014– Seite 20<br />
TIPP<br />
Auf den Blaubergkamm von Süden<br />
Diese lange und mühsame, stellenweise auch verwegene Skitour wird sehr selten durchgeführt,<br />
da meist harte Spurarbeit notwendig ist. Man sollte möglichst so früh aufbrechen, dass man bereits<br />
am Vormittag gegen zehn Uhr abfahren kann.<br />
1050 Hm | 4½ Std.<br />
Skitourenausrüstung mit<br />
VS-Gerät, Lawinenschaufel<br />
und Lawinensonde<br />
Talort: Steinberg am Rofan (1000 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz am Eingang ins Ampelsbachtal<br />
(963 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />
47.552389° Länge E 011.744027°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: <strong>Bergsteiger</strong>bus von Bad<br />
Tölz nach Lenggries (verkehrt nicht im Winter)<br />
Entfernung: 13,80 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3¼ Std.; Abstieg 1¼ Std.<br />
Estergebirge Wallgauer Eck (1769 m)<br />
Einsame Tour im Estergebirge<br />
Lange, aber – bis auf den Gipfelhang – einfache Skiwanderung<br />
über südseitige Waldhänge, die eine hohe Schneelage erforderlich<br />
macht. Die Tour wird nicht oft durchgeführt und ist deshalb meist<br />
nicht gespurt.<br />
1130 Hm | → 15,39 km | 5½ Std.<br />
Skitourenausrüstung mit<br />
VS-Gerät, Lawinenschaufel<br />
und Lawinensonde<br />
Beste Jahreszeit: Hoch- und Spätwinter<br />
Karte: Kompass Wander- und Radtourenkarte 1:50 000,<br />
Blatt 8 »Tegernsee – Schliersee – Wendelstein«<br />
Informationen: Achensee Tourismus, Im Rathaus 387, A-6215<br />
Achenkirch, Tel. 00 43/(0)5246/53 00; www.achensee.info<br />
Einkehr: keine Möglichkeit<br />
Schwierigkeiten: Nach dem langen Fahrweg durch das<br />
Ampelsbachtal folgt ein ebenfalls weiter Aufstieg durch etwas<br />
unübersichtliches Berggelände. Gute Orientierungsgabe (nach<br />
Möglichkeit GPS-Gerät verwenden) ist notwendig. Die Tour<br />
verlangt eine hohe, aber stabile Schneelage. Am schönsten und<br />
sichersten ist sie bei Firn am Vormittag.<br />
Hinweis: Für Kinder nicht geeignet.<br />
11<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014– Seite 20<br />
Talort: Wallgau (866 m)<br />
Ausgangspunkt: Wallgau, Haus des Gastes (866 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />
47.522075° Länge E 011.243722°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung ab<br />
Kochel bzw. Garmisch-Partenkirchen<br />
Gehzeiten: Aufstieg 4 Std.; Abstieg 1½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Hochwinter<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 9 ;Topografi sche<br />
Karte des Bayer. Landesamtes für Vermessung und Geoinformation<br />
1:50 000, Blatt UK50-51<br />
Informationen: Alpenwelt Karwendel, Dammkarstr. 3,<br />
D-82481 Mittenwald, Tel. 0049/(0)88 23/3 39 81;<br />
www.alpenwelt-karwendel.de/wallgau<br />
Schwierigkeiten: <strong>Der</strong> steile Gipfel-Osthang erfordert<br />
sichere Verhältnisse. <strong>Der</strong> Rest der Tour ist ziemlich fl ach und<br />
lawinensicher, auch bei hoher Schneelage. Man braucht<br />
eine gute Geländekenntnis, denn das Straßenlabyrinth kann<br />
verwirrend sein.<br />
Hinweise: Für Kinder nicht geeignet; bis auf den rassigen<br />
Gipfelhang aber auch gut für konditionsstarke Anfänger.<br />
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Westlicher Geierkopf (2143 m)<br />
12<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014 – Seite 20<br />
Ungewöhnliche Skitour durch das Nordkar unter den Geierköpfen<br />
Zunächst geht es durch einen Streifen mit dichtem Wald, dann folgt der Anstieg durch ein steiles<br />
Kar und schließlich kommt man zu einem Felsenfenster, durch das man endlich auf die Südseite<br />
aussteigen kann. Im Hochwinter erblickt man erst hier wieder die Sonne.<br />
1040 Hm | 4 Std.<br />
normale<br />
Skitourenausrüstung<br />
Talort: Graswang (866 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz bei der Ammerwald Alm, ca.<br />
1100 m, westlich des Ammersattels<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: keine (Bahnverbindung<br />
bis Oberammergau und weiter Busverbindung bis Schloss<br />
Linderhof, aber keine weitere Busverbindung zum Ausgangspunkt)<br />
Gehzeiten: 3 Std. Aufstieg, 1 Std. Abfahrt<br />
Beste Jahreszeit: Dezember bis März<br />
Karten/Führer: Landesamt für Vermessung 1:50 000,<br />
UK50-48 »Füssen«; Andrea und Andreas Strauß »Schneesichere<br />
Skitouren zwischen Allgäu und Berchtesgaden«, Bruckmann<br />
Verlag, 2009<br />
Informationen: Touristinformation Oberammergau, Tel. 00 49/<br />
(0)88 22/9 23, www.ammergauer-alpen.de<br />
Hütte: keine<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Das Geierkar ist eine durchweg<br />
steile, nordseitige Tour, die vor allem sichere Lawinenverhältnisse<br />
braucht. Die steilste Stelle stellt jedoch der Ausstieg durch das<br />
Felsentor dar bzw. alternativ dessen Umgehung (Skidepot macht<br />
man je nach Schneeverhältnissen auch schon unter dem Tor).<br />
<strong>Der</strong> felsige Gipfelgrat zum höchsten Punkt hinauf ist nach Westen<br />
orientiert, oft abgeblasen und wird zu Fuß unternommen.<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen
TIPP<br />
Bayerische Voralpen H<strong>als</strong>erspitz (1862 m)<br />
Aufstieg: Zuerst einmal fast eine Stunde lang das<br />
Ampelsbachtal bis hinter die Brücke hinauf. Dort links<br />
abzweigen und etwa 100 m weiter vorne nach rechts in<br />
lichten Wald hinein. Durch einen Graben hinauf, dann über<br />
einen relativ freien Hang weiter und einen Fahrweg queren.<br />
Anschließend durch den Wald, an einer Jagdhütte vorbei<br />
und zur Schönleitenalm. Bei der Almhütte nach rechts<br />
schwenken und dem Sommerweg folgend nach kurzem<br />
Abstieg einen von Lawinen bedrohten Hang queren. Bei<br />
der beschilderten <strong>Weg</strong>verzweigung nach links hinauf und<br />
dem Sommerweg nach Nordwesten über den langen Steilhang<br />
bis zum Gipfelgrat östlich des Karspitz folgen. Dort<br />
rechts abbiegen und über den Grat (Vorsicht Wechten!)<br />
zum Kreuz hinauf.<br />
Abfahrt: Im Wesentlichen entlang der Aufstiegsroute.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Foto: Siegfried Garnweidner<br />
Blick über den Gipfelgrat der H<strong>als</strong>erspitze zum Blaubergkopf<br />
TIPP<br />
Estergebirge Wallgauer Eck (1769 m)<br />
Aufstieg: Vom Ortskern in Wallgau auf dem Fahrweg gegen<br />
Südosten unter dem Mitterberg in Richtung Wallgauer<br />
Alm. Die Straße verläuft kaum ansteigend lange gegen<br />
Osten dahin. Auf der Höhe von 1042 m verlässt man den<br />
Fahrweg nach links und folgt dem Sommerweg. Er steigt<br />
nun ein wenig stärker an, dreht in einem kaum merklichen,<br />
weiten Bogen gegen Norden ab, schwingt sich für ein paar<br />
Spitzkehren deutlich auf, fl acht aber bald wieder ab und<br />
stößt auf der Höhe von etwa 1360 m wieder auf einen<br />
Fahrweg. Man hält sich links (gegen Westen) und geht bis<br />
zur Wildbadermoos-Diensthütte weiter. Bei der Diensthütte<br />
vom Fahrweg rechts ab und gegen Norden hinauf,<br />
bis wieder die Sommerwegmarkierungen erreicht werden.<br />
Sie leiten auf der rechten Hangseite kaum ansteigend<br />
nach Norden in eine Lichtung hinauf und zur Wallgauer<br />
Alm. Von dort über Almgelände zu einem Marterl hinauf,<br />
wo man bei unsicherer Lawinensituation die Tour beendet.<br />
Nur bei stabilen Verhältnissen darf man weiter gehen.<br />
Vom <strong>Weg</strong>kreuz anfangs leicht abfallend, dann ziemlich<br />
fl ach durch lichten Wald gegen Nordwesten weiter und an<br />
den steilen Gipfelaufschwung heran. Er zieht sich am breiten<br />
Rücken durch eine Mulde die letzten 80 Höhenmeter enorm<br />
steil hinauf, bis der höchste Punkt erreicht ist.<br />
Abfahrt: Entweder entlang der Aufstiegsroute oder unter der<br />
Wallgauer Alm nicht nach rechts zur Wildbadermoos-Diensthütte<br />
abbiegen, sondern dem Sommerweg bis zum Fahrweg folgen.<br />
Auf diesem Fahrweg nach Süden bis zu den drei kleinen Gräben<br />
hinab. Dort links abbiegen.<br />
Man muss gut aufpassen, dass man die Abzweigung auf einen<br />
Holzweg nicht übersieht. Auf ihm lässt man die Ski zum Finzbach<br />
hinaussausen, um dann über ein langes ebenes Straßenstück<br />
nach Nordosten im Schlittschuhschritt nach Wallgau zurückzufahren.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
<strong>Der</strong> Gipfelhang am Wallgauer Eck<br />
Foto: Siegfried Garnweidner<br />
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Westlicher Geierkopf (2143 m)<br />
Aufstieg: Südlich der Straße steigt man links eines<br />
Gebäudes der Stromversorgung durch den dichten Wald<br />
auf und gelangt nach ca. 100 Metern leicht links haltend<br />
auf eine Waldschneise. Auf dieser steigt man auf, wechselt<br />
bald in eine zweite Schneise links hinüber und gelangt<br />
so ins baumfreie Gelände unter dem Steilaufschwung im<br />
Nordkar.<br />
Bei geringer Schneelage überwindet man die Steilstufe<br />
am besten, indem man durch ein Tälchen aufsteigt, das<br />
<strong>als</strong> zweite Rinne von rechts beginnt und nach schräg<br />
links hinüberzieht. So erreicht man auf ca. 1550 m den<br />
oberen Karabschnitt, wo man linkshaltend in eine breite<br />
Rinne gelangt. Durch sie steigt man auf bis ins breite,<br />
latschenfreie Kar. Hier steigt man nach rechts auf und hält<br />
auf die Scharte zwischen den beiden Gipfel zu, die das Kar<br />
abschließen.<br />
Das Kar steilt sich immer mehr auf, verengt sich ab ca.<br />
1850 m zu einer engen Rinne und zuletzt geht es je nach<br />
Schneelage durch ein Felstor oder darüber hinweg auf die<br />
Südseite. Skidepot macht man in der Scharte, ca. 1990 m,<br />
evtl. auch schon unterhalb des Felstors.<br />
Links steigt man über den felsigen Westgrat zum Gipfelkreuz<br />
des Westlichen Geierkopfs (je nach Schneelage evtl. heikel).<br />
Abfahrt: Die Abfahrt folgt den Aufstiegsspuren. Andrea Strauß<br />
<strong>Der</strong> Schartenausstieg am Geierkar<br />
Foto: Andreas Strauß
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AUF TOUR<br />
SERIE: Hüttenzauber<br />
TEIL 11: Südwiener Hütte<br />
HÜTTENZAUBER<br />
Sternstunden<br />
für Tourengeher<br />
Einst war sie das gefragte Wintersportzentrum<br />
in den Radstädter Tauern. Diesen Ruf hat die<br />
Südwiener Hütte an die Ortschaft Obertauern<br />
verloren. Doch für Skibergsteiger ist das 85 Jahre<br />
alte Haus dadurch zum Geheimtipp geworden.<br />
Von Dagmar Steigenberger (Text und Fotos)<br />
60 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Im Hintergrund der Südwiener<br />
Hütte erhellen die Lichter<br />
des Wintersportzentrums<br />
Obertauern die Nacht.<br />
Ein letzter rotvioletter Schimmer<br />
färbt den westlichen Horizont,<br />
dann verabschiedet sich das Tageslicht.<br />
Im Westen flammt die<br />
Venus auf, gefolgt von unzähligen<br />
weiteren Himmelskörpern. <strong>Der</strong> Mond ist<br />
schon beinahe voll; er taucht die Niederen<br />
Tauern in ein fahles Licht. An den Kämmen<br />
und Flanken zeichnet er harte Schatten, im<br />
welligen Gelände darunter bringt er die Raureifkristalle<br />
auf der Schneedecke zum Glitzern.<br />
Kalter Wind streicht darüber.<br />
Gleichmäßiges Knirschen zerstört die Stille.<br />
Zwei verspätete Skitourengeher marschieren<br />
durch die verschneiten Latschenfelder<br />
dem breiten Sattel entgegen. Auf einer der<br />
Kuppen am Sattel flattert eine Fahne, das<br />
Edelweiß darauf ist im Mondlicht gerade<br />
noch erkennbar. Schließlich entdecken die<br />
Skitourengeher auch die Hütte, zu der die<br />
Fahne gehört: Orangefarbenes Licht schimmert<br />
durch ihre Fensterkreuze, aus dem<br />
Kamin steigt Rauch auf. Ein gutes Zeichen!<br />
Leben im Rhythmus der Natur<br />
Die Südwiener Hütte ist Agy Schramms kleines<br />
Reich. Drinnen herrschen Wärme und<br />
Behaglichkeit, auch wenn der Winter die<br />
Berge draußen fest im Griff hat. Die holzgetäfelten<br />
Wände im kleinen Gastraum<br />
sind mit gerahmten Kinderzeichnungen<br />
geschmückt, rot-weiß karierte Vorhänge<br />
zieren die Fenster, und auf den Bänken liegen<br />
weiche Sitzkissen. Während Finger und<br />
Nase der Skitourengeher langsam auftauen,<br />
brutzelt in der Küche das Abendessen. Bis es<br />
fertig ist, erzählt Agy, die Hüttenwirtin mit<br />
dem kessen Kurzhaarschnitt, von dem Leben,<br />
das sie hier oben auf 1800 Meter Höhe<br />
führt. Von den Sonnenaufgängen, für die sie<br />
während der Sommermonate extra früher<br />
aufsteht, um ihren Tag in Ruhe mit einem<br />
Kaffee auf der Hausbank zu beginnen. Vom<br />
langsamen Rhythmus der Natur. Von der<br />
Stille, die hier am Abend nach Verabschiedung<br />
der Tagesgäste einkehrt, und von den<br />
Schlechtwettertagen, wenn die Stille auch<br />
tagsüber herrscht.<br />
Bis vor zwei Jahren hatte Agy <strong>als</strong> Angestellte<br />
in einem Supermarkt gearbeitet und ein<br />
ganz gewöhnliches Leben in der bayerischen<br />
Kleinstadt Rosenheim geführt. Im Sommer<br />
hatte sie hin und wieder Ausflüge in die<br />
Berge gemacht – gemütlich, nicht extrem.<br />
Dann beschloss sie, Hüttenwirtin zu werden.<br />
»Am 13. August 2011 bin ich auf der Terrasse<br />
der Hochrieshütte gesessen, habe den<br />
Am Kleinen Pleißlingkeil reicht<br />
die Sicht bis zum Dachstein.<br />
KOMPAKT<br />
Hütteneinmaleins<br />
Lage: Auf einem breiten Sattel<br />
zwischen Flachauwinkl und<br />
dem Taurachtal in den Niederen<br />
Tauern. Im Norden erheben<br />
sich die beiden Hausberge<br />
der Hütte, der Spirzinger und<br />
das Spazeck, welche den<br />
Blick auf die anspruchsvolle<br />
Steinfeldspitze verdecken. Im<br />
Süden dominieren Kesselkopf<br />
und Pleißlingkeil die Aussicht,<br />
beides schöne, relativ einfache<br />
Skitourenziele.<br />
Zustiege: Für den kürzesten<br />
Aufstieg von der Vordergnadenalm<br />
zwischen Unter- und<br />
Obertauern über einen breiten<br />
Forstweg braucht man etwa<br />
1½ Std. <strong>Der</strong> Aufstieg von<br />
Flachauwinkl mit Start am Parkplatz<br />
unter dem Nordportal der<br />
Tauernautobahn dauert zwar<br />
auch nur gut 2 Std., empfi ehlt<br />
sich aber im Winter aufgrund<br />
von Lawinengefahr nicht.<br />
Karte: BEV Österreich<br />
1:25 000, Blatt 3223 –<br />
West »Radstadt«; Kompass<br />
1:50 000, Blatt 67 »Lungau –<br />
Radstädter Tauern«<br />
Kapazität: 25 Betten,<br />
24 Matratzenlager<br />
Öffnungszeiten: im Winter<br />
Mitte Dezember bis Anfang<br />
Agy serviert ihre Spezialität, den Kaiserschmarrn<br />
mit Preiselbeeren und Apfelmus.<br />
Mai (Di. Ruhetag), im Sommer<br />
Ende Mai bis Ende Oktober<br />
durchgehend<br />
Wirt/Adresse: Agy Schramm,<br />
Gnadenalm 40,<br />
A-5561 Untertauern<br />
Internet: suedwienerhuette.<br />
gebirgsverein.at;<br />
www.bergfex.at<br />
Kontakt: Tel. 00 43/6 64/<br />
3 43 63 42<br />
Stromversorgung: öffentliches<br />
Stromnetz der Salzburg AG<br />
Abwasserentsorgung:<br />
Kläranlage mit Vier-Kammern-<br />
System und einer Größe von<br />
13 Quadratmetern<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 61
Ausblick genossen und mir gedacht: Eine<br />
Hütte bewirtschaften, das will ich!«<br />
Zwei Tage später fand Agy das Wirtsgesuch<br />
des Österreichischen Gebirgsvereins zur<br />
Südwiener Hütte im Internet, einem Unterkunftshaus<br />
mit einer lebhaften Geschichte.<br />
1928 hatte die OeAV-Sektion Süd-Wien<br />
das Haus gebaut. Dam<strong>als</strong>, <strong>als</strong> es weder die<br />
Ortschaft Obertauern noch einen Skilift in<br />
der Region gab, bildete die Südwiener Hütte<br />
das Zentrum des Wintersports in den Radtstädter<br />
Tauern. Die Sektionsmitglieder verbrachten<br />
wochenlange Urlaube dort, lernten<br />
Skifahren und erkundeten die Bergwelt.<br />
Im Jahr 1930 landete sogar das Privatflugzeug<br />
eines Wiener Industriellen auf dem<br />
Sattel zwischen Spirzinger und Hengst.<br />
Mittlerweile hat sich das Zentrum des Skizirkus<br />
ins zehn Kilometer entfernte Obertauern<br />
verlagert. Die Lichter der Hotelburgen<br />
und der Pistenraupen kann man auch<br />
von der Südwiener Hütte noch erkennen.<br />
Doch ansonsten herrscht hier Ruhe. Agy<br />
liebt das abgeschiedene Leben; eine Wohnung<br />
im Tal hat sie nicht. »Wozu? Ich bin<br />
ja das ganze Jahr hier oben.« Wenn Agy die<br />
Hütte im Frühjahr und im Herbst für je einen<br />
Monat abschließt und ihre Verwandten<br />
in Rosenheim besucht, wird ihr der Rummel<br />
in den Straßen schnell zu viel. »Dann sehne<br />
ich mich wieder nach der Hütte.« Auch<br />
wenn das Leben mitten im Gebirge mühsamer<br />
ist <strong>als</strong> anderswo.<br />
Drei Monate ohne Wasser<br />
Am Silvesterabend – die Hütte war bis<br />
auf den letzten Schlafplatz gefüllt – versiegte<br />
plötzlich das Wasser. Ein Rohr war<br />
gebrochen, Agy und ihre Hüttengehilfen<br />
aus Polen mussten Schnee schmelzen. Drei<br />
Monate lang kam kein einziger Tropfen aus<br />
der Leitung. Mit dem Skidoo karrten sie zusätzlich<br />
zu den anderen Lebensmitteln auch<br />
noch kanisterweise Wasser auf die Hütte.<br />
Erst im Frühjahr wurde der Schaden ausgebessert,<br />
jetzt fließt das Wasser wieder. Aber<br />
noch immer ist es ein Luxusgut auf der Südwiener<br />
Hütte. Auch für die Gäste. Auf der<br />
TOUREN<br />
Einfache Skitouren in den Radstädter Tauern<br />
Die Südwiener Hütte ist ein idealer Ausgangspunkt für Einsteiger-Skitouren, von denen<br />
sich einige aufgrund der nordseitigen Lage auch noch im Frühjahr eignen.<br />
1 Südwiener Hütte (1802 m)<br />
▶ leicht 1½ Std.<br />
530 Hm 530 Hm<br />
Charakter: <strong>Der</strong> beliebteste und<br />
sicherste Aufstieg führt im Winter von<br />
der Gnadenalm entlang der Loipe bis<br />
zum T<strong>als</strong>chluss und schließlich über<br />
einen breiten Forstweg, der auch <strong>als</strong><br />
Rodelbahn benutzt wird. In den steileren<br />
Teilstücken können Tourengeher<br />
seitlich über die freien Wiesenhänge<br />
ausweichen.<br />
Ausgangspunkt: Vordergnadenalm<br />
(1275 m)<br />
Route: Parkplatz Vordergnadenalm –<br />
Hintere Gnadenalm (1326 m) – Hödhütte<br />
(1750 m) – Südwiener Hütte<br />
2 Spirzinger (2066 m)<br />
▶ leicht ½ Std.<br />
265 Hm 265 Hm<br />
Charakter: Den Gipfel hat man bereits<br />
von der Hütte aus gut im Blick. Von der<br />
Südwiener Hütte auf ihren Hausberg<br />
geht es nur noch eine halbe Stunde<br />
lang über einen Rücken aufwärts.<br />
Ausgangspunkt: Südwiener Hütte<br />
(1801 m)<br />
Route: Südwiener Hütte – Südostrücken<br />
– Spirzinger – Abfahrt entlang<br />
des Aufstiegsweges<br />
3 Kleiner Pleißlingkeil (2417 m)<br />
▶ mittel 3 Std.<br />
700 Hm 700 Hm<br />
Charakter: Wie beliebt diese Skitour<br />
ist, merkt man auch daran, dass fast<br />
immer eine Spur auf den Kleinen<br />
Pleißlingkeil führt. Nach der kurzen<br />
Abfahrt (80 Hm) vom Scheibenkogel<br />
geht es stetig bergan und durch<br />
kupiertes Gelände einer grandiosen<br />
Aussicht entgegen.<br />
Ausgangspunkt: Südwiener Hütte<br />
(1802 m)<br />
Route: Südwiener Hütte – Sattel<br />
beim Scheibenkogel (1980 m) – kleines<br />
Tälchen – Rinne – Sattel nördlich<br />
des Kleinen Pleißlingkeil – Gipfel –<br />
zurück auf demselben <strong>Weg</strong><br />
4 Kesselkopf (2251 m)<br />
▶ mittel 2½ Std.<br />
550 Hm 550 Hm<br />
Charakter: Für diejenigen, die gerne<br />
einsam unterwegs sind, bietet sich<br />
der Nachbargipfel des oft überlaufenen<br />
Pleißlingkeils an. Die Ruhe<br />
am Kesselkopf erfordert jedoch<br />
meist auch das frische Anlegen einer<br />
eigenen Spur.<br />
Ausgangspunkt: Südwiener Hütte<br />
(1802 m)<br />
Route: Südwiener Hütte – Sattel<br />
beim Scheibenkogel (1980 m) –<br />
kleines Tälchen – Mulde – Kesselkopf<br />
– zurück auf demselben <strong>Weg</strong><br />
62 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Im Norden der Südwiener Hütte stehen die<br />
Hausberge Spirzinger und Spazeck (oben).<br />
Für fünf Euro gibt’s auf der Hütte einen<br />
gemieteten Rodel <strong>als</strong> Abstiegshilfe (links).<br />
Toilette hängen Schilder mit der Bitte, mit<br />
dem kostbaren Gut sparsam umzugehen. Eine<br />
Dusche genehmigt Agy ihren Gästen erst<br />
nach drei Tagen Aufenthalt – im Gegensatz<br />
zur Zeit vor dem Wasserrohrbruch, <strong>als</strong> jeder<br />
noch duschen durfte, so oft er wollte.<br />
Dafür verwöhnt Agy ihren Besuch nun<br />
eben anderweitig. Vor allem Süßes gehört<br />
zu den Spezialitäten der Hüttenwirtin: frische<br />
Buchteln mit Vanillesoße, Palatschinken<br />
mit diversen Sorten selbstgemachter<br />
Marmelade – und ganz besonders der Kaiserschmarrn.<br />
Beinahe jeder zweite Eintrag<br />
im Gästebuch der Hütte ist dieser typisch<br />
österreichischen Mehlspeise gewidmet und<br />
lobt Agys Künste, sie zuzubereiten. Auch für<br />
die beiden Gäste steht er an diesem Abend<br />
auf dem Menüplan – <strong>als</strong> wuchtiges Dessert<br />
nach einem ohnehin schon reichlichen<br />
Mahl mit Gemüsesuppe und Spaghetti Bolognese<br />
samt geriebenem Bergkäse. »Morgen<br />
Mittag gibt’s Schweinebraten«, ruft Agy aus<br />
der Küche. »Wie daheim in Bayern, in Bier<br />
geschmort und dazu Kartoffelknödel.«<br />
Birkhühner im Schnee<br />
Ein solches Festessen muss erst einmal<br />
verdient werden. Scharenweise ziehen die<br />
Tourengeher an sonnigen Hochwintertagen<br />
zum Kleinen Pleißlingkeil. Wer auf der<br />
Südwiener Hütte übernachtet, genießt einen<br />
gewissen Startvorteil und ist zumindest<br />
beim Anstieg allein; abgesehen von den Hasen,<br />
Füchsen, Steinböcken, Birkhühnern<br />
und anderen Tieren, die hier und da ihre<br />
Spuren im Schnee hinterlassen haben.<br />
Zur Mittagszeit hat sich die Terrasse der<br />
Südwiener Hütte gefüllt. Ski stecken im<br />
Schnee, Felle hängen zum Trocknen daran.<br />
Etwa 50 Gäste genießen die Wintersonne<br />
im Gesicht und das aufgewärmte Holz der<br />
Hauswand im Rücken. Agy huscht flink<br />
hin und her, nimmt Bestellungen auf, serviert.<br />
Von ihrem Schweinebraten wird bald<br />
nichts mehr übrig sein.<br />
◀<br />
INFO<br />
Süßer Erfindergeist<br />
Die Aufstriche von Agy Schramm haben es<br />
in sich: Da gibt es die bekannte Kombination<br />
aus Pfefferminze und Schokolade, aber<br />
auch so ungewohnte Sorten wie Erdbeermarmelade<br />
mit rosa Pfeffer. Sie schmecken<br />
auf dem Frühstücksbrot, zu Waffeln und<br />
Pfannkuchen. Mischungen wie Apfel-Kürbis<br />
und Feigensenf passen auch gut zu Käseplatten<br />
oder <strong>als</strong> Dips für rohes Gemüse.<br />
Agys neueste Erfi ndung ist ein Espresso-<br />
Schoko-Mus, zu dem sie für den BERGSTEI-<br />
GER sogar das Rezept herausrückte: ½ Liter<br />
Espresso wird mit 250 Gramm Gelierzucker,<br />
einer Vanilleschote, einer Messerspitze<br />
Zimt und dem Saft einer halben Zitrone etwa<br />
4–6 Minuten lang aufgekocht, bis er die<br />
Gelierprobe besteht. Nachdem die Masse<br />
etwas abgekühlt ist, werden 75 Gramm grob<br />
gehackte Zartbitterschokolade untergehoben.<br />
Die Menge ergibt etwa vier Marmeladengläser.<br />
Am besten schmeckt das Ganze auf<br />
warmen Pfannkuchen oder Crêpes.<br />
Prächtig gelegener Startpunkt für Überschreitungen<br />
Meine Lieblingshütte:<br />
Amberger Hütte, Stubaier Alpen<br />
Von BERGSTEIGER-Leser Alex Bihlmaier<br />
aus Tulfes, Österreich<br />
Foto: Alex Bihlmaier<br />
Im Sommer wie im Winter bietet die Amberger<br />
Hütte, im Sulztal in den Stubaier<br />
Alpen gelegen, eine großartige Auswahl an<br />
<strong>Ziel</strong>en an. Die Klettereien im Stubaier Granit<br />
sind prächtig, die Grate toll. Höhenwege<br />
und Überschreitungen zu den Nachbarhütten<br />
bewegen sich in der wunderschönen alpinen<br />
Welt vom Alpeiner Granitgneis.<br />
Im Winter bietet sich den Skibergsteigern<br />
eine Reihe von imposanten <strong>Ziel</strong>en mit ganz<br />
unterschiedlichen Anforderungen. Nach<br />
derart schönen Bergtouren erwartet die<br />
Hüttenwirtschaft um Serafin und Lydia ihre<br />
Gäste mit kulinarischen Schmankerl und<br />
gemütlichen Lagern.<br />
Das Hochtal erreicht man bequem von Gries<br />
über das Ötztal. Einige prominente Hüttengipfel<br />
sind die Bergpyramide vom Schrankogel<br />
(3496 m), die Wilde Leck (3361 m) und<br />
der Hintere Daunkopf (3225 m).<br />
Steckbrief:<br />
Amberger Hütte,<br />
Stubaier Alpen<br />
Lage: in den Stubaier<br />
Alpen auf 2135 m<br />
Schlafplätze: 55 Lager<br />
& 10 Zimmerlager<br />
Kontakt: Tel. 00 43/6 76/<br />
9 52 34 26, info@seldon.at<br />
Öffnungszeiten: Ende<br />
Juni bis Anfang Oktober<br />
sowie im Winter von Ende<br />
Februar bis Anfang Mai<br />
Schicken Sie uns Ihre Lieblingshütte<br />
per Post oder an<br />
bergsteiger@bruckmann.de!<br />
Es gibt Preise …<br />
!
AUF TOUR<br />
Angestrahlt: Die Westliche<br />
Karwendelspitze<br />
hoch über Mittenwald<br />
64 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
SERIE: GeoTop-Touren in den Alpen<br />
Teil 16: Buckelwiesen zwischen Mittenwald, Klais und Krün<br />
Geschützte<br />
Frostbeulen<br />
Buckelwiesen sind im Winter mehr noch<br />
<strong>als</strong> im Sommer einfach schön anzuschauen.<br />
<strong>Der</strong> Schnee lässt die Hügelchen deutlich<br />
plastischer erscheinen. Wie sie entstanden<br />
sein könnten, erfahren Sie hier.<br />
Von Siegfried Garnweidner (Tour)<br />
und Ulrich Lagally (Geologie)<br />
Fotos: Siegfried Garnweidner<br />
Es ist kaum zu glauben, dass tatsächlich<br />
die Rede davon war, in<br />
dieses hochkarätige und zauberhafte<br />
Flora-Fauna-Habitat-<br />
Schutzgebiet am Fuße des Wettersteingebirges<br />
ein Biathlon-Stadion für die<br />
Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen<br />
mit gekühlten Loipen und der<br />
dazugehörenden Infrastruktur zu bauen.<br />
Dieses Vorhaben ist uns und dem Wagenbrüchsee<br />
per Volksentscheid erspart geblieben,<br />
es wäre ein Verbrechen an der Natur gewesen.<br />
Grund genug, sich diese großar tige<br />
Naturlandschaft näher anzusehen.<br />
Nicht immer ruft der Berg. Manchmal ist<br />
er schon im Herbst verschneit, doch die<br />
Schneehöhen reichen noch nicht für zünftige<br />
Ski- oder Schneeschuhtouren. Dann<br />
bleibt man lieber mehr oder weniger in der<br />
Ebene und hört vom Berg vielleicht nur das<br />
Pfeifen des Sturms, aber keine lockenden<br />
Rufe. Daheimbleiben ist aber keine Option,<br />
denn schließlich gibt es selbst zu solchen<br />
Zeiten schönes Wetter. Die Berge sehen<br />
im frischen, weißen Gewand und von der<br />
Sonne angestrahlt besonders schön und vor<br />
allem viel höher aus. Am schönsten sind<br />
sie dann von unten anzusehen, und gegen<br />
eine anspruchsvolle Talwanderung ist<br />
Permafrost<br />
Als Permafrost bezeichnet man den dauerhaft<br />
gefrorenen Untergrund kalter Klimabereiche<br />
der Nord- und Südhalbkugel sowie hoher<br />
Gebirgs areale. Oberflächennahe Teile können<br />
im Sommer auftauen. Durch das wechselnde<br />
Gefrieren und Tauen kommt es zu einer<br />
Durchbewegung, es entstehen so genannte<br />
»Frostmusterböden« – vulgo Buckelwiesen.<br />
Eine Frage der Perspektive:<br />
Pflanzen im Reifkleid überragen den Wald.<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 65
KOMPAKT<br />
Tennsee –<br />
Schmalensee (999 m),<br />
Karwendel<br />
Charakter: Einfache, sonnige Rundwanderung<br />
in großartiger Alpenlandschaft<br />
mit Panormablicken<br />
Anforderungen: Mit Schwierigkeiten<br />
ist in diesem Gelände nicht zu rechnen;<br />
deshalb auch für Kinder gut geeignet.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Campingplatz<br />
Tennsee (903 m)<br />
Einkehr: Zum Bergbauer (Goasnhof),<br />
Restaurant Tennsee beim Campingplatz am<br />
Ausgangspunkt<br />
Gehzeit: 2¼ Std.<br />
Karte: Topografi sche Karte des Bayerischen<br />
Landesamtes für Vermessung und<br />
Geoinformation 1:50 000, Blatt UK50-51<br />
»Karwendel«<br />
Winterfest: Schafe auf eingeebneten Buckelwiesen; im Hintergrund die Wettersteinwand<br />
demnach nichts einzuwenden, auch wenn<br />
man sich den Berggipfeln ansonsten noch<br />
so sehr verschrieben hat.<br />
Zwei nahe beieinanderliegende Wanderungen<br />
bieten sich besonders an, um winterlich<br />
verschneite Buckelwiesen kennenzulernen:<br />
Die eine ist einfach nur <strong>als</strong> außergewöhnlich<br />
schön zu bezeichnen, weil sie um zwei<br />
prächtige Seen führt, den Barmsee und den<br />
Wagenbrüchsee, besser bekannt unter dem<br />
Namen »Geroldsee«.<br />
Die andere Wanderung in der unmittelbaren<br />
Nachbarschaft von Barm- und Wagen-<br />
KOMPAKT<br />
Barmsee (940 m),<br />
Karwendel<br />
Charakter: Sehr beliebter See-Spaziergang<br />
mit großartigen Ausblicken; Varianten<br />
und Erweiterungen sind möglich; Eislaufmöglichkeit<br />
im Winter<br />
Anforderungen: Keine Schwierigkeiten;<br />
allerdings evtl. stärkere Vereisung in den<br />
Feuchtgebieten, deshalb Grödel mitnehmen<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Barmsee-Hotel<br />
(900 m)<br />
Einkehr: Alpengasthaus Barmsee<br />
Gehzeit: 3 Std. (je nach Schneehöhe)<br />
Karte: Topografi sche Karte des Bayer.<br />
Landesamtes für Vermessung und<br />
Geoinformation 1:50 000,<br />
Blatt UK50-51 »Karwendel«<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
brüchsee berührt auch zwei Seen, und zwar<br />
den kleinen Tennsee und den nahe Mittenwald<br />
gelegenen Schmalensee. Dazwischen<br />
erstreckt sich eine weite Hochfläche mit<br />
großartigen Ausblicken auf die Soierngruppe,<br />
die Bergkette zwischen Wörner<br />
und Lindlainkopf, die Arnspitzgruppe, das<br />
Wettersteingebirge und zum Schluss die<br />
Süd seite des Estergebirges. Auf dieser Hochfläche<br />
verläuft die Wanderung unschwierig<br />
über einige Hügel, die viele kleine Buckel<br />
aufweisen, deren Entstehung nicht vollends<br />
geklärt ist.<br />
Weitsicht: Blick über den Barmsee<br />
ins Karwendelgebirge<br />
Geotop Buckelwiesen<br />
Buckelwiesen kommen im gesamten Alpenraum<br />
vor. Die wohl größten Restbestände<br />
sind bis heute im Werdenfelser<br />
Land auf den Höhenrücken zwischen Mittenwald,<br />
Klais und Krün erhalten geblieben.<br />
Dort haben sie sich auf Grundmoränen<br />
und darunter liegenden Schotter- und<br />
See-Ablagerungen des Würm-Glazi<strong>als</strong>, <strong>als</strong>o<br />
der letzten Vereisungsphase des Alpenraumes,<br />
die vor etwa 10 000 Jahren zu Ende<br />
ging, entwickelt. Und weil sie hier besonders<br />
prägnant ausgebildet sind, hat man<br />
dieses Gebiet vor ein paar Jahren <strong>als</strong> eines<br />
von Bayerns schönsten Geotopen ausgewiesen.<br />
Auf dem kalkreichen Untergrund erstreckt<br />
sich eine mehr oder weniger zusammenhängende<br />
Buckelflur aus Tausenden einzelner<br />
Hügel von 50 bis 100 Zentimeter Höhe.<br />
Da ihre wellige Oberfläche einer intensiven<br />
landwirtschaftlichen Nutzung hinderlich<br />
war, begann man ab 1920, weite Teile der<br />
Buckelwiesen einzuebnen. Aber vor allem<br />
in Gräben und an steileren Hängen blieben<br />
noch größere Bereiche erhalten. Besonders<br />
eindrucksvoll ist das Nebeneinander eingeebneter<br />
und erhaltener Buckelwiesen wie<br />
bei Mittenwald.<br />
Vorzugsweise findet man die Buckelwiesen<br />
in den größeren Tälern der Kalkalpen, wo<br />
sie sich auf kalkreichem Untergrund mit<br />
nur geringer Bodenüberdeckung entwickelten.<br />
Als Entstehungsalter kommt <strong>als</strong>o<br />
frühestens das Ende der letzten Eiszeit<br />
Fotos: Siegfried Garnweidner<br />
66 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Grafi k: © Bayerisches Landesamt für Umwelt<br />
Sonnenverwöhnt: Wanderung vom Tennsee zum Schmalensee; hinten die Karwendelkette<br />
Typischer Querschnitt<br />
durch<br />
eine Buckelwiese<br />
in Betracht, nach dem die großen Gletscher<br />
abgeschmolzen waren. Von manchen Buckelwiesen<br />
weiß man, dass sie sogar nur<br />
wenige hundert bis eintausend Jahre alt<br />
sind.<br />
Wichtig für ihre Entstehung ist neben<br />
dem geeigneten, kalkreichen Untergrund<br />
ein primäres Relief aus sanften Buckeln<br />
und Mulden, möglicherweise entstanden<br />
durch Bewegungen in Permafrostböden<br />
oder Windwurf in Waldgebieten. In den<br />
Mulden versickert bevorzugt mehr Regenund<br />
Schneeschmelz-Wasser und deshalb<br />
greift dort die Gesteinsverwitterung tiefer<br />
ein <strong>als</strong> auf den Hügeln. <strong>Der</strong> von den Niederschlägen<br />
dabei im Untergrund gelöste Kalk<br />
wird mit dem Grundwasser weggeführt.<br />
Dadurch sinken die Mulden immer weiter<br />
ein und das Relief verstärkt sich. Nach<br />
neueren Forschungen könnte sogar nur<br />
das bloße Vorhandensein von Wald für die<br />
Entstehung von Buckelfluren ausreichen.<br />
Denn weil unter den Bäumen weniger Niederschläge<br />
ankommen <strong>als</strong> zwischen ihnen,<br />
kann dort auch weniger Material gelöst<br />
werden.<br />
◀<br />
IM APRILHEFT: Teil 17: Sentiero geologico Dos<br />
Capèl in den Fleimstaler Alpen<br />
ERFAHRUNG, QUALITÄT, KOMPETENZ AM BERG.<br />
(Foto: Josef Mallaun)<br />
DIE BERGE SIND UNSER ZUHAUSE. ZU JEDER ZEIT.<br />
Mehr <strong>als</strong> ein Gefühl: Daheim sein<br />
heißt für uns, die schönsten Momente<br />
gemeinsam geniessen.<br />
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Beratung und Buchung: DAV Summit Club GmbH – <strong>Bergsteiger</strong>schule des Deutschen Alpenvereins | Am Perlacher Forst 186 – 81545 München | Telefon +49 89 64240-0 | info@dav-summit-club.de | www.dav-summit-club.de
PORTRÄT<br />
Hartmut Bielefeldt schrieb<br />
<strong>als</strong> einer der Ersten<br />
online über seine Touren.<br />
Webreport vom Berg<br />
Gipfelglück 2.0<br />
Das Internet ist für Bergsportler längst Quelle von Information<br />
und Inspiration rund um neue Touren geworden. Oft berichten<br />
ambitionierte Hobbybergsteiger auf privaten Seiten ausgiebig<br />
über eine spezielle Region oder Disziplin und helfen so anderen<br />
bei der Recherche. Wir stellen Ihnen einige Menschen hinter den<br />
Berg-Blogs vor. Von Frank Eberhard<br />
68 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
DER PIONIER<br />
(Bielefeldt.de)<br />
Hartmut Bielefeldt liebt die großen Berge<br />
der Welt. Als einer der Ersten berichtete<br />
er schon in den 1990er-Jahren von seinen<br />
Expeditionen.<br />
Die Großen der Welt sind auf Hartmut Bielefeldts<br />
Website zu finden: Mount Everest,<br />
Cho Oyu, Aconcagua. <strong>Der</strong> Bergsportler ist<br />
eine Art Pionier: Er gehörte zu den Ersten,<br />
die zu Expeditionen auf brachen und im<br />
1996 noch rudimentären Internet darüber<br />
berichteten. »Dam<strong>als</strong> war es schwer, an Informationen<br />
zu kommen«, erinnert er sich.<br />
Selbst große Expeditionsanbieter seien zu<br />
dieser Zeit noch gar nicht im Netz vertreten<br />
gewesen, merkt er nicht ohne Stolz an.<br />
Über die Jahre folgten so viele Aktionen,<br />
dass die Statistik mittlerweile für sich<br />
spricht: Fünf der Seven Summits und 57<br />
Alpenviertausender bestieg Bielefeldt neben<br />
vielen anderen Gipfeln. Ihm geht es<br />
um Höhe – oder besser gesagt um Höhenmeter.<br />
Denn weiter hinauf kann er seit der<br />
Expedition mit seiner Frau auf den Mount<br />
Everest vor zehn Jahren nicht mehr steigen.<br />
Und darüber ist er auch froh, hat Bielefeldt<br />
in der dünnen Luft über der nepalesisch-tibetischen<br />
Grenze doch auch seine eigenen<br />
Grenzen entdeckt und wäre fast nicht mehr<br />
lebend heruntergekommen.<br />
Von der Expedition auf den Mount Everest kam er vor allem dank seiner Frau lebend zurück.<br />
Von den Touren mit seiner Tochter Nina<br />
erstellte er die Rubrik »Wandern mit Baby«.<br />
TOUR<br />
Alphubel (4206 m),<br />
Südostgrat von der<br />
Täschhütte<br />
Tourentipp<br />
des Webmasters<br />
Fotos: Frank Eberhard (1), privat (3)<br />
Die Ehefrau rettet ihn<br />
<strong>Der</strong> 48-Jährige sitzt in seinem Wintergarten<br />
bei Friedrichshafen, zwei ausgeblichene<br />
Poster zeigen den 360-Grad-Blick vom Everest.<br />
»Es war ein fantastisches Erlebnis. Wir<br />
haben eine Stunde lang die Aussicht vom<br />
Gipfel genossen«, erzählt er. Zwei Monate<br />
waren der promovierte Physiker und seine<br />
Frau Claudia Bäumler dam<strong>als</strong> in Asien, um<br />
den Gipfel über die Nordroute zu erreichen.<br />
Doch Bielefeldt hatte Probleme mit einer<br />
Sauerstoffflasche. »Ich habe krampfhaft<br />
gegen die Müdigkeit gekämpft«, sagt er.<br />
Richtig schlimm wurde es beim Abstieg.<br />
»Ich bin nur fünf Schritte vorwärts gekommen<br />
und musste mich dann hinsetzen<br />
und ausruhen.« Die Kombination von<br />
Erschöpfung und Lungenödem ließ den<br />
Bergsportler um sein Leben fürchten. Vor<br />
allem seiner Frau, der es während der gesamten<br />
Tour besser ging, verdankt er, heil<br />
heruntergekommen zu sein. »Das schweißt<br />
natürlich zusammen.« Die Liebe des Paars<br />
begann einst <strong>als</strong> Bergfreundschaft in der<br />
Jungmannschaft des Alpenvereins. Beide<br />
begeisterten sich schon früh vor allem für<br />
Hochtouren. Anfang der 1990er-Jahre bestiegen<br />
sie den Pik Lenin (7134 m). Noch<br />
heute leuchten Bielefeldts Augen, wenn er<br />
an die erste große Expedition denkt, der im<br />
folgenden Jahr eine weitere ins zentralasiatische<br />
Pamir folgte. »Eigentlich wollten wir<br />
gar keine so großen Sprünge in der Höhe<br />
machen«, sagt er lachend. Heute gibt sein<br />
Haus überall Zeugnis von der Berg-Leidenschaft<br />
der Familie. Sogar Tochter Nina bindet<br />
mit alten, neonrosa Steigeisenriemen<br />
einen Anhänger an ihren Puppenwagen.<br />
Sie taucht auch auf Bielefeldt.de auf: Eine<br />
Rubrik widmet sich dem Thema »Wandern<br />
mit Baby«.<br />
▶ mittel 4–5 Std.<br />
1500 Hm 1500 Hm<br />
Charakter: Hochtour, meist Schneegrat,<br />
oben Schnee-/Eisfl anke (Schwierigkeit PD,<br />
bei Vereisung AD)<br />
Ausgangspunkt: von der Täschalp (2200<br />
m) zur Täschhütte (2701 m)<br />
Einkehr: Täschhütte<br />
Route: Täschhütte – Alphubeljoch (3782<br />
m); über den erst einfachen Grat, der sich<br />
später in einer Schlusswand aufsteilt (etwa<br />
45°, Sicherungsstangen) zum Gipfel<br />
Abstieg: wie Aufstieg oder über den Normalweg<br />
zur Bahnstation Längfl ue (2869 m)<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 69
DIE GEMISCHTWAREN-<br />
HÄNDLER<br />
(Gipfelstuermer.de; Gipfelstuermerin.de)<br />
Klettern, Wandern, Filme und Produkttests:<br />
Thorsten Liborius und Janina Werner bestücken<br />
ihre Blogs mit einem breiten Themenspektrum.<br />
Alles fing mit Bergberichten für die Großeltern<br />
an. Damit Oma und Opa wussten,<br />
was er so treibt, schrieb Thorsten Liborius<br />
Ende der 1990er-Jahre über seine Erlebnisse<br />
in den Alpen. Als Domains irgendwann bezahlbar<br />
wurden, verband er sein Hobby mit<br />
dem Informatikstudium und programmierte<br />
eine eigene Bergseite: Gipfelstuermer.de.<br />
Jetzt, gut 14 Jahre später, stehen zahlreiche<br />
Kletter-, Hoch- und andere Touren darauf.<br />
Es sind Videos zu finden und Produkttests.<br />
Sogar seine Partnerin Janina Werner, im<br />
Netz seit 2002 auch durch die Seite Gipfelstuermerin.de<br />
bekannt, hat er über seinen<br />
Blog kennengelernt.<br />
Die Berlinerin schrieb <strong>als</strong> »Gipfelstürmerin«<br />
in sein Gästebuch. »Ich antworte auf die<br />
meisten Einträge, aber wenn die Gipfelstürmerin<br />
dem Gipfelstürmer schreibt, ist das<br />
irgendwie schon interessant«, sagt Liborius<br />
grinsend. Die Mails gingen hin und her, und<br />
heute wohnen die beiden zusammen in Radolfzell<br />
am Bodensee. Trotz zeitraubender<br />
Jobs bleiben der Rechtsanwältin und dem<br />
Software-Entwickler ihre Websites mit Berichten<br />
über einsame Wanderungen, tolle<br />
Kletterrouten und Abenteuer wichtig.<br />
Auch mal Daumen runter<br />
Besonders groß ist der Aufwand für Schnitt<br />
und Vertonung der Videos. »Ich arbeite ein<br />
bis zwei Stunden, um eine Minute fertigen<br />
Film zu bekommen«, sagt Liborius. Sein<br />
erster Film entstand eher zufällig auf einer<br />
Tour über den Nordgrat des Großen Krottenkopfs<br />
im Allgäu. Die Netzgemeinde ermunterte<br />
den Bergsportler dam<strong>als</strong> weiterzumachen.<br />
Die beiden Internetseiten wurden mit<br />
der Zeit zum »Gemischtwarenladen«, wie<br />
Janina Werner es nennt. Seit ein Online-<br />
Shop auf sie zukam, testen sie Outdoor-Produkte<br />
– und vergeben ganz ehrlich auch<br />
mal den Daumen nach unten. Ein weiteres<br />
Projekt von Thorsten Liborius heißt Climbmate.<br />
Dabei können die Nutzer Kletterpartner<br />
finden sowie Kletterhallen und -routen<br />
Thorsten Liborius berichtet in Texten und Filmen vom Wandern und Klettern.<br />
bewerten. Gipfelstuermer.de enthält zudem<br />
ein Forum, die Gipfelstürmerin wiederum<br />
liest gerne und stellt daher Berg- und Outdoorbücher<br />
vor. Viele Touren unternimmt<br />
das Paar gemeinsam. Die wilderen Aktionen<br />
landen auf Gipfelstuermer.de, Janina<br />
Werner konzentriert sich vor allem auf die<br />
alpinen Wanderungen.<br />
TOUR<br />
Thorsten Liborius<br />
Hoher Riffler (Verwall,<br />
3168 m), Nordgrat<br />
▶ schwierig 8–10 Std.<br />
2000 Hm 2000 Hm<br />
Charakter: Hochalpine Gratkletterei im<br />
Verwall (Schwierigkeit II–III)<br />
Länge: 2000 Höhenmeter, davon 550 auf<br />
dem Grat, 15 Kilometer Strecke<br />
Ausgangspunkt: Schnann im Stanzertal<br />
Einkehr: Edmund-Graf-Hütte (2375 m)<br />
Route: Fahr- und Wanderweg zur Mittagspitze;<br />
über den Grat zum Gauderkopf (II–III)<br />
und über den eigentlichen Nordgrat (bis III-)<br />
zum Gipfel des Hohen Riffl er<br />
Abstieg: Über den Normalweg zur Edmund-<br />
Graf-Hütte (2375 m) oberhalb von Pettneu<br />
am Arlberg im Stanzertal<br />
Tourentipp<br />
der Webmaster<br />
Janina Werner<br />
Berliner Höhenweg (mit Hohem<br />
Riffler Zillertal, 3231 m)<br />
▶ mittel mind. 7 Tage<br />
5000 Hm 5000 Hm<br />
Charakter: Hochalpiner Steig im Zillertal, der<br />
bis auf über 3100 m führt (Schwierigkeit I);<br />
drahtseilgesicherte Stellen, Firnfelder<br />
Ausgangspunkt: Finkenberg bei Mayrhofen<br />
Einkehr: Hüttenwanderung mit mehreren<br />
Einkehrmöglichkeiten<br />
Route: zur Gamshütte – Friesenberghaus –<br />
Hoher Riffl er (3231 m) – Petersköpfl (2679<br />
m); Übergang zum Olpererhaus – Furtschaglhaus<br />
– Schönbichler Horn (3133 m)<br />
– Berliner Hütte; Übergang zur Greizer Hütte<br />
– Kasseler Hütte – Edelhütte –Ahornspitze<br />
(2973 m); Abstieg zurück nach Mayrhofen<br />
70 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
INFO<br />
Web-Adressen rund<br />
ums Bergsteigen<br />
Hoch- und Skitouren, Expeditionen,<br />
Radfahren und Wandern mit Kind:<br />
www.bielefeldt.de<br />
Selten begangene Routen, Hochtouren,<br />
Produkttests und Wanderungen:<br />
www.gipfelstuermer.de und<br />
www.gipfelstuermerin.de<br />
Einsame Touren vom Allgäu bis ins<br />
Lechtal: www.gipfelsuechtig.de<br />
Touren in den Alpen bis zu Hochtouren:<br />
www.gaehnchen.de<br />
Wilde Touren und Forum:<br />
www.festivaltour.de<br />
Klettern, Skitouren und -Steilabfahrten<br />
bis zu Hochtouren und Forum:<br />
www.rocksports.de<br />
Schwere Kletter- und Hochtouren:<br />
www.minoru.de<br />
Die 4000er der Alpen: www.4000er.de<br />
Freeski-Filme: www.salomonfreeski.com<br />
Schneehöhen in den Alpen:<br />
www.schneehoehen.de<br />
Bergsteigen bis ins Extreme:<br />
www.tvmountain.com<br />
Sportklettern: www.klettern.de<br />
Tourenvorschläge: www.tourentipps.de<br />
Tipps von der Skitour bis zum Klettersteig:<br />
www.bergsteigen.at<br />
Alles rund um das Bergsteigen:<br />
www.bergsteiger.de<br />
Boris Stephan sucht die ursprüngliche Bergwelt abseits des Massentourismus.<br />
Keine <strong>Ziel</strong>e für<br />
Jedermann: Manche<br />
Touren sind nur<br />
per Bike zu erreichen.<br />
Fotos: Frank Eberhard (1), privat (3)<br />
DER ABENTEURER<br />
(Gipfelsuechtig.de)<br />
Boris Stephan geht jenseits ausgetretener<br />
Pfade. Er schreibt über einsame <strong>Ziel</strong>e.<br />
Wenn Boris Stephan von der Tour auf seinen<br />
bisher höchsten Gipfel und einzigen<br />
Dreitausender, die Parseierspitze, erzählt,<br />
strahlt er. »Diesen Tag werde ich nie vergessen.«<br />
Trotz des Gipfelerfolgs, trotz des<br />
Superlativs ist es dabei nicht die Bergtour<br />
allein, die diesen Tag zu einem der wichtigsten<br />
in seinem Leben gemacht hat: »Abends<br />
hat meine Frau Martina mir gesagt, dass ich<br />
Papa werde!«<br />
Die damalige Tour beschreibt Stephan neben<br />
jeder Menge anderer Aktionen auf<br />
seiner Website Gipfelsuechtig.de. Er hat<br />
ein eigenes Bewertungssystem entwickelt,<br />
zeichnet Karten und veröffentlicht Fotos.<br />
<strong>Der</strong> Ingenieur für optische Messtechnik konzentriert<br />
sich vor allem auf wenig bekannte<br />
Routen, »traumhafte Gipfelparadiese noch<br />
fernab des Massentourismus in ursprünglicher<br />
Bergwelt«. Am liebsten ist es dem<br />
38-Jährigen, wenn nur ein kleiner Pfad oder<br />
gar kein <strong>Weg</strong> zu seinem <strong>Ziel</strong> führt. Kraxelei<br />
bis II darf auch gerne dabei sein, auch wenn<br />
er kein Kletterer ist. »Ich hoffe immer, dass<br />
nichts kommt, was mich extrem fordert«,<br />
räumt er ein.<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 71
Fotos: Frank Eberhard (1), privat (2)<br />
Einsamkeit und ganz viel Natur an der Oberlahmsspitze: Auf Gipfelsuechtig.de sollen Gleichgesinnte Ideen finden.<br />
Auch wenn er kein Kletterer ist: Kraxelei<br />
darf dabei sein – und ein Hauch Gefahr.<br />
Trotzdem: Auch in unteren Schwierigkeitsgraden<br />
kann man abstürzen. »Wenn<br />
jemand sagt, ich stelle Touren ins Netz, auf<br />
denen man sich umbringen kann, kann ich<br />
das nicht von der Hand weisen«, gibt er zu.<br />
Natürlich jage ihm die Vorstellung, jemand<br />
könnte mit seinem Tourenbericht in der<br />
Hand zu Tode stürzen, einen kalten Schauer<br />
über den Rücken. Daher weist Stephan<br />
auch stets auf die Risiken hin. Als »gewissen<br />
Schutz« sieht er es außerdem an, dass seine<br />
Touren keine Genusstouren für Jedermann<br />
sind. Die Berge sind oft nur durch einen langen<br />
Anmarsch oder per Bike zu erreichen.<br />
Gondeln oder bewirtete Hütten sind selten,<br />
Geröll und brüchiger Fels dagegen häufig.<br />
Ein bisschen angeben<br />
Mehr <strong>als</strong> 30 ausführliche und rund 250 Kurzbeschreibungen<br />
hat Stephan seit dem Start<br />
seiner Seite vor rund zehn Jahren zusammengestellt;<br />
rund 30 Stunden braucht er für<br />
einen Bericht. Lächelnd erinnert er sich an<br />
den Beginn seines Blogs im Jahr 2003: »Natürlich<br />
wollte ich sagen: Hey Leute, seht, was<br />
ich Tolles gemacht habe.« Hauptsächlich habe<br />
er es Gleichgesinnten jedoch erleichtern<br />
wollen, einsame Touren zu unternehmen.<br />
Vor allem eines habe sich im Laufe der Jahre<br />
jedoch nie geändert: Dass es Momente in den<br />
Bergen gibt, deren Schönheit ihn einfach<br />
sprachlos machen.<br />
◀<br />
Tourentipp<br />
des Webmasters<br />
TOUR<br />
Fallenbacherspitze (2723 m)<br />
▶ schwierig 7 Std.<br />
1650 Hm 1650 Hm<br />
Charakter: Wanderung durch wegloses<br />
Gelände mit steilem Geröll und leichter<br />
Kletterei (I–II)<br />
Route: von Bach im Lechttal am besten<br />
mit dem Rad nach Madau und von dort<br />
aus ins Alperschontal und dann durchs<br />
Gamskarle auf die Fallenbacherspitze<br />
Abstieg: wie Aufstieg<br />
72 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Unvergleichlicher<br />
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SERVICE<br />
SERIE: Stille Helfer<br />
Stille<br />
Helfer<br />
+<br />
Teil 11: Daune und Kunstfaser<br />
EINE INITIATIVE VON<br />
Eine Frage<br />
der Füllung<br />
Daune<br />
Kunstfaser<br />
Egal ob Feder oder Faser: Isolationsjacken<br />
machen Minusgrade erträglich und sorgen für<br />
angenehme Temperaturen am Körper.<br />
Doch beide Füllungen haben Vor- und Nachteile.<br />
Von Moritz Baumstieger<br />
Klassenkampf: Natürliche<br />
Daune wärmt am besten;<br />
Kunstfaser aber auch<br />
dann, wenn sie nass ist.<br />
74 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Gut eingepackt: Denis Urubko,<br />
Simone Moro und Cory Richards<br />
(v. li.) am Gipfel des winterlichen<br />
Gasherbrum II<br />
Auch Mutter Natur macht manchmal<br />
Fehler. Die Spezies der<br />
<strong>Bergsteiger</strong> zum Beispiel hat<br />
sie ziemlich schlecht ausgestattet<br />
für die kalte Zeit. Nimmt<br />
man etwa das Murmeltier zum Vergleich:<br />
Geschützt durch einen dicken Pelz und<br />
eine isolierende Fettschicht verbringt es<br />
die Wintermonate am liebsten schlafend<br />
in seinem Bau. <strong>Der</strong> <strong>Bergsteiger</strong> hingegen:<br />
kaum behaart – abgesehen vom derzeit<br />
wieder angesagten Expeditions-Vollbart<br />
bei den männlichen Exemplaren. Fett am<br />
Körper gilt ihm nicht <strong>als</strong> praktischer Kälteschutz,<br />
sondern <strong>als</strong> Makel. Und anstatt dem<br />
Murmeltier gleich in der warmen Stube dösend<br />
auf die Schneeschmelze zu warten,<br />
zieht es unsereins hinaus: auf Tourenski,<br />
auf Schneeschuhen, mit Eisgeräten in den<br />
Händen und Steigeisen an den Füßen zu gefrorenen<br />
Wasserfällen.<br />
Damit das möglich und im Idealfall sogar<br />
ein Vergnügen wird, muss der Alpinist in<br />
die Materialkammer greifen. Was beim<br />
Murmeltier Pelz und Fett besorgen, über-<br />
nimmt bei ihm die richtige Kleidung –<br />
Schuhe, Socken, Hose und über dem Rumpf<br />
eine »Insulations«-Jacke (»insulation« = englisch<br />
für »Isolierung«). Bei letzteren stehen<br />
zwei Füllmaterialien zur Auswahl, Daune<br />
und Kunstfaser – jedes hat seine Vor- und<br />
Nachteile.<br />
Beide funktionieren jedoch nach dem gleichen<br />
Prinzip: Sowohl zwischen den zirka<br />
150 Verästelungen einer einzelnen Daune,<br />
<strong>als</strong> auch zwischen den Kunstfasern bilden<br />
sich unzählige kleine Hohlräume, in denen<br />
sich Luft sammelt. Die ist ein schlechter<br />
Wärmeleiter; wie bei Doppelglasfenstern,<br />
Styropor oder Thermoskannen bildet eine<br />
eingeschlossene Schicht somit eine ideale<br />
Isolierung der Körperwärme.<br />
Wenn diese Schicht jedoch unterbrochen<br />
wird, entstehen Kältebrücken, an denen<br />
die Wärme nach außen dringen kann. Die<br />
beste Leistung erbringen deshalb Jacken,<br />
bei denen die Füllmasse in einzelne, aneinandergesetzte<br />
Stoffschläuche verpackt ist<br />
(so genannte H-Kammern). Sie sind etwas<br />
schwerer <strong>als</strong> die Jacken, bei denen die<br />
Vielfalt im Wärmehaushalt<br />
Die Zeiten, <strong>als</strong> Daune nur in Schlafsäcken<br />
steckte, sind vorbei. Zwar bleibt die großvolumige<br />
Wärmedämmung ihre Stärke, doch haben<br />
Kunstfaser und Daune mittlerweile viele Bekleidungsbereiche<br />
erobert. Stetig verbessert wird<br />
dabei das Packmaß sowie das Wärme-Gewicht-<br />
Verhältnis: Mittelwarme Primaloft-Pullis, wie<br />
sie auf den meisten Sommertouren in den Alpen<br />
Mountain Equipment<br />
Pinnacle Glove<br />
Gewicht: ca. 500 Gramm<br />
Preis: 119,95 Euro<br />
Füllung: PrimaLoft®<br />
Obermaterial: Ziegenleder,<br />
Gore-Tex®<br />
www.mountain-equipment.co.uk<br />
genügen, lassen sich auf Grapefruit-Größe<br />
verpacken. Gegen kalte Finger helfen rasch<br />
trocknende Kunstfaserfüllungen, die man<br />
in Handschuhen immer häufi ger fi ndet. <strong>Der</strong><br />
neueste Trend sind körperbezogene Wärmeschichten,<br />
wie etwa der isolierende Skitouren-Rock,<br />
den frau sich bei Bedarf um<br />
die kühlen Hüften zieht. (siehe Härtetest)<br />
Rab<br />
Xenon X-Pull-On<br />
Gewicht: 375 Gramm<br />
Preis: 159,95 Euro<br />
Füllung: PrimaLoft® ONE<br />
(60g/m²)<br />
Obermaterial: Pertex Quantum®<br />
www.rab.uk.com<br />
Mammut<br />
Broad Peak Hoody<br />
Jacket<br />
Gewicht: 405 Gramm<br />
Preis: 270,00 Euro<br />
Füllung: Gänsedaune 90/10,<br />
750 cuin<br />
Obermaterial: Pertex® Microlight<br />
bluesign-zertifi ziert<br />
www.mammut.ch<br />
Carinthia<br />
Airpack 900<br />
Gewicht: 1400 Gramm (Gr. M)<br />
Preis: 499,99 Euro<br />
Füllung: Europäische Gänsedaune<br />
90/10, 700+ cuin,<br />
Obermaterial: Shelltex Ultra<br />
www.carinthia-bags.com<br />
Fotos: The North Face, S. Hofschlaeger/pixelio, A. Damm/pixelio, Hersteller<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 75
Füllung nur durch einfaches Absteppen<br />
(Nähte durch Innen- und Außenhaut) am<br />
Platz gehalten wird.<br />
Fotos: Mammut, Mountain Equipment, PrimaLoft (2)<br />
Lässt keine Federn: Kunstfaserfüllungen sind robuster <strong>als</strong> die natürliche Daune.<br />
Im Wärmerückhaltevermögen unschlagbar: Naturdaune schließt die Wärme förmlich ein.<br />
INFO<br />
Die richtige Pflege für Daunenjacken<br />
Während Kunstfaserjacken unkompliziert<br />
und oft gewaschen werden können,<br />
erfordert die Reinigung von Daunen viel<br />
Fingerspitzengefühl.<br />
Oberstes <strong>Ziel</strong> ist bei der Reinigung von<br />
Daunenjacken (und auch -Schlafsäcken),<br />
zu verhindern, dass die Daunenfedern<br />
zusammenklumpen. Eine Wäsche per Hand<br />
in der Badewanne ist möglich. Weil die Jacke<br />
aber gut gespült werden muss, um klebende<br />
Waschmittelreste zu vermeiden, empfi ehlt<br />
sich die Reinigung in der Waschmaschine.<br />
Im Woll- oder Feinwaschprogramm (nicht im<br />
Seidenwaschprogramm) fühlt sich die Daune<br />
am besten aufgehoben, die Verwendung von<br />
Spezialwaschmittel wird dringend angeraten.<br />
Dann einmal zusätzlich spülen, nur leicht<br />
anschleudern. Wer sich für die Badewannen-<br />
Lösung entschieden hat: Nach einer Stunde<br />
einweichen mehrfach spülen, dann die<br />
Jacke leicht ausdrücken – aber keinesfalls<br />
auswringen!<br />
Auch beim Trocknen empfi ehlt sich maschinelle<br />
Hilfe, ein Trockner mit möglichst großer<br />
Trommel, bei 30 bis höchstens 40 Grad<br />
Lufttemperatur. Damit die Daunen wieder<br />
fl uffi g werden, kann man zu einem kleinen<br />
Trick greifen: Drei (saubere) Tennisbälle mit in<br />
den Trockner geben, sie rütteln die Füllung<br />
gut durch. Nach einer Stunde abkühlen lassen,<br />
dabei durchschütteln – und die Jacke<br />
anschließend noch zu ein, zwei weiteren<br />
Runden in den Trockner stopfen. Wer keinen<br />
Trockner hat und wem der Gang zum Waschsalon<br />
zu aufwändig ist: Bis eine Jacke an der<br />
Luft getrocknet ist, können bis zu zehn Tage<br />
vergehen. In dieser Zeit sollte sie liegend<br />
getrocknet, immer wieder gewendet und aufgeschüttelt<br />
werden.<br />
Die Mischung macht’s<br />
Im Verhältnis von Wärmeleistung zu Packmaß<br />
und Gewicht übertrifft das Naturprodukt<br />
Gänse- oder Entendaune nach<br />
wie vor das Hightech-Produkt Kunstfaser.<br />
Aber Daune ist nicht gleich Daune: Zwei<br />
Faktoren entscheiden maßgeblich darüber,<br />
wie warm eine Jacke ihren Träger hält –<br />
und damit auch, wie viel Geld er auf den<br />
Verkaufstresen des Sportgeschäfts seines<br />
Vertrauens legen muss. Zum einen kommen<br />
Daunen nicht ohne eine Beimischung von<br />
normalen Federn aus. Die wärmen zwar<br />
schlechter, stabilisieren aber die weiche<br />
Masse, bei der ein Kilo aus bis zu 400 000<br />
einzelnen Teilchen besteht. Ein Mischungsverhältnis<br />
von 90:10 gilt <strong>als</strong> hervorragend,<br />
80:20 <strong>als</strong> gut, während ein Verhältnis von<br />
60:40 schon deutlich schlechtere Wärmeleistung<br />
erbringt.<br />
Neben dem Mischungsverhältnis entscheidet<br />
auch die so genannte Bauschkraft<br />
(englisch: »Fillpower«) darüber, welche<br />
Leistung die Jacke erbringt. Grundsätzlich<br />
ist die Bauschkraft ein guter Indikator für<br />
Produkte mit Daunenfüllung, und allenfalls<br />
aussagekräftiger <strong>als</strong> die Angabe eines<br />
Herkunftslandes. Es muss allerdings nicht<br />
immer die maximale cuin-Zahl sein (siehe<br />
Infokasten). Wer seine Daunenausrüstung<br />
stimmig kombiniert, beispielsweise mit einem<br />
Fleece-Pulli oder einem guten Schlafsackinlett<br />
(das zudem die Feuchtigkeit von<br />
der Daune abhält), wird auch mit Produkten<br />
bis 650 cuin glücklich. Wichtiger ist, die<br />
Daune unterwegs trocken zu halten. Bei guter<br />
Pflege spielt die Daune dann ihre Vorteile<br />
aus, denn im Vergleich zur irgendwann<br />
spröde werdenden Kunstfaser machen Daunen<br />
solche Stauchungen relativ wenig aus,<br />
sie sind deshalb langlebiger.<br />
Doch auch die feinen Polyester-Spindeln<br />
der Kunstfasern haben ihre Vorteile: Wenn<br />
Daune feucht wird (sei es von außen durch<br />
Schnee oder Regen, sei es durch Schweiß<br />
von innen), beginnt sie zu verkleben und zu<br />
verklumpen – vorbei ist es mit den kleinen<br />
Hohlräumen, in denen sich die isolierende<br />
Luft sammelt. Und das für längere Zeit:<br />
Daune trocknet nur sehr langsam und muss<br />
dabei immer wieder aufgeschüttelt werden<br />
(siehe Kasten »Pflegehinweise«). Bei nassem<br />
Wetter empfiehlt es sich <strong>als</strong>o, eine weitere,<br />
wasserdichte Schicht über der Daunenjacke<br />
zu tragen – und beim Einkauf empfiehlt es<br />
sich, darauf zu achten, dass die eine Jacke<br />
unter die andere passt.<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
<strong>Der</strong> Eisbär <strong>als</strong> Vorbild<br />
Kunstfaser-Füllungen verlieren die Fähigkeit,<br />
Luft zu speichern, hingegen nicht,<br />
wenn sie feucht werden, zudem trocknen<br />
sie deutlich schneller. Die feinen Polyester-<br />
Spindeln ahmen einerseits die Funktionsweise<br />
der Daune mit ihren vielen Verästelungen<br />
nach: Mehrere Lagen Fasern werden<br />
kreuz und quer locker übereinander gelegt<br />
und an den Berührungspunkten verklebt<br />
oder verschweißt, so dass kleine Hohlräume<br />
entstehen. Gleichzeitig nehmen die<br />
Kunstfasern aber auch Anleihen beim Fell<br />
der Rentiere und Eisbären, beide bekanntlich<br />
Kältespezialisten. Wie deren Haare sind<br />
sie innen hohl, hier wird <strong>als</strong>o zusätzliche<br />
Luft gespeichert – wasserdicht verpackt.<br />
Entscheidend für die Qualität ist die Verarbeitung:<br />
Hochwertige Fasern haben innen<br />
<strong>Der</strong> große Vorteil<br />
von Kunstfaserfüllungen<br />
ist der<br />
Wärmerückhalt im<br />
nassen Zustand.<br />
mehrere Kanäle, speichern <strong>als</strong>o mehr Luft.<br />
Und damit sie das auch zwischen den Fasern<br />
können, dürfen die nicht zusammenkleben.<br />
Polyesterfasern haben eigentlich<br />
eine raue Oberfläche und drohen sich somit<br />
untereinander zu verhaken. Um das zu<br />
verhindern und die Bauschkraft länger zu<br />
erhalten, werden sie mit einer dünnen Silikonschicht<br />
überzogen.<br />
Das klingt nach einer Menge Chemie,<br />
trotzdem fühlt sich mancher in Kunstfaserjacken<br />
wohler <strong>als</strong> in jenen, die mit dem<br />
Naturprodukt Daune gefüllt sind. Grund<br />
hierfür ist, dass Daunen natürlich erst gewonnen<br />
werden müssen – von toten Tieren<br />
oder durch das Rupfen von lebenden,<br />
was für die Gänse äußert schmerzhaft,<br />
wenn nicht tödlich und deshalb in der Europäischen<br />
Union eigentlich verboten ist.<br />
Aufgebauscht: Wie man die Füllungen von<br />
Daunenausrüstung richtig einschätzt<br />
Taglingers Tipp:<br />
Sicher in<br />
der Kälte<br />
»Wer im Winter auf Tour geht, sollte sich ein<br />
paar Gedanken zum Thema Kälte machen.<br />
Das fängt bei der Tourenplanung an: Die<br />
Tage sind kürzer, die Touren sollten es deshalb<br />
auch sein – wenn etwas passiert, bekommt<br />
man wegen der Temperaturen spätestens<br />
dann ein Problem, wenn es dunkel<br />
wird. Außerdem sind viele Hütten, in denen<br />
man im Sommer im Notfall unterschlupfen<br />
oder Hilfe holen kann, jetzt geschlossen.<br />
Letzteres klappt im Winter manchmal auch<br />
deshalb nicht, weil der Akku des Handys<br />
aufgibt. Bei Kälte fi ndet mein Telefon deshalb<br />
immer einen angenehmen Platz am<br />
Körper und nicht im Rucksack. So bleibt es<br />
warm und ist im Notfall einsatzbereit. Eine<br />
entsprechende Rettungsnummer sollte<br />
im Kurzwahlspeicher abgelegt sein, damit<br />
im Notfall nicht lange überlegt oder mit<br />
klammen Fingern das halbe Telefonbuch<br />
durchsucht werden muss.<br />
In den Rucksack hingegen gehören neben<br />
einem Erste-Hilfe-Set eine Rettungsdecke<br />
sowie ein Biwaksack – jahrein, jahraus. Sie<br />
helfen, Unterkühlungen zu vermeiden, wenn<br />
man in der Kälte auf Hilfe warten muss.<br />
Außerdem ein leichtes Paar Handschuhe<br />
und eine Mütze. Denn die, die man trägt,<br />
sind vom Aufstiegsschweiß oft feucht, wenn<br />
man am Gipfel ankommt. Und weil man<br />
unbewegliche, klamme Finger nie gebrauchen<br />
kann und auf Tour keinen übermäßig<br />
kühlen Kopf bewahren sollte, tut man gut<br />
daran, wenn man wechseln kann. Zwar<br />
versprechen die Bekleidungshersteller jede<br />
Saison neue Wundermittel im Kampf gegen<br />
die Kälte. Die klassische Wechselwäsche<br />
hat aber – besonders an den Extremitäten –<br />
noch lange nicht ausgedient.«<br />
Reiner Taglinger, Jahrgang 1969, ist Leiter der<br />
Mammut Alpine School und Ausbildungsreferent<br />
des deutschen Bergführerverbandes.<br />
Die Bauschkraft beschreibt, wie weit sich Daunen<br />
wieder ausdehnen, nachdem sie komprimiert wurden.<br />
Im Labor wird hier eine Unze Daune (28,3 g)<br />
für 24 Stunden zusammengepresst. Danach wird<br />
das Volumen erneut gemessen. <strong>Der</strong> Wert mit der<br />
Einheit »cuin« (Kubik-Inch; eines entspricht ca.<br />
16,3 cm 3 ) gibt <strong>als</strong>o indirekt an, wie viel isolierende<br />
Luft die Daunen zwischen sich aufnehmen. Füllungen<br />
mit 550 bis 600 cuin sind solide, Produkte der<br />
Spitzenklasse liegen bei 750 bis 800 cuin.<br />
Tierschutzorganisationen beklagen jedoch<br />
Schlupflöcher in der Vorschrift; in anderen<br />
Ländern, wie etwa beim großen Exporteur<br />
China, gibt es solche Regelungen gar nicht.<br />
Die Outdoorbranche musste deshalb in den<br />
letzten Jahren Kritik einstecken; viele Hersteller<br />
versuchen nun, fragwürdige Daunen<br />
zu vermeiden und ihre Herkunft nachzuweisen<br />
– damit der kleine Konstruktionsfehler<br />
von Mutter Natur bei Isolierung der<br />
Spezies <strong>Bergsteiger</strong> nicht auf Kosten von<br />
anderen Lebewesen geht.<br />
◀<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 77
SERVICE<br />
Neuartige Ski-<br />
Konstruktion? Nein,<br />
nur ein Splitboard …<br />
Tourengehen mit Splitboards<br />
Teilen macht Freude<br />
Jahrelang mussten Snowboarder ihre Bretter auf dem Rücken zum Gipfel tragen.<br />
Aus Frust darüber zersägten manche ihr Board. Und legten damit den Grundstein<br />
für einen Trend, der heute boomt. Von Janek Schmidt<br />
Die Frage ist alt: Wie kommt man<br />
abseits der Piste am besten verschneite<br />
Berge hoch, wenn man<br />
keine Tourenski, sondern nur ein<br />
Snowboard unter den Füßen hat? Vor 25<br />
Jahren begannen Tüftler Splitboards zu<br />
basteln, die man der Länge nach teilt und<br />
<strong>als</strong> Aufstiegshilfen nutzt. Lange waren diese<br />
Bretter ein absolutes Nischenprodukt. Nun<br />
treten sie einen Siegeszug an.<br />
Dreigeteilt war zu kompliziert<br />
Diese Entwicklung kennt kaum einer so gut<br />
wie Simon Graf, Snowboard-Tourengeher<br />
der ersten Stunde und heute Chef von Splitboards<br />
Europe, dem europaweit größten Splitboard-Versandhandel.<br />
»Erste Bretter zum<br />
Teilen gab es schon Ende der 80er-Jahre,<br />
aber den Herstellern fehlte noch der Glaube<br />
daran«, erzählt der 40-Jährige. Verschiedene<br />
Systeme kamen auf, die unterschiedlich gut<br />
funktionierten; die Kunden reagierten verunsichert.<br />
So erwiesen sich etwa dreigeteilte<br />
Snowboards <strong>als</strong> zu kompliziert.<br />
Die Geburtsstunde der heute populärsten<br />
Technik ist 1991. Brett Kobernik, ein Snowboard-Guide<br />
in den Rocky Mountains, musste<br />
verletzungsbedingt eine Auszeit nehmen<br />
und entwarf derweil ein teilbares Brett. Das<br />
Ergebnis zeigte er Mark Wariakois, Chef<br />
der Funsport-Firma Voilé in Salt Lake City.<br />
Zusammen tüftelten die beiden weiter und<br />
brachten 1994 einen Bausatz auf den Markt,<br />
um aus einem Snowboard ein Splitboard zu<br />
schreinern. Die Technik von Voilé hat sich<br />
seitdem verfeinert, doch dient sie bis heute<br />
Aus eins mach zwei: Zum Aufstieg wird das<br />
Board geteilt und funktioniert damit wie Ski.<br />
<strong>als</strong> Basis für mehr <strong>als</strong> 80 Prozent der Splitboards<br />
verschiedenster Hersteller.<br />
Für den Aufstieg nutzt man dabei die zwei<br />
Bretthälften mit umlaufenden Stahlkanten,<br />
78 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
die wie Tourenski funktionieren. Bei der<br />
Abfahrt fixiert man die Hälften mit einem<br />
Haken und einem Drehverschluss aneinander.<br />
Zwei Platten, die unter die Bindungen<br />
geschraubt sind, verstärken diese Konstruktion<br />
und geben dem Board entscheidende<br />
Stabilität. Beim Aufstieg werden sie längs<br />
des Bretts ausgerichtet, für die Abfahrt dreht<br />
man sie um etwa 90 Grad.<br />
von zwei Jahren um 15 Prozent schrumpfte,<br />
verdoppelten sich die Verkäufe von Splitboards<br />
innerhalb einer Saison.<br />
Splitter Movies<br />
Für diesen Boom sieht Branchen-Kenner<br />
Graf drei Gründe. »Erstens erkennen immer<br />
mehr Fahrer, dass Splitboards funktionieren.«<br />
Zweitens übertrage sich der Erfolg des<br />
kleinen österreichischen Firma Splitsticks,<br />
deren Brett im vergangenen Jahr den Award<br />
für neue Produkte auf der Sportmesse Ispo<br />
gewann. Zwar bekam das Brett auch in Praxistests<br />
gute Urteile, doch kostet es mit etwa<br />
1500 Euro inklusive Bindungen und Fellen<br />
etwa um die Hälfte mehr <strong>als</strong> günstigere Konkurrenzprodukte<br />
und ist nicht mit Letzteren<br />
kombinierbar. Zudem produzieren die Inns-<br />
Die Nachfrage nach<br />
Snowboards sinkt, doch<br />
Splitboarden boomt.<br />
Da kommt Freude auf:<br />
Snowboarden im<br />
Skitourengelände<br />
Fotos: Priorsnow.eu<br />
Absatz verdoppelt<br />
<strong>Der</strong> nächste größere Entwicklungsschritt<br />
kam vor fünf Jahren. Kleine Hersteller wie<br />
Spark, ein Unternehmen aus Montana, und<br />
die Firma Karakoram – gegründet von Zwillingsbrüdern<br />
in Washington State – entwickelten<br />
spezielle Splitboard-Bindungen.<br />
Dabei ist die Platte, die ansonsten unter<br />
eine gewöhnliche Snowboard-Bindung geschraubt<br />
wird, integriert. Das spart Gewicht,<br />
der Fahrer steht weniger erhöht über seinem<br />
Brett und kann somit besser steuern.<br />
Für die aktuelle Saison haben viele Hersteller<br />
bewährte Technologien verfeinert. So<br />
verkauft Spark die neue Tesla-Bindung, die<br />
keinen losen Stift zum Fixieren der Bindung<br />
mehr hat. Das erleichtert den Umbau des<br />
Bretts am Gipfel. Die kanadische Firma Prior<br />
baut indessen Bretter aus Carbon und spart<br />
dadurch 600 Gramm Gewicht ein.<br />
Zugleich wird der Markt vielseitiger. Während<br />
vor fünf Jahren nur ein halbes Dutzend<br />
Unternehmen Splitboards produzierten,<br />
verkaufen diesen Winter bereits 38<br />
Hersteller eigene Modelle. Zwar machen<br />
Splitboards laut der Branchenzeitschrift<br />
»Boardsport Source« nur zwei Prozent des<br />
Snowboard-Geschäfts aus. Doch während<br />
der restliche Snowboard-Markt innerhalb<br />
Touren-Gehens auch auf die Boarder. Und<br />
nicht zuletzt liegt es daran, dass Sponsoren<br />
den Trend erkannt haben. 2012 tauchte im<br />
Freeride-Film »Deeper« erstm<strong>als</strong> das Splitboarden<br />
auf. Jetzt präsentiert sogar der<br />
Brause-Hersteller Red Bull, der sonst für High-<br />
Tech-Produktionen bekannt ist, den reduziert<br />
einfachen Splitboard-Streifen »Bavarian<br />
Split«. So versuchen Unternehmen, sich<br />
einen wachsenden Markt zu erschließen<br />
und treiben mit ihrer Werbung zugleich die<br />
Expansion des Splitboardens an.<br />
Das führt auch zu weiteren Innovationen.<br />
Diese Saison präsentieren gleich zwei Hersteller<br />
neue Splitboard-Technologien: <strong>Der</strong><br />
eine ist das US-Unternehmen K2 mit dem<br />
Kwicker-System, das bestehende Step-in-<br />
Bindungen auf Splitboards überträgt. Dabei<br />
müssen Fahrer nur mit ihrem Schuh in<br />
eine spezielle Bindung »einsteigen«, während<br />
ein Klick-Mechanismus den Schuh am<br />
Brett fixiert. Das reduziert Gewicht und die<br />
Zahl der beweglichen Komponenten, was<br />
das Teilen und Zusammenbauen der Bretthälften<br />
erleichtert. Doch benötigt man zusätzlich<br />
zu Brett, Bindungen und Fellen für<br />
1100 Euro auch die passenden Schuhe für<br />
390 Euro, was die Anschaffung verteuert.<br />
Das zweite neue System kommt von der<br />
brucker Tüftler geringe Stückzahlen, was<br />
ihren Einfluss auf den Markt limitiert. Dennoch<br />
zeigen sie, dass trotz der etablierten,<br />
funktionierenden Systeme die Entwicklung<br />
weitergeht und mit dem jüngsten Boom<br />
neuen Schwung erhält.<br />
◀<br />
TIPP<br />
Mit Board am Berg<br />
Im Freeride-Überlebenshandbuch h<br />
von Stephan Bernhard und<br />
Melanie Schönthier (Verlag Falco<br />
Books, 2013) plaudern berühmte<br />
Snowboarder und Skilegenden<br />
wie Xavier De Le Rue, Glen Plake<br />
und Aline Bock auf 144 Seiten<br />
aus dem Nähkästchen. Boarder<br />
erfahren, wie sie neue Lines planen,<br />
wo der beste Powder zu fi nden ist und<br />
wie ein Notbiwak im Schnee funktioniert.<br />
Wem die Praxis lieber ist <strong>als</strong> die Theorie,<br />
der hat bei »Climb The Mountain« am<br />
15. und 16. März im Montafon die Möglichkeit,<br />
Splitboards zu testen. Weitere Informationen<br />
und Anmeldung im Internet unter<br />
www.climb-the-mountain.com<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79
KAUFBERATUNG: Skitourenstiefel<br />
Harte Schale,<br />
Geschmeidig sollen sie im Aufstieg sein und Stabilität verleihen bei der<br />
Abfahrt. Die Ansprüche an Skitourenstiefel sind enorm hoch. Wir zeigen Ihnen,<br />
worauf Sie beim Kauf achten sollten. Von Christian Schneeweiß<br />
80 <strong>Bergsteiger</strong> 02⁄14
weicher Kern<br />
Beweglich beim<br />
Gehen, unbeweglich<br />
bei der Abfahrt:<br />
Was ein Skitourenstiefel<br />
doch alles<br />
können muss …<br />
<strong>Der</strong> perfekte<br />
Tourenstiefel gibt<br />
starken Halt<br />
bei der Abfahrt.<br />
Fotos:<br />
Foto: Bernd<br />
Andreas<br />
Ritschel<br />
Strauß (2)<br />
Auch wenn man denkt, die eierlegende<br />
Wollmilchsau gibt es<br />
nicht: Die meisten modernen<br />
Skitourenstiefel sind tatsächlich<br />
Alleskönner. Sie ermöglichen<br />
bequeme Aufstiege und rasante<br />
Abfahrten gleichermaßen. Dafür sind vor<br />
allem harte und doch federnde Kunststoffe<br />
wie das kälte-unempfindliche, leichte Pebax<br />
– das in der Version Rnew von Scarpa<br />
aus Pflanzenöl hergestellt wird – oder das<br />
neue Nylonderivat Grilamid verantwortlich.<br />
Für die Liga der konditionssportlichen<br />
Skitourengänger wurden superleichte<br />
Skitouren-Rennstiefel wie beispielsweise<br />
der Scarpa Alien oder von solchen abgeleitete<br />
Modelle konstruiert. Dank eines Index<br />
(nach Olaf Perwitzschki), der das Gewicht<br />
durch die Größe der Schuhe teilt, lassen<br />
sich die Schuhe das Gewicht betreffend vergleichen,<br />
auch wenn sie sich je nach Einsatzart<br />
stark voneinander unterscheiden.<br />
▶ Formbarer Komfort: Innenschuhe<br />
Leichtere und doch meist komfortable,<br />
thermoformbare Innenschuhe von spezialisierten<br />
Herstellern werden heute für<br />
die meisten Skitourenstiefel angeboten.<br />
Sie lassen sich im Laden durch Erhitzen<br />
exakt an die Fußform des Besitzers anpassen<br />
und sitzen dann wie angegossen.<br />
Die technischen Eigenschaften sind bestechend:<br />
keine Schnürung nötig, kein Einfrieren<br />
bei Kälte und wasserdichtes Material.<br />
Die Innenschuhe optimieren den Halt,<br />
indem sie oben und an der Zunge versteift<br />
oder gar für die Abfahrt mit Plastik gepanzert<br />
sind. <strong>Der</strong> Schaftabschluss ist wie der gesamte<br />
Thermoschuh heute meist weicher,<br />
so dass er den Fuß angenehm umschließt.<br />
Mangels Atmungsaktivität kommt man<br />
zwar schneller ins Schwitzen, aber Komfortmodelle<br />
– wie beispielsweise bei Black<br />
Diamond mit Boa-Schnürung – besitzen<br />
geplüschtes Innenfutter, das den Schweiß<br />
absorbiert. Leichtschuhe sind mit dünnen<br />
Thermo-Innenschuhen ohne Schweißabsorption<br />
ausgestattet wie im La Sportiva Sideral<br />
(375 g pro Paar). Große Zuggriffe an<br />
Schaft und Zunge wie beim Scarpa Alien<br />
erleichtern den Einstieg und auch die Herausnahme<br />
des Innenschuhs.<br />
▶ Zunge und Manschette: Einstieg<br />
Die klassische Kunststoffschale von Skitourenstiefeln<br />
besitzt vorn eine lange, harte<br />
Zunge mit Knick für den Aufstieg, die im<br />
Verbund mit dem Schnallensystem die Vorlage<br />
beim Abfahren stabilisiert. Sie lässt<br />
sich über den Vorfuß aufklappen, was den<br />
Ein- und Ausstieg mit dem Innenschuh<br />
(super, aber gewöhnungsbedürftig: Seitenaufklappen<br />
bei Scarpa) oder das Schnüren<br />
eines Komfort-Innenschuhs erleichtert. Die<br />
In Thermoschuhen<br />
kommt man mangels<br />
Atmungsaktivität<br />
schneller ins Schwitzen.<br />
Innenschuhe und das Schnallensystem der<br />
Außenschale kommen sich – vor allem bei<br />
Schnallenmanschetten – gern mal ins Gehege.<br />
Schalen ohne Zunge, aber mit Überlappung<br />
unten und meist Vollmanschette<br />
oben sind zwar mühsam zu handhaben,<br />
drücken aber Fuß und Bein effektiver in<br />
den Schuh (v. a. Tecnica, Black Diamond). Bei<br />
solchen abfahrtsorientierten Stiefeln sollte<br />
sich der Innenschuh beim Einstieg bereits<br />
in der Schale befinden. Bei Komfortmodellen<br />
lässt sich problemlos auch mit Innenschuh<br />
am Fuß einsteigen.<br />
▶ Plastik und Elastik: Schale<br />
Höhere Schalenschäfte sorgen bei abfahrtsorientierten<br />
Modellen für eine bessere Führung,<br />
beispielsweise bei Tecnica La Cochise<br />
mit 29 Zentimetern Höhe. Am hinteren<br />
Schalenabschluss befindet sich ein erhöhter,<br />
ein bis zwei Zentimeter verstellba-<br />
02⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 81
EXPERTEN-TIPP<br />
»Die seitlich öffnende<br />
Zunge ist der perfekte<br />
Kompromiss aus Halt<br />
und Flexibilität.«<br />
Christian Neiger, verantwortlich<br />
für Marketing und Sales bei Scarpa,<br />
geht seit 25 Jahren auf Skitour<br />
Tipp 1 Thermoformbare Innenschuhe sind<br />
individuell anpassbar, bieten bessere Kraftübertragung,<br />
geben im Lauf der Zeit weniger<br />
nach, trocknen schneller und sind leichter <strong>als</strong><br />
konventionell geschnürte. Für letztere sprechen<br />
der manchmal bessere »Instant-Komfort« und<br />
die etwas geringere Feuchtigkeitsentwicklung.<br />
Tipp 2 Die günstigste Vorlageneigung<br />
bei der Abfahrt hängt auch von der Schneebeschaffenheit<br />
ab: Viele Tourenschuhe haben<br />
deshalb zwei Vorlagepositionen, wobei für die<br />
meisten Nutzer die untere Position (bis 16°)<br />
<strong>als</strong> gesunder Mittelweg ausreichen dürfte. Die<br />
obere Position erlaubt zwar ein sportlicheres<br />
Fahren, kostet aber auch mehr Kraft.<br />
Tipp 3 Die Aufstiegs- bzw. Abfahrts-<br />
Orientierung eines Stiefels hängt teils von<br />
der Schalen- und Zungenhärte, aber auch von<br />
der Fußform des Nutzers ab. Mit einem fl achen<br />
Vorderfuß wird man die vierte Schnalle zu<br />
schätzen wissen, mit einem hohen Rist eher<br />
weniger. Generell sollte ein abfahrtsorienterter<br />
Schuh aber eher vier Schnallen haben.<br />
rer Spoiler (Maestrale RS: 32-34 cm), der in<br />
Abfahrtseinstellung den Unterschenkel<br />
vordrückt und bei Rücklage abstützt. Am<br />
Spoiler aller Skitourenstiefel ist ein Rundum-Klettband<br />
angebracht, mit dem man vor<br />
der Abfahrt den Innenschuh mit Schaft und<br />
Zunge zusammenpresst, so dass sie eine Einheit<br />
bilden. Beim Scarpa Alien ist die Schale<br />
überm Vorfuß und an der Ferse durchbrochen,<br />
um verzichtbares Material zu sparen<br />
und die Beweglichkeit im Aufstieg zu erhöhen.<br />
Die Materialien unterscheiden sich in<br />
Steifigkeit (je höher der »Flex«, desto steifer)<br />
und Temperatur-Anfälligkeit. Pebax behält<br />
seine hohe, federnde Steifigkeit bei Kälte.<br />
▶ Verschluss sicher: Schnallen<br />
Alle Schnallen sind mit einer Feinjustierung<br />
versehen. Die meisten oberen Schnallen<br />
kann man per Inbusschlüssel versetzen;<br />
am weitesten bei Scarpa und bei La Sportiva<br />
Sparkle. Bei Scarpa presst eine Ratsche den<br />
Rist in den Schuh. Beim Aufstieg werden die<br />
geöffneten Schaft-Schnallen locker an einer<br />
der äußeren Rasten befestigt, sodass sie weder<br />
herumschlackern noch sich lösen. <strong>Der</strong><br />
Sparkle von La Sportiva hat ausschließlich<br />
gesicherte Schnallen, die aber mit Handschuhen<br />
mühsam zu bedienen sind. Skitourenstiefel<br />
mit vier Schnallen lassen sich<br />
exakter und fester an den Fuß anpassen,<br />
sodass die Ski in der Abfahrt besser geführt<br />
werden können. Dreischnaller sind allerdings<br />
leichter zu handhaben. Renntaugliche<br />
Zweischnaller sind durchwegs leichte,<br />
aufstiegsorientierte Modelle für sportliche,<br />
nicht abfahrtsorientierte Skitourengeher.<br />
Ihre raffinierte Schaftschnalle fixiert<br />
mittels eines langen Heckhebels auch die<br />
Vorlage des Schuhs, womit der Stiefel mit<br />
einem Handgriff abfahrtsbereit ist.<br />
Ein richtig sitzender Stiefel macht den<br />
Genuss auf Skitour komplett.<br />
▶ Pulver oder Firn: Vorlagefixierung<br />
Die Umstellung der Schaftmanschette zwischen<br />
beweglicher Aufstiegs- und starrer,<br />
vorgeneigter Abfahrtsstellung erfolgt über<br />
einen hinten angebrachten Hebel. <strong>Der</strong><br />
Umstellmechanismus sollte sich auch mit<br />
Handschuhen leicht bedienen lassen. Bei einigen<br />
Skitourenstiefeln ist die Vorlage sogar<br />
in mehreren Stufen fixierbar: die mittlere<br />
Vorlage von ca. 14° im Tiefschnee, die starke<br />
Vorlage von ca. 18° für Firnhänge, wobei<br />
man vor allem bei Black Diamond-Stiefeln<br />
und bei La Sportiva Sparkle dafür etwas herumschrauben<br />
muss. Die fixe Kompromissvorlage<br />
beträgt um 15 Grad. Vorlagewinkel<br />
um 10° sind für flache Abfahrten sinnvoll.<br />
Über eine Fußeinstellung (Canting) lassen<br />
sich bei den meisten Skitourenstiefeln für<br />
exakten Kanteneinsatz Fehlstellungen der<br />
Füße (O-/X-Beine) ausgleichen.<br />
Tipp 4 Die Zungenkonstruktion spielt eine<br />
wichtige Rolle: Frontal fi xierte Zungen erlauben<br />
eine hohe Beweglichkeit beim Aufstieg,<br />
Überlappkonstruktionen übertragen den Druck<br />
vom Fuß auf den Ski bei der Abfahrt am<br />
besten. Mit seiner seitlich öffnenden Zunge ist<br />
Scarpa dem perfekten Kompromiss aus<br />
beidem nahe gekommen.<br />
Komfort-Einstieg: Die nach vorne aufklappbare<br />
Schalen-Zunge ist typisch für Allround-<br />
Tourenstiefel. Beim Celeste klappen die unteren<br />
Schnallen beim Lösen auf und verhindern<br />
so ein Verhaken mit der Zunge.<br />
Fußfixierung: Zwei Schnallen über Rist und<br />
Zehenansatz, eine obere Schnalle und der<br />
Klett-Strap verbindet Bein, Innenschuh und<br />
Schale zu einer Einheit. Die Spann-Ratsche von<br />
Scarpa drückt den Fuß ins Bett (Gea).<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 02⁄14
So bewertet der BERGSTEIGER<br />
KONSTRUKTION<br />
<strong>Der</strong> Einstieg in die Skitourenstiefel<br />
wurde jeweils mit Innenschuh am<br />
Fuß und in der Schale (<strong>als</strong>o vorher<br />
eingesetzt) ausprobiert. Tendenziell<br />
lässt sich sagen: Je höher<br />
der Kraftschluss, desto fester die<br />
Umschließung, desto mühsamer der<br />
Einstieg, der schließlich nur noch mit<br />
Innenschuh in der Schale möglich<br />
ist: Black Diamond- und Tecnica-<br />
Schuhe sind mit einer Schalenkonstruktion<br />
ausgestattet, die den<br />
Einstieg behindert. Bei Alien und<br />
Sparkle funktioniert der Einstieg mit<br />
Innenschuh in der Schale besser.<br />
Bei Scott und auch Scarpa schlüpfen<br />
die Innenschuhe fast von selbst<br />
in die Schale.<br />
Vierschnaller lassen sich oben<br />
durch gegenseitige Hebelwirkung<br />
generell fester schließen. Bei<br />
Vollmanschetten mit zwei oberen<br />
Schnallen könnte die Öffnung aber<br />
schwierig sein (Black Diamond).<br />
Am schnellsten ließen sich die gewöhnungsbedürftigen<br />
Zweischnaller<br />
der Rennstiefel wie Alien und Sideral<br />
schließen.<br />
Die Beweglichkeit im Aufstieg wurde<br />
durch Neigung der Beine sowohl<br />
nach vorne <strong>als</strong> auch nach hinten<br />
geprüft, jeweils mit Teststiefel und<br />
Vergleichsmodell bei eingehängtem<br />
Häkchen. Die Unterschiede erklärten<br />
sich meist aus Beschränkungen der<br />
Beweglichkeit.<br />
Je besser der Kraftschluss ist, desto<br />
exakter überträgt sich die Schwungkraft<br />
auf den Ski, desto sicherer und<br />
schneller lässt sich abfahren. Zudem<br />
darf sich der Fuß im Schuh nicht,<br />
das Bein nur mit dem Schaft bewegen.<br />
Bei Dreischnallern sorgt nur eine<br />
obere Schnalle für den Schafthalt<br />
bzw. nur eine untere Schnalle für<br />
die Skiführung. Bei Belastung nach<br />
vorne (Schwung) oder von vorne<br />
(Bodenwelle) fangen abfahrtsorientierte<br />
Stiefel den Stoß ab, während<br />
weichere Modelle an der Fußkehle<br />
einknicken. <strong>Der</strong> Kraftschluss wurde<br />
bei festgezogenen Schnallen durch<br />
Rennstiefel lassen sich in<br />
Aufstiegsstellung so weit nach<br />
hinten oder vorne bewegen, dass<br />
sie auch sehr lange Schritte in<br />
Flachpassagen bzw. sehr steile<br />
Aufstiege problemlos ermöglichen<br />
(Alien). Die Bewegung der<br />
meisten Schuhe ist allerdings<br />
nach vorne (Cosmos) oder hinten<br />
eingeschränkt.<br />
Wippen in Vorlage sowie Rücklage<br />
geprüft. Bis auf die beiden fi ligranen,<br />
zweischnalligen Rennschuhe gab<br />
es kein Modell mit schwächerer<br />
Abfahrtseignung. Umgekehrt boten<br />
die Freerider Cochise (Tecnica),<br />
Factor Mx (Black Diamond) sowie<br />
die abfahrtsorientierten Tourenstiefel<br />
Quadrant (Black Diamond) und<br />
Maestrale RS (Scarpa) einen hervorragenden<br />
Kraftschluss.<br />
EINSATZBEREICHE<br />
Abfahrt: <strong>Der</strong> Stiefel sollte bei kompletter<br />
Fixierung für die Abfahrt einen<br />
Fuß in der Klemme: Einige<br />
abfahrtsorientierte Modelle und<br />
alle Freeride-Stiefel sind für<br />
festeren Fuß- bzw. Beinhalt bei<br />
der Abfahrt unten mit Überlappung<br />
und oben mit steifer<br />
Vollmanschette ausgestattet.<br />
Dies erschwert den Einstieg,<br />
der hier normalerweise nur mit<br />
Innenschuh in der Schale erfolgt.<br />
starren Seitenhalt sowie eine stabile,<br />
eventuell auch variable Vorlage besitzen,<br />
die beim Schwingen elastisch ist<br />
(außer bei Freeridern, die mit hohem<br />
Tempo unterwegs sind).<br />
Aufstieg: <strong>Der</strong> Stiefel sollte in<br />
entriegelter Position nach vorne und<br />
hinten weit zu bewegen sein sowie<br />
insgesamt komfortabel und/oder<br />
leicht sein (je nach Präferenz und<br />
Tourlänge).<br />
Renntauglich: <strong>Der</strong> Stiefel sollte sehr<br />
leicht, im Aufstieg sehr beweglich und<br />
schnell auf Abfahrt umzustellen sein<br />
sowie einen leichten Thermoform-<br />
Innenschuh besitzen.<br />
▶ Ski- und Bodenhaftung: Sohle<br />
Die Sohlen von Skitourenstiefeln sind komplett<br />
gummiert und mit einem weitständigen<br />
Block-Profil versehen. Fürs sichere<br />
Gehen im Schnee sind Profile ab minimal<br />
vier Millimeter erforderlich, die einen<br />
deutlichen Absatz (10–15 mm) besitzen<br />
und ein Ansetzen von Schnee verhindern<br />
(Antistoll). Freeride-Stiefel besitzen für maximale<br />
Kraftübertragung Sohlen mit einem<br />
sehr flachen Profil, das für sichere Aufstiege<br />
zu Fuß eher ungeeignet ist. Allerdings<br />
lässt sich das Tourprofil ab- und eine Sohle<br />
für Pistenbindungen aufschrauben. Alle<br />
vorgestellten Skitourenstiefel sind für die<br />
Dornbindung ausgerüstet, die mittlerweile<br />
diverse Hersteller im Angebot haben. <strong>Der</strong><br />
spezielle »Quick Step-In Insert« erleichtert<br />
den Einstieg in die Bindung erheblich. Letztere<br />
Hilfe bieten allerdings nur die Stiefel<br />
von Scarpa.<br />
◀<br />
Innere Werte: <strong>Der</strong> kuschelige Thermoform-<br />
Innenschuh mit Schnürung besitzt Versteifungen<br />
am Manschettenbereich, eine Knickzone<br />
hinten für die Beweglichkeit sowie Verstärkungen<br />
an Knöchel und Zehen (Dalbello).<br />
Schnallenhalter: Lochschnallen mit leicht<br />
lösbarem Federverschluss statt der üblichen<br />
Rastenschnallen ermöglichen es, die Schnallen<br />
für den Aufstieg beliebig zu öffnen, ohne dass<br />
sie sich lösen können (La Sportiva Sparkle).<br />
Lange Beine: Vollmanschette, vier Schnallen<br />
und Schaft mit hohem Spoiler kennzeichnen<br />
die Abfahrtsstiefel. Die Vorlageneigung<br />
beträgt laut Aussage der Hersteller bei Tecnica<br />
Cochise 13°, bei Black Diamond Quadrant 14°.<br />
02⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83
KAUFBERATUNG : Skitourenstiefel<br />
TIPP<br />
Abfahrt<br />
TIPP<br />
Aufstieg<br />
Herren<br />
Damen<br />
Black Diamond<br />
Quadrant<br />
Quadrant W<br />
Black Diamond<br />
Prime<br />
Prime W<br />
Black Diamond<br />
Factor Mx<br />
Shiva<br />
Dalbello<br />
Sherpa 5/5 ID<br />
(unisex)<br />
La Sportiva<br />
Sideral<br />
Starlet<br />
Scarpa<br />
Alien<br />
(unisex)<br />
Vertrieb, Info 00 41/61/5 64 33-33,<br />
www.blackdiamondequipment.com<br />
00 41/61/5 64 33-33,<br />
www.blackdiamondequipment.com<br />
00 41/61/5 64 33-33,<br />
www.blackdiamondequipment.com<br />
0 94 21/3 20-0,<br />
www.dalbello.it<br />
00 39/04 62/57 18 00,<br />
www.lasportiva.com<br />
00 41/61/26 16 95-0<br />
www.scarpa.net<br />
Preis in Euro 479,- 429,- 499,- 449,95 499,- 629,-<br />
Gew. pro Paar/<br />
Größe/Index<br />
3930 g /29,5 / 133 3840 g /29,5 / 130 4950 g /30,5 / 162 4370 g /28 / 156 2530 g / 29,5 / 86 2090 g / 30 / 70<br />
Mat./Schale Pebax Pebax Pebax k. A. Grilamid Grilamid<br />
Schaft/Spoiler 28–29,5 / 33 cm 28–29,5 / 33 cm 30,5 / 35 cm 25 / 33–34 cm 26 / 31 cm 27 /31 cm<br />
Sohle: Profil/<br />
Absatz<br />
5–3 mm vorn, 7 mm<br />
hinten / 14 mm Absatz<br />
5–3 mm vorn, 7 mm<br />
hinten / 14 mm Absatz<br />
Antistoll; 3–1 mm vorn, 2<br />
mm hinten, 7 mm Absatz<br />
6 mm, vorn Antistoll,<br />
15 mm Absatz<br />
Antistoll; 5 mm vorn, 7 mm<br />
hinten / Absatz ca. 10 mm<br />
Top Antistoll; 4 mm /<br />
Absatz ca. 10 mm<br />
Zunge<br />
Überlappung und<br />
Manschette<br />
Überlappung und<br />
Manschette<br />
Überlappung und Vollmanschette<br />
Klappzunge mit 2<br />
Gelenken, oben fi xierbar<br />
Klappzunge mit weichem<br />
Knick + Manschette<br />
weiche Textilzunge unten +<br />
Manschette oben<br />
Schnallen<br />
4 Schnallen, außen mit<br />
Haken, Fußschnallen<br />
gegenläufi g<br />
3 Schnallen, außen mit<br />
mehreren Haken<br />
4 Schnallen, außen mit<br />
Haken<br />
3 Schnallen, oben versetzbare<br />
Hakenschnalle<br />
2 Schnallen, oben<br />
Powerstrap-Verschluss<br />
Boa-Schnürung, oben<br />
Schnalle mit Trimmung und<br />
Strap<br />
Vorlage/<br />
Fixierung<br />
18°, 14° / per Hebel<br />
fi xierbar<br />
18°, 14° / per Hebel<br />
fi xierbar<br />
18°, 16° / per Hebel<br />
fi xierbar<br />
k. A. / per Hebel fi xierbar 14° / fi xierbar durch geschlossene<br />
Strapschnalle<br />
16°, 9° / Schaft per Hebel<br />
fi xierbar<br />
Innenschuh<br />
Thermoformbarer Komfortschuh,<br />
robust, hinten<br />
knickbar, Zunge aus<br />
Plastik, Boa-Schnürung,<br />
Zugschlaufen groß<br />
Thermoformbarer Komfortschuh,<br />
robust, hinten<br />
knickbar, Zunge aus<br />
Plastik, Boa-Schnürung,<br />
Zugschlaufen groß<br />
Thermoformbarer,<br />
schweißabsorbierender<br />
Komfortschuh, robust,<br />
hinten knickbar, Zunge<br />
Hart-Plastik, Sohle isoliert<br />
Thermoformbarer Schnürschuh<br />
mit Fleecebesatz,<br />
hinten knickbar, Zunge<br />
hart, Zugschlaufen +<br />
Achilles-Schlaufe<br />
Thermoformbarer,<br />
dünner Schnürschuh;<br />
Schnellzug-Senkel<br />
mit Verstauung, große<br />
Zugschlaufen<br />
Thermoformbarer, dünner<br />
Schuh; Zunge starr und<br />
mit Zugschlaufe, hinten<br />
knickbar, Klettverschluss<br />
Extras<br />
Dicke Einlage, Canting,<br />
kompatibel mit Dornbindung,<br />
antimikrobiell,<br />
ausführliche Anleitung<br />
Dicke Einlage, Canting,<br />
kompatibel mit Dornbindung,<br />
antimikrobiell,<br />
ausführliche Anleitung<br />
Seitenstabile Einlage,<br />
Canting, für Dornbindung,<br />
Wechselsohle, antimikrobiell,<br />
Anleitung<br />
Ergonomische Filzeinlage,<br />
Canting, kompatibel<br />
mit Dorn- und Pistenbindung,<br />
Anleitung<br />
Vorn gerundete Sohle<br />
nur für Dornbindung!<br />
Anleitung<br />
Teilschale ohne Rist, Quicksytem<br />
für Dornbindung,<br />
antimikrobiell, Angabe zum<br />
Produktionsjahr<br />
84 <strong>Bergsteiger</strong> 02⁄14<br />
BEWERTUNGEN<br />
Einstieg* ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Schnallen ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Beweglichk. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Kraftschluss ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■ ■■<br />
Unser<br />
Eindruck<br />
Abfahrts-Allrounder: Ausstieg<br />
mit Innenschuh, der<br />
kleiner ausfällt! Abfahrt<br />
wie ein Freerider, Aufstieg<br />
wie ein Allrounder, sehr<br />
fester Sitz, gut isoliert,<br />
problemlose Schnürung,<br />
starke Vorlage, im Aufstieg<br />
hinten etwas begrenzt<br />
EINSATZBEREICHE<br />
Komfort-Allrounder:<br />
Ausstieg mit Innenschuh,<br />
der kleiner ausfällt! Vorfuß<br />
niedrig, fester Sitz,<br />
gut isoliert, problemlose<br />
Schnürung, starke Vorlage<br />
reduzierbar, Beweglichkeit<br />
im Aufstieg etwas<br />
begrenzt<br />
Allround-tauglicher Freerider:<br />
im Aufstieg sehr<br />
beweglich, Innenschuh<br />
fällt kleiner aus und ist<br />
sehr kuschelig, stärkere<br />
Vorlage, Tourensohle de<br />
facto schwer zu montieren,<br />
schlechtes Profi l<br />
Abfahrtsorientierter<br />
Komfortstiefel: 3 Flex-<br />
Varianten, Ausstieg mit<br />
Innenschuh, im Aufstieg<br />
hinten begrenzt, untere<br />
Schnallen schlüpfen<br />
unter Zunge, um Knöchel<br />
eng, Zungenfi xierung<br />
lästig<br />
Renntauglicher<br />
Leichtstiefel: aufstiegsorientiert,<br />
schmaler<br />
Schnitt, geöffnet extrem<br />
beweglich, erstaunlich<br />
guter Kraftschluss, aber<br />
Vorfuß hat bei Abfahrt<br />
weniger Skiführung<br />
Renntauglicher Leichtstiefel:<br />
aufstiegsorientiert,<br />
Schaftmanschette top<br />
beweglich, schmaler<br />
Schnitt, Vorlage fl ach<br />
bzw. mittel, Profi l weniger<br />
wirkungsvoll, bei Abfahrt<br />
Seitenverwindung,<br />
nicht völlig wasserdicht<br />
Aufstieg ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Abfahrt ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Renntauglich – – – – ■■■■■ ■■■■■<br />
* (Innenschuh in Schale/an Fuß)
TIPP<br />
Allround<br />
Scarpa<br />
Maestrale RS<br />
Gea RS<br />
Scott<br />
Cosmos<br />
Celeste<br />
Tecnica Cochise<br />
130 Pro 98<br />
Cochise 105 W<br />
Scarpa<br />
Maestrale<br />
Gea<br />
Scott<br />
Cosmos<br />
Celeste<br />
La Sportiva<br />
Spectre<br />
Sparkle<br />
00 41/61/26 16 95-0<br />
www.scarpa.net<br />
0 89/8 98 78 36-0,<br />
www.scott-sports.com<br />
08 00/81 37/8 88,<br />
www.tecnica.it<br />
00 41/61/26 16 95-0<br />
www.scarpa.net<br />
0 89/8 98 78 36-0,<br />
www.scott-sports.com<br />
00 39/04 62/57 18 00,<br />
www.lasportiva.com<br />
549,- 499,95 499,95 489,- 499,95 479,-<br />
3660 g / 29,5 / 124 3390 g / 30 / 113 4860 g / 30,5 / 159 3085 g / 27 / 114 2950 g / 27 / 109 2960 g / 27 / 110<br />
Grilamid Pebax Triax Pebax Rnew (aus Pfl anzenöl) Pebax Grilamid + Pebax<br />
26 / 32–34 cm 27 / 32,5–34 cm Bis 29 / 32–34 cm 25 / 28–30 cm 26 / 29,5 cm 26 / 31 cm<br />
5 mm vorn Antistoll, 7 mm<br />
hinten / Absatz ca. 10 mm<br />
Antistoll 4 mm vorn, 5 mm<br />
hinten / Absatz ca. 15 mm<br />
Antistoll; 3–1 mm vorn, 2<br />
mm hinten, 7 mm Absatz<br />
5 mm vorn Antistoll, 7 mm<br />
hinten / Absatz ca. 10 mm<br />
Antistoll 4 mm vorn, 5 mm<br />
hinten / Absatz ca. 15 mm<br />
Super Antistoll; 5 mm / Absatz<br />
15 mm; Antistollgummi<br />
Nach innen aufklappbare<br />
Zunge mit Elastikknick<br />
Klappzunge mit Elastikknick<br />
+ Schnallenmanschette<br />
Harte Überlappungen, breite<br />
Vollmanschette<br />
Nach innen aufklappbare<br />
Zunge mit Elastikknick<br />
Klappzunge mit Elastikknick,<br />
Schnallenmanschette<br />
Klappzunge mit weichem<br />
Knick, Schnallenmanschette<br />
3 trimmbare Schnallen,<br />
Spannratsche über Fußkehle,<br />
breiter Strap<br />
4 trimmbare Schnallen,<br />
oben gesichert/versetzbar,<br />
breiter Strap<br />
4 trimmbar, oben <strong>als</strong> versetzbarer<br />
Powerstrap bzw.<br />
mit Aufstiegs-Haken<br />
3, oben versetzbar/<br />
gesichert, Spannratsche an<br />
Ferse, Strap<br />
4 trimmbar, oben gesichert/<br />
versetzbar, breiter Strap<br />
4 mit Löchern statt Riefen, mit<br />
Trimmung, oben versetzbar,<br />
Strap<br />
16°, 20° / per Hebel<br />
fi xierbar<br />
13°, 11,5° / per Hebel<br />
fi xierbar<br />
13° / per Block fi xierbar 13°, 16° / per Hebel<br />
fi xierbar<br />
13°, 11,5° / per Hebel<br />
fi xierbar<br />
14°, 10°, 18° / per Hebel<br />
fi xierbar<br />
Thermoformbarer Komfortschuh;<br />
Zunge starr, hinten<br />
knickbar, Option Schnürsenkel,<br />
große Zugschlaufen<br />
Thermoformbarer Komfortschuh;<br />
oben starr/<br />
Zunge Plastik, ergonomisch,<br />
Option Schnürsenkel, große<br />
Zugschlaufen<br />
Weich anpassender Komfort-<br />
Innenschuh; oben/Zunge/<br />
Spoiler Hartplastik, Seiten<br />
Soft-Trikot, Gummisohle,<br />
Zugschlaufe vorn<br />
Thermoformbarer Komfortschuh;<br />
oben/Zunge<br />
starr, ergonomisch, Option<br />
Schnürsenkel, große Zugschlaufen<br />
Thermoformbarer Komfortschuh;<br />
oben starr/Zunge<br />
aus Plastik, ergonomisch,<br />
Option Schnürsenkel, große<br />
Zugschlaufen<br />
Thermoformbarer Komfortschuh;<br />
außen/Zunge steif,<br />
Zugschlaufen, Schnürsenkel/Einlage<br />
optional<br />
Quicksytem für Dornbindung,<br />
Canting, antimikrobiell,<br />
Anleitung, Produktionsjahr,<br />
ergonom. Einlage <strong>als</strong> Option<br />
Kompatibel mit Dornbindung,<br />
Canting, Anleitung,<br />
Angabe zum Produktionsjahr,<br />
ergonomische Einlage<br />
Canting, dicke Einlage<br />
ergonomisch, Wechselsohle<br />
für Pistenbindung<br />
Quicksystem für Dornbindung,<br />
Canting, antimikrobiell,<br />
ergon. Einlage optional,<br />
Angabe zu Produktionsjahr<br />
Kompatibel mit Dornbindung,<br />
Canting, Anleitung,<br />
Angabe zu Produktionsjahr,<br />
ergonomische Einlage<br />
Dornbindung-kompatibel,<br />
Zunge + Seitenneigung +<br />
Schnallen + Vorlage trimmbar,<br />
Schnallen ersetzbar<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■ ■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Abfahrtsversion des<br />
Komfort-Allrounders:<br />
steifere Manschette, top<br />
Schneeprofi l, Spannratsche<br />
gewöhnungsbedürftig und<br />
vereisungsanfällig; super<br />
Halt, aber um Knöchel eng,<br />
Vorlage mittel bzw. sportlich<br />
Komfortabler Allrounder:<br />
super Einstieg, bequemster<br />
Fußbereich, untere Schnallen<br />
klappen beim Öffnen<br />
weg, super Halt am Bein,<br />
mittlere Vorlage, Fixierungsmarkierung<br />
missverständlich,<br />
im Aufstieg nach vorne<br />
begrenzt<br />
Komfortabler Freerider:<br />
schmaler Sitz, geringe und<br />
steife Abfahrts-Vorlage, im<br />
Aufstieg wenig beweglich,<br />
Innenschuh bei fi xierter<br />
Schale entnehmen!<br />
schlechtes Profi l<br />
Abfahrtsorientierter Komfortstiefel:<br />
versetzbare Manschettenschnalle<br />
für jede<br />
Wadendicke, gute Vorlage,<br />
mit Einlage super Fußhalt,<br />
aber eng, im Aufstieg vorne<br />
etwas begrenzt<br />
Allround-Komfortschuh:<br />
super Einstieg, sehr bequem,<br />
untere Schnallen klappen<br />
bei Öffnen weg, Fixierungsmarkierung<br />
missverständlich,<br />
Fuß breiter, im Aufstieg nach<br />
vorne begrenzt (Problem bei<br />
steiler Spur)<br />
optimal anpassbarer<br />
Abfahrts-Allrounder: komfortabler<br />
Einstieg, schmalerer<br />
Fuß, offene Schnallen im<br />
Aufstieg beliebig fi xierbar,<br />
aber mit Handschuh hakelig,<br />
relativ hoher Schaft/Innenschuh,<br />
Vorlage perfekt<br />
variierbar<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
– ■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
02⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 85
Schuhe in<br />
Bestform<br />
Früher mussten Skitourengeher oft hart im Nehmen sein:<br />
Entweder man ertrug Druckstellen und Blasen oder man<br />
schwamm bei der Abfahrt regelrecht im Stiefel. Heute<br />
schließen Komfort und fixer Halt einander nicht mehr aus.<br />
INNENSCHUHE<br />
Komfort-Innenschuhe sind bequem<br />
und dampfabsorbierend, Thermoform-Innenschuhe<br />
passen exakt,<br />
sind leicht und undurchlässig.<br />
Heute gibt es oft beide in einem.<br />
TIPP<br />
Richtig angepasst<br />
■ Beim Anprobieren sollten nach festem<br />
Schließen der Schnallen in Abfahrtsstellung<br />
noch ein bis zwei Schnallenrasten Reserve<br />
bleiben.<br />
■ Den Skitourenstiefel vor dem Einführen<br />
des Innenschuhs in »Walk«-Position bringen<br />
und bei abschließendem Widerstand den<br />
Schaft vorschieben.<br />
■ Vor der Abfahrt die Vorlagefi xierung hinten<br />
auf »Ski« stellen und die Manschette vorschieben,<br />
bis sie einrastet; erst dann Schnallen und<br />
Power-Strap fest schließen.<br />
■ Nach einer Tour die feuchten Innenschuhe<br />
zuhause oder im Winterraum trocknen.<br />
■ Verbindet man die Klette der Straps<br />
(Klettbänder) beider Schuhe, lassen diese sich<br />
bequem an der Hand oder über der Schulter<br />
tragen.<br />
»SKI« / »WALK«<br />
<strong>Der</strong> Fixierungshebel am Schuh-<br />
Heck sollte leichtgängig sein, den<br />
Kipphebel von Steigeisen nicht<br />
behindern und in Walk-Stellung ein<br />
natürliches Gehen erlauben.<br />
SCHUHSCHAFT<br />
In Abfahrtsstellung sollte der<br />
Schuhschaft den Unterschenkel fest<br />
umschließen, aber nicht drücken.<br />
Die Manschette sollte in Norm<strong>als</strong>tellung<br />
mit 13 bis 16° Vorlage<br />
fi xiert sein.<br />
PROFIL<br />
Die Profi lsohle sollte für Aufstiege<br />
zu Fuß im Schnee ca. 5 mm tief<br />
sein, nicht stollen und einen Absatz<br />
besitzen. Freerider besitzen eine<br />
Wechselsohle für Pistenbindungen.<br />
PASSFORM<br />
Füße und Zehen sollten in den<br />
Skitourenstiefeln fast keinen Spielraum<br />
haben und nicht nach oben<br />
rutschen. Das Blut darf dabei aber<br />
nicht abgeschnürt werden.<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 02⁄14
H<br />
Was aktuelle Hightech-Produkte wirklich können,<br />
zeigen sie meist erst beim Praxistest am Berg.<br />
Hier berichtet die Redaktion, was sie im Einsatz<br />
hatte und wie sie es bewertet.<br />
Mountain Hardwear<br />
Seraction Hardshelljacke<br />
▶ Das sagt der Hersteller:<br />
Die mit wasserdicht-atmungsaktivem<br />
Dry.Q Elite Material (teils mit<br />
Stretch) ausgestattete Jacke<br />
wurde für höchste Mixed- und<br />
Eiskletteranforderungen konzipiert und bietet<br />
hervorragenden Witterungsschutz bei permanentem<br />
Luftaustausch.<br />
Farbe: Laser Red (rot); Geyser (blau) Gewicht:<br />
398 g Material: Dry.Q Elite (100 % Nylon)<br />
Preis: 500 € Info: www.mountainhardwear.com<br />
▶ Das sagen wir: Super Passform mit viel<br />
Bewegungsfreiheit im Schulter- und Armbereich.<br />
Die großzügige Kapuze passt gut über den<br />
Kletterhelm. Praktisch: kleine Innentasche mit<br />
Reißverschluss. Die Ventilationseinsätze sorgen für<br />
gutes Körperklima in Aktion und am Standplatz.<br />
Funktion ■■■■■<br />
Tragekomfort ■■■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■<br />
Beate, 29<br />
Skitourenstiefel<br />
Dynafit TLT6 Performance<br />
Houdini Stretchfleece-Jacke<br />
Evolution Houdy<br />
Vaude<br />
Waddington Skirt<br />
Fotos: Hersteller, Andreas Strauß, privat (4)<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Die einzig echte<br />
Lösung für Skifahrer, die einen Schuh mit hohem<br />
Level an Klettereigenschaften und Abfahrtsperformance<br />
suchen. Leistungsfähig bei anspruchsvollen<br />
Skiabfahrten und in den Eiskletterrouten<br />
dieser Erde. Kein anderer Skibergsteigerschuh ist<br />
vergleichbar mit dem TLT6.<br />
Gewicht: 1220 g (Gr. 28) Material: Carbon,<br />
Grilamid Preis: 670 € Info: www.dynafi t.com<br />
▶ Das sagen wir: Im Aufstieg federleicht und<br />
fl exibel, dank Einlegezunge bombenfest in der<br />
Abfahrt: <strong>Der</strong> TLT6 ist erneut ein großer Wurf, mit<br />
dem man locker eine Steighilfe niedriger geht.<br />
Wie der TLT5 ist der Schuh aber recht schmal, eine<br />
Thermoanpassung daher empfehlenswert (ca.<br />
15 Euro). Preiswerter ist die Variante »Mountain«<br />
mit Pebax- statt Carbonschaft (470,- Euro).<br />
Funktion/Design ■■■■■<br />
Passform ■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■<br />
Thomas, 25<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Robuste Powerstretch-<br />
Jacke mit Kapuze und Rückenverlängerung.<br />
Große, hochgesetzte RV-Seitentaschen (mit<br />
iPod-Funktion), Ärmeltasche, Daumenschlaufen,<br />
Zweiwege-RV und Lycra-Säume. Verstärkung an<br />
Schultern und Hüften, Stoff bluesign-zertifi ziert.<br />
Farbe: true black/beam green Material: 100 %<br />
Polartec Power Stretch Pro Gewicht: 482 g<br />
Preis: 250 € Info: www.houdinisportswear.com<br />
▶ Das sagen wir: <strong>Der</strong> top ausgestattete Hoody<br />
ist äußerst angenehm zu tragen, zumal der<br />
schlanke Schnitt die Wärme am Körper hält.<br />
Hohe Beweglichkeit ohne viel Verrutschen<br />
prädestiniert die Jacke für bewegungsintensive<br />
Aktivitäten. Die Kapuze aus doppellagigem Stoff<br />
ist kuschelig warm, die restliche Jacke allerdings<br />
sieht wärmer aus <strong>als</strong> sie ist.<br />
Funktion ■■■■■<br />
Beweglichkeit ■■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■<br />
Christian, 50<br />
▶ Das sagt der Hersteller:<br />
Mit Primaloft® Eco wattierter<br />
Rock, der dank durchgehendem<br />
Seiten-RV schnell über die<br />
Hose gezogen werden kann und<br />
Nieren und Po vor Kälte schützt.<br />
Nach umweltfreundlichem<br />
bluesign®-Standard hergestellt.<br />
Material: 100 % Polyamid (Bund: 84 % Polyamid,<br />
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(70 % recycelt) Gewicht: 120 g Farbe:<br />
black, purpure Preis: 80 € Info: www.vaude.com<br />
▶ Das sagen wir: Hübsch warm im Hochwinter,<br />
aber auch im Frühjahr über der langen Unterhose<br />
gut <strong>als</strong> Oberschicht geeignet. Bei spitzkehr-reichen<br />
Touren muss man den Reißverschluss weit öffnen,<br />
damit die Bewegungsfreiheit nicht behindert wird.<br />
Packmaß/Gewicht ■■■■■<br />
Tragekomfort ■■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■■<br />
Dagmar, 36
SERVICE<br />
Hersteller im Profil<br />
Maloja<br />
Die Räuberbande<br />
Firmen-Steckbrief<br />
Gegründet: April 2004 (erste Kollektion<br />
ausgeliefert im Sommer 2005)<br />
Hauptsitz: Rimsting (Oberbayern)<br />
Mitarbeiter: 25<br />
Umsatz: mehr <strong>als</strong> zehn Millionen Euro<br />
Bluesign-Partner seit Ende 2010<br />
(etwa 80 % der Materialien sind zertifi ziert)<br />
Im Sommer arbeiten, im Winter snowboarden:<br />
Das war Peter Räubers <strong>Ziel</strong>, <strong>als</strong> er das Sportmodelabel<br />
Maloja vor knapp zehn Jahren gründete.<br />
Dieses <strong>Ziel</strong> hat er nicht erreicht, dafür ein anderes.<br />
Von Dagmar Steigenberger<br />
88 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Maloja, das ist ein Bündner<br />
Dorf mit etwa 300 Einwohnern<br />
am Silser See im Oberengadin.<br />
Direkt oberhalb entspringt<br />
der Inn. Unterhalb<br />
führt die Straße in engen Kehren ins 200<br />
Meter tiefer gelegene Bergell. Ein Tellerlift,<br />
Baujahr 1964, bringt Skifahrer im Winter<br />
auf den 2159 Meter hohen Piz Äla. Das<br />
war’s dann aber auch schon an Spektakulärem,<br />
was der Ort zu bieten hat.<br />
Für Peter Räuber bedeutet Maloja trotzdem<br />
viel mehr: nämlich das Lebensgefühl an einem<br />
bestimmten Tag im Jahrhundertwinter<br />
1999. Das Foto eines Snowboarders, der<br />
über den Wipfeln tief verschneiter Bäume<br />
von einer Felsklippe springt, hatte Peters<br />
Aufmerksamkeit erregt. In winziger Schrift<br />
stand die Ortsangabe dabei: Maloja. »Ich<br />
habe sofort gewusst: Da will ich hin.« Ein<br />
paar Freunde folgten ihm eher widerwillig.<br />
Nach einigem Umherirren im Dorf gerieten<br />
sie über die Langlaufloipe zu einem uralten<br />
Tellerlift. Er stand still. »Als man ihn dann<br />
für uns startete und wir immer weiter nach<br />
oben gekommen sind, haben wir gesehen:<br />
ein saugeiles Gebiet! Vier Stunden lang sind<br />
wir wie die Irren rauf und runter. Es wurde<br />
einer der wunderbarsten Snowboardtage<br />
meines Lebens.«<br />
Peters Augen glänzen noch immer, wenn<br />
er von diesem Erlebnis berichtet, während<br />
er sich durch den buschigen, grauen Bart<br />
streicht. Seit diesem Tag heißt es im Freundeskreis<br />
des kreativen 50-Jährigen bei allem,<br />
was ans Himmlische grenzt: »Das ist<br />
voll Maloja!« Peter taufte schließlich sogar<br />
sein Unternehmen danach.<br />
Peruanerinnen häkeln Mützen für Maloja<br />
Maloja goes Marokko …<br />
Inspiration Bergbauernhöfe: Die Designer<br />
bei der Arbeit an der HiSociety-Kollektion.<br />
Eine Firma, zwei Chefs: Klaus Haas und<br />
Peter Räuber beim traditionellen Mittagessen<br />
Lebensgefühl der Biker <strong>als</strong> Bekleidung<br />
Vor zehn Jahren setzte der Bike- und Snowboard-Spezialist,<br />
der bis dahin im Vertrieb<br />
der Marke Chiemsee gearbeitet hatte, seine<br />
Idee in die Tat um: eine neuartige Bekleidungs-Kollektion<br />
für Biker, die »einmal anders<br />
sein sollte <strong>als</strong> nur schwarz, rot, blau<br />
und im progressivsten Fall vielleicht gelb«.<br />
Den Style von Streetwear sollte sie besitzen,<br />
sodass sich die Biker damit auch nach der<br />
Tour im Café gut angezogen fühlten. Und<br />
zugleich wollte Peter auch eine Streetwear-<br />
Kollektion, die das Lebensgefühl der Biker<br />
in der Freizeitbekleidung spürbar macht.<br />
Als er Klaus Haas, einem befreundeten Unternehmensberater,<br />
von der Idee erzählte,<br />
war dieser begeistert und sagte seine Hilfe<br />
bei der Firmengründung zu – ohne Honorar,<br />
aber mit der Forderung, künftig gleichberechtigter<br />
Partner sein zu dürfen. 2005<br />
kam Maloja mit seiner ersten Kollektion auf<br />
den Markt.<br />
Orientalische Farben und Muster beeinflussten<br />
die Kollektion »Mountain Nomads«.<br />
Die Mode des Labels beinhaltet für Peter<br />
all das, was auch jenen besonderen Snowboardtag<br />
im Oberengadin auszeichnete:<br />
»Wir gehen neue <strong>Weg</strong>e abseits ausgetrampelter<br />
Pfade. Für uns zählt die Gemeinschaft.<br />
Wir genießen es, in der Natur zu<br />
sein. Und wir versuchen, mit einfachen<br />
Mitteln und viel Kreativität das Maximale<br />
zu erreichen.«<br />
Tom Hanks ist Stammkunde<br />
Mittlerweile wird der natürlich-lässige Style<br />
für Bergmenschen sogar schon in Japan,<br />
Australien und in den USA nachgefragt. Vor<br />
drei Jahren habe sich eine Amerikane-<br />
Fotos: Maloja (4), Dagmar Steigenberger (1)<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 89
Peruanisches Flair in Bayern: Im Showroom zeigt Maloja den Händlern die aktuellen Styles.<br />
Auch unter Kletterern ist das Label gefragt.<br />
Alles begann mit einer Bike-Kollektion.<br />
Konzentration kreativ: Peter Räuber feilt mit zwei Designerinnen an der neuen Kollektion.<br />
Beinahe so gemütlich wie daheim: das Büro in der umgebauten Scheune in Rimsting<br />
<strong>Der</strong> Tellerlift beim Schweizer Skidorf Maloja<br />
90 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Fotos: Maloja (5), Dagmar Steigenberger (3)<br />
rin bei ihrem Besuch in Bayern in Maloja<br />
verliebt und daraufhin einen Maloja-Laden<br />
im Sun Valley direkt neben dem Skigebiet<br />
der High Society aufgemacht, erzählt Klaus.<br />
»Erst dachten wir, sie ist verrückt. Aber der<br />
Laden scheint gut zu laufen: Promis wie<br />
Tom Hanks kaufen regelmäßig dort ein,<br />
wenn sie auf dem <strong>Weg</strong> zum Skifahren<br />
sind.« In Deutschland stattet Maloja einige<br />
Radsport-Athleten und seit zwei Jahren<br />
sogar die Nationalmannschaft im Skibergsteigen<br />
aus. Seit neuestem arbeitet die Firma<br />
auch eng mit Gore Tex zusammen, was<br />
zuvor aufgrund der geringen Stückzahlen<br />
in der Produktion beinahe unmöglich gewesen<br />
war.<br />
»Eigentlich sind wir gescheitert«, sagt Peter<br />
und lacht. »Zumindest, wenn wir das persönliche<br />
<strong>Ziel</strong> hinter unserer Arbeit betrachten.«<br />
Ursprünglich hatten die beiden Firmengründer<br />
den Plan gehabt, im Sommer<br />
die neue Kollektion zu kreieren, zu produzieren<br />
und zu verkaufen, um dann im<br />
Winter frei zu haben – zum Snowboarden<br />
beispielsweise. Während der ersten beiden<br />
Jahre klappte das ganz gut: Das Büro war<br />
drei Monate lang nicht besetzt, Fragen der<br />
Händler wurden am Handy im Skilift beantwortet.<br />
Doch bald wurde die Nachfrage<br />
nach einer Winter-Kollektion immer lauter.<br />
Und so entwarfen Peter und der Designer,<br />
den das kleine Unternehmen inzwischen<br />
angestellt hatte, eben eine Kollektion für<br />
Freerider und Tourengeher. Später kamen<br />
noch die Disziplinen Langlauf im Winter,<br />
Klettern und Laufen im Sommer und sogar<br />
eine eigene Kinder-Kollektion hinzu.<br />
Einmal anders <strong>als</strong> nur schwarz, rot blau:<br />
Bei Maloja ist alles bunt, auch die Bikewear.<br />
»Eigentlich sind wir<br />
gescheitert«, sagt Peter<br />
und lacht. Im Sommer<br />
arbeiten und im<br />
Winter snowboarden,<br />
das klappt nicht mehr.<br />
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Eine alte Peruanerin <strong>als</strong> Trendsetterin für<br />
die »Pachamama«-Kollektion 2013<br />
Acht Designer entwerfen den Style<br />
Mittlerweile arbeiten 25 Angestellte in<br />
der Firma in Rimsting; darunter auch eine<br />
Köchin, die das gemeinsame Mittagessen<br />
– ein tägliches Ritual seit den Anfängen<br />
des Unternehmens – zubereitet. Das<br />
Haus, eine umgebaute Scheune inmitten<br />
von Kuhweiden in den Hügeln zwischen<br />
Chiemsee und Simssee, ist eine Mischung<br />
aus Großraumbüro und riesigem Wohnzimmer.<br />
Neben den Arbeitsplätzen steht<br />
hie und da eine Couch im karierten Look<br />
der 70er-Jahre. Die meisten Tische sind aus<br />
den Boden-Planken der ehemaligen Scheune<br />
gebaut; bei einem wurde sogar die alte<br />
Tür eines Bauernhauses zur Tischplatte<br />
umfunktioniert. Statt grellen Neonröhren<br />
strahlen Stehlampen vom Flohmarkt ein<br />
angenehm warmes Licht aus. Doch das<br />
braucht es eh nur an den Winterabenden,<br />
wenn die Sonne nicht mehr durch die riesige<br />
Glasfront im Süden strahlt. Dem Bauern,<br />
der die Räumlichkeiten 2008 für Maloja ausgebaut<br />
hat und nun an sie vermietet, helfen<br />
die Mitarbeiter im Frühjahr, wenn das Jungvieh<br />
auf die Weide kommt, und im Herbst,<br />
wenn die Äpfel geerntet werden.<br />
Die wichtigste Abteilung im Haus ist gerade<br />
in den neuen Anbau umgezogen: Acht<br />
Leute entwickeln die Designs für etwa 500<br />
Teile pro Jahr, die dann in Italien, Portugal<br />
und in China produziert werden – »weil<br />
es dort im Gegensatz zu Europa das Know-<br />
How und die nötigen Maschinen noch gibt«.<br />
Durchläufer wie bei anderen Firmen gibt es<br />
bei Maloja nicht. »Wir erfinden die Firma<br />
quasi jedes Jahr neu«, sagt Peter.<br />
Doch noch immer setzt das Label aus Rimsting<br />
auf maßvolles Wachstum: Es werden<br />
nur so viele Stücke produziert, wie die<br />
Händler in ihren Vorordern bestellt haben.<br />
Nachlieferungen sind die große Ausnahme.<br />
»Wir wollen nicht in Outlets verramscht<br />
werden«, erklärt Klaus Haas. Und sein Kompagnon<br />
Peter fügt hinzu: »<strong>Der</strong> größte Erfolg<br />
sind für mich nicht soundso viele Millionen<br />
an Umsatz. Sondern die Freiheit, auch mal<br />
Nein sagen zu können.«<br />
Handgestrickte Jacken aus Armenien<br />
Werbung ist so eine Sache, bei der die<br />
Maloja-Chefs gerne mal Nein sagen. »Wir<br />
wollen, dass die Leute uns <strong>als</strong> Marke entdecken«,<br />
erklärt Klaus. »Das dauert vielleicht<br />
etwas länger <strong>als</strong> mittels Werbung, aber die<br />
Bindung ist dann auch nachhaltiger.« Lieber<br />
<strong>als</strong> in die Werbung stecke man das Geld<br />
in die Produkte – und unterstützt damit<br />
zugleich auch soziale Projekte.<br />
Für die Kollektion »HiSociety« 2012 beispielsweise<br />
tauschte das Team eine Woche<br />
lang seine Laptops gegen Axt, Gummistiefel<br />
und Melkschemel, um Südtiroler Bergbauern<br />
bei der Arbeit zu helfen und aus diesen<br />
Erfahrungen heraus die Kollektion zu designen.<br />
Seit der Kollektion »Alp Appeal« 2011<br />
stricken bis zu 50 alleinerziehende Mütter<br />
aus Armenien unter fairer Bezahlung an<br />
den Maloja-Jacken. Mit »Pachamama« 2013<br />
unterstützt Maloja das Projekt »Wiphala« in<br />
Bolivien, das Kinder in La Paz von der Straße<br />
holt und ihnen eine Ausbildung sowie<br />
Verpflegung und Unterkunft ermöglicht.<br />
Manchmal greift Maloja auch einem<br />
Schweizer Liftbetreiber unter die Arme: <strong>Der</strong><br />
Tellerlift im Bündner Dorf, das der Firma<br />
zu ihrem Namen verhalf, steht immer mal<br />
wieder kurz vor dem Aus. Noch scheint niemand<br />
entdeckt zu haben, dass dieses kleine<br />
Skigebiet »voll Maloja« ist.<br />
◀<br />
IM APRIL-Heft: Lesen Sie ein Porträt der Firma<br />
Lowa, die jüngst ihren 90. Geburtstag feierte.<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 91
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und ich hatten die schwierige Aufgabe, aus vielen<br />
schönen Bildern die zehn besten herauszusuchen.<br />
Die Auswahl und die Bewertung unseres<br />
ersten Fotowettbewerbes hat mir richtig Spaß<br />
gemacht. Wir waren erfreut über die zahlreichen<br />
Einsendungen und begeistert über das hohe<br />
Niveau der Bilder. Interessanterweise waren wir<br />
uns schnell einig, was die Platzierungen anbelangt.<br />
1<br />
Josef Hinterleitner, Sierning (AUT):<br />
Bei diesem Bild merkt man sofort, dass da jemand sein<br />
Handwerk versteht! Das Bild ist kein Zufall, sondern sorgfältig<br />
geplant und am Stativ der Bildaufbau sehr klassisch<br />
komponiert. Den Joker bekommt die angefütterte und mit<br />
dem Fernauslöser »geangelte« Forelle.<br />
2<br />
Peter Pelikan, Flintsbach:<br />
Herbst – ja, richtig Herbst! Gute Bilder haben oft eine<br />
sehr klare Aussage, die der Betrachter sofort versteht.<br />
<strong>Der</strong> Bildausschnitt ist auf das Wesentliche reduziert,<br />
die gute Positionierung des Hauptmotivs macht das<br />
Bild richtig spannend.<br />
Die Preise: <strong>Der</strong> Hauptgewinn ist ein Daunenschlafsack »Glacier 500« im<br />
Wert von 350 Euro, der zweiter Preis eine Slackline («Chill«) im Wert<br />
von 80 Euro (beide von Mountain Equipment). Die Plätze 3 bis<br />
10 erhalten jeweils das Bruckmann-Buch »Die schönsten<br />
Wanderhütten der Alpen«.<br />
3<br />
Matthias Flügel, Böblingen:<br />
Bei langweilig blauem Himmel ein so spannendes<br />
Bild zu machen, ist nicht so einfach. <strong>Der</strong> Fotograf ist<br />
gut vorgegangen: möglichst nahe ran, das Motiv dann<br />
spannend in die Ecke gesetzt. Durch den Blick von<br />
unten wächst die schöne Lärche über die Berge in den<br />
Himmel. Erst der zusätzlich eingesetzte Blitz bringt das<br />
richtige Licht ins Bild!
4<br />
André Hätzelt, Düsseldorf:<br />
Ein Bild, das auf den ersten Blick<br />
einfacher aussieht, <strong>als</strong> es ist.<br />
Den Baum gerade noch im richtigen<br />
Licht zu erwischen, dann<br />
die harmonische Verbindung zum<br />
Wasserfall – da muss man<br />
schon genau hinsehen, um das<br />
so schön umzusetzen.<br />
7<br />
Guido Rademacher, Köln:<br />
Die unterschiedlich starken<br />
Linien bringen viel Tiefe in diese<br />
ruhige Herbststimmung. Vor allem<br />
die erste Linie mit den dunklen<br />
Bäumen ist gekonnt gesetzt und<br />
bildet einen schönen Rahmen.<br />
5<br />
Christoph Nossek, Karlsruhe: Das Kreuz ist<br />
gut in die Ecke gesetzt. <strong>Der</strong> tief liegende Standpunkt<br />
des Fotografen bringt zusätzlich Spannung in<br />
diesen schönen Herbsttag.<br />
8<br />
Simon Köppl, Ramsau: Eine zauberhafte Abendstimmung.<br />
Das Bild lädt ein, in diese melancholische<br />
Stimmung einzutauchen.<br />
9<br />
Urs Attinger, Rüti (CH): <strong>Der</strong> Baum ist ausgezeichnet<br />
ins Bild gesetzt. Die klaren Linien bringen<br />
Dynamik.<br />
0<br />
Hans Sterr, Erding:<br />
Bei diesem Bild wurde der Ausschnitt gut gewählt.<br />
Man spürt zwar den sonnigen Hang im Hintergrund,<br />
wird aber nicht vom Hauptmotiv abgelenkt.<br />
6<br />
Thomas Sonnleitner,<br />
Wenzenbach: Ein sehr<br />
klassisch und sauber<br />
aufgebautes Bild, das durch<br />
die gekonnte Bildeinteilung<br />
von Vordergrund, Mitte<br />
und Hintergrund viel Tiefe<br />
bekommt.<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95
REPORTAGE<br />
Auf Skitour im Hohen Atlas<br />
Ein Berber im<br />
Foto: picture alliance / Thomas Dressler<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Schnee<br />
Ein Königreich nahe des Äquators, mit<br />
Sandstränden und Dattelpalmen, voller<br />
Gewürzmärkte und bunter Farben.<br />
Abseits des orientalischen Flairs üben<br />
marokkanische Buben das Skifahren,<br />
um sich eine Existenzgrundlage in den<br />
Tälern des Atlasgebirges zu sichern.<br />
Von Dagmar Steigenberger<br />
Weiß schimmern die<br />
Viertausender des Atlasgebirges<br />
am Horizont über<br />
der sandfarbenen Stadtmauer<br />
von Marrakesch.
Auf dem <strong>Weg</strong> zum Toubkal<br />
durchquert man erst mal eine<br />
Geröllwüste – auch im Winter.<br />
Yassine ist auf einem guten <strong>Weg</strong>.<br />
<strong>Der</strong> Berberjunge im rosafarbenen<br />
Fleecepulli stapft den Hang<br />
oberhalb der Toubkalhütte im Herzen<br />
des Atlasgebirges hinauf. Die<br />
Skischuhe wirken wie U-Boote an seinen<br />
Füßen; die Ski über seiner Schulter sind<br />
ebenfalls viel zu lang. Etwa 20 Meter über<br />
der Hütte bleibt er stehen und steigt in die<br />
Bindung. Er wippt und hüpft, geht im Geiste<br />
die bevorstehende Abfahrt durch. Als<br />
ein Tourist auf Ski an ihm vorüberzischt,<br />
entgeht ihm keine von dessen Bewegungen.<br />
Dann stürzt er sich in den Hang. Seine<br />
Arme rudern, die größeren Geschwister<br />
feuern ihn an: »Yassine, Yassine« rufen sie<br />
von der Hüttenterrasse, und noch ein paar<br />
gut gemeinte Ratschläge hinterher. Kurz<br />
vor einem Felsblock kommt Yassine mühsam<br />
zum Stehen. Eine halbe Stunde lang<br />
kämpft er, um die Kurve zu meistern. Als er<br />
sie schafft, braust Beifall im Publikum auf.<br />
Lahcen (sprich: Lasin) erinnert sich noch<br />
an die Zeit, <strong>als</strong> er das Skifahren auf dieselbe<br />
Weise wie sein jüngster Bruder Yassine<br />
lernte. »Ich habe mir die Ausrüstung immer<br />
von den Gästen ausgeliehen, wenn sie von<br />
ihrer Skitour zurückkamen.« Heute arbeitet<br />
Lahcen <strong>als</strong> Bergführer. Er organisiert<br />
Trekkingtouren, Wüstensafaris, Mountainbike-Ausflüge<br />
und Kamelritte. Sommers<br />
wie winters bringt er Touristen auf den<br />
höchsten Gipfel im Atlasgebirge, auf den<br />
4167 Meter hohen Djebel Toubkal. »Wenn<br />
wir Firn haben, dann macht das Skifahren<br />
richtig Spaß«, schwärmt Lahcen und ahmt<br />
dabei mit den Händen die Abfahrt durch<br />
Im Wohnhaus der Familie serviert Lahcen<br />
süßen Pfefferminz-Tee zu Teigtaschen.<br />
In den Souks von Marrakesch wimmelt es<br />
von Händlern, Farben und würzigen Düften.<br />
den butterweichen Schnee nach. »Tschsch,<br />
tschsch. Herrlich!« In seinem skifahrerischen<br />
Können unterscheidet er sich mittlerweile<br />
nicht mehr von seinen europäischen<br />
Kollegen. Wohl aber in anderen Details.<br />
Begehrter Gipfel<br />
Für Lahcen ist es Luxus genug, überhaupt<br />
eigene Skistiefel und Ski zu besitzen. Dass<br />
die Stiefel alt und der Belag der Ski zerkratzt<br />
sind, darf ihn nicht stören. Schließlich geht<br />
es ihm und seinen Geschwistern verhältnismäßig<br />
gut im Vergleich zu den Bauernfamilien,<br />
die sich in den Tälern des Atlasgebirges<br />
von ein paar Ziegen, einer mageren Kuh<br />
und dem bisschen, was auf dem steinigen<br />
Boden wächst, ernähren müssen. Lahcens<br />
Vater ist Hüttenwirt auf der Toubkalhütte,<br />
wie es zuvor auch schon der Großvater war.<br />
Das 1938 gebaute Steinhüttchen mit gerade<br />
mal 20 Schlafplätzen hat der Französische<br />
Alpenverein längst ersetzt durch eine größere<br />
Hütte, die 100 Personen Platz bietet. Ein<br />
paar Meter darunter wurde eine zusätzliche<br />
Hütte »Les Mouflons de Toubkal« gebaut.<br />
Im Sommer sind die Häuser dennoch zum<br />
Bersten voll: Jeder, der das Hohe Atlasgebirge<br />
besucht, will wenigstens einmal auf<br />
dessen höchstem Gipfel gestanden haben.<br />
Dass der Toubkal ohne technische Schwierigkeiten<br />
zu besteigen ist, macht ihn <strong>als</strong><br />
Tourenziel umso beliebter. Aber auch im<br />
Winter boomt der Tourismus mittlerweile.<br />
Anfang der 1990er-Jahre haben Skitourengeher<br />
das Gebiet für sich entdeckt. Den Kessel,<br />
in welchem die Hütten auf einer Höhe<br />
3200 Metern liegen, umgeben zahlreiche<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Auf den Rücken der Lastesel<br />
vermischt sich traditionelles<br />
Handwerk mit Hightech.<br />
Bei der Toubkalhütte geht<br />
das Geröll endlich in Schnee<br />
über, die Skitour beginnt.<br />
Fotos: Klaus Kranebitter (3), Dagmar Steigenberger (2), picture alliance<br />
Händler bieten zwischen<br />
bunten Tüchern und<br />
orientalischer Keramik<br />
gebrauchte Wanderschuhe,<br />
Schlafsäcke und<br />
Regenjacken an.<br />
Skitouren-Gipfel: darunter einfache <strong>Ziel</strong>e<br />
wie der Timesguida n’Ouanoukrim (4089<br />
m) und der Ras n’Ouanoukrim (4083 m),<br />
aber auch anspruchsvollere Touren wie jene<br />
auf den Akioud (4030 m) und den Afella<br />
(4015 m), deren obere Passagen durch steiles<br />
Gelände führen. Die steile, enge Rinne der<br />
Clochetons ist das prestigeträchtigste Unternehmen<br />
für ambitionierte Skifahrer im Atlasgebirge.<br />
Wer sich hier <strong>als</strong> einheimischer<br />
Bergführer gegenüber der europäischen<br />
Konkurrenz behaupten will, muss sämtliche<br />
Techniken auf Ski beherrschen.<br />
Marktlücke Skibergführer<br />
Die regionale Konkurrenz hingegen ist gering.<br />
Lahcen ist einer der wenigen Marokkaner,<br />
die den Schnee besser kennen <strong>als</strong><br />
den roten Wüstensand. Denn nicht Weiß,<br />
sondern Rot ist die eigentliche Farbe dieses<br />
Königreiches in Nordafrika. Rot ist die Erde,<br />
rot sind die Mauern der Häuser, rot ist die<br />
Nationalflagge mit grünem Pentagramm.<br />
In der Großstadt Marrakesch, etwa 80 Kilometer<br />
vom Toubkal entfernt, ernt,<br />
herrschen auch im Winter lingshafte Temperaturen. Das Le-<br />
frühben<br />
pulsiert in bunten Rhythmen<br />
auf den Straßen. Am Boden auf<br />
dem Marktplatz sitzen Schlangenbeschwörer<br />
zwischen Affen,<br />
Frauen in bunten Gewändern n<br />
malen Henna-Tattoos auf die<br />
Hände von Einheimischen n<br />
und Touristinnen. Schreiende<br />
Händler buhlen um die<br />
Aufmerksamkeit der flanierenden<br />
Masse und preisen<br />
duftende Gewürze, Trockenfrüchte<br />
und frisch gepressten<br />
Orangensaft an. Weiter<br />
oben, wo der Asphalt in Schotterwege<br />
übergeht, lösen geduldige Maulesel die<br />
lauten, stinkenden Lastwägen ab. Die Siedlungen<br />
werden spärlich, der Bewuchs karg.<br />
Vor allem die Berber – die ursprünglichen<br />
Bewohner Marokkos – leben in den steinigen<br />
Tälern des Hohen Atlasgebirges. Und<br />
nur dort bedeckt im Winter weißer Schnee<br />
die rote Erde.<br />
Wanderschuhe second hand<br />
Würde Imlil nicht ausgerechnet auf der<br />
Route zum höchsten Gipfel im Atlasgebirge<br />
liegen, wären die Bewohner vermutlich<br />
auch hier nur arme Bauern wie in den übrigen<br />
Tälern. Zwar ist Imlil nicht ganz so berühmt<br />
wie der marokkanische Skiort Oukaimeden<br />
weiter nördlich im Atlasgebirge, wo<br />
es sogar Skipisten und sechs Lifte gibt. Doch<br />
dank der Touristen, die auf ihrem <strong>Weg</strong> zum<br />
Ein Imbiss-Stand am <strong>Weg</strong> zur Toubkalhütte bietet<br />
Erfrischungen und Snacks für Wanderer.<br />
Toubkal durch die<br />
steinigen Gassen des Dorfes<br />
gelotst werden, können die Menschen mit<br />
dem Verkauf von Getränken, Snacks und<br />
Souvenirs ihren Lebensunterhalt verdienen.<br />
Zwischen bunten Tüchern und orientalischer<br />
Keramik liegen sogar gebrauchte<br />
Wanderschuhe, Schlafsäcke, Regenjacken<br />
und Teleskopstöcke: Was für die Berber ein<br />
Sport-Fachgeschäft ist, taugt für europäische<br />
<strong>Bergsteiger</strong> im Notfall <strong>als</strong> Ersatz für<br />
vergessene oder demolierte Ausrüstung.<br />
Für Lahcen und seine Geschwister <strong>als</strong> Söhne<br />
des Hüttenwirtes bot sich das Bergführer-Gewerbe<br />
regelrecht an. Momentan planen<br />
sie den Bau einer weiteren Hütte, die<br />
das Gebiet östlich des Toubkal erschließen<br />
soll. »So könnten wir den Touristen künftig<br />
eine Rundtour vom Azzadene-Tal über<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 99
Aremd ist die letzte Siedlung,<br />
bevor die 4000er-Region<br />
des Hohen Atlas beginnt.<br />
Lahcen auf den letzten Metern zum Gipfel<br />
den Toubkal bis ins Imenane-Tal anbieten<br />
und das Geschäft attraktiver machen«, hofft<br />
Lahcens Bruder Houssain. Eine Übernachtungsmöglichkeit<br />
im Tal haben sie bereits<br />
vor zwölf Jahren mit der Toubkal Gîte geschaffen:<br />
eine einfache, saubere Herberge<br />
mit Mehrbettzimmern und Duschmöglichkeit<br />
am Gang.<br />
Berberfrauen sind ein eher seltener Anblick<br />
in den Dorfgassen im Hohen Atlas.<br />
Auf der Toubkalhütte gibt es reichlich<br />
frisches Gemüse – auch für Dohlen.<br />
Berbersche Gastfreundschaft<br />
Auf das Essen legen die ber, deren Gastfreundschaft<br />
oft gerühmt wird, besonderen<br />
Wert. Auch Lahcens Familie<br />
bekocht ihre Gäste mit orientalischen<br />
Spezialitäten, die<br />
von süßen Teigtaschen zum<br />
Nachmittagstee über reichhaltige<br />
Salatbuffets bis hin<br />
zu Hühnchenkeulen mit<br />
Ber-<br />
Couscous – garniert mit<br />
frischem Gemüse, Nüssen<br />
und Datteln – reichen.<br />
Serviert wird es im<br />
Wohnhaus der Großfamilie:<br />
Am Eingang zum<br />
Salon stehen unzählige Schuhpaastrumpfsockigre.<br />
Man isst und plaudert zumeist die Teller auf den Knien, weil Tische<br />
rar sind.<br />
Ein Berber kredenzt frisch gepressten Orangensaft<br />
am Wanderweg zur Toubkalhütte.<br />
87 Mal Toubkal<br />
Gut 1300 Höhenmeter weiter oben, auf der<br />
Toubkalhütte, sind die Schüsseln und Tabletts<br />
ebenso reichlich mit frischem Gemüse<br />
gefüllt. Die Eselkarawanen liefern Tag für<br />
Tag Nachschub aus dem Tal. Auch für den<br />
Gepäcktransport der Skitourengeher von<br />
Imlil bis zur Hütte hat Lahcen ein paar Esel<br />
organisiert. Auf ihrem Rücken vermischen<br />
sich zwei Welten: An den bunten Ledersätteln<br />
sind Hightech-Skistiefel befestigt; Carvingski<br />
mit plakativen Firmenaufdrucken<br />
und moderne Sporttaschen schwanken<br />
seitlich auf den geflochtenen Lastenkörben.<br />
So topmodern wie die deutschen Skitourengeher<br />
ist die Toubkalhütte nicht<br />
ausgestattet. Im Hauptraum wärmt ein<br />
Holzofen die durchgefrorenen <strong>Bergsteiger</strong>,<br />
die auf Schemeln und den rundumlaufenden<br />
Polsterbänken Platz genommen haben.<br />
Eine vergilbte Karte über dem Kamin zeigt<br />
den <strong>Weg</strong> auf den Toubkal, den Lahcen gemeinsam<br />
mit seinem deutschen Bergführer-Kollegen<br />
Franz Perchtold und der Tourengruppe<br />
am nächsten Tag nehmen will.<br />
Dort, wo der Gipfel des Toubkal eingezeichnet<br />
sein sollte, ist sie bereits abgewetzt von<br />
den vielen Fingerkuppen, die darüber fuhren.<br />
Auch Lahcen zeigt nun darauf. Es wird<br />
das 87. Mal sein, dass er auf dem höchsten<br />
Punkt im Atlasgebirge steht.<br />
Als Lahcen sechs Jahre alt war, nahm ihn<br />
der Vater zum ersten Mal auf den Toubkal<br />
100 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Eine Pyramide aus Stahl<br />
kennzeichnet den höchsten<br />
Punkt Nordafrikas (4167 m).<br />
Im Gänsemarsch geht es dem<br />
Bergführer hinterher und dem<br />
Gipfel des Toubkal entgegen.<br />
Fotos: Klaus Kranebitter (5), Dagmar Steigenberger (1), picture alliance<br />
»200 Meter unter dem<br />
Gipfel war ich furchtbar<br />
müde. Ich wollte eigentlich<br />
gar nicht mehr<br />
hinauf. Aber mein Vater<br />
hat mich motiviert.«<br />
mit. »Auf dem Sattel 200 Meter unter dem<br />
Gipfel war ich furchtbar müde«, erinnert er<br />
sich. »Ich wollte eigentlich gar nicht mehr<br />
hinauf. Aber mein Vater hat mich motiviert.«<br />
<strong>Der</strong> kleine Junge schaffte es. Vom<br />
Gipfel aus bestaunte er die winzigen Dörfer<br />
in den Tälern, deren Dächer sich kaum vom<br />
Fels unterschieden, und die roten Dünen<br />
der Sahara. Das Blau des Atlanik im Westen<br />
konnte er nur erahnen.<br />
Einen Tag später stehen Lahcen, sein Bruder<br />
Houssain, Franz Perchtold und die Gruppe<br />
der Skibergsteiger ebenfalls auf dem Djebel<br />
Toubkal: <strong>Der</strong> Schnee deckt den gerölligen<br />
Gipfelhang in diesem Frühjahr schon nicht<br />
mehr zu, weshalb die Ski weiter unten auf<br />
dem Sattel bleiben mussten. Jenen Afrika-<br />
Firn, von dem Lahcen so schwärmt, gibt<br />
es an diesem Tag nicht. Obwohl die Sonne<br />
sich erst am Abend hinter ein paar Wolken<br />
verkriecht, bleibt der Schnee hart gefroren.<br />
Zurück an der Hütte, zieht Lahcen eine<br />
schmerzliche Grimasse. Seine Befürchtungen<br />
bewahrheiten sich: Einmal mehr hat<br />
KOMPAKT<br />
Unterwegs auf Ski im Hohen Atlas<br />
Auskunft: Botschaft des<br />
Königreichs Marokko, Niederwallstr.<br />
39, 10117 Berlin,<br />
Tel. 0 30/20 61 24-0,<br />
www.botschaft-marokko.de<br />
Einreise: EU-Staatsbürger<br />
benötigen für die Einreise<br />
einen Reisepass, der noch<br />
mindestens sechs Monate<br />
gültig ist. Ein Visum wird<br />
erst ab einem Aufenthalt von<br />
drei Monaten nötig.<br />
Anreise: Mit dem Flugzeug<br />
via Madrid nach Marrakesch,<br />
beispielsweise mit Iberia<br />
Airlines. Von dort mit dem<br />
Taxi bzw. Minibussen etwa 60<br />
km nach Imlil (1740 m) und<br />
weiter zu Fuß ins Nachbardorf<br />
Aremd (1945 m), wo der<br />
Aufstieg zur Hütte beginnt.<br />
Das Gepäck kann von Imlil<br />
bis zur Toubkalhütte auf<br />
Eseln transportiert werden.<br />
Charakter: Die Skitouren<br />
ein Stein einen dicken Kratzer in den Belag<br />
seiner ohnehin malträtierten Ski geschürft.<br />
von der Toubkalhütte erfordern<br />
Kondition für etwa drei- bis<br />
fünfstündige Aufstiege über<br />
1000 bis 1200 Höhenmeter.<br />
Teils steile Anstiege; sicheres<br />
Skifahren in allen Schneearten<br />
ist vonnöten.<br />
Beste Zeit: Februar/März<br />
Deutsche Reiseveranstalter<br />
(in Zusammenarbeit mit<br />
marokkanischen Bergführern):<br />
Die Bergführer, Franz Perchtold,<br />
Hauptstr. 20, 82441 Ohlstadt,<br />
Tel. 0 88 41/6 27 08 52,<br />
www.die-bergfuehrer.de;<br />
Hindelanger Bergführerbüro,<br />
Patrick Jost, Hauptstraße 28,<br />
87541 Vorderhindelang,<br />
Tel. 0 83 24/95 36 50,<br />
www.bergschulen.de<br />
Termine/Preise: 8.–15. 3.<br />
und 15.–22. 3. 2014, Preis<br />
1390,- €/Person (ohne Flug)<br />
Ausrüstung: Skitourenausrüstung<br />
mit LVS-Set, Harscheisen,<br />
Steigeisen, warmer<br />
Schlafsack<br />
Literatur: Astrid und Erika<br />
Därr »Marokko«, Reise Know-<br />
How Verlag Bielefeld 2011;<br />
James Bainbridge, Alison Bing<br />
und Paul Clammer »Marokko«,<br />
Lonely Planet Deutschland<br />
2011; Sepp Friedhuber und<br />
Günter Guni »Berge Afrikas«,<br />
Bildband mit ausführlichen<br />
Informationen (Karten, Routen -<br />
beschreibungen, Adressen …)<br />
auf der beigelegten CD-Rom.<br />
Karten: Editorial Piolet<br />
»Toubkal: Alto Atlas. Marruecos«,<br />
1:40 000; Orientazion<br />
»Toubkal & Marrakesch«,<br />
1:50 000, Kombination von<br />
Wanderkarte und Stadtplan<br />
Hütten: Refuge du Toubkal<br />
(3207 m), CAF, www.refugedutoubkal.com;<br />
Les Moufl ons<br />
de Toubkal (3200 m), privat,<br />
www.refugetoubkal.com<br />
Hilfe vom deutschen Kollegen<br />
Beruhigend klopft ihm sein Bergführer-<br />
Kollege Franz Perchtold auf die Schultern.<br />
Jener hat bereits vor der Reise für Ersatz<br />
gesorgt. Als sich die deutsche Skitourengruppe<br />
zur Abreise rüstet, winkt er Lahcen<br />
und Houssain zu sich und übergibt ihnen<br />
vier Paar Ski, gestiftet von der Firma Dynafit<br />
und getestet von den Teilnehmern der<br />
Skitourenreise. Die beiden Brüder strahlen.<br />
Die nächsten Abfahrten im Afrika-Firn sind<br />
gesichert. Und ihr Lebensunterhalt ist es<br />
auch.<br />
◀<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 101
AUSFLUGSTIPP<br />
Das perfekte Bergwochenende I Alpbachtal<br />
Zu Gast bei<br />
Gewinnern<br />
Bergbauernidyll südlich des Inns:<br />
das Alpbachtal Von Dagmar Steigenberger<br />
Wo anklopfen?<br />
Alpbachtal Seenland Tourismus<br />
A-6233 Kramsach<br />
Tel. 00 43/53 37/2 12 00<br />
info@alpbachtal.at, www.alpbachtal.at<br />
Es nennt sich »Europadorf«, trotzdem<br />
ist die Atmosphäre in Alpbach<br />
geradezu familiär. Egal ob<br />
Fremder oder nicht, ob jung oder<br />
alt: Jeder wird hier ganz selbstverständlich<br />
geduzt. »Was derf’s sein für di’?«, fragt die<br />
Bedienung an der Käsetheke im Supermarkt<br />
und »A schene Zeit wünsch i’ dir« ruft der Bäckermeister<br />
einem hinterher. Um die Kirche<br />
im Dorfkern schmiegen sich alte Höfe mit<br />
sonnenverbrannten Holzfassaden an den<br />
Hang. Als sei die Zeit hier eine frühere. Seit<br />
1953 ist in der örtlichen Bauordnung der traditionelle<br />
Stil vorgeschrieben: Das Parterre<br />
darf aus Mauerwerk bestehen, der Rest muss<br />
aus Holz sein. Das brachte dem Ort die Auszeichnung<br />
»Schönstes Dorf Österreichs« ein.<br />
Doch das Traditionsbewusstsein ist nicht nur<br />
Fassade: Noch immer gibt es im Alpbachtal<br />
105 bewirtschaftete Bauernhöfe – in etwa<br />
gleich viele wie vor 100 Jahren –, auch wenn<br />
die meisten Bewohner mittlerweile mit dem<br />
Tourismus ihr Geld verdienen.<br />
Und der läuft gut im Alpbachtal. Familien<br />
sind auf Winterwanderungen mit Rodeln<br />
unterwegs, Langläufer ziehen durchs Tal und<br />
Skitourengeher auf die Gipfel. Am Schatzberg<br />
üben sich die Einsteiger, während die Erfahrenen<br />
am Großen Galtenberg unterwegs<br />
sind. Dass mittlerweile die Pistenskifahrer<br />
auch aus dem benachbarten Skigebiet der<br />
Wildschönau herüberkommen, das kürzlich<br />
um einen Lift von Inneralpbach auf den<br />
Schatzberg erweitert wurde, störte anfangs<br />
manchen Ruhe suchenden Gast. Trotzdem<br />
locken rund um den Talkessel noch genügend<br />
<strong>Ziel</strong>e, deren weite Hänge unberührt von<br />
Pistenfahrzeugen bleiben.<br />
Jeden August kommen übrigens jene Gäste<br />
ins Alpbachtal, die ihm den weltmännischen<br />
Beinamen verliehen. Seit 1945 findet das<br />
»Europäische Forum Alpbach« mit internationalen<br />
Persönlichkeiten aus Wissenschaft,<br />
Wirtschaft, Politik und Kultur im »Congress<br />
Centrum Alpbach« statt – dem einzigen modernen<br />
Bauwerk im Ort.<br />
◀<br />
102 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
Johann Schneiders Gesicht ist Fans von<br />
»Wetten dass ...?« vermutlich bestens in Erinnerung.<br />
Gleich viermal trat er in der ZDF-Show<br />
auf; er machte Liegestütze auf zwei Daumen,<br />
auf zwei rohen Eiern und auf drei Bierfl a-<br />
schen, während er die vierte Flasche per Zehenkraft<br />
in den Kasten räumte – »<strong>als</strong> Training<br />
fürs Karate«, wie er<br />
selbst sagt. Seine<br />
Akrobatik brachte<br />
ihn nicht nur ins<br />
Guinessbuch der<br />
Rekorde, sondern<br />
auch nach Hollywood, wo er <strong>als</strong> Stargast in<br />
der »Tonight Show« auftrat. Trotzdem ist er auf<br />
dem Boden geblieben – im Alpbachtal, wo<br />
er <strong>als</strong> Bergbauer den Erbhof seiner Familie<br />
bewirtschaftet und im Winter <strong>als</strong> Skilehrer und<br />
Guide für Freerider und Tourengeher arbeitet.<br />
(www.skischulejohannschneider.at)<br />
Was essen?<br />
Käse und Kristallbier<br />
Zu einer echten Alpbachtaler Brotzeit gehört<br />
der AlpbachTaler, ein cremiger Schnittkäse aus<br />
Heumilch, produziert in der Käserei Reith im<br />
Alpbachtal. »Kellergold«, Bio Bierkäse und vielen<br />
weiteren Heumilch-Käsesorten hat das Alpbachtal<br />
die Auszeichnung <strong>als</strong> Genussregion zu verdanken<br />
(www.kaeserei-reith.at). Aber was wäre eine Brotzeit<br />
ohne Flüssiges? Dafür sorgt Jos Moser mit seinem<br />
Kristallbier, das er seit 2006 mit<br />
dem Alpbacher Wasser<br />
braut und für das sogar<br />
einige Münchner bis<br />
zum Direktverkauf<br />
in der Brauerei in<br />
Inneralpbach<br />
kommen (www.kristallbrauerei.com)<br />
Wo wohnen?<br />
Urige Unterkunft<br />
Für Skitourengeher liegt der Gasthof Rossmoos<br />
gerade richtig: Über den Dächern von<br />
Alpbach an einem Südhang auf rund 1200<br />
Metern verschafft man sich einen guten Überblick<br />
über die Tourenziele und genießt mit der<br />
hohen Ausgangsposition gleich noch einen<br />
weiteren Vorteil. <strong>Der</strong> Hof ist eines der ältesten<br />
Gebäude in Alpbach; seine Geschichte geht<br />
bis ins 13. Jahrhundert zurück. Was aber<br />
nicht heißt, dass man hier auf Luxus verzichten<br />
müsste: Die Zimmer und Appartements<br />
sind frisch renoviert und mit allem Komfort<br />
ausgestattet. Dazu gibt es eine Sauna und<br />
ein Dampfbad. Tradition pur bietet die bodenständige<br />
Küche des Drei-Sterne-Hauses, in<br />
der viele Produkte aus eigener Landwirtschaft<br />
stammen. (www.rossmoos.at)<br />
Basiswissen<br />
Ankommen: Mit dem Auto am<br />
Inntaldreieck Richtung Innsbruck,<br />
Abfahrt Kramsach Richtung Rattenberg/Brixlegg/Alpbachtal,<br />
in Brixlegg<br />
links abbiegen ins Alpbachtal<br />
Sich orientieren: Kompass<br />
1:50 000, Blatt 28 »Vorderes<br />
Zillertal«; AV-Karte 1:50 000, Blatt<br />
34/1 »Kitzbüheler Alpen West«;<br />
Mayr Dumont 1:30 000, Blatt 28<br />
»Alpbachtal – Tiroler Seenland«<br />
Mehr erfahren: Markus und Werner<br />
Mitterer »Die Kitzbüheler Alpen«, 288<br />
Seiten, Kitzbühel 2012<br />
Nicht versäumen!<br />
Lustige Leich’<br />
Auf dem Museumsfriedhof in Kramsach<br />
zeigt sich der Tod von seiner humorvollen<br />
Seite. »Hier liegt in süßer Ruh / erdrückt<br />
von einer Kuh / Franz Xaver Maier / daraus<br />
sieht man, wie kurios man sterben kann.«<br />
So lautet eine der meist wenig zimperlichen<br />
Inschriften auf den Grabkreuzen, die Hans<br />
Guggenberger seit 45 Jahren im ganzen<br />
Alpenraum sammelt, restauriert und auf<br />
einem Areal neben seiner Schmiede- und<br />
Steinmetzwerkstatt ausstellt. Zum Großteil<br />
stammen die Inschriften aus dem 19.<br />
Jahrhundert, »dam<strong>als</strong> hatten die Menschen<br />
noch eine ganz andere Beziehung zum<br />
Sterben und zum Tod«, sagt Guggenberger.<br />
Vor kurzem wurde die Schau durch eine<br />
Freiluft-Ausstellung zur historischen Entwicklung<br />
der alpenländischen Grabkultur<br />
erweitert. <strong>Der</strong> Museumsfriedhof ist<br />
ganzjährig von neun bis 18 Uhr geöffnet<br />
und täglich kostenlos zu besichtigen.<br />
(www.museumsfriedhof.info)<br />
Tourentipps: Skitouren bei Alpbach<br />
Fotos: Alpbachtal Tourismus, privat<br />
Abfahrtsgenuss vor der Kulisse des Großen Galtenbergs<br />
1 Schatzberg (1898 m)<br />
Wertung: <strong>Der</strong> Skitourenklassiker<br />
eignet sich perfekt für Einsteiger.<br />
<strong>Der</strong> Aufstieg (2 Std.) strengt die Muskeln<br />
nicht allzu sehr an und die Abfahrt<br />
erfolgt wahlweise über Piste und<br />
Ziehwege ins Tal, wenn der Schnee<br />
kein Powdererlebnis verspricht.<br />
Start- und Endpunkt: Liftparkplatz<br />
Inneralpbach (1031 m)<br />
Route: Inneralpbach – Brücke –<br />
Jochumalm – Wetterkreuz – Hahnkopf<br />
– Schatzberg<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
2 Großer Galtenberg (2424 m)<br />
Wertung: <strong>Der</strong> höchste Gipfel über<br />
dem Alpbachtal verlangt einige<br />
Kondition (Aufstieg 4 Std.). Auf den<br />
letzten 400 Höhenmetern am steilen<br />
Gipfelaufbau lässt man die Ski am<br />
besten stehen und stapft zu Fuß hoch.<br />
Start- und Endpunkt: Parkplatz<br />
Hochberg im Luegergraben (1060 m)<br />
Route: Luegergraben – Forstweg –<br />
Jadghütte Alpenkreuz (ca. 1700 m) –<br />
freier Rücken (am Ende steil) – Großer<br />
Galtenberg<br />
Tourenkarte 4<br />
Heftmitte<br />
02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 103
Juli 2013<br />
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LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />
01<br />
01 / Januar 2014<br />
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Alles über<br />
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Foto: Andreas Strauß<br />
Die Redaktion verrät ihre Vorsätze für 2014<br />
Lechtaler Alpen<br />
Die Sechs-Tage-Skitour<br />
Peter Schlickenrieder<br />
Ski-Abenteuer<br />
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Warum Christian Stangl seine<br />
K2-Gipfellüge schwer bereut<br />
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samkeit: Trekking<br />
Afrikas höchsten<br />
bs_2014_01_u1_u1.in d 1 21. 1.13 15:08<br />
BERGSTEIGER 01/2014<br />
Keine Machtverschiebung<br />
Betrifft: »Gegen Olympia und für<br />
neue Struktur«, DAV-JHVS<br />
bs_2014_01_u1_u1.indd 1 21.11.13 15:08<br />
Grassls Tipp: Das Kreuz mit den Fellen<br />
Ob der Fellkleber hält, sollte<br />
man vor der Tour checken.<br />
Die Skitourensaison erreicht<br />
langsam aber sicher ihren Höhepunkt.<br />
Ein guter Zeitpunkt, nochmal<br />
das Material zu checken.<br />
Besonders die Felle verlieren über<br />
den Sommer, aber auch im Laufe<br />
Sehr geehrte Redaktion,<br />
mit dem Beschluss einer neuen<br />
Struktur auf der Jahreshauptversammlung<br />
des DAV ist keine<br />
Machtverschiebung von der<br />
der Saison ihre Klebekraft, und ob<br />
die Felle halten, merkt man immer<br />
erst nach dem Start. Also vorher<br />
überprüfen: Am besten das Fell<br />
genau in der Mitte knicken, die<br />
beiden Klebefl ächen aneinander<br />
drücken und nach kurzer Zeit<br />
wieder auseinander ziehen. Beim<br />
Lösen der beiden Flächen spürt<br />
man die Klebefähigkeit des Fells.<br />
Lassen sich die Klebefl ächen sehr<br />
leicht auseinander ziehen, wird<br />
sich das Fell sicherlich bei der<br />
ersten Tour vom Ski lösen. Benötigt<br />
man schon einiges an Kraft und<br />
spürt man mit dem Daumen, dass<br />
der Kleber nicht eingetrocknet ist,<br />
wird das Fell sicherlich halten.<br />
Andernfalls sollte man unbedingt<br />
einen neuen Kleber auftragen,<br />
BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbrief des Monats<br />
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten<br />
Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion, sondern<br />
die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns<br />
vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />
<strong>Der</strong> Fehlerteufel hat zugeschlagen!<br />
Einigen Lesern ist es sicher aufgefallen: In<br />
den Tourenblättern von Heft 01/2014 haben<br />
wir zu den beiden Etappen der Großen Reib’n zweimal<br />
die Karte der ersten Etappe abgebildet. Um dieses Versehen<br />
wieder gut zu machen, liefern wir Ihnen hier die<br />
Übersichtskarte zur zweiten Etappe nach.<br />
am besten mit einem »Transfertape«.<br />
Zunächst den alten Kleber<br />
mit einem Heißluftfön anwärmen<br />
und mit einer Spachtel entfernen.<br />
Hier ist Geduld gefragt. Danach<br />
den neuen, am besten vom<br />
gleichen Fellhersteller, aufbügeln<br />
und etwa acht Stunden trocknen<br />
lassen. Dann werden die Felle<br />
halten und Sie können die Skitour<br />
genießen!<br />
Toni Grassl<br />
ist staatlich<br />
geprüfter Bergund<br />
Ski führer<br />
und Inhaber der Eventagentur<br />
grassl-eps. Exklusiv für den<br />
BERGSTEIGER gibt er Tipps<br />
rund ums Bergsteigen.<br />
Basis hin zur Geschäftsstelle<br />
beabsichtigt, vielmehr ist effektiveres<br />
Handeln bei gleichzeitiger<br />
Stärkung des föderativen<br />
Prinzips angesagt. Hierzu erhält<br />
das Präsidium erweiterte<br />
Kompetenzen für operative<br />
Aufgaben, <strong>als</strong>o für die Abwicklung<br />
des Betriebs auf der Basis<br />
der von der Hauptversammlung<br />
gefassten Beschlüsse. <strong>Der</strong><br />
Verbandsrat wird von Aufgaben<br />
entlastet, die er ob des Umfangs<br />
bisher häufig nur <strong>als</strong><br />
Handlanger leisten konnte. Er<br />
wirkt künftig vorwiegend im<br />
strategischen Bereich, <strong>als</strong>o bei<br />
der Gestaltung der Vereinspolitik<br />
für die gebührende Berücksichtigung<br />
der Interessen der<br />
Sektionen. Die Konzentration<br />
auf diese Aufgabe macht ihn<br />
zum Entscheidungsgremium<br />
zwischen den Hauptversammlungen<br />
und in gewissem Maße<br />
zum Kontrollgremium. In diesem<br />
Sinne wurde im Verbandsrat<br />
die Zahl der Mitglieder aus<br />
dem Bundesverband verringert,<br />
die Regional-/Sektionenvertreter<br />
haben die deutliche<br />
Mehrheit.<br />
Günter Manstorfer, Vorsitzender<br />
der Sektion München des DAV,<br />
Mitglied in der Strukturkommission<br />
des DAV<br />
02/14 | 81. Jahrgang<br />
Internet: www.bergsteiger.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
BERGSTEIGER<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />
Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />
bergsteiger@bruckmann.de<br />
Chefredakteur Michael Ruhland<br />
Redaktion Thomas Ebert, Diana Gäntzle,<br />
Petra Gössl-Kubin, Dominik Prantl,<br />
Dagmar Steigenberger<br />
Assistenz Thomas Ebert<br />
Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />
Kartographie Christian Rolle<br />
Illustrationen Max Baitinger<br />
Aboservice/Leserservice<br />
BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />
82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />
Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />
Fax 01 80-5 32 16 20*<br />
(* 14 Cent pro Minute)<br />
leserservice@bergsteiger.de<br />
Anzeigenleitung<br />
Helmut Kramer, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270,<br />
helmut.kramer@verlagshaus.de<br />
Anzeigenverkauf<br />
Peter Schachtl (Bergsport),<br />
Tel. +49 (0) 80 64.90 59 75,<br />
medienservice@schachtl.de<br />
Tourismus-Marketing<br />
Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />
angelika.genat@verlagshaus.de<br />
Anzeigendisposition<br />
Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />
johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />
1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />
Repro ludwig:media, Zell am See<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.bruckmann.de<br />
Geschäftsführer Clemens Schüssler,<br />
Carsten Leininger<br />
Herstellungsleitung: Sandra Kho<br />
Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />
MZV, Unterschleißheim<br />
Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />
sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />
Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72<br />
(D) inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />
Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56<br />
inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten<br />
ISSN 1435–8905 • 1681<br />
Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />
monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />
und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />
an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im<br />
Fachhandel sowie direkt beim Verlag.<br />
© 2014 by Bruckmann Verlag GmbH<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />
erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />
zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />
Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />
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100%-Gesellschafterin der Bruckmann Verlag<br />
GmbH ist die GeraNova Bruckmann Verlagshaus<br />
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Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />
Michael Ruhland, Infanteriestraße<br />
11a, 80797 München.<br />
Verantwort lich für Anzeigen<br />
Helmut Kramer, Infanteriestraße<br />
11a, 80797 München<br />
104 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
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AUF TOUR<br />
Soweit die Füße tragen<br />
Wer einmal auf den Geschmack gekommen<br />
ist, den lässt das Thema nicht mehr<br />
los: weitwandern. In Teil 2 stellen wir Ihnen<br />
zwei Klassiker und einen Exoten vor.<br />
&<br />
WINTERFLUCHTEN<br />
Frühlingserwachen<br />
Wenn die Glückshormone das<br />
Blut in Wallung bringen und es die<br />
Menschen hinaus treibt in die Sonne,<br />
dann kann der Lenz nicht mehr weit<br />
sein. Wir stellen Ihnen vier Bergregionen<br />
vor, wo er sich erfahrungsgemäß<br />
am frühesten zeigt.<br />
REPORTAGE<br />
Durch den wilden Kaukasus<br />
<strong>Der</strong> Kazbeg ist ein sagenumwobener<br />
Fünftausender in Georgien, der den Griechen<br />
wie auch den frühen Christen <strong>als</strong><br />
heilig galt. Unser Autor war mit Ski oben.<br />
La Réunion im Indischen Ozean<br />
AUF TOUR Allgäu-Durchquerung auf dem Heilbronner <strong>Weg</strong><br />
ALPINISMUS Die Paten V: <strong>Bergsteiger</strong> und ihre Klettersteige<br />
SERVICE<br />
Wetterschutz<br />
am Berg<br />
<strong>Der</strong> nächste <strong>Bergsteiger</strong> ist vom 15. Februar an am Kiosk erhältlich.<br />
Softshelljacken gelten <strong>als</strong><br />
Tausendsassas: Sie schützen vor Regen<br />
und Wind, zugleich transportieren<br />
sie Feuchtigkeit vom Körper weg. <strong>Der</strong><br />
BERGSTEIGER hat untersucht, was<br />
wirklich dran ist an diesem Image.<br />
Schneehöhlen<br />
Oft etwas romantisch<br />
verklärt, ist der<br />
eigentliche Zweck der<br />
Schneehöhle ihr<br />
Wärmespeicher: Auch<br />
wenn draußen die Vögel vom Himmel<br />
fallen, hat es innen null Grad. Teil 2<br />
unserer Serie zur Isolation zeigt, wie<br />
man ein Schneebiwak einrichtet.<br />
Fotos: Franz Gattermayr, Corey Rich, Rab<br />
MITARBEITERIN DES MONATS<br />
↗<br />
AUFSTEIGER DES MONATS<br />
↘<br />
ABSTEIGER DES MONATS<br />
Schlemmen fürs<br />
Trentino-Special<br />
Als Autorin verstärkt Diana Gäntzle den<br />
BERGSTEIGER schon seit mehr <strong>als</strong> einem<br />
Jahr. Nun ist die ausgebildete Redakteurin,<br />
die früher bei der Nachrichtenagentur ddp<br />
respektive dapd tätig war, so richtig im<br />
Bergjournalismus angekommen.<br />
Sie betreut das BERGSTEIGER<br />
Special Trentino, das im April<br />
erscheint. Manchmal kann der<br />
Job recht anstrengend sein.<br />
Zum Beispiel wenn man für<br />
eine Geschichte über die »Rifugi<br />
del Gusto« an einem Wochenende<br />
zehn Schlemmerhütten besuchen und das<br />
jeweilige Angebot Trentiner Spezialitäten inspizieren<br />
und probieren muss. Wie gut, dass<br />
dazwischen auch Wanderungen lagen...<br />
Über weiten Gauen<br />
Seinen Traum wollte sich Johann Schmuck<br />
erfüllen: einmal auf einem 8000er stehen.<br />
Im September zog der Berufsmusiker los zum<br />
Cho Oyu – samt Posaune, auf der Schmuck<br />
eigentlich üben wollte. »Da oben bringst du<br />
keinen Ton raus«, frotzelten die Freunde, ähnliches<br />
prophezeiten auch die Sherpas vor Ort.<br />
<strong>Der</strong> Grassauer gab nicht auf, und so erklang<br />
am 02. Oktober auf dem 8201 Meter hohen<br />
Gipfel – die Bayernhymne. Begründung der<br />
TItelwahl: »Mei, ich bin halt ein Patriot.«<br />
Die Pistensperre<br />
»Tourengeher müssen auch teilen können«,<br />
forderten Mitte der Nuller-Jahre einige<br />
Tourismus-Chefs, <strong>als</strong> es um den Ausbau<br />
ihrer Skigebiete ging und die Skibergsteiger<br />
um ihre Hänge fürchteten. Daraus ist ein<br />
Bumerang geworden, der die Pistenmanager<br />
nun einholt: Skitourenboom auf den Pisten,<br />
Gerichtsverfahren in Garmisch, Tot<strong>als</strong>perre<br />
am Spitzing. Dass nicht bis zum ersten Unfall<br />
gewartet werden kann, leuchtet ein. Warum<br />
man sich nicht an gelungenen Lösungen<br />
(Tourengeher-Tunnel am Kolbensattel, Skitourenroute<br />
Brauneck etc.) orientiert, bleibt<br />
rätselhaft. Bleibt zu hoffen, dass Verbote die<br />
Ausnahme bleiben und zukünftig wieder im<br />
Dialog geplant<br />
wird. Geben und<br />
nehmen, leben<br />
und leben lassen.<br />
Fotos: privat, Johann Schmuck, Thomas Ebert<br />
106 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14
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