26.02.2014 Aufrufe

Bergsteiger Der Weg als Ziel (Vorschau)

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02<br />

Neue Serie!<br />

Winterfluchten<br />

Ski-Transalp: Die Haute Route im Blick<br />

D 5.90 €<br />

A 6.50 €<br />

CH 9.90 sFr<br />

I 7.50 €<br />

LU 6.50 €<br />

F 6.50 €<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

02 / Februar Juli 2014 2013<br />

<strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> <strong>als</strong> <strong>Ziel</strong><br />

IM<br />

TESTT<br />

Tourenstiefel &<br />

Splitboards<br />

PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Verwall • Silvretta • Totes Gebirge • Engadiner Alpen<br />

Die schönsten Fernwanderwege Teil 1<br />

• Grande Traversata delle Alpi<br />

• Laugavegur in Island<br />

• Alpe-Adria-Trail<br />

Skitouren-Special<br />

Närrische Skitouren<br />

in den Bayerischen Alpen<br />

Bayerisches Oberland<br />

Estergebirge<br />

Chiemgauer Alpen<br />

Allgäuer Alpen<br />

Alpbachtal<br />

Zu Gast bei Gewinnern<br />

HÜTTENZAUBER<br />

Schnee&Schmaus<br />

Magnet in den Radstädter<br />

Tauern: die Südwiener Hütte<br />

SERVICE<br />

Feder&Faser<br />

Frage der Füllung: Was für<br />

Kunstfaser oder Daune spricht<br />

Ausseerland<br />

Schätze im<br />

Salzkammergut<br />

PORTRÄT<br />

Berg&Blog<br />

Webreport: Wir stellen<br />

drei Berg-Blogger vor


EDITORIAL<br />

Ästhetik,<br />

Erlebnis und<br />

ein wenig<br />

Verrücktes<br />

Von dem großen britischen <strong>Bergsteiger</strong> George<br />

Mallory (1886-1924) ist ein Ausspruch überliefert,<br />

der ihn berühmt gemacht hat. Auf die Frage,<br />

warum er den Everest besteigen wolle, antwortete<br />

er lakonisch: »Because it is there.« Weil er da ist.<br />

<strong>Der</strong> schlichte Satz barg Revolutionäres, weil die Menschen seit dem Altertum Gebirge<br />

eher <strong>als</strong> gefährliches Verkehrshindernis betrachteten, denn <strong>als</strong> Einladung, Gipfel zu<br />

besteigen. Erst im Zeitalter der Aufklärung änderte sich die Wahrnehmung. Als einer<br />

der Ersten beschrieb der Schweizer Mediziner und Botaniker Albrecht von Haller<br />

1729 in seinem monumentalen Lehrgedicht »Die Alpen« eine Reise durchs Gebirge<br />

und pries diese <strong>als</strong> ästhetisches Erlebnis. Das entbehrungsreiche, aber tugendhafte<br />

Leben der Älpler glorifizierte er <strong>als</strong> Kontrast zu den verkommenen Sitten der Städter.<br />

Von Haller weckte Begeisterung bei Wissenschaftlern, Künstlern und Literaten.<br />

Auch wenn sich seither der Tourismus in den Alpen allmählich<br />

breit gemacht und manche Zerstörung nach sich<br />

gezogen hat: Wir dürfen Albrecht von Haller dankbar sein<br />

für die Erkenntnis, dass das Gebirge ein unerschöpfliches<br />

Reservoire an Eindrücken und Erlebnissen vorhält. Wer<br />

länger unterwegs ist, kann diese am besten aufsaugen. Wir<br />

stellen Ihnen in einer zweiteiligen Serie Weitwanderwege vor, die mit einer Garantie<br />

versehen sind: <strong>Der</strong> <strong>Bergsteiger</strong> wird bald in einen Rhythmus verfallen, der alles Belastende<br />

sehr weit weg erscheinen lässt. Letztlich kann sich der Weitwanderer durch<br />

sein Tun auch noch <strong>als</strong> Förderer der regionalen Wirtschaft verstehen. Auf der GTA<br />

entstand dank dem <strong>Weg</strong> neues Leben in einst verlassenen Bergdörfern (S. 26 – 31).<br />

Weil zwar auch das Planen für eine Fernwandertour Spaß macht, das Umsetzen aber<br />

noch dauern wird, haben wir unsere Titelstory zweigeteilt. Skitourenfans stellen wir<br />

in der Hochzeit der Narren ein paar ungewöhnliche Routen vor, getreu der Devise:<br />

Mühsal wird meist reich belohnt (S. 20 – 25). Das gilt im Übrigen auch für die Transalp,<br />

wie unser Autor Janek Schmidt erfahren durfte (S. 44 – 48). Falls Sie lieber die<br />

Wandersaison vorziehen wollen, dann raten wir Ihnen zu einer Reise nach Gran<br />

Canaria (S. 38 – 43). Eigentlich dürften jetzt keine Wünsche mehr offen sein.<br />

Skitourenkurs<br />

für Einsteiger<br />

in den Tuxer Alpen<br />

# <strong>Der</strong> Einstieg zum Aufstieg mit Tourenski<br />

# Lizumer Hütte in den Tuxer Alpen<br />

# Lawinenbeurteilung, Aufstiegstechniken<br />

und Tourenplanung<br />

# Für gute Pistenskifahrer mit sicherem<br />

Parallelschwung<br />

Frühmorgens <strong>als</strong> erster eine Spur in<br />

den frischen Schnee ziehen und aus<br />

eigener Kraft Spitzkehre für Spitzkehre<br />

den Gipfel mit Skier zu erreichen: Das<br />

macht die Faszination von Skitouren<br />

aus – und mit etwas Glück treffen<br />

Sie bei der Abfahrt auf knietiefen<br />

Pulverschnee …<br />

Wir bieten Einsteiger- und Aufbaukurse,<br />

einfache und anspruchsvolle<br />

Skitourenwochen im gesamten Alpenraum<br />

an. Oder besser: überall wo es<br />

„wahnsinnig schön“ ist.<br />

<br />

Skitourenkurs für Einsteiger<br />

in den Tuxer Alpen<br />

5 Tage ab € 555,–<br />

Details anfordern unter Telefon:<br />

089 / 23 50 06 - 0<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

WandernTrekkingBergtourenweltweit<br />

hauser-exkursionen.de


INHALT<br />

20<br />

Narrenfreiheit<br />

Wenn der Fasching in Bayern Einzug hält, kommt<br />

oft auch der große Schnee. Dann ist die Zeit für<br />

närrische Skitouren, die nicht ganz normal sind.<br />

TITELTHEMA<br />

20 Im Ausnahmezustand<br />

Die Skitouren-Klassiker im Bayerischen<br />

Oberland kennt jeder Bergfex. Zur Faschingssaison<br />

blicken wir einmal neben die Spur.<br />

26 Die Entschleuniger<br />

Die beste Nebenwikung beim Weitwandern:<br />

die Alltags-Ab-Kapsel. GTA, Laugavegur und<br />

Alpe-Adria sind <strong>Weg</strong>e zum Runterkommen.<br />

AKTUELL<br />

26<br />

Läuft nach Plan<br />

Die Saison der Weitwanderwege ist<br />

noch nicht gekommen. Wohl aber<br />

die Zeit, mit der Planung zu beginnen.<br />

12 Neues aus der Welt der Berge<br />

12 TAUZIEHEN Streit um Pistenskitouren wird<br />

vor Gericht fortgesetzt<br />

16 JOCHBERG Kraftwerks-Gegner marschieren<br />

von Kochel nach München<br />

26 MEDIEN Aktuelle Bücher, Apps und<br />

Webseiten zum Thema Berg<br />

REPORTAGE<br />

96 Ein Berber im Schnee<br />

Im Hohen Atlas in Nordafrika rüstet man<br />

sich für die Saison: In wenigen Wochen<br />

kommen die Skitourengeher nach Marokko.


44<br />

Ins Ungewisse<br />

Eine Transalp auf Ski ist auch<br />

geführt kein Kinderspiel.<br />

38<br />

Im milden Westen<br />

Gran Canaria liegt nicht um<br />

die Ecke, aber voll in der Sonne.<br />

TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

12 Touren für den Hochwinter<br />

Barmsee ............................................................................................ 51<br />

Almkogel ......................................................................................... 51<br />

Schatzberg ..................................................................................... 51<br />

Großer Galtenberg .............................................................. 53<br />

Warther Horn ........................................................................... 53<br />

Piz da Val Gronda ................................................................. 53<br />

Piz Tasna ......................................................................................... 55<br />

Mot Falein .......................................................................... 55<br />

Haute Route Oberland .................................................... 55<br />

H<strong>als</strong>erspitz .................................................................................... 57<br />

Wallgauer Eck .......................................................................... 57<br />

Westlicher Geierkopf ....................................................... 57<br />

80<br />

Schnallt euch an<br />

Das sollte passen:<br />

Die aktuellen<br />

Skitourenstiefel efel<br />

im großen<br />

BERGSTEIGER-ER-<br />

Test<br />

96<br />

Skisafari<br />

In Marokko<br />

bringt man<br />

seine Felle mit.<br />

Cover: Iris Kürschner, Grignemassiv; weitere Fotos: Christian Weiermann, Martin Falk, Axel Veeser, Uli Ertle, Klaus Kranebitter, Heinz Zak<br />

AUF TOUR<br />

32 Schatzkammern<br />

Das Salzkammergut war das Kleinod des<br />

österreichischen Kaisers. Auch heute noch<br />

birgt es wertvolle Schätze.<br />

38 Serie: Winterfluchten<br />

Auf Gran Canaria überwintern Wanderer<br />

im Warmen – ganz ohne Winterschlaf.<br />

Familien-TIPP<br />

44 Nächster Halt Haute Route<br />

Eine Skitour von Oberstdorf nach Südtirol ist<br />

kein Selbstläufer. Und Vorstufe für Höheres.<br />

60 Serie: Hüttenzauber<br />

Die Südwiener Hütte in den Tauern ist<br />

ein Magnet für Skitoureneinsteiger.<br />

Viele kommen aber auch, um gut zu essen.<br />

64 Serie: Geotop<br />

Eine Laune der Natur: Die Buckelwiesen<br />

bei Mittenwald sind so schön wie rätselhaft<br />

und im Winter ein ideales Ausflugsziel.<br />

Familien-TIPP<br />

102 Zu Gast bei Gewinnern<br />

Ausgezeichnet: Ein perfektes Bergwochenende<br />

im Alpbachtal südlich vom Inn.<br />

SERVICE<br />

74 Serie: Stille Helfer<br />

Daunenfeder oder Kunstfaser? Auf die Frage<br />

der Füllung gibt es keine klare Antwort.<br />

Wir zeigen die Vor- und Nachteile.<br />

78 Teilen macht Freude<br />

Nie mehr stapfen: Auf Splitboards erobern<br />

Snowboarder klassisches Skitourengelände.<br />

Autor Janek Schmidt erklärt den Trend.<br />

80 Harte Schale, weicher Kern<br />

Wenn er nicht passt, nützt der beste Ski<br />

nichts: Damit der Skitourenstiefel richtig<br />

sitzt, haben wir die neuen Modelle getestet.<br />

88 Serie: Hersteller im Profil<br />

Das Label Maloja boomt – zum Leidwesen<br />

von Firmengründer Peter Räuber. Denn jetzt<br />

bleibt ihm kaum mehr Zeit zum Boarden.<br />

PORTRÄT<br />

68 Gipfelglück 2.0<br />

Berge im Netz: Manche Online-Gipfelbücher<br />

haben Tausende von Lesern. Autor Frank<br />

Eberhard zeigt, wer hinter der Tastatur sitzt.<br />

94 Fotowettbewerb:<br />

Die große<br />

Auflösung<br />

Im <strong>Bergsteiger</strong> 12/13<br />

hatten wir zum Winter-<br />

Fotowettbewerb<br />

aufgerufen. Heinz Zak<br />

nahm die<br />

vielen Einsendungen<br />

unter die<br />

Lupe. Fazit:<br />

Die Gewinner<br />

können sich<br />

sehen lassen.<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

Bildstrecke 6<br />

TV-Programm 19<br />

Bergpredigt 49<br />

Härtetest 87<br />

Briefe/Impressum 104<br />

<strong>Vorschau</strong> 106<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 5


BERGBILDER<br />

Kurvenrausch<br />

Ein ganzes Jahr Schnee: Während weiter unten<br />

die deutschen Skirennläuferinnen ihr Sommertraining<br />

absolvieren, kurvt Roman Rohrmoser an<br />

einem klirrekalten Augustabend den Vulkan hinab.<br />

Termas de Chillan, Chile


Alle Fotos: Michael Neumann<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 7


8 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Schneetaumel<br />

Um dem losgetretenen »Sluff« zu entkommen,<br />

gibt Roman Rohrmoser an der »Wiley’s Wall« noch<br />

mal richtig Gas (li.). Zehn bis zwölf Ausnahmetage<br />

hat jeder Alpenwinter, an denen alles passt. <strong>Der</strong><br />

Innsbrucker Flo Orley verpasst keinen davon (re.).<br />

Alyeska, Alaska; Zell am Ziller, Tirol; Hochfügen, Tirol (v. li. nach re.)


Wer bei der Skitouren-Abfahrt vom Roßkopf<br />

einen Schlenker einbaut, hat diese Schlucht<br />

ganz für sich allein. Das muss man dem Freerider<br />

Sebastian Hannemann nicht zweimal sagen.<br />

Hochfügen, Tirol<br />

Schluchtenglück<br />

10 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Skifahren nonstop<br />

Fünf Jahre brauchte Michael Neumann,<br />

um seinen Traum vom endlosen Winter<br />

in die Tat umzusetzen und daraus<br />

einen fulminanten Bildband zu stricken.<br />

Getreu der Devise »irgendwo<br />

auf der Welt ist immer<br />

Winter«, reiste Neumann<br />

Monat für Monat dem<br />

Schnee hinterher. Vom<br />

Arlberg führte seine Reise<br />

über die Südalpen bis<br />

nach Colorado und Alaska, bevor es nach<br />

zwei weiteren Europa-Kapiteln in Chamonix<br />

und den Lyngen Alps auf die Südhalbkugel<br />

nach Argentinien und Chile ging. <strong>Der</strong> Kreis<br />

schließt sich über einen Umweg ins kanadische<br />

Whistler nach 365 Tagen im schönen<br />

Zillertal. Dort brütet Neumann derzeit über<br />

der Weltkarte und sucht neue <strong>Ziel</strong>e für eine<br />

zweite Auflage seines Buches, welches im<br />

Frühjahr 2015 erscheinen soll.<br />

Denn eines ist klar: Die Suche<br />

nach dem perfekten Schnee<br />

und die Sehnsucht nach dem<br />

»endless winter« endet nie.<br />

Michael Neumann »endless<br />

winter«, 232 S., 34,95 Euro,<br />

www.endless-winter.net<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 11


<strong>Bergsteiger</strong><br />

02/14 AKTUELL<br />

Zitat des Monats<br />

»Ich steige in keine<br />

Route ein, in der<br />

ich Glück zum Überleben<br />

brauche.<br />

Aber es kann sein,<br />

dass ich kein<br />

Pech haben darf.«<br />

David Lama (23), Kletterer und Alpinist<br />

Tourengehen auf Skipisten:<br />

Das Tauziehen geht weiter<br />

Die Zahl der Tourengeher wächst seit Jahren massiv. Gerade Einsteigern bieten<br />

präparierte Pisten ideale Bedingungen – zum Ärger vieler Liftbetreiber, die um die<br />

Sicherheit und Qualität ihrer Pisten fürchten. Immer wieder landen Fälle vor Gericht.<br />

Foto: Thomas Ebert, picture alliance (2)<br />

Pistenverbot am<br />

Spitzingsee<br />

In den Skigebieten Stümpfling und Taubenstein<br />

hat der Markt Schliersee Skipisten pauschal<br />

für Tourengeher gesperrt. <strong>Der</strong> zuständige<br />

DAV-Geschäftsbereichleiter Hanspeter Mair<br />

reichte Klage ein. Noch zu Jahresbeginn 2013<br />

hatte der DAV sich mit dem Verband Deutscher<br />

Seilbahnen (VDS) auf einen Kompromiss<br />

verständigt, wonach Tourengehern in den<br />

bayerischen Skigebieten tagsüber Aufstiegsrouten<br />

zur Verfügung stehen. Eine ausgewiesene<br />

Route gibt es auch noch am Spitzingsee,<br />

allerdings sei diese »optimierungsbedürftig«,<br />

kritisierte DAV-Sprecher Thomas Bucher. Er<br />

appellierte an die Liftbetreiber: »Wenn die<br />

ausgewiesenen Aufstiegswege gut sind, dann<br />

werden sie auch angenommen.« –dg–<br />

Die Karawane zieht vorbei: Tourengeher am Rande<br />

einer Skipiste nahe der Wurzeralm, Spital am Pyhrn<br />

Schwelender Konflikt: Eine Demo gab‘s<br />

schon im Februar 2012 in Garmisch.<br />

VGH räumt Tourengehern die Bahn frei<br />

Etappensieg für Skitourengeher im Streit um die Nutzung von Skipisten:<br />

Ende November 2013 entschied der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH),<br />

dass Tourengeher überall in Skigebieten aufsteigen dürfen – außer während der<br />

Präparierung der Pisten. Im konkreten Fall ging es um ein Verbot im Gebiet »Garmisch<br />

Classic«. Die Bayerische Zugspitzbahn hatte für Tourengeher das Gebiet bis<br />

auf eine Aufstiegsroute gesperrt. Sie berief sich dabei auf das Naturschutzgesetz.<br />

Das schmetterte der VGH nun ab. Dieses Urteil dürfte Modellcharakter haben.<br />

Immer öfter kommt es zu Konflikten, weil Tourengeher auch präparierte Pisten<br />

nutzen. Erst vor kurzem sperrte der Markt Schliersee in den Gebieten Stümpfling<br />

und Taubenstein die Pisten pauschal für Tourengeher (siehe Bericht links).<br />

<strong>Der</strong> DAV reagierte empört, kritisierte das Verbot <strong>als</strong> »rechtswidrig und kontraproduktiv«<br />

und forderte stattdessen »individuell abgestimmte Lösungen«.<br />

In Garmisch ist Robert Herz vom Verein Skitourensportler e.V. glücklich über das<br />

VGH-Urteil. Er hatte geklagt, weil von fünf alten Aufstiegsrouten nur noch eine<br />

erlaubt gewesen war. »Wir wollen da, wo alte Routen waren, auch weiterhin gehen<br />

können.« Herz hält es für hanebüchen, dass Tourengeher eine Gefahr darstellen.<br />

»Wir gehen im Schrittempo«, betont er. Dazu gebe es klare Regeln wie etwa das<br />

Aufsteigen am linken Pistenrand. Zugspitzbahn-Vorstand Peter Huber hingegen<br />

ist überzeugt: Durch das Urteil »wird das Risiko von Kollisionen zwischen abfahrenden<br />

Skifahrern und aufsteigenden Pistengehern definitiv steigen«.<br />

<strong>Der</strong> DAV hingegen verweist auf die Chance für die Skigebiete, eine zusätzliche<br />

<strong>Ziel</strong>gruppe zu erschließen. »Wir glauben, dass das Skitourengehen auf Pisten eine<br />

Riesenzukunft hat«, sagte DAV-Sprecher Thomas Bucher. Dies müssten die Skigebiete<br />

»positiv aufgreifen«. Das Skigebiet Ehrwald Wettersteinbahnen in der Tiroler<br />

Zugspitz-Arena wirbt bereits per Anzeigenkampagne um die Bergsportler. –dg–<br />

12 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Fünf Fragen an …<br />

Ursula Wolfgruber<br />

aus dem Team<br />

des ersten DAV-<br />

Expeditions-Kaders<br />

für Frauen<br />

die Exped-Expertin<br />

Du hast jetzt zwei Jahre Exped-Kader hinter dir. Hat sich an<br />

deiner Lebensplanung dadurch etwas verändert?<br />

Nein. Mein <strong>Ziel</strong> ist nach wie vor, Grundschullehrerin zu werden. Die<br />

Berge sind mir natürlich auch wichtig, und das Führen könnte für<br />

mich vielleicht einmal das zweite Standbein werden. Insgesamt sehe<br />

ich das Bergsteigen aber eher <strong>als</strong> Ausgleich zu meiner künftigen<br />

Arbeit <strong>als</strong> Lehrerin, bei der vor allem Einfühlungsvermögen gefragt<br />

ist. Beim Bergsteigen brauche ich dagegen einen starken Willen.<br />

Welches Exped-Erlebnis ist dir am deutlichsten in Erinnerung?<br />

Das markanteste Erlebnis war sicher die Expedition ins Satling Valley<br />

nach Indien. Mein Highlight dort war die Erstbesteigung des etwa<br />

5618 Meter hohen Ice Wave-Westgipfels (Anm. d. Red.: Noch gibt es<br />

keine exakte Vermessung des Gipfels). Das Gefühl, <strong>als</strong> erste<br />

Menschen überhaupt dort oben zu stehen, war natürlich saugut!<br />

Auch, weil wir vorher an einem anderen Berg gescheitert waren.<br />

Ihr habt die Expedition komplett selbst geplant und organisiert.<br />

Wie aufwändig war das?<br />

Gut ein Jahr vorher haben wir damit begonnen und uns erst mal ein<br />

<strong>Ziel</strong> ausgesucht, was in einer Gruppe von sechs Frauen mit<br />

unterschiedlichen Vorlieben und Schwerpunkten nicht ganz einfach<br />

war. Bei der Recherche hat uns sehr geholfen, dass schon mehrere<br />

Expeditionen im Satling waren und alles sehr ausführlich dokumentiert<br />

haben. Trotzdem habe ich in der Hochphase fast täglich Zeit<br />

damit verbracht, etwas für die Abschlussexpedition zu organisieren.<br />

Ich habe mich hauptsächlich um die Luftfracht gekümmert.<br />

Premiere <strong>als</strong> erster Frauen-Kader. Was war anders <strong>als</strong> in einer<br />

gemischten Gruppe?<br />

Die Gesprächsthemen, die Herangehensweise an ein Problem...<br />

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in gemischten Gruppen<br />

die Strukturen oft ganz natürlich vorhanden sind. Ob nun das eine<br />

oder das andere besser ist, kann ich aber nicht sagen.<br />

Dein nächstes <strong>Ziel</strong>?<br />

Das Staatsexamen! Und in den Bergen eine Erstbegehung im Fels.<br />

Ich würde mir unheimlich gern mal eine Linie suchen, sie einbohren<br />

und dann versuchen, die Route frei zu klettern.<br />

Interview: Dagmar Steigenberger<br />

Super einfach – extrem leistungsstark.<br />

Das ist das ARVA NEO. Das Neo liegt<br />

angenehm in der Hand und ist super einfach zu bedienen.<br />

60m<br />

Suchstreifenbreite !<br />

Das Neo ist das erste LSV, welches so leistungsstark ist.<br />

ISOTECH Technologie verhilft dem NEO zu (fast)<br />

gleich starker Leistung auf der x- und<br />

der y- Antenne. Eine dadurch schnellere<br />

Sign<strong>als</strong>uche bedeutet kürzere Bergezeiten<br />

und bessere Überlebenschancen<br />

für Verschüttetete.


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 02/14 AKTUELL<br />

Berg-Splitter<br />

Foto: Globetrotter<br />

Erstbegehung am Lagazuoi<br />

Simon Gietl glückte zusammen mit Patrick<br />

Seiwald eine weitere Erstbegehung in den<br />

Dolomiten. Die beiden erreichten den<br />

Nordgipfel des Lagazuoi (2762 m) über eine<br />

320 Meter lange Route mit Schlüsselstellen im<br />

neunten Grad und gaben ihr den mystischen<br />

Namen »Das Orakel«.<br />

–dst–<br />

Transpatagonica<br />

Holger Buchmann, Karsten Hübener, Folkert<br />

Lenz und Georg Schmitz vom DAV Bremen<br />

wollen das Nördliche Patagonische Inlandeis<br />

auf einer 110 Kilometer langen Strecke<br />

überqueren. Mit Hilfe von Ski, Lastschlitten und<br />

Raftbooten soll so eine neue Route von den<br />

Anden zum Pazifi k erschlossen werden. Seit<br />

Anfang Dezember sind sie unterwegs, bis Mitte<br />

Januar wollen sie es geschafft haben. –dst–<br />

20. Salzburger Bergfilmfestival<br />

9000 Gäste besuchten im Dezember das<br />

»alpine Familientreffen«. Highlights waren die<br />

Aufführung eines Stummfi lms von Arnold Fanck,<br />

begleitet von den Salzburger Philharmonikern,<br />

und der Everest-Film von Norman G. Dyhrenfurth<br />

aus dem Jahr 1963. Auch die Vorträge von<br />

Herbert Raffalt, Albert Precht und Karl Gabl<br />

waren ausverkauft. Das 21. Bergfi lmfest fi ndet<br />

im Spätherbst 2014 statt.<br />

–te–<br />

Will geübt sein: Einsatz von Intubation<br />

und Defibrillator bei -10° Celsius<br />

Training in der Kältekammer<br />

Mit dem Bergwacht-Zentrum Bad Tölz besitzt<br />

die Bergwacht Bayern seit 2008 ein Ausbildungszentrum,<br />

in dem sogar Hubschrauberbergungen<br />

simuliert werden. Die medizinische<br />

Versorgung in Eiseskälte trainierten die<br />

Bergretter nun in der Kältekammer des<br />

Globetrotter-Kaufhauses in München. –te–<br />

Improvisiert: Wer seinen<br />

Löffel vergisst, muss<br />

mit dem Firnanker essen.<br />

Allein im Eis<br />

INES PAPERT GELINGT ERSTBESTEIGUNG DES »LIKHU CHULI I« IN NEPAL<br />

Erstens kommt es anders und zweitens <strong>als</strong> man denkt: Eigentlich planten Ines<br />

Papert und Thomas Senf, eine neue Linie durch die Nordwand des Tengkangpoche<br />

zu legen. Mangels Eis in der Route und zu vielen Séracs über der Wand keine<br />

gute Idee. Dafür stellte sich ein zuvor erspähter Gipfel im Nebental auf Nachfrage<br />

beim örtlichen Lodgebetreiber <strong>als</strong> der noch unbestiegene Likhu Chuli I (6719 m)<br />

heraus. »Wir hatten sonst gar keine Informationen vom Berg«, sagte Papert.<br />

Die 1800 Meter hohe Nordwand auf den Gipfel zwischen Khumbu und Rowaling<br />

war »nicht extrem schwer«, das bis zu 70 Grad steile Mixedgelände begingen<br />

die beiden im Alpinstil und mit leichtem Gepäck. Etwa 150 Höhenmeter unter<br />

dem Gipfel blieb Senf im letzten Lager, um Erfrierungen zu vermeiden. »Normal<br />

löse ich eine Seilschaft nicht auf, aber Thomas wollte es so, und das Gelände<br />

war gutmütig.« So stand Papert am 14. November allein auf dem Gipfel. Ihre erste<br />

Erstbesteigung war »ein Erlebnis, dass ich gerne geteilt hätte. Saukalt war‘s!«<br />

Ganz verleidet hat ihr die Kälte das Höhenbergsteigen aber nicht: »Ich muss jetzt<br />

nicht sofort wieder losreiten, aber die Schmerzen vergisst man ja sehr schnell.« –te–<br />

Kreditkarte <strong>als</strong> AV-Ausweis?<br />

HÜTTENWIRTE LEIDEN UNTER »NO-SHOWS«<br />

Das Problem kennt wohl jeder Hüttenwirt: Die<br />

Wettervorhersage passt, die Hütte ist ausgebucht.<br />

Am Wochenende dann ein Wetterumschwung, und<br />

das Haus bleibt so gut wie leer. Abgesagt hat natürlich<br />

kaum einer. Markus Jankowitsch, Hüttenwirt<br />

der Freiburger Hütte, reicht es jetzt: »Im August hatten<br />

wir in vier Tagen 86 No-Shows«, <strong>als</strong>o Gäste, die reservieren, aber ohne Absage<br />

fernbleiben. Auf den Personal- und Verpflegungskosten bleibt Jankowitsch dann<br />

sitzen: Rund 10 000 Euro waren es im vergangenen Sommer.<br />

»Diese Probleme allein auf den Wirt abzuwälzen, ist nicht in Ordnung«, sagt auch<br />

Andrea Bichler, Leiterin des Hüttenmarketings beim DAV. Gemäß der Stornoempfehlung<br />

des Alpenvereins, die seit 2012 gilt, kann ein Wirt bei einer Absage<br />

ab fünf Tagen vor der eigentlichen Ankunft zehn Euro pro Person und Nacht<br />

einfordern. Jankowitsch hat diese Frist sogar auf drei Tage herabgesetzt. Trotzdem<br />

zählte er bei 6800 Übernachtungen knapp 400 No-Shows, von denen bis heute<br />

niemand gezahlt hat. Im Januar wird sich Jankowitsch mit der Sektionsführung<br />

zusammensetzen. Eine Umstellung auf Vorauszahlung? »<strong>Weg</strong>en der Büroarbeit<br />

ein Ding der Unmöglichkeit!« Er liebäugelt eher mit dem Prinzip der Monte-Rosa-<br />

Hütte, wo ohne Kreditkartennummer keine Reservierung möglich ist. Denn für<br />

ihn steht fest: »Die Erziehung geht nur über den Klingelbeutel.« Christian Geist<br />

Foto: Thomas Senf / visualimpact<br />

14 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


In die Kältekammer<br />

MORO UND GÖTTLER ZUM NANGA PARBAT<br />

Winterspezialist Simone Moro hat es wieder ganz<br />

genau genommen: Am 21. Dezember, dem kalendarischen<br />

Winteranfang, brach er mit dem Starnberger<br />

David Göttler zum Nanga Parbat auf. Ihr <strong>Ziel</strong>: Die<br />

erste Winterbegehung des 8125 Meter hohen Berges.<br />

<strong>Der</strong> Italiener Moro, der bereits drei 8000er im Winter<br />

erstbestieg, kam im Januar 2012 am Nanga Parbat bis<br />

auf 6600 Meter. Geplant ist der Aufstieg über die Rup<strong>als</strong>eite.<br />

<strong>Der</strong> Nanga Parbat und der K2 sind die letzten<br />

im Winter noch unbestiegenen Achttausender. Moro<br />

und Göttler waren noch nie gemeinsam auf Expedition,<br />

kennen sich aber von vielen Unternehmungen.<br />

Neue Seilschaft:<br />

Simone Moro (oben)<br />

und David Göttler<br />

Vom kommenden Heft an wird David Göttler regelmäßig im BERGSTEIGER in<br />

einer Kolumne über seine Extremerfahrungen berichten.<br />

–te–<br />

Fotos: Chiara Dendena, Daniel Bartsch<br />

Berg-Fundstück<br />

BLAS DIR DOCH<br />

EINEN SCHUH AUF!<br />

Die aufblasbaren Schneeschuhe<br />

der bulgarischen<br />

Firma Small Foot passen in<br />

jeden Rucksack und werden<br />

inklusive Steigeisen und<br />

Mini-Luftpumpe geliefert.<br />

Bestellbar für 118,30 € bei www.sportler.com;<br />

mehr Infos unter www.smallfoot.eu<br />

+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />

+++ Obwohl von vielen<br />

Outdoormarken erst für<br />

2020 versprochen, hat Nikwax<br />

jetzt schon gemeinsam mit dem<br />

britischen Hersteller Páramo eine Imprägniertechnik<br />

namens Nikwax Analogy<br />

System entwickelt, die ohne perfl uorierte<br />

und polyfl uorierte Chemikalien (PFC)<br />

funktioniert. Auch die deutsche Firma<br />

Jack Wolfskin bringt zum Winter 2014/15<br />

eine Kollektion, die nahezu zur Hälfte<br />

ohne den Einsatz von PFC auskommt.<br />

PFC wurden bisher dazu eingesetzt, die<br />

Bekleidung wasser-, öl-, und schmutzabweisend<br />

zu machen. Jedoch können<br />

sie laut einer Studie von Greenpeace<br />

Umwelt- und Gesundheitsschäden verursachen.<br />

+++<br />

+++ Vipec 12, die neue Tourenbindung<br />

von Fritschi Diamir, ist ab Januar<br />

2014 im Handel erhältlich. <strong>Der</strong> Schweizer<br />

Hersteller hat die Dornbindung, wie sie<br />

zuerst Dynafi t verwendete, weiterentwickelt<br />

und um eine Frontalauslösung<br />

ergänzt, was das<br />

Verletzungsrisiko bei Stürzen<br />

minimiert. +++<br />

+++ Für die Wintersaison präsentiert<br />

sich die Ortovox-Website mit neuem<br />

Gesicht. Neben diversen Verbesserungen<br />

wurde auch eine neue Microsite, die<br />

»Faserwelt« entwickelt. Besucher können<br />

sich fortan ausgiebig über die Ortovox-<br />

Schafe und ihre Wolle informieren. +++<br />

+++ Die deutschen Berg- und<br />

Skiführer werden ab sofort von den<br />

Unternehmen Völkl und Marker ausgestattet.<br />

Ab dem 01. Januar erhalten die<br />

etwa 500 staatlich geprüften Führer Ski,<br />

Bindungen, Helme und Brillen der beiden<br />

bayerischen Hersteller. +++<br />

STEFAN MOSER<br />

climbing Couloir<br />

Cortina d’Ampezzo<br />

Carbonstöcke sind leichter, steifer und korrosionsbeständiger <strong>als</strong> herkömmliche<br />

Aluminiumstöcke. Deshalb sind heute bereits mehr <strong>als</strong> die Hälfte unserer Stöcke<br />

aus Carbon. Finden Sie das für Sie optimale Modell auf:<br />

http://www.komperdell.com/en/poles/touring/carbon/index.php


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 02/14 AKTUELL<br />

Am »Schmied-von-Kochel-Denkmal«<br />

endete der Protestmarsch.<br />

GASTBeitrag<br />

Foto: privat<br />

Stefan König (54) ist Autor zahlreicher<br />

Bergkrimis Xxxxxxx ist und stellvertretende Mit-Organisator Geschäftsführerin<br />

der Internationalen von Kochel nach Alpenschutz-<br />

München.<br />

des Protestmarschekonvention<br />

CIPRA<br />

»Nein zum Mammutbau<br />

am Münchner Hausberg«<br />

Ein Pumpspeicherwerk am Jochberg wäre<br />

für Landschaft, Natur und die Bevölkerung<br />

des Umlandes eine Katastrophe. Zum Glück<br />

hat sich der Widerstand formiert und breit<br />

aufgestellt. Neben dem Aktionsbündnis<br />

»nochBERG« (Kochel) gibt es in Lenggries die<br />

»Bammer-Petition« und in der Jachenau die<br />

Initiative »KEIN PumpSpeicherWahnsinn«. Damit<br />

haben die Bürger aller umliegenden Gemeinden<br />

die Möglichkeit, sich über das Projekt zu<br />

informieren und den Gegnern anzuschließen.<br />

Wir »nochBergler« organisieren unsere Aktionen<br />

gemäß dem Motto des bekannten Tiroler<br />

Naturschützers Hans Haid – »mit Mut, Witz und<br />

Widerstand in den Alpen«. Unser Hauptanliegen<br />

ist es, mehr und mehr Menschen von der<br />

Unsinnigkeit dieses Projektes zu überzeugen,<br />

klar zu machen, dass bei einem Pumpspeicherkraftwerk<br />

auf dem Jochberg von Innovation,<br />

Nachhaltigkeit und Naturverträglichkeit nicht<br />

die Rede sein kann. Mit außergewöhnlichen<br />

Aktionen und Veranstaltungen wollen wir dafür<br />

sorgen, dass immer mehr Menschen ihre<br />

Stimme gegen einen solchen Mammutbau<br />

erheben – Anwohner, Menschen aus dem<br />

Umland, aber auch die Unzähligen, denen der<br />

Jochberg ein geliebter »Münchner Hausberg«<br />

ist. Wir nehmen Ministerpräsident Seehofer<br />

beim Wort: Dieses Speicherwerk werde nicht<br />

über die Köpfe der Leute hinweg entschieden.<br />

Es ist an der Zeit, dass viele und immer<br />

mehr ein klares »Nein!« sagen. Denn zwei<br />

Seen sind genug!<br />

Weitere Infos unter www.nochberg.de<br />

Foto: Thomas Ebert<br />

Protest unter dem Schmied<br />

GEGNER DES GEPLANTEN JOCHBERG-KRAFTWERKS DEMONSTRIERTEN<br />

Mit einem Marsch von Kochel nach München haben etwa 60 Teilnehmer gegen<br />

das geplante Pumpspeicherkraftwerk am Jochberg protestiert. Am 11. Dezember<br />

hatten die drei großen Gegeninitiativen »Kein PumpSpeicherWahnsinn«,<br />

»Bammer-Petition« und »nochBERG« zu der Aktion aufgerufen. Organisator Stefan<br />

König zeigte sich vom Marsch, der unterwegs von Medien und Politik begleitet<br />

wurde, hocherfreut: »Das Thema wurde stark aufgenommen. Die drei Bündnisse<br />

arbeiten jetzt noch viel intensiver zusammen«. Oberstes <strong>Ziel</strong> sei weiterhin, den<br />

Bau eines Speichersees auf dem Jochberg zu verhindern. Dass die Energieallianz<br />

Bayern (EAB) die Planungen kürzlich auf Eis gelegt hatte, verstand nochBERG-<br />

Sprecher Friedl Krönauer <strong>als</strong> »ein Warten auf bessere politische Rahmenbedin gungen«.<br />

Offiziell rechnet die EAB mit einem Baubeginn im Jahr 2018. Ein nötiges<br />

Raumordnungsverfahren will die EAB unter Beteiligung der Bürger 2014 einreichen.<br />

<strong>Der</strong>en Zustimmung bezweifelte die Kochler Bürgerin Rosi Marksteiner<br />

am Rande des Marsches stark: »Mittlerweile haben fast alle gemerkt, dass das<br />

Kraftwerk absoluter Wahnsinn ist.« Die zweitägige Wanderung über 70 Kilometer<br />

begann und endete jeweils an den Denkmälern des »Schmied von Kochel«, der bei<br />

der Sendlinger Bauernschlacht von 1705 <strong>als</strong> letzter Bauer gefallen sein soll. –te–<br />

Gegen den Wandel<br />

ALPENVEREIN STELLT KLIMAREFERENTEN EIN<br />

Maximilian Witting besetzt seit 1. Januar die neu geschaffene<br />

Stelle des Klimareferenten im Ressort Natur und<br />

Umwelt des Deutschen Alpenvereins. Ressortleiter Jörg<br />

Ruckriegel bestätigte, dass das Bayerische Umweltministerium<br />

das zunächst auf drei Jahre beschränkte Projekt fördere. <strong>Der</strong> Geograph soll die<br />

wachsenden Aufgaben des Vereins zum Thema Klimawandel bündeln und<br />

koordinieren, etwa die weitere Förderung öffentlicher Verkehrsmittel auf dem<br />

<strong>Weg</strong> zur Bergtour, die Verankerung ökologischer Inhalte im Ausbildungsprogramm<br />

der Sektionen und Bildung eines breiten öffentlichen Bewusstseins.<br />

»Viele Mitglieder und Sektionen fordern diesen <strong>Weg</strong> offen ein, bisher waren wir<br />

aber personell begrenzt“, sagte Ruckriegel. Vor allem das Ausbildungsprogramm<br />

und die Fortbildungsinhalte werden nun auf klimafreundlich getrimmt. –te–<br />

Foto: www.ehs.unu.edu<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

Kaum Alternativen zu PFC<br />

WIRBEL UM GREENPEACE-STUDIE ZU OUTDOORJACKEN<br />

Foto: Marcus Meyer/Greenpeace<br />

PFC bauen sich nicht ab und können<br />

Mensch und Umwelt schädigen.<br />

Mitte Dezember hatte Greenpeace die PR-Abteilungen<br />

der Outdoor-Industrie heißlaufen lassen. Für ihren Bericht<br />

»Chemie für Gipfelstürmer« untersuchten die Umweltschützer<br />

erneut Outdoor-Bekleidung, darunter 15 Outdoor-Jacken, auf<br />

perfluorierte Chemikalien (PFC). Ergebnis: In 16 von 17 Produkten<br />

fanden sich PFC-Stoffe. Insgesamt nahm der PFC-Anteil im<br />

Vergleich zum Vorjahr aber ab.<br />

Salewa kündigte an, die getestete Jacke nochm<strong>als</strong> unabhängig<br />

prüfen zu lassen. Das Unternehmen W. L. Gore, das seit langem<br />

Alternativen zu PFC sucht, befürchtete in einer Stellungnahme,<br />

ein vollständiges Verbot von fluorhaltigen Chemikalien könne<br />

die Produkte schneller verschleißen lassen. Dabei sei »die effektivste<br />

Art, die Auswirkung von Outdoor-Kleidung auf die Umwelt<br />

zu verringern, ist die Verlängerung ihrer Lebensdauer.«<br />

Die Greenpeace-Studie behauptete zudem, PFC würden die<br />

Raumluft in Sportartikelgeschäften erheblich belasten.<br />

<strong>Der</strong> Bundesverband der<br />

Deutschen Sportartikel-<br />

Industrie (BSI) forderte<br />

stärkere politische Anreize<br />

zur Erforschung<br />

von PFC-Alternativen,<br />

gab aber auch zu, wegen<br />

langer Produktionszyklen<br />

noch länger an die Fluorchemie<br />

gebunden zu<br />

sein. PFC werden vor allem<br />

verwendet, um Bekleidung<br />

wasserabweisend zu<br />

machen.<br />

–te–<br />

MADE IN ITALY<br />

Umwelt-Ticker<br />

+++ Die Höllentalangerhütte ist abgerissen, die Petition läuft weiter:<br />

Unter www.openpetition.de kämpft Anna Huber nun gegen andere<br />

Neubauten, u.a. an der Weißkugelhütte +++<br />

<strong>Der</strong> Grasleitensteig zur Lenggrieser Hütte<br />

wurde im Oktober zur »Forstautobahn«<br />

umgebaut. Mountain Wilderness Deutschland<br />

will sich ab 2014 verstärkt für den<br />

Erhalt von Bergpfaden einsetzen +++<br />

Zum »Bock des Jahres 2013« kürte Mountain Wilderness außerdem<br />

den »Alpspitzkick«, eine Seilrutsche oberhalb von Nesselwang. +++<br />

Für Kletterer wird es auf Mallorca teuer: Nachdem bereits das<br />

Deep Water Soloing verboten wurde, sind für viele Klettergebiete auf der<br />

Insel nun Eintrittsgelder bis zu zehn Euro fällig, berichtete klettern.de<br />

+++ Zahlendreher: <strong>Der</strong> weltweit wichtigste Bericht zum Klimawandel,<br />

der IPCC-Report, kündigte 2007 das Abschmelzen der Himalaya-<br />

Gletscher für 2035 an. Erst 2010 wurde der Fehler auf Drängen des<br />

Innsbrucker Glaziologen Georg Kaser korrigiert: Gemeint war 2350. +++<br />

Einen solchen 4-Schnaller<br />

habt ihr noch nie gesehen....<br />

Spectre und Sparkle sind eine Neuinterpretation des 4-schnalligen<br />

Skitourenschuhes: Kraft, Kontrolle und Ausdauer eines<br />

klassischen Skischuhes, vereint mit Beweglichkeit, Kompaktheit<br />

und Leichtigkeit eines Skitourenschuhes. Noch nie gesehen, der<br />

nächste Evolutionsschritt.<br />

Become a La Sportiva fan<br />

#LaSportiva<br />

www.lasportiva.com


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 AKTUELL<br />

02/14 AKTUELL<br />

Medien<br />

BergBücher …<br />

Clemens M. Hutter<br />

ȆBER DEN GIPFELN. ALPEN AUS<br />

DER VOGELPERSPEKTIVE«<br />

176 Seiten, 100 großformatige<br />

Panorama-Ansichten mit<br />

Kennzeichnung markanter Gipfel, 29,7 x 24 cm, Hardcover mit Schutzumschlag,<br />

Verlag Anton Pustet, Salzburg 2013, 34 €<br />

Die Alpen galten den Menschen lange Zeit <strong>als</strong> Hort von<br />

bösen Geistern und Ungeheuern. Wer sonst braut Unwetter zusammen,<br />

lässt Lawinen, Muren und Felsstürze zu Tale donnern<br />

und die Flüsse über die Ufer treten? Trotz aller Unbilden wagten<br />

sich Mutige auch schon in der Vorzeit ins Gebirge, angelockt von<br />

Schätzen wie Salz und Silber. Clemens M. Hutter versteht es auf<br />

kurzweilige Weise, dem Leser die Faszination des Gebirges nahe<br />

zu bringen, das erst seit der Zeit der Aufklärung zum <strong>Ziel</strong> von<br />

Alpinisten und Touristen wurde. »Über den Gipfeln« präsentiert<br />

nicht nur eine Fülle von aus der Luft aufgenommenen Alpenansichten<br />

mit den wichtigsten Gipfeln der jeweiligen Region. Es<br />

ist angereichert mit lehrreichen Kapitel, die zum Beispiel über<br />

Geologie, Gletscher und Gipfelkreuze aufklären. –mr–<br />

Peter und Benno Keill,<br />

Markus Stadler<br />

ȆBERSCHREITUNGEN<br />

IN PULVER UND FIRN«<br />

144 Seiten, 16,5 x 23,5 cm,<br />

Klappenbroschur, Bruckmann Verlag,<br />

München 2013, 19,95 €<br />

Als »Prinzendisziplin«<br />

verstehen die Autoren jene<br />

Eintages-Skitouren, bei denen<br />

der Gipfel überschritten wird<br />

–Königen bleiben die »Hautes<br />

Routes« vorbehalten. Aber<br />

auch die Vorstufe enthält große<br />

und kleine Traumtouren,<br />

die der Tourenführer mit allen<br />

nötigen Infos und guten Routenskizzen<br />

ausweist. Wer nur<br />

die Hälfte davon geht, ist ein<br />

reicher Skibergsteiger. –te–<br />

Simone Moro<br />

»IN EISESKÄLTE«<br />

256 Seiten, davon 32 Seiten<br />

Farbbildteil, gebunden<br />

mit Schutzumschlag,<br />

Malik Verlag, München 2013,<br />

19,99 €<br />

Nicht die Gipfel sind es,<br />

was Simone Moro sucht, sondern<br />

die Abenteuer. Das ist<br />

der Grund, warum der Extrembergsteiger<br />

aus dem italienischen<br />

Bergamo ausgerechnet<br />

zu den härtesten Bedingungen<br />

im Winter Expeditionen zu<br />

den höchsten Bergen der Welt<br />

unternimmt. Seine Berichte<br />

über diese eiskalten Abenteuer<br />

sind nun erstm<strong>als</strong> auf<br />

Deutsch erschienen. –dst–<br />

BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />

Foto: Posing Productions<br />

»ALPEN GUIDE SKITOUREN«<br />

Wofür? Mobiler Skitourenführer mit professionell<br />

erstellten Tourentipps aus der Buchserie<br />

»ErlebnisBergsteigen« des Bruckmann Verlags<br />

Wie? Entsprechend der Buchreihe regional geordnete,<br />

genaue Beschreibungen und Routenskizzen<br />

Wieviel? Kostenlos für iOS und Android,<br />

Tourenpakete je 7,99 EUR<br />

Warum? Damit der Lawinenlagebericht auch<br />

bei der Smartphone-Fraktion ankommt. –te–<br />

»THE LAST GREAT CLIMB«<br />

Mit 2931 Metern zwar nicht besonders<br />

hoch, gilt er dennoch <strong>als</strong> einer der entlegensten<br />

und schwierigsten Gipfel: der Ulvetanna<br />

in der Antarktis. Im Januar 2013<br />

haben Leo Houlding und sein Team den<br />

Gipfel erreicht. Die Mannschaft verbrachte<br />

sowohl Weihnachten <strong>als</strong> auch Silvester<br />

im Base Camp, bevor sie letztlich zu ihrer<br />

zehntägigen Klettertour auf brach. –sz–<br />

Von: Alastair Lee / Posing Productions<br />

Mit: Leo Houlding, Jason Pickles,<br />

Sean Stanley Leary u.a.<br />

Aus: Großbritannien; auf DVD in Englisch erhältlich<br />

hermannhuber.de<br />

Die Geschichten, die Hermann Huber zu<br />

erzählen hat, sind so viele, dass sie den<br />

Rahmen eines Buches sprengen würden.<br />

Da sind jene über seine Expeditionen<br />

nach Südamerika, Nordost-Grönland und<br />

in den Pamir. Oder jene, <strong>als</strong> er mit<br />

Ausrüstungspionieren im Rahmen seiner<br />

Arbeit beim DAV-Sicherheitskreis und<br />

<strong>als</strong> langjähriger Geschäftsführer der Firma<br />

Salewa unterwegs war. All diese kurzen<br />

Erzählungen hat der 83-Jährige nun auf<br />

einer Homepage veröffentlicht – zusammen<br />

mit Fotos, die ein halbes Jahrhundert<br />

<strong>Bergsteiger</strong>-Geschichte illustrieren. –dst–<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


TV-Programm Januar / Februar 2014<br />

18.1. | 12.15 | N 3<br />

Weltreisen<br />

Abenteuer Eismeer<br />

Dauer: 30 Min.<br />

19.1. | 16.30 | MDR<br />

Weltreisen<br />

Die Andamanen –<br />

unentdecktes Paradies<br />

Dauer: 30 Min.<br />

19.1. | 20.15 | HR<br />

Entdeckungen in der Rhön<br />

Dauer: 90 Min.<br />

19.1. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

20.1. | 13.50 | Servus TV<br />

Art Wolfe – Reisen<br />

an die Grenzen der Erde<br />

Patagonien: Torres del Paine<br />

Dauer: 27 Min.<br />

20.1. | 20.15 | alpha<br />

Reisewege<br />

Wintertraum Norwegen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

21.1. | 15.00 | WDR<br />

Planet Wissen:<br />

Abenteuer Naturfilm<br />

Dauer: 60 Min.<br />

21.1. | 19.30 | Arte<br />

Australiens Nationalparks<br />

Die australischen Alpen<br />

Dauer: 43 Min.<br />

24.1. | 15.15 | HR<br />

<strong>Der</strong> Arlberg<br />

Dauer: 45 Min.<br />

25.1. | 12.45 | N 3<br />

Reisewege<br />

Im Land der Dreitausender<br />

Dauer: 45 Min.<br />

25.1. | 13.30 | ZDF Info<br />

Auf dem Dach Europas<br />

Im Bann der Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.1. | 16.30 | ORF 2<br />

Erlebnis Österreich<br />

Naturpark Dobratsch<br />

Dauer: 25 Min.<br />

27.1. | 14.00 | 3sat<br />

Hinter den 7 Bergen<br />

Das Lesachtal<br />

Dauer: 45 Min.<br />

27.1. | 15.30 | 3sat<br />

Arlberg – <strong>Der</strong> weiße Rausch<br />

Geschichten aus Österreich<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J27.1. | 16.35 | 3sat<br />

Reinhold Messner<br />

Grenzgänger<br />

zwischen Berg und Eis<br />

Dauer: 45 Min.<br />

AH<br />

31.1. | 14.05 | 3sat<br />

Im Bann der Berge<br />

Dokumentationsreihe<br />

Dauer: 45 Min.<br />

31.1. | 21.15 | Servus TV<br />

Retroalpin<br />

<strong>Der</strong> Berg war stärker<br />

Dauer: 63 Min.<br />

2.2. | 10.15 | MDR<br />

Schladminger Bergwelten<br />

Von Gipfeln und Gemsen<br />

Dauer: 43 Min.<br />

2.2. | 16.15 | BR<br />

Fernweh<br />

Reisereportage: Provence<br />

Dauer: 30 Min.<br />

2.2. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

3.2. | 11.30 | N 3<br />

Im Bann der Drachenberge<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

4.2. | 18.50 | HR<br />

service: reisen<br />

Südafrika – das Land am Kap<br />

Dauer: 25 Min.<br />

8.2. | 19.30 | 3sat<br />

Myanmars Reise<br />

in die Zukunft<br />

Reportage<br />

Dauer: 30 Min.<br />

9.2. | 21.45 | Phoenix<br />

Wer die Kälte liebt...<br />

Winterreise durch Schweden<br />

Dauer: 45 Min.<br />

11.2. | 13.45 | 3sat<br />

Im Schatten des Himalaya<br />

Chinas weiter Westen<br />

Reportage<br />

Dauer: 30 Min.<br />

J11.2. | 14.30 | HR<br />

La Réunion<br />

Naturwunder<br />

im Indischen Ozean<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

11.2. | 18.50 | HR<br />

service: reisen<br />

Gardasee<br />

Dauer: 25 Min.<br />

12.2. | 13.50 | Servus TV<br />

Art Wolfe – Reisen<br />

an die Grenzen der Erde<br />

Neuseeland<br />

Dauer: 27 Min.<br />

J22.1. | 15.15 | N 3 AH<br />

Wandern in Patagonien<br />

Dauer: 45 Min.<br />

23.1. | 21.00 | N 3<br />

Länder – Menschen –<br />

Abenteuer<br />

Grönland – Reich der<br />

Gletscher und Eisberge<br />

Dauer: 45 Min.<br />

24.1. | 6.45 | Phoenix<br />

Magische Orte<br />

Island – Im Bann<br />

der Naturgewalten<br />

Dauer: 45 Min.<br />

28.1. | 17.00 | BR<br />

Auf höchstem Niveau<br />

Lebensretter am Berg<br />

Dauer: 30 Min.<br />

29.1. | 13.20 | 3sat<br />

Himalaya –<br />

Reich des Windpferds<br />

Ladakh<br />

Dauer: 45 Min.<br />

29.1. | 13.50 | Servus TV<br />

Art Wolfe – Reisen<br />

an die Grenzen der Erde<br />

<strong>Der</strong> Südwesten der USA:<br />

Zion und Canyon de Chelly<br />

Dauer: 27 Min.<br />

29.1. | 15.00 | WDR<br />

Planet Wissen:<br />

Leben retten in den Bergen<br />

Dauer: 60 Min.<br />

J5.2. | 17.45 | 3sat<br />

Auf dem Dach Europas<br />

Gletscherglück<br />

und Gipfelstürmer<br />

Dauer: 45 Min.<br />

6.2. | 14.30 | HR<br />

<strong>Der</strong> Große Himalaya-Trail AH<br />

Reportage<br />

Dauer: 45 Min.<br />

7.2. | 11.50 | Servus TV<br />

Auf legendären Routen<br />

Von Vancouver<br />

nach Anchorage<br />

Dauer: 60 Min.<br />

7.2. | 17.00 | BR<br />

Leben am Abgrund<br />

Die Bergretter<br />

vom Dachstein<br />

Dauer: 30 Min.<br />

13.2. | 13.50 | Servus TV<br />

Art Wolfe – Reisen<br />

an die Grenzen der Erde<br />

Wildes Asien:<br />

Nepal und Indien<br />

Dauer: 28 Min.<br />

13.2. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Kreta – Berge im Meer<br />

Dauer: 54 Min.<br />

14.2. | 17.45 | 3sat<br />

Fahrt ins Risiko<br />

Highway im Himalaya<br />

Dauer: 45 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 19


TITELTHEMA<br />

Im Ausnahme<br />

Viertel aller Deutschen<br />

sind Faschingsmuffel«,<br />

hat eine Umfrage<br />

herausgefunden.<br />

»Drei<br />

Spontan würde man der<br />

nicht gerade steilen These zu allen vier Jahreszeiten<br />

zustimmen – bis in der fünften<br />

dann zuverlässig die Narren das bayerische<br />

Oberland übernehmen.<br />

Ähnlich repräsentativ könnte eine Umfrage<br />

unter Skitourengehern ausfallen. »Drei<br />

Viertel aller Skitourengeher bevorzugen<br />

einsame Touren«. Das würde man unterschreiben,<br />

bis man sich an Pürschling, Herzogstand<br />

und Hirschberg in die Schlangen<br />

einreiht. Die Faschingshochburg Südbayern<br />

ist eben auch ein klassisches Tourenrevier<br />

– ein gewisser Karl Otto unternahm 1890<br />

am Heimgarten die erste alpine Skitour.<br />

In beiden Fällen, so scheint es, wird die<br />

Brauchtumspflege ein wenig vernachlässigt.<br />

Einst trieben die Maschkera böse Geister<br />

aus dem Ort, heute treiben sie Geister in<br />

den Körper hinein, besonders Kirschgeister<br />

und Artverwandte. Und mit dem Erkundungstrieb<br />

eines Karl Otto ist es bei vielen<br />

Skitouristen nicht mehr weit her, wenn<br />

inzwischen schon Pisten für Tourengeher<br />

gesperrt werden müssen.<br />

Für alle Muffel gibt es eine simple Lösung:<br />

Wenn beim großen Festzug die Hauptstraße<br />

gesperrt ist, muss man Umwege in Kauf nehmen.<br />

Es widerspricht der Norm, sich durch<br />

Flachstücke zu schieben, in Latschengürteln<br />

zu wühlen, die Ski auch mal abzuschnallen.<br />

Aber nur so erreicht man die einsamen, oft<br />

lohnenden Hänge: mit ein bisschen Narrenfreiheit.<br />

Die darf man sich im Februar ruhig<br />

nehmen. Sei es nur, weil dann am meisten<br />

Schnee liegt.<br />

Thomas Ebert<br />

Foto: Siegfried Garnweidner


TOUR<br />

2 Risserkogel (1826 m)<br />

▶ schwierig 4 Std.<br />

1140 Hm 1140 Hm<br />

Auf Routensuche am Risserkogel<br />

Neben der Spur<br />

Frau Holle zeigt sich in bester Laune. Über<br />

Nacht hat sie der Bergwelt ein makellos<br />

weißes Hermelinkleid geschneidert. Ein<br />

Tag, an dem man genau überlegt, wo man<br />

seine Spuren pflügt. <strong>Der</strong> Risserkogel am Tegernsee<br />

ist zwar kein Paradeziel, dank der<br />

berühmten Nachbarn sicher nicht überlaufen.<br />

Genau richtig, meinen wir, ein Abenteuer<br />

abseits der Klassiker (und Massen).<br />

Werner ist nicht zu bremsen. Mit eingeschaltetem<br />

Navi spurt er voraus und späht<br />

auf den kleinen Bildschirm. Hoffentlich<br />

blickt er nicht nur auf sein Gerät, sondern<br />

auch ins Gelände, denn gleich kommt die<br />

Schlüsselstelle am Grubereck, die wir aus<br />

dem Sommer kennen. Hier war mal eine<br />

Drahtseilsicherung angebracht, die aber<br />

längst fehlt. Braucht es auch nicht, denn<br />

der Bergpfad ist breit genug und von jedem<br />

trittsicheren Wanderer locker zu schaffen.<br />

Jetzt sieht das allerdings ganz anders aus.<br />

<strong>Der</strong> Schnee hängt dick angeweht an der<br />

Felsenwand, und über dem Steig hat sich<br />

eine meterdicke Schneeflanke gebildet, die<br />

bis zu den Röthensteiner Seen gleichmäßig<br />

und gigantisch steil abfällt.<br />

Heute ist Werners Tag. Er zieht durch und<br />

legt die erste Spur in die Steilflanke. Alles<br />

hält. Einzeln und wie auf rohen Eiern balancieren<br />

wir über die Engstelle und sehen nicht<br />

nur einmal Luft unter dem Ski. Nur nicht abrutschen<br />

in diesem steilen Gelände! Endlich<br />

weitet sich der Grat zum Rücken und führt<br />

in beruhigender Breite zum Gipfel.<br />

Schräge Skitour: In der<br />

Schlüsselstelle am Grat<br />

ist Stürzen verboten.<br />

Dort wird nicht viel geredet, nur laut gedacht.<br />

Wie kommen wir wieder herunter?<br />

Welche Folgen hat ein Sturz in der Steilflanke?<br />

Und was kostet eigentlich so eine<br />

Hubschrauberrettung? Immerhin heißen<br />

wir nicht Hinterstoißer und der Risserkogel<br />

nicht Eiger-Nordwand. Wir müssen nicht<br />

den gleichen <strong>Weg</strong> hinunter, denn mir fällt<br />

ein, dass ein alter Sommerweg vom Gipfel<br />

nach Süden führt. Dass der <strong>Weg</strong> in meiner<br />

Erinnerung enorm steil abfällt, wird unter<br />

Abenteuer verbucht.<br />

Erst einmal staubt der Pulver. Im üppigen<br />

Schnee lassen sich die Ski erstaunlich gut<br />

beherrschen. Die Hänge werden freier, unser<br />

Gemüt auch, und schließlich erreichen<br />

wir die ehemalige Rißalm. Wir sind fast<br />

am <strong>Ziel</strong>, denn hier dreht die Route nach<br />

rechts ab und führt uns durch sicheren<br />

Charakter: Landschaftlich tolle<br />

Hochwinter-Skitour. Auch im Frühjahr<br />

lohnend, apert aber schnell aus.<br />

Ausrüstung: LVS-Ausrüstung,<br />

GPS-Gerät für die Abfahrtsvariante<br />

Talort: Kreuth (772 m)<br />

Ausgangspunkt: Wildbad Kreuth,<br />

Parkplatz Schwaigeralm (793 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung<br />

ab Bahnhof Tegernsee<br />

Beste Jahreszeit: Hochwinter bei<br />

reichlicher Schneelage<br />

Karte: Kompass Wander- und<br />

Radtourenkarte 1: 50 000, Blatt 8<br />

Einkehr: Schwaigeralm<br />

Aufstieg: Man folgt der Straße zur<br />

Schwaigeralm. Am Abzweig des Sommerwegs<br />

biegt man links in den Wald<br />

ab und steigt steil durch Wald und<br />

über freie Hänge hinauf zur Ableitenalm.<br />

Weiter zum Gratrücken zwischen<br />

Risserkogel und Grubereck, wo die<br />

Schlüsselstelle liegt. Bei optimalen<br />

Verhältnissen lässt sich der zackige<br />

Gipfelgrat begehen, ersatzweise<br />

geht man nach links zum Grubereck.<br />

Abfahrt: Wie Aufstieg. Variante:<br />

Über den steilen Südrücken bis kurz<br />

vor die verfallene Rißalm abfahren.<br />

Dort rechts abdrehen und auf der<br />

rechten Seite eines breiten Grabens<br />

hinab, bis der Sommerweg erreicht<br />

wird. Mit Fellen, steile Hänge querend,<br />

durch einen Graben zur Ableitenalm.<br />

Wald… nicht zur Ableitenalm, sondern in<br />

eine grimmige Lawinenrinne, die weder ich<br />

noch das GPS auf dem Zettel hatten. Uns<br />

bleibt nur der Biss in den skitouristischen<br />

Senfkrapfen: mühsames Tiefschnee-Gegenanstieg-Gewühle.<br />

Oben stehen wir am Rand<br />

einer weiteren Rinne. Die fällt nicht ganz so<br />

wild ab, wir erkennen sogar alte Abfahrtsspuren.<br />

Das muss es doch jetzt sein?<br />

Wir wählen die Vorsichtsvariante, genug<br />

Harakiri für heute. »Folge nie einer Spur,<br />

die du nicht selbst f<strong>als</strong>ch angelegt hast«,<br />

sagt der Volksmund, und tatsächlich lotst<br />

uns das GPS zur erlösenden Ableitenalm,<br />

noch bevor die Nacht anbricht. Dass es zum<br />

Schluss ein bisserl mehr Abenteuer war, <strong>als</strong><br />

geplant – geschenkt! Siegfried Garnweidner<br />

Die Variante nach Süden<br />

ist oben genial, unten<br />

aber schwer zu finden.<br />

Foto: Siegfried Garnweidner (2), Christian Weiermann (3)<br />

22 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Zur Schneeschmelze<br />

verwandeln sich Rinnsale<br />

in wahre Sturzbäche.<br />

Wer die Aussicht vom<br />

Brauneck schon kennt,<br />

genießt sie trotz Wolken.<br />

Unterwegs auf der Haute Route Oberland<br />

Schnapsidee<br />

Auf solche Ideen kommt man nicht alle Tage.<br />

Die Schmankerl-Skitouren vor den Toren<br />

Münchens aneinandergereiht zu einer Oberland-Überquerung,<br />

gar einer »Haute Route<br />

Oberland«? Nach ein paar Bier gewann die<br />

Idee an Charme, und irgendwann hatten<br />

wir sie uns derart schön getrunken, dass wir<br />

mit der Landkarte in der Hand zur Planung<br />

schwankten: Zwischen Brannenburg und<br />

Garmisch-Partenkirchen liegen die stark<br />

frequentierten Sehnsuchtsberge der Münchner<br />

– Wendelstein, Wallberg, Hirschberg,<br />

Brauneck und Herzogstand. Unsere <strong>Ziel</strong>e<br />

lagen haarscharf neben dem Skizirkus: die<br />

Weidbergalm mit ihrer sanften Kuppe südlich<br />

des Hirschbergs, der abgelegene Kessel<br />

der Rauhalm unter dem Seekarkreuz oder<br />

der schon ein bisserl hochalpine Kamm zur<br />

Benediktenwand und schließlich die freien<br />

Hänge des Simetsberg! Über die würden wir<br />

den Gipfeln rund um die Krottenkopfhütte<br />

und unserem finalen <strong>Ziel</strong> entgegen tanzen.<br />

In den Tälern würden wir alte Freunde wiedertreffen,<br />

ach wie schön!<br />

Als wir nach drei mühseligen Tagen den<br />

Walchensee erreichen, hilft auch das<br />

Schöntrinken im dortigen Gasthof nicht<br />

mehr. Wir fluchen über den Bruchharsch<br />

im Wald, wettern gegen die elendslangen<br />

Schiebestrecken und ärgern uns über die<br />

dicken Schneeflocken, die uns der Wind in<br />

Massen ins Gesicht trieb. Zuvor waren wir<br />

am Wendelstein von Schneerest zu Schneerest<br />

gehüpft und hatten bei der steilen Abfahrt<br />

vom Wallberg blankes Eis ertragen.<br />

Zwei von uns geben auf. <strong>Der</strong> Rest wühlt sich<br />

nach einer Verschnaufpause von mehreren<br />

Wochen und endlich auch bei Sonnenschein<br />

durch die Schneemassen auf den Simetsberg<br />

und zur Krottenkopfhütte. Dort resümieren<br />

wir bei selbst gebranntem Schnaps die Tour:<br />

Welch nette Menschen wir auf unserer Haute<br />

Route Oberland getroffen hatten! Und<br />

der Hang unter der Benediktenwand war,<br />

abgesehen von den schlechten Schneeverhältnissen,<br />

gar nicht so übel! Während dieser<br />

hochprozentig seligen Stunden auf dem<br />

sonnenbeschienenen Blechdach der Hütte<br />

erkennen wir endlich die Schönheit dieser<br />

Tour. Es ist halt alles eine Sache der richtigen<br />

Perspektive. Dagmar Steigenberger<br />

Auf der Taubensteinhütte<br />

bekommt die Planung<br />

den letzten Schliff.<br />

TOUR<br />

8 Haute Route Oberland<br />

▶ mittel 5 Tage<br />

7240 Hm 5610 Hm<br />

Charakter: Mehrtägige Tour, die viel<br />

begangene Skitourenziele in den<br />

bayerischen Hausbergen miteinander<br />

verknüpft; schwierigste und längste<br />

Etappe vom Brauneck über Benediktenwand<br />

bis Walchensee; teils Lifte<br />

<strong>als</strong> Aufstiegshilfen, Transfers in den<br />

Tälern nötig (per Anhalter, öffentliche<br />

Busse oder nette Bekannte)<br />

Ausgangspunkt: Wendelstein-<br />

Bergstation (1730 m)<br />

Hütten/Einkehr: Taubensteinhaus<br />

(1567 m); Wallberg-Panoramarestaurant<br />

(1620 m), Lenggrieser Hütte<br />

(1338 m); Brauneck Panoramarestaurant<br />

(1500 m); Brauneckhaus<br />

(1555 m); Gasthöfe in den Tälern<br />

Route: Wendelstein-Bergstation –<br />

Geitau (790 m) – Taubensteinhaus<br />

(1567 m) – Spitzing (1084 m) –<br />

Bodenschneid (1668 m) – Sutten<br />

(950 m) – Wallberg (1722 m) –<br />

Scharling (760 m) – Weidbergalm/<br />

Silberkopf (1540 m) – Schwarzentenn<br />

(1045 m) – Seekarkreuz (1601 m)<br />

– Lenggries (679 m) – Brauneck<br />

(1555 m, per Bahn) – Rotohrsattel<br />

(1660 m) – Tutzinger Hütte (1325 m)<br />

– Glaswandscharte (1335 m) –<br />

Staffelalm (1321 m) – Jocheralm<br />

(1381 m) – Walchensee (814 m) –<br />

Simetsberg (1840 m) – Kesselköpfe<br />

(1450 m) – Krottenkopfhütte<br />

(1946 m) – Garmisch-<br />

Partenkirchen (708 m)<br />

Tourenkarte 9<br />

Heftmitte<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 23


Eisorgel: Im frostigen<br />

Geierkar sorgt die Steigung<br />

für warme Beine.<br />

Himmelspforte: <strong>Der</strong> <strong>Weg</strong><br />

zum Gipfel führt nur<br />

durch dieses Felsentor.<br />

Durchs Felsentor im Geierkar<br />

Schräge Vögel<br />

»Als Geier hätten wir gehen können!«. Die<br />

Idee kommt uns erst, <strong>als</strong> die Ski schon<br />

wieder im Kofferraum liegen. Die Verkleidungsfrage<br />

war bis zum letzten Schwung<br />

offen geblieben, wir hatten uns einfach<br />

nicht entscheiden können. Das Geierkar im<br />

Februar ist eben keine ganz normale Tour…<br />

Je weiter man zum Ammersattel hinauffährt,<br />

desto dicker sind die Fichten vom<br />

Schnee eingepackt. Eine ganze Schneemann-Armee<br />

hat sich am Straßenrand entlang<br />

aufgereiht. Bis wir unseren Parkplatz<br />

freigeschaufelt haben, könnten wir uns<br />

dazugesellen und <strong>als</strong> Schneemann gehen.<br />

Tourenziel ist der Westliche Geierkopf in<br />

den Ammergauer Alpen. Gute tausend Höhenmeter<br />

steigt man durch ein nordseitiges<br />

Kar auf, jetzt im Hochwinter sind wir hier<br />

allein unterwegs. Die Ideen für die passende<br />

Kostümierung liefert die Tour selbst:<br />

Gleich unten bei der Durchquerung des<br />

dichten Waldsaums wären Fichtenzweige<br />

und Rindenstücke die Komponenten für<br />

eine Maske <strong>als</strong> Waldschrat. Da keine Spuren<br />

vorhanden sind, muss man ein wenig<br />

suchen, um den Einstieg ins richtige Kar zu<br />

finden.<br />

Weiter oben dann dreht die Meinung auf<br />

»Eiszapfen«. Davon hängen nicht nur genug<br />

an den Felsstufen, unter denen es<br />

durch geht, sondern das würde auch zu Nasenspitzen,<br />

Fingern und Zehen passen. Im<br />

Winter scheint nämlich kein Sonnenstrahl<br />

in diesen Eiskeller. Abwechslungsreich geht<br />

es weiter, denn am oberen Ende des Kars<br />

wartet ein Felsentor. <strong>Der</strong> Durchstieg durch<br />

dieses Steilstück ist bei dem harten Schnee<br />

nicht einfach, so dass sich die Frage stellt,<br />

ob man <strong>als</strong> Fußball verkleidet leichter durch<br />

das Tor käme.<br />

Wenn diese Hürde genommen und der kurze<br />

Felsgrat zum Gipfel absolviert ist, dann<br />

bleibt bei der Aussicht <strong>als</strong> einzig wahre Verkleidung<br />

das Geierkostüm. Fürs nächste<br />

Mal wissen wir das jetzt! Andrea Strauß<br />

TOUR<br />

6 Westlicher Geierkopf<br />

(2143 m)<br />

▶ schwierig 4 Std.<br />

1040 Hm 1040 Hm<br />

Charakter: Schneesichere, knackige<br />

Tour in den Ammergauer Alpen.<br />

Selten begangen.<br />

Anforderungen: Steile, nordseitige<br />

Tour für sichere Tourengeher. Bei<br />

sicheren Lawinenverhältnissen auch<br />

schon im Hochwinter möglich.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz bei der<br />

Ammerwald Alm an der Straße Linderhof–Plansee<br />

(ca. 1100 m)<br />

Route: Ammerwaldalm – Geierkar –<br />

Felsentor – Westgrat des Westlichen<br />

Geierkopfs – Westlicher Geierkopf<br />

(2143 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz über die<br />

Straße und durch dichten Wald bis<br />

zu einer Schneise. LInkshaltend zur<br />

Wald-grenze und hinein ins düstere,<br />

steile Geierkar. Hier nun gerade<br />

hinauf, direkt auf die Scharte zwischen<br />

beiden Gipfeln zu und je nach<br />

Schneelage durch oder über das<br />

Felsentor. Skidepot in der Scharte,<br />

über den Westgrat (manchmal<br />

heikel) zum Gipfel.<br />

Abfahrt: Wie Aufstieg.<br />

In den bayerischen<br />

Alpen ist genug Platz für<br />

Touren neben der Spur.<br />

Tourenkarte 12<br />

Heftmitte<br />

Foto: Siegfried Garnweidner, Andrea Strauß (2)<br />

24 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


TOUREN<br />

Närrische Touren zwischen Allgäu und Chiemgau<br />

Abseits der Massen finden nicht nur Hasardeure ihr Glück. Viele Hänge fallen auf der Suche nach<br />

der perfekten Abfahrt aus dem Raster, obwohl sie sich durchaus auch für Einsteiger eignen.<br />

CHIEMGAUER ALPEN (AUT)<br />

1 Schnappen (1546 m)<br />

▶ einfach 2½ Std.<br />

870 Hm 870 Hm<br />

Exposition: Westen und Süden<br />

Charakter: Ohne größere Schwierigkeiten.<br />

Bei kaltem Wetter und hoher<br />

Schneelage fi ndet am Schnappen<br />

jeder seine Freude: <strong>Der</strong> Anfänger<br />

zum Üben und der alte Hase zum<br />

Schwelgen.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Wiesen im<br />

Kohlental (680 m)<br />

Aufstieg: Vom Wiesenhof auf einem<br />

Fahrweg im Wald, später auf freien<br />

Hängen in geringer Steigung zur<br />

Wiesenalm hinauf. Von ihr mit fl achen<br />

Etappen zur Stubenalm und nach<br />

dem Weidezaun links abbiegen.<br />

Dabei die Straße verlassen und in<br />

freiem Wiesenhang nach Nordosten<br />

hinauf. Anschließend in einem<br />

Bogen nach links, über einen Graben,<br />

durch ein Weidegatter und nach<br />

Norden zur Unteren Schnappenalm.<br />

Von der Alm nach Norden zum<br />

höchsten Punkt hinauf.<br />

Abfahrt: Im Wesentlichen entlang<br />

der Aufstiegsroute, wobei die<br />

freien Almhänge zahlreiche Varianten<br />

zulassen.<br />

BAYERISCHE VORALPEN (D)<br />

3 H<strong>als</strong>erspitz (1862 m)<br />

▶ mittel 3¼ Std.<br />

1050 Hm 1050 Hm<br />

Exposition: Süden<br />

Charakter: Sehr selten durchgeführte<br />

Skitour auf einen einsamen, großartigen<br />

Aussichtsberg. Meist Spurarbeit<br />

notwendig. <strong>Weg</strong>en Lawinen gefahr<br />

sollte die Abfahrt bis 10 Uhr begonnen<br />

werden.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Parkplatz am<br />

Eingang ins Ampelsbachtal (963 m)<br />

Aufstieg: Etwa eine Stunde lang<br />

durch das Ampelsbachtal und bei der<br />

Verzweigung hinter der Bachbrücke<br />

links halten. 100 m weiter vorne nach<br />

rechts in den Wald hinein, weiter<br />

oben über freies Gelände, wieder in<br />

den Wald hinein, an einer Jagdhütte<br />

vorbei und zur Schönleitenalm.<br />

Nach Osten nur gering ansteigend<br />

einen Lawinenhang queren und<br />

bei der Beschilderung links abbiegen,<br />

um dem Verlauf des Sommerwegs<br />

bis zum Blaubergkamm hinauf<br />

zu folgen. Auf der Grathöhe rechts<br />

abdrehen und – auf Wechten<br />

achtend – zum Gipfel.<br />

Abfahrt:<br />

Wie Aufstieg.<br />

Tourenkarte 10<br />

Heftmitte<br />

BAYERISCHE VORALPEN (D)<br />

4 Schürfenkopf und<br />

Rechelkopf (1328 m)<br />

▶ einfach 2¾ Std.<br />

929 Hm 929 Hm<br />

Exposition: Süden<br />

Charakter: Kurze sonnseitige Tour,<br />

für die man satt Neuschnee braucht.<br />

<strong>Der</strong> unbedeutende, aber schöne<br />

Schürfenkopf über die Sonntraten ist<br />

<strong>als</strong> Skitourenziel fast nur Einheimischen<br />

bekannt. Neben dem kurzen<br />

Bergsprint lohnt sich die Tour aber<br />

auch für Einsteiger, die ihre Technik<br />

optimieren wollen.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Gaißach-<br />

Grundnern (693 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz in Grundnern<br />

auf dem Sonntratensteig hinauf.<br />

Bei sehr hoher Schneelage den<br />

Treppenstufen des Wanderweges ausweichen<br />

(soweit es der Stacheldraht<br />

zulässt). Auch das steile Stück durch<br />

dichten Wald, kurz unter dem Schürfenkopf<br />

lässt sich bei entsprechender<br />

Geländekenntnis links umgehen,<br />

bis nach etwa einer Stunde die Gipfel -<br />

hochfl äche erreicht ist. Von dort<br />

kann man auf den Rechelkopf weitergehen,<br />

wenn man nach dem kurzen<br />

Aufstieg noch etwas »Auslauf«<br />

braucht.<br />

Abfahrt: im Wesentlichen entlang der<br />

Aufstiegsroute. Bei der Abfahrt vom<br />

Schürfenkopf lohnt es sich, sich etwas<br />

östlich der Aufstiegsroute an den<br />

freien Sonnenhängen zu orientieren;<br />

dort lässt es sich schöner schwingen.<br />

Unten aber rechtzeitig nach rechts<br />

orientieren!<br />

ESTERGEBIRGE (D)<br />

5 Wallgauer Eck (1769 m)<br />

▶ einfach 5½ Std.<br />

1125 Hm 1500 Hm<br />

Exposition: Südosten<br />

Charakter: Lange, aber – bis auf den<br />

Gipfelhang – einfache Skiwanderung.<br />

Hohe Schneelage ist erforderlich.<br />

Die Tour wird sehr selten durchgeführt<br />

und ist deshalb meist nicht<br />

gespurt.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Wallgau,<br />

Haus des Gastes (866 m)<br />

Aufstieg: Auf dem Fahrweg gegen<br />

Südosten Richtung Wallgauer Alm.<br />

Bei der Abzweigung dem Sommerweg<br />

folgen, bis wieder eine Straße<br />

erreicht wird. Dort links bis zur<br />

Wildbadermoos-Diensthütte.<br />

Hier dem Fahrweg nach rechts zur<br />

Wallgauer Alm folgen. Von ihr zu<br />

einem Marterl hinauf und gering<br />

abwärts, dann gegen Nordwesten<br />

zum steilen Gipfelaufschwung.<br />

Über ihn die letzten 80 Höhenmeter<br />

zum höchsten Punkt.<br />

Abfahrt: Wie Aufstieg. Oder bei<br />

der Wallgauer Alm auf dem<br />

Sommerweg bleibend,<br />

später auf einem<br />

Fahrweg bis zu den<br />

Tourenkarte 11<br />

Heftmitte<br />

drei Grabeln hinab. Dort links bis<br />

zum Finzbach hinaus. Zuletzt eben<br />

bis Wallgau zurück.<br />

ALLGÄUER ALPEN (D)<br />

7 Südlicher Schartenkopf<br />

(1977 m)<br />

▶ schwierig 3½ Std.<br />

1120 Hm 1120 Hm<br />

Exposition: Nordosten und Osten<br />

Charakter: Sehr steile Skitour, die<br />

eine besonders stabile Schneelage<br />

und starke Kondition verlangt.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Faistenoy,<br />

T<strong>als</strong>tation der Fellhornbahn (904 m)<br />

Aufstieg: Vom Ausgangspunkt nach<br />

Süden bis Birgsau. Dort rechts<br />

abbiegen, über die Stillach und dem<br />

Sommerweg folgen. Diesen entweder<br />

nach rechts in eine Steilrinne verlassen<br />

und zum Griesgrund aufsteigen.<br />

Oder dem Sommerweg bis 1400<br />

Meter folgen und gegen Westen über<br />

ostseitige Hänge in eine immer steiler<br />

werdende Rinne hinein. Mühsam<br />

durch sie bis zur Scharte zwischen<br />

Griesgrundgkopf und Schartenkopf<br />

hinauf (evtl. Ski tragen).<br />

In der Scharte nach rechts und den<br />

steilen, freien Hang westlich des<br />

Gipfels queren. Hinter einem Schrofenhang<br />

rechts abbiegen und sehr<br />

steil zum höchsten Punkt hinauf.<br />

Abfahrt: Wie Aufstieg. Alternativ in<br />

die weiten Hänge unter dem Griesgundkopf<br />

einfahren und nach Norden<br />

hinab in das Warmatsgundtal. Auf<br />

dem Skiweg zur Mittelstation der<br />

Fellhornbahn und auf der Piste zum<br />

Ausgangspunkt zurück.<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 25


TITELTHEMA<br />

Die<br />

Weitwanderwege in Europa: Teil 1<br />

Entschleuniger<br />

Wundermittel Weitwandern: Es gibt wohl keine bessere<br />

Art, so spektakulär zur Ruhe zu kommen. Schon die Vorbereitung<br />

ist ein Genuss. Jetzt ist die ideale Zeit, um sich<br />

neue <strong>Ziel</strong>e zu suchen. In dieser und der nächsten Ausgabe<br />

stellen wir je drei Denkanstöße vor. Von Michael Vogeley<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Weit und breit: Das Plateau der 13 Seen im<br />

Valle di Susa hat man meist für sich allein.<br />

Auch dank der GTA können Bauern und<br />

Hirten im entsiedelten Piemont bleiben.<br />

te Fluss Italiens. Und nicht umsonst bedeutet<br />

der Name Piemont »Am Fuße der Berge«.<br />

Im Anblick dieser unvergleichlichen Kulissen<br />

und immer mit Blick in die Weite der<br />

Po-Ebene schlängelt sich die GTA auf einer<br />

aussichtsreichen Zwischenebene, wie ein<br />

Balkon zwischen Hoch- und Tiefland.<br />

Fotos: Iris Kürschner, Martin Falk<br />

Grande Traversata delle Alpi<br />

1000 Kilometer durch den italienischen Alpenbogen<br />

Die GTA – was für ein Trail! Die Grande<br />

Traversata delle Alpi, deren Bedeutung sich<br />

auch des Italienischen Unkundige ausmalen<br />

können und die niemand beim vollen<br />

Namen in den Mund nimmt, schmiegt<br />

sich wie eine weichgekochte Spaghetti in<br />

den italienischen Westalpenbogen. Eine<br />

sehr lange Spaghetti: Vor den gewaltigen<br />

Gebirgskulissen an der Schweizer Grenze<br />

durch die westlichen italienischen Alpen<br />

bis nach Ligurien misst die GTA über 1000<br />

Kilometer – etwa 55 bis 60 Tagesetappen<br />

müssen dafür schon investiert werden.<br />

Üblicher ist es daher, den <strong>Weg</strong> in mehrere<br />

Etappen aufzuteilen. Eine beliebte Variante<br />

ist das Trennen in einen Nord- und Südteil.<br />

Die erste Hälfte beginnt dabei mit einem<br />

wahren Panorama-Feuerwerk, denn im<br />

Norden grenzt das Piemont an die Schweizer<br />

Kantone Wallis und Tessin, im Westen<br />

an Frankreich mit den Départements Rhône-Alpes<br />

und Provence-Alpes-Côte d’Azur.<br />

Die Kulminationspunkte dieser Regionen<br />

sind weit über ihre Grenzen bekannt: Im<br />

Piemont thront mit 4618 Metern der berühmte<br />

Monte Rosa, obwohl auch hier die<br />

Hälfte zum Schweizer Wallis gehört. Ein<br />

rein italienischer Viertausender ist der Gran<br />

Paradiso (4061 m) im gleichnamigen Nationalpark,<br />

der ebenfalls in den Blick gerät.<br />

Aber selbst nachdem man den spektakulären<br />

Nordteil hinter sich gelassen hat, geizt<br />

die GTA nicht mit Panorama-Reizen. Im<br />

Mittelteil des <strong>Weg</strong>s schwingt sich die Pyramide<br />

des Monviso immerhin noch auf<br />

3841 Meter. Die Römer nannten ihn »König<br />

aus Stein« und dachten, er sei das Dach der<br />

Welt. Unter ihm entspringt der Po, der größ-<br />

Keine richtigen Alpen?<br />

Von berühmten Bergen bis zum Flachland<br />

fällt das Gebirge in nur wenigen Kilometern<br />

ab. Die Nähe zur Ebene ist der Nährboden<br />

für ein weitverbreitetes Vorurteil: »Da unten<br />

gibt es ja gar keine richtigen Alpen.«<br />

Aber: <strong>Der</strong> Hauptkamm, in dessen Nähe<br />

sich der <strong>Weg</strong> windet, überschreitet auch im<br />

tiefen Süden bei weitem die Dreitausendergrenze.<br />

Trotzdem ist die GTA keine alpine Hochtour,<br />

eher ein subalpiner <strong>Weg</strong>. Sie verläuft<br />

überwiegend durch früher intensiv genutzte,<br />

besiedelte Kulturlandschaften. Die große<br />

Tour durch die Westalpen durchquert<br />

Gebiete, die zu den einsamsten Regionen<br />

der Alpen zählen. Und ist bergsteigerisch<br />

nicht besonders anspruchsvoll, denn es<br />

gibt weder Kletterstellen noch Gletscherquerungen.<br />

Eine gute Grundkondition und<br />

Trittsicherheit sind aber erforderlich, einige<br />

Etappen sind recht lang. Pro Tag sind durchschnittlich<br />

etwa 1000 Höhenmeter im Aufwie<br />

im Abstieg – in Summe etwa 65 000 (!)<br />

– zu bewältigen.<br />

Auf einsamen Pfaden<br />

<strong>Der</strong> vor etwa drei Jahrzehnten konzipierte<br />

<strong>Weg</strong> spart systematisch erschlossene Gebiete<br />

aus und führt durch die einsamsten<br />

Regionen der Westalpen. Mit dem Projekt<br />

wurden bewusst neue <strong>Weg</strong>e oder Hüttenneubauten<br />

vermieden. <strong>Der</strong> Pfad nutzt die<br />

traditionelle Infrastruktur auf Maultierpfaden<br />

(»mulattieras«), historischen<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 27


Die GTA ist nicht immer nagelneu, aber<br />

durchgehend markiert. Die vielen Seitentäler<br />

am <strong>Weg</strong> sind meist menschenleer.<br />

Militärstraßen und alten Almwegen im<br />

»Wilden Westen« der Alpen. Das Besondere<br />

am <strong>Weg</strong> ist auch, dass nur selten in<br />

Hütten übernachtet wird, sondern oft in<br />

den kleinen, authentischen Berghöfen<br />

(»posti tappa«) der W<strong>als</strong>erdörfer, in denen<br />

man manchmal Brocken altdeutschen Dialekts<br />

hören, immer aber gut essen kann:<br />

Die Küche des Piemont ist legendär und<br />

eine der besten Europas. Gastfreundschaft<br />

und Kochkunst gehören hier zusammen.<br />

<strong>Der</strong> Wanderer genießt das »Slow food« aus<br />

regionalen Produkten, die aus artgerechter<br />

Tierhaltung stammen und in uralten<br />

Rezepten verarbeitet werden.<br />

Am besten probiert man erst einmal einige<br />

zeitlich überschaubare Abschnitte<br />

aus und nippt an dem Cocktail aus Landschaft,<br />

Küche, Gastfreundschaft und Klima<br />

– aber Vorsicht, er macht süchtig! Die<br />

Große Alpentraverse ist eine Labsal für<br />

Körper, Geist und Seele, und so wird man<br />

zurückkehren auf den gestandenen Treck<br />

vom ewigen Eis der Viertausender bis dahin,<br />

wo jeder anständige Weitwanderweg<br />

endet: am Meer.<br />

Island: Laugavegur<br />

Durch die wildeste Landschaft Islands<br />

TOUR<br />

GTA: Die große Alpentraverse<br />

Charakter: Ultralange Bergwanderung durch<br />

einsame Gebiete. Die GTA folgt dem Westalpenbogen<br />

über hohe Pässe von einem Quertal<br />

ins nächste. Meist in Etappen begangen<br />

Dauer: Je nach Varianten mehr <strong>als</strong> 55 bis<br />

65 Etappen auf etwa 1000 Kilometern und<br />

65 000 Höhenmetern<br />

Schwierigkeit: Ohne technische Schwierigkeiten,<br />

keine Gletscher. Trittsicherheit und<br />

Schwindelfreiheit sind jedoch Grundvoraussetzungen.<br />

Sehr gute Orientierungsfähigkeiten<br />

im oft menschenleeren Gebiet mit Karte,<br />

Kompass, Höhenmesser, GPS<br />

Anreise/Rückreise: Mit dem Flugzeug<br />

nach Mailand, Turin oder Nizza. Vom Ausgangspunkt<br />

Molini di Calasca (480 m) sehr<br />

gute Straßen- und Zugverbindungen nach<br />

Domodossola. Von dort gute Busverbindung.<br />

Vom Endpunkt Viozene (1245 m): Busverbindung<br />

nach Cuneo. Von dort Straßen-,<br />

Bus- und Zugverbindungen<br />

Beste Reisezeit: Anfang Juni bis Ende<br />

September. Die höheren Teile des <strong>Weg</strong>es sind<br />

oft erst ab Anfang Juli schneefrei, die Taletappen<br />

können auch im Frühjahr und Spätherbst<br />

begangen werden.<br />

Ausrüstung: Großer Rucksack, Schlafsack,<br />

gute Bergstiefel, Trekkingstöcke, Notbiwakausrüstung,<br />

Kompass, Höhenmesser (evtl. GPS)<br />

Karten: Instituto Geografi co Centrale (IGC)<br />

1:50 000, Blätter 1–3 und 6–12. Abseits<br />

der eingezeichneten GTA nicht immer<br />

zuverlässig. Die Karten sind vor Ort kaum<br />

erhältlich, unbedingt vorbestellen!<br />

Informationen: Iris Kürschner/Dieter<br />

Haas »GTA – Grande Traversata delle Alpi«,<br />

Rother Wanderführer, 2. Aufl age 2013. Werner<br />

Bätzing »Grande Traversata delle Alpi Teil 1:<br />

<strong>Der</strong> Norden« und »Teil 2: <strong>Der</strong> Süden«, beide<br />

Rotpunktverlag Zürich. Veranstalter: DAV Summit<br />

Club (www.dav-summit-club.de),<br />

u.a. mit Gepäcktransport. Tipp: profunder<br />

Kenner und Guide für individuelle Touren:<br />

Martin Falk, M-Art@gmx.at<br />

A<br />

Zugegeben, der »<strong>Weg</strong> der heißen Quellen«<br />

gehört nicht zu den längsten Weitwanderwegen.<br />

Dafür ist er vor allem eines: exotisch.<br />

<strong>Der</strong> Klassiker der Island-Trekkings<br />

führt durch die unvergleichliche Vielfalt<br />

der Fjallabak-Hochebene, wo bunte<br />

Rhyolith-Berge und fauchende Solfatare<br />

aufragen, schwarze Wüsten neben glitzernden<br />

Eiskappen liegen und reißende<br />

Bäche tiefe Schluchten gegraben haben.<br />

Die weltgrößte Vulkaninsel ist ein Paradies,<br />

das nach Hölle riecht: überall liegt<br />

der Geruch von Schwefel in der Luft. Wen<br />

das nicht stört, geht den Laugavegur: <strong>Der</strong><br />

<strong>Weg</strong> durch das unbewohnte Hochland ist<br />

der schönste, typischste und einer der wildesten<br />

der Insel.<br />

Erde im Urzustand<br />

Die »heißen Quellen der Landmänner« in<br />

Landmannalaugar dampfen, <strong>als</strong> wir die<br />

Rucksäcke schultern und durch glänzend<br />

schwarze Obsidianlava aufwärts ziehen.<br />

Am Fuße des Brennisteinsalda-Vulkans<br />

überbietet ein Spektakel das andere. Farbenprächtige<br />

Bergrücken leuchten im<br />

Sonnenlicht auf, wie mit dem Textmarker<br />

hingemalt. Schwefelgestank foltert unsere<br />

Nasen, aus gelben Schlammkesseln faucht<br />

Dampf. Neben Schneefeldern brodeln<br />

heiße Solfataren. An den Hüttchen von<br />

Emstrur dann ein überraschender Szenenwechsel.<br />

Zwar blubbert es weiter aus<br />

den Geysiren am <strong>Weg</strong>rand, aber die knallbunten<br />

Berge weichen jetzt Palagonit-<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14<br />

E


Kegeln und einer kohlrabenschwarzen,<br />

bizarren Sandwüste, deren Durchquerung<br />

endlos erscheint. Bei hohen Windstärken<br />

ist hier kein Weiterkommen, dann fegen<br />

die feinen Körner wie aus dem Sandstrahler<br />

über das mondähnliche Plateau und<br />

zerfetzen selbst die widerstandsfähigste<br />

Outdoor-Kleidung. Endlich verlieren wir<br />

an Höhe und tauchen ein in eine farbige<br />

Blütenwelt. Im Birkenwald der grünen<br />

Oase Þórsmörk lassen wir die Rucksäcke<br />

ins Gras fallen. Hier könnten wir die Wanderung<br />

problemlos beenden, bis uns die<br />

Bustouristen aus Reykjavík dann doch zu<br />

viel werden.<br />

Nicht nur »Fire & Ice«:<br />

Auf der Vulkaninsel Island<br />

fließt Wasser en masse.<br />

man auf diesem grandiosen Weitwanderweg<br />

über den Pass Fimmvörðuháls,<br />

unterliegt ständigem Wandel. Die Landschaft<br />

verändert sich deutlich rascher <strong>als</strong><br />

die heimischen Alpen, und die Naturgewalten,<br />

allen voran der Wind, kommen<br />

unvermittelt.<br />

Unter normalen Bedingungen ist der <strong>Weg</strong><br />

nicht besonders schwer. Aber was ist hier<br />

schon normal? Man kann an einem Tag alle<br />

Jahreszeiten durchleben, samt horizontalem<br />

Regen, sanfter Sommerbrise und<br />

dichtem Schneefall. Dafür ist der steile<br />

Anstieg zum Pass mit Drahtseilen gesichert<br />

– auch wenn sie etwas wackeln.<br />

TOUR<br />

Wandern wie auf<br />

fremden Planeten<br />

Charakter: Mystisches Wandertrekking<br />

durch aktive Vulkanlandschaften. Schön und<br />

berühmt, bis Þórsmörk stark frequentiert<br />

Dauer: Ca. 6 Tage, etwa 80 km, 1920<br />

Höhenmeter bergauf, 2520 Höhenmeter<br />

bergab<br />

<strong>Weg</strong>verlauf: Landmannalaugar – Hrafntinnusker<br />

– Hvanngil – Markarfl jótsgljúfur<br />

– Þórsmörk – Fjallabak – Skógar<br />

Schwierigkeit: Keine besonderen technischen<br />

Schwierigkeiten. Kaum Orientierungsprobleme,<br />

Vorsicht aber bei dichtem Nebel.<br />

Zu passierende Flüsse können bei Glet scherschmelze<br />

oder Starkregen rasch anschwellen.<br />

Bis Skógar Schwindelfreiheit und Trittsicherheit<br />

unerlässlich<br />

Anreise/Rückreise: Mit dem Flugzeug<br />

nach Reykjavík/Kefl avík oder per Autofähre<br />

von Dänemark (April bis September).<br />

Von Mitte Juni bis Mitte September tägliche<br />

Busverbindungen von/nach Reykjavík –<br />

Skógar – Þórsmörk – Landmannalaugar<br />

Beste Reisezeit: Mitte Juni bis Mitte<br />

September. Ab Ende August werden Busund<br />

Bootsverbindungen stark reduziert.<br />

Ausrüstung: Komplette Campingausrüstung<br />

und Verpfl egung für mehrere Tage.<br />

Gute Kleidung für Temperaturen bis 0° C<br />

und alle Niederschlagsarten<br />

Karten: Mál og Menning, Sérkort 4:<br />

Landmannalaugar – Þórsmörk – Fjallabak,<br />

1:100 000. Ferðakort, Sérkort Þórsmörk –<br />

Landmannalaugar, 1:100 000<br />

Übernachtung: Wanderhütten des Isländischen<br />

Touringclub (Ferðafélag Íslands);<br />

Im Hochsommer oft ausgebucht (dann<br />

Zelten!). Die Küche in den Hütten kann<br />

benutzt werden.<br />

Informationen: Erik van de Perre »Island:<br />

Trekking-Klassiker«, Conrad Stein Verlag,<br />

2007, www.dav-summit-club.de<br />

Fotos: Martin Falk (2), Hans Steinbichler, Rhys Jones/fl ickr<br />

Schläft der Vulkan?<br />

Über dem kleinen Bauernhof<br />

am Fuße des Eyjafjallajökull<br />

verdunkelte 2010 ein schwarzer<br />

Brodem den Himmel.<br />

Unheilvoll stieg eine gewaltige<br />

Aschewolke auf, so irreal<br />

hoch, dass die Szenerie eher<br />

an einen Katastrophenfilm<br />

hollywoodscher Machart erinnerte.<br />

Die Folgen waren allerdings<br />

ganz real: <strong>Der</strong> feuerspeiende<br />

Berg brachte mit seiner<br />

gigantischen Aschewolke den<br />

gesamten Flugverkehr in Europa<br />

zeitweise zum Erliegen.<br />

<strong>Der</strong> Vulkan schläft nun wieder,<br />

die Frage ist: wie lange?<br />

Denn alles in Island, das lernt<br />

Grüne Wüste: der Auslauf der Landmannalaugar<br />

E<br />

A<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29


<strong>Der</strong> »Strokkur« (»Butterfass«) bläst alle<br />

fünf Minuten und bis zu 30 Meter hoch.<br />

Die heißen Quellen von Landmannalaugar<br />

machen müde Wander-Waden wieder fit.<br />

Auf dem Pass, der eher eine Hochebene <strong>als</strong><br />

ein Übergang ist, wählen wir für die Übernachtung<br />

die biwakschachtelartige rote<br />

Hütte Baldvínskáli. Eine weitere, bewirtschaftete<br />

Hütte sehen wir einen Kilometer<br />

entfernt. Wir wählen die Individualität<br />

und haben alles dabei, was zum alternativen<br />

Übernachten gehört. Ein Ofen macht<br />

unsere karge, windgebeutelte Unterkunft<br />

heimelig.<br />

Anderntags lässt sich beim Anblick des<br />

Eyjafjallajökull erahnen, welches Inferno<br />

hier geherrscht haben muss. Wir werden<br />

demütig im Anblick der ungestümen Natur<br />

und waten mühsam durch knöchelhohe<br />

Aschefelder. Drunten blinken die<br />

Irmingersee und die roten Dächer von<br />

Skógar an der berühmten Ringstraße: ein<br />

Stück Zivilisation. Dabei haben wir gerade<br />

noch in die Eingeweide unseres Planeten<br />

geblickt.<br />

BUCHTIPP<br />

Michael Vogeley, Fernwanderwege in Europa,<br />

25 Traumstrecken vom Nordkap bis zum Mittelmeer<br />

und die <strong>Weg</strong>e E1–E11 im Überblick<br />

Europa zu Fuß erleben<br />

Wandern, soweit die Füße tragen. Das haben<br />

sie alle gemeinsam, und doch sind Fernwanderwege<br />

so unterschiedlich wie die Natur, die man<br />

durchwandert. Michael Vogeley zeigt die Charakteristika<br />

der Weitwander-Klassiker<br />

informativ und detailliert auf.<br />

Bruckmann Verlag, 168 Seiten,<br />

ca. 320 Abbildungen, Format<br />

22,7 x 27,4 cm, Hardcover,<br />

32,99 €<br />

Ostalpen: Alpe-Adria-Trail<br />

Ein Mammut-Pfad vom Eis zum Meer<br />

Er ist wahrhaftig ein Fernwanderweg! Ein<br />

760 Kilometer langer Marsch, inmitten majestätischer<br />

Berge, mit Stationen in Hütten<br />

mit deftigen Kasnudel-Gerichten bis hin<br />

zu den kulinarischen Köstlichkeiten der<br />

blauen Adria. Die Route von Österreich<br />

über Slowenien bis Italien ist ein <strong>Weg</strong> der<br />

Natur- und Kulturkontraste. Hochgebirge<br />

und glitzernde Seen in Kärnten, kühne<br />

Wildflüsse und mächtige Berge in Slowenien,<br />

mediterranes Flair in Italien.<br />

Wandern hat viele Beweggründe. Eine davon<br />

ist Entschleunigung, und dafür eignet<br />

sich der Alpe-Adria-Trail perfekt. Er ist<br />

kein Hochgebirgsweg und schlängelt sich<br />

eher zwischen den Gipfeln <strong>als</strong> über sie –<br />

nach dem spektakulären Auftakt an Österreichs<br />

Höchstem geht es gemächlicher<br />

zu. An der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe, unter<br />

dem 3798 Meter hohen eisgepanzerten<br />

Großglockner ist die kühle Luft so klar wie<br />

Glas. <strong>Der</strong> Wanderer verlässt den quirligen<br />

Platz und taucht beim steilen Abstieg<br />

nach Heiligenblut in die Stille ein, noch<br />

beeindruckt und bedrückt vom raschen<br />

Rückgang der Pasterze. Stunden in Einsamkeit<br />

und Ruhe, unterbrochen nur von<br />

den gellenden Pfiffen der Murmeltiere.<br />

Beachtliche Höhenmeter<br />

Es ist ein Mammut-Projekt, das sich Österreich,<br />

Slowenien und Italien vorgenommen<br />

haben: vom höchsten Berg Österreichs<br />

bis ans Meer. Obwohl der <strong>Weg</strong> dem<br />

Lauf der Natur folgt – vom Gletscherursprung<br />

des Wassers bis hin zur Mündung<br />

in der Adria – geht es nicht nur bergab.<br />

Auf einigen der durchschnittlich 17 Kilometer<br />

langen Etappen müssen auch im<br />

Aufstieg beträchtliche Höhenunterschiede<br />

überwunden werden. Denn der fulminante<br />

Trail führt bewusst immer wieder<br />

ins Tal, um den Wanderern neben der<br />

sportlichen Komponente auch die kulturelle<br />

und lukullische Vielfalt der Alpe-<br />

Adria-Region näher zu bringen. Und das<br />

nicht nur auf Berg-Steigen, sondern auch<br />

über geschichtsträchtige <strong>Weg</strong>e. Das Erbe<br />

der k. u. k.-Monarchie scheint hier noch<br />

immer und überall lebendig zu sein.<br />

Aufgeladen von der Energie des eisigen<br />

und felsigen Hochgebirges, zieht der Wanderer<br />

durch eine vom Licht durchflutete<br />

Landschaft, quert Kärnten, Friaul und Slowenien,<br />

um schlussendlich am Fischerdorf<br />

Muggia bei Triest an der warmen Adria am<br />

Strand die Beine ausstrecken zu können.<br />

Juwel Soča<br />

<strong>Der</strong> Alpe-Adria-Trail-»Pilger« taucht auch<br />

ein in das geschützte und mit einem<br />

»EDEN-Award« ausgezeichnete Naturjuwel<br />

der Soča, dem Fluss, der weiter südlich<br />

<strong>als</strong> Isonzo in die Adria mündet. Mit<br />

ihren Wasserfällen, Höhlen und abgelegenen<br />

Flusstälern ist die kristallklare Soča<br />

eigentlich ein eigenes Reiseziel, deren<br />

Hüter für ihr nachhaltiges Nationalpark-<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Von der Millstädter<br />

Alpe blickt man auf<br />

die zuvor durchwanderten<br />

Nockberge.<br />

Fotos: visiticeland.com, StrokkurFeaturingPhotographers, Franz Gerdl, Slowenien Tourismus<br />

Auf dem Alpe-Adria-Trail<br />

lässt sich Slowenien<br />

entdecken, z. B. im Naturreservat<br />

Zelenci<br />

Konzept zu Recht mit dem begehrten Preis<br />

ausgezeichnet wurden.<br />

Weiter treckt man durch den Nationalpark<br />

Triglav, dem einzigen Sloweniens, inmitten<br />

der mächtigen Julischen Alpen. Immer<br />

begleitet vom mediterranen Klima, das viele<br />

Sonnenstunden und angenehme Temperaturen<br />

verspricht. Mit eindrucksvollen<br />

Ausblicken in die Landschaftskomposition<br />

aus Alpen und Adria. Im äußersten Westen<br />

Sloweniens durchquert der Steig das<br />

Gebiet Goriška Brda, in dessen sonnenexponierter<br />

Hügellage viele international<br />

prämierte Weine herangereift sind.<br />

Italienisches Finale<br />

Wie das Wasser der Flussläufe, kommt<br />

auch der Wanderer seinem <strong>Ziel</strong> allmählich<br />

näher. Wenn die Schwarzkiefern in<br />

Duino erstm<strong>als</strong> den Blick auf die Adria<br />

frei geben, die salzige Luft in die Lungen<br />

strömt und eine milde Brise die müden<br />

Beine kühlt, scheint der erhabene Großglockner<br />

plötzlich weit weg zu sein.<br />

Und so endet der Fußmarsch im Fischerdorf<br />

Muggia typisch italienisch. In dem<br />

Hafenstädtchen, das geprägt ist von Einflüssen<br />

venezianischer Kultur, genießt<br />

man den Ausblick auf die Stadt Triest, das<br />

»Wien am Meer«. Hier lässt sich das Resultat<br />

des Weitwanderns am ganzen Körper<br />

erleben: Mit vollem Herzen, klarem Kopf<br />

und zufriedenem Bauch klingt der Alpe-<br />

Adria aus. Versprochen!<br />

◀<br />

A<br />

TOUR<br />

Drei-Länder-Erlebnis im »Garten Eden«<br />

Charakter: Kein hochalpiner Höhenweg,<br />

obwohl auch die 2000 Meter-Grenze<br />

überschritten wird. Vorbei an schönsten und<br />

wildesten Bergwelten. Sanfte Tourenführung,<br />

um viel Natur und Kultur zu erleben<br />

Dauer: ungefähr 40 Tagesetappen<br />

<strong>Weg</strong>verlauf: Kaiser-Franz-Josefs-Höhe –<br />

Heiligenblut – Oberfellach – Spittal – Velden<br />

(Villach) – Tolmin – Cividale – Monfalcone –<br />

Triest – Muggia<br />

Schwierigkeit: Trotz der kurzen Luftlinie<br />

zählt der Alpe-Adria-Trail etwa 760 Kilometer<br />

und knapp 30 000 Höhenmeter. Das Etappenmaximum<br />

beträgt etwa 30 Kilometer und<br />

1600 Höhenmeter. Im Durchschnitt moderate<br />

Etappen mit etwa sechs Stunden Gehzeit auf<br />

ca. 17 Kilometer<br />

Anreise/Rückreise: Gute Busverbindungen<br />

nach Heiligenblut und von Muggia zurück. Zugverbindungen<br />

zu allen größeren Orten am Trail<br />

Beste Reisezeit: Juli bis Oktober; startet<br />

man nicht am Großglockner, sondern tiefer,<br />

auch Juni bis Oktober<br />

Ausrüstung: Wanderausrüstung fürs Gebirge.<br />

GPS oder Smartphone vorteilhaft (siehe<br />

Informationen). Griffi ge Bergstiefel, Rucksack,<br />

Stöcke, Kompass, Höhenmesser, Führer mit<br />

Karten. Wind- und wetterfeste Überkleidung.<br />

Zur Sicherheit Biwaksack<br />

Markierung: Erst 2012 begannen die drei<br />

zuständigen Alpenvereine mit der Bezeichnung<br />

des <strong>Weg</strong>s, der Großteil ist geschafft. Die vollständige<br />

Markierung wird (Stand 2013) aber<br />

noch einige Jahre in Anspruch nehmen.<br />

Übernachtung: Hütten, Hotels, Pensionen;<br />

im Allgemeinen gute touristische Infrastruktur;<br />

kein Schlafsack nötig<br />

Informationen: Guido Seyerle »Alpe-Adria-<br />

Trail. Die 43 Etappen«, Bruckmann-Verlag,<br />

München. Mit Karten und Höhenprofi len zum<br />

GPS-Download. Ebenso www.alpe-adria-trail.<br />

com, mit vielen Links zu Veranstaltern, die<br />

Gepäcktransport und Übernachtungsorganisation<br />

anbieten. Perfekte Reiseorganisation auf<br />

den schönsten Teilstrecken u. a. durch den DAV<br />

Summit Club (www.dav-summit-club.de)<br />

Karten: Heidi Schmalfuß<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 31<br />

E


AUF TOUR<br />

Winterreise durchs Ausseerland<br />

Schatzkammern<br />

Als es noch einen Kaiser in Österreich gab,<br />

gehörte ihm das Salzkammergut. Die Berge<br />

dort waren seine Schatztruhe, das Salz<br />

war das weiße Gold darin. Doch es ist längst<br />

nicht das einzige Kleinod in dieser Gegend.<br />

Von Dagmar Steigenberger<br />

32 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Foto: Dagmar Steigenberger<br />

Kistenweise Gold sollen die<br />

Nazis im Toplitzsee versenkt<br />

haben. Doch noch hat niemand<br />

den Schatz gefunden.


Ein Postbote auf Ski. Nicht irgendwo<br />

in Grönland oder Sibirien.<br />

Nein, mitten in Europa. Sogar<br />

ziemlich genau in der Mitte von<br />

Österreich, die laut geografischen<br />

Berechnungen in Bad Aussee liegt. Auf der<br />

Tauplitzalm, nur wenige Kilometer südöstlich<br />

davon, war Kurt Sölkner vor 30 Jahren<br />

mit zwei blauen Rucksäcken voller Briefe<br />

unterwegs. Jeden Werktag acht Stunden,<br />

sieben Jahre lang, Sommer wie Winter. Ein<br />

paar Aufstiegshilfen hatte Sölkner immerhin,<br />

beispielsweise den Einer-Sessellift auf<br />

die Tauplitzalm, dam<strong>als</strong> der längste der<br />

Welt. Die Fahrt dauerte exakt 46 Minuten.<br />

»Im Winter hast du ein paar Minuten vor<br />

dem Aussteigen deine Beine soweit warm<br />

geklopft, dass sie dich wenigstens wieder<br />

getragen haben«, erzählt er.<br />

Winter. »Ich mag diese Tour vor allem deshalb,<br />

weil sie trotz mäßiger Schwierigkeit<br />

ins hochalpine Gelände führt.« Hochalpin,<br />

das bedeutet im Toten Gebirge immer auch<br />

Dolinengefahr. Jene Felsspalten und Löcher<br />

im Boden sind typisch für das Karstgebirge.<br />

Wenn ein Skifahrer in eine dieser Fallen<br />

tritt, kann das mit einem Knochenbruch<br />

oder schlimmer enden. Deshalb haben die<br />

Tourismusbehörden einige der beliebtesten<br />

Skirouten mit Stöcken markiert.<br />

Kurt Sölkner war einst Postbote<br />

auf der Tauplitzalm.<br />

Die Trisselwand spiegelt<br />

sich im Altausseer See.<br />

Hochalpin, das bedeutet im Toten Gebirge immer auch Dolinengefahr.<br />

Die Felsspalten und Löcher im Boden sind typisch für das Karstgebirge.<br />

Tückische Dolinen<br />

Mittlerweile hat eine moderne Vierer-Sesselbahn<br />

den alten Sessellift abgelöst. Die<br />

Kommunikation funktioniert auch in den<br />

Bergen via Internet und das, was es noch<br />

an Briefen gibt, wird per Skidoo auf die<br />

Tauplitzalm transportiert. Kurt Sölkner ist<br />

längst kein Postbote mehr, sondern Tourismusreferent<br />

in seiner Heimatgemeinde Bad<br />

Mitterndorf. Aber die Tauplitzalm liebt der<br />

sportliche Endvierziger immer noch – zum<br />

Langlaufen oder <strong>als</strong> Ausgangspunkt für Skitouren<br />

im Winter. <strong>Der</strong> Schnee verwandelt<br />

die schroffe Karstlandschaft mit ihren Tümpeln<br />

und felsdurchsetzten Wiesen in ein<br />

sanft gewelltes Meer. Glitzernde Eiskristalle<br />

stauben durch die Luft, wenn der Wind eine<br />

der Fichten von der gefrorenen Last befreit.<br />

Hasen und Gämsen haben ihre Spuren neben<br />

denen der Loipen- und Pistenfahrzeuge<br />

hinterlassen. Ein paar Hinweisschilder<br />

helfen den Wintersportlern, sich auf dem<br />

ausgedehnten Plateau zurecht zu finden.<br />

Dam<strong>als</strong>, <strong>als</strong> Kurt Sölkner Briefträger war,<br />

gab es diese Tafeln noch nicht. »Bei Nebel<br />

oder Schneegestöber hat es schon eine gute<br />

Portion Orientierungssinn gebraucht«, erzählt<br />

er. Den <strong>Weg</strong> zum Almkogel kennt er<br />

aber sowieso in- und auswendig.<br />

Sanfte, freie Hügel wellen sich bis zum<br />

Gipfel am südöstlichen Rand des Toten Gebirges.<br />

<strong>Der</strong> Aussichtsberg ist ein Klassiker<br />

unter den Skitouren rund um die Tauplitzalm<br />

und Kurt Sölkners Lieblingsziel im<br />

Wächter des Schatzes<br />

Die erste Etappe auf dem <strong>Weg</strong> zum Almkogel<br />

führt wenige Meter abwärts zur Eisfläche<br />

des Steirersees, von dem die Einheimischen<br />

sagen, dass er selbst dann noch<br />

zugefroren sei, wenn längst niemand mehr<br />

ans Skifahren denkt. Ein paar Tierspuren<br />

begleiten Kurt Sölkner über die weiße Ebene.<br />

»Da zweigt die Spur zum Großen Tragl<br />

ab«, Kurt weist mit der Hand nach links zu<br />

einem Sattel. »Auch eine schöne Skitour,<br />

aber etwas steilere Hänge«, befindet er. Hinter<br />

dem Großen Tragl geht es weiter auf die<br />

Weiße Wand, und von dort kann man auf<br />

Ski in zwei bis drei Tagen das Tote Gebirge<br />

bis zum Loser durchqueren. »Eine sehr<br />

anspruchsvolle Tour«, warnt Kurt, »dafür<br />

braucht es viel Erfahrung.« <strong>Der</strong> Almkogel<br />

ist da um einiges einfacher. Gemütlich geht<br />

es im Talboden weiter bis zum Schwarzsee,<br />

an den tief verschneiten Leistalmhütten<br />

vorbei und sanft ansteigend den Kamphütten<br />

entgegen. Erst auf den letzten 450 Höhenmetern<br />

zum Gipfel steilt der Hang auf.<br />

So hoch der Schnee im Tal auch lag, hier<br />

oben hat der eisige Wind die Schotter- und<br />

Wiesenhänge freigeblasen, so dass die Ski<br />

zum Endspurt abgeschnallt werden müssen.<br />

Am Gipfelkreuz angekommen, schweifen<br />

die Augen über das herrliche Panorama:<br />

<strong>Der</strong> wuchtigste Berg unter allen ist der<br />

2351 Meter hohe Grimming, der sich mehr<br />

<strong>als</strong> 1500 Meter über dem Taleingang zum<br />

Steirischen Salzkammergut erhebt. Wie ein<br />

Wachtposten vor der Schatzkammer des<br />

Kaisers steht er dort.<br />

Eingesperrt in der Heimat<br />

Tatsächlich verbirgt sich hier ein Schatz,<br />

auf den der Kaiser einst ein Monopol besaß:<br />

»weißes Gold«. So nennen die Einheimischen<br />

das Salz, das aus den Bergwerken<br />

<strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> zum Kampl führt über<br />

sanft ansteigende, freie Hänge.<br />

34 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Um 1500 Meter überragt<br />

der Grimming das Tal<br />

bei Bad Mitterndorf.<br />

Trotz Schneemassen haben<br />

einige Hütten auf der Tauplitzalm<br />

im Winter geöffnet.<br />

bei Hallein, Hallstatt und Altaussee kommt.<br />

Hallstatt, wo das »weiße Gold« mindestens<br />

seit Ende der Bronzezeit vor 3200 Jahren<br />

abgebaut wird, gilt <strong>als</strong> das älteste Salzbergwerk<br />

der Welt. Das Bergwerk in Altaussee<br />

ist Österreichs größte aktive Salzabbaustätte.<br />

Seit dem Mittelalter war die Region im<br />

direkten Besitz des Kaisers. Das Salz war<br />

den Herrschenden so wichtig, dass es den<br />

Bergarbeitern im Ausseerland sogar gewisse<br />

Privilegien brachte: »Als Hungersnöte<br />

das gesamte Reich beutelten, wurden die<br />

Ausseer extra aus den kaiserlichen Kornkammern<br />

mit Lebensmitteln versorgt, um<br />

ihre Arbeitskraft zu erhalten«, erzählt Ernst<br />

Kammerer. Obwohl er ursprünglich aus<br />

Graz stammt, kennt der Chef des Tourismusverbands<br />

Ausseerland die Geschichte<br />

des Salzkammerguts so gut wie kaum ein<br />

anderer. »<strong>Der</strong> Kaiser brauchte die Ausseer<br />

so dringend bei der Salzgewinnung, dass<br />

niemand die Region verlassen durfte, sei<br />

es um zu heiraten oder um einen Beruf<br />

zu ergreifen, der nichts mit der Salzgewinnung<br />

zu tun hatte. Die Bevölkerung blieb<br />

notgedrungen unter sich, und so haben sich<br />

hier Bräuche erhalten wie sonst nirgendwo<br />

in Österreich«, erzählt Kammerer und<br />

nennt auch gleich ein paar Beispiele: das<br />

Nikolospiel etwa, bei dem die Ausseer sich<br />

fratzenhafte Holzmasken aufsetzen und<br />

mit wilden Drohgebärden durch die Dörfer<br />

tanzen; die lärmenden Trommelweiber,<br />

die im Fasching den Frühling ankündigen.<br />

Oder auch die Ausseer Tracht in den Farben<br />

Grün, Lila und Rosa, die die Einheimi-<br />

<strong>Der</strong> Dachstein zeigt sich auf<br />

einem Winterspaziergang<br />

durch Altaussee am Horizont.<br />

Fotos: Dagmar Steigenberger (4), Christian Remschak, Kurt Sölkner<br />

KOMPAKT<br />

Steirisches<br />

Salzkammergut<br />

Anreise: Mit dem Auto von München über<br />

die A8 bis kurz vor Salzburg, weiter auf der<br />

A10 bis Abfahrt Golling, über Pass Gschütt<br />

und Hallstätter See bis Bad Aussee. Mit der<br />

Bahn über Bischofshofen und Stainach-<br />

Irdning bis Bad Mitterndorf und Bad Aussee.<br />

Informationen: Tourismusverband<br />

Ausseerland-Salzkammergut, Bahnhofstr.<br />

132, A-8990 Bad Aussee, Tel. 00 43/<br />

(0)36 22/5 40 40-0, www.ausseerland.at<br />

Skitourenführer: Wolfgang Heitzmann<br />

»Skitouren: Vom Gesäuse bis zum Salzkammergut«,<br />

Steirische Verlagsgesellschaft,<br />

2012; Sepp Brandl »Dachstein – Tauern<br />

mit Salzkammergut und Tennengebirge«,<br />

Rother Skitourenführer, 2009<br />

Karten: Kompass Wander-, Bike- und<br />

Skitourenkarte mit Tourenführer 1:50 000,<br />

WK 68 »Ausseerland – Ennstal«<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 35


TOUREN<br />

Durchs winterliche Salzkammergut<br />

Rund um die Tauplitz gibt es unzählige Möglichkeiten für Wintersportler. Neben Langlaufen<br />

und Ski alpin kann man dort auch winterwandern oder Ski- und Schneeschuhtouren machen.<br />

WINTERWANDERUNGEN<br />

1 Lawinenstein (1965 m)<br />

▶ leicht 1 Std.<br />

85 Hm 85 Hm<br />

Charakter: Wanderung über 2,5 km<br />

auf gewalzten <strong>Weg</strong>en mit Blick<br />

auf Dachstein und Totes Gebirge<br />

Ausgangspunkt: Bergstation<br />

der Mitterstein-Gondelbahn (1912 m)<br />

Hütte: S’Kriemandl (1880 m)<br />

Route: Bergstation – Lawinenstein –<br />

S’Kriemandl – Bergstation<br />

2 Tauplitzalm (1640 m)<br />

▶ leicht 2 Std.<br />

80 Hm 80 Hm<br />

Charakter: Fünf Kilometer lange<br />

Rundwanderung auf ausgeschilderten,<br />

gewalzten <strong>Weg</strong>en über das<br />

Hochplateau der Tauplitzalm<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der<br />

Vierer-Sesselbahn Tauplitz (1650 m)<br />

Einkehr: Gasthöfe & Hütten am <strong>Weg</strong><br />

Route: Bergstation – Hotel Alpenrose<br />

– Naturfreundehaus – Lenzbauer -<br />

hütte – Grazer Hütte – Linzer Haus –<br />

Hotel Kirchenwirt – Bergstation<br />

3 Toplitzsee (718 m)<br />

▶ leicht 1½ Std.<br />

10 Hm 10 Hm<br />

Charakter: Einfache Wanderung auf<br />

geräumten <strong>Weg</strong>en von der Ortschaft<br />

Gössl westlich des Grundlsees bis<br />

zur Fischerhütte (im Winter unbewirtschaftet)<br />

am mystischen Toplitzsee<br />

Ausgangspunkt: Gössl (708 m)<br />

Route: Gössl – am Toplitzbach entlang<br />

– Toplitzsee – Fischerhütte – auf<br />

demselben <strong>Weg</strong> zurück<br />

4 Pürgg (790 m)<br />

Bundesstraße folgend – nach Vinothek<br />

Sawka links abbiegen – parallel<br />

zur Bahn nach Lessern und weiter<br />

nach Pürgg (790 m) – mit Bus oder<br />

Taxi zurück<br />

5 Altausseer See (712 m)<br />

▶ mittel 2½ Std.<br />

60 Hm 60 Hm<br />

Charakter: Wanderung durch Altaussee<br />

und am See entlang. Teilstrecke<br />

evtl. wegen Lawinengefahr gesperrt –<br />

aktuelle Infos im Tourismusbüro!<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Scheichlmühle<br />

in Puchen (700 m)<br />

Route: Scheichlmühle – Altausseer<br />

Traun – Altaussee (719 m)<br />

– Fischerndorf – Seewiese – zurück<br />

auf demselben <strong>Weg</strong> oder (wenn <strong>Weg</strong><br />

freigegeben) über das Südufer zurück<br />

zur Scheichlmühle<br />

SKITOUREN<br />

6 Bräuningzinken (1899 m)<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

1050 Hm 1050 Hm<br />

Charakter: Aussichtsgipfel mit Sicht<br />

auf Totes Gebirge, Niedere Tauern,<br />

Dachsteinmassiv und Hochkönig.<br />

Die Tour kann mittels Loserliften bis<br />

kurz vor die Bräuningalm auf 2½ Std.<br />

verkürzt werden (an Liften nach<br />

Skitourengeherkarte fragen).<br />

Ausgangspunkt: T<strong>als</strong>tation Loser/<br />

Sandling im Ausseer Ortsteil Ramsau<br />

(854 m), erreichbar über Loser-<br />

Panoramastraße<br />

Hütte: Loserhütte (1498 m)<br />

Route: T<strong>als</strong>tation – am Rand der<br />

präparierten Piste der Loserstraße<br />

folgen – Loserhütte – Bräuningalm<br />

(1607 m) – Sattel – Ostgrat – kleines<br />

Felsfenster – Bräuningzinken –<br />

Abfahrt entlang des Aufstiegswegs<br />

wirt auf der Alten Salzstraße zwischen<br />

Kainisch und Bad Aussee (790 m)<br />

Route: Almwirt – Weißenbachalm –<br />

in Linkskurve nach Weiderost rechts<br />

abzweigen – Hasenkogel (1616 m)<br />

– Kampl – Abfahrt am Aufstiegsweg<br />

8 Großes Tragl (2179 m)<br />

▶ mittel 2¾ Std.<br />

650 Hm 650 Hm<br />

Charakter: Beliebte Skitour im Toten<br />

Gebirge. Dolinengefahr bei »In den<br />

Karen«: hier unbedingt der Wintermarkierung<br />

folgen!<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Tauplitzalm/Hollhaus<br />

(1621 m), erreichbar<br />

über Mautstraße<br />

Einkehr: mehrere Hütten und Gasthöfe<br />

auf der Tauplitzalm<br />

Route: Hollhaus – Bergstation Vierer-<br />

Sessellift – Hotel Kirchenwirt – Naturfreundehaus<br />

– Sturzhahn-Loipe –<br />

Steirerseehütten – Salzsteig – In den<br />

Karen – Jungbauer-Kreuz – Schwaigbrunn<br />

(2030 m) – Traglh<strong>als</strong> – Großes<br />

Tragl – Abfahrt entlang Aufstieg<br />

9 Almkogel (2116 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

750 Hm 1400 Hm<br />

Charakter: Mäßig steile Skitour auf<br />

den südöstlichsten Gipfel des Toten<br />

Gebirges. Bei Abfahrt in die Gnanitz<br />

Geländekenntnis erforderlich.<br />

Ausgangspunkt: Bergstation Tauplitzalm<br />

(1640 m) von Tauplitz aus<br />

Hütten: mehrere Einkehrmöglichkeiten<br />

auf der Tauplitzalm<br />

Route: Tauplitzalm – Steirersee<br />

(1445 m) – Schwarzensee (1549 m)<br />

– Leistalm (1647 m) – Kamphütten<br />

– Almkogel – Abfahrt entlang des<br />

Aufstiegs oder über Gegenanstieg auf<br />

Roßkogel (1890 m)<br />

ins Gnanitztal<br />

10 Weiße Wand (2198 m)<br />

Tourenkarte 2<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 8 Std.<br />

800 Hm 1160 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvolle Skitour<br />

durch Dolinengebiet, weshalb man<br />

der Wintermarkierung folgen und den<br />

letzten Gipfelanstieg nur bei sicherer<br />

Schneelage in Angriff nehmen sollte.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Tauplitzalm/Hollhaus<br />

(1621 m), auch per<br />

Bus über Mautstraße erreichbar<br />

Endpunkt: Gh. Kochalmbauer (902 m)<br />

Einkehr: Tauplitzalm, Gasthof<br />

Kochalmbauer (902 m)<br />

Route: Hollhaus – Steirerseehütten –<br />

In den Karen – Schwaigbrunn (2030 m)<br />

– Schneiderkare – Abfahrt ins Mäuerltal<br />

– Aufstieg zur Rickmers-Scharte<br />

(2040 m) – Weiße Wand – Abfahrt<br />

»Im Zwisch« – Hohe Sideln (1982 m)<br />

– Abfahrt zum Plankeraueck<br />

(1785 m) – Plankeraumoos<br />

(1367 m) – Rechenplatz (1008 m) –<br />

Kochalmbauer (902 m)<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

20 Hm 60 Hm<br />

7 Kampl (1685 m)<br />

Charakter: Acht Kilometer lange<br />

Winterwanderung in das urige Dorf<br />

Pürgg. Wanderung nur bei geringer<br />

Schneelage möglich – Lawinengefahr!<br />

Ausgangspunkt: Tauplitz-Bhf (830 m)<br />

Route: Tauplitz – Klachau (833 m)<br />

– Unterführung Eisenbahn – der alten<br />

▶ einfach 3 Std.<br />

890 Hm 890 Hm<br />

Charakter: Einsteiger-Skitour mit<br />

mäßig steilen Anstiegen auf Forstwegen,<br />

ungefährlicher Abfahrt und<br />

wunderschöner Aussicht<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz des Alm-<br />

36 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


<strong>Der</strong> Grundlsee ist die Heimat der Saiblinge,<br />

die im Ausseerland <strong>als</strong> Delikatesse gelten.<br />

Die Trommelweiber veranstalten zu Fasching<br />

ein Mords-Spektakel in Bad Aussee.<br />

Aktiv- & Vitalhotel Taubers Unterwirt ****<br />

Dunkel schimmert das gut 100 Meter tiefe Wasser<br />

zwischen dem Eis, das vom Ufer aus in den See wächst.<br />

Fotos: Steiermark Tourismus (2)<br />

schen so selbstverständlich tragen, dass es<br />

zu ihrem Erhalt nicht mal einen Trachtenverein<br />

braucht.<br />

Gold im Toplitzsee<br />

Heute zählt das weiße Gold, das vom Himmel<br />

fällt, mehr <strong>als</strong> jenes im Innern der<br />

Berge. <strong>Der</strong> Winter lockt zahlreiche Gäste<br />

ins Ausseerland; die Türen zur Schatzkammer<br />

sind längst nicht mehr verschlossen.<br />

Die europäischen Nationalmannschaften<br />

der Langlaufelite ziehen ihre Trainingsrunden<br />

auf der Tauplitzalm, die schon ab<br />

November und bis in den April hinein <strong>als</strong><br />

schneesicher gilt. Spazierwege für Winterwanderer<br />

verbinden die weit verstreuten<br />

Hütten und Gasthäuser des Almdorfes miteinander<br />

oder führen zu stillen Aussichtsplätzen<br />

an den zahlreichen Seen im Tal.<br />

Auf einem der <strong>Weg</strong>e wandert man vorbei<br />

an den urigen Häuschen von Altaussee und<br />

seiner Kirche bis zum Altausseersee, hinter<br />

dem sich die breite Trisselwand erhebt. Ein<br />

weiterer <strong>Weg</strong> verläuft entlang der bewaldeten<br />

Ufer rund um den schattigen Ödensee.<br />

Und wieder ein anderer führt vom Grundlsee<br />

unter der Gössler Wand – berühmt<br />

geworden dank einer Kletteraktion der<br />

Huberbuam – zum mystischen Toplitzsee.<br />

Dunkel schimmert das gut 100 Meter tiefe<br />

Wasser zwischen dem weiß überzuckerten<br />

Eis, das vom Ufer aus in den See hinein<br />

wächst. Die Fischerhütte, im Sommer<br />

ein Touristenmagnet, liegt verlassen am<br />

Seeufer. Ihre Türen und Fensterläden sind<br />

verschlossen, doch die Zeitungsausschnit-<br />

te, die der Wirt über die Schatzsucher am<br />

Toplitzsee gesammelt und vor der Hütte<br />

ausgestellt hat, erzählen spannende Geschichten:<br />

von den letzten Goldreserven<br />

des Dritten Reichs, welche die Nazis gegen<br />

Ende des Zweiten Weltkriegs angeblich im<br />

Wasser versenkten. Und von Wissenschaftlern,<br />

die im Toplitzsee tatsächlich Kisten<br />

voller gefälschter englischer Pfundnoten,<br />

gefälschter Briefmarken, Sprengstoff, Waffen<br />

und anderer Kriegsrelikte fanden. Gold<br />

fanden sie nicht. Dennoch hat sich das Gerücht<br />

vom Schatz im Toplitzsee bis heute<br />

gehalten.<br />

Heinrich Harrer <strong>als</strong> Hüttenwirt<br />

Die Sonne steht schon tief, <strong>als</strong> Kurt Sölkner<br />

am Nachmittag zum verdienten Einkehrschwung<br />

auf der Tauplitzalm ansetzt.<br />

Eine Vielzahl gemütlicher Hütten und<br />

Restaurants stehen zur Auswahl. Das Grazer<br />

Haus etwa, das Heinrich Harrer in den<br />

1930er-Jahren <strong>als</strong> Hüttenwart betreute,<br />

noch bevor er zu Herausforderungen wie<br />

der Eiger-Nordwand und dem Nanga Parbat<br />

aufgebrochen war. Daneben ein paar weitere<br />

Hütten mit einer ebenfalls recht urigen<br />

Atmosphäre, gediegene Berggasthöfe und<br />

mehrere Skihütten; allesamt mit regionalen<br />

Spezialitäten auf der Speisekarte wie<br />

Steirerkas-Nockerln, hausgemachten Krapfen<br />

und dem berühmten Saibling aus dem<br />

Grundlsee. Mit Sesam garniert und diversen<br />

Gewürzen zubereitet, wird der zartrosa-farbene<br />

Fisch <strong>als</strong> regionale Delikatesse serviert.<br />

Es gibt so viele Schätze im Ausseerland … ◀<br />

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02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37


AUF TOUR<br />

SERIE: Winterfluchten | Teil 1: Gran Canaria<br />

Auf alten Handelsrouten durch Gran Canaria<br />

Frühling in<br />

den Canyons<br />

Für Wanderer, die sich ungern<br />

Ski oder Schneeschuhe<br />

anschnallen, ist der Winter<br />

eine unerquickliche Zeit.<br />

Elend lang kann die Warterei<br />

bis ins Frühjahr werden.<br />

Dabei locken ein paar Flugstunden<br />

entfernt <strong>Ziel</strong>e<br />

mit angenehmen Temperaturen<br />

und Sonnenschein<br />

während des ganzen Jahres.<br />

Wir stellen Ihnen in unserer<br />

Serie »Winterfluchten«<br />

einige davon vor – im ersten<br />

Teil die schroffe Bergwelt<br />

und die tiefen Canyons auf<br />

Gran Canaria. Von Uli Ertle (Text und Fotos)<br />

Zu den erhebendsten Augenblicken<br />

des <strong>Bergsteiger</strong>daseins gehört<br />

wohl der Moment, wenn<br />

man von unten, <strong>als</strong>o aus der so<br />

genannten »Suppe« kommend,<br />

die Wolkendecke durchstößt und auf einmal<br />

im gleißend hellen Sonnenlicht steht,<br />

einen tief blauen Himmel über sich. Wie<br />

leicht wird da das Herz! Imposante Berggipfel<br />

wachsen aus dem Nebelmeer, die Welt<br />

sieht aus wie in Watte gepackt. Die Sonne<br />

wärmt. Man schlüpft aus der Jacke und hat<br />

sich und der Welt einmal mehr bewiesen,<br />

dass man der schönsten Freizeitbeschäftigung<br />

der Welt nachgeht.<br />

Nun sind diese Momente während der<br />

Wintermonate leider rar. Lethargie macht<br />

38 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Kakteen und Canyons, Sonne und Wärme:<br />

Auf Gran Canaria überwintert der Frühling.<br />

sich breit und ein Entschluss wird zur fixen<br />

Idee: Nichts wie raus hier, einfach weg, auf<br />

direktem <strong>Weg</strong> in die Sonne. Zum Beispiel<br />

nach Gran Canaria. Die kleine Kanareninsel<br />

im Atlantik auf Höhe der Sahara konserviert<br />

Dank der ausgewogenen Einflüsse von<br />

Sonne, Passatwinden und dem Golfstrom<br />

das ganze Jahr hindurch ein angenehmes<br />

Frühlingsklima. Die durchschnittliche<br />

Temperatur beträgt 24 Grad, während der<br />

Wintermonate steigt das Quecksilber im<br />

Schnitt auf 20 bis 22 Grad. Na <strong>als</strong>o! Winter,<br />

du kannst uns mal!<br />

Eine Bergkette teilt die Insel klimatisch<br />

Gran Canaria ist eine annähernd kreisrunde<br />

Insel vulkanischen Ursprungs, auf der<br />

man im Süden wüstenähnliche Dünen, im<br />

Norden alte Kiefernwälder und im Zentrum<br />

zerklüftete Canyons und schroffe Berggipfel<br />

findet. Knapp die Hälfte der Insel steht<br />

unter Naturschutz. Bedenkt man die doch<br />

überschaubare Größe von 55 Kilometern<br />

im Durchmesser (an der breitesten Stelle),<br />

so ist der höchste Berg, der Pico del Pozo de<br />

las Nieves, mit seinen knapp 2000 Metern<br />

Höhe doch recht imposant. Eine zentrale<br />

Gebirgskette, der Cumbre, teilt die Insel klimatisch<br />

in zwei Hälften.<br />

<strong>Der</strong> Süden wartet mit subtropischen Temperaturen<br />

und meist blauem Himmel auf.<br />

Hier sind die Badeurlauber zuhause. Ein<br />

17 Kilometer langer Sandstrand lockt die<br />

Sonnenanbeter, die sich in und um Maspalomas<br />

in eines der zahlreichen Resorts einmieten.<br />

<strong>Der</strong> Atlantik ist mit 18 bis 22 Grad<br />

Wassertemperatur angenehm warm. Für<br />

Wanderer ist hier allerdings nicht viel zu<br />

holen. Sie finden in der Regel das Zentrum<br />

und den nördlichen Teil der Insel reizvoller.<br />

Hier spürt man den Einfluss der Passatwinde,<br />

die an der natürlichen Barriere in der<br />

Inselmitte hängen bleiben. Die Feuchtigkeit<br />

kondensiert an den Pflanzen, so dass die<br />

Vegetation in einigen Tälern eher an Asien<br />

<strong>als</strong> an Europa erinnert. Uralte Kiefernwälder<br />

dominieren die Bergrücken.<br />

Junge Triebe aus verkohlten Baumgerippen<br />

»Die kanarische Kiefer ist ein außergewöhnlich<br />

zäher Baum«, sagt Rafael Molina (38),<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 39


Die meisten Wandertouren sind einfach bis mittelschwierig.<br />

Nur auf Gran Canaria werden Grottenwohnungen noch genutzt.<br />

Bergführer auf Gran Canaria. Vor sechs Jahren,<br />

im Juli 2007, habe ein verheerender<br />

Waldbrand auf der Insel gewütet und weite<br />

Teile des alten Baumbestandes vernichtet.<br />

Noch heute sieht man, aller Wiederaufforstprojekte<br />

zum Trotz, große Lücken<br />

im Bergwald und viele schwarz verkohlte<br />

Baumstämme – aus denen, Wunder der<br />

Natur, frische grüne Triebe sprießen. »Die<br />

kanarische Kiefer kann Temperaturen von<br />

über 300 Grad Celsius aushalten«, sagt Molina.<br />

Auch wenn die Hülle verbrennt bleibt<br />

ein Kern in der Mitte des Stammes am Leben.<br />

Im Sommer erreichen die Temperaturen<br />

an außergewöhnlich heißen Tagen bis<br />

zu 40 Grad, weswegen in den Bergwäldern<br />

KOMPAKT<br />

absolutes Rauchverbot herrscht – das ganze<br />

Jahr hindurch. »Niemand darf hier Feuer<br />

machen oder seine Zigaretten wegwerfen«,<br />

sagt Molina. Die Feuerwehr patrouilliert<br />

täglich und verhängt empfindlich hohe<br />

Bußgelder bei Zuwiderhandlung.<br />

In den Dauerfrühling nach Gran Canaria<br />

Anreise: Per Flugzeug nach<br />

Las Palmas de Gran Canaria<br />

oder per Fähre vom spanischen<br />

Festland.<br />

Klima: Die fast kreisrunde Insel<br />

hat einen maximalen Durchmesser<br />

von 55 Kilometern<br />

und liegt etwa 210 Kilometer<br />

westlich der afrikani schen<br />

Küste auf Höhe der Sahara.<br />

Höchster Berg: Pico del Pozo<br />

de las Nieves (1949 m).<br />

Durchschnittstemperatur:<br />

24°C, im Winter 21°C.<br />

<strong>Der</strong> Süden der Insel unterliegt<br />

subtropischen Einfl üssen, ist<br />

<strong>als</strong>o oft sonnig und heiß, der<br />

Norden und mit ihm die Berge<br />

befi nden sich im Einzugsbereich<br />

der Passatwinde und<br />

weisen ein raueres Klima auf.<br />

Die Barriere zwischen den<br />

Klimazonen bilden die<br />

Gebirgszüge im Zentrum der<br />

Insel. Experten unterscheiden<br />

14 Klimazonen, daher wird<br />

Gran Canaria <strong>als</strong> »Miniaturkontinent«<br />

bezeichnet. In<br />

einem Tal liegt der einzige Ort<br />

Europas, an dem Kaffee<br />

angebaut werden kann (siehe<br />

Kasten).<br />

Unterwegs: Gut ausgebautes<br />

Straßennetz<br />

Mietwagen: CICAR (www.<br />

cicar.com), Avis (www.avis.de),<br />

Sixt (www.sixt.de), CarCanaria<br />

(www.carcanaria.com)<br />

Bus: »Global« fährt etwa 800<br />

Haltestellen an (Tel. 00 34/<br />

9 02/38 11 10). Stadtbusse<br />

in Las Palmas: »Guaguas Municipales«<br />

(www.guaguas.com;<br />

Tel. 00 34/9 02/07 77 78).<br />

Taxis: In allen größeren Orten<br />

gibt es einen Taxistand. Oder<br />

anrufen unter: Las Palmas<br />

Tel. 00 34/9 28/46 18 18<br />

oder Tel. 00 34/9 28/46 22 22;<br />

Telde Tel. 00 34/9 28/<br />

68 37 13 oder Tel. 00 34/<br />

9 28/69 49 08.<br />

Preise vor der Fahrt klären!<br />

Fremdenverkehrsbüros:<br />

Am Flughafen: Aeropuerto<br />

de Gran Canaria, Tel. 00 34/<br />

9 28/57 41 17,<br />

www.grancanaria.com<br />

Las Palmas: Fremdenverkehrsbüro<br />

von Gran Canaria,<br />

Calle Triana, 93, Tel. 00 34/<br />

9 28/21 96 00,<br />

www.grancanaria.com<br />

Hotels: Es gibt wunderschöne<br />

Landhotels.<br />

Tipp: Hotel Rural Las Longueras,<br />

35480 Agaete, Tel. 00 34/<br />

9 28/89 81 45,<br />

www.laslongueras.com<br />

Wohnen im Fels<br />

Molina zeigt seine Insel gern und hat eine<br />

einfache, aber wunderschöne Wanderung<br />

ausgesucht (vgl. Tour 2). Über sanfte Hänge<br />

führt der <strong>Weg</strong> vom Zentrum der Insel aus<br />

in Richtung Westen, vorbei an imposanten<br />

Naturdenkmälern und den Höhlen der Ureinwohner<br />

der Insel, der prähispanischen<br />

Bevölkerung. In Stammesgesellschaften organisiert,<br />

teilten sich Sippen die Insel auf.<br />

Als die Spanier die Kanaren im 16. Jahrhundert<br />

eroberten, trafen sie dort auf Menschen,<br />

die noch wie in der Steinzeit lebten.<br />

Die Bewohner hausten in Höhlen, die zum<br />

einen heute noch zu besichtigen sind oder<br />

teils sogar noch heute bewohnt werden. Es<br />

sei, so sagt Molina, einfach billiger, in den<br />

weichen Stein zu graben, <strong>als</strong> ein Haus zu<br />

bauen. »Wir Canarios müssen auf unser<br />

Geld achten.« Die europäische Wirtschaftskrise<br />

hat Spanien fest im Griff.<br />

Ausgangspunkt der Tour ist Cruz de Tejeda<br />

im Zentrum der Insel. <strong>Der</strong> Ort ist zugleich<br />

der geografische Mittelpunkt und die Kreuzung<br />

einiger wichtiger Traversen quer durch<br />

die Insel. Von hier aus wandert man nach<br />

Artenara und Teror, zum Roque Nublo (dem<br />

spektakulären Felsen und Wahrzeichen der<br />

Insel) oder zum Barranco de la Mina. Auch<br />

ein Jakobsweg wurde quer durch die Insel<br />

gelegt, der das Cruz de Tejeda passiert. Auf<br />

einem großen Parkplatz kann man das Auto<br />

bequem abstellen, die Buslinien 18 und 305<br />

bringen die Wanderer wieder zurück zum<br />

Ausgangspunkt. Man sollte sich aber unbedingt<br />

vorher über den Fahrplan informieren<br />

(siehe <strong>Bergsteiger</strong>KOMPAKT).<br />

Die ersten 20 Minuten führt ein sandiger<br />

Pfad in Richtung Norden steil hinauf zum<br />

Die große Düne von Maspalomas ist fest in<br />

der Hand der Sonnenanbeter.<br />

40 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Sonne, blauer Himmel und<br />

grüne Natur: gute Gründe<br />

für eine Winterflucht<br />

INFO<br />

Es gibt mehr <strong>als</strong> 2000.<br />

»Die meisten Einsätze<br />

der Bergrettung auf<br />

Gran Canaria haben<br />

mit Kreislauferkrankungen<br />

zu tun.«<br />

Paso Blanco, dem mit 1670 Meter höchsten<br />

Punkt der Tour. Innerhalb kürzester Zeit<br />

hat man die knapp 300 Höhenmeter hinter<br />

sich gebracht und genießt nun den Blick<br />

auf den großen Canyon, der die Bergwelt<br />

durchschneidet und nach Westen sanft in<br />

Richtung Meer abfällt. Gut sichtbar sind<br />

linkerhand die markanten Gipfel des Roque<br />

Nublo und des Roque Bentayga. Im Dunst<br />

über dem Atlantik ist der Teide zu sehen,<br />

der höchste Berg der kanarischen Inseln auf<br />

Teneriffa. Auf einem angenehmen Höhenniveau<br />

führt uns der <strong>Weg</strong> nun leicht bergab<br />

durch Kiefernwälder und sandige Pisten in<br />

Richtung Artenara, dem höchstgelegenen<br />

Dorf Gran Canarias mit den herrlichen Höhlenhäusern.<br />

Breite Forstpisten machen die<br />

Wanderung meist zu einem Spaziergang.<br />

Nicht zu unterschätzen sind für Win-<br />

Café de Europa – der Einzige seiner Art<br />

Immer wieder schielt Viktor Lugo Jorge<br />

an diesem Morgen auf sein Mobiltelefon.<br />

»Ich muss heute noch ein Radio-Interview<br />

geben«, sagt der junge Mann mit den breiten<br />

Schultern und den stahlblauen Augen entschuldigend.<br />

Viktor Lugo Jorge ist Bodeguero.<br />

Das klingt deutlich besser <strong>als</strong> Winzer, bezeichnet<br />

aber denselben Beruf. Er baut auch<br />

Orangen an. Was ihn und seine Arbeit auf<br />

der Finca de La Laja am Fuße der schwarzen<br />

Klippen im Tamadaba-Tal aber einzigartig<br />

macht, sind seine Kaffeepfl anzen. Viktor Lugo<br />

Jorge ist nach eigenen Angaben der einzige<br />

Kaffeebauer Europas – aus Liebe zum Kaffee.<br />

Nicht aus Gründen des Business. Das interessiert<br />

auch die Radiostation auf der Insel.<br />

Ob er nun tatsächlich der einzige Kaffeebauer<br />

Europas ist, bleibt mangels Beweise dahingestellt.<br />

Fest steht aber, dass seine Leidenschaft<br />

in Europa andernorts kaum realisierbar<br />

ist. Zu speziell sind die Bedingungen, die<br />

Kaffeepfl anzen für ihr Wachstum brauchen.<br />

Die Temperatur darf auch nachts nie unter<br />

16 Grad fallen, die Erde muss sehr nährstoffreich<br />

und die Luft darf nicht zu intensiv mit Salz<br />

aus dem Meer gesättigt sein. Auf Gran Canaria<br />

zumindest gibt es diese Bedingungen nur an<br />

diesem einen Ort, in diesem Tal am Nordwestende<br />

der Insel, nicht weit von Agaete.<br />

So zieht Viktor Lugo Jorge hier in dem kleinen<br />

Barranco rund um die herrschaftliche Finca de<br />

la Laja seine Kaffeepfl anzen groß. Er produziere<br />

»in erster Linie für den heimischen Markt«,<br />

sagt er bescheiden. Die Preise lassen aber<br />

doch eher an vermögende Touristen denken.<br />

Pro Jahr gewinnt er die beachtliche Menge von<br />

rund 1500 Kilo Bohnen. Die grünen Früchte<br />

werden von Hand geerntet, verlesen und auf<br />

großen Trockentischen in die Sonne gelegt.<br />

Geschält werden sie mithilfe einer Maschine<br />

aus Südamerika.<br />

Bei der technischen Lösung zur Röstung<br />

konnte die Familie auf ein heimisches Produkt<br />

zurückgreifen: Ein Elektromotor treibt ein altes<br />

Bierfass an, das über einer Gasfl amme erhitzt<br />

wird und die blassgrünen Bohnen zu jenen<br />

dunkelbraunen duftenden Bohnen macht, die<br />

letztlich in Supermärkten angeboten werden.<br />

»Viele industriell produzierten Kaffees werden<br />

beim Rösten mit Aromastoffen versehen, um die<br />

Bitterkeit zu nehmen« (die man beim Rösten<br />

von Bohnen minderer Qualität notwendigerweise<br />

erhält), erklärt er. »Bei uns kommen keine Zusatzstoffe<br />

in den Kaffee«, sagt Viktor Lugo Jorge<br />

entschieden. »Das gibt es hier nicht.«<br />

Übertriebene Hektik scheinbar auch nicht. Vater<br />

Inocencio lehnt gemütlich an einer Stele, die<br />

alte Weinreben nach oben in die Pergola wachsen<br />

lässt, und überwacht den Röstvorgang. Im<br />

rechten Moment – den kennt nur er – schwenkt<br />

er das Fass nach vorne und die Bohnen fallen<br />

in einen fl achen Bastkorb. Von dort kommen sie<br />

in die Kaffeemühle zu Mutter Maria del Carmen.<br />

Unterdessen bleibt für den Sohn und seine<br />

Gäste Zeit, bei regionalem Käse und Schinken<br />

den Wein der Familie zu verkosten. Rot und<br />

weiß, schön trocken. Warum auch nicht, schließlich<br />

ist es schon fast halb zehn Uhr auf<br />

Gran Canaria – man ist schließlich im Urlaub.<br />

Kontakt: Los Berrazales, Viktor Lugo Jorge,<br />

Bodeguero, C/. León y Castillo, n° 43,<br />

C.P. 35480-Agaete – G.C., Tel. 00 34/6 28/<br />

92 25 88, www.bodegalosberrazales.com<br />

Die schroffen Felsen treffen an der Küste<br />

auf ein frühlingshaft warmes Meer.<br />

Viktor Lugo Jorge rühmt sich <strong>als</strong> einziger<br />

Kaffeebauer Europas.<br />

Vater Inocencio füllt die gerösteten<br />

Bohnen in die Kaffeemühle.<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 41


Ein Erinnerungsfoto hält die Hochstimmung über den Wolken fest.<br />

<strong>Der</strong> Blick reicht über den Roque Bentayga und das Meer bis Teneriffa.<br />

TOUREN<br />

Hinein in Vulkankrater und durch tiefe Abgründe<br />

Erosion und Vulkanausbrüche durchfurchten Gran Canaria vom Zentrum bis an die Küste.<br />

Durch jede Schlucht führt eine Tour, oft vorbei an archäologischen Stätten.<br />

TOUR 1: Barranco del Andén<br />

▶ leicht 4½ Std.<br />

254 Hm 921 Hm<br />

Distanz: 7,5 km. Pfad, Schotterweg,<br />

Asphalt<br />

Charakter: Reizvolle Tour ohne allzu<br />

große alpine Herausforderungen<br />

entlang eines Canyons<br />

Ausgangspunkt: Cruz de Tejeda<br />

Beschreibung: Diese Tour verläuft<br />

entlang der längsten Schlucht auf<br />

Gran Canaria. <strong>Der</strong> Canyon beginnt<br />

bereits im Hochgebirge bei Tejeda<br />

in rund 1625 Metern und mündet<br />

nach einigen Kilometern in den<br />

häufi ger begangenen Barranco de<br />

la Virgen. Dabei passiert man viele<br />

landschaftliche Sehenswürdigkeiten:<br />

den großen Vulkankrater von Tejeda,<br />

Kiefernwälder, Kastanien- sowie<br />

Walnuss- und Fruchtbäume, den<br />

Vulkankessel von Montañón Negro,<br />

feuchte und üppige Passatwälder<br />

aus Lorbeerbäumen.<br />

TOUR 2: Cruz de Tejeda –<br />

Artenara – Acusa Seca – Acusa<br />

Verde<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

500 Hm 1000 Hm<br />

Alternativ zwei kürzere Etappen:<br />

1. Cruz de Tejeda – Artenara<br />

2. Artenara – Acusa Seca – Acusa<br />

Verde<br />

Distanz: 18,5 km. Pfad, Schotterweg,<br />

Asphalt<br />

Charakter: Anfangs geht es kurz steil<br />

bergauf bis zur Passhöhe, von dort<br />

führt der <strong>Weg</strong> auf einem Level, stets<br />

leicht bergab, durch Wälder und zu<br />

den Getreidespeichern der Höhlenmenschen.<br />

Beschreibung: Diese Route führt<br />

durch prächtige und monumentale<br />

vulkanische Landschaft, die sich über<br />

eine wilde Gestaltung des Reliefs erstreckt.<br />

Nach Jahrtausenden hat die<br />

Erosion Figuren aus dem Gebirgsgestein<br />

gemeißelt, von denen viele noch<br />

<strong>als</strong> Symbol für die Einwohner gelten.<br />

Die Route umrundet zunächst den<br />

großen Vulkankrater von Tejeda, auf<br />

Gestein vulkanischen Ursprungs,<br />

das zwischen fünf und 15 Millionen<br />

Jahre alt ist. <strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> führt zu dem<br />

Weiler Acusa im Bezirk von Artenara.<br />

Hier befi ndet sich ein wichtiges<br />

Natur- und Kulturerbe sowie eine der<br />

wertvollsten archäologischen Fundstellen<br />

auf Gran Canaria, außerdem<br />

eine wichtige Grottensiedlung der<br />

Ureinwohner. Es gibt 2197 registrierte<br />

Grottenwohnungen auf Gran Canaria.<br />

Nur dort werden sie noch <strong>als</strong> Wohnungen<br />

benutzt. Knapp ein Fünftel<br />

davon liegen in dieser Gegend.<br />

TOUR 3: Durch den Barranco<br />

Hondo hinauf zum Arco del<br />

Coronadero<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

300 Hm 300 Hm<br />

Distanz: 11,5 km. Pfad, Schotterweg,<br />

Asphalt<br />

Charakter: Kurze, aber knackige Tour<br />

durch einen der schönsten Canyons<br />

auf Gran Canaria. Nicht bei Regen<br />

gehen! <strong>Der</strong> Wasserstand im Barranco<br />

kann rasend schnell steigen.<br />

Beschreibung: Arco del Coronadero<br />

heißt die größte Felsenbrücke auf<br />

Gran Canaria. Um dorthin zu gelangen,<br />

muss man durch einen Canyon<br />

namens »Barranco Hondo« stets<br />

bergauf laufen. Die Tour beginnt am<br />

breiten, fl achen Barranco-Eingang<br />

hinter dem Kieswerk und führt am<br />

Rand des Bachbettes entlang.<br />

Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />

sind wichtig, an einigen Stellen muss<br />

auch ein wenig geklettert werden.<br />

Durch die Erosion entstand eine<br />

spektakuläre Szenerie mit hohen,<br />

rötlichen Felsenwänden, Grotten und<br />

scheinbar willkürlichen Steingebilden.<br />

Die Pfl anzen klammern sich<br />

regelrecht an die Abhänge. Vom<br />

Felsenbogen aus sieht man die gut<br />

erhaltene archäologische Fundstelle<br />

Altos del Coronadero.<br />

TOUR 4: Caldera de Bandama<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

200 Hm 200 Hm<br />

Distanz: 6,2 km. Pfad, Schotterweg,<br />

Pfl astersteinweg, Asphalt<br />

2<br />

Charakter: Es geht gemächlich hinauf<br />

zum Krater und von dort auf teils<br />

rutschiger Asche in den Vulkankessel.<br />

Beschreibung: <strong>Der</strong> Vulkankessel<br />

von Bandama, benannt nach einem<br />

fl ämischen Händler aus dem<br />

16. Jahrhundert, der im Krater Wein<br />

anbaute, gehört zu den beeindruckenden<br />

vulkanischen Gebilden auf<br />

Gran Canaria.<br />

Ein Vulkanausbruch vor 5000 Jahren<br />

formte zunächst den riesigen Konus,<br />

der später auf der leeren Magmakammer<br />

zusammenbrach. <strong>Der</strong> Krater<br />

zählt zu den größten Explosionscalderen<br />

auf den Kanaren und wurde <strong>als</strong><br />

Naturdenkmal unter Schutz gestellt.<br />

Am Nordhang des Kessels befi ndet<br />

sich die archäologische Ausgrabungsstätte<br />

»Cueva de los Canarios«<br />

(Grotte der Kanarer), eine Grottensiedlung<br />

der Ureinwohner.<br />

1<br />

3<br />

4<br />

Karte: www.openstreetmap.com<br />

42 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Wie Oasen schmiegen<br />

sich weiße Bergdörfer<br />

an die Hänge, umgeben<br />

von Palmen, Orangenoder<br />

Mandelbäumchen.<br />

terflüchtlinge die im Februar zunächst ungewohnten<br />

Temperaturen und die hoch<br />

stehende Sonne. »Die meisten Einsätze der<br />

Bergrettung auf Gran Canaria haben deshalb<br />

mit Kreislauferkrankungen zu tun«,<br />

sagt Molina. Wichtig seien eine Kopf bedeckung<br />

und ausreichend zu trinken. »Mindestens<br />

zwei Liter Wasser, eher mehr«, rät<br />

er. Aus dem Kiefernwald heraus geht es<br />

auf einem schmalen <strong>Weg</strong> hinunter nach<br />

Artenara, das Dorf mit den Höhlenhäusern,<br />

wo sogar der Glockenturm des Dorfkirchleins<br />

durch eine Felswand hindurch<br />

geführt wurde. Man lässt den Blick über<br />

die Landschaft schweifen oder setzt sich in<br />

eines der Straßencafés. Langsam schmilzt<br />

die Sonne den Winter aus den Knochen.<br />

Wenn dieses Stadium erreicht ist, hat man<br />

den ersten, nicht eben einladenden Eindruck<br />

der Insel bereits verdaut. Grau-braune<br />

Sandsteinhügel dominieren das Bild an der<br />

Ostküste, zwischen Flughafen, der Autobahn<br />

GC-1 und der Hauptstadt Las Palmas<br />

verschmelzen die Outlet-Center zu einer einzigen<br />

Shopping-Mall: Ikea und McDonald’s,<br />

Aldi und Lidl gibt’s <strong>als</strong>o auch hier. Immerhin:<br />

Man fährt bei geöffnetem Fenster und<br />

spürt die warme, salzige Luft. Zusehens<br />

versöhnt man sich mit der Welt, die wenig<br />

später, wenn man ein Bergdörfchen erreicht<br />

hat, wieder völlig in Ordnung ist: Bei einem<br />

Glas Rotwein sitzt man im Freien, hört allenthalben<br />

die Grillen zirpen und die Vögel<br />

singen. <strong>Der</strong> Sommer. Er hat uns wieder.<br />

Eher leichte Routen<br />

Für Wanderer hält Gran Canaria ein reichhaltiges<br />

Angebot bereit. Von kurzen Touren<br />

durch grüne Hügellandschaften über<br />

knifflige Routen durch schroffe Canyons<br />

bietet die Insel ein schönes Spektrum an<br />

Möglichkeiten. Tendenziell sind die Wanderungen<br />

einfach bis mittelschwer. Ehemalige<br />

Handelsrouten durchziehen die<br />

Insel und offerieren ein dichtes, rund 300<br />

Kilometer langes <strong>Weg</strong>enetz. Diese Verbindungen<br />

sind meist Sand- oder Lavapisten,<br />

auf denen Trittsicherheit gefragt ist – Lava<br />

ist extrem rutschig. Zum Teil geht man<br />

auf alten »Caminos Reales«, die bereits von<br />

den Ureinwohnern angelegt wurden. Hin<br />

und wieder führen die Wanderungen auch<br />

durch Bachbetten oder über schmale Pfade<br />

entlang ausgesetzter Stellen.<br />

Die Berge sind schroff und erinnern mit<br />

ihren tiefen Einschnitten, den Barrancos,<br />

an die großen Canyons in den USA. Immer<br />

wieder schmiegen sich, Oasen gleich, weiße<br />

Bergdörfer an die Hänge, umgeben von<br />

Orangen- oder Bananenplantagen, Mandelbäumchen<br />

oder den typischen gedrungenen<br />

Palmen. Unter ihnen ist Tejeda, das<br />

Zentrum der Mandel- und Marzipanproduktion,<br />

einen Besuch wert. Ende Januar feiern<br />

sie dort das Mandelblütenfest, eine Woche<br />

später in V<strong>als</strong>equillo. Wer es noch bunter<br />

möchte, dem sei Ende Februar der Karneval<br />

in Las Palmas ans Herz gelegt. Doch wir sind<br />

ja eigentlich zum Wandern da.<br />

◀<br />

IM MÄRZ-HEFT lesen Sie eine Reportage über die<br />

Wanderinsel La Réunion im Indischen Ozean.<br />

NUR WO DU ZU FUSS WARST,<br />

WARST DU WIRKLICH.<br />

Die Wunder dieser Erde Schritt für<br />

Schritt erkunden. Eine Perlenreihe Höhepunkte.<br />

400 Destinationen auf der<br />

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AUF TOUR<br />

Auf Ski über die Alpen<br />

Nächster Halt<br />

Haute Route<br />

Gipfel-Panoramen im Überfluss: Wer im Winter auf Ski<br />

die Alpen überquert, den erwartet eine zauberhaft stille<br />

Bergwelt. Auf der fünftägigen Tour von Oberstdorf nach<br />

Südtirol müssen die Bergsportler die Lawinensituation<br />

allerdings ständig im Blick haben. Von Janek Schmidt<br />

44 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Bei Sonnenschein steigt die Gruppe am ersten Tag auf<br />

die Höferspitze. Im Hintergrund liegt der Hochalppass.<br />

Foto: Oase Alpin Center / Matthias Vogler<br />

Die Beschreibung klingt hart,<br />

doch noch härter ist für Armin<br />

Schaupps Zuhörer seine<br />

anschließende Frage. »Morgen<br />

müssen wir diesen Hang queren:<br />

600 Meter lang, 33 Grad steil und total<br />

vereist«, erklärt der Bergführer in ruhigem<br />

Tonfall und tiefem Allgäuer Dialekt. »Wer<br />

da abrutscht, fällt über die Bergkuppe und<br />

isch mausitot.« Schaupp zeigt der Gruppe<br />

um ihn herum den Hang auf einer Karte<br />

und fragt dann: »So, wer traut sich das zu?«<br />

Willkommen im Abenteuer. Ein bisschen<br />

davon hatten sich die acht Tourengeher ja<br />

gewünscht, <strong>als</strong> sie beschlossen, mit einem<br />

Bergführer auf Tourenski von Deutschland<br />

nach Italien zu gehen. Doch dachten sie<br />

dabei eher an Pulverschneeabfahrten und<br />

einsames Hochgebirge <strong>als</strong> an trockenes Kartenstudium,<br />

bei dem man auch noch weiche<br />

Knie bekommt.<br />

Von dieser Vorbereitung kann Thomas<br />

Dempfle lange erzählen. Er leitet die Bergschule<br />

Oase Alpincenter in Oberstdorf und<br />

bekam dort im Laufe der Zeit immer mehr<br />

Anfragen von Gästen, die im Winter die<br />

Alpen überqueren wollten. »Also habe ich<br />

angefangen, mir viele Routen anzuschauen«,<br />

erzählt er. Zusammen mit seinen 15<br />

angestellten Bergführern, die aus verschiedenen<br />

Alpentälern stammen, analysierte er<br />

viele Karten und erkundete vier Jahre lang<br />

an freien Tagen etliche <strong>Weg</strong>e. »Wenn man<br />

das für Gäste plant, darf es nicht zu schwer<br />

sein, und du brauchst immer Ausweichmöglichkeiten,<br />

falls die Lawinengefahr


»Du brauchst immer<br />

Ausweichmöglichkeiten,<br />

falls die<br />

Lawinengefahr<br />

in einzelnen Tälern<br />

zu groß wird.«<br />

Einsame Spuren im Schnee führen zu traumhaften Aussichtspunkten wie der Höferspitze.<br />

in einzelnen Tälern zu groß wird«, erklärt<br />

er. Schließlich hatte er eine passende Route<br />

für eine Fünf-Tage-Tour gefunden.<br />

Um diese auch bei ungünstigen Verhältnissen<br />

zu untersuchen, wartete er auf den<br />

nächsten großen Schneefall. »Als der kam,<br />

und überall Lawinen abgingen, sind wir<br />

die ganze Strecke mit einem Husky Motorflugzeug<br />

abgeflogen«, erinnert er sich. Aus<br />

der Luft konnte er noch einmal überprüfen:<br />

Wo kommt man am schnellsten und<br />

Kraft sparendsten durch einzelne Täler? Um<br />

wie viel Uhr trifft die Sonne auf Südhänge<br />

und weicht dort den Schnee auf ? Und an<br />

welchen Stellen gibt es selbstausgelöste<br />

Lawinen? Einer dieser problematischeren<br />

KOMPAKT<br />

Auf Ski über die Alpen<br />

Anbieter: Oase Alpincenter,<br />

Bahnhofplatz 5,<br />

87561 Oberstdorf,<br />

Tel. 0 83 22/8 00 09 80,<br />

bergschule@oase-alpin.de,<br />

www.oase-alpin.de<br />

Region: Allgäuer Alpen,<br />

Lechtaler Alpen, Verwall,<br />

Silvretta, Engadin, Südtirol<br />

Dauer: 5 Tage<br />

Preis: 925 Euro, inkl. Bergführer,<br />

Halbpension, Bus,<br />

Kutsche, Lawinenausrüstung<br />

Zusatzkosten: 4 Mal<br />

Skipass (ins. ca. 80 Euro),<br />

evtl. Leihgebühr für Tourenski,<br />

Felle, Stöcke, Dynafi t-<br />

Tourenschuhe<br />

Packtipps:<br />

www.oase-alpin.de/service/<br />

rucksack-richtig-packen<br />

Weiterer Anbieter: Alpinschule<br />

Oberstdorf, Im Oberen<br />

Winkel 12a, 87561 Oberstdorf,<br />

Tel. 0 83 22/94 07 50,<br />

info@alpinschule-oberstdorf.de<br />

Kartenmaterial: Kompass-<br />

Karte 1:50 000, Nr. 3 »Allgäuer<br />

Alpen – Kleinw<strong>als</strong>ertal«; Kompass-Karte<br />

1:25 000, Nr. 03<br />

»Oberstdorf – Kleinw<strong>als</strong>ertal«;<br />

Kompass-Karte 1:50 000,<br />

Hänge liegt nun vor den Tourengehern und<br />

soll am kommenden Morgen überschritten<br />

werden: die Querung unter dem Karhorn,<br />

raus aus dem Skigebiet Warth und hinüber<br />

nach Lech, den zwei Orten, die seit dieser<br />

Saison auch durch einen neuen Lift verbunden<br />

sind. Auf die Frage von Bergführer<br />

Schaupp, welche Teilnehmer sich diese Passage<br />

trotz der starken Vereisung zutrauten,<br />

schauen die meisten etwas verunsichert.<br />

»Wie soll ich das von hier aus wissen, wenn<br />

ich nur die Karte sehe?«, fragt einer. Und<br />

somit wird letztlich der Beschluss gefasst,<br />

am kommenden Tag gemeinsam zu der kritischen<br />

Stelle aufzusteigen und erst dort zu<br />

entscheiden, ob sich alle die weitere Strecke<br />

Nr. 41 »Silvretta –Verwallgruppe«;<br />

Kompass-Karte 1:50 000,<br />

Nr. 98 »Unterengadin«;<br />

Alpenvereinskarte 1:25 000,<br />

3/2 »Lechtaler Alpen–Arlberggebiet«;<br />

Alpenvereinskarte<br />

1:25 000, 3/3 »Silvrettagruppe«.<br />

Literatur: Christian Schneeweiß,<br />

Bernd Ritschel »Abenteuer<br />

SkiTransalp – Außergewöhnliche<br />

Überschreitungen<br />

des Alpenhauptkamms«,<br />

Bruckmann Verlag, 168 Seiten,<br />

ca. 160 Abb., Format 22,3<br />

x 26,5 cm, Hardcover mit<br />

Schutzumschlag<br />

zutrauen, oder ob die Gruppe einen größeren<br />

Umweg einschlägt.<br />

Hochsteigen ist eh nur »notwendiges Übel«<br />

Als die Tourengeher am nächsten Morgen<br />

bei blauem Föhn-Himmel den Berg emporsteigen<br />

und den Hang in der Morgensonne<br />

glitzern sehen, wirkt er weniger bedrohlich<br />

<strong>als</strong> noch beim abendlichen Kartenlesen.<br />

Auch die Lawinenwarnstufe steht auf eins,<br />

der Schnee ist überall gesetzt und über<br />

Nacht hartgefroren. So ist der Hang trotz<br />

der größeren eisigen Stellen gut zu passieren.<br />

Alle neun Tourengeher schaffen die<br />

Querung ohne Probleme und gelangen<br />

nach einer langen Abfahrt in das Skigebiet<br />

von Lech. Dort nehmen sie zunächst einen<br />

Lift, um von Alpe Rauz zum Nachtlager<br />

auf die Ulmer Hütte zu gelangen. Puristen<br />

würden über Fahrten mit Sesselliften<br />

auf einer Transalp die Stirn runzeln. Doch<br />

Schaupps Gäste sind begeistert. »Für mich<br />

ist das Hochsteigen eh nur notwendiges<br />

Übel«, sagt etwa Oliver Zschunke. Er war<br />

früher einmal einer der besten deutschen<br />

Speerwerfer, doch heute leitet er seine eigene<br />

Zahnarztpraxis und plant eher beruflich<br />

den großen Wurf. »Warum soll ich mich<br />

noch quälen, das coolste ist doch eh das<br />

Runterfahren im Pulverschnee.«<br />

Doch bald muss auch Zschunke auf die Zähne<br />

beißen. Denn schon am nächsten Tag<br />

merkt die Gruppe, wie schnell sich die Lage<br />

in den Bergen ändern kann: <strong>Der</strong> Föhn, der<br />

beim Start im Allgäu noch ein angenehmes,<br />

warmes Lüftchen war, pfeift auf bald 3000<br />

46 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


<strong>Der</strong> Übergang über das S-charl-Joch ist einer<br />

der letzten Abschnitte der Alpenüberquerung.<br />

Per Flugzeug wird die Lawinenlage erkundet.<br />

Den Sturm gut überstanden: Beim Aufstieg auf die Rossfallscharte ist die Gefahr vorüber.<br />

Foto: Oase Alpin Center / Matthias Vogler (4), Lech Zürs Tourismus / Sepp Mallaun<br />

Metern Höhe mit 100 Kilometern pro Stunde<br />

über die Gipfel. Über das Smartphone<br />

eines Tourengehers kommt dazu passend<br />

die Nachrichtenmeldung: »Sieben Tote bei<br />

Lawinen in den Alpen!« Zwar herrscht in<br />

den meisten Regionen nur Lawinenwarnstufe<br />

eins bis zwei. Doch zwei Faktoren haben<br />

ausgereicht, dass Tourengeher mehrere<br />

tödliche Lawinen auslösten: starke Windverfrachtungen<br />

des Schnees und schlechte<br />

Sicht – genau die Situation, mit der auch<br />

die Gruppe auf dem <strong>Weg</strong> nach Italien nun<br />

konfrontiert ist.<br />

Somit wird auch Bergführer Schaupp nun<br />

besonders vorsichtig und holt sich zunächst<br />

genauere Informationen im Internet. Dabei<br />

kommt ihm zugute, dass er früher <strong>als</strong> Ingenieur<br />

Lawinenverbauungen im Gebirge<br />

plante und somit auch viel theoretische<br />

Erfahrung mit Schneerutschen hat. Zudem<br />

arbeitete er in einer Zentrale für Hochwasser-Vorhersagen<br />

und kann Rohdaten aus<br />

Wetterstationen gut interpretieren. Daher<br />

lädt er auf einem Smartphone zusätzlich<br />

zum Lawinenlagebericht auch die Webseite<br />

wetterzentrale.de, eine Datensammlung<br />

für Meteorologen. Dort findet er unter anderem<br />

Vorhersagen über die Wolkendichte<br />

in verschiedenen Höhen, heruntergebrochen<br />

auf einen Drei-Stunden-Takt. Somit<br />

kommt er zu einer düsteren Prognose: »Wir<br />

bekommen hohe Wolken, die die Sonne<br />

nicht durchlassen, und auch weiter unten<br />

wird die Sicht mittelmäßig.«<br />

Um sich Orientierungshilfen für den kommenden<br />

Tag zu schaffen, beginnt Schaupp,<br />

42 Markierungspunkte der geplanten Etappe<br />

von einer Landkarte in sein GPS-Gerät<br />

einzutippen. So kann er etwa bei Nebel auf<br />

einem kleinen Bildschirm prüfen, ob er<br />

vom <strong>Weg</strong> abkommt.<br />

Heftige Windböen<br />

Gerüstet mit 15 Reserve-Batterien, die auch<br />

bei den Temperaturen von minus sieben<br />

Grad Celcius ausreichend lange halten, zieht<br />

er am nächsten Morgen mit der Gruppe los.<br />

Doch <strong>als</strong> sie die Ulmer Hütte nahe St. Anton<br />

verlassen haben und über die Rossfallscharte<br />

ins abgelegene Malfontal gestiegen sind,<br />

klingt Schaupp ungewohnt angespannt.<br />

»Das isch jetzt kein Kinderspiel!«, warnt er<br />

am Fuße eines 500 Meter hohen Nordhangs.<br />

Dann kommt die Frage, die naheliegt – und<br />

die doch keiner erwartet hatte: »Wer leitet<br />

die Suche, falls uns eine Lawine erwischt?«<br />

Schaupps Gäste blicken etwas bleich durch<br />

das Schneetreiben. Plötzlich wirkt der Pulverschnee<br />

nicht mehr so cool, wie ihn Zahnarzt<br />

Zschunke vor wenigen Tagen noch bejubelt<br />

hatte. Letztlich erklärt sich einer aus<br />

der Gruppe bereit, die Verantwortung<br />

Nach schweißtreibenden Aufstiegen locken traumhafte Abfahrten wie hier in Lech-Zürs.<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 47


TOUREN<br />

Auf Ski von Oberstdorf nach Taufers<br />

Die Alpenüberquerung im Winter belohnt schweißtreibende<br />

Anstiege mit einsamen Abfahrten und Abstechern<br />

in Parade-Skigebiete. Eine fünftägige Skitour führt<br />

vom Allgäu nach Taufers im Vinschgau.<br />

Tourenkarten<br />

5–8 Heftmitte<br />

1. Tag<br />

Baad (1244 m) – Warth (1495 m)<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

880 Hm 250 Hm<br />

Charakter: Eingehtour durch das<br />

Bärgunttal mit grandiosem Blick auf den<br />

Großen Widderstein und Übergang vom<br />

Allgäu nach Vorarlberg<br />

Ausgangspunkt: per Bus von Oberstdorf<br />

nach Baad (1244 m) im Kleinw<strong>als</strong>ertal<br />

Einkehr: Bärgunthütte<br />

Route: Baad – über das Bärgunttal<br />

zur Bärgunthütte – nach Rast weiter<br />

zum Hochalppass (1938 m) – Hochtannbergpass<br />

(1676 m) – Hotel Körbersee<br />

(1656 m)<br />

2. Tag<br />

Warth (1495 m) – Ulmer Hütte<br />

(2288 m) bei St. Anton am Arlberg<br />

▶ mittel 2 Std.<br />

250 Hm 1000 Hm<br />

Charakter: Überquerung zum Arlberg –<br />

der Wiege des Skilaufs<br />

Einkehr: diverse Hütten im Skigebiet<br />

Arlberg<br />

Route: Rundtour um das Karhorn –<br />

Abfahrten über Bürstegg zur Bodenalpe<br />

– Lech am Arlberg – Abfahrten nach Zürs,<br />

Zug, Stuben, St. Christoph – Übernachtung<br />

auf der Ulmer Hütte<br />

3. Tag<br />

Ulmer Hütte (2288 m) –<br />

Heidelberger Hütte (2264 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

1200 Hm 800 Hm<br />

Charakter: Ein gegensätzlicher Tag:<br />

Ruhe am Vormittag auf Skitour –<br />

Trubel am Nachmittag in Ischgl<br />

Einkehr: Heidelberger Hütte<br />

Route: Abfahrt nach St. Anton –<br />

per Seilbahn ins Skigebiet Vordere<br />

Rendlspitze – Roßfallscharte (2732 m)<br />

– Tiefschneeabfahrt ins Malfontal<br />

– Aufstieg ins Lattejoch (2605 m) –<br />

Kappl – per Skibus nach Ischgl –<br />

Skifahren im Gebiet von Ischgl und<br />

Samnaun – Abfahrt ins Val Gronda –<br />

Übernachtung auf der Heidelberger<br />

Hütte (2264 m)<br />

4. Tag<br />

Heidelberger Hütte (2264 m) –<br />

S-charl (1810 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

1150 Hm 1000 Hm<br />

Charakter: Hochalpiner Übergang in der<br />

Silvretta<br />

Einkehr: Skihütten und San-Jon-Ranch<br />

Route: Fimbertal – Fuorcla da Tasna<br />

(2835 m) – Vadret da Tasna – Piz Tasna<br />

(3179 m) – Abfahrt in das Val Laver –<br />

Aufstieg zur Fuorcla Champatsch (2730 m)<br />

– 1500 Hm Abfahrt nach Scoul – per<br />

Pferdekutsche ins Val S-charl (1810 m) –<br />

Übernachtung im Gasthaus Mayor<br />

5. Tag<br />

S-charl (1810 m) – Taufers im<br />

Vinschgau (1250 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

900 Hm 1500 Hm<br />

Charakter: Über die bekannte »Cruschetta«<br />

nach Taufers in Südtirol<br />

Einkehr: Hotel Lamm in Taufers<br />

Route: S-charl-Joch (2296 m) – Mot<br />

Falain (2690 m) – Abfahrt ins Val Plazer<br />

(2183 m) – Val d’Avigna – Taufers –<br />

per Bus zurück nach Oberstdorf<br />

Zu abgelegen: In Graubünden geht es mit<br />

der Pferdekutsche ins einsame Val S-charl.<br />

für eine mögliche Lawinensuche zu übernehmen<br />

– und der Anstieg beginnt.<br />

Je näher die Gruppe an den Bergrücken<br />

kommt, desto stärker bläst ihnen der Wind<br />

entgegen. Mehrere Tourengeher geraten<br />

ins Schwanken, <strong>als</strong> sie bei ihren Spitzkehren<br />

von Böen erfasst werden. Doch letztlich<br />

erreichen alle die Scharte, die sie ins Skigebiet<br />

Kappl führt. Am Ende des Anstiegs<br />

jubeln einige los und recken ihre Arme in<br />

den Himmel über dem Paznauntal – aus<br />

Freude, wegen des Überschusses an Adrenalin<br />

oder einfach aus Lust am Männerritual.<br />

Und dann kommt auch Tiefschnee-Fan<br />

Zschunke zu seinen Abfahrten. Dafür muss<br />

er am nächsten Tag noch einmal von der<br />

Heidelberger Hütte, vorbei am Piz Tasna<br />

und durch die Silvretta insgesamt 1300 Höhenmeter<br />

aufsteigen. Doch wird er belohnt<br />

mit einer langen Abfahrt durch unverspurten,<br />

lockeren Schnee.<br />

Als er und seine Gruppe dann in Scuol in<br />

Graubünden ankommen, gelangen sie zum<br />

Schweizerischen Nationalpark, an dessen<br />

Rand ihre letzte Unterkunft liegt. Dorthin<br />

führt eine neun Kilometer lange, verschneite<br />

Straße, die kein Auto im Winter passieren<br />

kann. So steigen die Tourengeher im<br />

Bergdorf S-charl in zwei Pferdeschlitten, in<br />

denen dicke Felle und frisch gefüllte Wärmflaschen<br />

für sie bereitliegen.<br />

Am kommenden Morgen liegt nur noch ein<br />

kurzer Aufstieg zur italienischen Grenze vor<br />

ihnen, anschließend fahren sie nach Taufers<br />

in Südtirol ab. Müde kommen sie dort an –<br />

doch zugleich euphorisiert. So vergeht nicht<br />

einmal eine Woche nach der Tour, bis sich<br />

Tiefschnee-Fan Zschunke per Mail an die<br />

ganze Gruppe wendet: »Wie wäre es, wenn<br />

wir gemeinsam die Haute Route machen?«,<br />

fragt er und begeistert sich sogar für die Strapazen<br />

der Anstiege: »Die zieht uns dann die<br />

letzten Körner aus dem Körper!«<br />

◀<br />

Foto: Axel Veeser<br />

48 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


KOLUMNE<br />

Im Mützenland<br />

Kleidung ist nicht nur wetterabhängig. Sie ist auch<br />

vom sozialen Umfeld geprägt. Deshalb fühlen sich<br />

Boulderer cool, wenn sie im Juli Wollmützen und im<br />

Januar Shorts tragen. Doch die Szene ändert sich …<br />

Als Kinder lernten wir viele alltägliche<br />

Dinge. Zum Beispiel, dass wir im<br />

Sommer T-Shirts anziehen und im<br />

Winter warme Jacken. Und dass<br />

wir zu den T-Shirts auch mal kurze Hosen<br />

tragen und zu den dicken Jacken – wenn<br />

es wirklich kalt war – eine Mütze. Später,<br />

<strong>als</strong> <strong>Bergsteiger</strong> und Alpinistinnen, hörten<br />

wir vom Zwiebelsystem. Zogen fortan über<br />

dem Trägerleibchen ein Langarmshirt und<br />

unter der Windschutzjacke einen Faserpelz<br />

an. Wobei dieses Schichtprinzip in den vergangenen<br />

Jahren ins Wanken geriet: Nextto-Skin-Shirts<br />

mit Windstoppermembran<br />

warfen neue Fragen auf. Erst haderte ich<br />

mit diesen neuen Tatsachen, kam aber bald<br />

damit klar. Was mich zur Annahme verleitete,<br />

die alpinistischen Kleiderregeln für die<br />

nächsten Jahre begriffen zu haben.<br />

Schwitzen und frieren<br />

Doch sie sollten noch mehr durcheinander<br />

geraten. Grund dafür war eine kleine Boulderhalle<br />

namens Minimum. In einem alten<br />

Schuppen am Stadtrand Zürichs eingerichtet,<br />

war diese im Sommer stickig heiß, im<br />

Winter eiskalt. Was der guten Stimmung<br />

keinen Abbruch tat. Man kannte sich, grüßte<br />

sich, und meist dröhnten die Beats einer<br />

angesagten Electro-Band aus zwei Boxen,<br />

während gerade jüngere Boulderer sich über<br />

Kanten wuchteten und an minimalistischen<br />

Griffen hochhangelten. Ich war im Schnitt<br />

zehn Jahre älter <strong>als</strong> die anderen Besucher,<br />

fühlte mich aber wohl und mochte den Ort<br />

ganz gern. Bloß eines verstand ich nie: Wäh-<br />

rend ich im Sommer im Trägertop schwitzte,<br />

trugen die Jungs neben mir zwar kein T-<br />

Shirt, dafür eine Wollkappe. Und während<br />

ich im Januar trotz Primaloftjacke und Wollkappe<br />

fror, standen sie in Kappe und kurzen<br />

Hosen neben mir auf der Matte. Ich schloss<br />

daraus: Egal, wie heiß, egal wie kalt – coole<br />

Boulderer setzen sich Mützen auf. Was<br />

bedeutete, dass auch ich ziemlich cool war.<br />

Immerhin von Dezember bis Februar.<br />

Die echte Szene<br />

Doch die Zeiten ändern sich. Das »alte Minimum«<br />

verschwand und das »neue Minimum«<br />

öffnete letzten September seine<br />

Türen. Eine große, helle Boulderhalle im<br />

Zentrum Zürichs, die Kletterer aus der ganzen<br />

Stadt anlockt. Auch solche, die ganz<br />

ohne Mützen bouldern und bisher nur in<br />

warm geheizten Kletterhallen trainierten.<br />

Diese neue Klientel – sie ist derzeit in der<br />

Überzahl – ist ganz nett, hat aber manches<br />

noch nicht verstanden. Etwa, dass<br />

coole Boulderer Mützen tragen. Oder dass<br />

das neue Minimum im Winter wie seine<br />

Vorgängerin ungeheizt bleibt. Und so saß<br />

ich kürzlich an einem eisigen Wintertag<br />

im neuen Minimum auf der Matte unter<br />

meinem Boulderproblem, blickte um mich<br />

und stellte erstaunt fest, <strong>als</strong> einzige eine<br />

Wollmütze zu tragen; alle anderen standen<br />

fröstelnd in Trägertops und T-Shirts neben<br />

mir. Zugegeben: Ich fühlte mich in diesem<br />

Moment ziemlich cool. Ein wenig old school<br />

quasi. Ganz so, <strong>als</strong> hätte ich immer schon<br />

zur echten Boulderszene Zürichs gehört. ◀<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Caroline Fink<br />

berichtet am liebsten über die<br />

stillen Winkel in den Alpen.<br />

Die Autorin lebt in Zürich und<br />

arbeitet unter anderem frei für<br />

die NZZ und das SAC-Magazin<br />

»Die Alpen«. Die 36-Jährige<br />

schreibt im Wechsel mit<br />

Sandra Zistl, Axel Klemmer und<br />

Eugen Hüsler über das aktuelle<br />

Geschehen in den Bergen.<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49


TIPP<br />

12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />

Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 02/14<br />

Totes Gebirge, Verwall, Silvretta,<br />

Kitzbüheler und Engadiner Alpen<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

6 Piz da Val Gronda, 5 Warther Horn,<br />

12 Westl. Geierkopf, 9 Haute Route Oberland,<br />

10 H<strong>als</strong>erspitz, lange, 2 Almkogel,<br />

kurzer, knackiger Aufstieg<br />

+ Genussabfahrt<br />

Freeride-Tour <strong>als</strong> Einstieg<br />

zur Ski-Transalp<br />

steile, nordseitige<br />

Skitour; wenig Sonne fünf Tage auf Ski<br />

am Alpenrand entlang<br />

einsame Skitour; teils<br />

unübersichtliche Route<br />

mäßig steile Skitour;<br />

Achtung auf Dolinen!<br />

7 Piz Tasna, langer,<br />

8 Mot Falein, leicht<br />

1 Barmsee, Winter-<br />

11 Wallgauer Eck, lange, 3 Schatzberg,<br />

nordseitiger Skiaufstieg;<br />

Gipfel zu Fuß<br />

oder rassig (Variante)<br />

über den Hauptkamm<br />

Spaziergang fast ohne<br />

Höhenunterschiede<br />

flache Ski-Wanderung;<br />

Gipfelhang steil<br />

einfache Skitour mit<br />

Abfahrtsvergnügen<br />

4 Gr. Galtenberg,<br />

beliebte Skitour mit<br />

vielen Höhenmetern<br />

GPS-Daten <strong>als</strong> Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Karwendel Barmsee (940 m)<br />

1<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014 – Seite 64<br />

TIPP<br />

Winterliche Rundtour um Barmsee und Geroldsee<br />

Dieser See-Spaziergang mit einmaligen Ausblicken ist zu allen<br />

Jahreszeiten beliebt. Außer diesem Tourentipp sind etliche<br />

Varianten und Erweiterungen möglich. Bei sicherer Eisdecke ist<br />

Schlittschuhlauf auf dem Barmsee möglich.<br />

90 Hm | 3 Std.<br />

normale Wanderausrüstung,<br />

evtl. Grödel<br />

Talort: Krün (875 m)<br />

Ausgangspunkt: Barmsee-Hotel (900 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />

47.495856° Länge E 011.253658°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung von<br />

Garmisch-Partenkirchen nach Mittenwald<br />

Kindereignung: ab 10 Jahren<br />

Totes Gebirge Almkogel (2116 m)<br />

Über sanfte, freie Hügel, aber mit Dolinengefahr<br />

Die Skitour führt vom Almplateau der Tauplitz mit zahlreichen urigen<br />

Hütten über die Eisdecken zweier Seen hinauf auf den südlichsten<br />

Gipfel des Toten Gebirges. Von hier aus hat man nicht nur eine wunderbare<br />

Aussicht, sondern auch ganze 1400 Höhenmeter Abfahrt vor sich.<br />

750 auf/1400 Hm ab | 5 Std.<br />

normale<br />

Skitourenausrüstung<br />

Entfernung: 10,2 km<br />

Gehzeit: ca. 3 Std., je nach Schneehöhe<br />

Beste Jahreszeit: das ganze Jahr über möglich<br />

Karte: Topografi sche Karte des Bayer. Landesamtes für Vermessung<br />

und Geoinformation 1:50 000, Blatt UK50-51 »Karwendel«<br />

Informationen: Krün, Tel. 00 49/88 25/10 94, www.kruen.de<br />

Einkehr: Alpengasthaus Barmsee<br />

Schwierigkeiten: Bei Vereisung kann es an einigen Stellen<br />

sehr glatt sein; entsprechende Vorsicht ist angebracht.<br />

2<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014– Seite 36<br />

Talort: Bad Mitterndorf (809 m)<br />

Ausgangspunkt: P Hollhaus / Tauplitzalm (1621 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn von Salzburg<br />

über Stainach-Irdning bis Bad Mitterndorf<br />

Gehzeiten: Tauplitzalm – Steirerseehütten – Steirersee<br />

(1445 m) ½ Std. – Sattel – Schwarzensee (1549 m)– Leistalmhütte<br />

(1647 m) ¾ Std. – Kamphütten – Almkogel 1½<br />

Std. – Abfahrt entlang des Aufstiegswegs oder über Gegenanstieg<br />

Kamphütten – Roßkogel (1890 m) ¾ Std. mit Abfahrt ins Gnanitztal<br />

Beste Jahreszeit: Dezember bis April, je nach Schneelage<br />

Karte: Kompass 1:50 000, Blatt 68 »Ausseerland – Ennstal«<br />

Führer: Heitzmann »Skitouren: Vom Gesäuse bis zum Salzkammergut«,<br />

Steirische VerlagsGmH; Brandl »Dachstein – Tauern mit<br />

Salzkammergut und Tennengebirge. 50 Skitouren«, Rother Verlag<br />

Informationen: TVB Ausseerland, Bahnhofstr. 132, A-8990<br />

Bad Aussee, Tel. +43/(0)36 22/5 40 40-0, www.ausseerland.at<br />

Einkehr: Gasthöfe und Hütten auf der Tauplitzalm<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Mäßig steile Skitour im<br />

Südosten des Toten Gebirges. Achtung: neben Lawinen- auch<br />

Dolinen-Gefahr (Spalten im Winter zugeschneit). Für die<br />

Abfahrt in die Gnanitz Orts- und Geländekenntnis erforderlich.<br />

TIPP<br />

Kitzbüheler Alpen Schatzberg (1898 m)<br />

3<br />

Leichte Skitour mit großem Abfahrtsvergnügen<br />

Für Skitouren-Neulinge ist der Schatzberg die ideale Einsteigertour.<br />

<strong>Der</strong> meist gespurte Aufstieg führt über Wiesenhänge und Lichtungen<br />

und ist in den seltensten Fällen lawinengefährlich. Abwärts kann<br />

man bei Unsicherheit im Tiefschnee auch die Piste benutzen.<br />

890 Hm | 2 Std.<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

normale<br />

Skitourenausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014 – Seite 102<br />

Talort: Alpbach (974 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Inneralpbach (1022 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn von Innsbruck<br />

oder München (über Kufstein) bis Brixlegg und weiter<br />

mit der Buslinie 4074 (www.vvt.at) nach Inneralpbach<br />

Gehzeiten: Parkplatz – Jochumalm 1 Std. – Hahnkopf<br />

(1902 m) ¾ Std. – Schatzberg 10 Min.<br />

Beste Jahreszeit: Dezember bis März, je nach Schneelage<br />

Karte: Kompass 1:50 000, Blatt 28 »Vorderes Zillertal.<br />

Alpbach – Rofan – Wildschönau«; AV-Karte 1:50 000, Blatt 34/1<br />

»Kitzbüheler Alpen West«<br />

Führer: Jentzsch-Rabl, Zagajsek »Skitourenführer Tirol: Die<br />

schönsten Skitouren von Kitzbühel bis ins Sellraintal«, Alpinverlag<br />

Informationen: Alpbachtal Seenland Tourismus, Zentrum 1,<br />

A-6233 Kramsach/Tirol, Tel. 00 43/(0) 53 36/60 06 00,<br />

www.alpbachtal.at, info@alpbachtal.at<br />

Einkehr: Gasthöfe in Inneralpbach<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Einfache Einsteiger-Skitour<br />

mit Abfahrtsvergnügen auf freien Bauernwiesen ohne übermäßige<br />

Lawinengefahr. Meist ist bereits nach den ersten<br />

Schneefällen gespurt.


TIPP<br />

Karwendel Barmsee (940 m)<br />

TIPP<br />

Route: Vom Gasthaus in Barmsee nach links, <strong>als</strong>o<br />

gegen Westen dem Barmsee-Rundweg folgen. Bei der<br />

Promenade über dem Sportplatz rechts weiter und bei der<br />

Badeanstalt Grubsee geradeaus in den Etzwald hinein.<br />

Durch den Wald nach Südwesten weiter und nördlich des<br />

Geißschädels ein wenig rechts halten, nach Westen weiter<br />

und auf Fahrwegen bis kurz vor die Bundesstraße hinaus.<br />

Hinter einer Gefällstrecke scharf rechts abknicken, nach<br />

Nordwesten auf einem schmalem Forststräßchen und<br />

über freies Feld zum Südufer des Wagenbrüchsees. Von<br />

ihm nach Westen zur Straße bei Gerold weiter, dort rechts<br />

schwenken, an der Kapelle vorbei, durch Gerold hindurch<br />

und dann rechts halten; am Nordufer des malerischen<br />

Wagenbrüchsees nach Osten weiter.<br />

Hinter dem Seeufer steigt der <strong>Weg</strong> etwas an und führt auf<br />

der Scheitelstrecke in lichten Wald hinein. <strong>Der</strong> Wald verdichtet<br />

sich im weiteren Verlauf und dann geht es grimmig<br />

steil hinab (Vorsicht bei Vereisung!), bis man auf eine<br />

hoffentlich gefrorene feuchte Auwiese kommt, über die<br />

das Westufer des Barmsees erreicht wird.<br />

Nach links am Ufer entlang, rechts auf einen Fahrweg<br />

Totes Gebirge Almkogel (2116 m)<br />

Route: Vom Parkplatz am Ende der Tauplitzalm-Mautstraße<br />

nahe dem Hollhaus (1621 m) auf leicht steigendem<br />

Fahrweg für Pistenfahrzeuge in Richtung Norden. Bei<br />

der Gabelung beim Hollhaus rechts und auf dem bestens<br />

präparierten Fahrweg in östlicher Richtung auf das<br />

Hochplateau der Tauplitzalm und weiter zur Bergstation<br />

der Vierer-Sessel-Bahn. Von dort in östlicher Richtung<br />

am Hotel Kirchenwirt vorbei und leicht abwärts zum<br />

Naturfreundehaus, von wo aus ein präparierter Fahrweg<br />

bis zu den ersten Almhütten führt. Auf der Skaterpiste der<br />

Sturzhahn-Loipe über den Almboden in östlicher Richtung<br />

einbiegen und im Wald neben dem See weiter, im weiteren Verlauf<br />

ein wenig nach links vom Wasser weg und geringfügig aufwärts.<br />

An der nördlichsten Stelle des Spaziergangs zweigt vom Sträßchen<br />

nach rechts eine <strong>Weg</strong>spur zum See ab. Dort rechts abbiegen<br />

und durch einen kurzen Waldgürtel zum Nordufer des Barmsees.<br />

Dort gibt es die schönsten Ausblicke auf der ganzen Wanderung<br />

zu bewundern.<br />

Anschließend gegen Osten weiter und wieder auf den Fahrweg<br />

zwischen dem Bannwald und dem östlichen, aus Naturschutzgründen<br />

gesperrten Schilfbereich des Barmsees. Bei der<br />

Verzweigung rechts abbiegen und im Wald auf ebenem Fahrweg<br />

nach Süden dahin. Am Waldrand zur <strong>Weg</strong>verzweigung weiter.<br />

Dort rechts halten, über den Bach und gleich dahinter nochm<strong>als</strong><br />

rechts, um dem schönen Wanderweg zu folgen, der zur schmalen<br />

Asphaltstraße neben der Bundesstraße führt. Auf ihr nach Barmsee<br />

zurück.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Die Westliche Karwendelspitze<br />

hinter Buckelwiesen<br />

bis auf Höhe der Marburger Hütte, hinter der man bald das Ende<br />

des Almgebietes erreicht. Ab hier fast ausschließlich im alpinen<br />

Gelände, worauf auch die Tafel zur Lawinengefahr hinweist. Eine<br />

kurze Abfahrt auf dem nunmehr mäßig fallenden, präparierten<br />

Fahrweg für Pistenfahrzeuge führt durch das »Kanonenrohr«,<br />

eine Talenge auf dem <strong>Weg</strong> zu den Steirerseehütten. Weiter leicht<br />

bergab durch nunmehr unmarkiertes Gelände bis an das Westufer<br />

des Steirersees. Meistens ist die Eisschicht dick genug, um<br />

über den zugefrorenen See bis ans Ostufer zu gelangen. Richtung<br />

Osten über einen kleinen Sattel zum Schwarzensee, dessen Eis<br />

bei entsprechend kalter Witterung ebenfalls dick genug ist, um es<br />

mit Ski zu überqueren. Anschließend folgt man dem markierten<br />

Salzsteig 218/209A leicht ansteigend bis zu den Leistalmen.<br />

Links an den Hütten vorbei über die freie Fläche und weiter<br />

durch den Hochwald bis zum Anstieg auf der Westseite des<br />

vorgelagerten Rückens des Almkogels. Auf diesem Rücken stetig<br />

steigend bis auf eine kleine Anhöhe. Von dort etwa 30 Hm abfahren,<br />

dann beginnt der Gipfelanstieg über waldfreies Gelände<br />

Richtung Nordosten.<br />

Abfahrt: wie Aufstieg; je nach Schneelage kann man auch<br />

über einen Gegenanstieg von etwa 200 Höhenmetern auf den<br />

Rosskogel in die Gnanitz abfahren. Dagmar Steigenberger<br />

Panorama: www.peakfinder.org Foto: Siegfried Garnweidner<br />

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TIPP<br />

Kitzbüheler Alpen Schatzberg (1898 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz Inneralpbach geht es wenige<br />

Meter auf der Straße zurück Richtung Alpbach. Hinter der<br />

Brücke zweigt die Spur nach rechts ab und folgt dem Bach<br />

wenige Meter aufwärts, wo man zwischen zwei Häusern<br />

den »Anschnallplatz« für die Ski erreicht. Zwischen den<br />

Höfen hindurch geht es leicht rechtshaltend zum ersten<br />

Zaundurchschlupf, eine Fahrstraße querend und über Wiesenhänge<br />

aufwärts bis zu einer zweiten Fahrstraße. Über<br />

weitere Wiesenhänge erreicht man ein Waldstück, welches<br />

durch eine Schneise geteilt ist. Am Schneisenrand entlang,<br />

kommt man bald zu den verschneiten Wiesenhängen<br />

der Jochumalm mit ihren drei Hütten. Ab hier tauchen nun<br />

hin und wieder gelb/rote Markierungen auf. Ihnen folgend,<br />

erreicht man nach einem Wetterkreuz den Hahnkopf, von<br />

dessen Gipfelkuppe man bereits die Bergstation des Skigebiets<br />

rund um den Schatzberg sieht.<br />

Abfahrt: Wer will, kann hinter der Bergstation des Skiliftes<br />

queren und die letzten Meter eben zum Schatzberg-<br />

Gipfel gleiten. Die meisten Tourengeher fahren jedoch<br />

schon vom Hahnkopf ab, indem sie im Groben der Aufstiegsspur<br />

folgen. Man kann aber auch vom Hahnkopf ein<br />

kurzes Stück Richtung Südosten, anschließend rechts über Lichtungen<br />

und kurze Waldpassagen abfahren. Man kommt dann im<br />

Luegergraben ins Tal und fährt entlang der Loipe zurück nach Inneralpbach.<br />

Wer den Tiefschnee scheut, kann auch auf die Piste<br />

des neu gebauten Skiliftes von Inneralpbach auf den Schatzberg<br />

ausweichen<br />

Dagmar Steigenberger<br />

Vor der Gernalm am Schatzberg<br />

Foto: Dagmar Steigenberger


TIPP<br />

Kitzbüheler Alpen Großer Galtenberg (2424 m)<br />

4<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014– Seite 102<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/20114– Seite 44<br />

Unterm Gipfel trennt sich die Spreu vom Weizen<br />

Hoch und spitz thront der Große Galtenberg über dem Alpbachtal. Als Skitour beliebt, bleibt<br />

er wegen der zu bewältigenden Höhenmeter allerdings den konditionell Stärkeren vorbehalten.<br />

<strong>Der</strong> steile Gipfelhang ist häufig abgeblasen und muss deshalb zu Fuß erklommen werden.<br />

1330 Hm | 4 Std.<br />

normale<br />

Skitourenausrüstung<br />

Talort: Alpbach (974 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Luegergraben (1120 m),<br />

alternativ Parkplatz Inneralpbach (1022 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn von Innsbruck<br />

oder München (über Kufstein) bis Brixlegg und weiter<br />

mit der Buslinie 4074 (www.vvt.at) nach Inneralpbach<br />

Gehzeiten: Luegergraben – Buamalm (1376 m) –<br />

Kolbentalalm (1582 m) – Rücken (ca. 1800 m) 2½ Std. –<br />

Skidepot (ca. 2040 m) ½ Std. – Großer Galtenberg 1 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Dezember bis März, je nach Schneelage<br />

Karte: Kompass 1:50 000, Blatt 28 »Vorderes Zillertal. Alpbach<br />

– Rofan – Wildschönau«<br />

Führer: Jentzsch-Rabl, Zagajsek »Skitourenführer Tirol: Die<br />

schönsten Skitouren von Kitzbühel bis ins Sellraintal«, Alpinverlag<br />

Informationen: Alpbachtal Seenland Tourismus, Zentrum 1,<br />

A-6233 Kramsach/Tirol, Tel. 00 43/(0) 53 36/60 06 00,<br />

www.alpbachtal.at, info@alpbachtal.at<br />

Einkehr: Gasthöfe in Inneralpbach<br />

Charakter/Schwierigkeiten: <strong>Der</strong> höchste Gipfel über dem<br />

Alpbachtal ist beliebt unter Skitourengehern, aber aufgrund der<br />

zahlreichen Höhenmeter nichts für Anfänger. Bis auf den freien<br />

Rücken mit toller Aussicht schaffen es zwar die meisten, doch auf<br />

den letzten 400 Höhenmetern am steilen Gipfelaufbau wird ausgesiebt.<br />

Je nach Schneelage lässt man die Ski am besten stehen<br />

und stapft zu Fuß hoch.<br />

Allgäuer Alpen/Lechquellengebirge Warther Horn (2256 m)<br />

Ski-Transalp mit Freeride-Einstieg<br />

Vom Allgäuer Kleinw<strong>als</strong>ertal aus bietet sich eine relativ leichte und lawinensichere Route<br />

durch West-Tirol und Ost-Graubünden in den Vinschgau an. Dies ist keine reine Skidurchquerung,<br />

denn dem keineswegs trivialen Einstieg folgt eine Freeride-Orgie mit Liftauffahrten.<br />

1100 Hm + Lifte | 6 Std. + Lifte<br />

abfahrtsorientierte<br />

Skitourenausrüstung<br />

Talort: Oberstdorf (813 m)<br />

Ausgangspunkt: Bushaltestelle in Baad (1244 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Per Bahn nach Oberstdorf<br />

und per Bus durchs Kleinw<strong>als</strong>ertal nach Baad<br />

Zeiten: 1. Tag: 3 Std. Aufstieg, 1 Std. Abfahrt + Freeriding<br />

(Lifte + Tiefschneeabfahrten); 2. Tag: 1 Std. Aufstieg,<br />

1 Std. Abfahrt + Freeriding + Skibusse<br />

Karten: Kompass 1:50 000, Nr. 3 oder AV-Karte<br />

1:25 000, BY 2; Kompass 1:50 000, Nr. 32 oder<br />

AV-Karte 1:25 000, Blatt 3/2<br />

Informationen: Warth-Schröcken Tourismus, Büro Warth,<br />

A-6767 Warth, Tel. 00 43/(0)55 83/35 15-0, tbwarth@warth.at,<br />

www.warth-schroecken.com; Tourismusverband St. Anton<br />

am Arlberg, A-6580 St. Anton, Tel. 00 43/(0)54 46/22 69-0,<br />

info@stantonamarlberg.com, www.stantonamarlberg.com<br />

Übernachtungen: Hotel Körbersee, Körbersee 75, A-6888<br />

Schröcken, Tel. 00 43/(0)55 19/265, www.koerbersee.at;<br />

Ulmer Hütte, DAV, bewirtet Dezember bis April, 55 Betten,<br />

Tel. 00 43/(0)54 46/3 02-00, www.ulmerhuette.at<br />

Charakter/Schwierigkeiten: <strong>Der</strong> meist einsamen, nicht zu<br />

unterschätzenden (mittlere Lawinengefahr), nordseitigen Einstiegstour<br />

folgt das Eintauchen ins Warther Skigebiet mit je nach<br />

Tageszeit ein bis mehreren Lift- und Abfahrten mit Endstation<br />

im Skihotel abseits des Trubels. <strong>Der</strong> nächste Tag besteht fast nur<br />

aus Freeriding mit Lifthilfe bis St. Anton.<br />

5<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

TIPP<br />

Verwall-/Silvretta-Gruppe Piz da Val Gronda (2812 m)<br />

6<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/20124– Seite 44<br />

Über zwei Jöcher zur Silvretta<br />

Alpiner geht es bei der Skidurchquerung der Verwallgruppe mit den meisten Höhenmetern<br />

der Überschreitung zu, die über die morgens haarige Rossfallscharte begonnen wird.<br />

Und wieder erleichtert ein Skigebiet das Eintauchen in das Skitourenparadies der Silvretta.<br />

1200 Hm | 5 Std. + Liftfahrten<br />

vollständige Skitourenausrüstung,<br />

evtl. mit Steigeisen<br />

Talort: St. Anton (1286 m)<br />

Ausgangspunkt: Ulmer Hütte (2279 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Per Bahn via Inntal oder<br />

Vorarlberg nach St. Anton. Auffahrt per Gondel via Galzigbahn/Vallugabahn<br />

zur Valluga und Abfahrt zur Ulmer Hütte<br />

Zeiten: 3½ Std. Aufstieg, 1½ Std. Abfahrt + SkiPlus<br />

(Lifte + Abfahrten) + Busfahrt<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Januar bis März<br />

Karten: Kompass 1:50 000, Nr. 41 »Silvretta, Verwall-<br />

gruppe« oder AV-Karte 1:25 000, Blatt 3/2 »Lechtaler Alpen/<br />

Arlberggebiet« mit Skirouten<br />

Informationen: Tourismusverband St. Anton am Arlberg,<br />

A-6580 St. Anton, Tel. 00 43/(0)54 46/2 26-90, www.stantonamarlberg.com;<br />

Tourismusverband Paznaun–Ischgl, Dorfstraße 43,<br />

A-6561 Ischgl, Tel. 00 43/(0)5 09 90-100, www.ischgl.com<br />

Hütte: Heidelberger Hütte (2264 m), DAV, bewirtet Mitte Dezember<br />

bis Mitte Mai, 176 Schlafplätze (Winterraum 8),<br />

Tel. 00 43/(0)6 64/4 25 30 70, Tal: 00 43/(0)54 45/66 66,<br />

www.heidelbergerhuette.com<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Nach der Auffahrt im Angesicht<br />

des schroffen West-Verwalls und dem kurzen, aber knackigen Aufstieg<br />

zur Roßfallscharte (Harscheisen), folgt eine Genussabfahrt<br />

im Morgenlicht. <strong>Der</strong> Nordwest-Aufstieg zum Lattejoch wird mit Abfahrt<br />

ins Paznauntal belohnt, von dem es mit Lifthilfe zum Ostrand<br />

der Silvrettagruppe geht.<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Kitzbüheler Alpen Großer Galtenberg (2424 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Direkt beim Parkplatz im Luegergraben geht<br />

es über die Brücke auf die Westseite des Baches, wo der<br />

Forstweg zur Buamalm und zur Kolbentalalm beginnt. Bei<br />

der Buamalm (1376 m) stößt die Spur von denjenigen<br />

dazu, die ihren Aufstieg schon am Parkplatz Inneralpbach<br />

begonnen haben. Wer es ihnen nachtun will, folgt zunächst<br />

der Alpbacher Ache auf deren Westseite bis zu einer Waldschneise,<br />

durch die es dann zur Buamalm aufwärts geht.<br />

Dort quert man einen Forstweg und marschiert linkshaltend<br />

aufwärts über das freie Wiesengelände der Kolbentalalm<br />

bis zum Rücken, den man bei etwa 1800 Metern<br />

erreicht. Nun führt die Spur Richtung Süden immer auf<br />

dem Rücken entlang bis zur steilen Nordwestfl anke des<br />

Großen Galtenberg. Meistens erlaubt es die Schneelage<br />

nicht, mit Ski bis ganz auf den Gipfel zu gehen. Zu abgeblasen<br />

ist der Hang. Vom Skidepot auf etwa 2000 Metern<br />

stapft man die letzten 400 Höhenmeter zu Fuß zum Gipfel,<br />

was in jedem Fall die sicherste Aufstiegsvariante ist.<br />

Abfahrt: Vom Skidepot gibt es mehrere Abfahrtsmöglichkeiten.<br />

Eine verläuft entlang der Aufstiegsroute; die ideal<br />

geneigten Almwiesen unterhalb des Rückens sind bei<br />

Die steile Nordwestflanke<br />

des Großen Galtenbergs<br />

Allgäuer Alpen/Lechquellengebirge Warther Horn (2256 m)<br />

Route: 1. Tag: Südwärts auf normalerweise geräumtem,<br />

aber nicht gestreutem Fahrweg das Bärgünttal einwärts<br />

zur Bärgünthütte (1392 m). Grob dem Sommerweg<br />

folgend im Wald und bald frei aufwärts in einen Talkessel<br />

und im Wechsel zwischen Steilstufen und fl acheren<br />

Hängen hinauf unter einen markanten Abbruch. Soweit<br />

möglich dem <strong>Weg</strong> folgend in einer aufwärts führenden<br />

Querung von links nach rechts durchschlüpfen. Links<br />

auf einen Westrücken einschwenken, über diesen zu<br />

einem Wetterkreuz und rechts querend zum Hochalppass<br />

(1921 m; gerade weiter zum Seekopf, 2039 m).<br />

Nach Abfellen und Südostquerung zu einem Ostrücken<br />

von diesem südwärts hinab zur Straße westlich des<br />

Hochtannbergpasses (1679 m). Per Sessellift auf den<br />

Saloberkopf (2043 m), evtl. Variantenfahren (3 Lifte)<br />

und Westabfahrt zum Hotel Körbersee (1667 m).<br />

2. Tag: Mit dem Lift Falken wieder ins Skigebiet Warth-<br />

Schröcken und die nordseitigen Lifte von Saloberkopf<br />

und Jägeralpbahn bzw. zwei Variantenabfahrten bis<br />

zur Bergstation der Warther-Horn-Bahn. Kurz südwärts<br />

hinauf, links durchs östliche Kar des Karhorns (2416 m)<br />

Neuschnee ein Traum für jeden Skifahrer. Eine ebenfalls häufi g<br />

gewählte Abfahrt führt über die weniger steilen Osthänge des<br />

Galtenbergs: vom Sattel unter dem Gipfel nach rechts und über<br />

freie Hänge mal sanfter mal steiler zur Kolbentalalm und weiter<br />

zur Buamalm. Dort erreicht man einen breiten <strong>Weg</strong>, auf dem man<br />

(meist im Pfl ugschwung) durch den Wald zur Bachbrücke mit<br />

verkrampften Waden hinabrutscht. Die dritte Variante für geübte<br />

Skifahrer führt vom Sattel unter dem Gipfelaufschwung nach<br />

links, <strong>als</strong>o gegen Westen, um auf weiten, freien und steilen Hängen<br />

zur Farmkehralm hinabzuwedeln. Von dort kann man noch<br />

zur Salcheralm queren, um dann die Bretter durch den Greiter<br />

Graben nach Inneralpbach hinauslaufen zu lassen.<br />

Dagmar Steigenberger<br />

und das Westkar hinauf zum Warther Horn-Sattel (links zu Fuß<br />

zum Gipfel, 2256 m). Dahinter südwestwärts queren, durch eine<br />

anfangs weite Mulde steil südwärts hinab und über Almfl ächen<br />

auslaufen zum bewirteten Bodenhaus (1410 m) im Lechtal. Bei<br />

Lawinengefahr vom Saloberkopf südwestwärts hinab und südwärts<br />

abwärts zum Auenfeldsattel (1709 m) und südostwärts<br />

fl ach durch den Gaisbachtobel dorthin. Per Skibus nach Lech<br />

(1444 m) und Freeriding über Rüfi kopf (Bergstation 2350 m),<br />

Zürs (1716 m) und Madlochjoch (2438 m) wieder nach Zürs.<br />

Per Skibus nach St. Christoph, Auffahrt zur Valluga (2811 m)<br />

und über das Valfagehrjoch zur Ulmer Hütte (2279 m).<br />

Christian Schneeweiß<br />

Die Ulmer Hütte ist Etappenziel.<br />

Foto: Thomas Dempfle/OASE AlpinCenter Foto: Dagmar Steigenberger<br />

TIPP<br />

Verwall-/Silvretta-Gruppe Piz da Val Gronda (2812 m)<br />

Route: Abfahrt südostwärts querend zum Arlensattel<br />

(2053 m) und ostwärts ins Steißbachtal, das sich nach<br />

St. Anton (1284 m) zur T<strong>als</strong>tation der Galzigbahn herunterzieht.<br />

Zu Fuß scharf rechts abwärts durch den Ort zur Bundesstraße<br />

und der T<strong>als</strong>tation der Rendlbahn (1350 m). Per<br />

Gondel hoch zur Bergstation am Brandkreuz (2000 m),<br />

Ski wieder anlegen, über die Piste abwärts queren zur T<strong>als</strong>tation<br />

des Sessellifts Rendlspitze I und hoch zu dessen<br />

Bergstation (2410 m). Mit Fellen Richtung Süden queren<br />

und steil hinauf zur Roßfallscharte (2732 m; Harscheisen!).<br />

Dahinter südostwärts in Genussneigung (bis<br />

auf eine Steilstufe) hinab in den Kessel des hintersten<br />

Malfont<strong>als</strong> (2180 m) und gegenüber ostwärts durch das<br />

Latte-Kar zügig hinauf zum Lattejoch (2605 m). Dahinter<br />

südostwärts hinab, südwärts ins Kappler Skigebiet<br />

queren (evtl. Einkehr im Dias, 1863 m) und südostwärts<br />

zur T<strong>als</strong>tation in Kappl (1256 m) an der Bundesstraße.<br />

Per Skibus durchs Paznauntal nach Ischgl (1376 m) zur<br />

T<strong>als</strong>tation der Silvrettabahn. Mit dieser und der folgenden<br />

Fimbabahn (bewirtete Idalpe, 2311 m) ins Skigebiet und<br />

via Palinkopf (Bergstation 2850 m) ins Variantenrevier der<br />

Gampenalpe (1975 m; bewirtet). Abschließend vom Palinkopf zur<br />

T<strong>als</strong>tation des Vesillifts und auf den Piz da Val Gronda (2812 m).<br />

Bei genug Zeit vom Palinkopf auf dem Kamm-Ziehweg südwärts<br />

Richtung Samnauner Joch und südwestwärts abwärts in den<br />

Kessel des Vesilt<strong>als</strong>. Gegenüber aufwärts zur Forcla da Val Gronda<br />

(2752 m) und in einer Rechtsschleife zum Gipfel. Südwestwärts<br />

über die Hochfl äche Fenga Pitschna unter den Piz Davo Sassè<br />

(2792 m) und über Westhänge, ab der Mitte links haltend hinab<br />

zur Heidelberger Hütte (2264 m). Christian Schneeweiß<br />

Aufstieg zur Rossfallscharte<br />

Foto: Thomas Dempfle/OASE AlpinCenter


TIPP<br />

Silvretta/Engadiner Alpen Piz Tasna (3179 m)<br />

7<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014 – Seite 44<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014 – Seite 44<br />

Vom Tour-Höhepunkt in die Schweiz<br />

Lang und kostspielig, aber abwechslungsreich ist der vierte Tag mit langgezogenem Aufstieg zum<br />

zu Fuß erkraxelten, freistehenden Höhepunkt der Hauptkammüberschreitung. Eine Kutschfahrt<br />

durchs Val S-charl in die Nacht zum einsamen Almgasthaus rundet den Tag ab.<br />

1000 Hm | 5 Std. + Taxi/Kutsche<br />

vollständige Skitourenausrüstung,<br />

Steigeisen<br />

Talort: Ischgl (1376 m)<br />

Ausgangspunkt: Heidelberger Hütte (2264 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Per Bahn via Inntal bis<br />

Landeck und per Bus durchs Paznauntal bis Ischgl.<br />

Mit Ski durchs Fimbatal oder mit Liften im Skigebiet zur<br />

Heidelberger Hütte<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abfahrt 1½ Std. + Taxi +<br />

2 Std. Kutsche<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Januar bis März<br />

Karten: Landeskarte der Schweiz 1:50 000, 249 S »Tarasp« und<br />

Landeskarte der Schweiz 1:50 000, 259 S »Ofenpass«<br />

Informationen: Tourismusverband Paznaun–Ischgl, Dorfstraße<br />

43, A-6561 Ischgl, Tel. 00 43/(0)5 09 90-100, www.ischgl.com;<br />

Tourismus Engadin (Scuol, Samnaun, Val Müstair), Staziun<br />

Scuol-Tarasp, CH-7550 Scuol, 00 41/(0)81/8 61 88 00,<br />

www.engadin.com<br />

Übernachtung: Gasthaus Mayor, privat, CH-7550 S-charl,<br />

Tel. 00 41/(0)81/8 64 14 12, info@gasthaus-mayor.ch,<br />

www.gasthaus-mayor.ch<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Lang, aber leicht ist der<br />

nordseitige Aufstieg durch die Wanne des Val Fenga Richtung Piz<br />

Tasna, der anstrengend zu Fuß erstiegen werden muss.<br />

<strong>Der</strong> Ostabfahrt ins Val Sinestra und das Unterengadin folgt meist<br />

ein Abschlussmarsch zu Fuß, eine Taxifahrt nach Scuol und der<br />

Tagesabschluss mit einer Kutschfahrt.<br />

Sesvennagruppe Mot Falein (2690 m)<br />

Hüpfer über den Alpenhauptkamm<br />

Idyllisch, aber ziemlich unspektakulär präsentiert sich die Überschreitung der Wasserscheide zwischen<br />

Inn und Donau sowie Etsch und Po. Über dem S-charl-Jöchl steht die schroffe Südflanke des<br />

Piz Sesvenna, gegenüber erhebt sich der Mot Falain mit seiner rassigen Abfahrt ins Münstertal.<br />

900 Hm | 4 Std.<br />

normale<br />

Skitourenausrüstung<br />

Talort: Scuol (1243 m)<br />

Ausgangspunkt: Gasthof Mayor in S-charl (1810 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Per Bahn via Inntal bis<br />

Landeck und per Bus durchs Oberinntal/Unterengadin bis<br />

Scuol (Ausweis!).<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2¾ Std., Abfahrt 1¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Januar bis März<br />

Karten: LKS 1:50 000, 259 S »Ofenpass« und Kompass<br />

1:50 000, Nr. 52 »Vinschgau – Val Venosta«<br />

Führer: Christian Schneeweiß (Hrg.), Bernd Ritschel »Abenteuer<br />

Skitransalp«, Bruckmann-Verlag (Bildband über 5 Skitransalps<br />

mit Infoteil)<br />

Informationen: Tourismus Engadin (Scuol, Samnaun, Val Müstair),<br />

Staziun Scuol-Tarasp, CH-7550 Scuol, Tel. 00 41/(0)81/<br />

8 61 88-00, iwww.engadin.com; Tourismusverein Taufers i. Münstertal,<br />

St.-Johann-Straße, I-39020 Taufers (Vinschgau/Südtirol/<br />

Italien), Tel. 00 39/(0)4 73/8 31-1 90, info@taufers.org<br />

Unterkunft/Einkehr: in Taufers (Biwakhütte hinterm<br />

S-charl-Jöchl)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Abschluss und leichtester<br />

Abschnitt (außer Variante Mot Falain) des Ski-Transalps vom<br />

Kleinw<strong>als</strong>ertal in den Vinschgau. Einem Spaziergang durch lichte<br />

Arvenbestände folgt der Aufstieg zum Hauptkamm-Übergang<br />

des S-charl-Jöchl mit rassiger Variante und die Talabfahrt in den<br />

Vinschgau.<br />

8<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

TIPP<br />

Bayerische Voralpen Haute Route Oberland<br />

9<br />

Auf Ski vom Wendelstein ins Estergebirge<br />

Es muss nicht immer die Transalp sein, und auch nicht die Haute<br />

Route über die Walliser Viertausender. Schließlich kann man auch<br />

die schönsten Touren vor der eigenen Haustür zu einer fünftägigen<br />

Haute Route Oberland aneinander reihen.<br />

5610 Hm/7240 Hm | 5 Tage<br />

normale<br />

Skitourenausrüstung<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/20124– Seite 20<br />

Talorte: Brannenburg, Bayrischzell, Spitzingsee, Rottach-<br />

Egern, Lenggries, Walchensee, Garmisch-Partenkirchen<br />

Ausgangspunkt: Wendelstein-Bergstation (1730 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der BOB von München<br />

nach Osterhofen oder mit der DB nach Brannenburg;<br />

zurück von Garmisch-Partenkirchen bis München<br />

Gehzeiten: Wendelstein-Bergstation – Geitau – Taubensteinhaus<br />

3½ Std. – Spitzing – Bodenschneid – Sutten – Wallberg<br />

– Scharling 6 Std. – Silberkopf – Schwarzentenn – Seekarkreuz –<br />

Lenggries 5 Std. – Brauneck (per Bahn) – Tutzinger Hütte – Glaswandscharte<br />

– Staffelalm – Jocheralm – Walchensee 7 Std. – Simetsberg<br />

– Krottenkopfhütte – Garmisch-Partenkirchen 6½ Std.<br />

Karten: Kompass 1:50 000, Blatt 8 und Blatt 6; AV-Karten<br />

1:25 000, Blatt BY 16, BY 15, BY 13, BY 11, BY 9<br />

Fremdenverkehrsämter: Tegernsee Schliersee,<br />

Tel. 0 80 22/9 27 38 90; Lenggries, Tel. 0 80 42/50 08-800;<br />

Walchensee, Tel. 0 88 58/4 11; Garmisch-Partenkirchen,<br />

Tel. 0 88 21/18 04 19<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Schwierigste Etappe vom<br />

Brauneck zur Benediktenwand und weiter bis Walchensee;<br />

teils Lifte <strong>als</strong> Aufstiegshilfen, Transfers in den Tälern nötig.


TIPP<br />

Silvretta/Engadiner Alpen Piz Tasna (3179 m)<br />

TIPP<br />

Route: Westlich des Val Fenga durch Mulden südwärts aufwärts<br />

und über eine Stufe in einen schmalen Schlauch, der<br />

im Linksbogen in den Kessel Davo Dieu leitet. Rechts haltend<br />

aufwärts queren und gerade hinauf zu einer Mulde östlich<br />

der Breiten Krone (3079 m), die über einen Gletscher<br />

zur Furcla da Tasna (2835 m) leitet. Südostwärts aufwärts<br />

unter steile Schneefl anken queren und über einen Kolkrand<br />

(in Wirklichkeit Moräne; Lawinengefahr von oben) weiter<br />

zum Vadret da Tasna. Über diesen südwärts aufwärts, zum<br />

Schluss links über einen Steilhang hinauf zum Skidepot am<br />

Beginn des Ostgrats des Piz Tasna. Je nach Verhältnissen in<br />

Schneestapferei oder mit klettrigen Einlagen (Fixpunkte für<br />

Seil vorhanden; häufi g Steigeisen!) überwiegend südlich<br />

des Grats zum Gipfel des Piz Tasna (3179 m).<br />

Abfahrt vom Depot kurz zurück, rechts auf die Nordostseite<br />

des Vadret da Tasna, über diesen hinab, bei sicherer<br />

Lawinenlage durchs steile Val Davo Lais – lawinensicherer<br />

in Rechts-Links-Schleife – ins fl ache Val Laver und zum<br />

bewirteten Hof Zuort (1711 m). Bei tiefem Schnee statt zu<br />

einem der Fahrwege beidseits des T<strong>als</strong> aufwärts zu queren<br />

südwärts durch das Bachbett abfahren bis zum Sträßchen<br />

Sesvennagruppe Mot Falein (2690 m)<br />

am Kurhaus Val Sinestra (1521 m). Auf diesem queren nach Sent<br />

im Unterengadin (1430 m; evtl. teils zu Fuß). Per Taxi von Sent<br />

taleinwärts nach Scuol (1198 m) und auf der Südostseite des<br />

Inns hoch zum Hof San Jon (1465 m). Mit der Pferdekutsche<br />

(alles anziehen; teuer, da auch Rückfahrt zu zahlen) südwärts auf<br />

geräumtem Fahrweg ins Val S-charl und zwei Stunden talein bis<br />

zum Gasthof Mayor im Almweiler S-charl (1810 m). Alternativ in<br />

der gleichen Zeit auf Ski.<br />

Christian Schneeweiß<br />

Mit der Pferdekutsche geht’s nach S-charl.<br />

Route: Von S-charl (1810 m) südostwärts durch das<br />

Val S-charl zwischen Arvenwäldern und Almfl ächen<br />

fl ach einwärts und nach 1,5 km links ab ins Val Plazer<br />

(2000 m). Relativ zügig ostwärts über die Alm Plazer<br />

aufwärts und bei ca. 2150 m rechts queren zum Nordwestrücken<br />

des Mot Falain (2690 m), der anfangs steiler<br />

und sich dann zurücklehnend hinaufführt zum Gipfelkamm<br />

mit dem Grenzgipfel. Abfahrt vom Gipfelkamm<br />

durch die Nordnordostfl anke wieder ins Val Plazer, bei<br />

Lawinengefahr auf dem Rücken dorthin zurück. Wieder<br />

anfellen und fl ach das Tal einwärts weiter zur Cruschetta<br />

alias S-charl-Jöchl (2296 m).<br />

Abfellen, auf der anderen Seite gerade abwärts weiter,<br />

in Rechts-Links-Schleife über eine Steilstufe hinab<br />

(rechts felsiges Gelände mit der kleinen Biwakhütte der<br />

Sektion Trafoi des Alpenvereins Südtirol) und südostwärts<br />

durch das fl ache Avignatal, teilweise schiebend<br />

auswärts über die Mitteralm (2024 m) zur Mangitzer<br />

Alm (1836 m).<br />

Ab hier den Fahrweg auf der linken T<strong>als</strong>eite nehmen, auf<br />

diesem zügig abwärts und links haltend über eine Freifl<br />

äche (auf dem Fahrweg tragend oder daneben schiebend),<br />

zum Schluss rechts, nach Taufers (1240 m). Mit Bus vom Obervinschgau<br />

retour ins Unterengadin bzw. mit Bus und Bahn oder<br />

Abholfahrzeug nach Hause. Christian Schneeweiß<br />

Beim Aufstieg zur Cruschetta<br />

Foto: Thomas Dempfle/OASE AlpinCenter Foto: Thomas Dempfle/OASE AlpinCenter<br />

TIPP<br />

Bayerische Voralpen Haute Route Oberland<br />

Route: 1. Tag: Mit der Zahnradbahn von Brannenburg<br />

zum Wendelstein. Über die Piste Abfahrt nach Osterhofen,<br />

dann einen Kilometer langer Hatscher entlang der B307<br />

bis Geitau. Über den Forstweg durch den Krottenthaler<br />

Graben zum ersten Nachtlager am Taubensteinhaus. Bei<br />

hoher Lawinenwarnstufe Querung an der Nordseite des<br />

Hochmiesing gefährlich. 2. Tag: Pisten-Abfahrt Richtung<br />

Spitzingsee. Ist der See zugefroren, bis zum Firstgraben<br />

überqueren. Alternativ im fl achen Pistenabschnitt (Lochgraben)<br />

nach rechts in den Wald, bis zum Spitzingsattel<br />

und über die Obere Firstalm ebenfalls bis zur Aufstiegsspur<br />

Richtung Bodenschneid (bei hoher Lawinengefahr<br />

über den Stümpfl ing). Bei der Abfahrt von der Bodenschneid<br />

links halten und möglichst nahe beim Parkplatz<br />

am Eingang der Sutten enden. Von dort über Forstwege auf<br />

den Wallberg und über die steile, unpräparierte Abfahrt<br />

des Glaslhangs bis zur T<strong>als</strong>tation der Wallbergbahn. Per<br />

Bus nach Scharling (Übernachtung). 3. Tag: Den Hirschbergliften<br />

bis zur Bergstation folgen und oberhalb der<br />

Gründlhütte nach links auf einen Waldrücken queren, der<br />

bei der Weidbergalm in einen sanften Hang zum Silberkopf<br />

übergeht. Bei der Abfahrt durch den Wald Richtung Schwarzentenn<br />

guter Orientierungssinn erforderlich, um möglichst nahe<br />

beim Aufstieg zur Rauhalm und zum Seekarkreuz rauszukommen.<br />

Kurze Abfahrt zur Lenggrieser Hütte, dann langwierig über Forstwege<br />

bis nach Lenggries. 4. Tag: Am besten mit Brauneck-Bergbahn<br />

und Skiliften bis zum Idealhang. Vom Idealhanglift zum Sattel<br />

westlich des Latschenkopfes, dann abwärts Richtung Probstalm<br />

bis etwa 1500 m. Nach der Querung nördlich unter den Achselköfpen<br />

zum Rotohrsattel hinauf, von dort bis zur Tutzinger Hütte<br />

abwärts. An den Markierungen des Sommerweges orientieren<br />

Richtung Glaswandscharte und südlich unter der Glaswand auf<br />

dem Sommerweg queren bis zur Pessenbacher Schneid und zur<br />

Staffelalm. Kurze Abfahrt zur Kochler Alm, dann beinahe eben bis<br />

zum Schlussanstieg auf die Jocheralm und mühsam abwärts<br />

durch den Wald bis Urfeld. Von dort per Bus/Anhalter nach Walchensee<br />

(diverse Übernachtungsmöglichkeiten). 5. Tag: Bustransfer<br />

bis Einsiedl und ab dem Parkplatz am Obernachkanal zunächst<br />

auf dem Forstweg, später den Markierungen des Sommerweges<br />

folgend zum Simetsberg hinauf. Abfahrt nach Süden zum<br />

Walchenseer Steig und zur Kühalm in den weiten Kessel unterhalb<br />

der Krottenkopfhütte, die man leicht rechtshaltend (und<br />

ohne zuviel Höhe zu verlieren) ansteuert. Von der Hütte lange,<br />

fi nale Abfahrt über die Esterbergalm und den Forstweg nach<br />

Garmisch-Partenkirchen.<br />

Dagmar Steigenberger<br />

<strong>Der</strong> Blick vom Brauneck ins Karwendelgebirge<br />

Foto: Dagmar Steigenberger


TIPP<br />

Bayerische Voralpen H<strong>als</strong>erspitz (1862 m)<br />

10<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014– Seite 20<br />

TIPP<br />

Auf den Blaubergkamm von Süden<br />

Diese lange und mühsame, stellenweise auch verwegene Skitour wird sehr selten durchgeführt,<br />

da meist harte Spurarbeit notwendig ist. Man sollte möglichst so früh aufbrechen, dass man bereits<br />

am Vormittag gegen zehn Uhr abfahren kann.<br />

1050 Hm | 4½ Std.<br />

Skitourenausrüstung mit<br />

VS-Gerät, Lawinenschaufel<br />

und Lawinensonde<br />

Talort: Steinberg am Rofan (1000 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am Eingang ins Ampelsbachtal<br />

(963 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />

47.552389° Länge E 011.744027°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: <strong>Bergsteiger</strong>bus von Bad<br />

Tölz nach Lenggries (verkehrt nicht im Winter)<br />

Entfernung: 13,80 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3¼ Std.; Abstieg 1¼ Std.<br />

Estergebirge Wallgauer Eck (1769 m)<br />

Einsame Tour im Estergebirge<br />

Lange, aber – bis auf den Gipfelhang – einfache Skiwanderung<br />

über südseitige Waldhänge, die eine hohe Schneelage erforderlich<br />

macht. Die Tour wird nicht oft durchgeführt und ist deshalb meist<br />

nicht gespurt.<br />

1130 Hm | → 15,39 km | 5½ Std.<br />

Skitourenausrüstung mit<br />

VS-Gerät, Lawinenschaufel<br />

und Lawinensonde<br />

Beste Jahreszeit: Hoch- und Spätwinter<br />

Karte: Kompass Wander- und Radtourenkarte 1:50 000,<br />

Blatt 8 »Tegernsee – Schliersee – Wendelstein«<br />

Informationen: Achensee Tourismus, Im Rathaus 387, A-6215<br />

Achenkirch, Tel. 00 43/(0)5246/53 00; www.achensee.info<br />

Einkehr: keine Möglichkeit<br />

Schwierigkeiten: Nach dem langen Fahrweg durch das<br />

Ampelsbachtal folgt ein ebenfalls weiter Aufstieg durch etwas<br />

unübersichtliches Berggelände. Gute Orientierungsgabe (nach<br />

Möglichkeit GPS-Gerät verwenden) ist notwendig. Die Tour<br />

verlangt eine hohe, aber stabile Schneelage. Am schönsten und<br />

sichersten ist sie bei Firn am Vormittag.<br />

Hinweis: Für Kinder nicht geeignet.<br />

11<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014– Seite 20<br />

Talort: Wallgau (866 m)<br />

Ausgangspunkt: Wallgau, Haus des Gastes (866 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />

47.522075° Länge E 011.243722°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung ab<br />

Kochel bzw. Garmisch-Partenkirchen<br />

Gehzeiten: Aufstieg 4 Std.; Abstieg 1½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Hochwinter<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 9 ;Topografi sche<br />

Karte des Bayer. Landesamtes für Vermessung und Geoinformation<br />

1:50 000, Blatt UK50-51<br />

Informationen: Alpenwelt Karwendel, Dammkarstr. 3,<br />

D-82481 Mittenwald, Tel. 0049/(0)88 23/3 39 81;<br />

www.alpenwelt-karwendel.de/wallgau<br />

Schwierigkeiten: <strong>Der</strong> steile Gipfel-Osthang erfordert<br />

sichere Verhältnisse. <strong>Der</strong> Rest der Tour ist ziemlich fl ach und<br />

lawinensicher, auch bei hoher Schneelage. Man braucht<br />

eine gute Geländekenntnis, denn das Straßenlabyrinth kann<br />

verwirrend sein.<br />

Hinweise: Für Kinder nicht geeignet; bis auf den rassigen<br />

Gipfelhang aber auch gut für konditionsstarke Anfänger.<br />

TIPP<br />

Ammergauer Alpen Westlicher Geierkopf (2143 m)<br />

12<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 2/2014 – Seite 20<br />

Ungewöhnliche Skitour durch das Nordkar unter den Geierköpfen<br />

Zunächst geht es durch einen Streifen mit dichtem Wald, dann folgt der Anstieg durch ein steiles<br />

Kar und schließlich kommt man zu einem Felsenfenster, durch das man endlich auf die Südseite<br />

aussteigen kann. Im Hochwinter erblickt man erst hier wieder die Sonne.<br />

1040 Hm | 4 Std.<br />

normale<br />

Skitourenausrüstung<br />

Talort: Graswang (866 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz bei der Ammerwald Alm, ca.<br />

1100 m, westlich des Ammersattels<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: keine (Bahnverbindung<br />

bis Oberammergau und weiter Busverbindung bis Schloss<br />

Linderhof, aber keine weitere Busverbindung zum Ausgangspunkt)<br />

Gehzeiten: 3 Std. Aufstieg, 1 Std. Abfahrt<br />

Beste Jahreszeit: Dezember bis März<br />

Karten/Führer: Landesamt für Vermessung 1:50 000,<br />

UK50-48 »Füssen«; Andrea und Andreas Strauß »Schneesichere<br />

Skitouren zwischen Allgäu und Berchtesgaden«, Bruckmann<br />

Verlag, 2009<br />

Informationen: Touristinformation Oberammergau, Tel. 00 49/<br />

(0)88 22/9 23, www.ammergauer-alpen.de<br />

Hütte: keine<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Das Geierkar ist eine durchweg<br />

steile, nordseitige Tour, die vor allem sichere Lawinenverhältnisse<br />

braucht. Die steilste Stelle stellt jedoch der Ausstieg durch das<br />

Felsentor dar bzw. alternativ dessen Umgehung (Skidepot macht<br />

man je nach Schneeverhältnissen auch schon unter dem Tor).<br />

<strong>Der</strong> felsige Gipfelgrat zum höchsten Punkt hinauf ist nach Westen<br />

orientiert, oft abgeblasen und wird zu Fuß unternommen.<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Bayerische Voralpen H<strong>als</strong>erspitz (1862 m)<br />

Aufstieg: Zuerst einmal fast eine Stunde lang das<br />

Ampelsbachtal bis hinter die Brücke hinauf. Dort links<br />

abzweigen und etwa 100 m weiter vorne nach rechts in<br />

lichten Wald hinein. Durch einen Graben hinauf, dann über<br />

einen relativ freien Hang weiter und einen Fahrweg queren.<br />

Anschließend durch den Wald, an einer Jagdhütte vorbei<br />

und zur Schönleitenalm. Bei der Almhütte nach rechts<br />

schwenken und dem Sommerweg folgend nach kurzem<br />

Abstieg einen von Lawinen bedrohten Hang queren. Bei<br />

der beschilderten <strong>Weg</strong>verzweigung nach links hinauf und<br />

dem Sommerweg nach Nordwesten über den langen Steilhang<br />

bis zum Gipfelgrat östlich des Karspitz folgen. Dort<br />

rechts abbiegen und über den Grat (Vorsicht Wechten!)<br />

zum Kreuz hinauf.<br />

Abfahrt: Im Wesentlichen entlang der Aufstiegsroute.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Foto: Siegfried Garnweidner<br />

Blick über den Gipfelgrat der H<strong>als</strong>erspitze zum Blaubergkopf<br />

TIPP<br />

Estergebirge Wallgauer Eck (1769 m)<br />

Aufstieg: Vom Ortskern in Wallgau auf dem Fahrweg gegen<br />

Südosten unter dem Mitterberg in Richtung Wallgauer<br />

Alm. Die Straße verläuft kaum ansteigend lange gegen<br />

Osten dahin. Auf der Höhe von 1042 m verlässt man den<br />

Fahrweg nach links und folgt dem Sommerweg. Er steigt<br />

nun ein wenig stärker an, dreht in einem kaum merklichen,<br />

weiten Bogen gegen Norden ab, schwingt sich für ein paar<br />

Spitzkehren deutlich auf, fl acht aber bald wieder ab und<br />

stößt auf der Höhe von etwa 1360 m wieder auf einen<br />

Fahrweg. Man hält sich links (gegen Westen) und geht bis<br />

zur Wildbadermoos-Diensthütte weiter. Bei der Diensthütte<br />

vom Fahrweg rechts ab und gegen Norden hinauf,<br />

bis wieder die Sommerwegmarkierungen erreicht werden.<br />

Sie leiten auf der rechten Hangseite kaum ansteigend<br />

nach Norden in eine Lichtung hinauf und zur Wallgauer<br />

Alm. Von dort über Almgelände zu einem Marterl hinauf,<br />

wo man bei unsicherer Lawinensituation die Tour beendet.<br />

Nur bei stabilen Verhältnissen darf man weiter gehen.<br />

Vom <strong>Weg</strong>kreuz anfangs leicht abfallend, dann ziemlich<br />

fl ach durch lichten Wald gegen Nordwesten weiter und an<br />

den steilen Gipfelaufschwung heran. Er zieht sich am breiten<br />

Rücken durch eine Mulde die letzten 80 Höhenmeter enorm<br />

steil hinauf, bis der höchste Punkt erreicht ist.<br />

Abfahrt: Entweder entlang der Aufstiegsroute oder unter der<br />

Wallgauer Alm nicht nach rechts zur Wildbadermoos-Diensthütte<br />

abbiegen, sondern dem Sommerweg bis zum Fahrweg folgen.<br />

Auf diesem Fahrweg nach Süden bis zu den drei kleinen Gräben<br />

hinab. Dort links abbiegen.<br />

Man muss gut aufpassen, dass man die Abzweigung auf einen<br />

Holzweg nicht übersieht. Auf ihm lässt man die Ski zum Finzbach<br />

hinaussausen, um dann über ein langes ebenes Straßenstück<br />

nach Nordosten im Schlittschuhschritt nach Wallgau zurückzufahren.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

<strong>Der</strong> Gipfelhang am Wallgauer Eck<br />

Foto: Siegfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Ammergauer Alpen Westlicher Geierkopf (2143 m)<br />

Aufstieg: Südlich der Straße steigt man links eines<br />

Gebäudes der Stromversorgung durch den dichten Wald<br />

auf und gelangt nach ca. 100 Metern leicht links haltend<br />

auf eine Waldschneise. Auf dieser steigt man auf, wechselt<br />

bald in eine zweite Schneise links hinüber und gelangt<br />

so ins baumfreie Gelände unter dem Steilaufschwung im<br />

Nordkar.<br />

Bei geringer Schneelage überwindet man die Steilstufe<br />

am besten, indem man durch ein Tälchen aufsteigt, das<br />

<strong>als</strong> zweite Rinne von rechts beginnt und nach schräg<br />

links hinüberzieht. So erreicht man auf ca. 1550 m den<br />

oberen Karabschnitt, wo man linkshaltend in eine breite<br />

Rinne gelangt. Durch sie steigt man auf bis ins breite,<br />

latschenfreie Kar. Hier steigt man nach rechts auf und hält<br />

auf die Scharte zwischen den beiden Gipfel zu, die das Kar<br />

abschließen.<br />

Das Kar steilt sich immer mehr auf, verengt sich ab ca.<br />

1850 m zu einer engen Rinne und zuletzt geht es je nach<br />

Schneelage durch ein Felstor oder darüber hinweg auf die<br />

Südseite. Skidepot macht man in der Scharte, ca. 1990 m,<br />

evtl. auch schon unterhalb des Felstors.<br />

Links steigt man über den felsigen Westgrat zum Gipfelkreuz<br />

des Westlichen Geierkopfs (je nach Schneelage evtl. heikel).<br />

Abfahrt: Die Abfahrt folgt den Aufstiegsspuren. Andrea Strauß<br />

<strong>Der</strong> Schartenausstieg am Geierkar<br />

Foto: Andreas Strauß


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Foto: Andreas Strauß<br />

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AUF TOUR<br />

SERIE: Hüttenzauber<br />

TEIL 11: Südwiener Hütte<br />

HÜTTENZAUBER<br />

Sternstunden<br />

für Tourengeher<br />

Einst war sie das gefragte Wintersportzentrum<br />

in den Radstädter Tauern. Diesen Ruf hat die<br />

Südwiener Hütte an die Ortschaft Obertauern<br />

verloren. Doch für Skibergsteiger ist das 85 Jahre<br />

alte Haus dadurch zum Geheimtipp geworden.<br />

Von Dagmar Steigenberger (Text und Fotos)<br />

60 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Im Hintergrund der Südwiener<br />

Hütte erhellen die Lichter<br />

des Wintersportzentrums<br />

Obertauern die Nacht.<br />

Ein letzter rotvioletter Schimmer<br />

färbt den westlichen Horizont,<br />

dann verabschiedet sich das Tageslicht.<br />

Im Westen flammt die<br />

Venus auf, gefolgt von unzähligen<br />

weiteren Himmelskörpern. <strong>Der</strong> Mond ist<br />

schon beinahe voll; er taucht die Niederen<br />

Tauern in ein fahles Licht. An den Kämmen<br />

und Flanken zeichnet er harte Schatten, im<br />

welligen Gelände darunter bringt er die Raureifkristalle<br />

auf der Schneedecke zum Glitzern.<br />

Kalter Wind streicht darüber.<br />

Gleichmäßiges Knirschen zerstört die Stille.<br />

Zwei verspätete Skitourengeher marschieren<br />

durch die verschneiten Latschenfelder<br />

dem breiten Sattel entgegen. Auf einer der<br />

Kuppen am Sattel flattert eine Fahne, das<br />

Edelweiß darauf ist im Mondlicht gerade<br />

noch erkennbar. Schließlich entdecken die<br />

Skitourengeher auch die Hütte, zu der die<br />

Fahne gehört: Orangefarbenes Licht schimmert<br />

durch ihre Fensterkreuze, aus dem<br />

Kamin steigt Rauch auf. Ein gutes Zeichen!<br />

Leben im Rhythmus der Natur<br />

Die Südwiener Hütte ist Agy Schramms kleines<br />

Reich. Drinnen herrschen Wärme und<br />

Behaglichkeit, auch wenn der Winter die<br />

Berge draußen fest im Griff hat. Die holzgetäfelten<br />

Wände im kleinen Gastraum<br />

sind mit gerahmten Kinderzeichnungen<br />

geschmückt, rot-weiß karierte Vorhänge<br />

zieren die Fenster, und auf den Bänken liegen<br />

weiche Sitzkissen. Während Finger und<br />

Nase der Skitourengeher langsam auftauen,<br />

brutzelt in der Küche das Abendessen. Bis es<br />

fertig ist, erzählt Agy, die Hüttenwirtin mit<br />

dem kessen Kurzhaarschnitt, von dem Leben,<br />

das sie hier oben auf 1800 Meter Höhe<br />

führt. Von den Sonnenaufgängen, für die sie<br />

während der Sommermonate extra früher<br />

aufsteht, um ihren Tag in Ruhe mit einem<br />

Kaffee auf der Hausbank zu beginnen. Vom<br />

langsamen Rhythmus der Natur. Von der<br />

Stille, die hier am Abend nach Verabschiedung<br />

der Tagesgäste einkehrt, und von den<br />

Schlechtwettertagen, wenn die Stille auch<br />

tagsüber herrscht.<br />

Bis vor zwei Jahren hatte Agy <strong>als</strong> Angestellte<br />

in einem Supermarkt gearbeitet und ein<br />

ganz gewöhnliches Leben in der bayerischen<br />

Kleinstadt Rosenheim geführt. Im Sommer<br />

hatte sie hin und wieder Ausflüge in die<br />

Berge gemacht – gemütlich, nicht extrem.<br />

Dann beschloss sie, Hüttenwirtin zu werden.<br />

»Am 13. August 2011 bin ich auf der Terrasse<br />

der Hochrieshütte gesessen, habe den<br />

Am Kleinen Pleißlingkeil reicht<br />

die Sicht bis zum Dachstein.<br />

KOMPAKT<br />

Hütteneinmaleins<br />

Lage: Auf einem breiten Sattel<br />

zwischen Flachauwinkl und<br />

dem Taurachtal in den Niederen<br />

Tauern. Im Norden erheben<br />

sich die beiden Hausberge<br />

der Hütte, der Spirzinger und<br />

das Spazeck, welche den<br />

Blick auf die anspruchsvolle<br />

Steinfeldspitze verdecken. Im<br />

Süden dominieren Kesselkopf<br />

und Pleißlingkeil die Aussicht,<br />

beides schöne, relativ einfache<br />

Skitourenziele.<br />

Zustiege: Für den kürzesten<br />

Aufstieg von der Vordergnadenalm<br />

zwischen Unter- und<br />

Obertauern über einen breiten<br />

Forstweg braucht man etwa<br />

1½ Std. <strong>Der</strong> Aufstieg von<br />

Flachauwinkl mit Start am Parkplatz<br />

unter dem Nordportal der<br />

Tauernautobahn dauert zwar<br />

auch nur gut 2 Std., empfi ehlt<br />

sich aber im Winter aufgrund<br />

von Lawinengefahr nicht.<br />

Karte: BEV Österreich<br />

1:25 000, Blatt 3223 –<br />

West »Radstadt«; Kompass<br />

1:50 000, Blatt 67 »Lungau –<br />

Radstädter Tauern«<br />

Kapazität: 25 Betten,<br />

24 Matratzenlager<br />

Öffnungszeiten: im Winter<br />

Mitte Dezember bis Anfang<br />

Agy serviert ihre Spezialität, den Kaiserschmarrn<br />

mit Preiselbeeren und Apfelmus.<br />

Mai (Di. Ruhetag), im Sommer<br />

Ende Mai bis Ende Oktober<br />

durchgehend<br />

Wirt/Adresse: Agy Schramm,<br />

Gnadenalm 40,<br />

A-5561 Untertauern<br />

Internet: suedwienerhuette.<br />

gebirgsverein.at;<br />

www.bergfex.at<br />

Kontakt: Tel. 00 43/6 64/<br />

3 43 63 42<br />

Stromversorgung: öffentliches<br />

Stromnetz der Salzburg AG<br />

Abwasserentsorgung:<br />

Kläranlage mit Vier-Kammern-<br />

System und einer Größe von<br />

13 Quadratmetern<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 61


Ausblick genossen und mir gedacht: Eine<br />

Hütte bewirtschaften, das will ich!«<br />

Zwei Tage später fand Agy das Wirtsgesuch<br />

des Österreichischen Gebirgsvereins zur<br />

Südwiener Hütte im Internet, einem Unterkunftshaus<br />

mit einer lebhaften Geschichte.<br />

1928 hatte die OeAV-Sektion Süd-Wien<br />

das Haus gebaut. Dam<strong>als</strong>, <strong>als</strong> es weder die<br />

Ortschaft Obertauern noch einen Skilift in<br />

der Region gab, bildete die Südwiener Hütte<br />

das Zentrum des Wintersports in den Radtstädter<br />

Tauern. Die Sektionsmitglieder verbrachten<br />

wochenlange Urlaube dort, lernten<br />

Skifahren und erkundeten die Bergwelt.<br />

Im Jahr 1930 landete sogar das Privatflugzeug<br />

eines Wiener Industriellen auf dem<br />

Sattel zwischen Spirzinger und Hengst.<br />

Mittlerweile hat sich das Zentrum des Skizirkus<br />

ins zehn Kilometer entfernte Obertauern<br />

verlagert. Die Lichter der Hotelburgen<br />

und der Pistenraupen kann man auch<br />

von der Südwiener Hütte noch erkennen.<br />

Doch ansonsten herrscht hier Ruhe. Agy<br />

liebt das abgeschiedene Leben; eine Wohnung<br />

im Tal hat sie nicht. »Wozu? Ich bin<br />

ja das ganze Jahr hier oben.« Wenn Agy die<br />

Hütte im Frühjahr und im Herbst für je einen<br />

Monat abschließt und ihre Verwandten<br />

in Rosenheim besucht, wird ihr der Rummel<br />

in den Straßen schnell zu viel. »Dann sehne<br />

ich mich wieder nach der Hütte.« Auch<br />

wenn das Leben mitten im Gebirge mühsamer<br />

ist <strong>als</strong> anderswo.<br />

Drei Monate ohne Wasser<br />

Am Silvesterabend – die Hütte war bis<br />

auf den letzten Schlafplatz gefüllt – versiegte<br />

plötzlich das Wasser. Ein Rohr war<br />

gebrochen, Agy und ihre Hüttengehilfen<br />

aus Polen mussten Schnee schmelzen. Drei<br />

Monate lang kam kein einziger Tropfen aus<br />

der Leitung. Mit dem Skidoo karrten sie zusätzlich<br />

zu den anderen Lebensmitteln auch<br />

noch kanisterweise Wasser auf die Hütte.<br />

Erst im Frühjahr wurde der Schaden ausgebessert,<br />

jetzt fließt das Wasser wieder. Aber<br />

noch immer ist es ein Luxusgut auf der Südwiener<br />

Hütte. Auch für die Gäste. Auf der<br />

TOUREN<br />

Einfache Skitouren in den Radstädter Tauern<br />

Die Südwiener Hütte ist ein idealer Ausgangspunkt für Einsteiger-Skitouren, von denen<br />

sich einige aufgrund der nordseitigen Lage auch noch im Frühjahr eignen.<br />

1 Südwiener Hütte (1802 m)<br />

▶ leicht 1½ Std.<br />

530 Hm 530 Hm<br />

Charakter: <strong>Der</strong> beliebteste und<br />

sicherste Aufstieg führt im Winter von<br />

der Gnadenalm entlang der Loipe bis<br />

zum T<strong>als</strong>chluss und schließlich über<br />

einen breiten Forstweg, der auch <strong>als</strong><br />

Rodelbahn benutzt wird. In den steileren<br />

Teilstücken können Tourengeher<br />

seitlich über die freien Wiesenhänge<br />

ausweichen.<br />

Ausgangspunkt: Vordergnadenalm<br />

(1275 m)<br />

Route: Parkplatz Vordergnadenalm –<br />

Hintere Gnadenalm (1326 m) – Hödhütte<br />

(1750 m) – Südwiener Hütte<br />

2 Spirzinger (2066 m)<br />

▶ leicht ½ Std.<br />

265 Hm 265 Hm<br />

Charakter: Den Gipfel hat man bereits<br />

von der Hütte aus gut im Blick. Von der<br />

Südwiener Hütte auf ihren Hausberg<br />

geht es nur noch eine halbe Stunde<br />

lang über einen Rücken aufwärts.<br />

Ausgangspunkt: Südwiener Hütte<br />

(1801 m)<br />

Route: Südwiener Hütte – Südostrücken<br />

– Spirzinger – Abfahrt entlang<br />

des Aufstiegsweges<br />

3 Kleiner Pleißlingkeil (2417 m)<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

700 Hm 700 Hm<br />

Charakter: Wie beliebt diese Skitour<br />

ist, merkt man auch daran, dass fast<br />

immer eine Spur auf den Kleinen<br />

Pleißlingkeil führt. Nach der kurzen<br />

Abfahrt (80 Hm) vom Scheibenkogel<br />

geht es stetig bergan und durch<br />

kupiertes Gelände einer grandiosen<br />

Aussicht entgegen.<br />

Ausgangspunkt: Südwiener Hütte<br />

(1802 m)<br />

Route: Südwiener Hütte – Sattel<br />

beim Scheibenkogel (1980 m) – kleines<br />

Tälchen – Rinne – Sattel nördlich<br />

des Kleinen Pleißlingkeil – Gipfel –<br />

zurück auf demselben <strong>Weg</strong><br />

4 Kesselkopf (2251 m)<br />

▶ mittel 2½ Std.<br />

550 Hm 550 Hm<br />

Charakter: Für diejenigen, die gerne<br />

einsam unterwegs sind, bietet sich<br />

der Nachbargipfel des oft überlaufenen<br />

Pleißlingkeils an. Die Ruhe<br />

am Kesselkopf erfordert jedoch<br />

meist auch das frische Anlegen einer<br />

eigenen Spur.<br />

Ausgangspunkt: Südwiener Hütte<br />

(1802 m)<br />

Route: Südwiener Hütte – Sattel<br />

beim Scheibenkogel (1980 m) –<br />

kleines Tälchen – Mulde – Kesselkopf<br />

– zurück auf demselben <strong>Weg</strong><br />

62 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Im Norden der Südwiener Hütte stehen die<br />

Hausberge Spirzinger und Spazeck (oben).<br />

Für fünf Euro gibt’s auf der Hütte einen<br />

gemieteten Rodel <strong>als</strong> Abstiegshilfe (links).<br />

Toilette hängen Schilder mit der Bitte, mit<br />

dem kostbaren Gut sparsam umzugehen. Eine<br />

Dusche genehmigt Agy ihren Gästen erst<br />

nach drei Tagen Aufenthalt – im Gegensatz<br />

zur Zeit vor dem Wasserrohrbruch, <strong>als</strong> jeder<br />

noch duschen durfte, so oft er wollte.<br />

Dafür verwöhnt Agy ihren Besuch nun<br />

eben anderweitig. Vor allem Süßes gehört<br />

zu den Spezialitäten der Hüttenwirtin: frische<br />

Buchteln mit Vanillesoße, Palatschinken<br />

mit diversen Sorten selbstgemachter<br />

Marmelade – und ganz besonders der Kaiserschmarrn.<br />

Beinahe jeder zweite Eintrag<br />

im Gästebuch der Hütte ist dieser typisch<br />

österreichischen Mehlspeise gewidmet und<br />

lobt Agys Künste, sie zuzubereiten. Auch für<br />

die beiden Gäste steht er an diesem Abend<br />

auf dem Menüplan – <strong>als</strong> wuchtiges Dessert<br />

nach einem ohnehin schon reichlichen<br />

Mahl mit Gemüsesuppe und Spaghetti Bolognese<br />

samt geriebenem Bergkäse. »Morgen<br />

Mittag gibt’s Schweinebraten«, ruft Agy aus<br />

der Küche. »Wie daheim in Bayern, in Bier<br />

geschmort und dazu Kartoffelknödel.«<br />

Birkhühner im Schnee<br />

Ein solches Festessen muss erst einmal<br />

verdient werden. Scharenweise ziehen die<br />

Tourengeher an sonnigen Hochwintertagen<br />

zum Kleinen Pleißlingkeil. Wer auf der<br />

Südwiener Hütte übernachtet, genießt einen<br />

gewissen Startvorteil und ist zumindest<br />

beim Anstieg allein; abgesehen von den Hasen,<br />

Füchsen, Steinböcken, Birkhühnern<br />

und anderen Tieren, die hier und da ihre<br />

Spuren im Schnee hinterlassen haben.<br />

Zur Mittagszeit hat sich die Terrasse der<br />

Südwiener Hütte gefüllt. Ski stecken im<br />

Schnee, Felle hängen zum Trocknen daran.<br />

Etwa 50 Gäste genießen die Wintersonne<br />

im Gesicht und das aufgewärmte Holz der<br />

Hauswand im Rücken. Agy huscht flink<br />

hin und her, nimmt Bestellungen auf, serviert.<br />

Von ihrem Schweinebraten wird bald<br />

nichts mehr übrig sein.<br />

◀<br />

INFO<br />

Süßer Erfindergeist<br />

Die Aufstriche von Agy Schramm haben es<br />

in sich: Da gibt es die bekannte Kombination<br />

aus Pfefferminze und Schokolade, aber<br />

auch so ungewohnte Sorten wie Erdbeermarmelade<br />

mit rosa Pfeffer. Sie schmecken<br />

auf dem Frühstücksbrot, zu Waffeln und<br />

Pfannkuchen. Mischungen wie Apfel-Kürbis<br />

und Feigensenf passen auch gut zu Käseplatten<br />

oder <strong>als</strong> Dips für rohes Gemüse.<br />

Agys neueste Erfi ndung ist ein Espresso-<br />

Schoko-Mus, zu dem sie für den BERGSTEI-<br />

GER sogar das Rezept herausrückte: ½ Liter<br />

Espresso wird mit 250 Gramm Gelierzucker,<br />

einer Vanilleschote, einer Messerspitze<br />

Zimt und dem Saft einer halben Zitrone etwa<br />

4–6 Minuten lang aufgekocht, bis er die<br />

Gelierprobe besteht. Nachdem die Masse<br />

etwas abgekühlt ist, werden 75 Gramm grob<br />

gehackte Zartbitterschokolade untergehoben.<br />

Die Menge ergibt etwa vier Marmeladengläser.<br />

Am besten schmeckt das Ganze auf<br />

warmen Pfannkuchen oder Crêpes.<br />

Prächtig gelegener Startpunkt für Überschreitungen<br />

Meine Lieblingshütte:<br />

Amberger Hütte, Stubaier Alpen<br />

Von BERGSTEIGER-Leser Alex Bihlmaier<br />

aus Tulfes, Österreich<br />

Foto: Alex Bihlmaier<br />

Im Sommer wie im Winter bietet die Amberger<br />

Hütte, im Sulztal in den Stubaier<br />

Alpen gelegen, eine großartige Auswahl an<br />

<strong>Ziel</strong>en an. Die Klettereien im Stubaier Granit<br />

sind prächtig, die Grate toll. Höhenwege<br />

und Überschreitungen zu den Nachbarhütten<br />

bewegen sich in der wunderschönen alpinen<br />

Welt vom Alpeiner Granitgneis.<br />

Im Winter bietet sich den Skibergsteigern<br />

eine Reihe von imposanten <strong>Ziel</strong>en mit ganz<br />

unterschiedlichen Anforderungen. Nach<br />

derart schönen Bergtouren erwartet die<br />

Hüttenwirtschaft um Serafin und Lydia ihre<br />

Gäste mit kulinarischen Schmankerl und<br />

gemütlichen Lagern.<br />

Das Hochtal erreicht man bequem von Gries<br />

über das Ötztal. Einige prominente Hüttengipfel<br />

sind die Bergpyramide vom Schrankogel<br />

(3496 m), die Wilde Leck (3361 m) und<br />

der Hintere Daunkopf (3225 m).<br />

Steckbrief:<br />

Amberger Hütte,<br />

Stubaier Alpen<br />

Lage: in den Stubaier<br />

Alpen auf 2135 m<br />

Schlafplätze: 55 Lager<br />

& 10 Zimmerlager<br />

Kontakt: Tel. 00 43/6 76/<br />

9 52 34 26, info@seldon.at<br />

Öffnungszeiten: Ende<br />

Juni bis Anfang Oktober<br />

sowie im Winter von Ende<br />

Februar bis Anfang Mai<br />

Schicken Sie uns Ihre Lieblingshütte<br />

per Post oder an<br />

bergsteiger@bruckmann.de!<br />

Es gibt Preise …<br />

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AUF TOUR<br />

Angestrahlt: Die Westliche<br />

Karwendelspitze<br />

hoch über Mittenwald<br />

64 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


SERIE: GeoTop-Touren in den Alpen<br />

Teil 16: Buckelwiesen zwischen Mittenwald, Klais und Krün<br />

Geschützte<br />

Frostbeulen<br />

Buckelwiesen sind im Winter mehr noch<br />

<strong>als</strong> im Sommer einfach schön anzuschauen.<br />

<strong>Der</strong> Schnee lässt die Hügelchen deutlich<br />

plastischer erscheinen. Wie sie entstanden<br />

sein könnten, erfahren Sie hier.<br />

Von Siegfried Garnweidner (Tour)<br />

und Ulrich Lagally (Geologie)<br />

Fotos: Siegfried Garnweidner<br />

Es ist kaum zu glauben, dass tatsächlich<br />

die Rede davon war, in<br />

dieses hochkarätige und zauberhafte<br />

Flora-Fauna-Habitat-<br />

Schutzgebiet am Fuße des Wettersteingebirges<br />

ein Biathlon-Stadion für die<br />

Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen<br />

mit gekühlten Loipen und der<br />

dazugehörenden Infrastruktur zu bauen.<br />

Dieses Vorhaben ist uns und dem Wagenbrüchsee<br />

per Volksentscheid erspart geblieben,<br />

es wäre ein Verbrechen an der Natur gewesen.<br />

Grund genug, sich diese großar tige<br />

Naturlandschaft näher anzusehen.<br />

Nicht immer ruft der Berg. Manchmal ist<br />

er schon im Herbst verschneit, doch die<br />

Schneehöhen reichen noch nicht für zünftige<br />

Ski- oder Schneeschuhtouren. Dann<br />

bleibt man lieber mehr oder weniger in der<br />

Ebene und hört vom Berg vielleicht nur das<br />

Pfeifen des Sturms, aber keine lockenden<br />

Rufe. Daheimbleiben ist aber keine Option,<br />

denn schließlich gibt es selbst zu solchen<br />

Zeiten schönes Wetter. Die Berge sehen<br />

im frischen, weißen Gewand und von der<br />

Sonne angestrahlt besonders schön und vor<br />

allem viel höher aus. Am schönsten sind<br />

sie dann von unten anzusehen, und gegen<br />

eine anspruchsvolle Talwanderung ist<br />

Permafrost<br />

Als Permafrost bezeichnet man den dauerhaft<br />

gefrorenen Untergrund kalter Klimabereiche<br />

der Nord- und Südhalbkugel sowie hoher<br />

Gebirgs areale. Oberflächennahe Teile können<br />

im Sommer auftauen. Durch das wechselnde<br />

Gefrieren und Tauen kommt es zu einer<br />

Durchbewegung, es entstehen so genannte<br />

»Frostmusterböden« – vulgo Buckelwiesen.<br />

Eine Frage der Perspektive:<br />

Pflanzen im Reifkleid überragen den Wald.<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 65


KOMPAKT<br />

Tennsee –<br />

Schmalensee (999 m),<br />

Karwendel<br />

Charakter: Einfache, sonnige Rundwanderung<br />

in großartiger Alpenlandschaft<br />

mit Panormablicken<br />

Anforderungen: Mit Schwierigkeiten<br />

ist in diesem Gelände nicht zu rechnen;<br />

deshalb auch für Kinder gut geeignet.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Campingplatz<br />

Tennsee (903 m)<br />

Einkehr: Zum Bergbauer (Goasnhof),<br />

Restaurant Tennsee beim Campingplatz am<br />

Ausgangspunkt<br />

Gehzeit: 2¼ Std.<br />

Karte: Topografi sche Karte des Bayerischen<br />

Landesamtes für Vermessung und<br />

Geoinformation 1:50 000, Blatt UK50-51<br />

»Karwendel«<br />

Winterfest: Schafe auf eingeebneten Buckelwiesen; im Hintergrund die Wettersteinwand<br />

demnach nichts einzuwenden, auch wenn<br />

man sich den Berggipfeln ansonsten noch<br />

so sehr verschrieben hat.<br />

Zwei nahe beieinanderliegende Wanderungen<br />

bieten sich besonders an, um winterlich<br />

verschneite Buckelwiesen kennenzulernen:<br />

Die eine ist einfach nur <strong>als</strong> außergewöhnlich<br />

schön zu bezeichnen, weil sie um zwei<br />

prächtige Seen führt, den Barmsee und den<br />

Wagenbrüchsee, besser bekannt unter dem<br />

Namen »Geroldsee«.<br />

Die andere Wanderung in der unmittelbaren<br />

Nachbarschaft von Barm- und Wagen-<br />

KOMPAKT<br />

Barmsee (940 m),<br />

Karwendel<br />

Charakter: Sehr beliebter See-Spaziergang<br />

mit großartigen Ausblicken; Varianten<br />

und Erweiterungen sind möglich; Eislaufmöglichkeit<br />

im Winter<br />

Anforderungen: Keine Schwierigkeiten;<br />

allerdings evtl. stärkere Vereisung in den<br />

Feuchtgebieten, deshalb Grödel mitnehmen<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Barmsee-Hotel<br />

(900 m)<br />

Einkehr: Alpengasthaus Barmsee<br />

Gehzeit: 3 Std. (je nach Schneehöhe)<br />

Karte: Topografi sche Karte des Bayer.<br />

Landesamtes für Vermessung und<br />

Geoinformation 1:50 000,<br />

Blatt UK50-51 »Karwendel«<br />

Tourenkarte 1<br />

Heftmitte<br />

brüchsee berührt auch zwei Seen, und zwar<br />

den kleinen Tennsee und den nahe Mittenwald<br />

gelegenen Schmalensee. Dazwischen<br />

erstreckt sich eine weite Hochfläche mit<br />

großartigen Ausblicken auf die Soierngruppe,<br />

die Bergkette zwischen Wörner<br />

und Lindlainkopf, die Arnspitzgruppe, das<br />

Wettersteingebirge und zum Schluss die<br />

Süd seite des Estergebirges. Auf dieser Hochfläche<br />

verläuft die Wanderung unschwierig<br />

über einige Hügel, die viele kleine Buckel<br />

aufweisen, deren Entstehung nicht vollends<br />

geklärt ist.<br />

Weitsicht: Blick über den Barmsee<br />

ins Karwendelgebirge<br />

Geotop Buckelwiesen<br />

Buckelwiesen kommen im gesamten Alpenraum<br />

vor. Die wohl größten Restbestände<br />

sind bis heute im Werdenfelser<br />

Land auf den Höhenrücken zwischen Mittenwald,<br />

Klais und Krün erhalten geblieben.<br />

Dort haben sie sich auf Grundmoränen<br />

und darunter liegenden Schotter- und<br />

See-Ablagerungen des Würm-Glazi<strong>als</strong>, <strong>als</strong>o<br />

der letzten Vereisungsphase des Alpenraumes,<br />

die vor etwa 10 000 Jahren zu Ende<br />

ging, entwickelt. Und weil sie hier besonders<br />

prägnant ausgebildet sind, hat man<br />

dieses Gebiet vor ein paar Jahren <strong>als</strong> eines<br />

von Bayerns schönsten Geotopen ausgewiesen.<br />

Auf dem kalkreichen Untergrund erstreckt<br />

sich eine mehr oder weniger zusammenhängende<br />

Buckelflur aus Tausenden einzelner<br />

Hügel von 50 bis 100 Zentimeter Höhe.<br />

Da ihre wellige Oberfläche einer intensiven<br />

landwirtschaftlichen Nutzung hinderlich<br />

war, begann man ab 1920, weite Teile der<br />

Buckelwiesen einzuebnen. Aber vor allem<br />

in Gräben und an steileren Hängen blieben<br />

noch größere Bereiche erhalten. Besonders<br />

eindrucksvoll ist das Nebeneinander eingeebneter<br />

und erhaltener Buckelwiesen wie<br />

bei Mittenwald.<br />

Vorzugsweise findet man die Buckelwiesen<br />

in den größeren Tälern der Kalkalpen, wo<br />

sie sich auf kalkreichem Untergrund mit<br />

nur geringer Bodenüberdeckung entwickelten.<br />

Als Entstehungsalter kommt <strong>als</strong>o<br />

frühestens das Ende der letzten Eiszeit<br />

Fotos: Siegfried Garnweidner<br />

66 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Grafi k: © Bayerisches Landesamt für Umwelt<br />

Sonnenverwöhnt: Wanderung vom Tennsee zum Schmalensee; hinten die Karwendelkette<br />

Typischer Querschnitt<br />

durch<br />

eine Buckelwiese<br />

in Betracht, nach dem die großen Gletscher<br />

abgeschmolzen waren. Von manchen Buckelwiesen<br />

weiß man, dass sie sogar nur<br />

wenige hundert bis eintausend Jahre alt<br />

sind.<br />

Wichtig für ihre Entstehung ist neben<br />

dem geeigneten, kalkreichen Untergrund<br />

ein primäres Relief aus sanften Buckeln<br />

und Mulden, möglicherweise entstanden<br />

durch Bewegungen in Permafrostböden<br />

oder Windwurf in Waldgebieten. In den<br />

Mulden versickert bevorzugt mehr Regenund<br />

Schneeschmelz-Wasser und deshalb<br />

greift dort die Gesteinsverwitterung tiefer<br />

ein <strong>als</strong> auf den Hügeln. <strong>Der</strong> von den Niederschlägen<br />

dabei im Untergrund gelöste Kalk<br />

wird mit dem Grundwasser weggeführt.<br />

Dadurch sinken die Mulden immer weiter<br />

ein und das Relief verstärkt sich. Nach<br />

neueren Forschungen könnte sogar nur<br />

das bloße Vorhandensein von Wald für die<br />

Entstehung von Buckelfluren ausreichen.<br />

Denn weil unter den Bäumen weniger Niederschläge<br />

ankommen <strong>als</strong> zwischen ihnen,<br />

kann dort auch weniger Material gelöst<br />

werden.<br />

◀<br />

IM APRILHEFT: Teil 17: Sentiero geologico Dos<br />

Capèl in den Fleimstaler Alpen<br />

ERFAHRUNG, QUALITÄT, KOMPETENZ AM BERG.<br />

(Foto: Josef Mallaun)<br />

DIE BERGE SIND UNSER ZUHAUSE. ZU JEDER ZEIT.<br />

Mehr <strong>als</strong> ein Gefühl: Daheim sein<br />

heißt für uns, die schönsten Momente<br />

gemeinsam geniessen.<br />

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Beratung und Buchung: DAV Summit Club GmbH – <strong>Bergsteiger</strong>schule des Deutschen Alpenvereins | Am Perlacher Forst 186 – 81545 München | Telefon +49 89 64240-0 | info@dav-summit-club.de | www.dav-summit-club.de


PORTRÄT<br />

Hartmut Bielefeldt schrieb<br />

<strong>als</strong> einer der Ersten<br />

online über seine Touren.<br />

Webreport vom Berg<br />

Gipfelglück 2.0<br />

Das Internet ist für Bergsportler längst Quelle von Information<br />

und Inspiration rund um neue Touren geworden. Oft berichten<br />

ambitionierte Hobbybergsteiger auf privaten Seiten ausgiebig<br />

über eine spezielle Region oder Disziplin und helfen so anderen<br />

bei der Recherche. Wir stellen Ihnen einige Menschen hinter den<br />

Berg-Blogs vor. Von Frank Eberhard<br />

68 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


DER PIONIER<br />

(Bielefeldt.de)<br />

Hartmut Bielefeldt liebt die großen Berge<br />

der Welt. Als einer der Ersten berichtete<br />

er schon in den 1990er-Jahren von seinen<br />

Expeditionen.<br />

Die Großen der Welt sind auf Hartmut Bielefeldts<br />

Website zu finden: Mount Everest,<br />

Cho Oyu, Aconcagua. <strong>Der</strong> Bergsportler ist<br />

eine Art Pionier: Er gehörte zu den Ersten,<br />

die zu Expeditionen auf brachen und im<br />

1996 noch rudimentären Internet darüber<br />

berichteten. »Dam<strong>als</strong> war es schwer, an Informationen<br />

zu kommen«, erinnert er sich.<br />

Selbst große Expeditionsanbieter seien zu<br />

dieser Zeit noch gar nicht im Netz vertreten<br />

gewesen, merkt er nicht ohne Stolz an.<br />

Über die Jahre folgten so viele Aktionen,<br />

dass die Statistik mittlerweile für sich<br />

spricht: Fünf der Seven Summits und 57<br />

Alpenviertausender bestieg Bielefeldt neben<br />

vielen anderen Gipfeln. Ihm geht es<br />

um Höhe – oder besser gesagt um Höhenmeter.<br />

Denn weiter hinauf kann er seit der<br />

Expedition mit seiner Frau auf den Mount<br />

Everest vor zehn Jahren nicht mehr steigen.<br />

Und darüber ist er auch froh, hat Bielefeldt<br />

in der dünnen Luft über der nepalesisch-tibetischen<br />

Grenze doch auch seine eigenen<br />

Grenzen entdeckt und wäre fast nicht mehr<br />

lebend heruntergekommen.<br />

Von der Expedition auf den Mount Everest kam er vor allem dank seiner Frau lebend zurück.<br />

Von den Touren mit seiner Tochter Nina<br />

erstellte er die Rubrik »Wandern mit Baby«.<br />

TOUR<br />

Alphubel (4206 m),<br />

Südostgrat von der<br />

Täschhütte<br />

Tourentipp<br />

des Webmasters<br />

Fotos: Frank Eberhard (1), privat (3)<br />

Die Ehefrau rettet ihn<br />

<strong>Der</strong> 48-Jährige sitzt in seinem Wintergarten<br />

bei Friedrichshafen, zwei ausgeblichene<br />

Poster zeigen den 360-Grad-Blick vom Everest.<br />

»Es war ein fantastisches Erlebnis. Wir<br />

haben eine Stunde lang die Aussicht vom<br />

Gipfel genossen«, erzählt er. Zwei Monate<br />

waren der promovierte Physiker und seine<br />

Frau Claudia Bäumler dam<strong>als</strong> in Asien, um<br />

den Gipfel über die Nordroute zu erreichen.<br />

Doch Bielefeldt hatte Probleme mit einer<br />

Sauerstoffflasche. »Ich habe krampfhaft<br />

gegen die Müdigkeit gekämpft«, sagt er.<br />

Richtig schlimm wurde es beim Abstieg.<br />

»Ich bin nur fünf Schritte vorwärts gekommen<br />

und musste mich dann hinsetzen<br />

und ausruhen.« Die Kombination von<br />

Erschöpfung und Lungenödem ließ den<br />

Bergsportler um sein Leben fürchten. Vor<br />

allem seiner Frau, der es während der gesamten<br />

Tour besser ging, verdankt er, heil<br />

heruntergekommen zu sein. »Das schweißt<br />

natürlich zusammen.« Die Liebe des Paars<br />

begann einst <strong>als</strong> Bergfreundschaft in der<br />

Jungmannschaft des Alpenvereins. Beide<br />

begeisterten sich schon früh vor allem für<br />

Hochtouren. Anfang der 1990er-Jahre bestiegen<br />

sie den Pik Lenin (7134 m). Noch<br />

heute leuchten Bielefeldts Augen, wenn er<br />

an die erste große Expedition denkt, der im<br />

folgenden Jahr eine weitere ins zentralasiatische<br />

Pamir folgte. »Eigentlich wollten wir<br />

gar keine so großen Sprünge in der Höhe<br />

machen«, sagt er lachend. Heute gibt sein<br />

Haus überall Zeugnis von der Berg-Leidenschaft<br />

der Familie. Sogar Tochter Nina bindet<br />

mit alten, neonrosa Steigeisenriemen<br />

einen Anhänger an ihren Puppenwagen.<br />

Sie taucht auch auf Bielefeldt.de auf: Eine<br />

Rubrik widmet sich dem Thema »Wandern<br />

mit Baby«.<br />

▶ mittel 4–5 Std.<br />

1500 Hm 1500 Hm<br />

Charakter: Hochtour, meist Schneegrat,<br />

oben Schnee-/Eisfl anke (Schwierigkeit PD,<br />

bei Vereisung AD)<br />

Ausgangspunkt: von der Täschalp (2200<br />

m) zur Täschhütte (2701 m)<br />

Einkehr: Täschhütte<br />

Route: Täschhütte – Alphubeljoch (3782<br />

m); über den erst einfachen Grat, der sich<br />

später in einer Schlusswand aufsteilt (etwa<br />

45°, Sicherungsstangen) zum Gipfel<br />

Abstieg: wie Aufstieg oder über den Normalweg<br />

zur Bahnstation Längfl ue (2869 m)<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 69


DIE GEMISCHTWAREN-<br />

HÄNDLER<br />

(Gipfelstuermer.de; Gipfelstuermerin.de)<br />

Klettern, Wandern, Filme und Produkttests:<br />

Thorsten Liborius und Janina Werner bestücken<br />

ihre Blogs mit einem breiten Themenspektrum.<br />

Alles fing mit Bergberichten für die Großeltern<br />

an. Damit Oma und Opa wussten,<br />

was er so treibt, schrieb Thorsten Liborius<br />

Ende der 1990er-Jahre über seine Erlebnisse<br />

in den Alpen. Als Domains irgendwann bezahlbar<br />

wurden, verband er sein Hobby mit<br />

dem Informatikstudium und programmierte<br />

eine eigene Bergseite: Gipfelstuermer.de.<br />

Jetzt, gut 14 Jahre später, stehen zahlreiche<br />

Kletter-, Hoch- und andere Touren darauf.<br />

Es sind Videos zu finden und Produkttests.<br />

Sogar seine Partnerin Janina Werner, im<br />

Netz seit 2002 auch durch die Seite Gipfelstuermerin.de<br />

bekannt, hat er über seinen<br />

Blog kennengelernt.<br />

Die Berlinerin schrieb <strong>als</strong> »Gipfelstürmerin«<br />

in sein Gästebuch. »Ich antworte auf die<br />

meisten Einträge, aber wenn die Gipfelstürmerin<br />

dem Gipfelstürmer schreibt, ist das<br />

irgendwie schon interessant«, sagt Liborius<br />

grinsend. Die Mails gingen hin und her, und<br />

heute wohnen die beiden zusammen in Radolfzell<br />

am Bodensee. Trotz zeitraubender<br />

Jobs bleiben der Rechtsanwältin und dem<br />

Software-Entwickler ihre Websites mit Berichten<br />

über einsame Wanderungen, tolle<br />

Kletterrouten und Abenteuer wichtig.<br />

Auch mal Daumen runter<br />

Besonders groß ist der Aufwand für Schnitt<br />

und Vertonung der Videos. »Ich arbeite ein<br />

bis zwei Stunden, um eine Minute fertigen<br />

Film zu bekommen«, sagt Liborius. Sein<br />

erster Film entstand eher zufällig auf einer<br />

Tour über den Nordgrat des Großen Krottenkopfs<br />

im Allgäu. Die Netzgemeinde ermunterte<br />

den Bergsportler dam<strong>als</strong> weiterzumachen.<br />

Die beiden Internetseiten wurden mit<br />

der Zeit zum »Gemischtwarenladen«, wie<br />

Janina Werner es nennt. Seit ein Online-<br />

Shop auf sie zukam, testen sie Outdoor-Produkte<br />

– und vergeben ganz ehrlich auch<br />

mal den Daumen nach unten. Ein weiteres<br />

Projekt von Thorsten Liborius heißt Climbmate.<br />

Dabei können die Nutzer Kletterpartner<br />

finden sowie Kletterhallen und -routen<br />

Thorsten Liborius berichtet in Texten und Filmen vom Wandern und Klettern.<br />

bewerten. Gipfelstuermer.de enthält zudem<br />

ein Forum, die Gipfelstürmerin wiederum<br />

liest gerne und stellt daher Berg- und Outdoorbücher<br />

vor. Viele Touren unternimmt<br />

das Paar gemeinsam. Die wilderen Aktionen<br />

landen auf Gipfelstuermer.de, Janina<br />

Werner konzentriert sich vor allem auf die<br />

alpinen Wanderungen.<br />

TOUR<br />

Thorsten Liborius<br />

Hoher Riffler (Verwall,<br />

3168 m), Nordgrat<br />

▶ schwierig 8–10 Std.<br />

2000 Hm 2000 Hm<br />

Charakter: Hochalpine Gratkletterei im<br />

Verwall (Schwierigkeit II–III)<br />

Länge: 2000 Höhenmeter, davon 550 auf<br />

dem Grat, 15 Kilometer Strecke<br />

Ausgangspunkt: Schnann im Stanzertal<br />

Einkehr: Edmund-Graf-Hütte (2375 m)<br />

Route: Fahr- und Wanderweg zur Mittagspitze;<br />

über den Grat zum Gauderkopf (II–III)<br />

und über den eigentlichen Nordgrat (bis III-)<br />

zum Gipfel des Hohen Riffl er<br />

Abstieg: Über den Normalweg zur Edmund-<br />

Graf-Hütte (2375 m) oberhalb von Pettneu<br />

am Arlberg im Stanzertal<br />

Tourentipp<br />

der Webmaster<br />

Janina Werner<br />

Berliner Höhenweg (mit Hohem<br />

Riffler Zillertal, 3231 m)<br />

▶ mittel mind. 7 Tage<br />

5000 Hm 5000 Hm<br />

Charakter: Hochalpiner Steig im Zillertal, der<br />

bis auf über 3100 m führt (Schwierigkeit I);<br />

drahtseilgesicherte Stellen, Firnfelder<br />

Ausgangspunkt: Finkenberg bei Mayrhofen<br />

Einkehr: Hüttenwanderung mit mehreren<br />

Einkehrmöglichkeiten<br />

Route: zur Gamshütte – Friesenberghaus –<br />

Hoher Riffl er (3231 m) – Petersköpfl (2679<br />

m); Übergang zum Olpererhaus – Furtschaglhaus<br />

– Schönbichler Horn (3133 m)<br />

– Berliner Hütte; Übergang zur Greizer Hütte<br />

– Kasseler Hütte – Edelhütte –Ahornspitze<br />

(2973 m); Abstieg zurück nach Mayrhofen<br />

70 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


INFO<br />

Web-Adressen rund<br />

ums Bergsteigen<br />

Hoch- und Skitouren, Expeditionen,<br />

Radfahren und Wandern mit Kind:<br />

www.bielefeldt.de<br />

Selten begangene Routen, Hochtouren,<br />

Produkttests und Wanderungen:<br />

www.gipfelstuermer.de und<br />

www.gipfelstuermerin.de<br />

Einsame Touren vom Allgäu bis ins<br />

Lechtal: www.gipfelsuechtig.de<br />

Touren in den Alpen bis zu Hochtouren:<br />

www.gaehnchen.de<br />

Wilde Touren und Forum:<br />

www.festivaltour.de<br />

Klettern, Skitouren und -Steilabfahrten<br />

bis zu Hochtouren und Forum:<br />

www.rocksports.de<br />

Schwere Kletter- und Hochtouren:<br />

www.minoru.de<br />

Die 4000er der Alpen: www.4000er.de<br />

Freeski-Filme: www.salomonfreeski.com<br />

Schneehöhen in den Alpen:<br />

www.schneehoehen.de<br />

Bergsteigen bis ins Extreme:<br />

www.tvmountain.com<br />

Sportklettern: www.klettern.de<br />

Tourenvorschläge: www.tourentipps.de<br />

Tipps von der Skitour bis zum Klettersteig:<br />

www.bergsteigen.at<br />

Alles rund um das Bergsteigen:<br />

www.bergsteiger.de<br />

Boris Stephan sucht die ursprüngliche Bergwelt abseits des Massentourismus.<br />

Keine <strong>Ziel</strong>e für<br />

Jedermann: Manche<br />

Touren sind nur<br />

per Bike zu erreichen.<br />

Fotos: Frank Eberhard (1), privat (3)<br />

DER ABENTEURER<br />

(Gipfelsuechtig.de)<br />

Boris Stephan geht jenseits ausgetretener<br />

Pfade. Er schreibt über einsame <strong>Ziel</strong>e.<br />

Wenn Boris Stephan von der Tour auf seinen<br />

bisher höchsten Gipfel und einzigen<br />

Dreitausender, die Parseierspitze, erzählt,<br />

strahlt er. »Diesen Tag werde ich nie vergessen.«<br />

Trotz des Gipfelerfolgs, trotz des<br />

Superlativs ist es dabei nicht die Bergtour<br />

allein, die diesen Tag zu einem der wichtigsten<br />

in seinem Leben gemacht hat: »Abends<br />

hat meine Frau Martina mir gesagt, dass ich<br />

Papa werde!«<br />

Die damalige Tour beschreibt Stephan neben<br />

jeder Menge anderer Aktionen auf<br />

seiner Website Gipfelsuechtig.de. Er hat<br />

ein eigenes Bewertungssystem entwickelt,<br />

zeichnet Karten und veröffentlicht Fotos.<br />

<strong>Der</strong> Ingenieur für optische Messtechnik konzentriert<br />

sich vor allem auf wenig bekannte<br />

Routen, »traumhafte Gipfelparadiese noch<br />

fernab des Massentourismus in ursprünglicher<br />

Bergwelt«. Am liebsten ist es dem<br />

38-Jährigen, wenn nur ein kleiner Pfad oder<br />

gar kein <strong>Weg</strong> zu seinem <strong>Ziel</strong> führt. Kraxelei<br />

bis II darf auch gerne dabei sein, auch wenn<br />

er kein Kletterer ist. »Ich hoffe immer, dass<br />

nichts kommt, was mich extrem fordert«,<br />

räumt er ein.<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 71


Fotos: Frank Eberhard (1), privat (2)<br />

Einsamkeit und ganz viel Natur an der Oberlahmsspitze: Auf Gipfelsuechtig.de sollen Gleichgesinnte Ideen finden.<br />

Auch wenn er kein Kletterer ist: Kraxelei<br />

darf dabei sein – und ein Hauch Gefahr.<br />

Trotzdem: Auch in unteren Schwierigkeitsgraden<br />

kann man abstürzen. »Wenn<br />

jemand sagt, ich stelle Touren ins Netz, auf<br />

denen man sich umbringen kann, kann ich<br />

das nicht von der Hand weisen«, gibt er zu.<br />

Natürlich jage ihm die Vorstellung, jemand<br />

könnte mit seinem Tourenbericht in der<br />

Hand zu Tode stürzen, einen kalten Schauer<br />

über den Rücken. Daher weist Stephan<br />

auch stets auf die Risiken hin. Als »gewissen<br />

Schutz« sieht er es außerdem an, dass seine<br />

Touren keine Genusstouren für Jedermann<br />

sind. Die Berge sind oft nur durch einen langen<br />

Anmarsch oder per Bike zu erreichen.<br />

Gondeln oder bewirtete Hütten sind selten,<br />

Geröll und brüchiger Fels dagegen häufig.<br />

Ein bisschen angeben<br />

Mehr <strong>als</strong> 30 ausführliche und rund 250 Kurzbeschreibungen<br />

hat Stephan seit dem Start<br />

seiner Seite vor rund zehn Jahren zusammengestellt;<br />

rund 30 Stunden braucht er für<br />

einen Bericht. Lächelnd erinnert er sich an<br />

den Beginn seines Blogs im Jahr 2003: »Natürlich<br />

wollte ich sagen: Hey Leute, seht, was<br />

ich Tolles gemacht habe.« Hauptsächlich habe<br />

er es Gleichgesinnten jedoch erleichtern<br />

wollen, einsame Touren zu unternehmen.<br />

Vor allem eines habe sich im Laufe der Jahre<br />

jedoch nie geändert: Dass es Momente in den<br />

Bergen gibt, deren Schönheit ihn einfach<br />

sprachlos machen.<br />

◀<br />

Tourentipp<br />

des Webmasters<br />

TOUR<br />

Fallenbacherspitze (2723 m)<br />

▶ schwierig 7 Std.<br />

1650 Hm 1650 Hm<br />

Charakter: Wanderung durch wegloses<br />

Gelände mit steilem Geröll und leichter<br />

Kletterei (I–II)<br />

Route: von Bach im Lechttal am besten<br />

mit dem Rad nach Madau und von dort<br />

aus ins Alperschontal und dann durchs<br />

Gamskarle auf die Fallenbacherspitze<br />

Abstieg: wie Aufstieg<br />

72 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Unvergleichlicher<br />

Naturgenuss!<br />

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SERVICE<br />

SERIE: Stille Helfer<br />

Stille<br />

Helfer<br />

+<br />

Teil 11: Daune und Kunstfaser<br />

EINE INITIATIVE VON<br />

Eine Frage<br />

der Füllung<br />

Daune<br />

Kunstfaser<br />

Egal ob Feder oder Faser: Isolationsjacken<br />

machen Minusgrade erträglich und sorgen für<br />

angenehme Temperaturen am Körper.<br />

Doch beide Füllungen haben Vor- und Nachteile.<br />

Von Moritz Baumstieger<br />

Klassenkampf: Natürliche<br />

Daune wärmt am besten;<br />

Kunstfaser aber auch<br />

dann, wenn sie nass ist.<br />

74 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Gut eingepackt: Denis Urubko,<br />

Simone Moro und Cory Richards<br />

(v. li.) am Gipfel des winterlichen<br />

Gasherbrum II<br />

Auch Mutter Natur macht manchmal<br />

Fehler. Die Spezies der<br />

<strong>Bergsteiger</strong> zum Beispiel hat<br />

sie ziemlich schlecht ausgestattet<br />

für die kalte Zeit. Nimmt<br />

man etwa das Murmeltier zum Vergleich:<br />

Geschützt durch einen dicken Pelz und<br />

eine isolierende Fettschicht verbringt es<br />

die Wintermonate am liebsten schlafend<br />

in seinem Bau. <strong>Der</strong> <strong>Bergsteiger</strong> hingegen:<br />

kaum behaart – abgesehen vom derzeit<br />

wieder angesagten Expeditions-Vollbart<br />

bei den männlichen Exemplaren. Fett am<br />

Körper gilt ihm nicht <strong>als</strong> praktischer Kälteschutz,<br />

sondern <strong>als</strong> Makel. Und anstatt dem<br />

Murmeltier gleich in der warmen Stube dösend<br />

auf die Schneeschmelze zu warten,<br />

zieht es unsereins hinaus: auf Tourenski,<br />

auf Schneeschuhen, mit Eisgeräten in den<br />

Händen und Steigeisen an den Füßen zu gefrorenen<br />

Wasserfällen.<br />

Damit das möglich und im Idealfall sogar<br />

ein Vergnügen wird, muss der Alpinist in<br />

die Materialkammer greifen. Was beim<br />

Murmeltier Pelz und Fett besorgen, über-<br />

nimmt bei ihm die richtige Kleidung –<br />

Schuhe, Socken, Hose und über dem Rumpf<br />

eine »Insulations«-Jacke (»insulation« = englisch<br />

für »Isolierung«). Bei letzteren stehen<br />

zwei Füllmaterialien zur Auswahl, Daune<br />

und Kunstfaser – jedes hat seine Vor- und<br />

Nachteile.<br />

Beide funktionieren jedoch nach dem gleichen<br />

Prinzip: Sowohl zwischen den zirka<br />

150 Verästelungen einer einzelnen Daune,<br />

<strong>als</strong> auch zwischen den Kunstfasern bilden<br />

sich unzählige kleine Hohlräume, in denen<br />

sich Luft sammelt. Die ist ein schlechter<br />

Wärmeleiter; wie bei Doppelglasfenstern,<br />

Styropor oder Thermoskannen bildet eine<br />

eingeschlossene Schicht somit eine ideale<br />

Isolierung der Körperwärme.<br />

Wenn diese Schicht jedoch unterbrochen<br />

wird, entstehen Kältebrücken, an denen<br />

die Wärme nach außen dringen kann. Die<br />

beste Leistung erbringen deshalb Jacken,<br />

bei denen die Füllmasse in einzelne, aneinandergesetzte<br />

Stoffschläuche verpackt ist<br />

(so genannte H-Kammern). Sie sind etwas<br />

schwerer <strong>als</strong> die Jacken, bei denen die<br />

Vielfalt im Wärmehaushalt<br />

Die Zeiten, <strong>als</strong> Daune nur in Schlafsäcken<br />

steckte, sind vorbei. Zwar bleibt die großvolumige<br />

Wärmedämmung ihre Stärke, doch haben<br />

Kunstfaser und Daune mittlerweile viele Bekleidungsbereiche<br />

erobert. Stetig verbessert wird<br />

dabei das Packmaß sowie das Wärme-Gewicht-<br />

Verhältnis: Mittelwarme Primaloft-Pullis, wie<br />

sie auf den meisten Sommertouren in den Alpen<br />

Mountain Equipment<br />

Pinnacle Glove<br />

Gewicht: ca. 500 Gramm<br />

Preis: 119,95 Euro<br />

Füllung: PrimaLoft®<br />

Obermaterial: Ziegenleder,<br />

Gore-Tex®<br />

www.mountain-equipment.co.uk<br />

genügen, lassen sich auf Grapefruit-Größe<br />

verpacken. Gegen kalte Finger helfen rasch<br />

trocknende Kunstfaserfüllungen, die man<br />

in Handschuhen immer häufi ger fi ndet. <strong>Der</strong><br />

neueste Trend sind körperbezogene Wärmeschichten,<br />

wie etwa der isolierende Skitouren-Rock,<br />

den frau sich bei Bedarf um<br />

die kühlen Hüften zieht. (siehe Härtetest)<br />

Rab<br />

Xenon X-Pull-On<br />

Gewicht: 375 Gramm<br />

Preis: 159,95 Euro<br />

Füllung: PrimaLoft® ONE<br />

(60g/m²)<br />

Obermaterial: Pertex Quantum®<br />

www.rab.uk.com<br />

Mammut<br />

Broad Peak Hoody<br />

Jacket<br />

Gewicht: 405 Gramm<br />

Preis: 270,00 Euro<br />

Füllung: Gänsedaune 90/10,<br />

750 cuin<br />

Obermaterial: Pertex® Microlight<br />

bluesign-zertifi ziert<br />

www.mammut.ch<br />

Carinthia<br />

Airpack 900<br />

Gewicht: 1400 Gramm (Gr. M)<br />

Preis: 499,99 Euro<br />

Füllung: Europäische Gänsedaune<br />

90/10, 700+ cuin,<br />

Obermaterial: Shelltex Ultra<br />

www.carinthia-bags.com<br />

Fotos: The North Face, S. Hofschlaeger/pixelio, A. Damm/pixelio, Hersteller<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 75


Füllung nur durch einfaches Absteppen<br />

(Nähte durch Innen- und Außenhaut) am<br />

Platz gehalten wird.<br />

Fotos: Mammut, Mountain Equipment, PrimaLoft (2)<br />

Lässt keine Federn: Kunstfaserfüllungen sind robuster <strong>als</strong> die natürliche Daune.<br />

Im Wärmerückhaltevermögen unschlagbar: Naturdaune schließt die Wärme förmlich ein.<br />

INFO<br />

Die richtige Pflege für Daunenjacken<br />

Während Kunstfaserjacken unkompliziert<br />

und oft gewaschen werden können,<br />

erfordert die Reinigung von Daunen viel<br />

Fingerspitzengefühl.<br />

Oberstes <strong>Ziel</strong> ist bei der Reinigung von<br />

Daunenjacken (und auch -Schlafsäcken),<br />

zu verhindern, dass die Daunenfedern<br />

zusammenklumpen. Eine Wäsche per Hand<br />

in der Badewanne ist möglich. Weil die Jacke<br />

aber gut gespült werden muss, um klebende<br />

Waschmittelreste zu vermeiden, empfi ehlt<br />

sich die Reinigung in der Waschmaschine.<br />

Im Woll- oder Feinwaschprogramm (nicht im<br />

Seidenwaschprogramm) fühlt sich die Daune<br />

am besten aufgehoben, die Verwendung von<br />

Spezialwaschmittel wird dringend angeraten.<br />

Dann einmal zusätzlich spülen, nur leicht<br />

anschleudern. Wer sich für die Badewannen-<br />

Lösung entschieden hat: Nach einer Stunde<br />

einweichen mehrfach spülen, dann die<br />

Jacke leicht ausdrücken – aber keinesfalls<br />

auswringen!<br />

Auch beim Trocknen empfi ehlt sich maschinelle<br />

Hilfe, ein Trockner mit möglichst großer<br />

Trommel, bei 30 bis höchstens 40 Grad<br />

Lufttemperatur. Damit die Daunen wieder<br />

fl uffi g werden, kann man zu einem kleinen<br />

Trick greifen: Drei (saubere) Tennisbälle mit in<br />

den Trockner geben, sie rütteln die Füllung<br />

gut durch. Nach einer Stunde abkühlen lassen,<br />

dabei durchschütteln – und die Jacke<br />

anschließend noch zu ein, zwei weiteren<br />

Runden in den Trockner stopfen. Wer keinen<br />

Trockner hat und wem der Gang zum Waschsalon<br />

zu aufwändig ist: Bis eine Jacke an der<br />

Luft getrocknet ist, können bis zu zehn Tage<br />

vergehen. In dieser Zeit sollte sie liegend<br />

getrocknet, immer wieder gewendet und aufgeschüttelt<br />

werden.<br />

Die Mischung macht’s<br />

Im Verhältnis von Wärmeleistung zu Packmaß<br />

und Gewicht übertrifft das Naturprodukt<br />

Gänse- oder Entendaune nach<br />

wie vor das Hightech-Produkt Kunstfaser.<br />

Aber Daune ist nicht gleich Daune: Zwei<br />

Faktoren entscheiden maßgeblich darüber,<br />

wie warm eine Jacke ihren Träger hält –<br />

und damit auch, wie viel Geld er auf den<br />

Verkaufstresen des Sportgeschäfts seines<br />

Vertrauens legen muss. Zum einen kommen<br />

Daunen nicht ohne eine Beimischung von<br />

normalen Federn aus. Die wärmen zwar<br />

schlechter, stabilisieren aber die weiche<br />

Masse, bei der ein Kilo aus bis zu 400 000<br />

einzelnen Teilchen besteht. Ein Mischungsverhältnis<br />

von 90:10 gilt <strong>als</strong> hervorragend,<br />

80:20 <strong>als</strong> gut, während ein Verhältnis von<br />

60:40 schon deutlich schlechtere Wärmeleistung<br />

erbringt.<br />

Neben dem Mischungsverhältnis entscheidet<br />

auch die so genannte Bauschkraft<br />

(englisch: »Fillpower«) darüber, welche<br />

Leistung die Jacke erbringt. Grundsätzlich<br />

ist die Bauschkraft ein guter Indikator für<br />

Produkte mit Daunenfüllung, und allenfalls<br />

aussagekräftiger <strong>als</strong> die Angabe eines<br />

Herkunftslandes. Es muss allerdings nicht<br />

immer die maximale cuin-Zahl sein (siehe<br />

Infokasten). Wer seine Daunenausrüstung<br />

stimmig kombiniert, beispielsweise mit einem<br />

Fleece-Pulli oder einem guten Schlafsackinlett<br />

(das zudem die Feuchtigkeit von<br />

der Daune abhält), wird auch mit Produkten<br />

bis 650 cuin glücklich. Wichtiger ist, die<br />

Daune unterwegs trocken zu halten. Bei guter<br />

Pflege spielt die Daune dann ihre Vorteile<br />

aus, denn im Vergleich zur irgendwann<br />

spröde werdenden Kunstfaser machen Daunen<br />

solche Stauchungen relativ wenig aus,<br />

sie sind deshalb langlebiger.<br />

Doch auch die feinen Polyester-Spindeln<br />

der Kunstfasern haben ihre Vorteile: Wenn<br />

Daune feucht wird (sei es von außen durch<br />

Schnee oder Regen, sei es durch Schweiß<br />

von innen), beginnt sie zu verkleben und zu<br />

verklumpen – vorbei ist es mit den kleinen<br />

Hohlräumen, in denen sich die isolierende<br />

Luft sammelt. Und das für längere Zeit:<br />

Daune trocknet nur sehr langsam und muss<br />

dabei immer wieder aufgeschüttelt werden<br />

(siehe Kasten »Pflegehinweise«). Bei nassem<br />

Wetter empfiehlt es sich <strong>als</strong>o, eine weitere,<br />

wasserdichte Schicht über der Daunenjacke<br />

zu tragen – und beim Einkauf empfiehlt es<br />

sich, darauf zu achten, dass die eine Jacke<br />

unter die andere passt.<br />

76 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


<strong>Der</strong> Eisbär <strong>als</strong> Vorbild<br />

Kunstfaser-Füllungen verlieren die Fähigkeit,<br />

Luft zu speichern, hingegen nicht,<br />

wenn sie feucht werden, zudem trocknen<br />

sie deutlich schneller. Die feinen Polyester-<br />

Spindeln ahmen einerseits die Funktionsweise<br />

der Daune mit ihren vielen Verästelungen<br />

nach: Mehrere Lagen Fasern werden<br />

kreuz und quer locker übereinander gelegt<br />

und an den Berührungspunkten verklebt<br />

oder verschweißt, so dass kleine Hohlräume<br />

entstehen. Gleichzeitig nehmen die<br />

Kunstfasern aber auch Anleihen beim Fell<br />

der Rentiere und Eisbären, beide bekanntlich<br />

Kältespezialisten. Wie deren Haare sind<br />

sie innen hohl, hier wird <strong>als</strong>o zusätzliche<br />

Luft gespeichert – wasserdicht verpackt.<br />

Entscheidend für die Qualität ist die Verarbeitung:<br />

Hochwertige Fasern haben innen<br />

<strong>Der</strong> große Vorteil<br />

von Kunstfaserfüllungen<br />

ist der<br />

Wärmerückhalt im<br />

nassen Zustand.<br />

mehrere Kanäle, speichern <strong>als</strong>o mehr Luft.<br />

Und damit sie das auch zwischen den Fasern<br />

können, dürfen die nicht zusammenkleben.<br />

Polyesterfasern haben eigentlich<br />

eine raue Oberfläche und drohen sich somit<br />

untereinander zu verhaken. Um das zu<br />

verhindern und die Bauschkraft länger zu<br />

erhalten, werden sie mit einer dünnen Silikonschicht<br />

überzogen.<br />

Das klingt nach einer Menge Chemie,<br />

trotzdem fühlt sich mancher in Kunstfaserjacken<br />

wohler <strong>als</strong> in jenen, die mit dem<br />

Naturprodukt Daune gefüllt sind. Grund<br />

hierfür ist, dass Daunen natürlich erst gewonnen<br />

werden müssen – von toten Tieren<br />

oder durch das Rupfen von lebenden,<br />

was für die Gänse äußert schmerzhaft,<br />

wenn nicht tödlich und deshalb in der Europäischen<br />

Union eigentlich verboten ist.<br />

Aufgebauscht: Wie man die Füllungen von<br />

Daunenausrüstung richtig einschätzt<br />

Taglingers Tipp:<br />

Sicher in<br />

der Kälte<br />

»Wer im Winter auf Tour geht, sollte sich ein<br />

paar Gedanken zum Thema Kälte machen.<br />

Das fängt bei der Tourenplanung an: Die<br />

Tage sind kürzer, die Touren sollten es deshalb<br />

auch sein – wenn etwas passiert, bekommt<br />

man wegen der Temperaturen spätestens<br />

dann ein Problem, wenn es dunkel<br />

wird. Außerdem sind viele Hütten, in denen<br />

man im Sommer im Notfall unterschlupfen<br />

oder Hilfe holen kann, jetzt geschlossen.<br />

Letzteres klappt im Winter manchmal auch<br />

deshalb nicht, weil der Akku des Handys<br />

aufgibt. Bei Kälte fi ndet mein Telefon deshalb<br />

immer einen angenehmen Platz am<br />

Körper und nicht im Rucksack. So bleibt es<br />

warm und ist im Notfall einsatzbereit. Eine<br />

entsprechende Rettungsnummer sollte<br />

im Kurzwahlspeicher abgelegt sein, damit<br />

im Notfall nicht lange überlegt oder mit<br />

klammen Fingern das halbe Telefonbuch<br />

durchsucht werden muss.<br />

In den Rucksack hingegen gehören neben<br />

einem Erste-Hilfe-Set eine Rettungsdecke<br />

sowie ein Biwaksack – jahrein, jahraus. Sie<br />

helfen, Unterkühlungen zu vermeiden, wenn<br />

man in der Kälte auf Hilfe warten muss.<br />

Außerdem ein leichtes Paar Handschuhe<br />

und eine Mütze. Denn die, die man trägt,<br />

sind vom Aufstiegsschweiß oft feucht, wenn<br />

man am Gipfel ankommt. Und weil man<br />

unbewegliche, klamme Finger nie gebrauchen<br />

kann und auf Tour keinen übermäßig<br />

kühlen Kopf bewahren sollte, tut man gut<br />

daran, wenn man wechseln kann. Zwar<br />

versprechen die Bekleidungshersteller jede<br />

Saison neue Wundermittel im Kampf gegen<br />

die Kälte. Die klassische Wechselwäsche<br />

hat aber – besonders an den Extremitäten –<br />

noch lange nicht ausgedient.«<br />

Reiner Taglinger, Jahrgang 1969, ist Leiter der<br />

Mammut Alpine School und Ausbildungsreferent<br />

des deutschen Bergführerverbandes.<br />

Die Bauschkraft beschreibt, wie weit sich Daunen<br />

wieder ausdehnen, nachdem sie komprimiert wurden.<br />

Im Labor wird hier eine Unze Daune (28,3 g)<br />

für 24 Stunden zusammengepresst. Danach wird<br />

das Volumen erneut gemessen. <strong>Der</strong> Wert mit der<br />

Einheit »cuin« (Kubik-Inch; eines entspricht ca.<br />

16,3 cm 3 ) gibt <strong>als</strong>o indirekt an, wie viel isolierende<br />

Luft die Daunen zwischen sich aufnehmen. Füllungen<br />

mit 550 bis 600 cuin sind solide, Produkte der<br />

Spitzenklasse liegen bei 750 bis 800 cuin.<br />

Tierschutzorganisationen beklagen jedoch<br />

Schlupflöcher in der Vorschrift; in anderen<br />

Ländern, wie etwa beim großen Exporteur<br />

China, gibt es solche Regelungen gar nicht.<br />

Die Outdoorbranche musste deshalb in den<br />

letzten Jahren Kritik einstecken; viele Hersteller<br />

versuchen nun, fragwürdige Daunen<br />

zu vermeiden und ihre Herkunft nachzuweisen<br />

– damit der kleine Konstruktionsfehler<br />

von Mutter Natur bei Isolierung der<br />

Spezies <strong>Bergsteiger</strong> nicht auf Kosten von<br />

anderen Lebewesen geht.<br />

◀<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 77


SERVICE<br />

Neuartige Ski-<br />

Konstruktion? Nein,<br />

nur ein Splitboard …<br />

Tourengehen mit Splitboards<br />

Teilen macht Freude<br />

Jahrelang mussten Snowboarder ihre Bretter auf dem Rücken zum Gipfel tragen.<br />

Aus Frust darüber zersägten manche ihr Board. Und legten damit den Grundstein<br />

für einen Trend, der heute boomt. Von Janek Schmidt<br />

Die Frage ist alt: Wie kommt man<br />

abseits der Piste am besten verschneite<br />

Berge hoch, wenn man<br />

keine Tourenski, sondern nur ein<br />

Snowboard unter den Füßen hat? Vor 25<br />

Jahren begannen Tüftler Splitboards zu<br />

basteln, die man der Länge nach teilt und<br />

<strong>als</strong> Aufstiegshilfen nutzt. Lange waren diese<br />

Bretter ein absolutes Nischenprodukt. Nun<br />

treten sie einen Siegeszug an.<br />

Dreigeteilt war zu kompliziert<br />

Diese Entwicklung kennt kaum einer so gut<br />

wie Simon Graf, Snowboard-Tourengeher<br />

der ersten Stunde und heute Chef von Splitboards<br />

Europe, dem europaweit größten Splitboard-Versandhandel.<br />

»Erste Bretter zum<br />

Teilen gab es schon Ende der 80er-Jahre,<br />

aber den Herstellern fehlte noch der Glaube<br />

daran«, erzählt der 40-Jährige. Verschiedene<br />

Systeme kamen auf, die unterschiedlich gut<br />

funktionierten; die Kunden reagierten verunsichert.<br />

So erwiesen sich etwa dreigeteilte<br />

Snowboards <strong>als</strong> zu kompliziert.<br />

Die Geburtsstunde der heute populärsten<br />

Technik ist 1991. Brett Kobernik, ein Snowboard-Guide<br />

in den Rocky Mountains, musste<br />

verletzungsbedingt eine Auszeit nehmen<br />

und entwarf derweil ein teilbares Brett. Das<br />

Ergebnis zeigte er Mark Wariakois, Chef<br />

der Funsport-Firma Voilé in Salt Lake City.<br />

Zusammen tüftelten die beiden weiter und<br />

brachten 1994 einen Bausatz auf den Markt,<br />

um aus einem Snowboard ein Splitboard zu<br />

schreinern. Die Technik von Voilé hat sich<br />

seitdem verfeinert, doch dient sie bis heute<br />

Aus eins mach zwei: Zum Aufstieg wird das<br />

Board geteilt und funktioniert damit wie Ski.<br />

<strong>als</strong> Basis für mehr <strong>als</strong> 80 Prozent der Splitboards<br />

verschiedenster Hersteller.<br />

Für den Aufstieg nutzt man dabei die zwei<br />

Bretthälften mit umlaufenden Stahlkanten,<br />

78 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


die wie Tourenski funktionieren. Bei der<br />

Abfahrt fixiert man die Hälften mit einem<br />

Haken und einem Drehverschluss aneinander.<br />

Zwei Platten, die unter die Bindungen<br />

geschraubt sind, verstärken diese Konstruktion<br />

und geben dem Board entscheidende<br />

Stabilität. Beim Aufstieg werden sie längs<br />

des Bretts ausgerichtet, für die Abfahrt dreht<br />

man sie um etwa 90 Grad.<br />

von zwei Jahren um 15 Prozent schrumpfte,<br />

verdoppelten sich die Verkäufe von Splitboards<br />

innerhalb einer Saison.<br />

Splitter Movies<br />

Für diesen Boom sieht Branchen-Kenner<br />

Graf drei Gründe. »Erstens erkennen immer<br />

mehr Fahrer, dass Splitboards funktionieren.«<br />

Zweitens übertrage sich der Erfolg des<br />

kleinen österreichischen Firma Splitsticks,<br />

deren Brett im vergangenen Jahr den Award<br />

für neue Produkte auf der Sportmesse Ispo<br />

gewann. Zwar bekam das Brett auch in Praxistests<br />

gute Urteile, doch kostet es mit etwa<br />

1500 Euro inklusive Bindungen und Fellen<br />

etwa um die Hälfte mehr <strong>als</strong> günstigere Konkurrenzprodukte<br />

und ist nicht mit Letzteren<br />

kombinierbar. Zudem produzieren die Inns-<br />

Die Nachfrage nach<br />

Snowboards sinkt, doch<br />

Splitboarden boomt.<br />

Da kommt Freude auf:<br />

Snowboarden im<br />

Skitourengelände<br />

Fotos: Priorsnow.eu<br />

Absatz verdoppelt<br />

<strong>Der</strong> nächste größere Entwicklungsschritt<br />

kam vor fünf Jahren. Kleine Hersteller wie<br />

Spark, ein Unternehmen aus Montana, und<br />

die Firma Karakoram – gegründet von Zwillingsbrüdern<br />

in Washington State – entwickelten<br />

spezielle Splitboard-Bindungen.<br />

Dabei ist die Platte, die ansonsten unter<br />

eine gewöhnliche Snowboard-Bindung geschraubt<br />

wird, integriert. Das spart Gewicht,<br />

der Fahrer steht weniger erhöht über seinem<br />

Brett und kann somit besser steuern.<br />

Für die aktuelle Saison haben viele Hersteller<br />

bewährte Technologien verfeinert. So<br />

verkauft Spark die neue Tesla-Bindung, die<br />

keinen losen Stift zum Fixieren der Bindung<br />

mehr hat. Das erleichtert den Umbau des<br />

Bretts am Gipfel. Die kanadische Firma Prior<br />

baut indessen Bretter aus Carbon und spart<br />

dadurch 600 Gramm Gewicht ein.<br />

Zugleich wird der Markt vielseitiger. Während<br />

vor fünf Jahren nur ein halbes Dutzend<br />

Unternehmen Splitboards produzierten,<br />

verkaufen diesen Winter bereits 38<br />

Hersteller eigene Modelle. Zwar machen<br />

Splitboards laut der Branchenzeitschrift<br />

»Boardsport Source« nur zwei Prozent des<br />

Snowboard-Geschäfts aus. Doch während<br />

der restliche Snowboard-Markt innerhalb<br />

Touren-Gehens auch auf die Boarder. Und<br />

nicht zuletzt liegt es daran, dass Sponsoren<br />

den Trend erkannt haben. 2012 tauchte im<br />

Freeride-Film »Deeper« erstm<strong>als</strong> das Splitboarden<br />

auf. Jetzt präsentiert sogar der<br />

Brause-Hersteller Red Bull, der sonst für High-<br />

Tech-Produktionen bekannt ist, den reduziert<br />

einfachen Splitboard-Streifen »Bavarian<br />

Split«. So versuchen Unternehmen, sich<br />

einen wachsenden Markt zu erschließen<br />

und treiben mit ihrer Werbung zugleich die<br />

Expansion des Splitboardens an.<br />

Das führt auch zu weiteren Innovationen.<br />

Diese Saison präsentieren gleich zwei Hersteller<br />

neue Splitboard-Technologien: <strong>Der</strong><br />

eine ist das US-Unternehmen K2 mit dem<br />

Kwicker-System, das bestehende Step-in-<br />

Bindungen auf Splitboards überträgt. Dabei<br />

müssen Fahrer nur mit ihrem Schuh in<br />

eine spezielle Bindung »einsteigen«, während<br />

ein Klick-Mechanismus den Schuh am<br />

Brett fixiert. Das reduziert Gewicht und die<br />

Zahl der beweglichen Komponenten, was<br />

das Teilen und Zusammenbauen der Bretthälften<br />

erleichtert. Doch benötigt man zusätzlich<br />

zu Brett, Bindungen und Fellen für<br />

1100 Euro auch die passenden Schuhe für<br />

390 Euro, was die Anschaffung verteuert.<br />

Das zweite neue System kommt von der<br />

brucker Tüftler geringe Stückzahlen, was<br />

ihren Einfluss auf den Markt limitiert. Dennoch<br />

zeigen sie, dass trotz der etablierten,<br />

funktionierenden Systeme die Entwicklung<br />

weitergeht und mit dem jüngsten Boom<br />

neuen Schwung erhält.<br />

◀<br />

TIPP<br />

Mit Board am Berg<br />

Im Freeride-Überlebenshandbuch h<br />

von Stephan Bernhard und<br />

Melanie Schönthier (Verlag Falco<br />

Books, 2013) plaudern berühmte<br />

Snowboarder und Skilegenden<br />

wie Xavier De Le Rue, Glen Plake<br />

und Aline Bock auf 144 Seiten<br />

aus dem Nähkästchen. Boarder<br />

erfahren, wie sie neue Lines planen,<br />

wo der beste Powder zu fi nden ist und<br />

wie ein Notbiwak im Schnee funktioniert.<br />

Wem die Praxis lieber ist <strong>als</strong> die Theorie,<br />

der hat bei »Climb The Mountain« am<br />

15. und 16. März im Montafon die Möglichkeit,<br />

Splitboards zu testen. Weitere Informationen<br />

und Anmeldung im Internet unter<br />

www.climb-the-mountain.com<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79


KAUFBERATUNG: Skitourenstiefel<br />

Harte Schale,<br />

Geschmeidig sollen sie im Aufstieg sein und Stabilität verleihen bei der<br />

Abfahrt. Die Ansprüche an Skitourenstiefel sind enorm hoch. Wir zeigen Ihnen,<br />

worauf Sie beim Kauf achten sollten. Von Christian Schneeweiß<br />

80 <strong>Bergsteiger</strong> 02⁄14


weicher Kern<br />

Beweglich beim<br />

Gehen, unbeweglich<br />

bei der Abfahrt:<br />

Was ein Skitourenstiefel<br />

doch alles<br />

können muss …<br />

<strong>Der</strong> perfekte<br />

Tourenstiefel gibt<br />

starken Halt<br />

bei der Abfahrt.<br />

Fotos:<br />

Foto: Bernd<br />

Andreas<br />

Ritschel<br />

Strauß (2)<br />

Auch wenn man denkt, die eierlegende<br />

Wollmilchsau gibt es<br />

nicht: Die meisten modernen<br />

Skitourenstiefel sind tatsächlich<br />

Alleskönner. Sie ermöglichen<br />

bequeme Aufstiege und rasante<br />

Abfahrten gleichermaßen. Dafür sind vor<br />

allem harte und doch federnde Kunststoffe<br />

wie das kälte-unempfindliche, leichte Pebax<br />

– das in der Version Rnew von Scarpa<br />

aus Pflanzenöl hergestellt wird – oder das<br />

neue Nylonderivat Grilamid verantwortlich.<br />

Für die Liga der konditionssportlichen<br />

Skitourengänger wurden superleichte<br />

Skitouren-Rennstiefel wie beispielsweise<br />

der Scarpa Alien oder von solchen abgeleitete<br />

Modelle konstruiert. Dank eines Index<br />

(nach Olaf Perwitzschki), der das Gewicht<br />

durch die Größe der Schuhe teilt, lassen<br />

sich die Schuhe das Gewicht betreffend vergleichen,<br />

auch wenn sie sich je nach Einsatzart<br />

stark voneinander unterscheiden.<br />

▶ Formbarer Komfort: Innenschuhe<br />

Leichtere und doch meist komfortable,<br />

thermoformbare Innenschuhe von spezialisierten<br />

Herstellern werden heute für<br />

die meisten Skitourenstiefel angeboten.<br />

Sie lassen sich im Laden durch Erhitzen<br />

exakt an die Fußform des Besitzers anpassen<br />

und sitzen dann wie angegossen.<br />

Die technischen Eigenschaften sind bestechend:<br />

keine Schnürung nötig, kein Einfrieren<br />

bei Kälte und wasserdichtes Material.<br />

Die Innenschuhe optimieren den Halt,<br />

indem sie oben und an der Zunge versteift<br />

oder gar für die Abfahrt mit Plastik gepanzert<br />

sind. <strong>Der</strong> Schaftabschluss ist wie der gesamte<br />

Thermoschuh heute meist weicher,<br />

so dass er den Fuß angenehm umschließt.<br />

Mangels Atmungsaktivität kommt man<br />

zwar schneller ins Schwitzen, aber Komfortmodelle<br />

– wie beispielsweise bei Black<br />

Diamond mit Boa-Schnürung – besitzen<br />

geplüschtes Innenfutter, das den Schweiß<br />

absorbiert. Leichtschuhe sind mit dünnen<br />

Thermo-Innenschuhen ohne Schweißabsorption<br />

ausgestattet wie im La Sportiva Sideral<br />

(375 g pro Paar). Große Zuggriffe an<br />

Schaft und Zunge wie beim Scarpa Alien<br />

erleichtern den Einstieg und auch die Herausnahme<br />

des Innenschuhs.<br />

▶ Zunge und Manschette: Einstieg<br />

Die klassische Kunststoffschale von Skitourenstiefeln<br />

besitzt vorn eine lange, harte<br />

Zunge mit Knick für den Aufstieg, die im<br />

Verbund mit dem Schnallensystem die Vorlage<br />

beim Abfahren stabilisiert. Sie lässt<br />

sich über den Vorfuß aufklappen, was den<br />

Ein- und Ausstieg mit dem Innenschuh<br />

(super, aber gewöhnungsbedürftig: Seitenaufklappen<br />

bei Scarpa) oder das Schnüren<br />

eines Komfort-Innenschuhs erleichtert. Die<br />

In Thermoschuhen<br />

kommt man mangels<br />

Atmungsaktivität<br />

schneller ins Schwitzen.<br />

Innenschuhe und das Schnallensystem der<br />

Außenschale kommen sich – vor allem bei<br />

Schnallenmanschetten – gern mal ins Gehege.<br />

Schalen ohne Zunge, aber mit Überlappung<br />

unten und meist Vollmanschette<br />

oben sind zwar mühsam zu handhaben,<br />

drücken aber Fuß und Bein effektiver in<br />

den Schuh (v. a. Tecnica, Black Diamond). Bei<br />

solchen abfahrtsorientierten Stiefeln sollte<br />

sich der Innenschuh beim Einstieg bereits<br />

in der Schale befinden. Bei Komfortmodellen<br />

lässt sich problemlos auch mit Innenschuh<br />

am Fuß einsteigen.<br />

▶ Plastik und Elastik: Schale<br />

Höhere Schalenschäfte sorgen bei abfahrtsorientierten<br />

Modellen für eine bessere Führung,<br />

beispielsweise bei Tecnica La Cochise<br />

mit 29 Zentimetern Höhe. Am hinteren<br />

Schalenabschluss befindet sich ein erhöhter,<br />

ein bis zwei Zentimeter verstellba-<br />

02⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 81


EXPERTEN-TIPP<br />

»Die seitlich öffnende<br />

Zunge ist der perfekte<br />

Kompromiss aus Halt<br />

und Flexibilität.«<br />

Christian Neiger, verantwortlich<br />

für Marketing und Sales bei Scarpa,<br />

geht seit 25 Jahren auf Skitour<br />

Tipp 1 Thermoformbare Innenschuhe sind<br />

individuell anpassbar, bieten bessere Kraftübertragung,<br />

geben im Lauf der Zeit weniger<br />

nach, trocknen schneller und sind leichter <strong>als</strong><br />

konventionell geschnürte. Für letztere sprechen<br />

der manchmal bessere »Instant-Komfort« und<br />

die etwas geringere Feuchtigkeitsentwicklung.<br />

Tipp 2 Die günstigste Vorlageneigung<br />

bei der Abfahrt hängt auch von der Schneebeschaffenheit<br />

ab: Viele Tourenschuhe haben<br />

deshalb zwei Vorlagepositionen, wobei für die<br />

meisten Nutzer die untere Position (bis 16°)<br />

<strong>als</strong> gesunder Mittelweg ausreichen dürfte. Die<br />

obere Position erlaubt zwar ein sportlicheres<br />

Fahren, kostet aber auch mehr Kraft.<br />

Tipp 3 Die Aufstiegs- bzw. Abfahrts-<br />

Orientierung eines Stiefels hängt teils von<br />

der Schalen- und Zungenhärte, aber auch von<br />

der Fußform des Nutzers ab. Mit einem fl achen<br />

Vorderfuß wird man die vierte Schnalle zu<br />

schätzen wissen, mit einem hohen Rist eher<br />

weniger. Generell sollte ein abfahrtsorienterter<br />

Schuh aber eher vier Schnallen haben.<br />

rer Spoiler (Maestrale RS: 32-34 cm), der in<br />

Abfahrtseinstellung den Unterschenkel<br />

vordrückt und bei Rücklage abstützt. Am<br />

Spoiler aller Skitourenstiefel ist ein Rundum-Klettband<br />

angebracht, mit dem man vor<br />

der Abfahrt den Innenschuh mit Schaft und<br />

Zunge zusammenpresst, so dass sie eine Einheit<br />

bilden. Beim Scarpa Alien ist die Schale<br />

überm Vorfuß und an der Ferse durchbrochen,<br />

um verzichtbares Material zu sparen<br />

und die Beweglichkeit im Aufstieg zu erhöhen.<br />

Die Materialien unterscheiden sich in<br />

Steifigkeit (je höher der »Flex«, desto steifer)<br />

und Temperatur-Anfälligkeit. Pebax behält<br />

seine hohe, federnde Steifigkeit bei Kälte.<br />

▶ Verschluss sicher: Schnallen<br />

Alle Schnallen sind mit einer Feinjustierung<br />

versehen. Die meisten oberen Schnallen<br />

kann man per Inbusschlüssel versetzen;<br />

am weitesten bei Scarpa und bei La Sportiva<br />

Sparkle. Bei Scarpa presst eine Ratsche den<br />

Rist in den Schuh. Beim Aufstieg werden die<br />

geöffneten Schaft-Schnallen locker an einer<br />

der äußeren Rasten befestigt, sodass sie weder<br />

herumschlackern noch sich lösen. <strong>Der</strong><br />

Sparkle von La Sportiva hat ausschließlich<br />

gesicherte Schnallen, die aber mit Handschuhen<br />

mühsam zu bedienen sind. Skitourenstiefel<br />

mit vier Schnallen lassen sich<br />

exakter und fester an den Fuß anpassen,<br />

sodass die Ski in der Abfahrt besser geführt<br />

werden können. Dreischnaller sind allerdings<br />

leichter zu handhaben. Renntaugliche<br />

Zweischnaller sind durchwegs leichte,<br />

aufstiegsorientierte Modelle für sportliche,<br />

nicht abfahrtsorientierte Skitourengeher.<br />

Ihre raffinierte Schaftschnalle fixiert<br />

mittels eines langen Heckhebels auch die<br />

Vorlage des Schuhs, womit der Stiefel mit<br />

einem Handgriff abfahrtsbereit ist.<br />

Ein richtig sitzender Stiefel macht den<br />

Genuss auf Skitour komplett.<br />

▶ Pulver oder Firn: Vorlagefixierung<br />

Die Umstellung der Schaftmanschette zwischen<br />

beweglicher Aufstiegs- und starrer,<br />

vorgeneigter Abfahrtsstellung erfolgt über<br />

einen hinten angebrachten Hebel. <strong>Der</strong><br />

Umstellmechanismus sollte sich auch mit<br />

Handschuhen leicht bedienen lassen. Bei einigen<br />

Skitourenstiefeln ist die Vorlage sogar<br />

in mehreren Stufen fixierbar: die mittlere<br />

Vorlage von ca. 14° im Tiefschnee, die starke<br />

Vorlage von ca. 18° für Firnhänge, wobei<br />

man vor allem bei Black Diamond-Stiefeln<br />

und bei La Sportiva Sparkle dafür etwas herumschrauben<br />

muss. Die fixe Kompromissvorlage<br />

beträgt um 15 Grad. Vorlagewinkel<br />

um 10° sind für flache Abfahrten sinnvoll.<br />

Über eine Fußeinstellung (Canting) lassen<br />

sich bei den meisten Skitourenstiefeln für<br />

exakten Kanteneinsatz Fehlstellungen der<br />

Füße (O-/X-Beine) ausgleichen.<br />

Tipp 4 Die Zungenkonstruktion spielt eine<br />

wichtige Rolle: Frontal fi xierte Zungen erlauben<br />

eine hohe Beweglichkeit beim Aufstieg,<br />

Überlappkonstruktionen übertragen den Druck<br />

vom Fuß auf den Ski bei der Abfahrt am<br />

besten. Mit seiner seitlich öffnenden Zunge ist<br />

Scarpa dem perfekten Kompromiss aus<br />

beidem nahe gekommen.<br />

Komfort-Einstieg: Die nach vorne aufklappbare<br />

Schalen-Zunge ist typisch für Allround-<br />

Tourenstiefel. Beim Celeste klappen die unteren<br />

Schnallen beim Lösen auf und verhindern<br />

so ein Verhaken mit der Zunge.<br />

Fußfixierung: Zwei Schnallen über Rist und<br />

Zehenansatz, eine obere Schnalle und der<br />

Klett-Strap verbindet Bein, Innenschuh und<br />

Schale zu einer Einheit. Die Spann-Ratsche von<br />

Scarpa drückt den Fuß ins Bett (Gea).<br />

82 <strong>Bergsteiger</strong> 02⁄14


So bewertet der BERGSTEIGER<br />

KONSTRUKTION<br />

<strong>Der</strong> Einstieg in die Skitourenstiefel<br />

wurde jeweils mit Innenschuh am<br />

Fuß und in der Schale (<strong>als</strong>o vorher<br />

eingesetzt) ausprobiert. Tendenziell<br />

lässt sich sagen: Je höher<br />

der Kraftschluss, desto fester die<br />

Umschließung, desto mühsamer der<br />

Einstieg, der schließlich nur noch mit<br />

Innenschuh in der Schale möglich<br />

ist: Black Diamond- und Tecnica-<br />

Schuhe sind mit einer Schalenkonstruktion<br />

ausgestattet, die den<br />

Einstieg behindert. Bei Alien und<br />

Sparkle funktioniert der Einstieg mit<br />

Innenschuh in der Schale besser.<br />

Bei Scott und auch Scarpa schlüpfen<br />

die Innenschuhe fast von selbst<br />

in die Schale.<br />

Vierschnaller lassen sich oben<br />

durch gegenseitige Hebelwirkung<br />

generell fester schließen. Bei<br />

Vollmanschetten mit zwei oberen<br />

Schnallen könnte die Öffnung aber<br />

schwierig sein (Black Diamond).<br />

Am schnellsten ließen sich die gewöhnungsbedürftigen<br />

Zweischnaller<br />

der Rennstiefel wie Alien und Sideral<br />

schließen.<br />

Die Beweglichkeit im Aufstieg wurde<br />

durch Neigung der Beine sowohl<br />

nach vorne <strong>als</strong> auch nach hinten<br />

geprüft, jeweils mit Teststiefel und<br />

Vergleichsmodell bei eingehängtem<br />

Häkchen. Die Unterschiede erklärten<br />

sich meist aus Beschränkungen der<br />

Beweglichkeit.<br />

Je besser der Kraftschluss ist, desto<br />

exakter überträgt sich die Schwungkraft<br />

auf den Ski, desto sicherer und<br />

schneller lässt sich abfahren. Zudem<br />

darf sich der Fuß im Schuh nicht,<br />

das Bein nur mit dem Schaft bewegen.<br />

Bei Dreischnallern sorgt nur eine<br />

obere Schnalle für den Schafthalt<br />

bzw. nur eine untere Schnalle für<br />

die Skiführung. Bei Belastung nach<br />

vorne (Schwung) oder von vorne<br />

(Bodenwelle) fangen abfahrtsorientierte<br />

Stiefel den Stoß ab, während<br />

weichere Modelle an der Fußkehle<br />

einknicken. <strong>Der</strong> Kraftschluss wurde<br />

bei festgezogenen Schnallen durch<br />

Rennstiefel lassen sich in<br />

Aufstiegsstellung so weit nach<br />

hinten oder vorne bewegen, dass<br />

sie auch sehr lange Schritte in<br />

Flachpassagen bzw. sehr steile<br />

Aufstiege problemlos ermöglichen<br />

(Alien). Die Bewegung der<br />

meisten Schuhe ist allerdings<br />

nach vorne (Cosmos) oder hinten<br />

eingeschränkt.<br />

Wippen in Vorlage sowie Rücklage<br />

geprüft. Bis auf die beiden fi ligranen,<br />

zweischnalligen Rennschuhe gab<br />

es kein Modell mit schwächerer<br />

Abfahrtseignung. Umgekehrt boten<br />

die Freerider Cochise (Tecnica),<br />

Factor Mx (Black Diamond) sowie<br />

die abfahrtsorientierten Tourenstiefel<br />

Quadrant (Black Diamond) und<br />

Maestrale RS (Scarpa) einen hervorragenden<br />

Kraftschluss.<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Abfahrt: <strong>Der</strong> Stiefel sollte bei kompletter<br />

Fixierung für die Abfahrt einen<br />

Fuß in der Klemme: Einige<br />

abfahrtsorientierte Modelle und<br />

alle Freeride-Stiefel sind für<br />

festeren Fuß- bzw. Beinhalt bei<br />

der Abfahrt unten mit Überlappung<br />

und oben mit steifer<br />

Vollmanschette ausgestattet.<br />

Dies erschwert den Einstieg,<br />

der hier normalerweise nur mit<br />

Innenschuh in der Schale erfolgt.<br />

starren Seitenhalt sowie eine stabile,<br />

eventuell auch variable Vorlage besitzen,<br />

die beim Schwingen elastisch ist<br />

(außer bei Freeridern, die mit hohem<br />

Tempo unterwegs sind).<br />

Aufstieg: <strong>Der</strong> Stiefel sollte in<br />

entriegelter Position nach vorne und<br />

hinten weit zu bewegen sein sowie<br />

insgesamt komfortabel und/oder<br />

leicht sein (je nach Präferenz und<br />

Tourlänge).<br />

Renntauglich: <strong>Der</strong> Stiefel sollte sehr<br />

leicht, im Aufstieg sehr beweglich und<br />

schnell auf Abfahrt umzustellen sein<br />

sowie einen leichten Thermoform-<br />

Innenschuh besitzen.<br />

▶ Ski- und Bodenhaftung: Sohle<br />

Die Sohlen von Skitourenstiefeln sind komplett<br />

gummiert und mit einem weitständigen<br />

Block-Profil versehen. Fürs sichere<br />

Gehen im Schnee sind Profile ab minimal<br />

vier Millimeter erforderlich, die einen<br />

deutlichen Absatz (10–15 mm) besitzen<br />

und ein Ansetzen von Schnee verhindern<br />

(Antistoll). Freeride-Stiefel besitzen für maximale<br />

Kraftübertragung Sohlen mit einem<br />

sehr flachen Profil, das für sichere Aufstiege<br />

zu Fuß eher ungeeignet ist. Allerdings<br />

lässt sich das Tourprofil ab- und eine Sohle<br />

für Pistenbindungen aufschrauben. Alle<br />

vorgestellten Skitourenstiefel sind für die<br />

Dornbindung ausgerüstet, die mittlerweile<br />

diverse Hersteller im Angebot haben. <strong>Der</strong><br />

spezielle »Quick Step-In Insert« erleichtert<br />

den Einstieg in die Bindung erheblich. Letztere<br />

Hilfe bieten allerdings nur die Stiefel<br />

von Scarpa.<br />

◀<br />

Innere Werte: <strong>Der</strong> kuschelige Thermoform-<br />

Innenschuh mit Schnürung besitzt Versteifungen<br />

am Manschettenbereich, eine Knickzone<br />

hinten für die Beweglichkeit sowie Verstärkungen<br />

an Knöchel und Zehen (Dalbello).<br />

Schnallenhalter: Lochschnallen mit leicht<br />

lösbarem Federverschluss statt der üblichen<br />

Rastenschnallen ermöglichen es, die Schnallen<br />

für den Aufstieg beliebig zu öffnen, ohne dass<br />

sie sich lösen können (La Sportiva Sparkle).<br />

Lange Beine: Vollmanschette, vier Schnallen<br />

und Schaft mit hohem Spoiler kennzeichnen<br />

die Abfahrtsstiefel. Die Vorlageneigung<br />

beträgt laut Aussage der Hersteller bei Tecnica<br />

Cochise 13°, bei Black Diamond Quadrant 14°.<br />

02⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83


KAUFBERATUNG : Skitourenstiefel<br />

TIPP<br />

Abfahrt<br />

TIPP<br />

Aufstieg<br />

Herren<br />

Damen<br />

Black Diamond<br />

Quadrant<br />

Quadrant W<br />

Black Diamond<br />

Prime<br />

Prime W<br />

Black Diamond<br />

Factor Mx<br />

Shiva<br />

Dalbello<br />

Sherpa 5/5 ID<br />

(unisex)<br />

La Sportiva<br />

Sideral<br />

Starlet<br />

Scarpa<br />

Alien<br />

(unisex)<br />

Vertrieb, Info 00 41/61/5 64 33-33,<br />

www.blackdiamondequipment.com<br />

00 41/61/5 64 33-33,<br />

www.blackdiamondequipment.com<br />

00 41/61/5 64 33-33,<br />

www.blackdiamondequipment.com<br />

0 94 21/3 20-0,<br />

www.dalbello.it<br />

00 39/04 62/57 18 00,<br />

www.lasportiva.com<br />

00 41/61/26 16 95-0<br />

www.scarpa.net<br />

Preis in Euro 479,- 429,- 499,- 449,95 499,- 629,-<br />

Gew. pro Paar/<br />

Größe/Index<br />

3930 g /29,5 / 133 3840 g /29,5 / 130 4950 g /30,5 / 162 4370 g /28 / 156 2530 g / 29,5 / 86 2090 g / 30 / 70<br />

Mat./Schale Pebax Pebax Pebax k. A. Grilamid Grilamid<br />

Schaft/Spoiler 28–29,5 / 33 cm 28–29,5 / 33 cm 30,5 / 35 cm 25 / 33–34 cm 26 / 31 cm 27 /31 cm<br />

Sohle: Profil/<br />

Absatz<br />

5–3 mm vorn, 7 mm<br />

hinten / 14 mm Absatz<br />

5–3 mm vorn, 7 mm<br />

hinten / 14 mm Absatz<br />

Antistoll; 3–1 mm vorn, 2<br />

mm hinten, 7 mm Absatz<br />

6 mm, vorn Antistoll,<br />

15 mm Absatz<br />

Antistoll; 5 mm vorn, 7 mm<br />

hinten / Absatz ca. 10 mm<br />

Top Antistoll; 4 mm /<br />

Absatz ca. 10 mm<br />

Zunge<br />

Überlappung und<br />

Manschette<br />

Überlappung und<br />

Manschette<br />

Überlappung und Vollmanschette<br />

Klappzunge mit 2<br />

Gelenken, oben fi xierbar<br />

Klappzunge mit weichem<br />

Knick + Manschette<br />

weiche Textilzunge unten +<br />

Manschette oben<br />

Schnallen<br />

4 Schnallen, außen mit<br />

Haken, Fußschnallen<br />

gegenläufi g<br />

3 Schnallen, außen mit<br />

mehreren Haken<br />

4 Schnallen, außen mit<br />

Haken<br />

3 Schnallen, oben versetzbare<br />

Hakenschnalle<br />

2 Schnallen, oben<br />

Powerstrap-Verschluss<br />

Boa-Schnürung, oben<br />

Schnalle mit Trimmung und<br />

Strap<br />

Vorlage/<br />

Fixierung<br />

18°, 14° / per Hebel<br />

fi xierbar<br />

18°, 14° / per Hebel<br />

fi xierbar<br />

18°, 16° / per Hebel<br />

fi xierbar<br />

k. A. / per Hebel fi xierbar 14° / fi xierbar durch geschlossene<br />

Strapschnalle<br />

16°, 9° / Schaft per Hebel<br />

fi xierbar<br />

Innenschuh<br />

Thermoformbarer Komfortschuh,<br />

robust, hinten<br />

knickbar, Zunge aus<br />

Plastik, Boa-Schnürung,<br />

Zugschlaufen groß<br />

Thermoformbarer Komfortschuh,<br />

robust, hinten<br />

knickbar, Zunge aus<br />

Plastik, Boa-Schnürung,<br />

Zugschlaufen groß<br />

Thermoformbarer,<br />

schweißabsorbierender<br />

Komfortschuh, robust,<br />

hinten knickbar, Zunge<br />

Hart-Plastik, Sohle isoliert<br />

Thermoformbarer Schnürschuh<br />

mit Fleecebesatz,<br />

hinten knickbar, Zunge<br />

hart, Zugschlaufen +<br />

Achilles-Schlaufe<br />

Thermoformbarer,<br />

dünner Schnürschuh;<br />

Schnellzug-Senkel<br />

mit Verstauung, große<br />

Zugschlaufen<br />

Thermoformbarer, dünner<br />

Schuh; Zunge starr und<br />

mit Zugschlaufe, hinten<br />

knickbar, Klettverschluss<br />

Extras<br />

Dicke Einlage, Canting,<br />

kompatibel mit Dornbindung,<br />

antimikrobiell,<br />

ausführliche Anleitung<br />

Dicke Einlage, Canting,<br />

kompatibel mit Dornbindung,<br />

antimikrobiell,<br />

ausführliche Anleitung<br />

Seitenstabile Einlage,<br />

Canting, für Dornbindung,<br />

Wechselsohle, antimikrobiell,<br />

Anleitung<br />

Ergonomische Filzeinlage,<br />

Canting, kompatibel<br />

mit Dorn- und Pistenbindung,<br />

Anleitung<br />

Vorn gerundete Sohle<br />

nur für Dornbindung!<br />

Anleitung<br />

Teilschale ohne Rist, Quicksytem<br />

für Dornbindung,<br />

antimikrobiell, Angabe zum<br />

Produktionsjahr<br />

84 <strong>Bergsteiger</strong> 02⁄14<br />

BEWERTUNGEN<br />

Einstieg* ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Schnallen ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Beweglichk. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Kraftschluss ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■ ■■<br />

Unser<br />

Eindruck<br />

Abfahrts-Allrounder: Ausstieg<br />

mit Innenschuh, der<br />

kleiner ausfällt! Abfahrt<br />

wie ein Freerider, Aufstieg<br />

wie ein Allrounder, sehr<br />

fester Sitz, gut isoliert,<br />

problemlose Schnürung,<br />

starke Vorlage, im Aufstieg<br />

hinten etwas begrenzt<br />

EINSATZBEREICHE<br />

Komfort-Allrounder:<br />

Ausstieg mit Innenschuh,<br />

der kleiner ausfällt! Vorfuß<br />

niedrig, fester Sitz,<br />

gut isoliert, problemlose<br />

Schnürung, starke Vorlage<br />

reduzierbar, Beweglichkeit<br />

im Aufstieg etwas<br />

begrenzt<br />

Allround-tauglicher Freerider:<br />

im Aufstieg sehr<br />

beweglich, Innenschuh<br />

fällt kleiner aus und ist<br />

sehr kuschelig, stärkere<br />

Vorlage, Tourensohle de<br />

facto schwer zu montieren,<br />

schlechtes Profi l<br />

Abfahrtsorientierter<br />

Komfortstiefel: 3 Flex-<br />

Varianten, Ausstieg mit<br />

Innenschuh, im Aufstieg<br />

hinten begrenzt, untere<br />

Schnallen schlüpfen<br />

unter Zunge, um Knöchel<br />

eng, Zungenfi xierung<br />

lästig<br />

Renntauglicher<br />

Leichtstiefel: aufstiegsorientiert,<br />

schmaler<br />

Schnitt, geöffnet extrem<br />

beweglich, erstaunlich<br />

guter Kraftschluss, aber<br />

Vorfuß hat bei Abfahrt<br />

weniger Skiführung<br />

Renntauglicher Leichtstiefel:<br />

aufstiegsorientiert,<br />

Schaftmanschette top<br />

beweglich, schmaler<br />

Schnitt, Vorlage fl ach<br />

bzw. mittel, Profi l weniger<br />

wirkungsvoll, bei Abfahrt<br />

Seitenverwindung,<br />

nicht völlig wasserdicht<br />

Aufstieg ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Abfahrt ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Renntauglich – – – – ■■■■■ ■■■■■<br />

* (Innenschuh in Schale/an Fuß)


TIPP<br />

Allround<br />

Scarpa<br />

Maestrale RS<br />

Gea RS<br />

Scott<br />

Cosmos<br />

Celeste<br />

Tecnica Cochise<br />

130 Pro 98<br />

Cochise 105 W<br />

Scarpa<br />

Maestrale<br />

Gea<br />

Scott<br />

Cosmos<br />

Celeste<br />

La Sportiva<br />

Spectre<br />

Sparkle<br />

00 41/61/26 16 95-0<br />

www.scarpa.net<br />

0 89/8 98 78 36-0,<br />

www.scott-sports.com<br />

08 00/81 37/8 88,<br />

www.tecnica.it<br />

00 41/61/26 16 95-0<br />

www.scarpa.net<br />

0 89/8 98 78 36-0,<br />

www.scott-sports.com<br />

00 39/04 62/57 18 00,<br />

www.lasportiva.com<br />

549,- 499,95 499,95 489,- 499,95 479,-<br />

3660 g / 29,5 / 124 3390 g / 30 / 113 4860 g / 30,5 / 159 3085 g / 27 / 114 2950 g / 27 / 109 2960 g / 27 / 110<br />

Grilamid Pebax Triax Pebax Rnew (aus Pfl anzenöl) Pebax Grilamid + Pebax<br />

26 / 32–34 cm 27 / 32,5–34 cm Bis 29 / 32–34 cm 25 / 28–30 cm 26 / 29,5 cm 26 / 31 cm<br />

5 mm vorn Antistoll, 7 mm<br />

hinten / Absatz ca. 10 mm<br />

Antistoll 4 mm vorn, 5 mm<br />

hinten / Absatz ca. 15 mm<br />

Antistoll; 3–1 mm vorn, 2<br />

mm hinten, 7 mm Absatz<br />

5 mm vorn Antistoll, 7 mm<br />

hinten / Absatz ca. 10 mm<br />

Antistoll 4 mm vorn, 5 mm<br />

hinten / Absatz ca. 15 mm<br />

Super Antistoll; 5 mm / Absatz<br />

15 mm; Antistollgummi<br />

Nach innen aufklappbare<br />

Zunge mit Elastikknick<br />

Klappzunge mit Elastikknick<br />

+ Schnallenmanschette<br />

Harte Überlappungen, breite<br />

Vollmanschette<br />

Nach innen aufklappbare<br />

Zunge mit Elastikknick<br />

Klappzunge mit Elastikknick,<br />

Schnallenmanschette<br />

Klappzunge mit weichem<br />

Knick, Schnallenmanschette<br />

3 trimmbare Schnallen,<br />

Spannratsche über Fußkehle,<br />

breiter Strap<br />

4 trimmbare Schnallen,<br />

oben gesichert/versetzbar,<br />

breiter Strap<br />

4 trimmbar, oben <strong>als</strong> versetzbarer<br />

Powerstrap bzw.<br />

mit Aufstiegs-Haken<br />

3, oben versetzbar/<br />

gesichert, Spannratsche an<br />

Ferse, Strap<br />

4 trimmbar, oben gesichert/<br />

versetzbar, breiter Strap<br />

4 mit Löchern statt Riefen, mit<br />

Trimmung, oben versetzbar,<br />

Strap<br />

16°, 20° / per Hebel<br />

fi xierbar<br />

13°, 11,5° / per Hebel<br />

fi xierbar<br />

13° / per Block fi xierbar 13°, 16° / per Hebel<br />

fi xierbar<br />

13°, 11,5° / per Hebel<br />

fi xierbar<br />

14°, 10°, 18° / per Hebel<br />

fi xierbar<br />

Thermoformbarer Komfortschuh;<br />

Zunge starr, hinten<br />

knickbar, Option Schnürsenkel,<br />

große Zugschlaufen<br />

Thermoformbarer Komfortschuh;<br />

oben starr/<br />

Zunge Plastik, ergonomisch,<br />

Option Schnürsenkel, große<br />

Zugschlaufen<br />

Weich anpassender Komfort-<br />

Innenschuh; oben/Zunge/<br />

Spoiler Hartplastik, Seiten<br />

Soft-Trikot, Gummisohle,<br />

Zugschlaufe vorn<br />

Thermoformbarer Komfortschuh;<br />

oben/Zunge<br />

starr, ergonomisch, Option<br />

Schnürsenkel, große Zugschlaufen<br />

Thermoformbarer Komfortschuh;<br />

oben starr/Zunge<br />

aus Plastik, ergonomisch,<br />

Option Schnürsenkel, große<br />

Zugschlaufen<br />

Thermoformbarer Komfortschuh;<br />

außen/Zunge steif,<br />

Zugschlaufen, Schnürsenkel/Einlage<br />

optional<br />

Quicksytem für Dornbindung,<br />

Canting, antimikrobiell,<br />

Anleitung, Produktionsjahr,<br />

ergonom. Einlage <strong>als</strong> Option<br />

Kompatibel mit Dornbindung,<br />

Canting, Anleitung,<br />

Angabe zum Produktionsjahr,<br />

ergonomische Einlage<br />

Canting, dicke Einlage<br />

ergonomisch, Wechselsohle<br />

für Pistenbindung<br />

Quicksystem für Dornbindung,<br />

Canting, antimikrobiell,<br />

ergon. Einlage optional,<br />

Angabe zu Produktionsjahr<br />

Kompatibel mit Dornbindung,<br />

Canting, Anleitung,<br />

Angabe zu Produktionsjahr,<br />

ergonomische Einlage<br />

Dornbindung-kompatibel,<br />

Zunge + Seitenneigung +<br />

Schnallen + Vorlage trimmbar,<br />

Schnallen ersetzbar<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■ ■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Abfahrtsversion des<br />

Komfort-Allrounders:<br />

steifere Manschette, top<br />

Schneeprofi l, Spannratsche<br />

gewöhnungsbedürftig und<br />

vereisungsanfällig; super<br />

Halt, aber um Knöchel eng,<br />

Vorlage mittel bzw. sportlich<br />

Komfortabler Allrounder:<br />

super Einstieg, bequemster<br />

Fußbereich, untere Schnallen<br />

klappen beim Öffnen<br />

weg, super Halt am Bein,<br />

mittlere Vorlage, Fixierungsmarkierung<br />

missverständlich,<br />

im Aufstieg nach vorne<br />

begrenzt<br />

Komfortabler Freerider:<br />

schmaler Sitz, geringe und<br />

steife Abfahrts-Vorlage, im<br />

Aufstieg wenig beweglich,<br />

Innenschuh bei fi xierter<br />

Schale entnehmen!<br />

schlechtes Profi l<br />

Abfahrtsorientierter Komfortstiefel:<br />

versetzbare Manschettenschnalle<br />

für jede<br />

Wadendicke, gute Vorlage,<br />

mit Einlage super Fußhalt,<br />

aber eng, im Aufstieg vorne<br />

etwas begrenzt<br />

Allround-Komfortschuh:<br />

super Einstieg, sehr bequem,<br />

untere Schnallen klappen<br />

bei Öffnen weg, Fixierungsmarkierung<br />

missverständlich,<br />

Fuß breiter, im Aufstieg nach<br />

vorne begrenzt (Problem bei<br />

steiler Spur)<br />

optimal anpassbarer<br />

Abfahrts-Allrounder: komfortabler<br />

Einstieg, schmalerer<br />

Fuß, offene Schnallen im<br />

Aufstieg beliebig fi xierbar,<br />

aber mit Handschuh hakelig,<br />

relativ hoher Schaft/Innenschuh,<br />

Vorlage perfekt<br />

variierbar<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

– ■■■■■ – ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

02⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 85


Schuhe in<br />

Bestform<br />

Früher mussten Skitourengeher oft hart im Nehmen sein:<br />

Entweder man ertrug Druckstellen und Blasen oder man<br />

schwamm bei der Abfahrt regelrecht im Stiefel. Heute<br />

schließen Komfort und fixer Halt einander nicht mehr aus.<br />

INNENSCHUHE<br />

Komfort-Innenschuhe sind bequem<br />

und dampfabsorbierend, Thermoform-Innenschuhe<br />

passen exakt,<br />

sind leicht und undurchlässig.<br />

Heute gibt es oft beide in einem.<br />

TIPP<br />

Richtig angepasst<br />

■ Beim Anprobieren sollten nach festem<br />

Schließen der Schnallen in Abfahrtsstellung<br />

noch ein bis zwei Schnallenrasten Reserve<br />

bleiben.<br />

■ Den Skitourenstiefel vor dem Einführen<br />

des Innenschuhs in »Walk«-Position bringen<br />

und bei abschließendem Widerstand den<br />

Schaft vorschieben.<br />

■ Vor der Abfahrt die Vorlagefi xierung hinten<br />

auf »Ski« stellen und die Manschette vorschieben,<br />

bis sie einrastet; erst dann Schnallen und<br />

Power-Strap fest schließen.<br />

■ Nach einer Tour die feuchten Innenschuhe<br />

zuhause oder im Winterraum trocknen.<br />

■ Verbindet man die Klette der Straps<br />

(Klettbänder) beider Schuhe, lassen diese sich<br />

bequem an der Hand oder über der Schulter<br />

tragen.<br />

»SKI« / »WALK«<br />

<strong>Der</strong> Fixierungshebel am Schuh-<br />

Heck sollte leichtgängig sein, den<br />

Kipphebel von Steigeisen nicht<br />

behindern und in Walk-Stellung ein<br />

natürliches Gehen erlauben.<br />

SCHUHSCHAFT<br />

In Abfahrtsstellung sollte der<br />

Schuhschaft den Unterschenkel fest<br />

umschließen, aber nicht drücken.<br />

Die Manschette sollte in Norm<strong>als</strong>tellung<br />

mit 13 bis 16° Vorlage<br />

fi xiert sein.<br />

PROFIL<br />

Die Profi lsohle sollte für Aufstiege<br />

zu Fuß im Schnee ca. 5 mm tief<br />

sein, nicht stollen und einen Absatz<br />

besitzen. Freerider besitzen eine<br />

Wechselsohle für Pistenbindungen.<br />

PASSFORM<br />

Füße und Zehen sollten in den<br />

Skitourenstiefeln fast keinen Spielraum<br />

haben und nicht nach oben<br />

rutschen. Das Blut darf dabei aber<br />

nicht abgeschnürt werden.<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 02⁄14


H<br />

Was aktuelle Hightech-Produkte wirklich können,<br />

zeigen sie meist erst beim Praxistest am Berg.<br />

Hier berichtet die Redaktion, was sie im Einsatz<br />

hatte und wie sie es bewertet.<br />

Mountain Hardwear<br />

Seraction Hardshelljacke<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Die mit wasserdicht-atmungsaktivem<br />

Dry.Q Elite Material (teils mit<br />

Stretch) ausgestattete Jacke<br />

wurde für höchste Mixed- und<br />

Eiskletteranforderungen konzipiert und bietet<br />

hervorragenden Witterungsschutz bei permanentem<br />

Luftaustausch.<br />

Farbe: Laser Red (rot); Geyser (blau) Gewicht:<br />

398 g Material: Dry.Q Elite (100 % Nylon)<br />

Preis: 500 € Info: www.mountainhardwear.com<br />

▶ Das sagen wir: Super Passform mit viel<br />

Bewegungsfreiheit im Schulter- und Armbereich.<br />

Die großzügige Kapuze passt gut über den<br />

Kletterhelm. Praktisch: kleine Innentasche mit<br />

Reißverschluss. Die Ventilationseinsätze sorgen für<br />

gutes Körperklima in Aktion und am Standplatz.<br />

Funktion ■■■■■<br />

Tragekomfort ■■■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■<br />

Beate, 29<br />

Skitourenstiefel<br />

Dynafit TLT6 Performance<br />

Houdini Stretchfleece-Jacke<br />

Evolution Houdy<br />

Vaude<br />

Waddington Skirt<br />

Fotos: Hersteller, Andreas Strauß, privat (4)<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Die einzig echte<br />

Lösung für Skifahrer, die einen Schuh mit hohem<br />

Level an Klettereigenschaften und Abfahrtsperformance<br />

suchen. Leistungsfähig bei anspruchsvollen<br />

Skiabfahrten und in den Eiskletterrouten<br />

dieser Erde. Kein anderer Skibergsteigerschuh ist<br />

vergleichbar mit dem TLT6.<br />

Gewicht: 1220 g (Gr. 28) Material: Carbon,<br />

Grilamid Preis: 670 € Info: www.dynafi t.com<br />

▶ Das sagen wir: Im Aufstieg federleicht und<br />

fl exibel, dank Einlegezunge bombenfest in der<br />

Abfahrt: <strong>Der</strong> TLT6 ist erneut ein großer Wurf, mit<br />

dem man locker eine Steighilfe niedriger geht.<br />

Wie der TLT5 ist der Schuh aber recht schmal, eine<br />

Thermoanpassung daher empfehlenswert (ca.<br />

15 Euro). Preiswerter ist die Variante »Mountain«<br />

mit Pebax- statt Carbonschaft (470,- Euro).<br />

Funktion/Design ■■■■■<br />

Passform ■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■<br />

Thomas, 25<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Robuste Powerstretch-<br />

Jacke mit Kapuze und Rückenverlängerung.<br />

Große, hochgesetzte RV-Seitentaschen (mit<br />

iPod-Funktion), Ärmeltasche, Daumenschlaufen,<br />

Zweiwege-RV und Lycra-Säume. Verstärkung an<br />

Schultern und Hüften, Stoff bluesign-zertifi ziert.<br />

Farbe: true black/beam green Material: 100 %<br />

Polartec Power Stretch Pro Gewicht: 482 g<br />

Preis: 250 € Info: www.houdinisportswear.com<br />

▶ Das sagen wir: <strong>Der</strong> top ausgestattete Hoody<br />

ist äußerst angenehm zu tragen, zumal der<br />

schlanke Schnitt die Wärme am Körper hält.<br />

Hohe Beweglichkeit ohne viel Verrutschen<br />

prädestiniert die Jacke für bewegungsintensive<br />

Aktivitäten. Die Kapuze aus doppellagigem Stoff<br />

ist kuschelig warm, die restliche Jacke allerdings<br />

sieht wärmer aus <strong>als</strong> sie ist.<br />

Funktion ■■■■■<br />

Beweglichkeit ■■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■<br />

Christian, 50<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Mit Primaloft® Eco wattierter<br />

Rock, der dank durchgehendem<br />

Seiten-RV schnell über die<br />

Hose gezogen werden kann und<br />

Nieren und Po vor Kälte schützt.<br />

Nach umweltfreundlichem<br />

bluesign®-Standard hergestellt.<br />

Material: 100 % Polyamid (Bund: 84 % Polyamid,<br />

16 % Elasthan) Wattierung: 100 % Polyester<br />

(70 % recycelt) Gewicht: 120 g Farbe:<br />

black, purpure Preis: 80 € Info: www.vaude.com<br />

▶ Das sagen wir: Hübsch warm im Hochwinter,<br />

aber auch im Frühjahr über der langen Unterhose<br />

gut <strong>als</strong> Oberschicht geeignet. Bei spitzkehr-reichen<br />

Touren muss man den Reißverschluss weit öffnen,<br />

damit die Bewegungsfreiheit nicht behindert wird.<br />

Packmaß/Gewicht ■■■■■<br />

Tragekomfort ■■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■■<br />

Dagmar, 36


SERVICE<br />

Hersteller im Profil<br />

Maloja<br />

Die Räuberbande<br />

Firmen-Steckbrief<br />

Gegründet: April 2004 (erste Kollektion<br />

ausgeliefert im Sommer 2005)<br />

Hauptsitz: Rimsting (Oberbayern)<br />

Mitarbeiter: 25<br />

Umsatz: mehr <strong>als</strong> zehn Millionen Euro<br />

Bluesign-Partner seit Ende 2010<br />

(etwa 80 % der Materialien sind zertifi ziert)<br />

Im Sommer arbeiten, im Winter snowboarden:<br />

Das war Peter Räubers <strong>Ziel</strong>, <strong>als</strong> er das Sportmodelabel<br />

Maloja vor knapp zehn Jahren gründete.<br />

Dieses <strong>Ziel</strong> hat er nicht erreicht, dafür ein anderes.<br />

Von Dagmar Steigenberger<br />

88 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Maloja, das ist ein Bündner<br />

Dorf mit etwa 300 Einwohnern<br />

am Silser See im Oberengadin.<br />

Direkt oberhalb entspringt<br />

der Inn. Unterhalb<br />

führt die Straße in engen Kehren ins 200<br />

Meter tiefer gelegene Bergell. Ein Tellerlift,<br />

Baujahr 1964, bringt Skifahrer im Winter<br />

auf den 2159 Meter hohen Piz Äla. Das<br />

war’s dann aber auch schon an Spektakulärem,<br />

was der Ort zu bieten hat.<br />

Für Peter Räuber bedeutet Maloja trotzdem<br />

viel mehr: nämlich das Lebensgefühl an einem<br />

bestimmten Tag im Jahrhundertwinter<br />

1999. Das Foto eines Snowboarders, der<br />

über den Wipfeln tief verschneiter Bäume<br />

von einer Felsklippe springt, hatte Peters<br />

Aufmerksamkeit erregt. In winziger Schrift<br />

stand die Ortsangabe dabei: Maloja. »Ich<br />

habe sofort gewusst: Da will ich hin.« Ein<br />

paar Freunde folgten ihm eher widerwillig.<br />

Nach einigem Umherirren im Dorf gerieten<br />

sie über die Langlaufloipe zu einem uralten<br />

Tellerlift. Er stand still. »Als man ihn dann<br />

für uns startete und wir immer weiter nach<br />

oben gekommen sind, haben wir gesehen:<br />

ein saugeiles Gebiet! Vier Stunden lang sind<br />

wir wie die Irren rauf und runter. Es wurde<br />

einer der wunderbarsten Snowboardtage<br />

meines Lebens.«<br />

Peters Augen glänzen noch immer, wenn<br />

er von diesem Erlebnis berichtet, während<br />

er sich durch den buschigen, grauen Bart<br />

streicht. Seit diesem Tag heißt es im Freundeskreis<br />

des kreativen 50-Jährigen bei allem,<br />

was ans Himmlische grenzt: »Das ist<br />

voll Maloja!« Peter taufte schließlich sogar<br />

sein Unternehmen danach.<br />

Peruanerinnen häkeln Mützen für Maloja<br />

Maloja goes Marokko …<br />

Inspiration Bergbauernhöfe: Die Designer<br />

bei der Arbeit an der HiSociety-Kollektion.<br />

Eine Firma, zwei Chefs: Klaus Haas und<br />

Peter Räuber beim traditionellen Mittagessen<br />

Lebensgefühl der Biker <strong>als</strong> Bekleidung<br />

Vor zehn Jahren setzte der Bike- und Snowboard-Spezialist,<br />

der bis dahin im Vertrieb<br />

der Marke Chiemsee gearbeitet hatte, seine<br />

Idee in die Tat um: eine neuartige Bekleidungs-Kollektion<br />

für Biker, die »einmal anders<br />

sein sollte <strong>als</strong> nur schwarz, rot, blau<br />

und im progressivsten Fall vielleicht gelb«.<br />

Den Style von Streetwear sollte sie besitzen,<br />

sodass sich die Biker damit auch nach der<br />

Tour im Café gut angezogen fühlten. Und<br />

zugleich wollte Peter auch eine Streetwear-<br />

Kollektion, die das Lebensgefühl der Biker<br />

in der Freizeitbekleidung spürbar macht.<br />

Als er Klaus Haas, einem befreundeten Unternehmensberater,<br />

von der Idee erzählte,<br />

war dieser begeistert und sagte seine Hilfe<br />

bei der Firmengründung zu – ohne Honorar,<br />

aber mit der Forderung, künftig gleichberechtigter<br />

Partner sein zu dürfen. 2005<br />

kam Maloja mit seiner ersten Kollektion auf<br />

den Markt.<br />

Orientalische Farben und Muster beeinflussten<br />

die Kollektion »Mountain Nomads«.<br />

Die Mode des Labels beinhaltet für Peter<br />

all das, was auch jenen besonderen Snowboardtag<br />

im Oberengadin auszeichnete:<br />

»Wir gehen neue <strong>Weg</strong>e abseits ausgetrampelter<br />

Pfade. Für uns zählt die Gemeinschaft.<br />

Wir genießen es, in der Natur zu<br />

sein. Und wir versuchen, mit einfachen<br />

Mitteln und viel Kreativität das Maximale<br />

zu erreichen.«<br />

Tom Hanks ist Stammkunde<br />

Mittlerweile wird der natürlich-lässige Style<br />

für Bergmenschen sogar schon in Japan,<br />

Australien und in den USA nachgefragt. Vor<br />

drei Jahren habe sich eine Amerikane-<br />

Fotos: Maloja (4), Dagmar Steigenberger (1)<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 89


Peruanisches Flair in Bayern: Im Showroom zeigt Maloja den Händlern die aktuellen Styles.<br />

Auch unter Kletterern ist das Label gefragt.<br />

Alles begann mit einer Bike-Kollektion.<br />

Konzentration kreativ: Peter Räuber feilt mit zwei Designerinnen an der neuen Kollektion.<br />

Beinahe so gemütlich wie daheim: das Büro in der umgebauten Scheune in Rimsting<br />

<strong>Der</strong> Tellerlift beim Schweizer Skidorf Maloja<br />

90 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Fotos: Maloja (5), Dagmar Steigenberger (3)<br />

rin bei ihrem Besuch in Bayern in Maloja<br />

verliebt und daraufhin einen Maloja-Laden<br />

im Sun Valley direkt neben dem Skigebiet<br />

der High Society aufgemacht, erzählt Klaus.<br />

»Erst dachten wir, sie ist verrückt. Aber der<br />

Laden scheint gut zu laufen: Promis wie<br />

Tom Hanks kaufen regelmäßig dort ein,<br />

wenn sie auf dem <strong>Weg</strong> zum Skifahren<br />

sind.« In Deutschland stattet Maloja einige<br />

Radsport-Athleten und seit zwei Jahren<br />

sogar die Nationalmannschaft im Skibergsteigen<br />

aus. Seit neuestem arbeitet die Firma<br />

auch eng mit Gore Tex zusammen, was<br />

zuvor aufgrund der geringen Stückzahlen<br />

in der Produktion beinahe unmöglich gewesen<br />

war.<br />

»Eigentlich sind wir gescheitert«, sagt Peter<br />

und lacht. »Zumindest, wenn wir das persönliche<br />

<strong>Ziel</strong> hinter unserer Arbeit betrachten.«<br />

Ursprünglich hatten die beiden Firmengründer<br />

den Plan gehabt, im Sommer<br />

die neue Kollektion zu kreieren, zu produzieren<br />

und zu verkaufen, um dann im<br />

Winter frei zu haben – zum Snowboarden<br />

beispielsweise. Während der ersten beiden<br />

Jahre klappte das ganz gut: Das Büro war<br />

drei Monate lang nicht besetzt, Fragen der<br />

Händler wurden am Handy im Skilift beantwortet.<br />

Doch bald wurde die Nachfrage<br />

nach einer Winter-Kollektion immer lauter.<br />

Und so entwarfen Peter und der Designer,<br />

den das kleine Unternehmen inzwischen<br />

angestellt hatte, eben eine Kollektion für<br />

Freerider und Tourengeher. Später kamen<br />

noch die Disziplinen Langlauf im Winter,<br />

Klettern und Laufen im Sommer und sogar<br />

eine eigene Kinder-Kollektion hinzu.<br />

Einmal anders <strong>als</strong> nur schwarz, rot blau:<br />

Bei Maloja ist alles bunt, auch die Bikewear.<br />

»Eigentlich sind wir<br />

gescheitert«, sagt Peter<br />

und lacht. Im Sommer<br />

arbeiten und im<br />

Winter snowboarden,<br />

das klappt nicht mehr.<br />

Ed utem ium es minis voluptat ut am simaior<br />

ruptatur rem disqui dolorunt.<br />

Eine alte Peruanerin <strong>als</strong> Trendsetterin für<br />

die »Pachamama«-Kollektion 2013<br />

Acht Designer entwerfen den Style<br />

Mittlerweile arbeiten 25 Angestellte in<br />

der Firma in Rimsting; darunter auch eine<br />

Köchin, die das gemeinsame Mittagessen<br />

– ein tägliches Ritual seit den Anfängen<br />

des Unternehmens – zubereitet. Das<br />

Haus, eine umgebaute Scheune inmitten<br />

von Kuhweiden in den Hügeln zwischen<br />

Chiemsee und Simssee, ist eine Mischung<br />

aus Großraumbüro und riesigem Wohnzimmer.<br />

Neben den Arbeitsplätzen steht<br />

hie und da eine Couch im karierten Look<br />

der 70er-Jahre. Die meisten Tische sind aus<br />

den Boden-Planken der ehemaligen Scheune<br />

gebaut; bei einem wurde sogar die alte<br />

Tür eines Bauernhauses zur Tischplatte<br />

umfunktioniert. Statt grellen Neonröhren<br />

strahlen Stehlampen vom Flohmarkt ein<br />

angenehm warmes Licht aus. Doch das<br />

braucht es eh nur an den Winterabenden,<br />

wenn die Sonne nicht mehr durch die riesige<br />

Glasfront im Süden strahlt. Dem Bauern,<br />

der die Räumlichkeiten 2008 für Maloja ausgebaut<br />

hat und nun an sie vermietet, helfen<br />

die Mitarbeiter im Frühjahr, wenn das Jungvieh<br />

auf die Weide kommt, und im Herbst,<br />

wenn die Äpfel geerntet werden.<br />

Die wichtigste Abteilung im Haus ist gerade<br />

in den neuen Anbau umgezogen: Acht<br />

Leute entwickeln die Designs für etwa 500<br />

Teile pro Jahr, die dann in Italien, Portugal<br />

und in China produziert werden – »weil<br />

es dort im Gegensatz zu Europa das Know-<br />

How und die nötigen Maschinen noch gibt«.<br />

Durchläufer wie bei anderen Firmen gibt es<br />

bei Maloja nicht. »Wir erfinden die Firma<br />

quasi jedes Jahr neu«, sagt Peter.<br />

Doch noch immer setzt das Label aus Rimsting<br />

auf maßvolles Wachstum: Es werden<br />

nur so viele Stücke produziert, wie die<br />

Händler in ihren Vorordern bestellt haben.<br />

Nachlieferungen sind die große Ausnahme.<br />

»Wir wollen nicht in Outlets verramscht<br />

werden«, erklärt Klaus Haas. Und sein Kompagnon<br />

Peter fügt hinzu: »<strong>Der</strong> größte Erfolg<br />

sind für mich nicht soundso viele Millionen<br />

an Umsatz. Sondern die Freiheit, auch mal<br />

Nein sagen zu können.«<br />

Handgestrickte Jacken aus Armenien<br />

Werbung ist so eine Sache, bei der die<br />

Maloja-Chefs gerne mal Nein sagen. »Wir<br />

wollen, dass die Leute uns <strong>als</strong> Marke entdecken«,<br />

erklärt Klaus. »Das dauert vielleicht<br />

etwas länger <strong>als</strong> mittels Werbung, aber die<br />

Bindung ist dann auch nachhaltiger.« Lieber<br />

<strong>als</strong> in die Werbung stecke man das Geld<br />

in die Produkte – und unterstützt damit<br />

zugleich auch soziale Projekte.<br />

Für die Kollektion »HiSociety« 2012 beispielsweise<br />

tauschte das Team eine Woche<br />

lang seine Laptops gegen Axt, Gummistiefel<br />

und Melkschemel, um Südtiroler Bergbauern<br />

bei der Arbeit zu helfen und aus diesen<br />

Erfahrungen heraus die Kollektion zu designen.<br />

Seit der Kollektion »Alp Appeal« 2011<br />

stricken bis zu 50 alleinerziehende Mütter<br />

aus Armenien unter fairer Bezahlung an<br />

den Maloja-Jacken. Mit »Pachamama« 2013<br />

unterstützt Maloja das Projekt »Wiphala« in<br />

Bolivien, das Kinder in La Paz von der Straße<br />

holt und ihnen eine Ausbildung sowie<br />

Verpflegung und Unterkunft ermöglicht.<br />

Manchmal greift Maloja auch einem<br />

Schweizer Liftbetreiber unter die Arme: <strong>Der</strong><br />

Tellerlift im Bündner Dorf, das der Firma<br />

zu ihrem Namen verhalf, steht immer mal<br />

wieder kurz vor dem Aus. Noch scheint niemand<br />

entdeckt zu haben, dass dieses kleine<br />

Skigebiet »voll Maloja« ist.<br />

◀<br />

IM APRIL-Heft: Lesen Sie ein Porträt der Firma<br />

Lowa, die jüngst ihren 90. Geburtstag feierte.<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 91


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02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93


BERGBILDER<br />

Fotowettbewerb: Herbst in den Bergen<br />

Hochauflösend<br />

In Ausgabe 09/2013 hatten wir zum großen<br />

Herbstbild-Wettbewerb aufgerufen.<br />

Das sind die Gewinner! Von Heinz Zak (Text)<br />

Heinz Zak: Bergfotograf,<br />

Extremkletterer, Autor<br />

BERGSTEIGER-Chefredakteur Michael Ruhland<br />

und ich hatten die schwierige Aufgabe, aus vielen<br />

schönen Bildern die zehn besten herauszusuchen.<br />

Die Auswahl und die Bewertung unseres<br />

ersten Fotowettbewerbes hat mir richtig Spaß<br />

gemacht. Wir waren erfreut über die zahlreichen<br />

Einsendungen und begeistert über das hohe<br />

Niveau der Bilder. Interessanterweise waren wir<br />

uns schnell einig, was die Platzierungen anbelangt.<br />

1<br />

Josef Hinterleitner, Sierning (AUT):<br />

Bei diesem Bild merkt man sofort, dass da jemand sein<br />

Handwerk versteht! Das Bild ist kein Zufall, sondern sorgfältig<br />

geplant und am Stativ der Bildaufbau sehr klassisch<br />

komponiert. Den Joker bekommt die angefütterte und mit<br />

dem Fernauslöser »geangelte« Forelle.<br />

2<br />

Peter Pelikan, Flintsbach:<br />

Herbst – ja, richtig Herbst! Gute Bilder haben oft eine<br />

sehr klare Aussage, die der Betrachter sofort versteht.<br />

<strong>Der</strong> Bildausschnitt ist auf das Wesentliche reduziert,<br />

die gute Positionierung des Hauptmotivs macht das<br />

Bild richtig spannend.<br />

Die Preise: <strong>Der</strong> Hauptgewinn ist ein Daunenschlafsack »Glacier 500« im<br />

Wert von 350 Euro, der zweiter Preis eine Slackline («Chill«) im Wert<br />

von 80 Euro (beide von Mountain Equipment). Die Plätze 3 bis<br />

10 erhalten jeweils das Bruckmann-Buch »Die schönsten<br />

Wanderhütten der Alpen«.<br />

3<br />

Matthias Flügel, Böblingen:<br />

Bei langweilig blauem Himmel ein so spannendes<br />

Bild zu machen, ist nicht so einfach. <strong>Der</strong> Fotograf ist<br />

gut vorgegangen: möglichst nahe ran, das Motiv dann<br />

spannend in die Ecke gesetzt. Durch den Blick von<br />

unten wächst die schöne Lärche über die Berge in den<br />

Himmel. Erst der zusätzlich eingesetzte Blitz bringt das<br />

richtige Licht ins Bild!


4<br />

André Hätzelt, Düsseldorf:<br />

Ein Bild, das auf den ersten Blick<br />

einfacher aussieht, <strong>als</strong> es ist.<br />

Den Baum gerade noch im richtigen<br />

Licht zu erwischen, dann<br />

die harmonische Verbindung zum<br />

Wasserfall – da muss man<br />

schon genau hinsehen, um das<br />

so schön umzusetzen.<br />

7<br />

Guido Rademacher, Köln:<br />

Die unterschiedlich starken<br />

Linien bringen viel Tiefe in diese<br />

ruhige Herbststimmung. Vor allem<br />

die erste Linie mit den dunklen<br />

Bäumen ist gekonnt gesetzt und<br />

bildet einen schönen Rahmen.<br />

5<br />

Christoph Nossek, Karlsruhe: Das Kreuz ist<br />

gut in die Ecke gesetzt. <strong>Der</strong> tief liegende Standpunkt<br />

des Fotografen bringt zusätzlich Spannung in<br />

diesen schönen Herbsttag.<br />

8<br />

Simon Köppl, Ramsau: Eine zauberhafte Abendstimmung.<br />

Das Bild lädt ein, in diese melancholische<br />

Stimmung einzutauchen.<br />

9<br />

Urs Attinger, Rüti (CH): <strong>Der</strong> Baum ist ausgezeichnet<br />

ins Bild gesetzt. Die klaren Linien bringen<br />

Dynamik.<br />

0<br />

Hans Sterr, Erding:<br />

Bei diesem Bild wurde der Ausschnitt gut gewählt.<br />

Man spürt zwar den sonnigen Hang im Hintergrund,<br />

wird aber nicht vom Hauptmotiv abgelenkt.<br />

6<br />

Thomas Sonnleitner,<br />

Wenzenbach: Ein sehr<br />

klassisch und sauber<br />

aufgebautes Bild, das durch<br />

die gekonnte Bildeinteilung<br />

von Vordergrund, Mitte<br />

und Hintergrund viel Tiefe<br />

bekommt.<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95


REPORTAGE<br />

Auf Skitour im Hohen Atlas<br />

Ein Berber im<br />

Foto: picture alliance / Thomas Dressler<br />

96 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Schnee<br />

Ein Königreich nahe des Äquators, mit<br />

Sandstränden und Dattelpalmen, voller<br />

Gewürzmärkte und bunter Farben.<br />

Abseits des orientalischen Flairs üben<br />

marokkanische Buben das Skifahren,<br />

um sich eine Existenzgrundlage in den<br />

Tälern des Atlasgebirges zu sichern.<br />

Von Dagmar Steigenberger<br />

Weiß schimmern die<br />

Viertausender des Atlasgebirges<br />

am Horizont über<br />

der sandfarbenen Stadtmauer<br />

von Marrakesch.


Auf dem <strong>Weg</strong> zum Toubkal<br />

durchquert man erst mal eine<br />

Geröllwüste – auch im Winter.<br />

Yassine ist auf einem guten <strong>Weg</strong>.<br />

<strong>Der</strong> Berberjunge im rosafarbenen<br />

Fleecepulli stapft den Hang<br />

oberhalb der Toubkalhütte im Herzen<br />

des Atlasgebirges hinauf. Die<br />

Skischuhe wirken wie U-Boote an seinen<br />

Füßen; die Ski über seiner Schulter sind<br />

ebenfalls viel zu lang. Etwa 20 Meter über<br />

der Hütte bleibt er stehen und steigt in die<br />

Bindung. Er wippt und hüpft, geht im Geiste<br />

die bevorstehende Abfahrt durch. Als<br />

ein Tourist auf Ski an ihm vorüberzischt,<br />

entgeht ihm keine von dessen Bewegungen.<br />

Dann stürzt er sich in den Hang. Seine<br />

Arme rudern, die größeren Geschwister<br />

feuern ihn an: »Yassine, Yassine« rufen sie<br />

von der Hüttenterrasse, und noch ein paar<br />

gut gemeinte Ratschläge hinterher. Kurz<br />

vor einem Felsblock kommt Yassine mühsam<br />

zum Stehen. Eine halbe Stunde lang<br />

kämpft er, um die Kurve zu meistern. Als er<br />

sie schafft, braust Beifall im Publikum auf.<br />

Lahcen (sprich: Lasin) erinnert sich noch<br />

an die Zeit, <strong>als</strong> er das Skifahren auf dieselbe<br />

Weise wie sein jüngster Bruder Yassine<br />

lernte. »Ich habe mir die Ausrüstung immer<br />

von den Gästen ausgeliehen, wenn sie von<br />

ihrer Skitour zurückkamen.« Heute arbeitet<br />

Lahcen <strong>als</strong> Bergführer. Er organisiert<br />

Trekkingtouren, Wüstensafaris, Mountainbike-Ausflüge<br />

und Kamelritte. Sommers<br />

wie winters bringt er Touristen auf den<br />

höchsten Gipfel im Atlasgebirge, auf den<br />

4167 Meter hohen Djebel Toubkal. »Wenn<br />

wir Firn haben, dann macht das Skifahren<br />

richtig Spaß«, schwärmt Lahcen und ahmt<br />

dabei mit den Händen die Abfahrt durch<br />

Im Wohnhaus der Familie serviert Lahcen<br />

süßen Pfefferminz-Tee zu Teigtaschen.<br />

In den Souks von Marrakesch wimmelt es<br />

von Händlern, Farben und würzigen Düften.<br />

den butterweichen Schnee nach. »Tschsch,<br />

tschsch. Herrlich!« In seinem skifahrerischen<br />

Können unterscheidet er sich mittlerweile<br />

nicht mehr von seinen europäischen<br />

Kollegen. Wohl aber in anderen Details.<br />

Begehrter Gipfel<br />

Für Lahcen ist es Luxus genug, überhaupt<br />

eigene Skistiefel und Ski zu besitzen. Dass<br />

die Stiefel alt und der Belag der Ski zerkratzt<br />

sind, darf ihn nicht stören. Schließlich geht<br />

es ihm und seinen Geschwistern verhältnismäßig<br />

gut im Vergleich zu den Bauernfamilien,<br />

die sich in den Tälern des Atlasgebirges<br />

von ein paar Ziegen, einer mageren Kuh<br />

und dem bisschen, was auf dem steinigen<br />

Boden wächst, ernähren müssen. Lahcens<br />

Vater ist Hüttenwirt auf der Toubkalhütte,<br />

wie es zuvor auch schon der Großvater war.<br />

Das 1938 gebaute Steinhüttchen mit gerade<br />

mal 20 Schlafplätzen hat der Französische<br />

Alpenverein längst ersetzt durch eine größere<br />

Hütte, die 100 Personen Platz bietet. Ein<br />

paar Meter darunter wurde eine zusätzliche<br />

Hütte »Les Mouflons de Toubkal« gebaut.<br />

Im Sommer sind die Häuser dennoch zum<br />

Bersten voll: Jeder, der das Hohe Atlasgebirge<br />

besucht, will wenigstens einmal auf<br />

dessen höchstem Gipfel gestanden haben.<br />

Dass der Toubkal ohne technische Schwierigkeiten<br />

zu besteigen ist, macht ihn <strong>als</strong><br />

Tourenziel umso beliebter. Aber auch im<br />

Winter boomt der Tourismus mittlerweile.<br />

Anfang der 1990er-Jahre haben Skitourengeher<br />

das Gebiet für sich entdeckt. Den Kessel,<br />

in welchem die Hütten auf einer Höhe<br />

3200 Metern liegen, umgeben zahlreiche<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Auf den Rücken der Lastesel<br />

vermischt sich traditionelles<br />

Handwerk mit Hightech.<br />

Bei der Toubkalhütte geht<br />

das Geröll endlich in Schnee<br />

über, die Skitour beginnt.<br />

Fotos: Klaus Kranebitter (3), Dagmar Steigenberger (2), picture alliance<br />

Händler bieten zwischen<br />

bunten Tüchern und<br />

orientalischer Keramik<br />

gebrauchte Wanderschuhe,<br />

Schlafsäcke und<br />

Regenjacken an.<br />

Skitouren-Gipfel: darunter einfache <strong>Ziel</strong>e<br />

wie der Timesguida n’Ouanoukrim (4089<br />

m) und der Ras n’Ouanoukrim (4083 m),<br />

aber auch anspruchsvollere Touren wie jene<br />

auf den Akioud (4030 m) und den Afella<br />

(4015 m), deren obere Passagen durch steiles<br />

Gelände führen. Die steile, enge Rinne der<br />

Clochetons ist das prestigeträchtigste Unternehmen<br />

für ambitionierte Skifahrer im Atlasgebirge.<br />

Wer sich hier <strong>als</strong> einheimischer<br />

Bergführer gegenüber der europäischen<br />

Konkurrenz behaupten will, muss sämtliche<br />

Techniken auf Ski beherrschen.<br />

Marktlücke Skibergführer<br />

Die regionale Konkurrenz hingegen ist gering.<br />

Lahcen ist einer der wenigen Marokkaner,<br />

die den Schnee besser kennen <strong>als</strong><br />

den roten Wüstensand. Denn nicht Weiß,<br />

sondern Rot ist die eigentliche Farbe dieses<br />

Königreiches in Nordafrika. Rot ist die Erde,<br />

rot sind die Mauern der Häuser, rot ist die<br />

Nationalflagge mit grünem Pentagramm.<br />

In der Großstadt Marrakesch, etwa 80 Kilometer<br />

vom Toubkal entfernt, ernt,<br />

herrschen auch im Winter lingshafte Temperaturen. Das Le-<br />

frühben<br />

pulsiert in bunten Rhythmen<br />

auf den Straßen. Am Boden auf<br />

dem Marktplatz sitzen Schlangenbeschwörer<br />

zwischen Affen,<br />

Frauen in bunten Gewändern n<br />

malen Henna-Tattoos auf die<br />

Hände von Einheimischen n<br />

und Touristinnen. Schreiende<br />

Händler buhlen um die<br />

Aufmerksamkeit der flanierenden<br />

Masse und preisen<br />

duftende Gewürze, Trockenfrüchte<br />

und frisch gepressten<br />

Orangensaft an. Weiter<br />

oben, wo der Asphalt in Schotterwege<br />

übergeht, lösen geduldige Maulesel die<br />

lauten, stinkenden Lastwägen ab. Die Siedlungen<br />

werden spärlich, der Bewuchs karg.<br />

Vor allem die Berber – die ursprünglichen<br />

Bewohner Marokkos – leben in den steinigen<br />

Tälern des Hohen Atlasgebirges. Und<br />

nur dort bedeckt im Winter weißer Schnee<br />

die rote Erde.<br />

Wanderschuhe second hand<br />

Würde Imlil nicht ausgerechnet auf der<br />

Route zum höchsten Gipfel im Atlasgebirge<br />

liegen, wären die Bewohner vermutlich<br />

auch hier nur arme Bauern wie in den übrigen<br />

Tälern. Zwar ist Imlil nicht ganz so berühmt<br />

wie der marokkanische Skiort Oukaimeden<br />

weiter nördlich im Atlasgebirge, wo<br />

es sogar Skipisten und sechs Lifte gibt. Doch<br />

dank der Touristen, die auf ihrem <strong>Weg</strong> zum<br />

Ein Imbiss-Stand am <strong>Weg</strong> zur Toubkalhütte bietet<br />

Erfrischungen und Snacks für Wanderer.<br />

Toubkal durch die<br />

steinigen Gassen des Dorfes<br />

gelotst werden, können die Menschen mit<br />

dem Verkauf von Getränken, Snacks und<br />

Souvenirs ihren Lebensunterhalt verdienen.<br />

Zwischen bunten Tüchern und orientalischer<br />

Keramik liegen sogar gebrauchte<br />

Wanderschuhe, Schlafsäcke, Regenjacken<br />

und Teleskopstöcke: Was für die Berber ein<br />

Sport-Fachgeschäft ist, taugt für europäische<br />

<strong>Bergsteiger</strong> im Notfall <strong>als</strong> Ersatz für<br />

vergessene oder demolierte Ausrüstung.<br />

Für Lahcen und seine Geschwister <strong>als</strong> Söhne<br />

des Hüttenwirtes bot sich das Bergführer-Gewerbe<br />

regelrecht an. Momentan planen<br />

sie den Bau einer weiteren Hütte, die<br />

das Gebiet östlich des Toubkal erschließen<br />

soll. »So könnten wir den Touristen künftig<br />

eine Rundtour vom Azzadene-Tal über<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 99


Aremd ist die letzte Siedlung,<br />

bevor die 4000er-Region<br />

des Hohen Atlas beginnt.<br />

Lahcen auf den letzten Metern zum Gipfel<br />

den Toubkal bis ins Imenane-Tal anbieten<br />

und das Geschäft attraktiver machen«, hofft<br />

Lahcens Bruder Houssain. Eine Übernachtungsmöglichkeit<br />

im Tal haben sie bereits<br />

vor zwölf Jahren mit der Toubkal Gîte geschaffen:<br />

eine einfache, saubere Herberge<br />

mit Mehrbettzimmern und Duschmöglichkeit<br />

am Gang.<br />

Berberfrauen sind ein eher seltener Anblick<br />

in den Dorfgassen im Hohen Atlas.<br />

Auf der Toubkalhütte gibt es reichlich<br />

frisches Gemüse – auch für Dohlen.<br />

Berbersche Gastfreundschaft<br />

Auf das Essen legen die ber, deren Gastfreundschaft<br />

oft gerühmt wird, besonderen<br />

Wert. Auch Lahcens Familie<br />

bekocht ihre Gäste mit orientalischen<br />

Spezialitäten, die<br />

von süßen Teigtaschen zum<br />

Nachmittagstee über reichhaltige<br />

Salatbuffets bis hin<br />

zu Hühnchenkeulen mit<br />

Ber-<br />

Couscous – garniert mit<br />

frischem Gemüse, Nüssen<br />

und Datteln – reichen.<br />

Serviert wird es im<br />

Wohnhaus der Großfamilie:<br />

Am Eingang zum<br />

Salon stehen unzählige Schuhpaastrumpfsockigre.<br />

Man isst und plaudert zumeist die Teller auf den Knien, weil Tische<br />

rar sind.<br />

Ein Berber kredenzt frisch gepressten Orangensaft<br />

am Wanderweg zur Toubkalhütte.<br />

87 Mal Toubkal<br />

Gut 1300 Höhenmeter weiter oben, auf der<br />

Toubkalhütte, sind die Schüsseln und Tabletts<br />

ebenso reichlich mit frischem Gemüse<br />

gefüllt. Die Eselkarawanen liefern Tag für<br />

Tag Nachschub aus dem Tal. Auch für den<br />

Gepäcktransport der Skitourengeher von<br />

Imlil bis zur Hütte hat Lahcen ein paar Esel<br />

organisiert. Auf ihrem Rücken vermischen<br />

sich zwei Welten: An den bunten Ledersätteln<br />

sind Hightech-Skistiefel befestigt; Carvingski<br />

mit plakativen Firmenaufdrucken<br />

und moderne Sporttaschen schwanken<br />

seitlich auf den geflochtenen Lastenkörben.<br />

So topmodern wie die deutschen Skitourengeher<br />

ist die Toubkalhütte nicht<br />

ausgestattet. Im Hauptraum wärmt ein<br />

Holzofen die durchgefrorenen <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

die auf Schemeln und den rundumlaufenden<br />

Polsterbänken Platz genommen haben.<br />

Eine vergilbte Karte über dem Kamin zeigt<br />

den <strong>Weg</strong> auf den Toubkal, den Lahcen gemeinsam<br />

mit seinem deutschen Bergführer-Kollegen<br />

Franz Perchtold und der Tourengruppe<br />

am nächsten Tag nehmen will.<br />

Dort, wo der Gipfel des Toubkal eingezeichnet<br />

sein sollte, ist sie bereits abgewetzt von<br />

den vielen Fingerkuppen, die darüber fuhren.<br />

Auch Lahcen zeigt nun darauf. Es wird<br />

das 87. Mal sein, dass er auf dem höchsten<br />

Punkt im Atlasgebirge steht.<br />

Als Lahcen sechs Jahre alt war, nahm ihn<br />

der Vater zum ersten Mal auf den Toubkal<br />

100 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Eine Pyramide aus Stahl<br />

kennzeichnet den höchsten<br />

Punkt Nordafrikas (4167 m).<br />

Im Gänsemarsch geht es dem<br />

Bergführer hinterher und dem<br />

Gipfel des Toubkal entgegen.<br />

Fotos: Klaus Kranebitter (5), Dagmar Steigenberger (1), picture alliance<br />

»200 Meter unter dem<br />

Gipfel war ich furchtbar<br />

müde. Ich wollte eigentlich<br />

gar nicht mehr<br />

hinauf. Aber mein Vater<br />

hat mich motiviert.«<br />

mit. »Auf dem Sattel 200 Meter unter dem<br />

Gipfel war ich furchtbar müde«, erinnert er<br />

sich. »Ich wollte eigentlich gar nicht mehr<br />

hinauf. Aber mein Vater hat mich motiviert.«<br />

<strong>Der</strong> kleine Junge schaffte es. Vom<br />

Gipfel aus bestaunte er die winzigen Dörfer<br />

in den Tälern, deren Dächer sich kaum vom<br />

Fels unterschieden, und die roten Dünen<br />

der Sahara. Das Blau des Atlanik im Westen<br />

konnte er nur erahnen.<br />

Einen Tag später stehen Lahcen, sein Bruder<br />

Houssain, Franz Perchtold und die Gruppe<br />

der Skibergsteiger ebenfalls auf dem Djebel<br />

Toubkal: <strong>Der</strong> Schnee deckt den gerölligen<br />

Gipfelhang in diesem Frühjahr schon nicht<br />

mehr zu, weshalb die Ski weiter unten auf<br />

dem Sattel bleiben mussten. Jenen Afrika-<br />

Firn, von dem Lahcen so schwärmt, gibt<br />

es an diesem Tag nicht. Obwohl die Sonne<br />

sich erst am Abend hinter ein paar Wolken<br />

verkriecht, bleibt der Schnee hart gefroren.<br />

Zurück an der Hütte, zieht Lahcen eine<br />

schmerzliche Grimasse. Seine Befürchtungen<br />

bewahrheiten sich: Einmal mehr hat<br />

KOMPAKT<br />

Unterwegs auf Ski im Hohen Atlas<br />

Auskunft: Botschaft des<br />

Königreichs Marokko, Niederwallstr.<br />

39, 10117 Berlin,<br />

Tel. 0 30/20 61 24-0,<br />

www.botschaft-marokko.de<br />

Einreise: EU-Staatsbürger<br />

benötigen für die Einreise<br />

einen Reisepass, der noch<br />

mindestens sechs Monate<br />

gültig ist. Ein Visum wird<br />

erst ab einem Aufenthalt von<br />

drei Monaten nötig.<br />

Anreise: Mit dem Flugzeug<br />

via Madrid nach Marrakesch,<br />

beispielsweise mit Iberia<br />

Airlines. Von dort mit dem<br />

Taxi bzw. Minibussen etwa 60<br />

km nach Imlil (1740 m) und<br />

weiter zu Fuß ins Nachbardorf<br />

Aremd (1945 m), wo der<br />

Aufstieg zur Hütte beginnt.<br />

Das Gepäck kann von Imlil<br />

bis zur Toubkalhütte auf<br />

Eseln transportiert werden.<br />

Charakter: Die Skitouren<br />

ein Stein einen dicken Kratzer in den Belag<br />

seiner ohnehin malträtierten Ski geschürft.<br />

von der Toubkalhütte erfordern<br />

Kondition für etwa drei- bis<br />

fünfstündige Aufstiege über<br />

1000 bis 1200 Höhenmeter.<br />

Teils steile Anstiege; sicheres<br />

Skifahren in allen Schneearten<br />

ist vonnöten.<br />

Beste Zeit: Februar/März<br />

Deutsche Reiseveranstalter<br />

(in Zusammenarbeit mit<br />

marokkanischen Bergführern):<br />

Die Bergführer, Franz Perchtold,<br />

Hauptstr. 20, 82441 Ohlstadt,<br />

Tel. 0 88 41/6 27 08 52,<br />

www.die-bergfuehrer.de;<br />

Hindelanger Bergführerbüro,<br />

Patrick Jost, Hauptstraße 28,<br />

87541 Vorderhindelang,<br />

Tel. 0 83 24/95 36 50,<br />

www.bergschulen.de<br />

Termine/Preise: 8.–15. 3.<br />

und 15.–22. 3. 2014, Preis<br />

1390,- €/Person (ohne Flug)<br />

Ausrüstung: Skitourenausrüstung<br />

mit LVS-Set, Harscheisen,<br />

Steigeisen, warmer<br />

Schlafsack<br />

Literatur: Astrid und Erika<br />

Därr »Marokko«, Reise Know-<br />

How Verlag Bielefeld 2011;<br />

James Bainbridge, Alison Bing<br />

und Paul Clammer »Marokko«,<br />

Lonely Planet Deutschland<br />

2011; Sepp Friedhuber und<br />

Günter Guni »Berge Afrikas«,<br />

Bildband mit ausführlichen<br />

Informationen (Karten, Routen -<br />

beschreibungen, Adressen …)<br />

auf der beigelegten CD-Rom.<br />

Karten: Editorial Piolet<br />

»Toubkal: Alto Atlas. Marruecos«,<br />

1:40 000; Orientazion<br />

»Toubkal & Marrakesch«,<br />

1:50 000, Kombination von<br />

Wanderkarte und Stadtplan<br />

Hütten: Refuge du Toubkal<br />

(3207 m), CAF, www.refugedutoubkal.com;<br />

Les Moufl ons<br />

de Toubkal (3200 m), privat,<br />

www.refugetoubkal.com<br />

Hilfe vom deutschen Kollegen<br />

Beruhigend klopft ihm sein Bergführer-<br />

Kollege Franz Perchtold auf die Schultern.<br />

Jener hat bereits vor der Reise für Ersatz<br />

gesorgt. Als sich die deutsche Skitourengruppe<br />

zur Abreise rüstet, winkt er Lahcen<br />

und Houssain zu sich und übergibt ihnen<br />

vier Paar Ski, gestiftet von der Firma Dynafit<br />

und getestet von den Teilnehmern der<br />

Skitourenreise. Die beiden Brüder strahlen.<br />

Die nächsten Abfahrten im Afrika-Firn sind<br />

gesichert. Und ihr Lebensunterhalt ist es<br />

auch.<br />

◀<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 101


AUSFLUGSTIPP<br />

Das perfekte Bergwochenende I Alpbachtal<br />

Zu Gast bei<br />

Gewinnern<br />

Bergbauernidyll südlich des Inns:<br />

das Alpbachtal Von Dagmar Steigenberger<br />

Wo anklopfen?<br />

Alpbachtal Seenland Tourismus<br />

A-6233 Kramsach<br />

Tel. 00 43/53 37/2 12 00<br />

info@alpbachtal.at, www.alpbachtal.at<br />

Es nennt sich »Europadorf«, trotzdem<br />

ist die Atmosphäre in Alpbach<br />

geradezu familiär. Egal ob<br />

Fremder oder nicht, ob jung oder<br />

alt: Jeder wird hier ganz selbstverständlich<br />

geduzt. »Was derf’s sein für di’?«, fragt die<br />

Bedienung an der Käsetheke im Supermarkt<br />

und »A schene Zeit wünsch i’ dir« ruft der Bäckermeister<br />

einem hinterher. Um die Kirche<br />

im Dorfkern schmiegen sich alte Höfe mit<br />

sonnenverbrannten Holzfassaden an den<br />

Hang. Als sei die Zeit hier eine frühere. Seit<br />

1953 ist in der örtlichen Bauordnung der traditionelle<br />

Stil vorgeschrieben: Das Parterre<br />

darf aus Mauerwerk bestehen, der Rest muss<br />

aus Holz sein. Das brachte dem Ort die Auszeichnung<br />

»Schönstes Dorf Österreichs« ein.<br />

Doch das Traditionsbewusstsein ist nicht nur<br />

Fassade: Noch immer gibt es im Alpbachtal<br />

105 bewirtschaftete Bauernhöfe – in etwa<br />

gleich viele wie vor 100 Jahren –, auch wenn<br />

die meisten Bewohner mittlerweile mit dem<br />

Tourismus ihr Geld verdienen.<br />

Und der läuft gut im Alpbachtal. Familien<br />

sind auf Winterwanderungen mit Rodeln<br />

unterwegs, Langläufer ziehen durchs Tal und<br />

Skitourengeher auf die Gipfel. Am Schatzberg<br />

üben sich die Einsteiger, während die Erfahrenen<br />

am Großen Galtenberg unterwegs<br />

sind. Dass mittlerweile die Pistenskifahrer<br />

auch aus dem benachbarten Skigebiet der<br />

Wildschönau herüberkommen, das kürzlich<br />

um einen Lift von Inneralpbach auf den<br />

Schatzberg erweitert wurde, störte anfangs<br />

manchen Ruhe suchenden Gast. Trotzdem<br />

locken rund um den Talkessel noch genügend<br />

<strong>Ziel</strong>e, deren weite Hänge unberührt von<br />

Pistenfahrzeugen bleiben.<br />

Jeden August kommen übrigens jene Gäste<br />

ins Alpbachtal, die ihm den weltmännischen<br />

Beinamen verliehen. Seit 1945 findet das<br />

»Europäische Forum Alpbach« mit internationalen<br />

Persönlichkeiten aus Wissenschaft,<br />

Wirtschaft, Politik und Kultur im »Congress<br />

Centrum Alpbach« statt – dem einzigen modernen<br />

Bauwerk im Ort.<br />

◀<br />

102 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


Johann Schneiders Gesicht ist Fans von<br />

»Wetten dass ...?« vermutlich bestens in Erinnerung.<br />

Gleich viermal trat er in der ZDF-Show<br />

auf; er machte Liegestütze auf zwei Daumen,<br />

auf zwei rohen Eiern und auf drei Bierfl a-<br />

schen, während er die vierte Flasche per Zehenkraft<br />

in den Kasten räumte – »<strong>als</strong> Training<br />

fürs Karate«, wie er<br />

selbst sagt. Seine<br />

Akrobatik brachte<br />

ihn nicht nur ins<br />

Guinessbuch der<br />

Rekorde, sondern<br />

auch nach Hollywood, wo er <strong>als</strong> Stargast in<br />

der »Tonight Show« auftrat. Trotzdem ist er auf<br />

dem Boden geblieben – im Alpbachtal, wo<br />

er <strong>als</strong> Bergbauer den Erbhof seiner Familie<br />

bewirtschaftet und im Winter <strong>als</strong> Skilehrer und<br />

Guide für Freerider und Tourengeher arbeitet.<br />

(www.skischulejohannschneider.at)<br />

Was essen?<br />

Käse und Kristallbier<br />

Zu einer echten Alpbachtaler Brotzeit gehört<br />

der AlpbachTaler, ein cremiger Schnittkäse aus<br />

Heumilch, produziert in der Käserei Reith im<br />

Alpbachtal. »Kellergold«, Bio Bierkäse und vielen<br />

weiteren Heumilch-Käsesorten hat das Alpbachtal<br />

die Auszeichnung <strong>als</strong> Genussregion zu verdanken<br />

(www.kaeserei-reith.at). Aber was wäre eine Brotzeit<br />

ohne Flüssiges? Dafür sorgt Jos Moser mit seinem<br />

Kristallbier, das er seit 2006 mit<br />

dem Alpbacher Wasser<br />

braut und für das sogar<br />

einige Münchner bis<br />

zum Direktverkauf<br />

in der Brauerei in<br />

Inneralpbach<br />

kommen (www.kristallbrauerei.com)<br />

Wo wohnen?<br />

Urige Unterkunft<br />

Für Skitourengeher liegt der Gasthof Rossmoos<br />

gerade richtig: Über den Dächern von<br />

Alpbach an einem Südhang auf rund 1200<br />

Metern verschafft man sich einen guten Überblick<br />

über die Tourenziele und genießt mit der<br />

hohen Ausgangsposition gleich noch einen<br />

weiteren Vorteil. <strong>Der</strong> Hof ist eines der ältesten<br />

Gebäude in Alpbach; seine Geschichte geht<br />

bis ins 13. Jahrhundert zurück. Was aber<br />

nicht heißt, dass man hier auf Luxus verzichten<br />

müsste: Die Zimmer und Appartements<br />

sind frisch renoviert und mit allem Komfort<br />

ausgestattet. Dazu gibt es eine Sauna und<br />

ein Dampfbad. Tradition pur bietet die bodenständige<br />

Küche des Drei-Sterne-Hauses, in<br />

der viele Produkte aus eigener Landwirtschaft<br />

stammen. (www.rossmoos.at)<br />

Basiswissen<br />

Ankommen: Mit dem Auto am<br />

Inntaldreieck Richtung Innsbruck,<br />

Abfahrt Kramsach Richtung Rattenberg/Brixlegg/Alpbachtal,<br />

in Brixlegg<br />

links abbiegen ins Alpbachtal<br />

Sich orientieren: Kompass<br />

1:50 000, Blatt 28 »Vorderes<br />

Zillertal«; AV-Karte 1:50 000, Blatt<br />

34/1 »Kitzbüheler Alpen West«;<br />

Mayr Dumont 1:30 000, Blatt 28<br />

»Alpbachtal – Tiroler Seenland«<br />

Mehr erfahren: Markus und Werner<br />

Mitterer »Die Kitzbüheler Alpen«, 288<br />

Seiten, Kitzbühel 2012<br />

Nicht versäumen!<br />

Lustige Leich’<br />

Auf dem Museumsfriedhof in Kramsach<br />

zeigt sich der Tod von seiner humorvollen<br />

Seite. »Hier liegt in süßer Ruh / erdrückt<br />

von einer Kuh / Franz Xaver Maier / daraus<br />

sieht man, wie kurios man sterben kann.«<br />

So lautet eine der meist wenig zimperlichen<br />

Inschriften auf den Grabkreuzen, die Hans<br />

Guggenberger seit 45 Jahren im ganzen<br />

Alpenraum sammelt, restauriert und auf<br />

einem Areal neben seiner Schmiede- und<br />

Steinmetzwerkstatt ausstellt. Zum Großteil<br />

stammen die Inschriften aus dem 19.<br />

Jahrhundert, »dam<strong>als</strong> hatten die Menschen<br />

noch eine ganz andere Beziehung zum<br />

Sterben und zum Tod«, sagt Guggenberger.<br />

Vor kurzem wurde die Schau durch eine<br />

Freiluft-Ausstellung zur historischen Entwicklung<br />

der alpenländischen Grabkultur<br />

erweitert. <strong>Der</strong> Museumsfriedhof ist<br />

ganzjährig von neun bis 18 Uhr geöffnet<br />

und täglich kostenlos zu besichtigen.<br />

(www.museumsfriedhof.info)<br />

Tourentipps: Skitouren bei Alpbach<br />

Fotos: Alpbachtal Tourismus, privat<br />

Abfahrtsgenuss vor der Kulisse des Großen Galtenbergs<br />

1 Schatzberg (1898 m)<br />

Wertung: <strong>Der</strong> Skitourenklassiker<br />

eignet sich perfekt für Einsteiger.<br />

<strong>Der</strong> Aufstieg (2 Std.) strengt die Muskeln<br />

nicht allzu sehr an und die Abfahrt<br />

erfolgt wahlweise über Piste und<br />

Ziehwege ins Tal, wenn der Schnee<br />

kein Powdererlebnis verspricht.<br />

Start- und Endpunkt: Liftparkplatz<br />

Inneralpbach (1031 m)<br />

Route: Inneralpbach – Brücke –<br />

Jochumalm – Wetterkreuz – Hahnkopf<br />

– Schatzberg<br />

Tourenkarte 3<br />

Heftmitte<br />

2 Großer Galtenberg (2424 m)<br />

Wertung: <strong>Der</strong> höchste Gipfel über<br />

dem Alpbachtal verlangt einige<br />

Kondition (Aufstieg 4 Std.). Auf den<br />

letzten 400 Höhenmetern am steilen<br />

Gipfelaufbau lässt man die Ski am<br />

besten stehen und stapft zu Fuß hoch.<br />

Start- und Endpunkt: Parkplatz<br />

Hochberg im Luegergraben (1060 m)<br />

Route: Luegergraben – Forstweg –<br />

Jadghütte Alpenkreuz (ca. 1700 m) –<br />

freier Rücken (am Ende steil) – Großer<br />

Galtenberg<br />

Tourenkarte 4<br />

Heftmitte<br />

02 ⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 103


Juli 2013<br />

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LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />

01<br />

01 / Januar 2014<br />

Münchner Hausberge: Faszination Winterwandern<br />

PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Bayerische Voralpen • Walliser Alpen • Grajische Alpen<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

12 Touren<br />

zum Träumen<br />

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Mont Blanc + Alpamayo ++<br />

IM TEST<br />

Alles über<br />

Schneeschuhe<br />

Foto: Andreas Strauß<br />

Die Redaktion verrät ihre Vorsätze für 2014<br />

Lechtaler Alpen<br />

Die Sechs-Tage-Skitour<br />

Peter Schlickenrieder<br />

Ski-Abenteuer<br />

Kaukasus:<br />

Wildnis, Wodka,<br />

Wunderland<br />

AUF TOUR SERVICE<br />

INTERVIEW<br />

Berg&Bad<br />

zination Winterwandern<br />

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sätze für 2014<br />

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Wie Sie Wintertouren Rückkehr der Wolle: Was Sie<br />

mit Thermen verbinden über Merino wissen müssen<br />

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Entdeckung der Langsamkeit:<br />

Trekking auf<br />

Afrikas höchsten Berg<br />

Berg&Scham<br />

Warum Christian Stangl seine<br />

K2-Gipfellüge schwer bereut<br />

KILIMANDSCH<br />

Entdeckung der L<br />

samkeit: Trekking<br />

Afrikas höchsten<br />

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BERGSTEIGER 01/2014<br />

Keine Machtverschiebung<br />

Betrifft: »Gegen Olympia und für<br />

neue Struktur«, DAV-JHVS<br />

bs_2014_01_u1_u1.indd 1 21.11.13 15:08<br />

Grassls Tipp: Das Kreuz mit den Fellen<br />

Ob der Fellkleber hält, sollte<br />

man vor der Tour checken.<br />

Die Skitourensaison erreicht<br />

langsam aber sicher ihren Höhepunkt.<br />

Ein guter Zeitpunkt, nochmal<br />

das Material zu checken.<br />

Besonders die Felle verlieren über<br />

den Sommer, aber auch im Laufe<br />

Sehr geehrte Redaktion,<br />

mit dem Beschluss einer neuen<br />

Struktur auf der Jahreshauptversammlung<br />

des DAV ist keine<br />

Machtverschiebung von der<br />

der Saison ihre Klebekraft, und ob<br />

die Felle halten, merkt man immer<br />

erst nach dem Start. Also vorher<br />

überprüfen: Am besten das Fell<br />

genau in der Mitte knicken, die<br />

beiden Klebefl ächen aneinander<br />

drücken und nach kurzer Zeit<br />

wieder auseinander ziehen. Beim<br />

Lösen der beiden Flächen spürt<br />

man die Klebefähigkeit des Fells.<br />

Lassen sich die Klebefl ächen sehr<br />

leicht auseinander ziehen, wird<br />

sich das Fell sicherlich bei der<br />

ersten Tour vom Ski lösen. Benötigt<br />

man schon einiges an Kraft und<br />

spürt man mit dem Daumen, dass<br />

der Kleber nicht eingetrocknet ist,<br />

wird das Fell sicherlich halten.<br />

Andernfalls sollte man unbedingt<br />

einen neuen Kleber auftragen,<br />

BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbrief des Monats<br />

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten<br />

Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion, sondern<br />

die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns<br />

vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />

<strong>Der</strong> Fehlerteufel hat zugeschlagen!<br />

Einigen Lesern ist es sicher aufgefallen: In<br />

den Tourenblättern von Heft 01/2014 haben<br />

wir zu den beiden Etappen der Großen Reib’n zweimal<br />

die Karte der ersten Etappe abgebildet. Um dieses Versehen<br />

wieder gut zu machen, liefern wir Ihnen hier die<br />

Übersichtskarte zur zweiten Etappe nach.<br />

am besten mit einem »Transfertape«.<br />

Zunächst den alten Kleber<br />

mit einem Heißluftfön anwärmen<br />

und mit einer Spachtel entfernen.<br />

Hier ist Geduld gefragt. Danach<br />

den neuen, am besten vom<br />

gleichen Fellhersteller, aufbügeln<br />

und etwa acht Stunden trocknen<br />

lassen. Dann werden die Felle<br />

halten und Sie können die Skitour<br />

genießen!<br />

Toni Grassl<br />

ist staatlich<br />

geprüfter Bergund<br />

Ski führer<br />

und Inhaber der Eventagentur<br />

grassl-eps. Exklusiv für den<br />

BERGSTEIGER gibt er Tipps<br />

rund ums Bergsteigen.<br />

Basis hin zur Geschäftsstelle<br />

beabsichtigt, vielmehr ist effektiveres<br />

Handeln bei gleichzeitiger<br />

Stärkung des föderativen<br />

Prinzips angesagt. Hierzu erhält<br />

das Präsidium erweiterte<br />

Kompetenzen für operative<br />

Aufgaben, <strong>als</strong>o für die Abwicklung<br />

des Betriebs auf der Basis<br />

der von der Hauptversammlung<br />

gefassten Beschlüsse. <strong>Der</strong><br />

Verbandsrat wird von Aufgaben<br />

entlastet, die er ob des Umfangs<br />

bisher häufig nur <strong>als</strong><br />

Handlanger leisten konnte. Er<br />

wirkt künftig vorwiegend im<br />

strategischen Bereich, <strong>als</strong>o bei<br />

der Gestaltung der Vereinspolitik<br />

für die gebührende Berücksichtigung<br />

der Interessen der<br />

Sektionen. Die Konzentration<br />

auf diese Aufgabe macht ihn<br />

zum Entscheidungsgremium<br />

zwischen den Hauptversammlungen<br />

und in gewissem Maße<br />

zum Kontrollgremium. In diesem<br />

Sinne wurde im Verbandsrat<br />

die Zahl der Mitglieder aus<br />

dem Bundesverband verringert,<br />

die Regional-/Sektionenvertreter<br />

haben die deutliche<br />

Mehrheit.<br />

Günter Manstorfer, Vorsitzender<br />

der Sektion München des DAV,<br />

Mitglied in der Strukturkommission<br />

des DAV<br />

02/14 | 81. Jahrgang<br />

Internet: www.bergsteiger.de<br />

Redaktionsanschrift<br />

BERGSTEIGER<br />

Postfach 40 02 09, 80702 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />

bergsteiger@bruckmann.de<br />

Chefredakteur Michael Ruhland<br />

Redaktion Thomas Ebert, Diana Gäntzle,<br />

Petra Gössl-Kubin, Dominik Prantl,<br />

Dagmar Steigenberger<br />

Assistenz Thomas Ebert<br />

Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />

Kartographie Christian Rolle<br />

Illustrationen Max Baitinger<br />

Aboservice/Leserservice<br />

BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />

82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />

Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />

Fax 01 80-5 32 16 20*<br />

(* 14 Cent pro Minute)<br />

leserservice@bergsteiger.de<br />

Anzeigenleitung<br />

Helmut Kramer, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270,<br />

helmut.kramer@verlagshaus.de<br />

Anzeigenverkauf<br />

Peter Schachtl (Bergsport),<br />

Tel. +49 (0) 80 64.90 59 75,<br />

medienservice@schachtl.de<br />

Tourismus-Marketing<br />

Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />

angelika.genat@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition<br />

Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />

1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />

Repro ludwig:media, Zell am See<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.bruckmann.de<br />

Geschäftsführer Clemens Schüssler,<br />

Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung: Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />

sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />

Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72<br />

(D) inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56<br />

inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten<br />

ISSN 1435–8905 • 1681<br />

Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />

monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />

und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />

an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im<br />

Fachhandel sowie direkt beim Verlag.<br />

© 2014 by Bruckmann Verlag GmbH<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />

erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />

Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtstand ist München.<br />

100%-Gesellschafterin der Bruckmann Verlag<br />

GmbH ist die GeraNova Bruckmann Verlagshaus<br />

GmbH. Geschäftsführender Gesellschafter:<br />

Clemens Schüssler<br />

Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />

Michael Ruhland, Infanteriestraße<br />

11a, 80797 München.<br />

Verantwort lich für Anzeigen<br />

Helmut Kramer, Infanteriestraße<br />

11a, 80797 München<br />

104 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


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AUF TOUR<br />

Soweit die Füße tragen<br />

Wer einmal auf den Geschmack gekommen<br />

ist, den lässt das Thema nicht mehr<br />

los: weitwandern. In Teil 2 stellen wir Ihnen<br />

zwei Klassiker und einen Exoten vor.<br />

&<br />

WINTERFLUCHTEN<br />

Frühlingserwachen<br />

Wenn die Glückshormone das<br />

Blut in Wallung bringen und es die<br />

Menschen hinaus treibt in die Sonne,<br />

dann kann der Lenz nicht mehr weit<br />

sein. Wir stellen Ihnen vier Bergregionen<br />

vor, wo er sich erfahrungsgemäß<br />

am frühesten zeigt.<br />

REPORTAGE<br />

Durch den wilden Kaukasus<br />

<strong>Der</strong> Kazbeg ist ein sagenumwobener<br />

Fünftausender in Georgien, der den Griechen<br />

wie auch den frühen Christen <strong>als</strong><br />

heilig galt. Unser Autor war mit Ski oben.<br />

La Réunion im Indischen Ozean<br />

AUF TOUR Allgäu-Durchquerung auf dem Heilbronner <strong>Weg</strong><br />

ALPINISMUS Die Paten V: <strong>Bergsteiger</strong> und ihre Klettersteige<br />

SERVICE<br />

Wetterschutz<br />

am Berg<br />

<strong>Der</strong> nächste <strong>Bergsteiger</strong> ist vom 15. Februar an am Kiosk erhältlich.<br />

Softshelljacken gelten <strong>als</strong><br />

Tausendsassas: Sie schützen vor Regen<br />

und Wind, zugleich transportieren<br />

sie Feuchtigkeit vom Körper weg. <strong>Der</strong><br />

BERGSTEIGER hat untersucht, was<br />

wirklich dran ist an diesem Image.<br />

Schneehöhlen<br />

Oft etwas romantisch<br />

verklärt, ist der<br />

eigentliche Zweck der<br />

Schneehöhle ihr<br />

Wärmespeicher: Auch<br />

wenn draußen die Vögel vom Himmel<br />

fallen, hat es innen null Grad. Teil 2<br />

unserer Serie zur Isolation zeigt, wie<br />

man ein Schneebiwak einrichtet.<br />

Fotos: Franz Gattermayr, Corey Rich, Rab<br />

MITARBEITERIN DES MONATS<br />

↗<br />

AUFSTEIGER DES MONATS<br />

↘<br />

ABSTEIGER DES MONATS<br />

Schlemmen fürs<br />

Trentino-Special<br />

Als Autorin verstärkt Diana Gäntzle den<br />

BERGSTEIGER schon seit mehr <strong>als</strong> einem<br />

Jahr. Nun ist die ausgebildete Redakteurin,<br />

die früher bei der Nachrichtenagentur ddp<br />

respektive dapd tätig war, so richtig im<br />

Bergjournalismus angekommen.<br />

Sie betreut das BERGSTEIGER<br />

Special Trentino, das im April<br />

erscheint. Manchmal kann der<br />

Job recht anstrengend sein.<br />

Zum Beispiel wenn man für<br />

eine Geschichte über die »Rifugi<br />

del Gusto« an einem Wochenende<br />

zehn Schlemmerhütten besuchen und das<br />

jeweilige Angebot Trentiner Spezialitäten inspizieren<br />

und probieren muss. Wie gut, dass<br />

dazwischen auch Wanderungen lagen...<br />

Über weiten Gauen<br />

Seinen Traum wollte sich Johann Schmuck<br />

erfüllen: einmal auf einem 8000er stehen.<br />

Im September zog der Berufsmusiker los zum<br />

Cho Oyu – samt Posaune, auf der Schmuck<br />

eigentlich üben wollte. »Da oben bringst du<br />

keinen Ton raus«, frotzelten die Freunde, ähnliches<br />

prophezeiten auch die Sherpas vor Ort.<br />

<strong>Der</strong> Grassauer gab nicht auf, und so erklang<br />

am 02. Oktober auf dem 8201 Meter hohen<br />

Gipfel – die Bayernhymne. Begründung der<br />

TItelwahl: »Mei, ich bin halt ein Patriot.«<br />

Die Pistensperre<br />

»Tourengeher müssen auch teilen können«,<br />

forderten Mitte der Nuller-Jahre einige<br />

Tourismus-Chefs, <strong>als</strong> es um den Ausbau<br />

ihrer Skigebiete ging und die Skibergsteiger<br />

um ihre Hänge fürchteten. Daraus ist ein<br />

Bumerang geworden, der die Pistenmanager<br />

nun einholt: Skitourenboom auf den Pisten,<br />

Gerichtsverfahren in Garmisch, Tot<strong>als</strong>perre<br />

am Spitzing. Dass nicht bis zum ersten Unfall<br />

gewartet werden kann, leuchtet ein. Warum<br />

man sich nicht an gelungenen Lösungen<br />

(Tourengeher-Tunnel am Kolbensattel, Skitourenroute<br />

Brauneck etc.) orientiert, bleibt<br />

rätselhaft. Bleibt zu hoffen, dass Verbote die<br />

Ausnahme bleiben und zukünftig wieder im<br />

Dialog geplant<br />

wird. Geben und<br />

nehmen, leben<br />

und leben lassen.<br />

Fotos: privat, Johann Schmuck, Thomas Ebert<br />

106 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14


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Warum in die Ferne schweifen, zwischen Iller und Salzach lockt<br />

so manches Schmankerl – versprechen Thomas Zanker, Janina<br />

Meier und Markus Meier. Selbst erprobt und für gut befunden,<br />

stellt das kundige Autorentrio seine liebsten Touren zwischen Allgäuer<br />

und Kitzbüheler Alpen vor. Inklusive der interessantesten<br />

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108 <strong>Bergsteiger</strong> 02 ⁄14

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