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im Fach Psychologie an der Fakultät für Verhalt - Ruprecht-Karls ...

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Einführung und Übersicht<br />

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2<br />

Lebensphase prinzipiell modifizierbare Einstellungen zu Sterben und Tod aus. Die bisl<strong>an</strong>g<br />

untersuchten Korrelate dieser Einstellungen zu Sterben und Tod bezogen sich jedoch meist<br />

auf Kin<strong>der</strong> und Jugendliche und insbeson<strong>der</strong>e Menschen <strong>im</strong> mittleren Erwachsenenalter,<br />

also Personen <strong>im</strong> Altersbereich zwischen 35 und 65 Jahren (Lindenberger & Schaefer,<br />

2008). Auch die todbezogenen Einstellungen terminal Erkr<strong>an</strong>kter sowie <strong>der</strong>en Betreuer<br />

erfahren <strong>im</strong> Kontext <strong>der</strong> Hospizbewegung, Palliativmedizin und Euth<strong>an</strong>asie-Diskussion<br />

<strong>an</strong>haltendes Forschungsinteresse. Doch wie sieht es mit <strong>der</strong> gesellschaftlich <strong>im</strong>mer bedeutsamer<br />

werdenden Gruppe <strong>der</strong> Hochbetagten aus?<br />

Obwohl theoretische Aussagen über Einstellungen von Sterben und Tod <strong>im</strong> hohen<br />

Alter, also ab ca. dem 80. Lebensjahr (ebd., s. auch Punkt 1.3), aus bereits bek<strong>an</strong>nten Theorien<br />

und Befunden zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en Altersgruppen ableitbar sind, fehlt es weitgehend <strong>an</strong> empirischer<br />

Bestätigung <strong>für</strong> dieses am stärksten wachsende demographische, jedoch th<strong>an</strong>atospsychologisch<br />

unterrepräsentierte Segment (z.B. Tomer, 2000b; Wittkowski, 2005). Dies<br />

k<strong>an</strong>n zumindest teilweise <strong>an</strong> <strong>der</strong> gegenwärtigen Tabuisierung des Todes in den westlichen<br />

Industrienationen liegen (vgl. Ariès, 1981, 2009; T. Walter, 1991, 1995). Augenscheinliche<br />

Gründe mögen in einer natürlichen Scheu und ethischen Bedenken liegen, sehr alten<br />

Menschen eine <strong>der</strong>artig direkte Konfrontation mit ihrem baldigen Lebensende zuzumuten.<br />

Auch ein m<strong>an</strong>gelndes Interesse am (hohen) Alter und den damit verbundenen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

bis hin zu Abwehr und Negation <strong>der</strong> Gesellschaft sowie <strong>der</strong> forschenden Disziplinen<br />

können bestehende Hemmschwellen erklären.<br />

Um die bisherige Forschungslücke zu schließen, wird in <strong>der</strong> vorliegenden Studie<br />

entsprechend <strong>der</strong> Fokus auf sehr alte Menschen – hier Menschen am Ende ihres achten und<br />

neunten Lebensjahrzehnts – gelegt, die dem Tod aus chronologischer und mortalitätsstatistischer<br />

Sicht, auch unabhängig vom Vorliegen von Kr<strong>an</strong>kheiten, am Nächsten sind<br />

(Fortner & Ne<strong>im</strong>eyer, 1999; Fortner, Ne<strong>im</strong>eyer, Rybarczyk, & Tomer, 2000) bzw. die geringste<br />

noch verbleibende Restlebenszeit aufweisen. Die Tatsache, dass diese Personengruppe<br />

in bisherigen Studien zur Untersuchung <strong>der</strong> Einstellungen zu Sterben und Tod<br />

weitgehend vernachlässigt wurde, bezeichnen führende Th<strong>an</strong>atosforscher wie Robert A.<br />

Ne<strong>im</strong>eyer und Victor G. Cicirelli in Anbetracht <strong>der</strong> Offensichtlichkeit des Themas als<br />

„ironic <strong>im</strong>bal<strong>an</strong>ce“ (Tomer, 2000b, S. vii) o<strong>der</strong> „paradoxical, given the fact that ol<strong>der</strong><br />

adults are the group with the greatest vulnerability to death“ (Cicirelli, 2002b, S. 1). Die<br />

hier vorgestellte Arbeit soll dazu beitragen, die bisherigen theoretischen und empirischen<br />

Erkenntnisse <strong>der</strong> Th<strong>an</strong>atospsychologie, <strong>der</strong> ´<strong>Psychologie</strong> des Todes`, bezüglich <strong>der</strong> Einstellungen<br />

zu Sterben und Tod und insbeson<strong>der</strong>e einer akzeptierenden versus einer ängstlichen<br />

Sicht auf Hochbetagte sowohl theoretisch-integrativ als auch querschnittlichempirisch<br />

zu erweitern und mögliche Beson<strong>der</strong>heiten des Lebens <strong>im</strong> Angesicht des Todes<br />

darstellen.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Autorin ist es nötig, dies zu untersuchen, da das Thema <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf den viel zitierten demographischen W<strong>an</strong>del ein äußerst bris<strong>an</strong>tes Tabu darstellt. War<br />

<strong>der</strong> Tod vor nicht allzu l<strong>an</strong>ger Zeit vor allem ein Phänomen des jungen und mittleren Alters,<br />

ist er heute durch den gesellschaftlichen und medizinischen Fortschritt „weitgehend<br />

Altersschicksal“ (Bölsker-Schlicht, 1992, S. 11). Da viele <strong>der</strong> heute geborenen Menschen<br />

also auf das Erreichen eines sehr hohen Alters hoffen dürfen, wird die Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Sterben und dem Tod <strong>im</strong> hohen Alter eine zunehmend größere Personengruppe

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