im Fach Psychologie an der Fakultät für Verhalt - Ruprecht-Karls ...
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Einführung und Übersicht<br />
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ben<strong>der</strong> sind jedoch letztlich soziale und psychische Faktoren, wie etwa Autonomie und<br />
sozialer Kontakt, so dass hierin auch großes Interventionspotential liegt.<br />
Die Stabilität des subjektiven Wohlbefindens ist Teil weiterer Befunde, die eine Kontinuität<br />
von Selbst und Persönlichkeit auch <strong>im</strong> hohen Alter untermauern. So können zum einen<br />
durch selbst-regulative Prozesse wie Kontrollüberzeugungen (<strong>im</strong> Folgenden mit KÜZ abgekürzt),<br />
Selbstwirksamkeit o<strong>der</strong> Coping-Strategien <strong>der</strong> erwünschte Selbst-Zust<strong>an</strong>d auch<br />
<strong>im</strong> hohen Alter erhalten werden; zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en zeigt sich, dass sich auch die Persönlichkeit<br />
<strong>an</strong> sich – zumeist gemessen über die Big Five (Costa & McCrae, 1985; Costa & McCrae,<br />
1995) – insgesamt als weitgehend robust erweist, wobei sich jedoch auch hier größere Unterschiede<br />
in <strong>der</strong> Vari<strong>an</strong>z <strong>im</strong> Vergleich zum mittleren Erwachsenenalter ergeben (vgl. hierzu<br />
Punkt 2.1.2 und 2.2.3). Persönlichkeit, Identität, Konzeptionen des Selbst und selbstregulative<br />
Prozesse können aufgrund ihrer <strong>an</strong>genommenen Stabilität trotz und gerade bei<br />
objektiven Einbußen in <strong>an</strong><strong>der</strong>en Bereichen eine wichtige Ressource darstellen.<br />
Den <strong>im</strong>mer eingeschränkteren Lebensbereich und die zahlreichen Stressoren des<br />
Alters mit den noch vorh<strong>an</strong>denen Möglichkeiten zu gestalten und <strong>im</strong> Sinne einer Adaptation<br />
zu bewältigen, ist die große Herausfor<strong>der</strong>ung und Entwicklungsaufgabe des hohen Alters<br />
(M. M. Baltes & Carstensen, 1996; Br<strong>an</strong>dtstädter & Wentura, 1995) und Thema vielzitierter<br />
psychogerontologischer Theorien, von denen einige unter Punkt 2.2.2 vorgestellt<br />
werden. So k<strong>an</strong>n durch Selektion eine Auswahl von Zielen getroffen werden, diese durch<br />
aktive Regulationsmech<strong>an</strong>ismen opt<strong>im</strong>iert und gegebenenfalls mittels geeigneter Strategien<br />
kompensiert werden, um so auf einen <strong>an</strong>tizipierten o<strong>der</strong> bereits eingetretenen Verlust<br />
<strong>an</strong> Fähigkeiten ausgleichend zu reagieren, wie es <strong>im</strong> Modell <strong>der</strong> selektiven Opt<strong>im</strong>ierung<br />
mit Kompensation beschrieben wird (M. M. Baltes, Carstensen, Staudinger, &<br />
Lindenberger, 2003; P. B. Baltes, 1990; P. B. Baltes & Baltes, 1980). Es gilt, die vorh<strong>an</strong>denen<br />
Ressourcen so einzusetzen, um die ´Waage` zwischen Funktionserhalt und Verlustregulation<br />
möglichst l<strong>an</strong>ge <strong>im</strong> Gleichgewicht zu halten (Ebner, Freund, & Baltes, 2006).<br />
Baltes umschreibt die teilweise opt<strong>im</strong>istisch, doch oft auch negativ st<strong>im</strong>menden Befunde<br />
<strong>der</strong> gerontologischen Forschung zum hohen Alter in Anlehnung <strong>an</strong> den Philosophen Bloch<br />
treffend als „Hoffnung mit Trauerflor“ (P. B. Baltes, 1996, S. 29; Bloch, 1967) bzw. stellt<br />
<strong>im</strong> Titel eines Artikels die Frage, ob das hohe Alter „mehr Bürde als Würde“ sei (P. B.<br />
Baltes, 2003). Der in <strong>der</strong> Werbekampagne propagierte Opt<strong>im</strong>ismus entspricht in seiner<br />
Verallgemeinerung somit lei<strong>der</strong> nicht <strong>der</strong> Realität. Nichtsdestotrotz ist es durchaus möglich,<br />
auch als hochaltriger Mensch mit den fast unausweichlichen Einschränkungen eine<br />
gute Lebensqualität und ein hohes Wohlbefinden zu erzielen, was jedoch stark von den<br />
individuell verfügbaren Ressourcen und Persönlichkeitseigenschaften abhängt. Zusammenfassend<br />
lässt sich sagen, dass das Vierte Lebensalter ein einzigartiger, schwer zu definieren<strong>der</strong><br />
und noch weniger normieren<strong>der</strong> Lebensabschnitt ist:<br />
Perhaps nowhere is the degree of variability among people in <strong>an</strong> age-group greater th<strong>an</strong> it is among<br />
old people [gemeint sind die Hochaltrigen], as individuals` life experiences over at least six decades<br />
of adulthood culminate in what seem like personalized constellations of experiences that are as<br />
unique as one`s fingerprints. […] Yet some things about late life, such as normative declines in<br />
physical <strong>an</strong>d cognitive health, may be postponed but not escaped. […] there is no shared framework<br />
within which to assess themselves <strong>an</strong>d others. (Settersten Jr. & Trauten, 2009, S. 457 u. 458).